Bücher mit dem Tag "sklavenhaltung"
12 Bücher
- Colson Whitehead
Underground Railroad
(325)Aktuelle Rezension von: mattderEs ist schon krass was mit Menschen gemacht haben. Sie aus ihren Land geschleppt oder entführt und nur für bisschen was zu essen. Teilweise wurden sie geschlagen und umgebracht, die Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt. All das beschreibt dieses Buch wie ein schlag in die Magengrube. Echt heftig zu lesen. Die Sklaven hören von der Underground Railroad Bahn die von Süden nach Norden Staat der USA. Spannend.
- Sue Monk Kidd
Die Erfindung der Flügel
(287)Aktuelle Rezension von: Vera-SeidlAuf dem Totenbett gesteht der Richter John Grimké seiner Tochter Sarah, eine der beiden Protagonistinnen des Romans "Die Erfindung der Flügel", dass ihn die eigene Gier darin gehindert habe, für die Abschaffung der Sklaverei einzutreten.
Ich habe mich gefragt, woher die Gier von Menschen kommt, die andere deshalb unterdrücken.
Viele Menschen halten sich für die Corona der Schöpfung, übersehen aber dabei, dass der Mensch lediglich am sechsten Tag erschaffen wurde, während der Höhepunkt der Schöpfung die Ruhe ist, um zu erkennen, dass diese Schöpfung vollkommen ist und es keinen Mangel gibt.
Da die Ruhe fehlt, gaukelt der Verstand uns einen Mangel vor, den wir mit Gier zu beseitigen versuchen. Statt sich gelassen zurückzulehnen und zu sagen: "Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch." Matthäus 6,26 "Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht." Matthäus 6,28
Weil wir das Vertrauen verloren haben oder nie hatten, lassen wir uns wie die Sklavin Hetty Handful, die zweite Protagonistin des Buches, in die Tretmühle im Arbeitshaus oder auf dem Arbeitsmarkt zwingen und uns zu Krüppeln machen.
Wenn wir aber die Lilien auf dem Knopf von Sarah, der zum Symbol für die Freiheit wird, sehen würden, dann würden uns Flügel wachsen auf dem Feld. Wir müssten sie nicht als schwarze Dreiecke auf einem Quilt nähen, sondern könnten uns mit ihnen in die Freiheit erheben.
Frei wären wir dann auch von der Qual, Männer mit unseren Körpern und Charisma anziehen zu müssen, um sie durch unseren Geist zu kastrieren, sondern könnten das ihrer Gier überlassen. Das gilt auch für Frauen wie die beiden Mary Grimkés, deren Verstand vom männlichen Denken, also von Angst vor dem Mangel, dominiert ist. Durch das Foltern ihrer Sklaven verstümmeln sie ihre eigene Seele. Beim Anblick des Quilts, auf dem die Sklavin Charlotte die Grausamkeiten ihres Sklavenlebens dargestellt hat, reibt sich Mary die Hände, als wolle sie sie von der Schuld reinwaschen.
Die männliche Gier ist immer stärker als die weibliche, weil Frauen im Gegensatz zu Männern eine Frucht hervorbringen und nähren können. So ist es sehr verständlich, dass die männlichen Reformatoren am Anfang der Neuzeit die Weiblichkeit im Chtistentum enthaupteten, weil es dort eine gab, die der Zeugung durch den Mann nicht mehr bedurft hatte.
Ich danke herzlich Sue Monk Kidd für dieses hervorragende Porträt der Schwestern Sarah Moore und Angelina Grimké und ihr Einfühlungsvermögen in die Sklavinnen dieser Welt.
