Bücher mit dem Tag "kaiserzeit"
132 Bücher
- Theodor Fontane
Effi Briest
(1.774)Aktuelle Rezension von: natti_LesemausInhalt:
Effi Briest ist zu Beginn von Theodor Fontanes berühmtem Gesellschaftsroman erst siebzehn Jahre alt, lebensfroh und unbedarft, als sie in die Ehe mit dem mehr als doppelt so alten Baron von Innstetten gedrängt wird. Um einer Welt voller Zwänge und ohne Liebe und Zärtlichkeit zu entfliehen, stürzt sie sich in eine riskante Liaison mit dem Lebemann Crampas. 1894/95 in zwei Teilen erschienen, gibt »Effi« ein komplexes Sittenbild der preußischen Gesellschaft und zeigt die starren Konventionen, an denen eine leidenschaftliche junge Frau zwangsläufig scheitern muss
Meinung:
Das Buch lag schon lange auf meinem SUB und nun habe ich mich endlich rangewagt.
Das ganz spielt im vorigem Jahrhundert, wo Frauen noch nicht so viel zu sagen hatten und einfach nur gut aussehen sollten.
Effi ist jung, spontan und und noch recht kindlich, als sie mit einem Mann verheiratet wird, der ihr Vater sein könnte. Sie lebt mt ihm in einem kleinen Ort, wo nicht viel passiert und der Gatte ist zudem oft abwesend. Bald schon langweilt sich Effi und verkümmert fast im tristen Eheleben. Sie ängstigt sich zudem oft und beginnt bald eine Affäre, die nicht hier nicht so deutlich gemacht wird. Hier hätt ich mir mehr Romantik gewünscht.
Der Schreibstil von Storm ist dem damaligem Zeeitalter angepasst und für heute etwas schwierig zu lesen. Aber wenn man sich daran gewöhnt hat ist es kein Problem. Mir sind nur viele Ausdrücke aufgefallen, die mir persönlich gar nicht bekannt waren, und das hat mich etwas gestört.
Ich finde das ganze sehr düster und eher trist. Effi ist überhaupt nicht Selbstständig und eher eine Person, die sich von anderen leiten lässt.
Das fand ich schade, denn wenn sie einmal selbst etwas entschieden hätte, dann wäre einiges anders gewesen.
So passieren Dinge, die sie nur noch mehr "runterziehen" und am Ende ist die Ehe überhaupt nicht das was sie erwartet hat. Das Ende jedoch war eine Überraschung für mich und am Ende fand ich Effis Ende etwas traurig.
Mir hat der Roman weniger gefallen, durch die düstere Aura und dem Schreibstil.
- Florian Illies
1913
(286)Aktuelle Rezension von: Andreas_OberenderMan stelle sich einen Regisseur vor, der zu faul ist, einen richtigen Film zu drehen. Es ist ihm lästig, eine Geschichte zu entwickeln, ein Drehbuch zu schreiben (oder schreiben zu lassen) und Darsteller auszuwählen. Mit der Gestaltung von Kostümen und Sets möchte er sich auf keinen Fall befassen. Auch die Mühen der Dreharbeiten sind ihm zuwider. Stattdessen wählt er hundert Filme aus, nimmt aus jedem dieser Filme eine einminütige Sequenz und fügt diese Schnipsel ohne erkennbares Prinzip zusammen. Schließlich tritt er vor das Publikum und behauptet dreist, er habe einen neuen Film gedreht.
Ganz ähnlich ist Florian Illies bei seinem neuesten Buch vorgegangen. Ein richtiges Buch zu schreiben, das ist leider mit allerlei Mühsal und Plackerei verbunden. Man muß sich den Kopf darüber zerbrechen, was für eine Geschichte man eigentlich erzählen will. Man muß, wenn das Buch historische Sachverhalte behandelt, das zur Verfügung stehende Material in einen sinnvollen und aussagekräftigen Zusammenhang bringen, damit etwas entsteht, das den Namen Geschichte (im Sinne einer in sich geschlossenen Erzählung) verdient. Das Material fügt sich nämlich nicht von selbst zu einem solchen Zusammenhang. Dazu bedarf es einer Fragestellung, einer Idee. Und man muß darüber nachdenken, welche Dinge das Publikum besser verstehen soll, wenn es das Buch gelesen hat.
Vor all diesen Fragen und Aufgaben hat sich Illies gedrückt. Stattdessen hat er sich entschieden, eine Gruppe von mehrheitlich deutschen Künstlern und Literaten Monat für Monat durch das Jahr 1913 zu begleiten, nicht als Erzähler, sondern als Chronist, der einfach das referiert, was die reichhaltige Sekundärliteratur hergibt. Illies strebt kein Gesamtpanorama der deutschen Vorkriegsgesellschaft an. Er konzentriert sich auf die Welt der Hochkultur und deren Randbereich, die künstlerische Bohème. Warum ausgerechnet 1913? Warum Kafka, Rilke und Benn, warum wieder einmal die üblichen Verdächtigen (Politiker, Wissenschaftler und Normalsterbliche kommen auch vor, aber nur in Nebenrollen)? Ein Vorwort oder eine Einleitung, die Auskunft über Sinn und Zweck des Buches geben könnten, sucht der Leser vergebens. Er sieht sich konfrontiert mit einer in Monatsabschnitte gegliederten Abfolge mehr oder minder umfangreicher Anekdoten und Momentaufnahmen, die in einigen Fällen durchaus interessant, mehrheitlich aber läppisch sind.
Wen interessieren heute noch die Peinlichkeiten des Liebeslebens von Franz Kafka und Oskar Kokoschka? Wer interessiert sich für die allzu menschlichen - also banalen - Eheprobleme Albert Einsteins, Arthur Schnitzlers und Robert Musils? Wer außer ein paar Germanisten und Gottfried-Benn-Enthusiasten kann heute noch etwas mit dem Namen Lou Andreas-Salomé anfangen? Ist diese Frau - ähnlich wie zahlreiche andere Figuren, denen Illies zu Leibe rückt - nicht zu Recht in Vergessenheit geraten? Müssen Freaks wie Egon Schiele und Georg Trakl dem heutigen Publikum unbedingt wieder in Erinnerung gerufen werden? War es wirklich eine kulturelle Blüte und bewundernswerte Vielfalt, die sich da in Deutschland am Vorabend des Ersten Weltkrieges entfaltete, oder stehen Künstler und Literaten wie Schiele, Kafka und Oswald Spengler nicht für einen Zustand nervöser Überreizung und intellektueller Verirrung, dem nachzutrauern überhaupt kein Grund besteht?
Solche Fragen wirft Illies gar nicht erst auf. Kommentare, kritische Bewertungen, abwägende Urteile sind seine Sache nicht. Viel einfacher und bequemer ist es doch, zum hunderttausendsten Mal die Säulenheiligen der klassischen Moderne zu feiern, seien sie Schriftsteller, Maler oder Komponisten: Picasso war genial, Benn war genial, Trakl war genial, Kafka war genial, genauso wie Malewitsch und Duchamp und all die anderen. Alle waren sie irgendwie genial, und sei es auf verkrachte Art und Weise. So wird es uns seit Jahrzehnten eingebläut. Expressionismus, Kubismus, Suprematismus - alles Meilensteine der Kunstgeschichte. Ist es nicht an der Zeit, die klassische Moderne einmal kritisch zu hinterfragen und ihren Wert neu einzuschätzen? Mehrfach schildert Illies, wie aufgebracht und ablehnend das musik- und kunstliebende Publikum des Jahres 1913 auf die Gemälde der Expressionisten oder Stravinskys "Sacre du printemps" reagierte. Doch warum reagierte das Publikum so? Warum wollte es sich nicht mit expressionistischer Kunst anfreunden? Was bevorzugte dieses Publikum in puncto Literatur, Musik und Kunst? Lasen die Deutschen im späten Kaiserreich nicht eher Karl May und Hedwig Courths-Mahler als Rilke und Schnitzler? Wer etwas über die Mentalitäten des Jahres 1913 und den Geschmack des Mehrheitspublikums erfahren will, der wird bei Illies nicht fündig. Illies betrachtet das Jahr 1913 mit den Augen des Jahres 2012. Und deshalb nimmt er nur das wahr, was das Jahr 2012 am Jahr 1913 für wichtig und erinnernswert hält: Eben die üblichen Verdächtigen. Wie reizvoll und lohnend wäre es, das kulturelle Leben des Jahres 1913 zu schildern, ohne daß darin die sattsam bekannten Figuren auftauchen, die eine beflissene akademische Literatur-, Kunst- und Musikgeschichte seit Generationen gebetsmühlenartig als "Wegbereiter der Moderne" preist!
