Bücher mit dem Tag "perspektivlosigkeit"
42 Bücher
- Paula Hawkins
Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.
(1.197)Aktuelle Rezension von: Boris_GoroffEine Frau pendelt jeden Tag die gleiche Strecke mit dem Zug und beobachtet die Landschaft und die Häuser. Irgendwann fällt ihr etwas Seltsames auf und sie kommt einem Verbrechen auf die Spur.
Interessante Geschichte, teils langatmig.
- Nick Hornby
A Long Way Down
(2.408)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDieses Hochhaus ist prädistiniert für Selbstmörder. Doof nur, wenn am Silvester Abend, gleich vier lebensmüde Menschen auf dem Dach erscheinen. Angriffe, Anfeindungen und Beleidigungen, aber dann plötzlich ein umschwenken und die vier sehr unterschiedlichen Menschen, beginnen sich auszutauschen. Sie reden und sie vergleichen und sie fordern und locken und dann ist alles irgendwie anders als zuvor. Ein neues Jahr, ein neues Leben vielleicht sogar? Nick Hornbys schwarzer Humor sucht seines gleichen und ist einzigartig und einfach brilliant. Das Buch ist bitter und spannend zugleich.
- Heike Vullriede
EMOTION CACHING
(35)Aktuelle Rezension von: VirginyWas tut man, wenn man so abgestumpft ist, dass einen scheinbar alles kalt lässt?
Richtig, man sucht sich ein Hobby, dass die Gefühle in Wallungen bringt…
So ergeht es auch Kim und ihren Freunden.
Seitdem ihr Vater vor Jahren spurlos verschwunden ist, hat sich ihr Leben sehr verändert.
Der Mutter wird der neue Freund nicht gegönnt, aber nicht nur das, sie steigert sich immer mehr in die Sache hinein und entwickelt fast schon blinden Hass auf den Mann, der sich immer öfter bei ihr Zuhause blicken lässt.
Generell ist Kim unzufrieden mit ihrem Leben, an sich nichts wirklich außergewöhnliches für einen Teenie, doch sie hat einen ganz speziellen Weg, damit umzugehen.
Seitdem sie Mr. Haifisch, wie sie ihn nennt, versehentlich vors Auto gelaufen ist, macht sie sich Woche für Woche einen Spaß daraus, ihn an jener Kreuzung abzupassen und bis aufs Blut zu reizen, dann fühlt sie sich frei, während ihre Freunde das Ganze filmen.Nico, Benni und Lena sind von Kims neuester Idee, dem „Emotion caching“ begeistert, es geht darum Menschen zu manipulieren, sie in eine scheinbar ausweglose Situation zu bringen und wenn sie explodieren, ihre Gefühle auf Film zu bannen.
Jeder darf sich ein Opfer aussuchen und Kim hat natürlich sofort eins parat, Robert, den Freund ihrer Mutter…
Doch erstmal ist üben angesagt, schließlich will man ja etwas lernen.
Was als harmloses Spiel beginnt, gerät schon bald völlig außer Kontrolle und es gibt einen ersten Toten, auch wenn es „nur“ ein Unfall war.
Und kommt man einmal ungeschoren davon, hat man keine Hemmungen mehr.
Kim merkt, dass ihr die Leitung des Spiels immer mehr entgleitet, aber will sie wirklich aufhören?Der Klappentext von Heike Vullfriedes „Emotion caching“ hat mich damals sehr angesprochen, doch dann hab ich das kleine Schätzchen auf meinem Reader vergessen, glücklicherweise bin ich vor kurzem doch wieder darauf gestoßen und habe es mir endlich einverleibt.^^
Auch wenn das buch für mich eigentlich ein Jugendbuch ist, ist es doch erschreckend, wie schnell man jede Hemmung verlieren kann.
Die 4 Freunde haben alle ihr Päckchen zu tragen, Kim den Verlust ihres Vaters, Nic9o kommt aus einer Großfamilie, in der er so gut wie unsichtbar ist, Lena braucht jemanden, der sie führt und dann ist da noch Benni, dessen reicher Anwalts-Vater ein Arschloch ist, wie es im Buche steht.
Benni ist es auch, der die Gruppe immer weiter vorantreibt, sich immer gemeinere Spiele ausdenkt, die Freundschaft an ihre Grenzen treibt.
Aber waren sie wirklich jemals Freunde oder verbindet sie nur diese innere Gefühlskälte?Alles in allem war mir keiner der Freunde sonderlich sympathisch, aber ich denke, das ist durchaus beabsichtigt und zeigt in einem doch sehr erschreckendem Maße, wie schnell man eine Grenze überschreitet und was man für den ultimativen Kick alles tut, aus diesem Grund gibts für „Emotional caching“ von mir 4 von 5 Sternen.
- Angela Lehner
2001
(45)Aktuelle Rezension von: Werner_KnoefelVon dem Buch habe ich aus dem Fernsehen erfahren, Angela Lehner finde ich sehr sympathisch, entsprechend neugierig war ich auf das Buch.
Die Handlung, die, wie der Titel nahelegt, im Jahre 2001 spielt, dauert von Januar bis zum elften September. Es wird durchgehend aus der Perspektive der fünfzehnjährigen Hauptperson Julia erzählt, die eine Hauptschule besucht und dort nicht zu den besten gehört.
Man findet sich sehr schnell in der Geschichte zurecht. Das Personal ist übersichtlich, der fiktive Ort ("Das Tal") erfüllt seinen Zweck.
Die Hauptperson wurde mir im Laufe der Geschichte immer sympathischer, da sie wirklich konsequent jeden Gedanken an die Nützlichkeit ihrer Handlungen, an ihre 'Zukunft', wie es die anderen nennen, verweigert und also keine Karriere machen will. Ebensowenig hat sie Vorurteile.
Doch obwohl der Plot mit gesellschaftlichen Reizthemen voll ist - ich möchte hier nicht spoilern - somit Gelegenheit zur Auseinandersetzung vorhanden ist und auch Kritik geübt wird, fehlt doch ein wenig der Aha-Moment, das Erhellende, mir jedenfalls. Hierzu wären die Nebenfiguren sogar vorhanden, sie bleiben aber etwas zu blass.
Die Musik spielt eine ziemlich große Rolle, die Playlist dazu findet man aber erst am Ende des Buches.
Es ließ sich bis zum Ende gut und flüssig lesen, deshalb vergebe ich drei von fünf Sternen
- Lissa Price
Starters
(1.280)Aktuelle Rezension von: BlutmaedchenMeine Meinung:
Als ich das erste Mal "Starters" von Lissa Price entdeckte, war mir sofort klar, dass ich dieses Buch lesen musste! Das Cover hat mich auf düstere Art gelockt und der Klappentext hat mich sofort begeistert! Eins kann ich vorweg nehmen: Dieses Buch hat einen Platz auf der Liste meiner Lieblingsbücher erhalten und mich mehr als begeistert!
