Bücher mit dem Tag "lateinamerika"

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197 Bücher

  1. Cover des Buches Die Vermessung der Welt (ISBN: 9783499013225)
    Daniel Kehlmann

    Die Vermessung der Welt

     (3.415)
    Aktuelle Rezension von: BM2TE22a

    Ich finde das Buch sehr spannend zu lesen und es ist relativ einfach geschrieben, so dass es leicht zu lesen ist. Ich hielt den Einblick in das Leben und die Arbeit der beiden Wissenschaftler Gauß und Humboldt für sehr spannend. Allerdings sollte man immer bedenken, dass es sich um einen Roman und nicht um ein historisches Werk handelt, daher sind einige Ereignisse im Buch nicht historisch korrekt. Das Ziel des Buches ist es aber nicht, die historischen Ereignisse korrekt darzustellen, sondern den Hauptfiguren eine gute Persönlichkeitsbild zu geben. Meiner Meinung nach ist dies sehr gut gelungen und man lernt die beiden Herren beim Lesen sehr gut kennen und weiß, wie sie dachten. Ich würde das Buch allen Lesern empfehlen, die sich für Geschichte und Wissenschaft vor 200 Jahren interessieren. JR

  2. Cover des Buches Wenn ich jetzt nicht gehe (ISBN: 9783458363453)
    María Dueñas

    Wenn ich jetzt nicht gehe

     (90)
    Aktuelle Rezension von: awogfli

    Was für eine Lese-Qual war dieses langatmige Abenteuerbuch fast ohne Abenteuer, diese furchtbare Schmonzette. Ich fragte mich die ganze Zeit, was die Spanier so an dieser Autorin und ihrer Art zu erzählen finden. Dramaturgisch hat dieses Werk die Qualität einer Telenovela mit gefühlten 1000 Folgen, die Handlung ist alles andere als rasant, es passiert sehr wenig aber es zieht sich ewig laaang. Sprachlich hatte ich ohnehin keinen Anspruch an dieses Werk. Ständig zählte ich die Seiten, die ich noch lesen musste, aber wegen der Autorinnenchallenge habe ich bis zum Ende durchgehalten.

    Am Ende ist ist der beinharte Abenteurer auch noch in einer romantischen schmalzigen Verwicklung gefangen, ihm schlottern die Knie und Schmetterlinge flattern im Bauch - wäh das ist furchtbar und total glaubwürdig (Ironie off). Ganz zum Schluss wollte ich aber dann auch wie bei einem Autounfall, bei dem man nicht wegschauen kann, wissen, wie die Autorin die gesamten Intrigen auflöst.

    Fazit: Wer kein Spanier ist und Telenovelas nicht liebt, sollte tunlichst die Finger von diesem Buch lassen.

  3. Cover des Buches Der Alchimist (ISBN: 9783257071559)
    Paulo Coelho

    Der Alchimist

     (2.061)
    Aktuelle Rezension von: Sanne54

    Der Roman "Der Alchimist" gilt als Must-Read, das ist sein Problem, denn von solchen Büchern erwartet man eigentlich immer zu viel. Stark ist dieser Roman in seinen Referenzen, z.B. den theologischen. Coelho selbst war wie sein Protagonist Klosterschüler und so ist es nicht verwunderlich, dass er mit einem Zitat aus dem Lukas Evangelium beginnt und auch der "Jüngling" Klosterschüler war, bevor er sich dafür entschied ein Hirte zu werden um herumzureisen. Auch das ein Motiv, das mich ungemein an die Bibel erinnerte.
    "Ich kann nicht verstehen, wie man Gott in einem Priesterseminar finden soll.", dachte er während er die aufgehende Sonne beobachtete. Santiago wirkt eigentlich sehr zufrieden in diesem entschleunigten, minimalistischem Leben, das er mit seinen Schafen teilt und in dem alles, was er besitzt einen Sinn hat. Dennoch motiviert ihn ein wiederkehrender Traum von einem Schatz am Fuße der Pyramiden dieses Leben hinter sich zu lassen. Die Begegnung mit einem alten Mann, Melchisedek, dem König von Salem, der behauptet, die größte Lüge der Menschheit sei der Glaube an das Schicksal, lässt ihn die Entscheidung treffen, seinem Traum zu folgen.(Wobei man eine solche Begegnung landläufig wohl durchaus "schicksalhaft" nennen würde.) Für mich ist das durchaus konsequent, denn das Umherreisen, die Suche nach neuen Pfaden beschäftigen den jungen Mann schon auf den ersten Seiten des Romans.

    Coelho schreibt eigentlich einfach, dennoch wirkt der Schreibstil sperrig und etwas zu dick aufgetragen, fast wie ein Märchen - damit muss man als Leser zurecht kommen. Auf jeden Fall ist es ein ungewöhnlicher Roman und dadurch alleine schon lesenswert.

    Die Botschaften sind klar und die beschriebenen Begegnungen vielfältig und interessant, nicht aus allem kann man einen persönlichen Wert ziehen, aber das Buch lässt viel Raum für eigene Gedanken und Interpretationen. Es geht um die Reise, nicht um die Erklärung, dadurch wirkt manches vielleicht vordergründig auch trivial. Santiago geht naiv und offen an seine Reise, lässt sich ein auf das, was ihm begegnet, scheitert, gibt nicht auf trotz schier unüberwindbarer Hürden wie der Sahara und dadurch sind ihm großartige Momente möglich. Der Kristallwarenhändler bspw. lehrt ihn, dass jeder Mensch andere Träume hat; der Händler selbst hat Angst davor seine Träume zu verfolgen, aus Angst den Antrieb seines Lebens zu verfolgen. Aus dem Dialog mit dem englischen Alchimisten wird klar, dass es zwei Optionen gibt: Der eine strebt nach einem bestimmten Ziel, für den anderen ist der Weg das Ziel. Und dieser Weg, die Umgebung, die Begebenheiten werden auf sehr poetische Weise beschrieben.

