Bücher mit dem Tag "sozialismus"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "sozialismus" gekennzeichnet haben.

296 Bücher

  1. Cover des Buches Winter der Welt (ISBN: 9783404169993)
    Ken Follett

    Winter der Welt

     (805)
    Aktuelle Rezension von: Mike_Leseratte

    Jeder der ein Buch über dieses dunkle Kapitel der Weltgeschichte liest, weiß, was er zu erwarten hat. Dennoch möchte ich eine kurze Triggerwarnung vorwegstellen. In dem Buch werden diese  Punkte doch recht deutlich dargestellt:

    Vergewaltigung von Frauen

    Mord und Misshandlung von Menschen und Volksgruppen u.a. Behinderte, Juden, Homosexuelle


    Kommen wir nun zur eigentlichen Rezension. Das Cover ist trist und grau gehalten, passend zum Winter und der grauen, düsteren Zeitspanne. Der Schreibstil ist umfassend und enthält diverse Details, welche die unheimliche Rechercheleistung untermauern. Historische Momente werden Dargestellt, als wäre man vor Ort und man fühlt mit ihnen. Es gab Momente, bei denen ich mich als deutscher schäme, dass Deutschland mal für sowas verantwortlich war. Es gab Momente, da war ich von der beschriebenen Brutalität geschockt und mir klar machen musste, dass es leider damals wirklich so war. Aber es gab auch glückliche Momente in der Zeit. Man durchlebt jene Berg und Talfahrt, die damals vorherrschte. Aber was ich am wichtigsten für so ein Werk finde ist, dass es aus verschiedensten Perspektiven beleuchtet wird und die sich regelmäßig abwechseln. So erfährt man einiges über die russischen Verhältnisse als auch über die britischen und amerikanischen. Das sind nämlich eben jene Ansichten und Umstände, von denen man im Geschichtsunterricht am wenigsten von mitbekommt, da dort insbesondere Deutschland und seine Umstände im Vordergrund stehen. 

    Abschließend möchte ich sagen, dass es ein wunderbares Buch ist, jedoch etwas Vorkenntnisse über den Ablauf und die damaligen Verhältnisse angebracht sind, um das Beschriebenen der Realität zuordnen und in den entsprechenden Kontext einordnen zu können.

  2. Cover des Buches Kinder der Freiheit (ISBN: 9783404173204)
    Ken Follett

    Kinder der Freiheit

     (468)
    Aktuelle Rezension von: Chiarra

    Da ziehe ich definitiv den Hut vor dem Autor Ken Follett. Schon seine Serie der Kingsbridge-Romane haben mich vollkommen in den Bann gezogen und so manches sonstige Buch von ihm.

    Und nun hat er dies mit dem ersten Buch der Triologie um die Kinder der Freiheit erneut geschafft. Und vor allem Respekt wie toll er den historischen Hintergrund recherchiert hat und die Ereignisse in verschiedenen Ländern fantastisch beschreibt. Applaus!!! So fieberte ich mit jedem einzelnen Protagonisten mit und fühlte mich auch in die verschiedenen Länder und deren historische Ereignisse hineinversetzt. Und auch überaus gelungen wie intelligent er die Geschichten aufbaut und die Protagonisten langsam in Verbindung bringt.

    Ich bin ansonsten kein Historienroman-Fan, sondern ein Krimi/Thriller-Fan, aber auch dieses Buch von Ken Follett gehört für mich zur der Kategorie "Spitze". Alles, was man sich von einem guten Roman erhoffen kann und so spannend geschrieben, als wäre es ein Krimi ;-) Schreibe ich nur ganz selten: Wow!

  3. Cover des Buches Meister und Margarita (ISBN: 9783423143011)
    Michail Bulgakow

    Meister und Margarita

     (433)
    Aktuelle Rezension von: Wolf-Macbeth

    Michail Bulgakows "Meister und Margarita" hat mich in eine faszinierende und surreale Welt entführt. Die Mischung aus Satire, Fantasie und metaphysischen Elementen machte das Buch zu einem einzigartigen Leseerlebnis.

    Die Geschichte folgt dem geheimnisvollen Professor Woland, der als Teufel persönlich in Moskau erscheint und zusammen mit seiner schillernden Truppe chaotische Ereignisse auslöst. Inmitten dieses Wirbels tauchen die Hauptfiguren Meister und Margarita auf. Als Schriftsteller kämpfe ich mit meinen Werken gegen die Zensur und gesellschaftliche Zwänge. Margarita, eine faszinierende und starke Frau, findet sich in Wolands bizarrem Umfeld wieder.

    Bulgakow erforscht tiefgründige Themen wie die menschliche Natur, die Macht der Kunst und den ewigen Konflikt zwischen Gut und Böse. Die surrealen Elemente und unerwarteten Wendungen in der Handlung ließen mich in Staunen und Nachdenken versinken.

    Die Sprache des Autors ist meisterhaft und zog mich durch ihre bildhafte Beschreibungen und eindringlichen Dialoge in den Bann. Die politischen Anspielungen verleihen dem Werk eine zusätzliche Ebene, die auch heute noch relevant ist.

    "Meister und Margarita" ist ein zeitloses Buch, das mich als Leser herausforderte und inspirierte. Bulgakows Meisterschaft in der Erzählkunst wird durch die Vielschichtigkeit der Charaktere und die tiefgründigen Themen deutlich. Für Liebhaber surrealer Literatur und tiefgründiger Geschichten ist dieses Buch ein absolutes Muss.

  4. Cover des Buches Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (ISBN: 9783596510979)
    Milan Kundera

    Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

     (1.154)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Zeitlos, mitreißend und mit manchmal fast schmerzvollem Tiefgang hat mich dieses Werk schon beim ersten Mal lesen absolut in seinen Bann gezogen. Es ist eines dieser Bücher, die am besten nie enden sollten, und deren Charaktere sich für immer in dein Herz schleichen.

  5. Cover des Buches Die Listensammlerin (ISBN: 9783499238444)
    Lena Gorelik

    Die Listensammlerin

     (78)
    Aktuelle Rezension von: BeateKniescheck

    Sofia, die Protagonistin dieses Romans, schreibt leidenschaftlich gerne Listen. Sie tut das zur eigenen Beruhigung, wenn das Leben rundherum schwer wird, denn Sofias Schicksal ist alles andere als einfach: Einerseits ist da die Mutter der Protagonistin, die mit Demenz in einem Pflegeheim lebt, außerdem eine totgeschwiegene Vergangenheit, die mit der Fluchtgeschichte der Familie aus der Sowjetunion zu tun hat, und die der Aufklärung harrt.

    Was mich aber am meisten bewegt hat, war die Mutter-Tochter-Geschichte in der „Listensammlerin“: Sofias Kind kommt mit einer schweren Herzkrankheit zur Welt, eine lebensgefährliche Operation ist nötig. Auch meine Oma hatte eine Tochter, die an einem "Herzfehler" starb (mit dieser Thematik beschäftige ich mich in meinem Debütroman, der im Herbst erscheint).

    An Lena Goreliks Familienroman finde ich besonders schön, dass die Autorin die nicht unbedingt heitere Thematik dennoch „komisch und ernst“ erzählt, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung nach Erscheinen des Buchs geschrieben hat. Ein Balanceakt, der ganz wunderbar gelungen ist, absolute Leseempfehlung!

