Bücher mit dem Tag "joe pitt"

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7 Bücher

  1. Cover des Buches Half the Blood of Brooklyn (ISBN: 9781441753229)
    Charlie Huston

    Half the Blood of Brooklyn

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Charlie Huston ist vor allem für zwei Werke bekannt: Seine „Joe Pitt“-Reihe und die „Hank Thompson“-Trilogie. Interessanterweise entstanden beide Serien parallel. Der erste Band von „Hank Thompson“, „Caught Stealing“, erschien 2004; der erste Band von „Joe Pitt“, „Already Dead“ (auf Deutsch „Stadt aus Blut“), 2005. Tatsächlich entwickelte Huston seinen Vampyr Joe Pitt, weil er zuvor Hank Thompson zum Leben erweckte. Er wollte über eine Figur schreiben, die nicht zufällig mit Ärger konfrontiert wird wie Hank, sondern gezielt nach Ärger sucht, einen knallharten Typen. Das ist ihm mit Joe definitiv gelungen – sollten noch Zweifel daran bestanden haben, räumt der dritte Band „Half the Blood of Brooklyn“ diese aus.

    Manhattan ist eine kleine Insel. Zu klein, um alle Vampyre zu ernähren, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Die Clans wissen, dass Expansion notwendig ist: Mehr Territorium, mehr Leute, mehr Macht. Es werden bereits Gespräche mit Clans aus Brooklyn geführt. Vor einigen Monaten wäre Joe Pitt das noch egal gewesen. Jetzt ist er allerdings wieder Mitglied der Society. Sein Boss Terry versorgt ihn mit Geld und Blut – ein Privileg, das nicht alle Vampyre genießen. Viele sind auf andere Quellen angewiesen. Als Joe über die Leiche eines jüdischen Süßigkeitenverkäufers stolpert, der in seinem Hinterzimmer mit Blut handelte, ahnt er, dass etwas faul ist. Candy Man Solomon wurde brutal hingerichtet, sein Blutvorrat vergiftet. Er war nicht infiziert, also wieso sollte ihn jemand wie einen Vampyr ermorden? Während Joe über das Motiv grübelt, schickt ihn Terry nach Brooklyn, um dort einen Clanvertreter abzuholen. Es sollte ein schneller, unkomplizierter Auftrag werden. Aber jenseits der Brücke spielt man nach anderen Regeln und die einzig gültige Währung ist Blut …

