Bücher mit dem Tag "porträts"
68 Bücher
- Joanne K. Rowling
Hogwarts - Ein unvollständiger und unzuverlässiger Leitfaden
(118)Aktuelle Rezension von: Sato(Pottermore Presents #3)
Wie so oft wird ein Welterfolg – den die Harry Potter Reihe zweifelslos darstellte – bis auf`s Letzte ausgereizt. Da eine richtige Fortsetzung nicht geplant ist, geht man halt ins Umfeld der Geschichte und versucht so einerseits die Neugier der Fans und andererseits die eigene Kasse zu befriedigen. Ähnlich ist es mit den 3 „Bänden“ der „Pottermore Presents“ welche kurze Texte und Gedanken von Joanne K. Rowling rund um Hogwarts enthalten. Es ist für den Liebhaber recht interessant in die Entstehung der Geschichte zu schauen, da die Autorin auch ursprüngliche Alternativen im Arbeitsprozess der Bücher preisgibt bzw. die Geschichte einiger magischen Dinge näher beleuchtet, sei es der magische Hut, der Hogwartsexpress oder die Kammer des Schreckens. Diese kurzen Einlassungen sind spannend und auch recht humorvoll – aber leider eben viel zu kurz.
Fazit, die Büchlein sind ein Muss für Fans, aber leider kein Tortenstück sondern nur eine Pralinchen, wenn auch ein leckeres.
- Alessandro Baricco
Mr Gwyn
(54)Aktuelle Rezension von: Svenjas_BookChallengesObwohl mein SuB aus allen Nähten platzt und ich (theoretisch) genug zu lesen für die nächsten drei bis fünf Jahre hätte, lasse ich mir unheimlich gern Bücher empfehlen, um meine Fühler genretechnisch immer weiter auszustrecken. Auf diese Weise schaffte es auch Mr. Gwyn von Alessandro Baricco in mein Regal, denn es ist eines der Lieblingsbücher meines Kollegen und irgendwie ist es doch so: Nenne mir dein Lieblingsbuch und ich sag dir, wer du bist. Ich mag es, durch die literarischen Vorlieben eines Menschen seiner wahren Natur ein Stück näher zu kommen. Und irgendwie passt das auch ganz fabelhaft zu Mr. Gwyn, der Hauptfigur in Bariccos gleichnamigem Roman.
Mr. Gwyn nämlich ist ein in jeder Hinsicht außergewöhnlicher Mann. Ein etwas verschrobener Schriftsteller, der das Schreiben braucht wie die Luft zum Atmen, den das Schreiben von Büchern für die breite Masse aber irgendwann nicht mehr ausfüllt. Und Mr. Gwyn ist ein Mensch, der Nägel mit Köpfen macht - das mag ich sehr an ihm. Während überall auf der Welt die Menschen in ihrem Alltag, in ihrem oftmals mittelmäßigen Leben gefangen sind und aus Bequemlichkeit nichts daran ändern (ernsthaft, ich spreche aus Erfahrung), zieht Mr. Gwyn einen klaren Schlussstrich. Er hängt das Schreiben von Büchern an den Nagel, um das zu tun, von dem er glaubt, dass er es gut kann und dass es ihn zufriedener und glücklicher macht.
Das also ist die Ausgangsposition von Mr. Gwyn und sie führt hinein in eine ganz zauberhafte, gleichsam zarte und starke Geschichte voller Leichtigkeit, Melancholie und Glück. Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass sie vieles unausgesprochen lässt - dass sie dem Leser in gewisser Weise nur den Rahmen liefert und die Farben und Pinsel, damit er ihn ausfüllen kann. Man hat beim Lesen das Gefühl zu schweben und fertigt dabei in seinem Kopf ein Bild von Mr. Gwyn und seiner Tätigkeit an, das lediglich eine Version von Bariccos Geschichte ist. Eine Version von unendlich vielen, denn jeder wird dieses Buch anders lesen, erleben und interpretieren. Mir hat es unheimlich viel gegeben, Mr. Gwyn dabei zu beobachten, wie er konzentriert und diszipliniert arbeitet und dabei etwas ganz Neues erschafft, denn schließlich hat noch nie jemand Porträts geschrieben. Das Ganze ist so absurd, verrückt und am Ende doch so logisch und genial, dass man Mr. Gwyn nur bewundern kann für seinen Einfallsreichtum, seine Detailgenauigkeit und die Selbstverständlichkeit, mit der er anderen Menschen erklärt, was er tut. Ich mochte die durchgehend träumerische Atmosphäre und die Intimität des Ateliers, in dem Mr. Gwyn arbeitet. Ich mochte die Figuren und die Tiefe der Geschichte - ich mochte einfach alles an diesem Buch.
Die Geschichte ist von Anfang bis Ende von Poesie durchdrungen - von dieser Art Poesie, die einen leicht berührt und fliegen lässt. Ihr seht schon, es fällt mir schwer, eindeutige Worte zu Bariccos Roman zu finden, weil er einfach so besonders, so außergewöhnlich, so bezaubernd und träumerisch ist. Auch Bariccos Erzählstil hat mich absolut überzeugt, denn er harmoniert so atemberaubend gut mit der Geschichte, wie ich es bisher selten erlebt habe. Ich würde Bariccos Stil als poetisch, blumig, fantasievoll und doch klar beschreiben, als zart und kraftvoll. Einfach wunder-, wunderschön!
