Bücher mit dem Tag "flüchtlingslager"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "flüchtlingslager" gekennzeichnet haben.

51 Bücher

  1. Cover des Buches Exit West (ISBN: 9780241290088)
    Mohsin Hamid

    Exit West

     (27)
    Aktuelle Rezension von: Orisha
    Eine unbekannte Stadt, in einem unbekannten Land. Ein junger Mann, Saeed, lernt eine junge Frau, Nadia, kennen. Zunächst noch vorsichtig, kommen sich beide nach und nach näher. Doch ihr Umfeld wird zunehmend gefährlicher. Tote, Bomben, Zerstörungen prägen ihren Alltag. Als Saeed einen Angehörigen verliert, beschließt er mit Nadia zu fliehen.

    Mohsin Hamids "Exit West" ist ein Buch unserer Zeit. Wir begleiten ein junges Paar auf ihrer Flucht nach Europa. Zunächst nach London, dann in die USA. Wir lernen die Sichtweise der Flüchtenden kennen, sehen ihre Perspektive, ihre Lebenswelt und ihre Erlebnisse. Und das macht das Buch stark. Auch weil wir Saeed und Nadia als eigenständige Personen kennenlernen dürfen, die nicht nur als Paar agieren, sondern eben als Individuen. 

    Doch das Buch ist auch ein Buch über die Liebe, über die flüchtigen ersten Begegnungen, die Zweifel, die aufkeimende Intimität und wie sich selbige in dieser Extremsituation verändert. Das Ganze ist gepaart mit einem Gefühl für Sprache, die Hamid gekonnt einzusetzen weiß und das macht dieses Buch zu einem Lesevergnügen.

    Fazit: Exit West ist ein Buch über die Liebe, Familie und Flucht und steht symbolisch für all jene, die ihre Heimat verlassen mussten. Daher bekommt es meine klare Leseempfehlung.
  2. Cover des Buches Die Hungrigen und die Satten (ISBN: 9783838789842)
    Timur Vermes

    Die Hungrigen und die Satten

     (38)
    Aktuelle Rezension von: -BuchLiebe-

    Ich habe das Hörbuch gehört.

     

    Erstmal möchte ich sagen, dass es wieder mal phänomenal gut gelesen war. Das macht einfach unfassbar viel aus bei einem Hörbuch.

     

    Die Mischung zwischen Satire und Dramatik ist sehr gut gelungen. Zu Beginn der Geschichte musste ich mehrmals schmunzeln und auch mal laut lachen. Der Humor ist definitiv vorhanden. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr ernster und dramatischer wird es. Dies wird noch unterstrichen dadurch, dass dieses Thema auch in der realen Welt hochaktuell ist.

    Im Verlauf der Geschichte fiebert man mit den Figuren auch immer mehr mit, hofft und bangt und zum Schluss fragt man sich, wieso das nicht gleich so gegangen wäre? Aber das liegt wohl auch in der Natur des Menschen, dass die Entwicklung wohl so laufen muss.

     

    Aber man macht sich auch Gedanken ob bestimmte Situationen in der Realität auch wirklich so funktionieren würden/könnten.

     

    Die Figuren fand ich sehr passend und gut dargestellt. Auch die Entwicklung im Laufe der Geschichte ist nachvollziehbar.

     

    Fazit: Insgesamt eine unterhaltsame Geschichte die fantastisch gelesen ist und doch einen ersten Kern hat der zum Nachdenken anregt.

  3. Cover des Buches Blutsbräute (ISBN: 9783641127282)
    Margie Orford

    Blutsbräute

     (134)
    Aktuelle Rezension von: Engelmel

    Die Ermittlungen von Profilerin dr. Clare Hart werden anschaulich, für meinen Begriff jedoch nicht spannend dargestellt. Die Beschreibung der Taten und des Täters sind besser gelungen und erzeugen so die nötige Spannung, die dafür sorgt, das Buch nicht nach den ersten Kapiteln fortzulegen. Denn gerade am Anfang konnte mich die Geschichte nur wenig fesseln, sodass ich mit zusammengebissenen Zähnen mich hindurch gequält habe ... erst nach ca der Hälfte wurde es etwas besser zu lesen, auch weil man dann mehr in der Geschichte drin war.

    ​Das Geschehen umzu hätte ich mir mehr/besser umschrieben gewünscht, gerade im Hinblick auf Menschenhandel, Prostitution - gerade auch aufgrund der Tatsache, dass dies Buch in Kapstadt spielt. Auch eine bessere Umschreibung der Orte wäre schöner gewesen.

    ​Mein Fazit: Für meinen "Geschmack" zu leichtsinnig geschrieben, keine genaueren Beschreibungen der Umstände, fehlende Spannung - ein Buch welches ich nicht nochmal lesen würde, jedoch für diejenigen, die in dieses Genre einsteigen möchten gut geeignet ist

  4. Cover des Buches Die Geschichte des Wassers (ISBN: 9783442718313)
    Maja Lunde

    Die Geschichte des Wassers

     (358)
    Aktuelle Rezension von: Catching_Fire

    Nachdem mir das erste Buch von der Autorin Maja Lunde ganz gut gefallen hat, habe ich mich auch das zweite auch gekauft. Die Geschichte plätschert so vor sich hin. Ansich ist die Storyline gut, allerdings fehlte mir hier und da mehr Tiefgang. Vielleicht liegt es auch am Schreibstil. Das Ende war leider unbefriedigend.

  5. Cover des Buches Während die Welt schlief (ISBN: 9783453356627)
    Susan Abulhawa

    Während die Welt schlief

     (232)
    Aktuelle Rezension von: Manoik

    Die Art Gefühle und Empfindungen zu übermitteln beherrscht die Autorin hervorragend. Plötzlich erscheinen weder das Land noch die Leute als weit entfernte Fremde. Man erkennt Gemeinsamkeiten, trotz verschiedener Kulturen. Sorgen, Gedanken, Ängste. Gefühle die über jede Grenze hinwegreichen und geradezu ident erscheinen, unabhängig von Herkunft oder Religion. 

    Außerdem ist es oft schwer die Ungerechtigkeit, rohe Brutalität und Hoffnungslosigkeit, die mit Kriegen einhergehen, überbaupt zu begreifen. Die Autorin bringt Ansätze dieser Gefühle berührend nahe. 