Ärgerlich an Illies' Buch ist der Mangel an Kontextualisierung. Zusammenhänge aufzuzeigen und Hintergründe auszuleuchten, auch davon hält Illies nichts. Er reiht ununterbrochen Anekdoten und Geschichtchen aneinander, die einzuordnen und zu bewerten dem Leser schwer fällt, weil in der Regel die Vorgeschichte fehlt. Schon das Januar-Kapitel bietet Beispiele zuhauf für den Unwillen des Autors, auch nur ein Minimum an Hintergrundinformationen zu vermitteln: Thomas Manns Theaterstück "Fiorenza" wird von dem Kritiker Alfred Kerr verissen. Worum geht es in dem Stück überhaupt? War Kerrs Verriß gerechtfertigt oder nicht? Rainer Maria Rilke flieht vor einer "Schaffenskrise" nach Südspanien. Was hat es mit dieser Schaffenskrise auf sich? Als "Urgefühl" des Kulturpessimisten Oswald Spengler wird "Angst" angegeben. Woher rührte diese Angst, durch welche biographischen Erlebnisse und Erfahrungen wurde sie ausgelöst? Sigmund Freud und sein Schüler C.G. Jung zerstreiten sich. Das Zerwürfnis wird in einigen folgenden Kapiteln nochmals erwähnt; seine Ursachen werden aber nirgends erläutert. Über Gertrude Stein, die in Paris einen Salon führte, wird berichtet, sie habe sich im Januar 1913 mit ihrem Bruder entzweit. Warum? Was war passiert? Das tut aus Illies' Sicht offenbar nichts zur Sache. Wozu dann diese Nebensächlichkeit überhaupt erwähnen?
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Dem Leser bleibt vorenthalten, warum Arthur Schnitzlers Drama "Professor Bernhardi" mit einem Aufführungsverbot belegt wurde. Wer noch nie etwas von Georg Trakl gehört hat, wird nicht verstehen, warum der Dichter "wie in Trance" durch die Welt irrte (S. 84). Auf S. 94 wird mitgeteilt, daß Karl Kraus am 29. März 1913 in München einen Vortrag hielt, der mit freundlichem Applaus aufgenommen wurde. Das Thema des Vortrages? Man erfährt es nicht, genauso wenig wie den Titel des Films, der Kafka laut Tagebuch am 20. November zu Tränen rührte (S. 285). Aus dem Zusammenhang gerissen werden auch ein Brief-Zitat, in dem sich Hugo von Hofmannsthal desillusioniert über den österreichischen Adel äußert (S. 210) und das schroffe Verdikt des Malers Max Beckmann, der Mensch sei "ein Schwein erster Klasse" (S. 152). Was beide Männer zu diesen Äußerungen veranlaßte - wer weiß das schon? Man hofft, daß wenigstens Illies es weiß. Doch anstatt es den Lesern zu verraten, doziert er lieber im Tonfall des umfassend gebildeten Vielwissers, Ludwig Wittgensteins "Tractatus logico-philosophicus" sei eine der wichtigsten Schriften des 20. Jahrhunderts (S. 81). Wichtig für wen? Und wovon handelt der Traktat? Pompös heißt es über Edmund Husserl, sein "großer Paradigmenwechsel für die Philosophie" habe in der "Abwendung von den positivistischen Realien der Umwelt zu den Tatsachen des Bewußtseins" bestanden (S. 160). Wer Genaueres darüber erfahren möchte, kann gerne bei Wikipedia nachschauen.
So geht es Seite für Seite, Kapitel für Kapitel. Das Buch bietet kaum mehr als eine ziellos dahinplätschernde Nummernrevue. Emsig gesammelte Lesefrüchte werden wie Mosaiksteinchen ausgeschüttet, doch weil eine sinnstiftende Idee fehlt, entsteht letzten Endes kein Bild, das dem Leser ein vertieftes Verständnis der deutschen Gesellschaft oder des deutschen Kulturlebens im letzten Friedensjahr vor dem Ersten Weltkrieg ermöglicht. Stattdessen bietet Illies eine langweilige und ermüdende Aneinanderreihung von Anekdoten über die Liebeshändel und Ehewirren, die soziale Inkompetenz, Hypochondrie und "Neurasthenie" seiner männlichen und weiblichen Protagonisten, garniert mit banalen Kurzmitteilungen wie "Rainer Maria Rilke hat Schnupfen" (S. 85). Drei Seiten vorher wirft Illies seinen Lesern diesen Informationsbrocken hin: "Frühlings Erwachen. Am 8. März treffen sich im Wiener Café Imperial Frank Wedekind, Adolf Loos, Franz Werfel und Karl Kraus nach dem Aufstehen auf einen großen Braunen." Muß man das wirklich wissen, und wenn ja, wozu? Die Passagen über die eigenartige Beziehung zwischen Franz Kafka und Felice Bauer bieten eine pein- und qualvolle Lektüre. Hat sich im Jahr 1913 nichts Wichtigeres zugetragen? Über dieses Thema sollte man besser den Mantel des Schweigens breiten. Gottlob behandelt Illies nur ein Jahr dieser Beziehung; mehr wäre kaum zu ertragen.
Für jeden historisch interessierten Leser ist dieses Buch eine Zumutung, und für den Fischer-Verlag ist es ein Armutszeugnis. Mit seiner Mischung aus Oberflächlichkeit, Schaumschlägerei und bildungsbürgerlichem Renommiergehabe paßt das Buch zu unserer heutigen Zeit: Es vermittelt Wissen in mundgerechten Häppchen, die niemanden überfordern; es kommt anekdotisch daher, im zwangslosen Plauderton, mit sicherem Gespür für das Pikante, Frivole und leicht Anrüchige. Ist es nicht genau das, was deutsche Leser lesen wollen? So denken offenbar manche Autoren und Lektoren. Die Tatsache, daß Illies' Buch so enthusiastische Rezensionen erhalten hat und zum Beststeller avancierte, zeigt nur, daß den Feuilletonisten und vielen Lesern die Maßstäbe abhanden gekommen sind, um schlechte Bücher von guten zu unterscheiden. Ein Buch wie "1913" entsteht, wenn ein Autor nichts riskiert, brav mit dem Strom schwimmt und sich an etablierte Lehrmeinungen hält. Über das deutsche Kulturleben unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg könnte man auch ganz andere Geschichten erzählen. Das setzt allerdings die Bereitschaft voraus, ausgetretene Pfade zu verlassen, Neuentdeckungen zu wagen und den Kanon vermeintlich bahnbrechender und epochemachender literarischer und künstlerischer Werke in Frage zu stellen. Was Illies bietet, ist Kulturgeschichte für Dummies - Menschen, die nicht mitdenken, die keinen eigenen Kopf und keine eigene Meinung haben.(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Juni 2013 bei Amazon gepostet)
- Irmgard Keun
Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften
(39)Aktuelle Rezension von: beccarisDie Nachkriegszeit anfangs der zwanziger Jahre bildet den Hintergrund dieses ausgesprochen witzigen und phantasievollen Romans von Irmgard Keun. Ein junges Mädchen, das sich so gar nicht in die bürgerlichen Konventionen einpassen will und mit ihren mutigen aber harmlosen Streichen ihre Umgebung in Schach hält, lässt einem als Leser vermuten, dass Kinder ihre eigene Strategie entwickeln, mit Entbehrungen und einem Leben im Krieg umzugehen und das Erlebte zu verarbeiten. Sie lässt sich auf jeden Fall durch nichts und niemanden unterkriegen und erzählt ihr Leben mit den alltäglichen Unwägbarkeiten voll kindlichem Ernst, der einem immer wieder zum Schmunzeln bringt.
