Bücher mit dem Tag "vater-sohn-beziehung"
239 Bücher
- Carlos Ruiz Zafón
Der Schatten des Windes
(5.793)Aktuelle Rezension von: Boris_GoroffDer Autor vermag wie kein zweiter eine spannende Geschichte zu erzählen. Diese Barcelona Tetralogie kann in der Reihenfolge beliebig gelesen werden. Es entsteht ein Gesamtkunstwerk, das je nach Lesereihenfolge und aktuellem Roman einen neuen Blickwinkel auf die Geschichte und seine Protagonisten wirft.
Steht in den Top 5 meiner Lieblingsbücher!
- Pascal Mercier
Nachtzug nach Lissabon
(1.374)Aktuelle Rezension von: nymphe--Wer träumt nicht mal einfach in einen Zug zu steigen und davon zu fahren? Alles aus seinem Leben hinter sich zu lassen?
Für Raimund Gregorius ist dies nun kein Tagtraum mehr, als er mitten am Schultag das Gymnasium, in dem er als Lehrer für alte Sprachen arbeitete, verließ und nie wieder kam. Nachdem er einer jungen Portugiesin das Leben rettete, stieß er in einer Buchhandlung auf die Veröffentlichungen eines gewissen Amadeu Padro, dessen Aufzeichnungen und Gedanken Gregorius so sehr faszinierten, dass er den Nachtzug nach Lissabon nahm, um den Spuren des Autors zu folgen.
Der Sinn des Romans besteht schon in den Aufzeichnungen Padros, der seine Gedanken zu verschiedenen Stationen seines Lebens zu Papier brachte. Er war ein Feind des Kitsch, glaubte nicht an die Liebe, sondern nur an die Loyalität, welches das Einzige wäre, dass annähernd Bestand hätte. Er war kritisch und aufrichtig zu sich selbst, schonungslos aufrichtig, so dass einem der Roman vorkommt wie ein Essay.
Versteht mich nicht falsch, Essays sind wunderbar und viele Dinge in Nachtzug nach Lissabon haben mich tatsächlich zum Nachdenken angeregt, aber für jemanden, der auf Spannung steht, ist der Roman nichts.
Zudem hat Nachtzug nach Lissabon für mich einige Probleme. Das erste ist der wesentlichste: Es ist kaum zu übersehen, dass Amadeu Padro der eigentliche Hauptcharakter des Romans ist. Nur kommt er kein einziges Mal vor und wird nur durch die Erinnerung andere oder seine Aufzeichnungen beschrieben. Eigentlich finde ich das Konzept sehr spannend. Doch verhält es sich hier ein wenig mit John Greens Eine wie Alaska und zwar wird hier mal wieder eine Person idealisiert und das Leiden dieser Person. Das geht mir inzwischen ziemlich auf die Nerven.
Zunächst sieht niemand gut aus, wenn er leidet. Niemand sagt: "Gott, wie ist die Person tiefgründig!" Niemand wird sich wünschen, an ihrer Stelle zu sein, denn Leiden ist - tut mir leid, wenn ich das mal so drastisch sagen muss - nichts erstrebenswertes! Und es ist auch nicht ästhetisch. Ich weiß nicht, woher diese Illusion kommt. Vielleicht liegt es auch daran, dass es oft heißt Künstler würden ihre größten Werke im Schmerz vollbringen. Also wird Leiden für uns zu etwas, dass uns besonders macht, dass uns gut macht und uns Anerkennung bringt.
Und das tat es auch bei Amadeu Padro. Sein Buch wurde vielleicht kein Bestseller, aber jeder Mensch, den Gregorius im Laufe des Buches traf, hat Amadeu angehimmelt und vergöttert und das wortwörtlich, obwohl er selbst so einsam war Das halte ich auch für problematisch und höchst unrealistisch.
Denn in Wahrheit leiden wir alle allein und wir wünschen uns zwar, dass irgendjemand auf uns blickt und uns dafür bewundert, aber das passiert in den wenigsten Fällen und es sollte auch nicht passieren. Man sollte Leute bewundern, die es geschafft haben, glücklich zu sein und sich selbst reflektieren und vergeben können.
Keine Person kann so toll sein und meist liegt die Verehrung einer Person nicht besonders an dieser Person, sondern eher an der, die sie verehrt. Menschen sind so, wie wir sie sehen und welche Personen uns was bedeuten, das liegt an uns.
Hier kommen wir zum zweiten Problem und zwar Gregorius, der eigentliche Hauptcharakter oder zumindest Erzähler des Buches. Doch hier liegt das Problem, denn er ist weder noch. Man erfährt schon etwas über ihn und kann durch gewisse Handlungen auf sein Inneres schließen, doch im Endeffekt ist er nicht wichtig für die Handlung. Er erzählt Padros Geschichte nicht und wenn er mit Personen aus seinen Leben spricht, dann merkt man kaum, dass er anwesend ist und er spricht so gut wie nie.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum er das alles macht und warum er sein Leben verlässt. Denn seine Ambivalenz habe ich ihm nie ganz abgenommen, so wie sein Fernweh. Seine Handlungen sind mir so melodramatisch beschrieben, als das ich es ernst nehme könnte und für jemanden, der Kitsch hasst, ist der Roman fast zu romantisch. Denn es geht auch alles viel zu einfach. Natürlich hatte Gregorius auch keine Geldprobleme, sodass er wochenlang in verschiedenen Hotels wohnen und quasi von Genf und Lissabon pendeln konnte. Die Sprachbarriere war nie ein Problem. Entweder sprachen alle Französisch oder Gregorius konnte nach einen Kurs Portugiesisch schon ein Gespräch anfangen. Und Padros Texte konnte er natürlich auch einfach wie einen Lateintext übersetzen.
