Bücher mit dem Tag "rumänien"

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265 Bücher

  1. Cover des Buches Dracula (ISBN: 9783755300298)
    Bram Stoker

    Dracula

     (1.092)
    Aktuelle Rezension von: shizu_reads

    Der Grundstein aller Vampirgeschichten. Daran kommt man, wenn man querbeet liest und sich auch für Klassiker interessiert, einfach nicht dran vorbei. So zog die Schmuckausgabe bei mir ein und wurde sogar relativ zeitnah gelesen.

    Der Einstieg viel mir sehr leicht. Ich war absolut überrascht wie flüssig und leicht sich der Text lesen lies. Das liegt vermutlich an der neuen, überarbeiteten Übersetzung. Das ist auf jeden Fall ein großer Pluspunkt.

    Auch die Geschichte hat mich am Anfang sehr beeindruckt, es war einfach ganz anders als erwartet. Eine gesamte Geschichte in Form von Briefen und Tagebucheinträgen zu erleben war etwas ganz Neues. Ich kannte zudem Stoker's Dracula einfach nur bruchstückhaft, daher war es für mich eher unvorhersehbar. Das hält bis zu Hälfte ungefähr an. Dann wird es leider enorm zäh und trocken. Stoker verliert sich in Details, den Beziehungen der Protagonisten und kommt einfach nicht auf den Punkt. Dracula rückt dabei absolut in den Hintergrund und spielt gefühlt eine Nebenrolle. Es geht eigentlich nur noch um die Eigenschaften der heroischen Männer und der liebreizenden Mina. Und leider bleibt es bis zum Ende so, die Spannungskurve steigt einfach nicht mehr an. Und das Ende ist dann doch auch noch etwas enttäuschend.

    Trotzdem, es ist ein Klassiker, der den Grundstein für so viele andere Bücher, Serien und Filme legte. Ja, man braucht einen langen Atem und muss sich etwas durchmühen. Aber dafür hat man halt auch einen der absoluten Klassiker gelesen.

    Die Schmuckausgabe hat mich leider nicht ganz überzeugen können. Das Cover und der Farbschnitt sind absolut super. Die Extras sind auch schön ausgesucht. Aber die Seitengestaltung war mir etwas zu trist. Ja, es ist abwechslungsreich, mal ne schwarze Seite mit weißer Schrift, mal ein bisschen ein Schemen im Hintergrund. Aber irgendwie hat es mich nicht so überzeugt wie die Sherlock Holmes Ausgaben. Kann man haben, muss man aber nicht. 

  2. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

     (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  3. Cover des Buches 2666 (ISBN: 9783596187843)
    Roberto Bolaño

    2666

     (121)
    Aktuelle Rezension von: itwt69
    Ich kann mich der allgemeinen Euphorie über dieses vermeintliche "Meisterwerk" leider nicht anschließen. Teil 1 über die leidenschaftlichen Anhänger des Benno von Archimboldi fängt sehr gut an und lässt ein großes Buch erwarten und erhoffen. Teil 2+3 fallen dann schon stark ab, in denen 2 Nebenpersonen bis aufs kleinste Detail beschrieben werden. Teil 4 über die Verbrechen mit fast 400 Seiten finde ich ganz schwach. Wieso muss man sehr ähnlich gelagerte Fälle mehrere dutzend Mal wiederholen? Teil 5, in der es eine Aufklärung des gesamten Komplexes gibt, ist dann wieder in Ordnung, reicht aber nicht, um das ganze Buch als lesenswert zu beurteilen. Besonders die unglaublich weitreichenden Abschweifungen, die fast jede einzelne Erzählung nimmt, kann ich nicht nachvollziehen. Das Buch wäre locker mit 400-500 Seiten weniger ausgekommen. Ich musste mich doch allzu oft durchquälen. Sprachlich allerdings sehr gelungen, auch wenn dadurch das Lesen sehr viel Konzentration erforderte (es gibt Sätze, die sich über eine komplette Seite ziehen). Dem Übersetzer muss dafür ein großes Lob gewährt werden, eine fast unmenschliche Leistung, ein solch komplexes Werk vom Spanischen ins Deutsche zu übersetzen!
  4. Cover des Buches Das Reich des Teufelsfürsten (ISBN: 9783937357867)
    Silvia Stolzenburg

    Das Reich des Teufelsfürsten

     (46)
    Aktuelle Rezension von: Lerchie
    In diesem Buch ist Vlad erwachsen und sein Kampf gegen den Sultan des osmanischen Reiches wird fortgeführt. Immer wieder hat er Probleme, seine Bojaren bei der Stange zu halten. Und entsprechend werden sie dann auch bestraft. Zehra, die Schwester Utz von Katzensteins, wartet in einem Kloster auf ihn, wo sich auch sein Sohn bei seiner Mutter aufhält. Das Aussehen seines Sohnes erschreckt ihn und er nimmt ihn mit, um einen richtigen Krieger aus ihm zu machen. Man erfährt, wie der Junge zusehen muss, was sein Vater so alles tut. Dann holt Vlad Zehra zu sich, denn er will sie heiraten. Doch alles kommt anders als gedacht. Und Vlad wird noch grausamer, als er es vorher schon war.
    Utz von Katzenstein hat gezwungenermaßen Sophia geheiratet, die ihm auch zwei Söhne – Zwillinge – geboren hat. Als er den einen der Zwillinge mit auf eine Handelsreise Richtung Walachei nimmt, geht einiges schief.

    Meine Meinung
    Das Buch ließ sich ganz gut lesen, obwohl auch hier etliche Längen vorhanden waren. Und die haben die Spannung immer wieder unterbrochen, denn es ging immer um das Gleiche: Orte bzw. Städte überfallen – denn die Bewohner waren ja gegen Vlad – und die überlebenden Bewohner pfählen. Und das immer wieder, das wird langweilig. Genauso langweilig, wie die Eifersucht Radus, wenn sein Geliebter der Sultan, sich mal mit einer Frau abgibt, die ihm ein Kind schenkt, statt sich mit ihm zu vergnügen. Einmal ja, aber nicht immer wieder! Das heißt es hat sich teilweise doch sehr gezogen, auch wenn es insgesamt trotzdem noch spannend war. Auch wollte ich natürlich wissen, wie es mit Vlad ausgehen würde. Laut Buchende, war dies der letzte Band, doch hatte ich irgendwo mal gelesen, dass es noch einen gäbe, der ‚Das Ende des Teufelsfürsten‘ heißt. Es ist mir jetzt leicht unklar, ob da noch was kommt. Was mir am noch gefallen hat, war das Personenregister bzw. Namensverzeichnis in welchem die historisch verbrieften Figuren kursiv geschrieben waren. Ich finde zwar, dass dies zu einem solchen Roman ganz einfach dazugehört, aber trotzdem ist es nicht immer vorhanden. Alles in allem hat mir dieses Buch noch so gut gefallen, dass ich knappe vier von fünf Sternen vergebe bzw. knappe acht von zehn Punkten.

  5. Cover des Buches Meer geht nicht (ISBN: 9783426517314)
    Claudius Pläging

    Meer geht nicht

     (31)
    Aktuelle Rezension von: Ann-Mary
    Mit einer geschenkten Krawatte möchte Friederike ihrem langjährigen Freund Jonathan sagen dass für sie der nächste Schritt in ihrer Beziehung ansteht, nämlich der vor den Traualtar.
    Jonathans Reaktion auf dieses "Geschenk" ist allerdings ganz anders als Friederike erwartet hatte. Anstatt sich zu freuen ist Jonathan überrumpelt und reagiert verhalten.
    Friederike deutet dieses Verhalten als Ablehnung und beendet kurzerhand die Beziehung. Für Jonathan bricht eine Welt zusammen.

    Um ihn aufzumundern entschließen sich Tillmann und Frank, die besten Kumpels von Jonathan, ihn mit einem Urlaub in Italien abzulenken. Um einen freien Kopf für diese Woche zu haben soll sich Jonathan aber noch von den Altlasten seiner Beziehung trennen und so kommt es dass die Krawatte kurzerhand im Altkleidercontainer landet.
    Blöd nur, dass dann das passiert womit keiner gerechnet hat...
    Friederike kommt zurück.
    Jonathan freut sich und erklärt sich sofort mit der Hochzeit einverstanden, die Sache hat jetzt nur einen Haken, die fehlende Krawatte...
    Es kommt wie`s kommen muss, der Altkleidercontainer wurde schon geleert. Der Inhalt is mittlerweile auf den Weg in Richtung Rumänien und für die 3 Jungs beginnt ein Abenteuer der ganz besonderen Art.

