Bücher mit dem Tag "tötung auf verlangen"
13 Bücher
- Ingrid Noll
Hab und Gier
(91)Aktuelle Rezension von: buchstabenwaldIch hab echt schon viel Gutes über die zynischen und humorvollen Bücher von Ingrid Noll gehört - kann das aber leider nur teilweise bestätigen.
Zynisch mit dem gewissen Etwas - Ja. Humorvoll? Eher nicht so…
Es geht um Karla, die von einem sterbenskranken Arbeitskollegen gebeten wird, ihn bis zum Tod zu pflegen. Macht sie das, erhält sie sein halbes Erbe. Tötet sie ihn jedoch nach seinen Wünschen, erhält sie das gesamte Erbe. Inklusive Traumhaus. Und so machen Karla und ihre Kumpanin Judith sich ans Werk..
Das Buch ist kurz und knackig, ohne viel Geschwafel, aber leider auch ohne Spannung. ABER trotzdem habe ich mit großer Freude weitergelesen, einfach weil ich so unendlich neugierig war, in welche Richtung das geht und wie das nur alles enden soll! Und weil die Charaktere alle so eine unglaubliche Wandlung durchlaufen.. Oder eher: Weil man erst auf den zweiten Blick erkennt, was sie alle ausmacht.
Karla wirkt recht durchschnittlich. Eine Pensionistin, die sich lieber mal mit dem zufrieden gibt, was sie hat, als mehr anzustreben. Außer jemand anderes macht sich die Hände schmutzig.. Sie war mir anfangs wenig sympathisch, im Laufe der Geschichte kommt sie aber aus sich heraus, lässt sich auf Unbekanntes ein und geht dabei auf. Fand ich toll.
Bei Judith hingegen ist es umgekehrt, sie war für mich anfangs ein energiegeladener Sonnenschein. Das hat sich aber bald gedreht, um so näher man der Sonne kommt, umso mehr verbrennt man sich halt auch. Und ihr Schoßhündchen Cord - der ebenso zwei Gesichter hat - passt anfangs perfekt zu ihrem berechnenden Wesen.. aber auch nur anfangs.
Mir scheint, jeder in diesem Buch hat zwei Gesichter. Und das ist es, was das Buch dann doch wieder spannend macht: Die Handlungen sind nicht vorherzusehen, alles kann so oder so ausgehen. Eine recht banale Geschichte, die durch diese Undurchschaubarkeit der Figuren zu etwas Großartigem wird!
- Jonas Moström
Eisige Dornen (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 4)
(94)Aktuelle Rezension von: ZahirahDer vorliegende Krimi ist bereits der 4. Fall für Nathalie Svensson, ihres Zeichens Psychiaterin. Aber dank der gleich am Buchbeginn aufgelisteten Personen erhält man auch als Neuling der Serie einen ganz guten Überblick. Die Hauptfiguren erfahren zwar auch hier eine Weiterentwicklung, die aber nicht so stark ins Gewicht fallen, als dass es für Serieneinsteiger unangenehm wäre. Die Krimihandlung selbst ist scharfsinnig zusammengesetzt, sodass man als Leser auch nicht zu früh die Lösung erahnen könnte. Die Auflösung des Falls mit (Er)Klärung des Motivs ist schlüssig und nachvollziehbar. Die Persönlichkeiten der Hauptprotagonisten sind detailliert und überzeugend ausgearbeitet. Der Erzählstil ist flüssig und schnörkellos und durch elegant gesetzte Handlungsunterbrechungen an der spannendsten Stelle, will man immer weiter lesen. Ein gut gezielter Spannungsaufbau mit viel Einfühlungsvermögen in die menschliche Seele führen zu einem turbulenten Finale, und runden damit den Schwedenkrimi exquisit ab.
Ich kann dieses Buch durchaus empfehlen, auch denen die die Vorgänger (noch) nicht kennen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.
