Bücher mit dem Tag "ypern"
8 Bücher
- Wylie Overstreet
Adam ist jetzt mit Eva befreundet
(39)Aktuelle Rezension von: HoldenEine interessante Idee: Was wäre passiert, wenn Mark Z. (bzw. die Winklevoss-Zwillinge) Facebook viel früher erfunden hätten, was hätte man damals nicht alles schon im Vorraus wissen können? Schön ironisch-humorvolle Gedankenspielereien, bei dem einem auch manchmal das lachen im Halse stecken bleibt, zB wenn Hitler Nationalismus bereits 1920 für eine "gute Idee" hält. Sehr amüsant so für zwischendurch, durchaus weiterzuempfehlen. - Alice Winn
Durch das große Feuer
(12)Aktuelle Rezension von: Magical_YakuWas für ein Buch. Schön und furchtbar zugleich. Ich wusste, dass es wehtun würde - das ist bei der Prämisse der Geschichte quasi unvermeidlich, aber verdammt! Die in der Zeit beinahe unmögliche Liebe ist eine Sache, die Darstellung des Krieges, was alles so an der Front passiert, eine ganz andere. Hab ich davon in der Schule schon mal gehört? Klar. Erinner ich mich 20 Jahre später noch an irgendwas davon? :D Auch von der Warte her bin ich froh, das Buch gelesen zu haben.
Ich hab die englische Ausgabe gelesen, also kann ich zur deutschen Übersetzung nichts sagen. Von der Genauigkeit der historischen Gegebenheiten hab ich ebenfalls keine Ahnung, aber wenn man dem Nachwort der Autorin glauben kann, weiß sie, wovon sie schreibt. Und auf jeden Fall fühlte es sich beim Lesen glaubhaft an und das ist mir ehrlich gesagt wichtiger als wirkliche Akkuratesse.
Die Charaktere, die Story, die Dialoge, der Stil, all die furchtbaren Sachen, die passieren (und die guten!), die Darstellung von Trauma, Angst und Liebe und hundert andere kleine Sachen - für mich persönlich gibt es nichts an dem Buch, das ich mir anders wünschen würde.
- J. M. G. Le Clézio
Der Goldsucher
(17)Aktuelle Rezension von: GulanIm Jahr 1892 lebt der achtjährige Alexis mit seinen Eltern und seiner Schwester Laure in einem kleinen Haus in paradiesischer Umgebung in der Boucan-Senke auf Mauritius. Er erlebt eine behütete und glückliche Kindheit. Doch nachdem ein Orkan ihr Haus zerstört hat und aufgrund der Geldnöte ist die Familie gezwungen, die Boucan-Senke zu verlassen. Kurz darauf stirbt Alexis' Vater. Schon früh ist Alexis gezwungen, Geld für die Familie zu verdienen. Insgeheim träumt er jedoch einen Traum seines Vaters weiter, der Dokumente über einen geheimen Goldschatz gesammelt hat. Eines Tages macht Alexis sich auf und betritt ein Schiff, um den Schatz des Korsaren zu suchen.Der französisch-mauritische Schriftsteller Le Clézio hat mit diesem Buch einen wirklich außergewöhnlichen Abenteuerroman geschrieben. Sein Ich-Erzähler Alexis begibt sich auf eine Reise in die Träume seiner Kindheit. Der Schatz des Korsaren wird für ihn zu einer Art Obsession. Er verlässt seine Schwester und Mutter und sucht auf der Insel Rodriguez in einem einsamen, tropischen Tal akribisch nach dem Goldschatz. Dort begegnet er Uma, einer jungen Einheimischen, Nachfahrin entflohener Sklaven. Seine Reise führt ihn auch auf die belgischen Schlachtfelder des ersten Weltkriegs und schließlich zurück in seine Heimat Mauritius.
Herausragend an diesem Roman ist die wortgewaltige Poesie Le Clézios. Die Beschreibung der exotischen Natur und Landschaft, insbesondere des Meeres, und auch seiner Romanfiguren ist ganz große Kunst. Ich muss allerdings zugeben, dass mich diese Art anfangs erschlagen hat und ich mich nach und nach auf diesen Stil (erfolgreich) einlassen musste. Der Roman ist auch kein klassischer Abenteuerroman mit hohem Spannungsbogen, sondern vielmehr eine exotische, träumerische Reise auf der Suche nach dem Sinn, gleichzeitig auch ein Plädoyer an die Natur, die Liebe und die Menschlichkeit.
Ich bin wirklich beeindruckt von der sprachlichen Eleganz und wortgewandten Prosa dieses Romans. Er hat zugegeben ein paar Längen, vorwiegend zu Beginn. Aber zunehmend war ich wirklich eingenommen von diesem Werk. Wer gerne exotische Abenteuer ohne Kitsch und mit echter Poesie liest, dem sei dieser Roman ans Herz gelegt.
