Bücher mit dem Tag "russisch"
108 Bücher
- Leo Tolstoi
Anna Karenina
(1.074)Aktuelle Rezension von: KiraNearTitel: Anna Karenina
Autor*in: Lew/Leo Tolstoi
Erschienen in Deutschland: Diese Version 2010
Originaltitel: Анна Каренина
Erschienen in Russland: 1877/78
Übersetzer*in: Hermann Röhl
Weitere Informationen:
Genre: Drama, Slice of Life, Hetero
Preis: € 1,67 [Kindle], € 9 bis 35 [gedruckte Versionen]
Seiten: 1068 Seiten (Kindleversion)
Sprache: Deutsch
ISBN: B003DQNYPQ
Verlag: Fair Price Classics
Inhalt:
Anna Karenina ist neben Effi Briest und Madame Bovary die wohl berühmteste Ehebrecherin der Weltliteratur. Glücklos mit einem hohen Beamten verheiratet, verfällt die bezaubernde, kluge und sanftmütige Anna dem jungen Offizier Graf Wronski in unwiderstehlicher Liebe. Eine leidenschaftliche Affäre, die sie weder vor ihrem Mann noch vor der Gesellschaft verheimlicht, nimmt ihren Lauf. Anna Karenina ist bereit, dieser Liebe alles zu opfern ...
Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Das Buch hier war eine sehr interessante und auch lange Reise, vor allem, da ich nicht jeden Tag zum Lesen gekommen bin. Allerdings sind ich und meine kleinen Hände sehr froh und dankbar, dass ich das Buch als E-Book gelesen habe, die gedruckte Version soll sogar um 200 Seiten rum dicker sein, das wäre alles andere als angenehm gewesen. Das Buch habe ich damals im Rahmen eines Top Ten Thursday Eintrags auf meine Leseliste gesetzt und wurde dann zu einem Buddyread eingeladen, was dagegen eine sehr positive Erfahrung war. Vielen Dank an dieser Stelle, es hat mir wirklich Spaß gemacht, mich mit dir über das Buch auszutauschen und wir waren auch oft der gleichen Meinung, besonders was Anna und Wronksi anging.
Auch tut es mir an dieser Stelle leid, dass ich teilweise so lange gebraucht habe, bis ich den nächsten Teil gelesen hatte, das war mir dann hin und wieder unangenehm, aber auch nicht immer vermeidbar^^°
Nun, ich komme dann mal lieber auf das Buch zurück, bevor ich die Rezension noch unnötig strecke. Von dem Titel des Buches habe ich bereits vorher gehört und mal kurz für den TTT drübergelesen, um was es in dem Buch geht. Aber so richtig eine konkrete Vorstellung hatte ich ehrlich gesagt nicht. Es gibt wohl auch einen Film, davon hab ich mir gerade den Trailer angesehen, aber auch der Film war mir sogar bis heute total unbekannt. Dass es einen gibt, habe ich nur erfahren, als ich nach ein paar Zusatzinfos für die Rezension hier gegoogelt habe.
Daher kann ich zu dem Film auch nichts sagen, nur zu dem Buch, das ich gelesen habe. Ich finde es interessant, dass sowohl bei dem Filmtrailer, als auch bei der Beschreibung der Fokus rein auf Anna, Wronksi und ihrem Mann liegt, dadurch könnte man glauben, dass es im Buch auch größtenteils nur um die drei gehen würde.
Nun, mit dem Glauben liegt man daneben, denn es geht noch um viele andere Charaktere. Sie sind alle irgendwie mit Anna und/oder Wronksi verstrickt und haben noch ihr eigenes Leben mit Liebe, Glück, Sorgen und Problemen.
Am meisten von den vielen Charakteren, die aufgetaucht sind, waren Kitty und Ljewin. Die beiden konnte ich von allen am besten leiden und auch verstehen, da viele andere eher langweilig oder unverständlich waren. Besonders Anna konnte ich nicht verstehen. Dass sie einfach fremdgeht und sich dann nicht entscheiden kann, was sie möchte, das ging mir nicht in den Kopf rein. Auch war sie keine besonders gute Mutter, erst will sie ihren Sohn haben; dann kümmert sie sich nur um ihre Tochter; nur um dann später wieder nur Augen für den Sohn zu haben. Ihre Kinder und Liebschaften liebt und ignoriert sie öfters als normale Leute ihre Unterwäsche wechseln. Bei Wronski war es aus ähnlichen Gründen. Mal war Anna nur eine Liebschaft, eine nette und hübsche Freizeitbeschäftigung und dann doch mal wieder die Liebe des Lebens.
Alexej dagegen konnte ich eher verstehen, auch wenn ich ihn nicht so sonderlich mochte. Dass er das Hin und Her, ob Scheidung oder nicht und wer bekommt den Sohn, wer nicht, dass er das mitgemacht hat, fand ich auch nicht sonderlich toll. Seine Reaktionen dagegen habe ich total verstehen können.
An und für sich fand ich das Buch in Ordnung, es gab jedoch auch Stellen, die ich beim Lesen eher langweilig und langwierig fand, da war ich am Ende immer froh, wenn ich den Teil hinter mir gebracht hatte. Meinetwegen hätten die Teile auch teilweise gestrichen werden können, mir wäre ihr Fehlen nicht aufgefallen. Das wären ganz besonders die Jagd und die Wahl, sie nehmen nur sehr viel Platz weg, sind nicht wirklich aufregend und tragen auch kaum was zur Story bei. So manche Diskussion über das Land, die Bauern und welche Art von Handel/Politik man verfolgen sollte, gut, das kann ich noch verstehen, warum das drin ist. Zwar war es durch den Schreibstil nicht immer einfach zu verstehen, was die Leute meinen, aber ich würde es nicht als unwichtig bezeichnen.
Überhaupt war der Schreibstil am Anfang eine Herausforderung, ich meine, das Buch ist auch schon ein wenig älter. Aber ich habe da auch recht schnell reingefunden. Gleichzeitig fand ich es interessant zu sehen, wie so das Leben in Russland zu dieser Zeit war oder gewesen sein könnte. Es wäre noch schöner gewesen, hätte man ein bisschen mehr vom Alltag der Leute gesehen oder mitbekommen, sowas finde ich immer sehr spannend.
Das Ende ... ich will aus Spoilergründen nicht zu viele Worte darüber verlieren, aber ich war entsetzt. Zwar wusste ich dank meines Buddyread Partners schon im Groben, wie es ausgehen würde (die Spoiler haben mich aber nie gestört, im Gegenteil) und doch saß ich am Ende da, geschockt, traurig, ungläubig. Das musste ich auch erstmal verarbeiten. Sowas habe ich auch noch nie in einer Geschichte gelesen, das war richtiges Neuland für mich. Zwar gehörte der Charakter nicht zu meinen Lieblingen, aber so ein Schicksal wünsche ich niemandem.