  6. Cover des Buches Der Turm (ISBN: 9783518461600)
    Uwe Tellkamp

    Der Turm

     (176)
    Aktuelle Rezension von: werthelotte

    Im Jahre 2008 veröffentlicht Uwe Tellkamp seinen dritten Roman „Der Turm. Geschichte aus einem versunkenen Land.“ und befasst sich darin mit einer Familiengeschichte in den letzten sieben Jahren der DDR, vor dem Mauerfall. Die Handlung spielt in dem Villenviertel am östlichen Elbgang in Dresden, in dem Tellkamp selbst ab 1977 aufwuchs. Der Roman verfolgt den 17-Jährigen Protagonisten Christian Hoffmann über sein Aufwachsen im bildungsbürgerlichen Milieu der DDR, seine Erfahrungen bei der Nationalen Volksarmee (kurz: NVA) und seinem Wunsch Arzt zu werden um den Erwartungen seines Vaters gerecht zu werden. Neben dem Untergang der DDR, skizziert Tellkamp eine Großfamilie und deren verschiedene Generationen, mit den daraus resultierenden Generationskonflikten.

    Tellkamp gelingt es einen glaubhaften Einblick in die letzten Jahre der deutschen demokratischen Republik zu geben. Seine kritischen Äußerungen gegenüber dem damaligen System und die Veranschaulichung der Notwendigkeit von Anpassung, weckt bei vielen Gleichaltrigen und Generationsvorgängern Erinnerungen an die damalige Zeit und persönliche Schicksale. Doch der Roman beinhaltet noch viel mehr als lediglich die kritische Auseinandersetzung mit dem Sozialismus: Das zahlreiche Auftreten verschiedener Generationen und deren unterschiedliche Werteauffassungen, führen zu einem fast endgültigen Bruch der Familie. Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Generationskonflikts wird bei der Behandlung dieses Romans leider zu häufig außer Acht gelassen, verdient aber auf Grund seiner Plausibilität und Zeitlosigkeit mehr Aufmerksamkeit. Denn Generationskonflikte werden zwar erst auf den zweiten Blick richtig wahrgenommen, geschehen aber jeden Tag innerhalb Familie, Beruf oder auf offener Straße.

    Tellkamp hat mit „Der Turm“ ein unglaublich umfangreiches Werk erschaffen, dass eine Vielzahl von Kritikäußerungen und Konflikten innerhalb einer Familie aufzeigt. Die realitätsnahe Schilderung und das Identifikationspotenzial, das dieser Roman aufzeigt, macht es zu einem ganz besonderen und außergewöhnlichen Werk.

  7. Cover des Buches Das gläserne Meer (ISBN: 9783832197971)
    Josh Weil

    Das gläserne Meer

     (32)
    Aktuelle Rezension von: Christian_liest
    Dima und Jarik sind unzertrennliche Zwillinge die auf dem Bauernhof des Onkels aufwachsen. Beide arbeiten in einem Gewächshaus "Oranzeria". Das gläserne Meer welches aufgrund reflektierender Spiegel geschaffen wurde um den ewigen Tag herzustellen. So wird sichergestellt das das Gewächshaus noch produktiver arbeiten kann. Schon bald verbindet die beiden nicht mehr das Abenteuer und die russischen Sagen sondern nur noch die Arbeit. Ihre Lebensläufe kläffen immer mehr auseinander, der eine als Erfolgreicher Geschäftsmann mit Frau und Kind, der andere Zwilling der dem ganzen hinterherhingt. Ein dicker Wälzer mit einem sehr schönem Cover und einem tollen Titel. Wenn man erst man den Schreibstil versteht und sich gewöhnt geht das Buch runter wie Öl. Die Geschichte ist schön detailliert und liebevoll geschrieben. Einige Wörter waren mir unbekannt, das ist aber das einzige Manko an dem Buch. Würde ich immer wieder lesen.
  8. Cover des Buches Guter Mann im Mittelfeld (ISBN: 9783312006694)
    Andrei Mihailescu

    Guter Mann im Mittelfeld

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Angelsammy

    Ich hatte vor circa drei Monaten dieses Buch schon einmal rezensiert, es nun aber noch einmal gelesen. Deswegen habe ich die alte Rezension gelöscht und veröffentliche nun eine revidierte. 

    Es ist äußerst spannend sowie fesselnd, über Rumänien und die unheimliche Securitate zu schreiben. Deswegen ist dieser Komplex auch einer meiner bevorzugten Themen meines eigenen schriftstellerischen Schaffens. Andrei Mihailescu weiss, einen zu inspirieren, auf eine faszinierende und düstere Weise. 

    Der DSS (Departament Securitatii Statului). Es heißt, dass auf fünfzig Rumänen ein Securist (Secu) kam. Wenn man die Einwohnerzahl Rumäniens von 1980 zugrunde legt, ist die Zahl leicht auszurechnen. Geschweige die endlose Schar an informellen Mitarbeitern, von denen allerdings viele zur Mitarbeit gezwungen worden sind 

    Bukarest 1980: Journalist Ștefan Irimescu ist in seinen Dreißigern, Single und lebt bei seiner Mutter. Das goldene Jahrzehnt Rumäniens ist vorbei und Land wie Leuten geht es immer schlechter, nur nicht der kommunistischen Nomenklatur, natürlich unter seiner Hoheit Fürst Nicolae Ceaușescu und Fürstin Elena.

    Ștefan arbeitet für eine renommierte Zeitung und sein Chefredakteur steht hinter ihm – zunächst. Aber die Dinge wenden sich zu seinen Ungunsten..

    Verstrickt in einem immer erstickenderen Netz der berechtigten Paranoia, kann man sich wohl zurecht immer und überall beobachtet und verfolgt wähnen. Augen all überall. 

    Natürlich ist bei dieser Zeitung auch ein Secu nebst eigenen Büro vertreten, der ein scharfes Auge auf alles Unbotmäßige hat. Of! 

    Ștefan, der in sich einen Rebell verborgen hat, wagt es, kritische Leserbriefe nicht an jenen Offizier weiterzugeben, wie es eigentlich vorgesehen ist. Das ist seine Art des Widerstands, um zumindest etwas Widerstand gegen das System zu leisten. 

    Allerdings zeitigt das äußerst bittere Folgen für ihn, denn er wird für eine Woche verschleppt, festgesetzt im Gefängnis und von dem DSS gefoltert. 

    Als er freikommt, lernt er durch Zufall lernt er die Architektin Raluca kennen. Sie bringt den Verletzten ins Hospital. 


    Sie lernen sich näher kennen und beginnen eine Affäre. Ilie Stancu ist Ralucas Ehemann, aus der Provinz und ein aufstrebender Parteisekretär.

    Dieser hat ohnehin Minderwertigkeitskomplexe seiner gebildeten und urbanen Frau gegenüber und kaschiert das dadurch, daß er sie verspottet und fordert, dass sie nach der Geburt des Sohnes zu Hause zu sein hätte. Sie verhielte sich im Namen des Sozialismus für eine Frau unangemessen. Sie habe gefälligst noch die Quote zu erfüllen und vier weitere Kinder zu bekommen.

    Er erfährt jedoch und dennoch von jener Affäre seiner Frau mit Ștefan. Er zieht die Scheidung durch. Ein Freund von dem DSS  macht ihm ein verführerisches Angebot, wie er an Ștefan Vergeltung üben kann. Der tiefe Fall Ștefans und Ralucas hat damit gerade erst begonnen ...

    2015 wurde dieses Debüt von Andrei Mihailescu veröffentlicht. Er ist 1965 in Bukarest geboren und floh 1981, mit seiner Familie, in die Schweiz. 

    Er hat Informatik, Politikwissenschaften und Ethnologie studiert. 

