Bücher mit dem Tag "inspector rebus"
40 Bücher
- Ian Rankin
Verborgene Muster - Inspector Rebus 1
(142)Aktuelle Rezension von: JosseleDie Originalausgabe des Buches erschien 1987 unter dem Titel „Knots and Crosses“, wörtlich übersetzt also „Knoten und Kreuze“. Die Lektüre ist also schon ein bisschen älter und ich habe das Buch nunmehr auch zum zweiten Mal gelesen, da ich ansonsten mit den Rebus-Bänden durch bin. Ich war gespannt, ob ich mich an die vor etlichen Jahren beendete Lektüre in irgendeiner Form erinnern würde. Das vorweg: teils-teils. Ich war lange ziemlich ahnungslos, doch als ich ungefähr bei der Hälfte war, kamen von irgendwoher in meinem Gedächtnis recht konkrete Erinnerungen hervorgekrochen. Das hat den Spaß an der Lektüre aber nicht beeinflusst. Überraschend für mich war, dass Rebus in frühen Jahren doch tatsächlich Trost im Glauben und in der Lektüre der Bibel gesucht hat. Das war vollständig gelöscht in meinem Speicher, ebenso wie der zuweilen weinende Rebus. Manchmal lohnt es sich, ein Buch wiederholt zu lesen, weil man eine Facette so wieder neu entdeckt.
Das Buch ist nur halb so umfangreich wie die späteren Rebus-Geschichten und die Anzahl der vorkommenden Personen ist sehr überschaubar, ebenfalls im Gegensatz zu den späteren Bänden. Die Handlung ist auch deutlich weniger abwechslungsreich und ausgefeilt. Dafür sind die Charakterzüge und die Probleme des John Rebus schon deutlich herausgearbeitet.
Das Ende der Geschichte ist zwar nicht gerade offen geblieben, hätte aber durchaus ein paar Zeilen mehr verdient gehabt.
An manchen Stellen bekam ich nostalgische Anwandlungen, z.B. wenn ich von Rebus‘ Nakamichi Tapedeck las.
Rankin bewies sein Talent als Zukunftsforscher, als er einen Kollegen von John Rebus zu diesem sagen lässt: „Warts ab, John. Irgendwann werden alle Akten im Computer sein.“ (Goldmann TB, 6. Aufl. 2000, S. 37). Im Jahr 1987 war das so sicher nicht jedem klar und auch noch nicht unbedingt vorhersehbar.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es im Verlauf der Reihe deutlich bessere Bände gibt, dass es aber für einen 27-jährigen Schriftsteller ein beachtliches Debüt ist. Ansonsten hätte ich wohl nach Beendigung von Band 1 die Lektüre auch nicht fortgesetzt. Drei Sterne.
- Ian Rankin
Das zweite Zeichen - Inspector Rebus 2
(101)Aktuelle Rezension von: JosseleDer zweite Band der Reihe um John Rebus erschien 1991 unter dem Originaltitel „Hide and Seek“, was wörtlich übersetzt zwar verstecken und finden heißt, aber auf Deutsch „Versteckspiel“ bedeutet. Bemerkenswert finde ich auch, dass zwischen dem ersten und zweiten Band vier Jahre liegen. Hatte Rankin also ursprünglich gar nicht vor, eine Reihe zu schreiben oder hatte die verhältnismäßig lange Pause andere Gründe? Die Veröffentlichung zweier anderer Romane in der Zwischenzeit spricht für die erste Vermutung, aber das ist eine reine Spekulation meinerseits. Wie Band 1 lese ich auch diesen Band zum zweiten Mal, kann mich aber zumindest zu Beginn der Lektüre nicht an den Inhalt erinnern.
Es geht um einen toten Junkie mit Bezug zur Stricher- und Okkultismusszene, der in einem der heruntergekommenen Stadtteile Edinburghs gefunden wird. Um den Fall zu klären, muss der selbst mit zu vielen Problemen kämpfende John Rebus in diese Szene eintauchen. Rankins Edinburgh ist in keinem der Bände eine fröhliche, heitere Stadt, aber in diesem Band ist sie besonders düster geschildert.
Die Geschichte ist in tageweise Kapitel gegliedert. Ein Format, das Rankin in späteren Bänden noch öfter verwenden wird. Auch deutet der Autor mit dem parallelen Hundekampffall bereits die Behandlung verschiedener Fälle in einem Band an. Dennoch zeiht sich die Handlung enervierend lange, was möglicherweise für mich auch daran liegt, dass mir Okkultismus und Hexenkult so völlig fremd ist.
Wie bereits in Band 1 platziert Rankin auch in diesem Band immer wieder Reminiszenzen an den Edinburgher Schriftsteller Robert Louis Stevenson und dessen Werk Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Die kleine Wortspielerei, die Rankin aus „hide“ und „Hyde“ macht, funktioniert leider nur im Englischen.
Rankin zeichnet in keinem Rebus Roman ein besonders fröhliches Bild von Edinburgh, aber bei diesem Band habe das Gefühl, Edinburghs Bewohner haben allesamt gewaltig einen an der Waffel und es gibt keine normalen Menschen dort. Bedauerlicherweise passt sich die Aufklärung des Falls diesem Eindruck an, sie ist nicht schlüssig beschrieben. Zwei Sterne.
- Ian Rankin
Verborgene Muster/Das zweite Zeichen
(45)Aktuelle Rezension von: PascalTheChameleonIch fand beide Kriminalfälle ziemlich interessant.
Zwar ist Rebus der typische Ermittler, Einzelgänger, mit einigen Problemen, sowohl familiär als auch psychisch. Natürlich hatte er eine harte Vergangenheit, ist ein schon harter Typ.
Es gib ein paar gute Sidekicks, wie Holmes beispielsweise und den Farmer Watson, wobei schon die Namen sehr witzig sind, und ich mich frage, ob das mit den vertauschten Rängen von "Holmes" und "Watson" ein Wortspiel sein sollte - ich hab's jedenfalls so verstanden.
Der Schreibstil ist gut, flüssig zu lesen, detailreich genug, um ich alles vorstellen zu können, nicht zu ausschweifend. Die Fälle ganz gut - wobei mir "Das zweite Zeichen" von der Komplexität besser gefallen hat.