    Es wäre sehr einfach, „Half the Blood of Brooklyn“ auf die massiven Gewaltdarstellungen zu reduzieren. Wie bereits die beiden Vorgänger ist es ein Buch extremer Härte und Kompromisslosigkeit. Je nach Nervenkostüm ist dieser dritte Band wahrscheinlich noch einen Zacken heftiger, weil Charlie Huston darin wirklich Grenzen überschreitet. Meiner Meinung nach tut er das nicht leichtfertig oder aus pervers-sadistischer Freude heraus, sondern sehr bewusst und zielgerichtet, aber dadurch sind diese Szenen natürlich nicht verdaulicher. Wesen, die so schnell nichts umbringt, können eben sehr viel Schaden einstecken – das ist nicht schön anzusehen und ich kann nicht leugnen, dass sich die Reihe „Joe Pitt“ mittlerweile mühelos als Horrorliteratur qualifiziert. Der Trick besteht darin, während der Lektüre an diesen Exzessen vorbeizusehen. Es ist nicht leicht, all das Blut, all die Brutalität zu ignorieren, doch diese Fähigkeit zu selektiver Ignoranz ist entscheidend, um zu erkennen, was für eine faszinierende Geschichte Charlie Huston erzählt. „Half the Blood of Brooklyn“ ist ein Roman voller elektrisierender Widersprüche und Gegensätze. Die politische Situation zwischen den Vampyrclans in Manhattan spitzt sich stetig weiter zu. Terry prophezeit, dass Krieg bevorsteht und ich denke, damit hat er Recht. Die Lage ist so aufgeladen, dass die Clans bereits beginnen, ihre Kräfte zu sammeln und eine vorteilhafte Position zu forcieren. Daher auch die Idee, nach Brooklyn zu expandieren. Ich fand die Erweiterung des Settings höchst interessant, weil mir nie in den Sinn kam, wie die Vampyrpopulation außerhalb Manhattans lebt und Huston die Gelegenheit nutzt, um zu demonstrieren, wie zivilisiert es auf der Insel im Verhältnis zugeht. Ja, trotz der kaum verhohlenen Spannungen zwischen den Clans, was jenseits der Brooklyn Bridge abgeht, ist noch mal ein ganz anderes Kaliber. Wenige der munteren Gesell_innen, die Joe dort trifft, haben Lust, sich den Regeln und Gesetzen der Clans aus Manhattan zu beugen. Er selbst will das eigentlich auch nicht, allerdings konnte er einerseits als Unabhängiger kaum überleben und andererseits fühlt er sich für Evie verantwortlich. Evie ist Joes Freundin. Ha, nach meinen Beschreibungen dachtet ihr, Joe sei nicht fähig, zu lieben? Falsch. Joe liebt Evie sehr, doch leider ist sie schwerkrank und liegt im Sterben. Er könnte ihren Tod verhindern. Er könnte sie infizieren. Der komplexe, mehrstufige Gewissenskonflikt, der sich aus dieser Möglichkeit für Joe ableitet und ihn bis nach Brooklyn verfolgt, war der Grund dafür, dass ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, an seinen emotionalen Mauern vorbeizukommen. Obwohl Huston seinen Erzählstil möglicherweise noch spröder und abweisender inszenierte, hatte ich den Eindruck, dass Joes Gefühle so roh und drängend sind, dass er sie nicht mehr vor mir verbergen konnte. Das erste Mal hatte ich den Eindruck, hinter seine harte Schale zu schauen – und das nur, weil „Half the Blood of Brooklyn“ im Kern etwas gänzlich Unerwartetes ist: Es ist eine Liebesgeschichte.

    Jeder Band der „Joe Pitt“-Reihe ist unbequem. Weder Schreib- oder Erzählstil noch der Inhalt laden dazu ein, zu entspannen. Wer Joe begleitet, darf nicht auf eine kuschlig-warme Wohlfühllektüre hoffen, sondern muss darauf gefasst sein, mit Extremen konfrontiert zu werden. Im dritten Band „Half the Blood of Brooklyn“ lotet Charlie Huston die Grenzen des Akzeptablen neu aus. Er geht noch einen Schritt weiter, tanzt am Abgrund entlang und bewahrt seine Geschichte allein durch die intensive Darstellung der Emotionen seines verschlossenen Protagonisten davor, zu tief in der Spirale der Gewalt zu versinken. Es imponiert mir sehr, dass ihm diese Balance gelingt und ich während der Lektüre nie das Gefühl hatte, dass er Brutalität um ihrer selbst willen einsetzt. Wären seine Bücher etwas zugänglicher, könnte ich sie höher bewerten. Doch ob zugänglich oder nicht, ich werde Joe bis zum Ende treu bleiben, weil mich Charlie Huston mit spannenden Gedanken wie dem folgenden belohnt: Angenommen, es gäbe ein Heilmittel für das Vyrus – würden die Clans eine Heilung überhaupt zulassen?

  2. Cover des Buches Stadt aus Blut (ISBN: 9783453675278)
    Charlie Huston

    Stadt aus Blut

     (83)
    Aktuelle Rezension von: Buecherbaronin

    Ein bisschen Film Noir, hier und da etwas Krimi, dazu eine Portion Vampir- und Zombiespaß – Charlie Huston hat ein paar gute Zutaten für den Beginn einer vielversprechenden Reihe zusammengemixt. Joe Pitt als Protagonist macht Spaß: Der zynische, knallharte Antiheld mit dem trockenen Humor passt gut in dieses dreckige, düstere New York.

    Auch die meisten anderen Figuren können überzeugen. Dazu kommen flotte Dialoge und blutige Szenen, die deftig, aber nicht übertrieben brutal sind. Und auch dieses Noir-Gefühl wird gut vermittelt.

