Bücher mit dem Tag "romanbiografie"
85 Bücher
- Torsten Seifert
Wer ist B. Traven?
(83)Aktuelle Rezension von: AspasiaVor der Lektüre dieses Buches, die nun zugegebenermaßen schon ein paar Monate her ist, wußte ich eines mit Gewissheit…
Ja, auch, wer B. Traven ist, wusste ich schon vorher, ich meine, ich kannte den Namen, weil ich als lesewütige Zehnjährige seinen Roman Totenschiff im Bücherregal entdeckte hatte, und ich, da ich den Titel schrecklich spannend fand, mich der nicht wirklich kindgerechten Lektüre mit Entdeckereifer widmete, als ich dann merkte, dass ich das über den Inhalt eigentlich nicht sagen würde, habe ich trotzdem wacker bis zur letzten Seite durchgehalten, weil das die pädagogische Bedingung für das Lesen von Erwachsenenbüchern war.
Was ich nämlich bis zur Lektüre von Torsten Seiferts Erstling mit Gewissheit zu wissen glaubte, ist, dass ich zu einer aussterbenden Art gehöre, man sieht es mir von außen nicht an, aber ich bin ein politisch inkorrektes Pipi Langstrumpf-Mädchen! Und die haben es nicht so mit den großen Abenteuern in der Literatur.
Ich traue es mich kaum zu gestehen: Huckleberry Finn, Schatz im Silbersee, Moby Dick, Schatzinsel… schafften es wegen der Erfahrung mit dem Totenschiff nicht auf meine Leseliste.
Als dann noch Seiferts Debut mit den großen amerikanischen „hardboiled novels“ verglichen wurde, dessen hartschaligen Helden, für mich Weichei nie & never an Agatha Christies spitzfindige Miss Marple & ihren bissigen Hercule Poirot oder auch an Patricia Highsmiths aalglatter Mr. Ripley heranreichen können, war das für mich also eher ein weiteres Argument gegen einen Lektüreversuch.
Aber nun hatte er doch den 2017 erstmals auf der Frankfurter Buchmesse verliehenen Blogbuster, den Preis der Literaturblogger, gewonnen, vergeben von einer Bloggerjury um den Initiator Tobias Nazemi (Buchrevier), dessen Art Rezensionen zu verfassen ich schätze, da war meine Neugierde dann doch größer als meine kindlichen Vorurteile.
Also gab ich dem 2. Abenteuerroman meines Lebens eine Chance.
Seiferts Held Leon ist ein Reporter von altem Schrott & Korn, also bewaffnet mit Bleistift & Din A5 Notizblock, den es 1947 auf der Suche nach der wahren Identität des erfolgreichen Autors B. Traven nach Zentralamerika verschlägt, wo gerade der große John Houston den Traven Roman „Der Schatz der Sierra Madre“ verfilmt. Dort lenken ihn zwar sagenumwobenen Bogart & Bacall ab, aber der geheimnisumwitterte Erfolgsautor, von dem auch das allwissende Internet heute noch nicht viel weiß, & sein Spürsinn führen ihn nach Wien, um dann zurück nach Mexico, um das Geheimnis zu lüften.
Spätestens ab Bogart imaginiert der Leser den Romaninhalt nur noch in schwarz-weiß & ab Wien hört man sogar als Hintergrundmusik das Harry-Limes-Theme von Karas.
Der Abenteuerroman entpuppt sich also recht bald als nostalgische Tour de force à la Hollywood, als das noch legendär war. Seifert spielt gekonnt mit den Versatzstücken unseres popkulturellen Erinnerung, dazu schnelle Szenenwechsel à la Tarantino, das alles unterhält auch ein Mädchen-Mädchen wie mich, die sich dann demnächst auch mal an dem "Graf von Monte Christo" versucht. - Ilona Jerger
Und Marx stand still in Darwins Garten
(137)Aktuelle Rezension von: MartinAKarl Marx war ein deutscher Philosoph, Ökonom, Gesellschaftstheoretiker, politischer Journalist, Historiker, Protagonist der Arbeiterbewegung sowie Kritiker des Kapitalismus und der Religion. Bekannt geworden ist er vor allem als Verfasser von DAS KAPITAL. Im Laufe seines Lebens reiste Marx durch viele Teile Europas, bis er 1849 gezwungen war in London ins Exil zu gehen. Die britische Staatsbürgerschaft wurde ihm verweigert. Er starb 1883 in London.
Charles Darwin war ein britischer Naturforscher. Er gilt wegen seiner wesentlichen Beiträge zur Evolutionstheorie als einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler.
Ob Marx tatsächlich still in Darwins Garten stand oder ob die beiden tatsächlich ein gemeinsames Abendessen verbracht haben, wie es Ilona Jerger in ihrem Roman beschreibt ist nicht. überliefert. In UND MARX STAND STILL IN DARWINS GARTEN treffen Fiktion und Realität aufeinander. Ilona Jerger beschreibt die letzten Jahre zweier alter Herren, die durch den Arzt Doktor Beckett (eine fiktive Person) verbunden werden. Darwin stellt dabei die Hauptperson dar, ihm sind die meisten Seiten gewidmet, aber natürlich kommt auch Marx nicht zu kurz.
In einem angenehmen Schreibstil, mit dem einen oder anderen Augenzwinkern, der es dem Leser erleichtert sich im ausgehenden 19. Jahrhundert zurecht zu finden, schreibt Ilona Jerger über Evolution und Glauben, über den Kampf der Arbeiterklasse, über Rankenfüßer und Regenwürmer. Neben Marx und Darwin haben auch andere Zeitgenossen (Engels, Liebknecht …) kleine Auftritte und ehe man es sich versieht ist das kurzweilige Buch beendet, ohne großer Dramatik, aber doch sehr gefühlvoll (sofern man das bei solchen Originalen wie Marx und Darwin sagen kann).
Ein Buch, das den Leser dazu verleitet mehr über Marx und Darwin zu erfahren. - Julian Barnes
Der Lärm der Zeit
(82)Aktuelle Rezension von: mabo63Wie lebt man in einer Zeit voller Angst und Schrecken, unter dem Regime von Stalin und vor allem wie lebt man als Künstler in einer solchen Zeit? Kann man das überhaubt Leben nennen oder ist es in Wahrheit nicht ein andauerndes 'überleben'?
Der Roman mit biografischen Hintergrund erzählt vom Leben des Dmitri Dmitrijewitch Schostakowitsch (wohl einer der bedeutensten russischen Komponisten des 20. Jahrhundert).
Nachdem Schostakowitsch bei Stalin in Ungnade gefallen war (das sei keine Musik sondern albernes Zeug) - fürchtet er um sein Leben: er wäre nicht der erste Komponist oder Künstler der plötzlich einfach 'verschwindet' oder einen tragischen Unfall hat..
Er muss sich mit der Macht arangieren um zu überleben, hält u.a. an einem Musikerkongress in den USA eine propagandistische Rede für den sowjetischen Staat, fühlt sich derart unter Druck dass er gar andere Kunstschaffende verleumdet.
Und immer ist da die Angst die ihn umgibt, in der er lebt.
"Das warten auf die Exekution ist eines der Themen die mich mein Leben lang gemartert haben, viele Seiten meiner Musik sprechen davon"
D. Schostakowitsch
oder wie schreibt Barnes eindrücklich:
.. 'das Leben war noch nicht mit ihm fertig. Das Leben war die Katze, die den Papagei am Schwanz die Treppe hinunterzog; sein Kopf knallte gegen jede Stufe.'
Leseempfehlung.
- Paula McLain
Lady Africa
(68)Aktuelle Rezension von: monerlStichworte:
Romanbiografie, fiktionale Biografie, starke Frau, Kenia, Birtisch-Ostafrika
Handlung 4 - Beryls Leben nur bis zur Überquerung des Atlantik
Sprache & Stil 5 - schön und spannend zu lesen, tolle landschaftl. Beschreibungen
Charaktere 5 - Personen aus Beryls Leben
Spannung & Abenteuer 4 - spannend mit kleinen Längen
Ende 3 - passend zum Prolog, dennoch recht abrupt
Gesamtwertung
4,2 / 5
Fazit:
Von der Mutter ver- und in Kenia dem Vater überlassen, wuchs Beryl ganz frei und glücklich auf einer Pferdefarm auf. Das änderte sich, als sie in die Pubertät kam und eine Anstandsdame eingestellt wurde, die Beryl auf das Leben einer britischen Frau vorbereiten sollte. Doch Beryl ließ sich nur bedingt etwas aufzwingen und rebellierte ihr Leben lang. Sie kämpfte für ihr Recht für die Selbstbestimmung über ihr eigenes Leben, was im 20. Jahrhundert nicht gern gesehen und verurteilt wurde.