Zusätzlich zum eigentlichen Roman enthält das Buch drei kleine Kurzgeschichten, die unter dem Titel "Dreimal im Morgengrauen" zusammengefasst werden. "Dreimal im Morgengrauen" wiederum ist der Titel eines Buches, das in Mr. Gwyn eine nicht unerhebliche Rolle spielt - Baricco hat also das Buch im Buch geschrieben, was ich ziemlich cool finde. Es gelingt ihm unglaublich gut, eine fiktive Autorfigur und mit seinen Worten eine ganz andere Atmosphäre zu erschaffen als in Mr. Gwyn. Die Kurzgeschichten selbst treffen zwar nicht hundertprozentig meinen Geschmack, sie heben den Roman jedoch noch einmal auf eine völlig neue Stufe und sind einfach eine schöne Zugabe.
Mein Fazit:
Alessandro Bariccos Roman Mr. Gwyn besitzt eine Tiefe, die mich sehr beeindruckt und fasziniert hat. Er ist wundervoll poetisch und dabei so raffiniert geschrieben, dass der Leser mit seinen Gedanken etwas ganz eigenes aus der Geschichte macht. Ein zartes, zauberhaftes Lesevergnügen, das ich nur jedem ans Herz legen kann. - Elena Favilli
Good Night Stories for Rebel Girls 2
(90)Aktuelle Rezension von: KeriInhalt: In dem Buch sind 100 Gutenachtgeschichten über starke und außergewöhnliche Frauen. Die Geschichten gehen von Agatha Christie bis J.K. Rowling und viele weitere beeindruckende Frauen. Es ist die Fortsetzung des ersten sehr erfolgreichen Band „Good Night Stories for Rebel Girls“.
Meine Meinung: Ich finde die Gestaltung des Buches sehr gut gelungen. Zu jeder Geschichte gibt es eine tolle Illustration und jede ist in einem anderen Stil gehalten. Auch sind die Geschichten jeweils sehr kurz, sodass man sie prima als kurze Gutenachtgeschichte vorlesen kann. Ich kannte den ersten Band nicht, aber das ist kein Problem. Man kann beide Bücher auch unabhängig von einander lesen.
Fazit: Ich finde das Buch eignet sich hervorragend für junge Mädchen um sie zu ermutigen ihren Träumen nachzugehen. Aber man kann das Buch auch als Erwachsener lesen und einige Persönlichkeiten kennen lernen, die einem vorher vielleicht noch unbekannt waren.
- Monika Feth
Der Mädchenmaler
(1.018)Aktuelle Rezension von: ElOlorDeUnLibroNach Caros Tod, wollen Jette und Merle das WG Zimmer neu vergeben und freunden sich schnell mit dem neuen Mitbewohner Mike an. Doch bald schon beginnt der nächste Albtraum, als Mikes Freundin Ille spurlos verschwindet.
Meine Meinung:
Der Schreibstil hat mich wieder von Anfang an gepackt, allerdings war der Einstieg ein sehr langer Prolog, in dem erstmal alle Perspektiven beleuchtet wurden. Spannend und 'thrillermäßig' wurde es erst nach der Hälfte.
Der Schluss war zwar spannend, mir jedoch fast ein bisschen abrupt und plump.
Dennoch hat mich das Buch toll unterhalten und von einem Jugendthriller erwarte ich keinen psycho Nervenkitzel, von daher hat wardas für mich fein und ich gebe gern vier Sterne für ein paar schöne Lesestunden.
- James Joyce
Dubliner
(50)Aktuelle Rezension von: kingofmusicMich juckt es – in den Fingern. Den Füßen. Ich will auf Reisen gehen. Nach Irland. Nach Dublin. Auf den Spuren von James Joyce´s Plätzen und Straßen wandeln, die er in „Dubliner“ beschreibt.
Okay, in Zeiten wie diesen ist und bleibt das vorerst ein Traum, den ich mir aber definitiv bewahre – so wie ich in Prag auf Kafka´s Spuren wandeln will…
„Dubliner“ von James Joyce erzählt Geschichten (wer hätte das gedacht?). Geschichten von Menschen, die überall leben (können).
Über die Bedeutung von „Dubliner“ (erstmals 1914 erschienen) in der Literaturwissenschaft will ich mich nicht auslassen; wozu auch? Da gibt es Experten genug und die „richtige“ Meinung darüber gibt es sowieso nicht, da sich jede*r eine eigene bildet, die dann in dem Moment und für einen selbst die richtige ist *g*. Allerdings bieten die Geschichten genug Stoff, um darüber in Lesekreisen zu diskutieren.
Die „Dubliner“-Geschichten erzählen vom Tod, von der Liebe, von Verlust, von Hoffnung – eine Vielzahl an Stimmungen also; diese drücken sich auch in der Beschreibung Dublins aus. Es gibt dunkle Ecken, dreckige Gassen (oder wie Joyce am Anfang der Geschichte „Nach dem Rennen“ schreibt: „[…] durch diesen Kanal der Armut und der Untätigkeit…“ (S. 41)) ebenso wie Grünflächen, vollbesetzte Pubs (man riecht förmlich das Bier, aber auch die Gemütlichkeit eines irischen Pubs – herrlich! *g*) – all das hat mich in das Dublin (nicht nur) des Jahres 1914 zurückversetzt. Und ich bin mir sicher: je öfter man diese Geschichten liest (und dafür eignen sie sich hervorragend!) umso mehr wird man entdecken, umso mehr wird man eintauchen in die Dubliner Bevölkerung und in Joyce´s Werk.