Obwohl Gregorius vielleicht kein Paul Varjak ist, gibt es doch eine Sache, die ihn für mich einfach unwichtig und sinnlos erscheinen ist und zwar, dass er nichts am Ende davon mitnimmt. Er verändert sich nicht durch die Gespräche mit den anderen. Das Leben von Padro verändert ihn nicht, außer dass er wahrscheinlich am Ende auch tot krank wird und wahrscheinlich genau so stirbt wie Amadeu Padro. Diese Spannung mit Gregorius "Schwindelanfällen" haben mich nicht gepackt und das offene Ende fand ich auch etwas zu gewollt.
Letztendlich führte Gregorius kein anderes Leben nach seinem Aufenthalt in Lissabon. Er kehrt zurück nach Bern und lässt sich dann in eine Klinik einweisen.
Ich hätte gern nochmal so einen abschließenden Epilog gehabt, indem erklärt wird, was Gregorius jetzt so macht, nachdem er diese Reise gemacht hat, denn so hatte das Buch am Ende keine Message und nichts, worauf irgendwas hinauslief.
Und nochmal zum Schluss finde ich es auch sehr merkwürdig, dass das Erlebnis mit der Frau am Anfang, die von Brücke springen wollte und Gregorius diese Telefonnummer auf die Stirn schrieb. Das war nämlich das eigentliche Ereignis, was Gregorius zu seiner Reise bewegt hatte und es kam NIE wieder zur Sprache. Oder wenn nur so am Rande, was ich sehr schade finde. Es wäre cool gewesen, wenn Gregorius sie am Ende vlt nochmal angerufen hätte diese Nummer und vielleicht jemand aus Padros Leben abnahm. Das hätte den Bogen nochmal zurück gespannt. Es hätte auch irgendjemand ran gehen können.
Erst dachte ich ja auch, Gregorius geht nach Portugal, um diese Frau zu finden, aber was soll's. Ich verstehe dann nur ihren Zweck in der Handlung nicht, denn so hätte man Gregorius auch anders aufs Buch stoßen können.
Nachtzug nach Lissabon ist keines Falls ein schlechtes Buch, aber meines Erachtens vielleicht ein bisschen überbewertet und es handelt von Dingen, von denen ich mir wünschen würde, dass man auch mal über etwas anderes schreiben könnnte.
- Daniel Kehlmann
Die Vermessung der Welt
(3.412)Aktuelle Rezension von: BM2TE22aIch finde das Buch sehr spannend zu lesen und es ist relativ einfach geschrieben, so dass es leicht zu lesen ist. Ich hielt den Einblick in das Leben und die Arbeit der beiden Wissenschaftler Gauß und Humboldt für sehr spannend. Allerdings sollte man immer bedenken, dass es sich um einen Roman und nicht um ein historisches Werk handelt, daher sind einige Ereignisse im Buch nicht historisch korrekt. Das Ziel des Buches ist es aber nicht, die historischen Ereignisse korrekt darzustellen, sondern den Hauptfiguren eine gute Persönlichkeitsbild zu geben. Meiner Meinung nach ist dies sehr gut gelungen und man lernt die beiden Herren beim Lesen sehr gut kennen und weiß, wie sie dachten. Ich würde das Buch allen Lesern empfehlen, die sich für Geschichte und Wissenschaft vor 200 Jahren interessieren. JR
- Maja Lunde
Die Geschichte der Bienen
(992)Aktuelle Rezension von: caro_linFesselnde Geschichte. Bewegend und bedrückend realistisch. Den Schreibstil fand ich jedoch nicht besonders gut, mir fiel es an vielen Stellen schwer, mir die beschriebenen Situationen/Umgebungen vor meinem inneren Auge vorstellen zu können. Spannende Stellen kamen deshalb teilweise bei mir gar nicht richtig rüber.
Inhaltlich kam es für mich nicht an "Die Geschichte des Wassers" heran, allerdings ist es auch lange her, dass ich das gelesen habe. So oder so würde ich es trotzdem unbedingt empfehlen!
Gelesen Mai 2023.
- Joanne K. Rowling
Harry Potter und das verwunschene Kind. Teil eins und zwei (Deutsche Bühnenfassung) (Harry Potter)
(2.018)Aktuelle Rezension von: Stella_HoffmannKlappentext:
Es war nie leicht, Harry Potter zu sein - und jetzt, als Angestellter des Zaubereiministeriums, Ehemann und Vater von drei Schulkindern, ist sein Leben nicht gerade einfacher geworden.
Während Harrys Vergangenheit ihn immer wieder einholt, kämpft sein Sohn Albus mit dem gewaltigen Vermächtnis seiner Familie, mit dem er nichts zu tun haben will. Als Vergangenheit und Gegenwart auf unheilvolle Weise miteinander verschmelzen, gelangen Harry und Albus zu einer bitteren Erkenntnis: Das Dunkle kommt oft von dort, wo man es am wenigsten erwartet.Fazit:
Dieses Buch ist ein Muss für alle Harry Potter-Fans. Die Charaktere fand ich allesamt super dargestellt, vor allem den kleinen Albus - genauso wie die eigentliche Geschichte hinter der Fortsetzung zur HP-Reihe. Ich fand es sehr spannend zu erfahren, wie die Kinder von Harry, Ron, Hermine und Draco usw. an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei lehren und sich natürlich nicht immer an die Schulregeln halten. :) Alles in allem eine super Geschichte und ich kann es kaum abwarten, das Theaterstück live in Hamburg zu sehen.
4,5/5 Sterne
- Jonathan Safran Foer
Extrem laut und unglaublich nah
(1.244)Aktuelle Rezension von: JorokaEin Buch mit seitenweise leeren Blättern und Zahlenketten oder so eng geschriebener Schrift, dass man nichts mehr entziffern kann! Wo gibt es denn so was?
Nun, Jonathan Safran Foer hat mich bereits mit seinem Erstlingswerk „Alles ist erleuchtet“ zu irritieren verstanden, hier setzt er nochmals einen drauf. Doch, die Geschichte(n), die er zwischen diesen unglaublichen Einfällen erzählt, erscheint mir schriftstellerisch ausgereifter zu sein.
