Bücher mit dem Tag "rotlichtmilieu"
73 Bücher
- Rita Falk
Zwetschgendatschikomplott
(74)Aktuelle Rezension von: LilyWinterDa legt eine Krähe dem Rudi einen Finger auf den Balkon, grauselig. Und wo ein Finger, da sollten ja bekanntlicherweise noch mehr Finger sein bzw. andere Körperteile. Das Dreamteam begibt sich auf die Suche und wird recht schnell fündig. Doch wer ist der Täter? Und wo ist die Susi?
Das ist mittlerweile mein 6. Eberhofer Roman und diesmal war es so spannend, dass ich gar nicht absetzen mochte! Herrlich diese kleine Anspielung auf die Autorin!
- Amber & Berg
Pandora
(57)Aktuelle Rezension von: StephanusBerlin im Jahr 1948. Die Stadt liegt in Trümmern und das Leben beginnt sich wieder zu organisieren. So auch die Unterwelt, die rasch aus dem Mangel Kapital schlägt und Schieber gelangen zu großem Reichtum. Vor diesem Hintergrund muss der neu nach Berlin gekommene Kommissar Hans-Joachim Stein den Mord an einem Schieberkönig aufklären. Sehr bald merkt er, dass die Polizei selbst nicht immer auf dem Weg des Gesetzes geht und die neu gegründete Mordkommission Berlin West noch weit von einer normalen Polizeibehörde entfernt ist. Die Ermittlungen führen ihn in die Halb- und Unterwelt der Stadt und oft gerät Stein an eine Mauer des Schweigens. Als ein weiterer Mord passiert versucht sein Chef diesen zu vertuschen und Stein merkt sehr schnell, dass der Geist des Nationalsozialismus noch allgegenwärtig ist. Mit Hilfe seines Assistenten, an seinem Chef vorbei, gelingt ihm aber schließlich die Aufklärung der Verbrechen.
Die Handlung wird vom Autor im Berlin der Nachkriegszeit eingebettet. Dabei wird zunächst sehr detailreich die Stadt und die Situation der Stadt gezeichnet. Leider kommen die einzelnen Charaktere dabei ein wenig zu kurz und bleiben teils schemenhaft. Die Krimi-Handlung ist ordentlich konstruiert, leidet aber ein wenig an den vielen Orten, die beschrieben werden. Die Spannung hält sich dabei in Grenzen. Die Behandlung des Nationalsozialismus gerät dann ab der Mitte des Buches zu dominant und lässt die Krimi-Handlung fast in den Hintergrund treten. Das Buch war für mich daher leider nur Durchschnitt und es gibt andere Autoren, die den Spagat aus Krimi und Nazionalsozialismus in Berlin deutlich besser bewerkstelligt haben.
- Simone Buchholz
Revolverherz
(74)Aktuelle Rezension von: TefelzIch hatte das Glück ein Buch zu gewinnen und obwohl schon am Ende der Serie, gelang es der Autorin mich zu fesseln und ich bin neugierig auf die Reihe geworden. Also habe ich mir den ersten Teil besorgt und bin begeistert.
Geschichte: Eine Staatsanwältin, die so völlig anders ist als der Rest. Die lieber selbst ermittelt, mitehemaligen viel jüngeren Kriminellen schläft, permanent einen dicken Kopf hat , ins Stadion geht und St.Pauli über alles liebt. Frauen werden ermordet und mit Perücken versehen an Stellen platziert und drapiert, dass es wie ein Knstwerk aussieht.Faller von der Polizei versteht sich schon eher als Ihr Vater und der Krimi ist schon fast Beiwerk. Hier geht und steht alles um Chastity Riley, die Hamburger Staatsanwältin...
Schreibstil und Personen: Das riesige Plus, ist der Schreibstil und vor allem wie Simone Buchholz die Personen darstellt und wie Sie über St.Pauli berichtet, so dass einem absoluten Nicht-Hamburger alles plastisch vor Augen geführt wird. Rituale unter Kriminellen, Ehre und Zusammenhalt. Eine Staatsanwältin die sich sowieso an keine Regeln hält aber auch Ihre Leute schützt und völlig abtauchen und Party machen kann. Die Personen die sie dabei begleiten , sind auch alle etwas Besonderes . Faller, Klatsche, Betty und wer auch immer alles auftaucht, hat seinen Platz verdient.
Meinung: Um so eine Art Mensch beschreiben zu können, vermute ich muss doch auch einiges in einem selbst stecken, das unbedingt raus will.Der Auftakt dieser Reihe ist jedenfalls wundervoll und hebt sich von den meisten Reihen völlig ab. Kein Einheitsbrei und super Darsteller, verbunden mit einer sehr cooken Staatsanwältin, sorgen für einen Glanzpunkt im Krimiwesen.
Fazit: Von mir gibt es 5 Sterne für eine Reihe, die ich weiter verfolgen werde.
- Magdalena Nirva
Magdalena 24h
(57)Aktuelle Rezension von: Jessica-buchmomentMagdalena’s Leben nur als abenteuerlich zu bezeichnen ist schon untertrieben. Ich denke, jeder kann sich vorstellen, dass so ein Leben als Ecort-Girl sehr turbulent ist. Es ist schon krass, mal einen so unverblümten Einblick in die Szene zu erhalten. Und es ist auch sehr krass zu lesen, auf was manche Menschen doch so stehen.
Es ist aber natürlich immer ein bisschen schwierig, eine Biographie zu rezensieren, denn hier gelten ja doch etwas andere Maßstäbe als bei einem Roman. Man trifft hier nicht auf erfundene Personen, die ihre erfundene Geschichte erleben, sondern auf die Realität. Magdalena’s Realität ist auf jeden Fall sehr interessant. Sie hat sehr viel erlebt in ihrem Job und das, was im Buch steht, ist davon natürlich nur ein kleiner Ausschnitt.
