Bücher mit dem Tag "hard boiled"
36 Bücher
- Martin Krist
Freak City / Hexenkessel
(51)Aktuelle Rezension von: EmilyToddDas Buch überraschte mich zunächst mit zwei Handlungssträngen, die nicht auf den ersten Blick miteinander verknüpft waren. Innerhalb der Kapitel wechseln die Perspektive hin und her und meist vor jedem Wechsel mit einem miesen kleinen mitreißenden Cliffhanger. Dadurch entpuppte sich dieser Thriller von Martin Krist als ein absoluter Pageturner. Diese Paarung ließ mich quase nur so durch die Geschichte fliegen.
Freak City: Hexenkessel von Martin Krist enthällt alle Facetten die ein Thrillers nach amerikanischen Stil braucht und erzählt dies alles auf gerade mal knapp über 200 Seiten. Ein düster und fieser wirkender Anti-Held. Verschlagene Polisten und FBI Agenten. Bedrohungen und Drohungen. Panik, Angst und heiße Hitze New Yorks.
Bei Martin Krist ist kein Wort überflüssig, kein Satz zu viel und kein Handlungsstrang sinnlos. Eben ein Autor der weiß wie man schreibt und seine Leser perfekt unterhält.
Hexenkessel ist der Auftakt einer Thriller Serie und deswegen erscheinen einige Punkte vielleicht noch etwas blass und nicht auserzählt. Aber mich machen diese Punkte nur neugierig und scharf auf mehr. Ich bin sehr gespannt darauf wie es weiter gehen wird.
Ich vergebe gerne 4 Sterne für diese sehr guten Auftakt einer vielsprechenden Thriller Reihe. - Adam Sternbergh
Spademan
(46)Aktuelle Rezension von: KruemelGizmoSpademan war ein Müllmann, vor der Bombe, die den Time Square verwüstete und seine Frau tötete. Nun ist Spademan ein Auftragskiller, er braucht nur einen Namen und das Geld, an der Geschichte dahinter ist er nicht interessiert. Er tötet Männer und Frauen, aber keine Kinder. Nur Psychopathen töten Kinder. Bei seinem neuesten Auftrag bekommt Spademan ein Problem, das Opfer ist die Tochter des mächtigsten Predigers des Landes, volljährig aber schwanger…
Spademan stammt aus der Feder von Adam Sternbergh
In einem futuristischen und zerstörten New York lebt Spademan, ein ehemaliger Müllmann, der nun als Auftragskiller arbeitet. Er hat seine Grundsätze er tötet keine Kinder, was bei seinem nächsten Auftrag zum Problem wird, denn sein Opfer ist schwanger und auch ungeborene Kinder tötet er nicht.
Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive erzählt und obwohl auch wörtliche Rede vorkommt wird diese nicht durch Anführungszeichen kenntlich gemacht, was am Anfang ein wenig ungewohnt war beim Lesen auch an den trockenen und nüchternen Stil musste ich mich ein paar Seiten lang dran gewöhnen.
Spademan hat seinen eigenen moralischen Kompass, dem er folgt. Menschen sind ihm eigentlich egal, New York mag er auch nicht, und erst nach und nach erfährt man als Leser warum er so geworden ist und was in New York alles passiert ist.
Die Geschichte selbst empfand ich nicht übermäßig spannend, denn bei der Konstellation der Protagonisten war für mich der eigentliche Ausgang schon sehr vorhersehbar. Das Setting, Spademan als Persönlichkeit und die ein oder andere Idee des futuristischen Lebens in New York war interessant gestaltet und unterhaltsam zu lesen.
Mein Fazit:
Eine unterhaltsame Geschichte mit einem ganz eigenen Stil und einem ungewöhnlichen Protagonisten
- Dashiell Hammett
Der Malteser Falke
(79)Aktuelle Rezension von: YolandeSamuel Dashiell Hammett wurde am 27. Mai 1894 in Maryland geboren. Nach der Teilnahme am 1. Weltkrieg und verschiedenen Aushilfstätigkeiten begann er als Angestellter der Detektivagentur Pinkerton zu arbeiten. Seine literarischen Arbeiten basieren zu einem großen Teil auf persönlichen Erfahrungen, die er als Mitarbeiter dort gemacht hatte. Als Schriftsteller arbeitete Hammett ab 1922. Neben seinen Romanen verfasste er eine Reihe von Kurzgeschichten und Drehbüchern. 1937 trat er in die Kommunistische Partei ein. Wegen dieses politischen Engagements wurde er während der McCarthy-Ära zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt. Seine Tantiemen wurden beschlagnahmt und seine Veröffentlichungen gestoppt.Dashiell Hammett starb am 10. Januar 1961 verarmt in New York und wurde auf dem Soldatenfriedhof Arlington bei Washington beigesetzt. (Quelle: Wikipedia)
Inhalt (Klappentext):Als die hübsche Brigid den Privatdetektiv Sam Spade und seinen Mitarbeiter Miles Archer um Hilfe bittet, weil sie sich vor einem gewissen Thursby fürchtet, da kann Spade noch nicht wissen, wohin ihn das führen wird. Doch nur kurze Zeit später ist sein Partner tot und er selbst auf der Suche nach dessen Mörder. Je länger Spade nachforscht, desto undurchsichtiger wird der Fall. Eine weitere Leiche wird gefunden, und auf mysteriöse Weise scheinen die Morde etwas mit einer äußerst wertvollen Goldstatue zu tun zu haben, die angeblich Malteser Ordensritter vor hunderten von Jahren anfertigen ließen: dem Malteser Falken. Hinter ihm sind gleich mehrere abgebrühte Gangster her und nicht zuletzt auch die verführerische Brigid. Spade gerät selbst in Bedrängnis, als sich ihm Archers Witwe aufdrängt und ihn die Polizei des Mordes an seinem Partner verdächtigt.
Wer kennt ihn nicht? Die Spur des Falken - den grandiosen Film von 1941 mit Humphrey Bogart und Peter Lorre. Sam Spade, der Prototyp des wortkargen und abgebrühten Privatdetektivs, der auf nicht immer legale Weise ermittelt und auch in den brenzligsten Situationen total cool bleibt. Der Film ist sehr eng an die literarische Vorlage angelehnt und fast kommt es einem vor, als würde man das Drehbuch lesen. Die ganze Story ist sehr dialoglastig und Hammett war sehr großzügig in der Verwendung von Adjektiven.
