Bücher mit dem Tag "rechtsextremismus"
147 Bücher
- Timur Vermes
Er ist wieder da
(3.394)Aktuelle Rezension von: KiraNearTitel: Er ist wieder da
Autor*in: Timur Vermes
Erschienen in Deutschland: 2012
Originaltitel: -
Erschienen in -: -
Übersetzer*in: -
Weitere Informationen:
Genre: Satire, Slice of Life
Preis: € 9,99 [D] | € 10,30 [A]
Seiten: 394
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-404-17178-1
Verlag: Bastei Lübbe AG
Inhalt:
Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern und Angela Merkel. 66 Jahre nnach seinem vermeintlichen Ende strandet der Gröfaz in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und "Gefällt mir"-Buttons.
Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Das ist jetzt eines der Bücher, die schon seit mehreren Jahren auf meinem SuB liegen und bei denen nicht genau sagen kann, seit wann. Es könnte 2017 sein, oder auch 2018 oder 2019. Dazu lag das Buch dann doch zu lange in einer Kiste herum, dass ich das nicht mehr sagen kann. Ich weiß nur noch, dass ich das Buch mal in einem Gebrauchtwarenladen bekommen habe. Seitdem liegt bzw lag das Buch bei mir herum und als ich es dann vor wenigen Wochen in einem Karton gefunden hatte, dachte ich mir: Komm, lies das doch mal endlich. Da ich den Film nicht kenne, hatte ich keine Ahnung, was mich wirklich erwarten würde.
Mich hatte es ja schon überrascht, dass das ganze Buch aus Hitlers Sicht geschrieben wurde, ich hatte hier doch mit irgendeiner Art von Erzähler gerechnet. Dadurch hatte man aber die ganze Zeit Einblick in seine Gedankenwelt bekommen können. Nun, was soll ich sagen, es war irgendwo interessant, aber noch viel mehr erschreckend. Regelmäßig habe ich mir beim Lesen bewusst gemacht, das ist keine seltsame Fantasiefigur, die böses denkt. Nein, dieser Mensch hat wirklich existiert und seine Weltansicht, seine Gedanken, all das, die gab es so wirklich. Natürlich nicht 1:1, aber von der Art her. Um ihn herum denken alle, dass er ein Schauspieler ist, ein Komiker, der 24/7 IC ist und ums Verrecken, nicht mal für ne Sekunde, OC gehen möchte. Wie oft dachte ich mir: Leute, der Kerl macht keine Scherze, das ist sein voller Ernst?
Dass er sich auch die ganze Zeit so selbst gelobt hatte, fand ich auch sehr unangenehm. Das ist auch einer der Gründe, warum mir diese Rezi so schwer fällt. Wie bewerte ich das Buch am besten? Am Ende ist es auch nur ein Roman, aber ich hatte auch noch nie den Fall, dass ich mich so derartig von einem Hauptcharakter angewidert gefühlt habe. Dazu wurde er dann doch zu überzeugend geschrieben. Sagen wir einfach, ich distanziere mich von ihm.
Was den Humor angeht, scheint das Buch die Leute wohl zu spalten. Die einen konnten mit dem Humor nichts anfangen oder haben ihn gar nicht erst gesehen. Die anderen fanden es urkomisch und kamen nicht aus dem Lachen heraus. Nun, ich muss zugeben, mich bringen Bücher extrem selten zum Lachen, das schaffen eher Fanfictions, aber ich wollte dem Buch trotzdem mal eine Chance geben. Gut, es gab hier und da eine sehr absurde Situation, wo ich dann doch mal kurz auflachen musste. Aber das wars. Ich bin nicht lachend über den Boden gerollt oder hab mir Lachtränen aus dem Gesicht gewischt. So sehr hatte es mich dann doch nicht erheitert.
Außerdem fand ich, dass es auch sehr interessante Beobachtungen gibt, was das Verhalten seines Umfelds angeht. Ich habe in den letzten Monaten, über einen sehr langen Zeitraum einen Podcast gehört, in dem es um berühmte Sekten und Kulte ging. Dort ging man aber nicht nur auf die Sekten/Kulte an sich ein, sondern auch auf die jeweiligen Gründer, welche Geschichte sie hatten, wie sie so tickten usw. Auch haben sie immer wieder das Verhalten und die Auswirkungen auf die Mitglieder erklärt. Sehr viele Sektenführer waren stark charismatisch, hatten son gewisses Etwas in der Seele/Psyche/Ausstrahlung, das viele Menschen überzeugt und angezogen hatte. Und auch hier konnte ich das langsam sehen.
Wenn sie den Hitlergruß benutzen oder nach einer erfolgreichen Besprechung "Heil Hitler" in der Gegend herumrufen, weil sie es witzig finden, weil sie denken: Ist doch nur Spaß. Das hat mich beim Lesen dann doch sprachlos gemacht. Und ich war sehr, sehr oft sprachlos bei diesem Buch.
Wer mir im Buch am besten gefallen hat, war Vera Krömeier. Sie hat im Film, soweit ich heute erfahren habe, einen anderen Vornamen, aber ich bleibe bei Vera. Sie ist wirklich eine sehr nette, junge Frau und dass sie die ganze Zeit im Berliner Dialekt redet (ja, ihr Dialog ist komplett im Berliner Dialekt geschrieben), hat sie mir gleich sympathisch gemacht. Überhaupt finde ich den Dialekt ziemlich cool, die Leute, die ihn sprechen, kommen mir immer total locker und cool rüber. Sie hat mir Leid getan, weil sie doch recht oft mit ins Kreuzfeuer geraten ist. Auch wenn ich aus einer völlig anderen Gegend komme, habe ich sie sehr gut verstehen können. Dass sie ihn oft mit "meen Führa!" anspricht, war seltsam, absurd und gruselig zugleich. Immer, wenn sie mit dabei war, hatte ich beim Lesen der Szene gleich viel mehr Spaß.
Fazit:
Zu sagen, dass ich das Buch genossen habe, wäre aus so vielen Gründen einfach nur falsch zu sagen. Zusätzlich waren mir Hitlers Art zu denken, diese doch ausladene Sprache, in der er redet und denkt, auf Dauer zu anstrengend. Das hat sich dann doch manchmal gezogen wie Kaugummi. Dafür fand ich aber die Unterhaltungen zwischen ihm und Vera (wegen Vera) sehr erfrischend, die haben mir dann wieder Spaß gemacht. Ansonsten, ist das Buch allein vom Thema her schwer zu bewerten. Es ist ein sehr interessantes und unheimliches Gedankenexperiment. Auch wenn 2011 sich anfühlt, als wäre das vor 60 Jahren gewesen und nicht vor 12 Jahren.
Jedenfalls, ich bewerte meine Leseerfahrung, die ich während des gesamten Buches gemacht habe, als Ganzes. Und dafür gebe ich dem Buch insgesamt drei Sterne. Vielleicht werde ich mir auch irgendwann den Film ansehen.
- Anne Frank
Das Tagebuch von Anne Frank
(2.420)Aktuelle Rezension von: anastazjaIch fand das Buch super interessant, allerdings manchmal schwierig zu lesen. Wer sich für dieses Thema interessiert, sollte es gelesen haben.
