Bücher mit dem Tag "krimi noir"
16 Bücher
- Nic Pizzolatto
Galveston
(46)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerZu Beginn fand ich die Geschichte noch interessant und spannend. Auch nach dem ersten Zeitsprung, in der man plötzlich im Jahr 2008 ist, ging es noch ganz gut und meine Neugierde war noch da. Aber leider wurden mir die Handlungen immer langweiliger und ich empfand keine Spannung, Abenteuer oder sonst irgendwelche Lesegefühle mehr.
Roy und Rocky sind mir auch nicht sympathisch geworden, kann aber nicht sagen warum. Der Funke ist einfach nicht herübergesprungen.
Da ich mich durch das Buch gelangweilt gefühlt hatte, vergebe ich 🌟 🌟 🌟 Sterne für das erste Viertel des Buches. Kann man lesen, muss man aber nicht. Habe es mir viel spannender vorgestellt. - Robert Galbraith
Der Seidenspinner
(360)Aktuelle Rezension von: Buecherwurm_MEMir hat auch der zweite Band der Reihe super gefallen!!! Es ist ein ganz schön dickes Buch. Aber mir hat es von der ersten bis zur letzten Seite Spaß gemacht. Durch den sehr ausführlichen Schreibstil bekommt man einen sehr genauen Eindruck von den Personen und von der Atmosphäre. Das ist bei den Büchern dieser Reihe wirklich eine Besonderheit. Der Fall ist gut konstruiert und ich konnte vorab die Lösung des Falls nicht erahnen. Für alle Krimifans, die auch vor dicken Büchern nicht zurück schrecken, eine absolute Freude.
- Charlie Huston
Das Clean Team
(59)Aktuelle Rezension von: burnedeyezZufallskäufe können eine tolle Sache sein. Ganz klar. Man entdeckt so Bücher, von denen (bzw. derem Autoren) man im Leben noch nichts gehört hat. So auch in diesem Fall, Charlie Huston war mir bislang kein Begriff und dementsprechend war “Das Clean Team” für mich auch ein ziemlicher Blindflug. Die können natürlich positiv überraschen – müssen es aber nicht zwangsläufig.
Glücklicherweise kann man aber recht schnell Entwarnung geben, denn Huston hat es sehr schnell geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen. Er wirft den Leser mit Höchstgeschwindigkeit mitten in die Geschichte, ohne große Erklärungen, wer Hauptfigur Web ist und was er überhaupt macht. Dafür nimmt er sich dann aber nach dem kurzen Prolog die nächsten 180 Seiten Zeit – und lässt auch dabei keine Langeweile aufkommen, obwohl die Geschichte bis dahin eigentlich nicht einmal besonders actionreich ist. Tempo kommt trotzdem auf, Spannung auch… und die Action wird dann auf den folgenden Seiten auch ausgiebig nachgeholt, an der Geschwindigkeitsschraube gedreht und ein kleines, absurdes Feuerwerk von unglücklich verketteten Zufällen abgebrannt. Sehr gelungen, bis zum Ende spannend und ohne merkliche Durchhänger, dafür aber mit einer Menge bissigen, wenngleich auch manchmal etwas stumpfen, Humor.
Die Figuren in “Das Clean Team” sind dabei genau so wichtig für das Gelingen des Buches wie die Story selbst. Mit Web hat Huston einen tollen Anti-Helden geschaffen, der vor Zynismus nur so übersprüht (was aber, wie oben bereits angedeutet, sehr ausführlich und irgendwie nachvollziehbar begründet wird) und eigentlich eine unglaubliche Arschloch-Attitüde an den Tag legt. Trotzdem kommt er sehr sympathisch rüber und kann tatsächlich als Identifikationsfigur gesehen werden. Auch seine Wegbegleiter sind durch die Bank markante, eigenständige Figuren mit Wiedererkennungswert. Auch sie kommen eigentlich mit einem ziemlich guten Hintergrund daher, auch wenn im Fall von Gage ziemlich viel Mysterium dabei ist – was aber nicht störend wirkt, da es gut zur Figur passt. Alle haben allerdings gemein, dass sie mitunter sehr überdreht wirken, was aber gut in den Kontext der Story passt.
