Bücher mit dem Tag "pazifismus"
298 Bücher
- Robert Harris
München
(77)Aktuelle Rezension von: MarcsbuechereckeRobert Harris und mich verbindet eine seltsame Beziehung. Nachdem ich vor Ewigkeiten ein Buch von ihm gelesen hatte (Ghost), war ich ihm irgendwie verfallen und war mir bei jedem Buch, welches ich danach von ihm in die Hand bekommen habe sicher, dass ich es lesen muss. Gemacht habe ich es irgendwie nie.
München lag dann auch irgendwie Ewigkeiten in meinem Regal rum, bis ich es dann vor einiger Zeit einfach spontan in die Hand genommen habe.
Harris' Schreibstil hat es auch hier geschafft, mich sofort in seinen Bann zu ziehen - er hat eine Eigenart an sich, wie ich sie bisher selten erlebt habe. Harris gelingt es innerhalb von zwei Sätzen mich vollkommen in seine Geschichte zu packen - und das obwohl die Geschichte selber nicht wirklich packen kann.
Wie so oft bei Harris' Werken mit historischem Bezug verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität hier sehr gekonnt und sorgen zusätzlich für einen Spannungsbogen innerhalb des Spannungsbogens. Zumindest bei mir, weil man nie genau weiß, wann der nächste Grenzüberschritt kommt
Leider war es das dann auch schon mit den positiven Sachen an dem Buch. Die Geschichte plätschert so vor sich hin, die Charaktere sind relativ flach und das Ende bzw. das Setzen des Endpunktes innerhalb der realen Geschichte haben mich nicht überzeugen können. Dennoch hat gerade der Schreibstil dafür gesorgt, dass ich mir noch einige andere Bücher von ihm anschaffen werde.
Fazit:
Ein Thriller, der durchaus seine Stärken - vor allem im realen Setting - hat, leider aber auch einige Schwächen hatte. Im Großen und Ganzen halten sich die Punkte die Waage. Kurz: ein klassisches "Standard-Buch".
- Kurt Vonnegut
Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug
(114)Aktuelle Rezension von: JohnnyZombie"Schlachthof 5" ist eines der ungewöhnlichsten Bücher, die ich je gelesen habe. Es geht um Billy Pilgrim, der als Gehilfe eines Predigers im zweiten Weltkrieg Gefangener der Deutschen wird und immer wieder zwischen diesen traumatischen Ereignissen und Erinnerungen aus der Zukunft wechselt.
Was die Geschichte unter anderem besonders macht, ist, dass sich autobiografische Elemente mit komplett fiktiven mischen. Es gibt ein Vorwort, in dem Vonnegut selbst davon berichtet, wie dieses "Buch über Dresden" zustande gekommen ist und an einer Stelle, als Billy einem bestimmten Soldaten flüchtig begegnet, schreibt er sogar, dass er das gewesen sei.
Gerade weil die Handlung so ungewöhnlich aufgebaut ist und zwischen den verschiedenen Zeiten und Dingen, die (rational gesehen) wirklich so passiert sind oder komplett ausgedacht sind, springt, konnte sie mich fesseln. Obwohl durch den Schreibstil immer eine gewisse Distanz zum Protagonisten behalten wird, ist sein Innenleben mit großer Einfühlsamkeit und Sorgfalt betrachtet worden.
Es braucht vielleicht ein Buch wie dieses, um sich der Absurdität des Krieges bewusst zu werden. Vonnegut schafft es mit seinen fast schon sachlichen Beschreibungen der geschehen Gräueltaten ein klares und erschreckendes Bild der Situation zu zeichnen.
Alles in allem ist "Schlachthof 5" berührend und lädt auf eine ganz andere Art zum Nachdenken über den Krieg ein als moralisierende Kommentare und wissenschaftliche Artikel.
- Joseph Heller
Catch 22
(90)Aktuelle Rezension von: Anton_LoeweIch habe vor Kurzem die Miniserie von George Clooney gesehen und im Anschluss noch einmal den Roman gelesen. Keine Frage, dass der Roman die Serie um Längen schlägt.