    Was letztlich die höhere Bewertung verhindert, ist das Grundgerüst eines Krimis. Es drückt die Geschichte in einen soliden, aber auch sehr klassischen Rahmen, der nicht endlos viel Raum für Kreatives und Unkonventionelles lässt. Und letztlich ist der Fall der verschwundenen Millionärstochter auch einfach nicht so interessant wie der Rest: Vampirclans, die in New York um die Herrschaft kämpfen, durchgedrehte Zombies, die ihren Virus unkontrolliert verbreiten, und Joes private Sorgen. Wer braucht denn da noch einen Kriminalfall?

  3. Cover des Buches Bis zum letzten Tropfen (ISBN: 9783453435124)
    Charlie Huston

    Bis zum letzten Tropfen

     (26)
    Aktuelle Rezension von: SonnenBlume
    Ein Jahr hat es Joe in der Bronx ausgehalten, aber einen wirklich Platz in der dort herrschenden Hackordnung hat er als Weißer nicht gefunden. Kaum, dass er sich versieht, ist er aber schon wieder in Manhattan und wir von allen munter fröhlich hin und her geschubst, erhält hier einen Auftrag, spielt dort den einen gegen den anderen aus und soll nebenher herausfinden, woher die Koalition das Blut herzaubert, das es massenhaft an alle Mitglieder zu verteilen hat. Auf seiner Suche kommt er einem Geheimnis auf die Schliche, das seit Jahrzehnten geheim gehalten wird. Aber für Joe ist es momentan genau die richtige Munition, mit der er seine Ziele verfolgen kann und nebenbei noch mächtig Unruhe stiftet. Ganze in alter Joe Pitt-Manier eben.

    Nun gut, ich dachte, Joe hatte es schon auf die Spitze getrieben, aber was er am Ende dieses Buches veranstaltet, toppt wirklich alles. Dass er untertauchen muss, wundert mich nur gar nicht mehr. Was ich mich allerdings eher frage, ist, warum nicht schon vorher jemand versucht hat, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Alle Vampyre hinterfragen die Geschichte, aber keiner schert sich wirklich darum, eine Antwort zu finden. Und kaum hat Joe die pikanten Details herausgefunden, interessiert es auch schon keinen mehr und er widmet sich wieder seinen eigenen Interessen. Schockiert? Nicht die Bohne. Na gut, vielleicht ein bisschen, aber das ist wirklich nicht der Rede wert.
    Joe steckt auch dieses Mal wieder ordentlich ein, aber teilt auch wieder massig aus. Ich wette, das kommt ihm alles noch einmal zurück. Beschweren kann man sich über zu wenig Gewalt und Blut bestimmt nicht, denn beides ist reichlich vorhanden und gespart wird damit sowieso nicht.
    Dieses Buch lässt auf ein rasantes Finale hoffen, in das ich mich gleich stürzen werde.
  4. Cover des Buches Blutrausch (ISBN: 9783453433304)
    Charlie Huston

    Blutrausch

     (46)
    Aktuelle Rezension von: SonnenBlume
    Joe Pitt ist nicht nur knapp bei Kasse, er hat auch fast kein Blut mehr im Kühlschrank. Er muss sich wohl oder übel einen Job beschaffen. Widerwillig geht er zu Terry, dem Kopf der Society und hört sich um, ob etwas zu erledigen ist. Und tatsächlich: In letzter Zeit häufen sich Frischlinge, die aufgrund einer neuen Droge völlig austicken. Terry beauftragt Joe herauszufinden, was es damit auf sich hat und woher das Zeug kommt. Was Joe zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Er begibt sich in Lebensgefahr (wie immer), bleibt aber lediglich eine Schachfigur in einem ausgeklügelten Plan.

