Bücher mit dem Tag "geschlechterrolle"
42 Bücher
- Theodor Fontane
Effi Briest
(1.769)Aktuelle Rezension von: GeerthiEffi Briest, ein siebzehnjähriges Mädchen, das mit ihren Freundinnen im Garten von Hohen-Cremmen spielt, wird Baron Geert Innstätten vorgestellt. Ein Mann im Alter ihrer Mutter, ein politisch strebsamer Landrat höchsten Ansehens. Schon bald werden die Verlobung und dann die Hochzeit gefeiert und Effi zieht mit ihrem Bräutigam in die pommersche Kleinstadt Kessin in ein altmodisches Fachwerkhaus zwischen Seebädern und der Plantage, einem weiten Wald. Nicht nur ist ihr das Haus mit dem Geist des Chinese unheimlich, sie langweilt sich auch ungemein. Ihr für Wagner schwärmender Ehemann ist wenig sinnlich und selten zuhause, das Kind das sie schon bald zur Welt bringt wird von Roswitha ihrer Vertrauten versorgt und der liebenswürdige Freund Apotheker Gieshübler, kümmert sich um die junge Ehefrau intellektuell. Nichts davon stillt jedoch Effis Temperament. Allein Major Crampas, Instettens Freund erfrischt sie auf wunderliche Weise. Sie beginnt zu kokettieren und verwandelt sich darüber vom Mädchen zur Frau.
Der Schreibstil ist speziell mit veralteten Wörtern. Man kann jedoch sehr gut in die damalige Zeit zurückversetzen und nachvollziehen, wie sie sich gefühlt haben. Dieses Werk ist viel mehr als es auf dem ersten Blick scheint. Es geht um die Gesellschaft und Liebe.
Das Buch gibt sehr viele Denkanstösse. Für Liebhaber dieser Genre wird das ein Genuss sein!
- Charlotte Roche
Feuchtgebiete
(2.325)Aktuelle Rezension von: Boris_GoroffDieses Buch ist das Papier nicht wert, auf das es gedruckt wurde. Was hat sich der Verlag dabei gedacht so etwas zu publizieren?
- Kathryn Stockett
Gute Geister
(690)Aktuelle Rezension von: Janisa11061994Zumal es eine sehr schöne historische Geschichte ist und gleichzeitig traurige. Am Anfang kommt man nicht so rein jedoch ab der 2. Kapitel ist mann voll drinnen.. Es hat mir Spaß gemacht und ich habe mitgefiebert, jedoch das Ende könnte etwas nunja besser sein. Trotz allem sehr empfehlenswert ich habe es geliebt, das sollte jeder mal gelesen haben.
- Donna W. Cross
Die Päpstin
(4.379)Aktuelle Rezension von: Renate1964Ich habe die Taschenbuchausgabe des Aufbau-Verlages gelesen und mir gefällt deren Cover viel besser als die Frau von hinten. Der Roman beginnt 814 mit Johannas Geburt. Man erfährt über die lebensumstände zu dieser Zeit, über Glauben und Aberglauben. Der Lebensweg der Protagonistin ist abenteuerlich und wird spannend erzählt, egal,ob es nun Fiktion oder Wahrheit ist .Die Autorin nimmt im Nachwort kurz dazu Stellung.
Mir gefällt gut, dass die Beweggründe der Figuren aufgezeigt werden. Viele Motive sind zeitlos. Von mir eine absolute Leseempfehlung
- Margarete Stokowski
Untenrum frei
(240)Aktuelle Rezension von: SiriMagBuecherMagarete Stokowski vereint in „untenrum frei“ ihre persönlichen Erfahrungen als Frau und die klassische feministische Literatur in einem nachdenklichen, aber dennoch leichten Buch. Sie schildert ihre Gedanken über die Klassiker des Feminismus (wie bspw. Simone de Beauvoir) und untermalt dies mit persönlichen Anekdoten. Für mich war dies ein super Einstieg in die feministischen Werke. Gerade die Klassiker sind teilweise etwas kompliziert verfasst. Magarete Stokowski aber schafft es, diese einem näher zu bringen, ohne von oben herab zu wirken. Somit ist „untenrum freu“ für mich zur perfekten Einstiegslektüre in die feministische Literatur und damit absolute Pflicht. Übrigens nicht nur für Frauen.
- Simone de Beauvoir
Das andere Geschlecht
(63)Aktuelle Rezension von: xoxo_love_booksDieses Werk wurde mir zur Bearbeitung meiner Hausarbeit in Philosophie zum Thema, ob das derzeitige philosophische Wissen androzentrisch ist oder nicht zum Lesen empfohlen. Es ist ein Werk, welches das Frau sein seit der römischen und griechischen Antike bis zu Beginn des 20. Jhd. untersucht und Unterschiede zwischen Mann und Frau versucht zu nennen. Von der Biologie aber vor allem von den Soziologischen Faktoren. Beauvoir untersucht den Werdegang von Frauen und beschreibt die damalige Situationen von Frauen, wobei festzustellen ist, dass das Denken der Menschen bzw. der allgemeine gesellschaftliche Gedanke damals noch deutlich konservativer war, als es das heute ist. Bis letztendlich zur Befreiung der Frau. Ein politisches, kritisches, bahnbrechendes, feministisches Werk und jede*m zu empfehlen!
- Christiane Lind
Geheimnisse der Gaukler: Historischer Roman
(36)Aktuelle Rezension von: PitziEngland, 1587:
Die junge, immer zu Streichen aufgelegte lebenslustige Alice, Tochter eines vermögenden Kaufmanns, liebt das Theater, doch leider ist es Frauen verwehrt dem Beruf des Schauspielers nachzugehen. Als Zögling aus gutem Hause wäre ihr dieser Weg sowieso versperrt gewesen. Stattdessen hat ihr Vater bereits eine Ehe arrangiert, die Alice Familie mehr Privilegien und Ansehen verleihen wird. Alice soll Stephen, einen Mann des Hochadels heiraten. Doch schon bei ihrer ersten gemeinsamen Begegnung stellt Alice für sich fest, dass sie Stephen nicht mag. Sie belauscht zudem ein Gespräch ihrer Brüder, bei der es um den zweifelhaften Charakter ihres Zukünftigen geht. Dennoch muss sie sich dem Wunsch ihres Vaters fügen.
