Bücher mit dem Tag "resozialisierung"
27 Bücher
- Marlies Ferber
Null-Null-Siebzig, Truthahn, Mord und Christmas Pudding
(43)Aktuelle Rezension von: Eggi1972Irgendwie wollte ich erst nicht recht an Marlies Ferbers Krimi. Mag sein, dass ich die gute Geschichte von Agent 0070 und dem Mord in Hangzhou nicht verwässern wollte. Oder mir war im September noch nicht nach Weihnachtskrimis. Wobei mich Themen mit Essen immer wieder magisch anziehen. Was auch immer – Ostern erschien mir nun genau die richtige Zeit.
Also habe ich mich nun an einen weiteren Krimi mit Agent 0070 und seiner Sheila gewagt und diesmal lernte ich die beiden noch etwas besser kennen. Der Leser erfährt, dass Sheila eine Frau ist, die gerne andere versorgt und sehr vertrauensselig ist. Das merkt man daran, dass sie sogar einen lang verschollenen Schulfreund aufnimmt, welcher im Verdacht steht seine Frau ermordet zu haben.
Man merkt auch, welche Oma Qualitäten Sheila hat, die ich im dritten Band der Reihe den ich gelesen habe noch nicht erkennen konnte, aber diesmal in bestimmten Situationen immer mehr zu Tage kommen.
Dem entgegen steht der etwas eigenbrötlerische James, der durch seine Tätigkeit als Geheimagent keine oder nur wenige soziale Kontakte geknüpft hat. Er wirkt manchmal etwas hölzern, wird aber von Sheila immer wieder mitgerissen. Wie zum Beispiel dieses Theaterstück, wo sie ihn mehr oder weniger zwingt dabei mitzumachen.
Alles in allem kommt das Paar immer wieder in skurrile Situationen und man merkt, wie wenig Rentner in unserer Gesellschaft ernst genommen werden. Es gab einige Situation, wo James eher belächelt und nicht ernst genommen wurde, so zum Beispiel wo er gegenüber der Polizei den Verdacht geäußert hat, dass Rosalind auf dem Friedhof umgebracht wurde.
Alles in allem ist es ein Krimi, den man gerne auch außerhalb der winterlichen Zeiten lesen kann und es nicht gerade auf Weihnachten zugeht! Es ist ein Krimi, welcher auch in der guten alte Englischen Tradition stehen könnte. Miss Marple lässt grüßen. Er ist wie der Mord in Hangzhou intelligent geschrieben und man kann ihm gut folgen, wobei ich mir gewünscht hätte dass der „Gordische Knoten“ den Frau Ferber geflochten hat noch etwas länger ungelöst geblieben wäre.
Zum Ende ging es mir, wie so oft, doch zu schnell und ich hätte gerne noch ein paar Seiten mehr erlebt wie James das ganze auflöst - zumal ich den beiden sehr gerne über die Schulter sehe, wie sie so manche Situationen meistern. Und ich kann eines sagen, es gibt so einige Situationen in ihrem Alltag wo man merkt, dass es zu zweit immer etwas besser geht als alleine.
Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Band, denn ich möchte diese Beiden wirklich noch eine Weile verfolgen und mit ihnen alt werden. Ich denke, Frau Ferber fällt bestimmt noch die ein oder andere Geschichte mit den etwas älteren Herrschaften ein.
- Kathinka Engel
Finde mich. Jetzt
(473)Aktuelle Rezension von: Lisa_HautzZusammenfassung des Inhalts:
Um ihren konventionellen Eltern zu entkommen verschwindet Tamsin eines Nachts nach Pearly um dort ihr Literaturstudium und somit in neues freies Leben zu starten. Nach einer herben Enttäuschung in der Liebe hat sie eigentlich schon mit der Männerwelt abegschlossen. Doch dann trifft sie unerwartet auf Rhys, welcher sie gedanklich so schnell nicht mehr los lässt trotz schlechtem Start. Schon nach kurzer Zeit beginnt sie, Rhys mehr als freundschaftlich zu mögen. Doch Rhys hat zu Beginn ihres Kennenlernens ein dunkles Geheimnis. Er war viele Jahre unschuldig im Gefängnis und hat somit Vieles verpasst und in seiner Haft Schlimmes erlebt...
Mein Fazit:
Für dieses Buch gibt es ein Wort, welches mir sofort in den Kopf schießt. PUR. Jeder Charakter für sich ist pur in seinen Gefühlen und Emotionen, seinem Wesen. Ich habe Rhys und Tamsin so sehr geliebt. Tamsin mit ihrem toughen Wesen, welches auch Schwächen zeigen kann, hilfsbereit ist niemanden aufgibt und verurteilt. Rhys ist so unerfahren in vielerlei Hinsicht dass man oftmals schmunzeln musste. Wie er seine Gefühle offenbart lässt einen träumen und die Liebe und ihre Ernsthaftigkeit dahinter spüren.Für Amy war ich unendlich dankbar, wie sie sich eingesetzt hat undgeholfen hat bei egal was. Außerdem war es mal eine willkommene Abwechslung dass der weibliche Part einer Liebesgeschichte erfahren in allen möglichen Lebenslagen war und nicht der männliche Part und dieser von ihr lernen konnte und nicht umgekehrt. ein absolutes Jahreshighlight für mich!
- Emma Donoghue
Raum
(913)Aktuelle Rezension von: DoraLupinDas Cover macht aufmerksam auf das Buch aber man weiss erstmal nicht um welche Art von Buch es sich Handelt. Vom Thema her ist es dich deutlich düsterer als dieses bunt aber da ein Kind das Buch schreibt passt es wiederum sehr gut.
