Bücher mit dem Tag "neurologie"
112 Bücher
- Richard David Precht
Wer bin ich - und wenn ja wie viele?
(655)Aktuelle Rezension von: JorokaUm es gleich vorneweg zu sagen: Dieses Buch gibt keine Antworten auf die letztendlichen Fragen, aber einen schönen und verständlich geschriebenen Überblick auf die Suche im Laufe all der zurückliegenden Jahrhunderte. Sicherlich gibt es fundiertere Werke, aber Precht hat für eine breitere Allgemeinheit geschrieben und dies gelingt ihm durchaus unterhaltsam. Er regt zum Nachdenken an und überrascht mit Themen, die man in einem solchen Buch eher nicht erwartet hätte: Wie sollen wir mit Menschenaffen umgehen?; Dürfen wir Tiere essen? Brauchen wir Eigentum?
Neben der philosophischen Reise gibt es auch immer wieder Einblicke auf die neueren Erkenntnisse der Hirnforschung und die dadurch ausgelösten Veränderungen der philosophischen Sichtweisen.
Precht hüpft von einem Thema zum nächsten und hat dabei keinen chronologischen Anspruch. Am Ende des Kapitels wird immer ganz geschickt zum nächsten übergeleitet.
Das Buch ist in drei große Absätze unterteilt:
1. Was kann ich wissen? .. die klassische Frage der Erkenntnistheorie; wo sind die Grenzen unseres Nachdenkens über uns selber und die Zusammenhänge der Welt.
2. Was soll ich tun? .. hier geht es um Moral und Ethik. Was ist gut, was ist böse. Welche Themen beschäftigen uns diesbezüglich als Mitglied einer Gesellschaft?
3. Was darf ich hoffen? .. Fragen nach Glück, Liebe, Gott, den "Sinn des Lebens"
Interessant fand ich, welch großen Raum der Utilitarismus im Buch einnimmt. Ansonsten doch wohl eher eine philosophische Randerscheinung, oder? Besonders nett: die Anekdote mit Mr. Spock.
Fazit: Wenn man Kant noch nicht im Original durchgelesen hat, aber sich trotzdem für seine und anderer philosophen Grundgedanken interessiert, ist man bei Precht nicht verkehrt. Noch etwas tiefer und strukturierter steigt jedoch Wilhelm Weischedel in "Die philosophische Hintertreppe" in die Materie ein. Spielerischer kann man es wiederum bei "Sophies Welt" von Jostein Gaarder haben.
- Sebastian Fitzek
Das Kind
(2.408)Aktuelle Rezension von: ChrisPunktMit "Das Kind" konnte Sebastian Fitzek mit aller Deutlichkeit den Beweis antreten, dass auch deutschsprachige Autoren großartige Thriller zu erschaffen vermögen.
Was für eine spannende Geschichte. Ständig neue Einblicke in eine turbulente Fahrt der Gefühle. Man fiebert mit dem Protagonisten mit und ist mitten drin im Geschehen.
- Oliver Sacks
Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte
(149)Aktuelle Rezension von: belli4charlotteIch bin auf das Buch gekommen durch eine neurologische Fortbildung zur Kognition. Denn dieses Buch ist dabei einzigartig gut. Es steckt voller skurriler Fälle und dabei eben mehr als lehrreich.
Das Gehirn als komplexes System voller Irrungen und Wirrungen und das zerbrechliche Sein.
Zum Beispiel gibt es da ein Mann mit medizinisch gesunden Augen und überdurchschnittlicher Intelligenz, der aber nach und nach nach seine Fähigkeit Bilder wahrzunehmen verliert. Was steckt dahinter, zudem er es selbst gar nicht wirklich wahrnimmt. Statt seinen Hut zu nehmen nimmt er den Kopf seiner Frau in die Hand.So auch der Titel des Buches.
Ein anderes Fallbeispiel legt dar, wie es ist, wenn man plötzlich sein eignes Bein als ein fremdes Bein anzieht und es lieber abgeschnitten bekommen will.
Das Leben mit Psychosen, Paresen , Anogsien oder auch anderen hirnorganischen Schäden werden hier unter die Lupe genommen und dabei emotional und nicht nur rein medizinisch betrachtet, so dass es auch Laien möglich ist den einzelnen Geschichten zu folgen und einen Einblick in die Neurologie zu bekommen. Eine Art Fachliteratur in Romanform. Definitiv zu empfehlen.
- Sebastian Fitzek
Splitter
(2.273)Aktuelle Rezension von: lyla_2912„Splitter“ von Sebastian Fitzek hat mir als Taschenbuch sehr gut gefallen. Ich habe das Buch bereits 2022 gelesen, rezensiere es nun aber zum ersten Mal.
Viel stärker als der Splitter, der sich in seinen Kopf gebohrt hat, schmerzt Marc Lucas die seelische Wunde seines selbst verschuldeten Autounfalls - denn seine Frau hat nicht überlebt. Als Marc von einem psychiatrischen Experiment hört, das ihn von dieser quälenden Erinnerung befreien könnte, schöpft er Hoffnung. Doch nach den ersten Tests beginnt das Grauen: Marcs Wohnungsschlüssel passt nicht mehr. Ein fremder Name steht am Klingelschild. Dann öffnet sich die Tür - und Marc schaut einem Alptraum ins Gesicht …
Wieder einmal eine spannende, aber auch leicht verwirrte Story ganz im Stil von Sebastian Fitzek.
Ich mochte es von der ersten Seite an, allein die Vorstellung, dass alles was man kannte plötzlich nicht mehr ist wie vorher ist ziemlich gruselig.
Eine gute Geschichte, die sich leicht lesen lässt und Spannung pur, bis zur letzten Seite.
- Sarah Kuttner
Mängelexemplar
(1.208)Aktuelle Rezension von: anscha1402Leseeindruck zu
Mängelexemplar von Sarah Kuttner
Ich habe gerade das Buch welches in der ich Perspektive geschrieben ist beendet.
