Bücher mit dem Tag "schriftstellerinnen"
25 Bücher
- Stefan Bollmann
Frauen und Bücher
(82)Aktuelle Rezension von: UlenfluchtFrauen lesen etwas anderes als Männer. Pi mal Daumen kann dem jeder zustimmen, der mal eine Buchhandlung besucht hat. Dass Frauen aber auch anders lesen, ist jedoch der Mehrheit nicht klar gewesen. An dieser Stelle setzt das Buch an. Es ist eine Kulturgeschichte des weiblichen Lesens und dabei nicht nur leicht zu lesen, sondern anschaulich, erhellend und äußerst vergnüglich.
Der Autor führt den Leser/die Leserin (es ist zu hoffen, dass dieses Buch auch Männer lesen, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, Frauen zu verstehen) durch fast 300 Jahre Geschichte und greift dabei die großen Errungenschaften und Werke heraus, die seines Erachtens weibliches Lesen geprägt haben. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht bestehen. Wir erfahren vom Aufstieg des Romans, der vermeintlichen weiblichsten aller Textarten, und bekommen den Weg von der Leserin (18. Jhr) zur Schriftstellerin (Jane Austen) und schließlich zur Literatin (Susan Sonntag) und Verlegerin (Sylvia Beach) vor Augen geführt.
Die große Stärke des Buchs ist es, die Geschichten der Akteurinnen selber sprechen zu lassen. Durch deren Leben scheint die Bedeutung des Lesens durch und ermöglicht Identifikation. Gleichzeitig wird das Neue herausgestellt und mit großer Eloquenz seitens des Autors eingeordnet. Einige, wenige Schwachstellen zeigen sich dort, wo eben jene Geschichten ein wenig lang sind, wie jene Klopstocks, und dort, wo sie nur angedeutet sind, wie die von Marilyn Monroe. Hier wünscht man sich mehr Augenmaß.
Dieses Buch ist trotzdem ein unverzichtbares Muss für Leser, Leserinnen, Kulturinteressierte, Historiker, Literaturwissenschaftler, Leseratten… also für alle.
- Nicole Seifert
FRAUEN LITERATUR
(51)Aktuelle Rezension von: julia-elysiaIch studiere momentan im Master Germanistik mit dem Schwerpunkt Literaturwissenschaft. Das Buch von Nicole Seifert war für mich also nicht nur absolut lesenswert, sondern auch ein deutlicher Augenöffner! Ich selbst habe im Bücherregal hauptsächlich Literatur von weiblichen Autoren zu stehen (die ich allerdings nicht bewusst gekauft habe), dennoch habe ich viele im Buch angesprochene Aspekte rückwirkend überdacht.
Seifert spricht über die hauptsächlich männliche literarische Präsentation in der Schule und die Abwertung der "weiblichen Literatur" in unserer Literatur(kritik)branche. Sie gibt viele Inputs zu Studien, die in den letzten Jahrzehnten im Hinblick auf die Unterschiede von "weiblicher" und "männlicher" Literatur geführt wurden, und führt auch viele Werke von bekannten oder auch vergessenen Autorinnen auf.
Das Buch ist kurz und bündig und doch fasst es die wichtigsten Merkmale zusammen. Es hat mir als Leserin und auch als Germanistin vor Augen geführt, welche Probleme und Ungleichheiten wir in der Literaturbranche immer noch haben und warum wir diese unbedingt beseitigen müssen.
Ich vergebe 5 Sterne und spreche eine absolute Leseempfehlung aus!
- Lucy Fricke
Töchter
(105)Aktuelle Rezension von: Claudias_CornerIm 2018 erstmals erschienenen Roman Töchter von Lucy Fricke begleiten wir die zwei Freundinnen Martha und Betty bei einer Reise mit und zu ihren Vätern, die auch eine Reise zu ihnen selbst ist. Martha’s Vater ist todkrank und will in die Schweiz, um dort Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Sein Wunsch: Martha soll ihn fahren. Da sie sich selbst seit einem folgenschweren Unfall nicht mehr ans Steuer setzt und zur moralischen Unterstützung holt sie sich ihre beste Freundin Betty, die Erzählerin des Romans, an Board. Zu dritt treten sie die Reise in die Schweiz an, die sich ganz anders entwickelt als erwartet. So nutzt auch Betty die Reise um eine verschollene, tote Vaterfigur aufzuspüren…
Der Roman klang für mich vielversprechend und auch die behandelten Themen (Eltern-Kind-Beziehungen, Vaterfiguren und deren Bedeutung für unsere Entwicklung, …) fand ich spannend, doch die Umsetzung ist meiner Meinung nach leider nicht gelungen.
