Bücher mit dem Tag "yoko ogawa"
6 Bücher
- Yoko Ogawa
Das Geheimnis der Eulerschen Formel
(194)Aktuelle Rezension von: JamiiIch ging die Zahlenreihen durch, die der Professur und ich notiert hatten und die ineinanderflossen, als würden sich Millionen von funkelnden Sternen am Nachthimmel vereinen.
Dieses Buch ist so eine angenehme Mischund aus Mathematik, Poesie und Charakterentwicklung, dass ich es wortwörtlich nicht aus der Hand legen konnte.
Die Beziehung zwischen der neuen Haushälterin und des Mathematikprofessors, um den sie sich kümmert ist unglaublich berührend. Der Professor verliert alle 80 Minuten sein Gedächtnis, aber an Zahlen erinnert er sich, er hat ein Gefühl und eine Liebe für sie. Zur Begrüßung fragt er nicht nach dem Namen, sondern der Schuhgröße und zu jeder Zahl, die ihm genannt wird, hat er eine Geschichte, eine Besonderheit.
Die Haushälterin kennt sich zwar mit Mathematik nicht wirklich gut aus, aber lernt sehr gerne und nimmt den Professor, wie er ist und schnell entwickeln die beiden eine sehr große Zuneigung zu einander, die fern von jeglicher romantischen Anziehung ist und vielleicht gerade deshalb so wohltuend zu lesen.
Diese Zuneigung ist allerdigns nichts gegen die, die der Professor für den Sohn der Haushälterin empfindet, den er aufgrund seines flachen Kopfel kurzerhand Root, wie das Wurzelzeichen, tauft. Ich glaube, dass wenige Beziehungen in Büchern das Herz mehr erwärmen, als die eines alten Mannes zu einem Kind. Wenn diese dann noch so brilliant geschrieben ist, wie von Ogawa bleibt nichts zu wünschen übrig.Dieses Buch ist definitiv ein must-read!
- Yoko Ogawa
Schwimmen mit Elefanten
(74)Aktuelle Rezension von: Lilli33Taschenbuch: 318 Seiten
Verlag: Aufbau Taschenbuch (5. Dezember 2014)
ISBN-13: 978-3746630809
Originaltitel: Neko wo Daite Zô to Oyogu
Übersetzung: Sabine Mangold
Preis: 9,99 €
auch als E-Book erhältlich
Surreal und berührend
Inhalt:
Der Junge wurde mit einer Missbildung der Lippen geboren. Deshalb wird er von anderen Kindern gehänselt. Seine einzigen Freunde sind ein toter Elefant, ein imaginäres Mädchen und ein toter Busfahrer. Nach und nach wird sich dieser Freundeskreis auch auf lebende Menschen erweitern, allen voran ein ehemaliger Busfahrer, der den Jungen das Schachspielen lehrt. In diesem findet er eine erhabene Schönheit und eine ganze Welt.
Meine Meinung:
Selten gibt Yoko Ogawa ihren Figuren Namen, so auch hier. Der Junge wird stets „der Junge“ genannt, auch als er schon längst erwachsen ist. Das mag einem seltsam erscheinen, aber eigentlich passt es hier ganz gut, denn der Junge beschließt im Alter von elf Jahren, nicht mehr weiterzuwachsen.
Mir gefällt Yoko Ogawas kraftvoller Schreibstil sehr gut. Sie entführt einen damit in eine fremde Welt und bringt sie einem nahe. Obwohl die Geschehnisse zum Teil recht unrealistisch sind, kann man sich gut in die Handlung hineinfühlen. Besonders die Gedanken des Jungen werden detailliert dargestellt.
Wer mit dem Schachspiel überhaupt nicht vertraut ist, wird hier möglicherweise außen vor bleiben und dem Roman nichts abgewinnen können. Denn Schach dominiert hier alles, das Brett, die Figuren, die Spielzüge. In all dem gibt es so viel zu entdecken. Das Schachspiel wird als eine Sinfonie beschrieben, ein Kunstwerk, die Spielzüge als verschlungene Muster. Ich bin leider nicht so ein begnadeter Schachspieler wie der Junge, aber ab und zu spiele ich. Und so konnte ich leicht nachvollziehen, was der Junge darin sieht.