- V. S. Gerling
Falsche Fährten
(52)Aktuelle Rezension von: birgitfaccioli
In Deutschland werden pensionierte Ärzte ermordet und teilweise vorher noch gefoltert.Eines haben diese Ärzte allerdings gemeinsam.Sie haben alle zu DDR Zeiten in der Charité in Berlin gearbeitet.
Nicolas Eichorn und Helen Wagner ,die nicht nur Partner beim BKA Berlin sind sondern auch privat,werden mir dem Fall beauftragt.
Im Zuge der Ermittlungen kommen Sie einem grausamen Verbrechen auf die Spur an dem die großen Pharmafirmen beteiligt sind und damit auch Helens eigener Vater.
Unerwartet bekommen Sie noch Hilfe von Jemandem der eigentlich Nicolas beruflich schaden soll .
Der Hintergrund einer wahren Geschichte bildet die Story ,was ich absolut klasse finde,allerdings wurde hier bei der Ausschmückung doch arg übertrieben.
Nicolas ist ein recht eigenwilliger Ermittler der in den eigenen Reihen nicht nur Freunde hat.Ich mag den trockenen Humor der die Spannung einige male durchbricht.
Oftmals wurde ein den vorherigen Fall von Nicolas und Helen berichtet ,den ich allerdings nicht gelesen hab.So fehlten mir leider einige Informationen.
Auch die asiatische Mafia fand ich übertrieben , da ist wohl dem Autor die Fantasie mit ihm durch gegangen :)
- Robert Scheer
Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück
(42)Aktuelle Rezension von: pardenEIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...
Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.
"Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)
Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.
Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.
Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.
Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.
"Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)
Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.
Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.
Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.
Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.
© Parden - KJ Weiss
In ohnmächtiger Wut
(25)Aktuelle Rezension von: Sonne63Inhalt (lovelybooks):
Ein ausländischer Schüler wird brutal zusammengeschlagen. Der engagierte Lehrer Jens Baumgard kann nicht länger tatenlos zusehen und bewegt die einzige Zeugin zur Aussage. Dadurch rückt er selbst in den Fokus einer rechtsradikalen Gruppierung, die nun alles daransetzt, sein Leben und das seiner Familie zu zerstören.
Meinung:
In diesem Buch hat die Autorin ein Thema aufgegriffen, das topaktuell ist. Auf irgendeine Weise ist jeder von uns schon einmal damit konfrontiert worden, sei es in persönlichen Erlebnissen oder durch die Berichterstattung in den Medien. Rechtsextremismus ist eine zunehmend bedrohlicher werdende Erscheinung in unserer Gesellschaft, geschürt durch Ängste und teilweise einseitige Berichterstattung. Soziale Brennpunkte, Personalmangel, Gesetzeslücken, all dies trägt noch zur Verstärkung der Situation bei. Dort, wo Menschen sich von der Politik im Stich gelassen fühlen und Rechtsextreme scheinbar für ‚Ordnung‘ sorgen, ist dieser Gesinnungsrichtung Tür und Tor geöffnet. Dabei spielt die Gewaltbereitschaft dieser Menschen eine sehr große Rolle. Sie verbreiten Angst und Schrecken. Das führt sogar soweit, dass diese Gewalt gegenüber jedem angewandt wird, der anders denkt oder sich nicht dem Stärkeren unterordnet. Das hat nichts mehr mit Politik zu tun.
Unsere Politik tut sich schwer, diesem Thema Paroli zu bieten. Sie ist nicht bzw. nur bedingt in der Lage, Bürgern Schutz vor Angriffen gegen rechts zu bieten. Vielleicht ein Nachteil der Demokratie, doch dafür leben wir in einer Gesellschaft, in der es so viele Freiheiten gibt, wie niemals zuvor.
Das alles ist natürlich ein sehr komplexes Thema, über das sich stundenlang diskutieren und streiten lässt. K.J. Weiss behandelt genau diese Punkte in ihrem Buch, wie immer eingebettet in eine spannende Handlung. Sachlich präzise ausgearbeitet und erschreckend ehrlich, authentisch und glaubwürdig. Trotzdem geht sie auch sehr sensibel mit dem Thema um, zeigt Situationen und Gefühle der beteiligten Personen auf. Sie beleuchtet die Lebenssituationen und Gründe des Handelns von Tätern und Opfern. Sie scheut nicht einmal davor zurück, Lösungsansätze zu präsentieren.
Fazit:
Dieses Buch ist mehr als nur spannende Unterhaltung. Hier wurde authentisches Zeitgeschehen verarbeitet, über ein Thema, das jeden von uns angeht. Wegschauen ist jedenfalls keine Lösung. Ich kann dieses Buch nur empfehlen. - Jodi Picoult
Kleine große Schritte
(252)Aktuelle Rezension von: Universum_der_WoerterDie Autorin hat einen authentischen Roman über Rassismus geschrieben. Hier geht es um die Protagonisten Ruth, eine Farbige, die als Krankenschwester arbeitet. Sie kümmert sich um ein Neugeborenes doch der Vater, eine Rassist, wünscht von der Stationsleitung, dass eine andere Krankenschwester sich um sein Baby kümmern soll. Den Inhalt habe ich kurz runtergebrochen.
All das was nun in der Geschichte passierte, ist so realitätsnah beschrieben worden, dass man die Meinung haben könnte, dass die Autorin aus Erfahrung spricht. Aber so ist es nicht. Sie hat sehr gute Arbeit geleistet um das aufzufangen was so vielen Menschen auf der Welt passiert ist oder passieren könnte.
In diesem Buch ist sehr viel Hass und einige Gewaltszenen werden beschrieben bei denen ich hin und wieder schlucken musste. Aber genau das fand ich an diesem Buch gut, da hier nichts verschönigt wurde oder gar verharmlost. Hier wurde schonungslos beschrieben was in der Realität mehrfach passiert.
Die Charaktere haben jeweils ihre eigenen Kapitel und man liest aus ihren Blickwinkel. So bekommt man einen großen Einblick in deren Leben. Da es in der Ich-Form geschrieben wurde, konnte ich die Gefühle, Sorgen Ängste der jeweiligen Protagonisten nachfühlen. Es hat mich aber auch wütend gemacht und musste es an manchen Stellen zur Seite legen und mehrmals tief durchatmen.
Dieses Buch hat meine Gefühle aufkochen lassen. Dieses Buch fordert mich auf mich selbst zu hinterfragen wie ich über Rassismus denke. Obwohl ich glaubte es schon zu wissen. Es ist ein wichtiges Buch welches unbedingt gelesen werden sollte.
- René Junge
Aktenzeichen Tod
(18)Aktuelle Rezension von: annlu„Geschichte wiederholt sich nicht? Wer sagt das? ICH wiederhole die Geschichte.“
Der ehemalige Soldat Simon Stark lebt auf der Straße und verdrängt mit Alkohol seine Erinnerungen. Als Obdachlose verschwinden und seine neue Bekannte Sophie Palmer vom Hilfe-Bus in Schwierigkeiten gerät, muss er sich an seine Ausbildung erinnern und den Soldaten in ihm wieder zum Leben erwecken. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Selten wurde ich mit einem Hauptcharakter wie Simon Stark konfrontiert: traumatisch Erlebnisse aus Afghanistan verfolgen ihn, er wird von seinem Alkoholismus – inklusive einer destruktiven Stimme in seinem Inneren – verführt und lebt unter der Brücke. Sophie bringt zwar einen Gegenpunkt dazu, schließlich ist sie in einer gutsituierten Familie aufgewachsen und hat eine Hilfsorganisation aufgebaut, ihr Charakter bleibt aber etwas farblos und geht in den actiongeladenen Szenen unter.