Einzige wirklich störende Sache: wieso trinken die denn dort immer und überall? Geht Rebus überhaupt einmal nüchtern oder ohne Kater zur Arbeit? Ich habe schon vom Lesen fast 'nen Kater bekommen.
An sich also ein guter Krimi für zwischendurch, aber nichts außergewöhnlich geniales. - Ian Rankin
So soll er sterben
(90)Aktuelle Rezension von: JosseleDer 15. Band der Edinburgher Krimireihe von Ian Rankin ist im Original 2004 unter dem Titel „Fleshmarket Close“ erschienen. John Rebus und Siobhan Clarke sind aufgrund der Auflösung des CID-Büros St. Leonard’s an den Gayfield Square versetzt worden, wo sie noch nicht so richtig eingebunden sind und deshalb freischaffend arbeiten. Rebus ermittelt mit den Kollegen vom Torphichen Place zum Tod eines Asylbewerbers, Siobhan sucht nach einer vermissten jungen Frau und nebenbei werden im Lagerraum eines Pubs in der Altstadt zwei Skelette gefunden. Rankin wäre jedoch nicht Rankin, wenn die Fälle nicht irgendwie zusammenhängen würden.
Das gesellschaftliche Grundthema des Romans ist die Flüchtlings- und Asylproblematik und die damit einhergehende, rassistische Ausländerfeindlichkeit. Die ausländerfeindlichen Sprüche und Vorurteile unterscheiden sich in nichts von denen, wie sie in Deutschland zu hören waren und sind. „Die Hälfte von denen ist noch nicht mal bereit, unsere Sprache zu lernen. Kassieren bloß Geld vom Staat und das war’s.“ (Goldmann Manhattan gebunden, 1. Aufl. 2005, S. 78) „Schottland den Schotten“ (ebd., S.79). Und auch die Selbstwahrnehmung ähnelt der in Deutschland: „„Ich war der Meinung“, sagt er, „dass Großbritannien mehr Flüchtlinge aufnimmt als irgendein anderes Land““ (ebd., S. 341)
Die Empathie des Autors für die miserable Situation der Asylbewerber ist dem Buch anzumerken und doch beleuchtet er die Problematik nicht nur aus dieser Sicht, sondern versucht, möglichst viele Aspekte anzusprechen und auch das Dilemma der Polizei, dass bei aller Empathie eine illegale Einreise eine illegale Einreise ist, wird nicht ausgespart.
Ein Roman in gewohnter Rankin Qualität, wobei ich mir gewünscht hätte, dass Rankin am Ende noch ein paar Seiten spendiert hätte, um den ein oder anderen Faden, das ein oder andere Schicksal detaillierter zu Ende zu erzählen. Da kann man sich zwar einiges vorstellen, hängt dabei aber ein wenig in der Luft. Vier Sterne.
- Ian Rankin
Im Namen der Toten
(70)Aktuelle Rezension von: JosseleDer 16. Band aus der John Rebus Serie erschien im Original 2006 unter dem Titel „The Naming of the Dead“. Die Handlung spielt sich über einige Tage im Sommer 2005 ab, als in Auchterarder im Gleneagles Hotel der G8-Gipfel stattfand. Gewidmet hat Ian Rankin diesen Roman den Menschen, es waren über 100.000, die am 02.07.2005, einige Tage vor Beginn des Gipfels friedlich dafür demonstriert haben, dass sich die führenden Industrienationen mehr im Kampf gegen Hunger und Armut in der Welt engagieren. Neben dem G8-Gipfel finden auch die Vergabe der Olympischen Spiele 2012 an London und die islamistischen Attentate vom 06.07.2005 in London Erwähnung. Insgesamt vier Tote beschäftigen John Rebus und Siobhan Clarke. Ein Parlamentsabgeordneter stürzt bei einem Empfang von den Zinnen der Edinburgh Castle und drei Verbrecher sind kurz hintereinander ermordet worden. John Rebus ist 59 Jahre alt und hat nur noch ein Jahr bis zu seiner Pensionierung, was den Autor wohl veranlasst hat, den Leser schonend auf die Wachablösung vorzubereiten, denn der Chief Constable beauftragt ausdrücklich die rangniedrigere Siobhan Clarke mit der Leitung der Ermittlungen zur Aufklärung der Morde an den drei Straftätern. Dazu passt auch, dass der Leser erstmals mit der Familie von Siobhan Clarke respektive ihren Eltern Bekanntschaft macht. Dementsprechend versucht auch Rebus‘ bisheriger Gegenspieler und Alter Ego Cafferty, sich an Siobhan Clarke heranzupirschen und sie in seine Hand zu bekommen. Man kann also vermuten, dass die Nachfolgeregelung getroffen ist.
Es ist von jeher eine von Rankins Stärken, scheinbar völlig voneinander losgelöste Fälle miteinander zu verbinden und logisch aufzulösen. In diesem Band ist ihm das aber außergewöhnlich gut gelungen. Zumindest ich hatte bis zur Auflösung keinen Plan, wer die jeweiligen Täter sein könnten bzw. alle Ideen, die ich im Lauf der Lektüre hatte, haben sich bis kurz vor dem Ende als falsch erwiesen. Das ist große Krimikunst, wie ich sie mag.
Der G8-Gipfel dient als Hintergrundbeleuchtung der Handlung. Die Einbettung wirkt durchgehend völlig natürlich, d.h. es ist Rankin gelungen, die realen Ereignisse in seinen Krimi einzubauen, ohne das logische Denkvermögen der Leser zu veralbern. Davon gibt es eine Ausnahme: der Part mit dem - realen - Fahrradsturz von George W. Bush, der von John Rebus und Siobhan Clarke beobachtet wird (Goldmann Tb, 1. Aufl. Mai 2009, S. 347/348) ist etwas vogelwild geraten, aber er sei Rankin als kleine Pointe gegönnt.