Es lässt sich für mich deutlich ein Qualitätsunterschied zwischen der ersten und der zweiten Hälfte des Buches feststellen. Zu Beginn fand ich das Buch gut. Die Protagonist*innen wurden glaubhaft charakterisiert und detailverliebt beschrieben, so wird etwa erwähnt, dass Martha immer eine Zigarette lang denkt – bei schwierigen Entscheidungen eine Zigarre lang. Einfach schön. Die Handlung war ebenfalls nachvollziehbar und interessant.Während die erste Hälfte des Romans (die Episode nach Italien) jedoch noch gut zu lesen ist, verliert er in der zweiten Hälfte (Betty in Griechenland) deutlich an Qualität. Die Erzählung ist wirr, Elemente der Handlung sind unglaubwürdig. Ich denke hier speziell an die Geschehnisse rund um Betty’s Vater.
Wichtige Fragen (zum Beispiel wie sich die Protagonistin diese Reise und ihre Wohnung in Berlin [!], die sie untervermietet, finanziert, wenn sie selten arbeitet) bleiben für mich unbeantwortet.
Der Ton der Protagonistin ist so zynisch, so selbstdestruktiv und so anstrengend, dass ich die Lektüre als sehr mühsam empfand. Ganz vereinzelt waren Textstellen für mich gut zu lesen, die Freundschaft zwischen den Protagonist*innen war ganz süß – doch auch sie kommt im zweiten Teil des Buches kaum mehr vor.
Fricke kann schreiben, keine Frage. Oft sind Aussagen so pointiert und bedeutungsschwer, dass ich das Buch zur Seite legen und über sie nachdenken musste. Dennoch wiegt das für mich nicht die mühsame Handlung auf.
Ich hatte keine gute Lesezeit und nehme kaum etwas aus der Lektüre mit. Drei Sterne erhält das Buch von mir aufgrund des guten Schreibstils der Autorin und der interessanten ersten Hälfte des Romans.
- Alex Johnson
Schreibwelten
(65)Aktuelle Rezension von: Woerter_auf_PapierWusstet ihr, dass James Bond-Erfinder Ian Fleming seine Bücher in einem Haus auf Jamaika schrieb? Dass Astrid Lindgren am liebsten im Bett mit Bleistift und Notizbuch arbeitete oder Arthur Conan Doyle sich einen speziellen Kofferschreibtisch anfertigen ließ, damit er auf Reisen schreiben konnte? Diese und noch viele weitere spannende, interessante und liebenswerte Details aus dem Schreiballtag berühmter Schriftsteller bringt uns Alex Johnson in seinem Buch "Schreibwelten" nahe.
Insgesamt 50 Autorinnen und Autoren hat Alex Johnson ausgewählt und gewährt uns einen Blick in ihre Arbeitszimmer bzw. an die Orte, an denen sie ihre Werke schufen. Und diese Räume haben uns viel zu erzählen. Johnson schreibt leicht und pointiert über die Besonderheiten der Zimmer, arbeitet kleine Marotten der Schreibenden heraus und bringt uns diese Menschen näher.
Jedes Porträt ist mit einer ganzseitigen Illustration versehen. James Oses entwirft das zuvor in Buchstaben skizzierte Zimmer mit bezaubernden Bildern. So zeigt z. B. das Schreibzimmer von Ernest Hemingway – ebenfalls sein Schlafzimmer – Jagdtrophäen, Bücherregale, seinen Hund und viel Krimskrams. Es lohnt sich, die Bilder nicht nur kurz zu überfliegen.
"Schreibwelten" lädt dazu ein, in die Arbeitswelten der Autoren einzutauchen. Ich lege euch dieses wunderbare Buch zum „immer wieder in die Hand nehmen und genießen“ ans Herz.
Die ausführliche Rezension inkl. einem Blick ins Innere des Buches findet ihr auf meinem Blog. - Ilka Piepgras
Schreibtisch mit Aussicht
(16)Aktuelle Rezension von: lillywunderSchreibst du noch, oder arbeitest du schon? Nach wie vor wird das Schreiben von Frauen weniger ernst genommen als das von Männern. Autoren, sind das nicht diese zurückgezogenen Genies, die sich im Haus im Wald ganz ihrer großen Kunst widmen? Und schreibende Frauen, möchten die nicht in erster Linie ein wenig mehr zuhause sein, um Zeit für die Kinder zu haben? "Ein Schreibtisch mit Aussicht" räumt mit dem ein oder anderen Klischee auf, bietet aber vor allem spannende Werkstattberichte rund um das Entstehen von Romanen.
