Bücher mit dem Tag "phantasien"
54 Bücher
- Michael Ende
Die unendliche Geschichte
(6.999)Aktuelle Rezension von: Renates_GeschichtenDie unendliche Geschichte zeigt auf ihre wundervolle Art wie wichtig es ist sich die Fantasie zu erhalten. Die Geschichte von Bastian der seine Reise durch Phantasien beschreitet berührt nicht nur Kinder. Für mich gehört die unendliche Geschichte zu den besten Bücher, die ich gelsen habe. Sehr zu empfehlen!
- Audrey Carlan
Calendar Girl - Verführt (Calendar Girl Quartal 1)
(1.097)Aktuelle Rezension von: booksandfunkosMein 17-Jähriges Ich hätte dieses Buch geliebt.
Und auch jetzt, wo ich etwas älter bin, mochte ich es wirklich gern.
Der Schreibstil ist super leicht, sehr angenehm und die einzelnen Monate lesen sich sehr gut weg.
Das Grundkonzept der Geschichte ist natürlich nicht nur für die Autorin cool, sondern auch für die Leser.
Denn jeder Monat kann komplett verschieden sein, mit neuen Charakteren und Ideen und Settings und eben dem vollen Programm. Und trotzdem hängt alles zusammen. Mag ich sehr.
Die Hauptprotagonistin Mia ist sympathisch und es hat einfach Freude gemacht, sie zu begleiten.
Von den drei Monaten des ersten Bandes hat mir der Januar übrigens am besten gefallen.
…Das hat auch wirklich überhaupt absolut gar nichts mit Mr. Januar zu tun. Nein nein.
Es ist einfach angenehm kurzweilig, super für Zwischendurch und hat nicht nur Spice, sondern auch Herz.
Aber überzeugt euch selbst.
- Michael Ende
Momo
(2.324)Aktuelle Rezension von: Linda19_7In den Ruinen eines Amphitheaters lebt die kleine Momo. Ihr besonderes Talent ist das Zuhören. Wenn Momo den Leuten zuhört, fallen diesen die unglaublichsten Geschichten ein. Das ist nur einer der Gründe wieso Momos Freunde sie so gern besuchen. Doch eines Tages werden die Besuche immer weniger. Die Leute haben einfach keine Zeit mehr. Nach und nach kommt Momo den grauen Herren auf die Schliche, denn sie sind die Ursache, wieso Momos Freunde keine Zeit mehr haben. Kann Momo die Zeitdiebe stoppen?
Eine wundervolle Geschichte für Kinder und Junggebliebene die einen zum Nachdenken anregt. Zudem ein Appel an unsere Gesellschaft, die mit jedem Tag schnelllebiger wird. Gerade die kreativen Geschichten am Anfang machen den Zauber der Geschichte aus und spiegeln Michael Endes Gedankenwelt wieder.
Einziger Kritikpunkt ist die für mich zu schnell abgehandelte Lösung und deren Ende. Dabei sollte man aber bedenken, dass Kindern dieses vermutlich schon ausreicht. Außerdem bin ich aufgrund des Schreibstils nicht so richtig in den Lesefluss gekommen.
- Haruki Murakami
Die Chroniken des Aufziehvogels
(598)Aktuelle Rezension von: R_D1Dem Protagonisten, Toru, passieren seltsame Begegnisse. Seine Welt beginnt sich zu ändern, gerät aus den Fugen. Es ist nicht nur die Geschichte Torus, einem arbeitslosen Mann aus Tokio. Es ist auch die Geschichte Japans, die Geschichte eines Krieges, die mit Toru mehr zu tun hat, als er glaubt.
Der Stil ist typisch für Haruki Murakami: nüchtern, detailliert und surreal hat er eine Trilogie über einen eher passiven Mann geschrieben, der sich lieber mit seiner Umgebung befasst als sein Innenleben.
Mysteriöse Begegnungen und Metaphern tragen sich zu: Es geht um einen Vogel, der jeden Morgen die Welt aufzieht, um eine Hinterhofgasse, um einen Brunnen auf einem verlassenen Grundstück als Portal ins ein Unterbewusste.. und um ein freches Mädchen aus der Nachbarschaft. (übrigens meine Lieblingsfigur!)
Ich habe damals "Mister Aufziehvogel" gelesen und inzwischen auch "Die Chroniken des Aufziehvogels", die Übersetzung direkt(!) aus dem Japanischen, gelesen und gehört - und bin hellauf begeistert! DAS ist für mich Surrealismus!
Empfehlenswert für Haruki-Murakami-Fans und FreundInnen des Surrealen und Metaphorischen.
- Bernhard Schlink
Der Vorleser
(5.760)Aktuelle Rezension von: HyperikumIm Nachkriegsdeutschland der 50er-Jahre ist Michael Berg 15 Jahre als er sehr krank wird. Er kann nichts essen, seine Organe fühlen sich schwer und falsch in seinem Leib an. Auf dem Heimweg nach der Schule wird ihm so schlecht, dass er in einem Hauseingang schwallartig erbricht. Eine Frau wäscht ihm das Gesicht, schüttet das Erbrochene mit einem Schwall Wasser weg und bringt Michael heim. Der herbeigerufene Arzt stellt Gelbsucht fest.
Nachdem es ihm besser geht besucht Michael die Frau in ihrer Wohnung. Er bringt ihr als Dankeschön einen Strauß Blumen. Während sie bügelt sitzt er am Küchentisch. Als er gehen will bittet sie ihn im Flur zu warten. Durch die angelehnte Küchentür sieht er, wie sie sich umzieht. Bernhard Schlink schafft hier die erotischste Szene, wie eine Frau ihre Nylonstrümpfe anzieht, die ich je gelesen habe.
Zwischen der 36 jährigen Hanna und Michael entwickelt sich eine erotische Liebesgeschichte. Hanna liebt Geschichten und so liest Michael ihr welche vor. Die spröde Hanna nennt ihn Jungchen und scheint ein Geheimnis zu hüten.
Nach einem Besuch im Schwimmbad, den er mit seinen Klassenkameraden verbringt verschwindet Hanna spurlos. Michael macht sich Vorwürfe, weil er sich falsch verhalten hat. Es dauert eine Weile bis er aufhört nach ihr Ausschau zu halten, bis sein Körper sich nicht mehr nach ihrem sehnt.
10 Jahre danach sieht er sie wieder. Er ist einer der Studenten, die als wörtliche Protokollanten einer Gerichtsverhandlung über die NS-Vergangenheit beiwohnen. Hanna ist eine der Angeklagten.
Fazit: Bernhard Schlink schafft ein meisterliches Werk über eine tabuisierte Beziehung zwischen einem Jungen und einer Frau, die seine Mutter sein könnte, in einem Deutschland, dass sich immer noch der Ohnmacht hingibt und doch Verantwortung übernehmen will. Er spricht über die gesellschaftliche Sprachlosigkeit und den Unwillen Gerechtigkeit walten zu lassen. Absolut lesenswert.
- Charlotte Roche
Feuchtgebiete
(2.327)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderIch bin eigentlich ein Fan von Frau Roche und habe sie immer sehr gerne im Fernsehen gesehen. Unkonventionell, klug und erfrischend ehrlich. Ich habe sehr lange gebraucht bis ich mich an die Feuchtgebiete gewagt habe. 50 negative Stimmen und 50 positive und dazwischen ein paar die sich nicht recht entscheiden konnten. Da gehöre ich auch hin. Das Buch hat einige tolle und tiefe Momente und man wünscht sich so viel mehr davon, denn hier brilliert sie und zeigt auch großes SChreibtalent. Leider verschwinden aber diese Moment hinter Muschisaft, Popelessen, Arschloch betrachten und so weiter. Gut es ist sehr offen und ehrlich, aber will ich das alles bis ins kleinste Detail wissen? Nein, weniger wäre hier mehr gewesen. Schade, denn die Szenen mit dem netten Pfleger haben echt Tiefgang und die verletzten Gefühle eines Scheidungskindes beschreibt sie toll und ihr plan ihre Eltern im Alter wenn sie Pflegebedürtig sind wieder zu vereinen ist grandios. Insgesamt eine Enttäuschung aber mit HOffnung, dass sie im nächsten Buch die all zu ausgetretene Sauerei sein lässt und sich auf ihre klugen Worte verlässt.
