Bücher mit dem Tag "zukunft der arbeit"
5 Bücher
- Michael Opoczynski
Restposten
(4)Aktuelle Rezension von: annlu*Alles ist möglich, aber möglichst ohne Menschen...*
Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus? Digitalisierung, künstliche Intelligenz aber auch ein neues Verständnis von Arbeit setzen eine Revolution in der Arbeitswelt in Gang, auf die dieses Buch einen genauen Blick wirft.
Die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz wächst stetig an. Von dieser Entwicklung aus startet der Autor seine Überlegungen und stellt für ganze Berufsgruppen ein mögliches Aus ihrer bisherigen Arbeit in Ausschau. Ob wirklich alle Firmenangestellten, Fahrer, Spediteure und Boten, Banker und Versicherungsvertreter, Verkäufer und Autofabrikangestellte ihren Job verlieren werden, sei dahingestellt. Zwar startet jedes Kapitel damit, dass es die Zukunft eines dieser Berufsbilder schwarz malt – der reißerische Ansatz verliert sich aber und stellt konkret bereits erreichte und realistisch Zukunftsentwicklungen vor, die die Arbeit eben jener Berufe deutlich verändern wird. Meist auch mit dem Ziel, die Zahl der Arbeiter drastisch zu reduzieren. Dabei sind manche Entwicklungen bereits voll im Gang, während andere erst leise angesprochen werden oder technisch noch gar nicht möglich sind. Auch die aktuelle Corona-Krise wird mitbedacht.
Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Wandel im traditionellen Bild von Arbeit. Vom Angestellten zum (scheinbar) selbstständigen Crowd-Worker, der sich entweder nicht um die Zukunft (sprich Pension) schert oder sich keine Absicherung leisten kann. Dabei wird auch die Rolle des Staates und der Gewerkschaften angesprochen. Obwohl (fast) jedes Kapitel mit einem hoffnungsspendenden „Es geht auch anders“-Beitrag endet, sind die Prognosen, die im zweiten Teil angestellt werden, nicht sehr rosig.
Fazit: Die Gegenüberstellung von dem, was schiefläuft mit Beispielen, wie man es besser machen kann, fand ich interessant. Gedanklich beschäftigt und zu generationenübergreifenden Diskussionen haben die Ausführungen zu den Banken und Versicherungen der Zukunft geführt. Obwohl das Nachwort das Buch etwas positiver abschließt (wir sind selbst dafür verantwortlich, die Veränderungen zu lenken), haben besonders die Ausführungen zur Ohnmacht der Staaten in Bezug auf zukünftige Renten und Sozialversicherungen einen bitteren Beigeschmack hinterlassen.
- Johannes Ullmaier
Schicht!
(2)Aktuelle Rezension von: KollegeKraftwagenDie Arbeitswelt ist der große blinde Fleck in der deutschen Gegenwartsliteratur, kaum ein Roman beschäftigt sich mal hauptsächlich mit dem Erwerbsleben seiner Figuren. Da gibt es die Bücher von Ernst Wilhelm Händler, es gibt Burkhard Spinnens „Der schwarze Grat“, Anne Weber hat ein Buch über ihre Stipendiatenzeit in einem Großraumbüro geschrieben. Kathrin Röggla hat die Beraterszene belauscht und daraus ein grandioses Geflecht aus O-Tönen geschaffen („wir schlafen nicht“). Auch sie ist in diesem Band vertreten, in einem beeindruckend hochklassigen Umfeld – siehe oben)! Der Untertitel („Arbeitsreportagen“) ist ein wenig irreführend, denn die hier gesammelten Texte sind eher mit literarischen als mit journalistischen Mitteln geschrieben, man erfährt mindestens soviel über die Autoren und deren Poetik wie über ihr Studienobjekt. Eigentlich ist dieses Buch eine thematische Anthologie neuester deutschsprachiger Literatur, die die meisten anderen Produkte dieser Art weit in den Schatten stellt. Hier werden die Möglichkeiten deutlich, die sich der Literatur bieten, wenn sie sich diesem Teil der Wirklichkeit stärker zuwenden würde. Die fast ausnahmslos tollen Texte widmen sich jeweils einem Beruf/einer Person. Manche Autoren erzählen auch von sich, die Vorgaben scheinen sehr gering gewesen zu sein. Dietmar Dath nutzt diese Freiheit, um gleich ein apokalyptisches Zukunftsszenario zu erfinden, Kathrin Röggla schließt vom „Beruf“ des Schuldners und Privatinsolventen auf den Zustand der Gesellschaft und Thomas Raab macht sich angesichts des Discountbestatters, mit dem er ins tschechische Krematorium fährt, vor allem Gedanken darüber, warum er schreibt und was das mit seiner eigenen Sterblichkeit zu tun hat. Alles ist erlaubt, Überraschungen vorprogrammiert. Wissbegierde mischt sich so beim Lesen mit literarischem Genuß. Jeder dieser meist ca. 30 Seiten langen Texte kann ganze groß angekündigte Romane voller Liebeswirren und Selbstbespiegelung ersetzen, sie sind so dicht, so lebensgesättigt, so hintergründig literarisch, so durch und durch uneitel und effektiv geschrieben, daß es eine wahre Freude ist.