Ein erhellendes kleines Schmuckstück, das es lohnt, wieder gelesen zu werden. Es erschien erstmals 1936.
- Ian Kershaw
Höllensturz
(18)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchWill man sich über die historische Entwicklung Europas im letzten Jahrhundert bzw. von 1914 - 1949 ein Bild machen, dann ist wohl kein Buch besser als dieses dafür geeignet!
- Stefan Zweig
Die Welt von Gestern
(107)Aktuelle Rezension von: Patricia_Wolkenspringerin„Bücher sind nicht Denkmäler der Vergangenheit, sondern Waffen der Gegenwart." Dieses Zitat stammt von dem deutschen Schriftsteller und Kritiker Heinrich Laube, der zwischen 1806 und 1844 lebte.
Was bedeutet es aber, dass Bücher nicht bloß die Vergangenheit und die damaligen literarischen, gesellschaftliche oder politischen Überzeugungen darstellen, sondern die Gegenwart noch immer prägen können, wenn man ihnen denn die Chance gibt, in das Heute einzutreten?
Die Möglichkeit eines eindrucksvollen Nachhallens ins Heute beweist Stefan Zweigs Die Welt von Gestern.
Stefan Zweig (1881-1942) gehört zu den populärsten deutschsprachigen Schriftstellern des 20ten Jahrhunderts. Neben die Schachnovelle und die Sternstunden der Menschheit, findet Die Welt von Gestern bis heute ein breites Publikum.
Stefan Zweigs autobiografisches Werk Die Welt von Gestern, welches er kurz vor seinem Tod fertig stellte und das postum veröffentlicht wurde, erzählt in 16 Kapitel die teils sehr persönlichen Ansichten des Autors, wie auch die historischen und gesellschaftlichen Umbrüche seiner Zeit. Das erste Kapitel widmet er seiner Kindheit, die er selbst als „Die Welt der Sicherheit“ beschrieben hat, bis er im letzten Kapitel zu dem Punkt kommt, an welchem sich Deutschland inmitten des zweiten Weltkriegs befindet und er, als Jude, ins Exil fliehen musste.
Die Generation Zweigs war sowohl mit dem ersten als auch mit dem zweiten Weltkrieg konfrontiert und durch diese Autobiografie bekommt man einen guten Einblick davon, was diese Veränderungen für das gehobene Bürgertum Ende des 19ten und Anfang des 20ten Jahrhunderts bedeutet haben.
Heutzutage wird Europa nicht durch Krieg geprägt, sondern mit einer Situation konfrontiert, die die Menschen in zwei Fronten spaltet und die sie teils an ihre psychische, wie auch körperliche Belastungsgrenze stoßen lässt. Eine weltweite Pandemie hat im 21ten Jahrhundert Einkehr gefunden und die Menschen von heute wissen nicht, wie lange dieser Ausnahmezustand noch anhalten wird.
Fast tröstlich muten daher die Worte Stefan Zweigs in Die Welt von Gestern an, denn in diesem Werk tauchen viele Themen auf, die denen von heute entsprechen. Die Aktualität und Wichtigkeit dieses Werks zeigen sich anhand der politischen, gesellschaftlichen und poetischen Themen, mit denen sich Zweig neben der Beschreibung von geschichtlichen Ereignissen beschäftigt.
Unter anderem taucht in Die Welt von Gestern wiederholt die Frage auf, was ‚Heimat‘ wirklich bedeutet. Wir haben das Glück in einem, von Stefan Zweigs sehnlichst gewünschten, ‚vereinten‘ Europa zu leben. Seit dem zweiten Weltkrieg ist Frieden in Europa vorherrschend und doch steigt die Unzufriedenheit der Menschen.
„Das konnte nur ein Ausbruch erster sinnloser Wut sein, sagte man sich. […] Die Welt horchte auf und weigerte sich zunächst, das Unglaubhafte zu glauben.“
Stefan Zweig beschreibt mit diesem Zitat das Bewusstwerden der Menschen, dass der Krieg keineswegs vorbei ist, sondern ein zweiter, durch Adolf Hitler, folgen wird. Den Schock und Unglaube der Gesellschaft bringt Zweig eindrucksvoll zum Ausdruck und als Leser/in erkennt man, wie nahe man diesem Gestern ist. Die rasche Verbreitung des COVID-19 Virus Anfang 2020 rief zuerst ebenfalls weltweit Unglaube auf. Niemand hätte zu diesem Zeitpunkt geahnt, wie stark die Situation eskalieren würde. Weltweit sind bereits 5,5 Millionen Menschen durch diesen Virus gestorben und die Zahl steigt täglich weiter an.
Diese Zahl kann zwar nicht mit den über 60 Millionen Todesopfern des zweiten Weltkrieges, oder den 9,4 Millionen Toten des ersten Weltkrieges verglichen werden, jedoch zeigt diese Zahl, wie gefährlich dieser Virus, trotz des sehr fortschrittlichen Gesundheitssystems ist.
Anstatt die Zahl von 5,5 Millionen Verstorbenen ernst zu nehmen und den Wunsch nach einer gemeinsamen Verbesserung anzustreben, entfernen sich die Menschen des 21ten Jahrhunderts immer mehr voneinander. Obwohl wir in einem ‚geeinten‘ Europa leben, sind sich die Menschen in ihrem eigenen Land fremd geworden. Das heutige Problem ist nicht der politische Kampf gegen andere Länder, sondern die gesellschaftliche und innenpolitische Spannung in der eigenen Heimat.
Karl Marx schrieb: „Hegel bemerkte irgendwo, dass alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“
Und auch Stefan Zweig schrieb in Die Welt von Gestern: „Es bleibt ein unumstößliches Gesetz der Geschichte, dass sie gerade den Zeitgenossen versagt, die großen Bewegungen, die ihre Zeit bestimmen, schon in ihren ersten Anfängen zu erkennen.“
Die Frage ist, wo uns diese Entwicklungen hinführen werden und ob wir, wie Stefan Zweig passend schreibt, diese Bewegungen und das Ziel dieser erkennen werden.
Die Welt von Gestern erweckt bei der/dem Leser/in den Eindruck für unsere Generation geschrieben worden zu sein: „Den Kampf gegen den Verrat der Vernunft an die aktuellen Massenleidenschaft.“
Die Massenleidenschaft im 20 Jahrhundert war der Kampf gegen die Unterdrückung, gegen die Dominanz anderer Staaten, die der eigenen Kultur so fremd schienen. Während die heutige Massenleidenschaft der Suche nach einem Schuldigen, den eigenen Menschenrechten und dem Protest gegen oder der Forderung nach einer Impfpflicht gewidmet ist. Ärzte sind sich nicht mehr einig mit dem, was die Forschung herausfindet und ein Blick in den Fernseher lässt die Vernunft der Menschen oft missen.