- John Katzenbach
Der Professor
(332)Aktuelle Rezension von: Ina2018Wenn sexuelle Abgründe ohne Rücksicht auf Verluste ausgelebt werden und es zu kommerziellen Zwecken in Kauf genommen wird, dass dies Menschenleben kostet, ist das hart, zuzuschauen. Das Weiterlesen fiel mir teilweise schwer. Die drei Protagonisten waren sympathisch, schlüssig beschrieben und ihr Handeln gut nachvollziehbar. Ich hätte mir mehr miteinander des Professors und der Ermittlerin gewünscht und weniger Rätseln, ob nun wirklich ein Verbrechen stattgefunden hat oder ob das Opfer, ein Mädchen im Teenageralter nur von zu Hause geflüchtet ist.
Der Professor im Ruhestand, ein brillianter Wissenschaftler, dem sein Gedächtnis auf Grund einer schnell fortschreitender Krankheit im Stich lässt beobachtet, wie das Mädchen entführt wird. Er wendet sich an die Polizei, aber die ermittelnde Kommissarin kennt das Mädchen, eine Ausreißerin. Sie glaubt, dass auch diesmal der Teenager nur von zu Hause abgehauen ist, weil man keine gemeinsame Sprache fand und der Bonus-Papa so ein Vollidiot ohne Empathie ist.
Die Motive der Entführer sind eindeutig mit der rücksichtslosen Jagd nach dem schnellen Geld auf den Punkt zu bringen. Die neuen Medien machen es möglich, alles - hochpreisig versteht sich - mit den anonymen Usern auf der ganzen Welt zu teilen. Von Anfang an wünscht man sowohl die Täter als auch deren Fan-Gemeinde in den finstersten Knast und dass einer den Schlüssel zu selbigen wegwirft. Doch wird es dazu kommen? Eine spannende Reise, die allerdings nur sehr langsam in Fahrt kommt.
- Max Bentow
Der Federmann
(738)Aktuelle Rezension von: zickzackBerlin. Kommissar Nils Trojan bekommt den Fall eines Frauenmörders. Der Täter bevorzugt blonde Frauen, schneidet ihnen die blonden Haare ab und hinterlässt einen toten, gerupften Vogel, welcher er auf der Toten hinterlässt. Die Polizei ist entsetzt und während sie noch ermitteln, passiert der zweite Mord, mit denselben Merkmalen. Nils Trojan muss sich mit der Psyche des Täters auseinandersetzen, um auf dessen Spur zu kommen.
Mir hat das Buch rundum gut gefallen. Es gab ein paar Punkte, die mich etwas rausgebracht haben, aber insgesamt fand ich den Krimi sehr packend.
Max Bentows Schreibstil ist dynamisch und packend. Er schreibt schnörkellos und direkt. Mir gefallen solche Stile besonders bei Krimis / Thrillern, da diese eine gute Spannung projizieren. Bei einem Krimi erwarte ich keine umfangenden Umgebungsbeschreibungen, sondern direkte, klare Worte, die das Grauen in dem Buch deutlich machen und mir auch einen kleinen Schauer über den Rücken laufen lassen.
Es gab einige Perspektivenwechsel in dem Buch. Die haben mir gut gefallen, da es abwechslungsreich war. Dadurch war man zwar nicht so nah an den Figuren dran, aber gerade Nils hat man schon gut kennengelernt. Ich find es auch nicht so schlimm, wenn man nicht ganz in der Figur drin ist bei einem Thriller. Gerade wenn es sich um eine Reihe handelt, dann lernt man die wiederkehrenden Figuren nach und nach kennen.
Man hatte auch etwas Sicht vom Täter und das war spannend, wenn man in diesem kranken Kopf war, anders könnte ich es nicht nennen. Es hat bei mir ein beklemmendes Gefühl ausgelöst und ich konnte nur fasziniert lesen und mich fragen, wie ein Mensch soweit kommen kann, dass er auf solche Gedanken kommt.
Die Dialoge haben sich gut lesen lassen. Sie kamen mir auch authentisch vor, was die Figuren miteinander gesprochen haben. Nur ist mir teils aufgestoßen, wie teils Dialoge geführt wurden, wie sich einzelne Figuren verhalten haben. Aber dazu später mehr.
Die Spannung fand ich durchgängig ziemlich hoch. Ich habe mich nicht gelangweilt, was bei einem Krimi wirklich schlimm wäre. Lediglich am Anfang habe ich erst gedacht, dass es mir zu viel Privates um Nils ist und es gar nicht um den Fall geht. Es hat etwas Anlauf gebraucht, bis es zu den ersten Ermittlungen kam, da es auch die Perspektive vom Opfer gab und man diese kennergelernt hat. Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob ich es gut finde, aber letzten Endes, war das Opfer dann für mich nicht irgendeine tote blonde Frau, sondern ich hatte als Leser bereits eine kleine Verbindung zu ihr, was wahrscheinlich ein paar Emotionen ausgelöst hat, die es sonst nicht gegeben hätte.
Mir hat die Brutalität in dem Buch gefallen. Es war nicht die Obergrenze an Brutalität, aber dennoch ging es ganz gut zur Sache. Ich mag das in Krimis / Thrillern. Inzwischen weiß ich, dass mich so seichte Krimis nicht so richtig packen können. Ich möchte die Angst spüren. Ich mag es, wenn mir ein Schauer über den Rücken läuft und mein Herz etwas schneller klopft. Es reißt mich einfach mehr mit.
Bei den Figuren bin ich etwas zweigeteilt, daher würde ich sie weder als positiv noch negativ einordnen, weil sie Beides für mich beinhalteten, obwohl sie genau die Punkte sind, die mich eigentlich am meisten am Buch gestört haben. Insbesondere meine ich in dem Punkt die Hauptfigur Kommissar Nils Trojan.
Nils ist leitender Ermittler. Mir gefiel, dass er seine Ecken und Kanten hat, dass sein Job natürlich nicht spurlos an ihm vorbeigeht, sondern er sogar mit Angststörungen zu kämpfen hat, weshalb er seine Psychologin Jana Michels aufsucht, um ihr sein Herz auszuschütten.
Trotzdem ist Nils auch sehr klassisch, man könnte auch sagen klischeehaft. Er ist geschieden und hat eine Tochter im Teenageralter. Natürlich war es mal wieder sein Job, der der Ehe nicht gutgetan hat und Nils bemüht sich ein guter Vater zu sein, aber oft hat er einfach keine Zeit für sie. Das ist so eine Thematik in Krimis, die immer wieder auftritt. Klar ist es realistisch, dass so ein Ausnahmejob Schwierigkeiten bei der Beziehung auslösen kann, aber das kommt in jeden Krimi vor, dass ich es schon etwas überhabe. Aber das fand ich nicht einmal das Schlimmste an Nils Figur.
Im Verhör ist Nils ständig über die Stränge geschlagen. Er hat Methoden verwendet, die jedes Geständnis, wenn es eins gegeben hätte, nichtig gemacht hätte. Das konnte ich nicht für gutheißen. Auch wie er teils mit Zeugen umgegangen ist. Da hat mir etwas die Sensibilität gefehlt. Für mich hat er oft so gewirkt, als wäre er einfach für seinen Job nicht geeignet. Am Ende hat er auch vieles auf eigene Faust gemacht, was sehr gefährlich und dumm gewesen war. Allerdings war das Ende sowieso sehr hektisch.
Und sein Chef? Der hat das alles abgewunken, stand die ganze Zeit hinter ihm, hat ihn teils zu den Verhörmethoden noch ermutigt. Ich konnte da nur mit dem Kopf schütteln.
Klar wollen die bei einem Verdächtigen eventuell ein Geständnis herausquetschen und diesen schrecklichen Fall abhaken. Aber die sind da teils einfach zu weit gegangen und hatten ja auch nur Indizien, die Vermutungen schließen ließen, aber keine handfesten Beweise.