  6. Cover des Buches Mörder ohne Gesicht (ISBN: 9783423216470)
    Henning Mankell

    Mörder ohne Gesicht

     (994)
    Aktuelle Rezension von: yana27

    Ein altes Bauerpaar wird zuhause über zugerichtet. Den Mann war beim Auffinden bereits tot, die Frau konnte man noch schwerverletzt ins Krankenhaus liefern, die dort letztendlich ihren Verletzungen erlag. Bevor die alte Frau starb waren ihre letzten Worte: "Ausländer, Ausländer "" Mörder ohne Gesicht" ist meiner Meinung nach in erster Linie nicht unbedingt ein Krimi. Sicherlich wird hier nach dem Doppelmörder ermittelt, aber hier werden vor allem die Flüchtlingssituation Schwedens Anfang  der 90er Jahre angeprangert. Zwar ist das schon 30 Jahre her aber auch heutzutage in Deutschland  immer noch aktuell. 

    Die Ermittlungen waren sehr zäh und irgendwie unbefriedigend, weil Wallander  in der  Sackgasse steckt und nicht weiterkommt. Ich fragte mich beim Lesen, wie sich Wallander während der Ermittlungen  zugezogenen  Verletzungen ( Brandblasen, Striemen im Gesicht, Gehirnerschütterung usw.) eigentlich auf den Beinen halten konnte. Selbst für mich war es beim Lesen frustierend. 

    "Mörder ohne Gesicht" erschien 1991. Aus der heutigen Sicht  wirkt die Ermittlungsarbeit von Wallander und seinem Team antiquiert : Telefonzelle für einen Anruf suchen, Notizzetteln, wer angerufen hat,  neben seinem Telefon  und ein Autotelefon im  Dienstwagen. Dies werte ich nicht negativ, da es nun mal früher so war. 

    Ich finde "Mörder ohne Gesicht" ist einer der schwächeren Werke von Mankell und lag unter meinen Erwartungen

  7. Cover des Buches Weit Gegangen (ISBN: 9783462306682)
    Dave Eggers

    Weit Gegangen

     (42)
    Aktuelle Rezension von: Igno

    Mit sieben Jahren wird das Dorf Valentino Achak Dengs im sudanesischen Bürgerkrieg vernichtet und eine lange Fluchtgeschichte beginnt. Vom Sudan gelangt er über Äthiopien und Kenia schließlich in die USA. Auf dem Weg dorthin erlebt er schon als Kind mehr Grauen und Tod, als ein Mensch in seinem ganzen Leben erleben sollte. Dies ist seine Geschichte.

    Weit gegangen wird als Roman, der allerdings auf dem Tatsachenbericht Achaks aufgebaut wurde, angekündigt. Eggers erzählt die Fluchtgeschichte Achaks aus dessen Perspektive und spart dabei nicht mit Details. So wird das Buch ziemlich dick – und das machte mir den Einstieg auch nicht gerade leicht. Ich habe etwa 100 Seiten gebraucht, bis ich endlich angekommen war. Bis man sich auf das Buch eingelassen hat, kann es recht langatmig wirken. Wenn es dann aber soweit ist, fesselt es umso mehr.

    Achaks Geschichte ist in großen Teilen die zahlreicher sudanesischer Kinder. Sie beginnt im damals noch nicht unabhängigen Südsudan der 90er Jahre. Der Bürgerkrieg spitzt sich zu, sowohl die Regierungstruppen als auch die konkurrierenden Rebellengruppen der SPLA terrorisieren systematisch Dörfer. Als es Marial Bai, das Heimatdorf Achaks trifft, flieht er und schließt sich einer Gruppe anderer Jungen an, die den langen Weg nach Äthiopien aufgenommen haben. Immer getrieben von der Hoffnung auf ein besseres Leben müssen die Jungen jedoch bald feststellen, dass niemand mit diesem besseren Leben auf sie wartet. Nicht in den Geflüchtetenlagern Äthiopiens und nicht in denen Kenias.

    Die Rahmenhandlung für Weit gegangen liefert die Gegenwart der frühen 2000er in den USA, wo Achak in seiner Wohnung überfallen wird. Diese spielt eine untergeordnete Rolle, die überwiegende Handlung findet in der Vergangenheit statt. Eggers nutzt Personen in der Rahmenhandlung als imaginäre Gesprächspartner für Achak, denen er seine Geschichte in seiner Vorstellung erzählt. Sie wechseln mit der Rahmenhandlung. Zunächst richtet er sich an die Einbrecher, dann an einen Pfleger im Krankenhaus. später an Fitnessstudiobesucher. Die Gespräche sind immer imaginär, Achak erzählt den Personen nur in seinem Kopf seine Geschichte.

    Weit gegangen reiht sich ein in die Bücher Eggers’, mit denen er den Umgang insbesondere des Westens mit Krisenregionen kritisiert. Seine Kritik ist dabei umfassend, sie richtet sich an Staaten wie an NGOs. Und leider ist sie heute so aktuell wie 2008, als das Buch hierzulande erschien. Achak schildert eindrucksvoll ein Leben als Geflüchtete:r, die ständige Gefahr, die Entbehrungen, Hunger, Krankheit und was all das mit den Menschen macht. Gerade mit Blick auf die Grenz- und Asylpolitik der EU ist das Buch wieder hochpolitisch. Es gibt Gründe für das, was in Lagern wie Moria passiert – und die liegen nicht bei den Geflüchteten. Weit gegangen kann dort einen Einblick geben, der vielen Menschen im Westen in seiner Totalität wohl nicht klar ist. Wie tiefgreifend anders das Leben auf der Flucht ist, welche Selbstverständlichkeiten des Lebens dabei wegfallen, wie elementar die Verzweiflung auch in den Lagern ist. Und schließlich auch wie schwer das Ankommen in einem neuen Leben sein kann.

    Im Zuge der Veröffentlichung von Weit gegangen wurde 2006 die Valentino Achak Deng Foundation gegründet, der von Beginn an sämtliche Erlöse aus dem Buch zukommen. Die Stiftung setzt sich insbesondere für den Zugang zu Bildung für Kinder im Südsudan ein, aber auch für wirtschaftliche Unabhängigkeit in verarmten Communities.

    Ins Deutsche übersetzt wurde Weit gegangen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, zu meckern hatte ich da nichts. Eine Contentwarnung darf wieder nicht fehlen: Das Buch ist in vielerlei Hinsicht explizit. Seien es Folterungen, Bürgerkriegshandlungen, Gewalt im Allgemeinen oder aber auch Rassismuserfahrungen und extreme Armut. Es kann belasten und das sollte es wohl auch.

