Bücher mit dem Tag "türkei"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "türkei" gekennzeichnet haben.

589 Bücher

  1. Cover des Buches Inferno - Filmbuchausgabe (ISBN: 9783404174317)
    Dan Brown

    Inferno - Filmbuchausgabe

     (1.494)
    Aktuelle Rezension von: BuecherwurmNZ

    Brown schafft eine außergewöhnliche, nachdenkliche und gut ausgearbeitete Geschichte. Zu Beginn baut er gleich Spannung auf. Am Ende der Kapitel bin ich immer gespannt, wie es weitergeht und mag das Buch gar nicht aus der Hand legen. Die Geschichte ist in der dritten Person aus Sicht Robert Langdons geschrieben. Jedoch geben einige Kapitel Einblicke in andere Perspektiven von Personen, die für die Geschichte unersetzlich sind. Auf diese Weise erhält der Leser ein paar ergänzende Informationen über die Situation, was die Spannung noch zusätzlich steigen lässt. Was diese Personen aber mit dem Rätsel zu tun haben und was das alles zu bedeuten hat, erfährt der Leser erst später. 

    Die Protagonisten Robert Langdon und Sienna Brooks waren mir gleich sympathisch. Die Gedanken Langdons sind durch den Kursivdruck klar von der Handlung abgegrenzt. Dan Browns Schreibstil ist leicht zu lesen und man fliegt regelrecht durch die Seiten. Durch die genauen Beschreibungen ist die Handlung leicht nachzuvollziehen, was durch die anschaulichen Vergleiche noch unterstützt wird:
     „Die Erinnerungen kehrten nur langsam zurück … wie Blasen, die aus den Tiefen eines bodenlosen Brunnens an die Oberfläche steigen.“

    Die Geschichte wirkt durch zahlreiche italienische Sätze realistischer. Trotzdem ist alles zu verstehen, weil die wichtigen Aussagen noch einmal übersetzt wiedergegeben werden. 

    Allerdings gibt es zu Beginn vieler Kapitel und auch zwischendurch eine lange Erklärung über Dante, ein Kunstwerk oder einen Raum. Einerseits sind einige Erläuterungen interessant und wichtig, um das Rätsel zu verstehen und zu lösen, andererseits kommen sie so oft vor und sind ausufernd, dass sie mich nervten und langweilten. So zieht sich das Buch in die Länge und durch diese Beschreibungen schreitet die Handlung nur schleppend voran.

    Was mir neben den ausufernden Beschreibungen des Umfelds und deren Gegenstände ebenfalls nicht gefiel ist, dass zu Ende zwei Dinge ungeklärt bleiben. Das eine ist nicht wichtig, um die Geschichte zu verstehen, allerdings hätte ich mir eine Erklärung gewünscht, um meine Neugierde zu stillen und da es für mich unerklärlich und ein bisschen weit hergeholt ist. Die andere Sache ist von Bedeutung und lässt für mich das Verhalten von Sienna Brooks gegen Ende des Buches unglaubwürdig erscheinen. Aus diesem Grund finde ich die Handlung um Sienna Brooks am Ende nicht so gut gelungen. 

    Fazit:

    Trotz zweier Unklarheiten und den manchmal zu langen Beschreibungen von Kunstwerken ist Dan Brown ein spannendes, außergewöhnliches und rasantes Meisterwerk gelungen, das zum Nachdenken anregt. "Inferno" ist von diesem Autor mein erstes Buch, aber nach diesem kann ich sagen, dass Brown definitiv ein sehr guter Schriftsteller mit besonderem Schreibstil ist. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen!

  2. Cover des Buches BLACKOUT - Morgen ist es zu spät (ISBN: 9783764507947)
    Marc Elsberg

    BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

     (1.510)
    Aktuelle Rezension von: Wuecherburm

    Was passiert wenn der Strom ausfällt und auch Wasserversorgung nicht mehr gewährleistet ist? Wie lange dauert es, bis sich jeder selbst der Nächste ist und eine regelrechte Anarchie entsteht?

    Spanned bis zum letzten Punkt.

    Sehr dankbar, wieviel Luxus wir haben! Stimmt nachdenklich.

  3. Cover des Buches Blauschmuck (ISBN: 9783518467718)
    Katharina Winkler

    Blauschmuck

     (78)
    Aktuelle Rezension von: buchlesenliebe

    (TW: häusliche Gewalt gegenüber Frauen und Kindern) 

    „Es gibt Frauen, die ihr Blau um den Hals tragen wie einen Reif oder in der Vertiefung unter dem Hals wie ein Medaillon, manche tragen ihr Blau als Armband um das Handgelenk, manche um ihre Fesseln. Viele Frauen wechseln den Blauschmuck von Woche zu Woche, einige von Tag zu Tag“ (S.19).

    Als Jugendliche ahnt Filiz nicht, dass auch sie später den „Blauschmuck“ tragen wird. Eine Art Euphemismus für die körperlichen Zeichen der brutalen Gewalt durch Männer, welche die meisten der Frauen in dem kleinen und patriarchalisch geprägten kurdischen Dorf in der Türkei tragen. Denn Filiz träumt von einem westlichen, „freien“ Leben in Jeanshosen und Yunus, den sie gegen den Willen ihres Vaters heiratet, verspricht ihr genau dieses. Doch Yunus wird sein Versprechen nicht halten. Er wird Filiz in das Spinnennetz seiner Mutter übergeben, seine Frau zu deren Sklavin machen und Filiz zu seinem Besitz deklarieren. Seine Frau und die drei Kinder später in Istanbul, Deutschland und letztlich in Österreich einsperren, sozial marginalisieren, entwürdigen, tyrannisieren, entmündigen, überwachen. Seine Frau fast in den Selbstmord treiben. Stumm wollte sie bereits der Vater, stumm will sie der spätere Ehemann. Denn die Ehre steht über allem. Doch Yunus wird ab einem bestimmten Zeitpunkt selbst stumm bleiben. Seine Sprache sind die Schläge, die Würgegriffe, seine tagelange Abwesenheit, seine Drohungen, sein Verlangen nach Sex, wenn ihm danach ist, die Vergewaltigungen, die Ehebrüche, die Erpressungen, die leeren Worthülsen von „Liebe“, die Manipulationen, die in einer Spirale aus toxischer Abhängigkeit münden. Der Junge, in den sich Filiz mit 12 Jahren verliebte, entpuppt sich als unberechenbares, nicht kalkulierbares, aggressives, perverses Monster in Menschengestalt. Doch tief im Inneren, da schlummert Filiz` Überlebenswille …

    Nüchtern, distanziert, präzise, erbarmungslos, partiell dissoziativ, in Bezug auf die Gewaltdarstellungen mehr als explizit – ein erzählerischer Stil aus der Innensicht von Filiz, bei dem jeder Satz, jedes Wort, jedes Satzzeichen, jede Pause, jeder Atemzug sitzt und auf einen eindrischt. Mit aller Wucht. Knallhart. Wie die Prügel von Yunus. Die angstbesetzte Atmosphäre jederzeit spürbar. Es gibt nur wenige Bücher, die ich zuklappe und mir ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft, ich minutenlang fassungslos da sitze und mir die Tränen laufen. Sprachlos, verstört, aufgewühlt, erschüttert. Weil das Buch an meine persönliche Grenze des nervlichen Ertragbaren geht. Katharina Winkler ist es mit ihrem Debütroman, der bereits 2016 im Suhrkamp Verlag erschienen ist, gelungen. „Blauschmuck“ beruht auf wahren Gegebenheiten. Laut einem Interview im WDR5 (Katharina Winkler "Blauschmuck" - WDR 5 Neugier Redezeit 2016 - YouTube) hat die Autorin die reale Filiz das erste Mal im Alter von 13 Jahren in der Arztpraxis ihres Vaters kennengelernt. Etwa 10 Jahre später erzählt Filiz ihre Geschichte, die auf 60 Stunden Tonmaterial aufgenommen wird. Diese Hintergründe in Bezug auf den Entstehungsprozess des Romans und der „Datenerhebung“ gehen aus dem Nachwort leider nicht detailliert hervor. Das ist schade und irritierend. Gewünscht hätte ich mir auch eine persönliche Widmung für Filiz. Gedanklich nicht abgeschlossen bleibt für mich außerdem die Frage, ob dieser Roman trotz der Tatsache, dass er Filiz und stellvertretend allen Frauen, die häusliche Gewalt erleben, eine Stimme gibt und sich dabei einen wertfreien Blick bewahren möchte, nicht doch gewisse Ressentiments gegenüber islamischen Gesellschaften schürt – sicherlich ungewollt. Diese Frage birgt für mich noch Diskussionspotenzial. Eine Leseempfehlung im eigentlichen Sinne auszusprechen fällt mir bei dieser Thematik schwer. Sprachlich hat mich Katharina Winkler von ihrem Können aber absolut überzeugt. „Blauschmuck“ ist mehr als ein Herzstillandbuch. Viel mehr.