"Samuel Spades Unterkiefer war lang und knochig, sein Kinn ein vorspringendes V unter dem ausdrucksvolleren V seines Mundes. Die rückwärts geschwungene Linie seiner Nasenflügel bildete ein weiteres, kleineres V. Seine gelbgrauen Augen lagen waagrecht. Das V-Motiv wurde erneut von den Augenbrauen aufgegriffen, die von der Doppelfalte über seiner Hakennase nach außen hin anstiegen, während sein blassbraunes Haar von hohen, flachen Schläfen zu einer Spitze in der Stirnmitte auslief. Er sah aus wie ein eigentlich ganz umgänglicher, blonder Satan." (S. 9)
Die Geschichte ist allerdings ziemlich konfus und verwickelt und man weiß lange nicht, worauf alles hinausläuft (natürlich nur, wenn man den Film nicht kennt). Fast alle Charaktere sind irgendwie zwielichtig und haben Hintergedanken. Diese Art Krimi war wohl damals etwas absolut Neues und schlug ein wie eine Bombe. Ich würde trotzdem eher den Film empfehlen, denn die ausschweifende Art der Erzählung lässt die Gedanken öfter mal abdriften und man sollte schon konzentriert bleiben um dieser verwickelten Story folgen zu können.
Fazit: Eine verwickelte Geschichte, ausschweifend erzählt. Bei Interesse würde ich eher den Film von 1941 empfehlen.
- Dashiell Hammett
Der dünne Mann
(31)Aktuelle Rezension von: wampyBuchmeinung zu Dashiell Hammett – Der dünne Mann
›Der dünne Mann‹ ist ein Kriminalroman von Dashiell Hammett, der 2004 bei Diogenes in der Übersetzung von Tom Knoth erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet ›The Thin Man‹ und ist 1934 erschienen.
Zum Autor:
Samuel Dashiell Hammett (geboren 27. Mai 1894 bei Great Mills, Saint Mary’s County, Maryland; gestorben 10. Januar 1961 in New York) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Peter Collinson. Hammett gilt noch vor Raymond Chandler als der Begründer des amerikanischen Kriminalromans (hardboiled novel).
Klappentext:
Nick Charles hat sich geschworen, um keinen Preis der Welt wieder einen Fall zu übernehmen. Schließlich klärt er als Privatmann auf, womit er sich beruflich nicht befassen möchte.
Meine Meinung:
Bei diesem Buch merkte ich erneut, dass ein Prunkstück meiner Jugend viel von seinem Reiz verloren hat. Die Geschichte ist rein aus der Sicht der Hauptfigur Nick Charles geschildert und besteht fast ausschließlich aus Dialogen. Auffällig ist der stete Alkoholkonsum von Nick und auch seiner Frau Nora. Stets hat Nick einen Drink zur Hand und lange Zeit hat man den Eindruck, dass er gar nicht ermitteln will, sondern die Ereignisse über sich ergehen lässt. Erst am Ende präsentiert er die Auflösung, die er seiner Frau danach im Detail erklärt. Vieles basiert auf Annahmen und Wahrscheinlichkeiten, aber sonst würde der Täter ja irgendwann unbestraft verschwinden.Die Figuren sind durch die Bank nicht sonderlich sympathisch gezeichnet, selbst die Hauptfiguren nicht. Nick Charles ist ein verehrter Meisterdetektiv, der den Jahreswechsel an der Ostküste verbringen will und eigentlich nicht mehr ermittelt. Ungewöhnlich, vor allem für die damalige Zeit, ist das Verhältnis zwischen Nick und Nora, das von großem Vertrauen geprägt ist. Nick ist oftmals von attraktiven Damen umschwärmt und Nora hat dies akzeptiert, macht sogar Scherze darüber. Hin und wieder diskutieren sie den Stand der Ermittlungen und zeigen Möglichkeiten auf. Der Schreibstil ist eher leger und mit trockenem Humor durchsetzt. Die Stärke des Titel ist das Bild der amerikanischen Gesellschaft und seine Verknüpfungen in den Figuren. Vieles ist anrüchig und nicht in Ordnung und sorgt für eine dunkle Stimmung. Vermisst habe ich lange Zeit einen soliden Spannungsbogen, denn Nick Charles will ja eigentlich nicht ermitteln.
Fazit:
Dieser Klassiker hat mit der Zeit etwas von seinem Reiz verloren, ist aber immer noch ein Zeitdokument. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus. - Adrian McKinty
Der sichere Tod
(29)Aktuelle Rezension von: EglfingerDie Bronx. Harlem. 2000 Morde pro Jahr. Und nicht gerade das, was der Ire Michael Forsythe sich von New York erhofft hat. Aber als Neuling in Darkey Whites Street Gang macht Michael sich gut. Bis er sich mit dessen Freundin einlässt – eigentlich sein Todesurteil. Doch Darkey hat Michael unterschätzt. Der Ire Michael Forsythe reist 19-jährig als Illegaler in die USA ein um als Handlanger in Darkey Whites mafiöser Organisation zu arbeiten. Er wird in Harlem in einem ungezieferverseuchtem Drecksloch einquartiert und wartet auf seine Chance. Als er endlich zur Tat schreiten kann, erweist er sich als skrupelloser Gewalttäter und es eröffnen sich große Chancen in Whites Mafia. Doch als er sich in die Geliebte seines Chefs, Bridget, verliebt, begeht er einen Riesenfehler. Auf einer Mexikoreise geht bei einem Drogendeal etwas schief und er landet in einem mexikanischen Gefängnis. Schnell stellt sich heraus, dass die Mexikoreise eine Falle war, von der Michael nicht lebendig zurückkommen soll. Doch Michael ist zäher als gedacht und die Rache, die er geschworen hat, sollen Michaels Gegner schon bald am eigenen Leib spüren. Michael wird vom Autor aber nicht nur als skrupelloser Gewalttäter oder gnadenloser Rächer dargestellt, sondern auch als literarisch kultiviert. Mit seinem literarischen Intellekt, gepaart mit Straßenweißheiten, treibt er seine Gangmitglieder immer wieder zur Weißglut, weil er sie spüren lässt, dass sie ihm intellektuell unterlegen sind. Und oft begibt er sich in Tagträume, die einem als Leser halluzinierend vorkommen, die ihm aber auf seiner Flucht von Mexiko vermutlich das Leben retten. Die Geschichte spielt im Jahr 1992, als in Irland noch der Bürgerkrieg vorhanden war, und bevor in New York der spätere Bürgermeister Giuliani mit seiner Nulltoleranzstrategie die Straßen von NY wieder sicherer machte. Es wird nicht auf damalige politische Ereignisse oder heute historisch wichtige Personen eingegangen, sondern sie handelt einfach nur von einem jungen Mann, der sich den Umständen seines Lebens anpasst und daraus versucht das Beste zu machen. Der Schreibstil des Autors ist ein wenig ungewöhnlich, weil die wörtliche Rede nicht hervorgehoben ist, aber das lässt die Geschichte noch intensiver wirken und man gewöhnt sich schnell daran. Woran man sich nicht so schnell gewöhnt, ist die detailbeschriebene Brutalität, aber auch die ist nötig, damit man als Leser ein authentisch Gefühl für das Milieu bekommt, in dem die Geschichte spielt. Ich gebe nur 4 von 5 Sternen, weil mir manchmal der Fortgang der Handlung ein wenig durchhängt. - Jakob Arjouni
Kismet
(58)Aktuelle Rezension von: StephanusDer türkischstämmige Privatdetektiv Kemal Kayankaja will seinem Freund, dem Gastwirt Romario helfen, der von Schutzgelderpressern bedroht wird . Als die Erpresser auftauchen geht so manches schief und Kemal und sein Freund erschießen die Erpresser. Um die Hintermänner aufzudecken ermittelt er und gerät bald in die Schusslinie der kroatischen Mafia und dubioser Geschäftemacher. Die Kneipe von Romario geht in Flammen auf und dieser ist bald ebenso wie Kayankaja in Lebensgefahr, als sein Büro in die Luft fliegt. Eine mörderische Hetzjagd beginnt und Kemal schafft es schließlich sich aus der Schusslinie zu bringen und den Fall zu lösen.
