Bücher mit dem Tag "ostpreussen"
21 Bücher
- Nele Neuhaus
Tiefe Wunden (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 3)
(739)Aktuelle Rezension von: SternenstaubfeeDieser dritte Band der Reihe hat es wirklich in sich. Den Buchtitel finde ich sehr gut gewählt, denn hier geht es wirklich um Wunden, die tief gehen und tief in die Vergangenheit zurückgehen...
Es beginnt mit einem Mord an einem 92-jährigen Holocaust-Überlebenden. Weitere Morde folgen, und dann stellt sich heraus, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint...
Der ganze Fall ist sehr komplex; wir haben relativ viele handelnde Personen. Es erfordert ein konzentriertes Lesen, um der Handlung gut folgen zu können bzw. um die Verwicklungen nachvollziehen zu können.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich mochte all diese Verwicklungen und die Wendungen, die es gab.
- Charlotte Link
Sturmzeit
(416)Aktuelle Rezension von: engineerwifeMan lernt sowohl die Familie sehr gut kennen und lieben oder hassen, als auch die jeweiligen Dinge die sich in der Zeit tatsächlich abspielten. Geschichtliche Fakten in Romanform kann man sich einfach besser merken. Auch hier freue ich mich auf die beiden weiteren Teile der Trilogie.
- Charlotte Link
Sturmzeit - Wilde Lupinen
(306)Aktuelle Rezension von: _jamii_Deutschland 1938. Alle Zeichen stehen auf Sturm, aber im Gegensatz zu ihrer Mutter Felicia kümmert Politik die junge Belle Lombard nur wenig. Ihre Pläne gelten einzig ihrer Filmkarriere in Berlin und dem vermeintlichen Mann ihrer Träume, dem Schauspieler Max Marty. Während Belle sich auf die bevorstehende Hochzeit auf dem Gut der Familie konzentriert, verteidigt Felicia indes als erfolgreiche Unternehmerin rücksichtslos ihre Interessen – sogar gegen die eigenen Gefühle. Doch der ausbrechende Krieg macht auch vor der weitverzweigten Familie der beiden Frauen nicht Halt und droht ihnen schließlich, alles zu nehmen. Und Belle und Felicia müssen schließlich eine Entscheidung treffen, die ihr Leben für immer verändern wird …
Es ist zwar der zweite Teil einer Reihe, das erste Buch muss aber nicht bekannt sein, um dem Geschehen in diesem Teil folgen zu können.
Der Schreibstil ist durchgehend eher langatmig. Spannung kommt selten auf. Beschreibungen sind teilweise sehr detailreich, was das Gefühl, nicht wirklich vorwärtszukommen noch verstärkt. Ab und zu gibt es Zeitsprünge von teilweise Jahren, was mich in meinem Lesefluss doch etwas gestört hat.
Weder Belle noch Felicia sind mir wirklich sympathisch, da sie fast ausschliesslich auf ihren eigenen Vorteil aus sind, ohne Rücksicht auf die Menschen um sie herum. Ob das jetzt der Ehemann, Partner oder gar das eigene Kind ist, spielt keine Rolle.
Das Ende zieht sich nochmals stark in die Länge, bevor das Buch dann ziemlich abrupt zu Ende ist.
Alles in allem zwar interessante Einzelschicksale zweier Frauen und deren Umfeld während der Kriegszeit, leider aber sehr langatmig erzählt.