In diesem Roman bringt die Autorin den Leser*innen die starke und selbstbewuste Frau näher, die später als die Frau in die Geschichtsbücher eingeht, die als erste Frau den Atlantik in Ost-West-Richtung überflogen hat. Doch dies ist kein “Fliegerbuch”, denn das Buch endet genau damit.
Paula McLain schreibt über Beryls Kindheit und ihren Weg als erste lizenzierte Trainerin für Rennpferde bis zur Fliegerei. Sehr spannend und sehr intensiv begleitet man die Protagonistin auf ihrem steinigen und oftmals sehr schmerzhaften Weg. Ich habe einiges über die Zeit der britischen Protektorate und Kronkolonien gelernt. Zudem bringt die Autorin den Leser*innen Kenia durch die wundervollen landschaftlichen Beschreibungen näher.
Ich dachte jedoch, ich würde mehr über die Flugpionierin erfahren und war in dieser Hinsicht etwas enttäuscht. Zudem hätte ich mir auch mehr Informationen über die Politik und auch mehr Landschaftsbeschreibungen gewünscht.
Nach der Lektüre informierte ich mich deshalb weiter und intensiver über Beryl Markham, ihr weiteres Leben und die britische Kolonialzeit. Insgesamt aber dennoch ein sehr lesenswertes Buch! - Connie Palmen
Du sagst es
(54)Aktuelle Rezension von: BriAls sich Sylvia Plath 1963 mit nur 30 Jahren das Leben nimmt, ist das, was sie sich so sehnlichst erhofft hatte, für sie noch nicht erkennbar. Posthum wird sie als eine der größten amerikanischen Schriftstellerinnen gefeiert werden. Über die Umstände oder die Beweggründe, die sie diesen finalen Schritt gehen ließen, wurde und wird viel spekuliert. Plaths Ehemann Ted Hughes steht dabei meist im Mittelpunkt. Sein Werk wurde bereits zu Lebzeiten hoch geachtet und Plath hatte daran einen großen Anteil. Hughes selbst hat sich lange Zeit überhaupt nicht zu den Vorwürfen geäußert, er habe Plath in den Selbstmord getrieben, geäußert. Unterstützt wurden diese Behauptungen durch vielfache Aussagen von Menschen, die Plath und Hughes als Paar kannten, aber auch durch Plath großen Roman „Die Glasglocke“, der zum Klassiker der feministischen Literatur wurde. 1998 allerdings veröffentlichte Hughes eine Sammlung von Gedichten mit dem Titel „Birthday Letters“. Ein Zyklus von 88 an Sylvia Plath gerichteten Gedichten, die sein Schweigen zu der sicher nicht einfachen Beziehung der beiden brachen und den Connie Palmen zum Anlass nahm, diese Beziehung in einem Roman aus Ted Hughes Sicht zu beleuchten.
Palmen gibt Hughes eine Stimme, die sehr ausgewogen scheint. In einem langen (inneren) Monolog erzählt er, wie er Plath kennenlernt, sich ihrer beider Liebe stürmisch entwickelt und er hofft, ihr helfen zu können. Beider schriftstellerische Ambitionen sollen voneinander profitieren. Doch zunächst ist es Plath, die Hughes zu mehr Aufmerksamkeit verschafft. Sie selbst wird immer wieder von Zweifeln gequält, die durch eine allgemeine Ablehnung ihrer Arbeiten verstärkt werden. Hughes versucht ihre emotionalen Schwankungen, ihre psychische Disposition zu „heilen“, indem er sich einiger esoterischer Hilfsmittel bedient. Palmen zeigt seine Überzeugung, damit Gutes zu tun eindrücklich und versteckt dabei nicht seine zwar gut gemeinte aber fatale Fehleinschätzung bezüglich der seelischen Gesundheit seiner Frau und vor allem seiner Möglichkeiten, ihr zu helfen, damit umzugehen.
So begleiten wir das Paar durch die wenigen Jahre, die es gemeinsam erlebt hat. Intensiv, von großem Glück und schweren Depressionen geprägt. Palmens unaufgeregter Stil gewinnt durch die einfache Tatsache, dass sie hier den Mann sprechen lässt, der sich in den Jahren nach Plaths Selbstmord kaum bis gar nicht zu seiner Rolle darin geäußert hat. Dabei wird klar, er hat sie geliebt, er hat versucht, ihr zu helfen, aber es nicht vermocht. Dass seine Sicht der Dinge auch eine männliche ist, die manchmal etwas großmütig erscheint und aus heutiger Sicht antiquiert vorkommen mag, ist dem Umstand geschuldet, dass er eben auch Kind seiner Zeit war.
Hätte Hughes jedoch in den Jahren nach Plaths Tod nicht all ihre Texte gesichtet und herausgegeben, dann wäre wohl auch aus dem posthumen Ruhm nichts geworden. Dabei unterschlägt Palmen nicht, dass Hughes erst während der Lektüre der Tagebücher erschüttert feststellen musste, welche Seiten seiner Frau er nicht gesehen hatte. Auch wenn er bei der Herausgabe ihrer Werke kuratierte - oder vielleicht zensierte, wie es manche nennen mögen - so war diese Tat wohl die selbstloseste und liebevollste, die er ihr angedeihen lassen konnte.
Vom Moment ihres selbstgewählten Todes an erbte ich ihre Sprache, wurde zum Ausführenden ihres posthumen Ruhms und vollstreckte damit wie ein Henker das Urteil an mir selbst. Mit der Herausgabe von Ariel reichte ich der Welt den Strang, an dem sie mich - und alle, die sie geliebt hat - aufknüpfen konnte.
Connie Palmen ist mit Du sagst es ein intensiver, manchmal auch schmerzhafter Roman gelungen, der vielleicht etwas Frieden schließen kann, mit gängigen Urteilen und Bewertungen. Eine Beziehung von außen zu bewerten wird nie gelingen, da das System, das zwei Menschen miteinander bilden können, nicht durchdringbar ist. Ich werde lange weiter über diesen Roman nachdenken, werde Werke von Plath und Hughes lesen und warte gespannt darauf, dass das Siegel der Kiste, die Hughes persönlich in das Ted-Hughes-Archiv nach Georgia brachte, 2023, also knapp 25 Jahre nach seinem Tod, aufgebrochen werden darf. Was mag die Kiste wohl so lange gehütet haben - ich werde dieser Spur auf jeden Fall folgen.
- Maria Peters
Die Dirigentin
(86)Aktuelle Rezension von: YukBookDirigentinnen sind noch heute eine Rarität. Wie schwer muss es erst vor hundert Jahren für Frauen gewesen sein, diese Laufbahn einzuschlagen. Eine Vorstellung davon bekommt man in diesem biografischen Roman.
Antonia Brico arbeitet als Platzanweiserin in einer New Yorker Konzerthalle, lässt jedoch nichts unversucht, um ihren Traum zu verwirklichen: eines Tages ein Orchester zu dirigieren. Allerorts stößt die 24-Jährige auf Ablehnung, Spott und Verachtung, doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Ihre Willensstärke und Widerstandskraft haben mich tief beeindruckt.
Sehr interessant sind auch die Nebenfiguren Frank und Robin, die mit ihrer jeweiligen Backstory den Blick auf die Jazzszene und Klassenunterschiede erweitern. Durch den Wechsel zwischen den drei Innenperspektiven werden die Charaktere noch greifbarer und vor allem deutlich, welche Außenwirkung Antonia Brico hat. Neben dieser starken Persönlichkeit und ihrem harten Kampf in der Männerdomäne habe ich auch Wissenswertes über ihre Vorbilder Willem Mengelberg und Albert Schweitzer erfahren.
- Charlotte Roth
Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit
(53)Aktuelle Rezension von: Goldie-hafiDie Bücher von Michael Ende habe ich hoch und runter gelesen! So war es sehr interessant, etwas über das Leben des Autors zu erfahren. Charlotte Roth beschreibt nicht nur die harten Fakten aus Endes Leben, sondern vielmehr auch sehr sensibel die Gefühlsebene. Den Menschen hinter den Büchern wie Momo oder der Unendlichen Geschichte zu finden, ist hier selbst eine große Geschichte, die sich nicht immer sklavisch an die Wahrheit hält, aber durch den tollen Schreibstil, den Leser von Seite zu Seite weiter zieht, bishin zu Ende. Das Buch hat mir viel Spaß gemacht und deshalb gebe ich gerne eine Leseempfehlung ab.