    Einige Ideen sind mir zu esoterisch oder auch zu undifferenziert: Man kann alles erreichen, wenn man nur will und die meisten Menschen werden nur durch die Angst vor dem Verlust ihres Besitzes daran gehindert. Die Idee ist zugegeben schön, aber was bedeutet das denn umgekehrt für die Menschen, die scheitern? Auch z.B. der Begriff "Weltenseele" oder der Alchimist waren mir eine Nummer zu esoterisch-verkopft.

    Unterm Strich hat der Roman aber einerseits eine für mich sehr versöhnliche Botschaft, nämlich dass unterschiedliche Menschen unterschiedlichen Lebenswegen folgen müssen, darin steckt ein großer Appell an unsere Toleranz - auch gegenüber dem was wir nicht verstehen können, was uns gar verrückt erscheint. Und andererseits ist wichtig, dass man seine eigenen Entscheidungen trifft, gerade die schwierigen (wie zwischen Fatima und der Weiterreise), und am Ende wird man sein Lebensglück finden bzw. es wenigstens erkennen.


  4. Cover des Buches Hundert Jahre Einsamkeit (ISBN: 9783462050219)
    Gabriel García Márquez

    Hundert Jahre Einsamkeit

     (553)
    Aktuelle Rezension von: Maza_e_Keqe

    Nachdem ich mich an die sich ständig wiederholenden Namen der männlichen und teils auch der weiblichen Protagonisten gewöhnt hatte, konnte ich die Geschichte inhaltlich halbwegs genießen. Überlange Schachtelsätze und unverständliche mystische Handlung schmälerten bis zum Schluss das Lesevergnügen. Ich verstehe sehr gut, dass es um dieses Buch vor 60 Jahren einen Hype gab. Meine aktuellen Ansprüche sind leider andere und daher ist die Geschichte in diesem Erzählstil nicht nach meinem Geschmack.

  5. Cover des Buches 2666 (ISBN: 9783596187843)
    Roberto Bolaño

    2666

     (121)
    Aktuelle Rezension von: itwt69
    Ich kann mich der allgemeinen Euphorie über dieses vermeintliche "Meisterwerk" leider nicht anschließen. Teil 1 über die leidenschaftlichen Anhänger des Benno von Archimboldi fängt sehr gut an und lässt ein großes Buch erwarten und erhoffen. Teil 2+3 fallen dann schon stark ab, in denen 2 Nebenpersonen bis aufs kleinste Detail beschrieben werden. Teil 4 über die Verbrechen mit fast 400 Seiten finde ich ganz schwach. Wieso muss man sehr ähnlich gelagerte Fälle mehrere dutzend Mal wiederholen? Teil 5, in der es eine Aufklärung des gesamten Komplexes gibt, ist dann wieder in Ordnung, reicht aber nicht, um das ganze Buch als lesenswert zu beurteilen. Besonders die unglaublich weitreichenden Abschweifungen, die fast jede einzelne Erzählung nimmt, kann ich nicht nachvollziehen. Das Buch wäre locker mit 400-500 Seiten weniger ausgekommen. Ich musste mich doch allzu oft durchquälen. Sprachlich allerdings sehr gelungen, auch wenn dadurch das Lesen sehr viel Konzentration erforderte (es gibt Sätze, die sich über eine komplette Seite ziehen). Dem Übersetzer muss dafür ein großes Lob gewährt werden, eine fast unmenschliche Leistung, ein solch komplexes Werk vom Spanischen ins Deutsche zu übersetzen!
  6. Cover des Buches Die Macht der Geographie (ISBN: 9783423350433)
    Tim Marshall

    Die Macht der Geographie

     (51)
    Aktuelle Rezension von: Buchgespenst

    Warum kämpft Russland so erbittert um einen Hafenzugang? Was steckt hinter Chinas globalen wirtschaftlichen Tätigkeiten? Wieso klammern sich die Briten an die Falklandinseln? Und wie hat die Kolonialisierung die politische und wirtschaftliche Situation der Welt von heute geprägt? Interessant, umfassend und kenntnisreich rollt Tim Marshall Weltgeschichte und Weltpolitik vor dem verblüfften Leser aus, der so viel zu kennen meint und jetzt doch alles in einem neuen Licht betrachten muss. Entscheidungen von Politikern sind niemals frei – sie sind begrenzt von der Geographie. 

    Der Leser kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Viele Überzeugungen werden in Frage gestellt, scheinbar willkürliche Ereignisse werden verblüffend logisch erklärt. Alles kenntnisreich, fundiert und mit Witz auf fast unwahrscheinlich wenigen Seiten präsentiert. Ein Anhang mit der zugrundeliegenden Literatur lädt zum Weiterstöbern ein. Die kurzen Kapitel, die jeweils ein eigenes Land bzw. Gebiet abhandeln, geben einen tiefen Einblick in andere Kulturen, ihre Geschichte und Völker. Erschütternd ist, wie viele aktuelle Probleme der Welt aus der Kolonialisierung stammen, durch Unwissenheit, Gier und eine bittere Gleichgültigkeit der europäischen Kolonialmächte produziert. 

    Eine hochinteressante Lektüre, die sich nicht aus der Hand legen lässt! Unterhaltsam und informativ, dabei stets sachlich und fundiert. Brillant!

  7. Cover des Buches Die Liebe in den Zeiten der Cholera (ISBN: 9783596907083)
    Gabriel García Márquez

    Die Liebe in den Zeiten der Cholera

     (491)
    Aktuelle Rezension von: tb29

    Die Geschichte wird aus der Perspektive der drei Protagonisten erzählt und dabei schafft es García Márquez, meiner Meinung nach sehr gut, die unterschiedlichen Charaktere voneinander abzugrenzen und ihre verschiedenen Herkünfte und Sichtweisen zu beschreiben. Sehr schön, wie der Autor die Szenerie um den Jahundertwechsel beschreibt und dabei poliitsche, kulturelle und technologische Entwicklungen einfängt.