Die Wahl ihres Vaters unglücklich zu nennen, wäre reichlich untertrieben, denn Stephen entpuppt sich als grausamer, harter, selbstverliebter Despot, der es genießt, Frauen zu brechen und zu unterwerfen. Prügel gehören von nun an zu Alice täglichem Leben dazu und sie verwandelt sich, immer mehr, in eine ängstliche Marionette. Als sie allerdings aufgrund von schweren Verletzungen durch Stephens Schläge eine Fehlgeburt erleidet, begreift sie, dass sie fliehen muss aus ihrer Ehe, um zu überleben. Und da sie immer noch eine Schwäche für das Theaterleben hat und auch nicht weiß, wohin sie sonst gehen kann, da von ihrer Familie keinerlei Hilfe und Rückhalt zu erwarten ist, beschließt sie, sich in Männerverkleidung nach London durchzuschlagen.
London entpuppt sich als laute, dreckige und unwirtliche Stadt, die mit behüteten Menschen wie Alice, nicht zimperlich umgeht. Schon kurz nach ihrer Ankunft wird sie beraubt, allerdings steht ihr zumindest ein Mann bei, der den Raub verfolgt hat. Der hoch gewachsene, attraktive Fremde, ist der scheuen Alice jedoch nicht geheuer und so versucht sie weiterhin, auf eigene Faust, eine Anstellung beim Theater zu finden. Der scharfsinnige Autor Christopher Marlowe lässt sich keinesfalls von Alices Maskerade an der Nase herumführen. Doch Alices Mut und ihre Entschlossenheit imponieren ihm und so gibt er ihr die Chance, Theaterluft zu schnuppern. Doch ist Alice im fernen London wirklich sicher vor ihrem gewalttätigen Gatten?
Vor einigen Jahren las ich den historischen Debütroman der Autorin, der den Titel „Die Geliebte des Sarazenen“ trug und mochte das Buch, das die Geschichte einer starken Frau erzählt, damals sehr. Starken Frauen begegnet man aber auch in anderen lesenswerten Büchern oder Romanreihen von Christiane Lind; so etwa möchte ich an dieser Stelle die tollen viktorianischen Krimis der Maud & Lady Christabel Reihe“ nicht unerwähnt lassen, die die Autorin unter dem Pseudonym C.L. Potter schrieb.
Alice, die Heldin in „Geheimnisse der Gaukler“, ist anfangs eine offene, lebenslustige junge Frau, die durch die Schläge und Grausamkeiten ihres Gatten gefügig gemacht werden soll. Trotz ihrer Verzweiflung und Angst, ist ihr Überlebenswille ungebrochen und ab dem Punkt, als sie begreift, dass ihre Tage, sollte sie an Stephens Seite bleiben, gezählt sind, wird sie wieder zur „alten“ Alice, die ihre Ängste überwindet und mutig zur Tat schreitet. Dieser Wandel wirkt nachvollziehbar dargeboten und weil Alice dazu eine sympathische, facettenreiche Romanheldin ist, ist man als Leser schnell gefangen von der spannenden Geschichte.
Sehr detailliert und informativ schildert die Autorin das Theaterleben. Man erhält aber auch spannende Einblicke in die Welt der Spionage, denn neben der sich anbahnenden Liebesgeschichte zwischen Alice und James, hat auch der umtriebige, geheimnisvolle Christopher ‚Kit’ Marlowe einen großen Anteil am Fortgang der Story.
Das elisabethanische London, das Christiane Lind hier auferstehen lässt, vor dem geistigen Auge ihrer Leserschaft, ist keinesfalls märchenhaft verklärt. Man bekommt einen ungeschönten Blick auf London geboten und die vielen eingestreuten historischen Fakten und Details, sorgen dafür, dass die fiktionale Liebesgeschichte, in einen realistisch anmutenden Background gebettet wird.
Die aufwendige Hintergrundrecherche hat sich gelohnt, denn man bekommt einen ansprechenden Historienschmöker geboten, der reichlich Theaterflair verströmt.
Zwar wird sich im realen Leben wohl nie klären lassen, ob Shakespeare wirklich der Autor zahlreicher Bühnenstücke war oder ob er dafür lediglich mit seinem Namen Pate stand, doch fand ich Christiane Linds erzählte Version in dieser Story interessant erzählt.
Lediglich James, Alice großer Liebe, kommt hier, für meinen Geschmack, etwas zu kurz. Zwar erhält man kleine Einblicke in seine Gedankenwelt, doch hätte ich mir gewünscht, dass er einen größeren Anteil an der Story, noch mehr gemeinsame Momente/Streitgespräche/Dialoge mit der Romanheldin gehabt hätte. Und auch die plötzliche Passivität des Bruders von Alice, der nach einer Prügelei mit Alice Mann so schnell einknickt, fand ich nicht so ganz stimmig. Da diese Punkte jedoch nicht wirklich ins Gewicht fallen und der Roman ansonsten so lesenswert und spannend erzählt ist, habe ich lediglich einen halben Punkt bei meiner Bewertung abgezogen und empfehle „Geheimnisse der Gaukler“ gerne weiter. 4.5 von 5 Punkten.