Am Ende weist Rankin nochmals auf die nahende Wachablösung hin, als er Siobhan zu Rebus sagen lässt: „Mit John Rebus konnten Sie sich über die Jahre ein bisschen amüsieren, aber von jetzt an sitzt Ihnen ein anderer Feind im Nacken.“ (ebd., S. 583)
Man kann die Entscheidung von Ian Rankin, John Rebus altern zu lassen, bedauern. Ich bin jedoch der Ansicht, dass dieser Aspekt zu einem Stück Realitätsnähe der Krimis beiträgt und daher richtig war und ist. Wie wir heute wissen, hat Rankin einen Weg gefunden, seinen Protagonisten zwar in den Ruhestand zu schicken, aber nicht dort zu belassen. Zumindest zu meiner Freude. Fünf Sterne.
- Ian Rankin
Mädchengrab - Inspector Rebus 18
(64)Aktuelle Rezension von: JosseleDas Original erschien 2012 unter dem Titel „Standing in Another Man‘s Grave“. John Rebus ist inzwischen Zivilangestellter in der Abteilung für ungelöste Fälle. Der Fall dreht sich um eine Reihe vermisster Frauen. Da einer der Fälle aktuell ist, schafft es Rebus, in das ermittelnde Team um Siobhan Clarke zu gelangen. Siobhan ist inzwischen zum Detective Inspector befördert worden. Rebus geht mittlerweile mit seinem Erzfeind Morris „Big Ger“ Cafferty alle 14 Tage etwas trinken. Dies und seine rebellische Vergangenheit hat dazu geführt, dass die Abteilung für interne Ermittlungen um Malcolm Fox sich für Rebus interessiert, zumal der einen Antrag auf Wiedereinsetzung in den aktiven Polizeidienst gestellt hat, nachdem die Altersgrenzen für die Pensionierung angehoben wurden.
Vorweg möchte ich erwähnen, dass ich zum ersten Mal seit langer Zeit und das nicht nur bezogen auf die Romane von Ian Rankin wieder einen deutschen Titel, der nicht einfach nur übersetzt wurde, passend und gut gelungen fand. Der Originaltitel ist jedoch ebenfalls passend.
Auffällig ist, dass sich Siobhan Clarke und John Rebus nun duzen, nachdem sie sich in allen Bänden vorher gesiezt haben. Da der Autor dies mit keiner Zeile erklärt; denkbar wäre ja, den Wechsel der Anrede mit Rebus Pensionierung oder mit der seit diesem Band vorhandenen Ranggleichheit zu begründen, gehe ich davon aus, dass dies die Idee der neuen Übersetzerin Conny Lösch war, die hier nach dem Fox-Band „Die Sünden der Gerechten“ ihren ersten Band mit John Rebus übersetzt hat.
Erneut hat Rankin, abgesehen von den Protagonisten Rebus, Clarke und Fox sowie dessen Mitarbeitern bei der Inneren das Personal bei der Polizei komplett ausgewechselt, so dass man keinen Bekannten aus früheren Rebus-Bänden begegnet. Zwei ganz alte Bekannte, Brian Holmes (vgl. Band 8: Das Souvenir des Mörders) und Jack Morton (vgl. Band 9: Die Sünden der Väter) werden zwar erwähnt, aber sonst ist die Besetzung am Gayfield Square neu, was ich ein bisschen schade finde, denn es wäre kein logischer Bruch gewesen, das bekannte Personal (Macrae, Hawes, Tibbet etc.) im Dienst zu belassen, im Gegenteil.
Der Band ist einer von den eher seltenen, in denen Rebus und Siobhan auch außerhalb von Edinburgh tätig sind, wobei Rankin die Gelegenheit nutzt, den Lesern den Norden Schottlands näherzubringen. Auf Google Maps kann man den Detectives fiktiv folgen und die Orte betrachten, um die es geht. Allerdings kommt die Handlung des Kriminalfalls dadurch bisweilen nur recht zäh voran.
DI Malcolm Fox von der Inneren kommt in diesem Band etwas sehr bürokratisch und regelrecht förmlich daher, zumal wir aus den zwei vorherigen Solo-Bänden mit ihm wissen, dass er dem ein oder anderen Regelbruch durchaus nicht abgeneigt ist.
Die Geschichte ist nicht frei von Nachlässigkeiten. So heißt es, dass Annette McKie ein Bild per Handy an eine Schulfreundin geschickt hat (Goldmann-Manhattan, 1. Aufl. März 2013, S. 57) und wenig später entpuppt sich die Schulfreundin als Thomas Redfern (ebd., S.71).
Abgesehen davon ist der Roman jedoch einmal mehr ein gelungener Krimi, dem man höchstens zwischendurch mal ein wenig zu viel Sightseeing ankreiden kann. Vier Sterne.
- Ian Rankin
Die Tore der Finsternis
(57)Aktuelle Rezension von: JosseleDieser 13. Band Ian Rankins mit dem Protagonisten John Rebus erschien im Original 2001 unter dem Titel „Resurrection Men“. Die Teilnehmer eines polizeilichen Lehrgangs für Beamte, die sich danebenbenommen haben, darunter John Rebus, sollen in Teamarbeit einen Cold Case Fall erneut bearbeiten. Blöd für Rebus, dass er tief in den Fall verstrickt war und gar kein Interesse an der Aufklärung hat, denn er ist mit einem Spezialauftrag des Chief Constable zum Teilnehmer des Lehrgangs geworden. Daneben gilt es, den Mord an einem Galeristen und Kunsthändler aufzuklären, was in Rebus‘ Abwesenheit wesentlich Siobhan Clarkes Aufgabe ist.
Erfreulich, dass Rebus‘ Alter Ego Siobhan Clarke weiter an Format gewinnt und ihr Tun und Denken immer größere Teile der Geschichten um John Rebus einnimmt. Nachdem es im Vorgängerband „Puppenspiel“ ausnahmsweise nur um einen Fall ging, sind diesmal wieder drei scheinbar unabhängige Verbrechen Inhalt der Aufklärungsbemühungen der Edinburgher Detectives. Aus meiner Sicht macht gerade das auch den Reiz und die Qualität der Rankinschen Rebus-Romane aus. Ich bin daher froh, dass er zur Mehrdimensionalität zurückgekehrt ist.