- Marion Gräfin Dönhoff
Kindheit in Ostpreußen
(23)Aktuelle Rezension von: ArbutusAdel verpflichtet. Diese einfache Regel haben die Grafen Dönhoff zu allen Zeiten sehr ernstgenommen. Wie wohltuend setzt sich der hier vorgestellte ostpreußische Landadel von arroganten westlichen Adelsgeschlechtern ab, wie sie zum Beispiel in Karen Duves Annette-von-Droste-Hülshoff-Roman beschrieben werden. Trotz des gediegenen Wohlstands wurden die Grafenkinder auf dem Gut Friedrichstein kurz gehalten und zur Sparsamkeit erzogen. Sie halfen bei der Ernte, und ihre Schlafzimmer waren, im Gegensatz zu den repräsentativen Räumen des Schlosses, äußerst spartanisch eingerichtet. Zu vielen Schlossdienern und Landarbeitern hatten die Kinder ein gutes Verhältnis, und Dönhoff bemerkt augenzwinkernd: „Die Erziehung durch die Hausleute und Handwerker war [...] wirklich viel nachhaltiger als durch jene Theoretiker, die dafür angestellt waren.“ Die Kindheit, die Marion Gräfin Dönhoff in ihrem Buch beschreibt, war, trotz strenger Regeln, frei und unbeschwert. Mir gefällt, dass es Mädchen und Jungen waren, die gemeinsam die vielen Verbote brachen. Gemeinsam in der Nacht ausritten, wenn sie zeitweilges Reitverbot hatten, gemeinsam heimlich auf Gänsejagd gingen. Oder die Treppe in der Kleinen Halle auf einem Tablett hinunterrodelten ... „Und wenn einmal Verwandte oder Bekannte gleichaltrige Kinder mitbrachten, konnten wir gar nicht erwarten, dass sie wieder abfuhren, denn meist waren sie für unsere Zwecke ganz unbrauchbar: entweder zu fein oder zu ängstlich.“ Es verwundert nicht, dass hier wichtige Persönlichkeiten des späteren Kreisauer Kreises heranwuchsen.
Man erfährt einiges über das auf dem elterlichen Gut herrschende System des Fideikommiß, das den Gutherren und die Landbevölkerung zu einer konstruktiven gegenseitigen Abhängigkeit verpflichtete und, im Fall des Gutes Friedrichstein, offensichtlich sehr gut funktionierte, da es in gegenseitiger Wertschätzung praktiziert wurde. Die Gräfin räumt auch mit dem Vorurteil auf, die großen Güter des Ostens seien durch das sogenannte ausbeuterische „Bauernlegen“ entstanden.
In dem Kapitel über die polnischen Dönhoffs wird es allerdings für die unbedarfte Leserschaft etwas abgedreht; hier verlor ich schon mal den Überblick. Vielleicht hätte der heutige Leser auch manche Anekdote gern ein wenig aufgepeppter präsentiert bekommen, vielleicht auch ein wenig mehr in einem großen runden Zusammenhang. Aber was macht das schon? Die Erinnerungen der Gräfin sind ein einmaliger zeitgeschichtlicher Schatz. Ihre Schilderungen öffnen auf ungewöhnliche Weise den Blick auf verschiedene vergangene Zeitalter. Erhellende historische Fakten wechseln sich in loser Folge mit interessanten Details aus der Gutswirtschaft ab. Wunderschöne poetische Beschreibungen gelingen Dönhoff, wenn sie vom Rhythmus der Jahreszeiten schreibt.
Aber plötzlich das Führerhauptquartier in der Wolfsschanze, ganz nah. Das hatte ich in meiner naiven Vorstellung nie so weit im Osten angesiedelt. Da lagen einige Dinge nah. Näher, als Adolf Hitler dachte. Und doch hat dieser blöde Eichentisch gehalten. In Folge des missglückten Attentats wurden viele der geliebten Freunde hingerichtet. Marion Gräfin Döhhoff war nur am Rande beteiligt, wurde verhört, entging aber einer Verurteilung. Da die Autorin andernorts bereits ausführlich darüber geschrieben hat, wird dieser Erzählstrang hier nur gestreift. Aber er lenkt den Blick unerbittlich auf die Tatsache, dass die wunderbaren Schilderungen aus der Kindheit ein wehmütiger Blick zurück auf ein verlorenes Paradies sind. Denn Hitlers wahnsinniger Krieg hatte zur Folge, dass die Gräfin aus ihrer Heimat fliehen musste und Schloss Friedrichstein unwiederbringlich in Flammen aufging. Ihr Blick zurück geschieht in Trauer, aber nicht im Zorn, und wenn ich ihr Gänsehaut erzeugendes Schluss-Statement lese, ahne ich, warum meine Mutter so ein großer Fan dieser besonderen Frau war.
