Bücher mit dem Tag "kapitalismus"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "kapitalismus" gekennzeichnet haben.

411 Bücher

  1. Cover des Buches Sturz der Titanen (ISBN: 9783404166602)
    Ken Follett

    Sturz der Titanen

     (1.276)
    Aktuelle Rezension von: sabeck

    Wie in vielen seiner Werke, schafft Ken Follett es auch in diesem Buch eine Vielzahl an komplexen Charakteren zu erschaffen, deren Leben man als Leser gerne verfolgt. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil der Jahrhunderttrilogie, die im gesamten 20. Jhdt. spielt. Der erste Band behandelt die Geschehnisse vor, während und kurz nach dem 1. Weltkrieg. 

    Charaktere unterschiedlichster Herkunft: Adelige, Hausmädchen und Fabrikarbeiter aus allen wichtigen Handlungsorten: England, Deutschland, Russland, Amerika, spielen die Hauptrollen. Sie sind allesamt sehr menschlich, wodurch ihre Schicksale oft sehr berührend, manchmal jedoch auch frustrierend sind. 

    Wie immer recherchierte Ken Follett sehr ausführlich für sein Werk, wodurch reale Charaktere, wie der amerikanische Präsident, mit den erfundenen Figuren gekonnt verschmelzen.

    Fazit: Sehr informativ und trotzdem nicht langweilig, auch wenn der Einstieg durch die vielen neuen Charaktere etwas zäh ist.

  2. Cover des Buches Ein plötzlicher Todesfall (ISBN: 9783548285283)
    Joanne K. Rowling

    Ein plötzlicher Todesfall

     (767)
    Aktuelle Rezension von: fayreads

    In der Kleinstadt Pagford stirbt Barry Fairbrother. Die AnwohnerInnen sind erschüttert über seinen plötzlichen Tod, doch mit dem Todestag wird der Abgrund der Stadt deutlich. Fairbrother war ein bedeutendes Gemeinderat-Mitglied und nun ist ein Platz frei, den viele wollen, aber nur einer bekommen kann. 


    Diese Streitereien bekommen auch die Kinder der Kleinstadt-PolitikerInnen mit und auch sie haben einige Schwierigkeiten in ihrem Leben. Doch sie können nicht tatenlos zugucken und hacken die Homepage des Gemeinderats und offenbaren nach und nach immer mehr Geheimnisse.

    Fazit: 


    Durch die Autorin hatte ich gewisse Ansprüche und wurde auch nicht enttäuscht. Anfangs hatte ich eine andere Geschichte erwartet, doch der Kleinstadt-Krieg, den ich bekommen habe, habe ich auch gerne gelesen. 

    Leider waren es mir zu viele Figuren, da ich die ersten 200 Seiten damit verbracht habe, mich zu fragen, welche Sicht ich gerade lese und wer das noch einmal war. 

    Außerdem waren mir die Jugendlichen etwas zu gewollt wild geschrieben. Sie dachten eigentlich immer nur an Sex oder wie sie ihre Eltern ruinieren können und das war mir etwas zu viel. Bei den Jugendlichen hätte ich auch gerne mehr über Gaia gelesen, die mir etwas zu kurz kam, obwohl sie eigentlich ein interessanter Charakter war. 

    Das Ende war extrem deprimierend. Zwischendurch hatte ich die Hoffnung auf ein Happy-End, doch dann wurde ich enttäuscht. Ich hätte mir eindeutig ein anderes Ende gewünscht und wenigstens ein paar Figuren ein schönes Leben gewünscht. 

  3. Cover des Buches Der Sandmaler (ISBN: 9783423217521)
    Henning Mankell

    Der Sandmaler

     (97)
    Aktuelle Rezension von: Bibliokate

    Henning Mankell hat in seinem Roman die Geschichte von Elisabeth, einer jungen  Frau geschrieben die ihr Interkulturelles Bewusstsein entdeckt und Stefan, ihrem ehemaligen Schulkollegen die sich auf dem Flug nach Afrika wiederbegegnen, jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten. Stefan sieht seine Reise großteils als Vergnügen während Elisabeth ihre Interkturelles Bewusstsein und ihr Wissen erweitern will, jedoch noch nicht viele  Kompetenzen in Diversität und interkulturellen Fragen erwerben konnte und somit immer wieder in Situationen kommt die sie in ihrer eigenen kulturellen Denkweiseherausfordern und so ihren Horizont erweitern. Die Sprache ist, wie bei Mankell üblich sehr ansprechend, der Titel hat mich sofort angesprochen und die Sozialen Probleme die im Roman angesprochen werden machen den Roman sehr interessant und spannend. Mankell schreibt über die Schönheit des Landes, den Stolz der Einheimischen sowie den Problemen, den Nöten und den Schwierigkeiten denen sie ausgesetzt sind. 


  4. Cover des Buches Der große Gatsby (ISBN: 9783649640950)
    F. Scott Fitzgerald

    Der große Gatsby

     (1.141)
    Aktuelle Rezension von: Rubinrot_Laura

    F. Scott Fitzgeralds meisterhaftes Portrait der goldenen Zwanziger als exklusive Schmuckausgabe. Long Island im Jahr 1922: Auf dem prächtigen Anwesen des jungen Millionärs Jay Gatsby amüsiert sich allabendlich die New Yorker High Society auf der Suche nach Spaß und Zerstreuung. Doch der geheimnisumwitterte Gastgeber selbst hat kein Interesse an diesen rauschenden Festen. Hinter seiner schillernden Fassade verbirgt er die tiefe Sehnsucht nach der einen Frau, die für ihn unerreichbar ist. Eine Sehnsucht, die zur Besessenheit wird. Die Zeichnungen des Buchkünstlers Robert Nippoldt machen diese Ausgabe des Klassikers zu einem ganz besonderen Schmuckstück. Eine Buchgestaltung im Stil des Art Deco, die stilgetreue Illustration – darunter zwei Panoramaformate auf Aufklappseiten – sowie 11 aufwendig gestaltete Extras lassen die einzigartige Stimmung im New York der Roaring Twenties lebendig werden: einer Zeit des wirtschaftlichen Wachstums, der ersten Wolkenkratzer, der Prohibition und der Exzesse, des berühmten Broadways und der Flapper, die sich den gesellschaftlichen Konventionen widersetzten.


     


    Cover:


    Jedes Mal, wenn man denkt, jetzt hat der Coppenrath das schönste Cover, bringen sie einfach ein noch schöneres raus. Der Große Gatsby hat ein fanatisches Cover mit Retro-optik erhalten. Die goldene Prägung auf dem schwarzen Cover sehen sehr edel aus, der Buchschnitt wurde schlicht Gold gestaltet, was mir auch sehr gut gefällt. Einfach ein richtiger Hingucker im Regal!


    Meine Meinung:


    Ich habe das Buch tatsächlich zum ersten Mal gelesen und kannte vorher nur den Film. Begeistert vom Film musste ich natürlich unbedingt das Buch lesen, da dies bekanntlich besser sein soll als der Film. Der Autor stammt selbst aus dieser Party-Gesellschaft, umso spannender war ich. Das Buch wird von Nick Carraway erzählt, der über seinen Nachbarn Jay Gatsby berichtet. Das Setting ist New York Island, wo rauschende Partys stattfinden. Im Ganzen kann man das Buch als sehr tragisch und dramatisch beschreiben. Die Liebe liegt hier auf jeden Fall im Detail. Anders als im Film erfährt man noch viel mehr Hintergrundwissen und der Autor nimmt einem mit auf eine spannende Zeitreise in die 20er Jahre. Der Roman ist sehr lesenswert und die zusätzlichen Extras werten die Geschichte auf. Natürlich sollte einem bewusst sein, dass Alkohol hier eine große Rolle spielt und Leute, die Probleme damit haben, sollten das Buch lieber vorsichtig lesen. Der Erzähler Nick Carraway war sehr sympathisch und hat mir einen guten Einblick in alle Geschehnisse gegeben. Besonders spannend fand ich, wie die damalige Gesellschaft dargestellt wird, dass auch in den Zwanzigern der Egoismus der Menschen die Gesellschaft prägte.