Schon bald werden auch die Gegenspieler vorgestellt, sodass der Leser gleich schon in die hochtrabenden Pläne eingeweiht wird. Diese basieren auf die Naziideologie und den Euthanasiegedanken, was ein schweres Thema darstellte. Allerdings wurden damit die Gegner auch gleich als die „Bösen“ dargestellt. Für mich war das fast zu klischeehaft, da man nur ihre schlechten Absichten erfuhr, aber wenig über ihre Psyche.
Manche der Themen haben mich sehr angesprochen. So fand ich es interessant die Obdachlosen hier in den Mittelpunkt zu stellen und mit Simon auch einen unter ihnen kennenzulernen. In anderen Krimis sind sie öfters Opfer, nie aber Hauptcharakter. Erwähnt wurde auch, wie schnell und wie unverschuldet man selbst alles verlieren kann. Besonders interessant fand ich auch, wie unterschiedliche Begegnungen mit den auf der Straße lebenden verlaufen konnten – von Hooliganangriffen über Nichtbeachtung bis zu netten Plaudereien war alles mit dabei. Auch die Themen Traumabelastung bei Soldaten und Alkoholismus empfand ich als schwierig aber durchaus interessant.
Die Umsetzung der Geschichte konnte mich leider nicht immer erreichen. Dafür basierte sie zu sehr auf Action und erinnerte viel zu oft an einen Hollywood – Streifen. Simon als ehemaligen Soldaten konnte ich seinen Kampf ja noch abkaufen, aber bisher friedliebende Zivilisten mit Waffen auf eine Geheimagentenmission zu schicken war mir doch zu übertrieben. Ebenso musste ich die rasante Verfolgungsjagd mit der Polizei und die vielen Schusswechsel inklusive jeder Menge Toter waren mir doch zu unrealistisch.
Fazit: Viele interessante Themen wurden aufgegriffen – für mich war aber zu viel Hollywood-Action-Streifen-Feeling mit dabei.
- Morton Rhue
Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten
(2.318)Aktuelle Rezension von: RosenMidnightEin Experiment im Schulunterricht, das außer Kontrolle gerät:
Im Unterricht wird der Zweite Weltkrieg behandelt. So etwas kann doch heute nicht mehr passieren, meinen die Schüler*innen. Doch, das kann ganz schnell gehen, meint der Lehrer und beginnt ein Experiment, dass aufzeigt, wie schnell und leicht es tatsächlich ist, sich in einer Gruppe und Ideologie zu verlieren. Eine Bewegung wird geboren, Die Welle.
Großartige Geschichte, die auf wunderbare Weise aufzeigt, wie leicht es ist, sich in Gruppendynamiken und Ideologien zu verlieren. Eine beängstigende Vorstellung, und doch Realität, denn die Geschichte basiert auf wahren Ereignissen. Ich denke es gibt nur wenige, die im Schulunterricht um dieses Buch herumgekommen sind – zurecht. Lektüren wie diese sind wichtig um uns immer daran zu erinnern, was ist und was sein kann. Wir dürfen nie vergessen, unseren Verstand und unser Gewissen zu nutzen.
Besonders interessant finde ich das Interview mit dem echten Lehrer am Ende des Buches. Seine Perspektive und Bericht über die Nachwirkungen des Experiments fand ich besonders interessant.
- Ute Haese
Heringshappen
(20)Aktuelle Rezension von: WildponyHeringshappen - Ute Haese
Kurzbeschreibung Amazon:
Hanna Hemlokk ermittelt wieder: Das Bokauer Private Eye in Hochform.
Der Wirt des hippen Gourmettempels »Heuschrecke« ist tot, zertrampelt von einer Kuh. War es tatsächlich ein Unfall? Oder hat der »Reichsbürger« Rolf Bapp etwas damit zu tun? Und welche Rolle spielt der dauertwitternde Bürgermeisterkandidat Arwed Klinger? Ganz zu schweigen von dem Horror-Clown, der seit Kurzem sein Unwesen in Bokau treibt. Hanna Hemlokk, das schräge Private Eye mit Herz und Hirn, ist gefordert – und sieht sich bald mit einem zweiten Todesfall konfrontiert.Mein Leseeindruck:
Juhu - hab ich gedacht als ich entdeckt habe das es einen neuen Fall mit der Privatermittlerin Hanna Hemlokk gibt.
Und ich habe mich sofort riesig über die Fortsetzung gefreut, da ich ein großer Fan von Hanna bin. Schließlich haben mich dir 4 Vorgängerbände, die ebenfalls im Emons Verlag erschienen sind, richtig begeistern können.
Natürlich ermittelt Hanna auch im Band 5 wieder unkonventionell und sehr humorreich. Und natürlich super spannend, denn bei Hanna weiß man nie was sie noch alles macht. Und hier muss Hanna zwischen einem Mörderkuh, einem Reichsbürger, einem Bürgermeisterkandidaten und einem Horror-Clown die Wahrheit herausfinden. Dieser Spagat ist ihr (und unserer Autorin Ute Haese) natürlich wieder super gelungen.
Fazit:
Einfach wieder ein genialer Küstenkrimi, der mir tolle Lesestunden und viel Spaß bereitet hat.
Hanna als Protagonistin ist einfach klasse!
Daher gibt es von mir von Herzen gerne 5 volle Sterne und meine weitere Lese-Empfehlung für diese tolle Buchreihe! *****
- John Grisham
Die Jury
(530)Aktuelle Rezension von: Tamara88Optik - Cover + Klappentext: Das Cover ist sehr einfach gehalten, nur in schwarz-weiß Tönen. Der Name des Autors prangt unverkennbar in der Mitte, darunter das Genre und erst danach der Titel des Buches. Man sieht in der oberen linken Ecke den Verlagsnamen, mitten im Bild zwei Schachfiguren. Es wirklich schlicht, hat mich aber dennoch neugierig gemacht. Der Klappentext enthält eine aussagekräfte Headline. Alle anderen Sätze sind kurz und knapp gehalten, machen aber definitiv Lust auf mehr. Ich musste es kaufen, denn die Geschichte versprach, interessant zu werden.
Buchsatz + Schreibstil + Grammatik: Die Kapitel sind nummeriert, Fehler im Text sind kaum zu finden. Der Schreibstil des Autors ist flüssig, spannend und vielleicht etwas kühl gehalten. Für mich hat es aber perfekt zum Genre gepasst und eine düstere Atmosphäre erzeugt. Außerdem ist alles wahnsinnig realistisch beschrieben worden und zieht den Leser so nur noch mehr in den Bann. Die Charaktere sind vielseitig und authentisch, das Setting sehr schön beschrieben und auch die Handlung an sich schlüssig und nachvollziehbar mit Spannung gemacht, auch wenn es mittig etwas langatmiger wurde. Es war ein Genuss, das Buch zu lesen. Aufwühlend, interessant, nachdenklich. Alles in einem.