Handwerklich kann man sich über Charlie Huston eigentlich auch nicht beschweren. Grundsätzlich ist sein Stil sehr eingängig und gut zu lesen. Man sollte sich aber bewusst machen, dass der Mann eigentlich ein Drehbuchautor ist und das schlägt sich hier und da auch in der Schreibweise nieder. So ist es anfangs doch sehr gewöhnungsbedürftig, dass die wörtliche Rede nur von Gedankenstrichen angezeigt wird. Dadurch kommt zumindest zu Beginn hier und da mal etwas Verwirrung auf, besonders in Szenen mit vielen Akteuren. Dennoch ist “Das Clean Team” keine schwere Kost. Zartbesaitete sollten sich übrigens vom Setting rund um den Tatortreiniger Web nicht abschrecken lassen. Ja, Huston hat diverse, nicht gerade harmlose, Gewaltspitzen in seiner Story verbaut – diese sind aber tatsächlich nur Spitzen und so wird man nicht permanent mit einem Blutgemetzel überschüttet. Anmerken sollte man vielleicht, dass mir die Übersetzung mitunter etwas wörtlich geschrieben scheint. Wie sonst kommt man auf den Fluch “Fickende Hölle”? Macht aber nichts, ist vielleicht eher unfreiwillig komisch, passt aber in diesem Fall trotzdem gut.
Fazit:
“Das Clean Team” ist ein abgefahrener Trip, der in erster Linie durch Hauptfigur Web gestemmt wird. Man sollte als Leser also ein Faible für Antihelden haben. Zudem sollte man sich direkt bewusst machen, dass die Schreibweise Charlie Hustons nicht dem Standard entspricht und hier und da vielleicht auch einmal etwas anstrengend sein kann – ist man aber erstmal in der Geschichte, lässt sie einen dann auch nicht mehr los und ist sehr unterhaltsam.
Eine Besprechung von www.review-corner.de
- Raymond Chandler
Der große Schlaf
(95)Aktuelle Rezension von: SeanMit Philip Marlowe erfindet Raymond Chandler zwar nciht den Typus des hardboiled Detective, leifert abre einen der bekenntesten Vertreter dieser ermittler. Zynisch, abgebrüht, mit seinen eigenen Regeln und Moralvorstellungen. Der Fall selbst hat manchmal ein paar Lücken, Chandlers Schreibstil macht diese aber wieder wett.
Wer auf Stereotypen allergisch reagiert, sollte den Krimi - und die anderen der Hardboiled Detectives - aber meiden. 1939 erschienen, ist "Der große Schlaf" eine Ansammlung von Stereotypen, der gleichzeitig mithilft, ein neues Stereotyp zu erschaffen: Das des hartgesottenen Ermittlers.
- James Sallis
Driver
(62)Aktuelle Rezension von: bauerhepeterDrive me Driver oder die interessante Geschichte wie man aus einem guten amerikanischen Krimi alter Schule eine noch bessere globale zeitgemäße Verfilmung per Excellence macht , die dank überdurchschnittlicher Schauspielerleistungen , vorzüglicher Licht-, Farben– Schattenspiele und zielgerichtetem Großstadtsoundtrack uns lange nachwirkend beeindruckt.
Ich bin einfach mal da. In den dunklen Straßenschluchten Los Angeles Ich habe keinen Namen aber dafür eine saucoole Jacke mit meinem Sternzeichen an , die unbewusst Neidgefühle wecken wird .Ich bin der Fahrer. Für Stunts in Hollywood gefragt und verdammt gut. Nebenbei verdiene ich mir noch Geld als Fluchtwagenfahrer für Überfälle .Ich gehöre dir 5 Minuten und greife niemals ein .Ich bin wortkarg aber hilfsbereit und mag meine neue Nachbarin Irene und deren gerade vaterlosen Sohn Benito. Aber ich kann auch anders nämlich gewaltig und enthemmt explodieren …
2005 schuf der leider hier immer noch recht unbekannte vielseitige amerikanische Autor aus Arizona James Sallis für einen Kriminalroman den „ Driver „ . Ein einsamer Nomade der Straßen, der nur eines liebt : Autos und das Fahren derer wobei Auftraggeber und Gründe weniger wichtig zu sein scheinen. Beziehungsarm und geprägt von den frühen Verlusten seiner Eltern will er, in Ruhe, sein individuelles Ding im harten American Way of Life durchziehen. Doch dann gibt es leider einen denkwürdigen Tag an dem einiges schief läuft und der Driver muss in die Offensive gehen um sein geliebtes Leben zwischen Autowerkstatt, Schnellimbissfutter Stuntjobs und der Sehnsucht nach einer intakten Beziehungszeit zu verteidigen
2008 wurde der Oscar-nominierte Drehbuchautor Hossein Amini für diese herausfordernde Adaption des Romans „ Drive „ engagiert und ein muskelbepackter Hugh Jackman als Hauptfigur ins Spiel gebracht .Doch alle Beteiligten mussten schließlich doch noch zurücktreten und die heutige besser passende Konstellation nahm das Projekt in Angriff. Schauspieler und - innen durften Wunschregisseure und Kollegen vorschlagen .Man verzichtete aufs eigentliche Vorsprechen und ließ sie mitschreiben und gemeinsam während der Drehzeit zusammenwohnen , was sich als sehr gewinnbringend erwies.
