Bücher mit dem Tag "luchterhand"
33 Bücher
- Juli Zeh
Unterleuten
(539)Aktuelle Rezension von: Stephanie_RuhUnterleuten ist ein kleines Dorf in Brandenburg, dort herrscht vermeintlich heile Welt. Aber hinter der Fassade gibt es alte Feindschaften, Seilschaften, Eifersucht, Neid und diverse Abhängigkeiten. Eigentlich will jeder nur sein Leben in Ruhe leben, aber es geschehen Dinge, die alles verändern.
Es gibt nicht die eine Hauptfigur in "Unterleuten", jedes Kapitel wird aus der Sicht eines anderen Dorfbewohners geschrieben. Somit gelingen der Autorin Juli Zeh die verschiedenen Innenansichten der einzelnen Figuren. Das ist klug und gut beobachtet geschrieben, aber dadurch auch manchmal sehr langatmig. Ich vermisse den Humor, einige Figuren sind mir zu stereotyp. Garantiert gib es solche Leute und auch solche Dörfer überall, nicht nur in Ostdeutschland. Das Buch ist gut geschrieben, hat mich aber nicht richtig gepackt. - George Saunders
Lincoln im Bardo
(46)Aktuelle Rezension von: Elina_moroEin verwirrendes aber einzigartiges Buch. Die Handlung findet sowohl in der realen Welt, als auch im Bardo statt - einer Übergangsgrenze zwischen Leben und Tod laut tibetischer Tradition. Durch die immer wieder neuen Stimmen der Geister philosophiert Saunders über den Sinn des Lebens. Diese Geister sind unterschiedlich, sie existieren nicht mehr als Personen, aber sie verfügen trotzdem über ein Stückchen Bewusstsein und erinnern sich an ihr Leben. Der Autor schafft eine innovative Form der Erzählung. Am Anfang fand ich diese Idee interessant, am Ende jedoch nicht mehr. Ich konnte mit den Figuren leider nicht warm werden. Grundsätzlich herrscht im Roman eine depressive Stimmung. Es ist klar, dass es um Tod des Kindes sowie der anderen Charaktere geht. Selbst dieses Thema konnte mich emotional nicht berühren.
Der Roman wurde 2017 mit Booker Preis ausgezeichnet. Deswegen waren meine Erwartungen sehr hoch. Vergeblich. Ich würde dieses Buch nicht empfehlen, obwohl es ziemlich gut bewertet wird. - Michael Cunningham
Die Schneekönigin
(34)Aktuelle Rezension von: BlacksallyIch kenne das Märchen von Hans Christian Andersen sehr gut und wollte daher dieses Buch gerne lesen. Leider hat es mir nicht so gut gefallen.
Die Protagonisten Barrett und Tyler waren mir beide nicht sonderlich sympathisch. Barrett ist ein homosexueller Mann, der in der Liebe einfach kein Glück hat. Er wurde per SMS verlassen und weiß garnicht so recht warum. Er verliert so langsam den Glauben an die Liebe und ist im allgemeinen eher ein Mensch der pessimistisch ist.
Sein Bruder Tyler hat es leider auch nicht recht viel besser, seine Freundin ist an Krebs erkrankt und siecht vor sich hin, dazu ist er auch noch Drogenabhängig und mit seiner Musik läuft es ebenfalls nicht so wie es zu wünschen wäre.
Ich hatte beim Lesen das Gefühl ich komme an die Protagonisten nicht richtig heran, mir hat irgendwie dieser Funke gefehlt, der überspringt. Sehr schade, denn die Geschichte hat gutes Potenzial.
Auch mit dem Schreibstil hatte ich so meine Probleme. Zum einen waren die Kapitel teilweiße so kurz, das man sich garnicht richtig darauf einlassen konnte was nun passiert, zum anderen war die Geschichte in meinen Augen ziemlich verworren und abgehakt geschrieben. Ich bin leider in keinen richtigen Lesefluss gekommen und konnte deshalb leider die Geschichte auch nicht so genießen wie ich es mir gewünscht hätte.
Der Autor:
Michael Cunningham wurde 1952 in Cincinnati, Ohio, geboren und wuchs in Pasadena, Kalifornien, auf. Er lebt in New York City, lehrt an der Yale University und hat mehrere Romane und Erzählungen veröffentlicht. Sein Roman "Die Stunden" wurde vielfach preisgekrönt, u. a. mit dem Pulitzerpreis und dem PEN/Faulkner-Award, und wurde in 22 Sprachen übersetzt. Die überaus erfolgreiche Verfilmung "The Hours" mit Meryl Streep, Julianne Moore und Nicole Kidman wurde mit einem Oscar ausgezeichnet.
Fazit:
Leider war das Buch nichts für mich, mir fehlte der Bezug zu den Protagonisten. - Linn Ullmann
Die Unruhigen
(62)Aktuelle Rezension von: MorgenschneckeIn „Die Unruhigen“ von Linn Ullman schreibt eine Prominente Schriftstellerin, über ihren berühmten Vater, Ingmar Bergmann.
