Bücher mit dem Tag "palästina"
210 Bücher
- Stefan Aust
Der Baader-Meinhof-Komplex
(309)Aktuelle Rezension von: hamburgerlesemausWährend meine Mutter beim Post-oder Bankschalter anstand (ATM gab es damals noch nicht), guckte ich mir das große Poster mit all den gesuchten RAF-Gesichtern an. In jeder Bank, Geschäft, Bahnhof oder öffentlichem Amt hing dieses Plakat! Wann immer wir mit unseren Eltern aus Hamburg nach Hause nach HH-Lemsahl fuhren, wurden wir von mindestens einer Polizeikontrolle gestoppt. Am Ende wohnte die RAF nur 5 Km von meinem Elternhaus in Poppenbüttel entfernt.
#derbaadermeinhofkomplex war das erste Buch, das mir alle Zusammenhänge der RAF darstellte.
Es ist schon länger her, dass ich es gelesen habe, aber ich weiß noch, das es sich wie ein Krimi las. 878 Seiten Spannung pur. Allerdings erinnere ich mich auch, dass ich über Baaders seitenlangen, intellektuellen Ergüsse ohne Punkt und Komma im Gerichtssaal hinweggelesen habe.
Danke #stefanaust - Frank Schätzing
Breaking News
(191)Aktuelle Rezension von: BeustSchätzing brich hier einiges, vor allem übers Knie. Ich stelle mir vor, dass irgendwann jemand bei einem dieser gelungenen Abend ein erregter Runde festgestellt hat: "Die Geschichte Israels, man, das ist ja wie ein Thriller!" Und Schätzing hat sich gedacht: "Genau, den muss ich nur noch schreiben." hat er aber nicht. Spannend ist die Geschichte um den klischeehaften Krisengebietsreporter Tom Hagen, und nach der ersten Episode in Afghanistan habe ich gedacht, wow, auf diesen Erzählflow freue ich mich auf den nächsten 900 Seiten. Aber dann blendet der Roman über in die Wüste Palästinas und bremst den Flow aus. Das macht Schätzing nicht einmal, sondern andauernd. Er vermengt die Reporterhandlung mit der Nacherzählung der Geschichte Israels, die zwar sehr interessant ist, aber kein Thriller. Immer wieder fühlte ich mich in einem neuen Roman, aber nichts passte so richtig zusammen. Schätzing hat sozusagen ein Dame- und ein Schachspiel zusammengemischt, weil die beide auf demselben Brett funktionieren. Aber eben nicht gleichzeitig.
- Anat Talshir
Über uns die Nacht
(31)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer„In den vergangenen Monaten hatte ihre unglaubliche Liebesgeschichte auf einem Fundament der Gewissheiten geruht: Sie wussten, dass unter ihnen die Erde und über ihnen der Himmel war – und alles andere in ihrer Hand lag.“ (Zitat Seite 103)
Inhalt
1947 lernen sie sich zufällig auf einem Empfang anlässlich einer Parade zu Ehren von King George VI kennen. Lila Cassuto ist eine junge, unabhängige Frau, arbeitet als Maniküre. Elias Riani ist ein junger, vermögender Teehändler. Doch ihrer Liebe bleibt nicht viel Zeit, denn die Jüdin Lila wohnt im Westteil von Jerusalem, der Araber Elias im Ostteil. Am 29. November 1947 wird die Teilung Palästinas beschlossen, der Staat Israel entsteht. Die Mauer, die bald darauf Jerusalem teilt, wird zu einem unüberbrückbaren Hindernis und trennt Lila und Elias für neunzehn Jahre. Sie vergessen einander nicht, doch ihr Leben entwickelt sich völlig unterschiedlich. Kann es einen Neubeginn geben?
Thema und Genre
In Roman geht es um die Problematik der Staaten Palästina und Israel, die geteilte Stadt Jerusalem, Politik, Kriege, Religion, vor allem aber um Familie und Liebe.
Charaktere
Lila ist eine engagierte, unabhängige Frau. Sie kann Elias nicht vergessen und hofft, ihn eines Tages wiederzusehen. Elias wählt seinen eigenen Weg, resigniert beugt er sich den Wünschen seiner Eltern. Nomi ist die Tochter von Lilas Freundin Margo, doch zu Hause wird das an allem interessierte Mädchen von allen übersehen, sie schließt sich Lila an und lernt später auch Elias kennen.
Handlung und Schreibstil
Die Geschichte findet auf zwei Zeitebenen statt und wird abwechselnd erzählt. Der erste Erzählstrang spielt in der aktuellen Zeit, im Jahr 2006, der zweite Erzählstrang umfasst die Ereignisse in den Jahren 1947 bis 1967. Im Mittelpunkt stehen die Liebe zwischen einem Araber und einer Jüdin, das unterschiedliche Lebensumfeld und das weitere Schicksal. Die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat bleiben Hintergrundthemen, wie auch die damit verbundenen Probleme und Kriege. Ich hatte etwas mehr Zeitgeschichte und weniger romantische Liebe erwartet. Die Sprache ist poetisch, leicht zu lesen und passt zum Genre.
Fazit
Ein romantischer Liebesroman, in dessen Mittelpunkt eine Jüdin und ein Araber stehen und ihre Liebe in Israel, in der durch eine Mauer geteilten Stadt Jerusalem.
- Christopher Moore
Die Bibel nach Biff
(794)Aktuelle Rezension von: MarkusZemkeAutorEin Junge der unter Erfolgsdruck in einer gefährlichen Zeit aufwächst. Soll er zum Wohl seines bedrohten Volkes töten oder die getöteten wiederbeleben?
Die Kinder- und Jugendzeit von Jesus wurde in der Bibel ausgespart. Hier wird sie erzählt, indem früheste Kindheitsereignisse aus der Bibel weitergesponnen werden, so dass sich eine logische Erklärung für das Wirken des jungen Erwachsenen Jesus ergibt.