In "Starters" erzählt die Drehbuchautorin Price eine aufwühlende Dystopie, die mich stellenweise schockiert hat. Denn die Welt wie wir sie kennen existiert nicht mehr. Nach einem Sporenbefall, der die Bevölkerung langsam aber sicher dahinrotten ließ, wurde mit dem lebensrettenden Impfstoff gegeizt, so dass es nur noch junge Leute - die sogenannten Starters - und die alten Leute gibt, die Enders genannt werden. Minderjährige Waise werden in Waisenhäuser gebracht, wo sie ein mehr als unwürdiges Leben führen müssen, während sich die Enders auf ihrem Wohlstand und reichtum ausruhen. Und es gibt die Seite, auf der die Hauptprotagonistin Callie Woodland steht: Die der minderjährigen Straßenkinder, die vor dem Gesetz flüchten und in Armut leben.
Callie schlägt sich zusammen mit ihrem siebenjährigen Bruder Tyler und ihrem guten Freund Michael durch, doch ihr Bruder ist krank und Callie sieht nur eine Möglichkeit, wie sie ihn retten kann: Sie will ihren Körper vermieten, an die Body Bank, die es reichen Enders ermöglicht noch einmal jung zu sein. Callie hat große Probleme mit diesem System, zumal es illegal ist, aber das viele Geld lockt sie und so entschließt sie sich der Body Bank auszuliefern.
Was Callie nicht weiß: Ihre Mieterin hat einen grauenvollen Plan gefasst, den sie auf Callies Rücken austragen will. Schnell muss sich Callie entscheiden auf welcher Seite sie stehen will und was die Wahrheit ist.
"Starters" hat mich von der ersten Seite an gepackt. Da das Buch aus Callies Sicht geschrieben wurde, war ich sofort mit ihrem Emotionen verbunden. Callies Gedankengänge sind sehr erwachsen und vernünftig. Sie ist zielorientiert und bereit alles für ihren kleinen Bruder zu tun. Man spürt ihre Verzweiflung und die Wut, aber nichts davon wirkt aufgesetzt. Lissa Price hat eine autentische Schreibweise, die mich beeindruckt hat. Ich wollte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen, denn jede Seite strotzt vor lauernden Gefahren, Geheimnissen und neuen Entdeckungen. Die Welt in der Callie lebt ist ein einziges Drama und doch scheinen auch noch ein paar Sonnenstrahlen durch. Denn Callies Liebe und Fürsorge für ihren Bruder gibt der düsteren Athmosphäre einen Widersacher.
Die Idee der Geschichte hat mich wirklich umgehauen. Hast Du kein Geld, keine Perspektive, keine Zukunft? Dann vermiete Deinen Körper! Hinter jedem System stehen gierige Menschen, die davon profitieren und die Charaktere, die die Body Bank verkörpern haben mich wirklich mit Ekel befallen. Was für ein Schmierentheater! Doch genauso oft habe ich gelacht und für Tyler ein paar Tränchen verdrückt.
Ein rundum gelungenes Buch. Überzeugende Charaktere und eine verdammt geile Geschichtsidee - gibt es noch mehr dazu zu sagen?
Wer es noch nicht kennt, sollte es kennen lernen! ;-)
Fazit:
Dieses Buch hat sich wirklich zu meinem Lieblingsbuch gemausert - das war mir schon nach nur fünfzig Seiten klar, denn Price hat mich mitgezogen und Callie ist eine wunderbare Protagonistin, wie die Leserwelt sie lieben wird! Echt, zu allem bereit, aufopferungsvoll und verdammt mutig! Kombiniert mit dieser düsteren Stimmung und einer weltverändernden Idee hat Price wirklich ein Meisterwerk geschrieben. Als Drehbuchautorin weiß sie am besten wie man Worte zu Bildern werden lässt und das hat sie bei mir deutlich geschafft.
- Christiane F.
Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
(2.280)Aktuelle Rezension von: Ein_buchmenschDas leben der Christiane F. ist von mehr tiefen als höhen gekennzeichnet. Mich hat von Anfang an eine enorme Wut gegen ihre Eltern geplagt. Denn hätten diese etwas weniger an ihre eigenen und nur ein Hauch mehr an die Bedürfnisse ihrer Kinder gedacht, hätte diesen Leben ein ganz normales werden können. Dann hätte es dieses Buch zwar nicht gegeben. Aber ein Mädchen, hätte einen deutlich weniger steinigen Weg gehabt.
Beim Lesen musste ich mir auch regelmäßig vor Augen führen, dass das alles schon vor vielen Jahren passiert ist. Denn bei gewissen Aussagen der Mutter, konnte ich mir nur die Hände über den Kopf zusammen schlagen.
Beim Schreibstil merkt man deutlich, dass sich die Autoren an der Sprache der Christiane F orientiert haben. Er ist authentisch aber dadurch nicht grade leicht zu lesen. Auch dreht sich das Leben der ``Protagonistin´´ab einem bestimmten Punkt nur noch im Kreis. Entzug - der erste Freigang - Rückfall - Entzug und wieder von vorne. Es ist schwierig das ganze zu kritisieren, denn es ist nun mal biografisch. Jedoch wünscht man sich eine helfende Hand, die Christiane rettet.
Mich hat das Buch noch lange nach dem Lesen beschäftigt. Es hat mir wieder einmal klar gemacht in was für einer privilegierten Situation ich aufwachsen durfte.
- Markus Zusak
Der Joker
(1.353)Aktuelle Rezension von: SchiebeliniIch muss ehrlich sein: Eigentlich weiß ich nicht, was ich genau hierzu sagen soll.
Vom Joker habe ich bisher nur als Bösewicht bei Batman gehört und jetzt wünschte ich, es wäre so geblieben. Was auch immer mir dieses Buch erzählen oder sagen wollte, ist bei mir schlicht und ergreifend nicht angekommen. Die Odysee beginnt mit unserem Hauptcharakter Ed, der zum Sterben langweilig ist und genau das die gesamte Story auch über bleibt. Aus unbekannten Gründen entscheidet er sich, einen Banküberfall zu verhindern. Genauso unbekannt bleiben die Gründe, weshalb er die Karten, die er daraufhin bekommt, abarbeitet und sich in das Leben anderer Leute einmischt. Und noch unbekannter bleiben die Hintergründe des Ganzen, denn am Ende bin ich genauso schlau wie vorher. Oder sogar noch verwirrter, denn ich habe erst einmal eine Viertelstunde mit fast sichtbaren Fragezeichen in den Augen dagesessen und die Existenz meiner Intelligenz und die des Autors hinterfragt.
Nein, ehrlich, ich verstehe kein bisschen, was eigentlich der Sinn dieses Buches ist. Denn der Autor will dir unbedingt etwas mitteilen, das Buch trieft nur vor so davon, dass es auf jeden Fall eine Botschaft vermitteln will und auch ganz toll tiefgründig ist. Deshalb ist bedeutungsschwangerer Satz an Satz gereiht und nicht einmal ein Klopfen an der Tür ist einfach nur das, sondern direkt eines "das sich wie das letzte Klopfen jemals anhörte." Wat?! Steht Gevatter Tod vor der Tür oder hat Ed wieder zu viel eingeschmissen?