    Fazit:
    Cover:
    Das Cover ist toll und lässt bei mir als Leser direkt Urlaubsstimmung aufkommen

    Schreibstil:
    Der Schreibstil ist sehr locker und dadurch leicht zu lesen, mir gefällt er gut.

    Inhalt:
    Der Autor hat mit "Meer geht nicht" eine wirklich witzige Lektüre für zwischendurch geschaffen.
    Die 3 Hauptprotagonisten, ihre Eigenheiten und vor allem ihre Missgeschicke wurden so lebendig und witzig beschrieben dass ich das Gefühlt hatte mitten drin statt nur dabei zu sein.
    Mir bescherten die kleinen und großen Abenteuer der drei mehr als einen ausgelassenen Lacher und immer wenn ich dachte das kann man garnicht mehr toppen setzte der Autor doch noch einen oben drauf! Diese Situationen, so kurios sie manchmal auch sind wirkten aber trotzdem nie überzogen sondern passten einfach perfekt ins Buch.
    Da es dadurch wirklich nie langweilig wurde und ich mich durchweg gut unterhalten fühlte vergebe ich für dieses Buch volle 5 Sterne!
  6. Cover des Buches Der Historiker (ISBN: 9783833307652)
    Elizabeth Kostova

    Der Historiker

     (308)
    Aktuelle Rezension von: David_Lindsam

    Der Titel des Buches (engl. „The Historian“) ist zugleich Motto, Charakterisierung aller Hauptpersonen und Auflösung eines großen Rätsels zum Ende hin – und könnte damit kaum treffender gewählt sein.
     Eingleisig oder gar schmalspurig wird der Roman deshalb nicht. Im Gegenteil. In drei Generationen spielt die Handlung und wir reisen in verschiedenen Zeiten des 20. Jahrhunderts (30er, 50er, 70er) von Amsterdam, nach Istanbul, Budapest, Südfrankreich und Rumänien, immer auf den Spuren Vlad III. und den Zeugnissen über ihn aus dem 15. Jahrhundert. Die treibenden Kräfte sind die großen Fragen: Wo ist das Grab des vermeintlichen Grafen Dracula? Und liegen dort wirklich seine sterblichen Überreste?

    Unerwarteter Erfolg für einen viktorianischen Roman …

    Als der Debütroman von Elizabeth Kostova 2005 in den USA erschien, landete er direkt auf Platz 1 der amerikanischen Bestsellerlisten (New York Times u.a.). Zwei Jahre zuvor war „The Da Vinci Code “ von Dan Brown (dt. „Sakrileg“) erschienen und zu den Topsellern in der Branche aufgestiegen. Das Publikum war begierig auf Thriller, die Action und die Suche nach Rätseln in der Geschichte verbanden, weshalb die Verlagswelt sich in einer Auktion um die Rechte für dieses Werk überbot und damit ein groteskes Stück Buchgeschichte schrieb. Nachdem der Verlag Little, Brown and Company bereits 2 Millionen als Honorar für die Autorin aufgewendet hatte, musste ein gigantisches Marketing mit TV-Werbung und zehntausenden Vorabexemplaren folgen. Ein riskantes Buchpokerspiel …

    Am ersten Tag des Erscheinens wurde in den USA 80.000 Exemplare verkauft. Nach nur einer Woche lagen die Verkaufszahlen bereits so hoch (ca. 700.000), dass The Historian sich auf den Platz 1 geschoben hatte. Das ist eine waschechte american success story und in diesem Fall ein besonderer Glücksfall für die Leserwelt. Durch spekulative Marktmechanismen wurde ein sonst eher leises und anspruchsvolles Werk in Welt der Massenware hochgepusht.  

    Niemand war mehr über den Erfolg erstaunt als die Autorin selbst: „It’s a literary novel, not a commercial novel“. Nach ihrer Meinung hatte sie einen langsamen, viktorianischen Roman geschrieben. Ihre Helden stolpern nicht abgebrüht, abenteuerlustig und plündernd wie India Jones durch unentdeckte Überreste der Vergangenheit, sondern sie sind echte Historiker und Bibliothekare, die sich in mühevoller Kleinarbeit durch vergilbte Karteikartenkataloge kämpfen und die Geheimnisse der Vergangenheit in unzugänglichen Faksimiles akribisch entziffern.

    In Deutschland erschien das Buch noch im gleichen Jahr (2005) bei Bloomsbury (engl. Verlag, bei dem Harry Potter im Original erschien), aber die Resonanz war sehr verhalten. Ich kann nur mutmaßen, ob das vergleichsweise schmale Marketing der Grund war, oder vielleicht die etwas eigene deutsche Leserschaft. Tatsächlich dominierten den deutschen Fantasy-Markt in dieser Ära Zwerge, Orks, Elfen und natürlich die Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei. Obwohl ebenfalls 2005 (und auch bei Little, Brown and Company) Stephenie Meyer mit dem ersten Buch ihrer Twilight-Serie einen Vampir-Boom in den darauffolgenden Jahren auslöste, wurde Der Historiker von dieser Welle nicht mitgerissen. Mein böser Verdacht ist, dass das deutsche Fantasy-Publikum schlicht keine anspruchsvolle Kost gewohnt war und deshalb das Dargebotene nicht zu würdigen wusste. Das Urteil mildernd muss ich hinzufügen, dass der viktorianische Schauerroman eine lange und würdige Tradition in den englischsprachen Ländern besitzt und die Geschmacksnerven der Leserschaft besser auf einen über 800 Seiten langen Roman eingestellt sind, in dem der interessante, aber normale Historiker-Alltag nur an einzelnen Stellen von dem Unheimlichen durchbrochen wird. Hoch spannend bleibt es allemal – auf zum Inhalt:

    Geschichten über Geschichte

    In ihrer Kindheit bereiste Elizabeth Kostova (geb. 1964) mit ihrer Familie die südeuropäischen Ostblockstaaten und erinnert sich gerne an die Geschichten, die ihr Vater zur Unterhaltung auf den langen Fahrten über Dracula erzählte. Damit war nicht nur ihr Interesse an dieser schillernden Gestalt zwischen Mythos und historischer Realität geweckt, sondern auch die Erzählform für ihren ersten Roman gefunden. In dem fiktiven Epilog stellt sich eine amerikanische Geschichtsprofessorin vor, die in Rückblenden von ihren Erlebnissen als Sechzehnjährige berichtet, natürlich auf Reisen durch Europa mit ihrem Vater, dem sie ganz langsam das große Geheimnis um ein kleines Büchlein entlockt, das in seinem Inneren nur einen großen, zornigen Drachen beherbergt – das Zeichen des Ordo Draconis, dem Vlad der III. angehörte, weshalb er den Beinamen Drăculea trug.

    Ihr Vater, den wir als Paul kennenlernen, berichtet von den seltsamen Begebenheiten, wie er in den 50ger Jahren als Student in Oxford bei seinen Unterlagen plötzlich dieses leere Buch fand. Als er seinen Geschichtsprofessor Rossi zu Rate zieht, offenbart ihm dieser, dass auch er ein solches Buch besitzt und seine Nachforschungen ihn zu dem walachischen Fürsten (heutiges Rumänien) aus dem 15. Jahrhundert geführt haben. Aus unerfindlichen Gründen übergibt der sonst so rationale Professor Paul die Aufzeichnungen über seine Suche nach dem Grab und fügt fast ängstlich hinzu: „Dracula … Vlad Țepeș … lebt noch“ (35). Am gleichen Abend verschwindet Rossi spurlos; zurück bleiben nur ein paar Tropfen Blut. Verzweifelt sucht Paul in den Unterlagen nach Hinweisen, was seinem Professor passiert sein könnte, und trifft in der Bibliothek auf eine junge Doktorandin, die Rumänin Helen. Nach einer zaghaften Annäherung der beiden zeigt sich, dass Helen den Professor durch ihre Arbeit über Vlad III beeindruck möchte, weil sie dessen uneheliche Tochter ist. Paul erzählt ihr von seinem Verdacht, was mit dem Professor geschehen sein könnte, aber ein Bibliotheksangestellter belauscht das Gespräch und beißt Helen in den Hals. Überhastet brechen die beiden nach Istanbul auf, wohin eine erste Spur weist.