Ilka Piepgras sammelt in 24 Kapiteln verschiedene Stimmen schreibender Frauen. Und was für eine Liga großartiger Autorinnen sie hier unter einem Buchdeckel zusammenbringt! Werft einen Blick auf das Buchcover und what you see is what you get. Die Vielfalt ist ein absoluter Gewinn, die unterschiedlichen Perspektiven auf das Schreiben ergänzen sich zu einem wunderbaren Kaleidoskop. Elif Shafak denkt über das Schreiben auf verschiedenen Sprachen nach, Mariana Leky erzählt hinreißend-herzig von ihrer Schreibausbildung in Hildesheim, Elfride Jelinek analysiert in Interview-Form die Machtverhältnisse in der Buchbranche, Eva Menasse lässt uns an ihrem Umgang mit Schreibblockaden teilhaben.
"Dann ist da ein Stück Text, korrigiert, fertig, ein fast perfekt poliertes Werkstück, leider ins Unbestimmte ragend wie ein Sprungbrett über einer Schlucht.“ (S. 36)
Zwischen Handwerk und Inspiration, zwischen Leidenschaft und Pragmatismus, erzählen die Autorinnen in ihrem jeweils eigenen Stil von ihrem Schreibprozess, Ritualen, Zweifeln, Vereinbarkeit mit Familie, dem Schreibenlernen und davon wie viel Mühe und Zeit hinter einem Buch steckt. Eine Textsammlung, die ich von vorne bis hinten gerne gelesen habe und mich neugierig gemacht hat auf das ein oder andere Buch in meinem Regal. Große Leseempfehlung.
- Hiltrud Gnüg
Frauen Literatur Geschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
(1)Noch keine Rezension vorhanden - Virginia Woolf
Ein eigenes Zimmer
(57)Aktuelle Rezension von: Elenchen_h"Denkt man darüber nach, ist es doch seltsam, dass alle großen Frauen in der Literatur bis zur Zeit Jane Austens nicht nur durch die Augen des anderen Geschlechts gesehen wurden, sondern auch nur in Beziehung zum anderen Geschlecht. Und was für ein kleiner Teil ist das im Leben einer Frau und wie wenig kann ein Mann sogar darüber nur wissen, wenn er es durch die schwarze oder rosa Brille sieht, die sein Geschlecht ihm auf die Nase setzt." - Virginia Woolf, "Ein Zimmer für sich allein"
Wer sich mit feministischer Literatur auseinander setzt, kommt an einer Frau nicht vorbei: Virginia Woolf. Ihr Essay "Ein Zimmer für sich allein" gehört zu den meistrezipierten Texten der Frauenbewegung. Deshalb wurde es für mich nun endlich Zeit, dieses Buch zur Hand zu nehmen - und ich wurde nicht enttäuscht! Es ist kurz gesagt einfach nur beeindruckend, welch klare und kluge Gedanken diese Frau vor mehr als 91 (!) Jahren hatte.
Der Essay ist sozusagen ein Zusammenschluss aus zwei Vorträgen, die Virginia Woolf im Oktober 1928 am Girton College und am Newnham College gehalten hat (beide Colleges gehörten zu den ersten, die das Studium für Frauen zuließen). Thema der Vorträge war eigentlich "Frauen und Literatur", Woolf hat aber so viel mehr daraus gemacht. Sie setzt sich in ihrem Essay unter anderem mit folgenden Fragen auseinander: Warum sind Frauen arm? Wie wirkt sich diese Armut auf ihr Schaffen in der Literatur und Kunst im Allgemeinen aus? Warum haben schreibende Frauen so wenige weibliche Vorbilder bzw. wieso gab es in der Vergangenheit so wenige Schriftstellerinnen? Wie wurden Frauen in literarischen, wissenschaftlichen und historischen Werken dargestellt?
Ihre gefundenen Antworten darauf sind umfangreich und sprachlich absolut herausragend. Sie stellt fest, dass Frauen kulturell, sozial und ökonomisch benachteiligt waren - und das auch immer noch sind! Woolfs Essay ist nämlich erschreckend aktuell. Auch heute noch wird Arbeit unterschiedlich bewertet, Care-Arbeit, die hauptsächlich von Frauen ausgeübt wird, wird immer noch so viel geringer gewertet und schon damals wandte die Autorin den heute sogenannten "Bechdel-Test" (die Frage, ob sich zwei Frauen in einem Film oder einer Geschichte über etwas anderes unterhalten, als über einen Mann) in der Literatur an.