    Er schafft es hier, die Beklemmung und Bedrückende jener Epoche exzellent und sehr authentisch wiederzugeben. Es passt, gerade jetzt in diesen Tagen dieses Buch gelesen zu haben, weil sich nun die ( unvollendete ), verratene Revolution von Spätdezember 1989 zum 32. Mal gejährt hatte, was Ceaușescus Sturz und Exekution nach sich zog. 

    Anfang der 80er Jahre erkannte der im Größenwahn gefangene "Vater" des Landes offenbar nicht, wie er das Volk ausblutete. Kaum noch Lebensmittel, die für alle ausreichten, stundenlanges Anstehen, Schwierigkeiten mit Wärme und Strom. 

    Und dann überall die unerbittlichen Machtstrukturen, auf die der Diktator noch zählen konnte. Der offizielle DSS ( Securitate ) mit seinen nicht wenigen Mitarbeitern und den bereits zahllosen Spitzeln im ganzen Land. Kein Wunder, dass das dazu führte, dass alles in Auflösung begriffen war, eine auszehrende Krankheit namens Regime. 

    Und dann das Eingesperrtwerden wegen kleinster Kleinigkeiten, Denunziation, Folter der psychischen und körperlichen Art. Quälende Verhöre, bei denen die betreffende Person nur verlieren konnte. Grausam und inhuman. Nach wie vor steht eine Aufarbeitung dieser Jahrzehnte aus. Lieber wird verdrängt und vergessen, inklusive der verratenen Revolution, über die man ebensowenig sprechen will. Sogar Schreibmaschinen mussten registriert werden, sonst galten sie als illegal und waren mit Gefängnisstrafe zu ahnden.

    Dieses Überwachungsapparat und der staatliche Terror hat für immer kollektiv etwas zerstört, das nie mehr heilen kann. Es ist in die Seelen der Menschen damals gedrungen und hat sie im Grunde zerschmettert. Kein Wunder, wenn man dann sogar Angst vor dem eigenen Schatten bekam und absolut niemandem traute. Absolut nachvollziehbar. 

    Das Buch ist packend und wühlt auf, ist emotional und weist ein unerwartetes Ende auf. Ich mag Ștefan und Raluca sehr. Secus wurden auch das blaue Auge genannt – wegen der blauen Aufnäher auf dem Kragenspiegel und der blauen Umrandung der cascheta (Offiziersmütze).

    Andrei Mihailescu schreibt in einem fließenden und becircenden Schreibstil, der durchaus sehr einnimmt. Ein äußerst wichtiges Buch, weil viele über diese Zeit kaum etwas wissen oder über Rumänien wissen. Was schade ist, denn das Land hat viele faszinierende Facetten. Aber leider ist ein Teil des Westens noch zu sehr von sich selbst eingenommen, arrogant und paternalistisch. Zu sehr kreist der westliche Blick um den eigenen, egozentrischen Bauchnabel. Dafür ist aber ein anderer Teil des Westens umso engagierter, wissbegieriger und schaut weit über den eigenen ach so harmonischen Tellerrand hinaus. Wird endlich Zeit, dass ärgerliche Vorurteile, die nicht nur über Rumänien kursieren, sondern insgesamt über Südosteuropa passé sein werden. 

    Mulțumesc! An Andrei Mihailescu, daß er dieses Buch geschrieben hat. Wäre das schön, das Buch in Rumänisch lesen zu können.

  9. Cover des Buches Kind 44 (ISBN: 9783442481859)
    Tom Rob Smith

    Kind 44

     (765)
    Aktuelle Rezension von: Lejoan

    Russland bzw Sowjetunion in der Zeit Stalins. Selbst Polizisten und Geheimdienstler müssen konfirm arbeiten, was die Ermittlungen eher erschwert. Es erweist sich nicht als hilfreich in jedem Menschen einen Feind sehen zu müssen und nebenbei auch noch einige Morde an unschuldigen Kindern aufzuklären bei denen die Täter schon festzustellen scheinen. 

  10. Cover des Buches Das Geisterhaus (ISBN: 9783518472668)
    Isabel Allende

    Das Geisterhaus

     (818)
    Aktuelle Rezension von: Moria

    Die Charaktere sind tiefgründig und komplex, und die Verbindung zwischen ihnen wird meisterhaft dargestellt. Allendes Schreibstil ist poetisch und atmosphärisch, was die Leser in die Welt des Romans eintauchen lässt. Die Mischung aus politischen Konflikten, übernatürlichen Elementen und familiären Geheimnissen macht das Buch äußerst packend und unvergesslich. Ein Meisterwerk, das nicht nur die Geschichte Chiles, sondern auch die menschliche Natur auf fesselnde Weise erkundet.

  11. Cover des Buches Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten (ISBN: 9783956867842)
    Morton Rhue

    Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten

     (2.318)
    Aktuelle Rezension von: RosenMidnight

    Ein Experiment im Schulunterricht, das außer Kontrolle gerät:

    Im Unterricht wird der Zweite Weltkrieg behandelt. So etwas kann doch heute nicht mehr passieren, meinen die Schüler*innen. Doch, das kann ganz schnell gehen, meint der Lehrer und beginnt ein Experiment, dass aufzeigt, wie schnell und leicht es tatsächlich ist, sich in einer Gruppe und Ideologie zu verlieren. Eine Bewegung wird geboren, Die Welle.


    Großartige Geschichte, die auf wunderbare Weise aufzeigt, wie leicht es ist, sich in Gruppendynamiken und Ideologien zu verlieren. Eine beängstigende Vorstellung, und doch Realität, denn die Geschichte basiert auf wahren Ereignissen. Ich denke es gibt nur wenige, die im Schulunterricht um dieses Buch herumgekommen sind – zurecht. Lektüren wie diese sind wichtig um uns immer daran zu erinnern, was ist und was sein kann. Wir dürfen nie vergessen, unseren Verstand und unser Gewissen zu nutzen.


    Besonders interessant finde ich das Interview mit dem echten Lehrer am Ende des Buches. Seine Perspektive und Bericht über die Nachwirkungen des Experiments fand ich besonders interessant.

  12. Cover des Buches Sei mir ein Vater (DAISY Edition) (ISBN: 9783839852590)
    Anne Gesthuysen

    Sei mir ein Vater (DAISY Edition)

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Claudia107

    Klappentext : "Als Lilie erfährt, dass der Vater ihrer Freundin Hanna schwer erkrankt ist, will sie sich umgehend auf den Weg zu den beiden an den Niederrhein machen. Doch kurz vor der Abreise erwischt sie in ihrer Pariser Wohnung einen Einbrecher, der ausgerechnet ein altes Bild stehlen will. Der Eindringling entkommt, und Lilie findet den mysteriösen Brief einer Frau namens Georgette Agutte im ramponierten Bilderrahmen. Da sie weiß, wie sehr Hannas Vater Rätsel liebt, nimmt sie das Bild kurzerhand mit. Als ein Restaurator noch weitere Entdeckungen macht, drängt Hannas Vater auf eine letzte gemeinsame Reise – und die drei begeben sich auf Spurensuche nach Frankreich, wo sie mehr über das faszinierende Leben der Malerin herausfinden, die Lilies Ururgroßtante war."

    Dieses Hörbuch besteht aus 6 CD's, hat eine Laufzeit von 7 Stunden, 1 Minute und wird von Doris Wolters vorgetragen.  

    Diese Geschichte konnte mich leider nicht allzu sehr in ihren Bann ziehen, wobei der französische Flair schon sehr gut rüber kam, aber die Protagonisten waren mir nicht allzu sympathisch. Eine Familiengeschichte auf der Suche nach einem Bild, die auf 2 Zeitebenen erzählt wird. Kann man hören, muss man aber auch nicht! 