    Immer weiteren Dokumenten und ihren Geheimnissen folgend reisen Paul und Helen nach Ungarn, Rumänien und Bulgarien, werden von Untoten heimgesucht, entdecken nach langen Mühen tatsächlich das Grab des Fürsten, treffen auf den sterbenden Professor, erfahren die wahre Geschichte der Begegnung zwischen ihm und Helens Mutter aus seinen persönlichen Aufzeichnungen und begegnen dem leibhaftigen Vlad Dracula … Mehr kann ich leider nicht verraten, ohne doch auf gemeine Art zu spoilern.

    Inzwischen ist jedoch auch der Vater der Erzählerin spurlos verschwunden und die 16-Jährige macht sich in Südfrankreich auf die Suche nach ihm, denn sie vermutete ihn an einem der letzten Orte, wo Dracula noch eines seiner geheimen Gräber besitzt. Sie wird von unheimlichen Wesen verfolgt, aber auch von einem studentischen Gentleman wacker unterstützt.

    Die verschiedenen Erzählebenen verflechten sich im Laufe des Romans so stark miteinander, dass man als Leser die Geschehnisse in drei Zeiten fast synchron erlebt. Von Rossi erfahren wir durch seine Briefe und Tagebucheinträge, von Paul aus dessen eigenen Schilderungen auf der Reise mit seiner Tochter und zuletzt und parallel alles in der Erzählgegenwart von dieser selbst. Historik und die persönlichen Schicksale verweben sich auf brillante Art in den Historikern selbst.

    Durch Geschichten in der Kindheit der Autorin wird das Interesse an Geschichte geweckt und daraus entsteht wieder die Lust auf Geschichten … Das ist die Geschichte des Buches Der Historiker.

    Übrigens sind die historischen Hintergründe und Orte des Romans sehr gut recherchiert und stimmig, nur die Fakten um das Grab sind fiktiv und die Dokumente und Zeugnisse dazu fast komplett erfunden (ich habe selbst schon zum Thema Vlad III. geforscht).

    Eine eigenwillige Hommage an Bram Stoker

    Der Historiker liegt weitab vom üblichen Fantasy-Mainstream und ist durchaus ein Art Kunstwerk. Elizabeth Kostova hat 10 Jahre daran gearbeitet – manche der bekannteren Fantasy-Autoren bringen deutlich mehr als ein Werk pro Jahr heraus. Daraus lässt sich ersehen, welche Arbeit hinter diesem Buch steckt. Das macht einen Unterschied und der Unterschied ist spürbar.

    Die Autorin hat sich eine interessante Mischung ausgedacht, indem sie historische Briefe, Dokumente und persönliche Berichte mit der Rahmenhandlung einer Ich-Erzählerin verbindet, die uns als LeserIn zu einer Entdeckungsreise in die Vergangenheit einlädt. Dabei nutzt die Amerikanerin ein Gestaltungsprinzip ihrer großen literarischen Vorlage, Bram Stokers „Dracula“ (1897), der seine Vampir-Geschichte als Tatsachendokumentation in Form von Tagebucheinträgen und Zeitungsartikel präsentiert.

    Kostova stellt dieses Prinzip nicht in Frage, ironisiert es nicht. Eingebettet in eine rückblickende Erzählung umspinnt sie auf diese Weise unseren modernen, rational und historisch geprägten Geist und verführt uns für die Zeit des Lesens, daran zu glauben, dass Dracula tatsächlich noch bis ins letzte Jahrhundert sein Unwesen getrieben hat und, wenn ich den Epilog richtig verstehe, vielleicht sogar noch heute.

    Vampirisches?

    Kommen Vampir-Freunde auf ihre Kosten? Vielleicht nicht, je nach dem. Wer Bram Stokers Dracula mag, wird den Historiker noch weit mehr mögen, weil die Erzählweise viel moderner und weniger weitschweifig, blumig und umständlich ist. Und ein paar typische Gerne-Elemente finden sich durchaus. Bisse, Blut, Werkzeuge für die Vampirjagd (Silberdolch), Angriffe durch dienende Untote (Vampire), bezwingende Hypnose, Fledermausschatten, Särge und Grüfte …
    Am meisten enttäuscht am ganzen Buch hat mich die Begegnung mit Dracula selbst – er ist anders als meine Vorstellung von ihm … und nicht übermäßig böse. Schade – ich hätte mich gerne mehr gegruselt.
     Die Büchlein mit den leeren Seiten und dem Drachen hat er übrigens selbst gedruckt und verteilt … Warum? Wenn ich das mal so ganz verstanden hätte. Ich finde es nicht stimmig.

    Trotz der Umfänglichkeit des Buches bleibt vieles über Vlad Dracula offen, wie er zum Vampir wurde, wie viele seiner Art es noch gibt – reizvoll und unbefriedigend zugleich, aber in jedem Fall anregend für
     die eigene Fantasie. Und das schätze ich durchaus.

    Einordnung in der Literatur und Kritik

    Ein Feuilletonist der FAZ betitelte (2005) seine Rezension sarkastisch „wie man einen Roman pfählt“ und spielte damit auf die grausamen Hinrichtungsmethoden des historischen Vlads und auf Längen des Romans an, eine beliebte Kategorie der Literaturkritik, die wenig besagt. Tatsächlich ging es mir an einigen Stellen aber ähnlich und ich musste zwischendurch mein Durchhaltevermögen bemühen, um dran zu bleiben. Die Frage ist, wodurch diese Längen entstehen.
    Ausführlichere Berichte von der Reise, Beschreibungen der Landschaft und der Städte, Details des Interieurs – all das gehört zum Schmuckwerk und literarischen Gewand eines Romans, der sich an die viktorianische Erzählweise des 19. Jahrhunderts anlegen will, dennoch wirkt es ungewohnt. Die Gothic Novel lebt davon, dass in die alltäglich erlebte Wirklichkeit plötzlich das Übersinnliche hereinbricht und alles in Frage stellt, weshalb man in der Literaturforschung von magischem Realismus spricht.
    Die Längen haben also System. Trotzdem erwarten die Lesegewohnheiten des 21. Jahrhunderts etwas mehr Spannung. Mir hätte es geholfen, wenn die äußeren Orte ähnlich wie bei Dan Browns Thriller in einem direkten Zusammenhang mit der historischen Detektivarbeit gestanden hätten. Aber man kann auch nicht alles in einem Buch haben.
    Der Historiker bietet zudem eine wunderschöne und tragische Liebesgeschichte, lässt das Leben im Rumänien und Bulgarien der 30er und 50er Jahre szenisch vor Augen treten und erzeugt eine leicht gruselige, melancholische Stimmung, die perfekt zu der Erzählung passt.

    Und noch ein Zitat:

    „Es ist eine Tatsache, dass wir Historiker uns für Dinge interessieren, die zum Teil unser eigenes Ich widerspiegeln, vielleicht den Teil, den wir am liebsten nicht näher untersuchen würden, es sei denn auf dem Feld der Wissenschaft. Und je mehr wir in unsere Interessen eintauchen, desto mehr ergreifen sie von uns Besitz.“ (314)

  7. Cover des Buches Guter Mann im Mittelfeld (ISBN: 9783312006694)
    Andrei Mihailescu

    Guter Mann im Mittelfeld

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Angelsammy

    Ich hatte vor circa drei Monaten dieses Buch schon einmal rezensiert, es nun aber noch einmal gelesen. Deswegen habe ich die alte Rezension gelöscht und veröffentliche nun eine revidierte. 

    Es ist äußerst spannend sowie fesselnd, über Rumänien und die unheimliche Securitate zu schreiben. Deswegen ist dieser Komplex auch einer meiner bevorzugten Themen meines eigenen schriftstellerischen Schaffens. Andrei Mihailescu weiss, einen zu inspirieren, auf eine faszinierende und düstere Weise. 