Es muss noch dazu gesagt werden, dass mir dieses Buch vorgelesen wurde. Vielleicht sind mir dadurch manche Kniffe im Schreibstil abhanden gekommen. Aber glücklicherweise sind mir dadurch auch die anscheinend unzählbaren Punkte erspart gelieben, die sich wie zufällig mitten im Satz verirren. Das sieht. Dann wohl so. Aus. Toll.
Die Charaktere oder die Story rettet aber auch nichts mehr. Wer am Anfang viele Fragen hat, wird am Ende unzählige haben. Warum macht Ed das Ganze eigentlich mit? Ich finde absolut keine Verbindung zu diesem Typen, weil ich ihn zu keiner Zeit nachvollziehbar finde. Wer hat diese Karten geschickt? Am Ende wird hier eine Erklärung hingeklatscht, die alles erklären soll, aber gleichzeitig auch nichts, tiefgründig sein will, aber am Boden des Sandkastens aufgehört.
Das Ende und damit eigentlich der gesamte Roman erinnert mich an die berühmte Szene aus dieser einen Kochshow, bei der ein Teilnehmer über sein missglücktes Gericht sagt: "Started making it, had a breakdown ... Bon appétit!"
- Benedict Wells
Fast genial
(420)Aktuelle Rezension von: kaelleNachdem Francis' Mutter von seinem Stiefvater verlassen wurde, leben Mutter und Sohn in einem Trailerpark. Francis geht es dort alles andere als gut: Er ist ein schlechter Schüler, hat kaum Freunde, seine Ringerkarriere ist vorbei, bevor sie richtig angefangen hat, seine Mutter hat wechselnde Männerbekanntschaften und ist vor allem manisch-depressiv. Dies führt dazu, dass sie immer wieder in einer Klinik landet. Dort versucht sie sich eines Tages umzubringen und schreibt Francis einen Abschiedsbrief. Darin verrät sie ihm, dass er ein Retortenbaby und sein Vater ein genialer Mensch mit extrem hohem IQ sei. Kurzerhand macht sich Francis auf die Suche nach ihm, einmal quer durch die USA, von der Ost- an die Westküste. Mit an Bord sind sein bester Freund Grover, Typ nerdiger Feigling, und Anne-May, die einen Suizidversuch hinter sich hat und darum in der gleichen Klinik liegt wie Francis' Mutter.
Wie es für Roadtrips in Romanen üblich ist, macht die Reise etwas mit den drei jungen Erwachsenen. Sie verändern sich, öffnen sich, erkennen sich zum Teil selbst. Freundschaften werden auf die Probe gestellt. Das Thema Liebe taucht ebenfalls auf. Das ist alles ganz nett gemacht und für Jugendliche sicherlich nicht uninteressant.
Überhaupt nicht gefallen hat mir der letzte Teil. Dort passiert im Zeitraffer sehr viel, was wohl besser etwas ausführlicher geschildert worden wäre. Das eigentliche Ende fand ich dann total doof. Den Grund dafür möchte ich hier jedoch nicht nennen, um nicht zu spoilern.
Man merkt dem Buch an, dass es sich um eines der ersten von Wells handelt. Bis zu "Hardland" ist noch viel Luft nach oben.
- Saphia Azzeddine
Mein Vater ist Putzfrau
(23)Aktuelle Rezension von: DasTigerExperimentDieses Buch wird auf jeden Fall die Gemüter spaltet. Einige werden es für die schonungslose und ungeschönte Realität eines vierzehnjährigen Jungen, der in einem Pariser Vorort aufwächst, lieben. Andere werden die unstrukturierte Erzählweise, die teilweise extrem derbe Sprache und einigen sehr plumpen Szenen, hassen.
Mich persönlich hat es nicht wirklich begeistert. Zu oft hab ich einfach den Faden verloren zwischen den extrem poetischen Formulierungen und der ungeschönten Jugendsprache von Paul. Mir war nicht ganz klar, welche Geschichte Saphia Azzedine mit diesem Buch eigentlich erzählen wollte. Daher leider nur 2 Sterne von mir.
Es ist also definitiv kein Buch für jeden und in sich sehr speziell. Am besten einfach ausprobieren, es sind ja nur ein bisschen mehr als 100 Seiten :) - Nick Hornby
High Fidelity
(663)Aktuelle Rezension von: boboreadsRob ist Single - unfreiwillig, weil Laura ihn gerade verlassen hat -, Mitte Dreißig, hat einen eher schlecht laufenden Plattenladen in London, wählt Labour und ist auch sonst ein absoluter Durchschnittstyp.
Er möchte der Frage auf den Grund gehen, warum er immer wieder von Frauen verlassen wird und kontaktiert seine persönlichen Top Five der Frauen, die ihn mit ihren Trennungen am meisten wehgetan haben. Zumindest denkt er das eingangs. Letztendlich wird ihm jedoch klar, dass er vor allem eines will: Laura zurückgewinnen, die es anfangs nicht einmal auf die Top Five-Liste geschafft hat.
In der Zwischenzeit präsentiert uns Nick Hornby eine vergüngliche und unterhaltsame Charakterstudie von Popkulturnerds, deren Welt quasi aus Vinyl, Songzitaten, Mixtapes und Kultfilmen besteht (Ironie des Schicksals, dass sowohl dieser Roman, als auch der dazugehörige Film inzwsichen ebenfalls Kultstatus haben).
Ich glaube, das Buch funktioniert heute noch so gut, weil sich manche Dinge seit den 90ern einfach nicht verändert haben. Die "ewigen Junggesellen", die sich in Plattenläden, Comicbuchläden oder Game-Stores herumtreiben, gibt es heute noch und wird es immer geben.
Das Lesen hat mir sehr viel Spaß gemacht (schon mehrmals, sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch). Hornbys Stil ist prägnant, klar, witzig und gut verständlich. Eines meiner Lieblingsbücher von ihm.
- Petra Hülsmann
Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
(399)Aktuelle Rezension von: ZisaDurch Lovelybooks bin ich auf die Autorin aufmerksam geworden. Damals gab es eine Leserunde, bei der ich leider kein Glück hatte.
Kurzerhand habe ich mir Hummeln im Herzen selbst gekauft und alle Werke die danach erschienen sind auch.
Und nun bin ich leider bei dem -hoffentlich vorerst- letzten Buch angekommen.
Was soll ich sagen, ich bin ein riesen Fan von Petra Hülsmann geworden.
Wie auch bei den anderen Büchern hat auch dieses viel Charme, Kitsch und Witz in der genau richtigen Dosis.
Doch um was geht es in dem Buch?