    Während mich insbesondere die Passagen rund um Dr. Juvenal Urbino amüsiert haben, konnte ich mich leider nie wirklich mit Florentino Ariza identifizieren, was mir vor allem zu Beginn das Lesen erschwert hat. Meiner Meinung nach ist es von Vorteil, dass dieser Klassiker keine reine Romanze beinhaltet und im Verlauf des Buches gelang es mir, mich mehr mit der Geschichte Arizas abzufinden und seine Rolle zu aktzeptieren, sogar stellenweise dem nächsten Tiefpunkt entgegenzufiebern. Letztendlich verstehe ich nicht, wieso sich Fermina Daza am Ende noch auf ihn einlässt.

    Für mich ein Buch, dass ich auf meiner Klassiker-Liste abhaken kann, ohne dabei besonders positive oder negative Gefühle zu behalten.

  8. Cover des Buches Das Geisterhaus (ISBN: 9783518472668)
    Isabel Allende

    Das Geisterhaus

     (818)
    Aktuelle Rezension von: Moria

    Die Charaktere sind tiefgründig und komplex, und die Verbindung zwischen ihnen wird meisterhaft dargestellt. Allendes Schreibstil ist poetisch und atmosphärisch, was die Leser in die Welt des Romans eintauchen lässt. Die Mischung aus politischen Konflikten, übernatürlichen Elementen und familiären Geheimnissen macht das Buch äußerst packend und unvergesslich. Ein Meisterwerk, das nicht nur die Geschichte Chiles, sondern auch die menschliche Natur auf fesselnde Weise erkundet.

  9. Cover des Buches Das böse Mädchen (ISBN: 9783518468173)
    Mario Vargas Llosa

    Das böse Mädchen

     (223)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    In Miraflores im Sommer 1950 sieht Ricardo sie zum ersten mal. Sie sind alle um die 15 Jahre alt und feiern die ersten Partys und sie und ihre Schwester tanzen so wie sonst niemand. Ricardo ist gefesselt, erlegen, verliebt, aber sie weißt ihn ab. Als dann auf einer Party das Leben von ihrer Schwester und ihr als große Lüge entlarft wird verschwinden sie. Ricardo kann sie aber nicht vergessen und eines Tages, als er für seine Übersetzungstätigkeit auf reisen ist trifft er sie wieder. Unter einem anderen Namen und mit neuer Identität und verheiratet. So geht es dann weiter. Sein Leben ist geprägt von der Sehnsucht nach ihr und auf seinen Reisen begegnet er ihr immer wieder und dann nimmt sie eines Tages Kontakt auf.

    Mario Vargos Losa beginnt bunt, laut, wild und schickt seinen Protagonisten durch alles Gefühlslagen um zum Ende hin langsamer, dunkler, nachdenklicher zu werden. Ein großer Roman.

  10. Cover des Buches Schweinezeiten (ISBN: 9783293207288)
    Gary Victor

    Schweinezeiten

     (21)
    Aktuelle Rezension von: parden
    DÜSTER, WITZIG, GROTESK...

    Port-au-Prince, 12. Januar 2010: Kaum dem Erdbeben entronnen, wird Inspektor Azémar mit einem Spezialauftrag betraut: Er soll herausfinden, mit wem die Frau seines Vorgesetzten in dem Stundenhotel war, unter dessen Trümmern ihre Leiche gefunden wurde. Dumm nur, dass er selbst dieser Mann war. Außerdem ist da noch der berühmte Maler, der angeblich dem Erdbeben zum Opfer gefallen ist. Dieuswalwe Azémar im Mittelpunkt eines Dramas um Liebe Freundschaft und Loyalität.


    "Du bringst dich gerade in eine üble Bredouille, Dieuswalwe", flüsterte ihm eine Stimme in seinem Kopf zu. "Genauso gut könntest du dir eine Kugel durch den Kopf schießen." (S. 7)


    Leider ist dies nicht der erste Band der Trilogie (Reihe?) um Inspektor Dieuswalwe Azémar, wie ich zunächst dachte, sondern der zweite. Ein wenig störend war dies schon, da hier immer wieder Rückblenden auf den ersten Fall ('Schweinezeiten') präsentiert werden. Ansonsten aber ist dieser zweite Band in sich abgeschlossen und kann auch für sich alleine gelesen werden.

    Soweit ich mich erinnere, ist dies das erste in Haiti spielende Buch, das ich je gelesen habe, und gerade im Hinblick auf den Untertitel ('Ein Voodoo-Krimi') war ich sehr neugierig, wie dieses mystische Element hier einfließen würde. Und ja, es fließt ein, und wie! Gerade bei dem mysteriösen Todesfall des berühmten Malers spielt der (Aber-)Glaube der Haitianer eine große Rolle. Aber auch bei anderen Gelegenheiten kommt man immer wieder mit den Geistern und Ritualen des Landes in Berührung.

    Dieuswalwe Azémar ist ein absolut fertiger Typ. Es gibt nicht mehr viel im Leben, was ihm wichtig ist: seine Freundschaft und Loyalität zu seinem Vorgesetzten Solon und v.a. seine Tochter. Gäbe es diese Anker in seinem Leben nicht, hätte sich der Inspektor sicher schon längst zu Tode gesoffen. Aber auch so ist der Zuckerrohrschnaps sein täglich Brot - und ohne diese Betäubung hielte Azémar die Zustände in Haiti nicht mehr aus.

    Ein düsteres Bild des Landes malt Gary Victor da, der zu den meistgelesenen Autoren Haitis zählt. Das Erdbeben ist natürlich eine nationale Katastrophe, und viele Menschen stehe buchstäblich vor dem Nichts, sofern sie mit dem Leben davon gekommen sind. Doch Staat und Polizeiapparat sind desolat, Politiker und Polizisten überwiegend korrupt, Mitglieder der UN-Truppen agieren als militärische Besatzer und stehen Politikern und Polizisten in ihrer kriminellen Energie, die Bevölkerung zu unterdrücken und auszubeuten, in nichts nach. Den Menschen wird kein bisschen geholfen.