Catch 22 gilt als Antikriegssatire, doch Heller geht es sicher auch darum, die Mechanismen eines außer Kontolle geratenen Kapitalismus zu zeigen. Die Handlung des Romans spielt im Zweiten Weltkrieg, wobei viele Abschnitte eher an die McCarthy-Zeit erinneren. Wer schwarzen Humor mag, liebt dieses Buch bestimmt.Der Held Yossarian wird in eine absurde Welt geworfen, in der er kein Held sein möchte.
Ach so: Wenn man sich überhaupt eine Verfilmung ansehen möchte, dann besser die von Mike Nichols (1970).
- Erich Maria Remarque
Im Westen nichts Neues
(1.205)Aktuelle Rezension von: BM2NA22aErich Maria Remarques Buch Im Westen nichts Neues ist ein bewegender Einblick in das Leben und die Erfahrungen des ersten Weltkriegs. Das Buch handelt von einer Gruppe junger Soldaten, die mit der Brutalität des Krieges konfrontiert werden. Sie sind gezwungen, sich einer Vielzahl von Gefahren und Widrigkeiten zu stellen. Remarque schafft es, die Gefühle der Soldaten eindrücklich zu vermitteln. Seine detaillierten Beschreibungen des Schreckens des Kriegs und der unerbittlichen Grausamkeit, die die Soldaten erleben, sind eindringlich und berührend. Es zeigt auf, dass es für die Jungen Soldaten praktisch unmöglich ist wieder in ein normales Leben zurückzukehren nach so einem Krieg, welchen es um jeden Preis zu verhindern gilt. Y.S.
- Hans Fallada
Jeder stirbt für sich allein
(312)Aktuelle Rezension von: Sonja_Schmitz1Durch Zufall bin ich auf Fallada und dieses Buch gestoßen.
Es ist eine sehr gut erzählte, tragische Geschichte über den Krieg, Hitler, den Widerstand und die Menschen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich werde mit Sicherheit weitere Fallada Bücher lesen. - Matt Ruff
G.A.S.
(146)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchDie politische Landschaft hat sich durch ein paar verheerende Kriege gewaltig verändert. Es gibt (fast) keine dunkelhäutigen Menschen mehr auf der Welt. Eine sonderbare Pandemie hat (nur) sie dahingerafft. Die „Neger“, die die Straßen noch bevölkern und allerorts anzutreffen sind, sind Maschinen. Es handelt sich um Androiden, die menschlich aussehen und dem Menschen das Leben vereinfachen und versüßen, weil sie ihnen einen Großteil der Arbeit abnehmen. Androiden werden universell eingesetzt (z.B. als Polizisten, Bauarbeiter, Hausbedienstete etc.). Produziert werden sie von einer Firma des Trillionärs Harry Gant, der sich Größerem verschrieben hat. Neben einer Vielzahl industrieller Unternehmungen strebt Harry Gant auch den Bau des höchsten Gebäudes der Welt, einem neuen „Turm zu Babel“, an. Mutationen haben in der Kanalisation für ein Eigenleben gesorgt. Gegen den so entstandenen gigantischen weißen Hai "Meisterbrau" steht das Zoologische Dezernat der Abwasserbehörde von New York City, das in der Kanalisation mit Booten Patrouille fährt, nahezu auf hoffnungslosem Posten. Und dann gibt es noch den (die Pandemie überlebten) grünäugigen dunkelhäutigen U-Boot-Kapitän Philo Dufresne, der mit seiner Crew und dem U-Boot „Yabba-Dabba-Doo“ Walfänger mit Sahnetorten bombardiert und Jagd auf Ökosünder, wie z.B. Schiffe von Harry Gants Flotte, macht. Eine etwas „verrückte“ Welt, in der jetzt auch noch einer der – eigentlich absolut harmlosen und friedfertigen – Gant'schen Androiden Harry Gants größten industriellen Widersacher, Amberson Teaneck, für immer „ausgeschaltet“ haben soll. Die Jagd nach dem Mörder beginnt und es entpuppt sich ein unheimliches Komplott, dessen Ziel es ist, die Menschheit auszurotten...