Es gibt viele Leute, die Vorurteile Escort-Girls und/oder Prostituierten gegenüber haben, in diesem Buch wird aber einmal mehr deutlich, dass so etwas totaler Schwachsinn ist. Ich hatte zu keiner Zeit den Eindruck, dass Magdalena zu irgendwas gezwungen wird, was sie partout nicht möchte. Sie nimmt keine Drogen und so wie ich es herausgelesen habe, trinkt sie auch nicht viel Alkohol. Das sind ja so Dinge, die viele oft einfach unterstellen.
Fazit
Ich habe das Buch sehr schnell durchgelesen, da es in seinem angenehmen Schreibstil geschrieben ist. Es ist interessant und gibt einen Einblick in eine Welt, die einem so doch oft mehr oder weniger verborgen bleibt, zumindest der tiefere Einblick hinein. - Mina Teichert
Mieze undercover
(57)Aktuelle Rezension von: StupsMieze Moll, ihres Zeichens Hausfrau und Mutter, will wieder arbeiten. Nicht weil sie muss, sondern weil sie die Themen Haushalt, Kindererziehung, Impfungen, Küche, Kindergarten… nicht mehr als alleinige Aufgaben möchte. Sie will zurück in ihren Beruf und gefordert werden. Die Jobsuche gestaltet sich nicht als so einfach wie gedacht, aber dann landet sie als Schreibkraft bei der Polizei. Durch ihr direkt, aber sehr liebenswerte, leider auch manchmal tollpatschige Art bleibt sie aber nicht lange am Schreibtisch.
Ich mochte Mieze von Anfang an sehr gerne, auch ihre Tochter Lou brachte mich häufiger zum Lachen. Sie stolperte von einen „Unglück“ ins nächste, aber mit ihrer Art kann ihr niemand lange böse sein. Da sie aber eine ausgeprägte Beobachtungs- und Kombinationsgabe besitzt kann sie den Ermittlungen durchaus behilflich sein, bringt sich aber auch mal selbst in Gefahr.
Der Vergleich mit Daniela Katzenberger wird ihr schon gerecht. Sie schafft den Spagat prima (im wahrsten Sinne des Wortes :-) )zwischen Haushalt, Kind und Job. Eine tolle, lockere, leichte, lustige, charmante Lektüre für zwischendurch.
Fazit: Hoffentlich folgen noch viele weitere, witzige und spannende Fälle mit Mieze Moll!
- Britta Bolt
Das Haus der verlorenen Seelen
(35)Aktuelle Rezension von: kassandra1010Der zweite Fall für Pieter Posthumus
Pieter Posthumus ist Angestellter bei der Amsterdamer Stadtverwaltung. Als Nachlassverwalter einsamer Toter löst er deren Hinterlassenschaften auf und kümmert sich rührend um deren Bestattung.
Im Dolle Hond, der beliebten Eckkneipe von Anna verbring Pieter gerne seinen Sonntagnachmittag bei Kaffee und Kuchen. Als Marloes, die Nachbarin, völlig aufgelöst dort auftaucht, gerät alles aus den gewohnten Fugen.
In Marloes Gästehaus liegt Zig tot und blutüberströmt in dessen Zimmer. Pieter kann es mal wieder nicht lassen und beschließt, gemeinsam mit Anna, Zigs Mord aufzuklären. Doch alles entwickelt sich in die falsche Richtung. Marloes wird verhaftet und ihr soll der Prozess gemacht werden. Pieter fühlt sich schuldig und das Verhältnis zu Anna verschlechtert sich täglich.
Das kann Pieter nur schwer ertragen und beschließt, gemeinsam mit der Hilfe von Anna, seiner Nichte und Jungjournalistin Merle und seinem Teilzeitpoeten Cornelius den Fall nochmal neu aufzurollen.
Ausgerechnet Zigs Hobbie, bekannte Gemälde zu kopieren, bringt Pieter auf die richtige Spur.
Das Autorenduo Britta Bolt, bestehend aus Britta Böhler und Rodney Bolt, schaffen es mal wieder spielend, einen in das kleine beschauliche Amsterdamer Milieu hineinzuziehen.
Es überschlagen sich die Theorien über Schuld und Unschuld. Das Viertel steht kurz vor einem Wandel. Mit Bolt blickt man mit der Lupe auf dieses kleine Stadtviertel und gleichzeitig jedoch immer auch auf das aktuelle Zeitgeschehen weltweit.
Drogenkriege, Immobilienhaie und die Verstrickungen verschiedener Untergrundorganisationen machen es der Polizei nicht gerade leicht, all die Zusammenhänge nachzuvollziehen und Fälle im Milieu schnell zu lösen.
Pieter Posthumus schafft es jedoch mit Feingefühl, Kombination und der Unterstützung seiner Freunde, aus seinem Milieu, trotz all der Umstände dort, eine Heimat zu kreieren. Dabei darf natürlich Anna und ihr Doller Hond natürlich nicht fehlen.
- Micha Krämer
Tod im Lokschuppen
(42)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerMicha Krämer´s Tod im Lokschuppen habe ich schon einmal, vor einer ganzen Weile gelesen. Da ich euch nun nach und nach die Ganze Reihe vorstellen möchte, beginne ich bei Nina Morettis erstem Fall.
Es ist Ninas erster Tag im ruhigen Betzdorf im Westerwald, zumindest ist es ruhig bis zum Zeitpunkt, als ein ermordeter und verstümmelter Geschäftsmann im alten Lokschuppen gefunden wird. Dass das Opfer auch einige Feinde hatte und scheinbar ein Doppelleben führte, war schnell klar. Doch warum musste er so grausam sterben?
Doch der Fall wird noch rätselhafter, denn schon am Folgetag wird der Pfarrer der Gemeinde in der Kirche tot aufgefunden, erschossen vor dem Altar.