     

  13. Cover des Buches Farm der Tiere (ISBN: 9786197642438)
    George Orwell

    Farm der Tiere

     (902)
    Aktuelle Rezension von: _JustMee

    ☞ Farm der Tiere - George Orwell ☜
    Ein Einzelband

    Genre: Klassiker (Dystopie)
    Seitenanzahl: 141
    Sternebewertung: 4,6✰ / 5,0✰

    George Orwell, ein Vordenker seiner Zeit, schuf hier ein äußerst zeitloses und meisterhaftes Werk, welches auch heute noch eine erstaunliche Gegenwärtigkeit aufweist. Dieser Klassiker erzählt von einer gesellschaftskritischen Mahnung vor dem korrumpierenden Effekt von Macht.

    Auf einem alten Gutshof leben allerhand Tiere. Eines Tages erhält ein alter Eber die Vision eines Aufstands. Sie würden sich gegen 'ihren' Herrn auflehnen und gemeinsam für eine Zukunft einstehen, in der alle Tiere gleich und frei sind. Eine Welt, in der sie gegen ihre Ausbeutung aufbegehren und ausschließlich für ihren eigenen Ertrag arbeiten. Eine Zukunft in Freiheit.
    Die Tiere legen wichtige Grundregeln fest, die unabdingbar wären und an die sich jedes Tier zu halten hätte, damit diese neue Gesellschaft Bestand hat. Als der alte Eber verstirbt, nehmen sich gerissene Jungschweine seiner Vision an, setzen diese jedoch in einen völlig falschen Kontext. Schon bald werden Grundregeln missachtet und das Unheil nimmt seinen Lauf.

    Orwells Darstellung der Gesellschaft weist einen hohen Wahrheitsgehalt auf. Ich bin gleichermaßen erstaunt, wie fasziniert, dass Orwell dies schon vor solch einer langen Zeit erkannt hat. Während des Lesens herrschte bei mir ein reges Gefühlschaos und an vielerlei Stellen empfand ich stille Wut über verschiedene Charaktere und deren Handeln.
    Ein Buch, das jeder gelesen haben sollte. Es animiert definitiv zum Nachdenken.

    Lest ihr gesellschaftskritische Bücher?

  14. Cover des Buches Macht und Widerstand (ISBN: 9783596034550)
    Ilija Trojanow

    Macht und Widerstand

     (17)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    INHALT: Der Roman spielt in Bulgarien zur Zeit des Kalten Krieges und den Jahren nach der Wende, und Metodi Popow und Konstantin Scheitanow sind die gegensätzlichen Pole um die sich die Geschichte dreht. Popow, ein Lebemann und erfolgreicher Offizier der Staatssicherheit mit engen Beziehungen zur Regierung, und auch nach 1990 noch eine feste Größe im Staatsapparat; Scheitanow dagegen ein Querulant, der der Stasi schon zu Schulzeiten auffällt und sein Leben Kampf widmet, ein Dorn im Fleisch, einer, der nie locker lässt.

    Beide kommen aus derselben Stadt, sind ungefähr im gleichen Alter und geraten ihr Leben lang aneinander, als ob sie zur Symbiose bestimmt seien. Während Popow sich im Wohlwollen der Obrigkeiten sonnt, durchlebt Scheitanow alle Höllen in den bulgarischen Gefängnissen und Arbeitslagern. Nach seiner Rehabilitierung und dem Fall des Eisernen Vorhangs sucht er in den Akten nach Hinweisen: Wer hat ihn bespitzelt? Wer waren seine Freunde, wer seine Verräter? Doch es bleibt ein Kampf, denn die Mächtigen von damals sitzen auch heute noch am längeren Hebel.

    FORM: Die zahlreichen Kapitel springen abwechselnd zwischen den Perspektiven Popows und Scheitanows hin und her, die aus heutiger Sicht die Ereignisse von damals schildern. Popows Sprache ist die eines gutmütigen Onkels, bauernschlau, hemdsärmelig und lebensbejahend. Scheitanow dagegen spricht ohne Humor, voller Bitterkeit und Sarkasmus.

    Unterbrochen wird dieses Erinnerungspingpong zum einen durch Auszüge aus den Akten Scheitanows und zum anderen – und das ist stilistisch der größte Kniff des Romans – durch Wortmeldungen der vergangenen Jahre. Trojanow hat versucht, jedem Jahr einen Charakter, eine Stimme zu verleihen. 1958 spricht anders als 1990 oder 2007; die Themen sind andere, so auch die Zuhörer.

    Auch außerhalb der eigentlichen Geschichte kann der Roman viel zur Erweiterung des Horizonts beitragen. Zum Beispiel schreibt Trojanow den Fund des Thrakischen Goldes seinen Figuren zu, und auch über Kyrill und Method wusste ich vor der Lektüre nichts. Ganz abgesehen von der jüngeren bulgarischen Geschichte, ein Land, gar nicht weit weg und doch so fern, das wohl noch so einiges aufzuarbeiten hat.

    FAZIT: Mir ist bei der Lektüre etwas ganz merkwürdiges passiert: Mir war der Protagonist unsympathisch und der Antagonist sympathisch! Das geht doch so nicht! Was ist denn hier los? Aber es geht. Und es ist wohl auch nicht ganz ungewollt. Durch diese Verdrehung umgeht Trojanow geschickt die Klischees von Gut und Böse.

    Ich hatte die große Befürchtung, auch MACHT UND WIDERSTAND sei in dieser für politische Romane typischen Nüchternheit und Humorlosigkeit geschrieben, was sich aber dankenswerter Weise nicht bestätigte. Im Gegenteil: Zwischendurch musste ich sogar laut lachen. (Popows siebzigster Geburtstag oder die Frage, wer denn das KOMMUNISTISCHE MANIFEST geschrieben habe sind großartig humorvolle Szenen.) Ganz klare Abstriche muss ich jedoch bei den Dialogen machen, die mir oft sehr gestelzt und zähflüssig vorkamen. Ansonsten kann ich sagen: Ein wichtiges Buch – vier Sterne.

    *** Diese und viele weitere Rezensionen könnt Ihr in meinem Blog Bookster HRO nachlesen. Ich freue mich über Euren Besuch ***

  15. Cover des Buches Schwarzes Gold aus Warnemünde (ISBN: 9783746632827)
    Harald Martenstein

    Schwarzes Gold aus Warnemünde

     (19)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN SATIRISCHER GEGENENTWURF...

    Im Herbst 1989 wird nahe der DDR-Ostseeküste ein riesiges Ölvorkommen entdeckt. Die DDR überlebt nicht nur - sie ist sogar plötzlich das reichste Land der Welt. Alles ist Gold. Wirklich alles? Nein! Zwei unerschrockene Undercover-Reporter - der Westdeutsche Martenstein und der systemkritische DDR-Bürger Peuckert - entlarven die Schattenseiten des Petro-Sozialismus. Ganz oben und ganz unten.

    Hier wird der Lauf der Geschichte einfach umgeschrieben: das Buch erzählt von einer DDR, die 1990 nicht untergegangen ist, sondern als reiche Ölnation weiterexistiert. Westdeutsche Gastarbeiter erledigen die Drecksarbeit, und das Leben vieler Prominenter ist ein bisschen anders verlaufen: Angela Merkel floh nach New York, nachdem sie in Bautzen inhaftiert war - ihr größtes Problem in der DDR war, dass es dort keinen vernünftigen Joghurt gab. Karl-Theodor Guttenberg legte seinen Adelstitel ab, um Wirtschaftsminister in Ost-Berlin werden zu können. Hartmut Mehdorn lehnte den Posten als Vorsitzender der Deutschen Bahn in der BRD ab und wurde statt dessen Vorsitzender des Computerkonzerns Robotron in Dresden. Gregor Gysi kümmert sich als Kulturminister des SED-Staats um die Neuverfilmung von DDR-Klassikern (wie beispielsweise 'Paul und Paula' mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet) und gibt unterhaltsame Interviews, in denen er im Grunde nichts sagt. Und Kati Witt präsentiert sich als männermordender Vamp mit einem Näschen fürs große Geld und moderiert gemeinsam mit Kai Pflaume das Ost-Dschungelcamp auf Kuba.