- Tracy Chevalier
Zwei bemerkenswerte Frauen
(82)Aktuelle Rezension von: MartinAZwei bemerkenswerte Frauen beschreibt nun, mit einigen künstlerischen Freiheiten, die Freundschaft der beiden sehr unterschiedlichen Frauen. Der Vergleich mit Jane Austen liegt nahe, doch unterscheidet sich Chevaliers Werk von der Autorin, obwohl … Jane Austen und Fossilien, wäre fast schon treffend. Wobei auch die Anmerkung erlaubt sein darf, dass die angedeutete Liebesgeschichte nicht vorhanden ist, sondern nur Beiwerk ist und die beiden Frauen und ihre Faszination für Kuris (Fossilien) im Vordergrund stehen.
Chevalier versetzt uns in eine vergangene Zeit, aber so detailorientiert, dass man glauben könnte selbst auf Fossiliensuche am Strand zu sein.
Chevalier lässt beide Protagonistinnen zu Wort kommen und man erkennt schnell welches Kapitel welchen Charakter beschreibt. So erhält die Geschichte durch ihre beiden Protagonisten Tiefgang.
Zwei bemerkenswerte Frauen ist eine interessante, nie langweilig werdende Geschichte, die vielleicht nur dann enttäuscht, wenn man ein kleines Liebesdrama erwartet. Gefühle spielen natürlich eine Rolle, aber Fossilien ebenso und natürlich das Lebenswerk zweier wirklich bemerkenswerter Frauen. - Nicole Staudinger
Männer sind auch nur Menschen
(38)Aktuelle Rezension von: HEIDIZSind Männer Menschen ??? *ggg*
na klar ...
"Männer sind auch nur Menschen"
Untertitel: Warum es hilft, sie hin und wieder daran zu erinnern
... ist ein amüsant und natürlich schlagfertig geschrieben !!!
Dass wir Frauen zusammenhalten müssen war ja schon immer klar, Nicole Staudinger bringt es in ihrem Buch auf den Punkt !!!
Leseprobe:
========Ich weiß nur, dass mir Claudia erzählte, dass alles wie in einem schönen Traum gewesen sei. Sie blieb daheim, auf das erste Kind folgte das zweite, das Haus war das größte in der Neubausiedlung, und Claudias Aufgaben waren mit Heim, Kindern und Meinem-Mann-den-Rücken-Freihalten klar definiert. Thomas legte eine beeindruckende Karriere aufs Parkett und betonte auf jeder Abendgesellschaft, dass das ohne seine Frau nicht möglich gewesen wäre. ...
Amüsant und mit jeder Menge Witz und Charme schreibt sie ihre Gedanken zum Thema auf und liegt damit - wie ich finde - richtig !!! Aber, lest selbst ...
Neben allem Witz und Charme und amüsanten Beiträgen ist das Buch irgendwie die Wahrheit pur !!! und diese ist einmalig gut verpackt, liest sich daher prächtig und ist empfehlenswert für Leser/innen, die diesen Stil mögen, der mitunter ins komödiantische geht, aber viel Wahrheit und alltägliche Hilfestellungen sowie Tipps bietet, die spannend verpackt serviert werden. Thema ist das Rollenspiel zwischen Mann und Frau - Frauen erzählen, die Männern die Stern bieten, es sind dies Anekdoten aus dem Leben ganz unterschiedlicher Frauen. Ich sage nur eins: (ist aus dem Buch "geklaut": Selbst ist die Frau, denn Irren ist männlich!") *g*
- Bram Stoker
Dracula (Seasons Edition -- Fall)
(235)Aktuelle Rezension von: FranziskaBo96Im Rahmen einer Klassiker-Leserunde habe ich mich mal an diesen Klassiker auf Englisch getraut - und habe es nicht bereut!
Natürlich, der Schreibstil ist für unseren heutigen Geschmack sicherlich zu ausschweifend und detailliert und manche Weltansichten überholt, aber darauf stellt man sich auch ein, wenn man ein Buch aus dem 19. Jahrhundert liest.
Ich war begeistert davon, zu erfahren, woher ein Großteil des Vampir-Mythos kommt und wie viel davon auch noch heute in unserer Popkultur zu finden ist (gleichzeitig aber auch, wie sehr sich das Grundverständnis der Figur Dracula vom Original in manchen Aspekten entfernt hat). Besonders überrascht war ich darüber, wie oft ich mich doch tatsächlich noch so richtig gegruselt habe.
Sicher gibt es einige Stellen, durch die man sich etwas durchkämpfen muss, aber für mich war es das allemal wert, um den Originalmythos einmal hautnah zu erleben!
- Marie Luise Lehner
Im Blick
(15)Aktuelle Rezension von: BibliomaniaMarie Luise Lehner erzählt in Ihrem zweiten Buch von einer Frauenfreundschaft. Zwei Freundinnen, die seit ihrem zehnten Lebensjahr unzertrennlich sind, machen alles mögliche gemeinsam durch. Erstes Schminken, Rauchen, Drogen nehmen, Sex. Sie lieben einander auf einer freundschaftlichen, innigen Ebene und reisen viel gemeinsam. Die Ich-Erzählerin ist lesbisch. Sie weiß es schon früh und macht auch keinen Hehl daraus. Sie befindet sich derzeit in einer etwas schwierigen Beziehungen. Es ist nicht ihre erste Beziehung und sie hat auch Erfahrungen mit Männern gemacht. Dabei ist das Thema Sexismus, sexuelle Übergriffe und Gewalt permanent präsent.
Es gibt zwei Erzählebenen. Die Gegenwart, die hauptsächlich von der aktuellen Beziehung bestimmt ist und die heranwachsenden Freundinnen bis zum Alter von 18 Jahren. Der Leser erfährt, wie die beiden größer werden und was sie erleben. Beide Ebenen sind spannend, und erscheinen durch die eindringliche Sprache der Autorin besonders lebendig. Marie Luise Lehner richtet ihren Blick ganz genau auf alles. Sie beschreibt das Gefühl beim Angeschautwerden und was das Schauen in ihr bewirkt. Obwohl Gefühle natürlich eine große Rolle spielen, driftet die Geschichte niemals ins Kitschige ab und bleibt realitätsnah, was mir ebenfalls sehr gut gefällt.