Wie hängen die beiden Morde zusammen? Welches Motiv hat der Täter und warum scheint die Spur ins Rotlichmillieu zu führen?
Micha Krämer hat mit diesem Buch einen wahnsinnig tollen und spannenden Auftakt einer Reihe geschaffen, die inzwischen ganze 12 Bände umfasst.
Die Geschichte ist super spannend geschrieben, ich habe das Buch geradezu verschlungen.
Der Fall an sich ist schon wahnsinnig fesselnd, ich habe während des Lesens mitgefiebert und mitgerätselt, jedoch habe ich mit dem Ausgang nicht gerechnet.
Micha hat eine tolle Art zu schreiben, denn die Geschichte ist locker und leicht geschrieben, aber verliert dabei zu keinem Zeitpunkt an Spannung.
Die Protagonistin Nina Moretti habe ich sofort ins Herz schließen können, ich mag ihre Art echt gerne, ihr Vorgehen bei den Ermittlungen ist gut durchdacht und authentisch. Auch die anderen Charaktere der Geschichte konnten mich überzeugen, es sind einige Personen dabei auf die wir immer wieder in den anderen Teilen treffen werden.
Ich kann diese Buchreihe nur vollstens empfehlen, für alle die es etwas lustiger mögen empehle ich auch die Langeoog- Reihe, sie ist mein persönlicher Liebling!
- Wolfgang Burger
Tödliche Geliebte
(24)Aktuelle Rezension von: Igelmanu66Das Geschoss hatte den Toten mitten im Gesicht getroffen, dabei die Nase zerschmettert und war vermutlich am Hinterkopf wieder ausgetreten.
»Gucken sie mal!« Bud Spencer deutete auf die Füße des Toten, die in Puma-Sportschuhen steckten, deren alarmrote Schnürsenkel nicht gebunden waren. »Der Killer hat versucht, den armen Kerl auch noch anzuzünden!«Ein neuer rätselhafter Fall beschäftigt Kriminaloberrat Alexander Gerlach und seine Heidelberger Kollegen. Ein junger Wissenschaftler wurde in seiner Wohnung erschossen, dann angezündet und wieder gelöscht. Bei ihren Ermittlungen werden die Beamten auf eine junge Frau aufmerksam, die scheinbar seit einiger Zeit mit dem Opfer befreundet war, sich stets sehr bedeckt und scheu präsentierte und die nun plötzlich verschwunden ist. Die Suche nach ihr wird Alexander und sein Team in einen wahren Sog von Verbrechen ziehen, der Mord an dem Wissenschaftler war scheinbar nur der Anfang…
Es hat mich nicht überrascht, aber auch diesen elften Band aus der Reihe um Alexander Gerlach habe ich wieder von vorne bis hinten genossen. Die Krimihandlung ist raffiniert und spannend, wartet mit immer neuen Spuren, Ansätzen und falschen Fährten auf und hatte bis zum Ende Überraschungen parat. Die Ermittlungsarbeit wirkte logisch und schlüssig und ebenfalls wie erwartet war sie wieder eine tolle Teamarbeit der Heidelberger Polizisten. Als Besonderheit darf diesmal der von schwerer Krankheit genesene Rolf Runkel endlich mal zeigen, was in ihm steckt!
Alexander mochte ich schon immer, er ist ein schlauer Kopf und dabei so herrlich menschlich mit seinen diversen Schwächen. Wobei er mit seinen sechzehnjährigen Zwillingstöchtern zumindest in diesem Band viel besser zurechtkommt – scheinbar ist er an seiner Aufgabe gewachsen. Allerdings sorgt nun eine andere Stelle für privaten Ärger, nämlich seine Mutter, die eines Tages bei ihm auftaucht und beabsichtigt, zu bleiben. Ich bin jetzt schon gespannt, wie es an dieser Front im nächsten Band weitergeht! Ein Einsteigen in die Reihe ist mit jedem Band möglich, Vorkenntnisse sind nicht notwendig.
Fazit: Diese Reihe ist für mich mittlerweile ein Garant für gute und intelligente Krimiunterhaltung, spannend und mit einem ordentlichen Schuss Humor.
»Oma nervt euch ziemlich, was?«
Sarah seufzte. … »Irgendwie ist sie ja auch ganz witzig. … Und weißt du, was sie uns gestern gefragt hat? … Ob wir einen alten Laptop für sie hätten. … Sie will, dass wir ihr einen Facebookaccount einrichten. Wahrscheinlich schickt sie uns eine Freundschaftsanfrage. Was sollen wir dann machen?« - Margie Orford
Blutsbräute
(134)Aktuelle Rezension von: EngelmelDie Ermittlungen von Profilerin dr. Clare Hart werden anschaulich, für meinen Begriff jedoch nicht spannend dargestellt. Die Beschreibung der Taten und des Täters sind besser gelungen und erzeugen so die nötige Spannung, die dafür sorgt, das Buch nicht nach den ersten Kapiteln fortzulegen. Denn gerade am Anfang konnte mich die Geschichte nur wenig fesseln, sodass ich mit zusammengebissenen Zähnen mich hindurch gequält habe ... erst nach ca der Hälfte wurde es etwas besser zu lesen, auch weil man dann mehr in der Geschichte drin war.
Das Geschehen umzu hätte ich mir mehr/besser umschrieben gewünscht, gerade im Hinblick auf Menschenhandel, Prostitution - gerade auch aufgrund der Tatsache, dass dies Buch in Kapstadt spielt. Auch eine bessere Umschreibung der Orte wäre schöner gewesen.
Mein Fazit: Für meinen "Geschmack" zu leichtsinnig geschrieben, keine genaueren Beschreibungen der Umstände, fehlende Spannung - ein Buch welches ich nicht nochmal lesen würde, jedoch für diejenigen, die in dieses Genre einsteigen möchten gut geeignet ist
- Dirk Kubowicz
Bierengel - Ein Ruhrgebiets-Krimi
(16)Aktuelle Rezension von: achillesals "Marlowe für Arme" bezeichnet sich der Protagonist selbst.