    Trotzdem bleibt für Weit gegangen am Ende nur eine Empfehlung. Das Buch ist heute so wichtig wie zu seinem Erscheinen. Es bietet einen tiefen Einblick in das Leben Geflüchteter und in die damit verbundenen Geschehnisse im Süd-/Sudan, in Äthiopien und Kenia – eine Thematik, deren Hintergründe hier gerne ausgeblendet werden, um Geflüchtete nur unter wirtschaftlichen Aspekten betrachten zu können.

  8. Cover des Buches Mein bunter Schatten (ISBN: 9783355018517)
    Pari Roehi

    Mein bunter Schatten

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Mila_1981
    Mein Bunter Schatten

    Hallo meine lieben Flauschies,

    An dieser Stelle möchte ich euch ein wirklich herausragendes Buch vorstellen. Pari Roehis Lebensgeschichte - die mich zuweilen wirklich Tränen wegblinzeln ließ.
    Generell bin ich eigentlich keine große Biografienleserin. Nicht, dass ich nicht am Leben anderer Menschen Anteil nehmen wollte - das ist es nicht. Ich bin zu sensibel. Biografien sind das echte Leben. Sie spiegeln wieder, was tatsächlich um uns herum vor geht. Auch wenn bestimmte Ereignisse literarisch sicherlich ausgeschmückt werden, so ist die Geschichte dahinter immer real. Davor kann man die Augen nicht verschließen. Nicht, wenn man sich ernsthaft mit der Materie auseinandersetzen will.
    Trivialliteratur ist da bedeutend einfacher. Man taucht in eine fiktive Welt ein. Was dort passiert hat keinen Einfluss auf unser Leben. Wir können mit den Akteuren mitfiebern und wissen doch zugleich, das alles gut ausgehen wird. Romane sind meistens Feel-Good Stoff...auch die Psychothriller und Horror-Romane. Das Gute siegt meistens. Fiktive Welten sind gute Welten.
    Biographien sind anders. Der beschriebene Schmerz ist echt. Verluste sind real. Verstorbene Menschen fehlen wirklich Jemandem, der sie geliebt hat. Menschen haben Schmerzen erlitten - seelisch und körperlich. Im echten Leben. Das ist keine Feel-Good-Lektüre. Das ist eine Auseinandersetzung mit dem Leben; mit dem was um uns herum passiert. Jeden Tag...

    Dieses Buch erzählt die Geschichte von Pari Roehi, einer jungen Frau die im Körper eines Jungen im Iran das Licht der Welt erblickte. Pari Roehi ist vielen bereits ein Begriff, die Heidis Supermodels verfolgt haben, denn dort hat sie 2015 in den ersten 3 Folgen mitgemacht. Zu meinem Bedauern, ist es damals völlig meiner Aufmerksamkeit entgangen, dass ein Transmädel bei der Show dabei war (aber ich hatte, so glaube ich, auch erst bei den späteren Folgen eingeschaltet). Wie meine Recherchen seit dem ergeben haben, hat sie einen eigenen YouTube-Kanal, sowie einen Instagram-Account.

    Das Buch:

    Die ersten Jahre ihres Lebens verbrachte sie  mit dem Namen Parham Robabe - und machte schreckliches durch. Pari wurde während des Regimewechsels im Iran geboren. Ihre Mutter litt fürchterlich unter ihrem Ehemann, der sich keinen Deut um sie scherte. Als sich im Laufe der Jahre die Situation immer weiter verschärfte und die Mutter sogar um Leib und Leben bangen musste, fasste diese den mutigen Entschluss sich dem Ehemann gänzlich zu entziehen und mit Pari und dem älteren Bruder aus dem Iran zu fliehen. Eine Thematik die leider immer aktuell war und sicherlich noch lange aktuell bleiben wird...

    Dank gefälschter Pässe war es der kleinen Familie möglich, sich als Touristen auszugeben und so über den türkischen Flughafen in Antalya nach Europa zu reisen. Nach einem ersten Stopp in Deutschland sollte es in die Niederlande weitergehen, um dort ein neues Leben zu beginnen...nur um dort in einem Auffanglager nach dem anderen dahinzuvegetieren...

     Für die junge Pari, damals noch ein schmächtiger kleiner Junge der gerne mit Puppen und Barbies spielte, war das eine furchtbare Zeit. Anschluss zu finden war nicht leicht und der Kontakt zu Mädchen schon immer leichter. Die Mutter ist unter der Last fast zusammengebrochen, um die Familie zu ernähren.

    Später hat die kleine Familie endlich eine eigene Wohnung beziehen können, aber die Situation wurde nicht leichter. Die Schule war ein notwendiges Übel und mit den Lehrern kam Pari gar nicht klar. Die Jahre zogen in Land und irgendwann stellte Pari fest, dass ihre Zukunft im modeln liegen sollte und setzte alles daran von Agenturen gebucht zu werden - damals noch als androgynes Wesen, das nicht weiß, wo es wirklich hingehört. Erste Erfolge gaben dem Kind Mut und auch die Situation in der Schule besserte sich etwas...im Gegensatz zur heimischen Situation. Pari war ein aufmüpfiges Kind und versuchte irgendwann in Amsterdam auf eigenen Beinen zu stehen und verfiel dabei in einen Strudel aus Alkohol und Drogen...

    Das alles sollte sich erst ändern, als die große OP in greifbare nähe rückte...

    Mein Fazit:

    Ich lese, wie gesagt, selten Biografien, aber durch dieses Buch bin ich in zwei Nächten durchgerauscht. Als selbst Betroffene, ist es für mich spannend, nachzuerleben wie das Leben anderer Transgender verlaufen ist. Paris Start in ihr neues Leben begann unter den widrigsten Umständen, aber sie hatte eine Familie als es darauf ankam die Weichen zu stellen. Es ist längst nicht alles glatt und perfekt gelaufen, aber ich bewundere die Frau für ihre Zielstrebigkeit. Sie konnte Leben was sie war und wurde in kein konformes Muster gepresst. Sie konnte sich entdecken. Das rührt mich zu Tränen. Ich musste erst 30 Jahre als Mann verbringen, um meine Bestimmung schlussendlich zu erkennen.