Ajouni gelingt eine spannende Krimi-Handlung im Frankfurter Bahnhofsmilieu mit einer großartigen Hauptfigur. Der Detektiv Kemal Kayankaya, der kein türkisch kann und besser Deutsch spricht als so mancher Deutsche beschreibt sehr gut die Spannungen und Eindrücke der zweiten Generation türkischer Einwanderer, die in Deutschland geboren wurden und nur in ihren Familien die türkische Kultur erfahren haben. Stil und Sprache überzeugen und so mancher pointierter Dialog ist enthalten. Der Autor versteht mit Sprache umzugehen und gekonnt werden Personen beschrieben und auch Spannung aufgebaut, so dass eine lebendige Erzählwelt entsteht, in die ich mich gleich hineinversetzt fühlte. Habe das Buch gerne gelesen und es hat mit gefallen, so dass ich es nur weiterempfehlen kann.
- S.D. Foik
Ära des Verrats
(17)Aktuelle Rezension von: Deaf_LeseratteDas Buch ist von Anfang an sehr spannend mit viele interessante Hintergrundinformationen. Mal wird es spannend und dann wird es ruhig und die Leser werden über einige Informationen aufgeklärt, dann wird es spannend. Einige historische Erzählungen sind mir unbekannt und ich müsste mehrmals googeln. Ein großes Plus. S.D. Foik hat daher gleichen Schreibstil wie Tom Clancy. Nun zurück zum Buch: Zuerst wird es in Hong Kong und später in Kyiv gespielt. Die Schlussphase von der Geschichte in Hong Kong war richtig spannend genau wie die Schlussphase in Kyiv. Positiv finde ich, dass es viele gute und lustige Sprüche und einige Schimpfwörter wie „Holy shit“ gibt und ich darüber schmunzeln kann. Die Szenen passieren fast genau wie im richtigen Leben der Geheimagenten und keine übertriebene Actionszenen, wie man in viele Thriller-Bücher kennt. Genau mein Geschmack. Für große Spionage-Fans ist das Buch genau richtig.
- David Gray
Der Preis
(18)Aktuelle Rezension von: chrikriMilena Fanu ist zufrieden mit sich und ihrem Leben. Sie ist jung, attraktiv, hat einen guten Job bei einem großen Versicherungskonzern und gilt bei ihren Freunden und Kollegen gleichermaßen als beliebt. Doch am Vorabend des französischen Nationalfeiertags wird sie von zwei falschen Kriminalpolizisten in der Pariser Metro entführt und anschließend in einem schalldichten Raum einer raffinierten Psychofolter unterzogen, an der sie seelisch und körperlich zu zerbrechen droht.
Der schreibstil gefällt mir sehr gut. Flüssig und detailliert.
Entführung, Folter und Befreiung ist realistisch beschrieben, man könnte meinen das es tatsächlich so passiert ist.
Kopfkino war ständig auf "on" gestellt. Gänsehaut inklusive. Man war gezwungen weiter zu lesen.
Charaktere wurden super beschrieben. - Raymond Chandler
Der große Schlaf
(95)Aktuelle Rezension von: SeanMit Philip Marlowe erfindet Raymond Chandler zwar nciht den Typus des hardboiled Detective, leifert abre einen der bekenntesten Vertreter dieser ermittler. Zynisch, abgebrüht, mit seinen eigenen Regeln und Moralvorstellungen. Der Fall selbst hat manchmal ein paar Lücken, Chandlers Schreibstil macht diese aber wieder wett.
Wer auf Stereotypen allergisch reagiert, sollte den Krimi - und die anderen der Hardboiled Detectives - aber meiden. 1939 erschienen, ist "Der große Schlaf" eine Ansammlung von Stereotypen, der gleichzeitig mithilft, ein neues Stereotyp zu erschaffen: Das des hartgesottenen Ermittlers.
- Adrian McKinty
Der katholische Bulle
(94)Aktuelle Rezension von: ZahirahGekonnt gelingt es dem Autor Zeitgeschichte der 1980er Jahre in Belfast mit einem raffinierten Krimiplot zu verknüpfen. Getragen wird das Ganze durch seinen Hauptprotagonisten Sean Duffy, der katholische Bulle. Dieser kommt nicht ohne Makel daher, besitzt aber Moral, Tatkraft und ist durchaus stur und verbissen, wenn es darum geht seinen polizeilichen Pflichten nachzukommen. In seinem ersten Fall ermittelt Duffy in alle Richtungen (wortwörtlich), was nicht jedem gefällt. Immer wieder werden ihm Steine in den Weg gelegt. Aber er bleibt hartnäckig. Die Darstellung der politisch motivierten Zustände (Straßenschlachten etc.) verbindet McKinty geschickt mit dem Berufsalltag seiner Hauptfigur, und bringt dem Leser so nicht nur die aufgeladene Atmosphäre sondern auch den Charakter des Sean Duffy näher. Kurzum: Dies ist ein gesellschaftskritischer historischer Roman mit Krimiplot und einem sympathischen Hauptprotagonisten. Mir hat der Roman/Krimi sehr gut gefallen und möchte eine absolute Leseempfehlung aussprechen und vergebe für das Buch 5 von 5 Sterne.
