Bücher mit dem Tag "lissabon"
149 Bücher
- Pascal Mercier
Nachtzug nach Lissabon
(1.368)Aktuelle Rezension von: nymphe--Wer träumt nicht mal einfach in einen Zug zu steigen und davon zu fahren? Alles aus seinem Leben hinter sich zu lassen?
Für Raimund Gregorius ist dies nun kein Tagtraum mehr, als er mitten am Schultag das Gymnasium, in dem er als Lehrer für alte Sprachen arbeitete, verließ und nie wieder kam. Nachdem er einer jungen Portugiesin das Leben rettete, stieß er in einer Buchhandlung auf die Veröffentlichungen eines gewissen Amadeu Padro, dessen Aufzeichnungen und Gedanken Gregorius so sehr faszinierten, dass er den Nachtzug nach Lissabon nahm, um den Spuren des Autors zu folgen.
Der Sinn des Romans besteht schon in den Aufzeichnungen Padros, der seine Gedanken zu verschiedenen Stationen seines Lebens zu Papier brachte. Er war ein Feind des Kitsch, glaubte nicht an die Liebe, sondern nur an die Loyalität, welches das Einzige wäre, dass annähernd Bestand hätte. Er war kritisch und aufrichtig zu sich selbst, schonungslos aufrichtig, so dass einem der Roman vorkommt wie ein Essay.
Versteht mich nicht falsch, Essays sind wunderbar und viele Dinge in Nachtzug nach Lissabon haben mich tatsächlich zum Nachdenken angeregt, aber für jemanden, der auf Spannung steht, ist der Roman nichts.
Zudem hat Nachtzug nach Lissabon für mich einige Probleme. Das erste ist der wesentlichste: Es ist kaum zu übersehen, dass Amadeu Padro der eigentliche Hauptcharakter des Romans ist. Nur kommt er kein einziges Mal vor und wird nur durch die Erinnerung andere oder seine Aufzeichnungen beschrieben. Eigentlich finde ich das Konzept sehr spannend. Doch verhält es sich hier ein wenig mit John Greens Eine wie Alaska und zwar wird hier mal wieder eine Person idealisiert und das Leiden dieser Person. Das geht mir inzwischen ziemlich auf die Nerven.
Zunächst sieht niemand gut aus, wenn er leidet. Niemand sagt: "Gott, wie ist die Person tiefgründig!" Niemand wird sich wünschen, an ihrer Stelle zu sein, denn Leiden ist - tut mir leid, wenn ich das mal so drastisch sagen muss - nichts erstrebenswertes! Und es ist auch nicht ästhetisch. Ich weiß nicht, woher diese Illusion kommt. Vielleicht liegt es auch daran, dass es oft heißt Künstler würden ihre größten Werke im Schmerz vollbringen. Also wird Leiden für uns zu etwas, dass uns besonders macht, dass uns gut macht und uns Anerkennung bringt.
Und das tat es auch bei Amadeu Padro. Sein Buch wurde vielleicht kein Bestseller, aber jeder Mensch, den Gregorius im Laufe des Buches traf, hat Amadeu angehimmelt und vergöttert und das wortwörtlich, obwohl er selbst so einsam war Das halte ich auch für problematisch und höchst unrealistisch.
Denn in Wahrheit leiden wir alle allein und wir wünschen uns zwar, dass irgendjemand auf uns blickt und uns dafür bewundert, aber das passiert in den wenigsten Fällen und es sollte auch nicht passieren. Man sollte Leute bewundern, die es geschafft haben, glücklich zu sein und sich selbst reflektieren und vergeben können.
Keine Person kann so toll sein und meist liegt die Verehrung einer Person nicht besonders an dieser Person, sondern eher an der, die sie verehrt. Menschen sind so, wie wir sie sehen und welche Personen uns was bedeuten, das liegt an uns.
Hier kommen wir zum zweiten Problem und zwar Gregorius, der eigentliche Hauptcharakter oder zumindest Erzähler des Buches. Doch hier liegt das Problem, denn er ist weder noch. Man erfährt schon etwas über ihn und kann durch gewisse Handlungen auf sein Inneres schließen, doch im Endeffekt ist er nicht wichtig für die Handlung. Er erzählt Padros Geschichte nicht und wenn er mit Personen aus seinen Leben spricht, dann merkt man kaum, dass er anwesend ist und er spricht so gut wie nie.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum er das alles macht und warum er sein Leben verlässt. Denn seine Ambivalenz habe ich ihm nie ganz abgenommen, so wie sein Fernweh. Seine Handlungen sind mir so melodramatisch beschrieben, als das ich es ernst nehme könnte und für jemanden, der Kitsch hasst, ist der Roman fast zu romantisch. Denn es geht auch alles viel zu einfach. Natürlich hatte Gregorius auch keine Geldprobleme, sodass er wochenlang in verschiedenen Hotels wohnen und quasi von Genf und Lissabon pendeln konnte. Die Sprachbarriere war nie ein Problem. Entweder sprachen alle Französisch oder Gregorius konnte nach einen Kurs Portugiesisch schon ein Gespräch anfangen. Und Padros Texte konnte er natürlich auch einfach wie einen Lateintext übersetzen.
Obwohl Gregorius vielleicht kein Paul Varjak ist, gibt es doch eine Sache, die ihn für mich einfach unwichtig und sinnlos erscheinen ist und zwar, dass er nichts am Ende davon mitnimmt. Er verändert sich nicht durch die Gespräche mit den anderen. Das Leben von Padro verändert ihn nicht, außer dass er wahrscheinlich am Ende auch tot krank wird und wahrscheinlich genau so stirbt wie Amadeu Padro. Diese Spannung mit Gregorius "Schwindelanfällen" haben mich nicht gepackt und das offene Ende fand ich auch etwas zu gewollt.
Letztendlich führte Gregorius kein anderes Leben nach seinem Aufenthalt in Lissabon. Er kehrt zurück nach Bern und lässt sich dann in eine Klinik einweisen.
Ich hätte gern nochmal so einen abschließenden Epilog gehabt, indem erklärt wird, was Gregorius jetzt so macht, nachdem er diese Reise gemacht hat, denn so hatte das Buch am Ende keine Message und nichts, worauf irgendwas hinauslief.
Und nochmal zum Schluss finde ich es auch sehr merkwürdig, dass das Erlebnis mit der Frau am Anfang, die von Brücke springen wollte und Gregorius diese Telefonnummer auf die Stirn schrieb. Das war nämlich das eigentliche Ereignis, was Gregorius zu seiner Reise bewegt hatte und es kam NIE wieder zur Sprache. Oder wenn nur so am Rande, was ich sehr schade finde. Es wäre cool gewesen, wenn Gregorius sie am Ende vlt nochmal angerufen hätte diese Nummer und vielleicht jemand aus Padros Leben abnahm. Das hätte den Bogen nochmal zurück gespannt. Es hätte auch irgendjemand ran gehen können.
Erst dachte ich ja auch, Gregorius geht nach Portugal, um diese Frau zu finden, aber was soll's. Ich verstehe dann nur ihren Zweck in der Handlung nicht, denn so hätte man Gregorius auch anders aufs Buch stoßen können.
Nachtzug nach Lissabon ist keines Falls ein schlechtes Buch, aber meines Erachtens vielleicht ein bisschen überbewertet und es handelt von Dingen, von denen ich mir wünschen würde, dass man auch mal über etwas anderes schreiben könnnte.