Er schreibt aus dem Blickwinkel des 9jährigen Oskars, der in New York lebt und am 11. September seinen Vater verloren hat und sich nun fast 2 Jahre später auf die Suche nach einem passenden Schloss zu dem Schlüssel macht, den er in einer (nun leider zerbrochenen) Vase im Arbeitszimmer seines Vater entdeckt hat. Oskar trägt so schwer an dem Verlust seiner engsten Bezugsperson und versucht die Erinnerungen an ihn am Leben zu erhalten. Er klappert alle „Blacks“ in New York ab, da dieser Namen auf dem Kuvert, in dem der Schlüssel war, gestanden hat. Wie unterschiedlich die Menschen sind, denen er dann begegnet, obwohl sie alle den selben Nachnamen tragen!
Mehrere Erzählstrenge im Buch verweben sich, verknäulen und zerfallen auseinander. Zusammenhänge werden klarer und verlieren sich wieder.
Auch der Opa von Oskar spielte eine größere Nebenrolle. Er verlässt seine Frau, die Oma von Oskar, als sie mit Oskars Vater Thomas schwanger ist, schreibt aber fortan jeden Tag einen Brief an seinen unbekannten Sohn. So kann er von seinen schrecklichen Erlebnissen in der Bombennacht von Dresden berichten, denn er spricht nicht mehr. Er hat jegliche Wort verloren und sein letzte gesprochenes Wort war „Ich“.
Auch spielt eine weitere menschliche Katastrophe eine Rolle: Hiroshima. In einem Referat in der Schule beschäftigt sich Oskar damit.
Mitunter also keine leichte Kost. Das Buch verbindet alte mit aktuellen Kriegen. Ein Hauch von Philosophie weht durch die Seiten. Ein ziemlich durchgeknalltes Buch, aber liebenswert und faszinierend.
Auflockerung durch ca. 25 Fotos, die Oskar mit der Kamera seinen unbekannten Opas aufgenommen hat, dem er unbewusst ganz nahe kommt.
- Khaled Hosseini
Drachenläufer
(2.007)Aktuelle Rezension von: YvetteHKurzrezension:
Obwohl das Buch sehr viele positive Kritiken bekommen hat, konnte es mich nicht ganz überzeugen.
Am Anfang wurde es nach kurzer Zeit echt zäh und ich habe ernsthaft überlegt, es abzubrechen. Ab der Mitte wurde es deutlich spannender und hat mich auch bewegt. Die Zufälle (auch wenn in Afghanistan daran geglaubt wird) waren mir einfach zu viel und zu konstruiert.
Alles in allem, konnte mich das Buch nicht ganz abholen, aber man kann einiges lernen über die afghanische Kultur.
- Ursula Poznanski
Saeculum
(1.895)Aktuelle Rezension von: JasMinText übernommen:
Fünf Tage im tiefsten Wald, die nächste Ortschaft kilometerweit entfernt, leben wie im Mittelalter - ohne Strom und ohne Handy -, normalerweise wäre das nichts für Bastian. Dass er dennoch mitmacht bei diesem Live-Rollenspiel, liegt einzig und allein an Sandra. Als kurz vor der Abfahrt das Geheimnis um den Spielort gelüftet wird, fällt ein erster Schatten auf das Unternehmen: Das abgelegene Waldstück, in dem das Abenteuer stattfindet, soll verflucht sein. Was zunächst niemand ernst nimmt, scheint sich jedoch zu bewahrheiten, denn aus der harmlosen Reise in die Vergangenheit wird plötzlich ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit. Liegt tatsächlich ein Fluch auf dem Wald?
Wow! Was für ein einzigartiges Buch. Für mich ist "Saeculum" ein unerwartetes Lese-Highlight in 2022.
Mich hat die Atmosphäre des Buches total gepackt. Erst das Ambiente rund um´s Mittelalter und dann auch noch die Sage, das abgelegene Waldstück - gelegentlich hatte ich sogar Gänsehaut. Ich wurde vom Mittelalter verschluckt und erst mit dem Ende des Buches wieder ausgespuckt.
Bereits die Aufmachung des Buches hat mir sehr gut gefallen. Der Buchschnitt ist schwarz, passend zum Cover. Gelegentlich gibt es schwarze Seiten mit weißer Schrift, sodass das Buch auch etwas für´s Auge ist.
Gleich zu Beginn des Buches lernt man diverse Charaktere kennen. Zunächst hatte ich so meine Probleme die einzelnen Protagonisten richtig zuzuordnen, allerdings verflog das dann auch ziemlich schnell, sobald man die Personen besser kennen - und dadurch auch zu unterscheiden - lernt.
Die Hauptprotagonisten sind toll gezeichnet. Sie sind individuell und, um ehrlich zu sein, mochte ich nicht jeden. Allerdings hat die Gesamtheit der unterschiedlichen Charaktere das Buch zu etwas Besonderem gemacht.
Ich glaube, dass man sich einfach auf die Geschichte einlassen muss - ich war froh, dass ich es selbst getan habe und bisher noch nicht weiter vom Inhalt her gespoilert wurde. Daher halte ich meine Rezension kurz und knackig.
Der Text hat sich flüssig lesen lassen, sodass ich keinerlei Probleme hatte, gleich in die Geschichte einzutauchen.
Eine klare Leseempfehlung für alle, die gute Thriller in einem einzigartigen Setting mögen.
- John Irving
Gottes Werk und Teufels Beitrag
(1.016)Aktuelle Rezension von: shizu_readsDer Schreibstil ist am Anfang verwirrend, wir springen zwischen Protagonisten und deren Erlebnisse hin und her. Ich hatte lange Probleme Homers und Dr. Larchs Handlungsstränge auseinander zu halten, ich hab die Namen immer verwechselt. Das legte sich aber immer mehr. Wenn man dem Buch Zeit gibt, legt sich ebenfalls das wilde Hin und Her und wird linearer.