Künstler sind dann immer Künstler und welche mit dem Erfolg wenn sie sich sogenannte künstlerische Freiheiten nehmen. Und James Sallis sowie Nicolas Winding Refn , der neue dänische Regisseur der Romanumsetzung, sind hervorragende Vertreter ihrer Art. Sie setzen neue individuelle Schwerpunkte ( im Buch steht die Romanze weniger im Vordergrund als im Film ) passen geschickt an, oder kreieren komplizierte Geschichtenschaffende unchronologische Erzählstrukturen , die schon manchen Driveleser nahe ans Schlingern auf der Buchkonsumstrasse brachten. Sie sind aber auch wie Nicolas bereit Schlüsse daraus zu ziehen und diese Handlungsstränge überarbeitend wieder einfacher wie im Film an zu bieten. So gehen sie sich routiniert aus dem Wege und vermeiden durch zu ambitionierte haargenaue Umsetzungsversuche das Ganze doch noch an den Baum zu fahren .Sie sind nun mal auch Driver auf dem Weg zu vielen Oscar und Golden Globe - Nominierungen sowie Krimipreisauszeichnungen .
James hat für sein Werk 160 Seiten Platz und Zeit . Ein abendfüllender Lesegenuss auf dem Sofa die er dank seiner schnörkellosen, , brutalen, unbarmherzigen Sprache prägend in knappen Sätzen und Kapiteln, zur Zufriedenheit ausnutzt. Der Regisseur hat 100 Minuten Zeit und Platz . Ein abendabschließender Seherfolg im Fernsehsessel , die er trefflich mit dem kanadischen Schauspieler Ryan Gosling , einfangenden Neon Chic und einem preisgekrönten Soundkünstler füllt .Ryan kennen wir als Lebensabschnittspartner solcher bekannter Kolleginnen wie Sandra Bullock, Rachel Adams sowie Eva Mendes. Ryan ist ein abgewrackter drogensüchtiger Lehrer in " HALF NELSON " oder der schüchterne Lars mit einer Wahnvorstellung in " LARS UND DIE FRAUEN ". Ihm zur Seite stehen Carey Mulligan als die begehrenswerte Nachbarin aus dem so traurig schönen " ALLES WAS WIR GEBEN MUSSTEN " sowie männliche Schauspieler aus " Breaking Bad " und Sons of Anarchy " die unter anderem das kriminelle Umfeld repräsentieren.
Alles gut für uns denn so ist es letztendlich egal ob man erst das Buch liest und dann den Film schaut oder umgekehrt. Eine so oft anstehende wichtige lesetechnische Entscheidung hat sich damit zufriedenstellend erledigt
Ich bin dann einfach mal wieder weg . Blutverschmiert und mit Tränen in den Augen aufgrund der melancholischen Erinnerungswehmut an Irene und ihren Sprössling aber noch fahrtüchtig auf den Weg in einer monderhellten Nacht in eine hoffentlich nicht überflüssige und genauso gute Fortsetzung … :D
- Paul Auster
Die New York-Trilogie
(59)Aktuelle Rezension von: awogfliDie drei Geschichten schaffen eine perfekt abstruse fast französische Film-Noir-Stimmung, in der sich typische Rollen und Identiäten auflösen und sich alle Hauptprotagonisten mysteriös, obsessiv, verwirrend und völlig unlogisch verhalten. Soweit so gut. Die Kurzgeschichten sind in einer Trilogie aufgebaut, in der die Figuren auch in späteren Geschichten wieder auftauchen. Dieses Stilmittel könnte nun die Motive und Gründe für die obskuren Handlungen der Hauptfiguren klären, dann wäre ich wirklich begeistert gewesen, tut es aber nicht, im Gegenteil, es schafft noch mehr Verwirrung - nämlich so lange bis MYSTERIÖS zu MÜHSAM wird. Die Leute irren truffaultmäßig sinnentleert in ihren Obsessionen herum (selbstverständlich in typischer Trenchcoat-Schwarzweiss-Atmo), wissen überhaupt nicht warum sie was tun und ich will dem Autor zurufen "Oida Sacre Bleu! Wenn nicht mal Du weißt und mir erklärst WARUM, wie soll ich mir das aus den Fingern saugen?". Da hat sich meiner Meinung nach Auster davor gedrückt, ein konsistentes Bild seiner Figuren zu entwickeln.