Das Thema dieses Buches ist schwere Kost. Es geht um Jack der mit seiner Mutter in einem Raum lebt. Schön sein ganzes Leben. Da er 5 ist weiss er nicht das seine Mutter entführt wurde und er dort zur Welt gekommen ist.
Eines Tages sagt seine Mutter das Jack versuchen muss zu fliehen und hinterher die Polizei zum "Raum" schicken soll.
Da das Buch vom 5 jährigen Jack erzählt wird ist der Schreibstil erst sehr eigenartig am Anfang und man muss erst rein finden. Ist aber auf jeden Fall eine sehr eigene Idee und wirklich gut gemacht.
4 oder 5 Sterne kann ich dem Buch aber nicht geben da mir der Anfang im Raum zu langatmig ist. Wäre das etwas gekürzt gewesen hätte es mir persönlich besser gefallen, aber da gehen die Meinungen sicher auseinander. - Katja Brandis
White Zone - Letzte Chance
(36)Aktuelle Rezension von: Robin08Ich liebe dieses Buch einfach 👍Es ist so spannend 😃 Ich konnte es nicht aus der Hand legen 😊An Weihnachten bekommen und direkt durchgelesen 👍das müsst ihr unbedingt lesen
- Louis Sachar
Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake (Gulliver)
(818)Aktuelle Rezension von: Elas_WeltderbuecherIch habe den Film vor Jahren gesehen und schon oft gehört, dass das Buch noch besser sein wird. Also habe ich einen Vertreter gebeten mir das Buch zu schicken. Gestern habe ich anfangen und obwohl mir nur noch 50 Seiten gefehlt haben, habe ich es weggelegt und bin schlafen gegangen. Jetzt habe ich es fertig gelesen. Ich muss zugeben, dass es wirklich besser war als der Film, da ich den Hintergrund besser verstehen konnte und auch das mit dem Fluch. Ich kam echt schnell voran und ich glaube ich werde es irgendwann nochmal lesen. Und natürlich musste ich gleich nach dem Lesen mit dem Film anfangen.
4 Sterne
- Hans Fallada
Wer einmal aus dem Blechnapf frißt
(68)Aktuelle Rezension von: jackdeckWilli Kufalt wird in den 1920er Jahren nach 5 Jahren Gefängnis in die Freiheit entlassen. Vom ersten Tage tut er sich, trotz aller Bemühungen, schwer in dieser neuen Rolle. Er hat mit sich und vor allem den Vorurteilen der Menschen zu kämpfen. So fühlt er sich im Arbeitslosenheim ähnlich unterdrückt, wie im Gefängnis und beschließt schnell unter Mitarbeit anderer Bewohner, dementsprechend ebenfalls ehemalige Gefängnisinsassen, eine Selbständigkeit zu begründen. Seine Naivität bringt ihn dabei in Schwierigkeiten, während seine Kameraden ihn nie ganz akzeptiert haben, was ihn schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen landen lässt. Später scheitert auch der Versuch auf seriöse Weise Geld zu verdienen, was sogar die geplante Ehe zutiefst erschüttert. Vorurteile und Misstrauen überall. Er scheint sich mit jeder Faser seines Körpers gegen sein Schicksal aufzubäumen und doch schlittert er wiederholt in zwielichtige Taten hinein, die schnell eine Eigendynamik entwickeln und deren Verläufe er nicht absehen und/oder steuern kann. Und, ja, auch mit den Frauen will es nicht so recht funktionieren. Die Erzählung spielt in den 30er Jahren des 20.Jahrhunderts. Vermutlich waren die Bedingungen einer erfolgreichen Rückkehr in die freie Welt damals schwieriger, trotzdem behält Falladas Roman eine gewisse Aktualität. - Kristen Simmons
Artikel 5
(388)Aktuelle Rezension von: annlu*Es gab nichts mehr zu sagen, während sie meine Mutter in den Van verfrachteten. Und als sie im Inneren verschwand, spürte ich, wie etwas in mir zerriss, etwas freigesetzt wurde, das sich anfühlte wie Säure in meiner Brust.*
Nach einem Krieg, der die Bevölkerung der USA in kleine Restgruppen zersplittert hat, herrschen konservative Christen. Nach ihren Moralstatuten hat die Bevölkerung zu leben. Zu diesen zählt auch Artikel 5 „Als vollwertiger Staatsbürger wird nur anerkannt, wer als Kind eines verheirateten Paares auf die Welt kommt“. Ember, die alleine mit ihrer Mutter lebt, hat nun die Konsequenzen zu tragen. Ihre Mutter wird festgenommen wegen unmoralischem Verhaltens und sie selbst soll in eine Resozialisierungsanstalt kommen. Umso bitterer ist für sie, dass es ausgerechnet der Nachbarsjunge Chase ist, der bei ihrer Verhaftung dabei ist – ausgerechnet der junge Mann, dem ihr Herz gehört. Aber Ember will nicht aufgeben und schwört sich, ihre Mutter zurückzubekommen.
Gleich von Beginn an wird klar, dass die neue Gesellschaft so einiges zu verbergen hat. Allerdings wurde Ember bisher nicht mit den schlimmen Seiten der Regierung konfrontiert. Regelmäßige Überwachung und Bestrafung ist sie gewohnt. Nun aber ist sie der Willkür ihrer Bewacher ausgeliefert und realisiert zum ersten Mal, was Gewalt wirklich bedeutet. Nun geht es auch um ihr Leben. Obwohl sie die Hoffnung nicht aufgibt, scheint die Situation erst einmal aussichtslos. Erst als Chase wieder in ihr Leben tritt, wird nicht nur dieses, sondern auch ihre Gefühle ordentlich durcheinander gerüttelt.