- Carlos Ruiz Zafón
Das Spiel des Engels
(1.385)Aktuelle Rezension von: TheSaintIm Jahr 1908 wird der Vater von David Martin, der als Nachtwächter bei einer Zeitung arbeitet und den 8jährigen Jungen allein aufzieht, irrtümlich vor seinen Augen erschossen. Das Attentat galt eigentlich Pedro Vidal, Sohn einer vermögenden Familie. Dieser fühlt sich durch das Geschehnis verpflichtet, sich um den Jungen zu kümmern. So verschafft der reiche Lebemann dem ärmlichen David zuerst eine Stelle als Laufbursche bei der Zeitung und später die Möglichkeit, ebendort seine Geschichten zu veröffentlichen. Die beiden Männer werden auch Freunde.
Das nun miteinander verwobene Leben der Beiden verkompliziert sich, als die Tochter des Chauffeurs Vidal's - Cristina Sagnier - in das Blickfeld tritt. David verliebt sich in Cristina, doch diese ehelicht Pedro. Dann erstrahlt auch David's Stern am Literaturhimmel, während Pedro's Versuche, den ganz großen Roman zu veröffentlichen, nicht fruchten wollen. Spannungen sind vorprogrammiert... Dann taucht auch noch ein geheimnisvoller Pariser Verleger namens Andreas Corelli auf, der seit vielen Jahren die Karriere von David Martin verfolgt und nun mit einem verlockenden Angebot in das Leben von ihm eingreift und somit Dinge in Kraft setzt, die das Leben aller sich im Umfeld befindlichen Menschen zu beeinflussen beginnt...
Das Nachfolgewerk vom "Schatten des Windes" ist eine Art Prequel, denn der Roman führt uns weiter zurück in der Geschichte der Familie Sempere und Söhne und wir erhaschen ein weiteres kleines Stückchen vom "Friedhof der vergessenen Bücher". Zafón offeriert mit seiner Gabe der sinnlichen und plastischen Art des Schreibens eine interessante Familien- wie auch eine recht komplexe Kriminalgeschichte. Leider gibt es aber viele langatmige Sequenzen, die der Atmosphäre abträglich sind. In die vielen verschiedenen Erzählebenen und -stränge, die kunstvoll aufgebaut und verwirkt werden, streut sich auch etwas Faustisches und das Geheimnisvolle in Form des berühmten "Friedhofs" kommt auch zum Zuge... doch diese Momente, die im ersten Roman den Extra-Kick verursachten und den überbordenden Schreibstil des Autors in punkto Atmosphäre intensivierten, sind hier rar und lassen die durchaus clever entwickelte Geschichte stellenweise pathetisch und auch kitschig erscheinen. Viele Vorfälle werden angerissen aber nicht aufgelöst und so kann man wohl nur annehmen, dass hier die Regeln der Fortsetzungsgeschichte greifen... vielleicht finden sich die Antworten in Band 3?
- Anja Saskia Beyer
Nelkenliebe
(79)Aktuelle Rezension von: Katja1979"Nelkenliebe", von Anja Saskia Beyer, ist eine emotionale, romantische und dramatische Story über eine Liebe Anfang der 1970er Jahre in Portugal zwischen einer jungen Portugiesin und einen jungen Deutschen. Kurz bevor ihr Vater an einem Gehirntumor stirbt, möchte Katharina in ihrem Portualurlaub seine erste große Liebe finden. Leider ist das gar nicht so einfach und ihr Lebensgefährte ist ihr auch nicht wirklich eine Hilfe, aber zusammen mit einem Einheimischen, kommt sie dem Geheimnis von damals auf die Spur. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und wollte unbedingt wissen wie es ausgeht. Ein guter Roman über die erste große Liebe, den Schmerz des Loslassenmüssens, eines Landes, dass früher die Menschenrechte der Frauen mit Füßen getreten hat und Vergangenheitsbewältigung.
- Kirsten Wulf
Sommer unseres Lebens
(92)Aktuelle Rezension von: bookwormceliHanne, Claude und Miriam haben gemeinsam in Portugal ihren 25. Geburtstag gefeiert und sich damals geschworen, auch ihren 50. Geburtstag wieder genau dort zu feiern. Natürlich haben die drei sich in den letzten 25 Jahren weiterentwickelt und jede führt nun ein anderes Leben, aber trotzdem lassen sie sich auf diese abenteuerliche Reise, jede mit ihrem eigenen Grund dazu, ein.
Die Idee für die Geschichte fand ich eigentlich ganz nett. Sich nach 25 Jahren nochmal in Portugal zu treffen, ohne in der Zwischenzeit Kontakt gehabt zu haben, klingt ja nach sehr viel Abenteuer. Erlebt haben die drei Frauen ja einiges, aber leider hat mir beim Schreibstil ein wenig die Spannung gefehlt. Ich war zudem auch manchmal verwirrt, da öfter nicht sofort klar zu sehen war, wer in der jeweiligen Situation gerade spricht.
Zu Hanne, Claude und Miriam tu ich mir ein wenig schwer etwas dazu zu sagen, da ich mir ja oft nicht sicher war, wer gesprochen hat. Ich weiß auf jeden Fall, dass jeder von ihnen ein Päckchen mit sich zu tragen hat. Was mir aufgefallen ist, ist, dass die Protagonistinnen 50 Jahre alt sind und das auch immer wieder erwähnt wird, aber sie auf mich teilweise eher wie 20 gewirkt haben.
Meiner Meinung nach, ist das Buch ganz nett für den Sommer für zwischendurch. Die Idee dahinter fand ich auch sehr gut, aber da mir persönlich einfach ein wenig die Spannung gefehlt hat, konnte mich das Buch leider nicht so packen.
- Yrsa Sigurdardottir
Todesschiff
(132)Aktuelle Rezension von: PoldisHoerspielseiteIn Reykjavik wird eine herrenlose Luxusyacht angetrieben, menschenleer und verlassen. Die Anwältin Dora Gudmundsdottir soll den Tod der Passagiere bestätigen, um die Lebensversicherung der Familie auszahlen zu können. Doch als ebenfalls eine Leiche an Land getrieben ist, die eindeutig nicht bei einem Schiffunglück ertrunken ist, will Dora unbedingt herausfinden, wie die Menschen zu Tode gekommen sind…
Die isländische Krimiautorin Yrsa Sigurdardottir ist insbesondere für ihre Krimis über die Anwältin Dora Gudmundsdottir bekannt geworden, wobei die die Reihe mit dem sechsten Band „Todesschiff“ abgeschlossen hat. Neben der Hauptfigur sind natürlich auch schon andere Charaktere bekannt, so nehmen die Unstimmigkeiten mit Bella wieder sehr unterhaltsam eingebaut und sorgen für einen leicht humorigen Effekt, auch wenn manche Ideen hier schon etwas überzogen wirken. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, einerseits begleitet der Leser Dora bei ihren Ermittlungen. Diese sind stellenweise etwas zu ausgeweitet und tempoarm für meinen Geschmack, sodass sich manche Passagen in die Länge ziehen und die Spannungskurve dann merklich einknickt. Der andere Erzählstrang dreht sich um die Zeit auf der Yacht vor den Todesfällen. Auch hier kommt nicht immer Spannung auf, wenn die Familie sich über recht belanglose Themen unterhält. Doch in der Kombination der beiden Teile, die sich gut reiben und einander ergänzen, ist eben doch eine gelungene Dynamik zu spüren, ebenso wie die vielen kleinen Cliffhanger für Spannung sorgen.
Die Atmosphäre des Romans hat mir insgesamt gut gefallen – mit Ausnahme der bereits erwähnten langwierigen Passagen – da viele Rätsel gelöst werden wollen und so eine rätselhafte Wirkung entsteht. Nicht alle Charaktere haben bei mir einen lebendigen Eindruck hinterlassen, sie wirken etwas blass und farblos, sodass ich nicht wirklich mit ihnen mitfiebern konnte. Die Auflösung am Ende ist recht verdichtet und konzentriert sich auf Dora, die ihre Erkenntnisse zusammenfasst, wobei einige reizvolle Ideen eingeflossen sind.