- B.S. Rutel
Amadeus von Waldenbrucks / Heiliger Ochs
(13)Aktuelle Rezension von: Vampir989Kapptext:
EI(N KRIMI FÜR OKTOBERFEST-FREUNDE UND -FEINDE Es riecht seltsam im ‚Bulli‘ – unappetitlich, ekelhaft und süßlich nach verdorbenem Fleisch. Kein Wunder: Statt des Jungbullen hängt der beliebte Wiesn-Wirt Julius Reindl am Spieß über dem Feuer. Was hat er getan, dass man ihm auf so bestialische Weise das Leben nimmt? Wer ist der Mörder? Und was hat die kühle, fast 40 Jahre jüngere Wiesn-Wirtin zu verbergen? Es gibt viele Verdächtige, aber keine Beweise, und Kommissar Amadeus von Waldenbruck hat ein Problem: In 57 Tagen geht er in Pension
Die Autorin verführt uns auf das Münchner Oktoberfest.Der Schreibstil ist leicht und flüssig.Die Seiten flogen nur so dahin und ich bin mit dem Lesen sehr gut voran gekommen.Die Autorin schreibt dieses Buch in der Präsens-Form.Das fand ich sehr angenehm.Alle Protoganisten wurden sehr gut beschrieben und Ihre Charaktere hervorragend ausgearbeitet.Ich konnte Sie mir klar und deutlich vorstellen.Ich habe Amadeus bei seinen Ermittlungen begleitet.Dabei gab es einige spannende und aufregende Momente.Unerwartete und unvorhersehbare Ereignisse machten diese Lektüre für mich zu einer wahren Lesefreude.Auch bekommen wir einen Einblick vom Münchner Oktoberfest mit seinen guten aber auch schlechten Seiten.So erfahren wir so einiges über die Machenschaften und Intrigen beim Wiesn-Geschäft.Besonders schön fand ich das auch etwas Humor in die Geschichte eingebaut wurde.Bei einigen Situationen habe ich mich köstlich amüsiert.Viele Szenen wurden sehr detailliert dargestellt und so war ich teilweise direkt im Geschehen dabei.Durch die sehr bildhaften und ansprechenden Beschreibungen der Schauplätze hatte ich das Gefühl selbst auf dem Oktoberfest zu sein und alles mit zu erleben.Der Autorin ist es gelungen mir die Stimmung und Atmosphäre dieses Festes zu vermitteln.Die Spannung bleibt von Anfang bis zum Ende erhalten .Auch bleibt bis zum Schluß offen wer denn nun der Täter ist und so rätselt man als Leser selbst mit wer es denn nun sein könnte.Das Ende war für mich sehr überraschend und unerwartet aber es passt genau zu diesem interessanten Krimi.
Das Cover finde ich sehr schön und es rundet das gelungene Werk ab.Ich hatte viele spannende und unterhaltsame Lesestunden mit dieser Lektüre und kann diese nur jedem Krimiliebhaber empfehlen. - Wiebke Lorenz
Einer wird sterben
(284)Aktuelle Rezension von: EurekaPalmerKlappentext und Covergestaltung haben mich sehr angesprochen, was mich zum Kauf des Buches bewogen hatte. Die Story an sich klang für mich sehr interessant und ich war äußerst gespannt, was da wohl tatsächlich im Argen liegen würde und wid die Story verlaufen würde.
Leider hat mich die Geschichte nicht überzeugt. Tatsächlich habe ich nach gerade mal 50 Seiten in Erwägung gezogen abzubrechen, da ich mit den Charakteren und dem Schreibstil einfach nicht warm geworden bin. Auch hatte mir irgendwie doch der Spannungsfaktor gefehlt.
- Markus Thiele
Die sieben Schalen des Zorns
(85)Aktuelle Rezension von: Dr_MAuch eine eindeutige Patientenverfügung muss nicht bedeuten, dass sich Ärzte später daran halten. Denn gelegentlich wird argumentiert, dass sich eine frühere Einsicht schließlich auch ändern könne. Anders hingegen sah das ein niederländisches Gericht, auf das sich dieser Roman bezieht. Ein erkranktes Selbst könne nicht die Entscheidung eines gesunden Selbst rückgängig machen. Das Gericht sprach eine Ärztin frei, die dem Wunsch einer Patientin entsprechend deren Tod in einer ausweglosen Situation herbeigeführt hatte.
