Bücher mit dem Tag "verblendung"

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57 Bücher

  1. Cover des Buches Er ist wieder da (ISBN: 9783847905998)
    Timur Vermes

    Er ist wieder da

     (3.391)
    Aktuelle Rezension von: KiraNear

    Titel: Er ist wieder da

    Autor*in: Timur Vermes

    Erschienen in Deutschland: 2012

    Originaltitel: -

    Erschienen in -: -

    Übersetzer*in: - 

     

    Weitere Informationen:

    Genre: Satire, Slice of Life

    Preis: € 9,99 [D] | € 10,30 [A]

    Seiten: 394

    Sprache: Deutsch

    ISBN: 978-3-404-17178-1

    Verlag: Bastei Lübbe AG

     

    Inhalt:

    Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern und Angela Merkel. 66 Jahre nnach seinem vermeintlichen Ende strandet der Gröfaz in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und "Gefällt mir"-Buttons.

     

     

    Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

    Das ist jetzt eines der Bücher, die schon seit mehreren Jahren auf meinem SuB liegen und bei denen nicht genau sagen kann, seit wann. Es könnte 2017 sein, oder auch 2018 oder 2019. Dazu lag das Buch dann doch zu lange in einer Kiste herum, dass ich das nicht mehr sagen kann. Ich weiß nur noch, dass ich das Buch mal in einem Gebrauchtwarenladen bekommen habe. Seitdem liegt bzw lag das Buch bei mir herum und als ich es dann vor wenigen Wochen in einem Karton gefunden hatte, dachte ich mir: Komm, lies das doch mal endlich. Da ich den Film nicht kenne, hatte ich keine Ahnung, was mich wirklich erwarten würde.

     Mich hatte es ja schon überrascht, dass das ganze Buch aus Hitlers Sicht geschrieben wurde, ich hatte hier doch mit irgendeiner Art von Erzähler gerechnet. Dadurch hatte man aber die ganze Zeit Einblick in seine Gedankenwelt bekommen können. Nun, was soll ich sagen, es war irgendwo interessant, aber noch viel mehr erschreckend. Regelmäßig habe ich mir beim Lesen bewusst gemacht, das ist keine seltsame Fantasiefigur, die böses denkt. Nein, dieser Mensch hat wirklich existiert und seine Weltansicht, seine Gedanken, all das, die gab es so wirklich. Natürlich nicht 1:1, aber von der Art her. Um ihn herum denken alle, dass er ein Schauspieler ist, ein Komiker, der 24/7 IC ist und ums Verrecken, nicht mal für ne Sekunde, OC gehen möchte. Wie oft dachte ich mir: Leute, der Kerl macht keine Scherze, das ist sein voller Ernst?

     Dass er sich auch die ganze Zeit so selbst gelobt hatte, fand ich auch sehr unangenehm. Das ist auch einer der Gründe, warum mir diese Rezi so schwer fällt. Wie bewerte ich das Buch am besten? Am Ende ist es auch nur ein Roman, aber ich hatte auch noch nie den Fall, dass ich mich so derartig von einem Hauptcharakter angewidert gefühlt habe. Dazu wurde er dann doch zu überzeugend geschrieben. Sagen wir einfach, ich distanziere mich von ihm.

     Was den Humor angeht, scheint das Buch die Leute wohl zu spalten. Die einen konnten mit dem Humor nichts anfangen oder haben ihn gar nicht erst gesehen. Die anderen fanden es urkomisch und kamen nicht aus dem Lachen heraus. Nun, ich muss zugeben, mich bringen Bücher extrem selten zum Lachen, das schaffen eher Fanfictions, aber ich wollte dem Buch trotzdem mal eine Chance geben. Gut, es gab hier und da eine sehr absurde Situation, wo ich dann doch mal kurz auflachen musste. Aber das wars. Ich bin nicht lachend über den Boden gerollt oder hab mir Lachtränen aus dem Gesicht gewischt. So sehr hatte es mich dann doch nicht erheitert.

     Außerdem fand ich, dass es auch sehr interessante Beobachtungen gibt, was das Verhalten seines Umfelds angeht. Ich habe in den letzten Monaten, über einen sehr langen Zeitraum einen Podcast gehört, in dem es um berühmte Sekten und Kulte ging. Dort ging man aber nicht nur auf die Sekten/Kulte an sich ein, sondern auch auf die jeweiligen Gründer, welche Geschichte sie hatten, wie sie so tickten usw. Auch haben sie immer wieder das Verhalten und die Auswirkungen auf die Mitglieder erklärt. Sehr viele Sektenführer waren stark charismatisch, hatten son gewisses Etwas in der Seele/Psyche/Ausstrahlung, das viele Menschen überzeugt und angezogen hatte. Und auch hier konnte ich das langsam sehen.

    Wenn sie den Hitlergruß benutzen oder nach einer erfolgreichen Besprechung "Heil Hitler" in der Gegend herumrufen, weil sie es witzig finden, weil sie denken: Ist doch nur Spaß. Das hat mich beim Lesen dann doch sprachlos gemacht. Und ich war sehr, sehr oft sprachlos bei diesem Buch.

     Wer mir im Buch am besten gefallen hat, war Vera Krömeier. Sie hat im Film, soweit ich heute erfahren habe, einen anderen Vornamen, aber ich bleibe bei Vera. Sie ist wirklich eine sehr nette, junge Frau und dass sie die ganze Zeit im Berliner Dialekt redet (ja, ihr Dialog ist komplett im Berliner Dialekt geschrieben), hat sie mir gleich sympathisch gemacht. Überhaupt finde ich den Dialekt ziemlich cool, die Leute, die ihn sprechen, kommen mir immer total locker und cool rüber. Sie hat mir Leid getan, weil sie doch recht oft mit ins Kreuzfeuer geraten ist. Auch wenn ich aus einer völlig anderen Gegend komme, habe ich sie sehr gut verstehen können. Dass sie ihn oft mit "meen Führa!" anspricht, war seltsam, absurd und gruselig zugleich. Immer, wenn sie mit dabei war, hatte ich beim Lesen der Szene gleich viel mehr Spaß.

     

    Fazit:

    Zu sagen, dass ich das Buch genossen habe, wäre aus so vielen Gründen einfach nur falsch zu sagen. Zusätzlich waren mir Hitlers Art zu denken, diese doch ausladene Sprache, in der er redet und denkt, auf Dauer zu anstrengend. Das hat sich dann doch manchmal gezogen wie Kaugummi. Dafür fand ich aber die Unterhaltungen zwischen ihm und Vera (wegen Vera) sehr erfrischend, die haben mir dann wieder Spaß gemacht. Ansonsten, ist das Buch allein vom Thema her schwer zu bewerten. Es ist ein sehr interessantes und unheimliches Gedankenexperiment. Auch wenn 2011 sich anfühlt, als wäre das vor 60 Jahren gewesen und nicht vor 12 Jahren.

    Jedenfalls, ich bewerte meine Leseerfahrung, die ich während des gesamten Buches gemacht habe, als Ganzes. Und dafür gebe ich dem Buch insgesamt drei Sterne. Vielleicht werde ich mir auch irgendwann den Film ansehen.