Warum das Erstlingswerk dennoch als Sensation gefeiert wurde, kann ich durchaus verstehen. Das geniale Fabuliertalent des Autors ist nicht zu übersehen, die Ideen sind zwar grandios aber noch nicht ganz konsistent durchgezogen.
Nun zu den Geschichten:
Stadt aus Glas 4 Sterne
Herrlich! Wie in der ersten Geschichte der Reigen mit Identität & Beziehungen zwischen KrimiAutor, Pseudonym und seiner Hauptfigur eröffnet wird. Dann führt Paul Auster noch himself zuerst als Tarnidentität in den Roman ein, die alle 3 vorher genannten Figuren verwenden und zuletzt richtet auch noch der Schriftsteller Paul Auster als Figur in seiner eigenen Geschichte nicht unerheblichen Schaden an - Soo gut!!! Das Ende der ersten Geschichte ist dann ein bisschen unbefriedigend, erstens weil ich die unlogische Obsession des Schriftstellers nicht verstehe (warum läutet er nicht an oder bricht ins Haus ein, anstatt es monatelang zu beobachten & zu mutmaßen) und zweitens weil lose Enden bleiben, man weiss nicht was mit dem Ehepaar Stillman passiert ist.
Schlagschatten
2 Sterne
Was am Anfang noch als eine nette Spielerei mit den Namen der handelnden Protagonisten gelten mag (alle haben Namen von Farben) wird dann zunehmend verwirrend und letzendlich sehr mühsam. Auch hier können die Handlungen der Personen nicht nachvollzogen werden - mysteriös ist zwar wundervoll aber dumm sinnlos mysteriös? Auch hier blöde offene Handlungsstränge. Ich hasse das!!!
Hinter verschlossenen Türen
3 Sterne
Eine prinzipiell wundervolle Geschichte, die das Potenzial gehabt hätte, die Fragen nach den Motiven von 2 Figuren aus den vorhergehenden Geschichten zu klären. Leider drückt sich Auster vor einer Auflösung, da in der letzten Szene nichts erörtert, sondern alles in einem roten Notizbuch niedergeschrieben wird. Dieses wird zwar gelesen, aber die Hauptfigur weigert sich, seine Erkenntnisse dem Leser mitzuteilen, vernichtet das Notzibuch und läßt mich komplett im Regen stehen - So ein gemeiner, feiger, schreibfauler Schuft!!! (Autor o. Figur ist mir wurscht) deshalb strafe ich die letzte Geschichte mit dem Abzug von 2 Sternen ab.
Fazit: Ich habe das Gefühl, dass es sich Auster zu einfach gemacht hat. Das Buch hätte 5 Sterne Potenzial gehabt, wenn er sich in der 2. und vor allem in der 3. Geschichte mehr Mühe gegeben hätte: Figurenentwicklung Nicht Genügend. Sprachfabulierkunst und Atmosphäre ausgezeichnet - Raymond Chandler
Gefahr ist mein Geschäft
(16)Aktuelle Rezension von: admitRaymond Chandler (1888-1959) ist ein wortgewandter Erzähler. Auf den 260 Seiten lauern vier großartige Detektivgeschichten, in denen nicht immer der berühmte Philip Marlowe der Held ist. In der ersten Geschichte des Titels 'Perlen sind eine Plage' plagt sich Walter Gage mit einer verschwundenen Perlenkette - 49 rosa Perlen auf einer Schnur -, die laut seiner Verlobten Ellen Macintosh der Chauffeur der alten Lady Penruddock, die das Collier besaß, mitgehen ließ. Dieser Kerl namens Henry Eichelberger bestreitet das überzeugend und bietet Gage seine tatkräftige Hilfe bei der Rückeroberung der Kette an mit Sprüchen wie: "Ich bin ein Bursche, der sich mit allem und jedem rumgeprügelt hat, außer vielleicht mit Walfischen und Schienenschnecken - Lokomotiven, wie das bei Ihnen heißt -, und der sie alle kurz und klein gedroschen hat, wenn er auch hin und wieder mal einen Treffer einstecken musste, dem dabei aber jedenfalls die ganze Bildung und der äußere Lack flöten gegangen ist."
Da verwundert es nicht, dass der durchtriebene Henry wider Erwarten letztendlich doch der Dieb ist und die wertvolle Perlenkette um sein Fußgelenkt geschlungen bei sich trug, als Gage ihn nach einem gemeinsamen Streifzug durch die Unterwelt mit Whisky abfüllen und K.o. schlagen konnte. Dennoch verbleiben die beiden am Ende versöhnlich. Die andern drei Stories sind etwas härter - Hardboiled Novels - und mit Toten gepflastert. Man merkt dem Text auch an, dass er aus den 50ern stammt, wo politische Korrektheit gänzlich ungekannt war. HERRLICH! Beim Bücherwühltisch also unbedingt zuschlagen, wenn man kein zartes Gemüt sein eigen nennt.