    Der DSS (Departament Securitatii Statului). Es heißt, dass auf fünfzig Rumänen ein Securist (Secu) kam. Wenn man die Einwohnerzahl Rumäniens von 1980 zugrunde legt, ist die Zahl leicht auszurechnen. Geschweige die endlose Schar an informellen Mitarbeitern, von denen allerdings viele zur Mitarbeit gezwungen worden sind 

    Bukarest 1980: Journalist Ștefan Irimescu ist in seinen Dreißigern, Single und lebt bei seiner Mutter. Das goldene Jahrzehnt Rumäniens ist vorbei und Land wie Leuten geht es immer schlechter, nur nicht der kommunistischen Nomenklatur, natürlich unter seiner Hoheit Fürst Nicolae Ceaușescu und Fürstin Elena.

    Ștefan arbeitet für eine renommierte Zeitung und sein Chefredakteur steht hinter ihm – zunächst. Aber die Dinge wenden sich zu seinen Ungunsten..

    Verstrickt in einem immer erstickenderen Netz der berechtigten Paranoia, kann man sich wohl zurecht immer und überall beobachtet und verfolgt wähnen. Augen all überall. 

    Natürlich ist bei dieser Zeitung auch ein Secu nebst eigenen Büro vertreten, der ein scharfes Auge auf alles Unbotmäßige hat. Of! 

    Ștefan, der in sich einen Rebell verborgen hat, wagt es, kritische Leserbriefe nicht an jenen Offizier weiterzugeben, wie es eigentlich vorgesehen ist. Das ist seine Art des Widerstands, um zumindest etwas Widerstand gegen das System zu leisten. 

    Allerdings zeitigt das äußerst bittere Folgen für ihn, denn er wird für eine Woche verschleppt, festgesetzt im Gefängnis und von dem DSS gefoltert. 

    Als er freikommt, lernt er durch Zufall lernt er die Architektin Raluca kennen. Sie bringt den Verletzten ins Hospital. 


    Sie lernen sich näher kennen und beginnen eine Affäre. Ilie Stancu ist Ralucas Ehemann, aus der Provinz und ein aufstrebender Parteisekretär.

    Dieser hat ohnehin Minderwertigkeitskomplexe seiner gebildeten und urbanen Frau gegenüber und kaschiert das dadurch, daß er sie verspottet und fordert, dass sie nach der Geburt des Sohnes zu Hause zu sein hätte. Sie verhielte sich im Namen des Sozialismus für eine Frau unangemessen. Sie habe gefälligst noch die Quote zu erfüllen und vier weitere Kinder zu bekommen.

    Er erfährt jedoch und dennoch von jener Affäre seiner Frau mit Ștefan. Er zieht die Scheidung durch. Ein Freund von dem DSS  macht ihm ein verführerisches Angebot, wie er an Ștefan Vergeltung üben kann. Der tiefe Fall Ștefans und Ralucas hat damit gerade erst begonnen ...

    2015 wurde dieses Debüt von Andrei Mihailescu veröffentlicht. Er ist 1965 in Bukarest geboren und floh 1981, mit seiner Familie, in die Schweiz. 

    Er hat Informatik, Politikwissenschaften und Ethnologie studiert. 

    Er schafft es hier, die Beklemmung und Bedrückende jener Epoche exzellent und sehr authentisch wiederzugeben. Es passt, gerade jetzt in diesen Tagen dieses Buch gelesen zu haben, weil sich nun die ( unvollendete ), verratene Revolution von Spätdezember 1989 zum 32. Mal gejährt hatte, was Ceaușescus Sturz und Exekution nach sich zog. 

    Anfang der 80er Jahre erkannte der im Größenwahn gefangene "Vater" des Landes offenbar nicht, wie er das Volk ausblutete. Kaum noch Lebensmittel, die für alle ausreichten, stundenlanges Anstehen, Schwierigkeiten mit Wärme und Strom. 

    Und dann überall die unerbittlichen Machtstrukturen, auf die der Diktator noch zählen konnte. Der offizielle DSS ( Securitate ) mit seinen nicht wenigen Mitarbeitern und den bereits zahllosen Spitzeln im ganzen Land. Kein Wunder, dass das dazu führte, dass alles in Auflösung begriffen war, eine auszehrende Krankheit namens Regime. 

    Und dann das Eingesperrtwerden wegen kleinster Kleinigkeiten, Denunziation, Folter der psychischen und körperlichen Art. Quälende Verhöre, bei denen die betreffende Person nur verlieren konnte. Grausam und inhuman. Nach wie vor steht eine Aufarbeitung dieser Jahrzehnte aus. Lieber wird verdrängt und vergessen, inklusive der verratenen Revolution, über die man ebensowenig sprechen will. Sogar Schreibmaschinen mussten registriert werden, sonst galten sie als illegal und waren mit Gefängnisstrafe zu ahnden.

    Dieses Überwachungsapparat und der staatliche Terror hat für immer kollektiv etwas zerstört, das nie mehr heilen kann. Es ist in die Seelen der Menschen damals gedrungen und hat sie im Grunde zerschmettert. Kein Wunder, wenn man dann sogar Angst vor dem eigenen Schatten bekam und absolut niemandem traute. Absolut nachvollziehbar. 

    Das Buch ist packend und wühlt auf, ist emotional und weist ein unerwartetes Ende auf. Ich mag Ștefan und Raluca sehr. Secus wurden auch das blaue Auge genannt – wegen der blauen Aufnäher auf dem Kragenspiegel und der blauen Umrandung der cascheta (Offiziersmütze).

    Andrei Mihailescu schreibt in einem fließenden und becircenden Schreibstil, der durchaus sehr einnimmt. Ein äußerst wichtiges Buch, weil viele über diese Zeit kaum etwas wissen oder über Rumänien wissen. Was schade ist, denn das Land hat viele faszinierende Facetten. Aber leider ist ein Teil des Westens noch zu sehr von sich selbst eingenommen, arrogant und paternalistisch. Zu sehr kreist der westliche Blick um den eigenen, egozentrischen Bauchnabel. Dafür ist aber ein anderer Teil des Westens umso engagierter, wissbegieriger und schaut weit über den eigenen ach so harmonischen Tellerrand hinaus. Wird endlich Zeit, dass ärgerliche Vorurteile, die nicht nur über Rumänien kursieren, sondern insgesamt über Südosteuropa passé sein werden. 

    Mulțumesc! An Andrei Mihailescu, daß er dieses Buch geschrieben hat. Wäre das schön, das Buch in Rumänisch lesen zu können.

  8. Cover des Buches Atemschaukel (ISBN: 9783596512034)
    Herta Müller

    Atemschaukel

     (280)
    Aktuelle Rezension von: Ava_lon

    Inhalt

    Rumänien, Januar 1945. »Es war 3 Uhr in der Nacht, als die Patrouille mich holte. Die Kälte zog an, es waren -15° C.« So beginnt der erschütternde Bericht eines jungen Mannes, der in ein russisches Straflager verschleppt wird – so wie 60000 andere Rumäniendeutsche, von deren Schicksal Herta Müller in diesem ungeheuren Buch erzählt. In Gesprächen mit dem verstorbenen Dichter Oskar Pastior und anderen Überlebenden der Lager hat sie den Stoff gesammelt – und zu überwältigender Literatur geformt.

     

    Cover

    Das Cover gefällt mir überhaupt nicht, ich mag nicht so gerne Fotografien von Menschen und ich mag keine Bilder mit Zigaretten. Auch wenn es den Zeitgeist spiegelt, so sind diese Fotos nicht mein Geschmack.

    Ein Wort vorneweg

    Meine Rezensionen können sowohl Spoiler enthalten als auch Analysen und Bewertungen, wobei der Schwerpunkt auf meinen persönlichen Eindrücken liegt.