Die globale Krise und die Medien lassen zudem nicht zu, dass die Menschen die derzeitige Situation vergessen. Im Gegenteil, es werden Ängste, Sorgen und Hass geschürt, um diese positiv für wirtschaftliche und politische Vorteile zu nutzen. Stefan Zweig bringt diese Situation gut auf dem Punkt:
Fast scheint es boshafte Rache der Natur an dem Menschen, dass alle die Errungenschaften der Technik,[…], ihm gleichzeitig die Seele verstören. Keinen schlimmeren Fluch hat die Technik über uns gebracht, als dass sie uns verhindert, auch nur für einen Augenblick der Gegenwart zu entfliehen. Frühere Geschlechter konnten sich in Katastrophenzeiten zurückflüchten in Einsamkeit und Abseitigkeit; uns erst war es vorbehalten, alles in der gleichen Stunde und Sekunde wissen und mitempfinden zu müssen, was irgendwo Schlimmes auf unserem Erdball geschieht.
Bereits in seiner Zeit erkannte Zweig die Problematiken, die eine weltweite Verzweigung mit sich bringt, obwohl er nach einem geeinten Europa strebte. Im Vergleich zu den Zeitungen von früher, die für die Informationsverbreitung zuständig waren, kann man heute im Internet in Echtzeit Katastrophen nicht nur nachlesen, sondern sogar live mitverfolgen.
Auseinandersetzungen auf der Straße, Demonstrationen, politische Machtkämpfe, die steigende Aggressivität und Unzufriedenheit, wie auch das Aufkommen von Unruhen unter den verschiedensten Bevölkerungen Europas geben den Menschen keinen Raum, um innezuhalten und über die aktuellen Gegebenheiten zu Reflektieren. Zu viel Widersprüchliches wird von den Medien verbreitet und die Gefühle zu den jeweiligen Standpunkten sind emotionaler denn je.
Die Frage ist nun, ob die Generation des 21ten Jahrhunderts eine Geschichte schreiben wird, die an die des 20 Jahrhunderts erinnern wird, oder ob sie einen Weg einschlagen wird, die als positives Beispiel den nachfolgenden Generationen dienen wird.
Stefan Zweigs Die Welt von Gestern beweist, dass sein autobiografisches Werk nicht nur relevant ist, sondern auch gebraucht wird, um geschichtliche Parallelen sichtbar zu machen. Nicht nur kann sich die heutige Generation mit der damaligen zu einem gewissen Grad identifizieren, auch die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen zeigen mit der von heute Gemeinsamkeiten, die die Leserschaft zum Nachdenken anregen sollten.
Bücher sind daher tatsächlich nicht bloße Denkmäler der Vergangenheit, sondern zu Recht Waffen der Gegenwart, die jedoch nicht zum gegenseitigen Bekämpfen anregen sollten, sondern zum Reflektieren, Lernen und Berichtigen der gesellschaftlichen und politischen Missstände.
- Heinrich Mann
Der Untertan
(382)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDas Buch ist von der Handlung, immer noch sehr aktuell. Eigentlich kann man es auf alle Zeiten übertragen und findet immer Aspekte und Parallelen. Im Deutsch LK habe ich mich durch das Buch gequält und habe es jetzt mal wieder versucht. Klar, die Handlung ist und bleibt in jeder Zeit aktuell, aber es ist einfach immer noch recht zäh. Manche Bücher die man in der Schule gelesen hat, fand man aus Prinzip doof und später dann richtig gut. Leider ist es hier nicht der Fall. Sprachlich toll, aber das bringt auch nichts, wenn die Story nicht vom Fleck kommt.
- Antonio Garrido
Der Totenleser
(43)Aktuelle Rezension von: PMelittaMChina, 1206: Song Ci wünscht sich nichts mehr als zu den kaiserlichen Prüfungen zugelassen zu werden. Doch dann stirbt sein Großvater und sein Vater muss den guten Posten in der Hauptstadt aufgeben, um seine Pflicht zu erfüllen. Im Heimatdorf hat sich Song Ci seinem Vater und seinem Bruder unterzuordnen, seine Karriere ist in weite Ferne gerückt. Als eine Leiche auf dem Reisfeld der Familie gefunden wird, scheint das Unglück über Song Ci gekommen zu sein.
Song Ci ist eine historische Persönlichkeit, er widmete sein Leben der Rechtsmedizin und hat die erste forensische Abhandlung der Geschichte verfasst. Ich finde sowohl das historische China als auch die Rechtsmedizin faszinierend und freute mich auf eine interessante Romanbiografie. Wirklich bekommen habe ich sie nicht, dazu ist der Roman eindeutig zu fiktiv. Sicher weiß man nicht allzu viel über das Leben Song Cis, wenn man jedoch allein die biografischen Daten, die der Autor im Buch aufzeigt, mit dem Roman vergleicht, erkennt man, dass von Song Cis „wahrem“ Leben relativ wenig übrig geblieben ist.
Dennoch hat mir der Roman sehr gut gefallen. Zum Einen, weil Antonio Garrido es trotzdem schafft, viel Song Ci in den Roman einfließen zu lassen. Der Roman-Song-Ci hat einen unbändigen Willen zu lernen und er beschäftigt sich mit vielen rechtsmedizinischen Fragen. Zum Anderen kommt sehr gut die damalige chinesische Gesellschaft zum Tragen, man erfährt viel über das Gesellschaftssystem an sich, die vielen Regeln und die gesellschaftlichen Riten, es werden aber auch die Nachteile klar. Im sehr umfangreichen Nachwort geht der Autor auf Vieles ein, das er im Roman streift, dort gibt es auch ein Glossar und ein Literaturverzeichnis. Was mich jedoch hin und wieder gestört hat, ist die recht moderne Sprache, der sich hier bedient wird, besonders bin ich über das, in meinen Augen sehr unpassende, Wort „Schwuchtel“ gestolpert.
Zu guter Letzt handelt es sich hier – für mich zuerst überraschend, wenn man die Thematik bedenkt aber weniger erstaunlich – um einen sehr spannenden Kriminalroman. Das passt natürlich hervorragend zu Song Cis rechtsmedizinischem Interesse und so bekommt er mehr als einmal die Gelegenheit, sein Wissen nicht nur zu zeigen sondern auch zu erweitern (und mit ihm der Leser).
Der Roman wird aus Sicht Song Cis erzählt, aber in der dritten Person. Der Leser lernt somit den Protagonisten sehr gut kennen, manches Handeln erscheint auf den ersten Blick fremd und unverständlich, doch man muss dies vor dem Hintergrund der Sozialisation betrachten, die er erfahren hat. Da ich schon mehrfach Romane aus dem historischen China gelesen habe, konnte ich mich sofort zurecht finden, wer Probleme hat, liest den sehr interessanten Anhang zuerst, manches wird dann sicher verständlicher, außerdem sollte man sich durchaus zur eigenen Recherche anregen lassen.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Wer eine Romanbiografie erwartet, könnte enttäuscht werden, wer aber auch historische Kriminalromane mag, oder wen die exotische Kulisse fasziniert, wird sich sicher trotzdem gut unterhalten fühlen. - Christine Neumeyer
Der Offizier der Kaiserin
(14)Aktuelle Rezension von: Angelika16Historischer Charakterkrimi – 1898 – Donaumonarchie
Christine Neumeyer gilt mittlerweile als erfahrene Autorin betr. historischer Romane, und die einfühlsame Schilderung der einzelnen, mitunter grotesk bis amüsant geschilderte Charaktere (z.B. Polizist Pospischil) zeigt ihre feine Beobachtungsgabe, erst recht ihre kreative Umsetzung. So entsteht selbst für Nicht-Krimileser schnell ein magischer Sog. Atmosphärisch geschilderte Szenen lassen den Leser/die Leserin das Buch ungern aus der Hand legen. Und am Ende möchte man eigentlich noch mal von vorne beginnen.