Inhalt: Nachdem Carl Lees zehnjährige Tochter von Weißen vergewaltigt und schwerst misshandelt wurde, übt der Schwarze Selbstjustiz, indem er die Täter erschießt. Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, ob diese Handlung gerecht war oder nicht und ob er nun dafür bestraft werden soll oder nicht. Ich muss zugeben, den Film nicht zu kennen, aber vom Autor bereits gehört zu haben. Ich konnte also völlig unvoreingenommen in sein Werk einsteigen und bin wirklich überrascht, wie wahnsinnig detailliert, gerade im juristischen Sinne, es ist. Wie realistisch gemacht, wie herzergreifend und gleichzeitig brutal, dass es mir bei einigen Szenen mächtig durch den Magen ging.
Fazit: Das Buch ist wirklich von einem Meister geschrieben worden und ging mir sofort unter die Haut. Ich konnte mit allen Charakteren wunderbar mitfühlen, als wäre ich live dabei. Wer einen durchweg spannenden Thriller sucht mit einer gruseligen oder nervenaufreibenden Szene nach der anderen, könnte hier jedoch etwas enttäuscht werden, denn zwischendurch war es sehr ruhig. Mich störte es nicht, da es in sich trotzdem stimmig wirkte. Ein Buch mit verdienten fünf Sternen. Gern mehr.
- Henning Mankell
Mörder ohne Gesicht
(994)Aktuelle Rezension von: yana27Ein altes Bauerpaar wird zuhause über zugerichtet. Den Mann war beim Auffinden bereits tot, die Frau konnte man noch schwerverletzt ins Krankenhaus liefern, die dort letztendlich ihren Verletzungen erlag. Bevor die alte Frau starb waren ihre letzten Worte: "Ausländer, Ausländer "" Mörder ohne Gesicht" ist meiner Meinung nach in erster Linie nicht unbedingt ein Krimi. Sicherlich wird hier nach dem Doppelmörder ermittelt, aber hier werden vor allem die Flüchtlingssituation Schwedens Anfang der 90er Jahre angeprangert. Zwar ist das schon 30 Jahre her aber auch heutzutage in Deutschland immer noch aktuell.
Die Ermittlungen waren sehr zäh und irgendwie unbefriedigend, weil Wallander in der Sackgasse steckt und nicht weiterkommt. Ich fragte mich beim Lesen, wie sich Wallander während der Ermittlungen zugezogenen Verletzungen ( Brandblasen, Striemen im Gesicht, Gehirnerschütterung usw.) eigentlich auf den Beinen halten konnte. Selbst für mich war es beim Lesen frustierend.
"Mörder ohne Gesicht" erschien 1991. Aus der heutigen Sicht wirkt die Ermittlungsarbeit von Wallander und seinem Team antiquiert : Telefonzelle für einen Anruf suchen, Notizzetteln, wer angerufen hat, neben seinem Telefon und ein Autotelefon im Dienstwagen. Dies werte ich nicht negativ, da es nun mal früher so war.
Ich finde "Mörder ohne Gesicht" ist einer der schwächeren Werke von Mankell und lag unter meinen Erwartungen
- Hans Waal
Die Nachhut
(103)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchVier, als junge Männer zu der Waffen SS eingezogene, Soldaten haben das Ende des zweiten Weltkrieges in einer großen unterirdischen Bunkeranlage nicht mit bekommen. Sie sind weiterhin der Meinung, es herrsche immer noch Krieg. Verstärkt wird ihre Annahme dadurch, dass über der Bunkeranlage ein Bombenabwurfplatz der UDSSR entstanden ist.
Erst als der letzte Dosenöffner abbricht, entschließen sie sich die Anlage zu verlassen.
Da sich in den letzten 70 Jahren natürlich sehr viel geändert hat, müssen die vier alten Herren mit den jetzigen Gegebenheiten zurecht kommen. Immer noch behaftet mit dem Gedankengut des dritten Reiches.
Der Autor hat das Buch aus drei verschiedenen Sichtweisen geschrieben. Immer als Tagebuch. Aus Sicht des einen Soldaten, der Ermittlerin und eines Journalisten.
Das Buch ist lustig, witzig aber auch traurig zu lesen.
Witzig wegen der Situationen in die die vier alten Herren geraten (z.B. ein Zusammentreffen mit Neo-Nazis) traurig aber auch, da man wieder einmal sehen kann, was eine obskure Weltanschauung anrichtet.
Allerdings sollte man wissen, dass man es mit "Er ist wieder da", das ja ein ähnliches Thema behandelt, nicht vergleichen kann. Das sind zwei verschiedene Dinge.
Das Buch ist wirklich gut zu lesen und auch der Schluß fand meine Zustimmung. - Hans-Henning Scharsach
Stille Machtergreifung
(11)Aktuelle Rezension von: WaschbaerinEin Sachbuch zu rezensieren gehört nicht zu den einfachen Aufgaben eines Lesers. Insbesondere, wenn es um eine Thematik geht, bei der man Laie ist.
Als ich anfing das Buch "Stille Machgergreifung - Hofer, Strache und die Burschenschaften" von Hans-Henning Scharsch zu lesen, konnte ich mir nicht vorstellen, dass nach allem was wir im letzten Jahrhundert erlebten, sich diese rechten Einstellungen wieder breit machen würden. Haben wir nichts dazu gelernt? Ein sehr umfangreiche Quellenverzeichnis am Ende des Buches belegt die einzelnen Zitate die von FPÖ Politikern und Burschenschaftlern verwendet wurden oder auch immer noch werden. Bei einem solch brisanten Thema darf sich der Autor keine Fehler erlauben.
Und trotzdem nagten noch Zweifel in mir, ob der Autor nicht übertreibt. "So schlimm kann es doch nicht sein", ist so ein Satz mit dem man sich selbst ruhig stellt. Jedoch, meine letzten Zweifel wurden zerstreut, als wir genau zu der Zeit einen Urlaub in Österreich verbrachten, als die Gespräche zur Regierungsbildung mit der FPÖ liefen. Jeden Morgen las ich im Hotel voller Interesse die regionale Zeitung. Ich muss gestehen, mir fielen bald die Augen aus dem Kopf als ich darin die gleichen Zusammenhänge zwischen Burschenschaften, Hofer und Strache aufgeführt fand, wie es der Autor in dem vorliegenden Buch beschreibt. Meinem Empfinden nach nehmen die Menschen die Entwicklung in Österreich (viel zu) gelassen hin.
Was mir bisher unbekannt war, ist das Symbol der Kornblume. Während der Lektüre machte ich mir zig Notizen, die ich alle in der Rezi verarbeiten wollte. Doch es sind zu viele, als dass ich auf alle eingehen könnte.