Woolf erbte von ihrer Tante ein jährliches Vermögen von 500 Pfund - für sie die wirtschaftliche Unabhängigkeit. Das, sowie Überlegungen zur Privatsphäre, brachten die Autorin zu der Aussage, eine Frau bräuchte ein eigenes Zimmer und 500 Pfund im Jahr, um eine Schriftstellerin zu werden. So entromantisierte sie auch das Bild der*des brotlosen Künstler*in.
Ich kann nur empfehlen, diesen Essay zu lesen. Allein schon wegen Aussagen wie dem Zitat oben, doch auch einfach, um sich von Woolfs feministischem (auch wenn sie ihren Essay so nicht benennen wollte) Werk inspirieren und beeindrucken zu lassen. Ich bin begeistert von diesem Klassiker und möchte euch auch besonders die Ausgabe aus dem Kampa-Verlag empfehlen. Die Übersetzung ist sehr gut gelungen und auch das Nachwort hat mir bei der Einordnung des Werks in den geschichtlichen und gesellschaftlichen Kontext geholfen.
- Val McDermid
Splinter the Silence
(3)Aktuelle Rezension von: Ingrid_DavisIch weiß, dass die Hill/Jordan-Bücher sehr beliebt und erfolgreich sind, trotzdem nehmen mir Fans hoffentlich die 2 Sterne nicht übel. Splinter the Silence steht hier stellvertretend für die ganze Serie - ich bin im Laufe der Bücher einfach nicht mit den Charakteren warm geworden. Anders als viele der Stand-Alones von McDermid, die mir gut gefallen haben, habe ich mich tapfer bis zum Ende dieser Serie durchgeschlagen, aber sie ist irgendwie nicht meins. Kommt ja vor :). - Elke Heidenreich
Frauen und Leidenschaften
(16)Aktuelle Rezension von: AndreasKueckFrauen und Leidenschaften: Wer könnte darüber besser berichten als Elke Heidenreich. Schlummern doch in ihrer Brust so einige Leidenschaften, die sie – sehr zur Freude ihres Publikums – regelmäßig aus dem besagten Schlummer erweckt und ans Licht der Öffentlichkeit bringt. Ihre wohl größte Leidenschaft ist das Schreiben, und so hat sie zu einigen Veröffentlichungen für/von/mit/über Frauen schon einige Vor- und Nachworte verfasst.
Anlässlich ihres 75. Geburtstags vor drei Jahren nahm sie diese Texte nochmals zur Hand, entstaubte sie und las sie erstmals ein (eine weitere ihrer Leidenschaften). Denn diese Texte sind viel zu schade, um in Büchern oder Anthologien in Vergessenheit zu geraten, da es sich zudem um Themen handelt, die sie (O.-Ton!) „leidenschaftlich bewegen“. Sie ist eine Frau, die viel liest, viel schreibt, gerne am Meer lustwandelt, sich Rosen schenken lässt und ihr Leben mit einem Mops teilt (…hin und wieder durchaus auch mit einem Mann, aber der bessere Lebensbegleiter bleibt der Hund!).
Und schon sind wir mitten drin im Geschlechter-Clinch. Zu jedem Thema verdeutlicht die Autorin uns äußerst überzeugend, dass Frauen und Männer aufgrund ihrer unterschiedlichen Programmierung rein genetisch nicht zusammen passen können (Diese Tatsache war mir als schwuler Mann durchaus schon seit geraumer Zeit bewusst). Und so kontert sie gegenüber den Dichtern und Denkern, Seebären, Rosenkavalieren und Hundehaltern unter all den Männern auf der Welt höchst unterhaltsam und kurzweilig. In ihren eleganten Ausführungen lässt sie Sprüche, Zitate und Anekdoten einer Vielzahl an Literat*innen einfließen, die ich mir leider nicht ansatzweise merken konnte und mir darum – ungewöhnlich für ein Hörbuch – eine Anlage mit Quellenverweise gewünscht hätte. Hängen geblieben ist mir (wie könnte es auch anders sein) ihr Zitat von Erich Kästners „Marktanalyse“, das – schon im Jahre 1949 veröffentlicht – so herrlich genüsslich die akademische Hochnäsigkeit mancher Männer ad absurdum führt:
Der Kunde zur Gemüsefrau: „Was lesen Sie denn da, meine Liebe? Ein Buch von Ernst Jünger?“
Die Gemüsefrau zum Kunden: „Nein, ein Buch von Gottfried Benn. Jüngers kristallinische Luzidität ist mir etwas zu prätentiös. Benns zerebrale Magie gibt mir mehr.“Sollte hier nun der Eindruck entstehen, dass die Autorin bei ihren Ausführungen die Männer nicht allzu gut wegkommen lässt, dann kann ich versichern „Ja, es stimmt!“, aber bei jedem Seitenhieb auf das angeblich starke Geschlecht ist ein schelmisches Augenzwinkern ebenso wahrnehmbar.