     

     

  4. Cover des Buches Die Straße der Geschichtenerzähler (ISBN: 9783833310584)
    Kamila Shamsie

    Die Straße der Geschichtenerzähler

     (84)
    Aktuelle Rezension von: gst

    Juli 1914. Über antike Pflastersteine, unter Feigen und Zypressen hindurch, läuft Vivian Rose Spencer eilig den Hang hinauf und stolpert fast unversehens in ihre erste Entdeckung. Tahsin Bey, ein Freund ihres Vaters, hat die junge Engländerin eingeladen, an Ausgrabungen in der Türkei teilzunehmen. Hier, im sagenhaften Labraunda, lässt sie die strengen Konventionen ihrer Heimat weit hinter sich und wird auch Tahsin Bey auf ganz neue Weise begegnen. 

    Juli 1915. Der Krieg hat alles verändert. Vivian folgt einer Spur ihres verschwundenen Geliebten, als sie einem Zug nach Peschawar Qayyum Gul trifft. Beide ahnen nicht, dass ihre Geschicke sich auf immer verbinden und sie eines Tages, auf der Straße der Geschichtenerzähler, wieder zusammenführen werden.

    Diese Zusammenfassung habe ich - entgegen meiner Gewohnheit – dem Buch entnommen. Einem Buch, das mich dank seiner trockenen Schreibe und verzwickten Erzählweise teilweise verwirrt zurückließ. Trotzdem entwickelte es auch einen gewissen Sog, dem ich nicht widerstehen konnte. Ich wollte schon wissen, wie die Geschichte weitergeht, in der der Kampf um Freiheit eine wichtige Rolle spielt. 

    Als Leser wird man in eine fremde Welt mit exotischem Flair versetzt – eine Welt, die sich die Briten zu eigen machten, ohne an diejenigen zu denken, die dort zu Hause waren. Noch bevor es 1930 zur Meuterei in Peschawar kommt, erleben wir einen wissbegierigen Jungen, der sich von Vivian ins antike Karien (heute Türkei) „entführen“ lässt. Obwohl seine Familie es als ungehörig ansieht, dass er bei einer Engländerin Unterricht nimmt, ist seiner Mutter doch klar: „Wie soll man einem fliegenden Vogel die Flügel nehmen?“

    Die unverschleierte Engländerin mit ihren kurzen Röcken unterschied sich fundamental von ihren in einer Burka verborgenen Geschlechtsgenossinnen, wodurch der Kulturunterschied sehr deutlich hervorgehoben wurde. Der 1973 geborenen Autorin ist es meiner Meinung nach gut gelungen, die Stadt Peschawar vor den Augen ihrer Leser lebendig werden zu lassen. Trotzdem war ich mit der Lektüre nicht rundum zufrieden. 


  5. Cover des Buches Ein Diktator zum Dessert (ISBN: 9783328100607)
    Franz-Olivier Giesbert

    Ein Diktator zum Dessert

     (75)
    Aktuelle Rezension von: Buchliebhaberin

    Dieses Buch war ein Tipp von aba, ganz, ganz herzlichen Dank dafür!

    Es hat genau meinen Geschmack getroffen. Rose, die Hauptperson, hat einen wunderbaren Humor und eine tolle Sicht der Welt. Sie hat viel erlebt und ihre daraus resultierende Liste ganz am Ende und die Rezepte finde ich großartig.

    Der Roman vereint Geschichte, Literatur und Kochgenuss und führt durch mehrere Kontinente.

    Ich liebe seine Sprache und die faszinerenden Charaktere.

    Für mich ist dieses Buch ein Juwel.

    Es ist voll von Wissen quer durch die verschiedensten Themengebiete, hat mir viel zum Nachdenken mit auf den Weg gegeben und mich wunderbar unterhalten.

    Dieses Buch werde ich sicher noch einmal lesen, es hat jedenfalls einen "Lieblingsbuch"-Platz bei mir erobert.

    Es vereint Anspruch und Leichtigkeit und Düsternis mit Humor.

    Ganz, ganz toll!

  6. Cover des Buches Einmal mit der Katze um die halbe Welt (ISBN: 9783833871238)
    Martin Klauka

    Einmal mit der Katze um die halbe Welt

     (66)
    Aktuelle Rezension von: Mika2003

    Dieses Buch vereint zwei Dinge, eigentlich sogar drei, die ich liebe: Katzen, Motorräder und Reisen in ferne Länder. 

    Aus diesem Grund musste ich das Buch haben, auch wenn mich im ersten Moment ganz ehrlich gesagt der Preis abgeschreckt hat. 22 Euro für ein Taschenbuch ist schon heftig, aber zum Glück kam ja Weihnachten und mit ihm mehrere Büchergutscheine J

    Nun, nachdem ich das Buch gelesen habe, muss ich sagen: es hat sich für mich persönlich gelohnt. 

    Martin Klauka nimmt uns mit auf eine unglaubliche Reise – mit seiner Königin und seiner Prinzessin. Durch seine Augen erlebe ich die Länder auf eine ganz andere Art und Weise, teile Erlebnisse mit ihm – die schönen und weniger schönen Momente. 

    Mich hat das Buch sehr berührt, besonders die Einblicke in das reale Leben zum Beispiel im Iran und der Türkei, um nur zwei Länder zu nennen. Die Offenheit und Freundlichkeit der Leute, die Hilfsbereitschaft aber auch die Scheu – all das bringt der Autor auf eine sehr sympathische, offene und ehrliche Art rüber. Dadurch erhalten wir einen Einblick in fremde Kulturen, der vielleicht auch die die Kombinationen der Begegnungen einzigartig ist. 

    Klar, Martin Klauka ist kein geübter Autor, verliert sich das ein oder andere mal in seinen Gedankengängen, baut endlos lange Sätze und die Wiederholungen sind auch manchmal ein wenig nervig. Aber dennoch: es war ein wunderbares Buch, ein riesiger Schatz an Erfahrungen, die ihm keiner mehr nehmen kann. 

    Wenn ich mir meine beiden Stubentiger, die gerade neben mir liegen so anschaue – mit ihnen wäre eine solche Reise nie und nimmer möglich. Gerade daher weiß ich, wie unendlich wertvoll diese Erinnerungen und Erlebnisse für ihn sein müssen und freue mich für ihn sehr. 

    Umso mehr, da er uns daran teilhaben lässt – dafür vielen Dank. 

    Von mir bekommt das Buch, das noch mit wunderschönen und stimmungsvollen Bildern ausgestattet ist, 4 von 5 Sterne. 

  7. Cover des Buches Die Stadt der schweigenden Berge (ISBN: 9783426514559)
    Carmen Lobato

    Die Stadt der schweigenden Berge

     (60)
    Aktuelle Rezension von: wampy

    Buchmeinung zu Carmen Lobato – Die Stadt der schweigenden Berge


    „Die Stadt der schweigenden Berge“ erschien 2015 als Originalausgabe im Knaur Verlag. Mein Lesekommentar bezieht sich auf das ebook.


    Klappentext:

    Berlin 1931: Die junge Amarna ist fasziniert von der Kultur der Hethiter und vor allem von deren alter, versunkener Hauptstadt. Sie träumt davon, selbst einmal dorthin zu fahren, und vertieft sich in die Lektüre der Schriften jener Zeit. Doch ihr Vater, ein Altorientalist, verweigert ihr die Reise, obwohl er die Leidenschaft seiner Tochter teilt. Was ist auf jener Expedition passiert, die ihn einst in die verlorene Stadt führte? Und warum spricht er nie von der Mutter, an die Armana kaum eine Erinnerung hat? Mit Hilfe ihres Freundes Paul, der Amarna schon lange liebt, gelingt es ihr schließlich, ihren Traum zu verwirklichen – der sich jedoch bald als Alptraum entpuppt.



    Meine Meinung:

    Dieser historische Roman war für mich ein Missverständnis. Er hat aus meiner Sicht leider den Schwerpunkt Liebesroman. Die Hauptfiguren Amarna und Arman agieren derart liebestoll, dass jede Vernunfthandlung auf der Strecke blieb. Arman wird als der alles überstrahlende Astralkörperbesitzer gezeichnet, dessen Anwesenheit die junge Wissenschaftlerin zum liebestollen Weibsbild mutieren lässt. Ihr liebeskranker Jugendfreund Paul verkommt vor Eifersucht zur tragischen Figur und der Professor ist die einzige etwas komplexere Gestalt.

    In der eingebetteten Geschichte hat sich der hethitische Herrscher in die Frau seines Generals und besten Freundes verguckt und dort kommt es zu einer Katastrophe.



    Fazit:

    Bei diesem Buch lagen Erwartung und Inhalt meilenweit auseinander. Positiv ist der flüssige Schreibstil und einiges Erkenntnisse über die Hethiter, die ich bei der Lektüre erhalten habe. Wer einen Liebesroman erwartet wird sicherlich nicht enttäuscht. Ich hatte anderes erwartet und vergebe nur zwei Sterne (50 / 100).

  8. Cover des Buches Der Fluch der Hebamme (ISBN: 9783426506066)
    Sabine Ebert

    Der Fluch der Hebamme

     (226)
    Aktuelle Rezension von: Lesebesessen

    Meinung:

    Historischer Roman, mit sorgfältig recherchierten historischen Details. Sehr lebendig und bildhaft geschrieben, wird der Leser in das 12. Jahrhundert zurückversetzt. Die Charaktere von Marthe, Lukas bleiben unverändert gut. In diesem Band treten zusätzlich Albrecht und seine Kumpane als die Verkörperung der menschlichen Abgründe, sowie Clara, Reinhard, Thomas (Sohn von Marthe) sowie Roland (Sohn von Raimund) in den Vordergrund sowie unzählige andere Namen. Und natürlich der erneut fehlgeschlagene Kreuzzug mit allen seinen Gewalttaten und der höchst fragwürdigen Rechtfertigung durch die Kirche. Sabine Ebert hat es wieder einmal geschafft sehr gut die damalige Zerstrittenheit auf allen Ebenen des Adels herauszuarbeiten, etwas unter dem vor allem das „einfache“ Volk zu leiden hatte. Ich jedenfalls weine diesem ehemaligen Adelsstand keine Träne nach, im Gegenteil.