    Mein Eindruck

    Ich bin völlig frei von irgendwelchen Vorabinformationen an dieses Buch herangegangen und habe es im Rahmen ein selbst organisierten Leserunde gelesen. Nur den Klappentext kannte ich und konnte mir so ungefähr vorstellen, dass es inhaltlich betrachtet kein leichtes Thema ist. Es ist auch schon sehr lange her, dass ich mich mit den Schattenseiten des zweiten Weltkrieges auseinandergesetzt habe. Und jetzt war dieser Zeitpunkt gekommen und schon die ersten 50 Seiten trugen sehr viel Tiefe in sich. Jeder Abschnitt steht als Synonym für Aspekte des Lebens, zum Beispiel den Deckel für den Topf, um etwas zu verschließen, Gefühle in sich verbergen und einschließen, um nicht emotional zu zerbrechen. Der Zement der an einem klebt oder sich verflüchtigt spiegelt auch sehr gut die Hoffnung und so gab es eine Reihe von Sätzen, die mich von Beginn an nachdenklich zurückgelassen haben.

    Auch die vielen Wort Kreationen wie zum Beispiel Schneeverrat und Hungerengel

    verbinden die Schönheit und das Grauen miteinander. Schnee ist schön, weiß und sanft, kühl und still - allerdings auch ein Verräter, denn er zeigt die Spuren im Schnee, die jemand hinterlassen hat und die dann direkt zum Versteck führen, um der Deportation zu entgehen.

    Hunger ist grausam und ein Horror, wenn der Magen und der Darm grollen und wahrlich kein Engel, der Frieden verspricht.

    Viele Sätze erweisen sich als eine philosophische Wort Spielerei, wie zum Beispiel das schlichte Kofferpacken, wenn jemand noch nie einen Koffer gepackt hat. Was nehme ich mit? Wenn das Falsche zum Notwendigen wird und das Notwendige dann das Richtige ist, zeigt in diesem Zusammenhang immer wieder deutlich wie schnell etwas Ungewöhnliches zu etwas Normalem wird. Und all diese Feinheiten begleiten auf einer Reise, einer Reise die noch ohne Inhalt ist, sich entwickelt und letztlich vielleicht auch wieder zur Rückkehr führen wird. 

    Als LeserIn lernen wir die Geschichten von den Lagerinsassen kennen und die grausamen Erfahrungen jedes Einzelnen nehmen kein Ende.

    Es gibt zahlreiche Sätze und Worte, die mich zutiefst berührt haben und den Taumel zwischen Leben wollen / müssen und Sterben können / sollen aufzeigen.

    Auch das Wort Herzschaufel - eins werden mit seinem Arbeitsgerät, miteinander verschmelzen. Perfektion, Optimierung: die Arbeit ist ein gemeinsamer Tanz - ist eine grausame Vorstellung und zeitgleich steckt darin so viel Poesie. Hungrig und Hoffnungslos gilt es trotzdem den Lebenskampf aufrecht zu erhalten und die Arbeit mit einem geschwächten Körper zu bewältigen.

    Jedes Thema prägt den Lageralltag auf seine besondere Art und daran halten sich alle Lagerinsassen fest. Eine Haltestange aus Erinnerungen, Erzählungen und Beobachtungen.

    Es ist mehr als beeindruckend mit welcher Sprache die Autorin die Gewalt aus den Beschreibungen herausgelöst hat und ein Gefühl von Verstehen auf den Weg gibt. Sie beschönigt nicht und sie verurteilt nicht. 

    Auch wenn die Autorin ihre Worte gut wählt, so wird die bedrückende Situation im Lager mit jedem Abschnitt deutlicher und betrifft auch mich als LeserIn - eine Grenze des zumutbaren wird erreicht. Und trotzdem lesen sich die Zeilen gut, sie treffen den Kern in unserem Inneren und ein langsames Verstehen breitet sich aus. Ich fühle mich verbunden mit den Menschen im Lager.

    Fazit

    Ein tolles Buch, welches ich trotz der Thematik gerne gelesen habe. Es wiegt im Herzen leicht und schwer. Es vermittelt mir ein Bild über die damaligen Geschehnisse und über die Sprachlosigkeit der Rückkehrer. Auch mein Großvater, der im ersten Weltkrieg auf den Schlachtfeldern von Verdun war, hat anschließend geschwiegen. Er hat seine Erlebnisse tief in sich vergraben, um uns Kinder / Enkelkinder vor grausamen Gedanken zu schützen, damit wir die Leichtigkeit des Lebens beibehalten können..

     

    230422

  9. Cover des Buches Dracula (Seasons Edition -- Fall) (ISBN: 9780785253013)
    Bram Stoker

    Dracula (Seasons Edition -- Fall)

     (237)
    Aktuelle Rezension von: FranziskaBo96

    Im Rahmen einer Klassiker-Leserunde habe ich mich mal an diesen Klassiker auf Englisch getraut - und habe es nicht bereut!

    Natürlich, der Schreibstil ist für unseren heutigen Geschmack sicherlich zu ausschweifend und detailliert und manche Weltansichten überholt, aber darauf stellt man sich auch ein, wenn man ein Buch aus dem 19. Jahrhundert liest. 

    Ich war begeistert davon, zu erfahren, woher ein Großteil des Vampir-Mythos kommt und wie viel davon auch noch heute in unserer Popkultur zu finden ist (gleichzeitig aber auch, wie sehr sich das Grundverständnis der Figur Dracula vom Original in manchen Aspekten entfernt hat). Besonders überrascht war ich darüber, wie oft ich mich doch tatsächlich noch so richtig gegruselt habe.

    Sicher gibt es einige Stellen, durch die man sich etwas durchkämpfen muss, aber für mich war es das allemal wert, um den Originalmythos einmal hautnah zu erleben!

  10. Cover des Buches Abgefahren (ISBN: 9783446258754)
    Dirk Pope

    Abgefahren

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Mauerseglerin

    Der plakative Titel passt genau auf diesen ungewöhnlichen Roadtrip, ebenso wie das etwas abgedrehte Cover.

    Die Ereignisse des Romans wirken recht wahllos hintereinandergereiht, wobei sich einige Zusammenhänge auch nur erklären, wenn man die Existenz von Übernatürlichem als gegeben voraussetzt. Oder Viorel für sehr betrunken hält, was ebenfalls recht realistisch ist.

    Die Hauptfigur Viorel wird von dem Autor primär als übergewichtig "charakterisiert", was zu Beginn Abneigung/Ekel erzeugen soll. Das gelingt auch. Erst im Laufe der Geschichte lernt man Viorel besser kennen und entwickelt dann zunehmend Sympathie für ihn, ebenso wie für andere Figuren, die ihn kurzeitig begleiten.

    Das Buch wird als Schullektüre im Bezug auf Vorurteile gegenüber Osteuropa empfohlen. Dafür halte ich es auch sehr geeignet, da man als Leserin ähnliche Vorstellungen über Rumänien hat wie die Hauptfigur, die dann allmählich entkräftet werden, sodass man mehr Verständnis für das Land entwickelt. 

    Gar nicht thematisiert werden allerdings Vorurteile gegenüber Übergewichtigen, ganz im Gegenteil. Die Sprache des Autors für seinen Protagonisten ist durchgehend von einer leicht abgestoßenen Distanz geprägt, sodass gerade keine Body-Positivity, sondern eher Fat-Shaming vermittelt wird. Viorels positive Entwicklung gipfelt darin, dass er beschließt abzunehmen.