- Paula McLain
Madame Hemingway
(97)Aktuelle Rezension von: VespasiaNachdem ich „Hemingway und ich“ gelesen habe, wo Hemingways dritte Frau, Martha Gellhorn, im Vordergrund steht, musste ich mir einfach auch dieses Buch zulegen. Zum Glück bin ich endlich dazu gekommen, es auch zu lesen. Hemingways erste Frau, Hadley, ist ein ganz anderer Typ Frau als Martha. Auch Hemingway scheint sich in den Jahren etwas verändert zu haben, weshalb es sicher auch interessant wäre, die Bücher direkt hintereinander zu lesen.
Paula McLain schreibt in der ich-Form und haucht Hadley damit direkt Leben und Persönlichkeit ein. Auch, wenn man natürlich immer bedenken muss, dass es sich um einen Roman handelt und nicht alles zu einhundert Prozent authentisch sein kann, finde ich diese Perspektive hier doch gut gewählt. Man kommt Hadley als Person gleich zu Anfang schon sehr nahe, kann ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen und lernt mit ihr zusammen schließlich Ernest Hemingway kennen. Hemingway ist ein wirklich interessanter Charakter; als er Hadley kennenlernt, ist er noch sehr jung und doch schon sehr exzentrisch, eigentlich schon unsympathisch. Diese erste Ehe wird von McLain mit viel Liebe zum Detail dargestellt und lässt sowohl Hadley als auch Ernest zum Vorschein kommen und für den Leser greifbar werden. Auch die Zeit wird eindrucksvoll beschrieben: das Paris der 20er Jahre, das Leben der Künstler, auf die Hadley trifft… all das wird von der Autorin zu einer angenehm lesbaren und unterhaltsamen Geschichte verwoben. Natürlich sollte man schon Interesse an Hemingway als Person haben, um dieses Buch in vollen Zügen genießen zu können, aber auch ohne großartiges Vorwissen kann man das Buch lesen. Für den Einstieg habe ich ein wenig gebraucht, sobald dieser hinter mir lag, habe ich die Lektüre aber sehr genossen.
Interessant war auch, dass einige Passagen aus Ernests Sicht geschrieben waren (wenn auch nicht in der ich-Form). So wurden die Lücken gefüllt, die Hadley nicht füllen konnte. Diese Abschnitte fand ich durchaus gelungen, da sie Einblicke in Ernests Gedankenwelt brachten. Gerade weil seine Perspektive wesentlich schwerer nachzuvollziehen war und er auch eine sehr schwierige Person gewesen zu sein scheint, fand ich den Perspektivwechsel sinnvoll. Auch zu seinen Werken finden sich einige interessante Stellen im Buch, wenngleich Hadley doch die Hauptperson ist und sein Schaffen eher hintenansteht. Jedenfalls hat das Buch mir spontan Lust gemacht, „Paris – Ein Fest fürs Leben“ und „Fiesta“ zu lesen.
Am Ende gibt es für den interessierten Leser auch noch ein Kapitel zu den Quellen sowie ein Interview mit der Autorin, die das Buch noch abrunden. Wer also Interesse hat, nach der Lektüre noch ein wenig weiterzuforschen (und das halte ich für nicht unwahrscheinlich), bekommt die Gelegenheit dazu. Hier wird auch noch einmal klar, dass sich durchaus einige Fakten im Buch versteckt haben und sich die Autorin viel Mühe mit der Recherche gegeben hat.
Fazit: Gut geschriebener Roman über Hadley Richardson und Ernest Hemingway – zwei interessante Persönlichkeiten, die in einer interessanten Zeit gelebt haben.
- Maria Regina Kaiser
Katharina von Bora & Martin Luther
(30)Aktuelle Rezension von: Rose75Da ich von der Autorin schon die Roman-Biographie "Xanthippe - Schöne Braut des Sokrates" mit viel Freude gelesen habe, war ich sehr neugierig auf dieses Buch mit der Lebensgeschichte von Katharina von Bora (1499 - 1552).
Die Erzählung beginnt mit einem jungen Mädchen, das als Waise in die Obhut ihrer Tanten ins Kloster Mariathron übergeben wurde. Dort lernte sie lesen, schreiben und rechnen. So gut es ging, verbrachte sie viel Zeit in der klostereigenen Landwirtschaft. Aus Überzeugung wurde sie eine Braut Christi und ein späterer Aufstieg zur Priorin und Äbtissin zeichnete sich schon früh ab. Durch einen Zufall bekamen sie und Mitschwestern Schriften des Ketzers Luther in die Hände. Katharina fühlte sich sofort angesprochen davon und ihre Gelübde waren nur noch eine Last für sie. An Ostern 1523 fliehen neuen Nonnen aus dem Kloster Mariathron und finden Zuflucht in Wittenberg bei Martin Luther höchstpersönlich. Katharina war dabei und über die Zeit entwickelte sich eine Beziehung zum Doktor Luther.
Frau Kaiser hat sehr glaubwürdig, den historisch - reformatorischen Zeitgeist, die Armut der einfachen Leute, den Bauernkrieg und die Pest, mit dem Lebenslauf von Katharina von Bora verbunden.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich würde gerne weitere Biographien dieser Art lesen.
- Lena Johannson
Die Malerin des Nordlichts
(34)Aktuelle Rezension von: leseratte_lovelybooks„Die Malerin des Nordlichts“ ist ein Roman aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“, in der verschiedene Künstlerinnen, mal mehr, mal weniger bekannt, vorgestellt werden.
Der Klappentext verspricht: Ein Leben für die Kunst, ein Leben für die Liebe.
Norwegen 1922: Signe ist talentiert, ambitioniert und vor allem eins: frei! Endlich hat sie sich aus ihrer unglücklichen Ehe gelöst, und damit von einem Mann, der für ihre große Leidenschaft, die Malerei kein Verständnis hat. In ihrer Jugend lernte sie, an der Seite ihres Onkels, dem Genie Edvard Munch, die schillernde Osloer Bohème kennen. Nun nimmt Signe Unterricht beim Sohn von Paul Gauguin, sie hat sich geschworen, ihr Leben ausschließlich der Kunst zu widmen. Sie will ein Werk hinterlassen, das – ebenso wie die Bilder ihres Onkels – die Menschen bewegt und aufrüttelt. Dann lernt sie Einar kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Als er sich dem Widerstand anschließt, begreift Signe, dass man manchmal alles wagen muss – in der Liebe und in der Kunst.Für mich war es nach dem um Edith Piaf der zweite Band in der Reihe. Während ich bei Edith Piaf das Gefühl hatte, tatsächlich etwas über die Künstlerin und den damaligen Zeitgeist zu erfahren, blieb mir Signe Munch auch nach Lektüre des vorliegenden Buches weitgehend unbekannt. Lena Johannson schafft es zwar im ersten Teil sehr gut, den damaligen Zeitgeist, das vorherrschende Frauenbild, Signes Situation in ihrer Ehe und die Schwierigkeiten, mit denen Signe Munch als geschiedene Frau konfrontiert war, darzustellen, vieles geht aber dann in der anschließenden Liebesgeschichte zu dem jüngeren Musiklehrer Einar Sibke unter.
Als der 2. Weltkrieg Norwegen erreicht, folgt Signe nach einigem Zögern ihrem Mann in den Widerstand, um dann alles zu verlieren, ihren Ehemann, der zunächst verhaftet, dann getötet wird und ihre Kunst, die von den Nationalsozialisten als „entartet“ gebrandmarkt wird. Auch wenn viel Neues über diese weitgehend unbekannte Nichte des großen Edvard Munch berichtet wird, ist die Erzählung doch etwas langatmig und verliert sich in Details.
Als Hörbuch etwas schwierig zu folgen, gerade durch detaillierte Beschreibungen des Malstils, Pinselführung, Farben etc., ich persönlich bin auf das Buch umgestiegen. Alles in allem ein etwas schwächerer Band der Reihe!
- Kazuo Ishiguro
Was vom Tage übrig blieb
(266)Aktuelle Rezension von: AnnetteTraksJuli 1956: Stevens, äußerst pflichtbewusster und seinem Herrn loyal ergebener Butler auf Darlington Hall, erhält nach 7 Jahren wieder einmal einen Brief von Miss Kenton, die vor langer Zeit als Haushälterin ebenfalls auf dem Landgut gearbeitet hatte. Sie hat es dann aber verlassen, um zu heiraten und mit ihrem Mann nach Cornwall zu ziehen.Der Brief setzt bei Stevens eine Gedankenkette in Gang, die darin endet, dass Miss Kenton mit ihrem Engagement und ihren hohen Qualifikationen genau die Richtige sei, um ihm aus einem Dilemma, die aktuelle Personalsituation betreffend, zu helfen. Ihrem Schreiben entnimmt er, dass sie inzwischen getrennt von ihrem Mann lebt und nicht abgeneigt wäre, an ihre alte Arbeitsstätte zurückzukehren. Ob Letzteres wirklich der Fall ist, will Stevens anlässlich eines Besuchs bei ihr in einem persönlichen Gespräch herausfinden.