Der Täter war auch sehr… klassisch oder eben klischeehaft. Was ja schon damit anfing, dass er blonde Frauen „gejagt“ hat. Das ist ein ziemlich klassisches Beuteschema. Aber das hat mich nicht wirklich gestört. Ein oft vorkommendes Thema kann anders beschrieben werden, auf eine Art, die den Leser bei der Stange hält. Und ich war interessiert an der Geschichte und es war so gutgeschrieben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte, wobei das Geschehen doch sehr vorhersehbar war und auch das Motiv passte ins Klischeehafte. Da hat mir die Rafinesse gefehlt, dass das Buch abhebt. Sollte das allein durch die toten Vögel bewirkt werden?
Mir hat auch am Ende nicht gefallen, dass man da im Kopf des Täters war und dieser einen erzählt hat, warum er so ist, wie er ist und wie es soweit kommen konnte und das er versucht hat, Mitgefühl mit aufzubauen. Ja, sein Schicksal war nicht einfach, aber deshalb muss man keine Frauen umbringen.
Indem Fall hätte es mir wirklich besser gefallen, wenn die Polizisten das ermittelt hätten, als dass der Täter einem das vorkaut. Aber am Ende war das nicht mehr möglich, da es plötzlich sehr persönlich für Nils wurde und da ging es nur noch herauszufinden, wer der Täter ist und nicht warum er so handelt.
Der größte Kritikpunkt für mich an dem Buch ist, dass es mir etwas zu klischeehaft und vorhersehbar war. Beim Täter wusste ich zwar lange nicht, wer es ist, aber das lag eher daran, dass man den gut unter Verschluss gehalten hat. Mich persönlich interessiert auch weniger, wer es am Ende ist, sondern wie es dazu kam, was die Motive sind etc.
Der Autor hat versucht falsche Spuren zu legen, aber die konnte ich schnell ausschließen.
Daher war es schon erstaunlich, wie spannend das Buch am Ende dennoch für mich war. Es hat mich voll in seinen Bann gezogen.
Fazit: Mir hat das Buch gut gefallen. Der Schreibstil war packend und fesselnd. Die Figuren sind mir nicht unsympathisch gewesen, wenn auch Nils sehr klischeehaft und teils sehr merkwürdig in seinem Verhalten als Polizist. Das Buch war vorhersehbar auf was das hinausläuft und dennoch habe ich sehr lange mitgerätselt. Insgesamt gebe ich dem Buch 4 Wortkompasse.
- Elfriede Jelinek
Die Klavierspielerin
(234)Aktuelle Rezension von: CatastrophiaDie mittdreißigjährige Klavierlehrerin Erika Kohut sollte eigentlich ein anderes Leben haben: Akribisch hatte ihre Mutter das Leben ihrer Tochter bis zur gefeierten Konzertpianistin vorgeplant. Nun erhofft sie sich, mithilfe des Einkommens ihrer Tochter bald die erwünschte gemeinsame Eigentumswohnung zu kaufen. Ihre Tochter Erika hält sie von allen Einflüssen fern, die schädlich sein könnten, seien es Männer, Freundschaften, auch nur irgendeine Situation, in der sich Erika selbstständig machen könnte. Denn die Mutter wacht eifersüchtig über ihren Besitz, der ihr nun zu entgleiten droht. Erika, die durch diese schädliche Beziehung - sie und ihre Mutter schlafen noch gemeinsam in einem Bett - nie eine eigene Form der Sexualität oder Selbstbestimmung entwickeln konnte, vertreibt sich die Zeit mit Voyeurismus, belauscht heimlich Paare beim Sex im Wiener Stadtpark und ist völlig überfordert, als ihr jüngerer Schüler versucht, sie zu verführen. Sie findet bei der Annäherung zu ihm das Maß nicht, ist entweder bösartig und abweisend oder verlangt von ihm, sie stundenlang zu quälen - freilich nur in der Fantasie und nicht in der Realität, denn dort erhofft sie sich umfassende Liebesgeständnisse, die er wiederum nicht bereit ist zu geben.
Man merkt dem Buch und seiner Sprache das Alter an. Ich hatte es einmal weggelegt und jetzt, nach ein paar Monaten Pause, zu Ende gelesen. Mich erschlägt die teilweise schwer verständliche Sprache trotz ihrer Kunstfertigkeit und gerade die sehr verallgemeinernden bis rassistischen Beschreibungen sogenannter Gastarbeiter empfand ich als problematisch. Ich verstehe, dass es zur Zeit seines Erscheinens - insbesondere wegen der expliziten Schilderungen sadomasochistischer Sexualität, noch dazu durch eine weibliche Autorin - ein wichtiges Werk war und in diesem historischen Kontext immer noch ist. Gerade die Darstellung sadomasochistischer Neigungen ist aber aus heutiger Sicht aufgrund der vorgenommenen Pathologisierung sehr schwierig. Es gibt zwar viele Menschen, die BDSM aufgrund individueller Erlebnisse als Mechanismus nutzen, das ist aber keine zwingende Kausalität. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist mitunter schwer zu verdauen und führte bei mir zu Fremdscham bis Abscheu. Vermutlich sollte man dieses Buch gelesen haben, weil es trotz der Kritikpunkte sehr eindrücklich eine toxische Mutter-Kind-Beziehung schildert und diesem mit scharfem Blick begleitet, und weil die Sprache tatsächlich sehr bildhaft und außergewöhnlich ist. Mich hat aber beides in diesem Fall teilweise abgestoßen.
- Michael Ende
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer – Filmbuch
(366)Aktuelle Rezension von: Buecher_BohnenUnd jetzt alle: Eeeeeeeeeine Insel mit zwei Bergen und den tiefen weiten Meer ...
Na, habt ihr alle einen schönen Ohrwurm? Die Hymne von Lummerland wurde spätestens Mitte der 90er Jahre durch das Techno-Cover von Dolls United ein richtiger Hit - dabei hatte das Lied, und auch die Geschichte um Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer, damals schon über dreißig Jahre auf dem Buckel.
Aber was genau sorgt dafür, ein so altes Lied über all die Zeit so lebhaft berühmt zu halten?
Nun, zum einen könnte man hier die fantastischen Marionetten-Geschichten der Augsburger Puppenkiste erwähnen, die sich der Abenteuer der beiden Freunde angenommen hat - oder aber natürlich den zu Grunde liegenden Romanen von Michael Ende.
Lukas, seines Zeichens Lokomotivführer der dicken, alten Emma, ist einer der vier Bewohner der kleinen Insel Lummerland. Eines Tages jedoch bringt der Postbote ein seltsames Paket im Lummerland vorbei, in dem sich ein schwarzes Baby befindet. Fortan Jim Knopf getauft, wächst das Kind im Lummerland heran und findet in Lukas einen besten Freund und Vaterersatz. Doch da Lummerland nicht viel Platz bietet, gibt der König der Insel Lukas zu bedenken, dass die Lokomotive Emma abgeschafft werden müsse. Kurzerhand entscheiden sich Lukas und Jim, die beide ihre geliebte Emma nicht abgeben können, Lummerland zu verlassen und auf Abenteuer zu gehen - nicht zuletzt um auch herauszufinden, wo Jim ursprünglich herkam und wer Frau Mahlzahn ist, an die Jims Paket damals adressiert war.
63 Jahre ist es nun schon her, dass Michael Ende die ersten Abenteuer von Jim und Lukas zu Papier gebracht hat. Ein stolzes Alter für eines der wohl bekanntesten deutschen Kinderbücher.
Daher kommen wir jetzt direkt zu Beginn zum größten Kritikpunkt der Geschichte - der in die Jahre gekommenen Wortwahl und stereotypischen Darstellung.
Bereits zu Beginn fällt das N-Wort unverhofft, als das Paket geöffnet wird und die Bewohnenden von Lummerland den kleinen Jim inspizieren. Unverständlicherweise, um genau zu sein, denn es ist wirklich das einzige Mal, dass das Wort fällt. Wenn sonst Bezug auf Jims Hautfarbe genommen wird, wird er stets als schwarz beschrieben, niemals mit anderen kritisch zu betrachtenden Worten.
'Ja gut', dachten wir uns, 'unsere Ausgabe ist von 1990, vielleicht wurde es ja in aktuelleren Ausgaben geändert' - Spoiler: nope. In der 2021er Ausgabe steht es immer noch drin.
