Bücher mit dem Tag "flüchtlinge"
552 Bücher
- Suzanne Collins
Die Tribute von Panem 3. Flammender Zorn
(8.199)Aktuelle Rezension von: Drachenbuecherhort„Die Tribute von Panem – Flammender Zorn“ ist der dritte und letzte Band der dystopischen Romantrilogie von Suzanne Collins. Die Geschichte folgt der 17-jährigen Katniss Everdeen, die sich in einer Welt, die von einem totalitären Regime beherrscht wird, als Symbol des Widerstands gegen die tyrannische Herrschaft des Kapitols erhebt. Nach ihrer Rettung aus der tödlichen Arena der Hungerspiele schließt sie sich den Rebellen in Distrikt 13 an, die einen Krieg gegen das Kapitol führen. Katniss wird nicht nur mit den Gefahren und Verlusten des Krieges konfrontiert, sondern auch mit ihren widersprüchlichen Gefühlen für ihre beiden Freunde Peeta und Gale.
Auch im letzten Teil hat sich der Stil der Autorin nicht wesentlich verbessert. Collins verwendet vor allem kurze Sätze, die den Lesefluss erheblich stören, da sie sich abgehackt lesen. Ihre Sprache ist völlig oberflächlich, ohne Ausschmückungen und detaillierte Beschreibungen, was dem Ganzen die Tiefe nimmt. Ich denke, dass Suzanne Collins versucht hat, ihren Stil bewusst distanziert zu halten, weil er besonders gut zu dystopischen Settings passt, aber die Umsetzung ist nicht besonders gelungen.
Dieser Band unterscheidet sich von den beiden anderen in mehrfacher Hinsicht. Zum einen dreht sich die Handlung nicht mehr um die Hungerspiele, sondern um den Krieg zwischen den Rebellen und dem Kapitol. So muss sich Katniss nicht nur ihren Feinden, sondern auch ihren eigenen Zweifeln und Ängsten stellen.
Die ganze Geschichte um Distrikt 13 finde ich extrem schlecht erklärt und weist viele Logiklöcher auf. Die Welt von Panem ist geprägt von einem totalitären Herrschaftsregime mit Alleinherrschaftsanspruch, das wirklich nicht davor zurückschreckt, eine ganze Bevölkerung auszulöschen, wenn sie auch nur daran denkt, Widerstand zu leisten. Trotzdem durften die Menschen im Distrikt 13 schalten und walten, wie sie wollten. Sie haben sich gegen das Kapitol aufgelehnt und sind damit durchgekommen. Man rechtfertigt das damit, dass sie Atomwaffen haben und damit gedroht haben, aber dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass viele dieser Waffen auch an das Kapitol geliefert wurden, es also auf beiden Seiten welche geben müsste. Außerdem würde eine so extreme Regierung wie die von Panem ihrem unterdrückten Volk wohl kaum so viel Macht einräumen, dass es sich aus der Unterdrückung befreien könnte.
Wie in den ersten beiden Teilen wird die Geschichte aus der Sicht von Katniss Everdeen erzählt. Sie ist eine egoistische und unsympathische Protagonistin, die sich nur um sich selbst kümmert. Im Rahmen der Revolution wird auch deutlich, wie schlecht sie als Anführerin ist und dass sie keine klaren Ziele oder Pläne hat, sondern sich nur von den Umständen treiben lässt. Immer wieder zeigt sie sich als schlechte Freundin, die ihre Gefährten verrät oder im Stich lässt, wie zum Beispiel Peeta, den sie mehrmals belügt oder verletzt. Das führt aber kaum dazu, dass die Leute sie weniger mögen. Ganz schön unglaubwürdig, wenn ihr mich fragt. Auch als Schwester macht sie keine gute Figur, denn trotz ihrer angeblichen Beschützerrolle gegenüber Prim beachtet sie ihre kleine Schwester Prim kaum. Da sie keine moralischen Werte oder Prinzipien hat, sondern nur Gewalt und Zerstörung anrichtet, verdient sie es nicht, Heldin genannt zu werden. Auch ihre Entwicklung im Laufe der Reihe lässt zu wünschen übrig, denn sie wird nur immer unsympathischer.
Das Ende des Buches kam dann überraschend plötzlich. Es baut sich das ganze Buch über bis zum Finale auf und dann, als es seinen Höhepunkt erreicht, ist es einfach vorbei. Und Katniss – als Protagonistin! – war in der ganzen Geschichte einfach überflüssig. Man sollte meinen, dass sie auch die Schlüsselfigur ist, aber das war sie nicht. Wenn es sowieso keinen Unterschied gemacht hätte, hätte man sie auch weglassen können.