Mr Farraday, sein neuer Arbeitgeber – Lord Darlington ist mittlerweile verstorben – stellt ihm für die Tour seinen Wagen zur Verfügung. Die mehrtägige Fahrt wird für den Butler auch zu einer Reise in die Vergangenheit, während der er nicht nur diverse Situationen seines Arbeitslebens Revue passieren lässt und dabei räsoniert, was einen guten Butler ausmacht, sondern auch sein Verhältnis zu Miss Kenton überdenkt.
Die Haushälterin hatte sich seinerzeit offenbar in ihn verliebt und immer wieder versucht, ihn aus der Reserve zu locken. Doch Stevens ist und war davon überzeugt, dass man sich in seiner Position keine Emotionen erlauben darf, und hat Gefühle generell nie zugelassen.
Resümee:
Nach „Damals in Nagasaki“ (engl. „A Pale View of Hills“, 1982) und „Der Maler der fließenden Welt“ (engl. „An Artist of the Floating World“, 1986) ist „Was vom Tage übrig blieb“ (engl. „The Remains of the Day“, 1989) der 3. Roman des Japaners Kazuo Ishiguro. Dieser wurde 1989 mit dem Booker Prize ausgezeichnet und 1993 mit Anthony Hopkins und Emma Thompson verfilmt. Zwei Jahre später folgte ein vierter Roman mit dem Titel „Die Ungetrösteten“ (engl. „The Unconsoled“).
2017 erhielt Ishiguro den Nobelpreis für Literatur.
Im Mittelpunkt dieses Romans steht Stevens, ein schon geradezu pflichtbesessener, absolut loyaler Butler, der auf sein Leben zurückblickt. Oberflächlich betrachtet, fährt er entspannt mit dem Auto seines Arbeitgebers, dem Amerikaner Farraday, der auch die Benzinkosten übernimmt, Richtung Cornwall. Er genießt die mehrtägige Auszeit, macht hin und wieder eine Rast, um die Landschaft zu genießen, und kehrt bei gastfreundlichen Menschen ein. Sein Ziel ist das Zuhause von Miss Kenton, der ehemaligen Haushälterin von Darlington Hall, die er hofft, zur Rückkehr bewegen zu können.
Sie hatte damals immer wieder versucht, ihm ihre Liebe zu zeigen. Er jedoch war davon überzeugt, sich in seiner Stellung – egal in welcher Angelegenheit - keinerlei Emotionen erlauben zu dürfen, ist auf ihre Andeutungen nie eingegangen, sondern hat sich hinter seiner beruflichen Professionalität versteckt. In ihrer Verzweiflung hat Miss Kenton dann den Antrag eines anderen Mannes angenommen und Darlington Hall verlassen.
Stevens' anfängliche Überzeugung, dass sie in ihrem ersten Brief nach 7 Jahren signalisiert hat, dass sie gerne an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren würde, wird jedoch, je näher er seinem Fahrt-Ziel kommt, von Zweifeln überschattet. Und tatsächlich lehnt Miss Kenton ab, sodass sich Stevens zutiefst enttäuscht auf den Rückweg macht.
Bei einer Rast kommen ihm die Tränen. Ein Fremder erklärt ihm während des Sonnenuntergangs, dass der Abend die schönste Tageszeit sei, und rät ihm beim Abschied, einfach den (Lebens-) Abend zu genießen. Doch das scheint Stevens unmöglich.
So wie er sich in den Rückkehrabsichten von Miss Kenton getäuscht hat, weil er in ihren Brief etwas hineininterpretiert hat, was er gerne sehen wollte, so hat er auch während seiner langen Dienstzeit stets die Realität ignoriert bzw. nicht bewertet und konsequent in jeder Situation dem Idealbild eines Dieners von hohem Rang nachgeeifert:
Ende der 1930-er Jahre treffen sich auf dem Landsitz Darlington Hall hochrangige Politiker, diskutieren brisante Themen und planen Vorgehensweisen. Stevens organisiert diese Konferenzen, sieht und hört viel, schweigt aber zu allem, bezieht auch, wenn er direkt angesprochen wird, keine Stellung und verpflichtet außerdem das restliche Personal zu Verschwiegenheit über die Vorgänge und zu absoluter Loyalität.
Denn von immens hoher Bedeutung sind für einen guten Butler seines Erachtens Größe und Würde, im Sinne von eiserner Disziplin, Zurückhaltung, stoischer Gelassenheit, Enthaltsamkeit. Das bedeutet für Stevens in der Konsequenz, dass er unter Ausschluss jeglicher Emotionen und eigener Bedürfnisse sein Leben vorbehaltlos dem Beruf und somit seinem Arbeitgeber widmet. Niemals, unter keinen Umständen, darf diese berufliche Identität eines guten Butlers Risse bekommen. Im Gegenteil: Es ist eine Sache der eigenen Ehre, für einen hohen Herrn arbeiten zu dürfen.
Mehr noch: Als er in seinem tiefsten Inneren eingestehen muss, das Lord Darlington ein Nazi-Kollaborateur ist, hält er ihm trotz allem, was er bei den Geheimtreffen im Landsitz mitbekommen hat, weiterhin die Treue und versichert, dass Darlington kein schlechter Mensch sei.
Doch ist diese Haltung, die einer Verleugnung des eigenen Selbst gleichkommt, nicht nur ein Schutz, ein Alibi, um – in jeglicher Beziehung - nicht Stellung beziehen zu müssen, sich emotional und rational nicht angreifbar zu machen?
Aber was bleibt noch übrig, wenn man - im Kleinen am Ende des Tages, im Großen am Lebensabend - erkennen muss, dass man sein gesamtes Dasein, sein ganzes Denken, Fühlen und Handeln auf hehren (Wert-) Vorstellungen aufgebaut hat, die einer Zerstörung des eigenen Ichs gleichkommen? Wenn das gesamte Konstrukt von Größe und Würde eine Selbsttäuschung gewesen ist, die einem schließlich zum Verhängnis geworden ist, und man sein Leben vergeudet hat? Stevens stellt fest, dass Lord Darlington wenigstens eigene Ziele gehabt habe, für die er gekämpft hat, er selbst jedoch hat sich dies stets verwehrt und die eigene Person zu 100% in den Dienst seines Herrn gestellt.
Abschließend noch eine kurze Anmerkung zum Ausdruck: Das Buch kommt mit minimaler Handlung aus, der Inhalt besteht weitestgehend aus gedanklichen Rückblenden des Butlers. Ishiguro beschreibt diese zurückhaltend, geradezu vorsichtig, will niemandem zu nahe treten … drückt dabei jedoch alles aus.
Fazit: ein sehr bemerkenswertes Buch
- Maria Regina Kaiser
Selma Lagerlöf - Die Liebe und der Traum vom Fliegen
(25)Aktuelle Rezension von: yaraa-fransam...denn Selma Lagerlöf war auch eine Frau, die sich für andere Menschen sehr einsetzte, eng mit ihren nordischen Wurzeln verbunden war und das Leben liebte.
Ein Blick auf das wunderschöne Cover schafft bereits Interesse, einmal genauer hinzusehen. Beim Durchblättern fällt sofort auf, mit wie viel Liebe zum Detail hier gearbeitet wurde. Im Anhang finden sich zahlreiche Bilder, die Selma Lagerlöf in verschiedenen Phasen ihres Lebens zeigen. Dazu kommen ausführliche Angaben zu Personen, Orten und Zeiten. Damit schließt sich der Kreis zu den einzelnen Kapiteln, die einen bemerkenswerten Eindruck ermöglichen.
Die ersten Jahre waren nicht leicht, denn nach einer Lähmung und einer Spontanheilung bleibt ein Hüftleiden zurück. Doch schon früh begeistert sich Selma Lagerlöf für Literatur. Sie liest Romane und schreibt Gedichte. Später kommen sogar Theaterstücke hinzu. Ihr Betätigungsfeld ist und bleibt auch während ihres gesamten Lebens vielfältig.
Prägend war ihre jahrelange Freundschaft zu Sophie Elkan. Mit ihr durchlebte sie die Höhen und Tiefen des Lebens. as Band der Verbundenheit reichte bis zu Sophies Tod.
Als freie Schriftstellerin veröffentlichte Selma Lagerlöf viele beeindruckende Werke. Sie erhielt sogar den Nobelpreis für Literatur. Gleichzeitig engagierte sie sich ihr Leben lang für Menschen in Not und die Rechte von Frauen.