Auch später im Buch finden sich ein paar eher schlecht gealterte Darstellungen und Formulierungen. Mandala, das Land, in das Jim und Lukas reisen (und in noch früheren Versionen wirklich als China bezeichnet wurde) strotzt nur so von klischeehaften Darstellungen europäischer Vorstellungen von China. Auch wenn die Einwohner Mandalas in keiner Weise irgendwie negativ dargestellt werden, sind viele Formulierungen und Ansichten heute überholt. Ja, auch positive Stereotypisierung kann Vorurteile und Klischees verfestigen.
Sehen wir aber mal davon ab. Die Geschichte ist sehr alt, damals waren wir in Gedanken noch nicht da, wo wir heute sein sollten.
Überwogen haben letzten Endes doch die positiven Eindrücke, die wir bei der Geschichte hatten. Zu aller Erst fällt dabei natürlich auf, dass die Hauptfigur, Jim Knopf, schwarz ist. Das ist selbst heute keine Selbstverständlichkeit, vor allem nicht in deutschen Raum - und damals schon gar nicht.
Auch bemerkt man schnell, wie oft Michael Ende versucht, kindgerecht darüber aufzuklären, dass Menschen trotz all ihrer Unterschiede doch irgendwie alle gleich sind.
Das Kapitel mit dem Scheinriesen Herr Tur Tur war diesbezüglich das wohl beste, was wir je in einem Kinderbuch zum Thema Vorurteile gelesen haben.
Generell bietet das Buch eine unfassbare Fülle an herzlichen und fantasievollen Ideen. Die einzelnen, zumeist kurzen Kapitel bieten immer wieder neue witzige, teils irrwirtzige Abenteuer. Am schönsten ist dabei die herzliche Vater-Sohn-Beziehung, die sich immer wieder zwischen Lukas unf Jim entfaltet. Einen so natürlichen und liebevollen Umgang zwischen zwei Charakteren findet man wirklich selten.
Gerade gegen Ende des Buches kommen jedoch so ein paar Szenen, die etwas sehr absurd daherkommen. Wir sagen mal nur so viel: Emma scheint wohl doch irgendwie sehr viel lebendiger zu sein, als man von einer Lokomotive erwarten könnte.
Die Abenteuer von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer wissen auch nach über 60 Jahren noch immer zu unterhalten und zu begeistern. Die kindliche Unbefangenheit, mit der Michael Ende seine Protagonisten die Welt entdecken lässt, ist eine wahre Freude für groß und klein.
Rückblickend eignet sich das Buch unserer Meinung nach aber eher als Vorlesebuch, da viele Ansichten doch veraltet sind und man seinen Kindern vielleicht bei so manchen Szenen doch lieber die ein oder andere Erklärung mit auf den Weg geben möchte - ebenso wie Lukas es stets mit Jim getan hat.
(Rezension von Papa Bohne)
- E. L. James
Fifty Shades Freed
(73)Aktuelle Rezension von: LilyWinterAnna und Christian sind in den Flitterwochen, Anna schafft es, teilweise aus Christians Dominanz auszubrechen. Sie nähern sich mehr und mehr an, doch dann passiert das Unvermeidbare und auch Annas Ex-Boss taucht wieder auf, nichts Gutes im Schilde führend.
Hier waren die Wiederholungen noch heftiger. Es schien, als hätte die Autorin seitenweise einfach abgeschrieben. Auch der Vertrag taucht wieder in voller Länge auf, Dialoge sind wörtlich aus den anderen Büchern übernommen worden. Die Geschichte wird durch das Ende sehr rund, aber die gesamte Geschichte hätte vielleicht auf 200 Seiten gepasst. Insgesamt geben die drei Bücher keine Trilogie her, dafür ist einfach zu wenig an Inhalt da. Gut fand ich die Entwicklung, die die beiden als Paar durchmachen. Letztendlich entwickelt sich Christian weiter und beide treffen sich irgendwie in der Mitte.
- Ralf Isau
Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz
(171)Aktuelle Rezension von: Elke_GastIch hatte an dieses Buch ziemlich hohe Erwartungen geknüpft, nachdem ich ein paar Gesamtrezensionen zur Buchreihe und speziell zu Ralf Isaus „Geheime Bibliothek des TTT“ gelesen hatte. Nach ein paar Seiten Lesens in Ralf Isaus Beitrag zur Buchreihe – und zwar speziell ab der ersten Szene mit dem Bücherdrill Albega – begann ich mich zu fragen, ob der Autor geistig vielleicht schon ein bisschen zu alt ist, um einen spannenden Abenteuerroman zu schreiben, der zudem für alle Altersgruppen passt, so wie es Michael Ende gelungen ist. Der ganze Schreibstil Isaus kommt derart betulich-pädagogisch und behäbig daher, dass man den Eindruck erhält, der pensionierte Oberstudienrat hat sich im Rentenalter mal so eine Touristenrundreise nach Phantásien geleistet, wo alles hübsch der Reihe nach abgearbeitet wird – und bitte ja nicht zu sehr in die einzelnen Personen oder Situationen hineingehen, denn man könnte sich was brechen oder schmutzig machen! Der Erzählstil ist teilweise der eines Volksmärchens, was ich gar nicht schlecht finde, da es sich hier ja um ein Prequel handelt, mit dem Unterschied, dass dem Leser im klassischen Märchen ein ziemlich geradliniger Handlungsstrang mit einem überschaubaren Personenensemble präsentiert wird.
Zurück zu Karls Gespräch mit dem Bücherdrill Albega, nachdem der Hausherr entfleucht ist: Nicht nur, dass hier bereits alle möglichen Sachen vorneweg erklärt werden, die getrost später in aktiverem Kontext hätten eingeführt werden können, wie die Hallúzina beispielsweise. Der Leser wird hier nicht nur mit einem zähflüssigen, langweiligen Gespräch gemartert, das in seiner Gestaltung absolut unglaubwürdig wirkt, sondern außerdem in der Manier einer Enzyklopädie mit Namen und Örtlichkeiten aus Phantásien geflutet, dass einem der Kopf brummt, bevor er wegsackt und man einschläft.
Beispiel: „Neben Bücherdrillen arbeiteten in der Bibliothek auch Leseratten, Bücherbolde, Brillenschlangen, Bücherwürmer und ein paar Angehöriger anderer phantásischer Völker wie etwa die Gemeine Majuskel oder auch die Flinke Minuskel.“ Was sollen der Leser oder Karl mit solch lexikonhaften Aufzählungen anfangen? Will der Autor uns damit beweisen, wie gut er Phantasien kennt? Will er Kindern ein paar neue Wörter beibringen? Soll ich als Leser das besser auswendig lernen, bevor ich weiterlese? Dann aufzählungsmäßig besser beim guten alten Trikolon bleiben.
Die Szene im Haus der Erwartungen, wo eigentlich bereits nach der ersten Szene mit dem Monster klar ist, wohin der Hase läuft, muss der Autor unbedingt noch ein weiteres Beispiel hintendrein schicken, was einen an Karls Intelligenz zweifeln lässt und ansonsten einfach nur ermüdend ist.
Die Szene des Erkennens zwischen Thaddäus und Hallúzina ist ergreifend, doch gerade hier, wo es wirklich mal persönlich werden könnte, weicht der Autor auf „Das ist eine andere Geschichte …“ aus. Die Drachenpilotin Qutopía (ich finde den Namen selten dämlich, wäre besser als Name für ein Wissenschaftsmuseum für die Zukunft geeignet) wird in einer ziemlich linkischen Art und Weise eingeführt: „Sie ist zwar keine klassische Schönheit, aber …“ Da merkt man deutlich, welche Schwierigkeiten der Autor hat, sich in jüngere Menschen hineinzuversetzen und sie authentisch darzustellen. Man merkt, wie exotisch sie auf ihn wirkt, und entsprechend überspannt wirkt seine Beschreibung. Spannung kommt während der Reise nach Wolkenburg nicht auf, da ist jede Folge Paw Patrol aufregender.
Dann der Ausdruck: Pathetischen Formulierungen: „Was sollte er jetzt tun?“, das betuliche „So sind Briefgreife nun mal“ oder „Er wollte böse sein. Das war seine Bestimmung“, machen das Lesen auch nicht sehr erquicklich, aber vielleicht glaubte der Autor ja auch, das sei kindgerecht. Letzteres ist aus S. 89, dem fast zweiseitigen Abschnitt, wo der Waldschrat Skrzat eingeführt wird. Hätte man sich für den Wegwerfcharakter getrost schenken und ein paar Sätze davon meinetwegen dort einbauen können, wo er letztendlich auf Karl trifft, aber bitte nicht die zitierten.