- Michaela Saalfeld
Was wir zu hoffen wagten
(41)Aktuelle Rezension von: Emma_PetersDer Roman spielt etwa zur gleichen Zeit vor und während des 1. Weltkrieges wie „Vergiss das mit der Liebe“ von Emma Peters. Auch hier geht es um eine junge Frau und ihre Familie, nur stammt diese aus Berlin, nicht dem Ruhrgebiet und trägt einen Adelstitel, keine Kittelschürze.
Die Protagonistin, die strenge, unkonventionelle Felice, älteste von drei Geschwistern, will nicht nur Jura studieren, sondern auch in den Referendardienst eintreten, gut genug ist sie allemal. Die Zulassung dazu wird ihr allerdings – weil Frau – verwehrt. Ihr Bruder Willi träumt vom Film und fällt durchs Abitur und die jüngste Schwester Ille betet Felice an, geht ihr jedoch nur auf die Nerven. Die Wege, die sie jeweils wählen, um die ihnen gesetzten Grenzen zu sprengen, sind unbefriedigend und zum Scheitern verurteilt. Dann kommt der Krieg, und die Karten werden neu gemischt.
Als Historikerin ist Michaela Saalfeld hervorragend gerüstet, die großen politischen und militärischen Ereignisse anhand vieler kleiner Details zu illustrieren. Sehr glaubhaft sind die Charaktere in der ausgehenden wilhelminischen Zeit verwurzelt, das Zusammenspiel von historischen Fakten und interessanten Charakteren gelingt wunderbar. Unbedingt will man das Schicksal der Geschwister und der Menschen, die sie lieben weiterverfolgen und keine der Beziehungen ist unkompliziert.
Die Antagonisten, alte weiße Männer, die sich an ihrer Macht festhalten, sind es, die den furchtbaren Krieg vom Zaun brechen und weit über die Grenze des erträglichen aufrechterhalten. In den Personen von Benno und Berndt erhalten sie ein Gesicht, dass der Leser gerne verabscheut.
Die Marotten der Oma Hertha und der ironische Ton von Quintus Quirin liefern ein humorvolles Gegengewicht zu den gewichtigen Fragen der Handlung.
Patriarchat und Emanzipation, alter Ehrenkodex und moderne Technik, Loyalität und Verrat prallen an allen Ecken aufeinander. Glückliche und unglückliche Zufälle, kluge und weniger kluge Entscheidungen führen zu einer Reihe von unerwarteten Wendungen.
Allein die Frage, wie sich der unrealistische Wunsch, Juristin zu werden, wohl verwirklichen lässt, baut von Anfang an Spannung auf. Das mehrmals verwendete Element einer Frau zwischen zwei Männern sorgt ebenfalls für schwierige Entscheidungen mit ungewissem Ausgang und dann ist da ja noch die Todesgefahr, zu Hause und an der Front. So bleibt es bis zur letzten Seite ungewiss, ob der Leser das Buch am Ende zufrieden zuschlagen kann.
Besonders gefallen haben mir die Szene am Theater, Quirins charmante Art und Mos Briefe von der Front. Schön fand ich Sätze wie:
"Kinder wollen geliebt werden, junge Erwachsene vor allem verstanden"
"Unter dem ganzen Haufen neuer Wunderwaffen, die in diesen Krieg geschleppt werden, ist Film die wirksamste“.
Stellenweise, vor allem am Anfang ist die Distanz zum Leser noch groß, erst im zweiten Teil taucht man richtig in die Gefühlswelt der Charaktere ein. Wer diese Mischung aus Eintauchen in eine andere Zeit und Mitfühlen mit der Protagonistin zu schätzen weiß, dem wird „Was wir zu hoffen wagten“ sicher Freude bereiten.
- Michaela Saalfeld
In der Nacht weint meine Stadt
(5)Aktuelle Rezension von: Christin87Der junge Fietje erzählt uns hier die Geschichte seiner Kindheit im flandrischen Dorf Ypern und von dessen Bewohnern, nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges. Wer flüchten kann tut es, nur wenige bleiben zurück. Darunter Godelieve, die ihr Kleinkind mit ihren Verwandten nach England fliehen ließ und sich selbst um ihre kranke Mutter kümmert. Der einzige Ort, der sie hier noch Geld verdienen lässt, ist ein Bordell.