    Fazit:

    Historischer Roman, sorgfältig recherchiert, fesselnd und kurzweilig erzählt: fünf Sterne.

  9. Cover des Buches Die Gärten von Istanbul (ISBN: 9783442715138)
    Ahmet Ümit

    Die Gärten von Istanbul

     (66)
    Aktuelle Rezension von: AntjeB23

    "Die Gärten von Istanbul " ist das erste Buch , was ich von dem Autor Ahmet Ümit gelesen habe und es hat mir sehr gefallen. Es ist nicht nur ein Kriminalroman, sondern man erfährt auch sehr viel über Istanbul und die Geschichte von Istanbul. Das Buch hat mir auf alle Fälle Istanbul näher gebracht. Klappentext: Istanbul, die unbezähmbare Stadt zwischen zwei Kontinenten. Ein magischer Ort, wo Geschichte geschrieben wurde und sich noch heute unzählige Geschichten ineinander verweben. Kaum einer kennt ihn so gut wie Nevzat, Oberinspektor des Morddezernats. Und kaum einer leidet an ihm wie er, dessen Frau und Tochter dort Opfer eines Verbrechens wurden. Und doch wird er hinzugezogen, als an der Atatürk-Statue eine Leiche gefunden wird. Das Opfer, Professor für Kunstgeschichte, war anerkannt in Istanbuls intellektuellen Kreisen. Ebenso wie seine Exfrau Leyla, Museumsdirektorin im legendären Topkapı Palast. Kurz darauf wird eine zweite Leiche gefunden. Wieder an einem von Istanbuls Wahrzeichen. Und die Serie reißt nicht ab. Sieben Leichen an sieben historischen Stätten – und nur ein einziger Faden scheint die Fälle miteinander zu verbinden: die jahrtausendealte Geschichte einer der geheimnisvollsten und faszinierendsten Städte der Welt ... Mir hat sehr gefallen, wie Hauptkommissar Nevzat mit seinen Mitarbeitern Zeyneb und Ali versucht mehrere Mordfälle aufzuklären, die an historisch wichtigen Orten von Istanbul verübt wurden. Dabei werden diese Orte geschichtlich und kulturell dem Leser näher gebracht. Für mich ist dieses Buch sehr lesenswert. Eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne von mir!

  10. Cover des Buches Ziemlich mitgenommen (ISBN: 9783499239502)
    Mia Sassen

    Ziemlich mitgenommen

     (36)
    Aktuelle Rezension von: Die-Glimmerfeen
    Das Cover hat mich vom ersten Moment angesprochen und versprach einen kurzweiligen und witzigen Roman. Für meinen Geschmack war die Handlung schon ein wenig überzogen und völlig realitätsfern, trotz alledem habe ich mich gut unterhalten. Isabell ist fünfundvierzig Jahre alt, verheiratet, Mutter einer pubertierenden Tochter und hat gerade ihren Job verloren, nachdem ihr Auto sein Dienst aufgibt, steigt sie als Anhalterin zu einer älteren Dame und reist mit ihr in die Türkei. Unterwegs haben die beiden Frauen viele Abenteuer und sogar lebensbedrohliche Situationen zu meistern. Ein bisschen weniger hätte dem Buch durchaus gut getan, doch wer es gerne turbulent liebt, der ist mit diesem Buch sehr gut beraten. Wer das Buch aufmerksam liest, wird am Ende des Romans keine großen Überraschungen erleben, denn die Autorin hat genügend Hinweise gestreut.

    Wer nach ein wenig Motivation sucht, das Leben noch einmal herauszufordern und dem langweiligen Alltag zu entfliehen, dem wird dieses Buch sicher gut tun.

    Warum man dieses Buch lesen sollte:
    1. Weil man Roadtrips liebt
    2. Man turbulente Geschichten liebt
    3. Man selber davon träumt, alles stehen und liegen zu lassen
  11. Cover des Buches Die Frauen von Troja - Tochter des Sturms (ISBN: 9783442485024)
    Emily Hauser

    Die Frauen von Troja - Tochter des Sturms

     (40)
    Aktuelle Rezension von: Laura_M

    In Emily Hausers "Die Frauen von Troja - Tochter des Sturms" verfolgen wir Brises Prinzessin von Pedasos und Chryseis, Tochter des Hohepriesters von Troja. Beide Frauen kämpfen sich durch die Irrungen und Wirrungen des Krieges. 

    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ließ sich flüssig lesen, war toll geschrieben. Die Charaktere waren interessant und schön ausgearbeitet. Mir wurde in diesem Buch - einer Geschichte, die bis lang immer nur von den Heldentaten der Männer (Hektor, Achilles, Paris, ..) berichtete - erstmals so richtig klar wie wenig Frauen geschätzt wurden. In diesem Buch haben die beiden weiblichen Protagonistinnen eine große Rolle gespielt, auch wenn sie eher abseits der Kämpfe ihre Ränke geschmiedet haben.

    Das Einzige mit dem ich nichts anfangen konnte, war der Titel "Tochter des Sturms". Ich konnte mir nicht erklären, wie er hergeleitet wurde. Was mich aber vollends irritiert hat, was die Tatsache, dass das Buch als historischer Roman deklariert wurde. In diesem Roman finden sich ganze Abschnitte in denen Götter sich unterhalten. Meiner Ansicht nach nicht sehr historisch. Die Ilias auf der die Geschichte beruht, wird ja eher in die Kategorie "Sage" eingeordnet.  

    Fazit: Schöne Geschichte über den Trojanischen Krieg aus der Sicht zweier Frauen abseits der großen Kämpfe. 

  12. Cover des Buches Die Frauen vom Meer (ISBN: 9783426306154)
    Deniz Selek

    Die Frauen vom Meer

     (30)
    Aktuelle Rezension von: Arbutus
    Man ahnte es schon, als der türkische Kapitän Sercan in See stach - er wird nicht zurückkommen. Wir wissen warum, wir können mit der kleinen zweijährigen Ferah in die Zukunft schauen. Seza, seine Frau, weiß es nicht. Sie ist Tatarin und hat als junges Mädchen schon einmal einen fürchterlichen Verlust erlitten, als sie und ihre Familie von ihrem Grundbesitz gejagt wurden.

    Ferah, Sezas kleine Tochter, inzwischen um viele Jahrzehnte gealtert, trifft sterbend, in einer anderen Daseinsebene, ihren Vater wieder, redet mit ihm über das Vergangene und erzählt ihm von ihrer deutschen Schwiegertochter Elisabeth und der Enkelin Ilyada. So entspinnt sich anhand des Schicksals der verschiedenen Frauen ein türkisches-deutsches Familienepos.

    Die Geschichte kommt recht zögerlich in Gang. Die Autorin scheint beim Leser einen gewissen detektivischen Spürsinn vorauszusetzen. Bei diesem Genre finde ich das zumindest ungewöhnlich. Ohne Zweifel, Deniz Selek kann wunderschön schreiben. Oft jedoch fehlt ein gewisser editorischer Feinschliff, und das macht das Lesen häufig etwas zäh. Manchmal sind mir die Alltagsbeschreibungen einfach ein wenig zu aufgereiht. Und dann zu viele ungeordnete Informationen über Personen: erst kam dieser, dann jener zu Besuch, er hatte dies und das gemacht - wer jetzt? Die Vergangenheitsformen geraten durcheinander, und was ist - passiert es gerade jetzt, oder ist es schon geschehen?... Von dieser hin und wieder etwas zerfasernden Erzählweise einmal abgesehen, sind aber die Schilderungen aus den Familien der verschiedenen Kulturkreise durchaus faszinierend und gut beobachtet. Mitten im Gewühl einer ausdrucksstarken Schicksalsschilderung versteckt sich dann auch schon mal politischer Zündstoff, wenn zum Beispiel bei Sezas und Ferahs Ankunft in Istanbul ein alter Mann im Gespräch einen Hinweis auf die Vertreibung der Griechen und den Genozid an den Armeniern fallenlässt (das wird dort natürlich nicht so genannt). Spannend wurde es für mich, als auch die Geschichte der kleinen Elisabeth, Ferahs Schwiegertochter, geschildert wurde, ihre Geburt in einer Berliner Bombennacht und ihre Landverschickung nach Pommern - da horchte ich auf, denn das berührt eigene Familienhistorie ...