    Fazit:


    Für Fans von dramatischen Liebesgeschichten in den goldenen Zwanzigern der Reichen und Schönen.

  5. Cover des Buches Momo (ISBN: 9783522202992)
    Michael Ende

    Momo

     (2.316)
    Aktuelle Rezension von: sarah83sbookshelf

    Zeit ... Raum und Zeit ... Die Zeit rinnt mir durch die Finger ... Ich habe keine Zeit ...

    Schier unendliche viele Redewendungen drehen sich um die Zeit oder darum, dass man keine hat. Fünfzig Jahre ist das Buch "Momo" inzwischen alt und doch hat es in vielerlei Hinsicht nichts von seiner Aktualität eingebüßt.

    Momo ist ein kleines Mädchen, was gerne anderen Menschen zuhört. Ob jung oder alt, alle streben sie zu der kleinen Ruine, die sie sich als Unterkunft ausgesucht hat. Immer mit dabei, ein kleines Frühstück, ein Snack oder andere Leckereien, denn Momo besitzt nahezu nichts und kann sich nicht selbst versorgen, was für die Bewohner des Dorfes allerdings kein Problem darstellt.

    Immer kommen die Kinder auch zum Spielen zu ihr, doch von einem auf den anderen Tag haben alle keine Zeit mehr. Sie müssen mehr arbeiten oder lernen oder sonstige Dinge tun, die vom schönen Müßiggang oder vom kreativen Spielen ablenken.

    Eine Schildkröte führt Momo in den Bereich der Stadt, wo mit der Zeit ganz anders umgegangen wird, doch ihr Ausflug verändert ihre Freunde umso mehr.

    Was ist einem Menschen im Leben wichtig? Erfolg? Ruhm? Ehre? Auskommen? Liebe? Und denkt man in der heutigen Zeit, die sich wenn auch in anderer Form im Buch Seite um Seite widerspiegelt, überhaupt noch darüber nach? Man funktioniert, man geht zur Arbeit, macht den Haushalt, geht Einkaufen, kümmert sich um die Menschen um einen herum. Doch man selbst?

    Viele der kleinen Gespräche, die in dem Buch geführt werden, könnten nahezu identisch auch heute noch geführt werden. Ab einem gewissen Alter hat man keine Zeit, man versucht sie sich zu nehmen, mit mehr oder minder großem Erfolg.

    Das Buch mit seiner bildhaften Umsetzung der Zeit öffnet gerade dem erwachsenen Leser die Augen und lässt ihn manche Entscheidungen hinterfragen und manche ebenso bereuen. Ein Buch, dass einen aufrüttelt die grauen Männer aus dem eigenen Leben zu vertreiben und die schönen Momente zu genießen und zu mehren.


    5 von 5 Uhren

  6. Cover des Buches Revolution im Herzen (ISBN: 9783426521052)
    Claudia Beinert

    Revolution im Herzen

     (74)
    Aktuelle Rezension von: Bibliokate

    Karl Marx ist wohl den meisten ein Begriff. Von den einen Verteufelt von den anderen als Genie bezeichnet steht er mit seinem Kommunistischen Manifest wie kein anderer  für Aufstand, Veränderung und Rebellion.


    In ihrem Roman widmen sich Claudia und Naja Beinert dem Dienstmädchen Lenchen Demuth die bei Karl Marx und seiner Frau in Stellung geht.

    Anfangs total überfordert und unglücklich ob der kalten Behandlung und der scheinbar so starken Abneigung des Hausherren gegen sie versucht Lenchen das beste daraus zu machen. Das sie von ihrem Vater, nach dessen Tod sie die Familie verlassen musste, Schachspielen gelernt hat hilft Lenchen einen Zugang zu Karl Marx zu finden. Sie Freunden sich an und aus der Freundschaft entsteht eine große Leidenschaft. 


    Als Lenchen ein Kind von Karl erwartet ist der Skandal vollkommen, ist Marx doch verheiratet und hat Kinder und auch die Standesunterschide scheinen riesig.


    Wie soll Lenchen Jenni, Karls Frau nur jemals die Wahrheit sagen da  sie doch immer so gut zu ihr war. Und wie soll sie mit der Schande du gehen die ein Uneheliches Kind mit sich bringt, wie ihre Gefühle für Karl in den Griff bekommen... Das alles Fragt sich Lenchen. 


    Ich fand es wirklich sehr interessant wie gekonnt die Autorinnen hier Fakt und Fiktion miteinander verschmelzen lassen und wie mitreißend und einfühlsam die Geschichte erzählt wird. Ich hatte beim Lesen das Gefühl Lenchen zu kennen und mit ihr mitzufühlen. Ihre Ängste, ihr Schmerz, ihr Leid, ihr Kampfgeist und ihre Liebe und Leidenschaft waren so gekonnt geschildert das ich wirklich teilweise das Gefühl hatte sie wäre eine Freundin.


    Wirklich gelungen wurden auch die Lebensbedingungen der Menschen, die große Armut, die zwischenzeitlich auch Familie Marx betrifft, und die daraus hervorgehenden Politischen Gedanken von Karl Marx geschildert.


    Für alle die sich für Marx interessieren und /oder gerne interessante Historische Romane lesen ist dieses Buch zu empfehlen.


    Vielen Dank an den droemerknaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars

  7. Cover des Buches Junktown (ISBN: 9783453318212)
    Matthias Oden

    Junktown

     (48)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Diese Zukunft ist ein Schlaraffenland: Konsum ist Pflicht, Rauschmittel werden vom Staat verabreicht, und Beamte achten darauf, dass ja keine Langeweile aufkommt. Die Wirklichkeit in »Junktown«, wie die Hauptstadt nur noch genannt wird, sieht anders aus. Eine eiserne Diktatur hält die Menschen im kollektiven Drogenwahn, dem sich niemand entziehen darf.

    Mit der Synthese von Technologie, Biologie, Pharmazeutik und totalitärer Politik macht (...) Matthias Oden sein dystopisches Gesellschaftspanorama zu einem einzigartigen Mix.

  8. Cover des Buches Die Känguru-Chroniken (ISBN: 9783548920771)
    Marc-Uwe Kling

    Die Känguru-Chroniken

     (1.202)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Marc-Uwe Kling lernt seinen neuen Nachbarn kennen, ein Känguru. Die Beiden verstehen sich so gut, dass sie eine WG gründen und alles zusammen machen. Es ist eine verrückte Freundschaft und jeder trägt seinen Teil bei um es nie langweilig werden zu lassen. Da wird ein Restaurant für Blinde besucht, Kinofilme werden angeschaut, neue Programme für Marc-Uwes Auftritte geschrieben und vieles mehr.

    Ein verrücktes Buch über eine außergewöhnliche Freundschaft. Gespickt mit durchgeknallten Ideen und vielen komischen Highlights.

  9. Cover des Buches Babel (ISBN: 9783847901433)
    R.F. Kuang

    Babel

     (123)
    Aktuelle Rezension von: lenih

    Der Waisenjunge Robin Swift wird, nachdem die Cholera in seiner Heimat Kanton gewütet hat, von dem Londoner Professor Richard Lovell 1828 nach England gebracht, wo dieser ihn jahrelang in Latein, Altgriechisch und Chinesisch unterrichten lässt. Denn Robin soll eines Tages an der weltberühmten Oxford-Universität die magische Kunst des Silberwerkens erlernen. Robins Jugendzeit im Hause Lovell verläuft lieblos und unterkühlt, erst in Babel, dem Oxforder Institut für Übersetzung, findet er unter einigen der Studierenden Freunde und fühlt endlich eine Art Zugehörigkeit zu anderen Menschen. Doch Babel ist nicht nur eine Fakultät für Translationswissenschaften. Mit dem dort praktizierten Silberwerken, für das die Sprachenwissenschaft von zentraler Bedeutung ist, verfolgt das Britische Reich auch und vor allem wirtschaftliche und imperiale Ziele. Als Robin beginnt, die Zusammenhänge zu durchschauen, sieht er sich vor die Frage gestellt, was ihm wichtiger ist – sein neues Leben in relativem Wohlstand fortzuführen oder für eine gerechtere Welt zu kämpfen.