Noch herrscht in Wien die Kaiserzeit. Franz Joseph I. feiert das fünfzigjährige Regierungsjubiläum. Gleichzeitig sind längst die Rebellen erwacht. “ Nieder mit Habsburg, nieder mit dem Kaiser,“ ruft der Ungar Sandor Kiss zu Beginn des Buches. Und vor allem: „Freiheit für unsere Völker.“
Ein feines Netzwerk von Intrigen spinnt sich um 1898 in Wien zusammen, das schließlich auch das Leben am sonst ruhigen Schloss Hof erreicht. Denn die Kaiserin Sisi wird zu einem Besuch erwartet. Ratten werden in aufwändiger Arbeit beseitigt, Staub von Möbeln, Ölbildern und der ehemals ruhmreicheren Vergangenheit fortgewischt – man erinnert sich noch einmal an all‘ den schönen, schon fast verlorenen Glanz.
Und natürlich begleiten die Kaiserin ein paar adrette Offiziere. Und einer von ihnen, der fesche Rittmeister von Andic, verliebt sich in Irmi, die Gärtnerstochter, die auf Schloss Hof für die Vorbereitungen angestellt ist. Eine Nacht verbringt er bei ihr, da fallen auf den Rückweg durch den Wald ein paar Schüsse, und er wird tot aufgefunden.
Die Herren Polizisten aus Wien treffen ein, und man erfreut sich an ihrer altmodischen Art der Verhöre und der noch viel nostalgischer anmutenden Spurensicherung, die gut recherchiert wurde.
Mehr soll nicht verraten werden, nur so viel: Historisch Interessierte kommen ebenso wie anspruchsvollere Krimileser auf ihre Kosten. Das Buch ist trotzdem leicht zu lesen. Und es entsteht eine Neugier, die einen bald nach weiterführender Literatur zur Donaumonarchie blättern lässt, aber auch nach weiteren Werken der Autorin.
Angelika Zöllner
- Markus Frenzel
Die Säuberung
(20)Aktuelle Rezension von: romi89"Die Säuberung" von Markus Frenzel ist ein grausamer, temporeicher Thriller.
In Berlin werden zwei übel zugerichtete Leichen gefunden, die das Ermittlerteam um Vuk Tolstoi vor viele Fragen stellen... und es werden nicht die einzigen Leichen dieser Mordserie bleiben!
Ein widerliches Puzzlespiel beginnt!
Gleich von Beginn an, wird im Buch eine unglaubliche Spannung aufgebaut, die dann auch durchgehend gehalten wird - Großes Kino!
Selbst die "Längen" sind interessant, mit Tiefgang und authentisch geschrieben.
Besonders die vielen geschichtlichen Hintergründe, die durch Tonia, eine zu den Ermittlungen hinzugezogene Bekannte und Geschichtskennerin Tolstois, in die Geschichte eingebracht werden sind faszinierend und hochspannend.
Das Buch lebt außerdem von den sich gekonnt abwechselnden und zunächst unzusammenhanglos scheinenden Handlungssträngen, die schließlich geschickt zusammengeführt werden.
Besonders mochte ich den Charakter des Vuk Tolstoi. Er war mir sofort sympathisch, trotzdem mit Ecken und Kanten ausgestattet.
Er ist ein Mensch, der sich trotz der widrigen umstände in seiner Vergangenheit nie hat unterkriegen lassen - ein tolles Vorbild!
Auch Tonia beeindruckte mich, wie gesagt, durch ihr Wissen und ihre lockere und hochmotivierte Art.
Einzig das erste Kapitel hat mich zunächst sehr verunsichert. Es hat gedauert bis ich mich in die Szenerie hineingefunden habe und ich war lange irritiert, ahbe es zweimal gelesen...
Doch auch das bekam später einen Sinn! Also nicht abschrecken lassen! ;)
Alles in allem ist "Die Säuberung" ein absolut uneingeschränkt empfehlenswerter Thriller für Fans dieses Genres mit starken Nerven! - Edith Kneifl
Totentanz im Stephansdom
(12)Aktuelle Rezension von: BarbaraDruckerDieser Krimi beleuchtet eine brisante und dunkle Facette der Wiener Geschichte, die ich bislang nicht einmal geahnt hatte, obwohl sie im Grunde genommen sehr plausibel ist. Leider kommt dadurch das Freimaurermotiv viel zu kurz, ich hatte mir mehr Einblick in diese Gesellschaft erhofft. Die sonstigen Recherchen scheinen mir fundiert, über weite Strecken herrschte mir jedoch zu viel Infodump vor. Es wurden durchaus interessante Fakten zusammengetragen, etwa über die Symbolik im Stephansdom oder über die Zusammensetzung der Wiener Gesellschaft, und die sozialen Probleme in dieser Epoche werden beim Namen genannt. Hätte die Autorin dieses umfangreiche Wissen anschaulich und spannend verpackt, statt es einfach nur wie in einem Wien-Führer anzubringen, hätte das eine mitreißende Milieustudie werden können. Sie zeigt zwar auf die Wunde, legt den Finger aber nicht drauf und tut nicht weh. Dieser sehr beschauliche Krimi verbindet auf überraschende Weise Gesellschaftskritik und Wien-Nostalgie, plätschert aber letztendlich doch an der Oberfläche dahin. Sehr sympathisch und menschlich gezeichnete Hauptfiguren verleihen dem Roman einen versöhnlichen Touch und sorgen für Operettenflair.
- Rainer Noltenius
Mit einem Mann möcht ich nicht tauschen
(9)Aktuelle Rezension von: friederickesblogDas Cover:
Das Cover zeigt Marie Bruns-Bode, die Frau, deren Leben in dieser Biografie aufgezeigt wird und das Buch zu einem ganz besonderen Buch macht.
Das Buch:
Rainer Noltenius erzählt aus den Tagebüchern und Briefen seiner Großmutter Marie Bruns-Bode, Tochter des Wilhelm Bode, Generaldirektor der Berliner Museen. Mit seiner Hilfe wurde sie 1907 als Lehrerin für Kunstgeschichte an den Kaiserhof berufen. 1915 heiratete sie Viktor Bruns, einen internationalen Richter beim Völkerbund in Den Haag. Ausführlichere Hinweise auch im Klappentext.
Meine Meinung:
Der Name Bode sagt jedem etwas, der sich für Kultur interessiert, oder auch als Gast in Berlin war, denn das Bode Museum ist in jedem Stadtführer. Der Autor hat ein bemerkenswertes Zeitgemälde aus den Tagebüchern und Briefen (1885 – 1952) geschaffen, das mich sehr fasziniert und tief beeindruckt hat.
So habe ich diese faszinierende und außergewöhnliche Frau einerseits über ihre Tagebucheinträge und anderseits aus Briefen von Verwandten und Bekannten kennenlernen dürfen. Zahlreiche Fotos untermauern das geschriebene Wort.
Eine Biografie, ein Stück Familiengeschichte, wunderbar aufbereitet und in guter Gliederung geschrieben und beschrieben, dabei werden uns nicht nur das junge Mädchen und die Frau nähergebracht, sondern auch ein großes Stück Zeitgeschichte vermittelt, und zwar von ihrer Kindheit an, über die Ehe mit Volker Bruns, während der Weimarer Republik, sowie die NS Zeit, bis über den Krieg und ersten Jahre danach.