Vera Seidl - Jane Nickerson
So wie Kupfer und Gold
(123)Aktuelle Rezension von: thiefladyXmysteriousKathaSo wie Kupfer und Gold
Dieses Buch habe ich mal irgendwann einfach bei medimops gekauft, da eine Bloggerin damals schrieb, dass es eine interessante Märchenadaption sei und ich damals solche gerne gelesen habe. Allerdings wusste ich bis vor kurzem nie, um welches Märchen es sich handelt. Nun fiel mir das Buch beim Regaldurchsuchen wieder in die Hände und ich habe recherchiert: In dem Buch geht es um das Blaubart-Märchen. Sofort war meine Neugierde geweckt und ich habe die Geschichte innerhalb weniger Tage verschlungen. Ma etwas ganz anderes, mit historischem Touch, leider aber auch kleinen Schwächen. Trotzdem einen genaueren Blick wert!
Klappentext
Üppige Gewänder, rothaarige Schönheiten und ein grausiges Geheimnis! Boston, 1855. Sophia ist 17, und ist nach dem Tod ihres Vaters Waise, als sie einen Brief von ihrem Paten erhält, der sie auf seine Plantage in Mississippi einlädt. In Wyndriven Abbey zieht der attraktive Bernard sie in seinen Bann. Doch je näher sie sich kommen, desto mehr spürt Sophia seine dunkle Seite. Als ihr junge, schöne Frauen mit rotem Haar erscheinen die ihr selbst sehr ähnlich sehen wird Sophia misstrauisch. Cressac war bereits mehrfach verheiratet, und alle Ehefrauen verschwanden unter mysteriösen Umständen.
Meine Meinung
In dem Buch geht es um ein wunderschönes junges Mädchen namens Sophia, die nun leider eine Waise ist und zu ihrem Vormund, einem reichen Onkel, in die Südstaaten Amerikas ziehen soll. Das bedeutet für sie sich von ihren Geschwistern zu verabschieden, doch da sie immer nur Gutes von ihrem Onkel gehört hat und sie auch etwas sein Reichtum lockt, freut sie sich über den Umzug.
In Mississippi angekommen bemerkt sie schnell, dass ihr Onkel Bernard ein attraktiver Charmeur ist, der auf Frauen mit langen roten Haaren zu stehen scheint. Doch er verhält sich ihr gegenüber stehts gut und schenkt ihr die größten Reichtümer. Schnell merkt Sophia aber, dass ihr Onkel auch eine dunkle Seite hat und viele seiner Frauen auf mysteriöse Weise verschwanden oder umkamen.
Diese inhaltlichen Parallelen zum Blaubart-Märchen haben mir sehr gut gefallen. Besonders gut finde ich, dass die Südstaaten als Schauplatz gewählt wurden. Nicht nur, weil Wyndriven Abbey ein tolles Anwesen ist und man gerne über das alte prunkvolle Haus liest, sondern weil Sophia die Sklavenhaltung aufstößt und sie sich gerne mit den schwarzen Bediensteten anfreunden würde. Somit wird in diesem Jugendbuch eine wichtige Zeit der amerikanischen Geschichte und eine gute moralische Botschaft vermittelt. Denn Sophia kann einfach nicht verstehen, was an den Sklaven anders sein soll, als an ihr selbst.
Leider hat Sophia nicht immer einen solch positiven Weltblick. Sie ist sehr naiv, hat wenig Durchsetzungskraft und wirkt oft wie ein verwöhntes Püppchen, dass lieber nach Reichtum als nach anderem strebt. Aber auf den Kopf gefallen ist sie nicht und kommt schnell hinter das Geheimnis ihres Onkels. Und verlieben tut sie sich auch noch…
Es passiert also einiges in diesem Buch, allerdings weiß man sehr schnell wo der Hase langläuft, wenn man das Blaubart-Märchen kennt. Ich hätte mir inhaltlich noch mehr Abwandlung gewünscht, damit das Ende bzw. die Auflösung überraschender ist.
Trotzdem hat mir das Buch Spaß gemacht und ich würde gerne 3.5 Sterne vergeben.
- Harriet Beecher Stowe
Onkel Toms Hütte (Klassiker der Weltliteratur in gekürzter Fassung, Bd. ?)
(311)Aktuelle Rezension von: buchfeemelanieIch war gespannt auf diesen Klassiker. Der Schreibstil ist gut und ich habe das Buch schnell gelesen.