    Rebecca F. Kuang hat mit „Babel“ ein sehr ausführliches Werk vorgelegt, wenn es um die Themen Linguistik und Translation geht. Wer Sprache lieb und vor allem, wer sich für die Herkunft, Geschichte und Bedeutung von Wörtern sowie deren Übersetzung in andere Sprachen, und welche Schwierigkeiten dies birgt, interessiert, für den wird die Lektüre dieses Buches ein Hochgenuss sein. Auch ich liebe Sprache(n). Für mich ist es jedoch nicht so wichtig, jeden Satz und jedes Wort zu sezieren, um mich daran zu erfreuen. Ich begeistere mich eher für einen schönen Sprachfluss – bei Büchern für einen fließenden Schreibstil – und für das Zusammenspiel von Inhalt und Ton des Gesagten oder Geschriebenen. Mir geht es weniger um den wissenschaftlichen Aspekt (obwohl ich auch diesen spannend finde), sondern mehr darum, was ich empfinde, wenn ich den Text eines Buches lese oder die Lyrics eines Liedes höre und darum, was Worte über ihre buchstäbliche Bedeutung hinaus transportieren. Deshalb habe ich mir mit diesem Buch eher keinen Gefallen getan.

    Denn in dessen erster Hälfte geht es wirklich nahezu nur um Sprachtheorie – wie Sprache gebraucht wird, woher bestimmte Wörter stammen, wie sich ihre ursprüngliche Bedeutung im Laufe der Zeit oder durch Übersetzung verändert hat usw. Das kann spannend sein. Für mich wurde es aufgrund der Ausführlichkeit, mit der Kuang, die übrigens selbst Übersetzerin und Sprachwissenschaftlerin ist, auf dieses Thema eingeht, aber leider mit der Zeit langweilig. Die eigentliche Handlung um Robin und seine Zeit an der Universität ging in all diesem Fachgesimpel beinahe unter.

    Das Buch ließ mich auch aufgrund vieler Fußnoten, die teilweise sehr lang waren, in keinen angenehmen Lesefluss kommen. Nicht nur die dadurch entstandenen Unterbrechungen empfand ich mit der Zeit als störend, ich verstand auch oftmals nicht, warum die Autorin sich überhaupt so vieler Fußnoten bediente. Denn deren Inhalt hätte durchaus auch in den Fließtext und die laufende Handlung aufgenommen werden können, etwa in einen Dialog zwischen zwei Figuren. Denn es handelte sich bei diesen Fußnoten nicht um Quellenangaben oder Verweise, sondern meist um weiteres Hintergrundwissen zur Sprachtheorie, zu Figuren und Ereignissen oder um geschichtliche Fakten.

    Ein großer Patzer bei diesem Buch, das sich so viel um Sprache und Übersetzung dreht, ist für mich die „Unterschlagung“ des vollständigen Titels bei der Übersetzung in die deutsche Sprache. Denn im Original lautet dieser „Babel. Or the Necessity of Violence: An Arcane History of the Oxford Translators‘ Revolution“. Leider habe ich das erst nach Beenden der Geschichte bemerkt. Wenn es in einem Buch schon darum geht, wie die Bedeutung von Wörtern und ganzen Texten durch Übersetzung verfälscht werden oder ganz verloren gehen kann, wie konnte es dann passieren, dass ein so wichtiger Zusatz, der direkten Bezug zur Geschichte hat, einfach unter den Tisch fällt? Der Verlauf der Geschichte, Robins Handlungen und seine charakterliche Entwicklung, auf die ich gleich noch eingehe, überhaupt alles erscheint in einem ganz anderen Licht, nur durch diesen Untertitel. Ich wäre von vornherein mit völlig anderen Erwartungen an dieses Buch herangegangen und hätte im Verlauf der Handlung den Sinn des Titels verstanden und damit ein ganz anderes Verhältnis zur Geschichte aufgebaut.

    Dass meine Erwartungen eher enttäuscht wurden, hat, neben einiger anderer Faktoren, sicherlich auch mit dem ungeschickten Bezug zur „Harry Potter“-Reihe, welcher durch die sozialen Medien geistert und offensichtlich von dem Literaturkritiker Denis Scheck hergestellt wurde, zu tun. Denn dieser lässt auf ein Fantasyhighlight hoffen. Doch das Genre Fantasy wird, mit Ausnahme der Kunst des Silberwerkens, überhaupt nicht bedient. Darum halte ich auch die Eingruppierung des Buches in dieses Genre für unglücklich. Es ist eher ein Roman mit (teils fiktiv-)historischem Hintergrund, der als einziges fantastisches Element eben dieses Silberwerken enthält, welches aber eher metaphorisch für den wirtschaftlichen Aufschwung des Britischen Imperiums durch Forschung, Industrialisierung und Technisierung und der daraus resultierenden Folgen wie Abhängigkeit und Unterdrückung gedeutet werden kann. Ob dieses Element also zum Funktionieren der Geschichte überhaupt benötigt wurde? Ich weiß es nicht.

    Unter all der Ausführlichkeit das Thema Sprache betreffend, litt für mich die Entwicklung der Figuren und ihrer Beziehungen leider immens. Die Autorin hat sich, meiner Meinung nach, nicht genügend Zeit für Szenen genommen, in denen die Figuren handeln oder miteinander agieren und dadurch Nähe zueinander und zu mir als Leserin aufbauen. Vieles Zwischenmenschliche wurde mir als Leserin als gegeben vor die Füße gelegt. Ich habe nicht erlebt, wie Figuren sich entwickeln, ich war nicht dabei, wie Beziehungen entstanden und gewachsen sind, ich war nicht Teil der Geschichte. Ich bekam nur gesagt, wie es ist und musste mich damit begnügen. Darum konnte ich weder an berührenden noch an tragischen Stellen mit den Figuren fühlen, und das ist, wenn man bedenkt, welch bewegtes Leben Robin, seine Freunde Ramy, Letty und Victoire führen und vor ihrer Zeit in Babel geführt haben, ein großer Verlust an Lesefreude.

    Auch in der zweiten Hälfte des Buches kam nicht viel mehr Nähe zu den Figuren auf, dafür setzte aber eine Dynamik ein, die mich zuerst sehr ansprach, die aber in einem Ende gipfelte, das mich völlig entgeistert und irgendwie leer zurückließ. Robin erkennt nach und nach, welche Intentionen sich hinter Babels Forschungen verbergen und auf welchen Fundamenten der Wohlstand seiner neuen Heimat Großbritannien fußt. Es werden Kolonialismus, Rassismus, die Unterdrückung von Frauen und die Ausbeutung von Fabrikarbeitern thematisiert. Auch auf die geschichtlichen Hintergründe des Konfliktes zwischen Großbritannien und China, welcher im ersten Opiumkrieg gipfelte, wird ein Blick geworfen. Doch obwohl mich das alles sehr ansprach, hatte ich ab einem gewissen Punkt das Gefühl, die Autorin hatte für den Ausgang ihrer Geschichte ein Szenario im Kopf, zu dem die Charakterentwicklung ihrer Figuren einfach nicht passen wollte. Darum mussten Wendungen her, die mir leider zu unglaubwürdig waren. Robins Verhalten in der zweiten Hälfte des Buches lässt sich für mich einfach nicht mit dem Robin verbinden, den ich in der ersten Hälfte erlebt habe. Ich will nicht zu tief ins Detail gehen, denn es würde zu viel von der Geschichte vorwegnehmen. Nur so viel: Die Entwicklung, die Robin durchlaufen haben müsste, um der zu werden, den wir Leser*innen am Ende des Buches erleben, habe ich nicht gesehen. Ich sehe den Robin vom Anfang und den vom Ende, und ich kann sogar nachvollziehen, warum die Autorin Robin so handeln lässt, wie er handelt. Nämlich, damit das Ende passt. Doch auch hier hat mir Kuang wieder nur vorgegeben, dass es eben so ist. Weil ich aber den Wandel in seinem Charakter, der vonnöten gewesen wäre, einfach nicht erlebt habe, kann ich Anfang und Ende gedanklich nicht zusammenbringen. Und das ist schade. Ich hätte mich nämlich durchaus mit der Geschichte und vor allem auch mit ihrem Ende anfreunden können, wenn mir die Charaktere und allen voran Robin wie lebendige Menschen vorgekommen wären. So wie die Autorin sie mir in ihrer Geschichte präsentiert hat, sind sie für mich jedoch allesamt relativ eindimensional und ihre Handlungen oftmals nicht nachvollziehbar und unlogisch.