    Das Hin- und hergerissensein der Protagonistinnen zwischen zwei völlig unterschiedlichen Kulturkreisen wird glaubhaft geschildert - was auch kein Wunder ist, entpuppt sich doch der Roman von Deniz Selek als recht autobiographisch, wie wir im Nachwort erfahren. Dieser Umstand erklärt einiges, entschuldigt aber nicht alles. Man weiß oft nicht so recht, wo dieser Roman eigentlich hin will. Die großen, ganze Kapitel überspannenden Rückblenden sind nicht zu beanstanden, aber die vielen Rückblenden, die innerhalb der Kapitel passieren und leider nicht eindeutig mit der richtigen Vergangenheitsform gekennzeichnet sind, verwirren und lassen den Leser hoffnungslos verzettelt zurück. Sprachlich, nun ja ... die Autorin benutzt einen erlesenen Wortschatz, und auch an der Grammatik gibt es nichts zu beanstanden. Insgesamt aber ist die Erzählweise oft frappierend konzeptlos. Vieles bleibt trotz einer ausgiebigen Melodramatik an der Oberfläche. Ein Beispiel: dieselbe Mutter, die fühllos blieb, als ihre kleine Tochter fürchterlich verprügelt wurde, kennt ihre Tochter auf einmal ganz genau und weiß intuitiv, was diese wirklich braucht. Um diesen Wandel dem Leser zu vermitteln, hätte es einiges mehr benötigt als die vielen Schilderungen der Inneneinrichtung und der Alltagstätigkeiten.

    Der Schluss - reißt es nicht wirklich raus, ist aber - schön. Oder, eigentlich sind es drei schöne Schlüsse. Nur, dass es nicht reicht - um es einmal musikalisch auszudrücken - viele schöne Töne zu erzeugen;  es sollte auch eine singbare Melodie dabei entstehen ...

  13. Cover des Buches Unschuldslamm (ISBN: 9783548285641)
    Judith Arendt

    Unschuldslamm

     (101)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    1. Die Handlung

    Die Handlung soll sich um die Schöffin Ruth Holländer drehen. Das tut sie an sich auch. Immer wieder geht es um die Gerichtsverhandlung und somit um das laufende Verfahren. Diese Bereiche sind gut gemacht und auch wirklich interessant. Das Problem das ich beim erneuten lesen hatte: Es kamen mir zu viele Passagen vor, die sich um das Privatleben von Ruth Holländer drehten. Bitte nicht falsch verstehen, ich mag es, wenn man auch etwas über den Hintergrund der Hauptfigur erfährt, hier hat es die Autorin dann aber teilweise doch übertrieben. Manchmal kam es mir so vor, als würde es mehr um ihre privaten Probleme, als um den Fall gehen, vor allem da man den ja aufgrund der Inhaltsangabe doch im Vordergrund sieht.

    Das hat sich dann auch auf die Spannung ausgewirkt. Waren die Passagen im Gerichtssaal sehr spannend und man fieberte mit, so brach die Spannung immer wieder ein, wenn es dann im private Problemchen oder ähnliche Dinge ging. Schade, denn hier wäre sicherlich mehr möglich gewesen.

    Der Fall selbst war interessant, aber irgendwie hat mich das Ende nicht zufrieden gestellt. Es fehlte so der gewisse Schwung und die Spannung am Ende.

    2. Die Protagonisten

    Ruth Holländer ist die Hauptperson hier, daneben spielt eigentlich nur noch der Staatsanwalt Eisenrauch eine wichtigere Rolle.

    Ruth ist geschieden, hat 2 Kinder und ein französisches Bistro. Als sie Schöffin wird, ist sie wenig begeistert, bis der erste Tag im Gericht vorbei ist. Sie ist sicherlich eine interessante Persönlichkeit, aber ihre Art war mir teilweise etwas zu schwankend. Mal dreht sich alles nur um das Gerichtsverfahren und sie vergisst alles um sich herum, dann wieder steht ihr Privatleben im Mittelpunkt und das Gericht ist vergessen. Es war mir ein zu großes Hin und Her bei ihr. Warum mir das beim ersten Lesen gefallen hat, kann ich so nicht mehr nachvollziehen.

    Der Staatsanwalt ist eine Sache für sich in diesem Buch. Irgendwie habe ich das Gefühl gehabt, man erfährt mehr aus seinem Privatleben, als von seiner Arbeit. Während die zufälligen, privaten Treffen mit Ruth sehr viele Details haben und man schon einen Einblick in das Leben des Staatsanwalts hat, so bleibt er vor Gericht irgendwie sehr farblos und ruhig. Ich finde dort hätte er offener und angriffslustiger auftreten müssen, dann wäre noch mehr Schwung in die Handlung gekommen.

    3. Die Handlungsorte

    Der Gerichtssaal 500 im Landgericht ist immer wieder da. Er wird kurz in knapp beschrieben, aber so ausreichend, dass man ihn sich vorstellen kann.

    Vom Bistro bekommt man einen guten Eindruck, hier geht die Autorin mehr ins Detail. Ein weiterer Hinweis darauf, dass das Buch mehr vom Privatleben handelt.

    Alle anderen Handlungsorte – der Ort in Anatolien, Ruths Wohnung, der Großmarkt – werden kurz abgehandelt und beschrieben, zu viele Details sind dort aber nicht vorhanden.

    Die Details waren gut, vielleicht hätte man mehr Details zum Gerichtssaal wählen können, aber es war in Ordnung.

    4. Sonstiges

    An sich hat mir der Schreibstil gut gefallen, er war soweit flüssig. Durch die fehlende Spannung fehlte mir dann aber doch der Schwung beim Lesen.

    Die Kapitel waren angenehm groß, man konnte gut ein Kapitel beenden, bevor man mit dem Lesen aufhört.

    Allerdings haben mir Schriftgröße und Schriftart nicht hundertprozentig zugesagt. Wer hier länger am Stück liest, dem tränen dann schon mal die Augen.

    Das Cover gefällt mir gut mit der Hütte und der lila Farbgebung. Schwer zu sagen, wohin diese Hütte gehört, dem Buch direkt zuordnen kann ich sie nicht.

    Die Papierqualität geht in Ordnung, die Buchstaben scheinen leicht durch, aber noch im Rahmen.

    5. Das Fazit

    3/5 Punkten

    Warum mir der Krimi beim ersten Lesen so gut gefallen hat, kann ich mittlerweile nicht mehr nachvollziehen. Die Spannung bricht immer wieder ein, da zu viel Wert auf den privaten Alltag gelegt wird. Das Gerichtsverfahren rutscht dadurch immer wieder in den Hintergrund. Das merkt man auch bei den Details von Personen und Handlungsorten. Beim erneuten Lesen konnte mich das Buch nicht mehr richtig überzeugen, auch wenn der eigentliche Gerichtsfall trotzdem spannend war.

  14. Cover des Buches Die zitternde Welt (ISBN: 9783709981122)
    Tanja Paar

    Die zitternde Welt

     (83)
    Aktuelle Rezension von: Sikal

    Ende des 19. Jahrhunderts reist Maria hochschwanger dem Vater ihres ungeborenen Kindes von Österreich nach Anatolien nach. Wilhelm arbeitet dort als Ingenieur am Bau der Bagdadbahn mit und wollte sich erst ein Leben aufbauen, bevor er an Familie denkt. Doch meistens kommt es anders … Und so steht plötzlich Maria vor seiner Tür und lebt mit ihm in einem kleinen Dorf lange Zeit ohne Trauschein, denn in Anatolien fragt niemand danach. Die beiden bekommen drei Kinder, mussten auch den Tod eines Kindes miterleben. Als der Hauslehrer Frederic ins Dorf kommt und Maria Französischstunden nimmt, scheint sich einiges zu ändern. Doch Wilhelm ist klug und lässt seiner Frau die Freiheiten, die sie braucht. Als der Erste Weltkrieg naht und die beiden Söhne Erich und Hans ins wehrpflichtige Alter kommen, scheint nichts mehr so zu werden wie es war und die Türkei scheint kein sicherer Ort mehr zu sein für die Familie.

     

    Zurück in Österreich muss die Familie erleben, dass auch hier der Krieg alles verändert, Lebensträume durch die politischen Wirren zerstört werden und Familien nicht nur die Heimat verlieren sondern auch der Tod allgegenwärtig ist. Die Welt zittert …

     

    Der erste Teil des Buches zeigt den Mut einer Frau, sich auf Augenhöhe ihrem Mann zu stellen. Maria ist definitiv in einer falschen Zeit gelandet, denn durch ihre unkonventionelle Art und ihren Hang zur Freiheit, ist sie Vorreiterin einer Reformbewegung.

     

    Der zweite Teil zeigt den Zerfall der Familie, hier rückt das Leben Erichs in den Mittelpunkt, was mich manches Mal etwas verwirrt hat. Doch Erich ist anders – er lässt sich treiben und sucht nach einem besseren Leben. Traumatisiert durch den Kriegseinsatz, hängt er zu sehr an Opiaten.

     

    Tanja Paar hat einen schnörkellosen, reduzierten Schreibstil, den ich sehr schätze. Sie schafft es besonders im ersten Teil, die Atmosphäre Anatoliens einzufangen. Ein intensives Leseerlebnis. Im zweiten Teil gibt es viele Sprünge und Perspektivenwechsel, die dafür mehr an der Oberfläche bleiben. Erichs Orientierungslosigkeit wird gut eingefangen, hat mich aber ein wenig gestört.

     

    Die Charaktere sind sehr vielschichtig gezeichnet. Maria, die ihre Freiheit und ihre Kinder liebt und sich dann in eine verbitterte Frau verwandelt. Wilhelm, dem seine Arbeit über alles geht, gut für seine Familie sorgt. Die beiden haben eine Zweckgemeinschaft gefunden, schätzen und respektieren sich – ohne große Liebe.