G.A.S. hat mich von der ersten Minute an gefesselt und die nur so sprühende Phantasie MATT RUFFs hat mich sofort in ihren Bann gezogen. G.A.S lebt einerseits von dieser (augenzwinkernden) Zukunftsvision und andererseits von den verrückten und schrillen Charakteren, die dem Autor nur so aus seiner Feder „geflossen“ sein müssen. Gekrönt wird das Ganze dann noch von den vielen schrägen Einfällen RUFFs mit vielen Anspielungen und voller parodistischem Anstrich.
- Winston Groom
Forrest Gump
(130)Aktuelle Rezension von: Rain698Forrest Gump war für mich ein Muss. Der Film ist grandios und da ist es natürlich Pflicht das dazugehörige Buch zu lesen.Und ich wurde nicht enttäuscht.
Forrest Gump war, finde ich, ein Buch, das nicht unbedingt einfach zu lesen ist. Durch die falsche Grammatik und den verschobenen Satzbau (und noch dazu durch Forrests Art die Dinge zu verstehen) ist es oft nicht leicht zu verstehen was er uns erzählen möchte. Die Geschichte an sich ist für mich super. Eine wirklich schöne Geschichte und noch besser erzählt.Forrest ist ein sehr besonderer Junge. Sein Leben verläuft dagegen sehr erfolgreich, auch wenn er oft nicht weiß wieso. Er gelangt an die verschiedensten Orte der Welt und lernt die verrücktesten Leute kennen. Jedoch ist das einzige was er immer wollte und wollen wird bei Jenny zu sein. Jenny ist Forrests Schulfreundin und trotz Höhen und Tiefen sind sie immer füreinander da und verlieren sich doch nie ganz aus den Augen. - Stephen King
Atlantis
(226)Aktuelle Rezension von: MaBoyDer Gedanke an den darauf basierenden Film "Hearts in Atlantis" mit Anthony Hopkins erweckt in mir stets ein Gefühl der Nostalgie. Dennoch bezieht sich der Film lediglich auf die erste Teilgeschichte des Buches. Die übrigen widmen sich dem Leben einzelner "Nebencharaktere". Leider ziehen sich die Geschichten etwas in die Länge und verlieren dabei ihre Essenz. In kürzester Zeit wirkten Einzelheiten wie im Meer versenkt.
- Edlef Köppen
Heeresbericht
(22)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer8 255 534. Damit endet der Roman. Eine unvorstellbare Zahl. Im Roman ausgeschrieben. Das sind die Menschen, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben verloren haben. Er zählt auf, wie viele Deutsche unter ihnen waren, wie viele Franzosen, Amerikaner, Engländer usw. Wer hat die Toten gezählt, die Soldaten, die Zivilisten, die Menschen von nebenan, die plötzlich nicht mehr da waren? Mütter und Väter verloren ihre Söhne, Frauen ihre Männer, Kinder ihre Eltern. Und das oftmals freiwillig. Sie gingen freiwillig in den Krieg. Wie Edlef Köppen. Als er zurückkehrte, schrieb er seine Erlebnisse auf. Im Roman heißt er Adolf Reisiger.