Fazit:
Das Buch zu bewerten fiel mir schwer und fällt mir auch jetzt noch schwer, aber das ist bei Klassikern immer der Fall. Ich denke mir dann immer: Bin ich die Richtige, um sowas bewerten zu können? Was, wenn es mir nicht so gut gefällt, obwohl es doch ein Klassiker/Meisterwerk ist? Das verunsichert mich dann immer ein wenig, um ehrlich zu sein. Aber dieses Mal lasse ich mich nicht verunsichern, und sage, dass ich über das Buch neutral denke. Es hat ein paar großartige Figuren, welche die nicht so der Hammer sind und viele, die in der Mitte liegen. Es gab großartige Passagen und welche, ohne die ich hätte auch leben können.
Daher kommt das Neutral am Ende zustande, das ist mein Gesamtgefühl, wenn ich an das Buch denke. Es war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung und das Buddyreading hat mir auch viel Spaß gemacht. Allerdings weiß ich nicht, ob ich das Buch ohne Buddyreading durchgehalten oder so komplett durchgelesen hätte. Vermutlich hätte ich so manches Kapitel übersprungen oder es mit sehr vielen Pausen gelesen? Das kann ich nicht sagen. Daher bleibe ich mit meiner Sterneanzahl in der Mitte und vergebe an das Buch neutrale drei Sterne.
- Leo Tolstoi
Krieg und Frieden
(479)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchIn diesem historischen Rahmen, der geprägt ist durch die Napoleonischen Kriege und den Russlandfeldzug Bonapartes, lässt er eine Vielzahl von Personen agieren. Im Mittelpunkt seiner Erzählung stehen die Familien Rostow, Besuchow und Bolkonski, deren Leben Schnittpunkte bei mehreren Generationen aufweist. In verschiedenen Handlungssträngen wird der Leser mit dem Leben und den Lebensumständen dieser Familien sowie mit ihren Ansichten zum Krieg und zu weltanschaulichen Themen vertraut gemacht. So hat Tolstoi nicht nur ein monumentales Epos sondern auch ein Sittenbild dieser Zeit geschaffen.
- Michail Bulgakow
Meister und Margarita
(429)Aktuelle Rezension von: claudiaZGrundsätzlich mag ich Bücher, in denen die Handlung nicht vorhersehbar ist, die mich vielmehr überraschen. Hier stellte sich für mich beim Lesen jedoch die Frage, ob das Maß überschritten wurde.
Zu Beginn konnte ich die Handlung sehr gut nachvollziehen und die gesellschaftskritische Satire gut interpretieren. Später ging für mich die Handlung komplett ins Fiktionale über. Interessant fand ich die Einbindung des Erzählstrangs, der in Jerschalaim spielt.
Hilfreich war im Nachhinein, das in meiner Ausgabe enthaltene Nachwort der Übersetzerin Alexandra Berlina. Vieles wurde dadurch verständlicher. Auch habe ich mich mit dem Leben bzw. den Lebensumständen Bulgakows beschäftigt, wodurch nochmals Einiges klarer wurde. Vor diesem Hintergrund finde ich den Roman wirklich bemerkenswert. Ein re-read ist nicht ausgeschlossen.
- Leigh Bardugo
Goldene Flammen
(1.377)Aktuelle Rezension von: michellebetweenbooksAlina Starkov ist Kartografin der ersten Armee von Ravka. Sie scheint niemand besonders zu sein, ganz im Gegenteil zu den Grisha, die außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen und somit die Elite der zweiten Armee bilden. Durch einen Zufall stellt sich dann heraus, dass sie doch Fähigkeiten besitzt. Jedoch gibt es da noch den ,,Dunklen‘‘, der mit ihr ganz andere Pläne hat, als er vorgibt…
Ich wollte eigentlich erst die Serie auf Netflix schauen, doch kurzerhand habe ich dann beschlossen, mir doch erst einmal die Bücher zu lesen und mir dann die Serie anzuschauen. Und ich bin mir sehr sicher, dass dies die richtige Entscheidung war. Ich habe den ersten Band total verschlungen und so was von geliebt. Ich bin von diesem Buch so begeistert gewesen, dass ich mir 4 weitere Bücher von der Autorin gekauft habe und ich bin mir sicher, dass mich diese genauso überzeugen werden!
Alina ist so eine coole Protagonistin, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Sie ist so eine taffe und teilweise vorlaute Person, die sich nichts gefallen lässt. Gerade im ersten Band finde ich schon, dass sie eine großartige Entwicklung hinter sich gebracht hat. Gerade wenn man den Anfang und das Ende vergleicht, wow! Generell finde ich, dass man sich sehr gut in sie hineinversetzen konnte. Auch ihre Handlungen und Gedankengänge kann man sehr gut nachvollziehen.
Auch alle anderen Charaktere fand ich super. Alle passen einfach perfekt in das Buch und ich finde, dass diese alle sehr gut ausgearbeitet wurden. Mal war so ein toller Charakter, der immer wieder einen Weg zurück zu Alina gefunden hat, selbst wenn sie noch Ewigkeiten voneinander entfernt waren. Ich bin echt überrascht gewesen, wie gut und genial man Charaktere ,,basteln‘‘ kann, die einen so sehr in den Bann ziehen. Ich habe wirklich jeden einzelnen Charakter geliebt!
Zu Beginn hatte ich ein wenig Schwierigkeiten die Begriffe auseinanderzuhalten, doch das hat sich im Laufe der Geschichte wieder gelegt und irgendwann wusste man, was, was ist. Das gesamte Worldbuilding bzw. das Grishaverse fand ich unglaublich toll. Leigh Bardugo hat hier eine düstere, komplexe und fantastische Welt geschaffen, die einen komplett in den Bann gezogen hat. Auch die Handlung an sich war durchgehend spannend und es wird wirklich in keiner Weise langweilig!
Der Schreibstil von Leigh Bardugo war für mich neu, da ich bis hierhin noch gar kein Buch von der Autorin gelesen hatte. Jedoch hat sie es geschafft, mich bereits in dem ersten Band komplett mit ihrer Schreibweise zu überzeugen. Diese Frau hat so einen genialen Schreibstil, der mich einfach umgehauen hat. Sie hat mich so an die Geschichte gefesselt und ich wollte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Auch der Lesefluss wird hierbei in keiner Weise gestört, sondern positiv unterstützt.
,,Goldene Flammen‘‘ ist ein gelungener Auftakt dieser genialen Reihe. Alle Charaktere wurden richtig gut dargestellt und gezeichnet und ich habe jeden einzelnen ins Herz geschlossen. Auch die Beziehung zwischen Mal und Alina hat mich total begeistern können! Und das gesamte Universum ist einfach etwas Grandioses an sich! Ich hatte beim Lesen unglaublich viel Spaß und habe ständig mit den Charakteren mitgefiebert. Zum Glück habe ich mir die gesamte Reihe zusammen bestellt und kann jetzt direkt mit dem zweiten Band weiter machen!