  2. Cover des Buches Verblendung (ISBN: 9783453442030)
    Stieg Larsson

    Verblendung

     (6.217)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Michael Blomkvist ist ein bekannter Journalist und durch einen heiklein Fall überall bekannt. Von einem Gericht wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Bevor er diese Antritt bekommt er aber noch einen Auftrag. Vor 40Jahren ist die junge Harriet Vanger verschwunden und ihr Onkel ist immer noch auf der Suche und möchte Gewissheit. Grund dafür ist auch, weil er jedes Jahr zum Geburtstag eine getrocknete Blume erhält, genauso wie Harriet jedes Jahr eine geschenkt hat. Lisbeth Salander ist eine begnadete Häckerin und sie hat im Leben von Blomkvist geschnüffelt und einen Bericht über ihn geschrieben. Neugierig durch dieses arbeiten, forscht sie weiter nach und entdeckt an welchem Fall er gerade dran ist. Seine Arbeit gerät ins stocken und sie schreibt eine eMail wo sie ihm Hilfestellung gibt. Sofort reist Michael zu ihr und gemeinsam wollen sie das Geheimnis der Familie Vanger lüften. Was sie finden ist grauenhaft, bestialisch und einfach erschütternd. Lange habe ich gebraucht bis ich Stieg Larsson gelesen habe und bin jetzt völlig begeistert.

  3. Cover des Buches Verdammnis (ISBN: 9783453442047)
    Stieg Larsson

    Verdammnis

     (2.563)
    Aktuelle Rezension von: supersusi

    Die Zeitschrift "Millennium" arbeitet mit einem jungen Journalisten und seiner Freundin zusammen. Sie schreibt eine Doktorarbeit über die Hintermänner von Mädchenhandel und er will ein Buch darüber veröffentlichen, in dem auch einige hochstehende Männer entblöst und an den Pranger gestellt werden. Aber wie weit die Kreise wirklich gehen, ahnt keiner. Und dann gibt es Verwicklungen, in denen Mikael Blomkvists frühere Freundin Lisbeth Salander eine Rolle zu spielen scheint. Und obwohl alles dagegen spricht, glaubt Mikael an ihre Unschuld. Aber kann er ihr helfen, wenn die ganze Polizei auf der Jagd nach ihr ist? Sie spricht nicht mit ihm und als sie endlich Kontakt aufnimmt, schreibt sie nur ein einziges Wort : Zala.

    Nachdem ich bei Band eins anfangs etwas Schwierigkeiten hatte, reinzukommen, war ich jetzt mit der Ausführlichkeit des Autors und den Figuren vertraut und war sofort mittendrin. Ich habe auch dieses Buch regelrecht verschlungen und konnte es nicht weglegen. Die Story ist so spannend und geheimnisvoll und man fiebert sehr mit Lisbeth mit. Auch ihr schrecklicher Betreuer, der sie vergewaltigt hatte, taucht wieder auf. Ich kann diese Reihe nur empfehlen. Was für spannende Thriller ! Schade, dass der Autor gestorben ist, bevor er die restlichen 7 Bände fertig hatte, die er geplant hat. Die Buch endet auch hochspannend. Ich bin froh, dass ich Band 3 hier habe, denn ich will unbedingt wissen, wie es mit den Charakteren weitergeht, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Darum schreibe ich auch jetzt nicht weiter, sondern lese gleich weiter. 

  4. Cover des Buches Das achte Leben (Für Brilka) (ISBN: 9783548289274)
    Nino Haratischwili

    Das achte Leben (Für Brilka)

     (247)
    Aktuelle Rezension von: Sanne54

    Die Geschichte beginnt mit Anastasia (Stasia), der Tochter des Schokoladenfabrikanten, der noch davon träumt, dass sein Tiflis (Georgien) das neue Nizza wird. Ihr Sohn wird ein hochrangiger Militär in der UdSSR, die Tochter erlebt den Terror am eigenen Leib, muss in den Westen fliehen, macht eine Karriere als Liedermacherin und Sängerin und geht an ihrer Geschichte zu Grunde. Dann ist da noch die gegen den linientreuen Vater rebellierende Tochter, die zwei uneheliche Kinder - darunter die Erzählerin - in die Welt setzt und die letzte in der Reihe - Brilka - für die das Buch laut Titel geschrieben wurde. Und dann gibt es noch zahlreiche andere Figuren, die alle sehr gut charakterisiert werden, so gut, dass es trotz der Fülle an Informationen nicht verwirrend wird. Im Buch gibt es zu den wichtigsten auch Stammbäume, die man aber gar nicht so sehr braucht. Alle Figuren haben ihre Tragik. Ein Happy End gibt es eigentlich für niemanden - vielleicht für Brilka, irgendwann?

    Das Buch ist überraschend einfach zu lesen, dennoch sind es 1200 Seiten: Ich habe mit Unterbrechungen insgesamt tatsächlich 3 Monate gebraucht. Man braucht ruhige Momente zum Lesen, auch Zeit und Ruhe. Allein schon wegen des Gewichts ist das kein Buch für die Handtasche und nebenbei im Zug.

    Die erzählte Familiengeschichte ist zwischenzeitlich wegen der geschilderten Ereignisse tatsächlich schwer zu ertragen. Die Autorin schildert stets ruhig und in klarer, sehr schöner Sprache fürchterliche Schicksalsschläge, grausige Erlebnisse - niemals distanziert und kühl, sondern schon einfühlsam. Man möchte eingreifen und die Lebenslinie der Menschen verändern. Man ahnt die Katastrophe, man wird von ihr überrascht.

    Ich hatte Anfangs Schwierigkeiten damit, dass die vielen Schicksalsschläge, die die Familie und die anderen Personen treffen, mit der "heißen Schokolade", nach Geheimrezept des Schokoladenfabrikanten zubereitet, in Verbindung gebracht werden: Wer sie genießt, dem droht großes Unheil. Ich verstehe die Idee dahinter, aber ich kann damit nichts anfangen. Ich dachte auch anfangs, es wäre störend, dass innerhalb dieser einen Familie wenigen Leuten zu viele unerhörte Ereignisse zustoßen, aber das hat mich schnell nicht mehr gestört, denn schließlich geht es um die Schilderung des 20.Jahrhunderts und da war viel los, was irgendwie untergebracht werden muss. Einige der handelnden Personen sind mir unglaublich ans Herz gewachsen, z.B.Anastasia, vor allem als altes, zigaretterauchendes, Ballett-tanzendes Mütterchen. Andere haben mich in den Wahnsinn getrieben, die namensgebenden, überspannte Brilka vor allen anderen. Kein Wunder, man lernt die Figuren auch so gut kennen, da können sie einen nicht kalt lassen. 

    Und dann ist auch diese ungeheure Bandbreite an Emotionen, aber ich will nicht zu viel verraten ... Das Lesen lohnt sich, aber man muss sich auf dieses Buch auch einlassen. Und unterm Strich wird man feststellen, es gibt eigentlich nichts tolleres wie richtig fette und dabei richtig gute Bücher.