Adolf Reisiger zieht in den Krieg. Er hält es für notwendig, seinem Vaterland zu dienen. Wer sich drückt, gilt als Feigling. An die Westfront wird er geschickt, liegt im Schützengraben und fragt sich, wo der Krieg ist, wo der Feind ist. Was bedeutet eigentlich Krieg? Er lernt ihn kennen, als die ersten Kameraden neben ihm sterben, er selbst verwundet und später sogar einmal verschüttet wird. Er erlebt das Grauen und wird nicht von der Vorstellung geheilt, dass Krieg „normal" ist, dass Krieg eine Sache ist, die getan werden muss. Es wird nicht klar, ob Reisiger überhaupt weiß, wie es so weit kommen konnte. Die politischen Verstrickungen sind nicht Gegenstand des Buches, es sind die menschlichen Schicksale. Der Tod wird zum Alltag, die Menschen werden zum Material, das nach Belieben eingesetzt wird. Wie verarbeiten die Soldaten das Erlebte? Es wird nicht so recht klar. Köppen schreibt: „Ein Soldat redet nicht über das, was ihm befohlen ist." Von der Westfront wird Reisiger abkommandiert an die russische Front. Dort bleibt er nicht lange. Waffenstillstand. Für Soldaten gibt es nichts zu tun. Deshalb werden sie zurück nach Frankreich abkommandiert, dort soll etwas los sein. Reisiger schreibt Tagebuch und fragt sich immer öfter, wozu das Morden gut sein soll. Er schreibt zwei Gedichte, die in einer Zeitung veröffentlicht werden und sich kritisch mit dem Krieg auseinandersetzen. Er benutzt deutliche Worte. „..., dass ich den Krieg allmählich für die größte Sauerei halte, die es gibt." Das stößt auf Unmut bei den Vorgesetzten. Er wird strafversetzt und muss Schreibtischarbeiten verrichten, was ihm nicht zusagt. Er hadert mit dem Krieg, möchte aber nicht fern von ihm sein. Dann wird er befördert, soll dadurch von der Sache überzeugt werden, und wird nach Frankreich geschickt, wo die letzte Schlacht für ihn stattfindet, kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges. Diese Schlacht erweist sich als besonders zäh, sie kann nicht mehr gewonnen werden.
Edlef Köppen erzählt aus den Schützengräben. Das ist sein Schauplatz, sein Leben für viele Jahre. Man könnte meinen, dass diese Sichtweise auf ca. 300 Seiten (E-Book) irgendwann langweilig wird. Wird sie nicht. Er erzählt detailliert von den Schwierigkeiten im Schützengraben, von der Unsicherheit, der Angst. Seine Erzählkunst lässt uns weiterlesen, Schlachtszenen erleben wir atemlos, seine Worte bringen uns immer dichter heran, seine Figuren leben, sind menschlich und verdammt. Es gibt immer neue Aspekte und Nuancen des Grauens und der Sinnlosigkeit.
Krieg in diesem Sinne ist für uns heute unvorstellbar, im Schützengraben, im Dreck, verlaust und hungrig, stinkend, es war ein Krieg mit einfachen Mitteln. Krieg passiert heute anders und überall, er ist mit den modernen Mitteln manchmal fast lautlos geworden. Die klassischen Schlachtfelder haben sich gewandelt. Gekämpft wird heute nicht nur mit der Waffe in der Hand, Soldaten sitzen am Computer und können Menschen mit Drohnen umbringen, Staaten und Geheimdienste überwachen uns, sammeln unsere Lebensdaten, Kameras hängen an vielen Orten. NSA ist auch Krieg. Das einfache Leben ist eine Illusion geworden. Krieg ist mittlerweile immer. Krieg ist Kampf. Krieg braucht einen Gegner. Und der lauert überall. Wir laufen glücklich und unwissend auf dünnem Eis. Wer weiß, wie oft wir uns am Rande einer Katastrophe befinden? Man sagt es uns nicht. Ruhe und Frieden herrschen niemals. Köppen zeigt uns einen rudimentären Krieg, der noch nicht live geführt wurde. Heute ist Krieg viel perfider und hat weniger Erdgeruch. Der Geruch ist aber unbedingt notwendig, damit wir uns ins Gedächtnis rufen, wovon wir reden, wenn wir über Krieg reden, oder von ihm hören. Im Schützengraben war es etwas übersichtlicher. - Christa Wolf
Kassandra
(265)Aktuelle Rezension von: diepersephoneMein absolutes Lieblingsbuch! Noch immer ziehe ich es ab und zu aus dem Regal und lese die ersten Seiten! Es ist sooo lyrisch geschrieben seine sprachgewalt zieht mich sofort hinein. Als ich an schauspielschulen vorgesprochen habe habe ich mir hieraus einen Monolog rausgesucht da ich es so ergreifend fand und mir die Sprache sofort Bilder lieferten. Es ist eines von zwei Büchern das ich zweimal gelesen habe.
