Bücher mit dem Tag "nanking"
8 Bücher
- Mo Hayder
Tokio
(233)Aktuelle Rezension von: Jeys_Book_LinesKommen wir gleich zum nächsten Buch, bei dem ich mich aufgrund guter Rezensionen zum Lesen habe verleiten lassen. Zudem wurde "Tokio" von Mo Hayder ja auch in der Presse recht hoch gelobt, was aber natürlich nichts bedeuten muss.
Zuallererst, hierum geht's: Ein unaussprechliches Geheimnis treibt die englische Studentin Grey nach Tokio: Hier hofft sie, den Schlüssel zu einer Tragödie zu finden, die sie seit Jahren verfolgt. Ein Filmausschnitt, der Gräueltaten japanischer Soldaten im chinesischen Nanking 1937 zeigt, soll die Lösung des Rätsels enthalten. Ihre Suche nach der Wahrheit führt Grey zu einem der mächtigsten und zugleich geheimnisvollsten Männer in Tokios Unterwelt - und in lange verschüttete Tiefen ihrer eigenen Seele…
Die Geschichte besteht aus zwei parallelen Handlungssträngen und beinhaltet die nicht unüblichen Zeitsprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Speziell die Tagebuchpassagen fand ich hierbei wirklich sehr interessant. Hierbei handelte es sich um die in Nanking verübten Kriegsverbrechen der japanischen Armee an China.
Die Charaktere der Geschichte waren aber leider ziemlich unglaubwürdig dargestellt, vor allem die wirklich schräge Darstellung der Hauptprotagonistin, hat mir persönlich so garnicht zugesagt.
Je weiter die langatmige Story voranschritt, umso mehr habe ich auf die bisher fehlende Spannung gehofft - leider vergeblich! Der von mir heiß ersehnte Höhepunkt, wollte sich einfach nicht einstellen und ja, das klingt jetzt wirklich irgendwie komisch. Somit verflog die Hoffnung, dass sich das Buch nach einem bestimmten Knackpunkt flüssiger lesen lassen würde. Die Geschichte plätscherte weiter vor sich hin und nahm schlicht und einfach keine Fahrt auf. Die immer wiederkehrenden (plumpen) Sexpassagen hätte man sich zudem, meiner Meinung nach, auch sparen können.
Ihr könnt es euch wahrscheinlich schon denken, für mich hat sich die schleppende Handlung und allgemein das Lesen dieses Buches, gezogen wie zäher Kaugummi.
Wirklich schade um die interessante und zugleich tragische Thematik. Historisches wurde hier lediglich von weitem betrachtet. Man muss bedenken, die Anzahl der tatsächlichen Opfer ist bis heute umstritten. Die damaligen Invasionstruppen verfielen in einen regelrechten Blutrausch, der über mehrere Monate anhielt. Was diese ansonsten disziplinierte Armee zu diesem Verhalten getrieben hat, ist und bleibt eine viel diskutierte Frage.
Historische Geschichte kann sich wandeln wie ein Chamäleon, wir werden ständig daran erinnert, dass sie von den Siegern geschrieben wird, doch umgeschrieben wird Geschichte von vielen anderen Gruppen... An sich finde ich es einfach nur wahnsinnig schlimm, dass es solche Gräueltaten wirklich gegeben hat. Das Buch selbst hat aber nicht meinen Erwartungen entsprochen, so ehrlich muss ich sein.
- Karl Pilny
Japan Inc.
(8)Aktuelle Rezension von: JariEs war der Hexenmeister, der mir dieses Buch überraschenderweise mitbrachte. Er fand, es klinge interessant. Ich hätte auf den ersten Blick nie nach dem Buch gegriffen, zu sehr sah es nach einem typischen Thriller aus, mit typischem Inhalt und typischen Charaktere. Unterdessen schulde ich dem Hexenmeister einiges, denn dieses Buch ist ein Highlight. Ein Monats- und wahrscheinlich sogar ein Jahreshighlight.
Dieses Buch ist nicht bloss ein normaler Thriller, wie es sie so viele gibt. Pilny nimmt sich hier eines Themas an, das bei uns im Westen kaum bekannt ist: Der Vergewaltigung von Nanking (The Rape of Nanking) - ein unglaubliches und bis heute kaum gesühntes Kriegsverbrechen der Japaner an Chinesen 1937.