Die Charaktere der Geschichten sind ebenso vielfältig wie die Inhalte: Jugendliche, die lieber die Schule schwänzen, als zu lernen, Jugendliche, die die erste Liebe entdecken, junge Frauen, die sich um ihr Glück bringen, in dem sie nicht mit ihrem Liebsten nach Argentinien auswandern, Trunkenbolde, Schmarotzer, überfürsorgliche Mütter – ich könnte noch ewig weitermachen, aber ich will ja keinen Roman schreiben :-).
Für mich stellt „Dubliner“ eine echte Entdeckung dar und ich werde dieses Büchlein mit Sicherheit noch öfter „entdecken“ und küre es außerdem zu einer Lektüre, die ich garantiert mit auf eine einsame Insel nehmen würde.
Darum bleiben mir nur 5*.
©kingofmusic
- Per J. Andersson
Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr...
(194)Aktuelle Rezension von: Summergirl2102Da das Buch in jeder Buchhandlung angepriesen wird, habe ich mich auch daran gemacht, es zu lesen. Aber wie schon erwartet, hat es mich nicht wirklich mitgerissen. Es ist ganz okay, aber plätschert größtenteils so vor sich hin. Die wahre Geschichte dahinter ist sicher ein Stück weit romantisch. Die Umsetzung leider wenig spannend oder aufregend.
Einzig interessant war vielleicht der Hintergrund des Kastensystems in Indien. Ich würde es nicht weiterempfehlen.
- Elisabeth Ruckser
Bäuerinnen, Brot und Sehnsucht
(21)Aktuelle Rezension von: Buechergarten》INHALT:
MEHL, WASSER, SALZ UND LIEBE - UND SONST NICHTS. KLINGT GUT, ODER?
Ein faszinierender Brot-Trip - oder was freilaufende Gänse, wilde Weinreben und üppige Gemüsegärten mit Brotbacken zu tun haben? Wer sich aber mit Elisabeth Ruckser auf die Reise begibt, darf sich nicht nur auf MEHR ALS 50 Lieblingsrezepte, sondern auch auf viele Geschichten freuen: von modernen Bäuerinnen, die traditionelles Brotbacken auf eine ganz neue Art interpretieren.
Was dabei herauskommt? Knusprige Brotideen für das gemeinsame Kneten und Formen am Back-Markt-Tag, Rezepte mit frischen Wildkräutern aus der Natur oder Brotback-Inspiration von Kanutouren in Schweden. Lerne die Bäuerinnen kennen – und vor allem eines: was es heißt, richtig gutes Brot zu backen!
》EIGENE MEINUNG:
„Bäuerinnen, Brot und Sehnsucht“ kommt in einer ganz wunderbaren und hochwertigen Aufmachung daher: Fester Einband, gute Schriftgröße, schöne Illustrationen und Fotografien. Das Buch wird klimapositiv hergestellt, cradle-to-cradle gedruckt und bleibt plastikfrei unverpackt. Zu Beginn enthält es ein ausführliches Inhaltsverzeichnis für einen guten Überblick und zeigt gleich eine liebevoll zusammengestellte Themenvielfalt!
Dieses Buch ist viel mehr als ein einfaches Backbuch. Es gibt einen wunderbareren Einblick in die Welt des Brotbackens und kombiniert diese mit sehr persönlichen Porträts verschiedenster österreichischer Bäuerinnen. Wir starten mit einer kleinen Warenkunde zu Getreide/Mehl und Hefe. Es folgen Erklärungen zu Sauerteig und rund um das Thema Anstellgut, zu Mischen, Kneten, Rasten und Backen, benötigten Utensilien, Gewürzen,... Im Anschluss werden je Kapitel eine moderne Bäuerin/Bäckerin und deren liebste Rezepte vorgestellt. Bei den sympathischen Porträts fließen Informationen zum jeweiligen Hof, den Familien, dem Brotbacken, Überzeugungen und Anekdoten aus dem Leben mit ein. Dies hat auf mich sehr positiv und motivierend gewirkt. Die reich bebilderten Abschnitte waren informativ und unterhaltsam zugleich!
Im Buch ist eine Sammlung von über 50 verschiedenen Rezepten - sowohl bekannte Klassiker, als auch moderne Interpretationen, deftige und süße Brotarten, einfachere sowie aufwändigere Sorten. Alle Rezepte sind ansprechend bebildert und mit ausführlicher Zutatenliste (Mehlsorten mit deutschen und österreichischen Bezeichnungen) sowie Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Backfahrplan versehen. Hinzu kommen Tipps und weitere kleine Info-Kästchen. Ich hätte mir noch etwas mehr Rezepte für Semmeln, Stangen etc. gewünscht, aber gerade Rezepte mit frischen Zutaten wie Kürbis, Feta oder Rosmarin-Thymian-Butter konnten mich begeistern. Es werden viele verschiedenen Mehlarten verwendet, von denen ich leider nicht alle auf Anhieb im örtlichen Einzelhandel finden konnte. Die Fotografien der Brote hätten mir als Anfänger noch mehr geholfen, wenn jeweils ein Anschnitt zu sehen gewesen wäre, waren aber stets qualitativ hochwertig. Am Ende des Buches findet sich ein ausführliches Register.
》FAZIT:
Ein tolles Brotbackbuch, sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene oder als außergewöhnliche Geschenkidee! Weckt die Sehnsucht nach Frischgebackenem!