- Ayelet Waldman
Die späte Reue des Jack Wiseman
(25)Aktuelle Rezension von: Sahina_89Da ich mich sehr für Geschichten aus dem 2. Weltkrieg interessiere, musste ich das Buch selbstverständlich lesen.
Das Buch war in verschiedene "Zeiten" aufgeteilt und deshalb recht übersichtlich. Man wusste immer, wo man sich gerade "befindet".
Über den Inhalt brauche ich ja nichts zu schreiben, der dürfte den anderen ja bereits bekannt sein. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass es für Jack Wiseman noch eine Art Happy End gibt, bevor er stirbt. Aber dazu hätte man das ganze Buch anders schreiben müssen ;-)
Alles in allem ein sehr gelungenes Buch, das zeigt, wie schwer es Juden früher hatten und auch heute immer noch haben. - Amos Oz
Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
(109)Aktuelle Rezension von: JariEigentlich hatte ich nie vor, dieses Buch zu lesen. Schlussendlich tat ich es trotzdem und zwar für die Weltreise-Challenge. Also liess ich mich von Amos Oz durch Jerusalem und seine Geschichte führen. Es war kein Flop, obwohl ich mich doch etwas durch das Buch quälen musste, und das ist schon mal nicht schlecht.
Grundsätzlich bin ich nun froh, sagen zu können, dass ich ein Buch von Amos Oz gelesen habe. Dazu auch noch sein wohl bekanntestes. Am meisten gefielen mir die einzelnen Passagen, in denen es um die Literatur und Amos' intellektuelle Familie ging. Also vor allem der Anfang hat es mir doch sehr angetan.
Doch schlussendlich hat sich das Buch für mich zu sehr verzweigt, aber damit hatte ich schon gerechnet. Vielleicht war meine Lektüre somit eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, wobei ich wie schon gesagt, vom Anfang sehr begeistert war. Aber mit der Zeit liess meine Faszination merklich nach und ich blieb eigentlich nur wegen ein bisschen Faktenwissen und der Challenge dabei.
Sprachlich bewegt sich Oz auf einem Niveau, das seinem Ruf gerecht wird. Ein präziser Schriftsteller, sehr begabt, ein Talent, welches aus seinem familiären Umfeld gewachsen ist. Wer in eine solch akademische Familie hineingeboren wird, dem liegt das Spielen mit den Worten wahrscheinlich im Blut. Dennoch war es ermutigend zu erfahren, dass auch jemand wie ein Amos Oz Mühe hatte. Deshalb war es auch wieder das Ende, das mich nach längerer Durststrecke wieder mitnahm.
Ich bin froh, dass ich das Buch durch habe. Trotz meines Mühsals war die Lektüre nicht vergebens. Viele schöne Textzeilen warten darauf, niedergeschrieben zu werden. Ausserdem habe ich einiges über die Geschichte Jerusalems und Israels lernen können. Kein Buch ist vergebens und dieses schon gar nicht.
Bücher wie "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" tun gut, auch wenn man sich durch sie durchkämpft. Auch dann, wenn man die Handlungen der Figuren nicht versteht. Nicht versteht, wie sie oft nicht zufrieden sein können, wenn sie doch ein Leben leben, das ich auch gerne hätte. Aber jeder kämpft mit seinen Geistern, auch das lehrt uns Oz. Manchmal sind sie auch zu stark, dies zeigt das prägende Erlebnis des Todes der Mutter, das an unterschiedlichen Stellen thematisiert wird.
Ein eindrückliches Buch mit starkem Charakter. Ein Buch, das sich nicht so leicht unterkriegen lässt, trotz aller Unwirtlichkeiten. Deshalb prädestiniert wie kein zweites, um Israel zu repräsentieren. - Martin von Arndt
Rattenlinien
(21)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisAutor Martin von Arndt entführt uns in das Jahr 1946. Deutschland liegt in Trümmern, der grausame Hungerwinter steht bevor und die Siegermächte, allen voran die USA sind dabei, die NS-Verbrecher aufzuspüren und vor Gericht zu stellen. Das führt dazu, dass zahlreiche Nazis die selben Fluchtrouten, die zuvor Juden, Kommunisten oder andere Verfolgte benützen, um aus Deutschland zu flüchten und der Gerichtsbarkeit zu entkommen.
Einer dieser Männer ist Gerhard Wagner, der als „Schlächter von Baranawitschy“, bekannt ist. Sein ehemaliger Vorgesetzter aus den 1920er Jahren, Andreas Eckart, der auf Grund seiner Gesinnung rechtzeitig vor den Nazis in die USA emmigriert ist, wird von der US-Army angeworben, um Wagner dingfest zu machen. Eckart hat noch eine persönliche Rechnung mit Wagner offen. Gemeinsam mit dem etwas undurchsichtigen Special Agent Dan Vanuzzi jagt Eckart dem SS-Mann hinterher.
Meine Meinung:
Das Thema ist spannend, vor allem in Hinblick auf die unterschiedlichen Beweggründe der einzelnen Protagonisten. Wir verfolgen Wagner von München aus über Innsbruck, folgen seinen Spuren über die verschneiten Berge nach Südtirol und nach Rom, um den Kriegsverbrecher an seiner Abreise nach Argentinien zu hindern. Dabei treffen wir auf zahlreiche Menschen, denen nicht zu trauen ist, weil sie selbst Dreck am Stecken haben, oder wie die Würdenträger im Vatikan, nach wie vor ihren Judenhass pflegen. Lieber einem (ehemaligen) Nazi helfen als einem Juden oder Kommunisten.
Die paranoide Angst vor den Kommunisten nützen die NS-Schergen weidlich aus und so kommt es, dass auch der US-Army nicht wirklich zu trauen ist.