Das ist möglicherweise nicht jedermanns Sache, denn das Lesen erfordert schon ein bisschen Konzentration. Gerade in diesem Band ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten, denn wer gerade wen hintergeht, wer wen verdächtigt und wer wem was vormacht oder das zumindest versucht, ist höchst kompliziert. Rankin spielt gekonnt mit dem Konjunktiv. Das ist ganz große Krimikunst, abseits von billigen Cliffhangern und brutalen Gewaltdarstellungen.
Die neuen Übersetzer Claus Varrelmann und Annette von der Weppen benutzen im Gegensatz zu ihrem Vorgänger wieder die englischen Dienstbezeichnungen für die Polizisten, zum Glück! Leider gibt es auch in diesem Band Schwächen beim Lektorat zu beklagen, denn Rebus Kollege von der Drogenfahndung heißt manchmal Orminston und manchmal Ormiston und Jazz McCullough firmiert bisweilen als McCollough.
Ein weiteres Highlight dieses Bandes ist die Art und Weise, wie Ian Rankin die Zusammenhänge der verschiedenen Fälle, aktuelle wie weiter zurückliegende, aufdeckt und die Verbrechen auflöst. Diese Fähigkeit hat Rankin in fast allen Rebus-Bänden gezeigt, in diesem gelingt ihm das in Perfektion. Der Autor ist auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Fünf Sterne.
- Ian Rankin
Wolfsmale / Ehrensache
(30)Aktuelle Rezension von: ChaosQueen13Wolfsmale" mein erster Rankin-Krimi aus der Reihe Inspector Rebus es ist der 3. Band, was beim lesen überhaupt kein Problem war. Ich bin total begeistert. Inspector Rebus ist ein nicht ganz typischer Polizist und hat Ecken und Kanten. Er ist einem nicht unbedingt auf Anhieb sympathisch, aber irgendwie wächst einem der Inspector aus Schottland doch ans Herz. Auch das englisch-schottische Verhältnis wurde gut erklärt. Die Geschichte hat alles, was ein toller Krimi braucht, einen absolut psychopathischen Killer, eine schöne Frau und zwei altgediente Polizisten die sich zusammenraufen müssen um den Fall zu lösen. Das alles wird professionell gemixt und endet in einem stürmischen Entscheidungskampf. Und auch wenn der Autor den einen oder anderen Hinweis auf den Täter gibt, ist man am Ende dann doch sehr überrascht. Geschickt gemacht fand ich die Absätze aus Sicht des "Wolfsmannes". Sie gaben einem Einblick in das Seelenleben des Täters ohne zu verraten, wer der Täter ist. Ein überzeugender Krimi. Ich empfehle das Buch gerne weiter. „Ehrensache“ der vierte Roman um den schottischen Inspector John Rebus. Manchmal gibt es Bücher, die so spannend sind, dass man sie nicht mehr aus den Händen legen kann, das Buch hat mich von der ersten bis zu letzten Seite gefesselt. Ein Abgeordneter wird in einem Bordell erwischt und Inspector Rebus hat das Gefühl, dass es sich eher um eine Falle gehandelt hat, als um einen "echten Bordellbesuch“. Als kurze Zeit später auch noch die Frau des Abgeordneten ermordet wird, weiß er, dass er den richtigen Riecher gehabt hat. John Rebus wird bei den Ermittlungen von Detective Holmes unterstützt. Bei den Ermittlungen wird man, das eine oder andere Mal auf eine falsche Fährte geführt, was aber sehr glaubwürdig erscheint. Denn schließlich ist John Rebus alles andere als unfehlbar. Die Lösung des Falles war zumindest für mich überraschend und das gefällt mir bei einem Krimi immer am Besten. - Ian Rankin
Das Gesetz des Sterbens
(26)Aktuelle Rezension von: JosseleDieser 20. Band Rankins mit dem Edinburgher Ermittler John Rebus erschien 2015 mit dem Originaltitel „Even Dogs in the Wild“. Der ehemalige Lord Advocate wird erschlagen und auf Cafferty wird geschossen. Beide haben vorher eine Botschaft erhalten, die ihre Tötung ankündigte. Siobhan Clarke und Malcolm Fox reaktivieren den Polizeirentner John Rebus, weil Cafferty nur mit ihm zu reden bereit ist. Tatsächlich gestaltet sich der Fall dann so, dass Rebus Hilfe benötigt wird. Die Handlung erstreckt sich, wie so ähnlich oft bei Rankins Rebus Romanen über zehn Tage.
Caffertys strikt ablehnendes Verhalten gegenüber Siobhan Clarke zu Beginn des Romans ist überraschend, denn in den vorherigen Bänden hat er sich doch eher darum bemüht, ein auskömmliches, wenn nicht gar freundschaftliches Verhältnis zu ihr aufzubauen. Dass Clarke sich genötigt sieht, den Rentner Rebus einzuschalten, ist zumindest bei Kenntnis der vorherigen Bände nicht wirklich konsistent.
In diesem Band erleben wir den Beginn einer Freundschaft zwischen den als Gegnern gestarteten John Rebus und Malcolm Fox und selbst Cafferty und Rebus pflegen diesmal einen Umgang miteinander, den man als echte Zusammenarbeit bezeichnen kann, zumal sie sich einmal in der Bewertung eines Verbrechens einig sind.
Fast klammheimlich wird Rebus in diesem Band zum Großvater gemacht (Goldmann Tb, 1. Aufl. Januar 2018, S. 338). Später im Buch wird die Enkelin dem Leser vorgestellt (ebd., S. 373ff).
Die Qualitäten von Ian Rankin als Erzähler sind oft und von vielen gewürdigt worden. Auch dieser Roman ist ein Beispiel dafür, wie es gelingen kann, verschiedene Fälle nebeneinander in einem Krimi unterzubringen und dabei weder den Überblick, noch den roten Faden zu verlieren. Die logische Verknüpfung unterschiedlicher Sachverhalte zu einem logischen und sinnvollen Ganzen ist eine der großen Stärken des Autors, wie er in diesem Roman einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis stellt. Einzig die Idee, einen jungen Mann entkommen zu lassen, indem er sich erfolgreich tot stellt, erscheint mir doch ein bisschen arg weit hergeholt. Vier Sterne.