Ich denke, die Autorin beschreibt, was viele Frauen und Mädchen erleben und es bleibt der negative Klang, dass so viele Frauen negative Erfahrungen machen, die angezeigt und/oder besprochen werden sollten. Es passieren immer noch zu viele Dinge mit Männern, die einfach nicht passieren sollten. Ein tolles Plädoyer an den Feminismus.
- John Irving
In einer Person
(134)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderBilly wuchs in den prüden 50er und 60er Jahren in den USA auf. Sein Leben war zwar schon immer sehr bunt und vielseitig, aber seine bisexuelle Neigung, bringt ihn trotzdem zum Taumeln. Seine Familie ist fest im Theater der Stadt verwurzelt und es ist selbstverständlich, dass Männer auch mal Frauen spielen. Billy beobachtet das Spiel mit den Geschlechtern und entdeckt irgendwann in der örtlichen Bücherei die Literatur, die erotische Literatur und durch die Bibliothekarin seine Gefühle. Wem gehören seine Gefühle? Wen will er lieben und in seinem Bett haben? Wie kann er mit seiner Familie und seiner Umgebung umgehen? Billy sucht und läuft und entdeckt.
John Irving nimmt sich wieder einem Thema an, dass in den USA kontrovers diskutiert wird und das Buch erschien fast zeitgleich mit Barack Obamas Aufruf, die Homoehe einzuführen. Es ist die Entdeckungsreise eines Jungen und auch eine Geschichte der schwulen Bewegung und John Irving benützt Klischees um diese dann doch auszuräumen. Ein großes, wichtiges und durch die vielen Theaterbesuche und gelesenen Bücher, sehr literarisches Buch. Eine Wucht!
- Laurie Penny
Unsagbare Dinge. Sex Lügen und Revolution: Nautilus Flugschrift
(11)Aktuelle Rezension von: BücherkräheUnsagbare Dinge war mein Einstieg in die feministische Lektüre, und ist bis heute mein Lieblingsbuch auf diesem Gebiet. Laurie Penny schreibt mit einer Wut und einer Wucht, die ich in und an mir selbst wiedererkenne.
Wie auch in Fleischmarkt geht es in Unsagbare Dinge um die Mechanismen, mit denen Frauen nach wie vor die Gleichstellung versagt wird. Natürlich existiert diese schon auf dem Papier, aber in der gesellschaftlichen Wahrnehmung und im (mehr oder weniger unbewussten) Verhalten von Männern gegenüber Frauen zeigt sich immer wieder sehr deutlich, dass es noch ein weiter Weg ist.Ausführlicher als in Fleischmarkt geht Penny auch wieder auf Magersucht und Essstörungen allgemein als Symptom einer sexistischen, permanent Frauen und Mädchen bewertenden Gesellschaft ein, und erklärt sie zu einer Bewältigungsstrategie, um mit den Anforderungen und Erwartungen zurechtzukommen. In diesem Zuge erklärt Penny auch das Phänomen der Misogynie unter Frauen, meisten „hübsche“ gegen „nicht hübsche“ Frauen bzw. umgekehrt. Dass dabei keiner gewinnt, bringt sie auf den Punkt: „Du kannst nicht gewinnen. Wenn eine Frau sich entschließt, ein politisches Statement abzugeben, indem sie weniger Zeit auf die Körperpflege verwendet, wird sie in das Lager der BH-verbrennnenden Emanzen gesteckt, doch wenn sie sich konventionelle Schönheitsstandards zu eigen macht oder einfach nur Gefallen daran findet, gilt sie als oberflächliche manipulative Schlampe.“ (S. 44)
Ein anderer Aspekt, den Penny mehrmals diskutiert, ist der „Beißreflex“ von Männern bzw. wie Frauen vor allem online der Raum genommen wird. „Viele Männer können offenbar ihr Leid nur artikulieren, wenn sie gleichzeitig Frauen daran hindern, das ihre zu artikulieren.“ (S. 75) Sei es, dass man Frauen immer wieder zu gemäßigter Sprache anhält (S. 76) oder sie online als „durchgedrehte hysterische Zicken, Zensoren, keinen Deut besser als Nazis“ tituliert, „und wahrscheinlich brauchen [sie] nur einen ‚richtigen Mann‘, der es [ihnen] mal anständig besorgt, einen ‚richtigen Mann‘ wie einen von denen, die in den Kommtar-Threads damit drohen, [Frauen] den Kopf abzureißen und in den Rumpf zu masturbieren.“ (S.192). Wer Pennys Darstellung überzogen findet surft blind durch das Internet, denn ich habe all sowas auch schon zu hören bekommen oder unter Kommentaren anderer Frauen gelesen. Es ist eine treffende Analyse, was Frauen ständig im Internet widerfährt, besonders, wenn sie sich zu tagespolitischen und gesellschaftlichen Themen kritisch äußern.
Es gibt noch viele weitere Aspekte in diesem Buch, die erwähnenswert wären. Ich habe selten, wenn überhaupt schon einmal, ständig nicken müssen wie bei Unsagbare Dinge. Es ist meiner Meinung nach das wichtigste feministische Werk unserer Zeit, denn es zeigt deutlich auf, dass sich Sexismus und Misogynie seit den 50er Jahren schlicht angepasst haben statt zu verschwinden, und sich in moderneren Phänomenen niederschlagen.