Leseempfehlung! - Charlotte Link
Sturmzeit - Die Stunde der Erben
(277)Aktuelle Rezension von: _jamii_Deutschland 1977. Alexandra Marty hat viel von ihrer Großmutter Felicia geerbt – nicht nur deren Familiensinn, sondern vor allem auch ihren Ehrgeiz und Freiheitsdrang. Aufgewachsen in den Jahren politischer Unruhen und Veränderungen, ist Alexandra eine junge Frau ihrer Zeit, kühl und zärtlich, eigenwillig und anschmiegsam, träumerisch und mit einem ausgeprägten Blick für die Wirklichkeit. Doch als sie das große Erbe Felicias antritt und das Familienunternehmen übernimmt, trifft sie eine folgenschwere Entscheidung, durch die auf einmal alles auf dem Spiel steht. Ein Zurück in die behütete Idylle auf dem Gut der Familie kann es nicht geben, und Alexandra muss sich erneut entscheiden, ob sie ihren ganz eigenen unabhängigen Weg gehen und sich endlich aus dem Schatten ihrer Familie lösen möchte ...
Ich hatte echt meine Zweifel, ob ich dieses Buch überhaupt lesen sollte, weil ich solche Mühe mit dem zweiten Teil bzw. vor allem mit Felicia und Belle gehabt habe.
Ich bin froh, habe ich es dann doch gelesen, denn Teil 3 ist um Längen besser als der Vorgänger! Zum einen hilft, dass Felicia und Belle nicht mehr die Hauptfiguren sind, sondern eben ihre Erben, mit welchen ich deutlich besser klargekommen bin. Belle nimmt nur noch eine Rolle am Rande ein, Felicia ist immer noch präsent. Während diese am Anfang immer noch schwierig zu ertragen war, ging das im Verlaufe des Buches besser.
Es gibt hier mehr unabhängige Einzelgeschichten als vorher. Man kann an mehreren Schicksalen teilhaben, welche eigentlich nichts miteinander zu tun haben, ausser dass die einzelnen Personen auf welche Art auch immer miteinander verwandt sind. Entsprechend weniger sind sie auch miteinander verknüpft.
Ebenfalls wird die Zeit der deutschen Spaltung sehr interessant und bildlich dargestellt.
Manchmal, vor allem gegen Ende, ziehen sich die Ausführungen etwas in die Länge, aber ansonsten sehr gelungener Roman mit starken Charakteren!
- Iny Lorentz
Dezembersturm
(218)Aktuelle Rezension von: kidcat283Als Lore eines Abends von ihrem Großvater Nikolaus von Trettin nach Hause kehrt, findet sie ihr Elternhaus in Flammen wieder. Da es ziemlich spät ist und ihre Familie schon geschlafen hat, bemerkten sie das Feuer nicht und sterben alle.
Nun lebt sie bei ihrem Großvater, dem auch das Schicksal nicht wohlgesonnen ist und er sie vor seinem Neffen schützen möchte, in dem er sie auf eine Reise schickt. Sie soll das Land verlassen und nach Amerika gehen. Ihr Erbe soll sie die ersten Jahre über Wasser halten. Doch das Schiff, mit dem sie reist, soll das Ziel nie erreichen.....
Meine Meinung:
Es ist ein historischer Roman mit einigen spannenden Stellen.
Der Großvater hat seine Enkelin sehr gerne, obwohl es am Anfang nicht so scheint.
Wenn ich an die Zofe denke, die Lore auf der Reise begleiten sollte, denke ich mir nur, jeder bekommt das, was er verdient.
Ansonsten eine schöne Geschichte für zwischendurch, die auch noch weitergeht.