Die Romanbiografie gibt in Episoden das Leben der Schriftstellerin wieder. Es handelt sich um verschiedene Jahre, die Unterteilung der Kapitel zeichnet jedoch ein rundes, stimmiges Bild.
- Erik Lorenz
Die Geschichte des Sitting Bull.
(21)Aktuelle Rezension von: Ellaa_Meine Meinung:
•Achtung! Enthält Spuren von Spoilern!• Dieses Buch steckt voller Details, die mit Liebe und viel Mühe ausgearbeitet wurden- das merkt man mit jeder Seite. Wir begleiten den Häuptling Sitting Bull auf seinen Weg als kleinen Jungen- bis hin zum erwachsenen Mann und als Beschützer seines Volkes. Ich kann schonmal sagen: Hin- und wieder hat man definitiv einen Kloß im Hals! Eine tragische, bewegende Geschichte.
Cover: Das Cover des Buches hat mir sofort gefallen. :)
Wir sehen zunächst das stolze Gesicht eines Mannes- hohe Wangenknochen, sein alterndes Gesicht voller Ernst und Anmut, welches uns entgegenblickt. Rechts kann man einen Adler erkennen, weiter links einen Soldaten mit blauer Uniform auf braunem Pferd. Alles Dinge die uns in diesem Buch begleiten werden.
Unten ist ein Tal abgebildet- sehr grün, mit einem Fluss und umgeben von Fels und Gestein.
Das Ganze wirkt wie gemalt- was es defintiv auch wurde. Ein super schönes Cover, welches zum Stöbern einlädt. Noch ein absolutes Pluspünktchen, sind die unzähligen, teils atemberaubenden Illustrationen! Egal ob es kleine Abbildungen von z.b. Friedenspfeifen sind oder abstrakte, riesige Bilder zu Schlachten. Hier kommt garantiert jeder auf seine Kosten. :)
Schreibstil: Der Schreibstil war insgesamt gut verständlich und hat mir daher ganz gut gefallen. Wie für eine Biographie typisch, (auch wenn sie geschichtenhaft aufgezogen wurde) ist alles sehr sachlich geschrieben worden.
Hier gibt es wenig Emotionen, aber ich mochte das distanzierte erzählen dennoch gerne. Es ist unparteiisch, obwohl man trotzdem die tiefe Bewunderung des Autors herauslesen kann. Kein Wunder bei so einem herausragenden Häuptling, der soviel für sein Volk geleistet hat.
Idee: Die Idee des Buches hat mir sehr Gut gefallen.
Das Buch lässt sich in eine Einführung, einen Hauptteil und ein Nachwort gliedern.
Die Einführung fande ich wirklich sehr schön. Wir lernen einen Jungen und seinen Großvater kennen, der ihm, jetzt wo er alt genug ist, seine Stammesgeschichte erzählen möchte. Er soll die Traditionen lernen und die Geschichte des größten aller Häuptlinge erfahren: Des Sitting Bull.
Anhand von bemalten Stücken, die noch von Sitting Bull selbst gemalt wurden, erzählt der Großvater also seine Geschichte.
Und wir gelangen direkt in den Hauptteil.
Sitting Bull hat sich bereits als Kind und Jugendlicher einen Namen gemacht- er antwortet besonnen, entscheidet klug und kann schon erhebliche Erfolge in einzelnen Aufgaben erzielen. Schon mit jungen Jahren darf er an der wichtigen Büffeljagd teilnehmen, wo er auch sogleich einen tödlichen Schuss erzielen kann.
Nicht so wie andere, nimmt er nicht den nächstbesten Büffel- welches eine Kuh mit Kalb gewesen wäre, sondern entscheidet sich um. Eine weise und hochachtungsvolle Entscheidung, wie man es auch in der weiteren Geschichte von ihm gewohnt ist. Sein Volk wird nämlich unmittelbar bedroht: Blauröcke (Soldaten) und somit auch "Weißgesichter" töten die für sie lebensnotwendigen Büffel, stehlen ihr Land und es kommt immermehr zu Übergriffen.
Jeder einzige Ureinwohner muss sich Angst um seine Zukunft machen. Eine nie dagewesene Bedrohung kommt direkt auf sie zu.. und wir begleiten Sitting Bull auf diesem Umschwung und lebensveränderten Werdegang.
Insgesamt ist die Geschichte herrlich erzählt worden- die einzelnen Etappen werden künstlerisch untermalt und gut herübergebracht. Ab und an hat mir jedoch die Tiefe und Emotion etwas gefehlt. Ich habe mir eine Story gewünscht, in der man noch das Lagerfeuer knistern hört und sich tief in alles hineinfühlen kann, dass war jedoch nur teilweise der Fall. Schade- denn das Buch hat wie schon erwähnt, locker leichte Romanzüge an sich.Kapitel: In diesem Buch steigerte sich die Spannung von Kapitel zu Kapitel. Obwohl man weiß, wie die Geschichte letzten Endes ausgehen wird, fiebert und leidet man doch mit den "native americans" mit. Die kleinen Lichtblicke und die große Hoffnung hat mich zutiefst berühren können. Es ist glaube ich kein Geheimnis, dass ich großen Respekt vor diesen Leuten habe. Ihre Verbundenheit mit der Natur, ist für mich ein Vorbild. Ihre Art zu Leben ein Rätsel, aber auch unheimlich spannend.
Das Ende zeigt auf, dass doch zum Schluss einiges von ihrer Kultur verloren gegangen ist- nicht, weil sie dass so wollten, sondern weil sie mehr oder weniger dazu gezwungen wurden. Jedoch sind sie dabei, dass wissen darum wieder weiterzugeben.. und das ist auch gut so. Wie schade wäre es, wenn nichts von ihren Traditionen übrig bleiben würde.
Charaktere: In diesem Buch lernen wir völlig verschiedene und unzählige Charaktere kennen.
Der wichtigste Charakter ist die Hauptfigur Sitting Bull.
Sitting Bull ist ein unheimlich faszinierender Mann. Vom Springenden Dachs (Kindername), erarbeitet er sich schnell den Namen Sitting Bull (soviel wie: Der Bulle der sitzend über die Herde wacht). In seinem Leben gibt es auf und ab's an denen wir teilhaben dürfen. Wir lernen z.B. das es völlig normal ist, dass die Ureinwohner gleich mehrere Frauen hatten und alle unter einem Zelt wohnten. Auch Sitting Bulls Frauen und Kinder werden kurz angeschnitten.
Eine sehr wichtige Person in seinem Leben ist z.B. Sein Vater: Jumping Bull. Allgemein kann man sagen, dass sein Vater und einige seiner männlichen Verwandten ihm sehr wichtig waren. Mit ihnen beratschlagt er sich und tauscht sich aus. Bekommt wichtige Tipps und Anmerkungen. Auch sein Adoptivbruder ist sein ein und alles.
Die Frauen spielen bei ihm keine zentrale Rolle, wie es mir scheint.
Mein Fazit: Ich vergebe herzliche 4 Sterne. Dieses Buch ist ein Werk, welches das Leben des großen Häuptlings Sitting Bull beleuchtet und herrliche Einblicke in das Leben der Ureinwohner Amerikas bietet.
Wir dürfen Traditionen, Sitten und Bräuche miterleben und sind sogar in der Lage Vergleiche zu früher und heute anzustellen. Eine eher traurige Bilanz die definitiv nicht kalt lässt.
Kommt auch ihr auf die Reise Sitting Bulls mit? - Joachim Meyerhoff
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
(338)Aktuelle Rezension von: maedchenausberlinliestDas Buch war toll geschrieben. Die Geschichten an sich waren schon etwas skurril, haben mich aber trotzdem gut unterhalten.
Im Roman wird über die Kindheit eines Jungen erzählt, der als Sohn eines Direktors einer Kinder- und Jugendpsychatrie auf dem Gelände eben dieser Psychatrie aufwächst.
Der Schreibstil hat mich in einen Sog gezogen. Ich hab es echt gerne gelesen und mir direkt die anderen Teile der Reihe geholt.
Das war jetzt der 2. Teil der Reihe, aber das fand ich jetzt nicht schlimm.
Ein typischer Roman ist das Buch nicht, eher ein Geschichtenband.
Was sich aber trotzdem richtig gut lesen lässt.
- Caroline Bernard
Frida Kahlo und die Farben des Lebens
(162)Aktuelle Rezension von: PainiapuluCaroline Bernard beschreibt sowohl Frida als Person als auch ihre Heimat und ihr Zuhause, die Schicksalsschläge, ihr Liebesleben sowie die Art und Weise wie sie all das verarbeitet sehr authentisch, echt und detailliert.