- Raymond Chandler
Der lange Abschied
(72)Aktuelle Rezension von: TheSaintIm herbstlichen Los Angeles irgendwann in den 1950er Jahren hilft Privatdetektiv Philip Marlowe dem Betrunkenen Terry Lennox vor einem Tanzclub wieder auf die Beine, als dieser von einer Frau unliebsam aus dem Auto gestossen wird. Marlowe ist ein Mann mit harter Schale aber weichem Herz und so baut sich über die nächsten Monate eine lockere Freundschaft zwischen dem Ermittler und dem Mann, dessen eine Gesichtshälfte schlimm durch Narben verunstaltet ist, auf. Man trifft sich regelmäßig zum Genuss von "Gimlets" bis eines Abends im Frühsommer Lennox in Marlowe's Wohnung auftaucht und ihn um einen großen Gefallen bittet: Er befände sich in großen Schwierigkeiten und müsse sofort das Land verlassen... ob Marlowe ihn mit dem Auto nach Tijuana in Mexiko fahren könne? Marlowe stimmt unter der Voraussetzung zu, dass ihm Lennox nicht die Gründe dafür nenne... Die Fahrt verläuft reibungslos. Nach der Rückkehr nach Los Angeles erfährt der Privatdetektiv, dass Lennox's Ehefrau Sylvia brutal ermordet wurde. Es dauert nicht lange, bis Marlowe wegen Fluchthilfe eines Mordverdächtigen inhaftiert wird. Der Eindruck, den der Detektiv über die Monate von Lennox gewann, passt nicht zu den Vorwürfen und so beginnt eine Suche nach dem Mörder dieser Frau...
Die allerdings durch das Auftauchen der Schwester der Verstorbenen sowie einer Suche nach einem verschwundenen ebenfalls sehr dem Alkohol zugeneigten Schriftsteller unterbrochen wird. Langsam kristallisieren sich Verbindungen heraus, die Marlowe ein weiteres Mal in ein Nest von korrupten Polizisten, zwielichtigen Verbrechern und manipulierenden Kapitalisten führen.
Es ist der sechste Fall des lakonischen Einzelgängers Philip Marlowe, den uns Raymond Chandler (1888 - 1959) hier im Jahre 1953 präsentiert. "Der lange Abschied" genießt unter den Chandler-Freunden den Ruf, der vielleicht beste Roman der Reihe zu sein oder aber zumindest gleichauf mit Chandler's erstem Marlowe-Roman "The Big Sleep" ("Der tiefe Schlaf", 1939) zu liegen. Der Schreibstil besticht mit seiner Kühle und fein gezeichneten Gesellschaftskritik. Die Hauptfigur ist ein Mann, dem es eher um soziale Gerechtigkeit geht als um die Überführung des Mörders. Der Privatermittler setzt sich ohne Rücksicht auf Konsequenzen für die Schwachen ein, hält ethische Maßstäbe aufrecht, versucht Leid zu lindern und das zu retten, was vom zerbrechlichen menschlichen Wesen noch zu retten ist.
Der Roman, der 1955 den "Edgar Allan Poe Award" gewann, hat auch sehr autobiographische Züge: Chandler schrieb den Roman als seine Frau Cissie im Sterben lag. Weiters verarbeitete er in dem Roman seine beiden großen Schwächen - den Alkohol und den Zweifel an der Wertigkeit seiner Arbeit.
Ein sehr interessanter Beitrag aus der Ecke der "hard-boiled school of detective fiction". Die beinah beschauliche Art der Erzählung passt so wunderbar zu der Figur des Privatdetektiven und die Einflechtung von gesellschaftskritischen Beobachtungen mit dem trockenen Humor steigert sich langsam zu einer sehr gelungenen Auflösung dieses Falles Lennox.