Es ist meines Erachtens kein Buch, das man liest und dann ins Bücherregal stellt. Es ist ein Buch, das immer wieder einmal in die Hand genommen werden will, zumal es durch den Gebr. Manns Verlag in einer wunderbaren hochwertigen Ausstattung vorgelegt wurde. Danke an den Autor für dieses meisterliche Werk.
Heidelinde von friederickes Bücherblog
- Sabine Ebert
Das Geheimnis der Hebamme – Das Buch zum Film
(739)Aktuelle Rezension von: Buchfresserchen1Marthe wurde als Kind von Fine aufgenommen und hat bei ihr die Heilkunst erlernt. Als sie bei einer Todgeburt nicht helfen konnte , musste sie fliehen.
Sie schloss sich Ritter Christian und einer Schar Siedler an, die für den Markgrafen ein Stück Land in der Nähe von Meißen urbar machen sollten.
In Christiansdorf muss sie so manches Leid ertragen und kann doch mit Hilfe ihrer Freunde Grosses erreichen.
Das Cover zeigt Marthe und sogleich das es sich um einen Mittelalterroman handelt.
Dunkles Mittelalter kann man hier nur sagen. Mit seiner ganzen Härte und Grausamkeit geschildert, wo ein Menschenleben, und gerade das der niedrigsten unter den Niedrigen nichts galt.
Die Beherrscher trafen die Entscheidungen und die Beherrschten mussten es erdulden.
Rechtsprechung war noch in den Kinderschuhen und man konnte auf leichte Art seine Widersacher durch Verleumdung oder Unterschieben falscher Beweise aus dem Weg schaffen.
Marthe ist eine taffe Protagonistin, die jedoch auch vieles ertragen muss. Durch ihre besondere Gabe, die ihr durch Josefa näher gebracht wurde, kann sie erkennen was die Zukunft ihren Leuten bringt.
Erstaunlich was sie alles auf sich nehmen kann, um den ihren Hilfe angedeihen zu lassen.
Und über allem eine tolle Liebesgeschichte zweier Menschen, die gesellschaftlich so gar nicht zusammen passen wollen.
Mich hat das Buch begeistert und ich freue mich nun auf den zweiten Band, wenn es sicher mit den Todfeinden ein Wiedersehen geben wird - Martina Dierks
Zauber der Johannisnacht
(29)Aktuelle Rezension von: FederzauberEin Buch, dass mich vom Cover her schon sehr begeistert. Ich finde es wunderschön.
Auch der Schreibstil ist sehr besonders un hat mich sehr angesprochen. Es hätte was von einer Märchenerzählung. Es fehlte nur noch das "Es war einmal..." am Anfang.
Ich fand die Idee der Geschichte sehr gut mit melancholischer, leicht düsterer Atmosphäre.
Zwei sehr unterschiedliche Schwestern. Eifersucht herrscht über die beiden. Bis eine von ihnen, in der Johannisnacht sich verheerendes wünscht.
Die Protagonistinnen waren sehr gut gezeichnet und entwickelten sich im Laufe der Geschichte sehr gut.
Ich wurde durchgehend sehr gut unterhalten. Die Moral der Geschichte gefiel mir sehr und erklärte es sehr gut.
Ein sehr lesenswertes Buch!!!
Note: 4/5 - Maria Regina Kaiser
Augustus und die verlorene Republik
(17)Aktuelle Rezension von: NympheInhalt:
Xanthos ist römischer Sklave. Er ist Vorleser und durch ein paar unglückliche Umstände lebt er nun bei den Germanen und unterrichtet die Kinder dort in Latein. Als die Nachricht ankommt, dass Kaiser Augustus gestorben ist, erinnern sich die Germanen, das Xanthos einst der Vorleser von dem verstorbenen Herrscher war. Zunächst widerwillig, dann aber voller Wehmut, erinnert Xanthos sich für die Germanen an seine Zeit bei dem mächtigsten Mann in Rom zurück. Er erzählt von Intrigen, Festen und einer Gesellschaft, die den Germanen sehr exotisch vorkommt.
Bewertung:
Wie auch schon in den anderen Büchern der Autorin haben meine Tochter und ich hier wahnsinnig viel gelernt, ohne uns jemals zu langweilen. Die spannenden Berichte von Xanthos aus Rom werden ergänzt von Sachkapiteln, die dem Leser noch mehr Hintergrundinformationen liefern. Wir haben gelernt was ein "Princeps" ist, haben uns über Sklaven unterhalten und über Staatssysteme. Dieses Buch ist wirklich sehr unterhaltsam und lehrreich. Wir lesen sehr gerne noch mehr Bücher dieser Art.
Fazit: Absolute Leseempfehlung für Große und Kleine.
- Robert Harris
Pompeji
(344)Aktuelle Rezension von: Boris_GoroffDer Autor hat sich im Vorfeld gut über die Zeit und die Kultur informiert. Die Liebesgeschichte wirkt etwas aufgesetzt und hätte es nicht gebraucht.
- Heinrich Mann
Professor Unrat oder Das Ende eines eines Tyrannen
(194)Aktuelle Rezension von: AndreasKueckDa er Raat hieß, nannte die ganze Schule ihn Unrat. Nichts konnte einfacher und natürlicher sein. Der oder jener Professor wechselten zuweilen ihr Pseudonym. […] Unrat aber trug den seinigen seit vielen Generationen, der ganzen Stadt war er geläufig, seine Kollegen benutzen ihn außerhalb des Gymnasiums und auch drinnen, sobald er den Rücken drehte. […] Man brauchte nur auf dem Schulhof, sobald er vorbeikam, einander zuzuschreien: „Riecht es hier nicht nach Unrat?“ Oder: „Oho! Ich wittere Unrat!“ Und sofort zuckte der Alte heftig mit der Schulter […] und sandte schief aus seinen Brillengläsern einen grünen Blick, den die Schüler falsch nannten und der scheu und rachsüchtig war: der Blick eines Tyrannen mit schlechtem Gewissen, der in den Falten der Mäntel nach Dolchen späht. (Original-Zitat aus dem Roman)
…doch besagter Professor Unrat kann seinen Verleumdern „nichts beweisen“. Diese Schmach nagt an ihm und lässt ihn umso tyrannischer mit seinen Mitmenschen umgehen. Zumal in seinem Weltbild sie alle unwert erscheinen, um von seinem „Spiritus Rector“ zu profitieren. Besonders hat er die Schüler Lohmann, von Ertzum und Kieselack auf den Kieker, deren provokant selbstbewusste Art ihn anwidert und seinen Hass schürt. Zudem hegt er den Verdacht, dass sie die unflätige Verballhornung seines Namens weiter provozieren und sich zudem in zwielichtigen Etablissements aufhalten, um dort die Gesellschaft von unmoralischen Weibsbildern zu suchen. Dies gilt es, erbarmungslos aufzudecken, um die schändlichen Übeltäter von der Schule zu verbannen. So heftet sich der Professor an die Fersen seiner Schüler und landet in der Vergnügungskneipe „Der blaue Engel“, in der die Künstlerin Fröhlich Nacht für Nacht das Publikum in ihren Bann zieht. Unversehens verfällt auch der so tugendhaft erscheinende Professor dem herben Charme der jungen Schönen. Beide gehen eine toxische Verbindung ein: Mit der Liaison mit der Künstlerin Fröhlich verbannte er das von ihm so verhasste Schüler-Trio in seine Schranken. Gleichzeitig nutzt er ihre reizvolle Attraktivität, indem sie ihm Sirenen-gleich seine ehemaligen wie aktuellen Peiniger anlockt, die er dann genüsslich in den finanziellen wie auch gesellschaftlichen Ruin zieht. Die Künstlerin Fröhlich sieht ihre Verbindung deutlich pragmatischer: Für sie bedeutet die Ehe mit dem Professor in erster Linie einen gesellschaftlichen Aufstieg, wirtschaftliche Absicherung und einen Hauch von Ehrbarkeit. Dabei versucht sie verzweifelt die manischen Wutausbrüche ihres Gatten zu zügeln. Doch dessen unberechenbares Temperament machen sie zum Gespött in der ganzen Stadt und reißt schlussendlich beide hinab in den Abgrund…!