Die Geschichte... Tja, es ist keine leichte Kost, mit dem Thema Abtreibung hatte ich so gar nicht gerechnet. Natürlich geht es nicht nur darum, sondern auch um das Erwachsenwerden, seinen Platz und Bestimmung zu finden und vor allem diese annehmen zu können. Auf jeden Fall ist es eine lange Geschichte. Mit über 750 Seiten wirklich ein richtiger Roman. Anfangs enorm detailliert und gegen Ende fast ein wenig schnell im Verlauf, aber man hat nicht das Gefühl etwas zu verpassen und Langeweile kommt nie auf.
Die Charaktere sind fein und vielschichtig ausgearbeitet, mir waren alle sympathisch, sogar Melony.
Das Buch ist bereits 35 Jahre alt und könnte nicht aktueller sein. Ein Mammutwerk, aber absolut lesenswert und vor allem ein Titel, den wirklich viel mehr lesen sollten. - Juliane Käppler
Willkommen in Hawks
(67)Aktuelle Rezension von: AngelsammySchüleraustausch kann so reizvoll sein. Aber muß es ausgerechnet das öde all-american Kaff Hawks in Michigan sein? Dort wo die Elche fluchend fliehen und die Füchse seufzend die Pfoten vor ihre Augen schlagen? Aargh! Warum muß es Michigan sein???
Die siebenzehnjährige Charlotte Engel, Pflanze der Großstadt ist nicht gerade enthusiastisch angetan. Wenn da nicht Cameron McCready wäre, vorgeblicher Bad Boy par excellence, in den sie sich verliebt. Er hat Charisma und Charme.
Aber er muß unschuldig in the slammer ( Knast ). Charlotte fliegt unverrichteter Dinge und geknickt nach Deutschland zurück.
Fünf Jahre ziehen ins Land, eine lange Zeit, bis sie sich wiedersehen - in Hawks. ( Ohne Hudson, hä, hä! ). Sie stellen erfreut fest, daß ihre Liebe noch sehr vital ist. Der wahre Verbrecher jedoch, für den Cameron gesessen hatte, wird ihnen schon bald gefährlich ...
Juliane Käppler hat authentisch gezeichnete, vielschichtige Protagonisten geschaffen, die in diesem Plot zu begeistern wissen. Sie vermeidet die Untiefen des Kitsches, der Stereotypen und des Bla Blas.
Nebenfiguren sind ebenfalls fein austariert und verblassen keineswegs. Die Handlung ist dramatisch, emotional und packend. Nicht vorhersehbar schlägt das Buch unberechenbare Haken.
Humor und Romantik halten sich gut die Waage mit der angemessenen Ernsthaftigkeit. Die Muffigkeit der Kleinstadt ist gut eingefangen. Man geht mit und mag die beiden sehr. Ein gutes Buch, das man sehr gerne liest. Danke, Juliane Käppler!
- Ransom Riggs
Die Insel der besonderen Kinder
(75)Aktuelle Rezension von: DoraLupinDas Cover von diesem Buch finde ich wunderschön und sehr passend zum Buch gehalten. Man sieht ein Mädchen aus dem letzen Jahrhundert das über dem Boden zu schweben scheint. Auch im Buch gibt es noch mehrere solcher fantastischen Fotografien, alle aus dem 18/19 Jahrhundert.
Inhalt: Jacobs Grossvater erzählt fantastische Geschichten bis er eines Tages auf mysteröse weise stirbt. Daraufhin macht sich Jacob auf die Suche die Insel der besonderen Kinder zu finden von der Grossvater ihm erzählt hat.
Auf wunderbare Weise schafft es der Autor einen in seinen Bann zu ziehen und nicht mehr los zu lassen. Ein Märchen für Erwachsene-fantasievoll, gruselig, gefährlich und absolut lesenswert! Dabei stellt man sich immer wieder die Frage ob es solche Kinder nicht wirklich einmal gegeben haben könnte vor allem wenn man die Fotos betrachtet. Ein wunderbarer Mix aus Grusel und Fantasie - Simon Beckett
Obsession
(1.198)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderNach dem Hype um seine Thriller, hat man nun ein altes Buch ausgegraben und übersetzt. Das Cover ist Irre führend, denn es ist eine zähe und langweilige Geschichte. Der Klappentext sagt eigentlich schon alles. Nach dem Tod seiner Frau fühlt sich Ben allein und ist froh, über ihren Sohn. Jacob ist Autist und als Ben Sarahs Sachen durchschaut findet er Hinweiße, dass Jacob nicht ihr leiblicher Sohn ist. Er forscht nach und tritt eine Lawine los. Was eigentlich recht spannend beginnt, verläuft sich in Nichtigkeit und ständigen Wiederholungen. Es sind soviele Nichtigkeiten in das Buch mit hinein gearbeitet, dass es einfach nur zäh und langweilig ist. Krimi oder Thriller? Nein. Es gibt schon eine gewisse Spannung, aber von einem Krimi/Thriller erwarte ich doch viel mehr.
- Joanne K. Rowling
Harry Potter and the Cursed Child
(794)Aktuelle Rezension von: BucherpalastFür mich war Harry Potter and the Cursed Child ein zwei Teiler. 😅Als das Buch damals raus kam, musste ich es UNBEDINGT haben, so dringend sogar, dass ich gesagt habe ich lese es auf Englisch. 😍Ich kam genau 100 Seiten weit bevor ich es dann für ein paar Jährchen auf die Seite gelegt hab. 😂
Zu dem Zeitpunkt hat es mich einfach nicht begeistert. Jetzt vor kurzem aber habe ich es von meinem Stapel genommen und fertiggelesen und dieses Mal war es für mich viel leichter und auch schneller zu lesen. Jedoch muss ich sagen, dass es teilweise enttäuschend war.
Ich denke am besten ist es einfach, wenn man dieses Buch nicht mit den ersten 7 Teilen vergleicht da das auch einfach nicht wirklich geht. An sich ist die Storyline nicht sonderlich gut, aber auch nicht grottenschlecht.