Als Fan von Regional-Krimis war ich sehr gespannt auf den Ruhrgebietskrimi "Bierengel" von Dirk Kubowicz. Das Cover fand ich sehr ansprechend, schlicht und ohne Schnörkel.
Leider wurde ich weder mit der Figur des erfolglosen Privatdetektivs Mike Frühauf so richtig warm noch hat mich die Krimihandlung so richtig gefesselt. Es reicht nicht aus, dass der Detektiv ständig Bier und Schnaps trinkt und gefühlt alle paar Seiten verprügelt wird. Dadurch entsteht keine Persönlichkeit, an deren Ecken und Kanten man sich reiben kann. Und es entsteht auch nicht automatisch ein Krimi noir.
Auch die Schilderungen des Ruhrgebiets haben mich nicht überzeugt. Die Sprache wird nicht getroffen und der etwas schroffe Charme der Bewohner des Ruhrgebiets wird nicht sichtbar.
Es wird auch nicht so ganz klar, wie es Frühauf schließendlich doch gelingt mit Hilfe seines ständig akloholvernebelten Gehirns den Fall zu lösen. Mehrfach war ich versucht, dass Buch nicht zu Ende zu lesen.
Drei Sterne bekommt das Buch von mir, weil das Cover ansprechend ist, die Schilderungen des Rotlichtmilieus beeindrucken und einige Figuren authentisch erscheinen. - Jan Seghers
Die Akte Rosenherz
(95)Aktuelle Rezension von: IgnoFrankfurt im Jahr 1966. In ihrer Wohnung wird die Edelprostituierte Karin Rosenherz brutal abgeschlachtet aufgefunden. Das Verbrechen macht Schlagzeilen, nur neun Jahre stand Frankfurt mit durch den Mord an Rosemarie Nitribitt im Rampenlicht. Und ebenso wie im Fall Nitribitt kann kein Mörder überführt werden.
2005 wird Kommissar Marthaler auf den Fall aufmerksam gemacht. Ein Kunstraub, bei dem Tereza schwer verletzt wird, scheint im Zusammenhang mit dem Fall Rosenherz zu stehen. Marthaler macht sich daran, mit der Vergangenheit aufzuräumen.Die Akte Rosenherz erscheint seit 2010 bei Rowohlt und umfasst 480 Seiten. Das Buch ist der vierte Band in Seghers Reihe Kommissar Marthaler ermittelt.
Marthalers vierter Fall spielt zeitlich etwa 4 Monate nach Partitur des Todes, also im Jahr 2005. Tereza ist schwanger, Marthaler hat daher die neugegründete Cold-Case-Unit der Frankfurter Mordkommission übernommen, um mehr Zeit für Tereza und in Zukunft ihr Kind zu haben. Als Tereza ein Gemälde des Städels überstellen soll, wird der Transport überfallen und sie angeschossen und schwer verletzt. Durch Arne Grüter, den Chefreporter des City-Express‘, wird Marthaler auf eine Verbindung mit dem lange zurückliegenden Mord an Karin Rosenherz gebracht. Widerwillig lässt er sich auf einen Handel mit Grüter ein.
Als die junge Journalistenschülerin Anna Buchwald auf die Wiederaufnahme der Ermittlungen im Fall Rosenherz aufmerksam wird, fährt sie kurzerhand nach Frankfurt, um sich an die Ermittler zu hängen. Für ihre Aufnahme an der Journalistenschule hat sie ein vielgelobtes Dossier über den Fall geschrieben und nie mit ihm abgeschlossen. Da das einzige verbliebene Exemplar der Rosenherz-Akte in Annas Händen ist, sieht sich Marthaler gezwungen, mit ihr zusammen zu arbeiten.
Als historische Vorlage dient Seghers der Fall Helga Matura, aus der er Karin Rosenherz gemacht hat. Verweise zum Fall Rosemarie Nitribitt, dem anderen großen Prostituiertenmord in Frankfurt, finden sich ebenfalls im Buch. Die historischen Hintergründe zum Fall Matura sind zwar korrekt, die Geschichte, die Seghers um den Mord konstruiert, ist aber Fiktion.
Die Akte Rosenherz ist in einiger Hinsicht anders als die bisherigen Fälle Marthalers. Sein Team von der MK1 kommt weitgehend nicht vor und wird auch nicht weiterentwickelt, da Marthaler durch den Wechsel in die Cold-Case-Unit sowieso nicht mehr an aktuellen Fällen arbeiten soll und seine Ermittlungen in diesem speziellen Fall weitgehend an den Behörden vorbei stattfinden. Verantwortlich dafür ist auch, dass er mit Arne Grüter kooperiert, was mir tatsächlich schwer zu glauben fiel. Die Geschichte der beiden ist so stark von Ablehnung geprägt und Grüter hat Marthaler in der Vergangenheit mehr als ein Mal übel mitgespielt. Dass Grüter ihn für eine Story ansprechen würde, wenn er ihn braucht, das würde ich nie bestreiten. Dass Marthaler sich aber darauf einlässt, das wollte mir wirklich nicht ganz in den Kopf.
Demzufolge finde ich es auch etwas schade, dass Seghers seine Medienkritik hier etwas abgeschwächt hat. Grüter, der bisher das Inbild unethischen Journalismusses war, wird ein gutes Stück reingewaschen und sympathisch gemacht. Das passiert in der Realität leider auch zu oft, wie das große Tagesblatt mit den vier Buchstaben immer wieder beweist, und dass es funktioniert, finde ich grundlegend falsch. Daher bin ich nicht allzu glücklich, wenn es in der Literatur auch noch gespiegelt wird.