- Tom Krausz
Aves | Vögel. Charakterköpfe
(4)Aktuelle Rezension von: sabatayn76‚Die Vögel, die Tom in diesem Buch porträtiert, sehen fast alle streng oder sorgenvoll aus: Sie kämpfen ums Überleben, es ist bestimmt nicht leicht, ein Vogel zu sein.‘ (Seite 7)
‚Aves | Vögel. Charakterköpfe‘ zeigt Porträts von Luftjägern (z.B. Turmfalke, Seeadler), Wasserjägern (z.B. Königsalbatros, Basstölpel), Aasfressern (z.B. Andenkondor, Bartgeier), Ansitz- und Lauerjägern (z.B. Schleiereule, Lachender Hans), Laufjägern (z.B. Einlappenkasuar, Sekretär), Wassersuchern (z.B. Rosaflamingo, Graureiher), Baum- und Bodensammlern (z.B. Papuahornvogel, Rabenkrähe), Baumsammlern (z.B. Graupapagei, Riesentukan) und Bodensammlern (z.B. Truthuhn, Fächertaube).
Zu jedem Vogel gibt es eine Silhouette des Tiers, eine Erwähnung bestimmter Merkmale, Informationen zum Vorkommen und zur Lebensweise sowie längere Texte, die mit einem Augenzwinkern vom jeweiligen Vogel erzählen und Zitate aus Gedichten und Prosa bieten. Auch das Vorwort von Elke Heidenreich hat mir gefallen, macht Lust auf das Buch und weckt die Neugier auf und die Faszination für die Vogelwelt.
Das Besondere an diesem Bildband ist, dass Krausz den Blick von Vögeln eingefangen hat und der Fokus nicht (wie üblich) auf den Flügeln liegt, sondern auf dem Kopf und den Augen. Dadurch gelingen ihm würdevolle Porträts, die eine erstaunliche Sicht auf Vögel bieten und sehr ausdrucksstark sind.
‚Aves | Vögel. Charakterköpfe‘ ist ein lehrreicher, ästhetischer und besonderer Bildband für Vogelfreunde und Fotofreunde. - Kathrin Köller
Stark
(12)Aktuelle Rezension von: lesemaus84So ein wundervolles Buch! Es motiviert an sich selbst zu glauben und das zu machen, was einem liegt.Es ist sehr beeindruckend in das Leben ganz normaler Mädchen zu sehen und wie sie denken. Ein Buch zum Nachdenken.Ein Buch als Anregung. Der Wunsch etwas verändern zu können. Ich kann das Buch nur empfehlen sowohl für Jung als auch für Alt.
- Dani Levy
Christine Fenzl
(2)Aktuelle Rezension von: annlu*Fotografie gelingt es, die Zeit festzuhalten, einen Augenblick, eine Emotion. Sie kann der Erinnerung die nen – gleichwohl kann sie Räume öffnen.*
Die Fotografin Christine Fenzl porträtiert Kinder und Jugendliche unter einem bestimmten Blickwinkel. In „Land der Sonne“ sind es die Jugendlichen Berlins, die vor die Kamera kommen. Grenzen – sichtbare oder nicht sichtbare – spielen in ihren Werken eine große Rolle. So ist es auch hier ein Aufeinandertreffen von Vergangenheit und Zukunft. Die Jugendlichen gehören der ersten Generation an, die nach dem Mauerfall aufgewachsen sind.
Schon das Vorwort von Nan Golding bereitet auf die Werke und deren Bedeutung vor. Es überraschte durch die sichtbare persönliche Beziehung und ein tiefes Verständnis für die Fotografin Fenzl. Aus Dani Levys Vorwort möchte ich Folgendes zitieren, da es die Stimmung des Buches gut einfängt:
*Es ist das Wunder der Fotografie, dass sie den Moment festhält und in diesem einen Moment den Fluss der Dinge, den Lauf der Geschichte erzählt. (…) Fenzls Fotos bilden eine neue Welt in einer alten Welt. Die untergegangene DDR, der gescheiterte Sozialismus, lebt in den Menschen weiter, ob sie es wollen oder nicht.*
Christine Fenzl erzählt in ihrem Textbeitrag über die Motivation zur Bilderserie. Da sie selbst die Wende in Berlin miterlebt hat, kennt sie die schnelle Veränderung, die manche Stadtteile befallen hat. Mit ihren Fotografien will sie Momente festhalten, die es vielleicht so bald nicht mehr gibt. Vorwiegend in den Stadtteilen Hellersdorf, Marzahn, Lichtenberg und Hohenschönhausen nimmt sie Kontakt auf mit ihr vorerst Fremden und porträtiert die Jugendlichen.
In die passende Stimmung brachte mich schon das erste Bild – ein Ausblick auf für mich riesig scheinende Plattenbauten in Mahrzahn. Wie es sich wohl in so einer Siedlung lebt? Mit diesem Bild und der Frage im Hinterkopf habe ich die Porträts der Jugendlichen betrachtet. An der Schwelle zum Erwachsenwerden, stehen sie auch in dieser Hinsicht für das Ineinanderübergehen von Grenzen.