Vorweg muss ich sagen, dass ich vorher nicht wusste, dass es in dem Buch um Ingmar Bergmann geht. Die Autorin kannte ich nicht. Das Buch wurde mir von einer Freundin empfohlen, und ich lasse mich gerne auf Bücher ein, ohne den Klappentext und die Geschichten dahinter zu kennen.
So an dieses Buch ranzugehen, war wohl ein Fehler. Auch wenn die Autorin in Interviews sagt, dass sie die Personen fiktionalisiert, ohne den berühmten Vater wäre es ein anderes Buch.
In sechs Kapiteln schreibt sie über ihre Kindheit, ihre Familie, ihre Ehe, über das Alter. Das Buch ist kein typischer Roman, der Wechsel zwischen den Erzählarten machte es für mich sehr schwierig, das Werk als Ganzes zu verstehen. Mal bestehen die Kapitel aus einer Erzählung, mal sind es Transkriptionen von Gesprächen mit ihrem Vater. Mal spricht sie von sich in der dritten Person, eine unpersönliche Erzählung über ein Mädchen und ihre Familie.
Im Ganzen ist es eine fiktive Familiengeschichte, die auf Tatsachen beruht. Was Fiktion und was Wahrheit ist, erkennt man als Leser nicht.
Ingmar Bergmann wurde als der beste Regisseur aller Zeiten ausgezeichnet. Hier ist er ein alter Mann, der, zuweilen etwas verwirrt über das Alter erzählt, bei den Interviews mit seiner Tochter oft den Faden verliert.
Auch, wenn der Roman als ein Kunstwerk für sich gesehen werden kann, konnte ich mich nicht dafür begeistern. Das Ganze ist mir zu wirr. Wenn ich mich für die Familie Bergmann interessieren würde, könnte ich mir vorstellen dran zu bleiben. So ist es eine nichtssagende Geschichte, die mehr darstellen will, als für mich dahintersteckt. - Saša Stanišić
HERKUNFT
(236)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderSasa Stanisic ist ein absoluter Glücksfall für die Literatur. Er schreibt einfach groß! Hier in Herkunft nimmt er uns mit in seine Heimat, auf seinen Weg, tief in die Geschichte. Wo ist Heimat und wo ist er zu Hause? Mit viel Gespür, Gefühl, Liebe, auch Bitterkeit und Humor, erzählt er die Geschichte. Manchmal wahr, manchmal wie sie in seinem Kopf abgelaufen ist, aber immer pur. Er hat großartige Metaphern und Sätze die man oft lesen kann/muss/sollte, um den Feinschliff dieses Autors zu genießen. Herkunft, wo ist das...
- Carys Davies
WEST
(49)Aktuelle Rezension von: ysmnEs ist das Jahr 1815 in Pennsylvania. John Cyrus Bellman hat seine Heimat England verlassen, um sich in der Neuen Welt niederzulassen. Doch seine Frau Elsie ist bei der Geburt der Tochter gestorben und Cy kann ein Verlust nicht überwinden. Erst als er einen Artikel in der Zeitung über den Fund eines riesigen Skeletts im Westen des Landes liest, keimt neue Hoffnung in ihm auf. Er ist davon überzeugt, dass diese riesigen Tiere leben und beschließt, sich selbst auf die Suche nach ihnen zu begeben.
Der Roman begleitet Cy auf seiner Reise durch ein unbesiedeltes und zu großen Teilen noch völlig unentdecktes Land, das sich vor den Augen des Lesers entfaltet. Cys Hoffnung, in der wilden, unberührten Natur Erfüllung zu finden und seine Abenteuerlust durch sie stillen zu können, wird bald mit der Realität konfrontiert. Unbeholfen und klein wirkt der Mensch im Angesicht der Schlangen, Bären und Wölfe, der harten und menschenfeindlichen Winter und der gefährlichen Wege.
Gleichzeitig hat der Westen, auf den die Träume des Protagonisten projiziert werden, etwas Großes und Mythisches an sich. Er ist nicht nur Gefahr, nicht nur wilde Natur, sondern repräsentiert auch den unerschütterlichen Glauben der Menschen und den Drang zu entdecken und zu erforschen.
Davies erzählt unaufgeregt und in einer schlichten Sprache, die Bilder von großer Kraft und Ausdrucksstärke heraufbeschwört. Der Roman ist ein Western, der durch seinen poetischen und tiefgründigen Charakter hervortritt und sich von anderen vermeintlich ähnlichen Geschichten in dieser Hinsicht stark abhebt. Er verklärt die Zeit der Siedler nicht und zeichnet stattdessen ein glaubhaftes Bild von ihnen, das sich auch aus Vergewaltigungen und Betrügereien zusammensetzt.
Ein besonderer und lesenswerter Roman! - Sally Rooney
Normale Menschen
(204)Aktuelle Rezension von: bookshawtyDas Buch wurde mir von vielen verschiedenen Menschen empfohlen und ich muss sagen, ich hatte hohe Erwartungen. Der Plot hat mich gelangweilt und das ständige on-off der Beziehung der Protagonisten eher genervt. Ich habe trotz großer Schrift und wenig Seiten recht lang gebraucht um es durchzulesen. Emotional konnte ich mich weder an die Protagonisten, noch die Beziehung binden, was ich sehr schade finde. Dennoch ist es an sich schön geschrieben, sodass man sich in die Situationen einfühlen kann.