Abseits dieser Kritik bleibt Die Akte Rosenherz aber ein spannender Hessenkrimi. Der Fall ist dieses Mal nicht so lange undurchsichtig, wie es in den vergangenen Bänden der Fall war. Trotzdem ist er spannend aufgebaut und durch die Vorlage auch mit einigen Fakten gespickt, über die man sonst wohl eher selten stolpert. Mit der Figur Anna Buchwald führt Seghers einen neuen Charakter ein, sie wird in Die Sterntaler-Verschwörung wieder eine Rolle spielen. Auch Hans-Dieter Herrmann, der geschasste Ex-Leiter der Mordkommissionen hat wieder eine Rolle.
Die Leseempfehlung bleibt, wie bei allen Marthaler-Bänden. Jan Seghers schreibt tolle Hessenkrimis, da steht auch Die Akte Rosenherz in nichts nach. Meine Kritikpunkte verbuche ich eher unter Geschmackssache.
- Lyl Boyd
Der Sozius
(73)Aktuelle Rezension von: Sandra8811Warum habe ich mich für das Buch entschieden?
Ich wurde vom Autor nach meiner Meinung zum Buch gefragt ;-)Cover:
Das schwarze Cover mit den weißen Streifen wirkt unheilvoll und deutet für mich beim ersten Blick auf einen Thriller hin. Es macht auf alle Fälle neugierig auf den Inhalt.Inhalt:
Teresa will Schriftstellerin werden und befindet sich auf dem besten Weg dorthin, allerdings stehen ihre Eltern nicht gerade hinter ihr. Seit sie ihre neueste Geschichte schreibt und für diese eine Person im Rotlicht-Milieu in den 70er Jahren studiert passieren merkwürdige Dinge und sie fühlt sich verfolgt. Bildet sie sich alles ein oder existierte diese Person wirklich?Handlung und Thematik:
Das Buch empfand ich eher als Kurzgeschichte, was ich aber sehr gut fand. Die Story geht direkt ohne großartige Einleitung los. Sie wird aus zwei Perspektiven erzählt, der des Sozius und der von Teresa. Beide Handlungsstränge sind interessant und mitreißend. Cool fand ich, dass man nicht wusste, ob es sich um eine Verschwörungstheorie handelt oder nicht. Besonders das Ende finde ich überraschend und passend.Charaktere:
Ich will hier gar nicht so sehr auf die Charaktere an sich eingehen, da ich hier niemanden spoilern möchte. Ich fand die handelnden Personen ausreichend gut beschrieben und dadurch, dass man nicht immer alles über sie wusste, blieb es interessant.Schreibstil:
Das Buch lässt sich gut und schnell lesen, da die Story flüssig geschrieben ist. Es gab nicht zu viel Schnick Schnack, sondern der Autor bleib beim Wesentlichen, was mir sehr gut gefällt. Einzig und allein die Zeitsprünge waren mir nicht deutlich genug. Zum Beispiel war der Sozius erst in einer Bar, dann auf einmal auf der Couch bei Paul und auf einmal war dann Natalie da. Oder aber als Teresa Strafe zahlen musste und dann ZACK, gings mit Schneider weiter. Es kann sein, dass dies auch einfach an der eBook-Version lag und die Absätze in meiner Auflösung verloren gingen. Bis auf diesen Punkt war aber immer alles gleich verständlich.Persönliche Gesamtbewertung:
Ein sehr gelungenes Werk des mir bisher unbekannten Autors. Ich mochte die Kurzgeschichten Elemente und dass dennoch so viel drin steckte. - Alex Ryber
Die im Dunkeln warten
(10)Aktuelle Rezension von: sommerleseRostock. Im Schutz der Dunkelheit wird auf einer Segelyacht ein Mann ermordet, die Leiche entdeckt ein Fischer kurz darauf in seinem Netz. Der Tote ist der Finanzberate Augustin Golombek, wurde er von einem geprellten Kunden ermordet? Oder führt die Spur doch zu Golombeks Kontakten ins Rotlichtmilieu? Hauptkommissar Jan Adrian von der Rostocker Mordkommission übernimmtden Fall.
"Vor seinen Augen tanzten nackte, kolumbianische Mädchen. Sie sprangen auf und ab. Auf und ab, auf und ab. Dann tanzten sie nicht mehr. Nie mehr." Zitat Seite 124
Dieser kurze Krimi hat es in sich. Golombeks Tod scheint niemanden zu erschüttern, seine Familie hat sich von ihm abgewandt. Die Nachforschungen sind verwirrend, denn der Tote war beteiligt beim illegalen Frauenhandel. Es könnte aber auch jemand aus Polizeikreisen sein, den Golombek um sein angelegte Geld geprellt hat.
Wir erleben im Haupterzählstrang Jan Adrian bei seinen Ermittlungen und erfahren auch Einzelheiten seiner ungewöhnlichen Kindheit. Er ist Anfang dreißig und ein Einzelgänger, als Ermittler ist er richtig gut. Die anderen Ermittler seines Teams lernt man nicht näher kennen.
Ein anderer Erzählstrang begleitet den Täter und ein weiterer beschäftigt sich mit Jelena, die zur Prostitution in Deutschland gezwungen wurde.
Vom Erzählstil her lässt sich der Krimi gut weglesen, auf große Ausschmückungen wurde mehr oder weniger verzichtet. So wirkt der Krimi sehr zielgerichtet und abwechslungsreich und steigert sich noch aufgrund der Handlung durch einige Actionszenen bis zum Ende.
Etwas mehr Regionalcharakter und Spannung hätte der Krimi schon haben können, ansonsten ist der Fall vielschichtig und packend. Hinter dem Fall stecken einige menschliche Tragödien, sie zeigen, welche Folgen daraus entstehen können.