Tom war mir direkt sympathisch. Er ist bescheiden und klug.
Ich fand es einerseits gut, wie die Arbeit der Sklaven dargestellt wurde. Für z.b. lesende Jugendliche war das sicherlich ausreichend. Doch wissen wir auch, dass es den Sklaven deutlich schlechter gegangen ist als beschrieben. Da war mir das Buch stellenweise doch etwas zu beschönigend. Es war mir zu wenig klar gestellt, wie wenig so ein Sklave wert war.
So war ich unentschlossen, habe aber gerade noch 4 Sterne vergeben.
- Thor Kunkel
Subs
(18)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerHatte ich in der Schummelkiste gefunden. Ich lese den Autor auch gerne, weil er es versteht zu überzeichnen. Das ist ihm hier auch gut gelungen, nur am Ende wurde es mir etwas zu skuril. - Tracy Chevalier
Die englische Freundin
(56)Aktuelle Rezension von: beccarisDie Romane von Tracy Chevalier gefallen mir immer ausgesprochen gut. Sie versteht es, den Leser zu packen mit einer spannenden Geschichte, klug geschrieben und man lernt immer etwas dazu.
Hier handelt es sich um eine Auswanderergeschichte. Eine junge Frau, von ihrer ersten Liebe enttäuscht, begleitet ihre Schwester von England nach Amerika (im 19. Jahrhundert), um ein neues Leben zu beginnen. Eine beschwerliche Schiffsreise steht bevor. Das Schicksal meint es nicht gut mit der Quäkerin und sie gewöhnt sich schlecht an die Lebensweise in der fremden Heimat. Ihr humanistisches Menschenbild und ihre religiösen Werte lassen es nicht zu, Hilfestellungen gegenüber Schwarzen zu verweigern. Schon bald gerät sie in schwere Gewissenskonflikte zwischen ihrer neuen Familie und eigenen Werthaltungen.
Die Autorin beschreibt die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei, die moralischen Überzeugungen und ökonomischen Interessen sowie die Zusammenkünfte und Rituale der Quäker in diesem Roman sehr eindrücklich. Ausserdem spielt die Kunst des Quiltens bei den Frauen der damaligen Zeit eine wichtige gesellschaftliche Rolle und hat auch im Buch eine grosse Bedeutung.
Ein lesenswertes Buch, das man kaum aus der Hand legen möchte und es traurig schliesst, wenn es zu Ende ist.
- Sue Monk Kidd
Die Erfindung der Flügel
(29)Aktuelle Rezension von: Frau_M_aus_MSue Monk Kidd, geboren 1948 in Sylvester, einem Ort im US-Bundesstaat Georgia ist eine erfolgreiche amerikanische Romanautorin. Sie studierte zunächst Gesundheits- und Krankenpflege und arbeitete viele Jahre in diesem Bereich. Ihr erstes Buch „God’s Joyful Surprise“ erschien 1988 und erzählt von ihren spirituellen Erfahrungen als Christin. Bekannt wurde sie jedoch erst 2002 durch ihr Buch „The secret Life of Bees“ (Die Bienenhüterin), das ein Bestseller ist, der auch verfilmt wurde.
Ihr neuer Roman "Die Erfindung der Flügel" sorgte in den USA gleich nach Erscheinen für großes Aufsehen und stieg auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste ein. Der Roman beruht auf Tatsachen. Im Nachwort beschreibt Sue Monk Kidd, welche Details der Geschichte tatsächlich passiert sind und welche sie hinzugedacht hat. Das Geschehen trägt sich in den Jahren 1803 bis 1838 zu.
Die beiden Hauptfiguren sind die Frauen. Sarah ist weiß, eine behütete Tochter eines angesehenen Richters und reichen Gutsbesitzers mit vielen Geschwistern.
Hetty (von ihrer Mutter Handful genannt, da sie ein Frühchen war) ist die einzige Tochter einer der schwarzen Sklavinnen von Sarahs Vater. Handfuls Mauma ist die Schneiderin und für das Einkleiden aller auf dem Gut lebenden Leute zuständig.