Ich bin gespannt. - Siegfried Lenz
Heimatmuseum
(32)Aktuelle Rezension von: coimbradeutsche Geschichte über drei Generationen. " Weltkunde beginnt mit Heimatkunde oder endet mit ihr".Von der Jugend in Masurien, vom zweiten Weltkrieg iund dem Elend der Flucht erzählt der Begründer des Heimatmuseums, das einst in Masuren gestanden hat.Der Vater braut Zaubertränke, der Onkel ist leidenschaftlicher Heimatforscher. Heimat wird von seinen " Belastungen befreit, seine Unbescholtenheit wieder zurückgegeben". Dagegen stehen völkische Arroganz und Chauvinismus. - Ulrike Renk
Die Jahre der Schwalben
(112)Aktuelle Rezension von: rose7474Habe diese Saga nun zum 2. Mal mit Begeisterung gelesen und werde es bestimmt irgendwann mal wieder lesen. Mich konnte der Roman wieder total fesseln daher eine absolute Leseempfehlung von mir und 5 Sterne.
- Lo Malinke
Alle müssen mit
(36)Aktuelle Rezension von: peedeeDie Geschwister Inge, Klaus und Uwe haben seit Jahren keinen Kontakt zueinander – erst bei der Testamentseröffnung ihres verstorbenen Vaters kommt es zu einem Wiedersehen. Den Geschwistern wird mitgeteilt, dass das Erbe nur dann ausgezahlt wird, wenn sie gemeinsam nach Polen reisen, um dort die Asche ihres Vaters zu verstreuen. Ein Roadtrip der besonderen Art…
Erster Eindruck: Das Cover ist sehr gut gelungen, der Buchtitel ist in die Strasse „eingebaut“ – gefällt mir.
Das war für mich das zweite Buch von Lo Malinke, nach „Alle unter einer Tanne“. Jenes Buch, das sein Debüt war, hat mir ausgezeichnet gefallen. Etliche Klischees wurden zwar arg strapaziert, aber auf eine witzige, bissige Art. Daher war ich sehr gespannt auf das vorliegende Buch. Und?
Wie mein Rezensionstitel schon verrät, kam es bei mir schweren Herzens zu einem Buchabbruch nach 135 von 335 Seiten. Normalerweise hat ein Buch (und somit der Autor) ca. 50 Seiten Zeit, mich zu überzeugen. Da ich dieses Buch unbedingt mögen wollte – schliesslich fand ich das obgenannte Debüt wirklich toll –, gab ich ihm viel mehr Zeit (und Seiten). Ich merkte jedoch mit jeder weiteren gelesenen Seite, dass es mich einfach so gar nicht packt. Mich interessieren z.B. menschliche Ausscheidungen jedwelcher Art überhaupt nicht (und sie bieten für die Geschichte auch keinen Mehrwert). Ich konnte zu keiner einzigen Person eine Beziehung aufbauen – alle haben mich nur genervt und ich habe fortlaufend den Kopf geschüttelt. Die Geschwister Inge, Klaus und Uwe haben seit Jahren nicht miteinander gesprochen und jeder macht dem anderen insgeheim Vorwürfe. Darüber sprechen? Sicher nicht! Inge idealisiert ihren verstorbenen Vater, auf den Klaus sehr wütend ist. Uwe wirkt spätpubertär und ist eher gleichgültig – er hat andere Sorgen mit sich selbst und seinem Liebesleben. Das wiederum – Uwe ist schwul – ist für Klaus offenbar ein schwieriger Punkt. Inge und ihre Tochter Jule haben sich im Grund der Dinge auch nicht viel zu sagen. Diese Vierergruppe muss also mit dem Notariatsgehilfen den Roadtrip nach Polen unternehmen, um das Erbe antreten zu können. Aber was gibt es überhaupt zu erben? Was erhoffen sich die Geschwister von dieser Reise? Eine bessere Beziehung zueinander?