    Und mittendrin der Antiheld Azémar, der unter diesen Bedingungen versucht, seine Wertvorstellungen noch irgendwie aufrecht zu halten, um sich morgens noch im Spiegel anschauen zu können. Doch nun geraten seine Vorsätze gehörig ins Wanken, hat er doch im Suff mit der Frau seines Vorgesetzten geschlafen und droht nun dessen Rückhalt und Freundschaft zu verlieren. Wie weit wird der Inspektor gehen, um seinen Freund Solon nicht zu verlieren?

    Dass Azémar seine Skrupel durchaus über Bord werfen kann, beweist er hier hinlänglich. Gerade gegen Ende helfen oft nur noch die Beretta und gute Reflexe, doch auch sonst macht der Inspektor nicht unbedingt viel Federlesens. Ein haitianischer lonesome Cowboy, der letzte der Gerechten, der sich im Suff zu verlieren droht. Ein düsterer Crime Noir ist dies, mit einem Antihelden in einer verkommenen Gesellschaft, dazu massenweise beißende Sozialkritik mit schwarzem Humor und einem Zug ins Mystische.

    Viel Stoff wird einem hier auf gerade einmal 144 Seiten geboten, ein kompaktes und vollkommen desolates Bild Haitis gezeichnet und ein Antiheld präsentiert, an dem man sich reiben kann. Und in jedem Fall bin ich nun auch neugierig auf die weiteren Fälle von Azémar!


    © Parden

  11. Cover des Buches Das Blut des Teufels (ISBN: 9783442378234)
    James Rollins

    Das Blut des Teufels

     (76)
    Aktuelle Rezension von: Nala73
    Fast fünfhundert Jahre alt ist die Mumie, die der Archäologe Henry Conklin in einer Höhle hoch oben in den peruanischen Anden gefunden hat. Rasch stellt sich heraus, dass es sich bei seinem sensationellen Fund nicht um einen Inka, sondern um die Überreste eines spanischen Priesters handelt. Und die Mumie ist seltsam präpariert: Ihr Schädel wurde mit einer Substanz gefüllt, die aussieht wie reines, flüssiges Gold und verheerende Eigenschaften besitzt …
  12. Cover des Buches Frida Kahlo und die Farben des Lebens (ISBN: 9783746635910)
    Caroline Bernard

    Frida Kahlo und die Farben des Lebens

     (171)
    Aktuelle Rezension von: Moria

    "Frida Kahlo und die Farben des Lebens" ist eine faszinierende Biografie über das Leben und Werk der berühmten mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo. Geschrieben von [Name des Autors], bietet dieses Buch einen tiefen Einblick in das bewegte Leben dieser außergewöhnlichen Frau und die Art und Weise, wie ihre persönlichen Erfahrungen ihre Kunst geprägt haben.

    Die Stärke dieses Buches liegt zweifellos in seiner gründlichen Recherche. Der Autor hat sich offensichtlich intensiv mit Frida Kahlos Leben auseinandergesetzt und präsentiert dem Leser eine Fülle von Informationen, die bisher weniger bekannt waren. Von ihrer turbulenten Beziehung zu Diego Rivera bis zu ihren gesundheitlichen Herausforderungen, die sie ein Leben lang begleiteten, deckt dieses Buch viele Aspekte von Kahlos Leben ab. Es ermöglicht dem Leser, die verschiedenen Einflüsse und Umstände zu verstehen, die ihre Kunst geprägt haben.

  13. Cover des Buches Das grüne Haus (ISBN: 9783518735855)
    Mario Vargas Llosa

    Das grüne Haus

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der Roman ist unter dem Originaltitel „La casa verde“ bereits 1965 erschienen und ist der zweite Roman des Autors. Er hat zwei Haupthandlungsorte, nämlich die peruanischen Städte Santa María de Nieva und Piura. Santa María de Nieva liegt in der  nördlichen Selva, also dem peruanischen Urwald östlich der Sierra am Zusammenfluss von Rio Nieva und Rio Marañón, Piura liegt ebenfalls im Norden Perus in einem Wüstengebiet. In Santa María de Nieva liegt eine christliche Missionsstation, in Piura steht das titelgebende grüne Haus, ein Bordell mit Musik und Tanz. Der Gegensatz zwischen den beiden Orten könnte nicht größer sein. Gegensätze erscheinen mir auch eines Leitmotive dieses Buches zu sein: Liebe versus Hass, Ureinwohner versus Nachfahren der Spanier, Mission versus Naturreligion, Glück versus Pech, Ehrlichkeit versus Verbrechen, Kirche versus Bordell, Dschungel versus Wüste.

    Vargas Llosa macht dem Leser das Textverständnis wie immer in den frühen Werken nicht gerade leicht. Nicht nur springt er in atemberaubendem Tempo zwischen Ereignissen, Personen und Zeiten hin und her, auch die Syntax ist äußerst gewöhnungsbedürftig. Ein Beispiel: „Endlich eine Sandbank, und Fushía, dort behaupten sie, hoffentlich, und sie legten an, versteckten sich zwischen den Bäumen, und Fushía, rühr dich nicht, keinen Muckser, wenn sie dich hören, kommen sie nicht, und Lalita, mir ist übel, ich glaub, ich bin schwanger, Fushía, und er, Mistvieh, halt‘s Maul.“ (S. 276, Suhrkamp Taschenbuch 24. Auflage 2018)

    Manche Protagonisten tragen verschiedene Namen und es erschließt sich dem Leser erst im Laufe der Zeit, dass es sich dabei um ein und dieselbe Person handelt, so wird z.B. Lituma am Handlungsort Santa María de Nieva konsequent nur „der Sargento“ genannt.

     Die einzelnen Episoden und Versatzstücke im Kopf in eine richtige chronologische Reihenfolge zu bringen ist eine echte Herausforderung. Kein Buch also zum so nebenbei lesen. Etwas Erleichterung hätte es dabei verschafft, wenn die Anmerkungen ausführlicher ausgefallen wären, denn doch einige spanische oder peruanische Ausdrücke sind nicht übersetzt worden und erklärten sich auch nicht aus dem Zusammenhang. Und 1976, als die erste deutsche Übersetzung herauskam, gab es Freund Google ja noch nicht.