  5. Cover des Buches Vergebung (ISBN: 9783453442054)
    Stieg Larsson

    Vergebung

     (2.323)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Nach dem Drama auf dem Anwesen ihres Vaters, liegt Lisbeth Salander im Krankenhaus. Bald darauf wird sie des versuchten Mordes an ihrem Vater angeklagt und nun wird sie rund um die Uhr bewacht. Ihr Vater liegt schwer verletzt ebenfalls im Krankenhaus und versucht seine Machenschaften weiter zu leben, aber die Anderen spielen nicht mehr mit. Sein Sohn zieht derweil als Racheengel durchs Land und will Lisbeth töten. Mikael Blomkvist und seine Kollegen versuchen unterdessen alles daran zu setzen ein Special der Millenium über Lisbeth Salander heraus zu bringen. Mikael hält so viele Beweise in der Hand und möchte Lisbeth helfen, aber auch er wird bedroht. Seine Kollegin bekommt Drohmails und bittet ihn, das Special zu verschieben. Lisbeth versucht ihre Haut zu retten und die Bedrohung nimmt weiter zu. Das Land verfolgt alles und sieht sich immer schnelleren und bedrohlichen Veränderungen gegenüber. Im großen Finale lässt Stieg Larsson alle Fäden zueinander laufen und beendet und vervollständigt alle angefangenen Geschichten. Ein großartiger Abschluss einer einzigartigen Thrillerreihe.

  6. Cover des Buches Der Circle (ISBN: 9783462048544)
    Dave Eggers

    Der Circle

     (801)
    Aktuelle Rezension von: mattder

    was machen die Neuen Medien mit einen, wie greifen sie in unser Leben ein. Will man wirklich gläsern sein, so das unser Leben vom jeden gesehen wird. Dieses Buch schliddert am Hand einer Firma die neue Technologien heraus bringt da. Es echt beiladend und regt einen zum nachdenken ein muss man lesen um es nicht wirklich werden zu lassen.

  7. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

     (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  8. Cover des Buches Die geheime Geschichte (ISBN: 9783442487332)
    Donna Tartt

    Die geheime Geschichte

     (546)
    Aktuelle Rezension von: chuma

    Richard stammt aus einfachen Verhältnissen, strebt aber ein Studium an einem renommierten College in Hampden/Vermont an. Dank eines Stipendiums wird sein Traum wahr und mit Feuereifer widmet er sich seinen Studien. Dank seiner Begabung, seines Charmes und seiner Hartnäckigkeit gelingt ihm sogar der Beitritt in einen erlesenen Studienkreis für Altgriechisch unter dem eigenwilligen Geschichtsprofessor Julian Morrow.
    Henry, Francis, Charles, Camilla und Edmund, von allen "Bunny" genannt - eine Gruppe faszinierender Studenten, die beinahe unantastbar scheinen, werden für Richard nun zu Kommilitonen und ziehen ihn schon bald vollständig in ihren Bann. Doch das scheinbar unzertrennbare Band der Freundschaft zwischen den Studenten weist Risse auf und unter der allzu perfekten Oberfläche gibt es Spannungen, die in einem dunklen Geheimnis begründet liegen. Mehr und mehr gerät Richard nun in den Sog dieser Geschichte, von der er unaufhaltsam ein Teil geworden ist ...

    Tartt ist eine Autorin, die es in Perfektion versteht, den Leser mit ihren Geschichten in den Bann zu ziehen. Unaufgeregt, stilsicher, beinahe sachlich und doch auch poetisch erzählt sie von einem dunklen Geheimnis zwischen 5 jungen Studenten, das sich zu einer Abwärtsspirale für alle Beteiligten dreht und schließlich auch Richard in den Abgrund zu ziehen droht. Von Anfang an ist klar, dass die Geschehnisse zu einem Mord führen. Gleich zu Beginn des Werkes wird dieser beschrieben. Das Puzzle liegt fertig auf dem Tisch.
    Doch wie kam es dazu? Teilchen für Teilchen wird das Puzzle anschließend zusammengesetzt, die losen Enden verknüpft. Tartt nimmt den Leser mit, lässt ihn ebenfalls die Sogwirkung spüren. Dabei schafft sie eine unglaublich detaillierte Charakterzeichnung für jede ihrer Figuren, nimmt sich Zeit, schmückt und holt aus ohne zu langweiligen. Jedes Detail wird wichtig und bildet am Ende das große Gesamte.

    Für mich eine unglaublich faszinierende und fesselnde Geschichte, die man noch lange in sich trägt und die dem Distelfink in nichts nachsteht, obwohl es sich hier um ihr Erstlingswerk handelt.
    Das ungekürzte Hörbuch, gelesen von Torben Kessler, kann ich uneingeschränkt empfehlen. Kessler trifft mit seiner Stimme und ruhigen Art zu lesen genau den richtigen Ton und wertet diesen Roman meiner Meinung nach sogar noch auf. Eine großartige Leistung.

  9. Cover des Buches Carrie (ISBN: 9783404180066)
    Stephen King

    Carrie

     (1.507)
    Aktuelle Rezension von: FairyFlower

    Der Roman „Carrie“ von Stephen King ist in seiner amerikanischen Originalausgabe 1974 erschienen und umfasst 320 Seiten. Meine Rezension bezieht sich auf die Neuauflage von 2013 im Bastei Lübbe Verlage, die ein Nachwort von Willy Loderhose enthält. Es handelt sich bei „Carrie“ um den Debütroman von King, der ein riesiger Erfolg wurde und ihn über Nacht berühmt machte. Einer meiner Lieblingsautoren ist definitiv Stephen King. Dementsprechend war ich sehr gespannt, wie mir Carrie gefallen wird. 

    Carrie White hat es nicht leicht, denn sie ist anders als die anderen Jugendlichen. In der Schule wird sie gehänselt, zuhause leidet sie unter dem religiösen Fanatismus ihrer Mutter. Als sie zum Schulball eingeladen wird, hält sie es zunächst für einen Streich. Und mit dieser Vorahnung hat sie gar nicht so unrecht, denn der Abend geht nicht gut aus… 

    Das Buch ist in der personalen Erzählweise und der Vergangenheitsform verfasst. Es unterteilt sich in drei Abschnitte: „Blutsport“, „Ballnacht“ und „Trümmer“. Die Besonderheit des Romans besteht darin, dass der Fließtext in keinerlei Kapitel unterteilt ist und lediglich durch Einschübe immer wieder unterbrochen wird. Der letzte Abschnitt des Romans besteht nur noch aus Einschüben. Insgesamt gibt es genau 50 Stück, die unter Anderem aus Zeitungsausschnitten, wissenschaftlichen Abhandlungen, Interviews, Zeitzeugenberichten, Notizen auf Schultischen oder Gedichten von Carrie bestehen. Außerdem nimmt Carries Perspektive einen Großteil der Geschichte ein. 

    Zum Zeitpunkt der Handlung ist Carrie White 17 Jahre alt. Während sie als kleines Kind noch als hübsch und unschuldig gilt, ist davon später kaum mehr etwas übrig. Sie wird seit der Grundschule gemobbt, ist übergewichtig, hat schlechte Haut und ein unsicheres Auftreten. Lediglich Tommy, ihre heimliche Liebe, bemerkt, dass Carrie auch mit 17 ihre schönen Seiten hat. Sie leidet unter der ständigen Ablehnung und wünscht sich, endlich dazuzugehören. Aber auch zuhause erfährt sie keinen sicheren Hafen. Denn ihre Mutter ist überaus religiös und lehrt sie, in Angst vor ihrem eigenen Körper zu leben. Ihr gesamtes Leben ist von Angst, Hass, Leid und Gewalt geprägt. Sie hat telekinetische Kräfte und erkennt diese zum ersten Mal in einem Alter von drei Jahren, als sie ein Steinregen auf ihr Haus niedergehen lässt. Seit geraumer Zeit übt sie, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren. 