In nur wenigen Monaten schrieb Heinrich Mann seinen (späteren) Erfolgsroman, der 1905 veröffentlicht werden sollte. Seine Kritik an der damaligen Gesellschaft, die ein scheinheilig-biederes Bürgertum propagierte aber dieses gleichzeitig nicht glaubwürdig zelebrierte, fand nicht die ungeteilte Begeisterung der Leserschaft. Vielmehr hielt der Autor den Leser*innen einen Spiegel vor, der höchst unvorteilhaft das eigene Denken und Handeln offenbarte. Fleiß, Zucht und Ordnung galten als erstrebenswerte Tugenden, die nur von den wenigsten Bürgerinnen und Bürger erreicht werden konnten. Mehrheitlich wurde verlogen versucht, den Schein zu wahren, und mit Erleichterung auf potenzielle Übeltätet mit dem Finger gezeigt, um von der eigenen Unzulänglichkeit abzulenken.
Mann beschreibt sehr eindringlich den Untergang eines von seinen Mitmenschen verspotteten Spießbürgers, der sich moralisch über alle/s stellt, dennoch leidenschaftlich den Reizen eines leichten Frauenzimmers verfällt und somit seine gesellschaftliche Stellung verspielt. Während er seine Protagonist*innen in den Dialogen an den Konventionen des Bürgertums festhalten lässt, offenbart er in den inneren Monologen die wirkliche Meinung der Figuren. Und gerade diese inneren Monologe erzeugen eine vibrierende Dynamik in der Geschichte: Als Leser fühlte ich mich wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen. Seite für Seite bäumt sich die Handlung immer weiter hinauf in die Höhe, um dann am Ende – beinah unspektakulär – in sich zusammenzufallen.
Manns Sprache mutet charmant altmodisch an und spiegelt deutlich den Duktus des wilhelminischen Kaiserreichs wider. Er verwendet Satzkonstellationen, die beim Lesen aufmerken lassen, und verwendet Worte an Stellen, die für unser heutiges Empfinden ungewohnt erscheinen.
Mit der Figur des Professor Unrats schuf Heinrich Mann einen Prototyp des Tyrannen, der unbarmherzig, menschenverachtend und ohne Mitgefühl agiert, dessen Untergang allerdings vorbestimmt scheint. Sein Roman ist für mich ein Paradebeispiel für Gesellschaftskritik in der Literatur, die so versuchte, Einfluss auf politische Situationen zu nehmen.
- Thomas Thiemeyer
Chroniken der Weltensucher: Die Stadt der Regenfresser
(284)Aktuelle Rezension von: DottiRappelMir gefällt am meisten an dem Buch, dass man sich sehr gut in die Personen einfühlen kann. Die Abenteuer vom fake Humboldt und Oskar könnten in die Geschichte eingehen!
- Ulrike Schweikert
Das Herz der Nacht
(147)Aktuelle Rezension von: SheylaFlache Figuren ohne Raffinesse, uninteressante Handlung, viele Längen, Tippfehler, Logik-Sünden, langweilige Dialoge, extrem unbefriedigendes Ende. So lässt sich das Leseerlebnis zusammenfassen. Dass ich trotzdem dran geblieben bin, ist der detailreichen Recherche der Autorin zu verdanken, mit der sie Wien des 19.Jh zum Leben erweckt. Sie hat die Atmosphäre der Salons, Palais und Kaffeehäuser eingefangen und ein Stück weit greifbar gemacht, oft aber auch übermäßig augeschmückt, wo es für den Handlungsverlauf komplett unerheblich war.
- Jung Chang
Wilde Schwäne
(166)Aktuelle Rezension von: Amy86Ich liebe autobiographische Geschichten, kurz vor diesem Buch habe ich Federn im Sturm von Emily Wu gelesen. Stellenweise ist das Buch etwas zäh zu lesen (Ortswechsel!) aber es hat mir in allem gut gefallen. Es beleuchtet die Gesellschaft Chinas zu Zeiten des Jahrhunderwechsels (gebundene Füße) aber auch zur Zeit der Kulturrevolution sehr gut. - Ingmar Gregorzewski
Das Feuer von Konstantinopel
(27)Aktuelle Rezension von: aba"Ob arm, ob reich - ihr findet sie überall. Menschen, die Antworten in einer Welt suchen, die nicht die ihre ist."
Es lohnt sich wirklich, ab und zu einen Ausflug in Literaturgenres zu machen, in denen man sonst selten unterwegs ist. Nach einer Reihe von ernsthaften und weniger ernsthaften Romanen und Sachbüchern habe ich mich von "Das Feuer von Konstantinopel" von Ingmar Gregorzewski überraschen lassen.
Was für eine schöne Geschichte, die ich mit Sicherheit nicht so schnell vergessen werde! Eine Handlung voll unerwarteter Wendungen und origineller Charaktere haben mich davon überzeugt, dass man nicht immer seinen Augen und Ohren trauen soll. Es könnte sich jederzeit herausstellen, dass das Leben, das man führt, nur eine Illusion ist...
Und genau das musste der clevere Felix von Flocke eines Tages feststellen, als sich sein Leben von einem Tag zu dem anderen komplett änderte und er Opfer krimineller Machenschaften geworden ist.
Felix von Flocke ist der junge Held von "Das Feuer von Konstantinopel", einer Geschichte voller Geheimnisse und Abenteuer, aber auch mit vielen interessanten Charakteren. Felix ist so ein schlauer und netter Junge, man muss ihn einfach mögen. Auch sein konsequentes Verhalten und sein zielgerichtetes Handeln, sogar in seiner prekären Situation, machen aus ihm eine ganz starke Figur. Aber meine uneingeschränkte Sympathie gilt auch noch jemandem: Fräulein Romitschka, Felix' Erzieherin. Jeder ihrer Auftritte war für mich ein kleines Highlight während der ganzen Lektüre. Ich habe mich regelrecht nach ihr gesehnt. Das steife Kindermädchen, eine seltene und gelungene Mischung aus Mary Poppins und Fräulein Rottenmeier, sorgte für große Unterhaltung.
Auch die Atmosphäre im ganzen Buch hat mir sehr gut gefallen. Man fühlt sich regelrecht in das kaiserliche Berlin versetzt. Alles ist sehr authentisch und lebendig beschrieben, egal ob ärmliches "Krätzeviertel" oder kaiserliches Schloss.
Der Titel dieses Buches verrät einen Bezug zu Konstantinopel, aber da diese Stadt ein Teil der oben genannten Geheimnisse ist, werde ich natürlich nicht näher drauf eingehen. Man muss sich ja selber überraschen lassen!
Ich freue mich sehr, "Das Feuer von Konstantinopel" gelesen zu haben. Und wenn diese Geschichte weiter erzählt werden soll, bin ich auf jeden Fall wieder dabei! - Helene Sommerfeld
Die Ärztin - Das Licht der Welt
(138)Aktuelle Rezension von: Laura-SonnenblumeRicardas Geschichte beginnt 1876 als sie, mit nur 13 Jahren, der Grafentochter das Leben rettet. Als Dank nimmt sie die Komtess, die Ärztin ist, mit nach Berlin und ermöglicht ihr so eine bessere Schulbildung. Ricarda erkennt schnell die Missstände vor allem in den ärmeren Vierteln in Berlin und wünscht sich schon bald selbst als Ärztin zu arbeiten und diesen Menschen helfen zu können. Doch sie ist eine Frau...