  11. Cover des Buches Becks letzter Sommer (ISBN: 9783257609271)
    Benedict Wells

    Becks letzter Sommer

     (431)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Herr Beck ist mitte dreißig, Lehrer, aber sein Herz gehört eigentlich der Musik. Seine Band hatte sich seinerzeit zerstritten und seitdem hat er kaum noch Songs verfasst. Als er seinen 17jährigen Schüler Rauli im Musiksaal überrascht, ist er völlig hin und weg. Der Junge kann grandios Gitarre spielen, singt wie wenn er nie etwas anderes getan hätte und kann Songs zaubern die voll Kraft und Tiefgang sind. Er nimmt sich dem Au?enseiter an und hofft so noch im Musikgeschäft Fu? zu fassen. Rauli hat aber auch andere Probleme. Seine Familie hat einige ups and downs, er verliebt sich und er will wie sein Vorbild der beste Eiskunstläufer der Welt Alexei Yagudin den dreifachen Salchow schaffen. Becks alter Bandkollege Charlie muss dringend nach Istanbul und so setzen sich Rauli, Beck und der immer verwirrte Charlie ins Auto und machen sich auf die Reise ihres Lebens. Mit gerade mal dreiundzwanzig Jahren hat Benedict Wells ein furioses Debut geschaffen. Eine Geschichte mit viel Schwung, Dramatik, Musik und ungeheurem Tiefgang. Hoffentlich nicht Wells letzter Sommer

  12. Cover des Buches Lichtgefährten - Zusammenkunft (ISBN: B00PBGPURQ)
    Patricia Vonier

    Lichtgefährten - Zusammenkunft

     (41)
    Aktuelle Rezension von: AprilsBuecher
    Für mich ein guter Auftakt zu einer Reihe. Die Autorin hat einen angenehmen Schreibstil und überzeugt mit starken Charakteren. Auch das Thema ist gut durchdacht und lässt Raum für eigene Fantasien. Nur das Cover gefällt mir überhaupt nicht. 
    Fazit. Guter Auftakt was Lust auf mehr macht.
  13. Cover des Buches Aller toten Dinge sind drei (ISBN: 9783784356051)
    Bent Ohle

    Aller toten Dinge sind drei

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Sancro82

    In Uplengen machen drei Männer einen äußerst üblen Fund vor ihrer Haustür. Auf einem Holzbrett ist ihr Geburtsdatum und ihr Todestag vermerkt - datiert auf den nächsten Tag, an dem der große Marathon beim Herbstmarkt stattfinden soll. Der Täter nutzte ein Totenheck, ein dreieckiges Holzbrett, das früher in Ostfriesland auf Gräber gelegt wurde, damit die Seele Schutz findet.

    Ausgerechnet die Assistentin der Präsidentin des Landfrauenverbands, Elsa van Graaf, versucht den Fall zu lösen. Ihrer Chefin Astrid Stegmeier, die den Herbstmarkt eröffnen soll, gefällt das überhaupt nicht. Kann Elsa den Täter überführen.

    Das Cover mit der Dorfkirche und dem Friedhof gefällt mir sehr gut. Da freut man sich so richtig den Krimi zu lesen.

    Die Handlung ist Provinzkrimi typisch eher unterhaltsam als spannend, aber dennoch will man natürlich wissen wer der Täter war. Auch gefiel mir sehr gut, dass man etwas über das Ostfriesische Leben und Brauchtum erfährt. Das macht den Krimi auch authentischer.

    Die Charaktere fand ich auch sehr gelungen. Zumal Elsa viel Vielschichtiger ist als angenommen und man noch gerne mehr über sie erfahren möchte. Auch den Landfrauentrupp fand ich sehr gut dargestellt, da man solche Persönlichkeiten auch im hiesigen Landfrauenverein bestimmt schon über den Weg gelaufen ist.

    Für diesen eher unterhaltsamen als spannenden Provinzkrimi vergebe ich 4 Sterne.

  14. Cover des Buches Die Saat (ISBN: 9783453435186)
    Guillermo del Toro

    Die Saat

     (387)
    Aktuelle Rezension von: Michael-P-Kraus

    Der Auftakt zu dieser Trilogie hätte perfekter nicht sein können. Die Handschrift von del Toro ist unverkennbar, denn er schafft es (in Zusammenarbeit mit Chuck Hogan) das Kopfkino anzukurbeln. Aber der Reihe nach.
    Die Geschichte beginnt mit der Legende von Jusef Sardu, die der kleine Abraham Setrakian vor dem zweiten Weltkrieg von seiner Großmutter erzählt bekommt. Schon hier sitzt man mit am Tisch und lauscht der alten Frau, wie sie ihrem Enkel von dem großen Mann erzählt, der zum Vampir wurde. Ein wohliger Schauer läuft einem den Rücken hinunter und man spürt, dass diese Einleitung noch bedeutsam für die Geschichte wird.
    In der Gegenwart landet auf dem New Yorker Flughafen eine Maschine aus Deutschland und sofort gehen alle Lichter aus. Kein Lebenszeichen ist auszumachen. Ephraim Goodweather und seine Kollegin, Mitarbeiter der Seuchenschutzbehörde, werden zu Rate gezogen und finden die Passagiere sowie sämtliches Flugpersonal tot vor, bis auf Vier. Diese werden in Quarantäne gesteckt, doch die Regierung möchte unliebsame Pressenachrichten oder gar Klagen vermeiden, so wird das Ganze vertuscht. Am Tag darauf erfolgt eine Sonnenfinsternis und in der darauffolgenden Nacht beginnt das Grauen...
    Hier wird geradezu ein Kinoblockbuster in Form eines Buches präsentiert. Die Charaktere wirken glaubhaft und sympathisch, und auch ihre privaten Hintergrundgeschichten sind interessant. All das wird erzählt, ohne dass es zu viel wird, ohne dass es von der eigentlichen Haupthandlung zu sehr abdriftet. Sie bringen die Figuren näher, um ihr späteres Handeln im Lauf der Geschichte zu erklären. Hervorzuheben ist hier in meinen Augen die Figur von Abraham Setrakian, dem alten, weisen Pfandleiher, der sein Leben der Jagd nach den Strigoi gewidmet hat. In mehreren Rückblendungen wird sein Lebensweg geschildert, hauptsächlich seine Begegnungen mit den Vampiren. Man versteht, warum dieser alte Mann auf der Jagd ist.
    Die Geschichte selbst wirkt sehr erfrischend und lebendig, werden hier doch mehrere Genres bedient. Vampirfreunde, die keine Lust auf melancholische und emotionale Blutsauger haben, kommen hier auf ihre Kosten. Die Strigoi ähneln eher Zombies, doch sind sie für mich gar einen Ticken gefährlicher als diese.
    Des weiteren wird hier ein Endzeit-Szenario beschrieben, wie es besser nicht sein könnte. Die ganze Bedrohung kommt gar nicht mal so brachial und abrupt daher, sondern weitet sich aus, Nacht für Nacht, Tag für Tag. Glaubhaft wird geschildert, wie die Öffentlichkeit die Augen vor der Bedrohung verschließt, nur um Tourismus und Handel aufrecht zu erhalten und damit auch die Börse. Der Politik geht es lediglich um Geld und um Schadensbegrenzung.
    Die ganze Geschichte hat für mich auch noch einen leisen Hauch von Bram Stokers "Dracula" an sich. Der Meister, der im Verborgenen wirkt; der alte, weise Mann mit Vornamen Abraham (Auch Van Helsing in "Dracula" heißt mit Vornamen Abraham); alte Mythen und Legenden werden erzählt; und doch wird all das in eine moderne Rahmenhandlung gebettet. Selbst die Erklärung, wie die Strigoi sich vermehren, fand ich super und es wirkt glaubwürdig.
    Das Buch weist zudem geschickte Rhythmen auf, so wird mal Fahrt aufgenommen und es kommen brutale (ja wirklich brutale) Szenen vor, die einen atemlos machen und Action ohne Ende bieten. Aber auch ruhigere Passagen sind vertreten, die Zeit zum Atemholen geben. Und dann gibt es aber auch mystische, sehr unheimliche Stellen, bei denen man durch die Dunkelheit schleicht, auf der Suche nach den Vampiren, oder gar nach dem Meister... es ist fantastisch.
    All das bietet ein wunderbares Lesevergnügen. Ich konnte mich kaum von diesem Buch losreißen und habe (zum Glück) alle drei Teile zuhause.
    Wer Lust hat, sich von einem Regisseur zur Abwechslung mal einen Blockbuster in den Kopf zaubern zu lassen, ein Kopfkino voller Spannung, Grusel und Action und dabei auch noch Vampire, die als echte Bedrohung gelten, der macht mit dieser Geschichte keinen Fehler. Selten ein so starkes Buch gelesen. Eines meiner Highlights in den letzten 5 Jahren.

  15. Cover des Buches Interview mit einem Vampir, 1 Blu-ray (ISBN: 7321983000874)
    Anne Rice

    Interview mit einem Vampir, 1 Blu-ray

     (575)
    Aktuelle Rezension von: Pascal_thewild

    Es ist schon etwas länger her, aber ich weiß noch, dass dies eines der ersten Bücher war, die ich als Junge gelesen habe. Es war ein Geschenk vom Freund meiner Mutter und ich habe es regelrecht gefressen. Vorher war lesen eher eine Pflicht in der Schule, hinterher konnte ich mich an Büchern nicht sattlesen. Jeder hat dieses eine Buch, das einen zur Leseratte macht. Hier ist meines. 