- Paul Beatty
Der Verräter
(17)Aktuelle Rezension von: reneeEin eigenwilliges Buch! Absolut interessant und vollkommen außergewöhnlich! Wahrscheinlich ist dieses Buch, nachdem ich kurz vorher "Oreo" von Fran Ross gelesen hatte, genau zur richtigen Zeit gekommen. Denn die beiden Bücher sind sich ähnlich. Nicht umsonst werden im Verräter Bezüge zu Fran Ross hergestellt. Denn in ihrem verqueren Denken, in ihrem unbequem und sperrig sein, in ihrem unangenehme Gedanken äußern haben beide Bücher deutliche Berührungspunkte. Auch der Humor ist ähnlich gelagert. Und ebenso sind beide Bücher unterhaltend, wie auch nachdenklich machend, bis an die Schmerzgrenze und darüber hinaus. Ich hatte den Verräter schon einmal begonnen und wieder weggelegt, aber jetzt, nach "Oreo", war seine Zeit. Ich empfand es als ein interessantes und unangenehmes Buch, aber jemand, der unsere Moral hinterfragt, sollte meiner Meinung nach durchaus gehört werden. Denn über solche Fragen nachzudenken kann nicht schaden. Ein wirklich lesenswertes Buch!
Paul Beatty blickt in diesem Buch über/mit seinem afroamerikanischen Ich-Erzähler auf die USA, auf die Vergangenheit und auf das Jetzt, auf die Stellung der Afroamerikaner in diesem Land und ist dabei richtig bissig. Dabei unterlegt er seinen bissigen/boshaften/satirischen Blick mit vielen Fakten zum Thema Rassismus und der Stellung der Afroamerikaner in den USA. Der Autor betätigt sich auch als Poetry-Slammer, dies merkt man dem Text durchaus an und deshalb gebührt dem Übersetzer Henning Ahrens wirklich ein tosender Beifall, denn dieses Buch so zu übersetzen war mit Sicherheit nicht einfach. Der Autor blickt auf die Afroamerikaner und ihr Leben in den USA, blickt auf den weiter bestehenden Rassismus und lässt seinen afroamerikanischen Ich-Erzähler zu dem fulminanten und provokativen Schluss kommen, ein Zusammenleben der Rassen funktioniert nur mit dem Rassismus und Rassentrennung und führt diese kurzerhand in seiner fiktiven Heimatstadt Dickens, in SZ-Los Angeles, wieder ein. Hominy Jenkins, ein etwas verrückter ehemaliger Kinderstar der Kleinen Strolche bittet den Ich-Erzähler sogar, ihn wieder als Sklaven zu halten, damit er wieder weiß, wohin er gehört. Dem Wunsch kommt der Ich-Erzähler nach und landet dafür und für die Einführung der Rassentrennung vor einem marihuanageschwängerten Gerichtsverfahren. Und in dieser denkwürdigen Gerichtsverhandlung offenbaren sich die verschiedenen Geisteshaltungen in den USA, denn eigentlich sitzt auch die "political correctness" vor Gericht.
Außergewöhnlich, bissig, böse, sperrig, unbequem = Lesen!!!
- Saša Stanišić
Vor dem Fest
(181)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderFürstenfelde in der Uckermark. Es ist die Nacht vor dem großen Fest und alle Bewohner bereiten sich auf ihre Weiße vor. Frau Kranz will zum ersten mal ihre Heimatstadt bei Nacht malen und strauchelt doch immer wieder. Jeder hat seinen Teil zu tun und seinen Teil zu vergessen und seinen Teil, den er lieber nicht mehr sehen will. Der kleine Ort hat schon viel erlebt. Die DDR, die Wende, den Umbruch, den Neuanfang, den Tod des Fährmanns und den Wandel von Berufen und Strukturen. Was ist besser? Was kommt noch? Im Stadtarchiv, im Heimatmuseum, da gibt es alles über die Stadt und immer wieder wird etwas Neues hinzu getragen und archiviert. Sicher auch wieder bei diesem Fest, denn ohne Spuren geht es niemals vorbei. Das war immer schon so und wird auch immer so bleiben. Sasa Stanisic ist mit Vor dem Fest ein Roman gelungen, der auf den ersten Blick vielleicht nicht viel Geschichte bietet, aber das täuscht! In jedem Satz, in jedem Detail und in jedem Charakter steckt so viel Leben und Hintergrund, dass es zuweilen Sätze über fast eine Seite gibt. Ich liebe seine Art zu schreiben und erzählen und wie er manchmal ganz behutsam und leise berichtet und an anderer Stelle laut, aufbrausend und auch wieder ironisch wird. Jede Figur ist ein Erlebnis für sich und kennen wir sie nicht alle irgendwie und wohnen wir nicht selbst im fiktiven Fürstenfelde? Manchmal erschreckend realistisch und dann doch wieder überzogen und fast forsch, aber niemals langatmig oder langweilig. Manchmal ist das Leben aufregend, langweilig, so wie die Speisekarte beim Metzger
- Assaf Gavron
Achtzehn Hiebe
(19)Aktuelle Rezension von: Giselle74Witzig. Rasant. Respektlos. Sehr unterhaltsam. Das verspricht der Klappentext des Verlages bei diesem neuen Roman des israelischen Bestsellerautors.