- Richard Stark
Der Gewinner geht leer aus
(11)Aktuelle Rezension von: EglfingerEin dot.com-Millionär soll um ein paar seiner wertvollsten Gemälde erleichtert werden. Der Einbruch in seine verlassene Jagdhütte ist ein Kinderspiel – zumindest auf den ersten Blick… „Als das Telefon läutete, war Parker gerade in der Garage und brachte einen Mann um.“ So geht der Krimi los, der aus der Sicht des Profiverbrechers Parker geschrieben ist. Hier geht es nicht, wie üblich, um die Aufklärung eines Verbrechens, sondern um das Verbrechen selbst. Und Parker ist ein gnadenloser Gangster, aber mit Handwerkerehre. Wer im Weg steht und eventuell eine Gefahr darstellt, wird gnadenlos aus dem Weg geschafft. Und Warum – weil er es kann. Als er durch den Anruf erfährt, dass es darum geht einige kostbare Gemälde zu rauben und es den Anschein hat, als wäre das ein Kinderspiel, steigt er mit ein. Er muss sich nur noch um die Angelegenheit des auf ihn gehetzten Profikillers kümmern. Doch sowohl bei der Rache, als auch bei dem Gemälderaub geht immer mehr schief und es entwickelt sich ein Durcheinander und am Ende hat er es mit mehr Polizei zu tun, als einem Verbrecher lieb sein kann. Der Schreibstil von Richard Stark (ein Pseudonym für Donald E. Westlake) ist effizient. Er hält sich nicht lange mit Detailbeschreibungen auf, sondern führt die Story klar und stringent zum Ende. Manchmal vermisst man eine etwas ausführlichere Beschreibung der Protagonisten, aber das ist eigentlich auch schon der einzige Kritikpunkt. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist, dass Parker, obwohl Hauptperson des Krimis, nicht als Held dargestellt wird und auch die Opfer von Parker werden nicht als unsympathische Personen dargestellt, so dass man sich nicht ohne Weiteres mit Parker identifizieren kann. Die Kapitel sind kurz und der Schreibstil ist sehr flüssig. Mir hat das Lesen des Buches viel Spaß bereitet und ich vergebe 4 von 5 Sternen. - Raymond Chandler
Playback
(31)Aktuelle Rezension von: KingLouieNicht der beste Chandler. Aber immer noch hochwertig. Daher sind die 3 Sterne als Richtschnur innerhalb des Chandlerwerks zu sehen. - Christof Weigold
Der Mann, der nicht mitspielt: Hollywood 1921 (Hardy Engel 1)
(23)Aktuelle Rezension von: SoerenNach dem ersten Weltkrieg hat Reinhard „Hardy“ Engel die Nase ziemlich voll von Deutschland und wandert in die Vereinigten Staaten aus. Nach einiger Zeit mit Gelegenheitsjobs versucht er sein Glück in Hollywood. Zuerst als Filmschauspieler und, nachdem die Karriere nicht ganz in Schwung kommt, als mehr oder minder erfolgreicher Privatdetektiv. Als ihn die attraktive Pepper Murphy damit beauftragt, ein vermisstes Starlett aufzuspüren, willigt er nur allzu gern ein. Dieser relativ einfache Fall führt zu weiteren Ermittlungen, bis Hardy schließlich sogar den Job als Sicherheitsmann eines Filmstudios erhält und in dessen Namen mehrere Aufträge annimmt. Dadurch kommt er zwar zu etwas Geld, taucht aber immer tiefer in den Sumpf hinter den Kulissen Hollywoods ein. Außerdem eckt er mit seiner geradlinigen Art immer wieder an, denn er ist „der Mann, der nicht mitspielt“ und Rückgrat beweist.
Hardy Engels erster Fall ist ein gut recherchierter Krimi mit vielen authentische Details über die goldene Ära der Filmstudios in den 1920er Jahren. Die Noir-Krimi-Handlung ist ziemlich komplex, wird aber durch die lakonische Erzählweise aus der Ich-Perspektive und viel trockenem Humor aufgelockert.
Die ungekürzte Fassung wird dabei äußerst stimmig von Uve Teschner gelesen und geht 15h42min. - Raymond Chandler
Die Tote im See
(41)Aktuelle Rezension von: admitIn den 40er-Jahren erhält in L.A. Detektiv Marlowe vom affektierten Geschäftsmann Kingsley den Auftrag, dessen gelangweilte Frau Crystal zu finden, die mit dem Casanova Lavery durchbrannte. Ihr letzter Aufenthalt war am gemeinsamen Seegrundstück, dessen Verwalter - der grobschlächtige Säufer Bill - Marlowe seinen Seitensprung mit ihr gesteht, worauf seine erboste Gattin Muriel ebenso wie Crystal verschwunden sei. Dabei sei er doch seinem Frauentyp - kleine Blondine - treu geblieben. Als Marlowe im See eine blonde Wasserleiche findet, anhand deren Schmuck Bill sie als Muriel identifiziert, dämmerte mir sofort, dass es sich dabei um die Gesuchte handelt. Doch da Marlowe keinen Chandler-Krimi gelesen hat, kommt er erst - nach Ermittlungen samt Prügelei mit dem brutalen Cop Degarmo auf Seite 269 drauf, dass Muriel eigentlich Mildred ist - die Ex von Degarmo -, welche ebenfalls mit Lavery anbändelte und diesen erschossen hat, worauf sie wenig später selbst unfreiwillig das Zeitliche segnete, weil der gekränkte Cop nur den Tod als Scheidungsrichter akzeptierte. Seinen Mord versucht Degarmo erst Marlowe und dann Kingsley unterzujubeln, scheitert und wird (ACHTUNG SPOILER) auf der Flucht erschossen.