Die Musiklehrerin Annika wird von ihrer Traumschule in eine Albtraumschule im absoluten Problemviertel versetzt. Wie man sich gut vorstellen kann, haben die Schüler dort weniger mit Hausaufgaben zu tun, sondern interessieren sich mehr für Youtube. Um schnell wieder zurück an ihre alte Schule zu kommen, gründet sie eine Musical-AG. Jedoch sind ihre Schüler nicht wirklich talentiert. Aber wenns einfach einfach wär, würds jeder machen.
Annika wendet sich an ihre erste große Liebe Tristan, der inzwischen Regisseur ist. Doch von da an geht das Chaos erst richtig los.
Was mir sehr an diesen Büchern gefällt, dass man einige Charaktere in den verschiedenen Büchern wieder findet. Knut mit seinem Hamburger Slang darf dabei auch hier nicht fehlen. Auch wenn mir der Schluss mit der Musical-AG etwas langezogen vorkam, fiebert man mit allen Protagonisten mit. Gewinnt die Musical-AG den ersten Platz? Darf Annika wieder an ihre alte Schule? Gibt es ein Happy End für Annika in der Liebe?
Für mich ist das Buch eine klare Leseempfehlung und hoffe, dass es bald weitere gibt. - Felix Lobrecht
Sonne und Beton
(106)Aktuelle Rezension von: wasisteindachsDie Seiten rauschen nur so an einem vorbei, während man mit Lukas, dem Protagonisten in diesen sozialen Brennpunkt absteigt, in dem es im Grunde jeden Tag nur mehr darum geht irgendwie über die Runden zu kommen. Armut, Drogenmissbrauch, Alkoholismus, Mobbing, häusliche Gewalt, Rassismus, Gangstreitigkeiten, ein miserables Schulsystem; all diese Probleme gehören im Grunde zum Alltag der Teenager. Zwischen all dieser Gewalt und Ungerechtigkeit ist es aber vor allem die enge Beziehung zwischen den Freunden um Lukas, die allen Umständen zum Trotz versuchen das Beste aus ihrer Situation herauszuholen und ganz groß von einer unbeschwerten Zukunft träumen oder auch nur von vorzeigbaren Klamotten. Für mich bietet dieser Roman die perfekte Mischung aus emotionaler Tiefe und lebensbetonter Unbeschwertheit. Ein kurzweiliges Leseerlebnis, gerade für den Sommer perfekt.
- Irvine Welsh
Trainspotting
(236)Aktuelle Rezension von: EmilyToddDieses Buch ist auf keinen Fall etwas für jedermann. Dieses Buch ist sehr düster und schöne Momente findet man kaum bis gar nicht bzw. sucht diese vergebens. Das Buch handelt von Drogen, Tod, Sex, Aids, Freundschaft und Verrat.
Die Romanstruktur empfand ich als alles andere als sofort ersichtlich. Die Kapitel werden aus unterschiedlichen Sichtweise der zahlreichen Protagonisten erzählt. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich in manchen Kapiteln nicht wusste um wen es gerade geht. Zu dem haben die einzelnen Charakter verschiedene Spitznamen und dann kommen noch die eigentlichen Namen dazu. Alles sehr verwirrend.
Zu dem sind eine Vielzahl der Dialoge in einem seltsamen Slang übersetzt (der garantiert den schottischen Slang darstellen soll den Welsh gerne benutzt) den man kaum versteht. Ich musste mehr als einmal raten was grad gemeint ist. Und manche Wortwahl ist wirklich sehr geschmacklos. Viele Szenen aus dem Buch möchte ich mir wirklich nicht bildlich vorstellen. Trotzdem werde ich mir bei Gelegenheit wohl mal den Film ansehen.
Ich muss leider sagen, dass mir das Buch nicht sonderlich gefallen hat. Was aber vor allem daran lag, das ich ständig durcheinander kam mit den ganzen Namen und Charakteren und dieser Dialekt und die allgemeine Wortwahl machte es auch nicht leichter. Ich fand es einfach nur anstrengend dieses Buch zu lesen.
Was mir jedoch gefallen hat, ist die unverblümte Wahrheit die Welsh benutzt hat. Dieses Buch ist wirklich eine Abschreckung jemals solche harten Drogen auszuprobieren. Welsh hat in diesem Buch die richtigen Worte gefunden, die einem zeigen was vom Leben noch übrig bleibt, wenn man das Leben eines Junkies führt und das ist nichts.
Der zweite Punkt der mir teilweise auch ganz gut gefiel ist Welsh sein Talent einem die vielen Charaktere vorzustellen. Bei den Personen wo es mir gelang die Namen unter einen Hut zu bringen, erkannte ich gut die Absichten und traurigen Geschichten der Personen und verfolgte die auch gerne und mit Interesse.
Auch das offene Ende hat mir gut gefallen. Die Fortsetzung würde ich trotzdem nicht lesen
Alles in allem war das Buch ok.
Daher vergebe ich 3 von 5 Sternen - Clemens Meyer
Als wir träumten
(121)Aktuelle Rezension von: Maus86Danie und seine Freunde verleben ihre Jugend im Leipzig der Nachwendejahre. Sie scheinen ziel- und perspektivlos und die Prioritäten liegen darin, gute Zeiten zu verleben und Stärke gegenüber anderen zu demonstrieren. Vieles im Verhalten der jungen Männer ist einfach typisch grenzüberschreitendes Verhalten Jugendlicher und es geht oft um das Austesten der eigenen Grenzen. Beim Protagonisten und dessen Freunden geht es jedoch immer noch einige Schritte darüber hinaus, so dass es Tote durch Autounfälle und Drogenmissbrauch gibt, Gefängnisaufenthalte und Krankenhausaufenthalte nach brutalen körperlichen Auseinandersetzungen.
Das Buch ist episodenhaft verfasst, ohne Chronologie und mit vielen Zeitsprüngen zwischen den Kapiteln, die sich vor und wieder zurück bewegen. Es entsteht trotzdem eine gutes Gesamtbild und die Plotlines fügen sich grob zusammen. Wir als LeserInnen nehmen dabei durchgehend die Perspektive von Danie ein.
Für mich war das Buch insgesamt sehr eintönig und ich konnte wenig Interesse für die Eskapaden der Jugendlichen entwickeln. Stark fand ich die Szenierie im Jugendarrest, in dem Danie einige Monate verbringen muss. Hier wird ein spannender Mirkrokosmos mit interessanten Strukturen gezeigt. Darüber hinaus fand ich die Plotline zu Mark sehr eindringlich beschrieben und empfand die Auseinandersetzung mit seiner Suchtproblematik literarisch und psychologisch stark. Leider kam das im Buch für meinen Geschmack zu kurz, hierüber hätte ich gerne mehr gelesen.
Insgesamt konnte mich der Autor mit dem Buch nicht recht überzeugen und ich habe es leider viel zu gerne zugeschlagen.