Immer wieder wechselnd sich Häuser/Wohnraum mit den Porträts ab. Es erstaunte mich, wie der Fotografin durch das Spiel von Licht und Schatten künstlerische Fotos der Plattenbauten gelungen sind, finde ich sie doch optisch wenig ansprechend. In manchen Fotografien findet sie das Schöne in der Uniformität der Bauten, in anderen pickt sie bewusst solche Orte heraus, die das Gleichförmige durchbrechen. Mit dabei sind auch einige Blicke ins Innere der Wohnungen. Bei manchen – besonders solchen, die das Nebeneinander großer Plattenbauten mit von hohem Gras überwucherten Brachflächen zeigten – hatte ich das Gefühl ganz wo anders zu sein, sicher aber nicht in der Hauptstadt Deutschlands.
Die Porträts wollen die Persönlichkeit der Jugendlichen in den Vordergrund rücken, das Individuelle im Kontrast zu den uniformen Wohnsiedlungen. Was aber kann ein einzelnes Bild über die Persönlichkeit aussagen? Mehr als ich gedacht hätte. Schon allein die persönliche Kleiderwahl unterscheidet die abgelichteten Jungs und Mädchen. Ihr Verhalten vor der Kamera – ob in Pose geworfen, extra cool oder doch eher schüchtern den Blick gesenkt – die Fotos werfen nicht alle in einen Topf, sondern zeigen im Gegenteil die Unterschiede zwischen ihnen auf.
Ob bewusst oder nicht, mir gefiel auf der Stimmungswechsel, der sich durch die Aneinanderreihung der Fotografien ergab: Oft waren die Bilder der Plattenbauten mehr durch Schatten als durch Licht geprägt. Abendstimmung kam auf, die durch kleine Details das Nagen der Zahn der Zeit andeuteten und den Blick auf die Vergangenheit richteten. Die Jugendlichen hingegen werden so gut wie immer in vollem Licht gezeigt, bringen über diese Beleuchtung eine hoffnungsvolle Zukunftsstimmung hervor, die im Kontrast zu ihrer Wohngegend steht.
Fazit: Die Fotoserie hat Fragen aufgeworfen, Geschichten erzählt und ihre Protagonisten – seien es die Plattensiedlungen oder die Jugendlichen – ins Rampenlicht gestellt. Selten hatte ich den Eindruck, dass Fotografien ohne Worte, ohne Erklärungen so viel zu sagen hatten.
- Roman Grafe
Die Grenze durch Deutschland
(4)Aktuelle Rezension von: Jens65Sehr informativ. Spannend deutsche Geschichte, die nicht vergessen werden darf.Eine Pflichtlektüre erzählt für jeden, der sich für die deutsche Geschichte interessiert. - Judith Brandner
Zuhause in Fukushima
(19)Aktuelle Rezension von: BuechergartenINHALT:
Kei Kondo hat seinen Bio-Bauernhof verloren. Sadako Monma musste ihren Kindergarten schließen. Der Arzt und Diplomat Ryohei Suzuki kehrte nach der Katastrophe nach Fukushima zurück, um im dortigen Krankenhaus zu arbeiten.
Judith Brandner erzählt in diesem Buch in 13 sensiblen Porträts, wie sich die Katastrophe von Fukushima auf die dort lebenden Menschen auswirkt. Manche haben aus diesem gravierenden Einschnitt neue Energien und Lebenskraft geschöpft, andere sind nahe daran, an der Situation zu zerbrechen. Sie sind Flüchtlinge im eigenen Land, persönliche und berufliche Einschränkungen gehören heute zu ihrem Alltag. Manche sind KünstlerInnen, die ihre Bekanntheit dafür einsetzen, um den Menschen in der Region zu helfen. Auch Journalisten sind unter den Porträtierten, einer arbeitet heute als Undercover-Journalist, u. a. als Arbeiter im Kraftwerk Fukushima, um über die tatsächliche Situation berichten zu können.
Der japanische Fotograf Katsuhiro Ichikawa hat Judith Brandner bei ihren Recherchen begleitet und die Menschen fotografiert, mit denen sie gesprochen hat. Die Fotos zeigen auf berührende Weise, wie die Menschen heute dort leben und fühlen.
EIGENEN MEINUNG:
Gleich zu Beginn möchte ich sagen, wie sehr mich dieses Buch berührt hat, wie unglaublich ergreifend, schockierend und doch einfach wundervoll ich es finde! Ich hatte das Glück, dieses Buch bei der Lovelybooks Bücherregal-Aktion zu gewinnen und bin einfach nur froh, dass ich mich dafür beworben habe! Normalerweise schreibe ich bei meinen Rezensionen den Inhalt ja in eigenen Worten, aber in diesem Fall habe ich tatsächlich Angst etwas zu verfälschen, zu vergessen, zu verändern. Denn in diesem Buch ist für mich einfach alles, so wie es ist, absolut richtig! Ich war schon lange nicht mehr so begeistert und einfach auch überrascht von einem Buch, besonders von einem Sachbuch!!
Das Cover des Buches ist mir ganz klar aufgefallen und dann sieht man dazu diesen Titel. Es ist nicht schwarz/weiß, grau oder düster gehalten, sondern es hat einfach tolle Farben und wirkt für mich realitätsnah, ehrlich, offen, obwohl es ein solches Thema behandelt! Das ist schon das erste von dem ich einfach nur begeistert bin und was auch schon viel über das Buch sagt: Es will nicht schockieren oder Mitleid erregen, sondern es erzählt von echten Menschen! Ich ziehe meinen Hut vor der Autorin, wie wundervoll sie schreibt, wie sie einen berührt und den Menschen doch immer ihren Stolz und ihre Persönlichkeit lässt.