    Ist das Buch gut geschrieben? Darüber lässt sich streiten - ihre Geschichte hat mich sehr mitgerissen, auch wenn der Schreibstil teils etwas holprig war und auch nicht jedes Detail so 100% passte. Ist die Frau wirklich nach 5 Tagen nach der GA nach Hause entlassen worden? Aber daran will ich mich nicht aufhängen...ich habe das selbst erlebt und kann die kleinen Fehlerchen ganz gut ausblenden, so denn es den wirklich Fehler sind (die vermutlich auf die Co-Autorin zurückzuführen sind). Beeindruckt bin ich von der gesamten Erzählweise, die nichts mit dem Voyeurismus typischer Bild-Artikel oder RTL zu tun hat!

    Für wen ist das Buch interessant? Paris Weg ist sicherlich nicht stellvertretend für alle Transfrauen, gibt aber einen schönen Einblick in das Chaos, welches uns während unserer Selbstfindung begleitet. Bei manchen schon in der Kindheit, bei anderen erst im fortgeschrittenem Alter. Es ist erhellend zu lesen, wie sie mit ihrer Situation umgegangen ist - ja, bis wo sie sich hingearbeitet hat. Jeder der sich für die Entwicklung eines Menschen interessiert, also eines echten lebenden Menschen, der kann das Buch ruhig lesen. Er wird uns Transfrauen besser verstehen. Es muss keine medizinische Abhandlung sein - dieses Beispiel aus dem Leben zeigt, dass auch wir nur Menschen mit Gefühlen sind.

    Mich persönlich hat das Buch wirklich sehr angesprochen und ich kann es bedingungslos weiterempfehlen!


  9. Cover des Buches Die verlorenen Schuhe (ISBN: 9783522620161)
    Gina Mayer

    Die verlorenen Schuhe

     (27)
    Aktuelle Rezension von: Tefelz

    Ich habe die gebundene Ausgabe des Thienemann Verlages vor mir liegen und ich erwähne das , weil ich es als Geschenk zum Geburtstag bekommen habe und es in keiner Weise wie ein Jugendbuch aussieht. Bei Ravensburger wäre ich da schon misstrauisch geworden, doch auch über 50 Jahre und nach dem lesen dieses Buches, bin ich total begeistert. Entweder jung geblieben oder dieses Buch schafft es auch Ältere zu begeistern.

    1944 die Russen stehen vor Schlesien und die naiv junge Inge glaubt noch immer an den Endsieg, den ihr Verlobter Wolfgang von Brand doch vorhergesagt hat. Aufgewachsen auf einem größeren Hof Hohenau mit vielen Fremdarbeitern, lebt Inge ein sorgenfreies Leben. Wanda eine große Polnische Fremdarbeiterin wurde von den deutschen verschleppt und nach Schlesien zum arbeiten geschickt, hat den Glauben an Gott schon lange verloren und steht mit beiden Beinen in der Welt. Inge nimmt Wanda nicht mal wahr, während Wanda das junge Fräulein und ihr Naivität ablehnt. Als die Russen immer näher rücken, müssen auch die Menschen auf Hohenau die Koffer packen, doch Inge ist in der Stadt in der Schule und als sie nach Hause fährt, ist niemand mehr da, weil alle flüchten mussten. Die einzige die noch da ist, ist Wanda und bepackt gerade einen Wagen mit Pferd...

    Ich habe das Buch in 48 Stunden mühelos gelesen. Der Schreibstil ist sehr schön ohne das typische Mitleid und ich rechne der Autorin hoch an, dass sie zu keinem Zeitpunkt auf die Tränendrüse gedrückt hat, sondern eine wirkliche schöne Geschichte von 2 immer stärker werdenden Mädchen, am Ende Frauen erzählt, denen man ihr Leid und Ihre Flucht absolut abnehmen kann und mit Ihnen und Ihren Rückschlägen mitleiden kann.

    Als Jugendbuch unschlagbar, doch auch für einen Erwachsenen bleibt viel hängen, dass einen auch nach dem Beenden des Buches beschäftigt und sich wie immer mit der düstersten Zeit der deutschen auseinandersetzt.

    Nicht weniger als 5 Sterne hat dieses Buch verdient und ist natürlich eine absolute Empfehlung für Historisch Interessierte Leser.


  10. Cover des Buches Der Klang der Fremde (ISBN: 9783423144155)
    Kim Thúy

    Der Klang der Fremde

     (14)
    Aktuelle Rezension von: DeepThought
    Erstveröffentlichung: 2009
    Rezension basiert auf der Übersetzung von Andrea Alversmann, Brigitte Große für den Antje Kunstmann Verlag, 2010

    Inhalt

    Das Leben der Hauptperson wird ganz entscheidend von der Geburt in Vietnam zur Zeit des Zweiten Indochinakrieges geprägt. Bleibt sie dank der Stellung ihrer Eltern zunächst von den Auswirkungen des Krieges verschont, wird das Haus der Familie dennoch vom kommunistischen Militär zur Hälfte beschlagnahmt; später muss sie es ganz räumen. Als die Hauptperson zehn Jahre alt ist, flieht die Familie aus ihrer Heimat. Zunächst bildet die Kindheit in Saigon den Schwerpunkt der Erzählungen, die Erfahrungen der Flucht, im malaysischen Flüchtlingslager und in Kanada stehen jedoch gleichberechtigt daneben. Eine berufsbedingte monatelange Rückkehr nach Vietnam ermöglicht schließlich einen Blick der Ich-Erzählerin auf die Veränderungen im Land.

    Anmerkungen

    Die Autorin vermischt autobiografische und fiktive Erlebnisse zu einem autofiktiven Werk. Dementsprechend heißt die Erzählerin An Tịnh Nguyễn, und das Buch erhielt die Gattungsbeschreibung Roman, nicht Memoir.

    Der Roman sammelt skizzenartig ausgearbeitete Episoden aus An Tịnhs Leben, gleichsam einem Bewusstseinsstroms werden die bis in ein „Heute“ (Das Buch wurde 2009 veröffentlicht) reichenden Zeitebenen miteinander verflochten. Die einzelnen Gedankensplitter nehmen jeweils aufeinander Bezug nehmen, indem sie eine Formulierung, eine genannte Person in der nächsten Miniatur wieder aufnehmen.

    Die einzelnen Beschreibungen umfassen zwischen einer und drei Seiten und werden aus der Perspektive der Erwachsenen geschildert. Erlebnisse der Erzählerin als Kind können somit einerseits aus der damaligen Perspektive vermittelt, aber zugleich von der Erwachsenen in einen anderen Kontext eingebunden und erläutert werden.