    Ich denke, dieses Buch kann einem gefallen, wenn man mit den richtigen Vorstellungen an die Geschichte herangeht. Wenn man sich zum Beispiel für den historischen Hintergrund der Opiumkriege interessiert oder für die Zeit des Kolonialismus und Imperialismus bzw. für deren kritische Beleuchtung. Zusätzlich sollte man im Speziellen ein großes Interesse an Sprache(n) haben. Wer aber auf ein großes Fantasywerk hofft und auf Charaktere, die einem fest ans Herz wachsen, der könnte mit dieser Geschichte daneben liegen.

    Auch nach Wochen weiß ich nicht, was ich von diesem Buch halten soll. Es legt den Finger auf so viele Wunden der Vergangenheit, die teils heute noch nicht verheilt sind. Darum ist es lesenswert.
    Auch habe ich noch nie ein Buch gelesen, in dem eine größere Liebe zu Sprache(n) zum Ausdruck kommt, als in diesem.
    Gleichzeitig bin ich aber von den Figuren, ihrer Entwicklung und der Lehre, die man aus diesem Buch ziehen kann (oder auch nicht), enttäuscht.

    Darum sind die drei Sterne, die ich vergebe, aus der Not heraus geboren, dass ich einfach nicht weiß, wie ich dieses Buch gedanklich und auch gefühlsmäßig einordnen soll. Für mich ist es weder schlecht noch gut, aber es lässt mich unbefriedigt und ohne Emotionen zurück. Und das ist einfach nicht das, was ich mir von einem Buch erhoffe.

     

  10. Cover des Buches QualityLand (QualityLand 1) (ISBN: 9783548291871)
    Marc-Uwe Kling

    QualityLand (QualityLand 1)

     (792)
    Aktuelle Rezension von: Gotje

    Inhalt: In Qualityland ist alles voll automatisiert. So gut wie jede Arbeit wird von Künstlichen Intelligenzen übernommen und jetzt will auch noch ein Roboter der neue Präsident werden. Peter Arbeitsloser hat aber ganz andere Probleme.Denn The Shop, der weltweit beliebteste Online-Versand, hat ihm ein Paket geschickt, von dem der Algorithmus sicher ist, dass Peter es haben will: Einen rosafarbenen Delfin-Vibrator. Aber Peter will das nicht. Und so begibt er sich auf den Weg, diese Lieferung zurückzugeben. Doch das ist schwieriger als er dachte und schnell zieht Peters Problem weitere Kreise als erwartet.

    Meine Meinung: Ich bin ein großer Fan davon, dass Marc-Uwe Kling jetzt einen zusammenhängenden Roman geschrieben hat. Es macht Spaß zuzuhören, es ist wirklich lustig, und ganz nebenbei, ohne anstrengend oder aufdringlich zu sein, ist dieser Roman aufgrund seines dystopischen Themas natürlich durchzogen von Gesellschaftskritik, die einen zumindest für einen kurzen Moment innehalten und nachdenken lässt. Ob man daraus tatsächlich etwas für sein Leben mitnimmt oder nicht, ich hatte sehr viel Spaß und musste mehrmals laut lachen.

  11. Cover des Buches Green net (ISBN: 9783942498203)
    Wilfried von Manstein

    Green net

     (45)
    Aktuelle Rezension von: JessyYy
    Meinung:
    Nachdem ich den Klappentext dieses Buches gelesen hatte, dachte ich mir: Warum nicht? Ist bestimmt interessant, wie das alles in dieser Geschichte umgesetzt wird und wie die Natur irgendwann gegen das zurückschlagen wird, was ihr durch die Menschheit angetan wird. Die ersten paar Seiten waren auch recht interessant, doch irgendwann verlor das Buch leider so an Spannung, dass ich mich fast schon zwingen musste, es weiter zu lesen.
    Wirklich schade, ich hatte mir einiges mehr davon erwartet und dachte nicht, dass ich so enttäuscht werden würde.

  12. Cover des Buches Die toten Seelen (ISBN: 9783862678303)
    Nikolai W. Gogol

    Die toten Seelen

     (117)
    Aktuelle Rezension von: berybooks

    Pawel Iwanowitsch Tschitschikow, ein findiger Finanzbeamter, zieht über's Land und kauft "Papierleichen" auf, verstorbene Leibeigene, deren Namen noch durch die Register geistern, weil er darin ein profitables Geschäft wittert. Nebenbei charakterisiert Gogol in dieser satirisch angehauchten Geschichte auch das Ständesystem des "alten Russlands", die lebensuntauglichen Herren der Provinzgüter und eine Welt, die es mittlerweile schon lange nicht mehr gibt (und die damals vielleicht auch schon eigentlich aus der Zeit gefallen war)

    Ich habe "Die toten Seelen" sehr gern gelesen. Der Schreibstil ist nicht so sperrig, wie man vielleicht bei einem so alten Roman erwarten würde und obwohl ich natürlich keine Ahnung von der damaligen Gesellschaft habe und darum bestimmt eine Menge der Anspielungen gar nicht verstanden habe, war es trotzdem unterhaltsam und zum Teil sogar lustig, wie Gogol so ironisch und kritisch seine Charaktere beschreibt.

  13. Cover des Buches Gier (ISBN: 9783492303101)
    Arne Dahl

    Gier

     (106)
    Aktuelle Rezension von: PoldisHoerspielseite

           Die großen Wirtschaftsmächte der G20 haben sich in London zu einem Gipfel zusammengefunden. Die Polizei ist in großer Alarmbereitschaft, auch die Mitglieder der international agierenden Ermittlergruppe Ocop sind im Einsatz. Als ein junger Chinese in dem Armen eines Mitglieds der Truppe stirbt und im Umfeld eine grausam zugerichtete Leiche einer Frau gefunden wird, wird klar, dass ein groß angelegtes Komplott im Gange ist…

    Arne Dahl hat mit seinem Roman „Gier“ die Buchreihe um Ocop gestartet, einer international aufgestellten Ermittlergruppe, die sich aus Personen aus verschiedenen Ländern zusammensetzt. Und da diese in dem ersten Band „Gier“ recht gleichberechtigt nebeneinandergestellt werden und jeder seinen Beitrag zur Lösung des Falles leistet, wird auch jeder von ihnen ausführlich vorgestellt. Mir gefällt, wie ihnen durchaus länderspezifische Eigenschaften zugeschrieben werden, sie aber weitab von klischeebeladener Darstellung sind. Jeder von ihnen hat eigene Charakterzüge und bringt eine individuelle Stimmung mit ein was sehr abwechslungsreich wirkt. Denn auch die Atmosphäre in den Städten und Ländern kommt sehr gut zur Geltung. Die Beschreibungen sind eingängig, sodass man sich in dem Konstrukt gut zurechtfindet.

    Das ist auch nötig, denn durch die Vielzahl der verschiedenen Handlungsstränge ist die Handlung reichlich komplex geraten. Jeder Strang für sich ist sinnvoll aufgebaut und lässt sich leicht nachvollziehen – auch weil der Fokus auf den Ermittlungen liegt und private Momente zwar vorkommen, aber eher als kleine Verzierung am Rande dienen. Doch durch das Zusammenspiel und dem Wissen, dass alles einen gemeinsamen Fall beschreibt, dass es enge Verwebungen gibt, die man aber nicht so leicht durchschauen kann, macht das Ganze schon etwas unübersichtlich. Doch es lohnt sich sehr, denn auch wenn anfangs durch die vielen Vorstellungen der Situationen, aber auch durch die noch unzusammenhängenden Ermittlungen alles noch recht unsortiert wirkt, wird am Ende alles stimmig und spannend zusammengeführt. Das Komplott, das dabei aufgedeckt wird, hat es in sich und ist bedrückend, heftig und überraschend umgesetzt, wobei die Skrupellosigkeit der Täter schockiert und auch nach dem Lesen noch nachhallt.