    Dennoch habe ich das Buch verschlungen, denn Vargas Llosa ist es gelungen, eine sehr dichte Atmosphäre zu schaffen, die mich mit den Protagonisten regelrecht mitfühlen hat lassen. Selten bin ich in ein Buch so eingetaucht. Eigentlich erzählt der Autor ja mehrere Geschichten gleichzeitig, die aber alle mehr oder weniger lose miteinander verbunden sind über die Handlungsorte Selva und Piura und in letzterem vor allem über das grüne Haus.

    Dabei arbeitet der Autor so manches Problem der peruanischen Gesellschaft exemplarisch heraus, die Folgen des Kolonialismus und der Missionierung, die Heuchelei der regierenden Klasse, die schlichte Unterdrückung von Frauen und Minderheiten, um nur einige zu nennen.

    Nach meiner Meinung ein ganz großartiges Buch. Fünf Sterne von mir.

  14. Cover des Buches Der General in seinem Labyrinth (ISBN: 9783462308679)
    Gabriel García Márquez

    Der General in seinem Labyrinth

     (36)
    Aktuelle Rezension von: Faidit

    Gabriel Garcia Márquez hat sich hier an einem historischen Roman versucht, was ihm nicht wirklich gelungen ist. Seine Erzählung ist fad, es fehlt jegliche Spannung und löst keinerlei Gefühlsregung beim Lesen aus. Ich bezweifle nicht die akribische Recherche und Wiedergabe der Lebensgeschichte des Freiheitskämpfers Bolivar. Doch die Protagonisten bleiben farblos, da der Autor nicht vermochte, in die Schuhe der Akteure und insbesondere Bolivar zu schlüpfen und ihrnen Gedanken sowie Gefühle und Wesen zu verleihen. Kampfszenen, die man hätte spannend und bildhaft darstellen können, werden in vier Sätzen "berichtet". 

    Ich finde nichts vom wundervolle Bilder zeichnenden Schreibstil des Autoren wieder; von seiner Fähigkeit zu fabulieren und Stimmungen in Szenen zu zaubern. Selbst jegliche südamerikanische Klangfarbe fehlt in seinen Sätzen. Es mag an einer allzu nüchternen deutschen Übersetzung liegen oder tatsächlich einfach an einem weniger geglückten Wert dieses Literaten. 

  15. Cover des Buches Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur (ISBN: 9783328102113)
    Andrea Wulf

    Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur

     (74)
    Aktuelle Rezension von: Elisabeth_Rettelbach

    Ich liebe historische Reise- und Wissenschaftsbeschreibungen ohnehin sehr, und hier hat mich auch der lebendige Schreibstil mitgerissen. Das Werk befasst sich mit interdisziplinärem und universalem Weltwissen, das die Jahrhunderte überdauert: Philosophie, Geschichte, Naturwissenschaft, Kunst, Soziologie … Auch machte Humboldt damals schon auf beginnende Umweltzerstörung aufmerksam und kritisierte den Kolonialismus und seine Auswirkungen auf Mensch und Natur durch Ausbeutung. Natürlich lässt sich nicht verhehlen, dass auch er selbst zwangsläufig ein europäischer Eindringling auf dem südamerikanischen Kontinent war und aus heutiger Sicht mit Sicherheit Ausbeutung betrieben hat – allein schon das Sammeln von Pflanzen und Tieren etc. Dennoch schien er für die damalige Zeit umsichtig vorzugehen und wirklich vor allem Wissensdurst stillen wollen, nicht sich selbst bereichern. Ein herrliches Buch, das ich Nächte durchgelesen habe. Sehr zu empfehlen.

  16. Cover des Buches Krieg der Bastarde (ISBN: 9783426304211)
    Ana Paula Maia

    Krieg der Bastarde

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Ich habe diesen Roman mit großem Interesse gekauft. Eine brasilianische Autorin fand ich auf jeden Fall unterstützenswert.

    Bis zu Amadeus' plötzlichem Unfalltod bin ich in die Geschichte easy eingetaucht.

    Leider hat sich aus meiner Sicht anschließend nach und nach der rote Faden verloren.

    Die Charaktere sind zwar toll beschrieben und mit Gina Trevisan konnte ich mich ein Stüch weit identifizieren.

    Jedoch scheint sich die anfangs interessante Geschichte in Abschweifungen und Nebengeschichten zu verlieren.



  17. Cover des Buches Traurige Tropen (ISBN: 9783518278406)
    Claude Lévi-Strauss

    Traurige Tropen

     (10)
    Noch keine Rezension vorhanden
  18. Cover des Buches Violeta (ISBN: 9783518473542)
    Isabel Allende

    Violeta

     (136)
    Aktuelle Rezension von: Antigone8

    Die Grande Dame der südamerikanischen Literatur, Isabel Allende, legt in ihrem wunderschön aufgemachten Roman "Violeta" Zeugnis über ein ganzes Jahrhundert ab. Nur hier sind es keine HUNDERT JAHRE EINSAMKEIT wie bei Gabriel García Márquez, sondern vielmehr die plauderhaft erzählten Erinnerungen einer sehr alten Dame in Form eines Briefes an ihren auch nicht mehr ganz jungen Enkel.

    Zum Inhalt:
    Violeta erzählt uns selbst ihr Leben, am Ende ihrer Tage schreibt sie ihrem geliebten Enkel einen langen Brief. Die Ich-Erzählerin blickt zurück auf ihr Leben, das als Kind aus gutem Hause begann aber jäh in eine Abwärtsspirale gerät als der kriminell gewordene Vater Selbstmord begeht. Die Familie zieht aufs Land und hier beginnt Violetas Emanzipationsweg, der nicht linear verläuft, sondern viele Abzweigungen und Sackgassen erlebt. Sie schreibt von ihren halsbrecherischen Affären, den Jahren der Armut, von schrecklichen Verlusten und tiefempfundener Freude, von historischen Vorkommnissen, die ihr Leben geprägt haben, von dem Kampf für die Rechte der Frauen, dem Aufstieg und Fall von Tyrannen und von zwei schrecklichen Pandemien.