    "Erdöl ist der Betriebsstoff der modernen Zivilisation, der sagenhafte Goldschatz im Untergrund, die Quelle des großen Weltenbrandes. Wegen ihres Ölreichtums ist die DDR heute in gewaltige Entscheidungsschlachten involviert. Entfesselte Naturenergie contra zähmend-maßvolle Menschenkraft, weltenstürzende Besitzgier versus weltenbauende Liebe. Aber das Land will von all dem nichts wissen." (S. 177 f.)


    Die erste Enttäuschung beim Lesen kam bereits realtiv zu Beginn des Buches. Denn hier handelt es sich nicht wie von mir erwartet um einen Roman, sondern eher um eine Aneinanderreihung loser miteinander verknüpfter Beiträge in der Art einer Zeitungskolumne. Positiv zu vermerken ist, dass man den beiden Autoren attestieren muss, dass sie über ein hohes Maß an Phantasie verfügen und ihren satirischen Gegenentwurf zur Entwicklung nach dem Mauerfall konsequent durchdacht haben. Selbst die Vita der Autoren wurde auf die veränderten Ereignisse hin abgestimmt. Manche der geschilderten Ereignisse und Begegnungen waren auch ganz unterhaltsam, doch den Großteil der Berichterstattung fand ich eher anstrengend oder auch langweilig zu lesen (s. auch das Zitat). So legte ich das Buch auch nach jedem Kapitel erst einmal wieder weg, wodurch sich die Lektüre ungewohnt in die Länge zog.

    Erwartet hatte ich eine intelligente Satire. Bekommen habe ich  weniger eine Vision von etwas, sondern eher eine lose Anhäufung von Gags, die großteils von ihrem (berühmten) Personal leben à la 'Was wurde aus der und dem in der dieser DDR'? Vereinzelt wären die Artikel ganz unterhaltsam gewesen, aber in der Summe war es einfach too much. Sorry.


    © Parden

  16. Cover des Buches In Zeiten des abnehmenden Lichts (ISBN: 9783499267536)
    Eugen Ruge

    In Zeiten des abnehmenden Lichts

     (254)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Mehrere Generationen einer Familie, viele Jahre der Geschichte, Veränderungen, Liebe, Hass und Politik. Charlotte und Wilhelm arbeiten für den Geheimdienst der Sowjetunion. Als die Beiden durch Hitlers Machtergreifung ins Exil müssen, ändert sich das Leben drastisch. Die Söhne Werner und Kurt werden geboren. Während des Krieges geraten die jungen Männer in Gefangenschaft und die Eltern hoffen in Mexiko auf ein Zeichen, aber nur Kurt kehrt wieder zurück und heiratet Irina. Zusammen mit dem Sohn Alexander trifft sich die ganze Familie in den 50er Jahren dann in der DDR wieder. Irina hätte gerne eine große Familie, aber ihre Schwiegereltern sind immer getrieben und wollen Großes erreichen und vergessen darüber meist die wahren wichtigen Ziele. Der Sohn Alexander hält es irgendwann nicht mehr aus und die Familie, in der es Todesfälle, Hass und Eifersucht gibt, hält ihn sowieso nicht. Er flüchtet in den Westen und will neu beginnen. Dann kommt aber die Wende und die Mauer fällt. Seine Familie kehrt quasi in geschrumpfter Form wieder zurück und er schaut immer wieder nach seinem Vater, der von Alzheimer gezeichnet ist. Zuviel für eine Familie? Nein, denn auf Alexander warten noch ganz andere Prüfungen. 

    Eugen Ruges großer Familienroman greift wichtige Themen der Geschichte und unserer Gesellschaft auf und die Grundhandlung ist eigentlich schnell erzählt und birgt scheinbar nicht viel Neues. Aber die Sprache ist einfach phänomenal! Seine Art Bilder zu erzeugen, Dialoge zu schreiben und Momente einzufangen ist einfach eine Kunst für sich. Auf den ersten Blick überraschend, bekam Eugen Ruge 2011 den Deutschen Buchpreis. Nach der Lektüre aber, ist der Preis mehr als verdient. 

  17. Cover des Buches The White Tiger (ISBN: 9781848878082)
    Aravind Adiga

    The White Tiger

     (60)
    Aktuelle Rezension von: Goldilocks

    „The White Tiger“ von Aravind Adiga wurde bereits 2008 veröffentlicht. Es ist also ein schon ein wenig älteres Buch aber meiner Meinung nach hat es seine Aktualität kein bisschen verloren. Auch 2008 hat es, meiner Meinung nach sehr verdient, den „Man Booker Prize“ gewonnen. Ich selber habe es auf Englisch gelesen weshalb ich nichts über die Übersetzung sagen kann, aber in seiner Orginalsprache hat es mir wirklich gut gefallen.


    Es ist mal etwas ganz anderes und auch sehr unerwartet. Die meisten Zeilen triefen vor Sarkasmus. Man muss immer wieder lächeln aber manchmal ist man auch entsetzt von der brutalen Wahrheit der Zeilen. Das Buch handelt schließlich auch von vielem das heute noch Indiens Realität ist. Die Geschichte wird aus der Sicht eines armen indischen Jungens erzählt. Mittlerweile ist er ein Unternehmer in Bangladesch, aber er erzählt die Geschichte seines Lebens von Anfang an in Form von Briefen an den Prime Minister von China. Er berichtet von der Armut, der fehlenden Infrastruktur die auch heute noch in vielen Regionen Indiens der Wahrheit entspricht, von dem Tod seiner Eltern und davon wie er aus der Schule genommen wurde. Aber auch davon wie er dann trotzdem etwas aus sich gemacht hat obwohl er in keiner einfachen Situation aufgewachsen ist. Man merkt, dass er auf eine merkwürdige Art und Weise schlau aber trotzdem auch manchmal schwer von Begriff ist. „half-baked“ wie er sich selber nennt. 


    Der Hauptcharakter gibt dem Buch wirklich eine ganz besondere Note. Seine Sicht auf die Welt ist ein wenig ungewöhnlich aber auch den Umständen umsprechend. Man erlebt seine Entwicklung mit, wie er vom armen Kind zu jemandem wird der andere Leute bei sich einstellt. Und es kommt einem wirklich real vor. Ich selber würde wenn jemand erzählen würde, das Buch basiert auf waren Umständen, es sofort glauben. Die Gefühle werden unglaublich gut zum Leser rübergebracht, die Wut darüber wie ein Sklave behandelt zu werden, der Wunsch nicht heiraten zu wollen aber dazu gezwungen zu werden, die Bewunderung gegenüber denen die über ihm stehen. 


    Mir ist auch nie langweilig geworden. Es bleibt immer spannend, manche Wendung unerwartet andere schon seit Anfang der Geschichte angekündigt. Manchmal ist man über die Intelligenz in den Handlungen des Hauptcharakters erstaunt, manchmal über die Sinnlosigkeit. Aber genau das macht ihn zu einer sehr realitätsnahen Person.