Ohne die ausufernden Orts- und Personsbeschreibungen (Übersetzer Hellmuth Karasek) käme der verzwickte Plot mit 120 Seiten aus. Die düstere Stimmung eines Film Noir im Milieu korrupter Bullen & promisker Frauen hat der Autor allerdings hervorragend einfangen können.
- Russel D McLean
Ed ist tot
(74)Aktuelle Rezension von: tkmla„Ed ist tot“ von Russel D McLean lässt eine unscheinbare Buchhändlerin unfreiwillig zur gefährlichsten Frau Schottlands werden.
Jen Carter hat mit Anfang dreißig ihren Traum von der Schriftstellerei aufgegeben und lebt ein eher unspektakuläres Leben. Sie hat das Gefühl, irgendwie festzuhängen und ergreift die erste Maßnahme, die sie schon seit Jahren vor sich her schiebt. Sie macht endlich mit ihrem nichtsnutzigen Freund Ed Schluss und feiert das Ganze mit ihrer Freundin und einer Menge Prosecco. Bei ihrer Heimkehr kommt es zu einer Verkettung unglücklicher Umstände, an deren Ende Ed mit einem riesigen Messer in der Brust in Jens Flur liegt. Doch das ist erste der Anfang von Jens Odyssee.
Die Beschreibung klingt richtig witzig und nach einer bitterbösen Story, so dass ich schon vorab sehr neugierig war. Letztendlich enthielt das Buch aber nicht so viel schwarzen Humor und Biss, wie ich mir erhofft hatte.
Die leicht chaotische Jen ist die typische Antiheldin in der Geschichte. Sie stolpert ungewollt von einer brisanten Situation in die nächste, wobei sie im Angesicht des Todes erstaunlich schnell die Nerven behält und auf Gangsterbraut umschalten kann. Irgendwie geht immer etwas schief und es kommt eine neue Leiche dazu, so dass Jen sie fast schon nicht mehr zählen kann. Auf der Flucht vor den gefährlichen Gangstern und der Polizei häufen sich immer mehr blutige Zwischenfälle und es wird Jen klar, dass ihr beschauliches und ruhiges Leben vorbei ist.
Der Schreibstil liest sich leicht und flüssig und die kurzen Kapitel lassen es nicht langatmig werden. Man fiebert bis zum Ende mit Jen mit und ist gespannt, was als nächstes wieder schief gehen wird. Die Story ist schon ziemlich brutal, was für mich kein Problem ist, aber ich hätte mir eindeutig mehr schwarzen Humor gewünscht. Der geht bei Jens skurrilem Trip etwas unter.
Mein Fazit:
Das Buch ist ohne Frage unterhaltsam und ich hatte Spaß beim Lesen. Von mir gibt es gern eine Leseempfehlung!
- James Ellroy
Die schwarze Dahlie (Das L.A.-Quartett 1)
(57)Aktuelle Rezension von: mondyInhalt
Los Angeles, 1947: Auf einem verlassenen Grundstück wird die übel zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden. Kurze Zeit später steht fest: Es handelt sich um die 22-jährige Elizabeth Short, auch bekannt als die "Schwarze Dahlie", eine junge Frau, die ihr Glück in der Filmstadt suchte, aber nie fand. Sergeant Lee Blanchard und Officer Bucky Bleichert, zwei ehemalige Boxer und seit Kurzem Partner, machen sich auf die Suche nach dem Mörder und versinken immer tiefer in einen Sumpf aus Lügen, Gewalt und Sex. Bis Lee eines Tages spurlos verschwindet ...
Meine Meinung
Je länger ich über dieses Buch nachdenke, desto besser gefällt es mir. Ellroy zeigt seinen Lesern die große Stars- und Sternchenstadt Los Angeles von ihrer dunkelsten, dreckigsten Seite und erschafft dabei eine Atmosphäre, die einen gespannt die Sessellehne umklammern lässt.