Ricarda ist eine sehr starke Protagonistin, die für das kämpft, was sie sich erträumt. An einigen Stellen kam mir dieses "Kämpferische" und "Eigenständige" aber leicht unrealistisch vor. Ich konnte auch teilweise einige Entscheidungen von ihr nicht nachvollziehen.
Trotz dieser kleinen Kritikpunkte mag ich Ricarda als Charakter und fand es schön sie auf ihrer "Reise" zu begleiten.
Dieses Buch beschäftigt sich auf sehr schöner Art und Weise mit Frauenrechten, Zuständen in der Medizin und Zuständen in den ärmeren Vierteln Berlins. Diese Mischung in Kombination mit einem flüssigen Schreibstil, machen dieses Buch absolut lesenswert.
- Aloys Winterling
Caligula
(14)Aktuelle Rezension von: MotzbeckGerade mal vier Jahre alt war Caligula römischer Kaiser, doch hat er deutliche Spuren in der römischen Geschichte hinterlassen, aber eher solche, auf die man eher verzichten möchte. Bereits kurz nach seinem gewaltsamen Tod setzt eine Geschichtsschreibung ein, die ihn als dekadent, vor allem aber als wahnsinnig brandmarkt. Aloys Winterling hat sich nun in seiner kurzen Biographie daran gemacht und die Quellen kritisch überprüft und auch manchmal gegen den Strich gelesen. Wie bei seinem Vorgänger Tiberius und seinem Nachnachfolger Nero sind es vor allem Historiker, die dem Senatorenstand nahestehen, und der hatte es unter Caligula weiß Gott nicht einfach. Am Anfang verlief alles nach Plan, der junge Kaiser distanzierte sich vom allseits unbeliebten Tiberius und war bei Volk und Adel beliebt, doch das Verhältnis zum letzteren trübte sich schnell. Seit Einführung des Prinzipats durch Augustus wurde der Schein aufrecht erhalten, der Kaiser sei nur der erste unter gleichen, weshalb der Begründer dieser Einrichtung sich auch bemühte, diese Gleichberechtigung nach außen durch Achtung des Senatorenstandes zu demonstrieren, wobei doch jedem klar war, wer das Sagen hatte. Doch nach der für Senatoren lebensbedrohlichen Phase der Bürgerkriege sehnten sich alle nach Ruhe und spielten Augustus` Spiel mit. Aber bereits sein Nachfolger Tiberius war des Opportunismus der Senatoren überdrüssig, weshalb er sich in seinen letzten Regierungsjahren nach Capri zurückzog. In einer bedrohlichen Auseinandersetzung um die mögliche Nachfolge wuchs Caligula, der mehrere ältere Brüder und seine Mutter dabei gewaltsam verlor, im Umfeld des Tiberius heran, gut möglich, dass ein Teil der ihm nachgesagten psychischen Deformationen mit diesen Kindheitserfahrungen zu tun hatte. Günstlinge förderten seine Kaisererhebung gegen einen weiteren, nicht minder berechtigten Thronkandidaten, die Senatoren bejubelten ihn, was blieb ihnen auch anderes übrig. Doch stets gab es aus ihren Reihen Verschwörungen, die Caligula dazu brachten, das Spiel des Augustus nicht mehr mitzuspielen und stattdessen die Speichelleckerei der Senatoren auf bisweilen zynische Art vorzuführen. Gipfel der Demütigung war die angebliche Ernennung seines Lieblingspferdes zum Konsul, einem Amt, das die Senatoren für sich beanspruchten. So bildete sich unter dem römischen Adel ein Mischung aus Angst und Rachedurst, die dann zu Caligulas Untergang und seinem schlechten Ruf als Kaiser führten. Vielleicht war er aber einfach nur zu ehrlich und wollte das Prinzipat mit seinen verlogenen Spielregeln durch eine knallharte Monarchie ersetzen, was der tatsächlichen Realität wohl auch eher entsprochen hätte.
- Alex Capus
Eine Frage der Zeit
(147)Aktuelle Rezension von: SpinelldeteDas Buch hat mehrere Protagonisten und springt zwischen diesen hin und her - eine Systemschwäche von Ensemblestoffen, die auch Capus nicht zu umschiffen geschafft hat. Die Atmosphäre hingegen ist dicht und gut eingefangen, aber am Schluss endet das Buch völlig anders, als der Prolog das versprochen hatte - es fehlen mindestens noch 200 Seiten. Schade, denn die Figuren sind gut gezeichnet, genauso wie die Umstände, in denen sie sich bewegen (müssen). Kein Fall für ein Wiederlesen, leider.
- Regina Gärtner
Unter dem Südseemond
(110)Aktuelle Rezension von: cybergirllDie Zwillingsschwestern Alma und Käthe leben mit Mathilde und Fritz bei ihrem Vater und ihrer Tante Heidi. Ihre Mutter lebt nicht mehr.
Alma wird von ihrem Vater gedrängt den viel älteren Geschäftsmann Hermann zu heiraten.
Alma begleitet ihren Mann in die deutsche Südsee-Kolonie Samoa.
Auf der Überfahrt lernt Alma den Seemann Joshua Fitzgerald kennen und verliebt sich in ihn. Sie darf ihre Gefühle nicht zulassen, sie ist schließlich mit Hermann verheiratet.
In Samoa muss Alma sich an ein neues Umfeld und an die exotischen Einwohner gewöhnen.
„Unter dem Südseemond“ ist der 1. Band der Südsee-Saga von Regina Gärtner und bereits 2013 erschienen.
Mittlerweile feiert die Autorin unter ihrem Pseudonym Hanna Caspian große Erfolge.
Jetzt wurde der Historische Roman unter dem Namen Hanna Caspian neu veröffentlicht.
Im Mittelpunkt steht Alma. Für Alma ist nichts wichtiger als die Familie.
Für Alma ist es wichtig, dass es ihren Liebsten gut geht, dafür stellt sie sich immer in den Hintergrund, sogar ihre Liebe.
Sie wurde nach dem Tod der Mutter sehr streng von ihrem Vater erzogen.
Der Vater veranlasst auch, dass Alma den Geschäftsmann Hermann Stieglitz heiratet und mit ihm nach Samoa geht.
Ich habe Alma sehr schnell ins Herz geschlossen.
Sie hat eine große Entwicklung durchlebt. Ist vom jungen Mädchen zur Frau geworden.
Ihre Zwillingsschwester Käthe ist das genaue Gegenteil.
Sie ist immer darauf bedacht im Vordergrund zu stehen.
Sie ist voller Neid und schürt oft Missgunst.
Als sie zu Alma in die Südsee kommt bringt sie Alma’s Leben total durcheinander.
Hanna Caspian erzählt die Geschichte auf eine sehr schöne Art.
Nicht die Liebesgeschichte steht im Vordergrund sondern Alma die, die Leser*innen begleiten. Man erlebt mit wie Alma sich in die fremde und exotische Welt einleben muss. Wie sie immer erwachsener und stärker wird.
Nebenbei bekommt man ganz viele historisch Fakten mit auf den Weg, schön und unterhaltsam verpackt in dieser fesselnden Geschichte.
Die Autorin beschreibt die Südsee und speziell Samoa so bildhaft. Ich habe richtig Fernweh bekommen.
„Unter dem Südseemond“ ist eine fesselnde und spannende Geschichte aus den Anfangsjahren der Autorin.
Man spürt beim lesen aber das ganz viel Hanna Caspian in dem Roman steckt.
Den 2. Band „Der Glanz von Südseemuscheln“ habe ich bereits angefangen.