    „Gier“ ist ein sehr gelungener Auftakt zu der neuen Thriller-Serie von Arne Dahl mit einer Vielzahl wichtiger Charaktere. Jeder bringt seine eigene Note mit ein und trägt zur Aufdeckung der Taten bei, das sorgt aber auch für eine sehr große Komplexität. Das ist spannend und intensiv umgesetzt, besonders wenn der Autor gegen Ende die Fäden sehr geschickt zusammenführt. Lesenswert!   

  14. Cover des Buches Das gläserne Meer (ISBN: 9783832197971)
    Josh Weil

    Das gläserne Meer

     (32)
    Aktuelle Rezension von: Christian_liest
    Dima und Jarik sind unzertrennliche Zwillinge die auf dem Bauernhof des Onkels aufwachsen. Beide arbeiten in einem Gewächshaus "Oranzeria". Das gläserne Meer welches aufgrund reflektierender Spiegel geschaffen wurde um den ewigen Tag herzustellen. So wird sichergestellt das das Gewächshaus noch produktiver arbeiten kann. Schon bald verbindet die beiden nicht mehr das Abenteuer und die russischen Sagen sondern nur noch die Arbeit. Ihre Lebensläufe kläffen immer mehr auseinander, der eine als Erfolgreicher Geschäftsmann mit Frau und Kind, der andere Zwilling der dem ganzen hinterherhingt. Ein dicker Wälzer mit einem sehr schönem Cover und einem tollen Titel. Wenn man erst man den Schreibstil versteht und sich gewöhnt geht das Buch runter wie Öl. Die Geschichte ist schön detailliert und liebevoll geschrieben. Einige Wörter waren mir unbekannt, das ist aber das einzige Manko an dem Buch. Würde ich immer wieder lesen.
  15. Cover des Buches American Psycho (ISBN: 9783462312065)
    Bret Easton Ellis

    American Psycho

     (416)
    Aktuelle Rezension von: HannahLovesFencheltee

    Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch, wurde aber leider sehr enttäuscht. Ich habe ein Mal kurz in das Buch reingelesen, und war sofort vom Schreibstil begeistert, aber leider musste ich feststellen, dass das Buch meinen Vorstellungen nicht gerecht wird. 

    Das erste Viertel des Buches hat mir noch sehr gut gefallen, und ich war begeistert, doch das zweite Viertel hat dann ziemlich nachgelassen und mich verloren, denn ich bin an den Punkt gekommen, dass mich einfach nichts mehr interessiert hat. Die Handlung war langweilig, und mit den Charakteren ist auch nichts weiter vorangegangen.

    Grundsätzlich schafft es das Buch nicht einen interessanten Handlungsbogen zu spannen, denn absolut nichts in diesesm Buch führt zu etwas. Es gibt keinen spannenden Konflikt mit Aussicht auf Lösung, keinen Höhepunkt, auf den man hin fiebern könnte, Nichts. Außer natürlich den unzähligen Abendessen, die Patrick Bateman zu sich nimmt, die allerdings keineswegs spannend sind oder Handlung enthalten.

    Meiner Meinung verlässt sich der Autor zu sehr darauf, dass die Gewaltschilderungen einen Schockeffekt auslösen, jedoch ist der bei mir komplett ausgeblieben, diese viel zu spät im Buch passieren, und es mich somit nicht mehr interessiert hat. Nichts in diesem Buch hat Konsequenzen, die zu einem interessanten Konflikt führen könnten, und somit ist es leider eine eher willkürliche Aneinanderreihung verschiedener Szenen und rhethorischer Stilmittel, die leider alle ihren Zweck verfehlen, da sie, wie mir beim lesen schien, nicht bewusst eingefügt wurden, sondern einfach weil der Autor kann.

    Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich davon abraten würde das Buch zu lesen, sondern einfach den Film zu schauen, da dieser wesentlich kompakter ist, und im Gegensatz zum Buch auf den Punkt kommt.

  16. Cover des Buches Karte und Gebiet (ISBN: 9783832164522)
    Michel Houellebecq

    Karte und Gebiet

     (173)
    Aktuelle Rezension von: Olaf_Raack

    Lange wusste ich nicht so recht, wo das Buch mit mir hin will, was nicht bedeutet, dass ich mich gelangweilt habe. Der Protagonist ist das, was man von einem echten Künstler erwartet: einsam und sonderbar. Wir begleiten ihn auf seinem Weg vom Fotografen diverser industriezeitlicher Stillleben, über das Ablichten von Straßenkarten, bis hin zu einer Ausstellung seiner Bilder, die ihn zum Millionär werden lässt. Parallel taucht Michel Houellebecq als Nebenfigur in seinem eigenen Roman auf. Er zeichnet ein eher zerstörerisches Selbstbild, wirkt tragikomisch und exzentrisch. Im letzten Drittel gibt es einen überraschenden Plot-Twist, der neuen Schwung in die Story bringt.

    Handwerklich ist das Buch ohne Frage hervorragend. Houellebecq ist melancholisch, gesellschaftskritisch und unverblümt. Trifft es die Richtigen, ist das fein, arbeitet er sich entgegen meiner Sichtweise an Themen ab, lässt mich das befremdet weiterlesen.

    Ein umstrittener Autor mit einem aus meiner Sicht unumstritten guten Buch.

  17. Cover des Buches Der Besuch der alten Dame (ISBN: 9783257600575)
    Friedrich Dürrenmatt

    Der Besuch der alten Dame

     (1.820)
    Aktuelle Rezension von: Nelebooks

    Inhalt (LB): "Claire Zachanassian kehrt als Milliardärin nach Güllen zurück, ihr Heimatdorf, in dem ihr einst das Herz gebrochen und die Ehre geraubt wurde. Nun will sie sich rächen und bietet der Güllener Bevölkerung eine Milliarde dafür, dass ihr damaliger Liebhaber Ill für sein einstiges Vergehen mit dem Tod bestraft wird. Ein Angebot, das die Bürger entrüstet zurückweisen. Zunächst."

    Meinung: Der Einstieg in die Geschichte fiel leicht. Es ist wie ein Theaterstück geschrieben mit entsprechenden Hinweisen/Tipps. Claire ist eine direkte imposante Frau, bei der mein Sympathie ihr gegenüber schwankte. Allerdings waren mir die Dorfbewohner nicht wirklich sympathisch. Es ist spannend wie sich alles mit diesem Ultimatum entwickelt. Ich wollte hier wissen, wie die Menschen sich entscheiden werden. Die menschliche Psyche ist einfach interessant und hier natürlich der Umgang damit und was sonst nebenher alles noch so passiert.

    Ein Klassiker, den man gelesen haben muss!

  18. Cover des Buches Die Kunst des Liebens (ISBN: 9783548377513)
    Erich Fromm

    Die Kunst des Liebens

     (257)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    Man kennt Erich Fromm als deutsch-US-amerikanischen Psychoanalytiker, Philosophen und Sozialpsychologen. Bücher wie "Die Kunst des Liebens" und "Haben oder sein" haben Weltruhm erlangt, aber die wenigsten wissen, dass der Autor aus einer streng jüdischen Familie kam und ursprünglich Rabbiner werden wollte. Dieses In-die-Liebe-hineingewachsen-sein spiegelt sich überall im Buch "Die Kunst des Liebens" wieder, auch wenn Fromm seine orthodoxe Lebensweise aufgab, als er Psychoanalytiker wurde.

    Deshalb haben mich seine biblischen Interpretationen besonders beeindruckt.
    Schon immer hatte ich gedacht, dass Gott das Verbot, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, nur ausgesprochen hatte, weil er Adam und Eva als kleine Kinder betrachtete, die gern mal ein Verbot übertreten, um zu sehen, was dann passiert. Fromm sieht darin Freiheit, die Freiheit zum Ungehorsam. Die Menschen haben die Wahl, etwas zu tun oder zu lassen. Ja, genau, rufe ich herzlich dankend.