Witzig ist das Buch stellenweise durchaus, wenn man sich denn Stan und Ollie im modernen Tel Aviv vorstellen kann. Rasant ist es auch, immerhin ist der Protagonist Taxifahrer. Respektlos fand ich es eigentlich nicht, dafür manchmal ein wenig geschmacklos und wenn wir das "sehr" streichen, stimmt der Rest auch.
Es fällt mir ein wenig schwer, den Finger auf die Wunde zu legen, nicht, weil ich nicht wüßte, wo es schmerzt, sondern, weil der Text sich als Krimi verkleidet hat und es daher unfair wäre, den Inhalt zu breit auszuwalzen.
Eitan Einoch, genannt "Krokodil" (jaha, daher der wenig einfallsreiche Titel meiner Kolumne) ist Taxifahrer in Tel Aviv und außerdem gescheiterter Hobbydetektiv. Bei einer seiner Fahrten lernt er Lotta Perl kennen, eine charmante ältere Dame, die regelmäßig zum Friedhof gefahren zu werden wünscht. In einem ihrer Gespräche gesteht sie, Angst davor zu haben ermordet zu werden und engagiert Einoch, um in einer privaten Sache Nachforschungen zu betreiben. Dieser kontaktiert dafür seinen ehemaligen Kollegen Bar und wirft sich ins Getümmel.
Für mich ist Plausibilität wichtig, besonders bei einer Krimihandlung. Leider toben Bar und Einoch derartig naiv durch das Geschehen, dass mir der Spass recht schnell verging. Dazu kommen Handlungsteile, deren Wahrscheinlichkeit an Null grenzen, aber Dreh- und Angelpunkte der Story sind. Die achtzehn Hiebe des Titels sind nämlich reale Peitschenhiebe. Würde man die Person, die für die Verabreichung gesorgt hat, fünfzig Jahre später heiraten wollen, ohne Kontakt in der Zwischenzeit wohlgemerkt?
Von Seite zu Seite wurden mir die Protagonisten unsympathischer. Nun muss man Romanhelden nicht mögen, hier war es aber wohl eigentlich so angedacht. Vielleicht bin ich aber auch schlicht eine Generation zu alt. Ich fühlte mich an das Spiel "Scotland Yard" erinnert, während ich mit dem Taxi über das Spielbrett, Verzeihung, durch Tel Aviv sauste. Vielleicht hätte ich auch besser ein männlicher Leser sein sollen, der sich für Viagra und schöne Frauen interessiert. Vielleicht...
Vielleicht ist dieser Roman aber auch einfach trotz der Jubelkritiken mittelmäßig. Oder ich bin zu miesepetrig für den Inhalt. Jedenfalls passen wir nicht zusammen, das Krokodil und ich. - Terézia Mora
Die Liebe unter Aliens
(15)Aktuelle Rezension von: BlacksallyMeine Meinung:
Kurzgeschichten mag ich an sich sehr gerne. Bei Bänden mit Kurzgeschichten hat man meistens ein paar die man sehr gut findet und auch 1-2 die man nicht so mag.
Hier ging es mir etwas anders.
Leider bin ich mit dem Schreibstil der Autorin nicht wirklich warm geworden. Mir hat etwas gefehlt, und das waren nicht nur die Striche, wenn jemand etwas sagt.
Die Gefühle usw. sind gut rüber gekommen, wir haben hier insgesamt 11 Kurzgeschichten, die alle etwas melancholisch waren und zum Nachdenken anregen. Jedoch bin ich mit den meisten nicht wirklich warm geworden.
Ich hatte bei keiner der Geschichten das Gefühl das es einen richtigen Abschluss gab. Was sehr schade war.
Dennoch könnte ich mir vorstellen das der Schreibstil an sich, einigen Personen gefallen könnte. Für mich war dieses Buch leider nichts.
- Linn Ullmann
Das Verschwiegene
(25)Aktuelle Rezension von: QuerbeetleserinEine Familie,die nach außen ganz normal erscheint,doch intern viele Probleme aufweist.Der Vater ist ein eigentlich erfolgreicher Schriftsteller der jedoch an einer Schreibblockade leidet,seine Frau ist eine erfolgreiche Restaurantbesitzerin,aber total überfordert.Ihre Mutter lebt abstinent,fängt aber auf ihrer Geburtstagsfeier wieder zu trinken an.Am selben Tag verschwindet auch noch das Kindermädchen der beiden Töchter und es gibt keine Spur von ihr.....