Mehr noch als Fleischmarkt empfehle ich Unsagbare Dinge uneingeschränkt. Ich habe in der Rezension zu Noah Sows Buch Deutschland Schwarz Weiß geschrieben, dass es für mich die Kategorie der Bücher, die man gelesen haben muss, gibt. In diese Kategorie gehört Unsagbare Dinge."Wir sind die, die zu laut lachen und zu viel reden und zu viel wollen und für sich arbeiten und eine neue Welt sehen, knapp außer Reichweite, die am Rand der Sprache darum ringt, ausgesprochen zu werden. Und manchmal, zu später Nachtstunde, nennen wir uns Feministinnen."
- Ingrid Noll
Die Apothekerin
(460)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchVor lauter Langeweile beginnt sie ihrer Bettnachbarin Frau Hirte, einer ältlichen Jungfer, ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Hella ist der Meinung, dass Frau Hirte ihr überhaupt nicht richtig zuhört und erzählt in ihren vermeintlichen nächtlichen Monologen auch Dinge, die besser niemand erfahren sollte. Hella hält dies für eine Art Therapie, die nichts kostet.
Schon sehr früh lernt sie, dass die elterliche Liebe nur durch Leistung erkauft werden kann und versucht den Vorstellungen der Eltern in jeder Weise zu entsprechen. Ihr leistungsorientiertes Verhalten in der Schule macht sie nicht gerade beliebt bei ihren Mitschülern und sie ist häufiges Ziel ihrer Streiche und Hänseleien.
Als sie beginnt sich für Männer zu interessieren macht sie es in einer Form, die ihrem Vater fast das Herz bricht, sie interessiert sich nur für Männer denen es noch schlechter geht als ihr. Genauso wie sie früher ihren Puppen die Beine verdreht hat, um sie dann später zu verarzten, sucht sie sich kranke Männerseelen, um sie zu heilen. Mit der Zeit legt sie sich eine ansehnliche Sammlung von Junkies, Depressiven, chronisch Kranken, geretteten Selbstmördern und tätowierten Ex-Knackis zu.Auf der Suche nach dem eigenen Familienglück gerät die Protagonistin in allerlei merkwürdige Situationen.
- Cornelia Harz
Die Macht der Träne
(15)Aktuelle Rezension von: halofulbright"Die Macht der Träne" hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Ich war sofort total begeistert von der Idee und habe das Buch in nur zwei Stunden gelesen.
Ich konnte mich leider nicht wirklich mit den handelnden Charakteren identifizieren und mich auch kaum in sie einfühlen - gerade die beiden Frauen, die nicht im Fokus standen, waren für mich ein wenig unrealistisch und überzogen. Die Protagonistin wirkte eher etwas unscheinbar auf mich.
Gepackt hat mich aber die Idee - und die Art und Weise, wie gerade die Frauen von dem "Therapeuten" manipuliert wurden. Das war mit am spannendsten.
Einige Szenen waren für mich nicht unbedingt ausführlich genug geschrieben und ich hätte gerne doppelt so viele Seiten gehabt, um wirklich Spannung aufkommen zu lassen. So ging mir einiges zu schnell, um mich um die Charaktere zu Sorgen. Es wurde mir auch zu schnell "aufgelöst" - die Gefahr war einfach schnell wieder verschwunden.
Dennoch ein tolles Buch, dass ich jedem Thriller-Fan empfehlen kann!
- Gernot Gricksch
Nicht drücken!
(14)Aktuelle Rezension von: AnneMayaJannika
Cover:
zwei Kinder haben je einen Kästen in der Hand mit einem rote Knopf drauf und man sieht das sie überlegen, ob sie drücken sollen oder nicht.
Man weiß sofort worum es geht. Das Cover spricht an und man will lesen, ob sie denn jetzt drücken oder nicht und was dann passiert.
Zum Buch:
Siri und Ole haben von den komischen Kimonozwilldrillingen zwei Kästchen mit einem großen roten Druckknopf geschenkt bekommen. Bitte nicht drücken!, steht auf einer Karte. Was hat das denn zu bedeuten? Natürlich drücken sie bzw. sie wollen nicht aber Siris beste Freundin Ivana entscheidet mal eben! Wird schon nichts passieren, oder? Doch am nächsten Tag steht die ganze Stadt auf dem Kopf! Männer benehmen sich wie Frauen, Mädchen wie Jungen, Hunde wie Katzen und Kühe wie Pferde. Die verrückte Welt haben Siri und Ole verursacht, als sie verbotenerweise auf die Knöpfe gedrückt haben. Und so amüsant die auf den Kopf gestellte Welt am Anfang auch ist, laufen die Dinge dann doch immer mehr aus dem Ruder.
Meine Meinung:
Du bekommst einen Kasten geschenkt, mit einem großen Knopf drauf und darfst ihn nicht drücken! Natürlich haben wir beim Lesen diskutiert, ob man drücken sollte oder nicht. Ist es schlimm etwas Verbotenes zu tun? Ja, es hat meistens Konsequenzen. In diesem Fall ist es nichts Verbotenes, sondern nur die Versuchung "Wenn du drückst - passiert was". Da sehe ich meine (neunmal-kluge) Tochter vor mir, die mich wütend anfunkelt und sag "Ja, was passiert denn, wenn du bis drei zählst oder bis 10 oder bis hundert!" Ja, was passiert dann, was sind die Konsequenzen? Ole und Siri bekommen die Konsequenzen ihres Handelns postwendend aufgetischt. Jungs benehmen sich wie Mädchen und andersherum.
Die Situationen werden überspitzt und witzig dargestellt und Ole, Siri und ihre Freundin Ivana (welche eigentlich schuld ist, denn sie hat auf die Knöpfe gedrückt, weil sie die Spannung nicht aushalten konnte) bemühen sich mit der Situation zurecht zu kommen. Mal ist es ganz angenehm, wenn die Strenge Mutter mit Bier und Chips auf dem Sofa sitzt und Fußball guckt, mal ist es unangenehm zu sehen, wenn der Vater sich nach Käften bemüht "schöne" Dinge mit seinem Sohn zu machen. Dr einzige, der Bescheid zu wissen scheint, ist ihr Lehrer, aber darf nichts erzählen. Und als er es doch tut, wachsen ihm Haare (Zöpfe). Alles hat eben Konsequenzen und Geheimnisse verrät man nicht.