Ich sortiere gerade noch meine Gefühle und Gedanken.
Erstmal vorweg, das Buch ist in seinem sehr flapsigen Schreibstil geschrieben. Voll gepackt mit ganz viel Selbstironie und etwas Situationskomik.
Ich mochte das Buch sehr. Ganz viel von mir spiegelt sich in diesem Buch wieder. Ganz viele Gefühle und Emotionen sind mir nicht unbekannt. Es wird quasi Karo durch die Erkrankung begleitet. Und da ich selber betroffene bin kann ich sagen das das Buch sehr authentisch ist.
Ich denke dieses Buch spiegelt die Komplexität einer Depression sehr gut wieder.
Jemanden der bisher noch keine Erfahrung mit der Thematik hatte, kann mit dem Buch vielleicht im Ansatz verstehen was in einem Menschen mit Depressionen vorgeht. Wer zum Beispiel Angehörige hat die erkrankt sind, dafür finde ich es einen tollen Roman.
Ich gebe dem Buch volle 5 von 5 Sternen und würde mir wünschen das noch ganz viele Menschen dieses wie ich finde sehr besondere Buch lesen.
Klapptext:
Die Psyche ist so viel komplizierter als eine schöne glatte Fraktur des Schädels.«
Karo lebt schnell und flexibel. Sie ist das Musterexemplar unserer Zeit: intelligent, selbstironisch und liebenswert. Als sie ihren Job verliert, ein paar falsche Freunde aussortiert und mutig ihre feige Beziehung beendet, verliert sie auf einmal den Boden unter den Füßen. Plötzlich ist die Angst da. Als auch die cleversten Selbsttäuschungen nicht mehr helfen, tritt sie verzweifelt und mit wütendem Humor ihrer Depression entgegen.
Dem Wahnwitz unserer Gegenwart gibt Sarah Kuttner eine Stimme. Lustig und tieftraurig, radikal und leidenschaftlich erzählt sie von der Verlorenheit, die manches Leben heute aushalten muss.
- S.J. Watson
Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
(1.645)Aktuelle Rezension von: YoliKikiChristine wacht auf und ist orientierungslos: Das Schlafzimmer ist ihr fremd, der Mann der neben ihr im Bett liegt ist ihr unbekannt. Sie kann sich an nichts erinnern. Mit Erschrecken stellt sie fest, dass sie nicht mehr in den 20iger ist, sondern bereits 47 Jahre. Was ist mit ihr passiert? Wer ist ihr Ehemann Ben der sich immer um sie kümmert, auf den sie angewiesen ist? Christine findet ein Tagebuch, das mit ihrer Handschrift geführt wird. Was ist wirklich passiert? Wem kann sie vertrauen?
Ein packender Thriller der einem Angst machen kann, wenn man sich in die Situation von Christine versetzt. Die Vorstellung sein Gedächtnis zu verlieren, in jeder Nacht in der man einschläft ist erschreckend. Ab der ersten Seite hat mich das Buch gefesselt und die Protagonisten sind sehr überzeugend umgesetzt worden. Jedes Kapitel ist mitreissend und spannungsgeladen. Der Schreibstil hat mich sehr überzeugt und bis zur letzten Seite habe ich mitgefiebert, gebangt und gehofft. Ein überzeugendes Ende mit einem absoluten Pageturner der mich sprachlos hinterlassen hat. Für Thrillerfans ein absolutes «must read».
- Ursula Poznanski
Thalamus
(705)Aktuelle Rezension von: LobitixIch fand die Storyline sehr gut und die vielen unerwarteten Wendungen haben mich überrascht. Das Setting, die Atmosphäre wie auch die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Die vielen Wendungen fand ich sehr spannend und haben mich immer wieder überrascht und die Geschichte die ganze Zeit über spannend gehalten. Auch den Schreibstil des Buches hat mir wie immer bei Ursula Poznanski sehr gut gefallen.
Ich würde das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, da ich beim Lesen ständig geraten habe, wie es ausgehen könnte.
LG Lobitix
- Haruki Murakami
Hard-boiled Wonderland und Das Ende der Welt
(535)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchWunderbares Buch, sehr phantasievoll, typisches Buch von Haruki Murakami
- Gavin Extence
Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
(520)Aktuelle Rezension von: Mrs_Nanny_OggDieses Buch fiel mir zufällig in die Hände und hat mir wunderbare Lesestunden geschenkt. Ich bin mehr als begeistert von der Geschichte, die von der Art an Bücher von John Irving erinnert, von der Art zu erzählen und den wunderbaren Gedanken und Impulsen, die ich darin entdeckt habe. Es ist eines dieser Bücher, die mich vom ersten Satz an gefangengenommen haben.
Die Geschichte wird aus der Sicht des 17jährigen Alex erzählt, der etwas ausholen muss, um SEINE GEschichte zu erzählen. Er fängt bei dem Zeitpunkt an, als er berühmt wurde, weil ihn im Badezimmer seines Hauses in Südengland ein Meteorit getroffen hat und er diese ungewöhnliche Begegnung überlebt hat. Seitdem hat Alex epileptische Anfälle, kann eine Zeitlang nicht zur Schule gehen und muss sich Entspannungstechniken aneigenen, um die sehr unangenehmen Anfälle zu reduzieren oder sogar zu vermeiden.
Der Junge besticht durch seine neugierigen Fragen über die Welt, gleichzeitig hat er mir den Eindruck vermittelt, zumindest autistische Züge zu zeigen, Ironie versteht er überhaupt nicht. Aufgrund seines tiefgreifenen Erlebnisses, will Alex entweder Neurologe oder Astrophysiker werden.
Nun, unser Gehirn erschafft für jeden individuellen Menschen ein eigenes einzigartiges Universum. Darin existiert alles, was wir wissen. Alles, was wir sehen oder berühren. Alles, was wir fühlen und woran wir uns erinnern. In gewisser Weise erschaffen unsere Gehirne die Realität."