- Boris Pasternak
Doktor Shiwago
(86)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchNach dem Tod seiner Mutter kommt der zehnjährige Juri Schiwago zu seinem Onkel Nikolai Wedenjapin und reift bei ihm zum Mann heran. Er absolviert ein Medizinstudium und heiratet seine Jugendliebe Tonja. Parallel dazu lernen wir die hübsche Larissa Antipowa, genannt Lara, kennen und erfahren, wie sie als Erzieherin in einem Privataushalt anfängt und sich später zu einem Studium an der Universität entschließt. Bei einem tragischen Unfall lernen Juri und Lara sich kennen, verlieren sich aber wieder aus den Augen. Erst viele Jahre später, im großen vaterländischen Krieg, treffen sie einander wieder. Juri ist inzwischen ein angesehener Arzt, der von einer Gewehrkugel verletzt wurde. Lara hat sich als Krankenschwester freiwillig an die Front gemeldet und pflegt ihn im Lazarett gesund. Viel Zeit zum Durchatmen bekommen niemand, denn danach breitet sich die Februarrevolution von Moskau stetig weiter aus. Das ganze Land befindet sich im Umbruch und Dr. Schiwago wird von seiner Familie getrennt und zur Zwangsarbeit verurteilt. Als er nach vielen Jahren freikommt, trifft er Lara wieder und verliebt sich in sie. Anstatt zu seiner Familie zurückzukehren, bleibt er bei Lara, obwohl sie beide wissen, dass ihr Glück nicht von langer Dauer ist. Schließlich zwingen die Umstände sie zur erneuten Trennung und Juri versucht sein Leben allein unter Kontrolle zu bekommen. Doch nicht einmal seine Arbeit als Arzt sagt ihm mehr zu.
Boris Pasternaks berühmter Roman erzählt die Lebens- und Leidensgeschichte des Doktor Schiwago, festgemacht an vielen wichtigen Punkten der russischen Geschichte. Neben Hauptpersonen Juri und Lara tauchen mehrere hundert Personen auf – manche nur kurz, andere länger. Dadurch zeigt sich sowohl sein epochaler Umfang als auch seine größte Schwäche. Die Geschichte ist viel zu weitläufig erzählt. Vor allem ab dem Beginn der Februarrevolution ufert die Handlung immer weiter aus. Zig Kapitel haben nichts mit Juri oder Lara zu tun und man merkt deutlich, dass der Autor hier etwas den Fokus verloren hatte. Statt fortlaufender Handlung überwiegen ellenlange Dialoge und Monologe, damit scheinbar jede Person ihre Weltansicht detailliert erläutern kann. Leider setzt sich das bis zum Ende fort. Selbst nach Doktor Schiwagos unspektakulärem Tod ist die Geschichte nicht vorüber, sondern noch mehr Gespräche und Erkenntnisse müssen ausgetauscht werden. Hätte man da einiges gekürzt, es hätte dem Roman vermutlich nicht geschadet. Zumal die Geschichte durch (viel zu) vielen Ansichten eher sachlich erscheint und dadurch Gefühle und Leidenschaft meist ins Hintertreffen geraten. Man leidet daher auch nicht mit den Figuren, sondern weiß vorwiegend über die äußeren Umstände Bescheid. - Chris Cander
Das Gewicht eines Pianos
(31)Aktuelle Rezension von: RitjaEine Geschichte, zwei Handlungsstränge, zwei verschiedene Zeiten und ein Piano.
Daraus hätte man eine rundum gute Geschichte machen können. Die Idee fand ich auch gut, weshalb ich das Buch auch lesen wollte. Jedoch war die Umsetzung nicht so richtig gelungen. Vielleicht lag es auch am Schreibstil der Autorin, der mich leider nicht wirklich mitnehmen konnte. Sie beschreibt die Handlung recht distanziert (wie ein Beobachter) und selbst emotionale Momente wirkten befremdlich kalt. Phasenweise habe ich mich tatsächlich gefragt, ob die Autorin ihre eigenen Charaktere leiden kann.
Die Charaktere haben leider, wie die Handlung, diese Distanz und Gefühlskälte erhalten, so dass der Funke nicht wirklich übersprang und man nicht mit den Personen zusammen die Geschichte erlebte, sondern sich eher wie ein Zaungast fühlte.
Das Zusammenführen der beiden Handlungsstränge empfand ich als zu konstruiert. Das Verhalten von Clara (Verfolgung von Greg und ihrem Piano) war für mich nicht nachvollziehbar und eher unrealistisch. Wer reist tagelang mit einer gebrochenen und eingegipsten Hand einer anderen Person hinterher? Die Art und Weise der Kommunikation zwischen den beiden Charakteren wirkte sehr aufgesetzt und wenig emotional, obwohl beide einen emotionalen Bezug zum Piano haben.
Ich bin enttäuscht. Erwartet hatte ich eine schöne runde Geschichte über ein Piano, welches zwei Familiengeschichten miteinander verbindet. Gelesen habe ich eine lieblose Geschichte über überforderte und emtionslose Charaktere, die sich anscheinend in ihrer eigenen Handlung nicht wohlfühlen.
- Sofi Oksanen
Fegefeuer
(109)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchDas teilweise sehr drastische Buch schildert literarisch herausragend wie Gräueltaten in Krieg und Diktatur zu immer neuer Gewalt und Grausamkeit führen. Im Gegensatz zu vielen historischen Werken stehen dabei nicht Männer, Stadtbewohner oder Bürger der großen Kriegsnationen des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt, sondern die Geschichten der Frauen.
- Vladimir Nabokov
Pnin
(76)Aktuelle Rezension von: daikiri92Ich habe dieses Buch gleich drei Mal hintereinander gehört. Denn es ist nicht ganz leicht der Handlung zu folgen, sie ist sehr verschachtelt, führt auf Abwege und läuft in Sackgassen hinein, was wiederum ganz wunderbar diesen Pnin spiegelt, diesen traurigen, sich verzettelnden und tapsigen Literaturprofessor, mit dem man Mitleid haben kann.
- Wladimir Kaminer
Russendisko
(529)Aktuelle Rezension von: secretworldofbooksWladimir Kaminer erzählt in seinem Buch "Russendisko " kurzweilige Anekdoten über die Einwanderung von Russland nach Deutschland. Schön übersichtlich in kurzen Kapitel gehalten sind sie einmal mehr und einmal weniger unterhaltsam. Interessantes habe ich auch nicht im Buch gefunden. Wer es nicht liest,verpasst nix.