Nach dem wir ja bereits "Im Tal der Buchstabennudeln" gelesen hatten, in dem die Kimonofrauen bereits auftauchten, waren wir eigentlich gewarnt.
Naja, ich hatte gehofft, das der Autor auch über etwas anderes schreiben kann als fernöstliche Durchgeknallte, die nicht altern und Kinder vor Herausforderungen stellen. Aber er kann nicht. Meine Kinder waren ganz fasziniert von den Frauen, die sich immer neue fantasievolle Dinge ausdenken, um die Welt ein wenig zu verbessern.
Fazit:
Meine Kinder wollen unbedingt noch die Paulis lesen, wo es wieder um die verrückte Welt der Kimonofrauen geht, aber ich brauche eine Pause. - Leïla Slimani
Hand aufs Herz
(6)Aktuelle Rezension von: LillianMcCarthyMEINE MEINUNG Auf einer Leserreise in Marokko begegnet Leila Slimani Nour, einer jungen Marokkanerin, die mit ihr sehr offen über Themen wie Sex, Sexualität und intimen Tragödien redet – Themen, die in Marokko Tabuthemen sind. Davon inspiriert schreibt und adaptiert sie dies zusammen mit Laetitia Coryn zu einer Graphic Novel-Reportage, die es in sich hat. Der Comic ist perfekt gestaltet und macht so unglaublich viel Spaß beim Lesen. Zudem ist er so interessant, dass man damit auch gar nicht aufhören will und schafft es, wichtige Themen unglaublich spannend zu verpacken. Damit erinnert sie auf wundervolle Weise an die Dringlichkeit des Kampfs für die Grundrechte von Frauen. Eine Graphic Novel, die inspirierend und schön zugleich ist und mich sicher noch lange begleiten wird.
FAZIT. Leila Slimanis in Zusammenarbeit mit Laetitia Coryn gestaltete Graphic Novel-Reportage begeistert auf ganzer Linie: Wunderschön gestaltet, informativ, fesselnd und ein wichtiges Thema ansprechend. So gehörte sie ganz schnell zu den Graphic Novels, die ich immer wieder empfehlen würde. | ★★★★★
- Simone de Beauvoir
Das Alter
(8)Aktuelle Rezension von: SokratesAuch wenn Simone de Beauvoir diesen Essay erstmals 1970 publizierte und damit die von ihr genutzten statistischen Daten und gesellschaftlichen Ausgangsbedingungen mittlerweile veränderte sind, so hat sie dennoch eine überaus lesenswerte Analyse eines Lebensabschnittes geschaffen, der gerade in aktueller Zeit mehr und mehr dämonisiert, verdrängt und negiert wird. Das Alter als Lebensphase macht Angst, löst Abwehr aus, man versucht es so weit wie möglich von sich zu schieben und hofft auf die Medizin, die Lebensdauer und -qualität (vielleicht) so lang wie möglich erträglich gestalten soll. Doch der Wunsch ist auch bei bester Medizin nicht nachzukommen: einerseits mangels Geld des Einzelnen, andererseits ist auch ein künstlich in die Länge gezogenes Leben nicht wirklich lebenswert bzw. optimistisch realisierbar, da die gesellschaftlichen Randbedingungen katastrophal sind. Arbeitslosigkeit und Altersarmut, Langeweile und das "Nichtbrauchen" einer ganzen Generation an deren Lebensende machen das Alter bzw. die Rente eines Menschen zu einem schwarzen Loch, vor dem er emotional und rational ein Leben lang zu fliehen sucht. Viele wissen nach ihrer Pensionierung nicht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen; ganz zu schweigen von den möglichen gesundheitlichen oder finanziellen Einschränkungen, die die Möglichkeiten nochmals reduzieren. Simone de Beauvoir beginnt zunächst klassisch im philosophisch-kulturgeschichtlichen, erörtert historische Sichtweisen, Sagen, Mythen und Überlieferungen. Danach - im größeren Teil ihres Buches - analysiert sie ihre Zeit: und diese ähnelt in frappierender Weise bereits die aktuellen Zustände, vom Zeitgeist angefangen, zur Altersarbeitslosigkeit und -armut bis hin zur Dämonisierung alter Menschen und der panischen Angst eines jeden, alt zu werden. - Juno Dawson
How to Be Gay
(34)Aktuelle Rezension von: michellebetweenbooksIn diesem Buch beschreibt Juno Dawson viele Dinge, die in der LGBTQIA+ Community stattfinden. Dabei geht es darum, wie es sich anfühlt, dass erst mal in ein Mädchen verliebt zu sein. Was passiert dann? Wie findet man schwule Jungs? Und warum gibt es Menschen, die im falschen Körper gefangen sind? Juno Dawson geht mit viel Authentizität und Humor an all diese Themen heran. Durch dieses Buch möchte er zeigen, dass all das gar nicht so kompliziert ist, wie es ausschaut…
Ich habe dieses Buch noch in der Ausführung, wo die Autorin noch im falschen Körper steckte. Ich weiß nicht, ob sich das Buch dann sehr unterscheidet, aber ich denke nicht. Außerdem möchte ich auch nicht den Dead Namen nennen, denn dazu habe ich überhaupt keine Berechtigung. Von daher werde ich in dieser Rezension die Autorin Juno Dawson nennen, dass dient nur zur Orientierung. Trotz allem ist dieses Buch eine dicke Empfehlung, denn jeder kann etwas daraus mitnehmen!