     

    Nach dem Zuklappen des Buches, lässt mich diese Geschichte etwas gespalten zurück. Den ersten Teil finde ich äußerst lesenswert, der zweite Teil konnte mich nicht zur Gänze überzeugen, so gibt es 3,5 Sterne (gerundet 4).

  15. Cover des Buches Kismet – Köfte in Flipflops (ISBN: 9783596811687)
    Deniz Selek

    Kismet – Köfte in Flipflops

     (67)
    Aktuelle Rezension von: Landbiene

    Eigene Inhaltsangabe:

    Jannah ist immer noch in Ken verliebt. Inzwischen ist etwas Alltag in die neue Patchwork-Familie eingekehrt. So kommt es das sie gemeinsam in den Urlaub fahren. Natürlich in die Türkei zu den Wurzeln von Jannahs Mutter. Dort trifft sie auf Sayan und urplötzlich wird Ken ziemlich unwichtig. Doch Ken gefällt es überhaupt nicht das er nicht mehr im Mittelpunkt für Jannah steht..

    Schreibstil:

    Der Schreibstil der Autorin Deniz Selek läßt sich auch in diesem Teil locker flockig lesen. Die Autorin schafft es gekonnt das jugendtypische Verhalten zu beschreiben. Zudem schreibt sie bildlich detailliert ohne zu viel Schnickschnack drumherum. Sprachlich ist es einfach gehalten und passend zu einem Jugendbuch. Die Kapitel sind nummeriert, haben aber immer noch einen witzigen Titel. Das hat mir gut gefallen.

    Allgemeine Meinung:

    Eine schöne und gelungene Fortsetzung um Jannah und ihre jugendliche Verliebtheit. Auch hier ist die Geschichte wieder herrlich amüsant und es macht Spaß zu lesen wie es in der multikulturellen Patchwork-Familie weiter geht. Oft musste ich schmunzeln da die Autorin es 1 zu1 hinkriegt, das Verhalten und das Denken einer 14 jährigen Jugendlichen wieder zu geben. Einfach herrlich wenn man sich selber an diese Zeit zurück erinnert. Jannah ist eine sympathische und authentische Hauptprotagonistin die man einfach mögen muss! Aber auch alle anderen Charaktere sind liebenswert und gut ausgearbeitet. Das Ende hat mir persönlich nicht gefallen, passt aber trotzdem wunderbar in das verwirrte Gehirn einer 14 jährigen. J  4 von 5 Sternen!

  16. Cover des Buches Wieso Heimat, ich wohne zur Miete (ISBN: 9783709972380)
    Selim Özdogan

    Wieso Heimat, ich wohne zur Miete

     (43)
    Aktuelle Rezension von: Filzblume
    Das Buch hat insgesamt 30 Kapitel. Jedes ist einzigartig und schon in seinem Text zum Schmunzeln. Geschildert wird das Leben von Krishna Mustafa, der in Istanbul geboren, aber in jungen Jahren mit seiner Mutter nach Freiburg gezogen ist. Er lebt dort in einer WG , die Mutter hat sich sich vom Vater getrennt, der lebt in der Türkei. Krishna Mustafa studiert und seine Freundin Laura macht mit ihm Schluss. Sie behauptet das er keine Identität hat. So macht er sich, bestärkt von „Hase“, ein älterer Freund, der sich sein Geld mit Dealen verdient, aber das Herz auf dem rechten Fleck hat, auf nach Istanbul. 6 Monate wird er dort verbringen. Er tauscht sein WG Zimmer in Deutschland gegen das in der Türkei, dort lernt er die Mitbewohner, Isa und Yunus kennen und Esra, seine Freundin. „Emre hat nur erzählt, dass du die Türkei besser kennenlernen möchtest.“ „Emre ist mein Cousin und wohnt seit gestern in meinem WG-Zimmer in Freiburg, dafür habe ich sein Zimmer hier. Nein, nicht die Türkei, sage ich. Ich möchte mich besser kennenlernen. Meine Wurzeln. Ich bin gekommen, weil ich meine Identität finden möchte.„ Das da die Missverständnisse vorprogrammiert sind ist klar. Das Buch zeigt auf humorvolle Weise auf Türken und Deutsche zugleich, ist politisch unkorrekt, sprachlich witzig, nachdenklich, manchmal philosophisch . Zeigt Vorurteile, die verschiedenen Perspektiven, Gemeinsamkeiten. „In der Türkei glauben wir ja, dass alles in Deutschland seine Ordnung hat. Aber wir wissen nicht, dass diese Ordnung genauso wenig Logik hat wie unser Chaos.“ Mein Lieblingsatz: „Die Wahrheit ist wie Wasser, sagt er. Sie findet immer einen Weg. Die Wahrheit ist, diese Welt ist rund und man muss ein wenig geschmeidig sein, wenn man sich mitdrehen möchte.“(Kapitel 21). Ein humorvolles Buch für jeden der beide Seiten kennenlernen möchte, ohne Vorurteile ist und sich gut unterhalten möchte.
  17. Cover des Buches Das letzte Grab (ISBN: 9783608501698)
    Lukas Erler

    Das letzte Grab

     (83)
    Aktuelle Rezension von: Casaplanca

    "Das letzte Grab" von Lukas Erler ist ein Krimi, den ich als Hörbuch gehört habe. Mit diesem Buch beginnt eine neue, vielversprechende Reihe mit der Rechtsanwältin Carla Winter im Mittelpunkt.
    Die Geschehnisse beginnen hier direkt mit Carla Winter. Sie hat eine heiße Nacht mit einem ihr Unbekannten, wird weggerufen, angeblich wegen eines tödlichen Autounfalls ihres Ex-Mannes und als sie aufgewühlt wieder nach Hause kommt, passiert ihr etwas noch Schlimmeres. Aus ihrem Kleiderschrank fällt ihr die Leiche des jungen Lovers entgegen. Der Albtraum ihres Lebens beginnt.
    Hier wird ganz geschickt mit verschiedenen Ebenen gespielt und ein Fall aufgebaut, der auf den ersten Blick mit seinen vielen Facetten gar nicht fassbar ist. Das ganze Gefüge, die Reichweite kommen erst nach und nach zum Vorschein, das ist sehr geschickt gemacht.
    Die Ermittlungen führen Carla in Richtung Kunst und Raubkunsthandel und es gibt Spuren in die Türkei. Auch dabei dürfen wir sie begleiten und werden von dieser Kultur gefangen genommen, alles wird sehr lebendig dargestellt. Manche Dinge waren nicht so ganz eindeutig nachvollziehbar und auch leicht unglaubwürdig, wurden aber der Spannung wegen eingestreut. Ich wurde gut unterhalten und das zentrale Thema verdient auch ganz sicher mehr Aufmerksamkeit.

  18. Cover des Buches Wo noch Licht brennt (ISBN: 9783709972991)
    Selim Özdogan

    Wo noch Licht brennt

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Aischa
    Özdogans letzter Teil der Trilogie rund um die Deutschtürkin Gül ist auch ohne Kenntnis der ersten beiden Bände gut zu lesen.
    Gül kehrt nach einigen Jahren in der Türkei erneut nach Deutschland zurück, um wieder bei ihrem Mann Fuat zu leben. Die Familie ist verstreut, ihre bereits erwachsenen Kinder leben teils in Deutschland, teils in der Türkei. Wo sich Gül zu Hause fühlt ist lange unklar, sie scheint irgendwo zwischen der türkischen und der deutschen Gesellschaft zu hängen. 
    Özdogan schildert die Gefühlswelt seiner Protagonistin sehr einfühlsam und mit ungewöhnlichen Bildern. Seine Sprache ist blumig, geradezu poetisch. So werden etwa Gefühle mit Farben assoziiert, und man findet noch weitere Synästhesien, die jedoch nie ins Kitschige abdriften.
    Gül wird von mehreren Schicksalsschlägen getroffen, ihr so sehr geliebter Vater stirbt in der Türkei, ohne dass sie ihn noch einmal sprechen kann, Güls Tochter wird jung Witwe. Gül muss nicht nur mit der Untreue ihres Ehemannes fertig werden, nein, er verspielt auch noch das gemeinsame Ersparte. Gül reagiert wenig, meist erträgt sie ihr Schicksal, sie ist gottergeben, bescheiden und doch sehr stark. Diese Stärke ist ihr selbst wohl kaum bewusst, sie ist zugleich in vielen Ängsten gefangen und begehrt nur selten auf. 
    Als Rentnerin geht sie wieder zurück in die Türkei, doch auch dort ist es nicht wirklich ein "nach Hause kommen". 
    Der Roman ist weniger eine Geschichte über kulturelle denn über individuelle Unterschiede. Ich habe sehr mit Gül gelitten, ihre Melancholie zieht sich fast wie ein roter Faden durch die Geschichte. Beeindruckt hat mich, wie sie ihr Schicksal anzunehmen vermag.
    Ein großer Roman über eine leise Frau.
  19. Cover des Buches Die leuchtenden Tage am Bosporus (ISBN: 9783458364931)
    Lucy Foley

    Die leuchtenden Tage am Bosporus

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Betsy
    "Die Minarette erheben sich in ihrer bleichen Eleganz bis in die Wolken hinauf. Die Stadt wirkt, als läge sie in einem Dornröschenschlaf."