Mit diesem Hörbuch beweist Elke Heidenreich abermals, dass sie eine brillante Vorleserin ist, die mit Intelligenz, Humor und (Selbst-)Ironie zu begeistern weiß. Zu gerne würde ich sie wieder einmal bei einer Live-Lesung hören und sehen: ein Erlebnis, das bisher eine ungetrübte Freude bei mir hinterließ. Bis es endlich soweit ist, erfreue ich mich weiter an diesem Plädoyer für die starken, talentierten und selbstbewussten Frauen dieser Welt…!
- Ernst Probst
Superfrauen 8 - Literatur
(1)Aktuelle Rezension von: urzeitDer Vater von Vicki Baum (1888–1960) betrachtete Bücher als Schmutz und Schund. Als seine Tochter für eine kleine Geschichte einen Preis gewann, forderte er ihr heiliges Ehrenwort, sie solle niemals mehr in ihrem Leben auch nur eine Zeile schreiben. Doch die 14-Jährige folgte ihm nicht, verließ die väterliche Wohnung und wurde später eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen der 1940-er und 1950-er Jahre. Verständnislos und ablehnend reagierte die Bevölkerung des Heimatdorfes von Grazia Deledda (1871–1936), der späteren ersten Nobelpreisträgerin Italiens für Literatur, auf deren frühe Abdruckerfolge. Um weiteren negativen Reaktionen ihrer Nachbarn vorzubeugen, wählte sie für einen Fortsetzungsroman in einer Tageszeitung ein Pseudonym. Auch die Anfänge von Enid Blyton (1897–1968), die mit mehr als 700 Abenteuerbüchern als Großbritanniens fleißigste Kinder- und Jugendbuch-Autorin gilt, waren nicht ermutigend. Als sich zuhause Hunderte von abgewiesenen Manuskripten häuften, kritisierte ihre Mutter, dass sie so viel Geld für Papier, Umschläge und Porto ausgab und hielt die schriftstellerische Tätigkeit ihrer Tochter für Zeitverschwendung. Die Schicksale dieser drei weltberühmt gewordenen Autorinnen belegen, wie schwer es schreibende Frauen früher hatten, sich als Schriftstellerinnen durchzusetzen. Doch sie gingen trotz aller Widerstände ihren Weg und schafften irgendwann den Durchbruch. Das vorliegende Taschenbuch „Superfrauen 8 – Literatur“ schildert das Leben und Werk von zahlreichen Schriftstellerinnen und Lyrikerinnen in Wort und Bild. Es zeigt auf, wie sehr diese talentierten Frauen früher unter ihren verständnislosen Eltern, Ehemännern und Zeitgenossen litten. Leider gibt es solche Verhaltensweisen teilweise auch heute noch. - Luise Berg-Ehlers
Das Glück des Schreibens
(6)Aktuelle Rezension von: Daniela8Das Buch ist schön illustriert und gibt interessante Einblicke in die Leben englischer Schriftstellerinnen. Sicherlich auch ein tolles Nachschlagewerk für eine Reise nach England auf den Spuren dieser Frauen und ihrer Lebensumstände! Macht Lust darauf mit einer großen Tasse Tee den Stift in die Hand zu nehmen und dem inneren Autor nachzugehen. - Susanne Amrain
So geheim und vertraut
(6)Aktuelle Rezension von: SokratesIch dachte vor dem Lesen dieses Buches nicht, dass es noch sehr viel über die Beziehung von Virginia Woolf und Vita Sackville-West zu erzählen gibt. Aber hier habe ich mich sehr geirrt. . Susanne Amrain arbeitet primär mit den Tagebüchern und Briefwechseln beider Frauen und rekonstruiert so die gut 20 Jahre währende Beziehung zweier Frauen, die nach außen hin ein traditionell-konservatives Eheleben führten, inoffiziell jedoch ihr Glück in die eigenen Hände nahmen – zumindest Vita Sackville-West, die von beiden die Aktivere war. Deutlich wird, dass beide Frauen homosexuell waren, diesen Umstand jedoch entweder ein Leben lang (Virginia) oder erst relativ spät (Vita) anerkannten und öffentlich auslebten. Man lebte eine konventionelle Ehe, stellte fest, sexuell mit dem Partner nicht wirklich etwas anfangen zu können, definierte die Ehe lieber als einen Ort intellektuell-freundschaftlicher Nähe, ohne von ‚Liebe‘ im klassischen Sinne sprechen zu wollen. Während sich Vita schon recht bald gleichgeschlechtliche Liebschaften suchte, verblieb Virginia passiver, zurückhal-tender, und widmete sich stattdessen der Schriftstellerei. . Susanne Amrain stellt bereits zu Beginn ihres Buches fest, dass alle bislang (sie veröffentlichte das Buch 1994) publizierten Biographien über Virginia Woolf und/oder Vita Sackville-West von den homosexuellen Neigungen beider wenig berichten. Quentin Bell beispielsweise hält sich arg bedeckt, wenn er die Beziehung charakterisieren will. Auch Virginias sexuelle Einstellung kann er (oder will er?) nicht eindeutig charakterisieren. Inwieweit der Missbrauch durch die Stiefbrüder stattfand, will Bell auch nicht wirklich hinterfragen, obwohl es sich hier vielleicht um einen für das Gesamtproblem wichtigen Baustein handelt. Ob die Beziehung zwischen Virginia und Vita aktiv-sexuell war, kann und will er auch nicht sagen, obwohl ihm gleichermaßen Tagebücher und Schriftwechsel vorlagen und eine eingehende Untersuchung so doch möglich war. Ähnlich bedeckt äußern sich jedoch auch andere Biographien (Die in jüngerer Zeit schienene Biographie von Hermione Lee über Virginia Woolf versucht ein bisschen deutlicher über die neuralgischen Punkte in Virginias Biographie zu sprechen, bleibt aber auch – so meine Erinnerung – hinter den Erwartungen zurück). Susanne Amrain hat sich nun zur Aufgabe gemacht, das Unausgesprochene anhand der schriftlichen Hinterlassenschaften genauer zu benennen. Dies gelingt ihr sehr gut: sprachlich und stilistisch liest sich dieses Buch „von alleine“ und ist für mich daher seit langem eine nicht nur interessante sondern auch entspannende Leselektüre. - Bollmann Stefan
Frauen, die schreiben, leben gefährlich
(26)Aktuelle Rezension von: SikalStefan Bollmann hat hier einen wunderbar gestalteten Bildband zusammengestellt. Viele interessante Schriftstellerinnen werden hier vorgestellt, viele waren mir nicht geläufig – und wieder andere aus dem Gedächtnis entschwunden.
Man begegnet hier u.a. Anne Frank, Doris Lessing, Virginia Woolf, Astrid Lindgren. Gereiht sind die Porträts chronologisch nach dem Geburtsjahr und so spannt sich der Bogen von Hildegard von Bingen (1098) bis hin zu Arundhati Roy (1961).
Ich denke, dass das Buch wirklich nur als Einführung und Zusammenfassung gedacht war und diesem Ziel wird es auch durchaus gerecht. Jeweils ein Bild und ein kurzer Text können hier keine großartige Biographie ersetzen, doch als Gedankenstütze (wer wann wie gelebt hat z.B.), als kurzes Nachschlagewerk ist es geeignet.
Der Titel erschließt sich mir nicht so recht, die angesprochene Gefahr ebenso wenig. Dass – besonders in früheren Jahrhunderten – der Weg von Frauen ein schwieriger war, weiß man. Doch hier wäre es wünschenswert gewesen, eine Verbindung zu besagter Gefahr herzustellen. Welche Mehrarbeit, welche Schwierigkeiten mussten sie auf sich nehmen, um in einer Männerwelt bestehen zu können? Darauf findet man leider keine Antwort.
Trotzdem kann ich drei Sterne vergeben, weil ich das Buch gerne gelesen habe und die eine oder andere Schriftstellerin wieder in mein Gedächtnis kam.