- Leo Fischl
Mord am Meer
(18)Aktuelle Rezension von: Angeliques_LeseeckeKommissar Jürgen Kempner aus Hannover soll seine Kollegen in Cuxhaven bei einem grausamen Mord unterstützen. Ermordet wurde die 23-jährige Bäckereiverkäuferin Christina Friedrich, sie wurde mit heißem Wachs übergossen und ist elendig erstickt.
Leider erhält Kommissar Kempner keine Unterstützung von seinen Kollegen, eher behindern sie ihn bei seinen Ermittlungen. Die Kollegen sind der Meinung, dass sie keine Unterstützung aus der Landeshauptstadt haben brauchen… sie sind der Meinung, dass es sich um einen Serientäter handelt.
Unterstützung erhält Kempner von seiner Kollegin Paula Petersen aus Hannover. Kempner vermutet eine Beziehungstat hinter diesem Mord. Die Ermittlungen führen Kempner und Petersen von Cuxhaven über Delmenhorst nach Bremerhaven und sie entdecken, dass das Opfer etwas zu verbergen hatte.
"Mord am Meer" ist ein gelungenes Krimi-Debüt von Leo Fischl und hat mir einen spannenden Nachmittag beschert. Der flüssige und lockere Schreibstil haben es möglich gemacht.
Die Spannung wird langsam aufgebaut, steigert sich im Laufe des Buches und das Ende hat mich total überrascht.
Die Protagonisten sind authentisch und lebendig, Kempner und Petersen sind mir gleich sympathisch. Am Anfang tat Kempner mir echt leid, als ihn keiner aus Cuxhaven unterstützen wollte. Hier kommen die sturen Norddeutschen nicht so gut weg, aber wir können auch anders.
Die bildhaften Beschreibungen von Land und Leute finde ich gut gelungen, ich hatte das Gefühl als ob ich mitten im Fall bin. Auch konnte ich die Einsamkeit von Kempner nachvollziehen und förmlich spüren.
Fazit:
Ein gelungenes Debüt, etwas für Zwischendurch!!!
Über einem weiteren Fall von Kempner und Petersen würde ich mich freuen. - Petra Ivanov
Fremde Hände
(23)Aktuelle Rezension von: DandyBei " Fremde Hände" von Petra Ivanov handelt es sich um den ersten Band der Reihe ;Flint und Cavalli.
Zürich Nord: MüllverbrennungsanlageIn einer Autodachbox wird die Leiche einer jungen Frau gefunden.
Im Züricher Rotlichtmilieu kommen Kriminalpolizist Cavalli und Bezirksanwältin Flint , Frauenhändlern auf die Spur, die vor nichts zurückschrecken. Um so undurchsichtiger die Spuren werden, desto klarer erscheint das Motiv: Geld.Ein zweiter Mord geschieht, dieser hat viel mit dem Fall aber nichts mit Geld zu tun.Flint und Cavalli kämpfen gegen ihre Liebe an, In der Vergangenheit hat diese sie bereits an den Abgrund geführt.
Die Geschichte hat mir sehr gefallen, da sie "leider" sehr nah an der Realität ist. Ich hatte während dem Lesen das Gefühl, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat und sich sehr viele Gedanken über Zwangsprostitution und Menschenhandel gemacht hat.Sehr ausführlich, schockierend wird über deren Leben berichtet und die Emotionen der Leser anspricht.
Zur Auflockerung des sehr ernsthaften Themas kommen immer wieder Passagen, in denen es um die Beziehung zwischen Flint und Cavalli geht. Diese Passagen sind recht kurz gehalten, sodass sie nicht vom eigentlichen Fall ablenken und die Spannung nicht unterbrechen.
Die vielen Wendungen und Irrwegen, was den Täter und die Hintergründe betrifft, tragen zu der über das ganzen Buch verlaufenden Spannung bei.
Die Geschichte lässt sich flüssig lesen und ich war sofort in der Geschichte gefangen. Der Plot ist gut konstruiert und plausibel.
Ich empfehle dieses Buch weiter.
- Mara Ferr
41 Rue Loubert
(23)Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis"In den letzten vierzig Jahren erschien es manch einem als himmlische Pforte zur vollkommenen Glückseligkeit. Manch einem aber erschien dahinter der Tod."
Mit diesen Worten beginnt und endet dieser ungewöhnliche Krimi. Hinter diesem Tor verbirgt sich ein Nobelpuff, in dem die exklusiven Wünsche von hochrangigen und betuchten Männer erfüllt werden.
Louise ist die Besitzerin dieses Etablissements, die obwohl schon sechzig auch noch selbst Hand anlegt.
Als innerhalb eines Jahres 18 angesehene Persönlichkeiten der Pariser Gesellschaft und Politik verschwinden, keimt in Inspecteur Marcel der Gedanke, dass Louise ihre Finger hier im Spiel hat.
Da auch Marcels Vorgesetzter zu Louises Kunden gehört, ist das Katz- und Maus-Spiel um eine Facette reicher. Denn der Prefect hat Angst das 19. Opfer zu sein, kann sich aber der Faszination Louises nicht entziehen. Deswegen verrät er die kommende Hausdurchsuchung und Marcel findet keine Beweise.
Meine Meinung:
Das Buch, das nicht vordergründig auf die Ermittlungen abzielt, ist in drei Handlungsstränge gegliedert, die sich immer wieder berühren und dann wieder auseinander driften.
Neben Louise und Inspecteur Marcel spielen Hendrik und sein schwer behinderter Sohn ein große Rolle.
Louise verbirgt ihr Innerstes vor allen Menschen und erscheint als coole, durchorganisierte Geschäftsfrau.
Elegant werden die Vorgänge im Puff nur angedeutet. Das gefällt mir, denn in unserer übersättigten Welt ist die Andeutung die Ausnahme.
Fazit:
EIn ungewöhnlicher Krimi, der mich gut unterhalten hat. Gerne gebe ich dafür 4 Sterne.