    Joe Pitt ist wieder in Action. Wer einen soften, dauergeilen Kuschelvampir erwartet, wird wohl etwas enttäuscht sein. Mit Pitt möchte man weder kuscheln, noch sich sonst irgendwie anlegen. Dass im Laufe der Geschichte mehr als einmal Blut fließen wird, war von Anfang an klar.
    Erfrischende Abwechslung, als solche würde ich das Buch bezeichnen. Man sollte die Bände rund um den Vampir mir reichlich Ecken und Kanten jedoch relativ kurz nacheinander lesen, da es immer wieder Referenzen auf Vorangegangenes gibt, von dem es nützlich sein könnte, wenn man sich auch noch daran erinnert.
    Was mir ganz besonders gefällt? Pitt würde es nie wirklich zugeben, aber man merkt, dass er Evie liebt. Und zwar von ganzem Herzen. Ich warte auf den Band, in dem irgendjemand seine Schwachstelle ausnutzt, denn hier passiert das noch nicht.
    Trotzdem, armer Pitt, er musste auch dieses Mal wieder von allen Seiten ganz schön einstecken!
  5. Cover des Buches Das Blut von Brooklyn (ISBN: 9783453434189)
    Charlie Huston

    Das Blut von Brooklyn

     (33)
    Aktuelle Rezension von: SonnenBlume
    Joe Pitt steht nun seit einem geschlagenen Jahr in den Diensten von Terry Bird, als desen Sicherheitschef. Er ist auf Terry angewiesen, denn nur durch ihn bekommt er regelmäßig Geld und auch das Blut, das er für seine Freundin Evie braucht. Allerdings hat er bald schon eine neue Aufgaben, denn er wird zusammen mit Lydia ausgesandt, um andere Vampirclans anzuwerben, die bis dato noch nichts mit der Society zu tun gehabt haben. Offensichtlich liegt in der Vampirwelt so einiges im Argen, denn unter der Oberfläche brodelt es gewaltig und der große Knall scheint nicht mehr weit entfernt.

    Also so recht überzeugt hat mich dieser Teil der Reihe nicht. Es war oft sehr langweilig, einen richtigen Aufhänger gab es dieses Mal nicht und Joe kam mir vor, als würde er einfach so ein bisschen durch die Gegen treiben, ohne rechtes Ziel. Was er mit Evie macht, war durchaus vorauszusehen, dass es allerdings auf diese Weise schief geht, habe ich nicht erwartet. So viel sei gesagt, die Dame hält noch einiges auf Lager und bietet schönen Stoff für die beiden anderen Bände.
    Dass es Joe dieses Mal zu weit getrieben hat und sich nun wirklich aus dem Staub machen muss, war fast schon abzusehen. 
  6. Cover des Buches Ausgesaugt (ISBN: 9783453435551)
    Charlie Huston

    Ausgesaugt

     (18)
    Aktuelle Rezension von: SonnenBlume
    Bereits ein ganzes Jahr hat Joe Pitt in der Kanalisation New Yorks verbracht und er hatte eigentlich auch nicht vor, so schnell wieder zurück an die Oberfläche zu kehren. Als dann aber Chubby Freeze bei ihm auftaucht und ihm erzählt, seine schwangere Tochter sei verschwunden und er hätte mit Evie darüber gesprochen, die daraufhin meinte, sie würde Joe nur noch eine letzte Chance geben, wenn er das Mädchen und ihren Freund lebend wieder zurück bringt, geht er auf den Deal ein. Er ist sich nur noch nicht sicher, wie er es anstellen, soll, lebend durch das Gebiet der Koalition und der Society zu kommen, nachdem er einen großen Krieg angezettelt hat, weil er herausposaunt hat, woher die Koalition ihr massenhaft vorhandenes Blut bekommt …