Dabei bettet Pilny seine Geschichte gekonnt in die heutige Zeit ein und je länger man liest, desto mehr kommt zum Vorschein. Teilweise wurde mir tatsächlich übel. Es war dieses Buch und Karl Pilny, die mich dazu gebracht haben, mich mehr mit Nanking und den Greueltaten von damals zu beschäftigen. Was Pilny beschreibt ist nur ein kleiner Teil der ganzen Katastrophe.
Während des Lesens von "Japan Inc." muss man jedoch etwas bei der Stange bleiben. Es treten extrem viele Figuren auf, dementsprechend viele Namen und Hintergrundgeschichte. Viele historische Fakten. Das alles muss erst sortiert werden und auch ich hatte manchmal Mühe, eine Figur, die länger nicht aufgetaucht ist, wieder richtig einzuordnen.
Dennoch tat meiner Lesefreude dies keinerlei Abbruch. Im Gegenteil: ich liebe Pilnys Detailverliebtheit und geriet teilweise in einen richtigen Leserausch. Bücher, in denen man etwas lernen, etwas ganz Neues über unsere Welt erfahren kann, finde ich grossartig und Pilny hat mir etwas Gezeigt, das mir bisher völlig unbekannt war. Auch wenn dieses Etwas sehr Scheusslich ist. Aber auch ich bin der Meinung, dass Nanking nicht in Vergessenheit geraten darf, und dass man nach all den Jahren endlich darauf aufmerksam machen sollte. - Iris Chang
The Rape of Nanking
(4)Aktuelle Rezension von: JariIm Nachwort zu Mark Pilnys "Japan Inc." wurde auf Iris Chang und ihr wichtiges Werk hingewiesen, das auch im Buch selbst mehrmals erwähnt wurde. Auch die Arbeit, die Chang für die Aufklärung des Westens in Bezug auf Nanking gemacht hat, wird lobend erwähnt. Pilny legt seinen Lesern "The Rape of Nanking" sehr ans Herz, hat er doch im Vorfeld zu seinem eigenen Werk, dieses Buch gelesen. Da ich mich weiter, über den literarischen Zweck hinausgehend, über Nanking und die Geschehnisse von 1937 informieren wollte, bestellte ich mir umgehend Changs "The Rape of Nanking".
Dieses Buch lässt einen nicht kalt, es kann es gar nicht. All diese Gräueltaten sind genau das, was schon zahlreiche Menschen von Chang begriffen haben: Auschwitz in Asien. Doch während Deutschland zur Rechenschaft gezogen wurde, Reparationskosten übernommen und sich offziell entschuldigt hat, ist dies in Bezug auf Nanking noch immer ausstehend. Lange Zeit lang wurde das Massaker in Japan sogar verleugnet!
Genau deshalb braucht es dieses Buch. Genau deshalb ist es wichtig, dass es auch Leser ausserhalb Amerika und Asien findet. Wenn Chang die Berichte von Überlebenden wiedergibt, läuft es einem oft kalt den Rücken runter. Von Vergewaltigungen ist die Rede, Massenmord, Genozid. Morden als spassige Freizeitaktivität.
Doch macht Chang von Anfang an keine Schuldzuweisungen. Sie analysiert, wie es dazu gekommen ist, was geschehen ist und wie es nach dem Krieg weiterging. Aber an keiner Stelle holt sie den Zeigefinger raus und verteufelt die Japaner. Im Nachwort gibt Chang unmissverständlich zu verstehen, dass sie der Bevölkerung nichts vorwirft. Wenn man einen Schuldigen suchen will, kann man dies bei der damaligen Regierung tun.
Ich empfehle das Buch jedem, der sich tiefer für den Zweiten Weltkrieg interessiert, aber auch denjenigen, die nach der Schule eine gewisse Müdigkeit dem Thema gegenüber zeigen. So ging es mir nämlich auch, aber "The Rape of Nanking" hat mich genauso tief erschüttert, wie als mir meine Mutter damals zum ersten Mal vom Zweiten Weltkrieg erzählt hat.