- Ian Rankin
Blutschuld - Inspector Rebus 6
(55)Aktuelle Rezension von: JosseleEs handelt sich um den 6. Band der Geschichten um Inspektor John Rebus. Das Original erschien 1993 unter dem Titel „Mortal Causes“. Der Originaltitel passt meines Erachtens besser zum Inhalt des Romans als der deutsche Titel. Tief unter der Altstadt Edinburghs wird die Leiche Billy Cunninghams gefunden. Er ist der Sohn Caffertys, weiß allerdings nicht von seinem Vater, der vom Gefängnis aus Druck auf Rebus ausübt und seine Leute ebenfalls nach den Mördern suchen lässt. Cunningham war in die paramilitärische, protestantische Orangisten-Szene verwickelt.
Teilweise erfordert das Lesen und vor allem das Verstehen und Durchschauen der vielfältigen Organisationen und Verbindungen der Orangisten-Szene hohe Aufmerksamkeit. Es ist natürlich lobenswert, wenn Rankin diesen Sachverhalt möglichst der Wirklichkeit entsprechend darzustellen versucht, aber ich habe diesbezüglich einfach einen erläuternden Anhang vermisst. Der spärliche Satz, der am Ende des Romans spendiert wird, ist aus meiner Sicht allzu dürftig geraten. Das hätte einige Internetrecherchen ersetzen können und zudem verhindert, dass die Darstellung einen für meine Begriffe zu großen Teil des eigentlichen Romans in Anspruch nimmt.
Der Abschnitt, in dem die verliebte Staatsanwältin ihm Farbe ins Gesicht sprüht und Rebus die hektisch abzuwaschen versucht, während Patience und er Besuch erwarten, ist für meinen Geschmack zu slapstickhaft geraten und passt daher nicht so richtig zum ansonsten von Sarkasmus und schwarzem Humor abgesehen ernst gehaltenen Roman.
Was viele Romane von Ian Rankin auszeichnet, so auch diesen, ist die komplexe Geschichte, die ausgezeichnet durchkomponiert ist, mit immer neuen Wendungen und Überraschungen aufwartet und so die Spannung über große Abschnitte aufrecht zu erhalten versteht.
Wie gewohnt löst Rankin die gesponnenen Fäden am Ende auch auf. Lediglich einen Satz über das Schicksal des Sozialarbeiters habe ich vermisst.
Rankins Schreibstil ist durchwirkt von schwarzem Humor und Sarkasmus. Einen Satz möchte ich zitieren: „Stattdessen gab ihnen der Staat Stütze und Frühstücksfernsehen. (Goldmann TB, einmalige Sonderausgabe Juni 2007, S. 39)
Alles in allem reicht „Blutschuld“ nicht an „Verschlüsselte Wahrheit“ heran, ist aber ein wirklich guter Krimi. Vier Sterne.
- Ian Rankin
Eindeutig Mord
(24)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerHat mir richtig gut gefallen! Die Kurzgeschichten waren jetzt nicht zu kurz, die Handlungen der einzelnen Geschichten interessant und schlüssig, ein Inspector, mit scharfem Ermittlerverstand. Das Mitraten in den einzelnen Fällen hat mir unglaublich viel Spannung und AHA-Effekte gegeben. Aufgrund dieses Buches werde ich sicherlich noch den einen oder anderen Band von Ian Rankin lesen! Kann ich nur empfehlen! - Ian Rankin
Die Seelen der Toten
(63)Aktuelle Rezension von: JosseleDer vorliegende Band ist Band Nr. 10 aus der John Rebus Reihe des Autors. Im Original erschien er 1999 unter dem Titel „Dead Souls“. Wie mittlerweile gewohnt, lässt Rankin seinen Detective Inspector mehrere Fälle gleichzeitig bearbeiten, wobei Rebus zum Teil aus privaten Motiven heraus tätig wird. Diesmal allerdings sind es selbst für Rebus‘ Verhältnisse ungewöhnlich viele. Da ist die Suche nach einem Tiermörder und der Suizid eines Kollegen, der mit der Rückkehr eines Pädophilen zusammenhängen könnte. Der Sohn von Jugendfreunden ist spurlos verschwunden und Rebus muss in einem Prozess gegen mutmaßliche Kinderschänder in einem Waisenhaus aussagen. Und dann ist da noch ein Mehrfachmörder, der nach Verbüßung seiner Haft in den USA nach Edinburgh zurückkehrt und der im Auge behalten respektive vertrieben werden soll. Dabei ist John Rebus nicht in besonders guter Verfassung, da er sich wegen des Todes seines Freundes Jack Morton und des Unfalls seiner Tochter (vgl. Band 9, Die Sünden der Väter) Vorwürfe macht. Seine Beziehung mit Patience Aitken hat der Inspector zwar wieder aufgenommen, aber die beiden leben mehr oder weniger aneinander vorbei.
Interessanterweise, ich lese ja die Rebus-Bände alle zum zweiten Mal, ist dies der erste zum zweiten Mal gelesene Band, bei dem mir während des Lesens die Erkenntnis kam, den Band schon zu kennen, jedenfalls in wesentlichen Teilen. Bei den ersten neun Bänden waren das eher so zwischendurch aufflackernde Erinnerungen. Doch diesmal hatte ich während des Lesens das deutliche Gefühl, die Ermittlungsergebnisse des Teils, der sich um den Kindesmissbrauch dreht, erinnern zu können, nicht aber die des Teils um den Mehrfachmörder. Das stellte sich dann als nur teilweise richtig heraus. Die ganze Dimension und die hervorragend konstruierten Zusammenhänge der Missbrauchsfälle hatte ich nicht mehr in Erinnerung. Rankin spielt in diesem Roman seine Stärke, scheinbar unzusammenhängende Ereignisse zusammenzuführen einmal mehr aus.