Die Handlung ist ziemlich komplex. Obwohl es schon primär um den Short-Fall geht, hatte ich doch den Eindruck, dass der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der Cop Bucky Bleichert ist. Der Kriminalfall beginnt erst nach ca. 100 Seiten, vorher werden die ersten Begegnungen zwischen Bleichert, Blanchard und Kay (Blanchards Freundin) intensiv beleuchtet. Zunächst hat mich das etwas irritiert, da ich mit einem Einstieg à la "Hier liegt eine Leiche, los gehts!" gerechnet hatte. So darf man sich aber zuerst mit den Hauptcharakteren vertraut machen, lernt noch etwas über die Geschichte Los Angeles' (Zoot Suit Riots) und erlebt einen spektakulären Boxkampf mit, bevor es ans Eingemachte geht. Während des Lesens empfand ich diesen Einstieg als etwas zu lang und ausschweifend, im Nachhinein und mit dem Wissen über die ganze Geschichte habe ich die ersten Seiten aber nochmal gelesen und dann besser verstanden.
Das lag wahrscheinlich vor allem daran, dass ich endlich die ganzen Namen einordnen konnte. Man wird nämlich das ganze Buch über mit Namen überhäuft, die man erstmal einordnen, sortieren und im Kopf behalten muss. Außerdem gibt es jede Menge Nebenschauplätze und -handlungen, die man allerdings stets im Auge behalten sollte, da sie meistens doch nicht so "neben" sind wie vielleicht zunächst gedacht. Ein schnelles Überfliegen mancher Textstellen ist bei diesem Buch auf jeden Fall nicht möglich, sonst verpasst man gerne mal wichtige Ereignisse oder Aussagen, die später noch relevant sind. Obwohl ich das manchmal anstrengend fand, hat es mich doch fasziniert, mit welcher Detailgenauigkeit der Autor diesen Roman durchdacht hat. Ich denke auch, dass mir das Buch deshalb noch nachhängt, gerade weil ich es so intensiv lesen musste.
Was die Brutalität und die Wortwahl anbelangt, darf man wahrlich nicht zimperlich sein. Nach außen hin gibt es nur unnachgiebige Kerle, die sich durch hartes Anpacken und Gewaltanwendung, auch und gerade Verdächtigen gegenüber, einen Namen machen wollen. Spritzendes Blut ist also an der Tagesordnung und Ellroy geizt nicht mit expliziten Beschreibungen. Über eine Folterszene habe ich eher nachlässig hinweggelesen, weil ich sie nur schwer ertragen konnte (übrigens ein Fehler, natürlich ist diese Stelle wichtig!). Auch die Wortwahl und der Umgang mit Frauen dürften nicht nach jedermanns Geschmack sein, allerdings sollte man auch bedenken, dass man sich in den 1940er / 50er Jahren befindet und nicht im Jahr 2016. Spannend fand ich, dass Ellroy nicht nur die harten Kerle zeigt, sondern auch die Verletzlichkeit dahinter. Es wird schnell klar, dass viele der Männer nicht so abgebrüht sind, wie sie nach außen hin erscheinen. Bei Bleichert und Blanchard bekommt man das unmittelbar mit, aber auch bei Nebencharakteren weißen Andeutungen in diese Richtung.
Meiner Meinung nach ist die Charakterzeichnung meisterlich. Da die Handlung aus der Ich-Perspektive erzählt wird, bekommt man natürlich von Bucky Bleichert am meisten mit. Er ist für mich ein durch und durch glaubwürdiger Charakter, getrieben von seiner Vergangenheit und seinen Obsessionen, immer wieder an sich zweifelnd und, obwohl eigentlich intelligent, teilweise blind für die Fehler und Hinterlist anderer Menschen. Dass auch alle anderen Charaktere ihre Licht- und Schattenseiten haben, macht die ganze Geschichte noch glaubwürdiger. Und obwohl sie tot ist, nimmt gerade die Darstellung von Elizabeth Short einen besonderen Platz ein, denn ihre Geschichte und ihre Handlungen beeinflussen alles andere.
Das Buch basiert übrigens auf einem realen Kriminalfall, der bis heute nicht aufgeklärt wurde. Ob der Autor sich für einen anderen Weg entschieden hat, verrate ich natürlich nicht, denn auch die Möglichkeit, dass es am Ende keine Lösung gibt, macht meiner Meinung nach einen gewissen Reiz aus.
Insgesamt bin ich von diesem Buch sehr angetan. Auch wenn mir der Einstieg schwer fiel und ich mir zwischendurch ein paar Verschnaufpausen gewünscht hätte, kann ich dieses Buch doch nur empfehlen. Ja, es ist brutal. Ja, es ist explizit. Und ja, es ist schonungslos. Aber es ist auch fesselnd, emotional berührend und einfach unglaublich spannend. - 8
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