    "Liebe ist die tätige Sorge für das Leben und das Wachstum dessen, was wir lieben", schreibt Fromm. Dann verdeutlicht er das am Beispiel des Propheten Jona, der ein starkes Gefühl für Recht und Ordnung hat, aber kein Verständnis für Gnade. Als Gott die Menschen in Ninive verschont und Jonas schattenspendenden Rizinusstrauch verdorren lässt, beschwert sich der Prophet bei Gott. "Was Gott Jona antwortet, ist symbolisch zu verstehen. Er erklärt ihm, dass das Wesen der Liebe darin besteht, für etwas 'zu arbeiten' und 'etwas aufzuziehen', dass Liebe und Arbeit nicht voneinander zu trennen sind."

    An sieben Tagen erschuf Gott die Welt. Das sei Fürsorge, so der Autor. "Aber Gott geht über dieses notwendige Minimum hinaus: An jedem Tag der Schöpfung sagt Gott eigens zu dem, was er geschaffen hat: 'Es ist gut!'" In dieser besonderen Bestätigung komme die bedingungslose, mütterliche Liebe zum Ausdruck, die Fromm als das Endziel jeglicher Liebe ansieht. Mütterliche Liebe ist Nächstenliebe. Der Säugling braucht sie, die Mutter gibt sie. Weiter hinten im Buch schreibt Fromm: "Es gibt keine 'Arbeitsteilung' zwischen der Liebe zu den eigenen Angehörigen und der Liebe zu Fremden."

    Über die Feindesliebe schreibt der Autor nichts. Deshalb möchte ich das hier ergänzen. Stellen Sie sich ein Vergewaltigungsopfer vor, dass dem Täter so sehr vergibt, dass es ihm hilft, sich seinem Narzissmus zu stellen, um zu seinem wahren Selbst, zur Kunst des Liebens zu finden. Wenn der Täter das schaffen sollte, wird er zur Dankbarkeit und Liebe fähig werden und kann dann auch sich selbst vergeben. Die Rollen von Täter und Opfer würden aufgehoben sein. Die Gewalt wäre zur Liebe transzendiert. Damit meine ich nicht, dass Täter und Opfer jetzt ein Paar werden, sondern dass sie für alles, was existiert, Liebe empfinden könnten.

    Besonders spannend fand ich auch das Kapitel über die Selbstliebe, in welchem Fromm deutlich zwischen wahrer Selbstliebe und Selbstsucht sowie Selbstlosigkeit unterscheidet.
    Selbstliebe schafft Frieden, während Selbstsucht, dem Selbsthass entspringt, alles um sich herum gierig verschlingt, um am Ende nur noch gieriger zu sein, es herrscht Krieg. "Die Bedürfnisse anderer interessieren ihn nicht, und er hat keine Achtung vor ihrer Würde und Integrität. Er kann nur sich selbst sehen; einen jeden und alles beurteilt er nur nach dem Nutzen, den er davon hat."
    Der Selbstlose tue nichts für sich selbst und sei deshalb ebenso unfähig zu lieben wie der Selbstsüchtige. Super erkannt, liebe Seele! Dankeschön!

    Trotz aller Spannung stellte sich ungefähr in der Mitte des Buches ein leichtes Unwohlsein bei mir ein, das etwas mit Langeweile zu tun hatte. Das lag nicht an der Lektüre, sondern an mir. Ich konsumierte Fromms Meisterwerk nur. Ich verleibte mir ein Objekt ein, ohne mich mit ihm zu verbinden. Es fehlte die "Kunst des Liebens".
    "Dem kann ich abhelfen!", dachte ich grinsend. Nein, nicht durch einen orgastischen Zustand, auch nicht mit Konformität.
    Schon lange, bevor ich den Bestseller gelesen habe, hatte ich die Bedeutung der Kreativität entdeckt. "Eine dritte Möglichkeit, zu neuer Einheit zu gelangen, liegt in schöpferischen Tätigsein, sei es das eines Künstlers oder eines Handwerkers." Seit fünf Jahren nun schon bin ich Schriftstellerin und kann Ihnen versichern, dass das "Die Kunst des Liebens" extrem steigert. Frau erwartet am Ende nicht einmal mehr Medaillen in Form von Geld für ihr Schaffen, sondern ist nur noch voller Freude, das Tun zu dürfen, sein zu dürfen. Wahre Liebe!

    Das Prinzip des Kapitalismus hält Fromm für unvereinbar mit dem der Liebe. Im Kapitalismus herrsche eine Fairness-Ethik. Man gehe im Kampf um die Produktionsmittel fair miteinander um, mehr nicht. Der Nächste wird lediglich respektiert, aber nicht geliebt.
    "Selbst wenn man erkannt hat, dass das Prinzip des Kapitalismus mit dem Prinzip der Liebe an sich unvereinbar ist, muss man doch einräumen, dass der 'Kapitalismus' selbst eine komplexe, sich ständig verändernde Struktur hat, in der immer noch recht viel Nicht-Konformität und persönlicher Spielraum möglich ist."

    Im Kapitel "Liebe zu Gott" erinnerte mich Fromm daran, wie viel Mutterliebe im Protestantismus steckt, obwohl Luther seine Zweifel an der bedingungslosen Liebe ausdrückte, indem er die Heilige Jungfrau verbannte.
    Taoismus, Brahmanismus, Judentum, Meister Eckhart und Paul Tillich führt er zusammen, indem er auf die Transzendenz Gottes im Handeln verweist. "Kurz, das paradoxe Denken führte zur Toleranz und zur Bemühung sich selbst zu wandeln. Der aristotelische Standpunkt führte zum Dogma und zur Wissenschaft, zur katholischen Kirche und zur Entdeckung der Atomenergie."

    Im zweiten Teil des Buches geht es um die Praxis der Liebe. Dort erfuhr ich, dass frau Liebe durch Disziplin, Konzentration, Geduld und Hingabe lernt. Tugenden, die in unserer Gesellschaft fast gänzlich verloren seien. Statt Liebe herrsche die Vergnügungssucht, die immer mehr will und niemals Frieden findet.

    Fromms bedeutende Einleitung habe ich mir für den Schluss aufbewahrt. "Liebe als Antwort auf das Problem der menschlichen Existenz."
    "Mit der Geburt (der menschlichen Rasse wie auch des einzelnen Menschen) wird der Mensch aus einer Situation, die so unbedingt festgelegt war wie die Instinkte, in eine Situation hineingeschleudert, die nicht festgelegt, sondern ungewiss und offen ist. Nur in Bezug auf die Vergangenheit herrscht Gewissheit, und für die Zukunft ist nur der Tod gewiss."

    "Ich weiß, dass ich nichts weiß." (Sokrates) Deshalb folge ich meinem Gewissen und das ist "Die Kunst des Liebens".
    65 Jahre alt schon ist der Bestseller. Warum haben ihn so wenige Menschen verstanden? Denn wenn sie es hätten, sähe die Welt heute anders aus. Das Buch sollte zur Pflichtlektüre in den Schulen werden. Vielleicht erreicht es Jugendliche noch eher als Erwachsene, denn diese sind durch ihr Alter noch näher an dem Zustand vor und nach ihrer Geburt, wo sie hoffentlich Mutterliebe, Urvertrauen erfahren haben.

     Vera Seidl 

     

  19. Cover des Buches Gomorrha (ISBN: 9783423345293)
    Roberto Saviano

    Gomorrha

     (181)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Gomorrha ist ein Sachbuch, so wird es beschrieben und das sollte man auch im Hinterkopf behalten. Es wird an keiner Stelle echte Spannung aufgebaut, dessen sollte man sich bewusst sein, somit kann es sich an manchen Stellen etwas ziehen. Auch die vielen verschiedenen Personen sind durchaus etwas verwirrend. Allerdings war das Buch für mich auch ein sehr interessantes und auch schockierendes Buch, vor allem das Ende hat es noch einmal wirklich in sich, ohne jetzt zuviel verraten zu wollen

  20. Cover des Buches Haben oder Sein (ISBN: 9783423195195)
    Erich Fromm

    Haben oder Sein

     (133)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    Nach "Die Kunst des Liebens" und "Die Furcht vor der Freiheit" habe ich nun Erich Fromms Werk "Haben oder Sein" zum dritten Mal in meinem Leben gelesen. Der Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe lässt mich nicht mehr los. Besonders hat es mir seine Kapitalismuskritik angetan:

     

    "Der Kapitalismus des 18. Jahrhunderts machte schrittweise einen radikalen Wandel durch: Das wirtschaftliche Verhalten wurde von der Ethik und den menschlichen Werten abgetrennt. Der Witschaftsmechanismus wurde als autonomes Ganzes angesehen, das unabhängig von den menschlichen Bedürfnissen und dem menschlichen Willen ist - ein System, das sich aus eigener Kraft und nach eigenen Gesetzen in Gang hält ... Die Entwicklung dieses Wirtschaftssystems wurde nicht mehr durch die Frage: Was ist gut für den Menschen? bestimmt, sondern durch die Frage: Was ist gut für das Wachstum des Systems?"