„Todesschiff“ konnte mich zwar nicht vollkommen begeistern, dafür war der Spannungsbogen nicht durchgängig gehalten und manche Charaktere zu farblos dargestellt. Durch die zwei geschickt miteinander verbundenen Zeitebenen und viele Cliffhanger ist insgesamt dennoch ein spannender Gesamteindruck entstanden. Einige gelungene Wendungen und eine sehr dicht erzählte Auflösung machen den Roman dann doch lesenswert, wenn auch nicht der beste Teil der Autorin vorliegt. - Arno Frank
So, und jetzt kommst du
(82)Aktuelle Rezension von: thorstendoerpMit "So, und jetzt kommst du" legt Arno Frank einen Roman hin, der einen mit dem ersten Satz auf die Reise nimmt.
Es ist nicht nur die Geschichte, die einen sofort in den Bann zieht, sondern auch die Art und Weise, wie der Autor Worte und Sätze zu Bildern umwandelt: der Roman ist dabei wie eine liebevolle Umarmung. Schöner und eindringlicher kann man Buchstaben kaum aneinander setzen... - Kai Meyer
Arkadien erwacht
(2.013)Aktuelle Rezension von: sansolDieser erste Teil der Arkadien-Trilogie konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Den Charakteren fehlt Tiefe und sie kommen auch nicht besonders sympathisch rüber, eine Identifikation fand daher leider nicht statt.
Die 17jährige Rosa reist nach einem traumatischen Erlebnis zu ihrer Tante und Schwester nach Sizilien. Dass diese Tante das Oberhaupt einer Familie der Mafia ist haut sie nicht wirklich um, selbst ihr Clan ein noch weitaus fantastischeres Geheimnis verbirgt nimmt sie ziemlich gefasst hin.
Natürlich gibt es eine entstehende Beziehung zu Alessandro, der wenig überraschend das angehende Oberhaupt eines verfeindeten Familie ist.
Der Grundgedanke der Geschichte hat mir durchaus gefallen aber leider hat mich die Story nicht gepackt – auch wenn mir der von Kai Meyer gewohnte Schreibstil grundsätzlich gefällt und das Hörbuch gut umgesetzt wurde. Eigentlich nur 2,5 Punkte und die Folgebände werde ich voraussichtlich nicht lesen bzw. hören.
- Michael Koglin
Der Mädchenmacher
(51)Aktuelle Rezension von: LichterregenSatz mit X...
Nach circa 50 Seiten war ich drauf und dran, das Buch abzubrechen. Der Schreibstil hat mir nicht zugesagt, gefühlt haben 80% der Sätze gleich angefangen und sonderlich spannend war es auch nicht. Da das Buch aber so kurz ist und man es schnell lesen kann, hab ich es dann doch beendet. Es wurde besser, aber das hat es nicht rausgerissen. Unrealistisch, dilettantische Polizeiarbeit und der Ablauf mit den Tierschützern war auch nicht das Gelbe vom Ei.
Ganz gut fand ich den Abschnitt mit dem "Gefängnis" und dem "Frauen rein machen", aber wie gesagt, das hat es nicht rausgerissen.
Klang spannender als es war, sehr schade.
- Claudia Winter
Wie sagt man ich liebe dich
(57)Aktuelle Rezension von: KatjuschkaDie gehörlose Maelys Durant lebt während ihres Kunststudiums bei ihrer Tante Valérie in Paris. Um Geld zu verdienen porträtiert sie auf dem Montmartre Touristen.
Dort erhält sie eines Tages von dem Portugiesen António das verlockende Angebot ihm nach Lissabon zu folgen um dort dessen Großvater Eduardo zu malen.
Was sie nicht ahnt: Eduardo hatte Maelys einige Zeit vorher selbst in Paris gesehen und hat António geschickt um sie, aus für die Leser(innen) unbekannten Gründen, nach Lissabon zu holen.
In abwechselnden Kapiteln erfährt man zusätzlich von (Tante) Valéries Aufenthalt in Lissabon während der 1960er Jahre und deren unglücklichen Liebe zum Portugiesen Frédo.
Was verbindet Eduardo mit Frédo und Valérie?
In dieser sehr gefühlsbetonten Geschichte spielt die Handlung zum Teil in Paris, größtenteils aber in Lissabon.
Die Beschreibungen der weißen Stadt am Tejo sind einfach wunderschön. Man möchte durch die Alfama schlendern und Lisboa direkt selbst entdecken!
Die Protagonisten sind, trotz aller Unterschiede, durchweg sympathisch gezeichnet.
Die Autorin ist Tochter gehörloser Eltern, so sind die Beschreibungen von Maelys Alltag realistisch und ohne Mitleid zu erwecken.
Im Gegenteil: Maelys ist eine selbstbewusste junge Frau, die -trotz mancher Zweifel am eigenen Talent- sehr stark erscheint.
Die Handlungsstränge rund um Valérie haben mich mehrfach schmunzeln lassen. Ich fand sie in jedem Alter einfach genial!
Die Liebesgeschichten zwischen Maelys und António und auch zwischen Valérie und Frédo haben mich zum lächeln gebracht.
Auch wenn die Auflösung rund um Eduardo sich recht flott abgezeichnet hat, war es nie langweilig.
Mehrere Seufzer gab es aber für die ausgelöste Sehnsucht nach Lissabon...
Mit den im Anhang beigefügten Rezepten für z.B. Pasteis de nata (den berühmten portugiesischen Vanilletörtchen) kann man sich gedanklich auf den Praça do Rossio backen und zu Fado Musik träumen...
- Fernando Pessoa
Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares
(84)Aktuelle Rezension von: Edith_HornauerPessoa, ein Verwandlungskünstler. Drei gleich er! Doch seine Sprache ist immer atemberaubend - fünf Sterne unbedingt auch für dieses Buch! - Stephan Thome
Gegenspiel
(35)Aktuelle Rezension von: leseleaJede Geschichte hat zwei Seiten. Die erste hat Stephan Thome in seinem Roman Fliehkräfte erzählt. Sie berichtet vom Philosophieprofessor Hartmut Hainbach, der mit 60 Jahren aufgrund des Bologna-Prozesses an seinem Beruf als Philosophieprofessor und aufgrund der erzwungenen Wochenendbeziehung mit seiner Frau Maria an seiner Ehe zu zweifeln beginnt. In Gegenspiel (der Titel suggeriert es schon) erzählt er nun dieselbe Geschichte aus der Perspektive der Maria – und dadurch doch letztendlich eine ganz andere.
Ähnlich wie in Fliehkräfte skizziert Thome auch in Gegenspiel die Geschichte eines ganzen Lebens. Er erzählt von Marias Jugend in Portugal nach der Nelkenrevolution; ihrer Flucht in ein neues, wilderes Leben in Westberlin, wo sie nicht nur mit der Hausbesetzerszene, sondern vor allem mit Falk Merlinger in Kontakt gerät; von den Anfängen des Familienlebens mit Hartmut und der gemeinsamen Tochter und von der Einsamkeit in der Bonner Provinz. Dabei geht der Autor – anders als im ersten Band – jedoch weniger systematisch, sondern assoziativer vor: Immer wieder springt er in Raum und Zeit hin und her und wirft den Leser unmittelbar in verschiedene Szenen. Dabei setzt sich einerseits Stück für Stück das Bild seiner Hauptfigur zusammen; andererseits – und das ist der Charakterisierung der Maria als sprunghafte, dabei zugleich phlegmatische, stets suchende und nie findende Figur geschuldet – erscheint seine Protagonistin bis zum Schluss fragmentarisch. Bisweilen hat man das Gefühl von drei verschiedenen Marias zu lesen (Portugal-Maria, Berlin-Maria, Bonn-Maria). Dies ist sicherlich vom Autor gewollt, führte bei mir aber bisweilen zu einigen Irritationen und zu der Tatsache, dass ich mit Maria bis zum Schluss nicht wirklich warm wurde.