- André Kubiczek
Skizze eines Sommers
(32)Aktuelle Rezension von: XirxeWas für ein schön zu lesendes Buch! Locker-leicht-melancholisch vermittelt es ein Lebensgefühl, wie man es nur in einem Sommer mit 16 haben kann - ok, vielleicht auch noch mit 17 oder 18 ;-)
Sommer 1985 in Potsdam, René ist gerade 16 geworden und vor ihm liegen zwei Monate ohne Schule, ohne Erwachsene und mit überraschenderweise viel Geld. Lässig-schnoddrig und auch wundervoll selbstironisch erzählt er von dieser Zeit, dem Abhängen mit seinen Freunden, seinen Erfahrungen mit Mädchen und überhaupt diesem Leben, in dem es nichts Wichtigeres zu geben scheint als Bücher, Musik, Klamotten - nicht zu vergessen der Weltfrieden. Ich las die meiste Zeit mit einem Grinsen im Gesicht, zum Einen weil der Text an sich sehr humorvoll ist ('Es herrschte bei uns ja ständig ein Überfluss an irgendwelchem Mangel'), zum Andern weil mir Vieles sehr bekannt erschien, auch wenn ich meine Jugend nicht in der DDR verbrachte (beispielsweise das Zusammenstellen von Mixtapes). "Hach! - diesen Ausruf hat man beim Lesen von André Kubiczeks «Skizze eines Sommers» ziemlich oft im Kopf." - so schrieb der Stern und ich kann dem nur zustimmen. Insbesondere auch bei der Erwähnung von Musik. Viele, schon lange nicht mehr gehörte Gruppen kehrten wieder ins Bewusstsein zurück, die ich mir endlich mal wieder zu Gemüte führen werde ;-) (The Cure, Grandmaster Flash...). Überrascht bin ich, wieviele Gemeinsamkeiten es offensichtlich damals zwischen der Ost- und West-Jugend gab, nur in wenigen Situationen schienen wirklich deutliche Unterschiede zu herrschen (beispielsweise bei der Literaturbeschaffung).
Auch wenn das Buch mehr als leichte Unterhaltung daherkommt, sind doch immer wieder schöne, tiefergehende Passagen zu finden. Beispielsweise die Lobeshymne auf ein Gedicht: 'Es war wie ein Wunder, jemanden zu treffen, der genau wusste, was man selber gern gesagt hätte. Und der es für einen in Worte kleiden konnte, die schön klangen und in einem Buch geborgen waren, das so edel wirkte wie ein Schatzkiste.' So oder so ähnlich ging es mir auch mit diesem Buch :-) - Wladimir Kaminer
Coole Eltern leben länger
(33)Aktuelle Rezension von: HoldenKaminers Erziehungsbericht mit erstaunlich braven und vernünftigen Pubertieren, aber Instagram und Tiktok waren ja auch später. Als Buch nicht mein Lieblingsthema, aber wieder mit sehr skurrilen Rückblenden auf die Sowjetzeit.
- Alexey Pehov
Dunkeljäger
(31)Aktuelle Rezension von: Gina_GrimpoGleich vorab: wer klassische High-Fantasy erwartet (und davon kann man bei diesem Cover und Klappentext wirklich ausgehen) wird hieran wohl keine Freude haben.
Ich habe das Buch auf Empfehlung eines Bekannten gelesen und war positiv überrascht. Coverbild und Buchbeschreibung haben so gut wie gar nichts mit dem Buch zu tun, aber wenn man erstmal über die anfängliche Verwunderung hinweggekommen ist, macht das Buch vor allem eins: Spaß.
Denn so düster wie es aussieht, ist es gar nicht. Zugegeben, der Anfang beginnt recht dramatisch, immerhin wurde der Elf Lass verbannt und ist gezwungen zu fliehen. Der Schreibstil ist dabei aber so locker und immer mit einem Augenzwinkern, dass die restliche Geschichte beim Lesen immer mit einem kleinen Schmunzeln einhergeht. Es gibt viel Spannung, viel Action, aber nie absolut auswegs- oder hoffnungslose Situationen.
Lass gerät immer mal wieder vom Regen in die Traufe, bevor sein Leben dann doch eine positive Wendung nimmt. Wenigstens für eine gewisse Zeit.
Die Idee mit den Aeroplanen fand ich super, die Welt selber mutet schon fast eher nach Science-Fiction an und ich fand es sehr erfrischend, mal kein klassisches Mittelaltersetting zu lesen.
Für mich ebenfalls sehr unterhaltsam waren die sehr langen Kapitelüberschriften, die teilweise schon ein wenig die Spannung genommen haben, wenn sie zu viel verraten haben, aber für sich schon toll geschrieben sind.
Definitiv keine klassische Fantasy, aber schon allein für die ungewöhnliche Welt und den etwas anderen Schreibstil hat es sich gelohnt.
- Barbara Schaefer
Winter
(20)Aktuelle Rezension von: Buechergarten》INHALT:
Frühling, Sommer und Herbst ähneln einander. Nur der Winter steht für sich. Die Welt gerät in einen anderen Aggregatzustand: Wasser gefriert. Die Landschaft wird erst kahl, dann weiß. Was macht das mit den Menschen?
Barbara Schaefer lebte vier Wintermonate in Grönland, an der rauen, isolierten Ostküste. Sie war überwältigt von der grimmigen Landschaft und den harten Lebensbedingungen. Sie wanderte über den gefrorenen Baikalsee, suchte den Schnee am Kilimandscharo, überquerte auf Schneeschuhen eine Hochebene in Schweden, reiste nach Norwegen, in die Arktis und in die Alpen und versuchte dabei zu ergründen, was das ist: Winter. Und warum der so viel Freude bringen kann. Sie hörte Winterlieder, las Winterbücher, sah Winterfilme. Sie hat draußen manchmal jämmerlich gefroren – und wollte dennoch in diesen Momenten nirgends anders hin. Denn anstatt am Strand zu liegen, trifft sie lieber Menschen im Winter. In den Bergen, am Meer, in der Stadt.
》EIGENE MEINUNG:
Schon die Aufmachung dieses Buches passt für mich perfekt ins Bild und ist etwas Besonderes. Es handelt sich um ein Hardcover, jedoch ohne Schutzumschlag. Der Leineneinband hat eine tolle Struktur und ist in einer blaugrauen – für mich sehr winterlichen – Farbe gefärbt. Der Titel steht groß im Mittelpunkt und ist wie „Eine Liebeserklärung“ und der Name der Autorin von weißen, verschieden großen Punkten – Schneeflocken – umgeben. Ein wenig schade fand ich es, dass die Schrift am Buchrücken sich leider mit fortschreitendem Gebrauch etwas abgelöst hat. Dafür liebe ich das Lesebändchen und beim ersten Aufschlagen erwartet einen auch eine Überraschung: So farblich zurückhaltend die Gestaltung von außen auch ist, die erste/letzte Seite sind in einem tollen Orangeton gehalten. Mit so etwas hatte ich gar nicht gerechnet und finde den Kontrast und die Wirkung auf mich als Leser ganz toll!
Zu Beginn finden wir ein fein gestaltetes Inhaltsverzeichnis, dass uns die großen Kapitel „Winterliebe“, „Nordwärts“, „In die Stadt“, „In den Bergen“ und „Vom Eise befreit“ mit vielen Unterpunkten aufzeigt. Darauffolgend beginnt jedes dieser großen Kapitel mit einem winterlichen Aquarell. Eine umfangreiche Bibliografie ergänzt am Ende die Ausführungen und in beiden Umschlagseiten befinden sich toll gestaltete Karten. Diese waren für mich aber eher Zier als wirkliche Information. Etwas problematischer fand ich die sehr kleine Schrift, die mir das Lesen nicht unbedingt erleichtert hat.