- Tana French
Sterbenskalt
(296)Aktuelle Rezension von: JosseleDie Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel „Faithful Place“. Interessanterweise hat der Leser es erneut mit einem anderen Ich-Erzähler der Dubliner Polizei zu tun. Nach Detective Rob Ryan von der Mordkommission im ersten, seiner, im zweiten Band bereits ehemaligen, Teamkollegin Cassie Maddox im zweiten, handelt es sich in diesem dritten Band um Frank Mackey, den Leiter verdeckte Operationen, der im zweiten Band Cassies Chef war. Mackey wird von seiner Vergangenheit eingeholt, als nach zwanzig Jahren der Koffer seiner damaligen Freundin Rosie Daly gefunden wird, mit dem sie vorhatte, nach England durchzubrennen. Bis dahin hat Mackey geglaubt, Rosie habe ihn versetzt und sei ohne ihn abgereist. Als dann Rosies Leiche gefunden wird, wenig später sein Bruder Kevin stirbt und die Polizei bei Kevin den ersten Teil von Rosies damaligem Abschiedsbrief findet, wird Frank Mackey bewusst, dass die Ereignisse vor über 20 Jahren anders abliefen als er die ganze Zeit glaubte.
Allen bisherigen drei Bänden ist gleich, dass die Vergangenheit eine tragende Rolle spielt und die aktuellen Ereignisse ihre Wurzeln in der Vergangenheit haben.
Ausführlich beschreibt die Autorin das Milieu, aus dem der Ermittler stammt, eine alte, teils heruntergekommene Arbeitersiedlung, deren Gentrifizierung gerade begonnen hat. Dem ein oder anderen mag das zu wenig actionreich sein, ich fand es in diesem Krimi ausgesprochen gut passend. Wer sich für diesen Roman interessiert, dem sei geraten, sich an der auf der Vorderseite aufgedruckten Genreeinordnung „Kriminalroman“ zu orientieren und nicht an dem dort sogar fett aufgedruckten deutschen Titel „Sterbenskalt“, der deutlich zu reißerisch gewählt und deshalb unpassend ist. Es ist mir ein Rätsel, was den Verlag geritten hat, den passenden Originaltitel „Faithful Place“ zu dergestalt verändern, dass der Titel einen Thriller vermuten lässt. Ich vermute mal, dass die Autorin dafür am wenigsten etwas kann.
Eindrucksvoll schildert French die Schwierigkeiten, die sich für den Protagonisten Frank Mackey aus seiner Herkunft ergeben, Probleme, die vielfach in ihm selbst angelegt sind und auch durch eine wohlmeinendes, enges Umfeld nicht aus der Welt geschaffen werden können, sondern ihn ein Leben lang begleiten. Auch durch Kappung der Verbindung zu seiner Familie kann er ihnen nicht auf Dauer entgehen, sondern sie nur eine Zeitlang ignorieren.
Immer wieder lässt die Autorin Frank Mackey und seine Familie in die Vergangenheit zurückblicken und motiviert so für den Leser die gegenwärtige Handlung. Sie lässt dabei durchblicken, dass es Nuancen im Werdegang sein können, die ein ganzes Leben beeinflussen können bis hin zum verfrühten Tod.
Der Kriminalfall gerät darüber fast ein wenig in den Hintergrund, schwingt aber in jeder Zeile latent mit, auch wenn die Auswahl an Tatverdächtigen klein ist. Überhaupt kommt die Geschichte mit einer erstaunlich kleinen Personenzahl aus.
Am Schluss hätte ich mir noch ein wenig mehr Aufklärung gewünscht, wie es nun genau abgelaufen ist, gestehe der Autorin aber zu, dass ein Geständnis der vorherigen Charakterisierung des Täters zuwidergelaufen wäre. Dennoch fällt das Ende ein wenig ab, weil aus meiner Sicht einige Dinge nicht so richtig auserzählt sind. Vier Sterne.
- Douglas Coupland
Generation X
(69)Aktuelle Rezension von: Alira“Generation X” ist seit Douglas Couplands 1991 erschienenem gleichnamigem Roman das Schlagwort für die zwischen 1960 und 1970 Geborenen, die damals keine Teenager mehr, aber auch noch keine Erwachsenen waren.
In dem Episodenroman schlagen sich drei bürgerliche Aussteiger mit diversen Jobs durch und erzählen einander Geschichten.
Auf den Rändern der Buchseiten finden sich Slogans, Comics sowie von Coupland geschaffene Begriffe, die mittlerweile in den allgemeinen Sprachgebrauch Eingang gefunden haben. So hat er den Begriff “McJob” kreiert und folgendermaßen definiert: "Niedrig dotierter Job im Dienstleistungsbereich mit wenig Prestige, wenig Würde, wenig Nutzen und ohne Zukunft. Oftmals als befriedigende Karriere bezeichnet von Leuten, die niemals eine gemacht haben."
Couplands apokalyptische Visionen betreffend den Kalten Krieg und Atombombenversuche wirken heute ein bisschen überholt, aber seine Philosophie “Lessness”, wonach Reizüberflutung und materieller Überfluss den Menschen von seinem “ich” entfernen, ist zeitlos. Er illustriert das mit einer Comicfigur, die den Immobilienteil einer Zeitung liest und sagt: "He, Papa, man muß sich entscheiden, ob man ein Haus will oder ein Leben.”
- Kristine Bilkau
Die Glücklichen
(121)Aktuelle Rezension von: gstDie Cellistin Isabell und der Journalist Georg haben eine Familie gegründet. Sie teilen sich die Arbeit mit dem kleinen Matti, um beide ihrer Profession nachgehen zu können. Doch Isabell ist zerrissen zwischen der Liebe zum Söhnchen und der Verzweiflung, weil so viel zu tun ist.
„Sie ist dünnhäutig geworden, es ist, als hätte ihre Wahrnehmung einen Filter verloren. Auch daran musste sie sich gewöhnen. Hört sie irgendwo ein Baby schreien, hebt sie den Kopf und spitzt die Ohren wie ein Tier, das Witterung aufnimmt, als könnte jeder Kinderlaut mit ihr zu tun haben.“ (Seite 59)
Zunehmend überfordert beginnt Isabells Hand so zu zittern, dass sie nicht mehr spielen kann. Gleichzeitig wird Georgs Redakteursstelle gestrichen, was ihn zu folgender Aussage führt:
„Ich frage mich, wie lange es hier so weitergehen kann. Ich fühle mich wie unter Wasser. Ich tauche, halte die Luft an, eine Weile wird es noch gehen, aber ich weiß, lange halte ich das nicht mehr durch.“ (Seite 195)
Während der erste Teil des Buches noch von Freuden (vor allem am kleinen Sohn) erzählt, wird im zweiten Teil Isabells Resignation an der Gesamtsituation deutlich, die sich fast bis zur Depression steigert. Georg versucht an allen Enden und Ecken zu sparen, würde am liebsten aufs Land ziehen. Eine Vorstellung, die für Isabell völlig unmöglich ist. Die Eheleute sind nahe daran, sich zu verlieren.