Der Klappentext machte mich neugierig auf die
Geschichte der Familie und der Anfang hat mir auch gut gefallen.Zur Mitte hin wurde mir allerdings langweilig,vieles habe ich einfach überlesen,weil es mir zu ausschweifend wurde.Den Schluss mag ich auch nicht,irgendwie hört die
Geschichte einfach auf und vieles bleibt unklar. - Juli Zeh
Leere Herzen
(302)Aktuelle Rezension von: Das_LesedingInhalt:
Leere Herzen haben viele. Viele wünschen sich daher den Tod, doch einfach so sterben ist für viele dann doch etwas Schlechtes. Daher haben Britta und Babak den Tod zum Geschäft gemacht. Sie haben eine Agentur gegründet, mit der Sie potenzielle Selbstmörder auf ihre Glaubenssätze testen und so sicherstellen können, ob sie sich wirklich sicher sind zu sterben…Stil:
So viele Menschen, welche sterben wollen, weil sie es im Leben einfach nicht aushalten, sterben grundlos. Britta und Babak testen ihre Kandidaten und erwecken entweder neue Lebensgeister oder geben dem Tod einen Sinn. Dies ist wohl für die überlebenden eine geniale Therapieform und für die anderen – naja sie wären wohl eh irgendwie gestorben. Daher ist die Grundidee genial und krank zugleich. Gelesen wird das Buch von Ulrike Tscharre und die Stimme passt perfekt zur Stimmung und zur allgemeinen Situation. Gelesen hätte ich das Buch aber wohl eher nicht, es gibt zu viele Details, zu gestellte Dialoge und es ist irgendwie alles drüber, was auch das Zuhören teilweise erschwert.Charaktere:
Es ist schwierig, die Figuren zu greifen, auch wenn viel über sie bekannt ist, bleibt doch etwas Dunkles an ihnen. Und genau das ist es, was nachher den Plot ausmacht.Cover:
Das Cover wird erst verständlicher, wenn man die Geschichte kennt, ob es nun passt oder nicht müsste wohl jeder für sich entscheiden.Fazit:
Ein ungewöhnlicher Plot mit heftiger Auflösung, welcher mich stellenweise gut unterhalten, partiell aber auch gelangweilt hat. Daher nur 3 Sterne und eine Lese-/Hörempfehlung an Leser:innen, welche gerne etwas Ungewöhnliches lesen/hören und bereit für neues sind. - Leïla Slimani
Dann schlaf auch du
(313)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer>>Die Einsamkeit wirkte wie eine Droge, von der sie nicht sicher war, ob sie ohne sie auskommen wollte. ...<<
"Dann schlaf auch du" von Leila Slimani beginnt auf den ersten Seiten schon mit einer unglaublich schockierenden Tat. Letztlich zeigt die Rückblende, dass diese Tat nur das Ergebnis vieler Dinge ist, die zusammenspielen...
So steht das WARUM hier ganz klar im Fokus und Leila Slimani lies mich als Leser aus den verschiedenen Blickwinkeln auf das Leben der einzelnen Charaktere werfen und eben deren Zusammenspiel, was mitunter sehr interessant war.
Bis zu einem gewissen Punkt hatte ich das Gefühl der Nanny Louise sehr nah kommen zu können, doch wurde mir letztlich nicht ganz klar, warum sie manche Dinge so gehandhabt hat, wie sie es eben tat, denn gerade zum Ende empfand ich die4 Auflösung als zu wenig für so Großes...
Auch die Entwicklung zwischen dem Ehepaar Myriam und Paul konnte ich ungefähr ab der Hälfte nicht mehr nachvollziehen... klar wird, dass die beiden sich insbesondere innerlich voneinander distanzieren, aber im gesamtem Konstrukt, auch in Kombination mit dem Kindermädchen war der Bruch, den man hier als Leser beobachtet für mich nicht ganz schlüssig.
Insgesamt hätte ich mir auch noch viel mehr Einblicke aus Sicht der Kinder gewünscht, denn auch da gab es Vorkommnisse, die mir persönlich zu nebenbei abgetan wurden... die aber meiner Meinung nach wichtig gewesen wären als Leser im Detail zu erfahren, um tiefer eintauchen zu können und zu verstehen. So blieb einfach unglaublich viel Raum für eigene Interpretationen, was für den einen vielleicht ein positiver Aspekt sein kann, für mich war es eher hinderlich, da ich das Gefühl hatte, das WARUM nicht vernünftig greifen zu können.
Trotz meiner Kritik muss man aber auch sagen, dass die Autorin sehr fesselnd schreibt, was mir wirklich gut gefallen hat! - Juli Zeh
Neujahr
(327)Aktuelle Rezension von: JavilinHenning fährt mit seiner Familie über Weihnachten und Silvester nach Lanzarote. Am Neujahrstag bricht er alleine zu einer Radtour auf und macht dabei eine Entdeckung, die ihn wieder an seine Kindheit denken lässt, die er schon zu vergessen gehabt scheint.
Mir hat hier der Schreibstil leider gar nicht zugesagt. Die Kapitel waren viel zu lang und auch sonst wurde ich mit der Erzählweise nicht warm. Obwohl die Geschichte nicht viele Seiten hat, zog sich ihr Inhalt doch sehr. Vor allem die Radfahrt emfpand ich als extrem zäh beschrieben. Auch Henning ist mir durchweg fremd geblieben und ich konnte keinerlei Bezug zu ihm aufbauen. Die Geschichte an sich hat Potential und hätte mir an sich auch gut gefallen, hätte ich eine Bindung zum Protagonisten aufbauen können. So war ich aber einfach nur froh, als ich die letzte Seite beendet habe.