Da ich „Winter“ als Sachbuch eingruppiert habe steht unter „Inhalt“ mal wieder der Original-Klappentext. Für mich klang er in erster Linie nach einem Reisebericht – dann habe ich jedoch viel mehr bekommen! „Eine Liebeserklärung“ trifft es perfekt: In den fünf angesprochenen Kapiteln werden die verschiedensten Aspekte des Winters beleuchtet. Die eigenen Reisen der Autorin sind natürlich damit verflochten, bilden für mich aber nicht den Mittelpunkt, sondern eher einen roten Faden. Im Buch selbst geht es um viel mehr und so viel Verschiedenes: Was sind eigentlich Eis, Schnee, Eisblumen, etc. Wie entsteht dies alles? Welche Forschungen wurden dazu angestellt? Es geht um Eisklettern, Lawinen, verschiedene Reisen, historische Persönlichkeiten rund um das Thema, Maler, Autoren, Polarforscher, Kindheitserinnerungen, Schicksale. Natürlich dürfen auch die Polarlichter, Wintersport, Klimawandel, Wissenschaft und Tiere im Winter nicht fehlen. Über das „Natürlich“ im letzten Satz musste ich jetzt selbst etwas lachen, denn das war es für mich eigentlich zu Beginn überhaupt nicht. Dieses Buch hat mich in so vielen Aspekten überrascht und ich höre jetzt auch damit auf so viele dieser aufzuzählen. Wo ich am Anfang noch damit gehadert habe, dass ich keinen rechten roten Faden fand, war ich zum Schluss völlig begeistert von der lockeren Zusammenstellung von „Winterthemen“!!
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Es war zu jeder Zeit unterhaltsam und flüssig zu lesen, auch wenn einem das ein oder andere Thema mal mehr, mal weniger lag. Ich habe so viel Wissenswertes erfahren, ohne je das Gefühl zu haben in einem Lehrbuch zu lesen. Barbara Schaefer schreibt mit einer solchen Begeisterung, dass es einfach ansteckend ist. Ich habe in einer anderen Rezension gelesen dieses Buch sei ein „Reiseverführer“ und kann nur zustimmen. Auch wenn ich, als Winterfan, für viele Orte und Unternehmungen daraus wohl doch nicht gemacht bin. ;)
》FAZIT:
Die Vielseitigkeit und Unvorhersehbarkeit dieses Buches hat mir wahnsinnig gut gefallen – es ist eine Mischung aus Reise- und Erlebnisbericht, Geschichte und Kultur, sowie Wissenschaft und noch so vielem mehr! Die Autorin hat mich in eine tolle Winterstimmung versetzt und zum Nachdenken angeregt! Außerdem habe ich viel dazu gelernt! Man merkt wie sehr sie den Winter liebt und im Laufe des Lesens auch wie sehr man selbst ihn mag! Auch als Geschenk kann ich mir „Winter“ sehr gut vorstellen.
- Robert Masello
Eisiges Grab
(9)Aktuelle Rezension von: B.tina_chaosqueenTolle Story, tolle Charaktere
Ein Teil der Geschichte beginnt zur Zeiten der russischen Zaren und ihrer bröckelnden Macht. In dieser Zeit rollt eine Seuche über Europa und den Rest der Welt hinweg, die Spanische Grippe.
Die Tochter der Zarenfamilie überlebt den Mord an ihrer Familie nur knapp, flieht und trägt den Virus in die neue Welt, wo er Jahrhunderte in den Gräbern einer kleinen Gemeinde schlummert.
Der zweite Teil der Geschichte spielt im jetzt:Der Epidemiologe Frank Slater soll auf St. Peter's Island in Alaska die sterblichen Überreste einer Russischen Gemeinde untersuchen, die 1918 an der Spanischen Grippe gestorben sind. Hat das Virus in den im Eis konservierten Leichen überlebt?
Es werden abwechselnd die Geschehnisse in Russland um 1918 und die Jetzt-Zeit beschrieben. Beides läuft am Ende zu einer einzigen Handlung zusammen.
Dem Autor gelingt es die Spannung bis zum Schluss hoch zu halten. Für mich ein wahrer Genuß zum lesen und mitfiebern
- Mara Harte
CRAVING FOR LUST: THE MELTING POT
(25)Aktuelle Rezension von: thatsmybooklifeRezension zu „Craving for Lust“ von Mara Harte (The Melting Pot 1 von 3)
Klappentext:
CRAVING FOR LUST - Der Auftakt der THE MELTING POT-Reihe von Mara Harte
Ein heißer Russe.
Ein Toter in einem Swingerclub.
Ylsa Fayette kämpft in San Francisco als Mediatorin für Gerechtigkeit und mehr Miteinander. In ihrem Job agiert sie selbstbewusst und unnahbar.
Dann begegnet sie Aleksandr Sorokin. Der Russe ist so ganz anders als all die Männer, mit denen Ylsa es bisher zu tun hatte. Ein harter Kerl, Inhaber des Swingerclubs »THE MELTING POT« und mit Verbindungen zur russischen Mafia.
Sie stürzen sich in eine leidenschaftliche Affäre voller Sehnsüchte und Verlangen.
Aber es gibt dunkle Mächte, die weder Ylsa noch Aleks ihr Glück gönnen.
Ylsa wird bedroht und muss um ihr Leben bangen.
Und Aleks? Welches düstere Geheimnis umgibt ihn?Meine Meinung:
Der Moment, wenn man sich an einem Sonntagabend denkt „Hey, lies doch einfach mal in -Craving for lust- von Mara Harte rein“ und auf einen Schlag gleich mal 50% liest, obwohl man ins Bett sollte. Ich würde sagen, dann hat sich das ganz klar gelohnt.
Mit Ylsa hat sie eine außergewöhnliche Protagonistin geschaffen, die für ihren Job als Mediatorin lebt. Selbstbewusst vertritt sie ihre Meinung und ihre Mandanten. Doch als sie von ihrer besten Freundin einen neuen Mandanten bekommt, ist plötzlich alles ein klein wenig anders.
Denn Aleks Sorokin ist die Art von Mann, der sie schwach werden lässt und ihr Herz zum Beben bringt. Als sie dann mit ihm in die Welt des „Melting Pot“ eintaucht, ist es um sie geschehen.
Ab hier beginnt ganz klar der heiße Teil der Geschichte und es wird mehr als prickelnd. Ein feuchtes Höschen ist da garantiert beim Lesen.
Aber auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Ylsa befindet sich in großer Gefahr und ahnt gar nicht, wer dahintersteckt.
Mara’s Schreibstil ist auch in dieser Geschichte einfach Mara! Flüssig, heiß, spannend und wundervoll im Fluss zu lesen.
Einen Besuch im „Melting Pot“ kann ich euch also nur empfehlen.
5 von 5 Vodka
- Katherine Arden
Der Bär und die Nachtigall
(187)Aktuelle Rezension von: Pagina86Ich bin ganz ohne Erwartungen ins Geschehen hinein getaucht und ich war sehr überrascht, dass es mich so begeistern konnte. Ich lese sehr selten Fantasy, bin aber eine alte Märchentante. Ich kenne keine russischen Märchen und Sagen, daher war es Neuland für mich.