Auf dem Cover steht „Ein unvergesslicher, erhellender Roadtrip.“ – diesem Votum kann ich mich leider nicht anschliessen. Von mir gibt es aufgrund des Buchabbruchs leider nur 1 Stern, schade. - Katarina Botsky
In den Finsternissen
(1)Aktuelle Rezension von: SteffenMarciniak„Wie graues Wasser stieg das Tageslicht empor“, doch wird es in der „Nebelwelt“ verschollener Bücher selbst antiquarisch schwierig, die von Katarina Botsky aufzuspüren. Wie viele feinsinnige Autoren verschwinden aus dem Bewusstsein heutiger Leser, immer auf der Suche nach dem neuesten Bestseller. Wie viele wunderbare Autoren stehen in meiner eigenen Bibliothek, von denen ich glaube, kaum ein Mensch kennt sie noch, was ich mir am Beginn meiner Lesekarriere im Teenageralter nicht vorstellen konnte. Nun fand ich diese neu herausgegebenen Geschichten aus einer Welt hinter den Finsternissen von Katarina Botsky mit einem aufschlussreichen Nachwort als Zugabe, wo die Titel der übrigen, meist verschollenen Romane bibliographiert sind. Man wünschte sich dem Bändchen ein edles Leinenkleid, auf das es diesmal die Zeiten überdauert, dazu viele Leser und Entdecker . Die Autorin findet unendlich viele und wunderbare Bilder, Illustrationen zeichnen sich in der eigenen Gedankenwelt, am ehesten fiel mir Alfred Kubin ein, würde er Botsky gekannt haben, hätte er ihre Bildwelt aufzeichnen wollen. Den Jüngling mit dem Löwenkopf im roten Samtanzug auf gelbem Teppich liegend, die litauisch bunte Amme, den buckligen Zwerg mit dem Affengesicht – so viel Farbigkeit in den Finsternissen? Botsky schreibt über sie, die Ausgestoßenen und Verlachten, die sich vom „Grauvolk“ unterscheiden. Nach dem Lesen der ersten Novellen fragt man sich nicht mehr, welche von ihnen gefällt mir am besten, eher, welche stimmt einen am traurigsten. Man „weint sich satt“ und fragt, „was hat man in der Kindheit denn verbrochen, dass man so gestraft wird?“. Es wird klar, dass Botskys Gestalten irgendwann vom „fern galoppierenden Reiter“ eingeholt werden. Es schwebt ein fatalistischer Zug über ihrem Weltenraum und deutlich hört man „die Engel klagen“. Wenn „Neid und Grausamkeit die Grundlagen der menschlichen Gesellschaft geblieben“ sind, Armut, Krankheit, Hoffnungslosigkeit die Menschen martern und das „Grauvolk“ sie mit Hohn überzieht, fühlt man sich plötzlich schnell auch in unserer heutigen Zeit wieder. Dem Gefühl, dass sich „nie etwas Schönes von einem angezogen“, sondern „nur das am liebsten gemiedene, hässliche“ auf einen zubewegt, wie bekannt kommt einem das vor , in den Zeiten des Zusammenbruchs aller Werte. Niemanden „rühren die Jammernden, da sie doch hässlich“ sind. Die Träume von Botskys Figuren sind klein, der Friedhof hinter dem vernagelten Bretterzaun wird zum Paradies, weil er Freiheit verspricht. Ein „ewiges Weinen“ liegt über ihren Geschichten, voller Ängste und Wunder, in einer meisterhaften Sprache voller Bilder. Der Löwenkopfjüngling, der Schiller liest und die Liliputanerin im lila Kleid, so wundervoll diese Bildwelt am Schwanenkarussell des Jahrmarkts wirkt, umso abscheulicher quält sie „das Grauvolk“. Und dennoch, eines bleibt den Außenseitern und Verstoßenen, die Welt ihrer Träume, in die sie sich flüchten können, viele scheitern auch hier. Zumindest aber der Löwenkopfjüngling darf aus den dunklen Finsternissen in eine solche Traumwelt: „umgeben von blendender Helle, von strahlenden Engeln und weißen Auferstandenen“ mit starker Musik. Mögen doch allen Unterdrückten solche Welten winken. - Judith Nicolai
Das Herz der Schneetänzerin
(8)Aktuelle Rezension von: Siko71Anna kommt bei ihren Tanten in Bremen unter, nachdem sie vom Tod ihrer Mutter erfahren hat. Sie lernt Gisi kennen und arbeitet in einem Restaurante für in Bremen stationierte amerikanische GI's. Dort lernt sie eines Tages dem Amerikaner Sam Boyd kennen und lieben. Aber eine Person steht dem jungen Glück im Weg - Adam. Anna hofft auf ein Wiedershen mit ihm und gibt Sam keine Chance.Wie geht es mit den beiden weiter?