    Über den Inhalt brauche ich hier wohl nichts schreiben. Aber das Buch unterscheidet sich doch in einigen Punkten vom Film. Ich kann es nur jedem ans Herz legen, der Vampire mag und sie gerne in historischem Zusammenhang sieht. 

  16. Cover des Buches Ein Lied aus Tränen (ISBN: 9783737556712)
    Kerstin Hornung

    Ein Lied aus Tränen

     (17)
    Aktuelle Rezension von: schafswolke
    Dorothea und Eric sind ein Traumpaar. Gefunden haben sie sich durch die klassische Musik, denn Eric war Dorotheas Klavierlehrer. Nur ihr gemeinsamer Kinderwunsch ist bisher unerfüllt geblieben und nach mehreren Fehlgeburten beschließt Dorothea auf Kinder zu verzichten. Obwohl Dorothea eine sehr begabte Klavierspielerin ist kann sie sich nicht mehr wie früher an der Musik erfreuen, sehr zum Kummer ihres Mannes. Als Dorothea dann auch wieder den Kontakt zu alten Freunden aus ihrer Heimat Rumänien aufnimmt, ist Eric davon gar nicht begeistert. Er merkt zwar das es Dorothea gut tut, aber er selbst erträgt es nicht, dass Dorothea auch ohne ihn glückich sein kann.
    Dabei soll doch Dorothea doch nur eins: nämlich nur mit Eric allein glücklich sein!
     
    Mich hat "Ein Lied aus Tränen" sehr an das "Phantom der Oper" erinnert und das war laut der Autorin auch kein Zufall. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich musste mich erstmal an die verschiedenen Erzählperspektiven gewöhnen, aber das ging dann doch schneller als zuerst gedacht. Die Figuren sind emotional gut ausgearbeitet und man kann sie sich gut vorstellen.

    Von mir gibt es 4 Sterne für eine spannende Geschichte um Liebe und Besessenheit.
  17. Cover des Buches Feinde (ISBN: 9783453438897)
    Susanne Saygin

    Feinde

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Gulan

    Der Kölner Kommissar Can Arat und seine Chefin Simone Kerkmann ermitteln in einem brutalen Doppelmord an zwei bulgarischen Roma, die offenbar auf dem Schrottstrich gearbeitet haben. Die Kommissare stellen eine Verbindung zum Bauunternehmer und Mäzen Nolden fest. Doch der einzige Zeuge, der sich bereit erklärt zu reden, landet vor einer U-Bahn. Der Staatsanwalt ist außerdem ein Karnevalskumpel von Nolden. Der Fall droht im Sande zu verlaufen, doch Can ist nicht bereit, dies zu akzeptieren und ermittelt weiter – auf Teufel komm raus.

    Autorin Susanne Saygin wohnte in Köln selbst in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem „Bulgarenhaus“, einer völlig überfüllten, heruntergekommenen Immobilie voller Arbeitssklaven. Dies inspirierte sie zu diesem packenden Krimi über Menschenhandel, Korruption und Ausbeutung, der auch sprachlich keine Kompromisse macht und die Dinge beim Namen nennt. Interessant fand ich die Wandlung des Romans, der erst als typischer Ermittlungskrimi beginnt und dann sich immer mehr auf den von Migräne geplagten und persönlich betroffenen Can fokussiert, bis hin zu seinem Road Trip nach Bulgarien auf der Suche nach der Wahrheit. Dabei beinhaltet die Story auch noch eine komplizierte Liebesgeschichte. Nur das Ende kam mir etwas zu kunstvoll oder märchenhaft vor in dieser sonst so knallharten Geschichte. Doch insgesamt ein richtig starkes, intensives Krimidebüt.

  18. Cover des Buches Nulllinie (ISBN: 9783959626040)
    Felix A. Münter

    Nulllinie

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Emmas_Bookhouse
    Nulllinie – Felix A. Münter
    Verlag: Papierverzierer
    Taschenbuch: 12,95 €
    Ebook: 3,99 €
    ISBN: 9783959626040
    Erscheinungsdatum: 2. September 2017
    Genre: Thriller
    Seiten: 222
    Inhalt:
    Als ob Oscar mit der Krankheit seiner Tochter nicht schon genug Probleme am Hals gehabt hätte, reist auch noch sein Bruder Alain ab, um irgendwelche journalistischen Nachforschungen in Moldawien anzustellen. Eigentlich hatten sie ausgemacht, dass sich Alain alle zwei Tage bei ihm meldet. Doch auf einmal erfolgen keine weiteren Anrufe. Aus der leichten Beunruhigung wird schnell blanke Angst, da Alain weder auf Anrufe noch auf E-Mails reagiert. Zum Unmut seiner Frau macht sich Oscar, der einst in der Fremdenlegion gedient hat, auf den Weg, seinen Bruder zu suchen. Zwischen intriganten Soldaten, Verrätern und Gangsterbossen beißt er sich durch, um der dünnen Fährte seines Bruders zu folgen
    Ein Thriller, der eindeutig mehr Wahrheiten bereithält, als wir es wahrhaben wollen!
    Mein Fazit:
    Zum Cover:
    Das Cover gefällt mir sehr gut und passt sehr schön zum Titel. Es wurde nicht zu viel schnick schnack verwendet, perfekt. Die Farbwahl gefällt mir auch gut, hier ist alles stimmig.
    Zum Buch:
    Oscar fliegt auf der Suche nach seinem Bruder nach Moldawien, denn er befürchtet Alain sei in Gefahr. Er verlässt seine Frau und seine kranke Tochter wirklich nur ungern, aber hier geht es eben um seinen Bruder und das ist nun mal auch Familie.
    In Moldawien angekommen, ist es schwieriger seinen Bruder aufzuspüren als gedacht und Auskünfte gibt es hier auch nur gegen Bezahlung.
    Wird Oscar seinen Bruder finden?
    Ich war hier gleich zu Anfang schon von der Geschichte gefesselt, sie beginnt spannend und zieht sich auch spannend durch das ganze Buch. Der Schreibstil ist flüssig und, wie ich finde, sehr realistisch. Etwa ab der Mitte dachte ich mir schon worauf es hinausläuft, aber das hat das Lesevergnügen nicht eingeschränkt.
    Die Protagonisten sind sehr gut erzählt und herausgearbeitet, wie finde und man fühlt und leidet mit ihnen mit. Oscar ist mir richtig ans Herz gewachsen und ich fand ihn auch sehr realistisch dargestellt. Auch seine Zeit bei der Legion wurde hier sehr gut mit eingebaut und es rettete das ein oder andere Mal sein Leben.
    Wir haben hier ein Thema, was wie ich denke immer noch Brand aktuell ist und man darüber auch nicht hinweg sehen sollte. Hier möchte ich die schwarzen Ziffern gar nicht wissen, denn das würde mir noch viel mehr Angst machen, als man sowieso schon hat.
    Das Ende ist nochmal ein richtiger Schockmoment, zumindest ging es mir so. Hätte ich mir doch etwas anderes gewünscht, aber so ist es nun mal. Nicht immer läuft es im Leben so wie man es möchte und es gibt Hürden zu überwinden.
    Wer jetzt wissen möchte um welches Thema es geht, dem kann ich dieses Buch nur nahe legen, es ist spannend, realistisch und regt einem zum nachdenken an.
    Ich gebe hier 5 von 5 Sternen, weil es für mich eine klare Empfehlung ist.
  19. Cover des Buches Totenbraut (ISBN: 9783473543915)
    Nina Blazon

    Totenbraut

     (799)
    Aktuelle Rezension von: RosenMidnight

    Beim Lesen dieses Buches fragt man sich lange, ob es sich um Fantasy oder einen historischen Roman handelt. Es ist letzteres, doch die Autorin schafft eine mystische Atmosphäre und verknüpft die phantastischen Vorstellungen der Charaktere mit der Realität. Eine wunderbar mysteriöse Atmosphäre, in die sie Jasna, ihre Hauptfigur, führt. Man rätselt gerne mit und begleitet Jasna auf der Suche nach der Wahrheit und dabei, wie sie sich in ihrem neuen Leben zurechtfindet. 