Es ist ein wichtiges Buch, auch Jahre nach dem Tod der Autorin und es wird immer eines der wichtigsten Werke zum Thema Nanking sein. Ich hoffe sehr, dass die asiatischen Kriegsverbrechen irgendwann auch gesühnt werden und hoffentlich nie, nie in Vergessenheit geraten! Iris Chang hat ihren Beitrag dazu geleistet und wir alle können stolz auf sie sein! - Mo Hayder
The Devil of Nanking
(17)Aktuelle Rezension von: EaKgenial, bisweilen schockierend. Man weiß einfach zuwenig über diesen Teil der Geschichte - Xinran
Die namenlosen Töchter
(20)Aktuelle Rezension von: BeustDer chinesisch-amerikanischen Journalistin Xinran ist ein entzückender Roman gelungen, der uns westlichen Lesern ein unbekanntes China durch die Augen dreier ungleicher Schwestern zeigt: ein China an der Schwelle zur Neuzeit, zur Urbanität und zur postkommunistischen Zeit - im Jahre 2001. Das Gefälle zwischen Stadt und Land beträgt etwa 500 Jahre, wie im Roman übertrieben gewitzelt wird. Oft ist man erstaunt über das rückständige und ärmliche Leben in der ländlichen Provinz und den Mangel an Bildung, den es trotz des „Großen Marschs“ des Genossen Mao offenbar noch 2001 gab.
Erzählt wird der Ausbruch dreier Schwestern aus dieser Welt - drei von sechs, ein schweres Schicksal in einer Gesellschaft, in der nur männliche Nachkommen zählen. Zählen tut man dann nur die Mädchen, für echte Namen reicht die Wertschätzung nicht. Drei, Fünf und Sechs ziehen nach Nanjing und schlagen sich fortan in der großen Stadt durch. Sie spiegeln ihr bisheriges ländliches Leben in der sich selbst zur Moderne wandelnden Stadt und überwinden jede Menge naiver Vorurteile, um in sich die Stärken zu finden, als Frauen zu bestehen. Alle drei beweisen ihrem Dorf und ihren Eltern, dass sie als „Stäbchen-Mädchen“ dennoch gleichwertige Menschen sein können.
Das ist eine schöne und lehrreiche Geschichte, die allerdings manchmal an Rande des Kitsches entlangfließt und sich einer Fülle von Klischees bedient. Das fällt beim Lesen nicht so auf, weil der Blick ins fremde China und die exotischen Gebräuche oftmals davon ablenkt. Schade ist nur, dass an manchen Stellen geschlampt wurde, etwa wenn nicht nur die wertlosen Mädchen durchnummeriert wurden, sondern auch deren Onkel: Wie kann es Onkel „Zwei“ und Onkel „Drei“ geben, wenn beide doch vermeintlich höherwertige männliche Nachkommen waren?
Geschenkt. Ein entzückender Roman, dessen Schwung auch dadurch nicht verloren geht, dass immer wieder Einzelheiten umständlich erklärt und seltsame Witze zitiert werden oder der moralische Zeigfinger hin und wieder seinen Schatten wirft.
- Mo Hayder
Tokio
(13)Aktuelle Rezension von: -BuchLiebe-Dem Hörbuch war es nicht leicht zu folgen. Gerade zu Beginn nicht. Die Übergänge von der Vergangenheit zur Gegenwart waren nicht klar abgetrennt und manchmal schwer nachzuvollziehen. Anders herum war das besser gelöst.
Den Grund warum es der Hauptfigur so wichtig ist dieses Video zu finden wird erst ganz am Ende verraten, wobei ich mich aber das ganze HB über gefragt habe warum es so wichtig ist. Die Erlebnisse in Tokio sind oft konfus und für den Hörer schwer zu verstehen. Die Episoden in der Vergangenheit fand ich von Anfang an interessant. Die Gegenwart wurde erst auf der letzten CD interessant. Allerdings blieb doch einiges unbeantwortet von den Geschehnissen in Tokio in der Gegenwart wo ich als Hörer mich bis zum Schluss frage was da eigentlich genau passiert ist. Schade, die Grundstory hätte definitiv mehr Potenzial gehabt. Es war gut, dass dieses Hörbuch nicht so lange war. - Geling Yan
Die Mädchen von Nanking
(10)Aktuelle Rezension von: BuchperlenblogInhalt
Wir schreiben den 13. Dezember 1937. Im zweiten japanisch-chinesischen Krieg ist Nanking, die Hauptstadt Chinas, gefallen und besetzt worden. Doch noch gibt es einen kleinen Zufluchtsort für ein paar wenige. Eine amerikanische Kirche bietet neutralen Schutz für sechzehn Schülerinnen, versteckt auf dem Dachboden. Die Vorräte werden bereits knapp, als vierzehn Prostituierte vor den Pforten stehen und Einlass begehren. Pfarrer Engelmann kann sie nicht abweisen, und so beginnt ein Versteckspiel innerhalb zweier so unterschiedlicher Lage.