Die Geschichte ist spannend erzählt. Manchmal bedient sich der Autor ein wenig krauser Wortschöpfungen. So verwendet er mehrmals das Verb „ermuntern“ in völlig sinnentleerter Art und Weise. Statt „Eckart wachte auf“ schreibt er „Eckart ermunterte“. Dass so etwas im Korrektorat oder Lektorat nicht auffällt?
Fazit:
Eine aufregende Jagd quer durch Mitteleuropa, um diversen NS-Verbrechern habhaft zu werden. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.
- Andreas Eschbach
Das Jesus-Video
(774)Aktuelle Rezension von: Gina_GrimpoMein erstes Buch von Andreas Eschbach, aber bestimmt nicht mein letztes.
Schon allein die Grundidee ist richtig interessant: bei Ausgrabungen in Israel wird das 2000 Jahre alte Skelett eines Mannes gefunden, der als Grabbeigabe die Bedienungsanleitung für eine Video-Kamera bei sich hat. Als wäre das alles noch nicht mysteriös genug, handelt es sich bei dieser Kamera um ein Modell, dass erst in einigen Jahren auf den Markt kommen wird. Handelt es sich um einen Zeitreisenden? Und warum wurde nur die Bedienungsanleitung, nicht aber die Kamera gefunden?
Die Idee, Jagd auf eine Kamera zu machen, die möglicherweise ein Video von Jesus von Nazareth zeigt, ist gleichzeitig simpel, aber dabei unglaublich kreativ und vor allem buchfüllend. Mir war zu keiner Sekunde langweilig, obwohl das Video über große Strecken des Buches nur eine Vermutung ist, nie aber ein Beweis vorliegt. Man rätselt und fiebert als Leser mit, ob die Kamera wohl je gefunden wird, falls ja, was die Aufzeichnung wohl enthalten mag, grübelt darüber, was das für die Menschheit bedeuten würde.
Auch ohne explizit Atheist oder strenggläubig zu sein, entwickelt die Erzählung einen Bann, dem man sich nur schwer entziehen kann. Andreas Eschbach hat unterschiedliche Charaktere erschaffen, die zwar einigen Klischees entsprechen, dabei jedoch auf ihre Art und Weise glaubwürdig wirken. Die unterschiedlichen Erzählperspektiven geben ein ordentliches Tempo vor, dass vor allem zum Ende hin nochmal angezogen wird. Dabei wirkt die Geschichte aber nie hektisch oder überladen.
Leseempfehlung, nicht nur für Thrillerfans.
- Ofir Raul Graizer
Ofirs Küche
(73)Aktuelle Rezension von: SarangeIch liebe dieses Kochbuch. Habe es dieser Tage zum zweiten Mal von vorne nach hinten durchgelesen, einschließlich fast aller Rezepte, und mir markiert, welche Gerichte ich in den nächsten Wochen ausprobieren möchte. (Viele. ) Dem ersten Lese-und-Nachkoch-Durchlauf verdanke ich bereits einige tolle Rezepte und die Entdeckung von Ofirs Lieblingsgemüse, der Aubergine, auch für meine Küche.
Dieses Buch ist jedoch nicht nur eine nett kommentierte Rezeptsammlung, sondern eine Philosophie des Kochens und Essens, wie sie mir bisher nur bei einer - ebenfalls jüdischen - Autorin untergekommen ist: in Jeanette Landers autobiografisch gefärbtem Werk "Überbleibsel. Eine kleine Erotik der Küche", das mein Kochen geprägt hat wie bisher kein anderes Buch.
Ofir Raul Graizer nun schreibt zu den verschiedenen Teilen des Kochbuches und zu vielen einzelnen Rezepten so persönliche, warmherzige, humorvolle und zugleich nachdenklich stimmende Einführungen, dass man in jeder Zeile seine Liebe zu diesem Gericht und seiner arabischen / ashkenasischen / sephardischen / usw. Herkunft spüren und beinahe schmecken kann. Die Rezepte sind bodenständig, nach meinen bisherigen Erfahrungen leicht nachzukochen und verzichten auf so irrelevante Dinge wie Kalorienangaben oder die exakte Dauer des Gemüseschnippelns, was sowieso nie stimmt, zugunsten der aus meiner Sicht viel interessanteren Hinweise wie "vegan" oder "glutenfrei". (Vegetarisch sind die Rezepte übrigens alle, wobei das nie an die große Glocke gehängt wird.)
Für die Qualität eines Kochbuches vielleicht am relevantesten: Unsere Küche quoll dieser Tage über vor Taboulé, gerösteten Auberginen, diversen orientalisch duftenden Schmorgerichten und Kaffee mit Kardamom, selbst die Spülmaschine riecht immer noch nach Petersilie und Minze, weil ich meine Lektüre ständig unterbrechen musste, um an den Herd zu stürzen und eine dieser Köstlichkeiten nachzukochen. Was will man von einem Kochbuch denn mehr...
- Sayed Kashua
Tanzende Araber
(25)Aktuelle Rezension von: irismaria„Tanzende Araber“ von Sayed Kashua handelt von einem palästinensischen Jungen, der in Israel lebt. Die Geschichte ist aus seiner Sicht geschrieben und in seinen Erzählungen von Eltern und Großeltern erfährt man vieles über die Geschichte Israels und das schwierige Zusammenleben von Juden und Arabern. Nach der Lösung eines öffentlichen Rätsels, darf der
Junge ein jüdisches Elite-Internat in Jerusalem besuchen. Als einziger Araber hat er es dort allerdings nicht leicht, erlebt aber die ganz andere Lebenswelt der jüdischen Mitschüler und verliebt sich auch in eine Jüdin.
Die Thematik ist sehr spannend, doch leider konnte mich der Stil nicht überzeugen. Viele Gedanken und Handlungen der Hauptperson konnte ich nicht nachvollziehen. Nebensächlichkeiten nahmen einen großen Raum ein, während wichtige Aspekte (wie etwa die Geburt der Tochter) nur nebenbei erwähnt wurden.