Sprachlich konnte mich das Buch im direkten Vergleich zum Vorgänger weniger überzeugen: Während Thome in Fliehkräfte mit poetischen Sätzen und anregenden philosophischen Gedanken punkten konnte, verliert sich Gegenspiel häufig in plattitüdenhaften Wendungen und einem recht konventionellen Schreibstil. Zweifellos lässt sich der Roman gut lesen und die Erzählung kommt atmosphärisch daher; sein schriftstellerisches Talent zeigt Thome in diesem Roman jedoch nicht.
Insgesamt zieht Gegenspiel seine gesamte Stärke aus dem Umstand, eben genau das zu sein: ein Gegenspiel. Ich habe es sehr genossen, die bekannte Geschichte aus der anderen Perspektive zu entdecken, mich an alte Szenen zu erinnern und tatsächlich zwischendurch in beiden Büchern parallel zu blättern und die verschiedenen Deutungen, die die jeweiligen Protagonisten aus ein und derselben Situation ziehen, zu vergleichen. Im Zusammenspiel zeigt Thome die Schwierigkeiten zwischenmenschlicher Kommunikation und dass wir nie wirklich verstehen werden, was in einer anderen Person – sei sie uns auch so vertraut und von uns geliebt – vorgeht. Darüber hinaus fehlt es Gegenspiel jedoch an einer eigenen Geschichte: Die Story plätschert über 450 Seiten vor sich hin, dem zweiten Band fehlt eindeutig eine treibende Kraft wie dem „Roadmovie“ im ersten Teil. So hat man es zwar mit einer kurzweiligen und auch recht unterhaltsamen Erzählung zu tun, sie interessiert aber tatsächlich nur als Ergänzung zu Fliehkräfte und steht nur schlecht für sich selbst.
Allen Lesern, die Fliehkräfte gelesen haben, empfehle ich auch die Lektüre von Gegenspiel, die tatsächlich an vielen Stellen sehr erhellend ist und vor allem das Ende – zumindest für mein Empfinden – in ein positiveres Licht taucht. Vom Lesen des Romans als eine eigene Geschichte über den unablässigen Emanzipationsversuch einer Frau rate ich hingegen ab: Hier bleibt der Roman aufgrund der Figurenzeichnung zu blass und wenig greifbar!
- Jakob Wegelius
Sally Jones - Mord ohne Leiche
(34)Aktuelle Rezension von: Jacky_94Sally Jones - Mord ohne Leiche ist glaube ich mit eine der schönsten Geschichten, die ich je gelesen habe.
Sally Jones ist ein Gorilla Mädchen und die Maschinistin an Bord der Hudson Queen, der Kapitän Henry Koskela ist ihr bester Freund.
Koskela wird wegen eines Mordes, den er gar nicht begangen hat, zu 25 Jahren Haft verurteilt und da beginnt das Abenteuer von Sally Jones.
Sally Jones lernt nach der Verurteilung Ana Molina kennen, sie ist eine unglaublich hilfsbereite und sympathische junge Frau, die Sally Jones einem Zuhause gibt, während alle anderen Jagd auf das Gorilla Mädchen machen. Ana's Nachbar Signor Fidaro ist erst sehr skeptisch gegenüber Sally Jones aber nach und nach schließt er das Gorilla Mädchen in sein Herz und man erlebt als Leser eine wirklich tolle Freundschaft, die sich zwischen diesen beiden entwickelt.
Ana und Fidaro sind auch die beiden Personen, die Sally Jones unglaublich unterstützen und hinter hier stehen, mit ihr zusammen alles auf sich nehmen um Henry Koskela aus dem Gefängnis zu holen und zu beweisen, dass er unschuldig ist.
Auf dieser Reise, lernt Sally Jones immer neue Menschen kennen, einige sind ihr leider nicht gut gesonnen und wollen sie verraten oder verkaufen, es gab tatsächlich einen Menschen, wo mir der Verrat gegenüber Sally Jones selbst leid tat, da sie dachte, dass er ein Freund sei und mir das unglaublich leid tat.
Aber es gibt auch unglaublich tolle Charaktere wie der Captain Anderson, Ayesha Narayanan die Sally Jones geholfen haben und einfach sehr herzliche Menschen sind.
Durch einen Verrat landet Sally Jones in Bhapur und lernt sogar den Maharadscha kennen, auch dieser Charakter entwickelt sich immer mehr zum positiven wie ich finde. Eine Szene fand ich besonders schön und zwar den Turbantausch. Dieser wird dann noch erklärt und gerade diese Erklärung ist etwas sehr schönes.
Kommissar Umbelino hat auch eine sehr tragende Rolle und auch wenn er eher kurz in der Geschichte ist, hat er etwas bedeutendes geschaffen, besonders für Sally Jones!
Ich muss sagen, diese Geschichte hat soviel Liebe, dass sie definitiv zu meinen Highlights dieses Jahres zählt. Sie handelt von Freundschaft und Verrat aber eben auch von Hoffnung.
- Manuela Martini
Die Handschuhmacherin
(20)Aktuelle Rezension von: WildponyDie Handschuhmacherin - Manuela Martini
Kurzbeschreibung Amazon:
Eleonore, Paula, Tess – Großmutter, Mutter und Enkelin verbindet ein dunkles Geheimnis aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Alles beginnt mit einem Fado-Text, der Tess so fasziniert, dass sie kurzentschlossen nach Lissabon fliegt und der unerfüllten Liebe ihres Großvaters zu einer Handschuhmacherin nachspürt. Der schwermütige Fado und das pulsierende Lissabon – zwei Teile eines Puzzles. Tess will nun alle Bruchstücke zusammensetzen. Wird es ihr gelingen, die wahre Geschichte ihrer Familie aufzudecken? Ihre Suche führt die junge Frau nicht nur bis ans Ende der Welt nach Patagonien, sondern auch zu sich selbst. Ein faszinierender Roman auf unterschiedlichen Zeitebenen und mit wechselnden Perspektiven, die die Autorin meisterhaft verwebt.
Mein Leseeindruck:
Eigentlich bin ich ein großer Fan der Autorin sowie von geheimnisvollen Familiengeschichten.
Aber irgendwie konnte mich diese Geschichte nicht so begeistern und ich habe bei den verschiedenen Erzählsträngen immer das Gefühl gehabt es fehlt etwas.
Der Schreibstil ist absolut schön und flüssig. So kenne ich ihn auch von den Jugend- und Arena-Thrillern der Autorin. Und diese Thriller beherrscht sie meisterhaft.
Tess als Protagonistin war nicht unsympathisch, aber richtig warm werden konnte ich mit ihr nicht. Da ihre Großmutter an Alzheimer erkrankt ist muss sie sich auf ein Tagebuch ihres Großvater stützen um mehr über ihre Familiengeschichte zu erfahren. Es ist nicht uninteressant, aber mir fehlt ein wenig die Spannung in der Handlung und ich habe es gern wenn am Ende eines Erzählstrangs auch ein befriedigendes Ende steht. Mir war da manches nicht klar genug und hat mich ein wenig unbefriedigt zurück gelassen.
Alles in allem aber ein gefühlvolles Buch. Ich glaube es ist wirklich eigene Intuition wie man die Story beim lesen auffasst.
Fazit:
Ein klein wenig mehr hätte ich erwartet, aber ich bin auch nicht enttäuscht. Es hat mir nur nicht ganz meine Erwartungen erfüllt.
Lissabon als Stadt fang ich klasse und würde es gern auch mal kennen lernen.