Ganz besonders toll fand ich, schon im Einstieg in das Buch, wie die Autorin sich selbst mit einbezieht, von ihrer Reise durch ein Land erzählt. Von ihren Erlebnissen, dem Kennenlernen fremder Leute, aber auch von ihren eigenen Schwächen und wie sie sich in vielen Momenten fühlte. Dabei ist mir besonders eine Szene mit einem Bettler in Erinnerung geblieben, bei dem die Autorin selbst reflektiert wie schlecht sie sich verhalten hat. Ich bin hin und weg…
Hin und weg auch von so viel Ehrlichkeit und so viel Einblick in eine Kultur auf so wenigen Seiten! Das Buch liest sich für mich fast abenteuerlich, wenn man der Autorin folgt und sich auf sie einlässt! Bevor ich genauer dazu komme was ich mir zu den Geschichten aufgeschrieben habe, möchte ich noch sagen, dass mir als erstes im Buch der Hinweis auf eine Klimaschutz-ID aufgefallen ist! Davon hatte ich zuvor noch nie etwas gehört und dem möchte ich auf jeden Fall noch genauer nachgehen!
Die Geschichten an sich lesen sich unglaublich leicht, fließend, auch durch die extreme Ehrlichkeit (wie oben beschrieben) der Autorin. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, obwohl ich anfangs vor dem Thema schon etwas Angst hatte. Ich bin eher empfindsam und wollte durch das Lesen nicht geradewegs in eine Depression stürzen… Diese Angst war vollkommen unbegründet! Ich habe sofort eine Verbindung zu der Erzählung gespürt, auch wenn sich das komisch anhört, war sofort darin vertieft! Die Sätze der Autorin sind bewegend und man merkt wieder wie schnell man selbst vergisst, während die Menschen denen etwas Schlimmes passiert ist weiter damit leben und auch leben müssen… Ich habe beim Thema Fukushima bisher auch einfach viel an die Auswirkungen auf die Umwelt, die Felder, die Meere, ganze Landstriche gedacht. Jetzt muss ich zugeben, dass mir die persönlichen Konsequenzen die dieser schreckliche Unfall für Familien, Ehen, Kinder, Seelen hat überhaupt nicht ins Gedächtnis gekommen sind… Und genau solche Geschichten erzählt die Autorin, unterlegt mit der genau richtigen Anzahl einfach wundervoller, ausdrucksstarker Fotografien! Nicht nur von Menschen, auch von deren Umgebung, deren Arbeit, deren Stolz, der ihnen zum Teil einfach genommen und niemals ersetzt wurde, an den wenigen Stellen an denen dies vielleicht sogar möglich gewesen wäre…
Die Erzählungen klingen teilweise fast unwirklich, gehen zumindest bei mir über den menschlichen Verstand hinaus und müssen dann doch anerkannt werden. Allerdings geschieht dies stets äußerst feinfühlig, ohne Effekthascherei, absolut ehrlich. Die Gefahr die die Menschen in Fukushima bedroht ist so schwer zu fassen, einfach unsichtbar. Die Schicksale, die die Autorin aufzeigt, bringen einen diesen Menschen so unheimlich nahe und es wird einem bewusst, dass dies nur ein kleiner Ausschnitt ist. Die schiere Masse an Betroffenen macht einen sprachlos, Alte wie Junge, vielleicht sogar Ungeborene.
Besonders schön finde ich auch, wie die Autorin einem die Landschaft, und die Bedeutung dieser, um Fukushima näher bringt. Für die Menschen, die Kinder die dort lebten, teilweise noch leben und nicht loslassen können… Ich habe es richtig gespürt, die Jahreszeiten, die Ernte, die verlorene Heimat von der so oft im Buch die Rede ist.
Schließlich spielt im Buch auch die Regierung eine Rolle. Dann wenn die Autorin in Kontakt mit ihnen gerät, die Menschen von ihren Hoffnungen und der Realität sprechen. Auch wenn Menschen von ihrem Kampf gegen die Atomkraft und für Verständnis und Weitsicht erzählen. An diesen Punkten wird es oft einfach nur unglaublich, man spürt das Entsetzen, den Unglauben und ist selbst mit hin- und hergerissen… Man fühlt sich wie die Menschen dort ausgeliefert und ist dann noch erstaunter, dass manche daraus auch etwas Positives schöpfen konnten oder einfach nicht vorhaben aufzugeben!
Eine Beschreibung die mir auch immer noch nicht aus dem Kopf gehen will ist die der Kulissen. Ja manchmal denkt man es erbaut jemand Kulissen und dahinter ist nichts übrig bzw. die Menschen sind einfach nichts wert. Der Umgang mit ihnen, so wie er im Buch beschrieben ist, muss einem einfach nahe gehen. Das Wissen was es für Folgen für die Menschen untereinander hat macht mich sprachlos, hilflos… Im Kopf bleibt mir auch immer noch die Frage, ob z. B. Kinder die den Unfall miterlebt haben spätere auf eine Art Rote Heirats-Liste gestellt werden könnten. Ob sie als potentielle Mütter oder Väter später gebrandmarkt sein werden, wie es in der Geschichte schon einmal war. Schrecklich…
Ganz zum Schluss muss ich aber noch mal betonen, dass mich dieses Buch nicht kaputt gemacht hat, sondern es hat mich berührt, aufgerüttelt, mir die Augen geöffnet, mich offenen werden lassen. Da sind Menschen, die immer noch jeden Tag mit der Katastrophe leben, die Hoffnung brauchen, deren Seelen verletzt sind und denen die Heimat gestohlen wurde. Aber selbst diese Menschen suchen noch die Schuld bei sich selbst, weil sie vor dem Unfall nichts gegen die Atomkraft getan haben – ich denke darüber sollte jeder von uns nachdenken.