    Carries Mutter Magaret hat bis zu ihrem 30. Lebensjahr zuhause gelebt, bis sie Carries Vater heiratete. Sie hält den Geschlechtsverkehr für eine Sünde und damit den Tod von Carries Vater und Carries außergewöhnliche Fähigkeiten für eine Bestrafung für ihre Sünden. Sie glaubt, dass Carrie vom Teufel besessen ist, hat Angst vor ihr und quält sie. 

    Eine weitere Hauptperson ist „Sue“ Susan Snell.  Sie ist beliebt, angepasst und konfliktscheu. Tommy und sie sind DAS Liebespaar der Schule. Erst später stellt sie fest, dass sie ihn tatsächlich mag und nicht nur den gesellschaftlichen Erwartungen mit der Beziehung entspricht. Sie hat Angst vor dem „sich anpassen“ und zweifelt an ihrer eigenen Persönlichkeit. Aus diesem Grund setzt sie sich für Carrie ein und versucht, ihr früheres Verhalten wiedergutzumachen. Sie will das ultimative Opfer bringen, indem sie Tommy mit Carrie zum Frühlingsball gehen lässt. 

    Die beiden größten Feinde von Carrie sind „Chris“ Hargensen und Billy Nolan. Während sie den Stereotyp des reichen verwöhnten Mädchens bedient, das immer nur Ärger macht, ist Billy ein verschlagener und emotionsloser Schlägertyp, der seinen Spaß dabei hat, Menschen und Tiere zu quälen. 

    Es gibt viele weitere interessante Nebencharaktere. So mochte ich Miss Desjardin oder den Rektoren Henry Grayle als weitere moralische Instanz sehr. Insgesamt hat mir die Figurenzeichnung von King sehr gefallen. Jeder Charakter wirkt realistisch und agiert nachvollziehbar. Selbst die Antagonisten haben ihre Vielschichtigkeit und sind nicht nur grundlos böse. Besonders fällt einem dabei natürlich der Wahnsinn von Carries Mutter auf. Sie macht Carrie für alle ihre Sünden verantwortlich und steigert sich so in ihren Fanatismus hinein, dass sie sogar mehrmals bereit ist, ihre eigene Tochter zu opfern, um ihr den Teufel auszutreiben.

    Ebenfalls gelungen fand ich die (männliche) Perspektive auf die Menstruation. Inzwischen ist die Gesellschaft dahingehend so gut aufgeklärt, dass die Thematik schon gar nicht mehr als anstößig wahrgenommen wird. Damals war es eine Art Revolution, so explizit über diese Thematik zu schreiben.  

    Schließlich mochte ich auch die Parallele, die zwischen Sue und Carrie entsteht. Während Carrie unbedingt dazu gehören möchte, will Sue unbedingt anders sein als die anderen. Die beiden jungen Frauen streben nach ganz unterschiedlichen Dingen und sind sich dabei in ihrem Streben trotzdem ähnlich. Sie wollen selbstbestimmt leben. 

    Mein größter Kritikpunkt an dem Buch bezieht sich auf den schwer zugänglichen Schreibstil. Denn dieser hat dazu geführt, dass ich mehrere Anläufe gebraucht habe, um in die Geschichte gut hineinzukommen. Andererseits haben mir die Einschübe auch gefallen und das Geschehen aufgelockert. Außerdem hat mir das Ende nicht komplett gefallen. Das sich King ein Schlupfloch für eine Fortsetzung lässt, finde ich dabei nicht schlimm. Allerdings halte ich Carries Kontrollverlust am Ende des Buches für übertrieben. Die Zerstörung der Schule, wie auch im Film so belassen, hätte für mich voll und ganz ausgereicht.

    Ich würde den Roman denjenigen Lesenden empfehlen, die gerne in dem Bereich Horror lesen und sich für eine Charakterstudie eines gequälten jungen Mädchens mit übernatürlichen Kräften interessieren. Für King-Einsteiger*innen ist das Buch allerdings aufgrund seiner außergewöhnlichen Erzählstruktur eher weniger geeignet. Ich gebe 3/5 Sterne.

     

  10. Cover des Buches Wächter der Nacht (ISBN: 9783453316188)
    Sergej Lukianenko

    Wächter der Nacht

     (957)
    Aktuelle Rezension von: dominona

    Wiedermal trifft sich gut und böse - hier im Zwielicht und die Verträge zur Koexistenz stehen auf wackeligen Füßen, weil Licht und Schatten eben doch nicht so weit voneinander entfernt sind. 

    Jetzt klingt mein Einleitungssatz fast spannender als das ganze Buch. Während der Film noch einen, und mag er noch so klein sein, unterhaltenden Wert hatte,  kann ich das vom Buch nicht behaupten. Langweilige Dialoge und ein Twist, den man meilenweit kommen sieht. 

    Dann doch lieber das Lied der Krähen....

  11. Cover des Buches Rabenschatten - Das Lied des Blutes (ISBN: 9783608949711)
    Anthony Ryan

    Rabenschatten - Das Lied des Blutes

     (358)
    Aktuelle Rezension von: Renate1964

    Das Lied des Blutes ist der erste Teil der Trilogie von Anthony Ryan.  Durch den Erzähler Vernier  gerahmt, wird das Leben des berühmtesten Gefangenen Vaelin al Sorna aufgerollt. In den gemeinten Königreiches erfährt der Sohn des Kriegsherrn ab dem zehnten Lebensjahr seine Ausbildung in einem der sechs Ordenshäuser. Packend wird die Härte der Schule,Glaubenskämpfe, Intrigen, aber auch Freundschaft und Loyalität geschildert. Die Übersetzung ist gut gelungen,die Gliederung in mehrere Teile und einzelne Kapitel  gefällt mir auch sehr. Das Cover weckt die Erwartung an eine mittelalterlich anmutende Welt, die Karte zu Beginn habe ich oft genutzt. Die Protagonisten sind lebendig charakterisiert,über der Welt bleibt jedoch der Nebel eines Geheimnisses

    Hoffentlich erfährt man in den folgenden Bänden noch viel über den Glauben,  die Magie und Politik 

    Absolut lesenswert und durchwegs spannend 

  12. Cover des Buches Das schwarze Uhrwerk (ISBN: 9783959919463)
    Magali Volkmann

    Das schwarze Uhrwerk

     (43)
    Aktuelle Rezension von: Maya_Aranyani

    (unbezahlte Werbung – selbst gekauft)

    „Das schwarze Uhrwerk“ – oder „Ein Buch bei dem sich die Geister scheiden!“

    Vorab möchte ich gleichmal sagen: dieses Buch hat Schwächen- ja- aber dennoch ist es eines jener Bücher, dass ich bereits öfter gelesen habe und  welches immer wieder nachhallt!

    (an dieser Stelle gilt wie immer: Für alle die es kürzer wollen à runter bis zum Fazit scrollen)

    Ein kurzer Satz zum Schreibstil, der es auf den Punkt bringt: die Autorin hat einen sehr schönen Stil, welcher angenehm zu lesen ist, mit eindrucksvollen und gut vorstellbaren Beschreibungen sowie lebendigen, geradezu fesselnden Dialogen.

    Kommen wir als nächstes zum Aufbau der Geschichte, da dieser schonmal ganz speziell ist:

    Dieses Buch ist von Grund auf anders als alle meine anderen Fantasy Romane. Der Großteil der Geschichte ist aus der Sicht des Hauptprotagonisten geschrieben, jedoch in Tagebuchformat, dazu kommen Zeiten- und Charakterwechsel und Visionen. Das war zwar sehr spannend zu lesen, streckenweise aber auch etwas verwirrend, da es nicht immer sehr gut gekennzeichnet und dadurch nicht sofort ersichtlich war. Hervorzuheben ist, dass sich das Buch über einen Zeitraum von knapp 15 Jahren spielt.