- Munro Leaf
Ferdinand der Stier
(19)Aktuelle Rezension von: OrishaKurz rezensiert:
Ferdinand ist ein Stier. Ein friedliebender Stier, der Blumen liebt. Drum sitzt er tagtäglich unter seinem Lieblingsbaum und labt sich am Duft der Pflanzen, die ihn umgeben. Als eines Tages Menschen auf seiner Wiese auftauchen, um den größten, mächtigsten und wütendsten Stier für den Stierkampf auszuwählen, fällt die Wahl überraschend auf Ferdinand.
Munro Leafs Buch zählt zu den Klassikern der pazifistischen Kinderbücher. Zu Zeiten des spanischen Bürgerkriegs entstanden, plädiert Leaf mit seinem Ferdinand für ein freundliches Miteinander, ohne Kampf, Wut und anderen Auseinandersetzungen. Ferdinand - ein Stier - groß und mächtig - und doch sanftmütig und lieb - wünscht sie sich nichts außer seiner Ruhe. Die kleinen Dinge zählen für ihn und machen ihn glücklich. Damit hat Leaf einen Charakter geschaffen, der uns zweierlei lehrt: Zum einen, dass das äußere Erscheinungsbild nichts über den Charakter aussagt, zum anderen das Anderssein nichts Schlechtes ist. Als personifizierter Frieden lehrt uns Ferdinand zudem die wohl wichtigste Message unserer Zeit: Wahret den Frieden.
Fazit: Ein liebenswertes, kurzweiliges Büchlein, mit schönen Illustrationen, dass meine vollste Leseempfehlung erhält. - Gerd Presler
Martin Luther King
(10)Aktuelle Rezension von: Papiertiger17Eine lebendig geschriebene Dokumentation über das Leben und Wirken des bedeutenden Bürgerrechtlers und Freiheitskämpfers Dr. Martin Luther King, jr. Es grenzt fast an eine unglaubliche Geschichtsentdeckung über die Lebensleistung eines „Revolutionärs“ zu lesen, der stets den gewaltlosen Protest und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen untereinander förderte und forderte. Dass er diese beiden Ziele auf eindrucksvolle Weise in die Wirklichkeit umsetzte und ganze Massen dafür gewinnen konnte, ist kaum fassbar und dennoch wahr. Spannend, bewegend und mitreißend erzählt dieses Büchlein von einem mutigen Menschen. Die Wortwahl von 1984 würde an manchen Stellen heute so sicher nicht mehr getroffen werden, jedoch schmälert das nicht die würdevolle und hoffnungsvolle Gesinnung, von der hier berichtet wird.
- Wolfgang Borchert
Draußen vor der Tür
(222)Aktuelle Rezension von: OrishaEin Mann kommt nach Deutschland. Er kommt zurück, nach drei Jahren Sibirien, nach fünf Jahren Krieg. Zurück in eine Heimat, die nichts mehr für ihn bereit hält. Seine Frau liegt bei einem anderen. Der Oberst kennt ihn nicht mehr. Ein Job wird ihm nicht gegeben. Die Eltern sind tot. Da bleibt für Beckmann nur noch ein Weg - der Gang zur Elbe…
Bocherts "Draußen vor der Tür" zählt zu Recht zu den Klassikern der Nachkriegszeit. Mit seiner Figur Beckmann fängt Borchert das Leben eines Kriegsheimkehrers ein. Beckmann steht vor den Trümmern seines Lebens und wird mit unserer Gesellschaft konfrontiert. Eine Gesellschaft, die nach dem Krieg die Verantwortung von sich schob, die auf die anderen zeigte - ohne sich selbst zu hinterfragen. Die Anfängern keine Chancen mehr gab. Die dem Elend, draußen vor der Tür, den Rücken kehrt. Selbstmorde stehen an der Tagesordnung. Doch das interessiert niemanden.