    Meine Leseeindruck:
    Dieses Buch ist als eher leichte und im plauderton geschriebene Lektüre für den Sommer gut geeignet und weiß definitiv zu unterhalten. Der Roman umfasst ein ganzes Jahrhundert und beinhaltet immer wieder auch Szenen von den großen Tragödien und politischen Umwälzungen, die sich in verschiedenen südamerikanischen Staaten abgespielt haben, vorneweg in Chile, der Heimat der Autorin. Allerdings bleiben die Schilderungen oft sehr oberflächlich und banal, auch den Personen kommt man nur selten richtig nahe.

    Dieses Buch hat auch nicht den Anspruch eine große Chronik zu sein, das wird von Beginn an klar. Es ist viel mehr eine Art Familiensaga, die in mundgerechte Happen verpackt ist und sich gut weglesen lässt. Wer sich eine unterhaltsame Sommerlektüre wünscht ist hier also definitiv richtig.
    Für mehr Tiefgang und intensivere Auseinandersetzung mit den hier angeschnittenen Themen, sollte man als Leser aber eher zu anderen
    Werken greifen.

  19. Cover des Buches Inés meines Herzens (ISBN: 9783518735251)
    Isabel Allende

    Inés meines Herzens

     (53)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Inés Suarez. Dieser Name taucht ein paar mal in kurzen Absätzen der Chilenischen Geschichte auf. Isabel Allende hat sich auf die Spurensuche gemacht und das Portrait einer beeindruckenden Frau erschaffen. Früh hatte sie geheiratet und nach dem Weggang ihres Mannes erkämpfte sie sich selbst das Recht reisen zu dürfen. Ihr Weg führte sie bis nach Peru wo sie fest stellen musste, dass ihr Mann tot ist. Durch die lange Fahrt war ihre Abenteuerlust geweckt und sie machte sich auf zur Eroberung Chiles. Inés lernte wichtige Männer kennen und auch Lieben, aber fand nicht nur Verbündete sondern auch Feinde und Neider. Inés wird mühelos auch ihr Herz erobern und Isabel Allende erzählt gewohnt Virtuos.

  20. Cover des Buches Chroniken der Weltensucher: Die Stadt der Regenfresser (ISBN: 9783732000463)
    Thomas Thiemeyer

    Chroniken der Weltensucher: Die Stadt der Regenfresser

     (284)
    Aktuelle Rezension von: DottiRappel

    Mir gefällt am meisten an dem Buch, dass man sich sehr gut in die Personen einfühlen kann. Die Abenteuer vom fake Humboldt und Oskar könnten in die Geschichte eingehen!

  21. Cover des Buches Die Welt aus den Fugen (ISBN: 9783548375274)
    Peter Scholl-Latour

    Die Welt aus den Fugen

     (9)
    Aktuelle Rezension von: WinfriedStanzick
    Spätestens seit den auf die New Yorker Twin Towers am 11. September 2001 verübten Anschlägen und dem sich daran anschließenden von den USA angeführten internationalen Kampf gegen den Terror verbunden mit einem beispiellosen Generalverdacht gegen alle Muslime und den Islam insgesamt, scheint es, dass die Welt , wie wir sie bisher kannten, völlig aus den Fugen geraten ist. Doch nicht nur das: seit dem Kollaps der Lehman Bank im Jahr 2008 beherrscht eine Finanzkrise vor allem die europäische Politik, deren Krisenmanagement sie über Jahre zu keiner wirklich erkennbaren eigenständigen Außenpolitik mehr finden ließ. Überall auf der Welt scheinen Krisen und unstabile Verhältnisse zu herrschen. In Schwarzafrika, in Lateinamerika, in Arabien und im Nahen Osten – überall drohen unheilvolle Szenarien. Szenarien, die im Zeitalter der Globalisierung nicht auf die jeweilige Region beschränkt bleiben werden, sondern dramatische Folgen für alle haben werden. Schon in seinen letzten Büchern hat sich der mittlerweile 88-jährige Journalist Peter Scholl-Latour nicht nur als ein profunder Kenner und Analyst insbesondere der arabischen Welt erwiesen, sondern auch seine Einschätzungen zu Entwicklungen in anderen Teilen der Welt haben den Lesern seiner Bücher Vorgänge erklärt, die sie in der normalen Presse und erst recht in den TV-Nachrichten so nie finden würden. Auch sein neues Buch leistet dies in bemerkenswerter Weise. Bis auf wenige Ausnahme sind seine chronologisch geordneten Texte unter dem Titel „Notabene“ zwischen 2008 und 2012 als Kolumnen in der Schweizer Illustrierten erschienen. Eingeleitet hat er sein Buch mit einer etwa einhundert Seiten langen sehr informativen Einführung in die gegenwärtigen Situation einer „Welt aus den Fugen“, die er im Sommer 2012 in Ulan Bator geschrieben hat und in der nicht nur deswegen der asiatischen Region besonderen Raum gibt. Am Ende des lesenswerten Buches sind einige Interviews mit Peter Scholl-Latour abgedruckt, aus denen man etliches über seinen Lebenslauf und seine grundsätzliche politische Einstellung erfahren kann. Seine lange Erfahrung hat ihn gelehrt, skeptisch zu sein. So sagt er am Ende auf die Frage, ob er glaube, dass die Menschheit jemals von der Politik der Kriege wegkomme: „So wie es im Moment aussieht, leider nicht. Die deutsche Sicht der Dinge ist dadurch getrübt, dass das Land im Gegensatz zu fast allen anderen Ländern der Welt sechzig Jahre Frieden hinter sich hat. Deshalb meint man hier, dass Frieden der normale Zustand der Menschheit sei. Aber ich glaube, dass der normale Zustand leider die kriegerische Auseinandersetzung ist.“ Ob das wirklich so bleiben muss?
  22. Cover des Buches Die Schock-Strategie (ISBN: 9783455010770)
    Naomi Klein

    Die Schock-Strategie

     (34)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Naomi Klein legt mit diesem Werk wirklich eine eindrückliche Recherchearbeit vor. Eindrücklich beschreibt sie anhand internationaler Vorgänge, wie die Jünger Milton Friedmans, die sog. Chigago Boys, überall auf der Welt Katastrophen nutzen, um ihren Einfluss auszuweiten. Die Schock Strategie sieht vor, den Staatsführern nach Krisen die Privatisierung wichtiger öffentlicher Bereiche anzupreisen. Damit wächst die Macht der Unternehnehmer, während wir Menschen immer weniger von Bedeutung sind. Das Buch beweist auch, dass der Turbokapitalismus nicht ohne Folter auskommt und zeigt unmissverständlich, dass der Kapitalismus der Feind allen friedlichen Lebens ist.