- Susan Abulhawa
Während die Welt schlief
(235)Aktuelle Rezension von: ManoikDie Art Gefühle und Empfindungen zu übermitteln beherrscht die Autorin hervorragend. Plötzlich erscheinen weder das Land noch die Leute als weit entfernte Fremde. Man erkennt Gemeinsamkeiten, trotz verschiedener Kulturen. Sorgen, Gedanken, Ängste. Gefühle die über jede Grenze hinwegreichen und geradezu ident erscheinen, unabhängig von Herkunft oder Religion.
Außerdem ist es oft schwer die Ungerechtigkeit, rohe Brutalität und Hoffnungslosigkeit, die mit Kriegen einhergehen, überbaupt zu begreifen. Die Autorin bringt Ansätze dieser Gefühle berührend nahe.
- Patrick Bambach
Per Anhalter durch den Nahen Osten
(15)Aktuelle Rezension von: BeiterSonjaDas Cover gefällt mir.
Am Anfang gibt es eine Karte, wo man als Leser die Reise mit verfolgen kann.
Der Schreibstil ist im Tagebuch - Stil. Finde ich persönlich gut, daher hat man das Gefühl mit dabei zusein. Den Mut die Strecke komplett zu trampen und bei Leuten zu übernachten, welche ich nicht kenne - Couchsurfing - finde ich mutig. Gerade in gewissen Ecken auf der Strecke.
Ich hätte gerne mehr erfahren über manche Orte bzw. von der Bevölkerung, Fotos fehlen auf jeden Fall. Das macht einen guten Reisebericht aus. Es gibt am Ende einige Fotos aber für einen Reisebericht zu wenig.
- Tuvia Tenenbom
Allein unter Juden
(13)Aktuelle Rezension von: Neuneuneugierig"Bitterböse", sehr authentisch (zumindest scheint es so, wenn man sich über #tuviatenenbom informiert) und ganz anders. Und nein, ich habe ich sein früheres Werk nicht gelesen. Doch scheint er vielen, viel zu ehrlich, als dass man es ertragen könnte. Das Buch teilt und vereint einen. Man diskutiert und argumentiert mit ihm. Stimmt ihm zu und ist wütend. Doch nach der Lektüre versteht man vieles doch einfach besser auch wenn man das vielleicht nicht immer zugeben möchte. Die Geschichte und Meinungs-Impfung ist schon sehr tief in uns verwurzelt.
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Ein halbes Jahr Israel Aufenthalt, mal als Jude, ganz oft als Österreicher und manchmal als Araber. Tuvia Tetenbom dort aufgewachsen, dann ausgewandert in die USA, studierter Künstler und Rabbiner besucht sein Heimatland und blickt "hinter die Kulissen". - Edgar Hilsenrath
Der Nazi & der Friseur
(162)Aktuelle Rezension von: MonaMourEs handelt sich um einen Roman über den SS-Mann und Massenmörder Max Schulz (phänotypisch dem "typischen Juden" gleichend), der in die Rolle seines Opfers Itzig Finkelstein (welcher wie ein "reinrassiger Arier aussieht") schlüpft und ein angesehener Bürger und Friseursalonbesitzer in Tel Aviv wird.
Tief schwarze, bitterböse Persiflage.Das Buch ist deftig in seiner Sprache und dabei poetisch zugleich. Ein sehr ungewöhnlicher Plot, der den/die Leser/-in bis an seine Grenzen, wenn nicht sogar darüber hinaus, bringt.
Mir ist nicht verständlich, dass dieses Buch nicht mehr Aufmerksamkeit erfahren hat.
Und ja: der Roman von Hilsenrath polarisiert und führt sicherlich bei mancher/manchem Leser/-in zu massiver Ablehnung. Als Holocaust-Überlebender ist ihm mit diesem Buch ein kleines Meisterwerk gelungen.
- Marina Lewycka
Das Leben kleben
(174)Aktuelle Rezension von: FortiFür mich lebte "Das Leben kleben" von seinen skurrilen, undurchschaubaren Nebendarstellern - allen voran Naomi. Leider nahm die Ich-Erzählerin Georgie mit ihren familiären Problemen zu viel Platz ein - im Vergleich war das eine zu gewöhnliche Geschichte. Ich hätte gerne mehr von den anderen Personen und dem Haus erfahren.
Insgesamt aber eine unterhaltsame Geschichte mit liebenswerten Charakteren. - Matt Ruff
G.A.S.
(146)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchDie politische Landschaft hat sich durch ein paar verheerende Kriege gewaltig verändert. Es gibt (fast) keine dunkelhäutigen Menschen mehr auf der Welt. Eine sonderbare Pandemie hat (nur) sie dahingerafft. Die „Neger“, die die Straßen noch bevölkern und allerorts anzutreffen sind, sind Maschinen. Es handelt sich um Androiden, die menschlich aussehen und dem Menschen das Leben vereinfachen und versüßen, weil sie ihnen einen Großteil der Arbeit abnehmen. Androiden werden universell eingesetzt (z.B. als Polizisten, Bauarbeiter, Hausbedienstete etc.). Produziert werden sie von einer Firma des Trillionärs Harry Gant, der sich Größerem verschrieben hat. Neben einer Vielzahl industrieller Unternehmungen strebt Harry Gant auch den Bau des höchsten Gebäudes der Welt, einem neuen „Turm zu Babel“, an. Mutationen haben in der Kanalisation für ein Eigenleben gesorgt. Gegen den so entstandenen gigantischen weißen Hai "Meisterbrau" steht das Zoologische Dezernat der Abwasserbehörde von New York City, das in der Kanalisation mit Booten Patrouille fährt, nahezu auf hoffnungslosem Posten. Und dann gibt es noch den (die Pandemie überlebten) grünäugigen dunkelhäutigen U-Boot-Kapitän Philo Dufresne, der mit seiner Crew und dem U-Boot „Yabba-Dabba-Doo“ Walfänger mit Sahnetorten bombardiert und Jagd auf Ökosünder, wie z.B. Schiffe von Harry Gants Flotte, macht. Eine etwas „verrückte“ Welt, in der jetzt auch noch einer der – eigentlich absolut harmlosen und friedfertigen – Gant'schen Androiden Harry Gants größten industriellen Widersacher, Amberson Teaneck, für immer „ausgeschaltet“ haben soll. Die Jagd nach dem Mörder beginnt und es entpuppt sich ein unheimliches Komplott, dessen Ziel es ist, die Menschheit auszurotten...