Sarah ist ein besonderes Mädchen. Sie hat eine rote Wuschelmähne und Sommersprossen. Sie entspricht dem damaligen Schönheitsideal überhaupt nicht. Außerdem ist sie sehr sensibel und sehr klug. Ihr Vater sagt, sie könnte der erfolgreichste Anwalt aller Zeiten werden, wenn sie ein Junge wäre. Ihr starker Charakter wird eingezwängt in die gesellschaftlichen Konventionen dieser Zeit in dieser Gegend. Das ist sehr schmerzhaft für sie. Sarahs Mutter ist die harte Regentin des Hauses. Sie führt die Wirtschaft mit eiserner Hand. Sie hart zu ihren Kindern und brutal zu den Sklaven. Im Laufe der Geschichte wird deutlich, dass auch sie eine sehr starke und kluge Person ist, die ihre Talente nicht entwickeln durfte und keine andere Wahl hatte, als sich in die ihr zugedachte Rolle als Hausfrau und Mutter zu fügen. Das ist wohl das kleinere Übel gegenüber der Alternative, eine alte Jungfer zu werden.
Auch Handful ist ein besonderes Mädchen. Als Sklavenkind hat sie keine besonders guten Karten, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Aber sie findet stets Möglichkeiten, sich kleine Freiräume zu erobern. Auch sie hat eine starke Mutter. Ihre Mauma, wie sie sie liebevoll nennt, hat vieles schlimme Dinge erlebt. Da sie sehr kreativ ist, verarbeitet sie die wichtigen Stationen ihres Lebens in Bildern aus Stoff auf einem Quilt. Die Freiheiten, die sich die Sklaven nehmen, werden stets hart bestraft, wenn sie entdeckt werden. Auch Verfehlungen, die nur in den Augen der „Missus“ welche sind, werden mit Stockschlägen und ähnlichen entwürdigenden Demütigungen geahndet.
Die Geschichte beginnt damit, dass Sarah anlässlich ihres 11. Geburtstages die Sklavin Hetty, die zu diesem Zeitpunkt 10 Jahre alt ist, jedoch wie sechs aussieht, geschenkt bekommt. Beide Mädchen sind darauf völlig unvorbereitet und geschockt. Ab da sind die Schicksale der beiden untrennbar miteinander verbunden.
Sarah will das "Geschenk" nicht annehmen, da sie es unwürdig findet. Die Verhältnisse lassen dies jedoch nicht zu. Im Grunde ist Sarah auch Sklavin des Systems, in dem sie lebt. Sie kann nicht frei bestimmen, wie sie leben möchte. Andere herrschen über sie. Es scheint hoffnungslos. Sie muss den Eltern gehorchen. Wenn sie erwachsen ist, wird sie an einen Mann, den die Eltern aussuchen verheiratet werden, dem sie dann auch nur gehorchen muss. Falls sich kein Bräutigam findet, wird sie bis an ihr Lebensende im Haushalt ihrer Eltern bzw. bei einem ihrer verheirateten Brüder bleiben müssen.
Es bleibt den Mädchen nichts weiter übrig, als sich in die Situation zu fügen und das Beste daraus zu machen. Im Verlaufe der wechselvollen Geschichte bringt Sarah Handful heimlich das Lesen und Schreiben bei, was bösen Ärger gibt, da es sich nicht dauerhaft verbergen lässt. Jede von ihnen nutzt stets die Möglichkeiten, sich zu entwickeln und Freiheiten, so winzig sie auch sein mögen, zu nutzen. Sie lassen sich von möglichen Strafen immer weniger davon abhalten. Der Drang, frei zu leben, ist ihnen beiden im Blut und bestimmt ihr Leben. Zeitweise sind die beiden räumlich sehr weit voneinander entfernt. Sarah bringt einige Jahre im Norden bei den Quäkern zu. Seelisch sind sie jedoch eng verbunden. Am Ende bröckelt das gesamte System. In der Schlussszene fliehen die Frauen gemeinsam auf einem Schiff aus der Stadt.