Dann lernt Alex Mr. Peterson kennen, einen Vietnamveteranen, der nun Pazifist ist und sich für Amnesty International engagiert. Die beiden verbindet eine anfangs holprige, aber sehr tiefe Freundschaft. Mr. Peterson wird eine Vaterfigur für den vaterlosen Alex und führt ihn in die Buchwelt von Kurt Vonnegut ein (den ich auch erst durch dieses Buch kennengelernt habe und nun unbedingt Bücher von ihm lesen möchte!)
Ich glaube, eine Geschiche zu erzählen, ist der Versuch, die Komplexität des Lebens begreifbar zu machen. Es ist das Bemühen, Ordnung von Chaos zu trennen, Muster von Willkür. Andere Mittel dafür sind Tarot und Wissenschaft."
Schließlich geschieht etwas im Leben von Mr. Peterson, dass Alex vor eine unglaubliche Entscheidung stellt. Aber der beharrliche Denke Alex findet eine Lösung und zeigt damit, was wahre Freundschaft bedeutet.
Ein unglaublich guter Roman, der sowohl von der Geschichte, als auch vom Stil her ein Lichtblick ist.
- David Eagleman
The Brain
(22)Aktuelle Rezension von: kleinstadtstudentiin„The Brain“ ist ein bemerkenswertes Buch über das komplizierteste und beeindruckendste Organ, das die Natur je hervorgebracht hat - das Gehirn. In „The Brain“ beschreibt der renommierte Neurowissenschaftler David Eagleman die Entwicklungen und Prozesse unseres Gehirns von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter hinein, und geht auf verschiedene Themen wie z.B. optische Täuschungen und Erkrankungen ein.
Obwohl es sich hierbei um ein an sich sehr komplexes Fachgebiet handelt, führt David Eagleman seine Leser*innen auf eine sehr spannende und laiengerechte Weise an das Thema heran und vermittelt gleichzeitig grundlegende Informationen über das Gehirn, ohne mit seiner Informationsdichte erschlagend zu wirken. Eine klare Leseempfehlung!
- Sebastian Faulks
Der große Wahn
(14)Aktuelle Rezension von: abetterwayInhalt:
"Seit jeher hat er anderen auf die Sprünge geholfen, doch selten sich selbst. Alles ändert sich, als eine rätselhafte Einladung den Londoner Psychiater Robert Hendricks auf eine felsige Insel vor der französischen Mittelmeerküste
führt – und damit zugleich in das bisher unerforschte Terrain seiner Erinnerung: an seine vaterlose Kindheit in England, an Verletzungen aus den Kriegsjahren, vor allem aber an seine einzige große Liebe, die Italienerin »L«.
Sie wurden ein Paar, das der Krieg zusammenführte und auseinanderriss.
Wird Hendricks nun, ein halbes Leben später, den Mut aufbringen, sie wiederzusehen?
Meisterhaft verknüpft Sebastian Faulks die Geschichte eines Mannes, der sich erst durch die Erinnerung mit seinem Leben aussöhnen kann, mit einer
beeindruckenden Bestandsaufnahme des 20. Jahrhunderts."
Meinung:
Ich fand das Buch sehr schwierig zu lesen, da es Anfangs sehr schwer war... die ganze Situation war wirklich sehr erdrückend...
Der Schreibstil wurde aber immer besser und besser. Es wurde leichter und besser verständlich.
Die Verknüpfung zwischen den Geschichten sind sehr schön gelungen.
Alles in allem ein sehr anspruchsvolles Buch bei welchem man mit voller Konzentration dabei sein muss.
Fazit:
Ein sehr schwieriges Buch! - Vera Buck
Runas Schweigen
(227)Aktuelle Rezension von: BUCHWURM20Paris, 1884. In die neurologische Abteilung der Salpêtrière wird ein kleines Mädchen eingeliefert: Runa, die allen erprobten Behandlungsmethoden trotzt und den berühmten Arzt und Hysterieforscher Dr. Charcot vor versammeltem Expertenpublikum blamiert. Jori Hell, ein Schweizer Medizinstudent, vergöttert den Arzt und ist Anhänger seiner fragwürdigen Methoden. Er wittert seine Chance, an einen Doktortitel zu gelangen, und schlägt das bis dahin Undenkbare vor. Als erster Mediziner will er eine Patientin heilen, indem er eine Operation an ihrem Gehirn durchführt. Bei den Vorbereitungen nimmt er sich viel Zeit für das Kind und langsam dämmert ihm, dass die Ärzte nicht im Geringsten am Wohl dessen interessiert sind. Für ihre eigenen Reputationen sind sie bereit über Leichen zu gehen. Was sie nicht ahnen: Runa hat mysteriöse Botschaften in der ganzen Stadt hinterlassen, auf die auch andere längst aufmerksam geworden sind..
Der Plot wird hauptsächlich aus 2 Perspektiven erzählt:
Von Jori erfahren wir mehr über die Klinik und die dort vorherrschenden Methoden im Umgang mit den "Schwachsinnigen". Wir erleben mit, wie im Verlauf aus dem jungen, naiven Mediziner ein empathischer und verantwortungsvoller Mann wird.
Aus der Sicht von Lecoq, einem fragwürdigen Ex- Polizist und Detektiv, decken wir Stück für Stück Runas Vorgeschichte auf und kommen einem dunklen Geheimnis auf die Schliche.
- Henning Beck
Hirnrissig
(14)Aktuelle Rezension von: DiezwinkerlingeMeine Erwartungen:
Als ich das Buch auf Ebay entdeckte, hatte ich so richtig keine Vorstellung. Ich dachte nur es klingt ganz lustig. Da wir im Unterricht gerade Neurologie hatten, passte es ganz gut. Vielleicht erfährt man ja etwas Passendes, so mein Gedanke dazu. Also kaufte ich es. Ein wenig Humor erwartete ich schon.