Eine sehr schöne Fortsetzug von "Die Schneetänzerin". Der Schreibstil ist sehr gefällig und man kann sich richtig in die Person Anna einversetzten. Manchmal würde ich ihr aber eher einen kleinen Dämpfer verpassen, da sie sich nicht entscheiden kann, wie sie sich Sam gegenüber verhalten soll. Ich freue mich nun auf den dritten und letzten Teil und hoffe es gibt ein Happy End.
- Sonya Winterberg
Wir sind die Wolfskinder
(11)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerAls Mama von 2 Töchtern ( 12 und 4 Jahre alt) war es teilweise fast unmöglich, diese Geschichten weiter zu lesen. Wie war es möglich diesen Teil unserer (deutschen) Geschichte einfach zu vergessen oder man kann fast schon sagen, zu ignorieren? Diese tragischen Lebensgeschichten gehören in den Schulunterricht zum Thema 2. Weltkrieg.
Ich bin auf dieses Buch gestoßen, da ich mich im Moment brennend für Ostpreußen und Hinterpommern interessiere. Der Heimat meiner Großeltern. Leider gibt es über Hinterpommern viel weniger Geschichten und Bücher.
Die Autorin erzählt in ihrem Buch die Geschichte mehrerer mittlerweile erwachsenen (gealterten) Wolfskinder. Den Namen haben diese Kinder sich selbst gegeben. Und ich finde, dieser Name passt genau. Denn nichts anderes waren diese Kinder!
In den letzten Kriegstagen des 2. Weltkrieges, aber auch in den 1-2 Jahren danach wurde Ostpreußen von deutschen Einwohnern "gesäubert". Nichts sollte mehr an Deutschland erinnern. Und so sind allein in Ostpreußen schätzungsweise 1,2 Mio Menschen auf der Flucht gewesen. Und wer nicht flüchten konnte oder wollte, der wurde in den Nachkriegsjahren ausgewiesen.
Auf der Flucht kommt es immer wieder vor, dass die Mutter nicht alle ihrer 5 oder mehr Kinder im Auge behällt und eines oder mehrerer ihrer Kinder dadurch verloren gehen. Oftmals müssen die Kinder aber auch mit ansehen, wie die rote Armee die Eltern erschießt. Die Kinder werden danach, wenn sie nicht auch erschossen werden, einfach ihrem Schicksal überlassen! Unglaublich. Oft ist es auch so, dass die Kinder noch lange mit ihrer Mutter auf der Flucht sind, aber die große Hungersnot die Mutter und auch viele Geschwister sterben lässt. Dann sind die Kinder allein.
Durch irgendeinen Umstand entsteht das Gerücht, in Litauen gebe es zu essen und Unterkünfte. Und so rotten sich immer mehrere Wolfskinder zusammen um, zumeist beim damaligen Tilsit (Memelland) über die Grenze ins benachbarte Litauen zu gelangen. Und tatsächlich wird den meißten Kindern hier geholfen. Nach tage-, wochen- und meißt jahrelangen Streifzügen kommen die meißten auf Bauernhöfen unter. Auch wenn sie dort wie Angestellte behandelt werden und oftmals nicht zur Schule gehen können oder dürfen, sind die Bauernfamilien ein Ersatz für die eigene verlorene Familie.