Borchert fängt mit seinem Drama ein Stück Nachkriegsgeschichte ein. Eine Geschichte, die die Situation nach 1945 gut illustriert und den 1000den Schicksalen der Kriegsheimkehrer eine Stimme gab. Sicher in extremer Form, doch die braucht es, um wachzurütteln.
Kurzum: Ein Klassiker, den man gelesen haben sollte. Empfehlenswert.
- Robert Harris
Ghost
(123)Aktuelle Rezension von: ArsAstrologicaDie Frage, ob der Britische Premier Tony Blair an der Seite des amerikanischen Präsidenten George W. Bush einen Irak-Krieg gegen Saddam Hussein unter Täuschung der Öffentlichkeit geführt hat, wurde breit diskutiert. Inzwischen hat sogar der damalige US-amerikanischen Außenminister Colin Powell zugegeben, gelogen zu haben.
Dass dieser Politskandal vor einigen Jahren in den Medien hochgekocht wurde, mag der Grund dafür sein, das der Roman des ansonsten recht gut schreibenden Bestsellerautors Robert Harris einen solchen Erfolg hatte und sogar verfilmt wurde.
Doch was zählt schon Political Correctness in Zeiten von Donald Trump und Boris Johnson? Wenig, wenn überhaupt. Blair und Bush gelten als rehabilitiert angesichts der mit Fake News um sich werfenden neuen Regierungschefs.
Und so liest sich der Politthriller "Ghost" von Robert Harris im Abstand von 15 Jahren nach seinem Erscheinen zäh. Die geschilderten Dramen berührend kaum noch. Dafür treten die Schwächen eines umständlich konstruierten Plots und der etwas muffig daherkommen Romanze, die ihn ausschmücken soll, um so stärker hervor.
Ein leidlich spannender Thriller, als man ihn tagesaktuell las. Heutzutage weniger empfehlenswert.
- Mahatma Gandhi
Mein Leben
(12)Aktuelle Rezension von: AicherMahatma Gandhis Autobiografie ist von allen von mir gelesenen Büchern dasjenige, das mich am meisten berührt und inspiriert hat. Gandhi schreibt mit schonungsloser Offenheit über sich selbst und spart sein eigenes Versagen nicht aus. Er teilt seinem Leser ganz ungeschminkt die eigenen Fehler und das eigene Versagen mit: Der später wie ein Heiliger Verehrter gab lieber seinen sexuellen Lüsten nach, als bei seinem sterbenden Vater Wache zu halten. Bei seinem ersten Prozess, den er als frischgebackener Rechtsanwalt vor Gericht führen sollte, überkam ihn die Angst und er ließ seinen Mandanten stehen und rannte in Panik aus dem Gerichtssaal. Wer die extreme Ehrlichkeit Gandhis vor der ganzen Welt liest, bei der er die eigene Person und das eigene Ansehen nicht schont, der versteht vielleicht ein klein wenig die unglaubliche Wirkung, die von diesem Mann ausging. - Pia Backmann
Der Elbische Patient
(14)Aktuelle Rezension von: KadlinIch hatte am Anfang meine Probleme mit den Gendersternchen. Aber nachdem ich diese überwunden habe, konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen!
Ich bin ein großer Fan des Einstiegs. Ein großes Fest am Ende eines Krieges. Schön dargestellt, aber ich mag die dunklen Schatten, die bereits angedeutet wurden. Trotzdem dachte ich zu beginn noch, dass die erst im späteren Verlauf relevant werden, und nicht, dass das erste Kapitel unmittelbar nach dem Prolog mich als Leser bereits wieder auf das Schlachtfeld führt.
Gut fand ich auch den Wechsel zwischen den beiden Seiten des Konfliktes. Man konnte zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen, warum etwas passiert ist - ein Punkt, der mir in vielen anderen Fantasy-Geschichten nicht gefällt und der häufig zu Verwirrung geführt hat, da nicht immer alles schlüssig dargestellt wurde. Hier aber ist es wunderbar dadurch umgesetzt worden, dass auf beiden Seiten Hauptpersonen existieren, die die Handlung vorantreiben.