Meine Meinung:
Aufgrund der schulischen Situation und der Prüfung, zog sich das Lesen des Buches über acht Monate hin. Am Anfang fand ich es auch echt noch ganz gut und interessant. Jedoch stellte ich immer wieder während des Lesens fest, dass es sich unendlich zieht. Der Autor, so empfand ich es zumindest, versucht in dem Buch, das Ganze ironisch aufzubauen. Aber nur so ein wenig und nicht so richtig. Ich habe das Gefühl, dass ihm der Spagat zwischen der Wissenschaft und der Ironie nicht gelang. Es wäre für mich besser zu lesen gewesen, wenn er es hätte auf der wissenschaftlichen Ebene gelassen. Die Beispiele sollen es zwar verständlicher erklären, was sie hin und wieder auch taten, dadurch verliert das Buch aber an Seriosität. Was echt schade ist. Ich musste mich am Ende echt dazu aufraffen weiter zu lesen. Es sollte ja angeblich leicht zu verstehen sein. Ich sage mal ja, aber das alles mir zu merken und hinter her noch Aussagen über die Korrektheit zu treffen, wie das nun mit den Mythen ist, und wie sie korrekt wären, gelingt mir nicht mehr. Dazu müsste es noch einmal lesen, aber dafür ist der Reiz zu gering. Da fehlt dem Buch etwas. Es ist nicht so bombastisch geschrieben wie manch anderes. Es verliert auch an Leichtigkeit beim Lesen, damit meine ich nicht den Inhalt sondern die Art, wie es geschrieben ist. Ich weiß auch nicht, ob Leser ohne medizinische Kenntnisse den Inhalt und die Zusammenhänge so verstehen, dass es noch Sinn macht. Ein wenig Vorwissen zum Thema Aufbau und Funktion des Gehirns ist sicher sinnvoll.
Die komplette Rezension findest du auf unserem Blog:
http://www.zwinkerlingsbibliothek.de/2016/08/gastrezension-jule-hirn-rissig-von.html - Oliver Sacks
Awakenings - Zeit des Erwachens
(32)Aktuelle Rezension von: MelLilaDas Buch war zwar nicht nach meinen Erwartungen, aber auch nur, weil ich da einfach vom Cover her falsch herangegangen bin. Irgendwie habe ich gedacht, es wäre eher in Romanform erzählt. Das Buch beinhaltet Fallgeschichten und auch Wissen drumherum und bedient sich zudem medizinischer Fachbegriffe, welche sowohl hinten im Glossar als auch im Fließtext erläutert werden und somit verständlich erscheinen. Trotzdem, für mich als Akademiker, aber Nicht-Mediziner behinderte es teilweise den Lesefluss. Relativ nervig empfand ich die teilweise ausgiebigen Fußnoten, die zwar inhaltlich wichtig waren, aber mitunter einen Großteil der Seite einnahmen und keine reine Randbemerkung mehr waren. Wahrscheinlich ist diese Form dem dem wissenschaftlichen Arbeiten geschuldet, das kenne ich auch noch von der Uni her, aber ich hätte mir hier gewünscht, dass ausführlichere Erklärungen in den Text mit einfließen. Alles im Allem war es aber gut verständlich. Der Autor neigt außerdem dazu, stellenweise recht häufig einzelne Worte oder Satzgefüge per Kursivschrift zu betonen, so dass ich mich dann zum Ende hin immer mehr fragte, was alles "nicht wichtig" sei, da er so viel als "wichtig" betonte. Man erhält sehr viel Hintergrundwissen über diese seltene Erkrankung, das fand ich sehr gut. Was mir jedoch gefehlt hat, ist eine Erklärung über die Umstände der zeitlich sehr begrenzt auftretenden Epidemie. Vielleicht fehlt dieses Wissen aber auch einfach tatsächlich. Nur ganz am Ende wird einmal eine sehr ungewöhnliche Gruppe von Jugendlichen erwähnt, welche diese Erkrankung über Nacht erlitten - diese hatten eine Droge eingenommen, die zu dauerhaften Hirnschädigungen in der gleichen Region wie die Enzephalitits lethargica führte, jedoch teilweise durch Medikation abgemildert werden konnte. Dies wird nicht weiter ausgeführt. Auch erschließt sich mir nicht, wieso die umfänglich beschriebenen Symptome auftreten, also welche Hirnregion geschädigt ist (bei den klassisch Erkrankten meine ich jetzt) und wieso L-Dopa wirkt, aber auch nicht dauerhaft. Vielleicht stelle ich mir das aber auch zu einfach vor oder habe es einfach nicht richtig erfasst.
Alles in Allem ein sehr lesenswertes und sehr lebendig geschriebenes Werk!
- Oliver Sacks
On the Move
(9)Aktuelle Rezension von: Babscha
Oliver Sacks ist der breiten Öffentlichkeit sowohl als genialer Neurologe und Psychiater wie auch als Autor verschiedenster erfolgreicher medizinischer Fachbücher bekannt geworden, in denen er aus seinem klinischen Alltag berichtet. Sein bekanntestes Buch "Awakenings" über postenzephalitische Patienten, die er nach Jahrzehnten katatonischer Erstarrung vorübergehend ins Leben zurückholen konnte, wurde auch in der Verfilmung mit Robert de Niro und dem unvergessenen Robin Williams ein großer Erfolg.