    Allem in allem hat es mir wirklich gut gefallen. Das Buch behandelt so wichtige Themen, wie das Klassensystem und die Armut in Indien auf eine traurige aber zu gleich humorvolle Art. Es unterhält einen, bringt einem aber auch etwas bei und macht einem klar wie dankbar man sein sollte für alles was man hat. Aus meiner Sicht hat die Geschichte 5 von 5 Sternen wirklich verdient.


  18. Cover des Buches Die Geschichte der getrennten Wege (ISBN: 9783518469538)
    Elena Ferrante

    Die Geschichte der getrennten Wege

     (262)
    Aktuelle Rezension von: Jana_hat_buecher

    Im dritten Band der neapolitanischen Saga haben sich die zwei Freundinnen Lila und Elena aus den Augen verloren. Jede kämpft für sich um die Liebe zu einem Mann, um ihre Kinder und ihre berufliche Zukunft. Doch beide sehr unterschiedlich. Während Lila krank wird und viel Hilfe benötigt, lernt Elena einen Gelehrten kennen und gründet mit ihm eine Familie. Als Lila Unterstützung benötigt, ist Elena für sie da und sie nähern sich wieder an. Und das alles passiert in unruhigen Zeiten in der die Mafia im Rione das Sagen hat und ganz Italien eine Revolution erlebt. 

    Nach fast einem Jahr Saga-Pause habe ich mich nun dem dritten Band gewidmet. Man findet sofort wieder rein und erinnert sich an die Charaktere. Das spannendste an diesem Buch ist die geschichtliche Komponente rund um die Revolution. Alles andere ist halbwegs interessant, allerdings war ich ziemlich genervt von der Freundschaft zwischen den beiden Frauen (wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde) und der Besessenheit von Elena für Nino.

  19. Cover des Buches Vom Anfang bis heute (ISBN: 9783328100065)
    Loel Zwecker

    Vom Anfang bis heute

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Wolfhound

    Loel Zwecker komprimiert uns hier die Weltgeschichte auf unter 500 Seiten. 

    Dabei schafft er es durch seinen Schreibstil, aber auch durch vereinzelt eingestreute unnütze Anekdoten, den manchmal doch recht trockenen Geschichtsaspekt aufzulockern. An einigen Stellen konnte ich mir ein Schmunzeln oder auch Lachen nicht verkneifen. 

    Die Themen sind gut aufgearbeitet und machen auch Spaß. So bekommt man einen schönen knackig kurzen Einblick in vielen Aspekte unserer Geschichte.

    Jedoch werden auch hier (unvermeidbare?!) Schwerpunkte wie z. b. die französische Revolution gesetzt und andere Bereiche werden nur angerissen. So werden Jahrhunderte der afrikanischen Geschichte nur wenige Seiten. 

    Auf der anderen Seite sind so schwierige Themen wie Rassismus und die Kolonialisierung meiner Meinung nach gut dargestellt und aufgearbeitet.

    Leider ist der lockere, moderne Stil des Buches auch auf einigen Strecken etwas anstrengend und die Coolness und der Humor wirken zu gewollt, was mir zum Ende hin den Lesespaß etwas verhagelt hat. Dennoch ist es ein absolut lesenswertes Buch, aus dem man einiges mitnehmen kann und das mein Wissen in einigen Belangen doch wieder sehr aufgefrischt hat

  20. Cover des Buches Walter Ulbricht. Mein Urgroßvater (ISBN: 9783985950034)
    Florian Heyden

    Walter Ulbricht. Mein Urgroßvater

     (24)
    Aktuelle Rezension von: Gwhynwhyfar

    Der Anfang: «Mein Buch ist kein Geschichtsbuch, kein Pamphlet und keine Rechtfertigung. Wenn mein Leser eine politische Biografie sucht, wird er enttäuscht werden. Es ist nicht politisch, nicht objektiv. Es geht nicht um Politik, sondern um die Geschichte meines Urgroßvaters – eines Menschen mit Ecken und Kanten, der durchaus auch fehlbar war. Arbeiterbewegung, KPD und SED sind Kulisse, mehr oder weniger klar skizziert. Sie sind wichtig, jedoch nicht Thema. Ich erhebe keinen Anspruch, historisch makellos zu schreiben, trotzdem hoffe ich, der Leser wird das Buch zu schätzen wissen.»


    Dieses Buch hat eine Geschichte: Ursprünglich ist es in einem ostdeutschen Verlag erschienen, wobei der Verlag Edition Ost, der zur Eulenspiegel-Verlagsgruppe gehört, ohne Wissen und Zustimmung des Autors den Text umgestaltet hat, und wie Florian Heyden schreibt: ... durch den Verleger aus Sicht der SED umgeschrieben. ... gleichzeitig wurden unbequeme Fakten unterschlagen.» Nun hat der die Biografie seines Urgroßvaters im Selbstverlag herausgebracht, nachdem per Gerichtsbeschluss das alte Buch vom Markt genommen werden musste. 


    «Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten»


    Walter Ulbricht gilt als einer der bedeutendsten Politiker des geteilten Deutschland. Als hochrangiger Funktionär und Vorsitzender des Staatsrats der DDR verehrten, belächelten oder hassten ihn die Menschen. Ich hatte eine interessante Biografie erwartet. Leider ist dies nicht gelungen. Dem Buch fehlt jede erzählerische Kraft, es klingt wie meine Geschichtsbücher aus der Schule, eine Aneinanderreihung sachlicher Fakten, Einschübe mit zitierten Originaltexten. Und leider endet diese Biografie kurz nach 1945. Der mächtigste Mann der DDR! Ulbricht ist 1973 gestorben, und er war es, der 1945 als Leiter der «Gruppe Ulbricht» aus Moskau nach Berlin zurückgekehrte, in der sowjetischen Besatzungszone für Stalin als führender Funktionär der KPD und der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) prägend den Aufbau des Staatsapparates der späteren DDR prägte. Von 1950 bis 1971 führte er das Zentralkomitee der SED, besaß die höchste politische Entscheidungsgewalt und befehligte den Bau der Mauer. Die Zeit nach 1945 wird schwupps in ein paar Seiten zusammengepackt, der Urenkel befasst sich eher länger mit dem kranken Ulbricht und seinem Tod auf den letzten Seiten. 


    Gleich am Anfang erfahren wir vom Leid der Familie Heyden – etwas, was mich betroffen gemacht hat. Oma Dora und ihr Mann (sie haben sich in Lübeck bei der Familie Heyden anfänglich niedergelassen) sind recht häufig umgezogen. Denn immer wenn herauskam, dass Dora die Tochter von Ubricht ist, erlebten sie Ausgrenzung und Kündigungen. Sie wurden ständig überwacht vom West- wie auch dem Ostgeheimdienst; das Haus, das Telefon, die gesamte Familie. Permanent war die Presse hinter ihnen her, BILD und Stern vorneweg – und hatte man sie  aufgespürt, wurden Fotos veröffentlicht einschließlich der genauen Adresse. Sie waren immer auf der Hut, nicht aufzufallen, entdeckt zu werden. Eine traumatische Erfahrung, die in die nächste Generation weitergegeben wurde. Die Familienschuld, die Familienschande.