G.A.S. hat mich von der ersten Minute an gefesselt und die nur so sprühende Phantasie MATT RUFFs hat mich sofort in ihren Bann gezogen. G.A.S lebt einerseits von dieser (augenzwinkernden) Zukunftsvision und andererseits von den verrückten und schrillen Charakteren, die dem Autor nur so aus seiner Feder „geflossen“ sein müssen. Gekrönt wird das Ganze dann noch von den vielen schrägen Einfällen RUFFs mit vielen Anspielungen und voller parodistischem Anstrich.
- Valérie Zenatti
Leihst du mir deinen Blick?
(30)Aktuelle Rezension von: DieKirscheNachdem ganz in Tals Nähe eine Bombe explodiert ist, beginnt sie zu schreiben, um das Erlebte zu verarbeiten. Eines Tages kommt ihr dabei die Idee einen Brief - besser gesagt eine Flaschenpost - zu schreiben, mit der sie Kontakt zu einem gleichaltrigen Mädchen aus dem Gazastreifen aufnehmen möchte. Tatsächlich bekommt sie irgendwan eine eMail. Allerdings stammt diese vom 20-jährigen Naim, welcher den Israelies weder besonders feindsehlig noch wohlgesonnen gegenübersteht und sich auch gegenüber Tal zunächst sehr zurückhalten und ironisch gibt. Der Großteils dieses Buches ist in Briefform geschrieben.Auch einige wenige Chatunterhaltungen gibt es, ergänzt durch Erzählungen in der Ich-Form aus Tals oder Naims Sicht. Auf diese Art und Weise entsteht auf den wenigen Seiten ein sehr gutes Gesamtbild über die Gefühlswelten beider. Auch die Sprache ist dementsprechend einfach und schnell zu lesen. Obwohl beide nur 100 Kilometer voneinander entfernt wohnen, unterscheiden sich ihre Welten sehr stark und es wird erst nach und nach ersichtlich, dass es auch durchaus Gemeinsamkeiten zwischen ihnen gibt. Das Leben beider wird mehr oder weniger durch den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern geprägt. In Jerusalem werde Anschläge verübt, der Gazastreifen wird oft komplett abgeriegelt, es gibt Militärstreifen und Ausgangssperren. In ihren Briefen nähern sich die beiden nach und nach an während sie versuchen, den anderen zu verstehen. Hieran wird sehr deutlich, das es Frieden wohl kaum durch wechselseitige Gewalt sondern vielmehr durch einen Dialog geben wird, der jedoch nach wie vor eher in weiter Ferne schwebt. Am Ende des Buches ist man für beide Charaktere gleichermaßen eingenommen und macht sich gemeinsam mit dem jeweiligen Charakter Sorgen um den anderen, wenn wieder ein Selbstmordattentäter einen Sprengstoffgürtel gezündet oder eine Militärpatrouille geschossen hat. Allerdings fand ich beide Charaktere auch etwas überzeichnet. Tal ist die Optimistin in Person. Sie glaubt bedingungslos an den möglichen Frieden. Dazu gehört unter anderem, dass sie in diesem ersten Brief nach Gaza ihre komplette Identität offen legt, ohne Angst vor einem möglichen Fanatiker oder ähnlichem. Naim konnte mich auch nicht wirklich überzeugen. Er scheint das Gegenteil all dessen zu sein, was man sich unter "den Palästinensern" vorstellt. Sehr gebildet, steht er dem Islam kritisch gegenüber, hält nichts von den Kulturen seines Volkes, sondern sieht sich durch diese in seiner Freiheit eingeschränkt. Auch wenn seine Gedanken recht nachvollziehbar waren, hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass sich Tal mit jemanden unterhält, der nicht repräsentativ für den Konfliktpartner ist und gerade so wurde das Bild eines kaum möglichen Friedens noch verstärkt. Gut dargestellt werden hingegen die vielen Probleme, die es im Gazastreifen gibt und die durchaus eine ohnmächtige Wut bei den Betroffenen auslösen können. Das Ende ist gelungen und rundet dieses Buch gut ab. Für mich hätte es durchaus noch ein Epilog sein dürfen, damit die Dinge nicht so offen im Raum stehen bleiben, aber das Ende funktioniert auch so sehr gut. Fazit: In diesem Buch kann man viel über den Konflikt im Nahen Osten lernen. Dabei bleibt die Perspektive nicht einseitig und die Autorin schafft es den Leser zum Nachdenken anzuregen. Die Charakter wirken leicht stilisiert, schaffen es aber dennoch den Leser zu packen und erst nach der letzten Seite wieder loszulassen. Wertung: 4 Punkte Nicht nur für Jugendliche eine interessante Lektüre - Marcus Schütz
Klaftertief
(9)Aktuelle Rezension von: tigerbeaDie Geschwister Lukas und Sophia entdecken in einem Brunnen eine Botschaft, die nur durch einen Code zu lesen ist. Sie sind erfolgreich und entdecken darin einen Hinweis auf den Schatz der Templer. Zusammen mit Marek, dem Sohn der Bauern auf deren Grundstück der Brunnen steht, machen sie sich auf die Suche nach dem Schatz und geraten in viele Abenteuer.