    Istanbul 1921: Auch nach Ende des Krieges ist die Stadt noch immer von den siegreichen Entente-Mächten besetzt und die Einwohner haben sich notgedrungen mehr oder weniger damit arrangiert. Mittendrin die junge Nur, die aus wohlbehüteten Verhältnissen entstammt und fließend Englisch spricht, nun aber ihr Dasein gemeinsam mit ihrer Mutter und Großmutter, sowie einem von ihr aufgenommenen verwaisten Jungen, in einer kleinen Wohnung fristet und sich neben dem Unterrichten mit Näharbeiten durchschlägt. Ihr Mann ist im Krieg gefallen, ihr geliebter Bruder verschollen und ihr ehemaliges Zuhause nun ein britisches Militärkrankenhaus. Als der Junge jedoch schwer krank wird, springt sie über ihren Schatten und bringt ihn zum leitenden britischen Arzt George, der nun in ihrem alten Zuhause lebt. Obwohl Nur in ihm den Feind sieht und nur Verachtung für ihn und seinesgleichen übrig hat, entspinnen sich dennoch nach und nach zarte Bande zwischen ihnen, die eigentlich nicht sein dürfen.

    "Die Finger, die die Zigarette halten, sind geschmeidig, elegant. Und doch, erinnert sie sich selbst, sind es die Hände von einem Menschen der nicht viel besser ist als ein Schlachter. Sie hat Augen, sie sieht die Uniform; er mag Arzt sein, aber er ist auch Soldat. Sein Titel ist nur ein eleganter Euphemismus für "Mörder"."


    Die Autorin versteht es mit Worten umzugehen und den Leser von Anfang an in ihren Bann zu ziehen, so poetisch, stimmungsvoll und berührend ist diese Geschichte, die trotz der ernsten Themen, und einer damit alles andere als leichten Handlung, nichtsdestotrotz einfach wunderschön ist. Dabei fließt die Geschichte recht ruhig dahin, schafft es aber dennoch den Leser zu fesseln, weil man bis zuletzt gespannt ist wie sie enden wird und dabei immer wieder gekonnt mit den Emotionen des Lesers gespielt wird. Dies gelingt nicht nur durch die melancholisch märchenhafte Atmosphäre, sondern vor allem auch, weil die Personen unglaublich vielschichtig dargestellt werden und auf sehr authentische Weise aufgezeigt wird, wie tragisch Krieg für alle Beteiligten ist und die Grenze zwischen Opfer und Täter oftmals nur hauchdünn ist, je nachdem wie die Umstände sind.

    "Krieg bedeutet, schreckliche Dinge für einen guten, ja sogar edlen Zweck zu tun. Jedes Kind weiß das. Jede Armee hat Verräter getötet, das ist einfach ein weiteres tragisches, aber notwendiges Nebenprodukt des Krieges. Es liegt nichts Würdevolles darin, sich selbst zu quälen."


    Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und auch Zeitebenen erzählt. Anfänglich muss man sich ein wenig auf die schnellen Wechsel einstellen, vor allem da alles noch keinen echten Zusammenhang ergibt. Dies legt sich aber sehr rasch und gerade durch die unterschiedlichen Perspektivwechsel, die übrigens schön gekennzeichnet sind, bekommt man wunderbare Einblicke in die jeweiligen Personen und ist oftmals selbst hin- und hergerissen, da alle hier ihre ganz eigene Geschichte haben die sie ausmacht.

    Da wäre zum einen die für ihre Zeit sehr gebildete und selbstständige "Nur", eine Türkin, die einige Verluste hinnehmen musste, miterlebt hat wie ihr Zuhause von ihren Feinden okkupiert wurde und sich dennoch nicht unterkriegen lässt. "George", ein britischer Militärarzt, der offen für die Lebensweise des Orients ist und dessen Schönheit erkennt, aber auch schlimme Dinge im Krieg gesehen hat und offenbar ein Geheimnis hütet. Der "Junge", der von Nur aufgenommen wurde nachdem sie ihn in den zerbombten Trümmern seines Hauses gefunden hat und der anfänglich durchaus ein wenig für Fragezeichen beim Leser sorgt, weil man erst nach und nach mehr zu seinem Hintergrund erfährt und was genau es mit ihm auf sich hat. Der "Gefangene", der an der Front im 1. WK kämpft, beim Massenmord an den Armeniern dabei ist und von dem am Ende nichts mehr an den einst so sanften und lebensfrohen Mann erinnert, der er einmal war, sowie der "Reisende", der viele Jahrzehnte später mit einem Koffer voller wertvoller Erinnerungsstücke eine lange Reise antritt und quasi die Rahmenhandlung zu der ganzen Geschichte bildet. Der Inhalt des Koffer verknüpft dabei auf wunderschöne Art und Weise die Gegenwart mit der Vergangenheit, denn jeder einzelne Gegenstand daraus hat seinen ganz besonderen Platz in dieser Geschichte. Durchaus für eine gewisse Spannung sorgt dann auch die Identität des Reisenden, da man erst zuletzt wirklich sicher sein kann, um wen es sich dabei handelt, denn die Autorin versteht es durchaus geschickt den Leser immer mal wieder ein wenig unsicher werden zu lassen, ob er wirklich derjenige ist, für den man ihn hält.

    Der Leser taucht hier ein in das bunte und geschäftige Treiben auf dem Basar, bekommt die Schönheit am Bosporus gezeigt und kann die Gerüche der orientalischen Gewürze und des Kaffees fast schon selbst wahrnehmen. Zugleich zeigen sich aber auch die immer noch vorhandenen Spuren des Krieges, wie zerstörte Wohnviertel, Menschen die aus ihren Häusern vertrieben wurden, sowie das Misstrauen und der Unmut gegen die Besatzer. Vor allem über den Armenienkonflikt erfährt man einiges, der hier wie eine verhängnisvolle Wolke immer wieder über dem Ganzen zu schweben scheint und dessen Schilderungen einem einfach nur unter die Haut gehen. Besonders traurig ist dabei allerdings die Tatsache, dass dieser an den Armeniern verübte Genozid von der Türkei bis heute nicht anerkannt wird.

    "Die Wirren des Krieges", sagt er. "Ich glaube, die Menschen denken in dieser Situation, dass sie Teil von etwas Größerem sind als sie selbst. Doch häufig sind sie zu weniger geworden. Weniger menschlich. Sie werden zu Teilen einer Maschinerie, und eine Maschinerie besitzt keine Moral."


    Und inmitten all dieser Dinge entspinnt sich eine wunderschöne Liebesgeschichte, die so ganz anders ist als man es von anderen Geschichten her gewöhnt ist und gerade deshalb ihren ganz eigenen Reiz hat. Einerseits sehr subtil und regelrecht unschuldig, aber zugleich von einer Intensität die man selten so spürt wie hier, wo selbst eine kleine Berührung etwas Bedeutsames ist.

    Mit dem Ende zeigt die Autorin hier einmal mehr, dass sie ihr Handwerk versteht, denn erst auf der letzten Seite fügt sich jedes noch so kleine vorherige Detail zu einer wunderschönen Gesamtkomposition zusammen und präsentiert dem Leser einen emotionalen, aber auch unglaublich stimmungsvollen und passenden Abschluss zu dieser Geschichte. Damit wirkt die Geschichte nicht nur noch einige Zeit nach, sondern sorgt auch für feuchte Augen bei Leser.

    Schön wäre allerdings noch ein kleines Glossar mit all den türkischen Begriffen gewesen, die hier vorkommen, selbst wenn sich ein Großteil beim Weiterlesen von selbst erklärt, sowie ein paar historische Eckdaten, die das Ganze noch mal schön abgerundet hätten, auch wenn das nichts daran ändert, dass die Geschichte für sich genommen einfach großartig ist.

    Fazit: Eine wunderschöne, aber auch sehr berührende und melancholisch anmutende Geschichte, die mit ihrer wortgewaltigen und bildhaften Sprache, sowie ihrer ruhigen und gefühlvollen Art in der sie erzählt wird, verzaubert. Einmal mehr zeigen sich hier die verschiedensten Gesichter des Krieges und man wird gefangen genommen von der inneren Zerrissenheit der jeweiligen Protagonisten, die sehr authentisch dargestellt werden. Ein wunderbares Buch, das sowohl optisch als auch vom Inhalt her zu begeistern vermag und großes Gefühlskino bietet, ohne jedoch kitschig zu sein. Für mich eines dieser Bücher, das mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.
  20. Cover des Buches Der Historiker (ISBN: 9783833307652)
    Elizabeth Kostova

    Der Historiker

     (308)
    Aktuelle Rezension von: David_Lindsam

    Der Titel des Buches (engl. „The Historian“) ist zugleich Motto, Charakterisierung aller Hauptpersonen und Auflösung eines großen Rätsels zum Ende hin – und könnte damit kaum treffender gewählt sein.
     Eingleisig oder gar schmalspurig wird der Roman deshalb nicht. Im Gegenteil. In drei Generationen spielt die Handlung und wir reisen in verschiedenen Zeiten des 20. Jahrhunderts (30er, 50er, 70er) von Amsterdam, nach Istanbul, Budapest, Südfrankreich und Rumänien, immer auf den Spuren Vlad III. und den Zeugnissen über ihn aus dem 15. Jahrhundert. Die treibenden Kräfte sind die großen Fragen: Wo ist das Grab des vermeintlichen Grafen Dracula? Und liegen dort wirklich seine sterblichen Überreste?