Dazu kommen noch solche vom Autor wohl als Running Gags gebrachten Dauerschleifenwiederholungen wie „Ach du liebes bisschen!“ von KKK oder „Prächtig“, von TTT. In einer Kinderfernsehserie wie „Herr Fuchs und Frau Elster“ bergen solche Phrasen noch einen gewissen Charme, hier bei erwachsenen Personen wirkt es einfach nur etwas debil.
Ein Lichtblick ist die Bemerkung des Räuberhauptmanns Elster über den englischen König – unfreiwilliger Humor vom Feinsten.
Mit der Beschreibung romantischer Gefühle hat es Ralf Isau auch nicht wirklich, s. S. 231:
„Er schaute sie entgeistert an. Ihre unvermittelte Nähe, ihr herber, aber nicht unangenehmer Duft und das grüne Funkeln ihrer Augen verunsicherten ihn noch zusätzlich.“ Ein bisschen dick aufgetragen und zudem mit abgelutschtem Kitsch garniert. Manchmal ist weniger mehr – und auch ein Trikolon passt nicht überall! Später geht Isau dann sparsamer mit derlei Romantik um, und da wirkt es auch wesentlich authentischer.
Geschlagene zwei Seiten verwendet der Autor darauf, zu erzählen, wie Elster den Protagonisten erklärt, was man beim Stehlen des Nox beachten muss, nicht etwa im Dialog in Wörtlicher Rede, sondern als ermüdende Monologerzählung Elsters aus dem Autoren-Off mit immer neuen Ermahnungen und Hinweisen, wo man sich fragt: Muss ich das als Leser vorab alles wissen?
Dann führt Karl ständig Selbstgespräche – laut. Etwas später im Buch ist dem Autor dann der erhellende Gedanke gekommen, diese Selbstansprache stumm zu gestalten – in Kursivschrift. Wirkt wesentlich souveräner. Das Eindringen in die Burg der Hexe wird sehr gut erzählt, obgleich mir dieser Schwenk, der eindeutig eine Beziehung zu Michael Endes Werk herstellen soll, etwas mühsam konstruiert erscheint.
Bei der Jagd nach dem Nox kam durchaus Spannung auf, aber bereits nach dem Hinweis, dass das Kind im Eis ein weißes Hemd trägt und lange, weiße Haare hat, dürfte nicht nur mir klar geworden sein, um wen es sich handelt; da war der zusätzliche Hinweis Isaus auf die goldenen Augen dann die eingerannte, bereits offene Tür.
Dann der neue Name für die Kindliche Kaiserin: Weisenkind – auch hier war Tanja Kinkel stilvoller, zumal sich beim Lesen des Namens eine eher traurige Konnotation aufdrängt. Außerdem finde ich es selten unspannend, den Namen bereits in der Mitte des Buches einzuführen, aber erst spät zum Tragen kommen zu lassen. Und wieso betont die Kindliche Kaiserin in ihrem zweiten Brief an Karl auf S. 387 eigentlich, dass sie sich bereits zweimal gesehen haben?? Das zweite Mal war ihr Gesicht doch von Eis bedeckt gewesen, oder zählt das auch? Wenn Isau das tatsächlich so etablieren will, dann frage ich mich, wie er es eigentlich mit dem Kanon hält, den Michael Ende erschaffen hat. Jeder sieht die Goldäugige Gebieterin der Wünsche nur einmal, aber Karl darf sie gleich zweimal sehen und belehrt fünf Seiten später sogar den Grünling - immerhin den Überbringer jener frohen Botschaft - darüber, dass sie nicht gold-, sondern bernsteinäugig sei? Was soll diese Besserwisserei?
Die Kindliche Kaiserin ist aber nicht die einzige, wo sich Ralf Isau aus welchen Gründen auch immer über Michael Endes Kanon hinwegsetzt.
Die Perlen - der falsche Kollek-Tibe - der Nox: Das ist eine unglaublich umständlich konstruierte Story mit zahllosen McGuffins, welche von den Personen herumjongliert werden, und die Schlussfolgerung Karls, dass Gmork also den Lux haben muss, wirkt auf mich ebenso hanebüchen, denn den Lux könnte auch jemand ganz anderes haben. Und wieso eigentlich haben der schwatzhafte Bücherdrill Albega und die ganzen anderen phantásischen Tierwesen, die angeblich die Bibliothek bevölkern sollen, die ganze Zeit über nicht bemerkt, dass da so ein seltsamer Benutzer wie Gmork durch die Bücherregale schleicht und die Bücher stielt, sie seelenruhig in Perlen umwandelt, durch den Lux zieht und also schwarz macht, um sie dann den falschen Kollek-Tiben über zu helfen, welche sie dann davontragen?
Dann die ganze sinnlose Perlenverschickung durch KKK, wo doch Gmork bereits die ganzen Umschläge vorbereitet hat – Bürokratenseele? Überhaupt … Gmork: Da hätte man viel mehr draus machen können. Beispielsweise, dass er ein Nazi war, der durch seine Taten irgendwann zum Werwolf wurde, nachdem er das rechte Buch gelesen hat. Außer den grüngelben Augen kennen wir lediglich Edíyax‘ Geschichte über ihn – die von den Unaussprechlichen, dem fünfgesichtigen Gogam … Wenn man das dem Leser schon alle paar Seiten serviert, dann hätte es sich autorenmäßig gehört, dem Leser zumindest eine Szene zu präsentieren, wo Gogam, dieses Urböse, tatsächlich auftaucht und wir für eine Millisekunde in sein pechschwarzes Innerstes blicken dürfen.
Hier zeigt sich für mich ein Wesenszug des Autors, bestimmten Dingen besser aus dem Weg zu gehen, lieber akademisch darüber zu schwadronieren, anstatt sie Fleisch und Blut werden zu lassen. Was mich überrascht hatte, war die Täuschung Gmorks durch Karl. Wieso durfte der arme Bursche sein Herz nicht wieder zurückerhalten? Wegen ein paar Büchern, die Karl ansonsten durch die Lappen gegangen wären? Ralf Isau mag den Leuten zwar eingehämmert haben, wie wichtig Bücher sind, doch nichts und niemand ist unersetzbar. Es werden neue Bücher geschrieben werden – von den meisten gibt es sogar mehrere Exemplare. Eventuell wird das Rad zweimal erfunden – auch das ist der Lauf der Welt. Aber nein, Isau lässt Karl krampfhaft an ein paar Perlen kleben, die angeblich wichtiger sind als ein schlagendes, pulsierendes Herz. Und wir werden niemals mehr wissen, ob der Werwolf sein Versprechen, ihm für sein zurückgewonnenes Herz die Perlen zu geben, nicht doch eingehalten hätte. Womöglich hat Karl Gmork dadurch erst auf Atreju gehetzt, wenn auch indirekt. An dieser Stelle hätte sich ein kleiner Vorausblick garniert mit „Aber das ist eine andere Geschichte …“ wirklich gelohnt. Falls der Autor das wahrhaft so intendiert hat: Chapeau! Auch Bastian hat später in Phantásien nicht nur Gutes getan.
Dann das Ende: Die eine Woche, die KKKs Reise gedauert hat, hat sich also in der Äußeren Welt zu sieben Jahren ausgewachsen. Wie war das doch noch mal mit Bastian Balthasar Bux, der nur mal eine Nacht auf dem Schulspeicher verbrachte, um in jener Nacht unendlich viele Abenteuer zu erleben, da die phantásischen Tage viel kürzer sind als Erdentage? Das interessiert Isau aber nicht; höchstwahrscheinlich ist dem Autor daran gelegen gewesen, der Dritten-Reich-Schlinge, die er sich am Anfang des Buches aufgebürdet hat, gefahrlos wieder entkommen zu können. Glaubwürdig ist das nicht.