Dieses Buch ist ein erschütterndes und zugleich wunderschön gezeichnetes Bild der Verhältnisse in den Südstaaten des 19. Jahrhunderts.
Die Story wird abwechselnd aus der Sicht von Hetty oder Sarah erzählt. Auf wunderbare Weise wird deutlich, wie die beiden Hauptfiguren, die aus sehr unterschiedlichen kulturellen Kontexten stammen, denken und fühlen.
Auf der Rückseite des Buches steht ein Zitat von Oprah Winfrey über dieses Buch: „... Es ist unmöglich, dieses Buch zu lesen, ohne danach anders über sich selbst und die eigene Rolle in der Welt zu denken.“ Das ist das beste denkbare Schlusswort zu diesem grandiosen Roman. - Isabell Pfeiffer
Im Jahr des Skorpions
(33)Aktuelle Rezension von: Epos45Ich kann einfach nicht verstehen, warum der Roman so wenig gehypt wurde. Die Story des Buches ist großartig, endlich mal etwas völlig anderes im Jugendbuch-/Young Adult-Genre mit großartigen Charakteren, welche durch ihre Unperfektheit glänzen und den Leser durchgehend überraschen. Zudem ist die Portion zwischen Spannung, Dramatik, Humor und berührenden Dialogen zwischen den einzelnen Charakteren perfekt gewählt und lässt so den Roman auch nie langweilig werden; es fällt schwer ihn überhaupt aus der Hand zu legen. 5 wohlverdiente Sterne für einen Roman, der viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
- Jane Nickerson
Strands of Bronze and Gold
(1)Aktuelle Rezension von: WortmagieAls Kind fürchtete ich mich schrecklich vor dem Märchen „Blaubart“. Die unheimliche Geschichte des reichen Adligen, der seine Ehefrauen ermordet und ihre Köpfe aufbewahrt, jagte mir eine Heidenangst ein. Ursprünglich stammt das Märchen von dem französischen Autor Charles Perrault aus dem Jahr 1697; historisches Vorbild für die Figur des Blaubart war der Serienmörder Gilles de Rais, ein Mitstreiter von Jeanne d’Arc. Heute fasziniert mich das grausame Märchen, weil es erstaunlich sexualisierte Lesarten zulässt und die Moral der Erzählung eher Erwachsene als Kinder anspricht. „Strands of Bronze and Gold“ von Jane Nickerson ist eine Adaption von „Blaubart“, die in den Südstaaten der USA in der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt.
1855: Nach dem Tod ihres Vaters zieht die 17-jährige Sophie Petheram zu ihrem Paten. Obwohl sie ihn noch nie gesehen hat, ist sie bereit, im Herzen Mississippis ein neues Leben zu beginnen. Das opulente Anwesen Wyndriven Abbey entzückt Sophie. All ihre Träume von Reichtum und Luxus scheinen sich zu erfüllen und ihr Pate, Monsieur Bernard de Cressac, ist ein attraktiver, kultivierter Gentleman, dessen charmante Komplimente Sophie schmeicheln. Abend für Abend essen sie gemeinsam, doch tagsüber ist sie sich selbst überlassen. Gelangweilt streift sie durch die langen Flure des Anwesens. In einem der zahllosen Zimmer entdeckt sie Kleider, Erinnerungsstücke und Gemälde von drei Damen. Sophie wusste, dass Monsieur de Cressac Witwer ist, aber sie ahnte nicht, dass er bereits dreimal verheiratet war. Ein kalter Schauer erfasst sie, als ihr auffällt, dass alle drei Frauen rotes Haar hatten – wie sie. Was ist mit ihnen geschehen? Warum ist Sophie wirklich in Wyndriven Abbey? Beunruhigt erforscht sie die Vergangenheit ihres Paten und erkennt, dass sie sich in einem goldenen Käfig befindet, den sie vielleicht nie mehr verlassen kann…