War ich anfangs noch begeistert vom bildlichen Schreibstil, der das Geschehen wie einen Film vor meinem inneren Auge ablaufen ließ, zog mich der zweite Teil immer tiefer mit hinein in das emotionale Elend. Kristine Bilkau beschreibt Kleinigkeiten auf eine Weise, die mich tief im Inneren trifft. Als würde das Unglück mir selbst widerfahren. Dabei ist mir längst - im Gegensatz zu den Protagonisten - bewusst, dass Leben Veränderung bedeutet. Die jungen Leute brauchen lange, um selbst zu erkennen, dass vieles möglich ist, wenn sie sich nicht dagegen wehren.
Fazit: Auch wenn dieses Buch sich niemals bei meinen Lieblingsbüchern einreiht, muss ich der Autorin für ihre präsente Beobachtungsgabe meine Hochachtung aussprechen. Ja, sie beschreibt das Leben, wie es nun mal ist: Mit schönen und nicht so schönen Seiten.
- Dorit Rabinyan
Wir sehen uns am Meer
(107)Aktuelle Rezension von: HumpiDer Roman "Wir sehen uns am Meer" thematisiert die Liebe zwischen einer Israelin und einem Palästinenser. Die beiden laufen sich in New York über den Weg und lernen sich kennen sowie lieben - wohlwissend, dass ihre Liebe aufgrund der divergenten Herkunft keine realistische Zukunft haben wird.
Mir hat die Handlung sehr gut gefallen, da Dorit Rabinyan einfühlsam und prägnant eine Liebesgeschichte schildert, die zugleich schön, aber auch unglaublich tragisch ist. Ich mag, wie politische Hintergründe verwebt werden, um auf die große Problematik der Liebe zwischen Liat und Chilmi aufmerksam zu machen. Ich mochte die beiden Charaktere sowie das Kennenlernen der beiden sehr, hätte mir aber im Verlauf der Handlung etwas mehr Spannung und weniger Längen gewünscht.
Insbesondere die Botschaft, die dieser Roman mit sich bringt, gefällt mir aber sehr: Die Liebe sollte frei von politischen sowie religiösen/kulturellen Zwängen sein und ist vielleicht auch der beste Weg, um die Angst vor dem Fremden/Anderen zu überwinden.
Wer sich über einen Roman näher mit der Thematik des Israel-Palästina-Konflikts auseinandersetzen möchte, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen! Man sollte jedoch keine extreme Spannung, sondern eine einfühlsame Schilderung der problematischen Liebe zweier Menschen erwarten. - Leonie Ossowski
Die große Flatter
(35)Aktuelle Rezension von: BeagleEine Siedlung, in der die Ausgestoßenen leben - Arbeitslose, Gescheiterte, Geringverdiener, Zigeuner. Ein Ort voller Elend, häuslicher Gewalt und krimineller Energie. In solch einer Siedlung wachsen Schocker und Richy auf. Schocker lebt mit seiner Mutter, dem im Rollstuhl sitzenden Stiefvater und sechs Halbgeschwistern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, während Richy, nachdem die Mutter mit der Schwester vor dem gewalttätigen Vater geflohen ist, allein mit seinem Vater wohnt. Zur Schule geht er nur sehr unregelmäßig, nicht so Schocker, der einmal Fernfahrer werden möchte und deshalb vor allem in Erdkunde gut ist. Schocker verliebt sich in Elli, die ebenfalls in der Siedlung und schräg gegenüber wohnt. Aber, die Familie Grün ist anders, als die anderen Menschen in dieser Gegend, denn die Kinder gehen regelmäßig zur Schule, die Mutter geht einer Arbeit nach und predigt den Kindern immer wieder, dass sie es mit einer ordentlichen Schulbildung eines Tages schaffen werden, diesen Ort zu verlassen. Auch Schocker wird sozusagen in die Familie aufgenommen und Frau Grün vermittelt ihm sogar eine Arbeitsstelle. Alles scheint in Ordnung zu sein, gemeinsam planen Elli und er eine Zukunft, sie überlegen sogar, eines Tages zu heiraten. Aber, Schocker kann sich nicht Richys Einfluss entziehen und so kommt es anders, als er sich sein Leben erträumt hat. Ein wunderbares Buch, das nicht nur für Jugendliche eine Empfehlung ist. Es gibt einen guten Einblick in das Leben der Ausgegrenzten und deren Probleme, in eine Siedlung, die man nur in sozial schwachen Ländern vermuten würde. - Steven Uhly
Glückskind
(81)Aktuelle Rezension von: Wantan911Der Hartz4 Empfänger Hans führt ein sehr trauriges Leben. Längst hat er sich und sein Leben aufgegeben. Seine Wohnung verwahrlost immer mehr, selbst den ausländischen Nachbarn im Block fällt dies auf. Diese sagen aber nicht viel. Die Treppe in der Hauswoche putzt Hans schon lange nicht mehr, aber alles ist anonym und Jeder lebt sein Leben für sich.
Eines Tages findet Hans einen Säugling in der Mülltonne. Was soll er tun? Eigentlich hat er doch genug eigene Probleme. Nicht nur die Dame vom Arbeitsamt macht ihm Schwierigkeiten. Zudem ist seine Wohnung völlig vermüllt und so gar nicht auf die Bedürfnisse eines Babies ausgelegt. Aber kann man so einen kleinen Menschen dem eigenen Schicksal überlassen?
Hans muss sich entscheiden und entscheidet sich für das Leben. Sein eigenes Leben liegt in Trümmern, was es zu reparieren gilt. Eine spannende Geschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart beginnt.
Dieses Buch habe ich schon oft gelesen. Es ist eine herzerwärmende Geschichte die sich jederzeit überall in unserer Gesellschaft abspielen könnte. - Alina Herbing
Niemand ist bei den Kälbern
(52)Aktuelle Rezension von: buchstabensammlerinRund ums Buch:
Titel: Niemand ist bei den Kälbern
Autorin: Alina Herbing
Verlag: Arche
Buch: Hardcover, Schutzumschlag
Erschienen: 10.02.2017
Seiten: 256
ISBN: 978-3-7160-2762-2
Preis: 20,90 €
Rezension:
Bevor die Verfilmung in der kommenden Woche in die Kinos kommt, wollte ich diesem Buch eine zweite Chance geben und vom SUB befreien und diesmal war es gut. Anscheinend gerade der richtige Zeitpunkt für mich den ersten Roman der jungen Autorin Alina Herbing, der Anfang 2017 erschien zu lesen. Ich wurde mit einer Milieustudie aus dem ländlichen Mecklenburg-Vorpommern belohnt. Habe eine Geschichte über eine Mitzwanzigerin gelesen, die nicht wirklich vor Selbstachtung strotzt. Ihre Mutter ist früh abgehauen, der Vater Alkoholiker und sie, Christin, hat sich zu ihrem Freund Jan auf dessen elterlichen Hof verzogen. Dort hilft sie, wie sie mag, nicht wie sie kann und es ihren Stimmungen entspricht. Die abgebrochene Friseurlehre macht ihr Leben dort auch nicht einfacher. Tief im Inneren sehnt sie sich nach der Stadt, einem Job im Büro, gemachten Nägeln und Klamotten anders als die alltäglichen Gummistiefel. Als ein Mitarbeiter der Windkraftanlage ihr etwas andere Aufmerksamkeit schenkt, ist für Christin ein Licht am Horizont erkennbar.... doch schnell verdunkelt dieser Hoffnungsschimmer sich wieder.