Ich wäre z. B. nie auf die Idee gekommen, (S. 59) "Österreich als ein Teil Deutschlands" zu sehen. Oder Seite 64, Ausführungen über die Möglichkeit der Notverordnung. Ich frage mich, sind die Bürger in Österreich darüber nicht besorgt? Besonders nachdenklich mache mich die Aussage auf Seite 75, "Wer die Frage formuliert, bestimmt das Ergebnis". Die große Masse der Bevölkerung hinterfragt nur wenig - das dürfte auf der ganzen Welt ähnlich sein. Die meisten Menschen wollen einfache und plausible Lösungen, die sie auch am Stammtisch verstehen. Damit, komplizierte Zusammenhänge zu erkennen, sind viele Menschen überfordert. Auf Grund solcher Überlegungen sollte/muss man auch die Ergebnisse der letzten Wahlen in Österreich sehen.
In diesem Buch zeigt der Autor die Verflechtungen der einzelnen Burschenschaften mit den Herren Hofer, Strache & Co auf. Eine bestimmte geistige Elite macht sich dies zu Nutze. Man kann nicht leugnen, die Herren treten mit großem Charme auf, verbreiten mit einem Lächeln auf den Lippen ihre Botschaften. Den Ausführungen des Autors nach überzieht eine Vernetzung Gleichgesinnter das Land und warten darauf, an die Macht zu gelangen.
Wer nach dieser Lektüre immer noch der Meinung ist, es wird schon nicht so schlimm sein/werden, ist ein ganz gewaltiger Optimist. Ich selbst kann mich nicht mehr beruhigt zurücklehnen. Dank moderner Medien ist es jedem Interessierten möglich, auch dem Nachbarn jenseits der Grenzen über die Schultern zu schauen. Die Aussage unserer Eltern/Großeltern "wir haben nichts gewusst" ist damit hinfällig. Jeder ist heute in der Verantwortung hinzuschauen. Dieses Buch nimmt den Leser an die Hand, zwingt ihn regelrecht dazu hinzuschauen und zu hinterfragen, was ausgebreitet vor unseren Augen geschieht.
Von mir bekommt dieses Buch eine absolute Leseempfehlung. - Martin Walker
Bruno Chef de police
(271)Aktuelle Rezension von: FranGoldsmithBruno Chef de Police von Saint-Denis versucht einen vermeintlich rassistischen Mord in seinem geliebten Dorf aufzuklären. Im Vordergrund steht aber mehr das Leben des gutgelaunten und sympathischen Junggesellen, der vor allem den Genuss der einheimischen Produkte wie Käse und Wein der französischen Provinz in allen Einzelheiten erklärt aber auch von der Frauenwelt nicht gänzlich abgeneigt ist.
Das Buch ist wirklich gut geschrieben, die französischen Wörter haben für mich den Lesefluss nicht gestört sondern mich eher angespornt mein Französisch wieder aufzufrischen. Die Charaktere sind sympathisch und Das Buch war sehr kurzweilig. Was mich aber dazu zwingt meiner Bewertung 2 Sterne abzuziehen ist der Schluss. Die Auflösung des Falles an sich war gut, nur was danach passiert war für mich nicht befriedigend. Es macht auf mich den Eindruck, dass der Autor selbst nicht recht wüsste, wie er die politische Misere am geschicktesten auflösen soll und hat dann einfach gefühlt Garnichts getan. Ich habe das Buch dann etwas enttäuscht ins Regal gestellt. Aber gleich den zweiten Teil rausgeholt, da mir der Schreibstil und Bruno als Chef de Police von Saint-Denis doch sympathisch waren. Vielleicht ist das Ende von Teil zwei dann etwas gelungener.
- Juli Zeh
Leere Herzen
(312)Aktuelle Rezension von: Tanja_WueEin sehr gesellschaftskritischer Roman wurde hier erschaffen. Wir lernen das Geschäftsmodell von Britta und Babak kennen und bis ich begriffen hab bzw realisiert habe, ja das machen die bzw das versteht man unter der Brücke, hat ein bisschen gedauert. Während der Geschichte wurde es teilweise spannend und dann das Ende, was mich nicht ganz so glücklich zurück lässt.
Trotz Ende kann ich das Buch empfehlen!
- Zdenka Becker
Samy
(21)Aktuelle Rezension von: awogfliAuf meiner diesjährigen Reise durch die europäischen Staaten im Rahmen meiner EU-Autorinnenchallenge bin ich in der Slowakei mit Zdenka Becker tatsächlich unerwartet auf Gold gestoßen. Dieser Roman, der sich mit Rassismus, Ausgrenzung und Demütigung von Roma – oder Personen, die für Sinti bzw. Roma gehalten werden – auseinandersetzt und sehr heftig die Folgen eines solchen Lebens am Rande der Gesellschaft thematisiert, war für mich ein richtig funkelndes Juwel in dieser Landschaft der unzähligen guten Neuerscheinungen, mit denen ich Woche für Woche erfreut werde.Als unehelicher Sohn eines indisch-österreichischen Arztes hat es Samy in der kommunistischen Slowakei besonders schwer, weil er für einen Zigeuner gehalten wird. Was für eine furchtbare Biografie hat der Protagonist: ein Leben vom Kindergarten an voll von permanenten Demütigungen und rassistischen Übergriffen, die sehr detailliert geschildert werden. Besonders übel spielt Samy der Sohn von Mutters ehemals bester Freundin mit. Harry beginnt seine Mobber-Karriere im Kindergarten mit ersten Übungen am Paradeopfer Samy und endet in der heutigen Zeit als politischer Mastermind der rechtsextremen slowakischen Szene.
Die ach so intellektuelle Mutter, Karriere-Kommunistin, die als Sozialarbeiterin eigentlich schon ob ihres Jobs bezüglich Rassismus, Mobbing und Problemen von Jugendlichen sensibilisiert sein sollte, versteht es nicht, beziehungsweise will die Probleme ihres Sohnes nicht verstehen. Auch sie ist rassistisch gegen Zigeuner eingestellt, aber ihren Sohn sollte das ohnehin nicht betreffen, denn er ist ja kein solcher Abschaum, sondern ein guter, geborener Slowake und ein halber Österreicher mit Migrationshintergrund. Dass er wie ein Roma aussieht und keiner dieser Rassisten differenziert, ignoriert sie geflissentlich.
Was so ein Leben der permanenten Herabwürdigung von Kindheit an mit einem Menschen anrichtet, wird auch schnell klar. Samy leidet seit jungen Jahren an starken Depressionen. Als er von seiner Freundin Julia durch ihren Vater mit einer Intrige quasi chirurgisch getrennt wird, da er als Farbiger nicht standesgemäß ist, bricht die Verzweiflung wieder voll aus.
Das gruseligste an der Geschichte ist der Umstand, dass alle handelnden Personen, die etwas unternehmen könnten, zusehen, wie der junge Mann unverschuldet in Zeitlupe gegen die Wand fährt. Und es wäre genug Zeit, etwas für Samy zu tun, bevor er zu Grunde geht. Einzig der Vater aus Wien, der als Unbeteiligter von der Existenz seines Sohnes erst erfährt, als dieser 8 Jahre alt ist und Samy so gut wie nie gesehen hat, erkennt das Problem in seiner Funktion als Psychiater, spezialisiert auf Migranten, sofort. Er bietet seine Hilfe an, aber er hat eben im Leben seines Sohnes nichts zu melden. Als Samy auf der Suche nach seiner Identität und nach seinem Vater in Wien auf der Mariahilferstraße seinen adoptierten Cousin Ondraj trifft, der genetisch ein Roma ist, sein Leben in der Slowakei nicht mehr ausgehalten hat und nach Wien abgehauen ist, entspinnt sich folgender, sehr spannender Dialog:
„Jetzt aber wirklich. Warum bist Du damals weggegangen?“ Ondraj verdrehte die Augen, dann sah er Samy an.