- Sally Rooney
Gespräche mit Freunden
(193)Aktuelle Rezension von: mariameerhabaAuch wenn das Buch mit einem Menage-a-Quarte wirbt, ist es bloß ein gewöhnlicher Seitensprung, der nichts von dieser ungewöhnlichen Beziehung hat. Ich wollte wirklich wissen, wie sich vier Personen in einer solchen Beziehung verhalten. Beim Lesen habe ich mir zweier Paare vorgestellt, die vier Personen ständig neugeordnet, was dem ganzen Buch einen gewissen Reiz und Spannung gab, doch als das Buch eine völlig andere Richtung schlug, war ich doch enttäuscht.
Der Stil der Autorin ist authentisch, wundervoll und er funktioniert. Sie sorgt dafür, dass man die vier Figuren schnell kennenlernt, mitfühlt, dabei ist. Sie zerlegt die Seele der Protagonistin in seine Einzelteile und legt sie so offen zur Schau, dass das Gefühl aufkommt, man würde nicht nur die Protagonistin ein ganzes Leben kennen, sondern eins mit ihr sein. Auch wenn manchen ihre Entscheidungen mir miesfielen, habe ich sie doch bis zum Ende unterstützt.
So lange der Seitensprung ein Geheimnis war, war das Buch ziemlich spannend, reizvoll, verrucht, doch sobald es ans Licht kam, verlor die Handlung ein gewaltiges Stück seiner Kraft und plötzlich fühlte sich das Buch so an, als würde es sich nicht in irgendeine Richtung bewegen, sondern als würde die Autorin selbst nicht mehr weiterwissen.
Die Randfigur, der Vater, der eindeutig ein psychisches Problem hat und der ständig auftaucht und eine große Rolle spielt, seine Geschichte wird nicht beendet, sondern völlig ignoriert. Es gibt viele Handlungsstränge, die auftauchen und wortlos wieder verschwinden, so dass man sich gezwungen sieht, sich zu fragen, wieso man überhaupt so etwas gelesen hat, wenn es doch am Ende gar keinen Zweck bekommt.
Überhaupt ist das Ende des Buchs ein offenes Fragezeichen, der nichts verspricht und nichts hält. Es fühlt sich eher so an, als hätte man nur einen kleinen Teil vom Leben der Protagonistin bekommen, während der Rest, der riesige Teil mit den vielen Handlungssträngen, ein völlig anderes Buch ist, mit dem uns die Autorin nicht mehr belästigen wollte. Dadurch ist das Ende nicht befriedigend und zerstört damit so ziemlich alles, was man gelesen hat, was man zu lieben gelernt hat.
Dabei hat mir der Stil der Autorin wirklich gut gefallen. Ich hatte meinen Spaß am Buch, ich habe es teilweise sogar sehr genossen, aber wegen diesem Ende würde ich dieses Buch niemandem empfehlen.
- Ferdinand von Schirach
GOTT
(112)Aktuelle Rezension von: EllaEsSteff🎭
𝘞𝘦𝘮 𝘨𝘦𝘩𝘰̈𝘳𝘵 𝘶𝘯𝘴𝘦𝘳 𝘓𝘦𝘣𝘦𝘯?
𝘞𝘦𝘳 𝘦𝘯𝘵𝘴𝘤𝘩𝘦𝘪𝘥𝘦𝘵 𝘶̈𝘣𝘦𝘳 𝘶𝘯𝘴𝘦𝘳𝘦𝘯 𝘛𝘰𝘥?
Richard Gärtner, 78, ein körperlich und geistig gesunder Mann, will seit dem Tod seiner Frau nicht mehr weiterleben. Er verlangt nach einem Medikament, das ihn tötet. Mediziner, Juristen, Pfarrer, Ethiker, Politiker und Teile der Gesellschaft zweifeln, ob Ärzte ihm bei seinem Suizid helfen dürfen. Die Ethikkommission diskutiert den Fall.
Gott thematisiert die Frage der ärztlichen Beihilfe zum Suizid vor dem Hintergrund der verfassungsrechtlichen und strafrechtlichen Bestimmungen in der Bundesrepublik Deutschland. Während die rechtliche Lage in der Bundesrepublik seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Februar 2020 ähnlich liberal ist wie in der Schweiz, gleicht die rechtliche Lage in Österreich im Kern noch jener in Deutschland vor dem Verfassungsgerichtsurteil: Hier wird die ärztliche Beihilfe zum Suizid nach wie vor unter Strafe gestellt.
💭
Ein sehr starkes Theaterstück, welches aus der Komfortzone lockt. Man wird mit einem nicht alltäglichen Thema konfrontiert und zum nachdenken motiviert.
Ich persönlich konnte für mich eine Antwort finden.
Grundsätzlich werden die beiden Standpunkte - für die Hilfe bzw. gegen die Hilfe - sehr gut und ausführlich vertreten.