Die Schlusssequenz: Wieso ist Karl derart traumatisiert, was Kinder angeht, nur weil er ein einziges negatives Erlebnis mit einem phantásischen Wechselbalg gehabt hat? Das war eine recht kurze Begegnung gewesen und Karl ist auch nicht mehr in Bastians Alter; also da hätte es schon zuvor negative Erlebnisse mit Kindern gegeben haben müssen, um bei Karl ein derart einschneidendes Trauma zu generieren. Wieder einmal so ein krampfhafter Hinweis auf Michael Endes Klassiker, und das, obwohl Isau nur kurz vorher geschrieben hatte, dass Karl mit Qutopía später auch eigene Kinder hat - zumindest wenn ich die Bemerkung, dass seine späteren Reisen nach Phantásien zu ihr nicht ohne Folgen geblieben sind, richtig gedeutet habe.
Insgesamt könnte man getrost mindestens ein Drittel des Buches eindampfen und die Geschichte so von irrelevantem Geplapper oder Lexikonzierrat befreien. Also, Rolf, das Dritte Reich und die Bücherverbrennung als Rahmenhandlung für die Geschichte zu verwenden, reicht nicht aus, um diesem Werk die Ernsthaftigkeit und Stringenz zu verleihen, die auch ein Fantasy-Roman braucht. Gottseidank habe ich mir von den Begleitromanen zu Michael Endes Buch zuerst „König der Narren“ von Tanja Kinkel zu Gemüte geführt – und dies trotz der schlechten Rezensionen, die ich im Vorfeld zu diesem Buch gelesen hatte, ansonsten hätte ich nach Ralf Isaus Werk womöglich gar keine Lust mehr aufs Weiterlesen verspürt.
Ich bin im Prinzip ein gutwilliger Leser, der sich gerne bei der Lektüre treiben lässt, ohne viel zu erwarten; wenn ich jedoch auf einen literarischen und inhaltlichen Lapsus nach dem anderen stoße, dann ist meine Suspension of Disbelief doch arg ramponiert – und wenn ich beim Lesen immer befürchten muss: Was stellt der Autor jetzt als nächstes literarisches Ungeschick an?, dann ist das einfach eine Spaßbremse ohnegleichen. Ich lese doch eine Menge Bücher, aber so etwas habe ich selten erlebt. Gab es in dem Fall denn kein kompetentes Lektorat, welches den Autor vor der Veröffentlichung beiseite genommen und auf Überarbeitung bestanden hat? Von einem renommierten Verlag wie Knaur hätte ich das schon erwartet.
Die zwei Sterne sind für viele doch sehr schöne sprachliche Formulierungen, z.B. diesen Satz von TTT: "Weil jede Schöpfung in Phantásien ihren Bildner verändert. Eine Erinnerung aus der Äußeren Welt ist der Ton, aus dem er sie erschafft." - für Qutopía, Elster und die Hallúzina, die interessante Charaktere sind - und für eine Handlung, die etwas anders gehandhabt, doch auch das Potential zum zumindest Goodseller gehabt hätte.
- Michael Ende
Die unendliche Geschichte - Jubiläumsausgabe
(131)Aktuelle Rezension von: BuechergeplauderBastian Balthasar Bux versteckt sich vor seinen Mitschülerin in einer kleinen Buchhandlung. Dort trifft er auf den Besitzer und dieser liest gerade in einem geheimnisvollen Buch, das Bastian sofort in seinen Bann zieht. Er stielt das Buch und versteckt sich im Dachgeschoss seiner Schule. Dort fängt Bastian an, das Buch zu lesen und plötzlich findet er sich in der Geschichte wieder. Denn die Wesen in der Geschichte, warten schon eine ganze Weile auf Bastian.
"Die unendliche Geschichte" von Michael Ende ist in der Kinderbuchliteratur ein wahrer Klassiker. So gut wie jeder hat dieses Buch schon gelesen oder schon einmal davon gehört.
Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Hätte ich das Buch als Kind gelesen, wäre ich wahrscheinlich noch begeisterter gewesen, als ich schon bin.
Das Buch dreht sich um eine Geschichte in einem andern Buch und entführt uns sozusagen in die Welt der Geschichte in der Geschichte. Eben eine unendliche Geschichte. Hört sich etwas verwirrend an, doch sobald man das Buch liest, kommt man nicht mehr durcheinander.
Der Titel "Eine unendliche Geschichte" passt perfekt. Besser hätte man den Titel nicht wählen können.
Obwohl es sich hierbei um eine unendliche Geschichte handelt, kam das Ende viel zu schnell. Am liebsten hätte ich immer weiter gelesen und das Buch gar nicht mehr aus der Hand gelegt.
Ein toller Kinderbuchklassiker, den ich nur jedem empfehlen kann, der es noch nicht gelesen hat.
- Milena Agus
Die Gräfin der Lüfte
(32)Aktuelle Rezension von: Die-GlimmerfeenUm es gleich zu sagen, das Buch hat einen sehr schönen Erzählstil. Die Kulisse Sardiniens lässt den Leser an Urlaub denken und fast meint man das Meer zwischen den Seiten riechen zu können. Die Autorin schafft es Atmosphäre aufzubauen und ihre Protagonistinnen bildhaft darzustellen. Sie versteht es wunderbar farbenprächtiges Kopfkino heraufzubeschwören und alltägliches in Bilder zu packen. So ist es ein wenig, als wäre man mit in diesem Haus und würde die Geschehnisse nicht bloß lesen, sondern miterleben.
Die Geschichte um die drei unterschiedlichen Schwestern plätschert angenehm und ohne besondere Höhepunkte oder einen Spannungsbogen vor sich hin. Es ist eher eins dieser leisen Bücher, die ohne große Spezialeffekte es dennoch schaffen im Gedächtnis zu bleiben.
Obwohl die einzelnen Schicksale eher traurig sind, ist doch immer noch ein Funken Hoffnung vorhanden und der Leser hat nach dem letzten Wort das Gefühl die Schwestern optimistisch verlassen zu können. Das liegt meines Erachtens an dem Wohlfühl-Schreibstil, der einen herrlich einlullt und die Geschehnisse nicht so düster wirken lässt, wie sie eigentlich sind.
Bei 128 Seiten fand ich die Probleme jedoch zu schwerwiegend. Da hätten ein paar Seiten mehr gut getan oder man hätte vielleicht auf ein Problem verzichtet.
Jedoch schafft es die Autorin ganz wunderbar die Leben der Protagonisten zusammenzuführen, zu verknüpfen und zu einer Geschichte zu verflechten.
Frauen, die Sehnsucht nach dem Meer und Sardinien haben, sollten sich dieses Buch noch einmal genauer ansehen und vielleicht aufbrechen, die so ungleichen Schwestern kennenzulernen.
Wer jedoch meint, dies sei nette Strandlektüre für den Sardinenurlaub, der sollte sehr wohl darauf vorbereitet sein, dass über den Schwestern nicht irgendwann der Glückstern aufgeht, wie der Klappentext andeutet.
Positiv:
- Das Buch ist sehr schön geschrieben
- Viel Atmosphäre
Neutral:
- Es ist ein ruhiges und eher leises Buch
- Es ist ein Buch, welches eher Frauen anspricht
- Es ist in meinen Augen sicherlich kein Ferien-Urlaubs-Sonne-Buch, wie vielleicht der Klappentext glauben machen will.
Negativ:
- Der letzte Funken fehlte, um mich begeistern zu können
- Für die Probleme, hätten mehr Seiten nicht geschadet
Fazit: Eine sehr schön erzählte Geschichte, die jedoch in mir nicht das Verlangen weckt, noch weitere Bücher der Autorin zu lesen. - Daniel Glattauer
Gut gegen Nordwind
(256)Aktuelle Rezension von: SophienchenEs ist einfach so humorvoll und lieb geschrieben, vor allem Emmis emails liebe ich sehr
- Michael Ende
Jim Knopf und die Wilde 13
(262)Aktuelle Rezension von: Oliver_StaadenDas Buch wurde in einem tollen Schreibstil geschrieben, die schönen Illustrationen unterstützen die Teste. Man kann das Buch gut Vorlesen, gemeinsam lesen oder zum Selberlesen verwenden. Jim Knopf und die Wilde 13 dürfen in keinem Kinderbuchregal fehlen. Der Unterhaltungsfaktor ist riesig.