Das Ganze ist etwas schwammig geschrieben was wohl aber einfach daran liegt, dass es ein Theaterstück ist und kein Roman. Was wohl die meisten Harry Potter Fans an diesem Stück missfällt ist, dass vieles nicht zu den anderen Büchern passt was die Informationen angeht. Mir persönlich war Harry Potter an sich in diesem Stück auch einfach unsympathisch. Wenn man von diesen Dingen jedoch absieht ist es eine süße kleine Geschichte, welche einen durch aus mal zum Lachen bringen kann und einem hier und da auch mal ein wenig das Herz bricht. - Aravind Adiga
Golden Boy
(25)Aktuelle Rezension von: OrishaZwei Brüder aus den Slums von Mumbai und eine Leidenschaft: Cricket. Als beide Brüder von einem Scout entdeckt werden, finden sie einen Weg aus der Armut und beginnen ihrem Sport nachzueifern. Doch was als Bruderliebe und Liebe zum Sport begann, wird zur Rivalität zwischen den Brüdern, nicht nur um Cricket, um die besten Ergebnisse, um die Aufstellung für das Team, sondern auch um Anerkennung. Nebenher werden die Jungs zu Männern und Manju, der Jüngere, hat mit seinen eigenen inneren Dämonen zu kämpfen.
Aravind Adiga entwirft in seinem Roman ein Bild des modernen Indien, welches seinen Platz in der großen weiten Welt sucht. Radha und Manju, die Brüder aus dem Slum, die scheinbar das große Los gezogen haben, dem Slum und der Armut entrinnen können, sind dabei nur Stellvertreter für das "moderne" Indien. Und obwohl sie das erreicht zu haben scheinen, wovon so viele träumen, ersticken sie an gesellschaftlichen und familiären Erwartungen. Das Manju, dabei noch mit seiner Bisexualität zu kämpfen hat, ist dabei nur ein weiterer Kieselstein, im Meer der Hindernisse mit denen sich beiden konfrontiert sehen.
Gekonnt verbindet Adiga, Cricket und die gesellschaftlichen Probleme Indiens: vor allem den Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne, den Geschlechterrollen sowie dem Umgang mit Homo- oder auch Bisexualität. Das liest sich nicht nur spannend, es lässt das Bild eines zerrissenen Landes auferstehen - wie es so viele gibt. Die vielfach kritisierte schwierige Lesbarkeit, konnte ich nicht sehen. Das Buch liest sich wunderbar und leicht. Und Radha und Manju sind großartig gezeichnete Charaktere, die ein spannendes und im Umbruch befindliches Indien zeigen.
Fazit: Mein erster Adiga und sicher nicht mein letzter. Lesenswert! - Charlotte Lucas
Dein perfektes Jahr
(31)Aktuelle Rezension von: lesenbirgitSchönes Hörbuch. Sehr angenehme Stimmen, war gut zu hören. Schade das es schon wieder vorbei ist. Ich hatte das Buch gewonnen und schon vor längerer Zeit gelesen und für gut befunden. Die beiden Protagonisten wie sie nachher zu einander finden einfach genial. Durch Zufälle zueinander gefunden und beider Leben positiv verändert. - Franz Kafka
Die Verwandlung
(1.733)Aktuelle Rezension von: BM2GE21tbEines Morgens wachte Gregor Samsa als Ungeziefer auf. Da er als Einziger in der Familie arbeitete, waren seine Eltern und seine Schwester, von ihm abhängig. Durch die Verwandlung konnte er seiner Arbeit nicht mehr nachgehen. Er war nun eine Last für die Familie geworden. Woran, vor allem sein Vater, kein Gefallen fand.
Ich musste mich zuerst etwas einlesen, um den tieferen Sinn hinter der Handlung zu erkennen.
Ab diesem Zeitpunkt wurde es spannend mich mit der Geschichte von Familie Samsa auseinanderzusetzen.
Manchmal war es aufwühlend und traurig zu beobachten, wie jeder Charakter mit der Situation umging. Die Verwandlung Gregors beeinflusste nicht nur ihn selbst, sondern ermöglichte es auch, dass seine Familie eine Verwandlung durchläuft.
Ich kann es jedem empfehlen, sich ein paar Stunden Zeit zu nehmen und sich auf die fantasievolle und kreative Geschichte von Franz Kafka einzulassen. Gerade wenn man sich für Familien Konstellationen und ihre Probleme dahinter interessiert.
L.B. - Nicholas Sparks
Das Leuchten der Stille
(1.019)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderJohn ist Soldat und lernt bei einem Besuch bei seinem Vater, die schöne Savannah kennen. Er ist fasziniert von ihr und verliebt sich. Auch sie erwidert seine Gefühle und sie verbringen zwei wunderschöne Wochen miteinander. Für zwölf Monate muss John aber arbeiten und darf ihr nicht sagen, wo es hin geht. Sie beschließen Briefe zu schreiben und so bleiben die Gefühle am Leben und die Sehnsucht bleibt. Als die Anschläge vom 11.September passieren, bleibt John nichts anderes übrig, als sich länger zu verpflichten. Dann kommt es für ihn noch schlimmer, denn von Savannah kommt ein paar Wochen lang kein Brief. Dann endlich, aber ein ganz dünner. Sie weiß nicht wie sie es ihm sagen bzw. schreiben soll, aber sie ist nun mit jemandem anderen zusammen. Enttäuscht, verbittert und von der Liebe enttäuscht stürzt sich John in die Arbeit und erst viele Jahre später als sein Vater gestorben ist, trifft er wieder auf Savannah. Nicholas Sparks kann einfach wunderbar Gefühle erschaffen und es bleibt kein Auge trocken.