Dabei werden eine Rechtssachverständige, ein medizinischer Sachverständiger und ein theologischer Sachverständiger befragt.
Ein Mitglied des Ethikrates (Kontra) und ein Rechtsanwalt (Pro) haben nacheinander die Möglichkeit gehabt die Sachverständigen zu befragen, verschiedene Aspekte zu beleuchten.
Dennoch hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass der Rechtsanwalt die stärkste Position in dem Stück einnahm.
Wer Lust hat einen (mal wieder) meisterlichen Schirach zu Lesen und bereit ist sich mit diesem ernsten Thema auseinanderzusetzen, der wird in diesem kurzweiligen Stück vollkommen auf seine Kosten kommen.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
- Gerard Donovan
Winter in Maine
(318)Aktuelle Rezension von: buchstaeblichverliebt"Vielleicht gibt es für viele Dinge gar keinen Grund, und sie passieren nur, weil die Menschen sie tun." (S. 64)
Als Julius Hund und treuer Gefährte Hobbes eines Tages vorsätzlich erschossen wird, beschließt er sich zu rächen.
Der eigenbrödlerische Mann, der einsam und zurückgezogen in einer abgelegenen Hütte in den Wäldern von Maine lebt, die vollgestopft ist, mit den über 3000 Büchern seines verstorbenen Vaters und Erinnerungen an eben diesen und den Großvater, hat alles verloren, was er liebt, einschließlich seiner Moralvorstellungen.
Mit dem Gewehr seines Großvaters und der Literatursammlung seines Vaters als Stütze (im Hinterkopf) zieht er in seine persönliche Schlacht.
Sprachlich wirklich gelungen, atmosphärisch düster, inhaltlich leider aufgrund der Brutalität nicht unbedingt mein Geschmack.
Das war mir persönlich etwas zu viel des Guten und nicht unbedingt (logisch) nachvollziehbar. - Angelika Overath
Ein Winter in Istanbul
(5)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerCla, ein Gymnasiallehrer aus den Bündner Bergen, verbringt einen Winter in Istanbul, um über einen von ihm verehrten spätmittelalterlichen Gelehrten zu recherchieren.Er lernt Baran kennen, einen türkisch-griechischen Kellner, Reiseleiter und Übersetzer. Die beiden verlieben sich. Die Situation wird kompliziert, als Clas so-gut-wie-Verlobte Alva zu Besuch kommt.
In einem zweiten Erzählstrang, wird von der Reise des Gelehrten Nikolaus von Kues von Istanbul nach Venedig erzählt, die dieser zusammen mit dem byzantinischen Kaiser und dem Patriarchen von Konstantinopel im 15. Jahrhundert unternommen hat, um sie zu Verhandlungen nach Europa zu geleiten.
Der Roman ist sehr poetisch geschrieben. Im Kleinen und im Grossen geht es um die Themen Glaube und Religion, Erkenntnis und Wissen, Vergangenheit und Gegenwart, Verbindendes und Trennendes.
Der Schauplatz der Handlung sowie die Herkunft und Hintergründe der Protagonisten erlauben interessante Durch- und Einblicke in die verschiedenen Kulturen, Ansichten und Überzeugungen.
Symbolik durchdringt den Roman und hält ihn zusammen. Die drei Protagonisten werden durch die drei trennenden und verbindenden Wasserstrassen in Istanbul voneinander getrennt und miteinander verbunden.
Mich hat der Roman von Angelika Overath in Form und Inhalt überzeugt. Die Geschichte von Cla, Baran und Alva ist meisterhaft erzählt unterhaltsam und mit überraschenden Wendungen gewürzt. Sie ist raffiniert mit der Erzählung aus der Zeit kurz vor dem Fall von Konstantinopel, als Nikolaus von Kues gelebt hat, verwebt, so dass ein insgesamt stimmiges, vielschichtiges Bild entsteht.
- Leïla Slimani
All das zu verlieren
(172)Aktuelle Rezension von: buchstaeblichverliebt📌 "Ihre Obsessionen verzehren sie. Sie kann nichts dagegen tun." (S. 96)
Adèle, verheiratet, berufstätig und Mutter bricht regelmäßig aus ihrem Alltag aus, um sich auf Männerabenteuer einzulassen.
Ohne Rücksicht auf Mann und Kind und etwaige Konsequenzen, gibt sie sich fortwährend ihrem Verlangen hin, bis das ganze stabile Grundgerüst ihres Lebens einzustürzen droht.
Dieses schmale Büchlein kam sprachlich und inhaltlich richtig gut daher und hat mir ganz ausgezeichnet gefallen.
Empfehlung. 🤍
- Franz Hohler
Gleis 4
(73)Aktuelle Rezension von: mabo63Eine schöne Landschaft macht die Menschen nicht besser"
Wie wahr.
Isabelle hat Ferien. Italien das Reiseziel. Am Bahnhof hilft Ihr ein freundlicher älter Mann beim Koffertragen - und bricht darauf tot zusammen.