Von mir gibt es 3,5 Sterne - aufgerundet auf 4.
- Manuela Martini
Sterne über Lissabon
(27)Aktuelle Rezension von: AMCLiestZur Einstimmung auf einen Urlaub in Lissabon habe ich mir ein paar Bücher gekauft und habe schon im Flieger mit diesem Roman angefangen, das eine klassische Familiengeschichte mit vielen Geheimnissen, verwoben mit den Wirren des 2. Weltkrigers und mit einer Prise Romantik garniert.
Die Protagonistin Tess findet im Nachlass ihres Großvaters einen Fadotext und auf das Dränger ihrer Tante reist sie nach Lissabon, um der Sache auf den Grund zu gehen. Sie findet ein altes Notizbuch ihres Großvaters, eines verhinderten Autors, der in den Wirren des Krieges mit ihrer Großmutter von Paris nach Lissabon geflohen ist, um dort auf Ausreisevisa in die Vereinigten Staaten zu warten.
Im zweiten Handlungsstrang erzählt ihr Großvater sein Leben und die Geschichte einer unerfüllten Liebe zu einer Handschuhmacherin in Lissabon.
Verknüpft werden beide Ebenen durch die Erinnerungen der mittlerweile dementen Großmutter und langsam entwirren sich die Fäden zu einem verblüffenden Ende, wobei auch der Tod von Tess Mutter in Lissabon gelöst wird.
Trotz des schweren Themas schreibt die Autorin leicht und einfühlsam, ganz besonders berührt haben mich die Erinnerungen der dementen Großmutter und die Geschichte der Flucht aus Paris. Locker werden ihre Personen gezeichnet, ohne groß an Tiefe zu gewinnen - abgesehen von Tess, die sich ständig weiterentwickelt und an Kanten und Konturen gewinnt.
Der Roman ist spannend bis zur letzten Seite, macht Lust auf Lissabons Straßen und Gäßchen und auf das Ende einer zarten Liebesgeschichte, die wie ein Fado klingt.
- Andreas Hultberg
Der Tod vergisst nie
(26)Aktuelle Rezension von: Benni91Dies ist der erste Krimi, den ich von Andreas Hultberg gelesen habe und soweit ich weiß, bisher auch leider nur sein einziger? Ihr seht, das Buch hat mir durchaus gefallen......
Chris Zeller und Lina Bredow werden in einen Dreifachmord mit der Ermittlung beauftragt, dabei ist letztere die Vorgesetzte von Zeller, womit dieser nicht immer klarkommt..... In einem Architekturbüro wurden Chef und zwei Angestellte brutal hingerichtet..... Schon bald geraten mehrere Personen in den Kreis der Verdächtigen, da sich die Firma während der Zeit viele Feinde gemacht hat.... Auch im privaten Umfeld der Toten gibt es Verdächtige, u.a. aufgrund von Eifersuchtsmotiven etc...... Deshalb muss man sich gerade zu Beginn des Buches mit vielen Namen auseinandersetzen, was mir fast schon zu viel war......
Nur wenig später gibt es einen weiteren Doppelmord, der beinahe den identischen Tathergang aufweist, aber die Verbindung zum ersten Tatort wird den Ermittlern erst mit der Zeit klar....
Die Spannung zwischen den Protagonisten ist sichtlich angespannt, vor allem zwischen Bredow und Zeller..... Das kann zuweilen ein bisschen nervig sein bzw. macht vor allem Zeller etwas weniger sympathisch.... Dieser ist nämlich durchaus nicht immer vollkommen korrekt und greift auch zu zwielichtigen Mitteln, um seine Ziele zu erreichen, was ihn selbst allerdings in Gefahr bringt..... In den entscheidenden Momenten und wichtigen Szenen können sie sich aber auf den jeweils anderen verlassen.... Auch die Assistent*innen der beiden fand ich angenehm beschrieben....
Der Erzählstil ist meiner Meinung nach flüssig und die Spannung überwiegend durchgängig hoch, auch, wenn das Buch ab ungefähr der Mitte meiner Meinung nach kleine Längen hat. Zudem findet man verschiedene Erzählperspektiven vor, wie auch diejenige des Antagonisten, den ich wirklich erst gegen kurz vor Schluss erahnt habe... Die Story hat es zudem in sich, und auch die Verbindung zum Prolog hat mich überrascht, diese fand ich sehr gelungen. Auch der Showdown am Ende ist klasseund hat mich schockiert zurückgelassen.....
Insgesamt ein wirklich guter Thriller, dem ich gute 4 Sterne geben kann. Meinerseits eine Empfehlung an alle, die sich für eine spannende und wendungsreiche Story mit einer Großzahl von privaten Aspekten der Protagonisten begeistern können..... Ich würde mir wünschen, dass Andreas Hultberg noch weitere Bücher schreibt....
- Katharina Finke
Loslassen – Wie ich die Welt entdeckte und verzichten lernte
(24)Aktuelle Rezension von: susi2310Tatsächlich habe ich das Buch nur wegen dem Titel ausgewählt und das es etwas mit Reisen zu tun hat. Den Klappentext habe ich nicht gelesen, sondern mich direkt ins Leseabenteuer gestürzt.
Ja, das Wort Abenteuer passt richtig gut, denn Katharinas Leben war alles andere als verwurzelt. Sie berichtet so tiefergehend von sich und ihrem Leben, das es wirklich Mut zur Selbstreflexion brauch so schreiben zu können.
Es werden nicht nur Reisegeschichten runtergerattert, sondern es wird ein Lebensstil beschrieben, der so stimmig und auch nachvollziehbar ist, dass man einfach wissen will wie es weitergeht. Was Katharina noch erlebt.
Bitte stellst Euch kein normales "ich geh dann mal auf Weltreise Buch vor" sondern eins wo Reisen zum Leben und Erfahrung sammeln dazu gehört. Wo Reisen der Job ist bei dem man nicht nur Geld verdient sondern viel viel mehr.
Für mich ein super gelungenes Buch, es hat richtig Spaß gemacht zu lesen, auch wenn es ein paar sehr traurige Stellen gibt, aber so ist das Leben. Es kann nicht immer nur die Sonne scheinen. Auch nicht bei Menschen die Reisen. Jede Medaille hat nun mal zwei Seiten. Auf einer Seite gewinnt man, dennoch wird man immer etwas auf der anderen Seite verlieren. Die Frage ist nur wie man damit zu Recht kommt. Genau das beschreibt Katharina wunderbar in Ihrem Buch.
Fazit: unbedingt lesen, zwischendurch Luft holen und alles sacken lassen und dann weiterlesen!!!
- Dorrit Bartel
Das Mädchen aus der Apotheke (Kurzgeschichte, Krimi) (Die 'booksnacks' Kurzgeschichten Reihe)
(27)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerWar gut zu Lesen und sehr gut für ein Buch Snack zu nutzen.
Wer ein BuchSlumber hat sollte sich an solche ran wagen. Spannung von Anfang bis Ende.
- Erich Maria Remarque
Die Nacht von Lissabon
(83)Aktuelle Rezension von: Sofie_SchankatDer Roman spielt zur Zeit des Nationalsozialismus. Herr Schwarz – der diesen Namen aufgrund eines gefälschten Passes angenommen hat – ist auf der Flucht vor den Nazis, wobei er seine Frau in Deutschland zurückließ. In Lissabon trifft er zu Beginn des Romans auf den Ich-Erzähler, dem er daraufhin die Geschichte seiner Flucht, die ihn letztendlich nach Lissabon geführt hat, erzählt. Diese Geschichte nimmt als Binnenhandlung den meisten Raum im Buch ein und beginnt dort, wo Herr Schwarz nach Deutschland zurückkehrt, um seine Frau noch ein Mal zu sehen. Diese erweist sich als sehr tough und unerschrocken, hütet aber auch ein dunkles Geheimnis und ist nicht davon abzubringen, Herrn Schwarz bei seiner erneuten Flucht zu begleiten.