„Warum? Warum? Als ob Du es selbst nicht wüsstet. Ganz einfach, ich wollte kein Zigeuner mehr sein.“
„Und hier bist Du kein Zigeuner?“
„Nein hier bin ich ein Ausländer, und das ist mir tausendmal lieber. Aber dort…“ Er deutete unbestimmt in die Ferne
„Zu Hause … dort haben mich die Nachbarn seit meiner Geburt als eine minderwertige Ratte angesehen, die ihren Eltern und der ganzen Umgebung nur Troubles bereiten wird. „Der Roman startet in der heutigen Zeit im Krankenhaus. Der erwachsene Samy wird schwer verletzt eingeliefert, in Rückblenden werden sein Leben und seine Leidensgeschichte als verachteter Zigeunerjunge zuerst im Kommunismus und dann nach der Wende aufgerollt. Irgendwann wird nach und nach indirekt klar, dass Samy wahrscheinlich nicht nur Opfer einer Gewalttat geworden ist, sondern dass auch er irgendetwas angestellt haben könnte. Der Showdown, der zu dieser lebensgefährlichen Verletzung geführt hat, ist dann übrigens grandios konzipiert und zeigt, was permanentes Mobbing und rassistische Übergriffe bei den Betroffenen anrichten können, wenn sie keine Hilfe bekommen. Am Ende hätte ich zwar gerne noch ein kleines bisschen mehr über Samys Motive aus Innensicht gelesen – es ging mir im Finale ein bisschen zu schnell – aber das ist nicht mal mehr Jammern auf hohem Niveau, sondern fast nicht der Rede wert.
Fazit: Absolute Leseempfehlung! Ein spannender Roman, der enorm wütend und gleichzeitig auch sehr nachdenklich macht. Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund und legt ziemlich brutal den Finger in die Wunden unserer Gesellschaft, die mittlerweile sehr am aufkeimenden Nationalismus und erneut an rassistischen Wahnvorstellungen krankt. In dieser Geschichte jedoch hat dieser Wahnsinn mit den Zigeunern seit der Nazizeit gar nicht aufgehört und sowohl den Kommunismus als auch die Wende konstant überdauert.
Rassismus ist scheiße!!!!!
Diese Aussage ist zwar klar wie Kloßbrühe, aber selten wird sie uns so plastisch vor Augen geführt wie in dieser Story. Denn der Rassismus existiert hier in seiner Reinkultur, nicht gepaart mit Xenophobie, Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhass (die Ausreden von „besorgten Bürgern“), denn Sinti und Roma sind seit Jahrhunderten bestens integrierter Bestandteil und Minderheit der Bevölkerung vieler europäischer Staaten, wie Österreich, Ungarn, Slowakei, Rumänien … Diese Minderheit wird nicht wegen mangelnder Integration, Spracherwerb, Staatsbürgerschaft oder sonstiger Komponenten ausgegrenzt, sondern einzig und allein wegen der Farbe ihrer Haut.
- Clemens Meyer
Als wir träumten
(122)Aktuelle Rezension von: Maus86Danie und seine Freunde verleben ihre Jugend im Leipzig der Nachwendejahre. Sie scheinen ziel- und perspektivlos und die Prioritäten liegen darin, gute Zeiten zu verleben und Stärke gegenüber anderen zu demonstrieren. Vieles im Verhalten der jungen Männer ist einfach typisch grenzüberschreitendes Verhalten Jugendlicher und es geht oft um das Austesten der eigenen Grenzen. Beim Protagonisten und dessen Freunden geht es jedoch immer noch einige Schritte darüber hinaus, so dass es Tote durch Autounfälle und Drogenmissbrauch gibt, Gefängnisaufenthalte und Krankenhausaufenthalte nach brutalen körperlichen Auseinandersetzungen.
Das Buch ist episodenhaft verfasst, ohne Chronologie und mit vielen Zeitsprüngen zwischen den Kapiteln, die sich vor und wieder zurück bewegen. Es entsteht trotzdem eine gutes Gesamtbild und die Plotlines fügen sich grob zusammen. Wir als LeserInnen nehmen dabei durchgehend die Perspektive von Danie ein.
Für mich war das Buch insgesamt sehr eintönig und ich konnte wenig Interesse für die Eskapaden der Jugendlichen entwickeln. Stark fand ich die Szenierie im Jugendarrest, in dem Danie einige Monate verbringen muss. Hier wird ein spannender Mirkrokosmos mit interessanten Strukturen gezeigt. Darüber hinaus fand ich die Plotline zu Mark sehr eindringlich beschrieben und empfand die Auseinandersetzung mit seiner Suchtproblematik literarisch und psychologisch stark. Leider kam das im Buch für meinen Geschmack zu kurz, hierüber hätte ich gerne mehr gelesen.
Insgesamt konnte mich der Autor mit dem Buch nicht recht überzeugen und ich habe es leider viel zu gerne zugeschlagen.
- Hasnain Kazim
Auf sie mit Gebrüll!
(11)Aktuelle Rezension von: Henri3tt3Wie ist das mit der Meinungsfreiheit?
Was darf man sagen und was nicht?
Darf man widersprechen?
Oder nicht?
Oder muss man sogar widersprechen?
Und wenn ja, wie?
Soll man Leute im Netz blocken?
Soll man den Kontakt zu Bekannten abbrechen, wenn sie Corona leugnen oder rassistische Witze machen?
Dieses Buch ist zwar keine konkrete Anleitung à la "Wenn jemand dies sagt, dann musst du das sagen", aber ich habe trotzdem viel gelernt und fühle mich jetzt nicht mehr so hilflos, verwirrt und vor allem sprachlos.