    Die meiste Zeit über liest man die Geschichte aus der Sicht von Taiden, und erlebt so die vielen Schicksalsschläge und seinen Werdegang innerhalb des Schwarzen Uhrwerks und der Rebellion hautnah mit.

    Witzigerweise ist er, als Hauptprotagonist aber eher ein ANTI-Held und konnte mich bis zum Schluss nicht wirklich 100% überzeugen. Dafür aber die verschiedenen Nebencharaktere die er im Verlauf der Geschichte trifft, die ihn längere Zeit begleiten und zu dem Menschen machen der er ist oder die er leider auch verliert. An dieser Stelle sei gesagt: Es ist kein Friede, Freude, Eierkuchen Buch aber das kann eine Story mit Rebellion und Krieg auch nicht sein – und deswegen ist das auch gut so (auch wenn es mir zwischendrin in der Seele schmerzte 😉 )

     

    Die Geschichte reißt einen auf den ersten Seiten gleich mit und man taucht in eine Welt ein, wie ich sie noch nie vorher irgendwo gelesen habe. Es gibt verschiedene Inseln, Rassen und ein fast schon bösartiges System mit diktatorischen Zügen geführt von den „13 Stunden“ – was es damit auf sich hat, werde ich an dieser Stelle aber nicht weiter erläutern, das dürft ihr gerne selbst herausfinden. Dann hätten wir noch lebendiges Metall, Funkenmagier und all jene die gegen alles Rebellieren. Alles in allem eine wirklich spannende Grundidee.

    Nur leider mit 434 Seiten zu kurz, um der Fantasie der Autorin gerecht zu werden. Denn stellenweise fehlen mir als Leser ausführlichere Hintergrundinformationen, Erklärung der Zusammenhänge oder detailliertere Ausarbeitungen der vorhandenen, kurz angerissenen Ideen. So kam es auch, wie es kommen musste und das Ende des Buches hat mich fast schon melancholisch gestimmt, da ich diese atemberaubende Welt gerne noch viel mehr kennengelernt und bereist hätte.

     

    Fazit:

    - manchmal etwas verwirrend aufgrund der Zeitsprünge

    - ein Hauptprotagonist dessen Handlungen nicht immer ganz nachvollziehbar sind und eine Charakterentwicklung die ganz anders ist, als erwartet

    - ein Handlungsverlauf und Wendungen die manchmal etwas mehr Vorbereitung oder Hintergrundinfos benötigt hätten, um besser nachvollziehbar zu sein

    - ein Ende das Fragen aufwirft und Sehnsucht nach mehr weckt

    + eine Idee/ Welt wie ich sie noch nie gelesen habe, die Potential für mehrere Bücher hat

    + ein atemberaubendes Setting und die gelungene und harmonische Kombination von Steampunk und Fantasy

    + Charaktere mit Ecken, Kanten und Profil (vor allem die Nebencharaktere) die sich in das Herz des Lesers schleichen

     Magali Volkmann entführt die Leser*innen in ihrem Einzelband „Das schwarze Uhrwerk“ in eine düstere Welt in der Fantasy und Steampunk aufeinandertreffen und das in einer so schönen, noch nie da gewesenen Art und Weise, dass man es, meiner Meinung nach allein deswegen schon gelesen haben sollte 😊 die Idee der fantastischen und gleichzeitigen düsteren und tatsächlich auch grausamen Welt des „Schwarzen Uhrwerks“ hat mich total in seinen Bann gezogen.

    Ich habe zwischen den Zeilen die Liebe zum Detail gespürt und das Herzblut, welches die Autorin in die Erschaffung der Welt gelegt hat.

    Meines Meinung nach hätte dieses Buch ein klasse Reihenauftakt zu einer mehrteiligen Saga werden können und ich finde es wahnsinnig Schade, dass bisher keine weitere Geschichte aus diesem Universum vorhanden oder in Planung ist.

     Eine weitere Story könnte meines Erachtens nach zu einem Zeitpunkt spielen, der hier in etwa in der Mitte des Buches stattfindet, und auf einer der vielen anderen Inseln handelt. So hätte man die Möglichkeit diese ebenfalls noch kennen zu lernen und die beiden Storys würden einander nicht behindern.

    Die 434 Seiten konnten der Welt, welche Magali Volkmann hier geschaffen hat, einfach nicht gerecht werden und ich glaube das ist genau das Problem des Buches.

    Der Grund weshalb sich hier die Geister so scheiden. Wäre es ein Reihenauftakt geworden hätte die Autorin viele Zusammenhänge und kurz angerissenen Ideen detailliertere bearbeiten und weiter ausholen können und somit wäre es zwischendrin zu weniger Verwirrung beim Lesen gekommen. Denn die Grundidee hat wahnsinnig viel Potential!  Und genau deswegen ist dieses Buch eines, dass ich immer wieder zu Hand nehme und immer wieder neugierig darauf bin, was ich zwischen den Zeilen noch so entdecke oder für mich selber weiterspinne kann. Ich hoffe so sehr darauf, dass Magali Volkmann nochmal eine weitere Geschichte in die Welt entlässt, die in diesem Universum spielt. Ob aus der Sicht einer der Nebencharaktere oder ganz unabhängig davon auf einer der anderen 13 Inseln – das wäre mir total egal! Aber ich möchte so gerne noch viel mehr darüber erfahren!

  13. Cover des Buches American Psycho (ISBN: 9783462312065)
    Bret Easton Ellis

    American Psycho

     (417)
    Aktuelle Rezension von: Babscha

    Nach der überwiegend begeisternden Lektüre diverser anderer Bücher dieses einigermaßen speziellen Autors in den vergangenen Jahren war ich auf seinen bereits 1991 geschriebenen „Skandalroman“ über einen New Yorker Wall-Street-Yuppie, der wahngetrieben am laufenden Band Männlein und Weiblein, die ihm im falschen Moment vor die Flinte kommen, bestialisch abschlachtet, ganz besonders gespannt. 

    Aber weit gefehlt! Das ganze Buch ein absoluter Fehlgriff, bei dem ich mich wundere, überhaupt bis zum Ende durchgehalten zu haben. Vielleicht in der Hoffnung, nach nervtötend langweiligen, endlos wiederholten dezidierten Berichten des irren Hauptprotagonisten über seine und anderer Leute Stil- und Kleidungsfragen, Ess- und Trinkgewohnheiten seiner ebenfalls durchgeknallten Clique in angesagten Restaurants und Clubs sowie deren vollständige Reduzierung auf bekloppte inhaltsleere Konversation bei permanentem Kreisen um Kokszufuhr und Ausleben des Geschlechtstriebs am Ende zumindest doch noch einen gelungenen showdown zu lesen. Von wegen. Alles endet so sinnlos, inhalts-, intelligenz- und spannungsleer, wie es beginnt. 

    Mag ja durchaus sein, dass die Wall-Street-Götter der 80er, selbsternannte Masters of the Universe, in etwa so abgehoben waren wie hier dargestellt, die Figur des Patrick Bateman ist jedoch derart überzeichnet und karikiert, dass es schon lächerlich ist. Dies gilt insbesondere auch für die explizit und geradezu abstoßend beschriebenen Morde an den Frauen, die in das Gravitationsfeld dieses Killers geraten. 