Mich konnte die Autorin mit diesem Werk bezaubern und berühren.
★★★★★
- Yoko Ogawa
Liebe am Papierrand
(52)Aktuelle Rezension von: JacqueRoeKlapptentext: "Ein junge Frau, die ein rätselhaftes Ohrenleiden hat, lernt einen Stenographen kennen. Sie fühlt sich auf geheimnisvolle Weise zu ihm hingezogen und bittet ihn, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Dank seiner Aufzeichnungen beginnt sie die Rästel ihrer Vergangenheit zu verstehen. Doch schon bald muss sie erkennen, dass der Stenograph nur eine begrenzte Menge Papier zur Verfügung hat ..."
Eine junge Frau muss sich fast ganz verlieren um sich wieder zu finden und neue entdecken zu können. Schwach und zerbrechlich, wie auch zerbrochen beginnt ihr Weg, aus dem sie am Ende gestärkt und sich ihrer selbst vielleicht zum ersten Mal bewusst hervorgeht und bereits ist, sich dem Leben zu stellen. Dabei wünscht man ihr, dass sie der Zauber ihrer Ohren und seiner Hände nie verlassen möge.
In einem muss ich dem Klappentext widersprechen - erst sehr nah am Ende der Geschichte, also keineswegs "schon bald" wird die Endlichkeit des Papiermenge klar. Zuvor passiert vieles unbeschwert von dieser Erkenntnis.
Magie und Realität sind in diesem Roman auf so feine, so zarte und so leise Art miteinander verbunden. Erst ganz langsam beginnt man im Laufe der Geschichte zu enträtseln, wo die eine beginnt und die andere aufhört. Doch es gelingt am Ende nicht wirklich zwischen Magie und Realität sauber zu trennen; die Realität bleibt magisch, die Magie scheint real zu sein. Das Geheimnis darf ein Geheimnis bleiben.
Yoko Ogawa ist ganz sicher ein Name, den ich mir merken werde. Gerne will ich noch mehr solch wunderbare wundersame Geschichten lesen.
- Yoko Ogawa
Der Herr der kleinen Vögel
(20)Aktuelle Rezension von: BibliomaniaUmso mehr konnte ich mich an der Geschichte „Der Herr der kleinen Vögel“ von Yoko Ogawa erfreuen. Ich habe schon einige ihrer Bücher gelesen und erkenne das typisch japanische in ihnen immer wieder. Yoko Ogawa schreibt immer fein und zärtlich. Eine schöne Sprache, die sich durch das ganze Buch zieht. Ihre Charaktere sind oft sensible Figuren, bei denen man hinter die Kulisse schauen muss, um sie zu erkennen.
In dem vorliegenden Roman geht es um zwei Brüder. Der eine hat ein Sprachproblem, das kein Experte lösen kann. Nicht einmal seine Eltern verstehen ihn. Der jüngere Bruder hingegen weiß sofort, was er meint. Der Ältere ist auf den Jüngeren seinen Lebtag angewiesen und der Jüngere kümmert sich fürsorglich und liebevoll um ihn. Beide sind genügsam, und nur der Jüngere arbeitet. Die Leidenschaft des älteren Bruders sind die Vögel. Regelmäßig besuchen sie eine Vogelvoliere bei einem Kindergarten. Doch eines Tages stirbt der ältere Bruder und der Jüngere bleibt zurück. Es fällt ihm schwer am Leben teilzunehmen und er vermisst seinen Bruder aufs schmerzlichste. Die Vögel helfen ihm sein Leben zu leben und als er eine junge Frau kennenlernt, scheint er auch endlich wieder Freude zu verspüren.
Eine Wohltat nach dem letzten Buch. Auch wenn es eine traurige Geschichte ist, die doch typisch für Yoko Ogawa anmutet, freue ich mich auf weitere Bücher aus ihrer Feder.