Durch ihre Erinnerungen an die alten Zeiten mit Chase und die Verwirrung, die er in ihr stiftet bekommt die Geschichte einen ordentlichen Touch Romantik. Allerdings bleibt der Großteil davon eine typische dystopische Geschichte, in der sich eine Jugendliche gegen das System auflehnt – hier bezieht sich dies zwar auf eine unfreiwillige Rebellion und eine Flucht. Nichtsdestotrotz hatte die Handlung bekannte Züge. Interessant fand ich allerdings den Fanatismus, auf dem die neue Gesellschaft basiert. In Zeiten, in denen vor dem Islam gewarnt wird, empfinde ich es einen guten Gedankenanstoß, dass jegliche Religion bei zu starkem Eifer zu einem totalitären Regime führen kann, das für Unterdrückung sorgt.
Nach einem ersten guten Eindruck – der sich auf die Idee der neuen Gesellschaft bezog – und einem Mitleiden bei all den neuen, gewalttätigen Erfahrungen, die Ember machen muss, brachte mich Chases Auftauchen und die Flucht etwas aus der Geschichte. Plötzlich fiel es mir nicht mehr so leicht mit Ember mitzufühlen und ich empfand einige Stellen als in die Länge gezogen. Erst als mehr darauf eingegangen wird, wie sehr die Vergangenheit, der Krieg aber besonders die neuen Machthaber die Menschen verändern, konnte ich der Geschichte wieder mehr Interesse entgegenbringen. Dann wurde auch die Handlung wieder gefahrvoller und ich konnte endlich wieder in die Geschichte eintauchen.
Fazit: Eine Dystopie, bei der ich etwas gebraucht habe, bis ich vollständig in die Geschichte tauchen konnte. Dann aber war sie sehr spannend.
- Marc-Oliver Bischoff
Die Voliere
(34)Aktuelle Rezension von: Eggi1972Was findet man eigentlich alles für Schätzchen in seinem Bücherregal, welche man noch nicht gelesen hat. Dies war dann ohne Zweifel genau so ein Fall.
Das Buch gibt einen Einblick in die psychische Lage der Hauptpersonen. Es zeigt wie Schwerverbrecher ticken (können). Es thematisiert ihre Ängste vor der Freiheit. Diese werden sehr schnell deutlich in dem, wie sie sich gegenüber Nora verhalten; insbesondere bei ihrem ersten Gespräch, wo sie mehr oder weniger deutlich sagen, dass sie eigentlich nicht aus dem Gefängnis raus wollen, da sie so oder so niemand haben will.
Aber wie wir wissen, gibt es das Urteil des EuGH, wegen genau dieser nachträglichen „lebenslänglichen Sicherungsverwahrung“, also mussten diese Menschen aus dem Gefängnis raus, ob sie wollten oder nicht.
Es begann eine Jagd der Journalisten und der Menschen in unserem Land auf diese Verbrecher, so dass diese nie eine wirkliche Chance hatten, egal ob dies nun in Frankfurt in einem alten abbruchreifen Altenheim war oder ob es in einem Dorf im Spessart war. Niemand wollte sie wirklich haben.
Wie wir dies heute auch öfter erleben, kommen dann auch die Rechten in Deutschland immer wieder schnell zum Vorschein. In diesem Falle beauftragt sie dann auch noch der Ortsvorsteher, da er unbedingt sein Elternhaus wieder haben will, in dem gerade die drei Schwerverbrecher wohnen.
Meine Meinung zu diesem Buch ist ganz klar. Man sollte es einfach lesen. Es gibt einen tiefe Einblicke in die menschliche Psyche und geht dadurch unter die Haut. Die Taten werden so angerissen, dass man sich vorstellen kann, was passiert ist, aber sie werden nie so beschrieben, dass man alles erfährt, was eine gewisse Tiefe erzeugt, zumindest was meine eigene Fantasie betrifft.
Das Buch zeigt auch auf, wie schnell wir uns von einer Stimmungsmache beeinflussen lassen. Auf einmal sehen wir uns mit Mistgabeln und anderen Waffen gegen Verbrecher vorgehen, oder wie momentan in unserem Land gegen Asylanten, ohne dass man den Menschen eine wirkliche Chance einräumt. Sehr treffend ist auch der Monolog von Andris aus dem Buch Andorra von Max Frisch, welcher in diesem Buch zitiert wird nämlich: „Ich wollte es nicht wahrhaben, was sie mir sagten, aber es ist so. Sie haben mich mit Stiefeln getreten, und es ist so, wie sie sagen: Ich fühle nicht wie sie. Und ich habe keine Heimat.“
Wie wäre es denn, wenn wir Menschen eine zweite Chance geben, egal welcher Hautfarbe und egal was sie angestellt haben. Eine richtige Chance - und nicht nur Lippenbekenntnisse.
https://www.literaturlounge.eu
- Delphine de Vigan
No & ich
(431)Aktuelle Rezension von: Maza_e_KeqeDie hochbegabte 13-jährige Lou trifft sich mit der 18-jährigen No, die obdachlos auf den Straßen von Paris lebt, um sie für ein Schulprojekt zu interviewen. Doch bald wird aus der anfänglichen Zweckgemeinschaft eine besondere Freundschaft.