Dank der präzisen Beschreibungen fühlte ich mich, als sei ich selbst in Mexiko gewesen und hätte das bunte, leidvolle - und gleichzeitig leidenschaftliche - Leben der Frida Kahlo gelebt.
Ein sehr berührender Roman über eine starke, außergewöhnliche und eigenwillige junge Frau, die sich für sich und ihre Kunst einsteht.
- Maria Regina Kaiser
Astrid Lindgren. Helle Nächte, dunkler Wald
(26)Aktuelle Rezension von: WaldwieselDiese sehr gelungene Romanbiografie aus der Feder von Maria Regina Kaiser ermöglicht dem Leser, einen ganz eigenen Zugang zur Bestseller-Autorin Astrid Lindgren zu finden. Der Roman beginnt, als Astrid 5 Jahre alt ist und führt die Leser durch die glückliche aber auch entbehrungsreiche Kindheit der Lindgren, hin zu einer, für die damalige Zeit, außergewöhnlichen Schul- und Berufslaufbahn bis zum Tod der alternden, stets mit sich hadernden, Autorin.
Auf beeindruckend lebendige Weise lässt Maria Regina Kaiser uns am Leben Astrid Lindgrens teilhaben. Dabei zeigt sie deutlich auf, dass das Leben Lindgrens häufig im Gegensatz zu ihren viel gelesenen Geschichten steht. So erfährt Astrid Lindgren in ihrem Leben viel Leid, steht häufig in Konflikten mit ihren Eltern (vor allem der streng gläubigen Mutter), leidet an depressiven Zuständen und gar Suizidgedanken. Dennoch gelingt es ihr immer wieder, ihr Leben zu leben, vieles zu ertragen und von den guten Zeiten und Momenten zu zehren. Als Astrid ihren Sohn weggibt, zeigt sich mit welcher Härte, aber auch mit welcher Verletzlichkeit und Weichheit sie lebt und handelt. Auch lässt sie ihren Mann auch dann nicht einfach im Stich als er sie schlecht behandelt, sondern findet neben allem Leid immer auch die Lichtblicke und Hoffnungen.
Die Autorin dieser Romanbiografie zeichnet sich durch eine sehr ausführliche Recherche, die Fähigkeit des Erlebbar- und Nachvollziehbarmachens für den Leser und einen hohen persönlichen Anspruch an Authenzität und schriftstellerischer Ästhetik aus. Häufig findet man Vergleiche von Astrid Lindgren mit Selma Lagerlöff. Auch in meinem Kopf fand dieser Vergleich oft statt - bis ich die Romanbiografien von Maria Regina Kaiser zu Lagerlöff und Lindgren gelesen habe. Sie verdeutlichen anschaulich und nahegehend, dass die beiden großen Kinderbuchautorinnen zwar dem Lesen und Schreiben verfallen sind und Autorinnen werden - ihre Leben aber aus ganz unterschiedlichen Sichtweisen und Emotionen bestehen.
Eine absolute Leseempfehlung für alle, die mehr über das Leben der Astrid Lindgren erfahren wollen - unabhängig davon ob man Pipi Langstrumpf und co. kennt oder nicht.
- Heinz Strunk
Junge rettet Freund aus Teich
(41)Aktuelle Rezension von: BibliomaniaSchon lange wollte ich mal ein Buch von Heinz Strunk lesen und mit „Junge rettet Freund aus Teich“ habe ich einen biografischen Roman erwischt, der sich vielleicht nicht sonderlich überraschend äußert, wie ein 6-, 10- oder 14-jähriger Junge in den Tag hineinlebt und denkt, aber doch den Charme trägt, der sich auch bei Meyerhoff, oder Knausgard finden lässt. Auch wenn die beiden letzteren mir mehr gefallen, war diese persönliche Geschichte teilweise anrührend, teilweise eklig, erschreckend und offen.
Heinz Strunk wächst ohne Vater auf. Er lebt mit seiner Mutter, die selbst als Musiklehrerin wenig Geld verdient bei deren Eltern in einem Haus. Er liebt seine Großeltern und vor allem seine Oma, die ihm täglich Kuchen backt. Er hat viele Freunde und erinnert mit so einfachen Fragen wie „Kann Axel kommen?“ an die eigene Kindheit, als man ebenso an den Türen der anderen klingelte, um zusammen spielen gehen zu können. Heinz Strunk macht Quatsch wie viele Jungs. Er raucht zu früh, stiehlt sich aus dem Haus, um Alkohol zu trinken, bricht auf ein Grundstück ein, um baden gehen zu können und lügt seine Erziehungsberechtigten an. Kein besonders überraschendes Verhalten. Am Rande wird klar, dass seine Mutter echt Probleme hat, ich tippe auf Depressionen. Auch in der Schule quält er sich mehr, als dass er Freude hat. Zu einem Abenteuer werden die Besuche bei seiner Großtante. Strunk ist ein Stadtkind, das aus Hamburg kommt. Die Großtante wohnt auf dem Land. Dort trifft er auf Manfred, ein Kind von Bauersleuten, den er zwar nicht besonders helle findet, mit dem er aber so viele Dinge erlebt, sodass er gar nicht mehr zu Hause sein will.
Charmant geschrieben ohne die schmerzlichen oder peinlichen Dinge im jungen Leben auszulassen begleitet der Leser Heinz Strunk zwischen 6 und 14 Jahren. Nett gemacht, ich fühlte mich gut unterhalten.
- Udo Weinbörner
Die Stunde der Räuber
(14)Aktuelle Rezension von: lielo99„Die Stunde der Räuber“ ist der erste Band über das Leben des Friedrich Schiller. Hier schreibt der Autor Udo Weinbörner, wie er aufwuchs, seine Lehrer „ärgerte“ und schließlich die Uraufführung seines Stücks „Die Räuber“ erlebte. Welche Persönlichkeiten formten ihn? Was verband ihn mit Leonardo Davinci oder warum setzte er sich für den Gefangenen Schubart ein? Spannende Frage, die alle in diesem Buch beantwortet werden.
Friedrich Schiller absolvierte eine militärisch-medizinische Ausbildung und war als Militärarzt tätig. Sein Temperament war bei seinen Vorgesetzten nicht beliebt und er durch seine offene Art machte er sich einige dieser Herren sehr bald zu Gegnern. Seine enge Verbindung zu dem Inhaftierten Daniel Schubart half ihm, sein erstes Stück zu vollenden. „Die Räuber“ fasste alles zusammen, was es an Kritikpunkten gegenüber der Obrigkeit gab. Die Uraufführung fand in Mannheim statt und der Autor konnte kaum fassen, dass sein Stück so erfolgreich war.
Mir gefiel dieser erste Band über Herrn Schiller sehr gut. Das lag vor allen Dingen an der gründlichen Recherche des Autors. Zudem bediente er sich einer Sprache, die perfekt der damaligen Zeit entsprach. Ich konnte mir also sehr gut vorstellen, wie die Studios damaliger Zeit lebten. Welche Probleme und Freuden sie umtrieben und welche Macht Herzöge und Ihresgleichen innehatten. Volle fünf Sterne und eine Leseempfehlung gebe ich sehr gerne und freue mich auf den Genuss des zweiten Buches über Friedrich Schiller.
- Anne C. Voorhoeve
Einundzwanzigster Juli
(46)Aktuelle Rezension von: Mr. RailWer in den nächsten Tagen den Film "Operation Walküre" sieht, oder in seiner Vergangenheit in der Geschichte des deutschen Widerstands im Drittten Reich gelesen hat, der sollte hier weitermachen. Am Tag nach dem Attentat auf Adolf Hitler und nach der Hinrichtung der ersten "Täter" greift die Maschinerie des Reiches und inhaftiert in konzenrierter Folge alle Familienangehörigen der Widerständler. Sippenhaft mit dem ersten Ziel der Vernichtung. Die in diesem Roman auftretenden Personen sind reine Fiktion. aber die enge Anlehnung an den Stammbaum der Familie von Stauffenberg ist mehr als beabsichtigt. Es beginnt eine Odyssee durch das Deutschland des letzten Kriegsjahres - man erlebt den Versuch der Machthaber, einen geeigneten Platz, ein passendes KZ für die mehr als 100 Menschen zu finden, die in unmittelbarer Nähe zu den ersten Kräften des Widerstandes standen. Emotional anrührende Erzählung über das Leben in der Diktatur, über Menschen, die nicht aufhören zu hoffen, über wegschauende und helfende, freidenkende und sich mit dem Regime arrangierende Menschen der Jahre `44 und `45. Als Jugendbuch geschrieben sollte die Zeilgruppe deutlich größer sein. - Tania Douglas
Jan Hus, der Feuervogel von Konstanz
(10)Aktuelle Rezension von: mabuerele„...Selbst im Sturm spannt sich Gottes Gewölbe noch über uns. Solange ich den Himmel sehe, macht mir nichts Angst...“
Wir schreiben das Jahr 1378. Im böhmischen Ort Birken versammelt sich die Gemeinde zum Gedenkgottesdienst für Karl IV., König von Böhmen und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
Auch Johannes aus Husinetz, der sich später Jan Hus nennen wird, mit seiner Familie nehmen am Gottesdienst teil. Sie treffen Großtante Ofka, die ihre Enkeltochter Aneschka bei sich aufgenommen hat. Ihre Äußerungen zur Kindererziehung lassen Schlimmes befürchten.