Einen bezüglich der Haupthandlung zwar unbedeutenden logischen Lapsus möchte ich dennoch erwähnen: wie aus einem wütenden Mob, angeführt von einer heruntergekommenen Frau in ein paar Tagen eine Kinderschutzorganisation nebst Tochterprojekten werden soll, die Pressekonferenzen gibt und sich um EU-Fördergelder bewirbt, ist etwas arg unwahrscheinlich. (Goldmann Tb, 1. Aufl. Mai 2006, S. 416/417)
Die Fähigkeit Rankins, alle gesponnenen Fäden am Ende dann auch zu einem Netz zu verarbeiten, erzeugt bei mir immer wieder Respekt, auch wenn der Tiermörder am Ende nicht gestellt wird. Es gibt ganz wenige Krimiautoren, die das in der Perfektion beherrschen, allzu oft geht verschiedenes Wichtiges einfach unter. Hingegen scheint Rankin DCI Gill Templer vollkommen aus den Augen verloren zu haben. Sie wird zur Leiterin der Sonderkommission im Mordfall Rough ernannt und verschwindet dann von den Buchseiten. Das ist seltsam und nicht gut gelungen.
In Summe einmal mehr ein lesenswerter Krimi aus Rankins Feder. Vier Sterne.
- Ian Rankin
Der kalte Hauch der Nacht
(50)Aktuelle Rezension von: JosseleEs handelt sich um den bereits 11. Band von Ian Rankins Reihe um den Detective Inspector John Rebus. Das Original erschien im Jahr 2000 unter dem Titel „Set in Darkness“. Wie von Rankin gewohnt, wird wegen mehrerer Kriminalfälle parallel ermittelt. Da ist zum einen der Fund einer zwanzig Jahre alten Leiche bei Bauarbeiten in Queensberry House, dann die Ermordung eines Kandidaten für das neu zu wählende schottische Parlament, dessen Leiche ebenfalls auf der Baustelle gefunden wird. Im Weiteren fällt ein anscheinend obdachloser Mann Siobhan Clarke von der North Bridge fast vor die Füße. Der Mann hat 400.000 Pfund auf dem Konto. Und last but not least geht es um die Suche nach den Vergewaltigern einer Frau. Die Handlung findet zeitlich im Winter 1998/1999 statt, einige Monate vor der Wahl des neu zu gründenden schottischen Parlaments, das das Ergebnis des Scotland Acts 1998 war. Auf den ersten Scotland Act 1978 und das damit verbundene erste Dezentralisierungsreferendum am 01. März 1979, das am Quorum scheiterte, blickt der Autor kurz zurück.
Durchaus gemächlich lässt Rankin die Geschichte(n) diesmal starten und sich langsam entwickeln, routinierte Polizeiarbeit könnte man sagen. Sein Alter Ego und Erzfeind taucht gar erst in der Mitte des Romans erstmals auf.
Ausführlich widmet sich der Autor diesmal auch den Befindlichkeiten und seelischen Zuständen sowohl von Rebus als auch von Siobhan Clarke, die in diesem Roman eine erfreulich große Rolle einnehmen darf.
Wieder gelingt es Rankin, drei Fälle, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, auf beeindruckende Weise miteinander in Beziehung zu setzen bzw. zu verknüpfen. Wo viele andere Schriftsteller krampfhaft Zusammenhänge zusammenwuchten, knüpft er elegante seidene Verbindungsfäden. Einzig der Teil mit den Vergewaltigungen wirkt aufgesetzt, denn er trägt eigentlich nichts zur Gesamtstory bei. Dementsprechend nimmt er zwar keinen breiten Raum ein, aber dennoch wäre es besser gewesen, ihn komplett wegzulassen.
Als störend empfinde ich die Eindeutschung mancher Dienstbezeichnungen der Polizei. So ist von Hauptkommissar Watson (Goldmann Tb, 9. Aufl. Dezember 2002, S.11) die Rede, von Inspektor Derek Linford (ebd., S.12), andererseits aber auch von Detective Sergeant Joseph Dickie (ebd., S.13). Das ist uneinheitlich und wirkt daher unausgegoren und da in den bisherigen Bänden einheitlich die englischen Dienstbezeichnungen verwendet wurden, hätte der neue und erstmals eingesetzte Übersetzer Christian Quatmann besser daran getan, die englischen Bezeichnungen beizubehalten.
Nette kleine Ausflüge in die reale Welt stellen die Anspielung auf die Comicserie Broons, eine Familienserie in schottischer Sprache (ebd., S. 63) und die Erwähnung des Designers Sir Terence Conran, der sich einen Namen durch Luxussanierung von heruntergekommenen Hafenvierteln gemacht hat (ebd., S.373) dar.
Wenn man am Gesamteindruck etwas kritisieren kann, dann vielleicht die Unausgewogenheit der Lektüre, will sagen, es dauert lange, bis der Roman Fahrt aufnimmt und dann überstürzen sich die Ereignisse, so dass es am Ende fast schon überdreht wirkt. Vier Sterne.
- Ian Rankin
Die Sünden der Väter
(60)Aktuelle Rezension von: JosseleDieser neunte Roman Ian Rankins um den Detective Inspector John Rebus in Edinburgh erschien 1998 unter dem Originaltitel „The Hanging Garden“. John Rebus arbeitet mal wieder an mehreren Fällen gleichzeitig. Sein Chef hat ihn mit Ermittlungen zu Joseph Lintz beauftragt, der verdächtigt wird, ein ehemaliger Kriegsverbrecher zu sein. Die Polizei hat eine bosnische Zwangsprostituierte aufgegriffen, die mutmaßlich für Edinburghs neuen Stern am Gangsterhimmel, Tommy Telford, arbeitet und hinter dem das Scottish Crime Squad mit Siobhan Clarke her ist. Es droht ein Bandenkrieg zwischen den Organisationen Telfords und Caffertys auszubrechen. Und als wäre das noch nicht genug, versuchen ausländische Mafiagruppierungen in Großbritannien Fuß zu fassen.