    Auf diese Weise bewahren sich die einzelnen Ereignisse ein Geheimnis, denn es wird zwar das einzelne Gerüst der jeweiligen Geschichte erzählt, deren Ausschmückung etwa mit Dialogen und Bildern jedoch der Fantasie der Leserinnen und Leser überlassen.

    Die Ich-Erzählerin enthält sich dabei jedes Kommentars, wenn sie etwa über die von ihr wahrgenommene Prostitution in Vietnam schreibt, oder stellt lediglich das Vorhandensein von Gefühlen fest, ohne dieses ausschmücken zu müssen.

    Kim Thúy wurde 2018 auf die Shortlist des Alternativen Literatur-Nobelpreises gewählt.

    Fazit

    Der Autorin gelingt es in dem schmalen Band, den man an einem Nachmittag durchlesen kann, ganz verschiedene Themen unterzubringen. Die Beschreibung ihres Geburtslandes zum Zeitpunkt des Krieges und der Veränderungen nach der Wiedervereinigung sowie seiner verschiedenen Bevölkerungsschichten entfalten ein Zeit- und Gesellschaftsdokument Vietnams. Die Beschreibung der Flucht, der Lebens in dem Lager in Malaysia sowie die Anfangszeit in Kanada steht nicht für das einzelne Flüchtlingsschicksal dieser Person; vielmehr wird auch hier ein ganzes Panorama an Person (Flüchtigen, Helfern, Freunden, Verwandten) aufgeboten, das fast zwangslos die Aktualität des Romans vor Augen führt und den Raum für verschiedenste Assoziationen weckt. Schließlich kann in der Darstellung des aktuellen Lebens der Erzählerin etwa in Hinblick auf ihre Kinder der Schlusspunkt ihrer Erwachsenwerdung gesehen werden: eine Frau, die sich ihrer familiären und kulturellen Wurzeln ebenso bewusst ist wie ihrer Veränderung infolge der Migration in den Westen. Dem Horror der Flucht und Verlust der Emigration wird das Glück der Integration entgegengestellt sowie der Gewinn, den diese für das aufnehmende Land bedeuten kann.

    Gerade das Stilmittel der Autorin, die einzelnen Anekdoten durchgehend in einem sachlichen Ton zu halten, vermeintlich sinnliche Erfahrungen lediglich zu benennen, statt sie mit einer Ausschmückungen und einer prächtigen Sprache mit Leben zu füllen, lässt die hier und da dann doch auftauchenden bilderreichen Formulierungen oder Mininaturen umso stärker hervortreten und glänzen.

    Klischeehafte Zuschreibungen wie „exotisch“ hat das Werk gar nicht nötig, und sie führen wie auch der unglückliche Titel eher ins Leere, weil die Autorin ihr Land gerade nicht ausstellt und weil die Fremde in dem Roman Kanada ist, nicht Vietnam.

    Die Höchstwertung habe ich vergeben, weil ich nach Beendigung der Lektüre bemerkte, wie die einzelnen Vignetten bei mir persönlich nachhallten. Sie brachten mich dazu, das Geschilderte mit Farben, Gerüchen und Geräuschen zu versehen, die die Autorin gar nicht benannt hat. Die Lücken, die sie ließ, sind durch meine Fantasien gefüllt worden und bereichern die Wahrnehmung des Romans. 

    Dadurch entsteht noch im Nachhinein eine besondere Nähe zu dem Gelesenen.

  11. Cover des Buches Die Hungrigen und die Satten (ISBN: 9783404178865)
    Timur Vermes

    Die Hungrigen und die Satten

     (93)
    Aktuelle Rezension von: RadikaleResignation

    Flüchtlingskrise- Socialmedia-junges Starlett

    Alles dabei, was man für eine unterhaltsame Geschichte braucht. Timur Vermes haut hier richtig um sich: Flüchtende auf der Flucht, begleitet von Medienstars und Medienmachern, Ziel: das rettende Land.

    Ein naives Starlett, das sich "verliebt", ein knallharter Geschäftsmann, der Kohle sehen will und mittendrin ein kleines Mädchen (emotional soll es ja auch sein). Er treibt die sowieso irrsinnige Situation komplett auf die Spitze,  bis alle vor den Toren stehen und die aber nicht aufgehen. Voll-Katastrophe. 

    Ich fand das Buch um Längen besser als "Er ist wieder da", die Satire ist natürlich durch das Überspitzen gegeben und natürlich bewegt er sich auf dünnem Eis, wenn man die derzeitige tatsächliche weltpolitische Lage ansieht. Aber (meine Meinung): Gute Satire muss sich auf dünnem Eis bewegen, sonst ist es eine Doku oder ein seichter Groschenroman:-)

  12. Cover des Buches Die lange Reise des Jakob Stern (ISBN: 9783841505620)
    Rainer M. Schröder

    Die lange Reise des Jakob Stern

     (37)
    Aktuelle Rezension von: JaHu_712

    "Die lange Reise des Jakob Stern" beginnt in Deutschland kurz vor den schrecklichen Ereignissen der Reichspogromnacht 1938. Juden werden von Uniformierten durch die Straßen gehetzt und verprügelt, die Zeitungen berichten von angeblichen sexuellen Übergriffen und tätlichen Angriffen von Juden auf die Bevölkerung. Es wird dazu aufgerufen, jüdische Geschäfte zu boykottieren. In dieser Zeit wird auch Jakobs Vater zum ersten Mal festgenommen und die Familie bangt, ob er jemals wieder nach Hause zurückkehren wird. Als er schließlich wieder freigelassen wird, ist er ein gebrochener Mann. Kurzerhand beschließen Jakobs Eltern daraufhin, ihren einzigen Sohn für einen der regelmäßig organisierten Kindertransporte anzumelden, der Jakob in eine Art Feriencamp nach England und damit fort von den Nationalsozialisten bringen soll.

    Die Schilderungen sind sehr bedrückend und beschämend zugleich, zumal vor dem Hintergrund, dass gerade wieder in ganz Europa rechte Kräfte an Einfluss und Stärke gewinnen, dass Rechtsextreme und Neonazis mit Reichsfahnen und Fackeln in Deutschland durch die Straßen ziehen und dabei Parolen aus dem Dritten Reich grölen. 

    Besonders interessant an diesem Roman ist aber auch, was die jüdischen Kinder und Jugendlichen außerhalb Deutschlands erfahren mussten. Denn nach Hitlers Machtübernahme und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs galten auch sie nur als "bloody Germans", die von ihren vermeintlichen Rettern ausgegrenzt, teilweise wie Vieh gehalten und misshandelt wurden. Dabei spielte es keine Rolle, dass sie vor den Nationalsozialisten auf der Flucht waren, die ihnen nach dem Leben trachteten. Es zählte nur, dass sie Deutsche waren und somit Feinde.