- Adrian McKinty
Der schnelle Tod
(20)Aktuelle Rezension von: EglfingerEin unfreiwilliger Einsatz für den britischen Geheimdienst wird für Michael Forsythe zum Himmelfahrtskommando: Die Terrorzelle, in die er eingeschleust wurde, entpuppt sich als ein Haufen sadistischer Killer. Die beste Lösung, aus der Sache wieder rauszukommen, ist zurückzuschlagen. Die zweitbeste ein schneller Tod. Nachdem er Darkey White und seine Organisation zu Fall brachte, gelangte Michael Forsythe ins Zeugenschutzprogramm. Nach fünf Jahren ist er gelangweilt und fliegt nach Teneriffa um Urlaub zu machen. Dort gerät er in eine Auseinandersetzung zwischen irische und englische Hooligans und landet im Knast. Damit seine Tarnung nicht auffliegt, holt ihn das MI6 und das FBI aus dem Knast und verlangt von ihm, sich in eine Bostoner Terrorzelle einzuschleusen. Er möchte nicht, doch sie drohen ihm mit Abschiebung nach Mexiko, wo noch ein Haftbefehl aussteht, weil er damals aus einem Knast geflohen ist. Er erklärt sich widerwillig bereit und es gelingt ihm sich einzuschleusen und verliebt sich dabei in die Tochter des Chefs namens Gerry. Die Terrorzelle nennt sich die Söhne des Cuchulainn und möchte den gerade in Kraft getretenen Waffenstillstand zwischen IRA und Großbritannien torpedieren. Zunächst schaut alles danach aus, als wäre diese Terrorzelle keine große Gefahr. Doch als Michaels Kontaktperson zum MI6 auf bestialische Weise ermordet wird und er zufällig gerade in der Nähe ist, wird die Sache für Michael persönlich und er gerät ins Visier der Gruppe. Was mir am ersten Teil noch so gut gefallen hat, mit der Nichthervorhebung der wörtlichen Rede und der Sprache, die Michael Forsythe spricht, ist nun weg. Es ist geschrieben wie ein normaler Krimi. Zuerst fand ich es schade, doch es lässt den Helden nun erwachsener erscheinen, schließlich ist er nun keine 19 Jahre mehr. Das Buch zieht sich die ersten zwei Drittel ein wenig hin, doch in dem Moment, wo es für Michael persönlich wird, ist es äußerst spannend und es kaum möglich es jetzt nochmal aus der Hand zu legen. - Marek Krajewski
Der Kalenderblattmörder
(15)Aktuelle Rezension von: PaulTempleDie von mir noch beim Vorgänger weitestgehend vermisste historisch-kulturelle Atmosphäre gelingt Krajewski beim Kalenderblattmörder deutlich (!) besser. Der Kriminalfall, in dem Mock diesmal hinter einem ominösen Serienmörder her ist, bildet nur eine Facette im Buch, welches vor allem durch atmosphärische, historische Schilderungen und dem schier wahnsinnigen Charakter des Hauptprotagonisten punktet. Mock ist gewalttätig, sadistisch, suizidgefährdet, brutal und bisweilen herzlos - doch auch ein begnadeter Polizist. Durch die Untersuchungen der Mordfälle taucht der Leser diesmal auch tief in die Stadtgeschichte Breslaus ein - was beim Vorgänger leider nicht so stark im Fokus stand. Ich habe mich mit dem "Kalenderblattmörder" bestens unterhalten gefühlt und freue mich sehr auf den nächsten Fall! - Don Winslow
Kings of Cool
(125)Aktuelle Rezension von: NickiBorellDas ist echt mal etwas anderes. Die Story an sich nicht mal, aber der Schreibstil. Eine Kombination aus Belletristik und harter Sprache.
- Adrian McKinty
Todestag
(14)Aktuelle Rezension von: EglfingerNach zwölf Jahren auf der Flucht kehrt Michael Forsythe nach Belfast zurück. Er hat vierundzwanzig Stunden Zeit, die entführte Tochter seiner großen Liebe Bridget wiederzufinden. Versagt er, hat er zum letzten Mal versagt… Das Buch beginnt ein Jahr nach dem erfolglosen Attentat auf Michael Forsythe in L. A., wo der erste Teil endete. Michael Forsythe arbeitet als Sicherheitschef in einem Hotel in Peru. Zwei Killer stöbern ihn auf, halten ihm eine Knarre an den Kopf und drücken ihm ein Telefon in die Hand. Am anderen Ende der Leitung ist seine große Liebe Bridget, die noch eine Rechnung mit ihm offen hat, weil er vor zwölf Jahren ihren Verlobten umgebracht hat. Sie stellt ihn vor die Wahl. Entweder er kommt nach Belfast und hilft ihr, ihre entführte Tochter innerhalb von 24 Stunden aufzufinden und alle noch offenen Rechnungen sind beglichen, oder die Killer erschießen ihn an Ort und Stelle. Er kehrt nach Irland zurück, und kaum, dass er in Dublin angekommen ist, kann er gerade noch einen Anschlag auf sich verhindern. Ihm kommen Zweifel, ob er nicht vielleicht doch in eine Falle Bridgets gelaufen ist. Doch die Sehnsucht, dass das Versteckspielen nach zwölf Jahren endlich ein Ende haben könnte, treibt ihn weiter an. Er trifft sich mit Bridget in Belfast und verspricht ihr, ihre Tochter zurückzuholen. Doch schnell muss er feststellen, dass Belfast sich seit dem Friedensprozess sehr verändert hat und seine damaligen Kontakte nicht mehr viel wert sind. Er legt sich mit der Belfaster Unterwelt an um an Informationen zu kommen und riskiert dabei mehrfach sein Leben, bis es um Mitternacht zum großen Showdown der Trilogie kommt. Es ist ein actionreicher Schlussteil der Trilogie der dort endet, wo alles begann – in Irland. Es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf, weil Adrian McKinty seinem Helden nur 24 Stunden Zeit gibt, alles zu einem Ende zu führen. Und genauso verhält sich Michael Forsythe auch. Rücksichtslos und brutal gegenüber allen, die ihm nicht sofort weiterhelfen. Temporeich mit einem überraschenden Auftritt am Ende des Buches. - Don Winslow
Frankie Machine
(84)Aktuelle Rezension von: POMFritzGeiler erster Satz:
"Ich zu sein macht eine Menge Arbeit."