Der Leser begleitet die beiden auf ihrer Flucht durch Europa, während der sie sich immer weder verlieren, sich letztendlich aber auch jedes Mal wiederfinden. Die Hoffnungslosigkeit, Bitterkeit, Einsamkeit und Schwäche auf der einen, auf der anderen Seite aber auch immer wieder Stärke und Mut sind sehr gut dargestellt. Ebenso werden die unruhigen Seelen, die oft an verschiedene Grenzen der Gefühle stoßen, anschaulich beschrieben, sodass man die – manchmal auch widersprüchlichen – Gefühle nachvollziehen kann.
Ich bin ein eher weniger historisch interessierter Remarque-Leser – obwohl ich mich mittlerweile durchaus für das zwanzigste Jahrhundert begeistern kann –, der an seinen Romanen besonders diese einzigartige Weise liebt, wie er Gefühle, Gedanken und innere Vorgänge beschreiben und dadurch Atmosphären schaffen kann. Und auch in „Die Nacht von Lissabon“ kann man wieder ganz und gar in den Kopf des Erzählers eintauchen, mit ihm mitfühlen, seine Gedanken nachempfinden und dieselben Emotionen wie er erleben.
Die Geschichte von Herrn Schwarz und seiner Frau Helen ist eine ganz besondere Liebesgeschichte, die auf eine vollkommen unkitschige Art doch sehr romantisch und anrührend ist. Sie zeigt, wie zwei Menschen in der wohl schwersten Zeit aneinander festhalten, sich gegenseitig immer wieder den Mut geben, weiterzuleben und nicht aufzugeben. Außerordentliche Nähe, dann wieder ein unüberbrückbares Fremdheitsgefühl, Einsamkeit und Zweisamkeit, Freude und Trauer, Glücksmomente und große Schmerzen – von all dem ist diese Liebe geprägt, die Herr Schwarz unbedingt genau so an jemanden – den Ich-Erzähler – weitergeben möchte, bevor sich die Erinnerungen in seinem eigenen Kopf verfälschen.
"Die Nacht von Lissabon" ist eine sehr gefühlvolle, traurige, aber auch wunderschöne, ganz besondere Liebesgeschichte, in der ich mich aufgrund der unglaublichen Schreibweise verlieren konnte.
- Antonio Tabucchi
Erklärt Pereira
(97)Aktuelle Rezension von: MaseliDoktor Pereira ist Leiter der Kulturredaktion der neuen, kleinen und katholischen Lissaboner Abendzeitung Lisboa, die hauptsächlich Gesellschaftsnachrichten bringt und samstags eine Kulturseite. Doktor Pereira ist einziger Mitarbeiter der Abteilung und sein Büro befindet sich in einem kleinen 1-Zimmer-Apartment, abseits der Verlagsbüros.
Es ist der 25. Juli des Jahres 1938 in Lissabon und rein zufällig blättert Doktor Pereira in einer avantgardistischen Literaturzeitschrift, die auch einen Philosophieteil hat und liest einen Artikel über den Tod von Francesco Monteiro Rossi. So kommt ihm der Gedanke, dass die Kulturredaktion einen freien Mitarbeiter bräuchte, der eine ständige Kolumne betreute und zwar jene der Nachrufe.
Er trifft sich mit dem jungen Philosophen und lernt auch Marta kennen. Doktor Pereira und der junge Philosoph kommen ins Gespräch und Monteiro Rossi nimmt sein Angebot an und verspricht, gute Texte zu verfassen. Doch was kommt, ist unbrauchbar und kann nicht veröffentlicht werden.
Portugal befindet sich politisch im Umbruch. Diktator Salasar hat die Macht an sich gerissen, man unterstützt die Nationalisten in Spanien und ist dem Deutschen Reich wohlgesonnen.
Auf der Zugfahrt zu seinem Freund lernt Doktor Pereira eine jüdische Deutsche kennen wird durch sie bei einem Gespräch direkt mit der Realität konfrontiert, vor der er sich in seiner Kulturredaktion zu verstecken scheint.
"Sie sind Intellektueller, sagen Sie, was in Europa vor sich geht, machen Sie von Ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch, mit einem Wort, tun Sie was."
Doch noch kann sich Doktor Pereira der Wirklichkeit entziehen. Erst sein Aufenthalt in der Klinik für Thalassotherapie, in der er sich wegen seiner gesundheitlichen Probleme begibt, wird das Bewusstsein in ihm wecken.
"Und wenn die beiden jungen Leute Recht hätten? Dann hätten sie recht, sagte Doktor Cardoso gelassen, aber das wird die Geschichte entscheiden, nicht Sie, Doktor Pereira."
Er wird sich bewusst, dass es keinen Sinn macht, einen Kulturteil zu leiten, in dem er seine Meinung nicht zum Ausdruck bringen darf und dass er auf diese Weise gezwungen ist, seine 30jährige Journalistentätigkeit zu verleugnen.
Als an einem Spätsommertag zur Abendessenszeit 3 Männer in seine Wohnung eindringen um Monteiro Rossi, den er für einige Tage bei sich untergebracht hatte, die patriotischen Werte in Erinnerung zu rufen und dabei auch gegen ihn handgreiflich werden, wird Pereira reagieren.
Meine persönlichen Leseeindrücke
Es ist ein sympathischer älterer, gesundheitlich angeschlagener Doktor Pereira, dem ich in diesem Roman begegne und ich mag ihn auf Anhieb. Er lebt isoliert vor dem wirklichen Leben und arbeitet in seiner abgeschiedenen Kulturredaktion, die ihn vor der Realität des Regimes beschützt. Er bemerkt das Klima der Gewalt und Einschüchterung zuerst gar nicht und wähnt sich mit seinen Übersetzungen französischer Schriftsteller des 19. Jahrhundert von aller Zensur befreit.
Doch dann beginnt Doktor Pereira an sich zu merken, dass ein innerer Wandel stattfindet. Er ignoriert das zwar am Anfang, er schiebt es auf seine Krankheit und ab diesen Moment denke ich ab und an: eine Heldengeschichte ist das nicht.
"Nun gut, sagte Pereria, es ist eine merkwürdige Empfindung, die sich am Rande meiner Persönlichkeit befindet, weshalb ich sie al peripher bezeichne, Tatsache ist, dass ich einerseits froh bin, mein Leben so geführt zu haben, wie ich es geführt habe, dass ich in Coimbra studiert und eine kranke Frau geheiratet habe, die ihr Leben im Sanatorium verbracht hat, dass ich viele Jahre lang als Lokalreporter für eine große Zeitung gearbeitet und jetzt zugesagt habe, den Kulturteil in dieser bescheidenen Abendzeitung zu leiten, gleichzeitig ist es jedoch so, als ob ich Lust hätte, mein Leben zu bereuen, ich weiß nicht, ob ich mich klar genug ausdrücke."
Es braucht ein Verbrechen, in das er unmittelbar hineingezogen wird, damit er die Kraft findet zu handeln. Ich habe den Eindruck, dass er bis dato wirklich nicht realisieren wollte, was in Portugal vorgeht. Seine Courage besteht darin, seine ganze Schreibkunst in den Nachruf von Monteiro Rossi einzubringen und somit in subtiler und geschickter Ironie eine Kritik gegen das Gewaltregime in Portugal in der Zeitung veröffentlichen zu lassen. Er ist kein Held, er flieht um sich und sein Leben zu retten. Mehr sieht er sich nicht imstande zu tun.