    Ulbricht, der Tischler, der Turner und Tischtennisspieler, der Vater, der sich mit Leib und Seele für den Kommunismus einsetzte. Bis ins Detail erfahren wir alles über die Kinder- und Jugendjahre. Die Ulbrichts sind politisch aktiv in der Arbeiterbewegung, im linken Lager. Der junge Walter wechselt häufigoft seine Arbeitsstellen – warum eigentlich? Hin und wieder wird gesagt, es seien nicht mehr genug Aufträge da gewesen. Man fragt sich bei der Häufigkeit, ob es nicht andere Gründe gab. Der Erste Weltkrieg, Soldatenleben, die Weimarer Republik, Ulbrichts Tätigkeit als einer der führenden KPD-Mitglieder, er wird Reichstagsabgeordneter. Man lebt gefährlich als «Roter» in diesen Zeiten, ständig wird Ulbricht per Haftbefehl gesucht. Walter Ulbricht ist kontinuierlich unterwegs, um die kommunistische Idee zu verbreiten, die Deutschen im Ausland aufzubauen, zu unterstützen. Aufenthalte in Paris, Prag und Moskau; in Madrid unterstützt er die Deutschen, die für die Roten Brigaden im Guerra Civil gegen die Francisten kämpfen – rhetorisch und als Organisator. Unter Hitler wird das Leben in Deutschland gefährlich und Ulbricht flieht nach Moskau, schließt sich Stalin an. Er fährt an die Front, betreibt Wehrzersetzung bei deutschen Soldaten und klärt Kriegsgefangene über Hitler auf. Ihnen wird angeboten, wer für Stalin kämpfen will, der käme frei. Ulbricht steht immer in den hintereren Reihen, der Rhetoriker, der organisiert. Er überlebt die Stalin-Zeit im engeren Kreis, ohne einen Kopf kürzer gemacht zu werden, was erstaunlich ist, auch weil er kurz unter Verdacht stand, ein Trotzkist zu sein. Er ist ein Underdog, der immer wieder entwischt, Verhaftungen entgeht, am Leben bleibt, über die Weimarer Republik, die Nazizeit und als Parteisoldat Stalins. Nach Beendigung des Krieges wird er von Stalin nach Deutschland zurückgeschickt, die besetzte Ost-Zone zu leiten.


    «Wenn sich die Familie trifft, gerät der Berufsrevolutionär immer mehr in Konflikt mit den Härten des Familienlebens. Er gehört ganz der Partei. Rosa wird ‹alleine mit dem kranken Kind nicht fertig›. Walter ist nicht in der Lage, Rosa auf die sich abzeichnende Trennung vorzubereiten. ... ‹Was der Partei schadet, muss rücksichtslos beseitigt werden.›»


    1893 in Leipzig geboren, heiratete Ulbricht 1920 Martha Schmellinsky. Die gemeinsame Tochter Dora ist die Großmutter des Autors. Frau und Kind bekamen den Vater kaum zu Gesicht, weil er stets für den Kommunismus auf Reisen war. Eine zweite Beziehung führte Ulbricht mit Marie Wacziarg, mit der er Tochter Rose zeugte, die später nach Frankreich auswanderte, einen Franzosen heiratete. Auch Marie und Rose bekommen den reisenden Walter kaum zu Gesicht. Im Buch gibt es einen dicken Fehler in der Ahnentafel am Ende! Hier wird Marie als zweite Ehefrau geführt, was nicht stimmen kann, da die Ehe mit Martha erst 1949 geschieden wurde. Zu der Zeit war Ulbricht bereits mit Lotte. Kühn liiert, die er 1953 heiratete – die First Lady jungen DDR. Über diese wichtige Figur erfährt man ziemlich wenig, denn sie ist die erste Frau, mit der Ulbricht «sesshaft» wird. Da Lotte keine Kinder bekommen konnte, adoptierte das Paar ein Mädchen, das es Beate nannte, mit der sich die Eltern irgendwann entzweiten. Sie ist zweimal geschieden, Alkoholikerin, man entzog ihr das Sorgerecht für ihr Kind. Die Schwester von Walter lebte ab 1961 in Hamburg und hatte wie der 1928 in die USA ausgewanderte Bruder keine Kontakte zu Walter. Eine zersprengte Familie, die untereinander kaum etwas miteinander zu tun haben. Wenige Briefe von Ulbricht zu Tochter Dora sind hier eingefügt – eben solche, die ein Papa aus der Ferne schreibt. Es wird im Klappentext erwähnt, man erfährt in dieser Biografie einige wohlbehütete Familiengeheimnisse – ich frage mich nur welche. Man erfährt etwas über den Familienmensch Walter Ulbricht, den Vater, Ehemann und Freund, wird geworben. Davon ist nichts zu spüren. Letztendlich hat erWalter Ulbricht Frauen und Kinder im Stich gelassen, auch wenn er sich bemühte, sie finanziell zu unterstützen. Niemand hat ihm ernsthaft am Herzen gelegen – da lag nämlich schon ausgebreitet sein politisches Fortkommen und ließ für weiteres keinen Platz übrig. 


    Genau der Teil seiner Biografie, der mich interessierte, kommt nicht vor. Warum scheut sich der Urenkel sich mit dem wichtigsten Teil des Lebens seines Urgroßvaters auseinanderzusetzen? Warum überhaupt setzt er sich rein gar nicht nicht mit seinem Urgroßvater auseinander? Ich habe in diesem Buch viel quergelesen und geblättert. Es hat mich schier gelangweilt. Klar, es sind Fakten: U. macht dies, schreibt das, fährt nach X und dann nach Y, begibt sich nach Z. Diese und jene sind anwesend – und dazwischen haufenweise geschichtliche Zitate. Was dieser Biografie fehlt, ist auf der einen Seite die Tonalität eines Schriftstellers, denn hier finden wir ein reines Aneinanderreihen von kalten, distanzierten Fakten. Wo ist die Annäherung des Autors an den Uropa? Wo sind seine Gedanken, wo ist die Auseinandersetzung? Am Anfang hatten wir ganz kurz vom Leid der Oma erfahren, erkannt zu werden. Wie ist die Familie damit umgegangen, was denken sie und wie ist das an die Enkel weitergetragen worden? Wie geht der Enkel der Familienlast um, mit der Zersprengung der Familie? Welche Bedeutung hat sein Uropa für ihn? Das und die Biographie nach 1945 wäre interessant gewesen. Nicht diese fast minutiöse Aufreihung der Reisedaten Walter Ulbrichts. Die Familie dahinter wären interessant gewesen, auch Ulbricht selbst, der hier als Person kaum beleuchtet wird. Schade; aber dieses Buch hätte man sich schenken können, es klingt wie ein langer Wikipediaeintrag.


    Florian Heyden, geboren 1980, studierte in London, war Praktikant an der dortigen Deutschen Botschaft sowie im britischen Parlament und anschließend bei einem Marktforschungsunternehmen tätig. Seit 2011 arbeitet er in der Schweiz als Manager in der Konsumgüter- und Nahrungsmittelbranche. Seit vielen Jahren setzt er sich intensiv mit Themen zur Internationalen Politik, Geschichte und seiner eigenen Familiengeschichte auseinander. Heyden lebt mit seiner Familie in Genf.


    https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/walter-ulbricht-mein-urgrovater-von.html

  21. Cover des Buches Secondhand-Zeit (ISBN: 9783518465721)
    Swetlana Alexijewitsch

    Secondhand-Zeit

     (24)
    Aktuelle Rezension von: Bibliomania
    Ich muss zugeben, dass ich in dieses Buch nur reingelesen habe, aber es zeigt ein ziemlich verrücktes und auch trauriges Bild, dass die Russen von ihrem eigenen Land haben. Es hilft wirklich das ehemalige Sowjetimperium, wie Swetlana Alexijewitsch es nennt, besser zu verstehen. So viel Leid und Schmerz musste die Bürger dieses Landes erfahren. Ein wirklich lohnendes Buch!
  22. Cover des Buches Der Archipel GULAG (ISBN: 9783596903641)
    Alexander Solschenizyn

    Der Archipel GULAG

     (50)
    Aktuelle Rezension von: DrGordon
    Das Buch zum Thema sowjetisch-russischer Terror und kommunistischer Diktatur. Trotzdem der Autor gut beschreibt, das die Gulags bereits zur Kaiserzeit existiert haben. Egal mit wem ich über das Thema Vertreibung, Verbannung des sowjetischen Kommmunismus rede, empfehle ich Solschenizyn zu lesen. Als ein Art Grundlagenwerk Wenn ich Archipel Gulag gelesen habe, kann ich andere Bücher und Autoren (z.B. Herta Müller oder der chinesische Nobelpreisträger Gao Xingjian) besser verstehen und einordnen. Das Buch lässt niemanden kalt. Resumée: Absolut empfehlenswert und lesenswert.
  23. Cover des Buches Der Schwimmer (ISBN: 9783104000053)
    Zsuzsa Bánk

    Der Schwimmer

     (164)
    Aktuelle Rezension von: Alisha70

    Vor dem Hintergrund des Volksaufstandes 1956 in Ungarn setzt die Handlung des Romans „Der Schwimmer“ der in Frankfurt am Main lebenden ungarisch-stämmigen Autorin Zsuzsa Bánk ein.