- Anne West
Schmutzige Geschichten
(8)Aktuelle Rezension von: Freaky_TattooDer Name hält was er verspricht und liefert wunderbar versaute, erotische Abendteuer für Mann und Frau. Impressionen sowie Inspirationen der besonderen Art werden gleich mit geliefert.. - Ulrike Schweikert
Die Seele der Nacht
(64)Aktuelle Rezension von: Elke_GastUlrike Schweikert hat mit "Die Seele der Nacht" eine wunderschöne Fortsetzung (oder Prequel?) zu Michael Endes Meisterwerk geschaffen. Die Sprache ist lyrisch und bildhaft, dabei aber nicht umständlich oder hochgestochen. Die Charaktere sind interessant und originell. Ich verstehe nicht, warum sich andere Rezensenten hier über die Untoten und den Lord als Gegenspieler beschwert haben. Die tauchen in der menschlichen Fantasie doch auch genug auf, warum also nicht auch hier? Auch dass das Nichts hier mal nicht als Hauptgefahr behandelt wurde, empfinde ich eher als wohltuend. Die Handlung schreitet glaubwürdig voran und es ist nichts vorhersehbar, bis auf den Großvater vielleicht, das hatte ich geahnt.
Meine einzigen Kritikpunkte: Die Überschriften verraten vorab zu viel über den Inhalt des Kapitels, da hätte die Autoren ruhig etwas kryptischer sein können. Zweitens: Das Ende. Das fand ich nicht nur viel zu kurz und zu knapp (was passierte mit Aylana und ihrem Baby?), sondern für ein Buch, das auch für Kinder gedacht ist, doch etwas drastisch - ein bisschen Rogue One-Feeling. Ich hab den Roman meinem Sohn zum Einschlafen vorgelesen, und als ich an die Stelle kam, wo Tahama von oberhalb des Schachtes Ceredas' Knochen brechen hört, hab ich das beim Lesen ausgelassen und selbst ein gutes Ende hinzugedichtet, wenngleich vielleicht nicht so bildreich wie Schweikert es tun würde.
Alles in allem ist "Die Seele der Nacht" ein empfehlenswertes Buch für alle, die Fantasien lieben und wissen möchten, was dort noch so geschah.
- Julia Franck
Bauchlandung
(37)Aktuelle Rezension von: FortiAlle der acht kurzen Geschichten werden von Ich-Erzählerinnen erzählt. Hierbei hat jede ihre eigene Sprache, was ich interessant fand. Die Protagonistinnen, das Setting und die Handlung unterscheiden sich stark. Es gibt absurde Momente, etwas Erotik, Zwiespalte und einiges mehr. Viele Geschichten handeln von einem (potentiellen) Wendepunkt im Leben der Ich-Erzählerinnen, lassen hierbei am Ende aber meist viel offen.
Ich habe die Geschichten interessiert gelesen, aber hundertprozentig haben sie mich nicht überzeugt - ich hätte mir mehr Ergebnisse und/oder Überraschungsmomente gewünscht. - Sabine Thiesler
Und draußen stirbt ein Vogel
(137)Aktuelle Rezension von: Moidlvomberchich hab schon eine ganze Menge "Thiesler" durch, und habe auch dieses Buch verschlungen.
Daher kann ich mich auch bei diesem Buch nur wiederholen.
Ihr Schreibstil ist wirklich klasse, ich war sofort in der Geschichte, habe mit Spannung gelesen und konnte das Buch nicht mehr weglegen, innerhalb weniger Tage habe ich es durchgelesen. Ihr Erzählstil ist absolut fantastisch, so bildlich als wäre man direkt vor ort in der Toskana, beim geschehen.
Die Kapitel sind wie gewohnt angenehm kurz, so dass man dann doch viel mehr liest als man möchte - mag ich total!
Die Geschichte verfolgt einen roten Faden und ist wieder absolut genial!
Hier gab es auch ab und an mal kleine längen, wobei ich diese gar nicht sonderlich störend fand
hier wurde ich tatsächlich einige mal wieder voll aufs Glatteis geführt, das ende war unvorhersehbar und dann doch wieder auch ganz anders
klasse - ich mag es gerne!
- Chris Mooney
Scream
(94)Aktuelle Rezension von: TheSilencerLarry Roth liegt gefesselt auf einem Bett. Um ihn herum herrscht ein Schlachtfeld: seine Familie ist vor seinen Augen getötet worden.
Bevor er seinen Verstand verliert, trifft die Polizei vor Ort ein. Roth weiß zwar nichts davon, aber er soll die Polizei gerufen haben.
Allen voran ermittelt Jack Casey, ein ehemaliger FBI-Profiler, am Tatort. Während er versucht, Roth zu beruhigen, gibt dieser nur von sich, daß der Täter alles über ihn wußte. Als sich die verschweißten Handschellen nicht öffnen lassen, holt Casey aus seinem Auto einen Seitenschneider. Sein Glück, denn Sekunden später verschwindet der Tatort mit allen Anwesenden in einem Feuerball; mit dem Betreten des Hauses aktivierte die Polizei den Zeitzünder für eine Bombe.
Und damit bläst der Autor in seinem Debüt-Roman das Halali zum explodierenden Kopfkino. Da wo andere Autoren nach dem ersten Bumm wortwörtlich ihr Pulver verschossen haben, fängt Mooney erst an.
Zugegeben, der Held Jack Casey ist etwas abziehbildmäßig geraten. Familie tot, Job weg, Krise, Alkohol. Doch in diesem Buch läßt man sich das gefallen, weil er nicht wie Phönix aus der Asche steigt, sondern nachvollziehbare Blessuren behält.
Spannung garantiert.
Höchst merkwürdig mutet an, daß Cody McFadyen sechs Jahre später seine "Smokey Barett" in "Die Blutlinie" erfand, die wiederum ein Abziehbild von Jack Casey mit Geschlechtertausch ist.
Nicht abschrecken lassen vom Umschlagtext: die dilettantischen Schreiberlinge haben alle Eckpunkte genommen und einmal kräftig durcheinander gebracht. - Mircea Cartarescu
Solenoid
(3)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchDie ersten Kapitel führen den Protagonisten als einen namenlosen und sehr unglücklichen, aber auch unglückseligen, Menschen ein. Es wird fantasiereich und wortgewaltig die Welt des einfachen Lehrers aufgebaut. Es stellen sich sehr absurde und abstruse Welten des Helden dar, als Kind und im Jetzt, wobei nicht immer klar ist, was sich real oder im Traum abspielt.
Nach einem kurzen Tief wird meine wissenschaftliche Seele befriedigt, weil über den Solenoiden, eine riesige Spule, die vierte Raumdimension und andere zum Teil hochwissenschaftliche Themen gesprochen wird. Dazu kommt noch eine Spur Mystik gepaart mit mythischen Ideen, Verschwörungstheorien und einer Spur Paranoia.
Es finden sich eine große Zahl real existenter Menschen mit ähnlich bizarren Lebensgeschichten wie der Held. Sonderbarerweise sind die Biographien dieser Menschen über viele Umwege miteinander verknüpft. Das führt dazu, dass man sich in der buchfreien Zeit mit diesen Persönlichkeiten befasst, was das Buch für mich nochmal wertvoller macht, da es neue Ideen aufbringt.
Das Buch nimmt immer mehr an Spannung auf und der Leser wird so zielstrebig zu einer Klimax geführt, dass man das Buch nicht mehr weglegen möchte. Allerdings fand ich persönlich den erreichten Höhepunkt, ganz plötzlich und ohne weitere Erklärung, etwas enttäuschend. Es ist ein Buch aus der Kategorie, welches den Leser etwas hilf- und fraglos zurücklässt - Paul Auster
Mann im Dunkel
(115)Aktuelle Rezension von: XirxeNur eine Nacht umfasst die Rahmenhandlung dieses Buches, doch die Geschichten die darin erzählt werden, würden locker für eine ganze Woche ausreichen.