Dieses Buch ist sein erst in seinem Todesjahr 2015 im Alter von bereits über achtzig Jahren geschriebener autobiographischer Rückblick auf sein im wahrsten Sinne bewegtes, rastloses Leben. Aufgewachsen als jüngster von vier Söhnen eines jüdischen Medizinerehepaars in London wird ihm das puritanische England bald einfach zu eng. Er bricht mit Mitte Zwanzig allein und ziemlich mittellos auf nach Kalifornien, wo er in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts in den american way of life einer freien Welt voller Sex, Drogen, Motorräder und Bodybuilding abtaucht, dabei aber niemals ganz seine Bodenhaftung verliert, sondern alles seinem großen Ziel, der medizinischen Forschung und seinem unstillbaren Interesse an Menschen unterordnet. Trotz seiner Schüchternheit feiert er im Laufe der Jahre große Erfolge in der Welt der Medizin und schreibt hierüber endlose Reportagen für Fachpresse und Verlage. Seine andere Leidenschaft, die des Reisens, führt ihn um die ganze Welt und lässt ihn zwar Unmengen von Freunden gewinnen, bis zum Schluss aber nie die große Lebensliebe finden, was sowohl an dem fortwährenden inneren wie äußeren Bewegungs- und Veränderungsdrang in seinem Leben wie auch an seiner zwangsweise weitgehend unausgelebten Homosexualität lag, für die die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts einfach noch nicht reif war.
Ein insgesamt sehr interessantes, persönlich und ehrlich geschriebenes Buch über einen schillernden Menschen, für den Stillstand wahrlich der frühe Tod bedeutet hätte. Einzig die teils ausufernden medizinischen Fachanalysen und Berichte aus der neurologischen Welt waren streckenweise etwas too much, aber auch das sei der Empathie und dem unentwegten Forscher- und Mitteilungsdrang des Autors zu Gute zu halten. Und man wird als Leser nur schlauer dadurch. - Oliver Sacks
Der einarmige Pianist
(34)Aktuelle Rezension von: LaubblattEin sehr gehaltvolles Sachbuch über den Einfluss der Musik auf das Gehirn und die Folgen von Veränderungen der Hirnanatomie auf die Musikalität eines Menschen.
Besonders ist der warme, menschliche Schreibstil und die Liebe von Oliver Sacks zu allen Menschen, denen er begegnet und die man aus den Seiten herauslesen kann.
Jedoch sollte man zuvor schon einiges über das Gehirn wissen, andernfalls sind die anatomischen Details wahrscheinlich sehr abschreckend und mühsam zu lesen.
- Oliver Sacks
Drachen, Doppelgänger und Dämonen
(9)Aktuelle Rezension von: PhilippWehrliMit etwa fünf Jahren hatte ich als Nebenwirkung eines Hustensirups Halluzinationen. Ich sah verschiedene leuchtende unheimliche Tiere. Seither bin ich misstrauisch, wenn jemand sagt, er glaube nur, was er gesehen hat. Mir scheint, dies ist die entscheidende Frage der Erkenntnistheorie: Woran erkenne ich, wie weit meine Sinneseindrücke einer Wirklichkeit entsprechen?
Deshalb scheint mir fundamental, möglichst genau zu wissen, welches Ausmass Täuschungen annehmen können. In dieser Frage sind Oliver Sacks’ Bücher eine ideale Lektüre. Im hier vorgestellten Werk, ‚Drachen, Doppelgänger und Dämonen’ schildert er eine ganze Reihe eigenartiger Halluzinationen. Wie auch in anderen Büchern geht er dabei kaum auf die neurologischen Hintergründe ein. Halluzinationen können auch bei gesunden Menschen können sporadisch auftreten, sei das durch Übermüdung, Alkohol- oder Drogeneinfluss oder im Zusammenhang mit einem Migräneanfall. Weitere Auslöser sind Höhenkrankheit, Sauerstoffmangel, Halbschlaf, Medikamente, abgesetzte Medikamente oder Drogen, Dehydrierung, grosse Trauer, Epilepsie oder Schizophrenie.
Was der Betroffene an Halluzinationen erleben kann, sprengt die Vorstellungskraft des nicht Betroffenen. Alles, was Sie in Gruselfilmen je gesehen haben, scheint sich hier tatsächlich abzuspielen. Z. B.:
• Eine Stimme kommandiert Sie herum.
• Musik spielt wunderschön.
• Beliebige Farbeffekte und Muster tauchen auf.
• Jemand atmet direkt neben Ihnen.
• Riesige Spinnen, Mäuse, Würmer oder anderes Ungeziefer krabbeln durchs Zimmer.
• Die Figuren eines Films oder eines Gemäldes klettern plötzlich aus dem Fernseher oder aus dem Bild und rennen im Zimmer umher.
• Sie schrumpfen plötzlich zum Zwerg, so dass Sie sich hinter einem Lippenstift verstecken können.
• Sie wachsen riesenhaft gross und sehen andere Menschen winzig klein.
• Die ganze Welt wirkt plötzlich fremd. Sie erkennen Ihre eigene Mutter nicht mehr, obwohl Sie wissen, dass diese genau so aussieht.
• Alles wirkt plötzlich bekannt und vertraut, obwohl es neu ist. Sie sind überzeugt, alles schon einmal erlebt zu haben.
• Der freundliche Verkäufer verwandelt sich unversehens in ein Gruselmonster und Würmer kriechen aus seinem Gesicht.
• Im Türrahmen hängen vermodernde Leichen.
• Sie schweben durchs Zimmer.
• Ihre Beine oder die eines Anderen sind plötzlich verkürzt oder ungleich lang.
• Sie sehen plötzlich alles ganz hell und klar, erleben ein überirdisches Glücksgefühl und wissen, dass Gott zu Ihnen spricht.
• Sie lesen ein Buch und lesen da Dinge, an die Sie sich später erinnern, aber nie mehr finden können.
• Ein Alltagsgegenstand vervielfältigt sich und steht in mehreren Kopien vor Ihnen.
• Eine Person geht in gleichen Zeitabständen auf genau die gleiche Weise immer wieder an Ihnen vorbei.