    Dem Autor gelingt es sehr gut, die Ängste und Sorgen, aber auch die Wut dieser Kinder einzufangen. Ich finde, dass sich "Die lange Reise des Jakob Stern" hervorragend als Schullektüre ab der 5. Klasse eignet, denn hier werden die Schrecken des Nationalsozialismus, aber auch des Zweiten Weltkriegs, sehr anschaulich aus der Sicht der Kinder geschildert, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler sicherlich leicht identifizieren können.

  13. Cover des Buches Kein Weg zu weit (ISBN: 9783401602202)
    Brigitte Blobel

    Kein Weg zu weit

     (11)
    Aktuelle Rezension von: samisbookblog

    Klappentext: Seit ihr Vater aus Eritrea fliehen musste, patrouillieren Soldaten vor Azmeras Elternhaus. Mit einem Schlag sind Schule, Studium, ein normales Leben unerreichbar. Mit dem letzten Ersparten macht sie sich auf die Flucht nach Europa. Unterwegs trifft sie Pedros, erst ihr Bruder auf dem Papier, schließlich ihr Freund. Sie beide eint die Hoffnung auf Freiheit, eine Hoffnung, die sogar stärker ist als ihre Liebe. 


    Dieses Buch hat mich unglaublich bewegt!

    Ich wollte unbedingt mehr darüber wissen, wie die Gefühlslage von Flüchtlingen ist, denn oft wird sehr distanziert über Flucht berichtet.

    Um sich dem Thema langsam anzunähern ist dieses Buch ein sehr guter Einstieg, denn es wird sehr vorsichtig und sensibel mit kritischen Themen umgegangen. 

    Allerdings war es für meinen Geschmack zu oberflächlich und die Flucht und die Schwierigkeiten wurden mir persönlich fast zu ‚harmlos‘ beschrieben, obwohl man natürlich mit Azmera mitfühlt. 

    Auch die Liebesgeschichte ist zwar schön, aber etwas irritierend, was meine Vorstellung von Romantik betrifft. 

    Der Klappentext passt hier dafür sehr gut, dass Azmeras Hoffnung noch größer ist, als ihre Liebe zu Pedros, welcher nicht so sehr an sich, Azmera und sein neues Leben glaubt. 

    Beide haben wirklich eine tragische Vergangenheit und man wünscht es ihnen einfach, dass ihre Zukunft sie erfüllt!


    Insgesamt sollten sich alle Menschen mehr mit dem Thema Flucht und den Beweggründen der Menschen auseinandersetzen, denn das würde die Einstellung der privilegierten Menschen hier sicher ändern können.

    Trotzdem bin ich der Meinung, dass das Potenzial der Geschichte nicht ganz ausgeschöpft wurde.


    ⭐️⭐️⭐️/5


    🌍xx, S.

  14. Cover des Buches Nordlicht - Die Spur des Mörders (ISBN: 9783734107238)
    Anette Hinrichs

    Nordlicht - Die Spur des Mörders

     (90)
    Aktuelle Rezension von: misery3103

    Ein ermordeter 73jähriger wird am Idstedt-Löwen in Flensburg gefunden. Der ehemalige Lehrer gehörte der dänischen Minderheit an, die Medien überschlagen sich und sehen das friedliche Miteinander zwischen Deutschen und Dänen in Gefahr. Vibeke Boisen und ihr dänischer Kollege Rasmus Nyborg nehmen die Ermittlungen auf. Alles deutet auf ein altes Verbrechen im 2. Weltkrieg, doch der Weg zur Aufklärung ist schwierig.

    Der zweite Teil der Nordlicht-Reihe und wir sind wieder mit Boisen und Rasmus sowie dem restlichen gemischten Ermittlerteam auf Mördersuche. Den Fall fand ich sehr spannend, da eine zeitgeschichtliche Tatsache erzählt wurde, die mir so nicht bekannt war. Die grausame Behandlung von Kriegsflüchtlingen in Dänemark unter der Besatzung Deutschlands und danach war stellenweise wirklich schwierig zu lesen, vor allem wenn es um Kinder ging.

    Die Verdächtigen in diesem Mordfall sind viele, so dass man gut mitspekulieren kann, wer einen Vorteil von dieser Tat haben könnte. Am Ende war ich tatsächlich überrascht über den tatsächlichen Täter.

    Einziges Manko für mich war das oft viel zu kratzige Verhalten Vibeke Boisens ihren Kollegen gegenüber. Hier empfand ich sie oft als etwas zu empfindlich und strikt, konnte aber auch verstehen, dass sie persönlich von dem Fall betroffen war, da auch sie ein Waisenkind gewesen ist. Insofern konnte ich ihr vieles nachsehen.

    Insgesamt ein spannender Krimi mit einem tollen Thema, von dem ich vorher nicht viel wusste. Gut!

  15. Cover des Buches Hundert Tage (ISBN: 9783835323261)
    Lukas Bärfuss

    Hundert Tage

     (46)
    Aktuelle Rezension von: BM2TE22a

    "100 Tage" von Lukas Bärfuss ist ein packendes und erschütterndes Buch. Es basiert auf den wahren Ereignissen des Völkermordes in Ruanda und gibt dem Leser*in einen tiefen und ungefilterten Einblick in die damaligen Geschehnisse. Was das Buch besonders lesenswert macht, ist die Art und Weise, wie Bärfuss die Figuren zum Leben erweckt. David Hohl und die anderen Charaktere werden in ihrer aufkommenden Verzweiflung so gut beschrieben, dass der Leser*in fast das Gefühl hat, mit ihnen durch die sandigen Straßen von Kigali zu gehen.

    Das Buch zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie schnell eine Gesellschaft in Chaos und Gewalt versinken kann. Man kann sich beim Lesen gut in die Angst der Bevölkerung einfühlen und verstehen, wie es erst zu den Gewalttaten kommen konnte. 

    Insgesamt ist "100 Tage" ein sehr lesenswertes Buch, das den Leser*in tief berührt, ihm einen Einblick in die Schrecken des Völkerbordes in Ruanda gibt und den Leser*in zum Nachdenken über Schuld und Gerechtigkeit bringt.


    R.E.