Kurze Zeit später hat Michael, Jans Vater, einen schweren Unfall. Martin, der älteste Sohn, bekommt das Fuhrgeschäft und den Hof. Für Jan erfüllt sich sein sehnlichster Wunsch. Er darf nach Prag auf die Schule.
Die Autorin hat einen spannenden und vielschichtigen historischen Roman geschrieben. Eigentlich sind es drei Bücher in einem. Im ersten Abschnitt geht es um die Studienjahre von Jan Hus. In der Zeit lernt er die Lehre des englischen Reformers John Wycliff kennen und schätzen. Der zweite Teil widmet sich den begnadeten Prediger Jan Hus. Der letzte Abschnitt steht ganz im Zeichen des Konzils von Konstanz.
Die Personen sind gut charakterisiert. Das trifft nicht nur auf Jan Hus zu, sondern auch auf die Menschen, die seinen Lebensweg kreuzen. Ich möchte mich hier auf zwei Protagonisten beschränken. Aneschka geht bei ihrer Tante durch eine harte Schule. Das macht sie stark. Sie wird Jan sein Leben lang begleiten. Sie, die lange wie eine Aussätzige behandelt wurde, wendet sich den Ärmsten der Gesellschaft zu. Ihr Einfühlungsvermögen und ihre Kraft, das Leben in der damaligen Zeit alleinstehend zu meistern, ihre Vergebungsbereitschaft und ihre nie aufhörende Liebe nötigen mir als Leser Bewunderung ab.
Die zweite wichtige Person ist Nikolaus Zeiselmeister. Er ist der Gegenspieler von Jan Hus und lässt keine Gelegenheit aus, um ihn zu schaden. Dabei bedient er sich auch unlauterer Mittel. Sein Ringen um Anerkennung nimmt fast groteske Züge an. Die Autorin ermöglicht mir ab und an einen Blick in seine Vergangenheit. Dort liegen die Wurzeln seines Verhaltens.
Das Buch lässt sich gut lesen. Dazu tragen die fesselnde Handlung und die interessanten Protagonisten bei. Hinzu kommt, dass auch die historischen Belange der Zeit sehr gut beschrieben werden. Die Auseinandersetzungen um die deutsche Kaiserkrone, die Machtspiele zwischen dem Adel und den klerikalen Kreisen werden detailgetreu wiedergegeben und dabei so geschickt in die Handlung eingeflochten, dass sie dem Spannungsbogen keinem Abbruch tun.
Der Schriftstil des Buches ist ausgereift. Das zeigt sich zum Beispiel bei der Beschreibung des Lebens in Prag. Hier werden alle Gesellschaftsschichten berücksichtigt. Treffende Metapher und passende Adjektive fördern der Anschaulichkeit. Mit allgemeinverständlichen Worten lässt die Autorin Jan Hus in vielen interessanten Dialogen oder in seinen Predigten die Unterschiede der bisher herrschenden kirchlichen Meinung zu der Auffassung von Wycliff herausarbeiten. Die Kritik am der Maßlosigkeit der Kardinäle und Päpste wird genauso thematisiert wie tiefer gehende theologische Fragen. Jans tiefer Glaube und seine Rückbesinnung auf die Bibel zieht sich durch das Buch. Obiges Zitat vermittelt eine geringen Eindruck davon. Gekonnt werden die inneren Kämpfe der Protagonisten dargestellt. Mit den Gefühlen der handelnden Personen geht die Autorin behutsam um. Emotional bewegende Szenen vervollständigen die Handlung.
Zu Beginn des Buches befindet sich ein ausführliches Personenverzeichnis. Historische Bezüge, ein Glossar und ein Quellenverzeichnis im Anhang vervollständigen das Buch.
Das Cover als Flammenmeer mit dem Titel auf dem als alt gemachten Pergament passt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin hat auf beeindruckende und bewegende Weise ein Lebensbild mit all seinen Stärken und Schwächen, inneren Kämpfen, Erfolgen und Niederlagen gezeichnet. Jan Hus sollte nach dem Wunsche seines Gegenspielers auf ewig vergessen sein. Das geschah nicht. Andere sind seinen Spuren gefolgt und haben alte Verkrustungen im kirchlichen Gefüge aufgebrochen. Daran konnten weder Verrat noch Verleumdung etwas ändern.
- Nadine Sieger
Coco Chanel
(11)Aktuelle Rezension von: KlusiDas Modelabel „Chanel“ ist wohl jedem ein Begriff, doch wer steckt dahinter? Gabrielle, wie Coco Chanel mit bürgerlichem Namen hieß, konnte auf einen erstaunlichen Werdegang zurück blicken. Im Waisenhaus aufgewachsen hatte sie schon frühzeitig außergewöhnliche Ideen. Sie passte sich nicht an, sondern entwickelte ihren ganz eigenen, unkonventionellen Stil, der viele Jahre später weltberühmt wurde. Sie ließ sich nicht in gesellschaftliche Formen der 20er Jahre zwängen, und auch in der Mode sagte sie dem Korsett den Kampf an. Sie revolutionierte die Damenmode und schuf legere Kreationen, die ihren Trägerinnen Bewegungsfreiheit ließen und doch chic waren.
Gabrielle, die Unternehmerin erlangte Weltberühmtheit weit über ihren Tod hinaus. Viele Klassiker gehen auf ihre Entwürfe zurück.
Gabrielle, der Mensch, wird in dieser Romanbiographie sehr lebendig vorgestellt. Sie war eine schillernde Persönlichkeit mit vielen Facetten. Der Autorin ist es gelungen, sie farbig zu charakterisieren und viele ihrer Wesenszüge ausdrucksvoll darzustellen.
Chanels Leben war sowohl von schweren Verlusten als auch von großen Erfolgen geprägt. Zum Thema „Männer“ könnte man sagen, Coco konnte langfristig nicht mit ihnen leben, aber auch nicht ohne sie.
Die Autorin entführt ihre Leser gekonnt in die Zwanziger Jahre, und man lernt nicht nur eine vielschichtige Frau kennen, sondern auch ihr Umfeld, die Menschen, die ihr nahe standen, ihre Freunde und Bekannten, das alles wird authentisch ausgeleuchtet und mit Leben gefüllt.
Sicher hat sich nicht alles genau so ereignet, wie es im Buch beschrieben wird, denn die Lücken der Romanbiographie hat die Autorin mit Fiktion gefüllt, aber insgesamt ist Nadine Sieger ein glaubhaftes und umfangreiches Charakterbild dieser besonderen, charismatischen Frau gelungen, deren Entwürfe und Ideen die Modewelt nachhaltig beeinflusst haben.
Das gebundene Buch ist wunderschön aufgemacht und enthält zahlreiche Fotografien aus Cocos Leben.
- Stefan Zweig
Joseph Fouché
(35)Aktuelle Rezension von: awogfliMeine dritte Biografie von Zweig, und eines macht er richtig anschaulich. Durch die Figur des Fouché wird der Ablauf der Ereignisse der französischen Revolution, der Aufstieg und Fall Napoleons und der Restauration der Bourbonen mit ausreichend Hintergrund und Skizzierung aller relevanten Persönlichkeiten geschildert. Zudem kann Zweig eines außerordentlich: historischen Figuren auch menschliche Tiefe zuschreiben, dass sie greifbar werden. So beschreibt er neben Fouché alle Protagonisten der französischen Geschichte, wie zum Beispiel, Robbespierre, Danton, Napoleon, Josephine, Ludwig der 18.... so tief und genau, dass es eine Freude ist. Wenn er sich mit historischen realen Leuten beschäftigt, ist er ein gewiefter genauer Beobachter, der das Wesen eines Charakters anschaulich auf den Punkt bringt, wenn er Figuren erfindet, ist Zweig oft nicht so prickelnd, abgesehen von seinem Meisterwerk Schachnovelle fällt der Autor nämlich eher in die Kategorie larmoyanter Semmeltrenzer.