- Sonia Rossi
Fucking Berlin
(585)Aktuelle Rezension von: Jenni078In diesem Buch lernen wir die Schattenseiten Berlins kennen. Die Geschichte ist offen und ehrlich, hier wird nichts beschönigt.
Das Buch erzählt die Geschichte von Sonia Rossi, einer Studentin und Teilzeit-Hure. Um ihr Studium und zu finanzieren muss sie sich prostituieren, damit sie genug Geld nach Hause bringt, um sich und ihren Freund durchfüttern zu können.
Das Buch ist erschreckend ehrlich und regt zum nachdenken an. - Robert Harris
Aurora
(61)Aktuelle Rezension von: HoldenEin packender Thriller, der in der Nachwendezeit in Rußland spielt und die Atmosphäre zur Zeit Stalins genauso wie zur Zeit in den Neunzigern einfängt: "Fluke" Kelso nimmt als Historiker an einem Geschichtssymposium in Moskau teil, als ihn ein ehemaliger Gulaginsasse und sehr trinkfester (Vorsicht Klischee!!) Zeitzeuge aufsucht und ihm von einem geheimen Tagebuch Stalins erzählt. In dem Zusammenhang wird (ähnlich wie in der aktuellen Graphic novel "The death of Stalin" und deren angeblich grottenschlechter Verfilmung) die Geschichte von Stalins Tod erzählt, die superspannend erzählt wird, und mit dem wißbegierigen Fernsehreporter O`Brian macht Fluke sich schnell auf die Suche, das Geheimnis von Stalins Notizbuch zu ergründen...Eine tolle Schilderung der Stalinzeit und der Boris-Jelzin-Zeit (hicks), die immer noch weit verbreitete Stalin-Verehrung macht einen frösteln. - Angelika Lauriel
Tote Frauen lügen nicht
(22)Aktuelle Rezension von: DorGerIch wusste nicht, dass es sich hier um das Buch innerhalb einer Serie handelt, vielleicht war das Teil des Problem. Rückbezüge, die Kopfzwillinge, die Beziehungen haben teilweise keinen rechten Sinn ergeben bzw. haben mir Entwicklungs- und Hintergrundinfos gefehlt. Die Geschichte entwickelt sich sehr gemächlich, die seitenlangen Gedichte hab ich zu meiner Schande irgendwann ungelesen übersprungen. Gut, Stalker sind ja selten Ratios bester Freund, mir hat sich deren Sinn einfach nicht erschlossen - was war des Absenders Absicht?
Die Personenausarbeitung hat mir da schon besser gefallen, die war durchaus interessant. Als Einstieg in die Buchreihe ist dieses aber nicht empfehlenswert.
Sehr gut: ein einzelner Tippfehler.
Liebes Lovelybooks-Team, Frau Lauriel ist nicht C.S. Harris und somit nicht die Autorin der St. Cyr-Romane.
- Heinrich Mann
Professor Unrat oder Das Ende eines eines Tyrannen
(193)Aktuelle Rezension von: AndreasKueckDa er Raat hieß, nannte die ganze Schule ihn Unrat. Nichts konnte einfacher und natürlicher sein. Der oder jener Professor wechselten zuweilen ihr Pseudonym. […] Unrat aber trug den seinigen seit vielen Generationen, der ganzen Stadt war er geläufig, seine Kollegen benutzen ihn außerhalb des Gymnasiums und auch drinnen, sobald er den Rücken drehte. […] Man brauchte nur auf dem Schulhof, sobald er vorbeikam, einander zuzuschreien: „Riecht es hier nicht nach Unrat?“ Oder: „Oho! Ich wittere Unrat!“ Und sofort zuckte der Alte heftig mit der Schulter […] und sandte schief aus seinen Brillengläsern einen grünen Blick, den die Schüler falsch nannten und der scheu und rachsüchtig war: der Blick eines Tyrannen mit schlechtem Gewissen, der in den Falten der Mäntel nach Dolchen späht. (Original-Zitat aus dem Roman)
…doch besagter Professor Unrat kann seinen Verleumdern „nichts beweisen“. Diese Schmach nagt an ihm und lässt ihn umso tyrannischer mit seinen Mitmenschen umgehen. Zumal in seinem Weltbild sie alle unwert erscheinen, um von seinem „Spiritus Rector“ zu profitieren. Besonders hat er die Schüler Lohmann, von Ertzum und Kieselack auf den Kieker, deren provokant selbstbewusste Art ihn anwidert und seinen Hass schürt. Zudem hegt er den Verdacht, dass sie die unflätige Verballhornung seines Namens weiter provozieren und sich zudem in zwielichtigen Etablissements aufhalten, um dort die Gesellschaft von unmoralischen Weibsbildern zu suchen. Dies gilt es, erbarmungslos aufzudecken, um die schändlichen Übeltäter von der Schule zu verbannen. So heftet sich der Professor an die Fersen seiner Schüler und landet in der Vergnügungskneipe „Der blaue Engel“, in der die Künstlerin Fröhlich Nacht für Nacht das Publikum in ihren Bann zieht. Unversehens verfällt auch der so tugendhaft erscheinende Professor dem herben Charme der jungen Schönen. Beide gehen eine toxische Verbindung ein: Mit der Liaison mit der Künstlerin Fröhlich verbannte er das von ihm so verhasste Schüler-Trio in seine Schranken. Gleichzeitig nutzt er ihre reizvolle Attraktivität, indem sie ihm Sirenen-gleich seine ehemaligen wie aktuellen Peiniger anlockt, die er dann genüsslich in den finanziellen wie auch gesellschaftlichen Ruin zieht. Die Künstlerin Fröhlich sieht ihre Verbindung deutlich pragmatischer: Für sie bedeutet die Ehe mit dem Professor in erster Linie einen gesellschaftlichen Aufstieg, wirtschaftliche Absicherung und einen Hauch von Ehrbarkeit. Dabei versucht sie verzweifelt die manischen Wutausbrüche ihres Gatten zu zügeln. Doch dessen unberechenbares Temperament machen sie zum Gespött in der ganzen Stadt und reißt schlussendlich beide hinab in den Abgrund…!