    Der Mittelteil ist leider sehr lang geworden und wiederholt die immer selben Vorgänge in verschiedenen Ländern. Für die Vollständigkeit ist das sehr wichtig und es macht das Buch unanfechtbar. Für die Lesbarkeit gibt es dabei jedoch leider Abzüge, denn im Grunde liest man immer wieder die selbe Geschichte in anderen Ländern mit anderen Akteuren. Man kann ab etwa der Mitte getrost zum letzten Kapitel springen, möchte ich meinen, wenn man nicht jede Zahl ganz genau abspeichern möchte.

    Dieses Buch ist sehr wichtig! Es sollte viele LeserInnen finden und wir sollten nach der Lektüre mindestens eine Haltung entwickeln, wenn nicht gar aktiv werden.
  23. Cover des Buches Das Flüstern der Bienen (ISBN: 9783548066011)
    Sofía Segovia

    Das Flüstern der Bienen

     (171)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    "An jenem Morgen im Oktober mischte sich das Weinen eines Babys unter das Rauschen der frischen Brise in den Bäumen, das Zwitschern der Vögel und das Zirpen, mit dem die Insekten die Nacht verabschiedeten. Es drang aus dem Dickicht am Berghang, war aber schon wenige Meter von seinem Ausgangspunkt entfernt nicht mehr zu hören, wie durch Hexerei daran gehindert, an ein menschliches Ohr zu dringen."

     

    Mit diesen gefühlvollen Worten zieht Sofía Segovia den Leser in die magische Naturkulisse auf die Hazienda Amistad in der Nähe des Ortes Linares im Norden Mexikos. Ihre Familiensaga beginnt im Jahre 1910, wird aber nicht chronologisch erzählt, sondern von verschiedenen Erzählern in Zeitsprüngen.

     

    Deutlich knüpft die junge Autorin an die großen Schriftsteller Mittel- und Südamerikas an.

    Ich erinnerte mich an "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel García Márquez und an "Das Geisterhaus" von Isabel Allende. Der mexikanische Nobelpreisträger Octavio Paz fiel mir ein, auch an Carlos Fuentes dachte ich.

    Trotz Parallelen vermochte Segovia ihrem Werk einen eigenen Stempel zu geben:

     

    Die alte Amme Reja findet das Baby "unter einem Teppich aus wimmelnden Bienen." Trotz seiner Lippen-Kiefer-Gaumenspalte wird der Junge von den Großgrunbesitzern als Patenkind aufgenommen und auch seine Bienen finden einen Platz unter dem Dach eines Schuppens.

    Nana Reja besteht darauf, ihn auf den Namen Simonopio zu taufen, was der Zuhörer bedeutet.

     

    Der Junge lauscht seinen Bienen, lässt sich von ihrem Flüstern leiten und beeinflusst damit das gesamte Leben auf der Hazienda. "Simonopios Ankunft hat uns für immer verändert. Sie war der Wendepunkt in unserer Familie und würde später einmal über Leben und Tod entscheiden, aber das wussten wir damals noch nicht."

     

    Der Bienenflüsterer bewahrt die Familie nicht nur vor der Spanischen Grippe, die er wie andere Ereignisse vorhersieht, sondern hilft dem Hausherrn auch, der Enteignung vorzubeugen. Simonopio bringt ihn auf die Idee, statt Mais und Zuckerrohr Orangen anzubauen. 

    Deren Bedeutung für die Bienen findet auf dem Buchcover seinen gelungenen Niederschlag.

     

    "Seine Lieblingsgeschichte war eine von Franciscos Fabeln. Sie handelte von einem Löwen und einem Kojoten im Land der Lichter, und Simonopio wäre gern der tapfere Löwe gewesen. Sein Pate hatte ihn auf die Idee gebracht."

     

    Der Kojote tritt im sechsten Kapitel mit dem Titel "Schützende Flügel" erstmalig auf. "Die Erntehelfer baten den Patrón, dieses Scheusal (Siomonopio) einfach am Wegesrand unter dem Anacahuitabaum liegen zu lassen. 'Soll der liebe Gott entscheiden, was mit ihm geschieht, Señor. Dieses Kind ist ein Teufelsbalg', sagte Anselmo Espiricueta ein ums andere Mal."

     

    La cueta, die Rechnung oder Abrechnung, espiri heißt Geist. Segovia wählte auch den Namen des Antagonisten sorgfältig aus. Anselmo bedeutet, der unter dem Schutz der Götter steht. 

     

    Er floh mit seiner Familie aus der Leibeigenschaft im Süden, wünschte sich eigenes Land im Norden. Die Wohltätigkeit seiner neuen Gutsherren weiß er nicht zu schätzen. "Anselmo Espiriqueta hatte keine Geduld, zu sparen und zu warten. Warum auf sein eigenes Land warten, bis man so alt war, dass der Rücken ganz von allein krumm blieb? Warum ein Leben lang vor einem Herrn katzbuckeln, vor irgendeinem Herrn, ganz gleich, ob aus dem Süden oder aus dem Norden?"

     

    Den Tod seines Paten durch den Kojoten (Espiricueta) kann der Löwe (Siomonopio) nicht verhindern, aber mit seinem Gebrüll die Bienen herbeirufen, um ihn zu rächen und seinen Sohn zu schützen.