Bei diesem Buch hat die Autorin eine Menge Arbeit reingesteckt. Das merkt man daran, dass sie bereits einige Erfahrungen gemacht hat und diese hier mit eingearbeitet hat, aber auch, dass andere Menschen zu Wort kommen und die Möglichkeit von ihrem Leben und ihren Erfahrungen zu erzählen. Und alleine das ist für mich ein sehr großer Pluspunkt, denn dadurch wird das Geschriebene noch einmal unterstrichen und bei Bedarf noch näher erläutert.
In diesem Buch gibt es so viele sexuellen Orientierungen, Entwicklungen, Meinungen und Religionen rund um das Thema LBGTQIA+. Auf wenn man sich für einen bereits sehr aufgeklärten Mensch hält, so wie ich das bei mir dachte, bekommt man dennoch immer wieder neue Informationen aus der Commuinty und klärt uns Menschen noch weiter auf. Ich bin wirklich sehr überrascht über dieses kleine Büchlein und bin Juno Dawson total dankbar dafür, dass sie dieses Buch geschaffen hat.
Der Schreibstil von Juno Dawson war für mich neu, da ich bis dahin noch gar kein Buch von ihr gelesen hatte. Trotz allem konnte sie mich mit diesem Buch komplett von ihrer Schreibweise überzeugen. Sie schreibt locker, leicht und total flüssig, weshalb man sehr gut durch den Inhalt kommt. Außerdem finde ich es richtig toll, dass sie ein bisschen Humor und Sarkasmus mit eingebaut hat. Das sorgt dafür, dass das Buch nicht so stumpf ist, sondern auch ein bisschen Witz beinhält.
,,How to Be Gay‘‘ ist ein sehr wichtiges Buch, was sich jeder Mal zu Herzen nehmen sollte. Auch wenn ausschließlich in dem Buch von der LGBTQIA+ Commuinty die Rede ist, kann sich wirklich jeder etwas aus dem Buch mitnehmen. Denn das sorgt auch dafür, dass wir uns als Menschen weiterhin weiter entwickeln. Von mir gibt es eine ganz klare Lese- und Kaufempfehlung. Abgesehen davon bin ich total gespannt darauf, welche Bücher die Autorin noch so auf den Markt bringen wird.
- Matthias Lehmann
Die Favoritin
(5)Aktuelle Rezension von: KorikoStory:
Constances Leben wird durch ihre strenge Großmutter bestimmt, die jeden ihrer Schritte überwacht. Spielen mit Gleichaltrigen ist ebenso verboten, wie das alte Herrenhaus zu verlassen, das sich abseits einer französischen Kleinstadt befindet. Für Constanze bleibt lediglich ihre Fantasie um die öden Tage zu überstehen und ihre Umwelt auf ihre Art für sich zu entdecken. Als das alte Ehepaar eine neue Verwalterfamilie anstellt, die sich fortan um das Anwesen kümmern soll, lernt Constance erstmals Kinder in ihrem Alter kennen und beginnt sich mehr und mehr gegen die Regeln ihrer Großmutter zu stellen. Doch ihre stille Rebellion und ihre steigende Aggressivität gegen die herrische Frau haben ungeahnte Folgen und sorgen dafür, dass ein schreckliches Geheimnis ans Licht kommt …
Eigene Meinung:
Mit der Graphic Novel „Die Favoritin“ legt der Carlsen Verlag das Debüt des französischen Zeichners Matthias Lehmann vor, der mehrere Jahre an der Umsetzung der Geschichte arbeitete. Der Comic wurde u.a. 2016 für den Comicpreis Angoulême nominiert, einer der wichtigsten europäischen Comicpreise.
Matthias Lehmann erzählt die Geschichte der jungen Constance, die wahrlich kein leichtes Leben hat. Sie steht unter der herrischen Fuchtel ihrer Großmutter, die den Haushalt wie ein General führt und auch vor drakonischen Strafen nicht zurückschreckt. Das wahre Ausmaß wird erst nach und nach ersichtlich, denn der Autor versteht es zunächst dezent darauf hinzuweisen und erst im Laufe der Zeit zu zeigen, wie schwer Constances Leben eigentlich ist. Auch die Tatsache, dass es sich bei der jungen Heldin in Wahrheit um einen Jungen handelt, der von dem alten Ehepaar als Mädchen aufgezogen wird, kommt erst relativ spät ans Licht. Den Leser erwartet eine tieftraurige Geschichte, in der es um Geschlechtsidentität, Kindesmissbrauch und psychischen Krankheiten geht, um Angst und Trauer, aber auch um Fantasie und Hoffnung. Dabei spielt natürlich auch die Zeit, in der die Geschichte spielt, eine große Rolle, denn nicht nur Constances Leben ist davon geprägt (Frankreich der 70er Jahre), auch die Persönlichkeiten ihrer Großeltern sind durch die Vorkriegsjahre geprägt, in denen man alles getan hat, um „geistige“ Krankheiten zu verschweigen oder ganz zu ignorieren. Nahezu alle Figuren sind Opfer ihrer Zeit und nur wenige gehen am Ende des Buches als Gewinner hervor – selbst Constance nicht.
Die Figuren hinterlassen einen tiefen Eindruck beim Leser. Gerade der kleine Junge, der so lange als Mädchen leben musste und nicht einmal seinen richtigen Namen kannte, bleibt im Gedächtnis. Man fragt sich, wie es mit ihm weitergeht, denn Matthias Lehmann lässt sein Werk recht offen enden und regt zum Nachdenken an. Auch stellt man sich zwangsläufig die Frage, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn Constances Großvater eher den Mut gefunden hat, die Wahrheit ans Licht zu bringen oder die Familie der alten Frau auf ihre psychischen Probleme anders reagiert hätte, anstatt sie einfach zu verheiraten.