August Brill, 72jähriger verwitweter Literaturkritiker, lebt seit einem Unfall der ihn zum Krüppel machte, bei seiner geschiedenen Tochter Miriam, die ebenso unglücklich ist wie er. Zu den Beiden gesellt sich noch Augusts Enkelin Katya, Miriams Tochter, die sich die Schuld am Tod ihres Ex-Freundes gibt und deren Lebensenergie gerade noch dazu ausreicht, sich gemeinsam mit ihrem Großvater Filme anzuschauen. Wie in fast jeder Nacht kann Brill nicht schlafen und so beginnt er, sich eine Geschichte auszudenken um möglichen Erinnerungen (und ganz besonders einer bestimmten) aus dem Weg zu gehen. Owen Brick lebt mit seiner Frau ein normales kleines Leben bis er sich eines Morgens in einer Grube wiederfindet, gekleidet in eine Soldatenuniform. Nach und nach wird ihm klar, dass er sich in einer Parallelwelt befindet - aber noch immer in der gleichen Zeit und im gleichen Land. Dort herrscht ein Sezessionskrieg, der schon Tausende Menschen das Leben gekostet hat. Und Owen wurde dazu ausgewählt, diese Barbarei zu beenden. Doch dafür muss er einen Menschen töten...
Wie schon erwähnt, ist dies nicht die einzige Geschichte des Buches. Brill schreckt immer wieder aus seiner Phantasie auf und verliert sich dann in Erinnerungen, in denen ebenfalls wieder Geschichten erzählt werden, die ohne weiteres die Grundlage für ein eigenes Buch sein könnten.
Es sind traurige Erzählungen, die aber zumindest ein kleines bisschen Trost enthalten: die Frau deren Mann verschwand, sie aber immer liebte; der SS-Offizier der das junge Mädchen hoffnungslos liebte und ihr und ihrer Familie zur Flucht verhalf; Owen Brick, der ein Land von einem Krieg befreien soll - doch um welchen Preis? Und Brills Leben selbst, der sich nie verzeihen kann, was er seiner geliebten Sonja antat...
Es ist das erste Buch von Auster, das ich gelesen habe und ich bin hin und weg. Nicht nur dass er gut erzählen kann, er ist auch in der Lage diesen an sich schon packenden Geschichten so viel Hintergründiges mitzugeben, dass man ständig zum Weiterdenken angeregt wird. Da führen die USA mal keinen Krieg gegen Dritte - und schon erheben sie die Waffen gegeneinander. Oder welche Aussagekraft Gegenstände in Filmen entwickeln können - beeindruckend. Soll ein Mensch einen anderen töten, um das Leben vieler anderer zu retten?
Suchte ich nach einem Motto für dieses Buch, wäre es 'Das Leben ist enttäuschend...' - ein Satz der in einem der beschriebenen Filme fällt und vermutlich jeder der Personen in diesem Haus zugeschrieben werden könnte. Doch 'Und die wunderliche Welt dreht sich weiter' - ein Zitat von Rose Hawthorne, das am Ende des Buches auftaucht und (irgendwie allen) wieder Mut macht. - Nancy Friday
Befreiung zur Lust
(9)Aktuelle Rezension von: VOWI„Befreiung zur Lust“ von Nancy Friday kann man nicht auf Anhieb in ein Genre einordnen. Hier kommt es darauf an, wie man es liest - dazu später mehr. Einerseits kommt das Buch als Sachbuch daher, das einen psychologischen Einblick in das menschliche Sexualverhalten einer gehemmten Gesellschaft geben möchte. Es spezialisiert sich hierbei ganz auf Gedanken, Wünsche und besonders Masturbationsphantasien von Frauen und ist auch direkt an die Frau als Zielgruppe gerichtet. In gewissem Maße soll die Leserin aufgeklärt und von gängigen Vorurteilen und Hemmungen befreit werden, indem „normale“ Leserinnen wie sie selbst ihre eigenen sexuellen Phantasien und Erlebnisse beschreiben. Andererseits handelt es sich auch um ein erotisches Buch. Denn die Beispielphantasien sind durchaus plastisch und detailgetreu beschrieben. Um den Inhalt des Buches einordnen zu können, muß man wissen, dass es aus dem Jahr 1993 stammt und in den USA geschrieben wurde. Grundlage des Buches ist eine Aufforderung in einem ähnlichen Buch Nancy Fridays aus dem Jahr 1973, die eigenen Masturbationsphantasien aufzuschreiben und ihr zuzusenden. Beide Bücher bestehen hauptsächlich aus diesen Zuschriften von Amerikanerinnen zwischen 16 und 70 Jahren (meistens jedoch zwischen 20 und 40). Das Buch beginnt zunächst mit einer 70-seitigen Einführung, die im Grunde beschreibt, wie sich die Phantasien seit ihrem ersten Buch dieser Art bis zu diesem Buch (also von 1973 bis 1993) verändert haben. Sie beschreibt, wie gehemmt Frauen damals waren und dass sie heute sehr viel freier zu ihrer Sexualität stehen und in dieser Hinsicht Selbstbewusstsein entwickelt haben. Dabei wird immer wieder ausführlich und teils sehr langatmig darauf hingewiesen, wie wichtig die Rolle der Eltern als Vorbilder und die der Mutter als Bezugsperson ist. Nach der Einleitung ist das Buch in verschiedene Abschnitte gegliedert, die sich an den Inhalten der Phantasien orientieren, d.h. lesbische Phantasien, Dominations- und Unterwerfungsphantasien, verbotene Phantasien usw. Jeder dieser Abschnitte wird von der Autorin eingeleitet und anschließend mit einigen Leserzuschriften beschlossen. Auch diese Einleitungen sind unheimlich langweilig geschrieben und enthalten eigentlich keinen Wissensgewinn. Auch handelt es sich bei der Autorin um keine Psychologin, wie man annehmen könnte, sondern um eine Journalistin, so dass also bestenfalls pseudowissenschaftliche Aussagen zu erwarten sind. Meiner Meinung nach ist man also besser damit beraten, diese kurz zu überfliegen und sich dann den Zuschriften zu widmen. Diese Zuschriften geben dem Buch dann aber doch eine außergewöhnliche Note. Eingeleitet mit kurzen Angaben zu Ausbildung, Alter, Herkunft und Angaben zu den frühesten Begegnungen mit der eigenen Sexualität der Schreibenden folgt eine Beschreibung der eigenen MasturbationsPhantasien, die teils ergänzt werden mit den Gedanken und Wünschen der schreibenden Frauen. Wer für den Abend oder zu anderen Gelegenheiten eine Sammlung kurzer erotischer Texte sucht, ist hier also genau richtig. Grob in die angesprochenen Abschnitte gegliedert, bietet das Buch die ganze Bandbreite sexueller Neigungen. Ob sanft oder hart, vulgär oder blümerant, ob gehemmt oder leidenschaftlich, homo- oder heterosexuell, ob oral, anal, oder „normal“ - es ist alles enthalten bis hin zu „verbotenen“ Phantasien mit Hunden oder den eigenen pupertierenden Kindern. Und wenn die eine oder andere Phantasie zu seicht, zu langweilig, oder zu hart und abstoßend daherkommt, blättert man einfach eine Seite weiter und liest die nächste. Und so ganz nebenbei kann man seine voyeuristische Ader bei dem Gedanken bedienen, dass diese Texte nicht ausgedacht, sondern aus der Feder existierender Menschen stammt. Als Mann - und vielleicht auch als Frau - erwischt man sich dann das eine oder andere Mal bei dem Gedanken „Aha - es gibt doch Frauen, die das erregend finde!?“ Es gibt also, wie schon erwähnt mehrere Arten, das Buch zu lesen. Das Vorhaben, von der ersten bis zur letzten Seite zu lesen - als Sachbuch also, kann ich allerdings aus eigener Erfahrung nicht empfehlen. Wie wäre es stattdessen mit der Idee, einfach eine Seite aufzuschlagen und sich überraschen zu lassen, welche Phantasie sich in dem ausgewählten Text verbirgt? Fazit: Ein Buch, dass zwar hauptsächlich an Frauen gerichtet ist und im Grunde ein Aufklärungsbuch und nur ein kleines bißchen ein erotisches Buch sein will, was allerdings als kleine erotische Lektüre für zwischendurch sehr viel Freude bereiten kann - für Männer genauso, wie für Frauen. Übersieht man die pseudoanalytischen Aussagen der Autorin, hat man eine wunderbare Anthologie erotischer Phantasien vor sich. Da kann man nur sagen: Viel Spaß beim Lesen!