Die Figuren, sowohl Lou als auch ihre Familie, Klassenkameraden und No, wirken recht authentisch. Auf das Thema Obdachlosigkeit, insbesondere bei Jugendlichen, wird einfühlsam und realitätsnah eingegangen. Die Handlung des Romans könnte sich so tatsächlich zugetragen haben und ich war stets mit Ich-Erzählerin Lou ganz nah dabei. Sie erzählt glaubhaft von den Schicksalsschlägen ihrer Familie, aber auch davon, wie es sich anfühlt als hochbegabtes Mädchen in einer Klasse voller 16/17-jährigen zu lernen. Welche Auswirkungen diese Besonderheit auf ihr Denken und Fühlen ausübt, lässt sich für Außenstehende schwer nachempfinden. Doch die Erzählung vermittelt einen Eindruck davon.
Leider fehlte es mir an Spannung. Unerwartete Entwicklungen gab es einige, doch insgesamt „plätschert“ die Geschichte einfach so dahin. Das liegt vermutlich an Lous ruhigem Erzählstil, der eine (scheinbar) friedvolle Atmosphäre schafft. Allgemein liest sich das Buch sehr gut und flüssig.
Fazit: ungewöhnliche Freundschaft zweier sehr verschiedener Mädchen und ihrer familiären Hintergründe.
- Terri Blackstock
Gefährliche Zuflucht
(27)Aktuelle Rezension von: SeelensplitterMeine Meinung zum Reihenauftakt:
Cape Refuge
Gefährliche Zuflucht
Inhalt in meinen Worten:
Wenn deine eigenen Eltern hingerichtet werden, die Polizei deinen eigenen Mann in das Gefängnis nimmt und zu guter Letzt noch dein Zuhause auf der Kippe steht, dann weißt du, hier läuft etwas gewaltig schief, doch was ist passiert?
Die Eltern von Cade und Blair sind getötet worden, doch wer bringt ein Ehepaar das auch noch einen Pastoralen Dienst verübt auf solch grausame Art um?
Die Suche nach den wahren Mördern beginnt.
Währenddessen kommt ein Mädchen, das sagt sie sei schon 18 Jahre alt, verletzt an und nach und nach lösen sich die Rätsel auf, was geschehen ist. Grausam und gemein ging man mit ihr um.
Doch was ihr passierte, wie es den Geschwistern Blaire und Claire ergeht und warum manchmal Leid zugelassen wird, das erfahrt ihr, wenn ihr das Buch aufschlagt.
Wie ich das Gelesene empfinde:Das Buch fängt sanft an und diese Sanftheit bleibt ihm bis zum Ende auch erhalten, auch wenn schlimmes passiert und man mit dem ein oder anderen Charakter ziemlich mitleidet. Das ist aber nicht schlecht, denn es malt auf, an welchem Ort ich mich befinde. In einer Kleinstadt, wo jeder auf jeden achtet – zumindest in der Regel -, wo keiner einfach allein gelassen wird, sondern alle zusammenhalten und sich auch gegen blöde Dinge stellen. Doch irgendwas ist passiert, denn zu erst werden die Eltern von Blaire und Claire getötet und dann kommt auch noch das fremde Mädchen an, und der Bürgermeister sowie Richter der Stadt drängen darauf dass das Haus, das die Eltern von den zwei Frauen gegründet haben, schließen soll. Dabei ist dieses Haus ein ganz besonderer Ort. Ein Ort wo Menschen die neu starten müssen, eine Zuflucht suchen, und einfach auch eine Oase sein soll.
Wie passt das alles zusammen was hier geschieht, dieses Rätsel müssen die Schwestern lösen und zugleich bringen sie sich damit in tödliche Gefahr.
Schreibstil:
Die Autorin hat ihren ganz eigenen Stil, den ich in den Büchern, die ich von ihr bisher gelesen habe, stets wiederfinde, so auch hier. Vor allem durch die Perspektivenwechsel. Wobei es mich gerade am Ende des Buches dann dezent störte, das vieles wiederholt wurde, was erst eine Seite vorher genau geschrieben steht, aber das ist der Stil der Autorin, den ich sonst schätze.
Dieses Mal sind es sogar viel mehr Charaktere, als es in der Brunnenreihe der Fall ist.
Die Autorin hat einen ruhigen und schönen flüssigen Schreibstil und ich kann mich gut auf ihre Charaktere sowie Perspektivenwechsel einlassen. Kleiner Kritikpunkt dieses Mal war, das es eine kleinere Durststrecke in der Handlung gab, weil die Autorin manchmal zu weit ausgeholt hatte.
Charaktere:
Einmal ist es die Kleinstadt, die hier eine ganz wichtige Rolle spielt, mit all ihren Bewohnern. Dann gibt es Blaire und Claire, die Hauptfiguren in der Geschichte. Cade und viele andere.
Gesamt hat das Buch mit seinen Charakteren den Flair einer Kleinstadt, in der ich auch mal gerne unterwegs wäre. Oder auch nicht, denn ich will kein Mordopfer werden, und in dem Buch gibt es mindestens zwei, die Eltern von Blaire und Claire.
Geschichte:
Einerseits geht es um die Vergebung, bin ich bereit zu vergeben, auch wenn ich alles verloren habe?
Es geht aber auch um Leid und wie man mit Leid vielleicht gut umgehen kann, oder auch nicht. Wie man ein Leben retten kann und wie man vielleicht Leben neu gestalten kann, so hat gerade das Mädchen das aufgenommen wird, einen echt schweren Weg hinter sich, doch dank dem Haus und den Geschwistern schafft sie es, anzufangen zu verarbeiten. Es geht aber auch um Freundschaft, Liebe und um Rachsucht. So viele Themen die einem auch im wahren Leben in bestimmten Situationen begegnen könnten. Gut fand ich übrigens, das eine der Schwestern nicht ganz makellos war, sondern Narben in der einen Gesichtshälfte hatte, die durch einen Brand ausgelöst waren, als sie noch ein Kleinkind war. Dadurch wirkte es irgendwie noch viel authentischer.