    Der Stil ist angenehm und leicht zu lesen. Hilfreich sind die kurzen Anmerkungen zur Aussprache in Namen und Begriffen im Slawischen. Das macht das Lesen leichter und die Verwendung der Sprache die Geschichte authentischer und greifbarer. 


  20. Cover des Buches Bring mich ans Licht (ISBN: 9783741271403)
    Kim Rylee

    Bring mich ans Licht

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Isa_He

    „Bring mich ans Licht“ ist mein erstes Buch der Autorin. Durch eine Lesung der Autorin wurde ich auf das Buch aufmerksam und der Inhalt machte mich neugierig. Im Buch geht es um die Entführung von Marianna Lowe. Nun stellt sich die Frage: Was hat es mit der Entführung einer Büroangestellten auf sich? Steckt dort mehr dahinter?

    Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und fesselnd. Die kurzen Kapitel ließen mich schnell in die Story eintauchen. Die Geschichte wird aus den verschiedensten Perspektiven erzählt. Am Anfang des Buches wechselt man auch zwischen Mariannas Entführung, die sich in der Vergangenheit abspielt und der Gegenwart, als Kommissar Held anfängt zu ermitteln. Dieser Wechsel gefiel mir sehr gut. Mir persönlich wechselten die Sichtweisen zwischen den Charakteren aber etwas zu häufig, sodass ich das ein oder andere mal kurz den Überblick verlor und mein Lesefluss ins Stocken geriet. 

    Die Charaktere an sich fand ich sehr lebendig gestaltet. Gerade bei Marianna erkannte man sehr gut, wie sehr ihr die Entführung zu schaffen machte. Ebenfalls waren viele der Charaktere für die ein oder andere Überraschung gut, die ich nicht so erwartet hatte. 

    Überrascht und auch etwas irritiert war ich, dass der Thriller in eine ganz andere Richtung ging, als ich eigentlich gedacht hatte. Für mich hat die Mischung zwischen Spannung, einigen brutalen Szenen und auch seichtere Szenen gut gepasst und ich habe gespannt die Handlung verfolgt.

    Alles in allem gefiel mir der Thriller gut. Er bietet eine interessante Handlung und Spannung bis zum Schluss. Ich vergebe vier Sterne und kann das Buch wärmstens weiterempfehlen.


  21. Cover des Buches Die Uralte Metropole - Lilith (ISBN: 9783453529113)
    Christoph Marzi

    Die Uralte Metropole - Lilith

     (402)
    Aktuelle Rezension von: BeeLu
    * Teil zwei einer Reihe*


    Der Auftakt 'Lycidas' der Reihe aus der Uralten Metropole hat mir schon außerordentlich gut gefallen, sodass ich den Nachfolgeband 'Lilith' nicht lange liegen lassen konnte! 
    Mein Wiedersehen mit vielen liebgewonnenen Charakteren (Ich möchte auch Dinsdale das Irrlicht haben!) war herzlich und es gesellen sich noch neue tolle Figuren dazu!
    Es ist einige Zeit seit den Geschehnissen vom letzten Weihnachtsfest vergangen und Emily und Aurora leben sich bei ihren neuen Pflegeeltern ein, sie besuchen eine "normale" Schule und versuchen, ein weitgehend normales Leben zu führen. Beide erhalten Unterricht von Wittgenstein und dem Elfen Micklewhite und gerade Emily baut ihre Trickster-Fähigkeiten aus. Doch die Vergangenheit ruht nicht und schnell wird klar, dass es in der Uralten Metropole Unruhen gibt, außerdem gilt es weiterhin, Kontakt zur kleinen Mara herzustellen.
    Jack the Ripper treibt sein Unwesen und auch andere Geschöpfe sind auf den Plan gerufen. Und was hat es mit der mysteriösen Lilith auf sich, um die sich alles zu drehen scheint?
    Wiedereinmal toll! Sofort hatte Marzi mich wieder abgeholt und in die Uralte Metropole eintauchen lassen. Ich liebe diese düstere, gruselige Welt! 
    Im Gegensatz zu 'Lycidas' geht es hier etwas geradliniger vor, es gibt weniger verwirrende Zeitsprünge, dafür ist es für meinen Geschmack stellenweise ein wenig langatmig gewesen. Aber wirklich nur ein wenig. Der schrullige Wittgenstein ist wieder Erzähler und ich liebe seine trockene Art, von den Geschehnissen zu berichten. Ein bisschen holprig wird es, wenn er als allwissender Erzähler von Gedanken und Gegebenheiten berichtet, die er so gar nicht oder nur schwer wissen kann (vielleicht wurde es ihm im Nachhinein auch einfach erzählt?) aber ich finde diese überheblich angehauchte Art ganz passend zu diesem Charakter. 
    Die Verbindung zwischen Emily und Aurora ist sehr eng und die Zuneigung und den Halt, den beide sich gegenseitig geben wird nahezu durch die Seiten greifbar.
    Marzi vermengt ägyptische Götter, griechische Sagen und Mythen gekonnt miteinander und lässt in der Jetztzeit zusätzlich noch den Flair vom viktorianischen London entstehen - und erzeugt trotzdem eine spannende und stimmige Welt!
    Der nächste Band wird definitiv nicht mehr lange ungelesen bei mir verweilen!

  22. Cover des Buches Liebe macht zornesblind (ISBN: 9788868391911)
    Ralph Neubauer

    Liebe macht zornesblind

     (21)
    Aktuelle Rezension von: mk83
    Ein meiner Meinung nach sehr gut gelungener Südtirolkrimi. Wird es Commissario Fameo gelingen den Fall aufzulösen? Spannend und fesselnd erzählt
  23. Cover des Buches Die toten Bücher (ISBN: 9783956741975)
    Michael Kurfer

    Die toten Bücher

     (27)
    Aktuelle Rezension von: Katha76
    Ich habe von Anfang bis Ende mitgefiebert. Einiges konnte man vorher sehen, das empfand ich aber nicht als Nachteil, im Gegenteil man wurde direkt danach wieder überrascht. Dies hielt die Spannung. 
    Die Charaktere wurden ausreichend beschrieben, so dass ich ein Bild vor Augen hatte. Obwohl die meisten Namen mit einem M begangen, habe ich sie nicht verwechselt.
    Der Schreibstil hat mir gut gefallen, flüssig und leicht, aber mit Anspruch. Kurz gesagt: Es hat mir sehr gut gefallen! 
  24. Cover des Buches Der Scheiterhaufen (ISBN: 9783518424988)
    György Dragomán

    Der Scheiterhaufen

     (9)
    Aktuelle Rezension von: Himmelfarb
    "Der Scheiterhaufen" von György Dragoman überwältigt den Leser, lässt ihn erschöpft, aber begeistert zurück. Man klappt den Roman zu und weiß, dass man etwas gelernt hat. Das ist, besonders in diesen Tagen, sehr wertvoll. Dragomans Roman erzählt uns etwas über Europa, über die Welt, über uns. Was ist gut, was ist böse? Was ist richtig, was ist falsch? Die Heldin dieses komplexen Werks ist die 13 jährige Emma, ein Waisenkind, welches eines Tages von seiner Großmutter aus dem Heim geholt wird, in dem es seit dem Unfalltod der Eltern lebt. Die Großmutter nimmt Emma mit in ihre Stadt und ganz langsam beginnt das Mädchen die Geheimnisse der Vergangenheit zu enträtseln. Mystisch geht es zu in Dragomans Geschichte, märchenhaft und grausam. Alte Rechnungen eines untergegangenen Regimes müssen bezahlt werden und wer damals auf der richtigen Seite war, ist heute auf der falschen. Politisch ist dieses Buch aktueller denn je. Muss man für seine politischen Überzeugungen bezahlen? Und kann Schuld jemals getilgt werden? Emma wird mit der Vergangenheit ihrer Eltern und Großeltern konfrontiert, ja, muss dafür büßen. Befreien kann sie sich nur selbst. "Der Scheiterhaufen" steht symbolisch für die Dinge, die man hinter sich lassen muss, um gestärkt aus der Asche aufzusteigen. So gesehen ist Dragomans großer Roman ein Monolith der europäischen Literatur!

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