- Matt Haig
Ich und die Menschen
(750)Aktuelle Rezension von: Wortbibliothekar
Meinung:Ich mochte allem voran die Entwicklung der Handlung, die mit dem Schreibstil Hand in Hand geht. Zu Beginn liest sich noch alles recht trocken, bruchstückhaft und beinahe schon desinteressiert. Was hervorragend zu dem Ich-Erzähler, und damit dem Wesen von einem anderen Stern, passt. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Gedanken und auch Gefühle fließen in den Stil ein. Ebenso wie auch das Ich immer tiefgründiger wird.
Die Handlung bietet damit sowohl gute Unterhaltung, aber auch viel zum Nachdenken und Reflektieren. Wenngleich man sich durch die zahlreichen Mathematischen Begriffe und Gleichungen auch erstmal durcharbeiten muss. Aber das hat zumindest mich nicht sonderlich im Lesefluss gestört. Aber nichts für Leute mit einer Mathephobie.
In der Mitte hatte ich mal kurz das Gefühl, etwas verpasst zu haben, weil der schleichende Prozess der Erkenntnis plötzlich in absolutes Verstehen umschlägt. Da hat für mich etwas der Anschluss gefehlt, aber das Ende hat mir wieder hervorragend gefallen. Die Möglichkeit sich für etwas Gutes zu opfern. Das Glück in kleineren Dingen zu finden.
Fazit:Ein schöner Roman, der zum Nachdenken anregt und gleichzeitig humorvoll und auch gefühlvoll und doch trocken und objektiv ist. Ich bedauere etwas, dass das Buch so lange auf meinem SuB lag, ehe ich es nun endlich gelesen habe.
- Véronique Olmi
Das Glück, wie es hätte sein können
(38)Aktuelle Rezension von: Sookie70Serge, verheiratet mit der schönen, um vieles jüngeren Lucie und Vater von zwei wohlgeratenen Kindern, verliebt sich auf den ersten Blick: In Suzanne, die Klavierstimmerin. Sie ist so anders als seine Frau.
Er folgt ihr, er verführt sie, er gängelt sie - und sie lässt es geschehen...
Begegnungen und Trennungen, Leid und Zugeständnisse, Vernunft und Affekt teilen sich die Bühne in dieser etwas ungewöhnlichen Pariser Liebesgeschichte.
Suzanne schildert ihre Sicht der Dinge in der Ich-Form. Das erzeugt eine seltsame (wahrscheinlich von der Autorin gewollte) Diszanz zu jenen Passagen, in denen über Serge erzählt wird.
Tatsächlich bleibt die Geschichte der beiden Liebenden für mich eigenartig distanziert bis zuletzt. Die Begriffe Liebe, Beziehung, Ehe, Familie und Herkunft bilden in diesem- ein bisschen tragischen - Roman die Leitfäden für die gekonnte Schilderung einer "amour fou", und zwar mit für mich gar nicht so unerwartetem Ende... - J.R. Moehringer
Tender Bar
(406)Aktuelle Rezension von: engineerwifeMan muss sich schon gut im Alltag der 70er/80er Jahre in Amerika auskennen, um dieses Buch zu verstehen. East Coast/New York at its finest! Mir hat es gut gefallen, ich habe viel wieder erkannt. Es hätten 100 Seiten weniger sein können aber insgesamt fand ich das Buch flüssig zu lesen und lesenswert.
- Jan Böttcher
Am Anfang war der Krieg zu Ende
(23)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerAutor: Jan Böttcher
Titel: Y
Gattung: Roman, Erzählung, Familiengeschichte
Erschienen: 2016
Gelesene Ausgabe: aufbau, 2016
ISBN: 978-3-351-03640-9
Gelesen auf: Deutsch
Gelesen im: Dezember 2016
Zum Buch:
Ein in Berlin lebender Autor sieht sich einer neuen Geschichte gegenüber, als der Freund seines Sohnes verschwindet, nämlich der Geschichte von Lekas Eltern. Denn auf der Suche nach ihrem Sohn, trifft er auf Jakob Schütte, erfolgreicher Computerspieldesigner und Vater ohne Sohn. Schnell erfährt er ausführlich von seiner großen, unglücklichen Liebe zu seiner albanischen Schulfreundin Arjeta. Jahre nach dem Schulabschluss werden sie ein Paar, bis Arjeta mit ihrer Familie zurück nach Albanien geht. Als Jakob ihr nachreist, beginnen sie erneut eine Beziehung aus der Leka entsteht, doch Arjeta will nicht mit dem frisch gebackenen Vater zusammenleben und heiratet erneut. Und Jakob kehrt nach Deutschland zurück. Ihr Sohn ist nur das einzig Zeugnis der Liebe zwischen dem Kosovo und Deutschland.
Leider bin ich etwas zwiegespalten, einerseits erzählt Böttcher spannend und anschaulich von "Kosova" - wie es nach dem Krieg weiterhin im Chaos versinkt, nur ein Provisorium bleibt, auch was der Krieg mit Menschen anstellt, auch Generationen später. Andererseits ist die Handlung an sich furchtbar zusammengestoppelt, bemüht und nicht ganz rund. Dennoch ein berührendes Buch über die Grausamkeit der Menschheit und den Folgen eben dieser.Eine der Lieblingsstellen
Zitat: "Klar, ich konnte die Frau zu diesem Zeitpunkt nicht als Künstlerin betrachten, sah sie nur durch Jakob Schüttes Augen, in harten märchenhaften Konturen: die Kindesentzieherin, die Mutter mit Stiefmutterherz."[1]Stil und Sprache: wechselnd Umgangssprachlich und beschreibend poetisch
Zitat: "Rrustem starrte in den Straßenkrater, nach einer Weile sagte er: "Mein Job, weißt du, wir registrieren Waffen" "Ich dachte, für einen Job muss man Leute schmieren."[2]Schlüssigkeit der Handlung: Rekonstruiert aus Gesprächen, die Lebensgeschichten zweier Menschen
Das hat mir gefallen: Das Wissen über den Kosovo, das man nebenher mitbekommt.