In nur wenigen Monaten schrieb Heinrich Mann seinen (späteren) Erfolgsroman, der 1905 veröffentlicht werden sollte. Seine Kritik an der damaligen Gesellschaft, die ein scheinheilig-biederes Bürgertum propagierte aber dieses gleichzeitig nicht glaubwürdig zelebrierte, fand nicht die ungeteilte Begeisterung der Leserschaft. Vielmehr hielt der Autor den Leser*innen einen Spiegel vor, der höchst unvorteilhaft das eigene Denken und Handeln offenbarte. Fleiß, Zucht und Ordnung galten als erstrebenswerte Tugenden, die nur von den wenigsten Bürgerinnen und Bürger erreicht werden konnten. Mehrheitlich wurde verlogen versucht, den Schein zu wahren, und mit Erleichterung auf potenzielle Übeltätet mit dem Finger gezeigt, um von der eigenen Unzulänglichkeit abzulenken.
Mann beschreibt sehr eindringlich den Untergang eines von seinen Mitmenschen verspotteten Spießbürgers, der sich moralisch über alle/s stellt, dennoch leidenschaftlich den Reizen eines leichten Frauenzimmers verfällt und somit seine gesellschaftliche Stellung verspielt. Während er seine Protagonist*innen in den Dialogen an den Konventionen des Bürgertums festhalten lässt, offenbart er in den inneren Monologen die wirkliche Meinung der Figuren. Und gerade diese inneren Monologe erzeugen eine vibrierende Dynamik in der Geschichte: Als Leser fühlte ich mich wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen. Seite für Seite bäumt sich die Handlung immer weiter hinauf in die Höhe, um dann am Ende – beinah unspektakulär – in sich zusammenzufallen.
Manns Sprache mutet charmant altmodisch an und spiegelt deutlich den Duktus des wilhelminischen Kaiserreichs wider. Er verwendet Satzkonstellationen, die beim Lesen aufmerken lassen, und verwendet Worte an Stellen, die für unser heutiges Empfinden ungewohnt erscheinen.
Mit der Figur des Professor Unrats schuf Heinrich Mann einen Prototyp des Tyrannen, der unbarmherzig, menschenverachtend und ohne Mitgefühl agiert, dessen Untergang allerdings vorbestimmt scheint. Sein Roman ist für mich ein Paradebeispiel für Gesellschaftskritik in der Literatur, die so versuchte, Einfluss auf politische Situationen zu nehmen.
- Rita Falk
Zwetschgendatschikomplott
(373)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDer 5. Band hat mich mit einen schalen Beigeschmack zurückgelassen. Da mir hier einiges ziemlich überladen war. Mittlerweile verlaufen einfach so viele Nebenhandlungen. Die Susi hier, Niederkaltenkirchen da. Dann der Rudi und dann noch die Steffi (die, ich nur bedingt mag).
Der Fall ist ziemlich schnell Nebensache und alles geht gewohnt drunter und drüber.
Irgendwie hat mir hier diesmal das gewisse Extra gefehlt, klar waren einige humorvolle Passagen dabei und ich werde auch den nächsten Band lesen, in der Hoffnung, das dieser wieder spannender wird und nicht wieder so ein Unsinn ist. - Helene Tursten
Die Tote im Keller
(65)Aktuelle Rezension von: LennyIch finde es immer sehr gut auch die private Seite des Ermittlers kennenzulernen! Das kommt hier oft vor und es ist einiges los! Der Fall ist anspruchsvoll und der Lösung bedarf es einigen Spürsinn zu beweisen. Das Buch hatte ein paar Längen, es hat mir aber trotzdem sehr gefallen. Ich vergebe 4 Sterne! Mit dem Ende habe ich nicht gerechnet....
- Regine Kölpin
Vergangen ist nicht vorbei
(10)Aktuelle Rezension von: tigerbeaDer Inhaber einer großen Immobilienfirma in Wilhelmshaven, Hartmut Meckenwald, wird von seinem Enkel Carsten erwürgt in seinem Büro aufgefunden. Kommissarin Petra Erdmann beginnt ihre Ermittlungen und entdeckt, daß Meckenwald mit einer Prostituierten verabredet war. Als jedoch Meckenwalds Frau Birthe anonyme Hinweise über die Vergangenheit der Familie ihres Mannes bekommt, nimmt der Fall eine Wendung in eine andere Richtung. Birthe gelingt es, die geheimen Geschehnisse aufzudecken und bringt sich damit immer mehr in Gefahr.
Mit diesem Buch ist Regine Kölpin wieder ein sehr spannender Krimi gelungen. Der Spannungsbogen ist von Beginn an sehr hoch und schwächelt an keiner Stelle. Die Charaktere sind äußerst liebevoll beschrieben, so daß man sofort einen Bezug zu ihnen herstellen kann. Sie wirken sehr realistisch und man hat das Gefühl, sie sehr gut zu kennen. Regine Kölpin hat einen wundervollen Schreibstil, der sehr anschaulich ist ohne sich jedoch in Einzelheiten zu ergehen. Man kann sich auch durch ihre kurzen Beschreibungen sehr gut in die Handlung, die Charaktere und die Örtlichkeiten hineinversetzen.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen!
- Rocko Schamoni
Große Freiheit
(36)Aktuelle Rezension von: Chris666Mir persönlich hat das Buch gut gefallen. Es ist kurzweilig und unterhaltsam. Keine Hochkultur, aber das erwartet glaube ich auch niemand von den Büchern Schamonis. Eine nette Gute-Nacht-Lektüre, welche die intellektuellen Fähigkeiten sicherlich nicht überstrapaziert.