  16. Cover des Buches Endland (ISBN: 9783423626989)
    Martin Schäuble

    Endland

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Readingfreak_05

    Deutschland ist eingeschlossenn von einer Mauer. Die Schulpflicht und gesetzliche Arbeitslosenhilfe sind abgeschafft und konservative Rollenbilder werden gefördert. Flüchtlinge heißen nicht mehr Flüchtlinge sonder Invasoren. Der Euro wurde gegen die Mark eingetauscht und zu Europa gehört Deutschland auch nicht mehr. 

    Obwohl viele Punkte in Martin Schäubles Dystopie "Endland" an die NS-Zeit erinnern, befinden wir uns in der Zukunft. Die Regierung wird von der rechtsextremen Partei NA (Nationale Alternative) dominiert. 

    Die Protagonisten sind der junge Soldat Anton aus Deutschland, der überzeugt von den Ideen der NA sein Land verteidigt, sein Freund Noah, der die Ideale der NA sehr viel kritischer sieht und immer wieder versucht Antons Augen zu öffnen. Die dritte Protagonistin ist Fana. Wegen der vom Klimawandel ausgelösten Hungersnot flüchtet sie aus Äthiopien nach Deutschland, um sich dort eine Zukunft auzubauen und Medizien zu studieren.

    Als Anton in einem Geheimauftraug als Flüchtling nach Deutschland einreisen soll, trifft er Fana und nach und nach beginnt er zu sehen, was sie ganze zeit direkt vor seiner nase war. Er und Fana werden Freunde und bald steht Anton vor der größten Entscheidung seines Lebens: für eine nationale Ideologie oder für seine Freunde und ein freies Leben.

    Während Anton und Fana im letzten Flüchtlingslager deutschlands festsitzen, muss Noah untertauchen, nachdem er geheime Informationen der NA an die Öffentlichkeit weitergegeben hatte. 

    Werden es die drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten schaffen die rechtspopulistische deutsche gesellschaft zu "besiegen"?

    Martin Schäuble greift aktuelle Themen sehr gut auf und führt einem immer wieder die Realität vor die Augen. Er schreibt in einem unkomplizierten und gradlinigen Schreibstil und verzichtet auf lange Schachtelsätze. Er schreibt abwechselnd aus der Perspektive von Anton, Fana und Noah, wodurch man sich gut in die drei hineinversetzen kann.

    Der Roman ist außerdem sehr gut recherchiert und man hat beim lesen immer ein sehr klares Bild davon wie es am Handlungsort gerade aussieht.

    Ein sehr fesselnder Roman, den man gar nicht mehr weglegen kann, wenn man einmal angefangen hat. Sehr geeignet für Jugendliche ab ca.12 jahren aber auch für Erwachsene ein toller Roman. 

    Eine klare Leseempfehlung von mir!

  17. Cover des Buches Der Traum vom Leben (ISBN: 9783596170869)
    Klaus Brinkbäumer

    Der Traum vom Leben

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Kermunto
    Afrika, irreguläre Migration
  18. Cover des Buches Wenn Sterne verstreut sind (ISBN: 9783985850501)
    Victoria Jamieson

    Wenn Sterne verstreut sind

     (10)
    Aktuelle Rezension von: kinderbuchundbastelei

    Eine sehr beeindruckende und berührende Graphic Novel, die ich euch unbedingt von Herzen empfehlen möchte!  

    Der afrikanische Kontinent ist auch die Heimat von Millionen von Vertriebenen, darunter unzählige Kinder. Eines von ihnen, Omar Mohamed, ein Geflüchteter aus Somalia, erzählt in diesem Buch von seiner bewegenden Kindheit zusammen mit seinem behinderten Bruder Hassan im kenianischen Flüchtlingslager Dadaab. Zusammen haben sie dort 15 Jahre ihres Lebens verbracht! Beim Überfall auf ihr Dorf wurde ihr Vater vor Omars Augen ermordet, von der Mutter wurden die Kinder in den nachfolgenden Wirren getrennt und schafften es, sich zusammen mit anderen Flüchtenden in Kenia in Sicherheit zu bringen. Nun denkt man, solche Zeltstädte inmitten der Wüste, wo Geflüchtete Zuflucht finden, seien eine vorübergehende Notunterkunft. Die erschreckende Wahrheit jedoch ist, dass Menschen dort Jahrzehnte zubringen, traumatisiert, hoffnungslos, in enormer Armut. Kinder kippen vor Hunger in der Schule von ihren Stühlen. Ein Schicksal, das Millionen von Menschen teilen. 

    In diesem Buch lässt uns Omar als Ich-Erzähler an seiner Erfahrung teilhaben, an seinen Erlebnissen, seinen Gefühlen, seiner Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, aber auch seinem Mut und seiner Zielstrebigkeit. Wir erhalten als Leser*innen dadurch ein authentisches Bild seines Schicksals. Seines, das seines geliebten Bruders und seiner Mitmenschen in Dadaab.

    Heute leben die Brüder in den USA, wo sich Omar nun anderen notleidenden Flüchtlingen, besonders Kindern, widmet. Dazu hat er auch eine eigene Hilfsorganisation gegründet: www.refugeestrong.org

    Autorin und Illustratorin Victoria Jamieson fühlte den Wunsch, die Lebensgeschichte eines Geflüchteten in einer Graphic Novel zu erzählen. Als sie Omar durch seine Arbeit beim Church World Service kennen lernte, entstand das gemeinsame Buchprojekt >>Wenn Sterne verstreut sind.<<

    Ein wirklich besonderes Buch, das in keiner Schulbibliothek fehlen sollte!

  19. Cover des Buches Paradiessucher (ISBN: 9783446241640)
    Rena Dumont

    Paradiessucher

     (41)
    Aktuelle Rezension von: elane_eodain
    >> Alles, was wir mittlerweile besitzen, ist traumhaft. Es ist traumhaft, aber der Traum hat einen Haken. Wir können ihn niemandem zeigen, niemand wird je erfahren, was wir mittlerweile besitzen, und somit ist es wertlos. Es ist mir fremd, dass mir Dinge auf einmal gleichgültig sind, weil sie hier in Deutschland jeder hat. <<
    (aus "Paradiessucher" von R. Dumont)

    INHALT: 1986 – Lenka ist 17 Jahre alt, möchte Schauspielerin werden und frei leben. Im Weg stehen ihr da aber die politischen Strukturen ihres Heimatlandes Tschechoslowakei: An der Schauspielschule wird nur aufgenommen, wer entsprechende Beziehungen zur Partei hat und ein freies Leben ist sowieso nicht möglich, wenn es nicht mal erlaubt ist, in der Schule eine West-Jeans zu tragen … Lenka will weg!
    Und als sie und ihre Mutter endlich das immer wieder beantragte und lang ersehnte Visum für einen Deutschlandurlaub erhalten, scheint die Freiheit greifbar und das große Wort „Emigration“ steht im Raum. Aber wie damit umgehen? Den Schritt wagen oder nicht? Alles aufgeben? Ganz neu anfangen? Oder doch lieber beim Gewohnten bleiben, weil es doch gar nicht so schlimm ist?