Don Winslows "Tage der Toten" stand bloß auf der Spiegel-Bestsellerliste, während "Frankie Machine" für mich im Verdacht steht, einen Platz auf der ewigen Hitliste einzunehmen.
Alles vorhanden:
Fetzige und dennoch wohlüberlegte bildhafte Sprache statt im Krimibereich leider weitverbreitetes Gestammel. Ein raffinierter Plot, der funktioniert, ohne dass der Leser hinterher Kopfschmerzen kriegt, wie gelegentlich bei Mankell. Treibende Handlung, Tempo, unerwartete Wendepunkte. Perfekt ausgearbeitete Hauptfigur. Übergreifender gesellschaftlicher Hintergrund, der wieder einmal einen tiefen Schatten über die Verhältnisse in den USA legt.
Ach so: Alternder ehemaliger Mafiakiller, der sich im Ruhestand glaubt, wird von seiner Vergangenheit eingeholt.
Ab und zu erneut lesen, wenn einfach nichts Gutes zu finden ist! - David Gray
Kanakenblues
(43)Aktuelle Rezension von: Elmar HuberDie alte Kaffeemaschine hatte sich ausgeröchelt. Boyle griff nach der Kanne und goss die dampfende Flüssigkeit in einen Porzellanbecher.
„Morgen, Arschloch“, prostete er durchs Küchenfenster dem Plakat auf dem Bauzaun gegenüber zu. Das Plakat zeigte ihn selbst, wie er breit lächelnd dem Betrachter eine Polizeimarke entgegenstreckte. Darunter stand in großen, vertrauenerweckend blauen Lettern: „EINER VON UNS.“STORY
Hauptkommissar Lewis Boyle von der Pressestelle der Polizei Hamburg wird zum Tatort eines Mordes gerufen. Der Sohn des Polizeipräsidenten Carl Stiller wurde erschossen, regelrecht hingerichtet. Stiller will Boyle unbedingt bei der Soko dabei haben, und versetzt ihn dafür kurzerhand zur Mordkommission. Stiller hat Beweise dafür, dass Boyle ein Jahr zuvor nicht nur eine Festnahme der Drogenabteilung hat platzen lassen, sondern auch, dass er das Koks, das als Köder dienen sollte, direkt aus der Asservatenkammer an einen Dealer verkauft hat. So glaubt er, etwas gegen den Beamten in der Hand zu haben, um ihn kontrollieren und ggf. die Ermittlungen lenken zu können.Zuvor am selben Tag erfährt der Bauarbeiter Younas davon, dass seine Tochter, die kurz vor dem Abitur steht, von vier jungen Männern vergewaltigt wurde. Auf den Druck seines Schwagers und seiner Ehefrau fasst er widerwillig den Plan, die vier Männer zu töten, die seiner Tochter eine vielversprechende Zukunft geraubt haben.
„Wer immer meinen Sohn erschossen hat, müsste schon sehr viel Pech haben, wenn er dafür mehr als die üblichen zwölf bis fünfzehn Jahre kassiert. Aber zwölf bis fünfzehn Jahre Knast sind mit zu wenig. Das hat mein Junge nicht verdient.“
MEINUNG
Bereits einige Jahre zuvor hat David Gray den vorliegenden Roman unter dem Titel GLASHAUS in Eigenregie veröffentlicht. Als es zur Zusammenarbeit mit dem Pendragon Verlag kam, wurde „das Buch dann zusammen mit den Lektoren wesentlich erweitert und einige Veränderungen vorgenommen. Es ist also komplett überarbeitet worden.“ Und KANAKENBLUES macht sich sehr gut im Programm des Bielefelder Verlages, der dem geneigten Leser vor allem für sein ausgesuchtes Programm moderner Krimis, wie z.B. auch für seine Robert B. Parker-Edition bekannt ist.Nach eigener Aussage wollte David Gray eine Geschichte schreiben, in der „jede Hauptfigur gute Gründe dafür hat, das strafrechtlich, bzw. moralisch verwerfliche zu tun“ (Interview auf http://wortgestalt-buchblog.blogspot.de). So wimmelt es in dem Roman von Grauzonen, keiner der Charaktere hat eine weiße Weste, jeder hat die eine oder andere Fehlbuchung auf seinem Konto. Sogar die Hauptfigur Lewis Boyle ist beileibe kein Saubermann, doch kommt man als normal tickender Leser mit ihm und dem, was ihn antreibt, noch am besten klar. So erklärt sich Boyles rechtliches Fehlverhalten immerhin aus Integrität zu denen, die ihm nahe stehen und richtet sich gegen jene, die ihm selbst ans Bein pissen wollen.
Die Stärke des Autors besteht darin, seine Charaktere, nachdem sie einmal aufgestellt sind, wie Spielfiguren durch das Geschehen zu treiben, die ihre Handlungen und Entscheidungen nahezu vollständig durch äußere Umstände bestimmt. Überdies gelingt es ihm nicht nur, die Motivationen der Figuren klar heraus zu arbeiten, sondern diese auch für den Leser nachvollziehbar aufzubauen. Hüben wie drüben auf dem schmalen Grat der Gesetzestreue. Ganz dicht ist Gray dabei an seinen Personen dran, so dass der Leser gemeinsam mit den Protagonisten in einen Ereignisstrudel gesaugt wird, der einen erst ganz am Ende und ordentlich durchgekaut wieder ausspuckt. „Irgendwie wenigstens den Kopf über Wasser halten“, lautet die Devise. So kann man KANAKENBLUES – nicht zuletzt wegen des Handlungsortes Hamburg – ganz treffend als adrenalingetriebene Mischung der TATORTe mit Mehmet Kurtuluş und seinem Nachfolger Till Schweiger beschreiben.
Im Groben besteht KANAKENBLUES aus zwei Handlungssträngen. Einerseits dem Weg des Soko-Ermittlers wider Willen, Lewis Boyle, der plötzlich unter dem enormen Druck steht, möglichst schnell den Mörder des Sohnes seines obersten Vorgesetzten zu finden und dabei auch noch mit seinem neuen Team klar kommen muss. Auf der anderen Seite dem Pfad des Rächers seiner Tochter Younas, der sein Handeln, zu dem ihn andere gedrängt haben, selbst nicht vollständig vor sich rechtfertigen kann. Doch einmal diesen Weg beschritten, gibt es für ihn auch kein Zurück mehr.