- François Armanet
Bücher für die einsame Insel
(10)Aktuelle Rezension von: Magicsunset„Im Ergebnis mischt die Sammlung Meisterwerke der Weltliteratur, heilige Bücher der großen Religionen und geheime Madeleines.“ (Zitat Seite 19)
Thema und Inhalt
Die Frage, welche drei Bücher man auf die einsame Insel mitnehmen würde, gibt es wohl so lange, wie es auch Bücher und begeisterte Lesende gibt. Zusammen mit seinem Freund und Kollegen Gilles Anquetil stellte François Armanet diese Frage über zehn Jahre lang jedem Schriftsteller, den sie für den Nouvel Observateur interviewt haben. Als dann 2014 die Idee entstand, die Antworten zu veröffentlichen, schrieb Armanet weitere einhundert Schriftsteller und Schriftstellerinnen an. Das vorliegende Buch ist das Ergebnis.
Umsetzung
Jedes Kapitel trägt den Namen des Schriftstellers oder der Schriftstellerin und das Datum. Dann folgt die jeweilige Originalantwort, manchmal sind es nur wenige kurze Sätze, dann wieder wird die persönliche Auswahl mit ausführlichen Texten erklärt. Das Kapitel schließt mit einer Zeile, die Angaben über Geburtsjahr und Geburtsort enthält, manchmal bereits ergänzt durch das Sterbejahr. Zuletzt nennt François Armanet drei Titel aus dem Werk des jeweiligen Befragten, gleichsam als Literaturtipp: den ersten als Vorschlag, den zweiten als Einführung, den dritten als Hommage. Damit wird die Liste der Ideen, die man in diesem handlichen, sehr ansprechend gestalteten Buch findet, gleichsam verdoppelt.
Besonders gespannt wird man sicher auf die Bücherliste der persönlichen Lieblingsautoren sein und ich freute mich besonders, auch Alessandro Baricco, Carlos Ruiz Zafón, Umberto Eco und John Le Carré in dieser Sammlung zu finden. Ich entdeckte aber auch Namen, von denen ich bisher noch nicht gehört hatte und auf die ich auf Grund der von ihnen genannten drei Bücher neugierig wurde.
Fazit
»Welche drei Bücher würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?« Diese klassische Frage wird in diesem handlichen Buch sehr interessant, vielseitig und unterhaltsam gelöst. Eine bunt bestückte Fundgrube für alle Lesebegeisterten.
- Jenny Erpenbeck
Jenny Erpenbeck über Christine Lavant
(2)Aktuelle Rezension von: FarastEin weiterer Band der wunderbaren Serie von Volker Weidermanns „Bücher meines Lebens“. Diesmal ist es Jenny Erpenbeck, die von ihrer Faszination über Christine Lavant berichtet. Lavants Gedichte hatte sie erst in ihrem Dreißigsten Lebensjahr kennengelernt. Seitdem wird sie von ihnen begleitet, erfüllt und ermutigt.
Kapitelweise wechselt Erpenbeck über ihrer Zeit in Graz, persönlichen Erlebnissen und ihrer Suche nach Spuren über Christine Lavant ab mit der Biografie der Dichterin. Dadurch entsteht eine Art Dialog zwischen den beiden. Jenny Erpenbeck spürt in Archiven und Museen nach Aufzeichnungen und Briefen der Dichterin nach. Lässt Gedichte in ihrem Essay einfließen, um Gedankengänge zu verdeutlichen.
Im Anhang finden sich die Lebensdaten von Christine Lavant kurz zusammengefasst, sowie Fußnoten zum Buch.
Fazit:
Mir hatte diese Vorgehensweise sehr gut gefallen. So bekam ich einen guten Eindruck, warum Jenny Erpenbeck von Christine Lavant, deren bürgerlicher Name Christine Habernig war, so fasziniert ist. Mir selbst war der Lebenslauf und Werk von Christine Lavant völlig unbekannt. Lavant wurde am 4. Juli 1915 als neuntes Kind eines Bergarbeiters und einer Flickschneiderin Groß-Edling bei St. Stefan im Kärntner Lavanttal geboren. Ihr Familienname war Thonhauser. Sie wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen auf, war oft krank.
Ich bin sehr beeindruckt von dieser intelligenten, leider aber auch depressiven Frau und ihrem Werdegang zur Dichterin. Wer mehr über sie erfahren möchte, dem kann ich nur diesen kurzen, aber sehr inhaltsreichen Essay ans Herz legen.