- Yoko Ogawa
Hotel Iris
(40)Aktuelle Rezension von: PaperboatDie jugendliche Mari arbeitet im Hotel ihrer Mutter am Meer. Eines Abends macht eine Prostituierte einen großen Aufstand und schreit vulgär durch die Gänge. Aus dem Zimmer, aus dem die Prostituierte geflohen ist, ertönt die durchdringende Stimme eines Mannes mit den Worten:“Schweig, Hure!“
Mit diesen Worten beginnt die Faszination Maris für den deutlich älteren Mann. Als sie ihn in der Stadt zufällig wiedersieht, entschließt sie sich ihm heimlich zu folgen, was ihm aber nicht verborgen bleibt. Er spricht sie an, und aus Interesse aneinander verbringen sie Zeit zusammen. Sie verabreden sich an einem folgenden Tag. Mari erfährt, dass der alte Mann Übersetzer ist und Texte aus dem Russischen ins Japanische übersetzt. Maris Faszination für den Mann lässt sie ihn auf die kleine Insel folgen, auf der er wohnt.
Sonst ein sehr zugewandter, behutsamer, höflicher und freundlicher Mann ist das Haus auf der Insel sein Reich, in dem Mari sich ihm komplett unterordnet und beherrschen lässt. Anders als bei ihrer Mutter, deren Herumkommandieren sie als notwendiges Übel erträgt, empfindet sie in den Befehlen des Übersetzers eine sexuelle Lust. Was die beiden abgeschieden im Haus auf der Insel ausleben, könnte auch die Seiten einer BDSM-Novelle füllen. Das Besondere an Yoko Ogawas „Hotel Iris“ empfinde ich in der Vereinigung ihrer sonst üblichen unscheinbaren und bisweilen stillen Beschreibungen der Dinge in einem harten Kontrast mit dem intensiven vulgären Szenario dieser Geschichte.Der ältere Mann, der Übersetzer, wird nie mit Namen erwähnt; er bleibt ein namenloser Herr. Der Gescichte ist dies sehr zuträglich, verstärkt es doch die ungleiche Rollenverteilung zwischen ihm und dem jungen Mädchen, das unvergleichliche Lust dabei empfindet sexuell von dem Mann erniedrigt und benutzt zu werden. Mit einigen Werken Ogawas bin ich bereits vertraut, es war jedoch äußerst erfrischend ihre eleganten, wohl platzierten Worte in dieser anrüchigen Konstellation eines dominant-devoten-Verhältnisses zu erleben. Dabei sind die Attribute auf ihre Weise bunt gemischt: Unschuld sowie Lust, davon haben beide ein wenig; Mari ist unerfahren und unschuldig in allen sexuellen Belangen, während der ältere Mann sich unerfahren und unbeholfen in der Welt bewegt.
Für mich neben „Der Herr der kleinen Vögel“ bisher eines der besten Werke Yoko Ogawas! - Yoko Ogawa
Das Museum der Stille
(42)Aktuelle Rezension von: ReisebaerenEin Mann soll in einem abgelegenen Dorf ein Museum einrichten. Eine alte Damen beauftragt ihn Erinnerungsstücke, die sie von Verstorbenen geklaut hat, zu registrieren. Zu jedem dieser Stücke hat sie eine Geschichte zu erzählen. Nach und nach entsteht so das Museum der Stille. Neben der namenlosen Dame spielen noch deren, ebenfalls namenlose, Adoptivtochter, ein Gärtner, dessen Frau und ein Novize eine Rolle. Der Protagonist selbst beginnt schließlich, aufgrund des körperlichen Verfalls der Dame, ebenfalls Erinnerungsstücken nachzujagen. Schließlich geschehen mehrer Morde im Dorf und er wird verdächtigt.
Das Buch ist Geschmacksache und mein Geschmack war es nicht. Die Geschichte ist skurril, genauso wie ihre Charaktere und teilweise ihr Verhalten. Die Geschichte ist weder spannend, noch plätschert sie vor sich hin. Das Beste an diesem Buch für mich war, dass ich über Erinnerungsstücke noch einmal genauer nachgedacht habe und mir deren Bedeutung bewusste gemacht habe.