Zu Hilfe kommen den Flamen die Engländer. Unter ihnen Captain Scott Brown-Bouvier. In seiner Jugend vorm Altar stehen gelassen ging er einst zum Militär und sucht nun in der Fremde und den Kriegswirren Wärme und Zerstreuung bei den Prostituierten der Stadt . . . und verliebt sich in Godelieve.
Ein sehr besonderer Erzählstil zeichnet dieses Buch aus. All das Grauen des Krieges sieht man während des Lesens durch die Augen des Jungen, der entgegen aller anderen nicht nur Verluste erleidet, sondern eine Aufgabe findet, Anerkennung und damit das Glück seines bisher kurzen Lebens. Ein unglaubliches Gegegewicht zum Kern der Geschichte. Außerdem findet die Erzählung in einer Sachlichkeit statt, bei der ich manchmal inne halten musste, um all das Schreckliche zu realisieren.
Ich habe die Novelle gelesen, um herauszufinden, ob der Hauptroman "Was wir zu hoffen wagten" etwas für mich sein könnte. Auch ohne jegliche Vorkenntnisse, ist es ein sehr lesenwertes Buch, dass in einer unglaublich grauenvollen Zeit spielt, für die einen die Vorstellungskraft fehlt und die man niemals erleben möchte, die aber viele starke, sympathische Charaktere in sich birgt.
- Gunnar Kunz
Dunkle Tage
(10)Aktuelle Rezension von: Igelmanu66»Halb Berlin dürfte ein Motiv gehabt haben, Max Unger umzubringen, und ich wage zu behaupten, dass sein Tod mehr Sektkorken knallen als Tränen fließen lässt.«
Berlin, 1920. Es ist ein sehr blutiger Tatort, an den Kriminalkommissar Gregor Lilienthal gerufen wird. Der Unternehmer Max Unger hat sich zu Lebzeiten reichlich Feinde gemacht, ein Motiv für den brutalen Mord hätten nicht wenige Menschen. Gregor bittet seinen Bruder Hendrik, Professor für Philosophie, ihn mit seinem wachen Verstand bei einigen kniffligen Ermittlungsansätzen zu unterstützen. Und noch jemand stürzt sich auf eigene Faust in die Suche nach dem Täter: Diana Escher, Physikstudentin und Nichte des Ermordeten.
Einen klassischen Krimi vor hochinteressanter historischer Kulisse hat der Autor hier geschaffen. Ihm gelingt es mit intensiven Schilderungen die Atmosphäre der Nachkriegszeit darzustellen, viele Menschen leiden Not und sorgen sich um ihre Zukunft. Rechte Tendenzen, der Kapp-Putsch, die Morde an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg – die Stimmung ist politisch aufgeheizt. Hat der Mord womöglich ebenfalls einen politischen Hintergrund?
Der Krimi liest sich flott, ist spannend und die Auflösung wirkt schlüssig. Bei den Ermittlern liegt der Fokus auf Hendrik und Diana, beide Charaktere sind gut ausgearbeitet, wogegen Gregor etwas blass bleibt. In der Summe fühlte ich mich gut unterhalten.
Fazit: Klassischer Krimi vor hochinteressanter historischer Kulisse. Ich fühlte mich gut unterhalten.
- Stefan Zweig
Auf Reisen
(4)Aktuelle Rezension von: JorokaIch bin durchaus kritisch an dieses Buch herangetreten. Was bringt es, über 100 Jahre bis ca. 70 Jahre alte Reiseberichte zu lesen, selbst wenn sie ein Stefan Zweig geschrieben hat? Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten in den Schreibstil von Zweig erschloss sich mir aber zunehmend der Schatz, der dieses Buch zu bieten hat. Es ist ein Blick in eine vergangene Zeit, vielleicht zu Städten/Plätzen, die man selber bereits besucht hat, die aber in der alten Beschreibung vertraut fremd wirken. Ein kleine Zeitreise, mit Liebe zum Detail und mancher poetischer Anwandlung.
Stefan Zweig reiste gerne. Er nimmt uns mit nach Belgien (Brügge, Lüttich, Löwen, Antwerpen),
Frankreich (Provence), England (London, Oxford), Indien, Kanada, USA, Italien, Galizien, Österreich (Salzburg, Wien), Schweiz und Russland.
Schön ist auch die Entwicklung seines Stiles von den Anfängen 1902 bis zum letzten Reisebericht in den späten 30igern zu verfolgen. Die letzte Geschichte 'Das Wien von Gestern' im Jahre 1940 ist der letzte Eintrag und kein Reisebericht im engeren Sinn mehr sondern ein Rückblick in eine schon damals verlorene Welt. Stefan Zweig begab sich Anfang 1942 freiwillig auf seine letzte Reise ohne Wiederkehr.
Ich habe das Buch größtenteils auf Reisen gelesen. Wie passend.