Ungeschönt, ehrlich und ohne Schnörkel schreibt Alina Herbing über das von vielen so ersehnte Leben auf dem Land. Sie lässt nichts aus, schon auf der ersten Seite wird es dem ein oder anderen sicher mulmig und vielleicht möchte man auch gar nicht diese Realität der Landwirtschaft wissen. Das Leben der Tiere wird hier klar und realistisch beschrieben, nicht nur der auf dem Hof lebenden. Die Arbeit der Landwirte, ihre Frauen an ihren Seiten, nicht wirklich das Leben, von dem man träumen möchte. Und dort ist die Chance auszubrechen, neu anzufangen, durchzustarten, wie es oft gesagt wird, noch geringer. So lesen wir von Teichfesten, bei dem es nur noch ums Saufen geht, als einzige Abwechselung, von entflohenen Nandus und sterbenden Kälbern, von der Sinnlosigkeit ihres Tages und der Orientierungslosigkeit dieser jungen Frau, die nicht weiß, wohin sie gehört, was sie will und was sie fühlt. Auch der Kirsch hilft ihr da nicht weiter und es ist wie ein Unfall, an dem man vorbeifährt, nicht hinschauen will, aber muss und man weiß, dass es furchtbar ist. Keine schöne Geschichte, aber eine tiefehrlich und echte. Deshalb mochte ich sie. - Valentina D'Urbano
Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung
(102)Aktuelle Rezension von: jenvo82Kurzrezension
Dieser Roman konnte mich nachhaltig beeindrucken, trotz seines distanzierten Erzähltons, der den Leser etwas auf Abstand hält und nur wenigen emotionalen Momenten, die gewählt und bewusst erscheinen. Aber in Anbetracht der Handlungsebene, die einen ungeschönten Einblick in die Welt der italienischen Unterschicht Mitte der 80-Jahre ermöglicht, wirkt der Kontext ausgesprochen realitätsnah.
Eine perspektivlose, arme, gewaltgeprägte Kindheit, die ihre Spuren auch an den jungen Erwachsenen hinterlässt, sowie der unbedingte Wunsch Einzelner all dies nachhaltig hinter sich zu lassen. Dazu eine zarte Liebesgeschichte, die ähnlich unvereinbar mit dem Glück scheint, wie das Leben selbst in dieser Tristesse. Zunächst sind es nur lose Erzählelemente, die sich aber schnell zu einer atmosphärischen, dichten Geschichte entwickeln, deren Tragik nach und nach intensiviert wird. Sehr gut hat mir die Tatsache gefallen, dass die Protagonistin all ihre Erlebnisse hinnimmt, sich nicht unnötig darüber beschwert, wie mühselig ihr Dasein ist und dennoch ein starker Charakter bleibt, der an den Herausforderungen wächst.
Fazit
Ein empfehlenswerter Roman für alle, die gern diverse Eindrücke bekommen, von einem Leben, wie man es selbst nicht haben möchte, weder im engeren noch im weiteren Sinn. Und wer sich mit dem Abgleiten eines geliebten Menschen in die Drogensucht beschäftigen möchte, ist hier ebenfalls richtig. Ich vergebe 5 Lesesterne und kann das Buch weiterempfehlen und werde es in Erinnerung behalten, als eine traurig-schöne Episode mit Tiefgang.
- Marco Balzano
Das Leben wartet nicht
(69)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderNinetto war ein lebhafter Junge und aufgeweckt und zermamlte immer brav die Fische die seine Mama aus dem Salzglas fischte, aber dann hat sie einen Schlaganfall und Ninetto kann nicht mehr in seine geliebte Schule, er kann nicht mehr seinem Vertrautem lauschen. Er muss mit dem Vater aufs Feld zum arbeiten. Geld verdienen. Hier reift der Wunsch nach Mailand auszuwandern und eines Tage wagt er den Schritt und erntet zum ersten mal wirklich Anerkennung von seinem Vater. Grün hinter den Ohren kommt er dort an und sein Strahlen und sein Lachen weichen schon bald harter Arbeit und vielen Komplikationen. Für Ninetto soll es früh eine Hochzeit geben und eine Tochter, aber dann überschlagen sich die Ereignisse und es gibt einen tragischen Zwischenfall und es wird nie mehr so sein wie es bisher war für Ninetto. Das Leben wartet nicht, es beginnt, es rennt, es läuft, es lebt.
Marco Balzano hat einen wunderbaren, prallen, traurigen, rührenden und ehrlichen Roman geschrieben. Es ist auch eine Geschichte, die sich in den 60er Jahren wohl oft abgespielt hat. Ein Junge wandert nach Mailand aus um das Glück zu finden, aber das Schicksal, das Leben warten nicht.
- Anna Weidenholzer
Der Winter tut den Fischen gut
(26)Aktuelle Rezension von: textinprogress_by_caroDieser Roman hat mich gleich zweimal überrascht. Das erste Mal direkt am Anfang: Ich habe nie gedacht, dass das überhaupt möglich ist, aber hier hat es tatsächlich funktioniert. Der Roman beginnt mit dem Ende der Geschichte und erzählt rückwärts die Ereignisse, endet somit am Anfang. Dies wird von der Figur angekündigt und ist auch äußerlich an den Kapitelnummern zu erkennen. Weidenholzers Roman beginnt tatsächlich bei Kapitel 54. Verrückt!
Ist die Kündigung einer Stelle, die man fast 20 Jahre lang gerne ausgefüllt hat, Fluch oder Segen? Der ehemalige Arbeitgeber spricht von neuen Möglichkeiten, stellt die Kündigung als eine seltene, einmalige Chance dar, noch einmal bei Null anzufangen. Das Arbeitsamt hingegen findet es schwierig, eine nicht mehr junge Textilverkäuferin (46 Jahre) zu vermitteln, besonders wenn sie ihre bisherige Tätigkeit weiter ausführen und nicht als Fleischverkäuferin arbeiten möchte. Weidenholzer thematisiert auf sehr eindringliche Art und Weise, was mit Menschen passiert, wenn sie ihre Lebensbezugspunkte wie Arbeit und Partner verlieren.