Leider gelingt es den meißten "Wolfsindern" nicht nach Deutschland zu kommen.
Wie ich in dem Buch erfahren musste, war es der Regierung Kohl nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nicht wichtig "unseren" deutschen Mitbürgern zu helfen. Die "Wolfskinder" hat man im Stich gelassen und so fristen sie ein Dasein in Litauen unter dem Existenz Minimum! Ein Anspruch auf Rente haben die wenigsten. Der Schulbesuch war zumeist unmöglich, galten die "Wolfskinder" doch als Deutsche!
Einzig der Familie von Stetten und deren Stiftung ist es zu verdanken, dass vielen "Wolfskindern" ein einigermaßen ruhiger Lebensabend möglich ist.
Mein Fazit: ein erschreckend ehrliches Buch. Die Autorin hat Geschichten gesammelt und sie do geschrieben, als würden die "Wolfskinder" selbst erzählen. Wie gesagt, dieser Teil unserer Deutschen Geschichte gehört in den Unterricht! - Arno Surminski
Vaterland ohne Väter
(13)Aktuelle Rezension von: WaschbaerinDass Arno Surminski ein Meister seines Fachs ist, muss man nicht extra betonen. Allein seine Sprache ist schon ein Lesevergnügen für sich.
In dem vorliegenden Buch werden mehrere Kriege nebeneinander gesetzt. Verblüffend, wie sich die Bilder/Worte gleichen.
Rebeka Rosen, nun im Ruhestand nimmt sich endlich die Zeit, alte Briefe und Aufzeichnungen, die schon jahrelang verstauben, endlich zu sichten und zu ordnen. Vielleicht weil ihr eigener Sohn in einer Friedensmission/Krieg auf dem Balkan ist, wächst ihr Interesse an Robert Rosen, ihrem in Russland gefallenen Vater.
Als junge Mensch wird er in einen Krieg geworfen, den er im Grunde nicht will. Er ist Landwirt und will die Felder der Familie in Ostpreußen bestellen. Doch er muss den Fahneneid schwören und ins Feld ziehen. Niemand fragt ihn nach seinen persönlichen Wünschen.
Er kommt nach Russland und sieht die Schönheit des Landes und der Natur, bringt dies auch zu Papier. Er hat das Glück, nicht in vorderster Front zu stehen, weshalb seine Kriegseindrücke anfangs eher friedlicher Natur sind.
Seinen ersten Heimaturlaub nützt er dazu, Erika, seine Jugendfreundin zu heiraten. Sie haben nur diese wenigen Tage des Urlaubs für ihre Ehe. Danach muss er wieder ins Feld und kommt nicht mehr zurück.
Diese kurze, gemeinsame Zeit genügte, dass von ihm etwas bleibt. Erika wird schwanger und bringt seine Tochter zur Welt, genau an dem Tag, als Robert in Russland fällt.
Rebeka ist eines der vielen Kinder, die während des Krieges geboren werden und ihren Vater nie kennenlernten. Alte Briefe und Notizen müssen reichen.
Arno Surminski schafft es, den Leser in die Rolle von Rebeka schlüpfen zu lassen. Ihre Gefühle kann man nachempfinden und dabei spüren, wie sie ihrem unbekannten Vater immer näher kommt. Man wird zum Zuschauer einer kleinen Gruppe junger Soldaten, die Läuse fangen und in russischen Flüssen baden, von alten Frauen bekocht werden, übermütig auf Obstbäume klettern und Kirschen essen und vorwärts marschieren müssen, ohne genau zu wissen, wo sie ankommen.