    GEDANKEN: Zu Beginn der Geschichte ist eigentlich alles noch ganz nett, wenn auch vom Schatten der Politik, des Systems beeinflusst, aber Lenka lebt ihr Leben, lacht, weint, liebt, streitet und schimpft. Ihren Wunsch Auszuwandern konnte ich anfangs nicht ganz nachvollziehen, ihre besondere Dringlichkeit. Natürlich kenne ich die realen geschichtlichen Hintergründe, weshalb ich das doch verstehe, aber Lenka selbst konnte mich nicht überzeugen.
    Nichtsdestotrotz bin ich mit ihr weitergereist, über die Grenze, nach Deutschland. Und erst hier wird es für Lenka und ihre Mutter dann so richtig ernst, denn nicht alles ist so, wie Lenka sich das erhofft hatte. Bei weitem nicht. Wer hat schon damit gerechnet, ewig in einem heruntergekommen „Sporthotel“ am Königssee festzusitzen oder gar mit diesem Heimweh? Keiner hat vor der Flucht darüber nachgedacht, welche Folgen eine Abschiebung hätte, was ein unbedacht formulierter Brief in der Heimat bewirken kann oder was zu tun ist, wenn sich Deutschland doch nicht als das erhoffte Paradies zeigt …

    Paradiessucher“ ist wie ein Tagebuch der 17-jährigen Lenka geschrieben, in Ich-Perspektive, sehr locker, teeniehaft, schlicht. Lenka schreibt in Extremen, entweder ist etwas wahnsinnig gut (wie ihr Freund) oder wahnsinnig abartig (wie ihre Klassenlehrerin), ihre Gedanken und Gefühle legt sie offen, sie wiederholt ihr Wichtiges und interpretiert wild drauf los. Dieser Stil ist vielleicht erfrischend, auf Dauer ging er mir aber auch auf die Nerven. Und ein wenig mehr Tiefe hätte meiner Meinung nach nicht geschadet.

    Die Geschichte, die das Buch erzählt, ist wohl teilweise biographisch, denn die Autorin Rena Dumont schreibt zu Beginn: „Dies ist eine fiktive Geschichte, die ich im Kern so erlebt habe.
    Ich kann mir vorstellen, dass viele Gegebenheiten und Situationen der Geschichte so passiert sind oder so hätten passieren können. Und ich finde es gut, dass das Buch somit einen Teil deutsch-tschechischer Geschichte auf unterhaltsame Weise erzählt.

    Immigration ist in Deutschland noch immer ein großes Thema, aktuell wird von einer steigenden Zahl an Asylanträgen berichtet. Rena Dumont schafft mit „Paradiessucher“ Migranten ein Gesicht zu geben, weg von den Zahlen, hin zu den Menschen, die ihre individuelle Geschichte und Beweggründe haben ihr Heimatland zu verlassen. Das finde ich wichtig und richtig!

    FAZIT: Mir persönlich ist "Paradiessucher" zu teeniehaft und oberflächlich geschrieben, aber als Jugendroman zum Thema Migration und dem geschichtlichen Hintergrund der kommunistisch geführten Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik dennoch empfehlenswert.
  20. Cover des Buches Die Welt ist gross und Rettung lauert überall (ISBN: 9783423126540)
  21. Cover des Buches Der Fall Arbogast (ISBN: 9783832161118)
    Thomas Hettche

    Der Fall Arbogast

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Ein (über-)durchschnittlicher Krimi nach einer wahren Begebenheit. Die Beschreibung der Nachkriegszeit und der 50er Jahre in (West-)Deutschland (und die schleichende Modernisierung und Amerikanisierung) ist gut gelungen.
  22. Cover des Buches Die Somalia-Doktrin (ISBN: B00A7R8XL4)
    James Grenton

    Die Somalia-Doktrin

     (2)
    Aktuelle Rezension von: ArnieQ
    Gutes Thema, aber für meinen Geschmack zu viele Leichen.
  23. Cover des Buches Mein Leben, meine Freiheit (ISBN: 9783492250863)
    Ayaan Hirsi Ali

    Mein Leben, meine Freiheit

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Nelebooks

    Cover: Wer sich für Biographien interessiert, den wird dieses Cover auf alle Fälle ansprechen, denn das Cover verspricht genau das. Ich finde es somit passend und es ist abgestimmt und ansprechend gestaltet.

    Inhalt: "Nach ihrem Bestseller »Ich klage an« erzählt Ayaan Hirsi Ali ihre persönliche Geschichte: Sie schreibt von ihrer Kindheit und Jugend in Somalia, Saudi-Arabien, Äthiopien und Kenia und ihrer Flucht vor der Zwangsheirat nach Europa. Sie berichtet von ihrer politischen Karriere in den Niederlanden, ihrer Abkehr vom Islam und ihrer Übersiedelung in die USA. Der Weg einer jungen Frau zur weltweit geachteten Freiheitskämpferin – und die Antwort darauf, warum sie immer weitermacht, trotz aller Gefahren."

    Schreibstil: Der Schreibstil ist gut, so dass ich flüssig und zügig lesen konnte. Auch wurde alles so beschrieben, dass ich es mir sehr gut vorstellen konnte.

    Meinung: Ich bin gut in die Geschichte hinein gekommen. Ich hatte das Buch sehr schnell durchgelesen, da ich es so interessant fand. Es ist traurig und sehr bewegend und ich habe die Protagonistin hier gespannt begleitet. Sie ist eine starke Frau und da ich mit ihr sympathisiere habe ich mich auch in sie hineinversetzt. Einfach eine bewegende, kurzweilige und spannende Geschichte, die ich weiterempfehlen kann.

  24. Cover des Buches Reportagen (ISBN: 9783037311073)
    Joe Sacco

    Reportagen

     (3)
    Noch keine Rezension vorhanden

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