Viele dieser Erlebnisse werden problemlos als Halluzination erkannt, andere erscheinen völlig real. Welche real erscheinen und welche nicht, ist kaum davon abhängig, wie verrückt die Erlebnisse sind. Jeder gesunde Menschenverstand und jede Logik, was möglich ist und was nicht, kann ausgeschaltet werden. Denn gesunder Menschenverstand und Logik, die schliesslich vom Gehirn produziert werden, können natürlich auch durch eine Gehirnstörung ausser Kraft gesetzt werden. Das Beispiel des Anton-Syndroms mag dies erleuchten: Patienten mit dem Antonsyndrom sind völlig blind, bemerken dies aber nicht. Werden sie aufgefordert, ein Zimmer zu beschreiben, kommen sie dieser Aufforderung nach und erzählen voller Überzeugung viele Details über das Zimmer. Allein, das Zimmer sieht völlig anders aus. Wenn sie im Zimmer umher gehen und dabei gegen Möbel stossen, fällt ihnen keineswegs auf, dass sie diese ja gar nicht sehen, sondern sie erklären z. B., die Möbel seien verschoben worden. Ansonsten sind Anton-Patienten aber voll zurechnungsfähig.
Da erhebt sich doch die Frage, ob wir nicht alle –oder auch nur ich?- auf ähnliche Weise grosse Teile der Welt nicht wahrnehmen, ohne es überhaupt zu bemerken. Was können wir tun, um diese Gefahr zu minimieren? – Das scheinen mir die bedeutsamen Fragen der Erkenntnistheorie. Es erstaunt mich immer wieder, wenn ich Leute treffe, die sich ‚Erkenntnistheoretiker’ nennen, dann aber feststelle, dass sie nur gerade Kant gelesen, aber nie über derartige Fragen nachgedacht haben.
Wer sich dafür interessieren, wie Wissen begründet werden kann, findet bei Oliver Sacks einige Warnlampen, die er beachten sollte. Wer eine Theorie des menschlichen Bewusstseins oder der Seele begründen will, findet einige unerwartete Phänomene, die durch so eine Theorie erklärt werden sollten. Wer aus eigener Erfahrung oder aus ihrem Umfeld ähnliche Phänomene kennt, findet Leidensgenossen und Verständnis. Wer gesund ist, aber sich auf mögliche zukünftige Halluzinationen vorbereiten will, findet Anschauungsmaterial. Falls Sie morgen beim Aufwachen feststellen, dass sie von einer Riesenschlange umschlungen werden, schlafen Sie getrost noch eine Runde. Sofern Sie in Deutschland und nicht in der Nähe eines Zoos wohnen, haben Sie gute Chancen, dass dies reine Einbildung ist. Und sonst ist’s eh zu spät.
Hier habe ich einige der Halluzinationen in Kurzfassung zusammen gefasst:https://fragen-raetsel-mysterien.ch/experimente-und-fakten-zum-thema-bewusstsein/
- Christof Kessler
Wahn
(21)Aktuelle Rezension von: saja"Ein Neurologe erzählt Fälle aus seiner Praxis. Er berichtet davon, wie radikal Hirnkrankheiten die Persönlichkeit des Menschen verändern und sein Leben aus der Bahn werfen können.
Es sind Geschichten, die uns schaudern lassen, die berühren und manchmal schrecklich komisch sind, es sind Miniaturdramen von existenzieller Wucht. "
Im Grossen und Ganzen ein gutes Buch für zwischendurch. Ein paar der Stories sind leider kaum zu glauben, aber es gibt einem einen kleinen Überblick darüber, wie breit gefächert die Probleme in der Neurologie sind, und wie schnell sich das Leben verändern kann. - Michio Kaku
Die Physik des Bewusstseins
(5)Aktuelle Rezension von: melvilMichio Kaku ist ein amerikanischer Physikprofessor, Spezialgebiet Quantenphysik, von dem ich, obwohl er auf der anderen Seite des Teichs anscheinend ständig im TV rumturnt, bis vor kurzem, als ich dieses Buch in einer Buchhandlung sah, noch nie etwas gehört habe. Der Titel machte gleich mal einen guten Eindruck auf mich und ich kaufte das Buch mich darauf freuend, viele interessante Dinge über das menschliche Gehirn zu lernen. In den ersten paar Kapiteln hat das auch ganz vielversprechend angefangen. Man lernt die einzelnen Hirnregionen kennen und wofür sie zuständig sind, außerdem wird man auf den neuesten Stand der Hirnaktivitätsmessungstechnologie gebracht (EEG, MRT und wie sie alle heißen). Die Aufzeichnungen dienen als Basis für lustige Machine-Learning-Anwendungen, bei denen Aktivitätsmuster untersucht werden und zu Zahlen oder gar Bildern zugeordnet werden, wodurch es quasi ermöglicht wird, Gedanken zu lesen oder (noch nicht wirklich, aber zumindest in grober Näherung) Träume zu beobachten. Weiter geht es mit der Schilderung von Methoden, die in die Hirnaktivität eingreifen, ganze Hirnareale anregen oder ausschalten und somit massive Verhaltens- und Bewusstseinsänderungen anregen können. Mithilfe dieser Techniken werde man bald in der Lage sein, psychische Erkrankungen besser zu verstehen und sogar zu heilen.
Soweit der interessante erste Teil des Buches. Bis jetzt hielt sich die Anzahl der Konjunktive innerhalb annehmbarer Grenzen, doch dann beginnt Michio Kaku über das Bewusstsein (von Tieren und dem Universum als ganzem), Außerirdische und Unsterblichkeit zu spekulieren und schafft es, ganze Seiten mit "könnte"-, "würde"- und "wäre"-Sätzen zu füllen, als bekäme er für jedes "könnte" einen gebl**en. Das ganze ist, ihr könnt es mir glauben, sogar noch schlimmer, als sich eine extralange Folge "Galileo Mystery" anzusehen. Manchmal verwendet er auch für ein paar Sätze lang nicht den Konjunktiv, nämlich immer dann, wenn er den Plot eines weiteren Science-Fiction-Filmes vor seinen ob so großer Kultiviertheit Bauklötze staunenden Lesern ausbreitet, was er leider viel zu häufig tut, denn [liebe Kinder, Anmerk. d. Rezensenten] sowas "könnte" es ja in der Realität irgendwann auch mal geben, physikalisch sei das alles irgendwie möglich, alles bloß eine Frage des technischen Fortschritts, das haben wir "bis zum Ende dieses Jahrhunderts" entwickelt (wenn der Autor sich irrt, macht das nicht, denn er wird seinen Irrtum nicht mehr erleben...). Irgendwann wurde das ganze für mich so schwer erträglich, dass ich die Seiten nur noch überflogen habe. Den zweiten Stern bekommt das Buch nur aufgrund der ersten paar Kapitel, die eine ganz passable Zusammenfassung des aktuellen Standes der Forschung darstellen (zumindest soweit ein Laie wie ich das beurteilen kann). Insgesamt aber eher Zeitverschwendung... - Jürgen Mette
Espenlaub
(16)Aktuelle Rezension von: annisleseweltAm Anfang dieses Buches lernt man Anton und Evi getrennt von einander am Tiefpunkt ihres Lebens kennen.