Ein tolles Buch, mit einer tollen, vorsichtigen Erzählweise und viel japanischer Mentalität! Und für mich persönlich zumindest ein journalistisches Meisterwerk… Ich könnte noch Seitenweise so weiterschreiben, bin über mich selbst erstaunt, aber sage jetzt nur: LESEN! UNBEGINGT LESEN!
FAZIT:
Dieses Buch hat für mich eine uneingeschränkte Leseempfehlung! Ich freue mich über jeden einzelnen, der es zur Hand nimmt (es ist ein leichtes, kleines Büchlein für ein solches Thema) und bin mir sicher, dass jeder daraus etwas für sich mitnehmen kann. Seien es Geschichten, Menschen, Landschaften, Fotografien, Gedanken oder Einsichten! Ein einfach wunderbares Buch, nicht zum Verschlingen, sondern genießen, mit vielen leisen Zwischentönen.
- Beate Lakotta
Noch mal leben vor dem Tod
(9)Aktuelle Rezension von: katze102Die Reakteurin Beate Lakotta und der Fotograf Walter Schels haben mehrere Hospize in Hamburg und Berlin über einen längeren Zeitraum besucht, dort Kontakt zu Sterbenden gesucht.
Sowohl die Gespräche, die geführt wurden als auch die ausgesprochen ästethischen Schwarz-Weiß-Fotos der Sterbenden, die bei Kontaktaufnahme und kurz nach dem Tod aufgenommen wurden, berühren und geben die Möglichkeit, ein Tabuthema von einer anderen Seite kennenzulernen. Man liest über den Gesprächspartnern wichtige Gedanken, Geschehnisse, was sie in ihrer letzten Lebenszeit bewegt und wie sie Frieden mit sich, ihrem Leben und auch ihrem Tod machen, wobei jedes Portrait stets sehr empathisch und pietätvoll beschrieben wird. Die begleitende Zeit betrug meistens einen Monat, manchmal auch fast ein Vierteljahr.
Gerade in der Hospizarbeit wird sehr auf Gespräche, Begleitung und Betreuung und die Akzeptanz des Todes gelegt; mir haben die hier gegebenen Einblicke zu einem anderen Gesamtbild zu diesem Thema verholfen, dass in der Regel im Familienkreis doch eher ausgeschwiegen wird. Nicht nur um einen anderen Umgang mit Kranken und Sterbenden leben zu können, sondern auch um für sich selber finde ich die Auseinandersezung mit dem Tod und dem Leben davor sehr wichtig und dieses respektvolle und einfühlsame Buch ausgesprochen hilfreich.
- Anne Siegel
Wo die wilden Frauen wohnen
(23)Aktuelle Rezension von: RitjaZehn starke Frauen, die aus ihrem Leben erzählen und dabei den Lesenden mitnehmen und faszinieren. Mir haben die kurzen Einblicke in das Leben anderer Frauen gut gefallen. Die vielfältigen Berufe fand ich spannend und interessant. Die Autorin hat wohl bewusst keine "klassischen" Frauenberufe, sondern eher die speziellen und eher seltenen Berufe ausgewählt. Ich war fasziniert von ihrem Willen, ihrem Durchsetzungsvermögen und ihrer Kraft. Sie sind beharrlich, nehmen Niederlagen als Wissenszuwachs an und stehen wieder auf. Sie gehen Umwege und arbeiten in verschiedenen Berufen bis sie dort ankommen, wo sie sich wohlfühlen und für sich und für die Gesellschaft etwas Gutes beitragen können.
Aber auch die Beschreibungen der isländischen Natur sorgten für ein leichtes Urlaubsgefühl (wenn man Kälte, Winter & Co. mag) und waren interessant.
Ganz nebenbei erfährt man einiges von Island. Die Geschichte, die Politik und die Kultur tauchen in fast jeder Geschichte auf. Beim Lesen fällt auf, dass Island in der Gleichberechtigung viel weiter ist als Deutschland. Auch gibt es in diesem Land eine gelebte Fehlerkultur, d.h. man darf Fehler machen, neu starten und auch etwas ausprobieren. Die Menschen bzw. Unternehmen achten weniger auf Zertifikate, Abschlüsse und Wissensnachweise, sondern gehen bei ihrer Mitarbeiter:innenwahl nach der Teamfähigkeit und wie passt die Person in das bestehende Team.
Für mich war es interessantes, informatives und anregendes Buch über starke Frauen in Island.