Das hat mir nicht gefallen: Die vielleicht nicht ganz durchdachte und teilweise etwas wirre Geschichte.In One Sentence: Leider etwas hölzerne statt poetische Liebesgeschichte.
Sterne: 3
- Günter Grass
Im Krebsgang
(205)Aktuelle Rezension von: FarbwirbelGünther Grass' Novelle 'Im Krebsgang' lag schon Jahre auf meinem SuB und nun habe ich es endlich geschafft, sie zu lesen.
Inhaltlich war ich tatsächlich überrascht, denn ich dachte, dass es ein historienbezogenes Werk ist und wusste nicht, dass er auch hochgradig aktuell ist.
In der Novelle geht es um Paul Pokriefke, der selbst als Journalist arbeitet und dem Leser einen Schweinsgalopp durch Vergangenheit und Gegenwart eröffnet.
Zu Beginn geht es um Gustloff, Frankfurter und Marinesko, drei historische Personen, die im Zusammehang mit dem NS-Regime stehen. Dabei sei kurz erklärt, dass Gustloff als Nazi von Frankfurter, einem Juden, erschossen wurde. Später, als Hitler die KDF-Fahrten eingeführt hatte, wurde eines der Schiffe Gustloff genannt. Wie es der Zufall so will, ist eben jene Gustloff das Boot, mit dem Mutter Pokriefke später mit ihrem Sohn Paul im Bauch vor den Russen flüchtet. An dem Abend, als die Gustloff abgeschossen wird, wird Paul geboren und Mutter Pokriefke erzählt diese Geschichte ein ums andere Mal ihrem Sohn und später auch ihrem Enkel Konrad.
Wie sich im Lauf der Geschichte herausstellt, ist Konrad sehr vereinamt von dieser Geschichte und entwickelt sich Stück für Stück zu einem Neonazi. Sein Vater beobachtet im Web diese Entwicklung, denn Konny schreibt auf einer Website darüber, doch wirklich einzugreifen wagt er nicht, hat er doch nicht wirklich Kontakt zu ihm.
Die Geschehnisse spitzen sich zu und die Geschichte wird wiederholt. Am Ende kann man tatsächlich die letzte Phrase der Novelle als Kern dieser erkennen:
Das hört nicht auf. Nie hört das auf. - S. 216
Grass fragt in seiner Novelle nach der Idiotie, die Menschen inne haben, die nationalsozialistisches Gedankengut in sich tragen. Vor allem aber trägt er hier einen Sachverhalt vor, der gar nicht so oft thematisiert wird: Intelligtente Menschen und wie diese so denken können und auch, was die Geschichte der Familie in einem jungen Menschen machen kann, wie sie sich weiterträgt. Das war hochinteressant.
[…] Wolfgang Stremplin, der sich online David genannt hatte, einen, wie er sagte, „Nachweis arischer Herkunft“ vorlegte und sich dabei ironisch gab. Den Kommentar zu dem, was er ohnehin wußte, lieferte mein Sohn aus ruhiger Gewißheit: „Das ändert nichts am Sachverhalt. Allein ich mußte entscheiden, ob die mir als David bekannte Person als Jude sprach und handelte.“ - S. 182
Auf der anderen Seite habe ich das Werk nur schleppend fertig bekommen. Gerade der Einstieg mit all den historischen Persönlichkeiten und dem fast abgehackten Schreibstil war für mich nur schwer anzunehmen. Das Buch wurde zum Schluss hin immer interessanter und dennoch blieb der erste Eindruck für mich sehr präsent. Da ist der Titel dann aber wieder sehr genial gewählt. Im Krebsgang. Genau so wird die Geschichte nämlich erzählt.
Den Ich-Erzähler Paul mochte ich sehr gern. Gefangen in dem Rahmen seines Lebens und mit einer großen Schippe Ironie erzählt er daraus.
Schluß mit Gernegroß! Wer sich mit funfunddreißig und beginnendem Haarausfall noch ein Kind andrehen läßt, ist nicht zu retten. Was heißt hier Liebe! Die gibt’s allenfalls wieder ab siebzig, wenn ohnehin nichts mehr läuft. - S. 42
Seine Mutter war für mich so etwas wie das Ebenbild der Nachkriegsgeneration, die danach in der DDR lebte. Irgendwie politsch verwildert im Kopf, wenn man das so sagen kann.
Da ich vom Schreibstil und dem Aufbau der Geschichte nicht zu 100 % überzeugt bin, ich aber mit der Aussage d'accord gehe, bin ich mal wieder im Sternekonflikt. Ich vergebe drei Sterne und würde gerne noch einen imaginären, halben Sternd dazugeben.
- Joachim Meyerhoff
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
(344)Aktuelle Rezension von: TokallIn dem autofiktionalen Roman „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ von Joachim Meyerhoff, in dem unklar bleibt was Dichtung und was Wahrheit ist, spielt ein Handlungsort eine zentrale Rolle, der inzwischen eine unrühmliche Bekanntheit erlangt hat: Die Einrichtung für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hesterberg. Und eines vorweg: Sprachlich hat mich das Werk durchaus überzeugt, es blitzt an vielen Stellen das kreative Spiel mit Bildlichkeit auf, inhaltlich konnte ich dem Buch allerdings nur wenig abgewinnen.
Der ehemalige Patient Günter Wulf hat über seine Zeit dort ein erschütterndes Dokument verfasst („Sechs Jahre in Haus F. Eingesperrt, geschlagen, ruhiggestellt. Meine Kindheit in der Psychiatrie“). Und Wulf beschreibt, wie mit dem Direktor Hermann Meyerhoff, der 1971 die Leitung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hesterberg übernommen hat, Verbesserungen eintraten. Als Direktor hat er die Klinik reformiert (Für Interessierte lohnt sich eine weitere Recherche im Internet). Und Joachim Meyerhoff setzt seinem Vater hier eine Art Denkmal. Zwischen den Zeilen wird sehr deutlich, wie sehr der Protagonist im Buch seinen Vater bewundert und zu ihm aufschaut. Hermann Meyerhoff erscheint als gebildeter, menschenscheuer Mann mit hohem Verantwortungsbewusstsein, der stets situationsangemessen reagiert.