    Insgesamt absolut enttäuschend, langweilig und verzichtbar. Keine Ahnung, warum um diesen sogar mit Staraufgebot verfilmten Roman seinerzeit so ein Hype gemacht wurde.    

  14. Cover des Buches Rotkehlchen (Ein Harry-Hole-Krimi 3) (ISBN: 9783548061658)
    Jo Nesbø

    Rotkehlchen (Ein Harry-Hole-Krimi 3)

     (321)
    Aktuelle Rezension von: Read-and-Create

    Es gibt einige Rückblenden in die Zeit des 2. Weltkriegs. In diesen erfährt man viel über Norwegens Rolle im 2. Weltkrieg und das zwiespältige Verhältnis zu den deutschen Nazis.


    Ich kann dieses Buch nur empfehlen, wenn jemand eine spannende Lektüre ohne große Brutalität schätzt.
    Ich finde Frauen und die Vergangenheit sind die zentralen Themen in diesem Buch. Eine Schwäche ist die Vielzahl der Hauptprotagonisten, man muss sich beim Lesen schon etwas konzentrieren.

  15. Cover des Buches Im Herzen die Rache (ISBN: 9783785573778)
    Elizabeth Miles

    Im Herzen die Rache

     (480)
    Aktuelle Rezension von: Lauras_bunte_buecherregal

    Der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen. Ich habe etwas Zeit gebraucht um in die Geschichte eintauchen zu können. Mir ist es schwer gefallen die Charaktere bildlich vorzustellen. Der Spannungsbogen ist etwas langatmig. Die Atmosphäre in dem Buch ist mystisch und der Autorin gut gelungen.


    Insgesamt glaube ich, dass ich zu alt für das Buch war. Mir hat die Geschichte und die Entwicklung gefallen, jedoch konnte ich mich nicht mit den Protagonisten identifizieren. Ich konnte zu dem kompletten Buch keine Verbindung aufbauen. Dennoch möchte ich die Folgebände lesen. 


    Ich gebe dem Buch 3,5 von 5 Sterne.

  16. Cover des Buches Die Wahrheit über Frankie (ISBN: 9783499254901)
    Tina Uebel

    Die Wahrheit über Frankie

     (40)
    Aktuelle Rezension von: Babscha
    Wer ist Frankie? Er ist ein Phantom, ein Schattenmann mittleren Alters, der plötzlich ins Leben der drei jungen befreundeten norddeutschen Studenten Christoph, Judith und Emma tritt und diese mit ausgeklügelter Raffinesse und geheimnisvollen Andeutungen über seine angeblichen Verwicklungen in gefährliche Geheimdiensttätigkeiten und -verschwörungen um Hilfe bittet. Und die drei jungen, idealistischen und damit gut manipulierbaren Menschen sind bereits nach kurzer Zeit Feuer und Flamme und lassen sich nur zu gern von dem charismatischen Frankie rekrutieren. Aber was zunächst mit kleinen Botendiensten für Frankie beginnt, nimmt später zunehmend paranoide Verfolgungswahnstrukturen an. Ohne es bewusst wahr zu nehmen, entwickelt das Trio völligen Gehorsam und eine absolute Abhängigkeit von Frankie, bricht, immer auf der Flucht vor imaginären Verfolgern, gemeinsam mit ihm auf zu einer jahrelangen Odyssee quer durch Europa und lebt unter völliger Aufgabe der eigenen Persönlichkeit in immer wieder wechselnden Tarnidentitäten unter teils menschenunwürdigen Bedingungen. Bis dann nach endlosen zehn Jahren aufgrund einen lapidaren Planungsfehlers alles zusammenbricht. In kraftvoller, authentischer Sprache lässt die Autorin ihre drei Protagonisten immer wieder abwechselnd zu Wort kommen und von jedem die ganze Geschichte im Stile eines Verhörs erzählen. Der besondere Reiz des Berichts liegt hierbei darin, wie sich im Laufe der Jahre die drei Personen unter dem Druck der Ereignisse zunehmend entfremden, sich hassen lernen und objektive Sachverhalte aus völlig unterschiedlichen, teils realitätsfernen Sichtweisen wiedergeben. Eine beklemmende, eindringliche Schilderung über die Macht von Manipulation, die auf der Basis eines konstruierten permanenten Bedrohungsszenarios und wohlweislich und geschickt an den individuellen menschlichen Schwachstellen ansetzend, in der Lage ist, empfängliche Menschen über kurz oder lang komplett und nach Belieben umzudrehen. Die Idee des Buches basiert tatsächlich auf einer wahren Begebenheit.
  17. Cover des Buches Wächter des Tages (ISBN: 9783453316195)
    Sergej Lukianenko

    Wächter des Tages

     (514)
    Aktuelle Rezension von: Olaf_Raack

    Wie bereits beim ersten Band, unterteilt sich dieses Buch in drei einzelne Geschichten, die jedoch spätestens in der dritten wieder miteinander verknüpft werden. Auch Inhalte des ersten Buches werden neu beleuchtet, weshalb ein Quereinstieg in diese komplexe Geschichte aus Intrigen und strategischen, das Schicksal beeinflussenden Handlungen nicht empfehlenswert ist.

    Dieses Buch beschäftigt sich vermehrt mit den Dunklen. Magier, Hexen, Tierwesen und Vampire, die in der Tagwache ihren Dienst ableisten und das Gegengewicht zu den Lichten Wesen der Nachtwache bilden. Ein Gleichgewicht, das durch geschickte Schachzüge beider Seiten aus den Fugen zu geraten droht und nur von der regulativ eingreifenden Inquisition und der zwischenweltlichen Existenzebene des Zwielichtes wieder ins Lot gebracht werden kann. Spannend, intrigant, um Ecken gedacht, manchmal verwirrend und letztlich doch wieder schlüssig. Eine klasse Fortsetzung des ersten Teils und ebenso empfehlenswert.

  18. Cover des Buches Der Totschläger (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 5) (ISBN: 9783548285764)
    Chris Carter

    Der Totschläger (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 5)

     (586)
    Aktuelle Rezension von: Hortensia13

    Die Uhr tickt. Während die Zeit läuft, kann jeder im Internet abstimmen. Welche Todesart soll es sein? Die Wahl liegt bei jedem einzelnen. Und wer hat mehr Schuld der Richter oder der Henker? Die Ermittler Hunter und Garcia müssen sich sputen, um noch mehr Opfer zu verhindern. Dabei müssen sie selbst Wege wählen, die sie nie begehen würden.

    Das Buch ist der fünfte Band der Reihe mit dem Ermittlerduo Hunter und Garcia. Und wieder ist alles sehr spannend, packend und actionreich. Ich mag besonders die kurzen knackigen Kapitel, bei denen man immer noch ein weiteres lesen will. In dieser Geschichte wird besonders Hunter herausgefordert, was für ihn und seinen Partner alles persönlicher macht. Auch beinhaltet es einen Wink an unsere Gesellschaft, wie man das Internet zu nutzen hat und nicht generell von Schuld freigesprochen ist, nur weil man etwas angeklickt hat. Die Verantwortung in der Gesellschaft beginnt bei sich selbst.

    Mein Fazit: Ein weiteres Buch von Chris Carter, das mich in den Bann gezogen hat. Ich freue mich schon aufs nächste. 5 Sterne.