In den Roman sind Aufzeichnungen eines Westfalen verwoben, der ca. 200 Jahre zuvor mit Napoleon den gleichen Weg in einem sinnlosen Krieg nach Russland marschierte und nach der Niederlage wieder zurück. Auch der erste Weltkrieg spielt eine Rolle. Es bleibt das Gefühl, alle Kriege sind miteinander verwandt, durch Machtbesessenheit und Gier. - Maurice Ph. Remy
Mythos Bernsteinzimmer
(3)Aktuelle Rezension von: Jens65Der Autor M.P. Remy eigentlich ein erfolgreicher Dokumentarfilmproduzent ( Wilhelm Gustloff, Zarentochter Anastasia, Vatikan-Die Macht der Päpste , Holocaust, Mythos Rommel u.ä. ) bietet mit " Mythos Bernsteinzimmer " dem Leser ein völlig neues Bild einer Legende. Brilliant recherchiert vertritt Remy , gestützt auf unbekannte Fakten und historische Dokumente eine aufsehenerregende These gegen alle gängigen Meinungen und löst endlich das Rätsel um das so genannte achte Weltwunder : Das Bernsteinzimmer, ein Juwel deutscher Geschichte. Absolute Empfehlung für Fans / Interessenten deutsch-preußischer Geschichte. 'Um der Ehre willen': Erinnerungen an die Freunde vom 20. Juli ( 1. Juni 1996 )
(1)Noch keine Rezension vorhanden- Eva-Maria Bast
Mondjahre
(15)Aktuelle Rezension von: engineerwifeViele Namen machten mir den Einstieg in das Buch zunächst ein wenig schwer doch als ich mich eingelesen hatte, konnte ich mich wunderbar zurückfallen lassen und genießen. Der Roman nimmt seinen Anfang in einer schwierigen Zeit vor guten hundert Jahren. Man meint beinahe, das Säbelrasseln Kaiser Wilhelms durch die Zeilen zu hören. Wird der Kriegsausbruch in seinen Anfängen noch fröhlich bejubelt und gefeiert, so holt die Realität doch schnell die Menschen an allen Fronten an. Auch die Männer vom Bodensee werden zur kämpfenden Truppe geholt und die Frauen bleiben auf sich allein gestellt zurück. Ein schrecklicher Überfall in Ostpreußen – dicht an der russischen Grenze – spült schließlich auch die junge, traumatisierte Luise in den Süden und den Schoß der Familie. Jede der Frauen von jung bis alt geht anders mit den neuen Gegebenheiten um. Während Helene im Selbstmitleid zu ertrinken scheint, melden sich Luise und Johanna freiwillig zum Sanitätsdienst an der Front, eine Entscheidung, die ihr Leben endgültig auf den Kopf stellen wird. Und auch die Daheimgebliebenen – unter ihnen die schwangere Sophie - haben ihr Päckchen zu tragen, vermissen sie doch ihre Männer schmerzlich.
Wie schon erwähnt, fährt die Autorin Eva-Maria Bast gleich zu Anfang mit einer Flut von Namen auf, die man als Leser erstmal geordnet bekommen muss. Hier wäre vielleicht ein Stammbaum oder eine Familientafel am Ende hilfreich gewesen. Doch schließlich fand ich mich zurecht und war mittendrin im Geschehen. Da ich schon viele zu dieser Zeit spielende Bücher gelesen habe, ahnte ich, was geschichtlich auf mich zukommen würde, und trotzdem war ich mal wieder tief erschüttert von den armen Soldaten im Schützengraben aber auch vom Hunger und der Not der Zurückgebliebenen. Die Autorin schafft es mit ihrem flüssigen und anschaulichen Schreibstil eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen, denn immer wieder holt sie ihre Leser in genau diese zurück, wo eine scheinbar willkürlich zusammengewürfelte Gruppe junger Leute versucht der Vergangenheit ihr Geheimnis zu entlocken. Fast wünsche ich mir, die Autorin hätte die Gegenwartsebene unerwähnt gelassen und stattdessen einen rein historischen Roman geschrieben. Dennoch ist die Geschichte rund und fügt sich harmonisch zu einem Ganzen. Am Ende bleiben noch viele Frage offen aber Band zwei der fünfteiligen Jahrhundertsaga liegt schon bereit. Ich freue mich schon darauf zu erfahren, wie es weitergehen wird! Von mir gibt es für Band eins vier von fünf möglichen Sternen.
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