     

    Das Wort Privateigentum komme vom latainischen privare, habe ich erfahren, was rauben bedeutet und nicht ohne Gewalt möglich ist.

    Das betrifft auch die Natur, die die kapitalistische Gesellschaft ebenso verachte, wie alles, was nicht von Maschinen hergestellt worden ist.

     

    Wie sehr sich das Haben in unsere Köpfe eingeschlichen hat, zeige sich auch am Wandel der Sprache. Der Schwerpunkt liege nicht mehr auf den Verben, sondern auf den Substantiven. Sogar einen Namen HABEN wir, der eine Unvergänglichkeit vortäusche.

    Vom Haben durchdrungen sei auch das Lernen, das Erinnern, das Lesen, das Wissen, der Glaube und das Lieben.

     

    Das Sein sei dagegen Tätigsein, womit nicht Geschäftigsein gemeint sei, sondern nicht entfremdete Aktivität. Fromm spricht hier vom "produktiven Tätigsein", während er im Buch "Die Kunst des Liebens" vom "spontanen Tätigsein" spricht. 

    Letzteres gefällt mir besser, weil nicht das Produkt entscheidend ist, sondern der Prozess. 

    Ich habe daran gedacht, wie Kinder aus Bauklötzen einen Turm bauen, dessen Bestand ihnen aber nicht wichtig ist.

     

    Im Kapitel "Sein als Wirklichkeit" unterscheidet der Autor das Sein vom Schein, indem er auf die Verdrängungen aufmerksam macht. "Wir wissen fast alles Wesentliche über das menschliche Verhalten, so wie unsere Vorfahren erstaunlich viel über die Bahnen der Gestirne wußten. Doch während sie sich ihres Wissens bewußt waren und es anwandten, verdrängen wir unser Wissen sofort, denn wenn es bewußt bliebe, würde unser Leben zu schwierig werden und - so reden wir uns ein - zu 'gefährlich' sein."

     

    So viel für das Sein spricht, beide Tendenzen, das Haben und das Sein, seien im Menschen veranlagt: "die eine, zu haben, zu besitzen, eine Kraft, die letzlich ihre Stärke dem biologisch gegebenen Wunsch nach Überleben verdankt; die andere, zu sein, die Bereitschaft, zu teilen, zu geben und zu opfern, die ihre Stärke den spezifischen Bedingungen der menschlichen Existenz verdankt, speziell in dem eingeborenen Bedürfnis, durch Einssein mit anderen die eigene Isolierung zu überwinden."

     

    Aufgehorcht habe ich, als Fromm die Möglichkeit zu sein einschränkte: "Dies gilt für normale Lebensumstände und natürlich nicht für extreme Situationen wie Krankheiten mit unerträglichen Schmerzen, Folter oder andere Fälle, in denen die meisten Menschen ihrer Fähigkeit zu sein beraubt sind."

     

    "Über den Ungehorsam" lautet der Titel eines der Bücher Erich Fromms. Für den Analytiker ist der Ungehorsam keine Sünde, sondern die Aufrechterhaltung der Distanz. "'Sie machten sich einen Schurz' (Gen 3,7) und versuchten auf diese Weise, die volle menschliche Begegnung zu vermeiden, die Nacktheit, in der sie einander sehen. Aber weder Scham noch Schuld lassen sich beseitigen, indem man sie verbirgt. Sie suchten nicht, sich in Liebe zu nähern; ... Daß sie einander nicht lieben, geht aus ihrer gegenseitigen Einstellung hervor: Eva versucht nicht, Adam zu beschützen, und Adam will der Bestrafung entgehen, indem er Eva als die Schuldige bezichtigt, statt sie zu verteidigen."

     

    Über die bedingungslose, mütterliche Liebe spricht der Autor ausführlich in "Die Kunst des Liebens". Im Buch "Haben oder Sein" macht er auf eine "neue geheime Religion - die Religion des Industriezeitalters -" aufmerksam. Sie sei eine rein patriachalische Form des Christentums, die durch die Verdrängung der Jungfrau Maria in der Reformationszeit möglich wurde.

     

    Im dritten Teil des Buches "Der neue Mensch und die neue Gesellschaft" beneidete ich Fromm um seine Hoffnungen. Folgen konnte ich ihm, als er mir noch einmal die Lehre des Buddhas ins Gedächtnis rief: "Ich bin überzeugt, daß sich der menschliche Charakter in der Tat ändern kann, wenn die folgenden Voraussetzungen gegeben sind:

    - Wir leiden und sind uns dessen bewußt.

    - Wir haben die Ursache unseres Leides (ill-being) erkannt.

    - Wir sehen eine Möglichkeit, unser Leiden zu überwinden.

    - Wir sehen ein, dass wir uns bestimmte Verhaltensnormen zu eigen machen und unsere gegenwärtige Lebenspraxis ändern müssen, um unser Leiden zu überwinden."

     

    Schon am ersten Punkt scheitern die Menschen des 21. Jahrhunderts, meine ich. Die absolute Vorherrschaft hat der "Marketing-Charakter" übernommen. "Ich habe die Bezeichnung 'Marketing-Charkater' gewählt, weil der einzelne sich selbst als Ware und den eigenen Wert nicht als 'Gebrauchswert', sondern als 'Tauschwert' erlebt." "Der Bürokrat fürchtet persönliche Verantwortung und sucht hinter seinen Vorschriften Zuflucht. Was ihm Sicherheit und Stolz gibt, ist seine Loyalität gegenüber den Gesetzen, nicht seine Loyalität gegenüber den Geboten der Menschlichkeit ... Die bürokratische Einstellung ist nicht nur Verwaltungsbediensteten verbreitet - sie ist auch unter Ärzten, Schwestern, Lehrern und Professoren zu finden, sowie unter Ehemännern und Eltern gegenüber ihren Frauen bzw. Kindern."

     

    "Warum ist das Buch noch keine Pflichtlektüre in den Schulen?", hatte ich in meiner Rezension zu "Die Kunst des Liebens" gefragt. Leider kenne ich inzwischen die Antwort.  Fromms Werke entsprechen nicht dem Diktat des Kapitalismus, sondern ermöglichen wahre Freiheit.

     

    Meister Eckhart definierte das so: "Selig sind die geistlich Armen; denn ihrer ist das Reich der Himmel ... Das ist ein armer Mensch, der nichts will und nichts weiß und nichts hat.

     

    Ich verneige mich vor der Seele von Erich Fromm und danke ihm herzlich für die Bereicherung meines Lebens.

     

    Vera Seidl

  21. Cover des Buches Die Entdeckung des Himmels (ISBN: 9783499247521)
    Harry Mulisch

    Die Entdeckung des Himmels

     (279)
    Aktuelle Rezension von: Ferrum
    Was macht der Himmel, wenn er mit den Menschen unzufrieden ist? Richtig, er will seine 10 Gebote zurückholen und somit die Verbindung zur Erde auflösen. Und darum gehts, beginnend vor der Zeugung der Akteure bis hin zum großen FInale in Jerusalem. 