"Klaftertief" ist ein Jugendroman, der sich auch für Erwachsene eignet. Man muß sich nur darauf einlassen. Die Handlung ist nicht rasant spannend, sondern halt auf Jugendliche ausgelegt. Jedoch lernt man hier noch eine Menge über die Templer und ihre Bräuche. Ich glaube nicht, daß einige Details sehr verbreitet sind, so daß man auch als Erwachsener so manches mal staunt und es fast nicht glauben kann. Die Charaktere sind recht gut beschrieben und leben vor den Augen des Lesers. Einziges Manko sind die immensen Zeitsprünge. Hier muß man schon etwas aufpassen, denn es werden auch gerne einmal 2 Jahre übersprungen. Schöner wäre eine fortlaufende Handlung gewesen. Aber gut, wenn man es nicht überliest, ergibt sich auch mit den Sprüngen eine komplette, stimmige Handlung.
Mit "Klaftertief" hat man ein unterhaltsames Buch vor sich, daß für jede Altersstufe geeignet ist.
- Rainer M. Schröder
Himmel ohne Sterne
(11)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerIch bin von diesem Buch Fasziniert gewesen. Vieles über die Zeit nach dem Krieg, die Shoah und die Gründung Israels wusste ich, aber ich habe durch dieses Buch auch noch vieles dazu gelernt. Die Hauptfiguren gehen einen ans Herz, vor allem die Zerrissenheit, wie das Leben weitergehen gehen soll, nach der Tragödie der Shoah, aber auch mit der Hoffnung einen eigenen Staat gründen zu können. Rainer M. Schröder webt wahre Ereignisse sehr geschickt, um die Hauptfiguren herum. Es gibt auch die ein oder andere Liebesgeschichte, mit denen man natürlich mitfühlt.
Dieses Buch hat mich sehr bewegt, ich bin froh das ich es für mich entdeckt habe. - Ursula Hauser
Die Rebellin
(8)Aktuelle Rezension von: Diana182Dass Cover zeigt eine ältere, sympathische Dame mit einem offenen Lächeln im Gesicht. Bisher war sie mir leider noch nicht bekannt, die Buschbeschreibung klang jedoch sehr ansprechend. Daher wollte ich sehr gerne mehr erfahren.
Dieses Leben ist alles andere als Alltäglich und Durchschnittlich. Die Hauptperson berichte von so einigen Höhen und Tiefen in ihrem Leben, welche anderen Leuten schon den Boden unter den Füßen weggerissen hätte- nicht aber Ursula Hauser! Sie lässt sich nicht unterkriegen und geht ihren Weg, so steinig er auch sein mag. Dieser Lebenswille und das Durchhaltevermögen haben mir sehr imponiert.
So habe ich dieses Buch auch fast am Stück verschlungen und wollte mit dem Lesen gar nicht mehr aushören. Frau Hauser wirkt direkt vertraut und sympathisch und die Beschreibung der einzelnen Begebenheiten fand ich sehr interessant und lesenswert.
Mein Fazit:
Eine tolle, spannende, lesenswerte Geschichte über eine starke Frau, die ihren Weg geht und niemals aufgibt! - Tom Segev
Es war einmal ein Palästina
(6)Aktuelle Rezension von: SokratesDas Buch kann nur zum Teil überzeugen: Segev's Erzählstil bleibt sehr erzählerisch, legt wert auf persönliche Erzählungen und Erlebnisse. Dabei bleibt leider ein wenig die Historie außer Acht bzw. sie wird mit dem Persönlichen verwoben. An einigen Stellen erscheint das Buch daher langatmig, der Leser neigt zum Weiterblättern. Historische Erläuterungen werden nur am Rande hinzugeworfen. - Schade, denn der Titel hat sehr viel Interessantes versprochen. - Pierre Jarawan
Am Ende bleiben die Zedern
(130)Aktuelle Rezension von: jenvo82„Du kannst nach weiteren Straßen suchen, und ich bin sicher, du wirst sie finden. Du kannst diese Straßen sogar entlanggehen. Aber immer, wenn du an ihr Ende kommst, wirst du merken: Du stehst wieder an derselben Kreuzung, von der aus du gestartet bist.“
Inhalt
Als Samir gerade einmal 8 Jahre alt ist, verschwindet sein Vater spurlos. Aber was treibt ihn von seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern fort, wo ihm doch erfolgreich die Flucht aus dem Bürgerkrieg im Libanon gelungen ist? Samir ist der festen Überzeugung, dass sein Vater wiederkommt, auch wenn er aus freien Stücken gegangen ist und seither keinerlei Kontakt pflegt. Die Spurensuche nach seinem geliebten Geschichtenerzähler, mit dem ihm so viel verbunden hat, wird für Samir zur Passion, er kann einfach nicht loslassen und verpasst derweil sein Leben in der Gegenwart, wenn es ihm nicht endlich gelingt mit seiner Vergangenheit Frieden zu schließen. Mit fast 30 Jahren begibt er sich erstmals in den Libanon, mit der Hoffnung dort endlich Antworten auf seine drängendsten Fragen zu finden und vielleicht gelingt es ihm ja doch, jenen Entschwundenen aufzuspüren, den er schon so lange und intensiv sucht.
Meinung
Dieser Roman hat tatsächlich schon 6 lange Jahre in meinem Regal geschlummert, bevor ich es nun geschafft habe, ihn zu lesen. Damals habe ich ihn mir auf Grund zahlreicher positiver Leserstimmen zugelegt und ihn dann doch immer mehr aus den Augen verloren. Die Kombination aus einer berührenden Familiengeschichte und dem dramatischen Schicksal des Nahen Ostens, wie es der Klappentext verspricht, klangen sehr vielversprechend, weil ich es mag, literarisch den Spuren einer Geschichte zu folgen und mich mit Menschen zu identifizieren oder ihre Hintergründe kennenzulernen. Nur leider, war meine Erwartungshaltung an diese Story eindeutig zu hoch.