Dann führt die Geschichte in die Vergangenheit, in die Zeit in der Anton und Evi sich kennen und lieben lernten.
Es werden die Gefühle, die Hintergründe und das Leben in dem Dorf geschildert.
Die Zeit der Trennung mit Sorgen und Ängsten wird anschaulich beschrieben, ebenso ihr weiteres Leben mit all seinen Veränderungen , Krankheiten und Geschehnissen und immer wieder der Sehnsucht nach dem anderen und der Frage ob die Wege sich nochmal kreuzen.
Es steckt viel Schmerz im Leben dieser beiden, spricht das Herz an und lässt einen mitfühlen.
Die ganze Geschichte ist warm und schlicht erzählt, sie spricht von Hoffnung im Schmerz, vom festhalten an Gott wenn keiner sonst mehr da ist und davon das das Leben viele schöne Seiten für einen bereithält.
Toni, als schlichter Almhirte und gutherziger Mann, hat mir gut gefallen. Seine Not ging mir ans Herz.
Mit Evi hatte ich etwas Schwierigkeiten, ich konnte zwar nachvollziehen warum sie gewisse Entscheidungen getroffen hatte, aber trotzdem wurde ich mit ihr nicht so warm.
Spannend fand ich das Toni im Katholizismus und Evi in einer evangelischen Gemeinde groß wurden, doch es gab noch mehr Unterschiede: sie ist eine Ärztin und er nur ein einfacher Mann.
Sehr sehr gut fand ich das Jürgen Mette die Einschränkungen und Auswirkungen durch Parkinson anschaulich beschreiben konnte, aber wenn nicht er, wer dann?
Immerhin lebt er selbst mit dieser Diagnose.
"Espenlaub" ist eine ruhige und gleichmäßige Geschichte ohne viel Spannung, aber warm und mit Höhen und Tiefen die ansprechen und berühren.
Mich hat das Buch nicht stark fesseln können und doch fand ich es wertvoll eine Geschichte zu lesen in der diese Krankheit eine Rolle spielt.
Jemand nannte dieses Buch einen "Heimatroman" und das ist das einzige treffende Wort das auch mir einfällt.
Ein Heimatroman voller Schmerz und Hoffnung, ein Roman der Mut macht nicht aufzugeben sondern an Gott festzuhalten.
- Eben Alexander
Blick in die Ewigkeit
(56)Aktuelle Rezension von: Sandra1975Beinahe zeitgleich erschienen im Jahr 1975 zwei bahnbrechende Werke: “Leben nach dem Leben” des US-amerikanischen Psychiaters Raymond Moody und “Über den Tod und das Leben danach” der Schweizer Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross. Mit diesen zwei Büchern tat sich in der Medizin ein neuer Horizont auf: Der Tod wurde zu einem international anerkannten Forschungsgebiet, das die Natur- und die Geisteswissenschaften miteinander ins Gespräch brachte. Seitdem wurden viele Erfahrungsberichte von Menschen veröffentlicht, die behaupten, während des klinischen Todes bei Bewusstsein gewesen zu sein.
“Blick in die Ewigkeit” ist der Erfahrungsbericht des Neurochirurgen Eben Alexander. Wäre der Begriff “Bekehrung” nicht so religiös angehaucht, würde ich das Buch dem Genre der Bekehrungsliteratur zuordnen. Denn es beschreibt den Weg eines Atheisten hin zum bedingungslosen, geradezu missionarischen Glauben an Gott. Alexander kam durch eine schwere bakterielle Meningitis zum Glauben, die bei Erwachsenen äusserst selten auftritt. Vermutlich hatte er sich die Bakterien bei einer Israelreise eingefangen, doch sicher ist das nicht. Die Erkrankung setzte ihn jedenfalls völlig ausser Gefecht, bis hin zum wochenlangen Koma und der vollständigen Amnesie. Im Zuge seines Komas trifft der als Kind zur Adoption freigegebene Eben Alexander seine biologische Schwester, von der er zu Lebzeiten nichts gewusst hatte und die einige Jahre vor seinem Krankenhausaufenthalt gestorben war. Auf einem Schmetterlingsflügel sitzend reisen die beiden durch die Jenseitswelt, bis Alexander aus dem Koma wieder aufwacht.
Spätestens an dieser Stelle wird der interessierte, aber skeptische Leser stutzig. Es geht aus der Schilderung nicht eindeutig hervor, wie die Identifizierung der Schwester tatsächlich vonstatten ging. Die genaue Lektüre ergibt, dass Alexander im Koma die Züge einer engelhaften Gestalt wahrnimmt, welche er im Nachhinein, als er ein Foto seiner verstorbenen Schwester sieht, als diese identifiziert.