Joachim Meyerhoff, Autor und Schauspieler, ist der Sohn von Hermann Meyerhoff und er beschreibt seine Kindheit in Hesterberg. Er wohnt mit seiner Familie mitten auf dem Gelände der Klinik und der Umgang mit psychisch und körperlich Beeinträchtigen ist für ihn etwas Alltägliches. Jeden Tag hat er mit den Patienten Kontakt. In einzelnen Episoden, die anekdotisch und ohne erkennbaren roten Faden präsentiert werden, schildert der junge Protagonist sein Familienleben. So leidet er z.B. unter seinen älteren Brüdern, die sich oft über ihn amüsieren. Die Feierlichkeiten zum 40. Geburtstag des Vaters werden ebenso beschrieben wie das Krippenspiel zu Weihnachten oder die Ausrichtung des Sommerfests in der Klinik.
Auffällig für mich: Die Patienten werden nach meinem Dafürhalten recht schonungslos und direkt mit ihren Skurrilitäten beschrieben. Viele von ihnen wirken nicht sehr sympathisch und machen keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Der Erzählton ist oft schwarzhumorig. Damit hatte ich an manchen Stellen so meine Schwierigkeiten: So ist der Blick auf die Bewohner der Einrichtung nach meinem Eindruck nicht immer wertschätzend, stellenweise werden sie der Lächerlichkeit preisgegeben. Das hat mir überhaupt nicht zugesagt. Manches war mir auch zu albern und zu überzeichnet. Eine solche Darstellung sollte man mögen. Wenn man die dunkle Geschichte von Hesterberg kennt, so finde ich die literarische Aufbereitung irgendwie unpassend. Aber Humor ist ein schwieriges Thema, andere Leser:innen mögen das ganz anders empfinden als ich.
Erstaunlicherweise scheine ich mit dieser Einschätzung aber allein dazustehen. Liest man sich auf Perlentaucher.de die Zusammenfassung der Rezensionen aus dem Feuilleton durch, so wird dieser Aspekt von keinem Rezensenten bemängelt. Martin Halter aus der FAZ meint sogar, dass manche der Geschichten „zum Brüllen komisch“ seien (vgl. FAZ vom 16.08.2013). Das hat mich schon ein wenig gewundert. Aber nun gut. Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Für mich war die Darstellung der Patienten oft geschmacklos.
Fazit: Der Roman setzt der Einrichtung in Hesterberg und ihrem Direktor Hermann Meyerhoff ein literarisches Denkmal. In sprachlicher Hinsicht ist das Buch durchaus gelungen und die Gestaltung kreativ. Joachim Meyerhoff kann schreiben und beherrscht das Spiel mit Bildlichkeit. In inhaltlicher Hinsicht konnte man das Buch nicht überzeugen. Ich fand den Erzählton an vielen Stellen unpassend, die anekdotische Darstellung ohne roten Faden hat mir auch nicht zugesagt. Die schwarzhumorige Darstellung der Patienten war stellenweise geschmacklos. Ich gebe 3 Sterne!
- Martin Schult
Dem Kroisleitner sein Vater
(56)Aktuelle Rezension von: GiseAls der alte Kroisleitner tot aufgefunden wird, scheint zunächst mal alles auf natürlichen Tod zu deuten, ist er doch ganze 104 Jahre alt. Doch dann gibt es Verdächtigungen und Verdächtige, die Polizei beginnt zu ermitteln. Währenddessen kommt Emma zurück aus ihrem Londoner Leben als erfolgreiche Sängerin und möchte sich wieder der Mutter annähern. Nach zehn Jahren Abwesenheit ist das nicht so einfach. Der Berliner Polizist Frassek war zunächst auf Kurzurlaub im Ort, wird aber wegen der Gleichzeitigkeit der Ereignisse mit dem Tod des alten Kroisleitner des Mordes verdächtigt. Doch bald gerät er von der Rolle des Verdächtigen in die des Ermittlers, denn die steirischen Kollege stellen sich manchmal etwas seltsam an.
Mit viel Lokalkolorit und Situationskomik porträtiert der Autor Martin Schult die Bergwelt der steirischen Alpen mit dem kleinen Örtchen St. Margarethen und dessen Bewohner, die manchmal skurril, manchmal nur eigenbrötlerisch, auf jeden Fall immer sehr eigenwillig ihren Weg gehen. Eine starke Prise aus der örtlichen Sagenwelt rundet das Heimatfilmmäßige dieses Buches gekonnt ab. Man kann es sich richtig vorstellen, dieses kleine schmucke Örtchen, das so gerne dieses Jahr den Blumenpreis erringen möchte und stattdessen mit einem gewaltigen Fliegen-, Krähen- und Marderproblem zu tun bekommt. Doch welch Wunder, manche Ereignisse lassen sich dann doch sehr naturwissenschaftlich erklären, manche allerdings bewahren ihren besonderen Charakter. So spinnt der Kriminalroman seine Fäden und treibt die Spannung immer weiter auf den Höhepunkt zu bis zum Show-Down, bei dem viele der Protagonisten in höchste Lebensgefahr geraten.
Den kleineren und größeren Problemen dieses steirischen Örtchens zu folgen, ist dabei immer sehr amüsant und spannt den Leser schnell in die Geschichte ein. Dabei verliert sich das Buch nie in den verschiedenen Genres, in die es hineinspielt, sondern behält den humorvollen, aber auch ernsten Blick auf seine Protagonisten. Herausgekommen ist ein gut ausgeklügeltes Buch mit vielen Handlungsfäden, die zunächst sehr verworren erscheinen und gekonnt mit viel Spannung zum Schluss entwirrt und zusammengeführt werden. Ein gelungener Auftakt zu einer neuen Krimi-Serie.