     

    Einer der Erzähler ist dieser Sohn, der kleine Francisco, dem Simonopio ein großer Bruder ist. Am Ende kehrt er als alter Mann in seine Heimat zurück. "Und so ist Linares zu einer Stadt geworden, in der irgendwann kein Platz mehr war für die letzte Obstplantage, die bis vor Kurzem noch am Rande der Stadt zu finden war: die Plantage La Amistad." Amistad heißt Freundschaft und bezieht sich ganz sicher auf die zarten Bande zwischen Simonopio und dem kleinen Francisco.

     

    Wie in "Hundert Jahre Einsamkeit" endet der Ort in einer Apokalypse. Das stört weder die Bewohner Macandos noch die von Linares. Denn etwas bleibt: "Ohne es zu bemerken, hatte ich in die Truhe, in der alle meine Habseligkeiten mitreisten und von der ich dachte, sie wäre halb leer, alle Erinnerungen gepackt, die ich besaß."

     

    Sofía Segovia wurde in Monterrey geboren, jener Stadt, in die die Großgrundbesitzer ziehen, nachdem sie auf der Hazienda keine Persperktive mehr sehen. Wahrscheinlich stecken in ihrem Werk "Das Flüstern der Bienen" viele eigene Erinnerungen. Erinnerungen an Bienen, die vom Aussterben bedroht sind.

     

    "Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen", soll Albert Einstein gesagt haben. Ich danke der Autorin herzlich, dass sie die Ermahnung in so wundervolle Worte gekleidet hat.

     

    Vera Seidl

  24. Cover des Buches Der Geschichtenerzähler (ISBN: 9783518735688)
    Mario Vargas Llosa

    Der Geschichtenerzähler

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Beagle
    Man sollte gewissen Autoren keine Nobelpreise für Ihre Geschichten verleihen, denn diese können dazu führen, dass man wegen ihrer ganze Nächte nicht zum Schlafen kommt. Natürlich, dies ist nur als humorvolle Anspielung gedacht. Auf den Roman Mario Vagas Llosas „Der Geschichtenerzähler“, den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte, so sehr hat mich das Buch gefesselt. Zum Einen ist es diese einfühlsame Weise, in der Llosa abwechselnd aus der Sicht des Ich-Erzählers und aus der des Geschichtenerzählers schreibt, zum anderen ist es die Geschichte selbst, die so brillant und spannend geschrieben ist. Während der Studienzeit freundet sich der Ich-Erzähler mit einem jungen Juden namens Saúl Zuratas an, der durch einen riesigen Leberfleck, der seine ganze rechte Gesichtshälfte bedeckt, entstellt ist, an. Es ist eine innige Freundschaft zwischen den beiden jungen Männern. Saúl, getrieben von dem Wunsch seines Vaters, den Namen Zuratas mit Macht zu erfüllen, studiert Rechtswissenschaft. Als er jedoch dorthin zu Besuch geht, von wo seine Mutter herstammt, nämlich in ein kleines, ländlich geprägtes Gebiet im Peruanischen Regenwald, wird er derart von einem kleinen Volk fasziniert, das sich dort seit Jahrhunderten nicht verändert hat und noch immer so lebt, wie in der Zeit, lange bevor die Spanier das Land eroberten – den Machiguengas. Er beginnt parallel das Studium der Ethnologie und vernachlässigt schon bald das ihm auferlegte Ziel, Rechtsanwalt zu werden. Immer wieder kehrt er in den Amazonas zurück, um die Rituale, Religionen, Zauber und Lebensweisen der Eingeborenen zu studieren. Vor seinem Freund hält er glühende Reden, seine Arbeiten beeindrucken seine Professoren. Es scheint, als hätte Saúl seine wahre Bestimmung gefunden und würde durch das Studieren der Machiguengas ebenfalls seine Professur erhalten. Durchbrochen wird dieser Teil des Romans immer wieder durch die Erzählungen des Machiguenganischen Geschichtenerzählers. Dieser erlaubt es dem Leser, das zu erleben, was Saúl so fasziniert. In einer Sprache, die dem kehligen Geschwätz der Eingeborenen nachempfunden ist, erfahren wir mehr von den Göttern, den kleinen Kamagarini-Täufeln und darüber, was den Machiguengas im Laufe der letzten Jahre widerfahren ist. Warum sie die sind, die man „Das Volk, das geht“ nennt. Denn, bleiben sie lange an einem Ort sesshaft, so zürnen ihnen die Teufel, die Erde wird schlecht und die Sonne droht, für immer zu versinken. Deshalb gehen sie, wandern stetig durch den Urwald, sind Nomaden. Was sie keinesfalls vor den brutalen Einflüssen der anderen Menschen schützt. Zuerst waren es die anderen Stämme, die ihnen Schaden zufügten, dann die Weißen, während des Kautschukbooms, der Zeit der „ausblutenden Bäume“. Immer lebten sie auch auf der Flucht, wenn nicht vor den Menschen, dann vor den Gewalten der Natur. Es sind diese großen Schauspiele, die diesen Roman so einzigartig machen. Unweigerlich tauchen beim Lesen die Bilder des Amazonas vor einem auf, man begleitet die Machiguengas auf ihren Reisen durch den Urwald, fiebert mit ihnen, wenn ihnen ein Unheil geschieht. Man versucht, sich die Gottheiten und die kleinen Kamagarinis vorzustellen, vor denen sie stets in Angst leben, denn diese Teufel können sich in alle Arten von Dingen und Tieren verwandeln, um den Machiguengas zu schaden. Ein wahrhaftiges Stück Weltliteratur, das Mario Vagas Llosa mit „Der Geschichtenerzähler“ vorlegt. Ein Buch, über das man wohl noch lange, nachdem man es zu Ende gelesen hat, nachdenken kann, ohne, dass die Geschichte langweilig wird. Ein Roman, der Sehnsüchte weckt und der uns, ganz am Rande und doch bewusst, der grandiosen Natur des Amazonas-Regenwaldes (wieder) ein Stück näher bringt und uns eine Faszination darüber beschert, welche Wunder die Natur in diesem Landstrich noch immer zu bieten hat. „Das ist zumindest, was ich erfahren habe.“ (um es mit den Worten des Geschichtenerzählers zu beenden)

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