    Kaum eines der großen gesellschaftspolitischen Themen wird dabei ausgelassen, und dennoch hat man nie das Gefühl, dem hocherhobenen, moralinsaurem Zeigefinger ausgesetzt zu sein. Hat einen ewigen Ehrenplatz in meiner Bibliothek.
  22. Cover des Buches Schulden (ISBN: 9783608985108)
    David Graeber

    Schulden

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Lesefreund6203
    Sklaverei durch Schulden Breit diskutiert wurde und wird Graebers „Kulturgeschichte des Kapitalismus“. Eine „Kulturgeschichte“, die im Gesamten eines verdeutlicht, egal wie krude manche Argumente des Autors auch sein mögen und wie wenig an echter Alternative Graeber im Buch entwickelt. Geld regiert die Welt (fast) von Beginn an. Vor allem über das System der Kredite. Ob man dieses als Chance und einzige Möglichkeit „vernünftigen“ Wirtschaftens betrachtet oder, wie Graeber, als zeitloses Mittel der „Versklavung“, das muss dann der Leser selbst entscheiden, zu welcher Sichtweise er sich positioniert. Den Fakt der zentralen Wertigkeit des Kreditwesens mitsamt seiner vielfachen Folgen stellt David Graeber überzeugend argumentiert und historisch verankert eindrucksvoll im Buch klar. Nicht umsonst sind ja gerade in der gegenwärtigen Situation „Schulden“ zum zentralen Thema des politischen Handelns geworden. Ein Thema, welches Graber sprachgewandt bis in die Anfänge menschlichen Miteinanders zurückführt, auf die Entwicklung der Möglichkeit, Schulden quantifizierbar zu machen. Quantifizierbar aber werden Schulden erst durch die Einführung des Geldes. Geld und Schulden tauchen gleichzeitig und unabdingbar miteinander verknüpft auf der Bühne des öffentlichen Lebens auf. Dies ist schon auf uralten Lehmtafeln aus Mesepotamien nachzulesen. Eine Argumentation, in deren Verlauf Graeber die „Standardversion“ der Wirtschaftsgeschichte vom „ausgeglichenen Tauschhandel“ schnell entzaubert und auf die bestimmende Kraft der Kredite verweist. Menschen hatten seit Erfindung des Geldes zu allen Zeiten vielfach „Schulden“ bei anderen Menschen, Schulden, die von Beginn an Freiheiten einschränkten und diese im Verlauf der Geschichte bis in die Gegenwart hinein in potenzierendem Maße immer weiter einschränkten. Aus diesem Gedanken der Freiheit und der Sklaverei entfaltet Graeber im Verlauf der Argumentation seine grundlegende These. Dass nämlich der (auch moralische) Kernsatz, alles an Schulden immer zurückzahlen zu müssen, ebenso wie der wirtschaftliche Druck der Kreditgeber zur Rückzahlung, eben kein „Naturgesetz“ ist, sondern durchaus und einfach durchbrochen werden sollte. Ein dennoch „eingeimpftes“ Gesetz, dass von den Kreditgebern (den „Reichen“, dem „1 Prozent“) im Lauf der Geschichte mit Krieg und Gewalt geschrieben wurde. Ein System des Geldes, das von Beginn an auf Kredite und damit auf Herrschaft über die große Masse der „Schuldner“ aufgebaut war. Gerade dieser geschichtliche Teil aus anthropologischer Sicht liest sich flüssig, überzeugend und deckt sich auch mit den Erfahrungen nicht nur der letzten Jahre über den Druck, den der einzelne, mittlerweile aber auch ganze Staaten durch ihre „Schulden“ erfahren. Bedauerlicherweise bietet Graeber außer dieser Analyse keine strukturierte Synthese, kein Programm, keine ernstzunehmenden programmatischen Ideen, wie es denn nun wirklich anders ginge. Dies, neben so manchen dunklen Verschwörungsideen über die Ursachen der aktuellen Finanzkrise, schmälert zwar nicht den Ertrag der anthropologischen Analyse, wohl aber die Möglichkeiten, mit den Erkenntnissen Graebers im Buch selbst konstruktive Schritte herauszuarbeiten. So verbleibt eine interessante, fundierte, durchaus erhellende Darstellung der „Geld- und Kreditgeschichte“, die überaus lesenswert und mit kritischen Aspekten gegen „Standardlesarten zur Funktion des Geldes“ im Buch vorliegt, ohne aber gewichtige, konstruktive Möglichkeiten zur Überwindung des offenkundigen Problems der Akkumulation des Kapitals und der damit einhergehenden „Versklavung“ von „99 Prozent“ an zu bieten. Diese konstruktive Leistung muss somit noch von anderer Seite her erbracht werden. Graeber bietet hierzu zumindest eine grundlegende und bedenkenswerte Analyse an.
  23. Cover des Buches Das Känguru-Manifest (Die Känguru-Werke 2) (ISBN: 9783548373836)
    Marc-Uwe Kling

    Das Känguru-Manifest (Die Känguru-Werke 2)

     (572)
    Aktuelle Rezension von: Gotje

    Ich kann zu diesem Buch absolut nichts sagen, außer das es so gut wie sein erster Teil ist. Besonders gut hat mir gefallen, dass es noch ein bisschen mehr einen roten Faden gab, der sich so ein bisschen durch das Buch gezogen hat, aber ohne seinen Charakter als episodische Komödie zu verlieren.

  24. Cover des Buches The White Tiger (ISBN: 9781848878082)
    Aravind Adiga

    The White Tiger

     (60)
    Aktuelle Rezension von: Goldilocks

    „The White Tiger“ von Aravind Adiga wurde bereits 2008 veröffentlicht. Es ist also ein schon ein wenig älteres Buch aber meiner Meinung nach hat es seine Aktualität kein bisschen verloren. Auch 2008 hat es, meiner Meinung nach sehr verdient, den „Man Booker Prize“ gewonnen. Ich selber habe es auf Englisch gelesen weshalb ich nichts über die Übersetzung sagen kann, aber in seiner Orginalsprache hat es mir wirklich gut gefallen.


    Es ist mal etwas ganz anderes und auch sehr unerwartet. Die meisten Zeilen triefen vor Sarkasmus. Man muss immer wieder lächeln aber manchmal ist man auch entsetzt von der brutalen Wahrheit der Zeilen. Das Buch handelt schließlich auch von vielem das heute noch Indiens Realität ist. Die Geschichte wird aus der Sicht eines armen indischen Jungens erzählt. Mittlerweile ist er ein Unternehmer in Bangladesch, aber er erzählt die Geschichte seines Lebens von Anfang an in Form von Briefen an den Prime Minister von China. Er berichtet von der Armut, der fehlenden Infrastruktur die auch heute noch in vielen Regionen Indiens der Wahrheit entspricht, von dem Tod seiner Eltern und davon wie er aus der Schule genommen wurde. Aber auch davon wie er dann trotzdem etwas aus sich gemacht hat obwohl er in keiner einfachen Situation aufgewachsen ist. Man merkt, dass er auf eine merkwürdige Art und Weise schlau aber trotzdem auch manchmal schwer von Begriff ist. „half-baked“ wie er sich selber nennt. 


    Der Hauptcharakter gibt dem Buch wirklich eine ganz besondere Note. Seine Sicht auf die Welt ist ein wenig ungewöhnlich aber auch den Umständen umsprechend. Man erlebt seine Entwicklung mit, wie er vom armen Kind zu jemandem wird der andere Leute bei sich einstellt. Und es kommt einem wirklich real vor. Ich selber würde wenn jemand erzählen würde, das Buch basiert auf waren Umständen, es sofort glauben. Die Gefühle werden unglaublich gut zum Leser rübergebracht, die Wut darüber wie ein Sklave behandelt zu werden, der Wunsch nicht heiraten zu wollen aber dazu gezwungen zu werden, die Bewunderung gegenüber denen die über ihm stehen. 


    Mir ist auch nie langweilig geworden. Es bleibt immer spannend, manche Wendung unerwartet andere schon seit Anfang der Geschichte angekündigt. Manchmal ist man über die Intelligenz in den Handlungen des Hauptcharakters erstaunt, manchmal über die Sinnlosigkeit. Aber genau das macht ihn zu einer sehr realitätsnahen Person.


    Allem in allem hat es mir wirklich gut gefallen. Das Buch behandelt so wichtige Themen, wie das Klassensystem und die Armut in Indien auf eine traurige aber zu gleich humorvolle Art. Es unterhält einen, bringt einem aber auch etwas bei und macht einem klar wie dankbar man sein sollte für alles was man hat. Aus meiner Sicht hat die Geschichte 5 von 5 Sternen wirklich verdient.


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