Ich mag Märchen-Adaptionen, die das zugrundeliegende Märchen lediglich als Basis nutzen und eine individuelle, originelle Geschichte erzählen, die um eigene Motive erweitert ist. Eine gute Adaption zeichnet sich meiner Meinung nach dadurch aus, dass sie eben keine Nacherzählung ist, sondern eine kreative Verarbeitung der historischen Vorlage aus einem neuen Blickwinkel. Jane Nickersons Ansatz, „Blaubart“ auf eine Plantage in Mississippi im Jahr 1855 zu transferieren, erschien mir vielversprechend und interessant, weil ich wusste, dass die Wirtschaft der Südstaaten der USA in der Mitte des 19. Jahrhunderts beinahe ausschließlich von der Sklavenhaltung abhängig war. Ich hoffte, dass „Strands of Bronze and Gold“ diese Tatsache überzeugend mit dem gruseligen Märchen verbinden würde und ich es vielleicht mit einer taktvollen Aufarbeitung der US-amerikanischen Geschichte zu tun bekäme. Leider wurden meine Erwartungen bitter enttäuscht. Jane Nickerson hatte offenbar überhaupt kein Interesse an einer Auseinandersetzung mit der Sklaverei in den USA. Sie verwendete ihr Setting ausschließlich als oberflächliche, romantisierte Bühne, die es ihrer naiven, weltfremden Protagonistin Sophie erlaubte, dekadente Kleider zu tragen, im Damensattel zu reiten und erklärte, wieso sie bei einem fremden Mann einzieht. „Strands of Bronze and Gold“ ist eine „Blaubart“-Nacherzählung im historischen Kostüm: hübsch, aber banal und irrelevant. Meiner Ansicht nach sabotierte Nickerson sich mit der Entscheidung für Sophies Ich-Perspektive selbst. Obwohl es ihr gelang, Wiedererkennungsmerkmale des Märchens durch die Augen der 17-Jährigen prominent zu inszenieren, bietet die Sichtweise der privilegierten, verhätschelten Sophie kaum Entfaltungsspielraum, da Nickerson als Schriftstellerin nicht über ausreichend Talent verfügt, um ihren Horizont aufzubrechen. Sophie stammt aus dem Norden und ist folglich entsetzt, als sie mit der Sklavenhaltung auf der Plantage ihres Paten konfrontiert wird. Sie empfindet das diffuse Bedürfnis, zu helfen und gibt sich gern Tagträumen hin, sich der Underground Railroad als Unterstützerin anzuschließen, doch effektiv hat sie keine Vorstellung vom Leid der Menschen um sie herum. Daher wirkt Nickersons Annäherung an das Thema der Sklaverei unbeholfen, unverbindlich und sehr weiß. Ich fand diese Darstellung, die immer wieder von Sophies persönlichen Ängsten ausgebremst wird, völlig unzureichend, weil sie ausschließlich schmückendes Beiwerk ist. Primär handelt „Strands of Bronze and Gold“ von Sophies gefährlicher Beziehung zu Monsieur de Cressac und ihren tollpatschigen Bemühungen, sein finsteres Geheimnis aufzudecken. Die schaurige Atmosphäre, die „Blaubart“ auszeichnet, war bedauerlicherweise jedoch nicht zu spüren. Hätte man mir als Kind statt des originalen Märchens diese Adaption vorgesetzt, hätte ich das Buch wahrscheinlich nicht in eine Truhe geschlossen, weil ich mich fürchtete.
Es ist überaus schade, dass Jane Nickerson die komplexen Implikationen ihres Settings für ihre „Blaubart“-Adaption scheute. Meiner Ansicht nach hätte eine umfassende Verarbeitung des Themas der Sklaverei einen echten Gewinn für „Strands of Bronze and Gold“ bedeutet. Nickerson hatte die Chance, etwas völlig Neues aus einem alten Märchen zu machen und sich kritisch mit der schmerzhaften Vergangenheit der Südstaaten auseinanderzusetzen. Sie ließ sie verstreichen. Sie konzentrierte sich auf die Nacherzählung von „Blaubart“ und ließ gerade ausreichend Kritik anklingen, um zu vermitteln, dass Sklaverei abzulehnen ist. Meiner Ansicht nach ist das nicht genug.