    Das Finale der Joe Pitt-Reihe steht einmal mehr ganz im Zeichen von Gewalt, Blut, Intrigen und überhaupt ganz viel Egoismus. Denn wer will nicht das beste Stück vom Kuchen für sich selbst?
    Allerdings hätte ich mir ein umwerfenderes Finale gewünscht. Ich fand, besonders das Ende wurde sehr schnell abgehandelt und beinahe nur mehr hingeklatscht.
    Um ehrlich zu sein bin ich der Meinung, dass fünf Bücher fast zu viel Kapazität für diese Reihe sind. Drei, maximal vier Bände hätten gereicht, es ging zum Schluss einfach die Luft aus. Es bleibt zwar blutrünstig und gewalttätig, aber so richtig in Schwung kommt der liebe Mister Pitt nicht mehr, was die Handlung betrifft. Es passiert zwar noch immer etwas, aber einen richtigen Schnall erlebt man nicht mehr.
    Und dieses Mädchen, das Joe retten soll, das ging mir ja so richtig auf den Sender. Kann ein Teenager wirklich SO blind und naiv sein? Das kann ich mir ja fast nicht vorstellen …
    Wie gesagt, nun ist es vorbei, für mich war es nicht mehr viel mehr als eine Qual. Charlie Huston ist als Autor einfach einen Tick zu außergewöhnlich für mich, denn an wirkliche Regeln hält er sich offensichtlich nicht, wenn er seine Bücher schreibt. Das ist vermutlich genau das, was viele Leser toll an ihm finden, ich denke aber, dass diese Eigenheit nach maximal drei Büchern ausgereizt ist.
  7. Cover des Buches No Dominion (ISBN: 9781841495279)
    Charlie Huston

    No Dominion

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Charlie Huston, Autor der „Joe Pitt“-Romane, wusste früh, dass er seinen vampyrischen Detektiv nicht auf ewig begleiten würde. Obwohl er mit dem Gedanken spielte, die Reihe ohne festgelegten Abschluss zu konzipieren, langweilte ihn die Idee bereits, bevor er mit dem Schreiben begonnen hatte. Nach dem zweiten Band „No Dominion“ beschloss er, dass „Joe Pitt“ überschaubare fünf Bände umfassen sollte. Dadurch musste er harte Entscheidungen für seinen Protagonisten treffen, intensivierte aber auch seine Schreiberfahrung. Mich motiviert die Aussicht auf einen Abschluss, die Reihe konsequenter als bisher zu verfolgen.

    Eigentlich möchte Joe Pitt nur in Ruhe gelassen werden. Leider ist er als unabhängiger Vampyr in Manhattan gezwungen, Aufträge der konkurrierenden Clans anzunehmen, um seinen Geldbeutel und Blutvorrat aufzustocken. Seit dieser schmutzigen Geschichte mit der Kleinen erlebt Joe allerdings eine Durststrecke. Ihm gehen die Ideen aus, also wendet er sich an seinen alten Freund Terry, Anführer der Society. Terry bietet ihm einen dubiosen Job an. Es kursiert eine neue Droge. Dass es überhaupt einen Stoff gibt, der nicht sofort vom Vyrus aus dem System gespült wird, ist überraschend genug, doch dieses Zeug hat es in sich. Falsch dosiert verwandelt es Vampyre in rasende Berserker. Joe soll herausfinden, wer die Droge herstellt. Bemüht, schnell Antworten zu finden, stößt er bald auf eine Spur. Diese führt tief in die Hood, in das Territorium von DJ Grave Digga. Sieht so aus, als wäre diese Sache deutlich größer, als er angenommen hatte. Aber Joe wäre nicht Joe, würde ihn das davon abhalten, einigen Leuten kräftig auf die Füße zu treten…