Und wo wir bei Hauptpersonen oder Personen generell sind: Ich mag die meisten sehr. Sie sind toll gezeichnet, haben alle einen gut durchdachten Hintergrund und man schließt sie gerne ins Herz und fiebert mit ihnen mit, je weiter die Handlung voranschreitet und umso näher die Armee an die Hauptstadt und den Wohnort herannaht.
Es mochte absehbar sein, dass es so kommt, aber ich hab auch gerne die Liebesgeschichte verfolgt und war sehr gespannt darauf, wie Klara und Ionathan am Ende zueinander finden werden, trotzdem sie doch so unterschiedliche Ansichten und Motive hatten, denen sie über die Handlung hinweg gefolgt sind.
Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen (auch wenn ich zugeben muss, das Buch wohl nie in die Hand genommen zu haben, wenn ich einzig nach dem Cover gegangen wäre - das ist nun wirklich nicht mein Fall)
- Terry Pratchett
Fliegende Fetzen
(3)Aktuelle Rezension von: AlaisDie beiden Staaten Ankh-Morpork und Klatsch streiten sich um eine kleine Insel, die plötzlich aus den Fluten des Meeres aufgetaucht ist. Eine kindische Streiterei, die ich herrlich lustig, völlig verrückt und übertrieben fand, aber wie so oft habe ich den Grad der Verrücktheit der Menschheit unterschätzt ... Denn genau dieser Teil der Geschichte beruht tatsächlich auf einer wahren Begebenheit: 1831 tauchte im Mittelmeer eine Insel auf, auf die gleich mehrere Länder eifrig Anspruch erhoben und die daher sieben verschiedene Namen erhielt: Ferdinandea, Sciacca, Nertita, Corrao, Hotham, Giulia und Graham … Gut, dass sie bald wieder versunken ist!
Andere Elemente der Erzählung erscheinen hingegen leider gleich sehr vertraut: Vorurteile und Ausländerfeindlichkeit, durch und durch scheußliche Themen, die Pratchett jedoch auf eine derart lustige Weise durch den Kakao zieht, dass man ausnahmsweise mal darüber lachen kann. Besonders bei den verzweifelten Bemühungen Colons, eines Mitglieds der Stadtwache von Ankh-Morpork, andere von seinen Vorurteilen gegenüber Klatschianern zu überzeugen:
„Ja, und verrückte Priester“, sagte Colon. „Viele von ihnen mit Schaum vor dem Mund. […]“ […] „Worin genau liegt eigentlich der Unterschied zu uns?“, erkundigte sich Nobby, „Ich meine, einige von unseren Priestern…“ „Ich hoffe, du wirst jetzt nicht unpatriotisch!“, meinte Colon streng. (Track 10)
Trotz dieser Bezüge zur Wirklichkeit kann man durch Pratchetts Erzählung in eine einfallsreich gestaltete, bunte Fantasywelt eintauchen und so interessanten Wesen wie Zombies oder Golems begegnen. Außerdem lassen sich erhebende Szenen von Heldenmut genießen und eine originelle Lösung zur Kriegsbeilegung bewundern …
Einfach großartig ist auch Volker Niederfahrenhorst als Sprecher. Er ist mit einer ansteckenden Freude bei der Sache und versteht sich darauf, geschickt so zu betonen, dass er den wunderbaren Humor Pratchetts besonders gut zum Strahlen bringt. Sein Räuspern eines Zombies, das direkt aus dem Grab zu kommen scheint, ohne dabei übertrieben zu wirken, fand ich so lustig, dass ich es mir gleich mehrmals hintereinander angehört habe. Manchmal, als er den Fischern seine Stimme verlieh, vermeinte ich einen norddeutschen Dialekt zu hören, manchmal glaubte ich einen Kölschen Akzent zu erkennen. So stellt diese Hörbuchversion für die sowieso schon wunderbare Erzählung aus Pratchetts fantastischer Scheibenwelt einen echten Gewinn dar!