Empfehlung:
Ich mag einerseits den Schreibstil der Autorin, aber auch wie sanft sie Themen auf den Tisch haut, die mich sogar zum Teil treffen, wie das Thema Vergebung und Verbitterung. Angenehm finde ich auch, wie sie mit den Charakteren liebevoll umgeht. Und doch ist es eine Autorin, die auch gerne mal Charaktere aus der Geschichte reißt um damit etwas völlig neues zu eröffnen, das finde ich gut, denn immer nur Happy End, das packe ich nicht, aber hier ist die richtige Stimmung und Mischung vorhanden.
Deswegen lest das Buch, startet in die Reihe hinein.
Bewertung:
Ich gebe dem Auftakt der Reihe vier Sterne. Auch wenn ich das Buch an sich echt klasse finde, gab es manche kleinere Durststrecken im Buch, weil die Autorin zu weit ausgeholt hat, aber letztlich gehörte das zur Geschichte dazu.
- Bernhard Aichner
Bösland
(275)Aktuelle Rezension von: Cat78Ich habe das Geheimnis sehr schnell herausgefunden, daher war diese Überraschung für mich nicht gegeben, was jedoch nicht schlimm war, denn insgesammt ist das Buch sehr gut und ist mehr als nur dieser eine Aspekt. Ständig warten neue gedankliche Fallstricke über die man stolpert und es gleicht einem gedanklichen Irrgarten aus dem man heraus finden soll.
Immer wieder öffnen sich neue Wege oder man biegt gedanklich um die Ecke und steht plötzlich vor einer Mauer.
Psychothriller ist hier wirklich perfekt getroffen.
Irgendwann weiß man nicht mehr was man noch glauben kann und was nicht und vor allem fragt man sich so oft warum...
Die Figuren wirken sehr autentisch und zusammen mit der verstricken Story wurde ich hinein gezogen.
Die kurzen Kapitel haben den Effekt noch verstärkt.
Am Ende könnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich musste einfach wissen welche Wendung noch kommt und wie es nun endet.
Das Buch beschreibt in lebhaften Bildern, dass eben nicht alles immer nur schwarz und weiß ist. Sondern es dazwischen noch viele Grautöne gibt.
Für Leute die gerne Verwirrspiele und das besondere mögen ist das Buch ein absolutes muss.
- David E. Hilton
Wir sind die Könige von Colorado
(71)Aktuelle Rezension von: JennyTrDer erste Satz: "Im Sommer 1963, als ich dreizehn war, stieß ich meinem Vater ein Davy-Crockett-Taschenmesser in die Brust."
Worum geht es? William Sheppard war 13 als er seinem brutalen Vater ein Messer in die Brust stieß. 'Leider' überlebt sein Vater den Angriff und Will wird in eine Erziehungsanstalt nach Colorado geschickt. Die Anstalt stellt sich als Ranch heraus, auf der Wilpferde gezähmt werden um sie danach zu verkaufen. Die Aufseher - vorallem Frank Kroft - sind gnadenlos und gewalttätig, sodass alle ihnen schutzlos ausgeliefert sind. Doch Will findet auf der Ranch neue Freunde und gemeinsam machen sie sich gegenseitig Mut und schmieden Zukunftspläne. Vorallem der gutmütige Benny wächst ihm ans Herz und als auf einmal 8 Pferde verschwunden sind, muss ein Suchtrupp gebildet werden, welcher die Pferde wieder zurückbringt. Während des Ausflugs gerät der Suchtrupp in eine Katastrophe und das Rennen um Leben und Tod beginnt..
"Manche Geschichten wurzeln im Abenteuer, manche im Konflikt. Andere stammen aus dem Herzen, und die Schrecken und Freuden, die darin eingeschlossen sind, scheinen oft so unermesslich, dass man sich wahrhaft fragt, was aus den Kindern geworden ist, die wir einst waren." (S.12)
Das einzig negative ist, dass manchmal zu viel drumherum geredet wurde und das Geschehen zu sehr in Gesprächen untertauchte.
Dem Autor ist es erstaunlich gut gelungen, die Lebenssituation und die Gefühle von Will zu veranschaulichen. Die Kapitel sind nicht zu lang und nicht zu kurz, sodass man sich nicht davon abschrecken lässt. Man lacht und weint mit und hofft, dass Williams Leben trotz dieses schlechten Abschnittes sich trotzdem noch zum Guten wendet.
Buchtitel: Der Titel ist ein sogenannter 'Insider'. Auf der Rückseite wird nur erklärt, dass Will nach Colorado kommt, aber was es mit den Königen auf sich hat wird erst im Laufe der Geschichte klar.
Mein Fazit: Eine unglaubliche und überragende Geschichte über Fehler und Freundschaft. Ich würde dieses Buch jedem weiter empfehlen! :) - Kazuaki Takano
13 Stufen
(39)Aktuelle Rezension von: trollchen13 Stufen
Herausgeber ist Penguin Verlag; Auflage: Deutsche Erstausgabe (13. November 2017) und es hat 400 Seiten.