Fazit
Ein niveauvoll geschriebener Roman über den Widerstand gegen das Regime und ein Kampf für die Freiheit. Es ist unmöglich, in schwierigen Zeiten neutral durchs Leben zu schreiten. Irgendwann muss jeder reagieren und Doktor Pereira tut es erst am Ende, als es ein Opfer gibt, das er ins Herz geschlossen hat und dessen Tod er nicht verhindern konnte. Eine Lektion fürs Leben, eine Hommage an die Freiheit, die Gerechtigkeit, die Rechtsstaatlichkeit und dass es nie zu spät ist, sich gegen etwas aufzulehnen, auch wenn dies der Verlust von vielem Persönlichem bedeutet. Der Roman ist ein Bekenntnis und eine Lektion über Menschlichkeit und dem Bewusstsein, dass sich jeder nach seinen Möglichkeiten für Freiheit einsetzen kann und muss.
- Michael Gerwien
Schattenrächer
(21)Aktuelle Rezension von: maria61
Wolf Schneider ist immer noch auf der Flucht vor seinen Verfolgern und der Polizei, die ihn für einen Mörder hält. Schwer verletzt und ausgeraubt wacht er auf einer Müllhalde außerhalb Lissabons auf. Mit letzter Kraft schleppt er sich in die Stadt und kann gerade noch seine Halbschwester Eva erreichen, die sofort nach Portugal fliegt, um ihm zu helfen.
Der Autor, Michael Gerwien, hat einen interessanten und spannenden Schreibstil. Die Protagonisten sowie die Umgebung sind gut recherchiert und bildhaft beschrieben.
Es wird in zwei Erzählsträngen geschrieben, diese haben durchweg kurze Kapitel sind zum einem Wolf Schneider und der andere dem Bösen gewidmet. Diese knappen Kapitel bringen diese beiden Erzählstränge halten die Spannung auf einem hohen Niveau.
Die Protagonisten kann man als Freund bezeichnen, man hat die Meinung man steht daneben und erlebt alles hautnah mit.
Wie bei dem ersten Teil, sind sehr viele lose Enden vorhanden, diese sich am Ende aber alle entwirren und keine Fragen offen bleiben.
Auch dieses mal ist es dem Autor, Michael Gerwin, gelungen einen temporeichen und spannenden Thriller zu schreiben, dieser auch unabhängig vom ersten Teil zu lesen ist.
Dies ist eine Leseempfehlung, die sich für jeden Thriller Fan eigentlich ein muss ist.
Hoffentlich muss man nicht so lange auf Teil drei warten, denn dies kann man schon am Ende erahnen das dieser folgen kann. - J.R. Dos Santos
Codex 632. Wer war Christoph Kolumbus wirklich?
(16)Aktuelle Rezension von: Magicsunset„Wenn jemand Tomás Noronha an diesem Morgen gesagt hätte, er würde die nächsten Wochen damit verbringen, durch die Welt zu reisen, um eine fünfhundert Jahre alte Verschwörung zwischen den beiden einstigen Weltmächten Spanien und Portugal aufzuklären und in die esoterische Welt der Kabbala und der Tempelritter einzutauchen, hätte er vermutlich gelacht. Und doch stand ihm genau das bevor.“ (Zitat Seite 12)
Inhalt
Dieser 6. Dezember 1999 in Lissabon begann für den Historiker und Dozenten Tomás Noronha mit einer Vorlesung, gefolgt von Institutsbesprechungen. Am späten Abend eines sehr langen Tages erhält er einen Anruf von Nelson Moliarti, Stiftung für gesamtamerikanische Geschichte in New York, in deren Auftrag der bekannte Professor Toscano die historischen Hintergründe der Entdeckung Brasiliens untersucht. Der Professor teilt der Stiftung mit, brisante Fakten entdeckt zu haben, die bekannte historische Ereignisse verändern werden, doch bis zur Veröffentlichung will er seine Forschungsergebnisse geheim halten. Am 30. November 1999 ist Professor Toscano in seinem Hotelzimmer in Rio überraschend verstorben. Die Stiftung bittet den bereits international bekannten Codespezialisten Tomás Noronha um Hilfe, er soll herausfinden, woran genau der Professor gearbeitet und was er entdeckt hat. Dieser nimmt den hochdotierten Auftrag an und bald ist er einem Geheimnis auf der Spur, das tatsächlich die bisher bekannten historischen Fakten um eine wichtige Entdeckung verändern kann, denn im Mittelpunkt der Forschungen des verstorbenen Professors standen nicht Cabral und Brasilien, sondern Christoph Kolumbus.
Thema und Genre
Dieser in deutscher Sprache als vierter Band erschienene Roman ist im Original das erste Buch der Serie um den portugiesischen Kryptanalysten und Historiker Tomás Noronha. Es geht um die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus.
Charaktere
Tomás Noronha, fünfunddreißig Jahre alt, ist ein international bekannter Codepsezialist und Historiker, spricht eine Reihe von alten Sprachen. Professor Toscano pflegte seine Daten und Notizen mit komplizierten Wortkreationen zu verschlüsseln. Obwohl ihn gerade auch seine private Situation fordert, recherchiert Tomás intensiv, denn die Stiftung drängt, braucht Resultate. Die Veröffentlichung soll bereits zur geplanten Jubiläumsfeier fünfhundert Jahre Entdeckung Brasiliens am 22. April 2000 stattfinden.
Handlung und Schreibstil
Bereits in diesem ersten Buch der Tomás Noronha Reihe überzeugt die interessante, packende und wissenschaftlich umfassend recherchierte Mischung aus Fiktion und Fakten. Die chronologisch erzählte Handlung führt den Hauptprotagonisten von Lissabon nach Rio de Janeiro, New York, Jerusalem und zuletzt nach London. Gekonnt baut der Autor die historischen Dokumente, authentischen Quellen, Manuskripte und alten Bücher in die Handlung ein, lässt uns durch seine Hauptfigur Detail um Detail die einzelnen Puzzleteile entdecken und nachvollziehen. Auch den titelgebenden Codex 632 gibt es tatsächlich. Dennoch ist die Handlung selbst fiktiv, ein Roman.
Fazit
Diese hochinteressante Kombination aus Information, Wissenschaft und spannender Geschichte, aus authentischen Fakten und Fiktion, macht jedes Buch der Serie zu einem besonderen Leseerlebnis.
- Thomas Sprecher
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
(305)Aktuelle Rezension von: Anita27aIn meiner Schulzeit, die nun schon länger her ist, habe ich einmal den "Tod in Venedig" von Thomas Mann gelesen. Ich fand die Geschichte damals so eigenartig und auch bedrückend, dass ich mich bisher an kein Werk von Thomas Mann mehr herangewagt habe.
Als nun in der Klassikerrunde "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" auf dem Programm standen, war ich zunächst einmal recht skeptisch, ob ich denn mit dem Roman zurecht kommen würde.
Erzählt wird die Geschichte von Felix Krull, dem Sprössling des dem Alkohol nicht abgeneigtem Schaumweinfabrikanten Engelbert Krull aus dem Rheingau.
Schon als Knabe von außergewöhnlicher Schönheit und mit ungewöhnlich viel Fantasie und Einbildungskraft ausgestattet, schwindelt sich Felix von frühester Kindheit an mit sonnigem Gemüt durchs Leben.
Thomas Mann erzählt von dessen Kindheit, seinem Versagen in der Schule, er berichtet von ersten kleinen Diebstählen, zuerst eher zufällig, von ersten Liebesabenteuern und schliesslich vom Verfall der Firma und dem Selbstmord seines Vaters und der damit einhergehenden Ächtung im Wohnort.
Durch die Vermittlung seines Paten kommt es, dass Felix in die Welt hinausgeht, über Frankfurt nach Paris, wo er schliesslich eine Anstellung in einem der besten Hotels der Stadt erhält.