Der Bär und die Nachtigall ist der erste Band der Winternacht-Trilogie. Ich hab gar nicht gewusst, dass es zu einer Reihe gehört. Der erste Band macht Lust auf den nächsten Teil "Das Mädchen und der Winterkönig", den ich irgendwann lesen möchte.
Lange wusste ich nicht, wer wer war. Wer ist der Bär? Wer ist die Nachtigall? Wer ist der Sturmbringer? Genau die Verwirrung hat es mir angetan. Wasja ging es genauso. Mit ihr hab ich mitgelitten, mitgeweint, mitgefühlt und hab mich mit ihr stark gefühlt. Sie ist ein mutiges junges Mädchen, das von den anderen Menschen nicht ernst genommen wird.
Der Schreibstil war sehr flüssig. Ich flog so durch die Seiten und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Handlung war spannend, schaurig, märchenhaft und unheimlich. Zum Schluss wurde es noch sehr berührend.
Ein tolles Fantasy Abenteuer für Märchenfans.
- Sergej Lukianenko
Sternenschatten
(77)Aktuelle Rezension von: JariIn diesen beiden zusammengehörenden Büchern macht Autor Sergej Lukianenko genau das, was die Sci-Fi so ausgezeichnet kann: anhand einer zukünftigen Welt und ferner Planeten über unsere eigene Welt reflektieren.
Die Titel, die eigentlich ein einziges Buch darstellen, sollten man am besten nahe aufeinander folgend gelesen werden, damit man als Leser nicht den Bezug zu dieser Welt verliert. Getrennt lesen geht hier fast nicht, da sie ein Ganzes bilden. Band eins hätte ansonsten kein richtig befriedigendes Ende und Band zwei wäre sehr schwer verständlich.
"Sternenspiel" und "Sternenschatten" sind nicht das, was man typischerweise unter Sci-Fi versteht. Oh, es gibt Aliens, fremde Planeten und selbstverständlich geht um die Rettung der Erde, doch sind diese Bücher enorm philosophisch und nachdenklich. Wer Schlachten im Sinne von "Star Wars" erwartet, wird mit dieser in sich gekehrten, eher ruhigen Geschichte wahrscheinlich wenig anfangen können, obwohl es natürlich auch zu Kampfszenen kommt.
Pjotr macht enorme Entwicklungen und Veränderungen durch, immer wieder stellt er sich selbst und seine Welt in Frage, hintersinnt, kommt zu einem Entschluss, nur um sich dann zu fragen, ob das richtig wäre. Doch wirkt er dabei nicht wankelmütig, sondern eher verhält es sich so, dass Pjotr dermassen oft mit anderen Ansichten und neuem Gedankengut konfrontiert wird, dass er stets seine eigene Sichtweise überdenken muss.
Auch der Leser wird in diese Gedanken Pjotrs hineingezogen. Zwar fragt er sich selbst, doch der Leser kommt nicht umhin, für sich selbst Antworten finden zu müssen. Im Gegensatz zu Pjotr können wir dies jedoch in aller Seelenruhe tun, während stets in Situationen steckt, in denen er rasch handeln muss. Mehr als einmal steht dabei sein Leben auf dem Spiel. Und damit natürlich auch immer das Schicksal des Planeten Erde.
Ich fand mich oft staunend wieder, ab der unerwarteten Tiefe, die diese Bücher aufweisen. Einige Szenen haben sich unwiederbringlich im mein Gedächtnis gebrannt. So etwa der alte Historiker, der in ein Arbeitslager geschickt wurde, weil er zu tief nach der Wahrheit gesucht und diese dann eben auch gefunden hat. Eine Wahrheit, die keiner wissen möchte. Dies spielte auf einem fernen Planeten, klingt aber dennoch irgendwie bekannt, nicht wahr? Ebenso die Aufteilung aller Lebewesen in starke und schwache Rassen lässt uns aufhorchen. Die Geschichte der Menschheit intergalaktisch verpackt.
Dabei sind die Werke nicht nur tiefgründig, sondern auch sehr komplex aufgebaut. Ebenfalls ein Grund, beide Bände möglichst zeitnah zu lesen. Details spielen hier eine wichtige Rolle und ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich wirklich alles verstanden habe, was Lukianenko uns mitteilen wollte. Wahrscheinlich eher nicht, die "Sternen-"Bücher schreien geradezu nach einem Re-Read.
Lukianenko hat ein weiteres Mal sein Können bewiesen und Welten und Wesen geschaffen, die mir völlig neu waren. Die Bücher haben mich in ihren Bann gezogen, mich (heraus)gefordert und vollkommen für sich eingenommen.
Ausserdem habe ich im Reptiloid Karel eine neue Lieblingsfigur gefunden. - Maria Semenova
Wolkodav I - Das Schwert des Grauen Hundes (Slawische Fantasy)
(9)Aktuelle Rezension von: juniaWie kam ich zu diesem Buch?
Durch eine Leserunde wurde ich auf das Buch aufmerksam. Es ist das erste Buch von Maria Semenova, das ich lese. Ich habe das Buch als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten, was aber keinen Einfluss auf meine ehrliche Meinung hat.
Wie finde ich Cover und Titel?
Das Cover ist sehr passend. Zu sehen ist Wolkodav, seine kleine Fledermaus und andere Elemente, die ihr im Laufe des Buches kennenlernen werdet. Auch der Titel erschließt sich beim Lesen.
Um was geht’s?
Auf den Inhalt gehe ich an dieser Stelle nicht allzu detailliert ein, den Klappentext könnt ihr ja selbst lesen und eine Zusammenfassung des Buches muss ja nun nicht in die Rezension. Lasst euch aber gesagt sein, dass sehr viel passiert in der Welt von Wolkodav, der im Grunde seines Herzens ein guter Mensch ist und schon so einiges in seinem Leben hinter sich hat. Mit 12 Jahren wurde sein Dorf ausgelöscht, er entkam und war einfach nicht totzukriegen. Jahre später nimmt er Rache am Mörder seiner Lieben. Immer dabei, eine flauschige, flugunfähige Fledermaus und neu gewonnene Freunde, die er bei seiner Rache befreit und die ihm seitdem die wichtigsten Menschen sind, für die er nun sorgt. Die Story ist logisch, spannend aufgebaut, hatte einige für mich überraschende Wendungen, einige waren etwas vorhersehbar. Ich würde das Buch nicht so wirklich als Fantasy einordnen, eher als abenteuerliche Saga.
Wie ist es geschrieben?
Der Schreibstil ist als eher schwierig deklariert, ich empfand ihn allerdings als recht flüssig und zügig zu lesen, der Ausdruck ist gewählt, aber durchaus zu verstehen. Die Beschreibungen sind nicht zu ausschweifend, aber detailliert und bildhaft genug, um gleich in der Story drin zu sein.
Wer spielt mit?