Fast vergessener Völkermord
Man kann die menschliche Geschichte drehen und wenden, wie man will, doch eines bleibt bestehen: Jedes Volk hat seine finstersten Momente. Auf japanischer Seite ist einer dieser Momente jener im Dezember 1937, als die chinesische Hauptstadt Nanking fiel.
Geling Yan zeigt uns anhand eines kleinen neutralen Fleckens Erde in besetztem Gebiet, wie Menschen auf kleinstem Raum miteinander auskommen müssen, wie Vorurteile ausgesprochen und verändert werden. Wie aus Freunden Feinde werden und umgekehrt. Die Schülerinnen von St Maria Magdalena verstecken sich zu sechzehnt auf dem Dachboden der Kirche. Außer ihnen befinden sich nur noch der Pfarrer Engelmann, der Diakon Fabio, George der Koch und Ah Gu der Mann für alles auf dem Gelände. Bis sich vierzehn, vor den japanischen Soldaten geflohene, Prostituierte ebenfalls einquartieren. Sie erwecken Abscheu in den Mädchen, die meist aus gutem Hause stammen und Frauen wie die elegante Yuma oder die quirlige Hongling nur als Abschaum betrachten.
Während sich die Lage in Nanking immer weiter zuspitzt, geraten auch die Fronten innerhalb der Kirche immer mehr aneinander. Die Mädchen verurteilen die Frauen für ihren Lebenswandel und beäugen ärgerlich die abgezwackten Essensrationen. Als das Wasser zur Neige geht und jemand das Gelände verlassen muss, kommt er nicht wieder. Als dann auch noch drei chinesische Soldaten – einer davon ein schwerverletzter Junge – in die Kirche gebracht werden, ist das Maß beinahe voll. Und dann steht das japanische Militär plötzlich vor der Tür und verlangt nach den Chormädchen, um sie zur Freude der japanischen Soldaten mitzunehmen.
Schaut man sich an, wie viel Unheil das Massaker von Nanking über die chinesische Bevölkerung gebracht hat, raubt es einem beinahe den Atem. Schätzungen zufolge wurden bis zu 200.000 Menschen Opfer der Kriegsverbrechen Japans. „Die marodierenden japanischen Soldaten schnitten Frauen die Brüste ab, nagelten Kinder an die Wände oder rösteten sie über offenem Feuer. Sie zwangen Väter, ihre eigenen Töchter zu vergewaltigen und kastrierten chinesische Männer. Sie häuteten Gefangene bei lebendigem Leib und hingen Chinesen an ihren Zungen auf.“ (Quelle: Welt.de) Außerdem wurden tausende Frauen egal welchen Alters verschleppt und in sogenannte „Trosthäuser“ gebracht, vergewaltigt und hinterher auf bestialische Art und Weise ermordet.
Vor diesem Hintergrund erscheint das Schicksal der Mädchen von Nanking auf so viele Arten erschütternd, auch wenn hier die beschriebenen Gegebenheiten fiktional sind. Der Deutsche John Rabe, der zu dem Zeitpunkt ebenfalls in Nanking lebte und oftmals mit Oskar Schindler verglichen wurde, beschreibt in einem Bericht die Zustände auf den Straßen Nankings nach der Besetzung, bei denen sich Gänsehaut breitmacht.
Fazit
Wieder ein Stück menschengemachter Geschichte, die nicht in Vergessenheit geraten darf. Und auch wenn das Lesen dieser Bücher schmerzhaft ist, so entsprechen sie unserer Historie und sind wichtig, damit niemand die Gräuel vergisst, die wir Menschen einander bereits angetan haben.