Hier nun beginnt Felix sich fintenreich und mit allerlei Halbwahrheiten und Hochstapeleien durchs Leben zu mogeln. Hierbei ist er ungeheuer charmant, erfolgreich, selbstbewusst und nicht nur die Damenwelt liegt ihm zu Füßen.
Dies alles klingt wunderbar und der Roman könnte durchaus kurzweilig und flüssig sein, ist es aber nicht, denn er ist von Thomas Mann geschrieben.
Die komplexe Sprache , ausformuliert bis ins Detail, Bandwurmsätze am laufenden Band machen das Buch nicht einfach zu lesen. Anfangs habe ich sehr damit gehadert. An diese Art zu schreiben, an die vielen ausufernden philosophischen Einschübe und Betrachtungen musste ich mich erst gewöhnen.
TM bedient sich einer aussergewöhnlich schönen Sprache. Als ich es einmal akzeptiert hatte, dass ich hier nicht schnell lesen kann und auch Wörter nachschlagen muss, wurde das Lesen zum Genuss für mich.
Wunderbar fand ich das Spiel mit der schönen Sprache, die eingestreuten französichen Begriffe, aussergewöhnliche Namen, wie Sally Meerschaum, Schimmelpreester, Müller-Rose, Professor Kuckuck. Gefallen hat mir der Sinn fūr Schönheit, die Offenheit auch in sexueller Hinsicht, Passagen wie die ūber das wahre Wesen der Liebe.
Irritiert haben mich das unglaubliche Selbstbewusstsein, das ausgeprägte Klassenbewusstsein, die Arroganz der Betrachtungen.
Hier bin ich nicht sicher wieviel davon echt ist und wieviel ironisch/gesellschaftskritisch gemeint ist.
Alles in allem war die Lektūre sehr anregend und ich denke ich werde die eine oder andere Passage noch einmal lesen.
Ich vergebe 4 Sterne, einen Stern ziehe ich aufgrund der vielen langatmigen Passagen ab, die man nur mit einer guten Portion Durchhaltewillen meistert. - E.M. Remarque
Die Nacht von Lissabon
(12)Aktuelle Rezension von: Caro_LesemausKlappentext: "Die Nacht von Lissabon" ist Remarques ergreifendster Roman. Es ist die Geschichte vom Elend und von der Größe des Menschen im Krieg, eine Geschichte, die zeigt, dass es weder einen Preis für Menschlichkeit gibt noch einen Preis für Unmenschlichkeit. Es gibt nur Geschichten von Jammer und Elend, von Größe, Liebe und Leidenschaft. Der Roman ist ein Gleichnis der absurden menschlichen Situation im Machtbereich der Diktatur.
1942 wird ein deutscher Flüchtling im Hafen von Lissabon von einem Mann angesprochen, der ihm zwei Tickets für das nächste Schiff nach Amerika anbietet. Was er dafür möchte, ist nicht etwa Geld. Er möchte das Ohr des Flüchtlings für den Rest der Nacht, um ihm seine Geschichte zu erzählen. Die lange Geschichte einer Flucht, mit dem Versuch der Emigration, von Gefangennahme und einem Quentchen Glück.Es ist eine wirklich ergreifende Geschichte, die der jüdische Mann, der sich im Laufe des Buches Josef Schwarz nennt, zu erzählen hat. Sie beginnt 1939, als er beschließt, Deutschland zu verlassen, nachdem er von seinem eigenen Schwager ins KZ gebracht wurde. Seiner nicht-jüdischen Ehefrau empfiehlt er, sich scheiden zu lassen, um sich selbst zu schützen. 1942 fasst er den aberwitzigen Entschluss, nach Deutschland zurückzukehren. Er möchte nicht bleiben. Er weiß, dass er keine lange Zeit überleben würde. Ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, dass ihn eine besonders romantische Beziehung mit seiner Frau verband, aber dennoch möchte er unbedingt erfahren, was aus ihr geworden ist. Und so beginnt eine Odyssee durch die Schweiz, Deutschland, Frankreich, Spanien und schließlich Portugal. Josef Schwarz hatte mehr Glück als die meisten. Dennoch bietet er die lebensrettenden Tickets einem völlig Fremden an. Ein Akt der Menschlichkeit von jemandem, der alles verloren hat. Die Erzählung des Josef Schwarz wechselt mit kurzen Einschüben aus der Gegenwart, in der die beiden Männer immer wieder die Lokale in der Stadt wechseln, um bei einem Getränk weiter miteinander sprechen zu können. Bzw. zuzuhören. Der andere Flüchtling bleibt bis zum Schluss namenlos, seine Rolle ist zurückhaltend, nur gelegentlich stellt er Fragen. Durch die kurzen Einblicke in die Gegenwart hat man wirklich das Gefühl, mit diesen beiden Männern am Tisch zu sitzen und dieser ergreifenden Geschichte zu lauschen. Eine Geschichte der Flucht und Verzweiflung, wie sie damals vielen Menschen passiert ist. Remarque hat nicht nur mit seinem bekanntesten Buch "Im Westen nichts Neues" ein Mahnmal gegen den Krieg geschaffen. Auch dieses Buch ist sehr lesenswert. Zum Zeitpunkt seiner Erstveröffentlichung in den 60er-Jahren setzte sich der bereits zur Nazi-Zeit ausgebürgerte Remarque, der in der Zwischenzeit amerikanischer Staatsbürger geworden war, buchstäblich in die Nesseln. Es war eine Zeit der Verdrängung und des Schweigens. Niemand wollte an die Verbrechen erinnert werden, niemand wollte darüber nachdenken, dass hochrangige Nazis in wichtigen Ämtern und Positionen wirkten und die Vergangenheit bei Weitem nicht aufgearbeitet war. Remarque stellte sich diesem Tabu und brach es. Wenn man sich das vor Augen hält, bekommt dieses Buch eine noch tiefere Bedeutung und eine Wucht, die niemanden kalt lassen kann.
Fazit:Ein Buch, in dem es weniger direkt um die Gräueltaten der Nazis geht, sondern der Fokus auf Flucht und Emigration liegt und was der Heimatverlust mit den Menschen macht. Es ist auch eine Geschichte darüber, wie man in den düstersten Zeiten noch einen Hoffnungsschimmer am Horizont ausmachen kann. Weil es um das Überleben geht. Jeden Tag. - Franziska Jebens
Immer am Meer entlang
(34)Aktuelle Rezension von: Lealein1906Dieses Buch ist einfach der perfekte Urlaubsroman (oder, wenn man ihn zuhause liest, macht er auf jeden Fall Lust auf Urlaub. Josi hat schon immer den Traum, mit ihrem Buli durch ganz Europa am Meer entlang zu fahren. Dann erfüllt sich ihr Traum schneller als gedacht. Bei Paul ist es eine ganz spontane Entscheidung. Wie der Zufall so will, treffen sich die beiden dann auf ihrer Reise immer wieder, wobei natürlich eine herrliche Geschichte herauskommt.
Der Schreibstil ist wirklich herrlich, wie es sich für einen Sommerroman gehört. Dass die Geschichte aus den beiden Perspektiven abwechselnd erzählt wird, tut der Geschichte gut, man muss sich nur etwas daran gewöhnen, dass manche Abschnitte doppelt erzählt werden. Am meisten liebe ich, dass man so viele Spots in Europa kennenlernt. Das weckt wirklich das Reisefieber.
Josi und Paul sind tolle Protagonisten, die sich auf der Reise auch sehr mit sich selbst auseinandersetzen. Sie bleiben nicht einseitig, sondern machen auf jeden Fall auch eine Entwicklung durch, das liest man gerne.
ich empfehle dieses Buch auf jeden Fall weiter, gerade als Urlaubslektüre und vergebe gerne fünf Sterne.