Ein in meinen Augen großartiger Krimi, in dem der Autor ganz nebenbei zwei politische und ein philosophisches Problem anspricht:
Über die Figur Joseph Lintz erinnert Rankin an das Kriegsverbrechen der deutschen Waffen-SS in Oradour-sur-Glane im Juni 1944 und beleuchtet dabei das Thema Schuld und deren Verfolgung, indem er Lintz sagen lässt: „Sehen Sie nicht, wie verlogen es ist, jemanden den Prozess wegen einer Tat zu machen, die man in der gleichen Lage wahrscheinlich auch begangen hätte?“ (Goldmann Tb, 2. Aufl. 2006, S. 130). Die Frage, inwieweit jeder zu solchen Gräueltaten fähig wäre, spielt später nochmals eine Rolle, als der Autor seinen Protagonisten sich erinnern lässt, wie er als Angehöriger des Militärs Teil einer brutalen Vergeltungsaktion gegen Katholiken war (ebd., S. 382 ff.).
Die Verwicklungen alliierter Regierungs- und Geheimdienststellen in die Vertuschung von Kriegsverbrechen, die Verschleierung von Fluchtwegen und die Hilfen für Kriegsverbrecher, die sich noch als nützlich erweisen könnten, sind ein politischer Skandal, den Rankin exemplarisch am Beispiel des realen Massakers von Oradour-sur-Glâne und dessen Folgen deutlich herausarbeitet.
Mit der Person Candice beschreibt Rankin die brutale Welt der Zwangsprostitution, die für ihre Opfer oft genug nur durch die Flucht aus der Realität in eine durch Drogen künstlich erhellte Welt zu ertragen ist. Und er beschreibt die Machtlosigkeit selbst wohlmeinender Polizeikräfte im Kampf gegen dieses Unwesen, die den Opfern letztendlich nur das komplette Untertauchen unter Aufgabe der bisherigen menschlichen Bindungen als Rettung offenlassen. Auch dies im Grunde ein Skandal, der nur politisch gelöst werden kann.
Der Leser ist es gewohnt, von Ian Rankin mit komplexen Handlungssträngen gefordert zu werden, die dann logisch und konsequent auserzählt werden. Dennoch beschlich mich zu Anfang dieses Romans das Gefühl, dass sich Rankin diesmal übernommen haben könnte. Zu weit voneinander entfernt schienen mir die einzelnen Geschichten zu sein, als dass man sie wieder vernünftig miteinander verbinden würde können. Doch weit gefehlt. Mit gewohnter Raffinesse verwebt Rankin die unterschiedlichen Stränge zu einem schlüssigen Ganzen. Dabei ist am Ende alles ein bisschen anders, als es zunächst scheint und wie Rankin die Zusammenhänge schließlich auflöst, ohne den roten Faden zu verlieren und die Logik des Geschehens zu schmähen, das ist allerfeinste Krimikunst. Fünf Sterne.
- Ian Rankin
Puppenspiel
(67)Aktuelle Rezension von: JosselePuppenspiel ist der 12. Roman der Rebus-Reihe und im Original 2001 unter dem Titel „The Falls“ erschienen. Ungewöhnlicherweise beschäftigt die Polizei in diesem Band nur ein einziger Fall, nämlich das spurlose Verschwinden der aus wohlhabendem und einflussreichen Elternhaus stammenden Studentin Philippa Balfour. In ihrem Heimatort findet sich ein kleiner gezimmerter Sarg mit einer geschnitzten Holzpuppe darin. Daher stellt sich für die Polizei in Edinburgh die Frage, ob ein Zusammenhang besteht, zumal auch dem Verschwinden von Frauen in der Vergangenheit ähnliche Sargfunde zugeordnet werden können.
Diejenigen unter den Lesern, die so manchen Vorgängerband für überladen hielten, wird es möglicherweise freuen, dass es hier nur einen Fall aufzuklären gilt. Konzentration auf das Wesentliche also, aber so ganz stimmt das nicht, denn im Hintergrund lauern noch ungeklärte Vermissten- und Todesfälle aus der Vergangenheit.
Für „Farmer“ Watson heißt es Abschied nehmen aus dem Polizeidienst, denn er geht in diesem Band in Pension. Für den Leser verschiebt sich der Abschied von ihm aber um mindestens einen Band, denn kurioserweise ist Watsons Rolle in diesem Roman größer als in vielen, in denen er noch im Dienst war, auch wenn es eine Nebenrolle bleibt.
Im Gegensatz dazu nimmt Siobhan Clarke eine Hauptrolle ein. Der Autor entwickelt sie immer mehr zu einer eigenständigen Persönlichkeit und Ermittlerin, die auf Augenhöhe mit John Rebus ist und nicht mehr nur ein Sidekick.
Wieder eine ärgerliche Änderung der Dienstbezeichnung Colin Carswell. Seit seinem ersten Auftritt in Band 8 ist er Assistant Chief Constable (ACC), in Band 11 dann plötzlich eingedeutscht Stellvertretender Polizeipräsident (SPP) und nun wird er ständig als Vize bezeichnet.
Mr. Marr heißt manchmal Ranald und manchmal Randal mit Vornamen, auf einer Seite gleich beides auf einmal (Goldmann Tb, 3. Aufl. März 2004, S. 307). Auch Grant Hood wird bisweilen als Grant Hodd benannt. Ein bisschen mehr Sorgfalt bei Übersetzung und Korrektur wären sehr wünschenswert gewesen, zumindest in der Ausgabe, die ich gelesen habe.
Boris Becker wird erwähnt als ehemaliger Lieblingstennisspieler von Ellen Wylie. Beckers Rücktritt ist zur Zeit der Veröffentlichung des Originalromans noch nicht lange her gewesen und er hat offenbar auch bei Ian Rankin einigermaßen Eindruck hinterlassen. Pikanterweise sitzt Becker jetzt, wo ich den Roman zum zweiten Mal lese, in einem englischen Gefängnis. (ebd., S. 418)
Leider mangelt es diesmal an einer konkreten Auflösung der vergangenen Ereignisse. Ob der ehemalige Pathologe in der Vergangenheit wirklich gemordet hat, bleibt ebenso unaufgeklärt wie die Identität und das Schicksal der männlichen Leiche in den West Highlands. So spart sich Rankin ausgerechnet in einem relativ übersichtlichen Setting die Mühe des Auserzählens. Schade eigentlich. Drei Sterne.