Vom Plot her gefiel mir die Biografie auch sehr gut, wobei den zwar die bewegte Geschichte dieser Zeit schreibt, aber der Schriftsteller versteht es meisterhaft, Spannung aufzubauen und zu halten, die wichtigen historischen Eckpunkte zu analysieren und die Leserschaft nicht mit unwesentlichen langweiligen Petitessen zu nerven. Über die historische Korrektheit und Genauigkeit kann ich bedauerlicherweise nichts vermerken, denn ich habe weder Balzac noch andere Kommentatoren des Zeitgeschehens gelesen.
Nach und nach, während der ansonsten so brillanten Lektüre, beschlich mich aber stilistisch ein vages Unbehagen, das mich störte und im Hintergrund waberte. Bei etwa einem Drittel der Geschichte gipfelten dann die Schnitzer in einer Orgie und es war mir klar. Zweig ist ein eitler Schwätzer und Fremdwortsimulant.
Mich störte das zur Schau gestellte Pathos nicht ganz so sehr, eher Zweigs aufschneiderisches eitles Vorführen seiner Bildungsbürgerlichkeit. Fremdwörter zu kennen und sie passend einfließen zu lassen, ist gut und zeugt von Talent bezüglich Schreibhandwerk, aber sie mit Gewalt inflationär in die Sätze zu hämmern, so wie der Schriftsteller es bei Fouché tut, da kann ich nur mehr mit den Augen rollen. Was für ein kleingeistiger Aufschneider, der bei Leserschaft mit seiner vermeintlichen intellektuellen Überlegenheit protzen muss! Was für eine arme Wurst! Auf Seite 122 fiel es mir wie Schuppen von den Augen, was mich vorher unterschwellig gestört hat. Innerhalb von 2 Sätzen zuerst die Begriffe "nicht gegen den Stachel löckt" (gibt es das Wort löckt überhaupt? soll das an das Mittelhochdeutsche gemahnen?), dann im Folgesatz "private Pläsire" (OK, die Geschichte spielt in Frankreich, dieses Fremdwort kann ich tolerieren) und dann gleich noch – „gut, habeant!“ auch noch im selben Satz (also Latein, eine mausetote Sprache, die nur noch von intellektuellen Aufschneidern im täglichen Gebrauch angewandt wird).
Da krieg ich wirklich Sodbrennen, weil mir vor Ärger die Galle hochkommt, Ach ja, ganz schlimm auch etwas später antichambrieren und quiproquo (richtig gelesen, nicht das geläufige quid pro quo), die mir besonders sauer aufgestoßen sind. Dies waren aber nicht die einzigen Beispiele, sondern nur die Tüpfelchen auf dem Ä meines Ärgers.
Noch etwas, wenn mir jetzt ein Klassiker- und Zweig-Verehrer entgegenhalten möchte, dass dies eben damals so üblich war und ich keine Erfahrung mit Klassikern hätte, möchte ich diese Kritik gleich vorwegnehmen. Ich habe fast das gesamte Oeuvre von Arthur Schnitzler und Joseph Roth und auch einiges von Musil gelesen, die alle mehr oder weniger Zeitgenossen Zweigs waren, keiner von denen musste seine Bildung so eitel zur Schau tragen und übelst mit Fremdwörtern, insbesondere eingeworfenen Lateinversatzstücken, protzen. Nicht mal der Arzt Schnitzler, mit dem man in dieser Sprache wahrscheinlich sogar parlieren konnte.
So komme ich nach der Lektüre der dritten Biografie bedauerlicherweise zur Erkenntnis, dass meine nicht gerade liebenswürdige Eingangsbeurteilung der Werke des Autors im Stile des larmoyanten Semmeltrenzers noch um die jiddische Bezeichnung eitler Schmock erweitert werden müsste.
Fazit: Inhaltlich grandios, Plot und Figuren meisterlich konzipiert. Sprachlich stilistisch zwar handwerklich nicht schlecht - keine Bandwurmsätze oder Redundanzen wie bei Doderer - aber wegen des inflationären Gebrauchs von Fremdwörtern und pathetischer Redewendungen dennoch sehr nervtötend. Das gäbe in der Endabrechnung eigentlich nur drei Sterne, da aber bei mir Inhalt vor Form geht, runde ich meine 3,5 Sterne auf 4 auf, schließlich kann ich bezüglich Inhaltes, Plots und Figuren durchwegs die Bezeichnung Meisterwerk unterschreiben, da gibt sich Zweig vom ersten bis zum letzten Satz keine Blöße.
P.S.: Eine kleine historische Randbemerkung, die ich nicht gewusst habe und die mich ordentlich begeistert hat. Fouché lebt bis kurz vor seinem Tod lange Zeit im Exil in Linz. Bin dort sieben Jahren in die Klosterschule gegangen, aber uns wurde dieses historische Detail nie mitgeteilt. Zweig skizziert die oberösterreichische Landeshauptstadt zwar ein bisschen gemein, aber soo genial zutreffend, das ist köstlich.
„Linz – man lächelt immer in Österreich, wenn jemand diesen Stadtnamen nennt, er reimt sich unwillkürlich auf Provinz. Eine kleinbürgerliche Bevölkerung ländlichen Ursprungs, [..]“
- Isabel Allende
Inés meines Herzens
(53)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderInés Suarez. Dieser Name taucht ein paar mal in kurzen Absätzen der Chilenischen Geschichte auf. Isabel Allende hat sich auf die Spurensuche gemacht und das Portrait einer beeindruckenden Frau erschaffen. Früh hatte sie geheiratet und nach dem Weggang ihres Mannes erkämpfte sie sich selbst das Recht reisen zu dürfen. Ihr Weg führte sie bis nach Peru wo sie fest stellen musste, dass ihr Mann tot ist. Durch die lange Fahrt war ihre Abenteuerlust geweckt und sie machte sich auf zur Eroberung Chiles. Inés lernte wichtige Männer kennen und auch Lieben, aber fand nicht nur Verbündete sondern auch Feinde und Neider. Inés wird mühelos auch ihr Herz erobern und Isabel Allende erzählt gewohnt Virtuos.
- Udo Jürgens
Der Mann mit dem Fagott
(26)Aktuelle Rezension von: Petra54Seine Lieder sind nicht so mein Geschmack, doch seine Texte gefallen mir nach wie vor. Darin geht es nicht um platten Herz-Schmerz, sondern um bewundernswert geschickt erzählten Alltag.
Allein der abgedruckte Satz „Vielschichtig, lebendig und spannend erzählt!“ von Bernhard Schlink auf dem Titelbild, einer meiner Lieblings-Autoren, hat mich animiert, diese 762 Seiten dicke Biografie zu lesen. Ich habe es keinen Augenblick bereut.
Die Geschichte beginnt mit Jürgens Großvater Heinrich Bockelmann, der 1891 nach Moskau auswandert und sein Glück findet. Dort wird auch Udos Vater Rudolf geboren. Die Familie muss vor dem ersten Weltkrieg fliehen, was nur zum Teil gelingt.
Alle fünf Brüder sind wie ihr Vater hochintelligent und überdurchschnittlich begabt, was mich sehr beeindruckte. Udo Jürgens erzählt ausgesprochen spannend von seiner großen Familie, die unfassbares Leid während verschiedener Kriege und Gefangenschaften überlebte. Seine besondere Gabe für die Musik zeigte sich bereits in seiner Kinderzeit. Er beschönigt und verklärt in seinem Buch nichts – auch nicht seine Unfähigkeit zur Treue oder Liebe.
Sämtliche Personen sind hervorragend charakterisiert, was bei den verschiedenen Neigungen und Fähigkeiten und politischen Sichtweisen nicht einfach ist. Mir imponiert, dass er immer klar Stellung bezieht.
Gestört hat mich, dass die Geschichte nicht chronologisch erzählt wurde. Ich konnte mich zwar dank der Überschriften mit Jahreszahlen leicht orientieren, wurde aber jedes Mal aus einer spannenden Phase herausgerissen. Deshalb vergebe ich nur vier Sterne. Gegen Ende waren mir auch die vielen Wiederholungen, in denen sich die Personen erinnerten, zu viel. Außerdem fehlte bei einigen Kapiteln das Substantiv (Dachte mir nichts dabei. Betrachtete das Plakat.) Das passt nicht zu Udos normalerweise korrektem Deutsch.
Mein Fazit: Diese Geschichte über drei Generationen äußerst talentierter Männer hat mich durchweg gefesselt und mir großen Respekt abverlangt vor ihren Leistungen.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt sehr treffend: „Ein Roman wie ein Jahrhundertkonzert – Familiensaga und Zeitgeschichte ein einem.“