Danke, Hasnain Kazim! ❤️
- Tatjana Flade
Hass im Fadenkreuz
(13)Aktuelle Rezension von: MominaZum Inhalt:
Die junge Studentin Esther lernt in ihrer Lieblingskneipe den gutaussehenden aber sehr zurückhaltenden Lysander kennen. Die beiden verlieben sich. Doch schon bald fällt Esther auf, dass Lys sich immer wieder merkwürdig benimmt, vor allem dann, wenn sein bester Freund und Mitbewohner Jörg ihn anruft. Dann kann es sein, dass Lys seine neue Freundin einfach sitzen lässt und nach Hause fährt oder plötzlich spontan verreisen muss. Das alles kommt Esther äußerst merkwürdig vor und auch wenn es deswegen mit Lys immer zum Streit führt, kommt sie dennoch nicht von ihm los. Nach einem Bombenanschlag auf eine rechtsextreme Veranstaltung, bei der auch Unschuldige ihr Leben lassen, macht Esther zwischen Lysanders Sportsachen eine verstörende Entdeckung und in ihr keimt ein schrecklicher Verdacht auf…
Persönlicher Eindruck:Bei „Hass im Fadenkreuz“ von Tatjana Flade war ich anfangs wirklich skeptisch ob das Buch meinen Erwartungen entspricht. Ich bin wahrlich kein Freund von Liebesgeschichten, dennoch war meine Sorge, dass die Lovestory zu sehr im Vordergrund steht, völlig unbegründet. Tatjana Flade greift in ihrem Buch auch in Deutschland derzeit sehr aktuelle Themen auf: Terror, Gewalt, Angst, Rechtsextremismus. Auch wenn der Leser von Anfang an um das Geheimnis von Lys weiß, kommt so gut wie nie Langeweile auf. Die Autorin hat einen flüssigen und sehr gut zu lesenden Schreibstil und
nach den ersten Seiten war ich so gefangen von der Story, dass ich unbedingt wissen wollte, wie sie ausgeht. Wie wird Esther reagieren, wenn sie von Lysanders anderer Seite erfährt? Wird es ein Happy End für die beiden geben? Nicht so einfach eine Rezension zu schreiben, wenn man nicht zu viel von der Story verraten möchte, deswegen lest einfach selbst! Die Protagonisten, die sich schnell auf wenige Personen reduzieren sind Flade gut gelungen. Die Zerrissenheit, die Lys in sich trägt ist deutlich spürbar und er war mir trotz seiner fragwürdigen Handlungen immer sympathisch. Auch Esthers Charakter wirkt klar und realistisch, eine verliebte junge Frau eben, die dennoch sehr selbstbewusst auf mich wirkte. Tatjana Flade behandelt in ihrem Buch ein gesellschaftspolitisches Thema, welches uns alle angeht und vielleicht auch irgendwann mal direkt betreffen könnte. Rasant und flüssig geschrieben bereitete mir „Hass im Fadenkreuz“ spannende Leseunterhaltung. Das ist ein Buch, welches man erst aus der Hand legt, wenn man es ausgelesen hat. So ist es zumindest mir ergangen. - Günter Grass
Im Krebsgang
(205)Aktuelle Rezension von: FarbwirbelGünther Grass' Novelle 'Im Krebsgang' lag schon Jahre auf meinem SuB und nun habe ich es endlich geschafft, sie zu lesen.
Inhaltlich war ich tatsächlich überrascht, denn ich dachte, dass es ein historienbezogenes Werk ist und wusste nicht, dass er auch hochgradig aktuell ist.
In der Novelle geht es um Paul Pokriefke, der selbst als Journalist arbeitet und dem Leser einen Schweinsgalopp durch Vergangenheit und Gegenwart eröffnet.
Zu Beginn geht es um Gustloff, Frankfurter und Marinesko, drei historische Personen, die im Zusammehang mit dem NS-Regime stehen. Dabei sei kurz erklärt, dass Gustloff als Nazi von Frankfurter, einem Juden, erschossen wurde. Später, als Hitler die KDF-Fahrten eingeführt hatte, wurde eines der Schiffe Gustloff genannt. Wie es der Zufall so will, ist eben jene Gustloff das Boot, mit dem Mutter Pokriefke später mit ihrem Sohn Paul im Bauch vor den Russen flüchtet. An dem Abend, als die Gustloff abgeschossen wird, wird Paul geboren und Mutter Pokriefke erzählt diese Geschichte ein ums andere Mal ihrem Sohn und später auch ihrem Enkel Konrad.
Wie sich im Lauf der Geschichte herausstellt, ist Konrad sehr vereinamt von dieser Geschichte und entwickelt sich Stück für Stück zu einem Neonazi. Sein Vater beobachtet im Web diese Entwicklung, denn Konny schreibt auf einer Website darüber, doch wirklich einzugreifen wagt er nicht, hat er doch nicht wirklich Kontakt zu ihm.
Die Geschehnisse spitzen sich zu und die Geschichte wird wiederholt. Am Ende kann man tatsächlich die letzte Phrase der Novelle als Kern dieser erkennen:
Das hört nicht auf. Nie hört das auf. - S. 216
Grass fragt in seiner Novelle nach der Idiotie, die Menschen inne haben, die nationalsozialistisches Gedankengut in sich tragen. Vor allem aber trägt er hier einen Sachverhalt vor, der gar nicht so oft thematisiert wird: Intelligtente Menschen und wie diese so denken können und auch, was die Geschichte der Familie in einem jungen Menschen machen kann, wie sie sich weiterträgt. Das war hochinteressant.
[…] Wolfgang Stremplin, der sich online David genannt hatte, einen, wie er sagte, „Nachweis arischer Herkunft“ vorlegte und sich dabei ironisch gab. Den Kommentar zu dem, was er ohnehin wußte, lieferte mein Sohn aus ruhiger Gewißheit: „Das ändert nichts am Sachverhalt. Allein ich mußte entscheiden, ob die mir als David bekannte Person als Jude sprach und handelte.“ - S. 182
Auf der anderen Seite habe ich das Werk nur schleppend fertig bekommen. Gerade der Einstieg mit all den historischen Persönlichkeiten und dem fast abgehackten Schreibstil war für mich nur schwer anzunehmen. Das Buch wurde zum Schluss hin immer interessanter und dennoch blieb der erste Eindruck für mich sehr präsent. Da ist der Titel dann aber wieder sehr genial gewählt. Im Krebsgang. Genau so wird die Geschichte nämlich erzählt.
Den Ich-Erzähler Paul mochte ich sehr gern. Gefangen in dem Rahmen seines Lebens und mit einer großen Schippe Ironie erzählt er daraus.
Schluß mit Gernegroß! Wer sich mit funfunddreißig und beginnendem Haarausfall noch ein Kind andrehen läßt, ist nicht zu retten. Was heißt hier Liebe! Die gibt’s allenfalls wieder ab siebzig, wenn ohnehin nichts mehr läuft. - S. 42
Seine Mutter war für mich so etwas wie das Ebenbild der Nachkriegsgeneration, die danach in der DDR lebte. Irgendwie politsch verwildert im Kopf, wenn man das so sagen kann.
Da ich vom Schreibstil und dem Aufbau der Geschichte nicht zu 100 % überzeugt bin, ich aber mit der Aussage d'accord gehe, bin ich mal wieder im Sternekonflikt. Ich vergebe drei Sterne und würde gerne noch einen imaginären, halben Sternd dazugeben.
- Jan Weiler
Kühn hat zu tun
(99)Aktuelle Rezension von: Lilli33Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch (21. Mai 2016)
ISBN-13: 978-3499266829
Preis: 11,00 €
Spannender Krimi und mehr
Inhalt:
Kriminalhauptkommissar Martin Kühn, verheiratet mit Susanne, zwei Kinder, stolzer Besitzer eines Eigenheims, schwirrt der Kopf. In seiner Wohnsiedlung geht es drunter und drüber. Irgendwas stimmt mit dem Baugrund nicht, Neonazis bilden eine Bürgerwehr, ein kleines Mädchen ist verschwunden und hinter Kühns Garten liegt eine Leiche, aufs Übelste zugerichtet.