Die Zeichnungen sind gewöhnungsbedürftig, da Matthias Lehmann einen sehr groben Strich hat, der ein wenig an alte Holzschnitte erinnert. Man braucht ein wenig, um sich mit den manchmal etwas starren schwarz/weiß-Zeichnungen anzufreunden. Die dicken Linien und die groben Schraffuren strahlen eine gewisse Düsterheit aus, die sehr gut zum Inhalt des Buches passt und die gedrückte Atmosphäre passend widerspiegelt. Sie vermitteln die richtige Stimmung und sorgen dafür, dass man auch bei den fantasievolleren Szenen, in denen Constance einfach nur Kind sein kann, nicht vergisst, wie schrecklich und deprimierend die Hintergrundgeschichte ist und welch furchtbare Dinge in dem alten Herrenhaus passieren.
Fazit:
„Die Favoritin“ ist ein ungewöhnlicher Comic, der durch eine sehr traurige Geschichte und einen recht eigenwilligen Zeichenstil besticht. Matthias Lehmann legt ein sehr düsteres Debüt vor, das zum Nachdenken anregt und Kindesmissbrauch und Geschlechtsidentität thematisiert. Wer schwere Kost mag und kein Problem mit einigen verstörenden Szenen hat, sollte der Graphic Novel eine Chance geben und einen Blick in „Die Favoritin“ werfen. Allein aufgrund des Endes und der Aufdeckung der Geheimnisse lohnt sich die Geschichte um den kleinen Jungen, der fast sein gesamtes Leben als Mädchen gelebt hat. - Xinran
Die namenlosen Töchter
(20)Aktuelle Rezension von: BeustDer chinesisch-amerikanischen Journalistin Xinran ist ein entzückender Roman gelungen, der uns westlichen Lesern ein unbekanntes China durch die Augen dreier ungleicher Schwestern zeigt: ein China an der Schwelle zur Neuzeit, zur Urbanität und zur postkommunistischen Zeit - im Jahre 2001. Das Gefälle zwischen Stadt und Land beträgt etwa 500 Jahre, wie im Roman übertrieben gewitzelt wird. Oft ist man erstaunt über das rückständige und ärmliche Leben in der ländlichen Provinz und den Mangel an Bildung, den es trotz des „Großen Marschs“ des Genossen Mao offenbar noch 2001 gab.
Erzählt wird der Ausbruch dreier Schwestern aus dieser Welt - drei von sechs, ein schweres Schicksal in einer Gesellschaft, in der nur männliche Nachkommen zählen. Zählen tut man dann nur die Mädchen, für echte Namen reicht die Wertschätzung nicht. Drei, Fünf und Sechs ziehen nach Nanjing und schlagen sich fortan in der großen Stadt durch. Sie spiegeln ihr bisheriges ländliches Leben in der sich selbst zur Moderne wandelnden Stadt und überwinden jede Menge naiver Vorurteile, um in sich die Stärken zu finden, als Frauen zu bestehen. Alle drei beweisen ihrem Dorf und ihren Eltern, dass sie als „Stäbchen-Mädchen“ dennoch gleichwertige Menschen sein können.
Das ist eine schöne und lehrreiche Geschichte, die allerdings manchmal an Rande des Kitsches entlangfließt und sich einer Fülle von Klischees bedient. Das fällt beim Lesen nicht so auf, weil der Blick ins fremde China und die exotischen Gebräuche oftmals davon ablenkt. Schade ist nur, dass an manchen Stellen geschlampt wurde, etwa wenn nicht nur die wertlosen Mädchen durchnummeriert wurden, sondern auch deren Onkel: Wie kann es Onkel „Zwei“ und Onkel „Drei“ geben, wenn beide doch vermeintlich höherwertige männliche Nachkommen waren?
Geschenkt. Ein entzückender Roman, dessen Schwung auch dadurch nicht verloren geht, dass immer wieder Einzelheiten umständlich erklärt und seltsame Witze zitiert werden oder der moralische Zeigfinger hin und wieder seinen Schatten wirft.
- Gabriele Beyerlein
Das Feuer von Kreta
(16)Aktuelle Rezension von: mabuereleEs handelt sich um ein Jugendbuch und ich würde es ab 12 Jahren empfehlen. Ismene, Königstochter von Mykenai (Griechenland), hat ihre Eltern verloren. Als ihr Onkel, der herrschende König aus dem Krieg zurückkehrt, ist Ismenes Jugend vorbei. Eine Prinzessin rennt nicht, sie malt nicht usw. Sie hofft, mit der Rückkehr ihres Bruders, des zweiten Königs, würde sich manches ändern. Doch er verlangt von ihr, dass sie nach Kreta geht, damit er die dortige Königstochter heiraten kann. Nur unter Zwang verlässt Ismene die Heimat. Sie ahnt nicht, dass auf Kreta eine Freiheit auf sie wartet, die sie nie für möglich gehalten hätte. Dort haben die Frauen das Sagen ... G. Beyerlein ist es gelungen, die wenigen Fakten in eine spannende Handlung einzubinden. Die Sprache ist für die gewünschte Altersklasse angemessen. Sowohl für Mädchen, als auch für Jungen gibt es Personen, mit denen sie sich identifizieren können. - Mario Barth
Langenscheidt Frau-Deutsch/Deutsch-Frau
(107)Aktuelle Rezension von: nasaEin nettes Buch für zwischendurch. Der Humor und Sarkasmus kommen hier nicht zu kurz.
In der gewohnten Mario Barth Sprache ist dieses Buch geschrieben. Es lässt sich leicht und schnell lesen. Zudem ist es sehr gut gegliedert. Es gibt ein Vorwort und 14 Kapitel die die verschiedenen Eigenarten der Frau vor Augen führen. Aber auch der Mann bekommt sein fett weg. Auch wenn so manches überspitzt dargestellt wird gibt es doch ein Fünkchen Wahrheit in so manch einer Situation. Und das muss Frau leider zugeben.
Es ist ein sehr witziges Buch was Frauen sagen, Männer aber verstehen.