Kurzinhalt: Ein unschuldig wegen Mordes zum Tod Verurteilter soll hingerichtet werden. Der ehemalige Gefängnisaufseher Nangō und der auf Bewährung entlassene Jun'ichi erhalten den Auftrag, den wahren Täter zu finden. Für das ungleiche Ermittlerduo beginnt damit nicht nur ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, sondern beide müssen sich auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Bestsellerautor Kazuaki Takano erzählt eine fesselnde Geschichte voller unerwarteter Wendungen und falscher Fährten bis hin zum furiosen Showdown. Am Beispiel der in Japan noch angewandten Todesstrafe stellt er die Frage nach Schuld und Reue, nach dem Recht auf Vergeltung. Dabei erzeugt seine vielschichtige Erzählweise eine außergewöhnliche Spannung, die den Leser bis zur letzten Seite nicht loslässt.Meine Meinung: Ich hab schon ein Buch von dem Autor gelesen und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Es ist kein Buch über blutrünstige Dinge oder so, sondern hier geht es viel um Gefängnis und die Pflichten eines Japaners. Und die werden so gut und präzise beschrieben, dass man alles gut verstehen kann. Ich fand die beiden Protagonisten sehr sympathisch und ich konnte ihr Handeln auch nachvollziehen. Ausserdem baut der Autor so viele unerwarteten, aber doch schlüssige Entwicklungen ein, dass man als Leser immer wieder überrascht wird. Immer wieder wird der Leser mit Todesängsten, Wünschen, aber auch Selbstzweifeln konfrontiert. Ich war immer in Gedanken nach dem Lesen und habe überlegt, wie ich mich entscheiden würde.
Mein Fazit: Nicht ganz so spannend wie der Vorgänger, aber auch sehr packend. Ich vergebe 4 gute Sterne und kann es jedem Fan empfehlen.
- Bernhard Schlink
Das Wochenende
(145)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderSeit 20 Jahren Haft wurde er nun vom Bundespräsidenten begnadigt. Seine Schwester lädt für das erste Wochenende in Freiheit die alten Freunde und Bekannten ein. Es soll ein Wiedersehen geben, ein zusammen erinnern und einfach das Leben genieren. Aber schon bei seiner Ankunft gibt es Spannungen. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und einer aus der Mitte hatte ihn damals verraten und deshalb kam er ins Gefängnis. Schwer lastet die Schuld auf allen und gereizt reagieren sie auf die Entführungsfälle von damals. Jeder hat sich weiter entwickelt und sich in einem neuen Leben zurecht gefunden, aber er war so lange weg. Bernhard Schlink entwirft das Bild eines Wochenendes, eines Neubeginns, der Vergangenheit und der großen Schuld. Ungeheuer dicht, klug und mit einem sehr wichtigen aktuellen Thema versteht er es aufs neue uns Leser zu begeistern.
- Siegfried Lenz
Landesbühne
(47)Aktuelle Rezension von: dominonaDa glückt der Ausbruch aus dem Gefängnis doch wirklich als die Insassen den Bus der Landesbühne während der Pause in Beschlag nehmen und für einige Tage sieht es so aus, als könnten die Insassen in Grünau ein geordnetes Leben beginnen ohne aufzufliegen...
Der Leser schaut einem ehemaligen Deutschprofessoren über die Schulter sowohl in Freiheit als auch Haft. Die Erzählweise ist zwar typisch Lenz, also hin und wieder entrückt, erzeugt hier aber ein merkwürdiges Kabarett-Gefühl. So dachte ich beim Lesen, dass Türmen doch nie im Leben so leicht sein kann, alles so lasch organisiert wie ein Ausflug einer Wandertruppe.
Immer wieder findet sich unterschwelliger Humor, doch alles in allem ist das Thema eher ungewöhnlich für Lenz, so uneingebettet mit wechselnder Beobachterperspektive - leider bei weitem nicht auf dem Level der "Schweigeminute". - Carl Zuckmayer
Der Hauptmann von Köpenick
(284)Aktuelle Rezension von: RobinBookEines der Bücher, die man gelesen haben sollte, denn wie bei "Des Teufels General" baut Zuckmayer hier gekonnt eine grandiose Erzählung um eine tatsächliche Begebenheit herum auf. Hier ist es eine aus der Not heraus geborene und durch die preußische Überhöhung Uniform tragender Menschen leicht gemachte Eulenspiegelei, die sicher vielen Menschen bereits aus den Verfilmungen mit Harald Juhnke (gut) und Heinz Rühmann (begnadet!) bekannt ist. Ein jeder Leser mag selbst entscheiden, ob man es als positiv oder als negativ ansieht, dass so etwas auch zu unserer Zeit nicht ausgeschlossen ist... - Robert Bidinotto
HUNTER – Ich bin das Recht
(3)Aktuelle Rezension von: vormiEs geht um den Enthüllungsjournalisten Dylan Hunter.
Er macht sich als freier Journalist in seinen Artikeln für die Opfer von Verbrechen stark.
Und schreibt vor allem über die Täter, die es durch schnelle Absprachen mit Staatsanwälten, schaffen immer wieder durch Löcher des Justizsystems zu schlüpfen. Und so unter Umständen selbst mit Mord davon kommen oder nur Bewährungsstrafen bekommen.
Damit wirbelt er natürlich viel Staub auf.
Und dann werden einige der von ihm so angeprangerten Verbrecher ermordet aufgefunden.
Immer mit dem von Hunter geschriebenen Artikeln zu den Tätern am Auffindeort. An dem die Leichen schön drapiert abgelegt werden. Immer in unmittelbarer Nähe der Juristen, die mit ihnen die Deals ausgehandelt haben.
Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht.
Ich habe es sehr spannend gefunden, die verschiedenen Geschichten der Opfer zu hören.
Und war sehr empört, wie manche Täter es schaffen, dem System immer wieder vom Haken zu springen.