    Kata, Isti und ihr Vater Kalman wurden von der Mutter verlassen, die die Wirren des Aufstandes genutzt hat, um in den Westen zu fliehen. Die Familie bleibt rat- und haltlos zurück, dieses Thema zieht sich durch den ganzen Roman.

    Der Vater zieht fortan mit den Kindern quer durch Ungarn von Familienmitglied zu Familienmitglied und lebt dort einige Wochen bzw. Monate. Auf die Art und Weise fühlen sich die Kinder niemals zu Hause und erleben die Welt hauptsächlich aus Zügen und in ihnen fremden Häusern.

    Die Geschichte wird aus der Perspektive der Tochter Kata erzählt, selbst die Passagen, von denen sie eigentlich gar nichts wissen kann, nämlich die Flucht der Mutter und deren erste Zeit im Westen. Das Thema des Verlassenseins und die Frage nach dem Warum lässt die beiden Kinder Kata und Isti nicht mehr los.

    Mein Leseeindruck war vor allem in der ersten Hälfte leider eher negativ. Zwar beschreibt Zsuzsa Bánk alles wunderschön, das ganze Setting ist jedoch sehr zäh und ereignislos. Trotzdem (und ich weiß nicht wie) haben mich immer wieder einzelne Passage oder Andeutungen neugierig bleiben lassen und ich wollte wissen, wie es weitergeht, auch wenn sich wirklich alles sehr langatmig dahinzog. Am Ende hat es dann Fahrt aufgenommen, auch wenn das leider (zumindest für mich) sehr vorhersehbar war.

    Ich „musste“ das Buch für einen Lesekreis lesen und deshalb wollte ich dranbleiben, und im Nachhinein bin ich dann doch froh, es fertig gelesen zu haben.

    So eine richtige Leseempfehlung aus tiefstem Herzen kann ich leider nicht aussprechen, dafür war es einfach zu langatmig wenn auch wunderschön erzählt.

  24. Cover des Buches Radetzkymarsch (ISBN: 9783843059572)
    Joseph Roth

    Radetzkymarsch

     (126)
    Aktuelle Rezension von: happyoldendays

    Joseph Roths Roman „Radetzkymarsch“  ist eine langsam voranschreitende Erzählung, die voll ist von evokativen Bildern und Szenen, ihre wirkliche Stärke aber in der tragischen Verknüpfung dreier Generationen einer Familie offenbart.

    Die Tatsache, dass der Roman den Aufstieg und Niedergang der Familie Trotta vor dem Hintergrund des kollabierenden Habsburger Staatenverbandes behandelt, könnte den Eindruck erwecken, dass es sich um eine ereignisreiche, auf Handlung basierende Geschichte handelt, aber dem ist nicht so. Viel eher steht die innere Gefühlswelt der Protagonisten im Vordergrund, vom Autor durch feine Allegorien evoziert.

    Einige Passagen empfand ich beim Lesen als etwas langatmig. Ebenso erschloss sich mir der Zusammenhang  zwischen mancher detailreich ausgestalteten  Episode und der Gesamthandlung nicht, aber vieles offenbarte seinen tieferen Sinn schließlich gegen Ende des Buches.

    Zeitlich gesehen umfasst der Plot das Leben von Großvater-Vater-Enkel, es werden aber nicht alle Lebensstationen auserzählt. Der Fokus des Autors liegt vielmehr auf Einzelereignissen und wie sie von den Protagonisten erlebt werden, bzw. wie sie sich auf die nachfolgende Generation auswirken. So steht zu Anfang etwa die Heldentat des Großvaters Joseph Trotta, der dem Kaiser auf dem Schlachtfeld das Leben rettet. Durch diese impulsive Handlung werden die Trottas in eine höhere soziale Ebene gehoben und auf immer mit dem Kaiser und der Monarchie verbunden: Die ehemals slowenischen Bauern werden nun Berufsoffiziere und Beamte im Dienste der Habsburger. Damit einher geht die (teilweise unreflektierte) Identifikation mit dem militärischen Ehren- und Verhaltenskodex des ausgehenden 19. Jahrhunderts, welche dem Enkel schließlich zum Verhängnis werden wird.

    Das Leben des jüngsten von Trotta – Carl Joseph – nimmt den meisten Raum in der Erzählung ein. Er gerät mit dem schweren Familienerbe in Konflikt. Den „Helden von Solferino“, seinen Großvater, kennt er nur durch Erzählungen. Gleichzeitig aber hängt sein Ruhm über ihm wie ein Damoklesschwert, denn nur durch seinen guten Ruf, konnte der Enkel im Militär reüssieren. Frustriert über das eigene Versagen bei gleichzeitigem allerhöchsten Anspruch an sich selbst, verfällt Carl Joseph dem Alkohol und der Spielsucht.

    Was mir am „Radetzkymarsch“ besonders gut gefallen hat, sind die bildhaften Symbole, die Joseph Roth schafft, um einerseits Kontinuität, gleichzeitig aber auch die Veränderlichkeit der Dinge zu illustrieren. So etwa die mangelnde Fähigkeit der von Trottas miteinander zu kommunizieren und ihre Gefühle zu artikulieren. Dieses Handicap wird durch die Generationen weitergegeben und steht als großes Hindernis zwischen den Männern. Beinahe schmerzerfüllt folgt der Leser den Gesprächen zwischen Vater und Sohn, bei denen das Wesentliche aber stets unausgesprochen bleibt. Auf ähnliche Weise tritt Kaiser Franz Joseph immer wieder ins Leben der Familie. Einerseits verhilft er ihnen zu Status, andererseits führt die Pflichterfüllung in seinem Namen auch zu deren Untergang. Als alten, gebrechlichen  Mann lernt der letzte von Trotta den Kaiser kennen.  („Ein Greis dem Tode geweiht, von jedem Schnupfen gefährdet, hält den alten Thron, einfach durch das Wunder, dass er auf ihm noch sitzen kann.“) Historisch bahnt sich der Niedergang des Habsburgischen Reiches und politische Reform an; sinnbildhaft steht somit der überalterte, vergessliche Kaiser für die Degeneration der k.u.k. Monarchie. Es sind eben diese eleganten, bildhaften Verquickungen, die mich absolut begeistert haben. Noch Tage nach der Lektüre fallen mir Roths brillante Allegorien auf.

    Fazit: „Radetzkymarsch“ ist mehr als nur ein Historischer Roman, sondern ein gefühlvolles Porträt einer im Niedergang befindlichen Familie, die der eigenen Vergangenheit und den politischen Umständen erliegt.  

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