Weitere Ungenauigkeiten lassen in dem auf Englisch allzu vollmundig als “Beweis des Himmels” betitelten Buch nicht lange auf sich warten. So stammt die medizinische Beurteilung von Eben Alexanders Krankheitsverlauf nicht etwa aus der Feder der Intensivmediziner, die ihn während des Komas behandelt hatten, sondern von anderen Ärzten. Wichtiges wird im “Beweis” ausserdem verschwiegen. Etwa die Tatsache, dass Alexander einen Prozess wegen Aktenfälschung am Laufen hatte und seit seiner Erkrankung tatsächlich nicht mehr als Arzt tätig ist. Neu veranstaltet er esoterische Seminare, zusammen mit seiner Lebensgefährtin Karen Newell und ist ein international gefragter Redner auf medizinischen Kongressen, allerdings als Betroffener und nicht als Experte.
Ich hätte mir von einem renommierten Wissenschaftler -Alexander lehrte über 20 Jahre lang an der Harvard Medical School - deutlich mehr wissenschaftliche Stringenz gewünscht. Der allzu reisserische Buchtitel wird nach der Lektüre des Buches zu einem leeren Versprechen. Das Buch lese ich nicht so sehr als hermeneutischen Versuch, die Nahtoderfahrung wissenschaftlich einzuordnen, sondern eher als Versuch, die zahlreichen persönlichen Traumata zu verarbeiten: die frühe Adoption, den Tod des abgöttisch geliebten Adoptivvaters, die Zurückweisung durch die Ursprungsfamilie sowie den Verlust seines Rufs als Chirurg, selbstverständlich die schwere Meningitis und zu guter Letzt noch die Scheidung von seiner ersten Frau und Mutter seiner beiden erwachsenen Söhne.
Um mich über Nahtoderfahrungen zu informieren, werde ich nach wie vor auf Bruce Greyson, Elisabeth Kübler-Ross und Raymond Moody zurückgreifen. - Stefan Merrill Block
Wie ich mich einmal in alles verliebte
(71)Aktuelle Rezension von: ZeilenlebenMeine Meinung
Seth ist ein pubertierender Junge, der mit mangelnden Selbstbewusstsein und einer sich ausbreitenden Akne zu kämpfen hat. Zudem verliert seine Mutter, langsam aber sicher den Verstand. Sie leidet mit Mitte dreißig an einer Alzheimer Frühform und ist dazu verdammt sich rückwärts zu entwickeln bis sie irgendwann einmal das Atmen vergessen wird.
Da es in dieser (fiktiven) Form des Alzheimers eine genetische Komponente gibt, macht sich Seth auf die Suche nach ihren und damit auch seinen Angehörigen. Seine Mutter hat noch nicht einmal gegenüber seinem Vater viel über ihre Herkunft verraten und so ist Seths einziger Anhaltspunkt eine Datenbank, in der alle an dieser speziellen Alzheimerform erkrankten Menschen aufgeführt sind. Seth gelingt es diese Datenbank zu hacken und so trifft er immer mehr Menschen, die unter Alzheimer leiden, während er seine Mutter im Pflegeheim immer seltener besucht.
Der zweite Handlungsstrang führt uns mitten auf das platte Land wo der inzwischen fast siebzigjährige Abel auf die Rückkehr seiner geliebten Tochter wartet. Abel ist ein Einsiedler mit Buckel, der immer mehr von der modernen Welt überrollt wird und ihr schließlich weichen muss. Trotzdem hält er sich die gesamte Zeit über an der Hoffnung fest, dass seine Tochter letztendlich doch zu ihn zurückfinden wird.
Der dritte Handlungsstrang beschäftigt sich mit der Genese der hier beschrieben Alzheimer Frühform. Es wird erzählt wie ein englischer Adeliger sein mutiertes Gen an viele Kinder weitergeben konnte und diese sich letztendlich in alle vier Himmelsrichtungen verstreuten. Dabei ist dem Nachkommen nicht nur der genetische Defekt gemeinsam, sondern auch die Geschichte um das sagenumwobene Land Isidora. Das goldene Land in dem keine Erinnerungen und keine Worte gibt und alle stets glücklich und zufrieden miteinander leben.
Stefan Merill Block ist es gelungen mit "Wie ich mich einmal in alles verliebte" ein berührendes und tiefgründiges Buch zu schreiben. Es handelt von Liebe, Enttäuschung, Verlust und endet am Schluss dann eben doch bei der Liebe. Einerseits ist dieser Buch ein Familienroman, da Abels Geschichte in Rückblenden erzählt wird, andererseits begleiten wir Seth dabei wie er erwachsen wird und letztendlich lernt Verantwortung zu übernehmen. Das Buch findet auf vielen verschiedenen Ebenen statt, die am Ende doch zusammengeführt werden und ein großes Ganzes ergeben.
Das Buch ist sprachlich nicht gerade einfach zu verdauen. Die Sätze sind aufeinander abgestimmt, der Autor war hier sichtlich bemüht seiner Geschichte eine eigene Melodie zu geben. An manchen Stellen wirkt die Geschichte daher zu angestrengt und viel zu überladen mit Eindrücken und Bildern. Trotzdem gelingt es Stefan Merill Block über weite Teile der Geschichte seinen Inhalt auf einen sprachlich gehobeneren Niveau zu vermitteln, dass den Leser mitreißen und begeistern kann.
Fazit
"Wie ich mich einmal in alles verliebte" ist ein berührendes und tiefgründiges Buch. Es hat mich beim Lesen immer wieder zum Nachdenken angeregt und an vielen Stellen war ich erstaunt über die Fantasie des Autors, die doch so glaubwürdig und real wirkte. Alzheimer ist ein Thema mit dem ich mich bisher nicht so viel beschäftigt habe, Stefan Merill Block hat es jedoch geschafft mich für diese Krankheit zu sensibilisieren. Seth und auch sein engstirniger Vater sind mir während des Lesens sehr ans Herz gewachsen und es tat mir leid die beiden am Ende des Buches gehen lassen zu müssen. Abel und seine gesamte Geschichte haben mich tief traurig hinterlassen und doch hätte ich mir seine Geschichte nicht anders wünschen können.
Insgesamt gebe ich diesem wundervollen Buch viereinhalb Sterne und kann mich bei dem Autor nur für ein unvergessliches Leseerlebnis bedanken!