Sprachlich liest sich der Text angenehm, hegt aber keine besonderen Ansprüche, was auch daran liegen mag, dass im ersten Drittel des Buches ein Achtjähriger der Erzähler ist. Doch auch auf den folgenden Seiten bleibt der Anspruch, welchen ich hatte, auf der Strecke. Generell zwar eine interessante Geschichte, die hier aber mehr und mehr ihren Reiz verliert.
Meine Kritikpunkte beziehen sich im Wesentlichen auf den gewählten Fokus, der ganz tief in die Seele eines Betroffenen eindringt, um seine Handlungen deutlich zu machen und alle Beweggründe offenzulegen. Zunächst sind es nur grobe Pinselstriche, die geführt werden, doch dann bekommt der Leser die Scheuklappen aufgesetzt und muss sich fast zwanghaft in die Suche nach dem Vater ergeben, denn mehr Handlungsspielraum bleibt ihm nicht.
Ich habe eindeutig eine zweite Perspektive vermisst, gerade weil sich der Erzähler so zum Träumer mausert und fanatisch seinen verpassten Chancen nachtrauert – so wenig Entwicklungspotential für einen jungen Menschen, dass erscheint mir etwas weltfremd, zumal ich selbst in diesem Alter meinen Vater verloren habe, doch da war meine Gedankenwelt mit 30 Jahren eine ganz andere.
Der Text wird immer pathetischer und hat mich irgendwann verloren, da hilft es dann leider auch nicht, wenn man sehr gute Einblicke in die politische Situation der damaligen Zeit bekommt und gut nachvollziehen kann, welche Alternativen den betroffenen Familien eigentlich blieben.
Fazit
Leider werden es hier nur 3 Lesesterne für eine durchaus lesenswerte Geschichte, die aber um die Hälfte des Textes hätte gekürzt werden können, weil sich die Gedanken immer nur um ein und dieselbe Sache drehen.
Menschlich betrachtet konnte mich die dominante Erzählfigur nicht überzeugen und sie nimmt der Hintergrundgeschichte ihren Reiz, weil die Gegenwart in Anbetracht der traurigen Vergangenheit nur wenig Augenmerk erhält. Samir trauert seinem Vater hinterher, dessen einfühlsamen Geschichten, die wie er später herausfindet, nicht nur der Phantasie des Erzählers entspringen.
Er setzt sich intensiv mit den Begriffen Heimat und Identität auseinander und verfehlt doch eine konkrete Aussage. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, der Protagonist möchte Mitleid beim Leser erwecken, doch damit kann dieser Roman nicht wirklich bei mir punkten.
- Eric-Emmanuel Schmitt
Das Evangelium nach Pilatus
(51)Aktuelle Rezension von: SaintGermainEin Mann im Garten am Ölberg, allein, am Vorabend seiner Verhaftung. Die Worte der Mutter klingen ihm noch im Ohr: »Jemand, der liebt wie du, wird leiden müssen.« Ein schlechter Jude, ein schlechter Zimmermann. Er wartet auf die Soldaten, die ihn holen und abführen werden. Er wartet auf seine Hinrichtung. Ein anderer Mann, ein anderer Ort. Vielleicht fünfzehn Verhaftungen, nur drei Kreuzigungen, es hätten geruhsame Feiertage für ihn werden können. Doch dann verschwindet die Leiche eines der gekreuzigten Männer. Ganz Jerusalem ist erschüttert, die Menschen sprechen von Wunder und Auferstehung, manche sagen, der Gekreuzigte sei ihnen erschienen, oder man habe zumindest davon gehört. Pilatus hat wenig Verständnis für die jüdischen Verrücktheiten, die Lage muß beruhigt, der Tote muß gefunden werden, die Ermittlungen beginnen. Judas, der Verräter, Pilatus, der Henker, und Jesus das Opferlamm? – vergessen wir diese Rollenfestschreibung. Schmitt befreit die Protagonisten der Passionsgeschichte von jeder Überhöhung oder Vorverurteilung, haucht ihnen mit frischer Feder neues Leben ein und erzählt uns eine sehr vertraute Geschichte so spannend und neu, als hörten wir sie zum ersten Mal.
Die Geschehnisse der Evangelien in Romanform gab es ja schon häufig, mal mehr, mal weniger skandalös.
Dieses Buch hat mich aber besonders berührt, weil die Darstellung etwas anders als üblich ist. Der erste Teil wird aus der Sicht von Jesus selbst erzählt, wie er sich als Junge zunächst wie alle Kinder für unsterblich hält, nach dem Tod seines Vaters Joseph aber begreift, dass Menschen sterben müssen. Erst spät entdeckt er seine Berufung und beginnt öffentlich zu lehren.
Nach der Kreuzigung wechselt die Perspektive. Nun erzählt Pilatus, der römische Statthalter, der Jesus widerwillig zum Tod am Kreuz verurteilt hat, weil das Volk es so wollte. In Briefen an seinen Bruder in Rom berichtet er von diesem seltsamen "Magier", der so sehr den Zorn des Volkes auf sich gezogen hat, dass es seinen Tod forderte.
Als drei Tage später die Leiche des Gekreuzigten aus dem Felsengrab verschwindet, glaubt Pilatus zunächst an eine Verschwörung, doch alle seine Aufklärungsversuche laufen ins Leere. Und überdies stellt sich heraus, dass seine über alles geliebte Frau Claudia heimlich eine Anhängerin dieses Jesus war.
Schmitt erzählt ganz schlicht und sehr menschlich die Geschichten, die man aus der Bibel kennt, und erfüllt sie mit Leben, entstaubt sie, regt dabei zum Nachdenken an, zeigt aber auch viel Sinn für Humor und Zwischenmenschliches.
Als kleines Bonbon gibt es noch einen Anhang über die Entstehungsgeschichte des Romans und Schmitts eigene Gedanken und Erfahrungen zum Christentum, eine sehr interessante Ergänzung. - Jennifer Sieglar
Ich versteh die Welt nicht mehr
(7)Aktuelle Rezension von: theophilia
Liebe Leser, heute möchte ich Euch das Buch „Ich versteht die Welt nicht mehr“ von Tim Schreder und Jennifer Sieglar vorstellen. Auf dieses Buch bin ich aufgrund einer Empfehlung vom Piper Verlag gestoßen.