Beide „Kontrahenten“ sind also nicht mit voller Überzeugung bei ihrer jeweiligen Sache und man könnte sich die beiden gut zusammen in einer Kneipe bei einem gemeinsamen Bier vorstellen.
Im Gegensatz zur moralischen Unschärfe, die den Roman beherrscht, ist zu bemerken, dass der Handlungsverlauf sehr gut durchgeplant ist und die Geschichte zu keinem Zeitpunkt zu entgleisen droht. Möglicherweise kommt es KANAKENBLUES hier zugute, dass die Geschichte bereits einmal geschrieben und hierfür „nur“ professionell überarbeitet wurde.
Ein zweiter Fall mit Lewis Boyle ist bereits in Arbeit.
FAZIT
Brillanter Hard Boiled Thriller aus Hamburg. Eine Tour de Force durch alle möglichen Grauzonen, die von vorneherein kein gutes Ende nehmen kann. - Don Winslow
Savages – Zeit des Zorns
(110)Aktuelle Rezension von: turnthepageAuch wenn mich der Plot nicht sehr interessiert hat, ist das Buch sprachlich so fesselnd geschrieben, mit spannenden Figuren, dass ich es einfach fertig lesen musste, und es bleibt auch ein starkes Gefühl des Abenteuers zurück.
- Andrew H. Vachss
Kata
(12)Aktuelle Rezension von: WisentKata von Andrew Vachss ist der Einstieg in eine Krimiserie, in der ein Privatdetektiv ohne Lizenz die Hauptrolle spielt.
Burke, der Privatdetektiv ohne Lizenz hat ein Team, welches im bedingungslos ergeben ist; "der stille Max" einen fast unbesiegbaren Kämpfer, "Mama" eine chinesische Mafiachefin, "den Maulwurf" der menschenscheue Elektronikfreak und einen unbestechlichen, riesigen Hund. Nicht zu vergessen auch einige Prostituierte.
Burke selbst ist im Heim aufgewachsen und kennt das Gefängnis aus eigener Erfahrung. Er bewegt sich in der Unterwelt zwischen Waffenhändlern, Prostituierten, Nazis und dem übrigen Abschaum der Gesellschaft.
In Kata wird Burke von Flood mit der Rache an einem Kinderschänder beauftragt.
Kata ist von Beginn bis Ende spannend geschrieben. Nichts ist vorhersehbar.
Andrew Vachss ist hauptberuflich Rechtsanwalt und verteidigt misshandelte Kinder. Er benutzt sein Wissen, um seine Leser alle Grausamkeiten aufzuzeigen, die Kindern angetan werden. Sein Schreibstil ist kurz, knapp und direkt. Die Geschichte düster, gewaltsam, grausam und nicht für schwache Nerven geeignet.
Das Thema Kindesmissbrauch und Kindesmisshandlung ist das zenrale Thema der gesamten Serie.
Kater ist der mit Abstand beste Krimi, den ich bisher gelesen habe. Leider sind die letzten Romane von Andrew Vachss nicht mehr ins Deutsche übersetzt worden. - Wolf Mathis
Shroud - Ueberall und nirgends: Detektivgeschichten am Limit
(0)Noch keine Rezension vorhanden - Marco Rauch
Hard boiled
(3)Aktuelle Rezension von: inflagrantibooks
Mir persönlich gefällt das Cover richtig gut. Es spiegelt die Stimmung der Geschichte wider und deutet vor dem Lesen schon die Richtung der Atmosphäre an: Düster, dunkel und gewalttätig. Es ist nicht überladen, sondern auf seine wichtigsten Bestandteile reduziert. Autorenname, Titel und ein Ort, in dem diese Geschichte spielen könnte.
Die Geschichte beginnt sehr gewalttätig. Zwei Männer foltern einen anderen um an Informationen zu kommen. Nachdem sie die gewünschten Infos haben, wird der dritte Man getötet. Der namenlose Protagonist besorgt sich danach seine Morphintabletten in einem Hochhaus, was zeitgleich als Spielhalle fungiert. Während ihm ein junges Mädchen ins Auge fällt, lässt er den Doktor auf sich einreden, denn diese Tablettendosis muss reduziert werden. Als der Protagonist vor dem Haus steht, spricht ihn das junge Mädchen an und sie landen bei ihm zu Hause. Von nun an wird er dieses Mädchen nicht mehr los und sein bisheriges Leben nimmt eine ganz andere Richtung an, die er für sich geplant hatte.
Bevor ich anfange, bedanke ich mich recht herzlich beim Koios Verlag für das Rezensions-Exemplar.
„Hard Boiled“ ist eine sehr dunkle Geschichte, die von Gewalt, Tod, Drogen und Sex geprägt ist. Ich werde versuchen, so wenig wie möglich zu Spoilern, kann aber für nichts garantieren.
Die Welt, wie wir sie kennen, ist anscheinend untergangen. Einzelne Städte und ganze Länder haben sich wortwörtlich abgegrenzt. Eine Einreise ist kaum mehr möglich, außer man hat Beziehung. Oder Geld. Am besten beides. Der Ort der Handlung beschränkt sich auf Wien, auch wenn hier und da noch von anderen Orten erzählt wird. Die Darstellung der untergangenen Welt ist klasse. Man liest sogar zwischen den Zeilen, dass an allen Ecken die Gewalt vorherrscht. Das spiegelt sich auch in dem immer bewölkten Himmel, den ständigem Regen und dem Dreck an jeder Straßenecke. Müll häuft sich entlang der stinkenden Donau. Für tiefe Gefühle, Mitleid oder gar Liebe ist kein Platz. Wien wird von „Firmen“ kontrolliert, die eindeutig das Sagen haben. An dieser Stelle erfährt man aber leider nicht, warum die Welt in Schutt und Asche liegt. Hier und da wird zwar von einem Krieg gesprochen, aber auch dazu erfährt man nichts Näheres. Was diese Firmen kontrollieren oder wie sie dazu gekommen sind, erfährt man ebenfalls nicht. Einerseits ist das wirklich schade, andererseits reduziert der Autor damit die Geschichte auf das Nötigste. Er zeigte mir nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben seines Protagonisten, ohne jedoch Hintergrundinformationen zu verraten. Hier bin ich bis jetzt etwas gespalten. Auf der einen Seite fehlen mir einfach wichtige Informationen um die Handlungen der agierenden Figuren nachzuvollziehen. Wie ist der Protagonist zu dem geworden, was er ist? Woher kommen diese „Firmen“? Warum ist die Welt so wie sie ist? Nicht mal kleine Andeutungen werden eingestreut, damit ich mir als Leser vielleicht selbst etwas zusammen raten kann. Auf der anderen Seite geht es wirklich nur um den namenlosen Protagonisten, den ich nur ein kleines Stück begleiten durfte. Ich erfuhr viel über ihn, seine Mitmenschen und das Miteinander unter den noch Lebenden, trotz der fehlenden Hintergrundinformationen.