Die Charaktere sind gut gezeichnet, ich konnte mir die Gegebenheiten sehr gut vorstellen und habe die Charaktere kennengelernt, ich habe mitgefiebert und mitgelitten.
Wie steht es mit der Fehlerquote?
Das Buch war meines Erachtens sehr gut korrigiert und dementsprechend eine Wohltat für die Augen beim Lesen.
Wie kam es bei mir an? / Was hat das Buch ausgelöst?
Ich fühlte mich hier wirklich sehr gut unterhalten und konnte in die Story eintauchen. Es war nicht so wirklich Fantasy, aber durchaus spannend, wenn auch mit einigen Längen, beispielsweise wenn sich Wolkodavs gute Taten und das stetige Misstrauen ihm gegenüber wiederholen.
Mein Fazit?
Das Buch hat mir gut gefallen, somit erhält es von mir 4 von 5 Sternchen und kann guten Gewissens weiterempfohlen werden. Es wird nicht das letzte Buch der Autorin sein, das ich lese, denn ich möchte wissen, wie es mit Wolkodav und der flauschigen Fledermaus weitergeht. - Elif Batuman
Die Idiotin
(12)Aktuelle Rezension von: schnaeppchenjaegerinDer Roman spielt im Jahr 1995, als die türkischstämmige Selin in Harvard ihr Literaturstudium beginnt. Sie teilt sich ein Wohnheim-Apartment mit Hannah und Angela, freundet sich aber mehr mit Svetlana aus Serbien an. In ihrem Russischkurs lernt sie den ungarischen Mathematikstudenten Ivan kennen, mit dem sie einen regen E-Mailverkehr eingeht und in den sie sich verliebt. Sie gesteht es aber weder sich selbst gegenüber ein, noch zeigt sie es Ivan direkt.
Während ihres Erstsemesters lernt sie Spanisch und Russisch und schreibt einen Essay, für den sie sogar einen Preis erhält. Daneben gibt sie Schülern Nachhilfe in Mathematik und Englisch, wobei ihr pädagogisches Geschick wenig ausgeprägt ist und es ihr vor allem an der notwendigen Strenge mit ihren Schülern fehlt. In den Semesterferien reist sie zunächst nach Paris und anschließend nach Ungarn und reist dabei mehr oder weniger zufällig ihrem Schwarm Ivan hinterher. Ihre letzte Station ist ihre Heimat die Türkei, bevor das nächste Semester beginnt, in dem sie sich für Linguistik einschreibt und alle anderen Kurse nicht fortsetzt.
Selin ist eine unsichere, 18-Jährige, deren erstes Studienjahr in Harvard beschrieben wird. Sie ist eine intelligente junge Frau, die sich vor allem für Sprachen interessiert, ist aber im sozialen Umgang mit anderen unerfahren und ungeschickt. Sie lässt sich deshalb von anderen leicht beeinflussen und tut sich schwer damit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
Die erste Hälfte des autobiographischen Romans empfand ich als langatmig. Es ist eine reine Beschreibung des Alltags einer Studentin und trivial, weil nicht wirklich viel passierte. Das mag ein sehr realistisches Szenario sein, mir war es schlicht zu langweilig.
Die zweite Hälfte war dagegen eingängiger zu lesen, da Selin mehr erlebte und in Europa mit vielen neuen Eindrücken konfrontiert wurde. Aber auch dort hat sie Probleme, sich auf sich zu konzentrieren und auf das, was sie möchte. Unweigerlich reist sie Ivan hinterher und nimmt das Angebot an, in Ungarn Schülern Englischunterricht zu erteilen. Dabei lässt sie sich aber auch von den Familien der Schüler überrumpeln und vereinnahmen und ist froh, wenn sie einmal allein sein kann, um selbst einmal nicht lernen zu müssen oder anderen etwas beizubringen, wobei sie weiterhin viel zu nachsichtig ist. Ivan kommt sie dabei aber keinen Schritt näher.
"Die Idiotin" ist ein Coming-of-Age-Roman über eine schüchterne Studentin, die ihren Weg im Leben erst noch finden muss. Mit trockenem Humor wird ihr Alltag in Harvard und ihre Begegnungen mit den etwas skurrilen Menschen in Ungarn bei ihrem Auslandsaufenthalt beschrieben. Am Ende ist sich Selin sicher, dass sie Schriftstellerin werden will, eine charakterliche Weiterentwicklung konnte ich allerdings nicht feststellen. Ist Selin deshalb die Idiotin? Oder weil sie für Ivan schwärmt, der innerhalb des Jahres mindestens zwei Freundinnen hatte und sich offensichtlich nicht wirklich für eine Liebesbeziehung mit Selin interessierte?
"Die Idiotin" ist keine befriedigende Lektüre. Das Buch ist in keine Kapitel untergliedert und eine Betrachtung der offensichtlich langweiligsten Teile des Studentenlebens: des grauen Alltags aus der Belegung von Kursen und Nachhilfe für Schüler. Darüber hinaus ist es eine Beschreibung des täglichen Scheiterns von Selin in alltäglichen Situationen. Zwischenmenschliches ist reduziert auf einzelne Begegnungen mit vielen verschiedenen Personen, seien es ihre Kommiliton(inne)n oder die schrägen Familien in Ungarn.
Wer sich nicht von der Banalität des Romans abschrecken lässt und ein Faible für Literatur und Sprachwissenschaften hat, für den ist Elif Batumans autobiographischer Roman die geeignete Lektüre. - Arkadi und Boris Strugatzki
Gesammelte Werke 2
(14)Aktuelle Rezension von: sturluWie bewertet und bespricht man einen Sammelband mit drei Romanen, die zudem so unterschiedlich sind? Am besten in Form von Einzelwertungen: "PICKNICK AM WEGESRAND": *** Wenn es sechs Sterne gäbe, würde ich sechs vergeben. Gehört meines Erachtens zum Besten, was im Genre SF je geschrieben wurde, zu recht ein absoluter Klassiker. Deshalb habe ich mir dieses Trio mit in den Urlaub genommen, in der Hoffnung, dass die anderen beiden Romane, die man diesem zur Seite gestellt hat, mich ähnlich packen würden. "EINE MILLIARDE JAHRE VOR DEM WELTUNTERGANG": *** Sehr kurzer Roman, auch inhaltlich näher an einer Kurzgeschichte, denn es wird eigentlich nur eine einzige Idee ausgearbeitet. Diese ist zwar ganz originell, zündet aber eigentlich nur als geistreiche Parodie auf das intellektuelle Klima im Stalinismus. "DAS EXPERIMENT": *** Die beschriebene Stadt ist eine faszinierende Vision, in dieser Hinsicht vergleichbar mit dem "Picknick". Inhaltlich wird mir leider nicht klar, was die Autoren mir damit sagen wollten. Natürlich sind wieder politische Anspielungen auf das damalige politische System zu erkennen (für Insider sicher noch viel mehr als für mich), aber darüber hinaus ist die Aussage des Romans für mich nicht recht greifbar. GESAMTEINDRUCK: Ich werde mit dem Gesamtwerk der Strugatzkis wohl nicht mehr warm. Bereits zu früheren Zeitpunkten hatte ich es z.B. mit der "Schnecke am Hang" oder der "zweiten Invasion der Marsianer" versucht, aber das ist anscheinend einfach nicht meine Art der SF. Nichts gegen Gesellschaftskritik und literarische Experimente, aber das scheint mir eher Stoff für Leser zu sein, die bewusst kafkaeske bis undurchdringliche Geschichten schätzen. Vielleicht sticht das "Picknick" aus meiner Sicht daraus nur deshalb hervor, weil mich das geschilderte Szenario so fasziniert. - Brigitte Blobel
Böses Spiel
(36)Aktuelle Rezension von: ReadingLikeCarrieDas Thema "Mobbing" ist immer brandaktuell. Heute wie "damals", als das Buch geschrieben wurde. In Büchern von Brigitte Blobel geht es meist um typische Probleme, mit denen junge Heranwachsende konfrontiert sind.