Inhalt:
Der Islamische Staat verbreitet weltweit Angst und Terror, in den USA wird ein Außenseiter zum Präsident gewählt, aus der Türkei vernimmt man ständig neue Schreckensmeldungen über Präsident Erdoğan und hierzulande wird die AfD stetig populärer – die Welt der Nachrichten dreht sich immer schneller, dabei sind viele Themen ohne fundiertes Hintergrundwissen kaum zu verstehen. Zugleich konsumieren viele Menschen diese Meldungen vor allem bruchstückhaft über die sozialen Medien. Hier setzt »Ich versteh die Welt nicht mehr« an und bietet auf verständliche und unterhaltsame Art Hintergründe zu den wichtigsten Nachrichtenthemen unserer Zeit.
Meine Meinung:
Das Cover des Buches ist in Himmelblau gehalten. Vielleicht soll es die Draufsicht vom Weltall darstellen. In der Länderkarte stecken Fähnchen mit den jeweiligen Brennpunkten die im Buch erklärt werden.
Das Buch „Ich verteh die Welt nicht mehr“ wurde von Tim Schreder und Jennifer Sieglar als Klappenbroschur im Piper Verlag aufgelegt. in den Klappen sind auf einer Landkarte die Punkte der Erde zu sehen, von welchem in dem Buch die Berichte sind. In der hinteren Klappe sind Tim und Jenni bei der Arbeit zu sehen. Beide sind u.a. als Moderatoren der Kindersendung Logo bei Kika bekannt.
Das Buch hat neben einem Vorwort, Dankesteil und Buchempfehlung 33 kleine Kapitel mit unterschiedlichen Brennpunkten der Erde. Das Buch kann auch als kleines Einführungslexikon zur aktuellen Weltpolitik gesehen werden. Nach der Kapitelüberschrift kommt eine kurze Einleitung farblich hinterlegt.
Die Schrift ist in 2mm Standardschrift als reines Textsachbuch gedruckt. Nur zur Einleitung eines Kapitels ist ein Globus aufgedruckt mit einer Fahne, welche in dem Teil der Erde steckt, welches gerade besprochen wird. Vielleicht hätte eine etwas größere Landkarte als optische Orientierung neben der großen Weltkarte am Anfang des Buches zur näheren Orientierung verholfen.
Das Buch kann wie ein kleines Lexikon verwendet werden. Jedes Kapitel lässt sich unabhängig vom anderen lesen und keines baut auf dem anderen auf.
Tim und Jenni kenne ich von den Logonachrichten. Dort werden die Tagesnachrichten so für Kinder erklärt, dass sie verstehbar sind. Daher bin ich mit der Erwartung an das Buch gegangen, dass dies in einer einfachen Sprache gehalten ist. Doch bei näherem Durchlesen wurde mir schnell klar das das Buch für Teenager bzw. junge Erwachsene gedacht ist. Aber auch Senioren und Eltern von Kindern, die Tim und Jenni aus Logo kennen, sind mit diesem Buch angesprochen.
Das Buch setzt einen etwas weiteren Sprachwortschatz voraus wie Logo Kindernachrichten. Ist aber im Prinzip genauso gut verständlich und tiefgründig geschrieben. Einige Themen z.B. Mord und Vertreibung sind für jüngere Kinder nicht so geeignet genauer auszuführen. Aber auch Eltern und Senioren sind
Was ich aus dem Buch lernen konnte
Es ist nicht aussichtlos die politische Weltlage zu verstehen. Hier ist ein Buch, das dem oftmals überforderten Nachrichtenseher Klarheit in die tägliche Nachrichtenflut an Hintergrundwissen bringt. Die 33 Weltbrennpunkte werden von Anbeginn der Entstehung zeitgeschichtlich fortlaufend dargestellt.
Das Buch macht Mut sich weiter mit der Weltgeschichte auseinanderzusetzen. Erste Anfänge sind hier gelegt und der Nachrichtenseher kann sein hier erworbenes Wissen Tag für Tag selber vertiefen.
Dank an Tim Schreder und Jennifer Sieglar für die ausführliche Recherche zu den aktuell brisanten Tagesthemen. Es ist zu erlesen wie viel Zeit und Mühe sie in ihr Buch investiert haben.
Tim Schreder und Jennifer Sieglar durfte ich im Rahmen der Buchvorstellung auf der Frankfurter Buchmesse 2017 kennenlernen. Es hat mich gefreut sie genauso authentisch bei der Buchbesprechung zu erleben, wie ich Euch von Logo her kenne: jugendlich, kommunikativ und frisch aber trotzdem mit allem Ernst bei der Sache. Danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt das Buch zu signieren. Hoffe, dass ihr noch lange die Jugendlichkeit bewahren könnt, um Logo Nachrichten den Kindern zu Präsentieren.
Fazit:
Das Buch kann ich für jeden Empfehlen, der sich an der Weltgeschichte interessiert. Ein Muss für jeden der Tagesnachrichten besser verstehen will.
Autor:
Tim Schreder
Tim Schreder, geboren 1991, moderiert seit 2010 logo! und ist als Reporter für das ZDF weltweit im Einsatz. Er berichtete u.a. von den US-Präsidentschaftswahlen und der Fußball-WM in Brasilien. Für seine Reportage zur Flüchtlingskrise wurde er 2016 für den Grimme-Preis nominiert.
Jennifer Sieglar
Jennifer Sieglar, Jahrgang 1983, absolvierte ein Volontariat beim Hessischen Rundfunk, wo sie derzeit Moderatorin für die Hessenschau ist. Seit 2008 ist sie für die ZDF-Nachrichtensendung logo! tätig, die sie seit August 2012 moderiert.