    Unerwarteter Erfolg für einen viktorianischen Roman …

    Als der Debütroman von Elizabeth Kostova 2005 in den USA erschien, landete er direkt auf Platz 1 der amerikanischen Bestsellerlisten (New York Times u.a.). Zwei Jahre zuvor war „The Da Vinci Code “ von Dan Brown (dt. „Sakrileg“) erschienen und zu den Topsellern in der Branche aufgestiegen. Das Publikum war begierig auf Thriller, die Action und die Suche nach Rätseln in der Geschichte verbanden, weshalb die Verlagswelt sich in einer Auktion um die Rechte für dieses Werk überbot und damit ein groteskes Stück Buchgeschichte schrieb. Nachdem der Verlag Little, Brown and Company bereits 2 Millionen als Honorar für die Autorin aufgewendet hatte, musste ein gigantisches Marketing mit TV-Werbung und zehntausenden Vorabexemplaren folgen. Ein riskantes Buchpokerspiel …

    Am ersten Tag des Erscheinens wurde in den USA 80.000 Exemplare verkauft. Nach nur einer Woche lagen die Verkaufszahlen bereits so hoch (ca. 700.000), dass The Historian sich auf den Platz 1 geschoben hatte. Das ist eine waschechte american success story und in diesem Fall ein besonderer Glücksfall für die Leserwelt. Durch spekulative Marktmechanismen wurde ein sonst eher leises und anspruchsvolles Werk in Welt der Massenware hochgepusht.  

    Niemand war mehr über den Erfolg erstaunt als die Autorin selbst: „It’s a literary novel, not a commercial novel“. Nach ihrer Meinung hatte sie einen langsamen, viktorianischen Roman geschrieben. Ihre Helden stolpern nicht abgebrüht, abenteuerlustig und plündernd wie India Jones durch unentdeckte Überreste der Vergangenheit, sondern sie sind echte Historiker und Bibliothekare, die sich in mühevoller Kleinarbeit durch vergilbte Karteikartenkataloge kämpfen und die Geheimnisse der Vergangenheit in unzugänglichen Faksimiles akribisch entziffern.

    In Deutschland erschien das Buch noch im gleichen Jahr (2005) bei Bloomsbury (engl. Verlag, bei dem Harry Potter im Original erschien), aber die Resonanz war sehr verhalten. Ich kann nur mutmaßen, ob das vergleichsweise schmale Marketing der Grund war, oder vielleicht die etwas eigene deutsche Leserschaft. Tatsächlich dominierten den deutschen Fantasy-Markt in dieser Ära Zwerge, Orks, Elfen und natürlich die Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei. Obwohl ebenfalls 2005 (und auch bei Little, Brown and Company) Stephenie Meyer mit dem ersten Buch ihrer Twilight-Serie einen Vampir-Boom in den darauffolgenden Jahren auslöste, wurde Der Historiker von dieser Welle nicht mitgerissen. Mein böser Verdacht ist, dass das deutsche Fantasy-Publikum schlicht keine anspruchsvolle Kost gewohnt war und deshalb das Dargebotene nicht zu würdigen wusste. Das Urteil mildernd muss ich hinzufügen, dass der viktorianische Schauerroman eine lange und würdige Tradition in den englischsprachen Ländern besitzt und die Geschmacksnerven der Leserschaft besser auf einen über 800 Seiten langen Roman eingestellt sind, in dem der interessante, aber normale Historiker-Alltag nur an einzelnen Stellen von dem Unheimlichen durchbrochen wird. Hoch spannend bleibt es allemal – auf zum Inhalt:

    Geschichten über Geschichte

    In ihrer Kindheit bereiste Elizabeth Kostova (geb. 1964) mit ihrer Familie die südeuropäischen Ostblockstaaten und erinnert sich gerne an die Geschichten, die ihr Vater zur Unterhaltung auf den langen Fahrten über Dracula erzählte. Damit war nicht nur ihr Interesse an dieser schillernden Gestalt zwischen Mythos und historischer Realität geweckt, sondern auch die Erzählform für ihren ersten Roman gefunden. In dem fiktiven Epilog stellt sich eine amerikanische Geschichtsprofessorin vor, die in Rückblenden von ihren Erlebnissen als Sechzehnjährige berichtet, natürlich auf Reisen durch Europa mit ihrem Vater, dem sie ganz langsam das große Geheimnis um ein kleines Büchlein entlockt, das in seinem Inneren nur einen großen, zornigen Drachen beherbergt – das Zeichen des Ordo Draconis, dem Vlad der III. angehörte, weshalb er den Beinamen Drăculea trug.

    Ihr Vater, den wir als Paul kennenlernen, berichtet von den seltsamen Begebenheiten, wie er in den 50ger Jahren als Student in Oxford bei seinen Unterlagen plötzlich dieses leere Buch fand. Als er seinen Geschichtsprofessor Rossi zu Rate zieht, offenbart ihm dieser, dass auch er ein solches Buch besitzt und seine Nachforschungen ihn zu dem walachischen Fürsten (heutiges Rumänien) aus dem 15. Jahrhundert geführt haben. Aus unerfindlichen Gründen übergibt der sonst so rationale Professor Paul die Aufzeichnungen über seine Suche nach dem Grab und fügt fast ängstlich hinzu: „Dracula … Vlad Țepeș … lebt noch“ (35). Am gleichen Abend verschwindet Rossi spurlos; zurück bleiben nur ein paar Tropfen Blut. Verzweifelt sucht Paul in den Unterlagen nach Hinweisen, was seinem Professor passiert sein könnte, und trifft in der Bibliothek auf eine junge Doktorandin, die Rumänin Helen. Nach einer zaghaften Annäherung der beiden zeigt sich, dass Helen den Professor durch ihre Arbeit über Vlad III beeindruck möchte, weil sie dessen uneheliche Tochter ist. Paul erzählt ihr von seinem Verdacht, was mit dem Professor geschehen sein könnte, aber ein Bibliotheksangestellter belauscht das Gespräch und beißt Helen in den Hals. Überhastet brechen die beiden nach Istanbul auf, wohin eine erste Spur weist.

    Immer weiteren Dokumenten und ihren Geheimnissen folgend reisen Paul und Helen nach Ungarn, Rumänien und Bulgarien, werden von Untoten heimgesucht, entdecken nach langen Mühen tatsächlich das Grab des Fürsten, treffen auf den sterbenden Professor, erfahren die wahre Geschichte der Begegnung zwischen ihm und Helens Mutter aus seinen persönlichen Aufzeichnungen und begegnen dem leibhaftigen Vlad Dracula … Mehr kann ich leider nicht verraten, ohne doch auf gemeine Art zu spoilern.

    Inzwischen ist jedoch auch der Vater der Erzählerin spurlos verschwunden und die 16-Jährige macht sich in Südfrankreich auf die Suche nach ihm, denn sie vermutete ihn an einem der letzten Orte, wo Dracula noch eines seiner geheimen Gräber besitzt. Sie wird von unheimlichen Wesen verfolgt, aber auch von einem studentischen Gentleman wacker unterstützt.

    Die verschiedenen Erzählebenen verflechten sich im Laufe des Romans so stark miteinander, dass man als Leser die Geschehnisse in drei Zeiten fast synchron erlebt. Von Rossi erfahren wir durch seine Briefe und Tagebucheinträge, von Paul aus dessen eigenen Schilderungen auf der Reise mit seiner Tochter und zuletzt und parallel alles in der Erzählgegenwart von dieser selbst. Historik und die persönlichen Schicksale verweben sich auf brillante Art in den Historikern selbst.

    Durch Geschichten in der Kindheit der Autorin wird das Interesse an Geschichte geweckt und daraus entsteht wieder die Lust auf Geschichten … Das ist die Geschichte des Buches Der Historiker.

    Übrigens sind die historischen Hintergründe und Orte des Romans sehr gut recherchiert und stimmig, nur die Fakten um das Grab sind fiktiv und die Dokumente und Zeugnisse dazu fast komplett erfunden (ich habe selbst schon zum Thema Vlad III. geforscht).

    Eine eigenwillige Hommage an Bram Stoker

    Der Historiker liegt weitab vom üblichen Fantasy-Mainstream und ist durchaus ein Art Kunstwerk. Elizabeth Kostova hat 10 Jahre daran gearbeitet – manche der bekannteren Fantasy-Autoren bringen deutlich mehr als ein Werk pro Jahr heraus. Daraus lässt sich ersehen, welche Arbeit hinter diesem Buch steckt. Das macht einen Unterschied und der Unterschied ist spürbar.

    Die Autorin hat sich eine interessante Mischung ausgedacht, indem sie historische Briefe, Dokumente und persönliche Berichte mit der Rahmenhandlung einer Ich-Erzählerin verbindet, die uns als LeserIn zu einer Entdeckungsreise in die Vergangenheit einlädt. Dabei nutzt die Amerikanerin ein Gestaltungsprinzip ihrer großen literarischen Vorlage, Bram Stokers „Dracula“ (1897), der seine Vampir-Geschichte als Tatsachendokumentation in Form von Tagebucheinträgen und Zeitungsartikel präsentiert.