Irgendwie findet man es als Leser ja auch mal sehr schön, wenn sich mal Jemand um die Bösen kümmert.
Die beschriebenen Situationen, Opfer, Täter und juristischen Fragen hören sich für mich als Laie nachvollziehbar und, in manchen Fällen, leider auch glaubhaft an.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen.
Was mir aber gar nicht gefallen hat ist die Tatsache, dass der Klappentext, so kurz er auch sein mag, schon viel zu viel verrät.
Ich lese den Klappentext bei jedem Buch möglichst nur einmal - wenn ich mir das Buch aussuche!
Und dann nicht mehr, auch nicht wenn ich das Buch zum ersten Mal aufschlage. Damit mir genau diese Enttäuschungen erspart bleiben. Denn meistens weiss ich nur noch dunkel, warum ich mir das Buch ausgesucht habe, kann mich aber nicht mehr an den genauen Text auf der Buchrückseite erinnern. - Samuel Shem
Doctor Fine
(20)Aktuelle Rezension von: HolgerKoelnDie erste Hälfte ist kurzweilig und amüsant, nachdem Fine aber selbt einen epileptischen Anfall bekommt, bleibt es trotz eines fachlich kompetenten Autors eigenartig, seltsam und wenig nachvollziehbar. Es sei denn, jemand kennt einen, der sich selbst bei einem epileptischen Anfall beobachten konnte. - Theodor Storm
Ein Doppelgänger
(8)Aktuelle Rezension von: Heike110566Die Novelle erschien 1886 erstmals als Fortsetzungsgeschichte und 1887 in überarbeiteter Form als eigenständige Gesamtveröffentlichung. Theodor Storm )1817-1888) zeigt hier, dass er ein durchaus sozialkritischer Zeitgenosse war. Bevor ich aber darauf näher eingehe, ein kurzer Einblick in die Geschichte selber: Ein Advokat aus einer norddeutschen Kleinstadt ist auf Urlaub in südlicheren Gefilden. In einem Gasthaus begegnet er einem Oberförster. Beide kommen ins Gespräch. Die Stimme und die Sprechweise des Advokaten rufen beim Oberförster Erinnerungen wach. Daraufhin lädt er den Advokaten auf ein paar Tage zu sich und seiner Frau ein. Durch den Wirt erfährt der Urlauber bereits, dass er offenbar aus derselben Gegend stammt wie des Oberförsters Frau. Als er bei seinen Gastgebern einkehrt, stellt sich tatsächlich heraus, dass beide aus derselben Stadt kommen. Die Frau erzählt, dass ihr Vater John Hansen gewesen sei. Der Advokat ist verwirrt, denn er kennt die Familien der Stadt, aber ein John Hansen, nein, den kennt er nicht. Im Gespräch mit der Frau erfährt er, dass ihre Mutter gestorben sei, als sie drei Jahre war und ihr Vater als sie acht war. Danach wurde sie von den Eltern ihres Mannes aufgezogen, die zu jener Zeit dort Urlaub in der Gegend machten und mit dem Schicksal des jungen Mädchen in Berührung kamen. Eines Abends auf seinen Zimmer, kommt den Advokaten die Erinnerung: John Hansen war im Ort nur als John Glückstadt verrufen. Den Namen bekam er, weil er dort einige Jahre im Zuchtahus verbracht hat, nachdem es bei einem Einbruch, an dem er beteiligt war, einen Toten gegeben hat und er zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Nach seiner Entlassung kehrte er in die Stadt zurück und wollte einen Neuanfang machen. Tatsächlich bekam er auch Abeit, heiratete die Dirne Hanna und bekam eine Tochter namens Christine. - Christine ist die jetzige Frau des Oberförsters. - Die Liebe zwischen Hanna und John war eine bsondere. Hanna liebte den Sex nach Gewalt. So prügelten sie sich und liebten sich. Die heranwachsende Tochter bekam dies natürlich mit. Und eines Tages geschah ein Unglück: bei einer dieser Prügeleien fiel Hanna gegen den Ofen und verletzte sich. An der Verletzung starb sie. John war verzweifelt und das dreijährige Kind saß anbei. - John zog Christine alleine auf und war ein fürsorglicher und liebevoller Vater. Aber die Vergangenheit holte ihn ein, immer wieder holte sie ein, obwohl er sich redlich mühte und immer ein liebervoller und fürsorglicher Vater blieb. Aber die Gesellschaft hatte ihn abgestempelt, gebrandmarkt. Er bekam letztlich keine Chance und als die Not riesig war, beide, er und das Kind nur noch hungrig, wollte er Kartoffeln vom Acker stehlen. Aber er kippte den Sack noch auf dem Kartoffelacker wieder aus, brachte es nicht fertig zu stehlen. Auf dem Heimweg ereilte ihn dann ein tragisches Schicksal, dass ich aber jetzt nicht näher benenne, um die Spannung für künftige Leser zu erhalten. Der Advokat wusste nun, wer der Vater von seiner Gastgeberin war. Sie erinnerte sich nur an den fürsorglichen und liebevollen Vater, aber da war in der Erinnerung eben auch dieser Mann, der sich immer mit ihrer Mutter geprügelt hat. Und sie fragte sich: wer war dieser Mann? - Der Advokat wusste dies ja nun, aber wie sollte er damit umgehen? Abgesehen davon, dass die Geschichte um John Hansen schon an sich eine spannende Geschichte ist, ist die Novelle auch eine sozialkritische Betrachtung der Verhältnisse