Genau das tat auch Max Keller, Arzt in diesem Roman, der ein solches Geschehen versucht literarisch abzubilden. Keller gab seiner dementen Tante, die einen ruhigen, schmerzfreien Tod wünschte, aktiv die entsprechenden Substanzen. Nach deutscher Rechtsprechung ist das im schlimmsten Fall Mord. Hier kommt noch erschwerend eine scheinbar eindeutige Motivlage hinzu: Keller war Alleinerbe seiner Tante.
Als Roman taugt dieses Buch nicht viel. Stil und Sprache wirken leider etwas amateurhaft. Aber sein Inhalt ist brisant und wird in alle Richtungen ausführlich diskutiert, was die literarischen Schwächen etwas in den Hintergrund drängt. In manchen Ländern ist aktive Sterbehilfe erlaubt, in anderen nicht. Was auf den ersten Blick manchmal eindeutig zu sein scheint, ist bei näherer Betrachtung viel komplizierter. Der Fall hingegen, um den es in diesem Buch geht, scheint tatsächlich eindeutig zu sein. Hier hat ein Mensch bei vollem Bewusstsein eine Entscheidung getroffen, die man eigentlich respektieren muss. Da dieser Mensch aber seine Entscheidung nicht mehr selbständig vollziehen kann, kommt es zu einem schwer auflösbaren Konflikt mit geltendem Recht. Ein anderer Mensch muss helfen, darf es aber nicht.
Das Urteil in diesem Fall liegt nahe. Für das geschriebene Recht hingegen müssen alle Fälle soweit wie möglich umfasst sein. Und dabei sollte insbesondere der Missbrauch aktiver Sterbehilfe ausgeschlossen werden. Man kann das einfach durch ein Verbot lösen, so wie in Deutschland. Damit aber schließt man auch den hier diskutierten Fall aus, bei dem aktive Sterbehilfe gewünscht und gerechtfertigt war. Wenn es keinen Ausweg mehr gibt, sollte man auch den vorher formulierten Willen eines Menschen respektieren und ihn erfüllen können.
Leider überwiegt in diesem Roman der Wunsch des Autors, einen brisanten Fall zu schildern und daran die ganze, wirklich komplizierte juristische Materie zu diskutieren, seine literarischen Fähigkeiten. Alles wirkt hölzern und zu absichtsvoll konstruiert. Nichtsdestotrotz ist man am Ende gewillt, diese Mängel zu übersehen, weil eine Situation geschildert wird, die jeden irgendwann einholen kann. - Rolf Schmidt
Strafrecht Besonderer Teil I
(2)Aktuelle Rezension von: HoldenDas Buch zum Besonderen Teil des StGB in der 98er Auflage, das in diesem Fall den ganzen BT enthält. Gut lesbar und gut gegliedert, mit farblich unterlegten Merksätzen, aber für die Examensvorbereitung reicht es hinten und vorne nicht, und laut unserem Repetitor (Doc Schneider) enthält das Buch auch einige Fehler. - Adolf Schönke
Strafgesetzbuch
(2)Aktuelle Rezension von: HoldenDer Schönke/ Schröder ist einer der drei verbreitesten Strafrechtskommentare, Ich habe schon lange nicht mehr reingeschaut, kann mich aber noch daran erinnern, daß unser Repetitor den "Schönke" für eine Sammlung von rechtshistorischen Ansichten hielt. - Thomas Fischer
Strafgesetzbuch
(2)Aktuelle Rezension von: HoldenDer "Tröndle/ Fischer", auf jedem guten Juristenschreibtisch zu finden (übrigens auch bei Salesch und Co. hihi). Unser Repetitor war damals sehr angetan, daß der neue Bearbeiter Fischer manche alte Zöpfe abgeschnitten hat. Für Laien aber selbstverständlich unlesbar. - Tania Carver
Morgen früh, wenn du willst
(93)Aktuelle Rezension von: ZahirahEine merkwürdig trappierte Leiche gibt Phil Brennan in seinem nunmehr 5. Fall Rätsel auf. Wen jagd er hier einen Einzeltäter oder doch eine Gruppe? Alles andere als einfach für Phil, muss er sich doch erst noch mit seinem neuen Team und der neuen Stadt, Birmingham, anfreunden. Auch auf seine Frau kann er nicht wie gewohnt zurückgreifen, ist doch auch sie mit ihrem beruflichen Neustart an der dortigen Universität beschäftigt. Also müssen Brennan & Co. sich auf ihr Vermögen verlassen und sind bald mit einem Fall konfrontiert, bei dem sich ungeahnte menschliche Tiefen und Abgründe auftun. Das Buch ist nichts für schwache Nerven, werden doch immer wieder Szenen beschrieben, die auch hartgesottenen Thrillerfans schon mal eine Gänsehaut bescheren können. Wie schon in den anderen Teilen dieser Serie arbeitet Tania Carver wieder mit abrupten Perspektivwechseln und kurzen mit Cliffhangern versehenen Kapiteln um den Spannungsbogen auf einem guten Niveau und den Leser am Buch zu halten. Ich fand diesen Teil sehr spannend und wirklich gut erzählt, auch wenn einige Passagen schon recht heftig waren. Aber es passte für mich alles super gut zusammen und deshalb vergebe ich auch volle 5 Sterne.
Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß. Roman
(1)Aktuelle Rezension von: HoldenDer Anfang erinnerte an "Papillon", der weitere Teil an "Todesmarsch": Durch Zufall lernt der Ich-Erzähler die stets pessimistische Gloria kennen, beiden versuchen erfolglos, in Hollywood Fuß zu fassen. Sie überredet ihn, an einem Marathontanzwettbewerb teilzunehmen, während der Teilnahme ist für Kost und Logis gesorgt und dem Gewinnerpaar winken 1000 Bucks! Als was nicht stimmt, bemerkt unser Erzähler schnell, als man einen geflüchteten Mörder unter den Tänzern verhaftet und Gloria nach wie vor nicht davon abzubringen ist, daß sie am besten tot wäre. Die Geschichte spult sich während der Urteilsspruchs ab, mit dem der Tänzer bestarft wird, daß er Gloria schließlich den "Gefallen" getan hat und ihr in den Kopf geschossen hat. Ein nachdenklich machendes Buch mit interessantem Gesellschaftporträt der Zwischenkriegszeit in den USA.- Martin Witte
Dämmerung
(8)Aktuelle Rezension von: Sonne63Bei "Dämmerung" handelt es sich um das Erstlingswerk des Autors Martin Witte. Und er hat sofort einen Volltreffer gelandet. Unheimlich fesselnd und voller knisternder Spannung zieht er den Leser in seinen Bann. Seine Protagonsten sind sehr gut ausgearbeitet und haben dabei hohen Wiedererkennungswert für eventuelle weitere Folgen.
Während der Leser in die Handlung eintaucht, wird er mit der dunklen Seite der menschlichen Psyche konfrontiert. Martin Witte hat die Gratwanderung geschafft, den Leser zwischen Abscheu und teilweisem Verständnis hin- und herwandern zu lassen.
Fazit: Sehr gelungener Erstling, der nach einer Fortsetzung der Reihe regelrecht schreit. - Daniel Glattauer
Darum
(21)Aktuelle Rezension von: LennyMich hat der Witz in dem ganzen begeistert. Ich fand es spannend, da die Geschichte immer wieder neu Gestalt angenommen hat. Mal etwas ganz anderes! Damit kriegt man mich! Damit erhält man bei mir 5 Sterne. Eine nette Stimme, gute Betonungen, mir hat das Hörbuch sehr gefallen! - Marbie Stoner
Die Assistentin des Sisyphus: Landschaft einer Anderen
(3)Aktuelle Rezension von: Cornelia_Ruoff„Die Assistentin des Sisyphus: Landschaft einer Anderen“ von Marbie Stoner
1. Klappentext
Katharina, Einzelgängerin, 29 Jahre und Motorradfahrerin, ist Krankenschwester mit einer speziellen Persönlichkeit in ungewöhnlicher seelischer Landschaft. In emotionaler Abhängigkeit steht sie unter dem Einfluss ihrer lesbischen Schwester Florentine, einer Staatsanwältin am Frankfurter Amtsgericht. Bei einer Tour in den Schweizer Bergen begegnet sie dem Mythos Sisyphus und lernt seine Deutung des Steineschiebens in einem Menschenleben kennen: Menschen dürfen durch die moderne Medizin nicht von ihrem Fels getrennt werden. Fortan bestimmt der Mythos ihr Denken und Handeln mit dem Ziel, den Menschen durch aktive Sterbehilfe wieder zu ihrem Stein zu verhelfen. Plötzlich sterben Menschen in Katharinas Umfeld, auf deren Tod schon gewartet wird. Ihr Vater – verwahrlost im Finalzustand seiner Alkoholkrankheit – soll im Pflegeheim zum Sterben untergebracht werden. Weder sie noch der Vater stimmen der Entscheidung zu, doch die Schwester und ihre Mutter drängen darauf. In dieser Situation lernt sie Christoph kennen. Auch er muss eine schwierige Entscheidung treffen. Seit einem Motorradunfall liegt seine Frau in einem Pflegeheim im Wachkoma. Er will, dass die lebensverlängernden Maßnahmen eingestellt werden, trifft allerdings auf massiven Widerstand in der Pflegeeinrichtung. Katharina und Christoph – zwei Bedürftige begegnen sich und klammern sich hilfesuchend aneinander. Wird ihre Liebesbeziehung den außergewöhnlichen Belastungen gewachsen sein? Der Roman soll dazu bewegen, über schwierige ethische Entscheidungen am Ende eines Lebens nachzudenken.