- Sibylle Duda
WahnsinnsFrauen. Bd.1
(2)Aktuelle Rezension von: claudiaausgroneSibylle Duda schreibt in ihrem Vorwort in der Ausgabe von 1992, die ich besitze:" Frauen, die protestieren, werden als hysterisch bezeichnet. Widerstand von Frauen muß gebrochen werden. Die sich selbst bestimmende Frau ist aggressiv. Frauen, die aus ihrem Geschlechtsstereotyp ausbrechen, werden pathologisiert."... Porträts, die zeigen, wie Frauen als wahnsinnig erklärt wurden, weil sie unbequem waren, die in den Wahnsinn getrieben wurden, oder aber Porträts von Frauen die man im weitesten Sinne als wahnsinnig bezeichnen kann, die schreckliches erleiden mussten. Ein paar bekannte Namen: Camille Claudel, Irmgard Keun, Sylvia Plath, Virginia Woolf. Mich persönlich hat besonders das Porträt von Johanna der Wahnsinnigen (1479-1555) berührt. Sehr gut geschrieben auch das Porträt von Sylvia Plath (1932-1963) von der von mir sehr verehrten Heidi Gidion. Auch das Nachwort von Luise F. Pusch "Die Frau ist nicht normal, denn sie ist kein Mann" ist außerordentlich lesenswert. - Klaus Merz
Das Turnier der Bleistiftritter
(1)Aktuelle Rezension von: pardenAUSGEWÄHLTE PORTRÄTS, REPORTAGEN, ESSAYS, REDEN...
Wenn Begegnungen zu Literatur werden ... Die gar nicht so andere Seite des Klaus Merz: seine literarischen Portraits, Essays und Reportagen
Klaus Merz zählt zu den bekanntesten Schweizer Literaten. Nun hat die Leserschaft die Möglichkeit, auch eine der etwas verborgenen Seiten des Autors kennen zu lernen, nämlich eine Auswahl seiner Porträts, Reportagen und Essays, die Merz im Laufe der Jahre verfasst hat. Aber auch hier möge man sich nicht täuschen: es sind keine gewöhnlichen publizistischen Texte, sondern in Literatur gesetzte "Begegnungen", wie man sie von Klaus Merz kennt und schätzt. Das ist eine Einladung!
"Über die Baulücken zieht blauer Himmel, die Schönheit der Bandmauern tritt schonungslos hervor. Eine Frau mt Einkaufstasche und Hund erobert die Ladenstraße, der Marktfahrer singt sein Auberginenlied. An der Ecke bleibt ein Dreijähriger stehen, er notiert alles, was er hört, sieht und riecht, in sein gelbes Heft, die Mutter wartet. Sie weiss, die Wirklichkeit lässt sich nicht begreifen. Ausser vielleicht mit einem Bleistift in der Hand."
Dieses Zitat stammt aus dem titelgebenden Text, der eine Reportage über die beiden Giganten der Bleistiftherstellung Faber-Castell und Caran d'Ache werden sollte. Doch Klaus Merz schreibt nicht einfach nur Sachtexte, sondern bindet immer auch Geschichten ein. In einem Nebensatz taucht hier der Milchmann auf, der mit seiner Zunge den Bleistifteintrag ins Milchbüchlein verdeutlicht, der Vater misst das Wachstum des Kindes mit Bleistiftstrichen im Türrahmen, in der Tasche trägt Merz in der blechernen Zigarettenschachtel immer auch einen Bleistift mit sich, zusammen mit einem Notfallblatt. Und so ist in der Bleistiftreportage auch der Dichter Merz eng verflochten.
Merz schreibt genau, was ihm einfällt - nicht in der Anstrengung auf das Thema hin, sondern eher, wie es ihm bei diesem Auftrag geht, wohin es ihn führen könnte.
"Man benötigt ja ein ganzes Leben, um das Leben zu begreifen."
Doch auch wenn deutlich wird, dass da einer ist, der hinter die Dinge schaut, zwischen den Zeilen Tiefsinniges oder auch mal versteckt Humorvolles einbaut - viele der Texte waren für mich einfach langweilig. Entweder weil das Thema mich nicht interessierte oder ich die Personen oder Orte nicht kannte, denen sich der Dichter da widmete.
Der Gang durch einen Ort mag für denjenigen, der mit den Gegebenheiten vertraut ist, durchaus interessant sein - für mich war es nur eine langatmige und nichtssagende Aneinanderreihung von Straßen und Örtlichkeiten, zu denen mir das Bild fehlte. Die Beschäftigung mit einem Künstler und seinen Werken ist ebenso nichtssagend für den, der zuvor gar nicht gewusst hat, dass es diesen Künstler überhaupt gibt. Somit scheinen die einzelnen Vorträge doch zu einem großen Teil nur jeweils für einen kleinen Kreis Eingeweihter von Interesse zu sein.
"Wer auf dem Kopf geht, hat den Himmel als Abgrund unter sich."
Ich gestehe, es war der Titel, der mich neugierig werden ließ. 'Das Turnier der Bleistiftritter' war denn auch das interessanteste Essay - hätten mich alle 18 Beiträge derart angesprochen, würde ich hier zu einer deutlich höheren Wertung kommen. Wie geschildert war dies leider nicht der Fall.
Ein interessantes Experiment, das für mich nur zu einem kleinen Teil gelungen scheint...
© Parden Indianer. Portraits der Ureinwohner Nordamerikas
(2)Aktuelle Rezension von: claudiaausgroneBeeindruckende schwarz-weiß-Fotos sind in diesem Bildband das Besondere. Es sind historische Aufnahmen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Sie zeigen bewegende Portraits und Alltagssituationen, stellen Dörfer vor. Alle Bilder werden erklärt. Viele Stämme werden in Kurzportraits vorgestellt. Alle werden erwähnt, vom Süden der USA bis in die Arktis. Die LeserInnen erfahren einiges über Körperbemalung, Tätowierung, Lebensweise, Sprachfamilien...