    Kostova stellt dieses Prinzip nicht in Frage, ironisiert es nicht. Eingebettet in eine rückblickende Erzählung umspinnt sie auf diese Weise unseren modernen, rational und historisch geprägten Geist und verführt uns für die Zeit des Lesens, daran zu glauben, dass Dracula tatsächlich noch bis ins letzte Jahrhundert sein Unwesen getrieben hat und, wenn ich den Epilog richtig verstehe, vielleicht sogar noch heute.

    Vampirisches?

    Kommen Vampir-Freunde auf ihre Kosten? Vielleicht nicht, je nach dem. Wer Bram Stokers Dracula mag, wird den Historiker noch weit mehr mögen, weil die Erzählweise viel moderner und weniger weitschweifig, blumig und umständlich ist. Und ein paar typische Gerne-Elemente finden sich durchaus. Bisse, Blut, Werkzeuge für die Vampirjagd (Silberdolch), Angriffe durch dienende Untote (Vampire), bezwingende Hypnose, Fledermausschatten, Särge und Grüfte …
    Am meisten enttäuscht am ganzen Buch hat mich die Begegnung mit Dracula selbst – er ist anders als meine Vorstellung von ihm … und nicht übermäßig böse. Schade – ich hätte mich gerne mehr gegruselt.
     Die Büchlein mit den leeren Seiten und dem Drachen hat er übrigens selbst gedruckt und verteilt … Warum? Wenn ich das mal so ganz verstanden hätte. Ich finde es nicht stimmig.

    Trotz der Umfänglichkeit des Buches bleibt vieles über Vlad Dracula offen, wie er zum Vampir wurde, wie viele seiner Art es noch gibt – reizvoll und unbefriedigend zugleich, aber in jedem Fall anregend für
     die eigene Fantasie. Und das schätze ich durchaus.

    Einordnung in der Literatur und Kritik

    Ein Feuilletonist der FAZ betitelte (2005) seine Rezension sarkastisch „wie man einen Roman pfählt“ und spielte damit auf die grausamen Hinrichtungsmethoden des historischen Vlads und auf Längen des Romans an, eine beliebte Kategorie der Literaturkritik, die wenig besagt. Tatsächlich ging es mir an einigen Stellen aber ähnlich und ich musste zwischendurch mein Durchhaltevermögen bemühen, um dran zu bleiben. Die Frage ist, wodurch diese Längen entstehen.
    Ausführlichere Berichte von der Reise, Beschreibungen der Landschaft und der Städte, Details des Interieurs – all das gehört zum Schmuckwerk und literarischen Gewand eines Romans, der sich an die viktorianische Erzählweise des 19. Jahrhunderts anlegen will, dennoch wirkt es ungewohnt. Die Gothic Novel lebt davon, dass in die alltäglich erlebte Wirklichkeit plötzlich das Übersinnliche hereinbricht und alles in Frage stellt, weshalb man in der Literaturforschung von magischem Realismus spricht.
    Die Längen haben also System. Trotzdem erwarten die Lesegewohnheiten des 21. Jahrhunderts etwas mehr Spannung. Mir hätte es geholfen, wenn die äußeren Orte ähnlich wie bei Dan Browns Thriller in einem direkten Zusammenhang mit der historischen Detektivarbeit gestanden hätten. Aber man kann auch nicht alles in einem Buch haben.
    Der Historiker bietet zudem eine wunderschöne und tragische Liebesgeschichte, lässt das Leben im Rumänien und Bulgarien der 30er und 50er Jahre szenisch vor Augen treten und erzeugt eine leicht gruselige, melancholische Stimmung, die perfekt zu der Erzählung passt.

    Und noch ein Zitat:

    „Es ist eine Tatsache, dass wir Historiker uns für Dinge interessieren, die zum Teil unser eigenes Ich widerspiegeln, vielleicht den Teil, den wir am liebsten nicht näher untersuchen würden, es sei denn auf dem Feld der Wissenschaft. Und je mehr wir in unsere Interessen eintauchen, desto mehr ergreifen sie von uns Besitz.“ (314)

  21. Cover des Buches Deutschland schafft sich ab (ISBN: 9783421045454)
    Thilo Sarrazin

    Deutschland schafft sich ab

     (141)
    Aktuelle Rezension von: HannaIcecream

    Dieses Buch ist sehr lesenwert und leicht zu lesen. 

  22. Cover des Buches Die zwei Leben der Alice Pendelbury (ISBN: 9783442380282)
    Marc Levy

    Die zwei Leben der Alice Pendelbury

     (101)
    Aktuelle Rezension von: Chokka

    Die Geschichte ist in süffigem Stil geschrieben, die Handlung spannend, die Hauptprotagonisten echt. Der Verlauf ist immer wieder überraschend und das Ende sehr willkommen.

  23. Cover des Buches Die Farben im Spiegel (ISBN: 9783426305751)
    Deniz Selek

    Die Farben im Spiegel

     (26)
    Aktuelle Rezension von: AngelikaWilke

    Deniz Seleks Buch „Die Farben im Spiegel“ habe ich gern gelesen, vor allem weil ich den deutsch-türkischen kulturellen Hintergrund, vor dem die Liebesgeschichte inszeniert ist, interessant fand. Auch wenn ich Istanbul nur einmal als Touristin besucht habe, hat mich die Schilderung von Alevs Kindheit in einem Istanbuler Mehrparteienhaus lebhaft angesprochen. Sie wächst sehr behütet auf, unter Verwandten und Katzen und erlebt so etwas wie kleine „Abenteuer“ nur durch ihren forscheren Spielgefährten Koray (ihre spätere große Liebe). Alltagsregeln im Istanbul der sechziger und siebziger Jahre finden Eingang in die Geschichte, ebenso wie kleine Details, zum Beispiel die Beine der Kinder, die an einem heißen Tag an den Ledersitzen eines Autos festkleben.

    Dialoge spielen im Buch keine große Rolle, die Handlung wird ganz authentisch aus Alevs Sicht erzählt. Dieser Stil hat mich öfters irritiert – ich hatte das Gefühl, eine Autobiografie in den Händen zu halten, so wenig romanhaft kamen Gedanken und Gefühle bei mir an. Das meiste wird erklärt und beschrieben, wie in einer Chronik. Die Abwicklung der Geschichte räumt jeden Zweifel daran aus, dass die beiden ihr – hausgemachtes (?) - Problem zu guter Letzt in den Griff kriegen werden.

    Alev und Koray treffen aufeinander, verstehen sich zwar gut, sind aber offenbar noch nicht reif füreinander, weshalb sie wieder auseinandergehen. Beide akzeptieren dieses Hin und Weg ohne allzu intensives Leiden. Sie können offensichtlich ganz gut abwarten, bis der rechte Zeitpunkt kommt und führen solange ein jeweils eigenes Leben. Insofern hatte auch ich kein Problem damit, das Buch zwischendurch in aller Ruhe beiseite zu legen.

  24. Cover des Buches Rattenlinien (ISBN: 9783869137247)
    Martin von Arndt

    Rattenlinien

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Autor Martin von Arndt entführt uns in das Jahr 1946. Deutschland liegt in Trümmern, der grausame Hungerwinter steht bevor und die Siegermächte, allen voran die USA sind dabei, die NS-Verbrecher aufzuspüren und vor Gericht zu stellen. Das führt dazu, dass zahlreiche Nazis die selben Fluchtrouten, die zuvor Juden, Kommunisten oder andere Verfolgte benützen, um aus Deutschland zu flüchten und der Gerichtsbarkeit zu entkommen. 

    Einer dieser Männer ist Gerhard Wagner, der als „Schlächter von Baranawitschy“, bekannt ist. Sein ehemaliger Vorgesetzter aus den 1920er Jahren, Andreas Eckart, der auf Grund seiner Gesinnung rechtzeitig vor den Nazis in die USA emmigriert ist, wird von der US-Army angeworben, um Wagner dingfest zu machen. Eckart hat noch eine persönliche Rechnung mit Wagner offen. Gemeinsam mit dem etwas undurchsichtigen Special Agent Dan Vanuzzi jagt Eckart dem SS-Mann hinterher. 

    Meine Meinung: 

    Das Thema ist spannend, vor allem in Hinblick auf die unterschiedlichen Beweggründe der einzelnen Protagonisten. Wir verfolgen Wagner von München aus über Innsbruck, folgen seinen Spuren über die verschneiten Berge nach Südtirol und nach Rom, um den Kriegsverbrecher an seiner Abreise nach Argentinien zu hindern. Dabei treffen wir auf zahlreiche Menschen, denen nicht zu trauen ist, weil sie selbst Dreck am Stecken haben, oder wie die Würdenträger im Vatikan, nach wie vor ihren Judenhass pflegen. Lieber einem (ehemaligen) Nazi helfen als einem Juden oder Kommunisten. 

    Die paranoide Angst vor den Kommunisten nützen die NS-Schergen weidlich aus und so kommt es, dass auch der US-Army nicht wirklich zu trauen ist.  

    Die Geschichte ist spannend erzählt. Manchmal bedient sich der Autor ein wenig krauser Wortschöpfungen. So verwendet er mehrmals das Verb „ermuntern“ in völlig sinnentleerter Art und Weise. Statt „Eckart wachte auf“ schreibt er „Eckart ermunterte“. Dass so etwas im Korrektorat oder Lektorat nicht auffällt? 

    Fazit: 

    Eine aufregende Jagd quer durch Mitteleuropa, um diversen NS-Verbrechern habhaft zu werden. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

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