2. Zum Inhalt
Es geht um Ethik, selbstbestimmtes Leben, selbstbestimmtes Sterben. Die Bereitschaft, mitten im Leben, an den Tod zu denken und ein Patiententestament zu verfassen ist für den einen oder den anderen nicht so einfach.
Marbie Stoner benutzt den Mythos des Sisyphus als Metapher für ein vollendetes abgeschlossenes Leben. Ich verstehe das so:
Die Götter bestraften Sisyphus für mehrere Vergehen. Eines seiner Vergehen war, die Gefangennahme Thanatos‘, den Gott des Todes in der griechischen Mythologie. Sisyphus hat sein Schicksal angenommen. Den Stein nach oben zu bringen, ist die Aufgabe seines Lebens. Er verwirklicht seine für ihn Innerste und wichtigste und einzige? Aufgabe. Er verwirklicht sich selbst. Dadurch, dass er keine oder minimalste Erwartungen an das Leben stellt, kann er auch nicht enttäuscht werden. Und wenn er die Aufgabe vollbracht hat, den Stein oben auf den Berg gerollt zu haben, stellen sich Glücksgefühle ein. Er selbst stößt den Stein wieder nach unten, er bestimmt wie und wann. Sobald sein Stein diese Talsohle erreicht, geht die Plackerei wieder von vorne los, aber bis dahin, den Weg ins Tal hat er keine Verpflichtungen. Er ist frei.
Und genau die ist unsere Aufgabe im Leben. Wir müssen unseren eigenen Felsen immer wieder auf den Berg schaffen. Wenn der Felsen sich auf der Spitze befindet, stellen sich Glücksgefühle ein. Aber das Leben ist ein Perpetuum mobile. Der Stein wird immer wieder ins Tal rollen. Ich glaube schon, dass es so ist, dass Sisyphus ein glücklicher Mensch ist.
Die moderne Medizin lässt es oft nicht zu, dass der Mensch seinen Felsen weiterschiebt. Was dann?
Es geht auch um die Frage, wie kommt die Umwelt mit dieser Grenzsituation zurecht? Wie empfinden den Partner, die Angehörigen, die Nachbarn und das Pflegepersonal damit klar? Können sie die Situation aushalten?
Das Buch beschäftigt sich auch mit der Frage, wann ist das Leben lebenswert bzw., wann ist es das nicht mehr?
5/5 Punkten
3. Protagonisten
Katharina ist eine Frau, die auf den ersten Blick mitten im Leben steht. In ihrem Beruf ist sie ständig mit dem Leid konfrontiert. Motorradfahren holt sie aus dem Alltag. Ihre familiäre Situation ist schwierig. Der Vater ist Alkoholiker. Mutter und Schwester stehen dem Vater sehr ablehnend gegenüber. Katharina fühlt sich trotz allem mit ihm verbunden. Ich habe das Gefühl, dass sie sich dafür verantwortlich fühlt, dass er seinen Felsen bis zur Spitze schieben kann.