  19. Cover des Buches Dead Zone – Das Attentat (ISBN: 9783641206130)
    Stephen King

    Dead Zone – Das Attentat

     (370)
    Aktuelle Rezension von: Holden

    Kings Buch über die Entfremdung und das Leiden eines außergewöhnlich Begabten, der aber (aufgrund des Verhalten der Masse) zu zerbrechen droht. Und der letzte Teil des Buches über den aalglatten Dr. Stillson, der als Politiker groß rauskommen will, liest sich besonders bizarr verglichen mit dem realen Wiederwahlkampf von Donald T. in diesen Tagen. Wen würde man vorziehen, Stillson oder Trump? Schwierig schwierig...

  20. Cover des Buches Aurora (ISBN: 9783641108298)
    Robert Harris

    Aurora

     (61)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Ein packender Thriller, der in der Nachwendezeit in Rußland spielt und die Atmosphäre zur Zeit Stalins genauso wie zur Zeit in den Neunzigern einfängt: "Fluke" Kelso nimmt als Historiker an einem Geschichtssymposium in Moskau teil, als ihn ein ehemaliger Gulaginsasse und sehr trinkfester (Vorsicht Klischee!!) Zeitzeuge aufsucht und ihm von einem geheimen Tagebuch Stalins erzählt. In dem Zusammenhang wird (ähnlich wie in der aktuellen Graphic novel "The death of Stalin" und deren angeblich grottenschlechter Verfilmung) die Geschichte von Stalins Tod erzählt, die superspannend erzählt wird, und mit dem wißbegierigen Fernsehreporter O`Brian macht Fluke sich schnell auf die Suche, das Geheimnis von Stalins Notizbuch zu ergründen...Eine tolle Schilderung der Stalinzeit und der Boris-Jelzin-Zeit (hicks), die immer noch weit verbreitete Stalin-Verehrung macht einen frösteln.
  21. Cover des Buches Maria Stuart (ISBN: 9783746745558)
    Stefan Zweig

    Maria Stuart

     (90)
    Aktuelle Rezension von: Neeeele


    Wer kennt sie nicht, Maria Stuart, Königin von Schottland und von Frankreich mit Anspruch auf den englischen Thron? Und auch die "Hassliebe" zwischen Maria Stuart und Elizabeth I. dürfte hinlänglich bekannt sein.

    Stefan Zweig beschreibt hier sehr eindrücklich die Lebensgeschichte von Maria Stuart von der Geburt bis zu ihrem Tod 1587. Dabei beleuchtet er auch die Verbundenheit der beiden starken Frauen der Geschichte. Da mich das elizabethanische Zeitalter Englands schon immer sehr interessiert hat, waren mir doch die meisten Dinge bekannt, aber trotzdem konnte mich Stefan Zweig mit dem ein oder anderen geschichtlichen Hintergrund doch überraschen. In diesem biografischen Roman geht es hauptsächlich um die Intrigen, Verschwörungen und politischen Ränkespiele am schottischen und englischen Hof.

    Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und mir hat der Sprecher, Jan Koester, sehr gut zum Buch gefallen. Die Sprache ist der Zeit gemäß, allerdings nicht zu hochgestochen und unverständlich. Auch gut fand ich, dass Stefan Zweig unparteiisch und unaufgeregt schreibt und die geschichtlichen Fakten ohne Wertung wiedergibt. Sicher kennen viele von euch Maria Stuart und Elizabeth I. aus einschlägigen und bekannten Serien und Filmen. Die haben mir persönlich auch sehr gut gefallen. Trotzdem kann man jedem dieses Buch zusätzlich empfehlen, weil es eben sachlicher und weniger effekthaschend ist. Hier kommen dann die Faktenlieberhaber eher auf ihre Kosten.

    Mir hat das Buch sehr sehr gut gefallen und ich kann es nur jedem empfehlen der Interesse an diesem Teil der Geschichte hat. Den Schreibstil von Stefan Zweig fand ich auch super und so werde ich mir noch andere Biografien von ihm (er hat einige geschrieben) ansehen.

    Für Maria Stuart von Stefan Zweig vergebe ich volle 5*/5*.

  22. Cover des Buches Liebesleben (ISBN: 9783833309199)
    Zeruya Shalev

    Liebesleben

     (260)
    Aktuelle Rezension von: Klugscheisser

    Ich habe das Buch vor etwa 20 Jahren das erste Mal gelesen. 2022 habe ich es erneut aus dem Regal gezogen. Auch diesmal konnte ich mich der Faszination nicht entziehen. Ich liebe die Sprache von Zeruya Shalev. Und sie hat mir mit ihren Büchern ein großartiges Geschenk gemacht: Sie hat die direkte Rede, fast vollständig eliminiert ! Alles Gesprochene zwischen zwei Personen wird in indirekter Rede geschrieben und das tut unglaublich gut, es ist wie ein dahinfließender Fluß nicht enden wollender Sätze. Manche Sätze füllen eine halbe Seite aus. Herrlich ! Ich liebe das ! 

    Bis ich ihr Buch das erste Mal in Händen hielt, wußte ich nicht, daß man so schreiben kann. Aber ohne es zu wissen, hatte ich es mir immer gewünscht. Es ist auch unglaublich fair den Lesern gegenüber. Denn was sich andere Autoren oft leisten, indem sie seitenweise Dialoge runterrotzen und für jeden Satz geht eine Zeile drauf, das grenzt oft schon an Frechheit. Den Drucker freut's, denn er spart sich viel Druckerschwärze. Dem Verlag ist es egal, ob er halbleere Seiten verkauft, Hauptsache das Buch verkauft sich.

    Die Geschichte ist schnell erzählt:  Junges Mädchen verfällt altem Sack !  Das hat die Faszination einer Schüssel Schlachtabfälle. Man kann einfach nicht wegsehen. Selbst als Vegetarier. Man liest weiter und weiter bis zum Ende. Und die ganze Zeit denkt man sich, Mädchen, wann wachst Du endlich auf, das ist nichts weiter als ein alter ekelhafter Kerl, ein Egomane, ein eitler lächerlicher Geck, der sich nur dann jung fühlt, wenn er eine junge Frau beschmutzend benutzt. 

    Die Frage ist natürlich, ob man sich als Mann, der ich bin, überhaupt ein Urteil erlauben kann, wenn es um die Gefühle einer Frau geht. Doch ich vermute, daß die Hauptdarstellerin, ad eins, ein Vaterproblem hat und, ad zwei, ein Minderwertigkeitsproblem, denn sonst würde sie sich doch nicht so derart unter Wert hergeben, diesesVerhältnis ist ja eine einzige Erniedrigung.

    Klar, daß es Marcel Reich-Ranicki gefallen hat. Wie auch nicht, das ist ja schon fast faustisch. Junges Mädchen verfällt altem Mann. Zur Hälfte hatte man den legendären Literaturkritiker ja schon für sich gewonnen, wenn es ein paar erotische Szenen im Buch gab. Die andere Hälfte bestand dann aus Stilkritik. 

    Dieser Arie, der ein Freund ihres Vaters ist, gehört zu den Typen, die sich komplett auf ihre sexuelle Energie fokussieren und dieser Laserstrahl scheint dann bei bestimmten Frauen, das Gehirn außer Gefecht zu setzen, wenn er sie trifft. Aber, wie geschrieben, da sollte dann vielleicht besser eine Frau erklären, was da stattfindet.