Meine Meinung:
Dies ist der Auftaktband der Reihe um den Münchner Polizisten Martin Kühn. Er hat mir in seiner Vielseitigkeit ausgesprochen gut gefallen. Dicht an der Seite des sympathischen, aber auch ein bisschen verschrobenen Protagonisten erleben wir einige turbulente Tage mit polizeilichen Ermittlungen, aber auch einigen privaten Problemen, wobei sich alles irgendwie vermischt.
Besonders Kühns innere Monologe vermögen zu fesseln und bringen auch die Ermittlungen voran. Was den Täter angeht, hatte ich zwar schon früh den richtigen Riecher, doch was genau dahintersteckt, hat mich letztendlich doch sehr überrascht und fasziniert.
Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für diesen tollen Kriminalroman.
Die Reihe:
1. Kühn hat zu tun
2. Kühn hat Ärger
3. Kühn hat Hunger
★★★★★
- Peer Martin
Sommer unter schwarzen Flügeln
(135)Aktuelle Rezension von: a_different_look_at_the_bookIch hatte mir nicht viel von diesem Jugendroman erwartet, obwohl ich bei Patricia Schröders Buch "SCHEISS GLATZE, ich lieb dich", welches ein ähnliches Thema beleuchtet, schon einmal überrascht wurden bin. "Sommer unter schwarzen Flügeln" hat mich regelrecht geflasht.
Nuri und Calvin sind für mich zwei Charaktere, die genau so da draußen rumlaufen könnten. Das ist auf der einen Seite sehr erschreckend. Auf der anderen Seite leider die Realität.
Peer Martin hat Protagonisten geschaffen, die sich in mein Herz geschlichen haben. Ihre Entwicklung war nachvollziehbar. Sie bekommen Tiefe eingehaucht und man leidet mit ihnen regelrecht mit.
Ich fühlte mich oft, als wäre ich außer Atem. Die ganze Zeit wird der Spannungsbogen oben gehalten. Der Autor legt ein Tempo an den Tag, welches nicht immer einfach zu verfolgen war. Hin und wieder gab es Sprünge, nach denen man kurz innehalten und sich neu orientieren musste. Doch meine Gedanken liefen auf Hochtouren.
Hier wird einem kein Einheitsbrei mit vielen Antworten geliefert.
Lesende werden dazu angehalten, innezuhalten, einen Standpunkt einzunehmen und diesen ständig zu überdenken, zu interpretieren, zu erörtern, ...Die Erzählung um Calvin und Nuri ist keine leichte Kost. Sie beinhaltet viel Brutalität, Angst und Schmerz. Sie ist hochaktuell - ich glaube, sie wird ihre Aktualität leider niemals verlieren - und hochbrisant.
Die Geschichte geht weiter - und zwar mit mir.
©2023 a_different_look_at_the_book
- Petros Markaris
Zurück auf Start
(12)Aktuelle Rezension von: mesuDiese Krimi Reihe um den griechischen Kommisar Charitos ist wirklich gelungen. Der Autor beschreibt treffend die griechische Lebensweise, mit all ihren Facetten.Es gibt wunderbare Beschreibungen von griechischen Spezialiäten, witzige Dialoge der Protagonisten und natürlich immer einen Mord (oder mehrere), die es aufzuklären gilt.
Diesmal handelt es sich um eine Gruppierung die sich "Griechen der der fünfziger Jahre" nennt und einiges über die Morde die sich ereignen, weiss, oder vielleicht selbst dahinter steckt?
Kommissar Charitos ermittelt in seiner eigenen Weise zusammen mit seinem Team.... typisch griechisch eben.
Das Buch hat mir super gut gefallen, wie alle anderen der Reihe auch. Lesegenuß garantiert, unbedingt lesen!!
- Mart Schreiber
Es muss brennen: Geschichten zu den Themen Asyl und Culture Clash
(19)Aktuelle Rezension von: WaschbaerinBei diesem Buch handelt es sich um ein recht dünnes Exemplar, welches auch noch zwei Kurzgeschichten zum Thema Flüchtlinge enthält. Dass diese Kurzgeschichten nur an der Oberfläche kratzen, ergibt sich durch die Kürze von selbst.
Bei der ersten Story geht es um Gewalt, genauer gesagt um eine versuchte Vergewaltigung durch Flüchtlinge an einem jungen Mädchen, die neue, noch schlimmere Gewalt nach sich zieht. Am Ende gibt es nur Verlierer.
Das Thema ist brisant und ganz sicher von Interesse. Leider vermisse ich bei dieser Kurzgeschichte etwas den Tiefgang. Mir bleibt das alles zu sehr an der Oberfläche. Jemand, der sich der rechten Szene zuwendet, wird sicherlich nicht morgens wach und sagt: "Ich tue meinem Freund einen Gefallen und werfe einen Brandsatz". Woher stammt diese kriminelle Energie? Alles im Leben hat eine Vorgeschichte, die hier nicht erzählt wird. Es wäre in meinen Augen wünschenswert, wenn der Autor die jungen Männer - in ihrer Persönlichkeit - dem Leser näher bringen würde.
Schwierigkeiten bereiteten mir mehrere Ausdrücke, bzw. Sätze, die für mich keinen Sinn ergaben. Nach der Anfrage beim Autor wurde mir erklärt, diese seien aus der Umgangssprache (in Österreich) entnommen. Mein Vorschlag wäre, kurze Erklärungen für diese Wörter am Ende des Buches zu geben. Der Verständlichkeit wegen.
Die zweite Kurzgeschichte ist etwas fürs Herz - ganz so, wie man es liebt, damit man am Ende des Buches den Deckel schließen kann und zufrieden ist.
Ein junger Mann verliert einen größeren Geldbetrag auf der Straße. Ein Flüchtlingsjunge sieht es, hebt die Scheine auf und gibt sie dem jungen Mann zurück. Anstatt des Finderlohns bekommt der Junge eine Visitenkarte und steht kurze Zeit später mit seiner ganzen Familie bei der angegebenen Adresse vor der Haustür. Diese Menschen bekommen kein Asyl in Österreich, wollen aber nicht mehr zurück und wissen nun nicht wie es weiter geht.
Der junge Mann, der zuvor wohl mehr mit sich und seiner Freundin, einer unterkühlten Anwältin, beschäftig war und nicht sonderlich über Flüchtlinge nachgedacht hatte, wird nun gefordert und muss sich entscheiden, wie er sich verhält. Welchen Weg geht er? Das will ich hier nicht verraten.
Auch diese Geschichte ist mir für das, was darin steckt, etwas zu kurz geraten, wodurch sie plakativ bleibt. Wie gesagt, es ist im Grunde etwas fürs Herz.
Beide Kurzgeschichten haben Potential, was aber in keinster Weise ausgeschöpft wurde. Vieles verharrt im Klischeehaften.
Insgesamt entsprechen die Kurzgeschichten nicht so meinem Lesegeschmack. Mit 2,5 Sternchen wäre das Büchlein für mein Dafürhalten richtig bewertet. Doch da dies nicht möglich ist, will ich positiv entscheiden und gebe 3 Sternchen.