Worum geht es?Maria hat Zeit. So sitzt sie tagsüber oft auf einer Bank am Platz vor der Kirche, beobachtet das Treiben dort, ein Kommen und Gehen, Leute, die Ziele haben und wenig Zeit. Die arbeitslose Textilfachverkäuferin kennt sich mit Stoffen aus, weiß, was zueinander passt, was Schwächen kaschiert und Vorzüge betont. In ihrem Fall ist das schwieriger: Welcher Vorzug macht ihr Alter vergessen für einen Markt, der sie nicht braucht? Alt ist sie nicht, aber ihr Leben läuft trotzdem rückwärts, an seinen Möglichkeiten, Träumen und Unfällen vorbei: Otto, den sie im Gemüsefach vergisst, Walter, den Elvis-Imitator von der traurigen Gestalt, der sie zur Witwe macht, Eduard, der mit einer anderen aus der Stadt zurückkehrt, ihre kleinere Schwester, die sosehr Mutter ist, dass sie Maria wie ein Kind behandelt. In solchen Geschichten um solche Menschen, liebenswert in ihrer skurrilen Versponnenheit, entwirft Anna Weidenholzer ein Bild von einer Frau am Rande der Gesellschaft. Und das ist immer noch mitten im Leben. (Klappentext vom Verlag)
Wie fand ich es?In den ersten Kapiteln zeichnet Weidenholzer ein eher deprimierendes Bild. Wir lernen Maria kennen, die etwas verwirrt versucht, sich in ihrem Alltag zurechtzufinden. Schon am Anfang ist zu spüren, dass die Figur sich verloren hat, nicht mehr weiß, wer sie eigentlich ist, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Wir tauchen in Marias Innenwelt ab und verfolgen ihre springenden Gedankengänge. Diese eigene Welt schildert Weidenholzer sehr detailliert. Anfangs wirkt dies teilweise schon eintönig und stumpf, was wiederum die Gefühlslage der Protagonistin widerspiegelt. Sie gleicht dem Frosch Otto in ihrem Kühlfach – eingefroren, vergessen. Wir sind an ihrer Seite, erinnern uns mit ihr an ihr vergangenes Leben. Gesprächsfetzen, die sie auf der Straße aufschnappt, Anweisungen von ihrem ehemaligen Chef, Kommentare von ihrem Mann Walter hallen zusammenhanglos durch ihren Kopf, werden wiederholt wie innere Mantras. Zudem überlegt Maria sehr genau ihre nächsten Schritte, stellt sich Situationen vor und führt imaginäre Gespräche. Ihre Vereinsamung, ihre Hilflosigkeit und Unsicherheit sind deutlich herauszulesen.
„Bevor Maria die Tür aufschließt, schaut sie in den Spiegel. Sie zupft an ihren Wangen, dass Farbe in ihr Gesicht kommt. Danach holt sie Puder, um die Stelle zu überdecken, danach fährt sie mit den Händen über ihr Gesicht, um überschüssiges Puder zu entfernen.“
Jedoch hat sie diesen einsamen Weg teilweise auch bewusst selbst herbeigeführt. Sie hat sich entschieden, ihre Freundinnen nicht mehr zu treffen, ihren Nachbarn aus dem Weg zu gehen. Sie lehnt jede Gesellschaft ab (auch die Kaulquappen verenden, Otto wird ausgesetzt oder begaben) und meidet gar jeden Kontakt, da sie spürt, wie die Menschen um sie herum sie misstrauisch beäugen, sie vielleicht aufgrund ihrer Situation bemitleiden, ihr gutzureden wollen oder im schlechtesten Fall sie nicht verstehen. „Wer Arbeit möchte, der findet welche“ ist die Devise ihres Vaters, der Arbeit als Unabhängigkeit und Lebensvoraussetzung betrachtete.
Weidenholzer beschreibt Marias demütigende Sitzungen beim Arbeitsamt, welche die Unverständnis und Unmenschlichkeit den Arbeitssuchenden gegenüber veranschaulichen. Ihr wird Hilfe angeboten, die nur nach einem bestimmten, festgelegten Schema aufgebaut ist, sich nicht auf den jeweiligen Menschen bezieht. Das Arbeitsamt möchte sie nur irgendwo unterbringen, um sie loszuwerden. Das verstärkt bei Maria das Gefühl, den Menschen lästig zu sein. Ihr eigener Wert wird nicht wahrgenommen, sie ist unsichtbar und nutzlos.
Im Laufe der Geschichte wandelt sich allerdings die Sprache. Sie wird ausdrucksstärker, lebendiger. Dieser Übergang von der Schwermut zur Leichtigkeit ist mir erst allmählich klar geworden, als mich die Erzählung immer mehr fesselte. Je weiter Marias Geschichte zurückführt, desto flüssiger wird sie erzählt. Maria blüht in ihrer Tätigkeit in der Boutique, in der Beziehung zu Walter und in der Gesellschaft ihrer Freunde und Familie auf. Sie tanzt und lacht. Hier ist nichts mehr von der Wehmut zu sehen, die sie später bzw. anfangs erfasst. Das war für mich die zweite Überraschung. Der Wandel der Figur durch Anerkennung und Liebe schlägt sich nicht nur in der Figur selbst nieder, sondern auch in der Sprache.
Bei diesem Roman ist es zudem wichtig, sich auf die spezielle Erzählung einzulassen. Dadurch eröffnet sich dem*der Leser*in eine neue Sicht auf eine Welt, die Menschen zeigt, die unter mangelnder Wertschätzung leiden. Wir erfahren mehr über Einsamkeit, Sprachlosigkeit, Abhängigkeit von Beruf und Partner*in.
Die Schilderungen vieler kleiner Alltagssituationen zu einem Gesamtbild zusammenzufügen, ist hier nicht so leicht. Einige Fragen bleiben offen oder die Antworten darauf werden nur angedeutet und der*die Leser*in kann daraufhin selbst entscheiden, wie er sie interpretiert. Gefragt habe ich mich, wem Maria ihre Geschichten erzählt, einem Freund, einem Psychiater oder dem Arbeitsamt? Woran ist ihr Mann Walter gestorben? War Walter ihr gegenüber gewalttätig? Wollte sie vielleicht doch Kinder mit ihm?
„Ich bin immer noch hier, wo es regnet und manchmal die Sonne scheint.“
Weidenholzers Roman „Der Winter tut den Fischen gut“ stimmt mich sehr nachdenklich. Die perfekte Welt mit funktionierenden Menschen wird verkehrt. Sichtbar werden die Probleme Einzelner. An Marias Beispiel macht Weidenholzer die Ängste und die Folgen von ungewollter Arbeitslosigkeit erfahrbar. Jedoch gibt es einen Hoffnungsschimmer, den ich allerdings erst beim erneuten Lesen des ersten Kapitels (Kapitel 54) entdeckt habe: „Ich denke positiv, das Leben ist eine Herausforderung. Man muss nur stark genug wollen, dann wird alles gut.“ Vielleicht will sie damit nur ihren Vater gedanklich beschwichtigen, jedoch könnte es nicht auch eine Selbststärkung sein und den Anfang von etwas Neuem einleiten?