    Ach ja, bevor ich es vergesse, ich glaube es war auch das Gefühl, dem Leben nicht gewachsen zu sein, daß Ja'ara sich so bedingungs- und kritiklos diesem  Verfallensein hingeben ließ. Also die reine Passivität, anstatt aktiv zu versuchen, ihr Leben in den Griff zu bekommen.Sich der Hoffnungslosigkiet hinzugeben nach dem Motto Komme da, was wolle. So scheint mir die sexuelle Hörigkeit das  Höchstmaß an Passivität zu sein. Ja, darum geht es in diesem Buch, als Roman kann man es nicht bezeichnen, um sexuelle Hörigkeit.

    Noch etwas läßt vermutlich auch denjenigen weiterlesen, der das Buch vielleicht bereits zur Seite legen will:  Ziemlich am Anfang des Buches erfährt der Leser, daß Ja'aras Mutter mit Arie vor Ja'aras  Geburt ein Verhältnis hatte und bis man erfährt, daß Arie durch einen Unfall zeugungsunfähig war, mutmaßte ich, ob Arie vielleihct sogar Ja'aras leiblicher Vater war und er dies sogar wußte und sich auf diese Art an Ja'aras Mutter rächen wollte, da sie ihn damals nicht heiraten wollte. Und auch nachdem ich erfuhr, daß Arie damal zeugungsunfähig gewesen sein soll, blieb in mir ein kleiner Restzweifel: Vielleicht hatte er das mit der Zeugungsunfähigkeit erfunden und er war doch Ja'aras leiblicher Vater. Wie verwerflich !

    Als nächstes habe ich dann das Buch Mann und Frau von Zeruya Shalev gelesen und das werde ich auch noch separat ausführlich rezensieren, doch soviel kann ich schon sagen, da ist wesentlich mehr Substanz drin und wesentlich mehr, was einen beziehugsmäßig interessieren kann. Doch ihren Schreibstil, und das finde ich gut, hat sie beibehalten.

    Inzwischen habe ich mir auch all ihre anderen Bücher zugelegt, aber will diese jetzt nicht einfach so, haps haps, weglesen.

    Ich habe natürlich auch nachgeschaut, welches ihrer Bücher verfilmt wurde. Es ist tatsächlich dieses hier, Liebesleben. Doch ich weiß beim besten Willen nicht, was sich die Filmemacher dabei gedacht haben, den alten widerlichen Sack durch einen charmanten, zuvorkommenden Frauenversteher, einen leicht ergrauten Schönling Ende vierzig  zu ersetzen, einen den man noch gut auf dem Laufsteg als Model einsetzen könnte. Unerträglich ! Nach zwei Minuten habe ich ausgeschaltet. 

    Ich gebe dennoch 5 Sterne, allein schon wegen Stil und Sprache.

    Ein durchaus empfehlenswertes Buch.

  23. Cover des Buches Wächter des Zwielichts (ISBN: 9783453316201)
    Sergej Lukianenko

    Wächter des Zwielichts

     (426)
    Aktuelle Rezension von: Olaf_Raack

    Zwielicht – das beschriebt die Welt am besten, in die der Autor seine Leserschaft verfrachtet. Alles wirkt leicht düster und beklemmend. Niemandem, egal wie freundlich, ist zu trauen. Ein permanentes Gefühl von zuschnappenden Fallen und boshaften Intrigen hat mich beim Lesen begleitet. Das Buch ist, wie gewohnt, in drei Teile aufgesplittet, deren einzelnen Geschichten am Ende brillant miteinander verwoben werden.

    Das, was Lukianenko hier abliefert, ist wie in den ersten beiden Büchern, ganz hohe Kunst. Keinesfalls fällt dieser Band gegenüber den ersten beiden ab, sondern setzt die Geschichte eindrucksvoll fort.

    Der Stil ist fesselnd und hat mich das Buch fast nicht aus der Hand legen lassen. Wer die Wächter-Reihe nicht kennt, sich einer urbanen Fantasygeschichte gegenüber aufgeschlossen zeigt und schon immer mal eine andere, düstere und zwielichtige Seite Russlands kennenlernen wollte, sollte hier unbedingt einen Blick riskieren. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

  24. Cover des Buches Sommer mit Emma (ISBN: 9783257605761)
    Martina Borger

    Sommer mit Emma

     (38)
    Aktuelle Rezension von: schnaeppchenjaegerin

    Daniel und Luisa, in deren Beziehung es zuletzt kriselte, möchten mit ihren Kindern einen harmonischen Urlaub verbringen. Da es aufgrund des Alters von Jasper und Lea vermutlich der letzte gemeinsame Familienurlaub sein wird, wollten die ihnen mit der Reise auf einem Hausboot durch England etwas Besonderes bieten. Um Jasper zu überreden, durfte sein bester Freund Can mitfahren; zudem darf erstmals auch die 14-jährige Emma, das Resultat eines Seitensprungs von Daniel, die mit ihrer Mutter in den USA wohnt, mit. 


    Zu sechst ist es denkbar eng auf dem kleinen Hausboot, die Schlafplätze reichen kaum aus, die Nass"zelle" wird überwiegend von Emma in Beschlag genommen und unterdrückte Konflikte gelangen immer weiter an die Oberfläche. 


    Der 17-jährige Jasper, der ohnehin keinen Bock auf den Urlaub hatte, ist genervt von seiner Mutter, Luisa ist eifersüchtig auf die hübsche Emma, die sich ganz selbstverständlich in den Vordergrund zu stellen scheint, Daniel hat ein Problem damit, dass er als Künstler finanziell von seiner Lebensgefährtin abhängig ist und die naive Lea begreift gar nicht, wie sie von Jasper und Emma hintergangen wird, die heimlich ihre Tagebuchaufzeichnungen lesen. Nur Can, der froh ist, kein Bestandteil der Familie zu sein, hält sich mit Kiffen bei Laune. 


    Der Roman ist mit Ausnahme von Emma abwechselnd aus der Perspektive aller Protagonisten geschrieben, so dass deren Empfindungen und Handlungen für den Leser nachvollziehbar sind. Emma lernt man nur durch die subjektiven Beschreibungen der anderen kennt und bleibt damit ein wenig mysteriös. Es ist nicht ganz klar, ob sie einfach nur ein von sich überzeugter, eingebildeter Teenager ist, die ihren Vater kennenlernen möchte oder ob sie absichtlich intrigiert. 


    Auch ohne Überschriften wird durch den für jeden einzelnen Charakter passenden Schreibstil jeweils nach wenige Sätzen deutlich, aus welcher Sicht die Geschichte weitererzählt wird, Zunächst passiert nicht viel, wie das Hausboot schippert auch die Handlung gemütlich vor sich hin. Als Leser ahnt man jedoch von Beginn an, dass es nicht bei einem harmonischen Familienurlaub bleiben wird und wartet nur darauf, dass es zur finalen Katastrophe kommen wird. Als dann dunkle Wolken aufziehen und der strömende Regen einsetzt, entladen sich die Konflikte und unterdrückte Geheimnisse werden offenbar. 


    Das Autorinnenduo spielt mit Stereotypen und lässt keinen Charakter so richtig positiv wegkommen, so dass ich mit keinem der Protagonisten sympathisierte und dieses Familiendrama lange nicht so eindringlich empfand wie "Kleine Schwester". 

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