Was sich dann daraus entwickelt aus diesem Einstieg ist einfach meisterhafte Erzählkunst. Es entwickelt sich eine gesellschaftskritische Auslegung der damaligen Zeit (60er Jahre) wo Recht und Ordnung mehr zählen als die Menschen selbst. Aus der vermeintlichen Erzählung wird zudem unverhofft ein sehr unterhaltsamer Krimistoff der betroffen macht.
Leseempfehlung!
- Kristine Bilkau
Nebenan
(77)Aktuelle Rezension von: SusanneEichholzEs gelingt Bilkau meines Erachtens ausgezeichnet, die verschiedenen Handlungsstränge und Geschichten so in der Schwebe zu halten, dass man immer weiterliest, um zu erfahren, worauf das Ganze hinausläuft. Wiederholt taucht die Frage auf, wie weit es zulässig ist, in das Leben anderer einzudringen und ihnen nachzuspüren mit dem Wunsch zu helfen. Als die Ärztin Astrid versucht, dem Verschwinden der Familie im Dorf auf den Grund zu gehen, gerät ihr eigenes Leben ins Wanken.
Dieses Buch ist sehr ungewöhnlich und schöpft seine Kraft aus Zwischentönen. Umso erstaunlicher und erfreulicher erscheint es mir, dass es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 gelangte, auf der viel Trendiges und Lautes zu finden war. Auch Frau Bilkau selbst trat bei der Vorstellung ihres Buches in Frankfurt viel zurückhaltender auf als einige der anderen Autoren und bewies erfreulicherweise, dass es ihr um Literatur und nicht Effekt geht. Allein deshalb lohnt es sich, diese norddeutsche Geschichte zu lesen.
- Kristine Bilkau
Eine Liebe, in Gedanken
(107)Aktuelle Rezension von: katzenminzeToni ist eine selbstbestimmte Frau mit großen Träumen. Sie will reisen, ins Ausland, nach Paris, sie will nicht sparen, sie will das Leben genießen, sich an schönen Dingen erfreuen. Für die 60er Jahre ist sie sehr fortschrittlich und als sie Edgar kennenlernt scheint er der Mann mit dem sie sich ihre Träume erfüllen kann. Dann geht Edgar beruflich nach Hongkong und Toni soll so bald wie möglich nachkommen, doch irgendetwas geht schief, die Reise findet nie statt und doch kann sich Toni ihr restliches Leben lang gedanklich nie ganz von diesem Mann lösen, der sie so enttäuscht hat.
Mit einem feinen Gespür für Stimmungen beschreibt Bilkau das Leben und den Tod dieser besonderen Frau. Toni, oder Antonia, sprüht vor Lebensfreude. Ihr Selbstbewusstsein und Einfühlungsvermögen, ihre Kraft, die Lust am Leben und ihr leicht fatalistischer Touch beeindrucken. Die Teile aus ihrer Sicht haben mir sehr gefallen. Ihre Tochter, die den Nachlass regelt ist bedachter, beständiger vielleicht und zu sehr auf der Hut vor der Begeisterungsfähigkeit der Mutter. Doch der ruhigere Erzählton passt hervorragend zur Stimmung nach dem Tod Antonias.
Auch wenn der Blick der Tochter auf das „Vermächtnis“ ihrer Mutter – die Wohnung, die Bücher, der Blick zurück auf Tonis Leben – sehr gut gelungen und von der Stimmung her der Situation absolut angemessen war, war es mir hier ein wenig zu bedächtig und vielleicht ein wenig zu abgeklärt. Zwar passt alles und Bilkau erzählt wirklich treffend, aber mir hat hier ein Tick Emotion gefehlt um mich komplett an die Geschichte zu fesseln.
Dafür waren die Verweise auf die Bilder von Helene Schjerfbeck absolut passend, auch die Zitate aus „Fast ganz die Deine“ haben sich wunderbar eingepasst. Das vorangestellte Zitat beispielsweise würde ich mir am liebsten an die Wand hängen.
„Eine Liebe, in Gedanken“ ist ein ruhiger und wunderbar erzählter Roman über eine interessante Frau aber auch über Familie und die Stolpersteine, die das Leben einem in den Weg legt. Eine feine und einfühlsame Geschichte ohne Kitsch und Pathos; einfach ein schönes Buch.
- Charles Chadwick
Eine zufällige Begegnung
(28)Aktuelle Rezension von: Die-weinIch kann mich den positiven Rezensionen zu diesem Buch nicht so ganz anschließen.
Zum Inhalt: Die hässliche Elsie und Stan, der wegen Mordes im Gefängnis saß, treffen sich zufällig während einer Busfahrt. Stan ist auf der Flucht vor seiner kriminellen Vergangenheit und bittet schließlich Elsie ihm zu helfen. Aus dieser anfänglichen Zweckgemeinschaft entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft.
Meine Meinung: Mich störten u.a. die Begriffe über Elsies Aussehen wie z.B. Missgeburt oder hässliche Kuh. Außerdem emfand ich es etwas unglaubwürdig wie die Mutter und ihr Bruder mit ihr umgegangen sind und über sie dachten.
Der Schreibstil und die Story konnten mich leider überhaupt nicht fesseln und ich wollte das Buch mehrmals abbrechen, habe es aber dann doch weitergelesen. Schade!