- Veronika Peters
Kampa Pocket / Das Herz von Paris
(13)Aktuelle Rezension von: Magicsunset„Dies ist einer der Momente, die man einpacken und mitnehmen können sollte, dachte Ann-Sophie, für Zeiten, in denen alles wieder öde und leer und trostlos sein wird.“ (Zitat Seite 44)
Inhalt
Vor vier Wochen waren Ann-Sophie von Schoeller, dreiundzwanzig Jahre alt, und ihr Ehemann Johann von Berlin nach Paris gezogen. Für Johann, gerade erst am Beginn seiner Laufbahn als Jurist, ist das Angebot, als Partner und späterer Nachfolger in die Anwaltskanzlei seines Onkels in Paris einzusteigen, eine einmalige Karrierechance. Doch auch der milde Frühling in diesem April 1925 kann Ann-Sophie nicht überzeugen, sie findet Paris enttäuschend. Bis sie eines Tages in einer Gasse, zufällig einen kleinen Laden entdeckt. „SHAKESPEARE AND COMPANY, Bookshop, Lending Library”, ist auf der holzvertäfelten Front zu lesen. In der Auslage liegen Bücher in englischer Sprache. Hier, in der Rue de l’Odéon, öffnet sich für Ann-Sophie ein neues, unbekanntes Universum und bald auch der magische Zauber der Stadt Paris.
Thema und Genre
In diesem Roman mit geschichtlichem Hintergrund geht es um das rasante, aufregende Leben in der Pariser Literatur- und Kunstszene in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen. Im Mittelpunkt stehen die zwei legendären Buchläden der ebenso legendären Buchhändlerinen und Verlegerinnen Sylvia Beach und Adrienne Monnier, sowie die Schriftstellerinnen, Schriftsteller, Künstlerinnen, Journalistinnen, mit denen sie befreundet sind – eine eigenwillige, buntschillernde Gemeinschaft von engagierten, selbstbewussten Frauen.
Charaktere
Ann-Sophie wollte einfach ein geordnetes Leben führen, doch tief in ihr ist mehr. Ann-Sophie und wir Lesenden treffen in diesem Roman auf unangepasste, eigenständige Künstlerinnen, sie alle haben ihre eigenen Träume, aber auch ihre inneren Dämonen. Djuna Barnes: „Wir segeln, jede auf ihre Weise, haarscharf an unseren inneren Abgründen entlang und nicht selten auch darüber hinaus.“ (Zitat Seite 53)
Handlung und Schreibstil
Die Geschichte wird chronologisch erzählt, ergänzt durch Rückblenden. Gespräche und Diskussionen fügen weitere Details hinzu und verbinden die fiktive Geschichte von Ann-Sophie mit dem Leben der bekannten, realen Persönlichkeiten der Rue de l’Odéon und mit den Künstlerkreisen der berühmten Salons und Lokale zu einem perfekten Ganzen. „Ich bin Sylvia. Kommen Sie herein, drinnen sind noch mehr zornige Frauen. Lassen Sie uns gemeinsam einen Tee trinken und das richtige Buch für Sie finden.“ (Zitat Seite 19) Bald zeigt sich, dass Ann-Sophie hier weitaus mehr findet, als nur das richtige Buch. Darum geht es in diesem Roman. Literaturbegeisterte werden beim Lesen rasch erkennen, wie genau die Autorin recherchiert hat, und die Quellenangaben am Buchende regen sofort an, einige der genannten Titel als vertiefende Weiterführung dieser Geschichte zu lesen. Ich habe schon den letzten Roman der Autorin, „Die Dame hinter dem Vorhang“, mit Vergnügen gelesen, doch dieser neue Roman über „Das Herz von Paris“ hat mich begeistert.
Fazit
Dieser Roman, in dessen Mittelpunkt die beiden Buchhandlungen in der Rue de l’Odéon stehen, mischt gekonnt Fiktion und die bekannten historischen Fakten. Eine charmante, lebhafte Geschichte über Frauen, die sich bewusst nicht mehr den Zwängen der damals vorherrschenden, traditionellen Gesellschaftsstrukturen und Rollenbilder unterordnen wollten. Sie folgten ihren eigenen Plänen, Träumen und Leidenschaften unbeirrt durch das Chaos, das sich Leben nennt. Lesevergnügen, nicht nur für Büchermenschen.
- Florentine Graf
Das literarische Frauenbuch
(1)Aktuelle Rezension von: nickidoEin wunderschönes Buch, vielmehr als nur ein Geschenkbuch. Schönen Fotografien werden Gedichte, Kurzgeschichten von Autorinnen im Lauf der Jahrhunderte gegenübergestellt...