Ich denke Katharina ist krank, weil sich ihre Werte verschoben haben und sie jetzt nur Gutes im Sterben des leidenden Patienten sieht. Aber das ist eine persönliche Bewertung und kann nicht für einen Anderen gelten.
Christoph, der Darkfahrer, steckt in einer ähnlichen Situation. Katharina empfindet ihn als Seelen verwandten. Er hat eine komplexe Persönlichkeit, die den Leser sofort für ihn einnimmt. Er wirkt tiefsinnig, verständnisvoll und zärtlich.
5/5 Punkten
4. Sprachliche Gestaltung
Es gefällt mir sehr gut, dass die Autorin ein lebendiges Schriftbild wählt. Sie spielt mit Groß- und Kleinschreibung, Absätzen und Hervorhebungen, je nach Seelenzustand Katharinas oder der Bedeutung des Geschriebenen. Es wirkt, als ob hier eine weitere Sicht der Dinge aufgezeigt wird.
Marbie Stoner passt die Sprache dem Geschehen an. Von derb, während des Streits mit den Nachbarn, bis zu poetisch-zärtlich bei den erotischen Szenen mit Christoph, findet der Leser viele Schattierungen. Ich war erfreut, am Anfang ein Inhaltsverzeichnis und im Epilog das Literaturverzeichnis zu finden.
5/5 Punkten
5. Cover und äußere Erscheinung
Auf dem tiefblauen Cover sehen wir ein Foto eines Steinmassives, in dessen Mitte ein beachtlicher Felsen eingeklemmt ist. Es handel sich dabei um Kjeragbolten am Lysefjord in Norwegen. Sehr imposant und hundertprozentig passend.
Das Buch, „Die Assistentin des Sisyphus: Landschaft einer Anderen“ von Marbie Stoner ist Bei null am 06.05.2017, unter der ISBN B071RX9DSL, erschienen. Das Buch hat 300 Seiten und fasst sich (Softlack) schön an.
5/5 Punkten
6. Fazit
Ich finde, jeder Mensch sollte sein Leben selbstbestimmt führen, das heißt, im Umkehrschluss, auch zu sterben, wie und wann er es möchte. Natürlich hat keine Anderer das Recht darüber zu entscheiden, ob dieses Leben noch lebensfähig ist. Keineswegs hat es das Recht, einen anderen zu töten. Was aber ist, wenn der Andere um Sterbehilfe bittet?
Wobei ich es als Angehöriger nicht einfach finden würde, zuzuschauen, wenn ein lieber bzw. geliebter Mensch leidet. So wie es in der Schweiz oder in Holland gehandhabt wird, ist vielleicht ein besserer Weg. Die Institution oder der Verein Dignitas sind ein alternativer Ausweg.
Das Buch gefällt mir gut. Als Leser positioniere ich mich ständig neu, um das Geschehen zu verstehen. Finde ich gut, weil man ständig reflektiert,.
Ich finde es sehr gut gelungen, dass der Leser entscheiden kann, ob er die nüchterne wissenschaftliche Erklärung für das Phänomen Sisyphus wählt: Dehydration, Überanstrengung, Krankheit, oder ob er eine metaphysische Erklärung dahinter sehen möchte. Warum gaukelt ihr das Gehirn die Person Sisyphus vor? Sieht sie selbst das Leben als Sisyphusarbeit? Ich denke ja.
7. Leserunde
Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde zur Verfügung gestellt bekommen. Es hat mich bewegt und beeindruckt. Vor allem die Fragen, die Marbie Stoner der Runde stellte, fand ich bemerkenswert und möchte sie euch nicht vorenthalten:
1. Können wir uns Sisyphus als einen glücklichen Menschen darstellen?
2. Die erste aktive Handlung - schockierend?
3. Wachkoma: Was bleibt bei Phase F?
4. Der Vater: Als Nachbar, lieber nicht?
5. Katharina: Schuldig? Krank? Oder pragmatisch?
Vielen Dank @Marbie Stoner für dieses großartige Buch und die Veranstaltung der Leserunde.
Ich vergebe insgesamt 5/5 Punkten. Eine Leseempfehlung an Jeden!!! Ich beende meine Rezension mit den gleichen Worten, wie Marbie Stoner ihr Buch:
"Und - haben Sie schon eine Patientenverfügung?" - 8
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