Die Geschichte ist gut geschrieben und man kann sich leicht in die Lage der Protagonistin hineinversetzen. Auch die Sachen, die ihr geschehen, wirken alltäglich und realitätsnah. Ein nicht so gut betuchtes Mädchen wechselt aufgrund ihrer guten Noten als Externe auf ein Internat, wo Klassenunterschiede deutlich hervortreten.
Zu Beginn und zum Schluss wird die Geschichte aus der Sicht des "Retters" geschrieben, der auch nur zu den beiden literarischen Zeitpunkten "stattfindet".
Meiner Meinung nach kommt das Ende etwas abrupt und auch der Genesungsweg hätte ruhig ein wenig genauer beschrieben werden können.
- Christiane Kördel
Seezeichen 13
(20)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerInes Fox stolpert über ein Paar blutige High Heels und damit beginnt die turbulente Krimikomödie im schönen Konstanz am Bodensee.
Ines ist „geistig verfressen“ (Zitat) und kann es nicht lassen dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Aber sie legt sich mit einem gefährlichen Gegner an und bringt sich und andere nicht nur einmal in Gefahr.
Ich bin im Rahmen einer Leserunde mit dem vierten Teil (Seefimmel) dieser Reihe angefangen und habe dann erst dieses erste Buch gelesen. Ja, jetzt ist mir so einiges klarer. Ich empfehle unbedingt mit diesem Buch anzufangen.
Ines ist notorisch neugierig (eben geistig verfressen – ich liebe diese Wortschöpfung) und lebt in einer mit Umzugskartons bestücken Wohnung (weil sie einfach nicht zum Auspacken kommt). Anderseits führt sie ein kleines Unternehmen und steht ihre Frau. Eine rundum sympathische Person, die Hunde und Menschen liebt. Was fehlt? Genau, ein Liebster! Den lernt sie in Person von Dr. Frieder kennen. Ein Norddeutscher mit Hund und drögen Humor. Passt und macht beim Lesen einfach Spaß.
Ich bin von der Handlung und vor allem den Personen rundum begeistert. Christiane Kördel hat mit dieser Krimikomödie bei mir Lachanfälle ausgelöst. Neben der Spannung ist die Situationskomik das Highlight dieses Buches.
Ich bin schon neugierig welche Wortschöpfung mich im zweiten Teil „Seeblick kostet extra“ erwartet.
- Sergej Lukianenko
Wächter des Zwielichts
(426)Aktuelle Rezension von: Olaf_RaackZwielicht – das beschriebt die Welt am besten, in die der Autor seine Leserschaft verfrachtet. Alles wirkt leicht düster und beklemmend. Niemandem, egal wie freundlich, ist zu trauen. Ein permanentes Gefühl von zuschnappenden Fallen und boshaften Intrigen hat mich beim Lesen begleitet. Das Buch ist, wie gewohnt, in drei Teile aufgesplittet, deren einzelnen Geschichten am Ende brillant miteinander verwoben werden.
Das, was Lukianenko hier abliefert, ist wie in den ersten beiden Büchern, ganz hohe Kunst. Keinesfalls fällt dieser Band gegenüber den ersten beiden ab, sondern setzt die Geschichte eindrucksvoll fort.
Der Stil ist fesselnd und hat mich das Buch fast nicht aus der Hand legen lassen. Wer die Wächter-Reihe nicht kennt, sich einer urbanen Fantasygeschichte gegenüber aufgeschlossen zeigt und schon immer mal eine andere, düstere und zwielichtige Seite Russlands kennenlernen wollte, sollte hier unbedingt einen Blick riskieren. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!
- Pascal Mercier
Perlmanns Schweigen
(82)Aktuelle Rezension von: LittleRoseDer Inhalt
Als angesehener Professor für Sprachwissenschaft genießt Phillip Perlmann hohes Ansehen. Doch er hat ein Geheimnis, das ihm den Schlaf raubt. Schon seit geraumer Zeit plagt ihn eine Schreibblockade, so übel, dass er nicht ein Wort aufs Papier bringt. Während er nach außen die Anerkennung durch sein Umfeld genießt, wächst gleichwohl der Veröffentlichungsdruck neuer Erkenntnisse. Dabei läuft ihm die Zeit davon, denn ein wissenschaftlicher Austausch mit seinen Kollegen steht unmittelbar bevor. Angesichts des Konkurrenzdrucks ist klar: Perlmanns Reputation steht auf dem Spiel. Doch dann gerät er zufällig an ein unveröffentlichtes Manuskript eines Kollegen und es stellt sich die Frage wie weit man gehen würde, um seinen guten Ruf zu retten.
Meine Meinung:
Dieses Buch geht definitiv unter die Haut. Selten habe ich bei einer Hauptfigur so eine Nähe gespürt, wie es hier der Fall war. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr wird man in den emotionalen Strudel von Perlmanns Innenleben hineingezogen. Als Leser kann man förmlich die Verzweiflung ob seiner Schreibblockade miterleben. Geplagt von seinen inneren Dämonen trifft Perlmann Entscheidungen, die ihn an den Rand des seelischen Abgrundes führen. Versagensängste, Leistungsdruck und eine Prise Paranoia treiben die Geschichte zum nervenzerreißenden Höhepunkt. Im Zuge der Ereignisse entfaltet sich ein derart subtiler Horror, welcher einen nicht mehr loslässt. Dementsprechend hatte nicht nur unser Protagonist schlaflose Nächte, sondern ich auch, die das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte.
Fazit:
Es gibt Werke, die vergisst man schnell, wenn man sie mal gelesen hat. Und dann gibt es Bücher wie „Perlmanns Schweigen“, die sehr lange nachwirken. Das liegt zum einen daran, dass sich der Roman nicht so einfach in eine Schublade stecken lässt. In einer Mischung aus Surrealität und Thriller wird hier Kritik am Wissenschaftsbetrieb geübt. Wer sich auf diesen interessanten Ansatz einlässt, wird mit einer ungewöhnlichen und spannenden Geschichte belohnt.
Für Fans von Die geheime Geschichte von Donna Tartt, Die Pilgerjahre des farblosen Herren Tazaki von Haruki Murakami