- Ian Rankin
Schlafende Hunde - Inspector Rebus 19
(18)Aktuelle Rezension von: JosseleDer vorliegende 19. Band von Rankins Reihe um John Rebus ist im Original 2013 unter dem Titel „Saints of the Shadow Bible“ erschienen. Rebus Bewerbung auf Wiederaufnahme in den aktiven Polizeidienst (vgl. Band 18: Mädchengrab) hat Erfolg gehabt, allerdings musste er sich zum Detective Sergeant rückernennen lassen mit der Folge, dass Siobhan Clarke nun seine Chefin ist. Die beiden ermitteln zu einem Autounfall, bei dem ziemlich schnell klar ist, dass es sich nicht um einen normalen Unfall handelt. John Rebus droht Ungemach von Malcolm Fox und der Abteilung für interne Ermittlungen, weil ein dreißig Jahre alter Fall nach einer Gesetzesänderung auf Anweisung der Generalstaatsanwältin neu aufgerollt wird. Um die Sache unter Kontrolle zu behalten, bietet Rebus Fox seine Mitarbeit an. Und dann wird Schottlands Justizminister in seinem Haus tot aufgefunden.
Wie gewohnt also ist John Rebus bei unterschiedlichen Fällen gefragt, wobei es bei einem möglicherweise um seine eigene Zukunft im Polizeidienst geht. Und einmal mehr spielt die Vergangenheit des heutigen Detective Sergeants eine Rolle.
Wie gewohnt sicher und logisch steuert der Autor Ian Rankin die verschiedenen Falltatbestände einer logischen und zusammenhängenden Auflösung zu, wobei die Zusammenhänge dieses Mal etwas arg unwahrscheinlich geraten sind, was jedoch nichts an ihrer inneren Logik ändert.
Besonders gut gefallen hat mir, wie Rankin die Unterschiede zwischen der Polizeiarbeit früher und heute ausarbeitet und beleuchtet.
Es ist erfreulich, dass Malcolm Fox in diesem Band seine Förmlichkeit und seinen Bürokratismus, die ihm entgegen seiner Eigenschaften aus den beiden Solo-Bänden im Band „Mädchengrab“ in übertriebener Form angedichtet wurden, zumindest teilweise wieder ablegt.
Ich weiß natürlich nicht, ob Ian Rankin bereits bei der Kreation von Malcolm Fox die Absicht hatte, ihn in absehbarer Zeit in den CID zurückzuholen und mit dem reaktivierten John Rebus ermitteln zu lassen. Ich vermute mal eher nicht, da er das Personal in den Solobänden ja komplett austauschte. Genau diesen Austausch, den er ja bei der Reaktivierung von Rebus fast komplett erneut vornahm, finde ich weniger gut gelungen. Es werden zwar einige Rebus-Mitwirkende aus seiner aktiven Zeit sozusagen posthum nochmals erwähnt, wie z.B. die beiden Pathologen, aber dass in der Zeit von Rebus Abwesenheit praktisch alle Polizeireviere mit neuem Personal ausgestattet worden sind, nimmt den neuen Romanen ein Stück Vertrautheit und nebenbei auch Realitätsnähe.
Sehr gut gefallen hat mir die kleine Pointe am Ende. Vier Sterne.
- Ian Rankin
Ehrensache - Inspector Rebus 4
(47)Aktuelle Rezension von: JosseleBand Nr. 4 der Reihe um Detective Inspector John Rebus erschien 1992 im Original unter dem Titel „Strip Jack“. Nach seinem Ausflug nach London in Band 3 ermittelt Detective Inspector John Rebus nun wieder in Edinburgh. Der Parlamentsabgeordnete eines Wahlkreises südwestlich von Edinburgh wird in einem Bordell erwischt, wobei eine Meute Reporter vor Ort ist, was nicht nach einem Zufall aussieht. Einige Tage später wird die Frau des Abgeordneten ermordet aus dem Wasser gefischt. Beide, sowohl der Abgeordnete als auch seine Frau haben einen treuen Freundeskreis, mit dem sie verkehren und Rebus ist bald klar, dass sich darin der oder die Täter befinden müssen.
Rankin hat sich gegenüber den drei Vorgängerbänden nochmals gesteigert. Wir begleiten Rebus und die Polizei bei ihren Ermittlungen. Der Plot ist fast ein klassischer, verzwickter Whodunit mit einer Vielzahl an Verdächtigen, es fehlt eigentlich nur an dem gemeinsamen Aufenthaltsort. Rankin legt viele Spuren für den Leser, der Rebus bei den Ermittlungen begleiten, seine Gedanken nachvollziehen und seine Schlüsse, auch die falschen, mitdenken kann. Daraus zieht die Story auch ihre Spannung, denn vieles scheint in diesem Fall plausibel und möglich, zumal alle Personen irgendwie Dreck am Stecken zu haben scheinen, ihrer angeblich treuen Freundschaft miteinander zum Trotz.
Erstmals thematisiert Rankin in diesem Band die Verlogenheit von Politik und deren Akteuren. Gesellschaftskritisch gibt er sich bei der Beschreibung der Zustände in der psychiatrischen Klinik, die allerdings fiktiv ist.
Bemerkenswert finde ich auch, wie Rankin an verschiedenen Stellen des Buches die Auflösung der fiktiven Polizeiwache an der Great London Road, wo John Rebus arbeitet, vorbereitet, sie am Ende gar abbrennen lässt, aber erst im nächsten Band erzählen wird, wie es für Rebus örtlich weitergeht.
Wie gewohnt spart Rankin auch nicht mit sarkastischen Formulierungen. Folgende haben mir besonders gefallen: „Direkt hinter der Tür lag eine borstige Fußmatte, und Rebus nahm sich vor, sich die Schuhe abzutreten, bevor er wieder auf die Straße ging.“ (Goldmann TB, Deutsche Erstausgabe, Februar 2002, S. 30) und „Heutzutage brauchte man nicht lange, um eine Zeitung zu lesen, es sei denn, man interessierte sich für die Werbung (ebd., S. 47). Vier Sterne.