jener Zeit in der die Geschichte entstand. John hatte eine Straftat begangen, war verurteilt worden, hat die Strafe abgebüßt. Doch anstatt er nun eine neue Chance erhält, wird er ausgegrenzt, abgestempelt. Er kann sich noch so gut er will verhalten, für die anderen im Ort bleibt er der Zuchthäusler. Die Folge dieser geselschaftlichen Ausgrenzung sind, trotz aller Bemühungen Johns, Not und Elend im Hause des inzwischen sehr fleissigen Mannes und liebevollen Vaters. Vom Gesetz erhielt er sechs Jahre Zuchthaus, von der Gesellschaft lebenslänglich bis in den Tod. - Theodor Storm bringt dies klar zur Sprache. Deutlich zur Sprache: Nachdem selbst nach dem Tod von John die üble Nachrede nicht aufhörte, sagte der Bürgermeister in der Novelle: "... Nachdem dieser John von Rechtes wegen seine Strafe abgebüßt hatte, wurde er, wie gebräuchlich, der lieben Mitwelt zur Hetzjagd überlassen. Und sie hat ihn nun auch zu Tode gehetzt; denn sie ist ohn Erbarmen. Was ist davon zu sagen? Wenn ich was meinen soll, so sollet ihr ihn jetzt in Ruhe lassen, denn er gehört nun einen anderen Richter." Die Novelle ist in einer klaren und deutlichen Sprache gehalten. Dennoch ist sie sehr poetisch. Den Autor gelingt es, diesen Facettenreichtum in dieser Novelle zusammen zu bringen. - "Ein Doppelgänger" ist ein zweifellos lesenswertes Stück deutscher Literatur. - Friedrich Schiller
Der Verbrecher aus verlorener Ehre und andere Erzählungen
(72)Aktuelle Rezension von: blertaDie wahre Geschichte des Mörders Friedrich Schwan. Der Text versucht ein philosophisches Problem zu bekunden, wobei Friedrich Schwan als historisches Vorbild für die Figur des Christian Wolf dient, also liegt der Geschichte sicherlich eine bekannte und wahrhaftige Struktur zugrunde.
Es ist interessant, wie Schiller faktuale Tatsachen mit Fiktion begründen möchte – wie beispielsweise mit den geschilderten Gedankengängen von Wolf, die wir als Leser:innen nah miterleben. Nicht nur vertritt Schiller damit den Punkt, dass bei einer Tat ebenfalls der Kontext und die darin entstandenen Beweggründe des Täters in Betracht gezogen werden. Die moralische Überheblichkeit wird hier von Schiller kritisiert und er macht deutlich, dass mehr Objektivität im Rechtssystem herrschen sollte.
In der Erzählung selbst thematisiert der Autor zusätzlich noch, wie eine Erzählung geschrieben sein sollte, was er dann natürlich auch umsetzt. Dazu zählt, dass man als Leser:in versteht, weshalb die Protagonisten in dieser bestimmten Art und Weise handeln; wir müssen also die Hintergründe von ihnen kennen.
Auch finde ich, dass das Buch sehr angenehm zu lesen ist und es – obwohl es wirklich schon älter ist – immer noch erfolgreich zum Denken anregt.
- Helmut Schmiedt
Karl May
(9)Aktuelle Rezension von: Barbara62Als Kind hatte es mir Winnetou angetan, später war ich fasziniert vom Schicksal der Familie Greifenklau, aber als ich Karl Mays Bücher mit 20 Jahren wieder zur Hand genommen habe, fand ich sie beinahe unlesbar.
Deshalb hat mich die Biografie des Germanistikprofessors und stellvertretenden Vorsitzenden der Karl-May-Gesellschaft, Helmut Schmiedt, die im Herbst letzten Jahres aus Anlass des 100. Todestages von Karl May am 30.03.2012 erschienen ist, sofort angesprochen. Dem „Geheimnis“ dieses Autors wollte ich auf den Grund gehen und das ist mir mit dieser gut lesbaren, ohne Pathos und mit kritischer Distanz verfassten Lebensbeschreibung, soweit dies überhaupt möglich ist, gelungen.
Schmiedt beschränkt sich nicht auf die Lebensdaten Mays, sondern schildert detailliert dessen Vorgehensweise beim Schreiben, die sowohl von einer überbordenden Fantasie, als auch von einem exzessiven und geschickten Umgang mit Quellen lebte, und mit der er lange Zeit nicht nur seine jugendlichen Leser über sich und seine Biografie täuschen konnte.
Besonders spannend sind daneben die Rezeptionsgeschichte von Mays Werken, sei es im Nationalsozialismus, in der DDR oder in der Bundesrepublik, und die Entstehung der verschiedenen Verfilmungen.
http://xn--mit-bchern-um-die-welt-wlc.de/helmut-schmiedt-karl-may-oder-die-macht-der-phantasie/
- Mirjam Cordt
Hundereich
(4)Aktuelle Rezension von: LEXIEin großartiges Arbeitsbuch zur Integration von Hunden aus dem Tierschutz. Mirjam Cordt arbeitet bereits lange mit Hunden, speziell mit unvermittelbaren, nicht resozialisierbaren Hunden ohne Chance auf Vermittlung. In ihrem vorliegenden Sachbuch "Hundereich" geht sie detailliert auf die Problematik dieser speziellen Hunde ein und erklärt deren Bedürfnisse. Sie hilft dem interessierten Leser anhand vieler Fallbeispiele, diese Hunde nicht nur zu verstehen, sondern sie zu einem Lebens-Partner zu machen, Vertrauen aufzubauen und ihnen zu Geborgenheit und Verständnis zu verhelfen. Ein ganz besonderes Buch!