Ein paar kleine Logikfehler fand ich dennoch:
„Am Himmel hängen schwere, dicke Regenwolken. Grau und teilnahmslos schweben sie dort schon seit einer Ewigkeit und sorgen dafür, dass keiner unter diesem Himmel die Sonne oder den Mond je wieder zu Gesicht bekommen wird.“ (Seite 7, Zeile 3) (Copyright Text: Autor/Marco Rauch, Verlag/Koios)
„Als wir damit fertig sind, haben die heraufziehenden Wolken den Himmel weitestgehend verdunkelt. Das tiefe, dunkle Blau der Wolken verschmilzt mit dem Blau des Horizonts und lässt alles wie ein einheitliches Gebilde erscheinen, das nahtlos ineinander übergeht.“ (Seite 52, Zeile 21) (Copyright Text: Autor/Marco Rauch, Verlag/Koios)
Immer wieder wird erwähnt, dass der Himmel Dauerbewölkt ist. Niemand sieht die Sonne oder den Mond. Und dennoch wird in dem zweiten Zitat auf den blauen Himmel eingegangen. Das fand ich seltsam, denn allein schon die Tatsache, dass der blaue Himmel nicht mehr sichtbar ist und Wolken auf die Welt herunterdrücken, macht viel der düsteren Stimmung aus.
Der Protagonist (im Folgenden Mister X genannt) wird als Schlägertyp/Auftragsmörder dargestellt, der wenn nötig, jeden tötet der sich ihm in den Weg stellt. Ohne Probleme kann er nur mit einem Messer bewaffnet fünf Kerle abschlachten und geht vollkommen ohne Verletzung aus dem Kampf hervor. Davon gibt es ein paar Szenen, die die Glaubwürdigkeit des Protagonisten herabsetzen. In diesen Szenen wirkt er eher wie Superman, anstatt seinem Bild als älterer, Morphintabletten-Abhängiger Mörder gerecht zu werden. Auch hier bin ich wieder gespalten, denn das Bild von ihm ist eigentlich einschlägig, dennoch werfen diese Kampfszenen seine Glaubwürdigkeit über den Haufen und lassen ihn etwas zu sehr Überzeugt von sich selbst erscheinen. Einen Namen, Alter oder Aussehen erfährt man indes nicht. Während des Lesens wird zwar klar, dass der älter als 16 sein muss, viel älter, aber das war es auch schon. Diesen Umstand fand ich erfrischend! Ich könnte mir aufgrund der Taten und des Gesagten von ihm, selbst ein Bild zusammen stellen. Somit hat jeder, der dieses Buch liest, einen eigenen Protagonisten vor Augen. Anfangs dachte ich, das es schwer werden könnte, einen Bezug herzustellen, aber diesen fand ich ohne Probleme. Auch wenn die Ich-Form des Textes an einigen Stellen Wiederholungen aufwirft, las ich mich doch recht schnell in die Psyche des Mannes ein. Skrupel oder ein Gewissen sind ihm nur noch sehr schwach in Erinnerung und kommen kaum noch zu Tage. Er tut, was getan werden muss, ohne es zu hinterfragen. Seine Handlungen sind nicht immer nachvollziehbar, was aber eben daran lag, dass mir null Hintergrundinformationen gegeben wurden.
Es fällt mir schwer, meine Empfindungen in Worte zu fassen. Ich möchte hier ebenfalls noch einmal erwähnen, dass es einerseits kompliziert war, mit dem Protagonisten umzugehen aufgrund der fehlenden Hintergrundinfos, andererseits war der Schreibstil des Autors sehr aussagekräftig. Er zeigte ein Bild seines namenlosen Protagonisten allein durch dessen Handlungen auf und dadurch, wie er etwas und in welchem Zusammenhang er es sagte. Ich will damit sagen, dass die Art und Weise des Geschriebenen gleichzeitig eine gute und schlechte Seite hat und mich als Leser in meiner Meinung teilt. Ein Beispiel:
„Während ich quer durch die Stadt zu Mikes Wohnung fahre, wird mir klar, dass mir Amanda viel bedeutet und ich sie erstaunlicherweise sehr gern habe, mehr als ich mir zunächst eingestehen wollte.“ (Seite 37, Zeile 28) (Copyright Text: Autor/Marco Rauch, Verlag/Koios)
Wie gesagt ist Mister X kalt, ihn interessiert es nicht, wenn jemand zu tote gefoltert wird. Aber nach einer Nacht ist er sich sicher, dass ihm Amanda mehr bedeutet, als ihm klar war. Warum ist das so? Des Weiteren verschont er einen Mann, bei welchem er denkt, er sei Unschuldig, schlachtet aber ein Haus voller Menschen ab, die vielleicht etwas getan haben könnten, dass ihm nicht passt? Ich denke, dass mit mehr Informationen über ihn, man diesen Gedankengang besser hätte nachvollziehen können. Die Szene davor verdeutlicht aber zeitgleich, dass in dieser Welt kein Platz für Gefühle ist und der Protagonist alles so nimmt, wie es passiert. Sie sitzen im Auto. Er hat sie zur Schule gefahren und beide sind zu spät dran.
„Kurz darauf kommt ihr Kopf hoch und sie schluckt runter. Sie setzt sich am Beifahrersitz auf. Ich mache mir die Hose zu.“ (Seite 37, Zeile 7) (Copyright Text: Autor/Marco Rauch, Verlag/Koios)
Sehr gut, trotz der Verwirrung die die Schreibweise hervorgerufen hat, sind die kurzen Sätze, die hervorragend die Atmosphäre widerspiegeln. Der Autor verzichten auf unnötige Wörter, was meistens sehr gut zum Inhalt der Geschichte passt.