Die Adaption selbst ist leider maximal schwaches Mittelmaß. Zwar kam ich mit der Protagonistin Sophie, die ein antiquiertes Frauenbild verkörpert, überraschend gut zurecht und habe mich nicht gelangweilt, aber die Lektüre hatte mit meinen angstbehafteten Erinnerungen an „Blaubart“ wenig zu tun. So sehr ich Southern Gothic schätze – „Strands of Bronze and Gold“ war eher „Southern“ als „Gothic“. - Gwen Bristow
Tiefer Süden
(32)Aktuelle Rezension von: winter-chillNette und schön erzählte Familiengeschichte die zum Teil zur Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in den Südstaaten spielt. Die Sprache ist leicht und angenehm, die Szenen werden sehr bildhaft beschrieben. Über zwei Generationen zeichnet Bristow ein farbenreiches Bild des alten Südens. Man erfährt recht viel vom alltäglichen Leben in jener Zeit, von der sozialen Ungerechtigkeit und wie es die ersten Siedler geschafft haben, sich zu großen Plantagenbesitzern hochzuarbeiten. Vom Unabhängigkeitskrieg erfährt man jedoch fast gar nichts – dieser und seine Auswirkungen werden nur immer mal wieder am Rande erwähnt. - Esi Edugyan
Washington Black
(8)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchMan sollte den Klappentext wohl nicht so genau betrachten, denn sonst ist man eventuell nachher enttäuscht. Meine Erwartungen waren jedenfalls ganz anders. Dennoch ist es eine interessante Geschichte. Der 11-jährige Washington Black ist Sklave auf einer Plantage auf Barbados. Dann wird er vom Bruder seines Masters, Christopher Wilde (genannt Titch), ausgewählt, ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen. Christopher ist Wissenschaftler und er entdeckt die besonderen Fähigkeiten von Washington Black, der sehr naturgetreu zeichnen kann. Die Bedingungen auf der Plantage sind grausam und unmenschlich. Da geschieht etwas Schreckliches auf der Plantage und Wash wird zum Sündenbock. Die beiden fliehen in einem selbst gebauten Luftschiff. Washington Black wird zum Gejagten. Der Schreibstil der Autorin Esi Edugyan hat mir gut gefallen, die Geschichte allerdings hat mich nicht wirklich gepackt. Mein Interesse ließ immer mehr nach. Washington hat immer nur die Bedingungen auf der Plantage erzählt, die wirklich grausam und abstoßend waren. Titch behandelt die Sklaven nicht so schlimm wie sein Bruder, der Master. Aber auch er sieht in Washington erst einmal Ballast für sein Luftschiff, bis er erkennt, dass ihm der Junge auch anderweitig nützlich sein kann. Die Flucht bringt sie nicht sehr weit. Washington wird zum Gejagten und kommt in der Welt herum. Sein Verhalten kommt mir manchmal nicht schlüssig vor. Auch wenn er auf dem Papier frei ist, muss er erkennen, dass er in Wahrheit weiter unfrei bleibt. Titch verändert sich, er wird seinem Bruder ähnlicher. Viele Figuren tauchen auf und verschwinden genauso schnell auch wieder. Es wird so viel angerissen und geht nicht in die Tiefe. Wirklich überzeugen konnten mich die Charaktere nicht. Es gibt einige unerwartete Wendungen, aber mir erschien nicht immer alles realistisch. Auch das Ende kam für mich ziemlich abrupt und es blieben eine Menge Fragen offen. Das ist nicht die Abenteuergeschichte, die ich aufgrund der Beschreibung erwartet hatte und vieles konnte mich nicht überzeugen.
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