    Joe Pitt ist eine der krassesten Romanfiguren, die ich kenne. Obwohl es über vier Jahre her ist, dass ich den ersten Band „Stadt aus Blut“ (damals noch auf Deutsch) gelesen habe, rangiert er noch immer unter den Top 10. Man muss kein Genie sein, um zu begreifen, dass sich Joe als Antiheld qualifiziert, meiner Ansicht nach ist er jedoch ein ungewöhnlich extremes Exemplar. Charlie Huston versucht gar nicht erst, ihn als Sympathieträger zu verkaufen. Er poträtiert ihn als durchschnittlichen Typen, der von seinem gewalttätigen Umfeld geprägt ist und Konflikte diesem entsprechend löst. Mein Verhältnis zu Joe ist schwierig. Zwar habe ich eine Schwäche für ihn, weil er in meinen Augen der Inbegriff eines verlorenen Jungen ist, den ich gern retten würde, aber er ist auch schroff, destruktiv, abweisend und gibt trotz seiner Rolle als Ich-Erzähler wenig von sich preis. Er ist verschlossen wie eine Auster und mit Rasierklingen gespickt. Ich kam kaum an ihn heran. Er verströmt eine greifbare, einschüchternde Aura der Gewaltbereitschaft, die sich in einigen sehr brutalen Szenen in „No Dominion“ Bahn bricht und die die gesamte Handlung begleitet. Das Gewaltpotential der Geschichte brodelt permanent knapp unter der Oberfläche, was allerdings nicht ausschließlich Joe geschuldet ist. Die angespannte Situation der Clans dominiert das Buch. Im zweiten Band verdeutlicht Charlie Huston, wie sensibel das Patt zwischen ihnen ist; bereits eine Kleinigkeit reicht aus, um das prekäre Gleichgewicht zu stören. Das Auftauchen einer neuen Droge ist nun wahrlich keine Lappalie. Die Droge dient Charlie Huston als Gelegenheit, die Wirkungsweise des Vyrus näher zu beleuchten. Es handelt sich dabei um eine bemerkenswert ausgefuchste parasitäre Lebensform mit sehr spezifischem Verhalten. Es gefiel mir, dass Huston sich nicht auf der etablierten Faktenlage ausruht und seinen wissenschaftlich-pragmatischen Ansatz des Vampyrismus in „No Dominion“ weiterentwickelt, weshalb ich mich gezwungen sah, meine Genre-Zuordnung zu überdenken und die Reihe als Science-Fiction einzustufen. Auf der Suche nach den Verantwortlichen gerät Joe zwischen die Fronten der Clans, wird manipuliert, getäuscht, belogen und muss einsehen, dass er ihrem Netz nicht entkommen kann. Egal, wie sehr er sich anstrengt, als Vampyr in Manhattan kann er nicht unabhängig existieren. Die Clans lassen das nicht zu. Seine Nachforschungen führen ihn erneut in das Revier der Enklave, deren Anführer Daniel ein gesondertes Interesse an Joe hat. Es ist offensichtlich, dass sie eine spezielle Beziehung und eine gemeinsame Vergangenheit haben, aber natürlich offenbart Joe keine Details. Ich verstehe nicht, was zwischen ihnen läuft. Daniel glaubt, es sei Joes Bestimmung, als Teil der Enklave zu leben, zu fasten, das Vyrus nahezu auszuhungern und dadurch eine neue Bewusstseinsebene zu erreichen. Ich finde Daniels spirituelle Herangehensweise an das Vyrus faszinierend, weil sie Hustons rationalem Ansatz einen Hauch übernatürlicher Mystik verleiht. Ist das Vyrus vielleicht doch mehr als ein Parasit? Ist es ein Weg zur Erleuchtung?

    „No Dominion“ ist kein typischer Vampirroman. Wer auf melancholische Romantik mit spitzen Zähnen, alabasterfarbener Haut und diesem unwiderstehlichen Kitzel der Gefahr hofft: Finger weg von diesem Buch. In der „Joe Pitt“-Reihe spielt Vampyrismus lediglich eine untergeordnete Rolle. Primär handelt sie von blutigen, hässlichen Gangrivalitäten, die das Leben des Protagonisten ungewollt verkomplizieren. Joe definiert sich nicht über seine Existenz als Vampyr. Dieser Typ, der er jetzt ist – der war er schon, bevor er sich infizierte. Durch das Vyrus wurden lediglich die Karten neu gemischt.
    Ich mochte die kompromisslose Härte in „No Dominion“ und das komplexe Verhältnis der Clans, das jeder Zeit eskalieren könnte. Meiner Meinung nach muss sich Charlie Huston in den Folgebänden allerdings vorsehen, dass er seinen Protagonisten nicht allzu unnahbar präsentiert. Ich hatte während der Lektüre oft das Gefühl, dass Joe meine Anwesenheit nur widerwillig akzeptierte und deshalb kaum Persönliches preisgab. Diese Ablehnung darf nicht zu weit führen. Von mir aus kann Joe ein gewalttätiger Mistkerl bleiben – aber er darf Hustons Leser_innen nicht ausschließen.

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