Noch etwas, das mich irritiert hat, war folgendes: Mister X sucht sich Männer für eine Übernahme einer fremden Lieferung. Es wird betont, dass diese Männer diszipliniert und trainiert sind. Sie reißen nicht unkontrolliert die Waffen während des Verteilens an sich (Seite 46, Zeile 13). Eine Seite weiter wird aber oft erwähnt, dass diese Männer nervös sind, Angst haben und sich dadurch sogar übergeben müssen. (Seite 47, Zeile 7). Anscheinend machen sie so einen Überfall/ eine Übernahme einer Lieferung für eine andere Firma nicht das erste Mal, warum sind sie also erst diszipliniert und dann übergeben sie sich in die Büsche (Seite 49, Zeile 29)? Die Anmerkungen mit dem Himmel und den Männern sind jetzt nur zwei Beispiele, es gab noch ein paar andere Stellen, an denen die Logik von zuvor aufgestellten Äußerungen zunichte gemacht wurde.
Auch das fehlende Ende der Vorbereitungen auf diese Übernahme der Lieferung fand ich enttäuschend. Ich las, wie die Männer nervös waren, wie darauf gewartet wird, das die LKW´s auftauchen und dann endet das Kapitel. Im nächsten geht es dann gleich mit der Versorgung der Verletzen weiter, die in der Verfolgungsjagd getroffen wurden. Die Geschichte hat zwar durchweg einen relativ hohen Spannungsbogen, aber so kurz vor einem wirklich heiklen Spannungspunkt abzubrechen und diesen dann einfach zu übergehen, nahm mir als Leser die Lust am Lesen, denn genau das wäre wirklich interessant gewesen. Und von solchen Übergängen gab es leider einige.
Wenn die Handlungen auch meistens nachvollziehbar sind (jedenfalls dann, wenn die Protagonisten agieren und reagieren), so gibt es doch auch hier und da ein paar Szenen, in denen mir ein „Was?“ herausgerutscht ist. Zum Beispiel ab Seite 169, Zeile25, in der sich Mister X in einer Bar zusammenschlagen lässt, nachdem er sich mit einem Bekannten unterhalten hat. Mister X möchte einen Gefallen von ihm, der andere lehnt ab. Nachdem sich Mister X hat zusammenschlagen lassen, nimmt sein Bekannter den Auftrag doch an. Warum tut er das? Die Erklärung für die geänderte Meinung geht unter, auch wenn ich die plötzlich aufkommende Gewalt verstehen kann, da sie wiederrum ein Produkt der brutalen Welt ist.
Am Ende sind es natürlich einige Leute, die sterben mussten. Auch wenn diese Welt brutal, erbarmungslos und äußerst dunkel ist, kann ich auch hier einige Morde nicht nachvollziehen. Außerdem fehlten mir Auflösungen einiger Konflikte, die erklärende Bedeutung der Beziehungen zwischen einzelnen Protagonisten und, immer noch, die Hintergrundinformationen.
Wenn am Anfang der Geschichte wenig erzählt oder verraten wird, so wird es gegen Ende immer weniger, was man erfährt. Der Autor lässt den Leser nicht mehr an den Entscheidungen teilhaben, die Mister X trifft, sondern stellt uns vor vollendete Tatsachen. Gedankengänge werden übersprungen oder durch verwirrende Dialoge ersetzt. Das Ende in Bezug auf die Geschichte ist wiederrum passend. Es schließt mit den Protagonisten ab. Im Grunde ist es ein gutes Ende, aber ohne Happy End.
Zum Schluss möchte ich noch etwas in eigener Sache erwähnen. Ich weiß, dass der Autor aus Österreich stammt und dadurch auch die folgenden Anmerkung zu erklären sind, dennoch waren sie für mich befremdlich, da ich sie nicht kenne. Andererseits passen sie zum Protagonisten und machen ihn dadurch authentischer. Wieder einmal ist meine Meinung gespalten.
„»Na fein«, sagte sie und ist schon am Weg ins Schlafzimmer.“
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„Larsen schweigt und dämpft seine Zigarette aus.“
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„Viktor liegt wieder am Rücken und starrt …“
(Copyright Text: Autor/Marco Rauch, Verlag/Koios)
Der Autor baut mir viel Mühe und ohne störende Adjektive eine brutale und schonungslose Welt auf, die er gekonnt am Leben erhält. Es gibt nicht eine Seite, auf der die grausame Atmosphäre verloren geht. Allerdings hat mich diese Geschichte immer und immer wieder innerlich zerrissen. Meistens war ich mit mir selbst nicht einer Meinung. Wenn ich zum Beispiel das Fehlen der Hintergrundinfos störend fand, war genau dieser Umstand an einer anderen Stelle perfekt eingearbeitet. Einmal angefangen fand ich mich dann recht schnell in einer überaus düsteren Welt wieder, die keinen Platz für tiefe, zwischenmenschliche Beziehung lässt. „Hard Boiled“ zeigt auf eine wirklich grausame und erbarmungslose Art, was aus den Menschen wird, wenn die ganze Welt in Chaos und Gewalt versinkt. Denn auch wenn Gefühle auftauchen, sie werden nicht wirklich erkannt und die Menschen reagieren so, wie sie es kennen: Mit einer ganzen Menge an roher Gewalt.
Mich hier für eine Bewertung zu entscheiden, viel mir noch nie so schwer. Eigentlich habe ich nach dem Lesen immer ein direktes und klares Bild von der Geschichte. Nach dem Schreiben der Rezension würde ich aber 3 von 5 Marken an „Hard Boiled“ vergeben, da mir doch im Großen und Ganzen einfach zu viel fehlte. Hintergrundinformationen, Gedankengänge und Erklärungen für Handlungen könnten, wenn schon nicht offensichtlich dargestellt, wenigstens am Ende der Geschichte subtil eingebracht und daher nachvollziehbar sein.
Liebe Grüße
- Walter Mosley
Little Scarlet
(4)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerNein, danke. Walter Mosley hat mit Easy Rawlins das für mich nervigste und überheblichste "Private Eye" aller Zeiten geschaffen. Genau dieser ich - erzählende Detective hat mir das Lesevergnügen dann auch ordentlich vermasselt. Die Fäuste funktionieren deutlich besser als das Gehirn; alle jungen Frauen, die diesen 50jährigen Wichtigtuer erblicken, denken sofort an Babies. Sicher. Weit interessanter als dieser fürchterliche Privatermittler ist dann der Extratext, den der Autor in die Geschichte einarbeitet und der die Atmosphäre der Revolte von Watts meinen Recherchen zufolge durchaus realistisch wiedergibt. Dafür einen Stern. Mehr werden es dann auch leider nicht, denn zu der Problematik der Figur Easy Rawlins addiert sich noch die ein oder andere Inkongruenz auf Ebene der Geschichte, deren eine für mein Empfinden wirklich gravierend ist und das Leseerlebnis empfindlich schmälert. Keine Empfehlung. Für mich nie wieder Walter Mosley.