„Die Tribute von Panem – Flammender Zorn“ ist ein enttäuschender und unbefriedigender Abschluss einer Trilogie, die viel Potenzial hatte, dieses aber nicht ausschöpft. Das Buch langweilt und frustriert durch Längen, Wiederholungen und Klischees. Das Ende ist vorhersehbar, unrealistisch und unbefriedigend, was für mich ein Grund zur Verärgerung war. Aufgrund der vielen Schwächen ist die Buchreihe als Ganzes bestenfalls mittelmäßig. Mein Fall war es nicht.
- Anne Frank
Das Tagebuch von Anne Frank
(2.420)Aktuelle Rezension von: anastazjaIch fand das Buch super interessant, allerdings manchmal schwierig zu lesen. Wer sich für dieses Thema interessiert, sollte es gelesen haben.
- Antonia Michaelis
Die Attentäter
(105)Aktuelle Rezension von: DrunkenCherryIch habe das Buch am Erscheinungstag gekauft und tatsächlich drei Jahre gebraucht, um es zur Hand zu nehmen, so schwierig fand ich das verarbeitete Thema. Doch Antonia Michaelis hat mich bisher nie enttäuscht und so habe ich es schließlich doch gewagt.
Nun muss ich sagen, ich bin doch recht zwiegespalten, was „Die Attentäter“ angeht.
Die Beschreibung Berlins mit seinen Mietshäusern und den darin lebenden, so gänzlich verschiedenen, Menschen fand ich sehr gelungen. Trotzdem fiel mir der Einstieg in die Geschichte ziemlich schwer. Das liegt wohl auch daran, dass Michaelis hier keinen gleichmäßigen roten Faden gewebt hat. Viel zu oft ändern sich Erzählperspektive und Zeitstrang. Die Autorin spring wie sie es will von Erzählperspektive zum Ich-Erzähler. Das war sehr ungewohnt von ihr und echt verwirrend.
Die Geschichte an sich war ab dem zweiten Drittel nicht unspannend. Aber durchzogen von unnötigen Längen. Man hatte oft das Gefühl, dass sich dieselben Szenen immer wieder wiederholen.
Viel zu spät erfährt man, wie sich die Sache mit dem IS entwickelt hat und was einer der Protagonisten vorhat.
Okay, das Ende ist dann unheimlich spannend und ich habe sogar eine Nachtschicht eingelegt, weil ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte, bevor ich wusste, wie es nun ausgeht, aber der Weg dahin war einfach nicht optimal.
Die Protagonisten Cliff und Alain fand ich gut gezeichnet, aber die dritte im Bunde, Margarete, war im Grunde überflüssig. Sie bekam am Ende von Michaelis noch eine bedeutungsschwangere Schlussszene, aber man hätte den ganzen Charakter weg lassen können und es hätte sich nichts an der Story geändert.
Ich muss auch sagen, dass ich den Schreibstil der Autorin schon mal besser fand. Hier finden sich nicht diese bildgewaltigen und poetischen Umschreibungen, die ich sonst so von ihr liebe.
Im Fazit behandelt das Buch ein sehr aktuelles und krasses Thema – aber mir ging die Erzählung einfach zu schleppend. Für mich leider nicht das beste Buch der Autorin.
- Bodo Kirchhoff
Widerfahrnis
(95)Aktuelle Rezension von: gstReither hat sich auf seinen Altersruhesitz im Weißbachtal zurückgezogen. Seinen Verlag hat er verkauft, weil er feststellte, „dass es allmählich mehr Schreibende als Lesende gab“ (Seite 10). Noch hat er sich alte Gewohnheiten erhalten: er liebt nach wie vor Bücher, überlegt bei jedem Satz, ob er druckreif ist und spricht dem Rotwein zu. Als er ein Büchlein aus der hauseigenen Bibliothek mitnimmt, wird er von Leonie Palm, der Leiterin des Lesekreises, beobachtet. Da sie es geschrieben hat, wüsste sie gerne sein Urteil. Deshalb besucht sie ihn abends, um für den nächsten Tag einen Termin zu vereinbaren. Doch es kommt anders als gedacht. Zwischen den beiden entwickelt sich ein Gespräch, das sie noch in der Nacht zu einem Ausflug an den Achensee aufbrechen lässt. Der erhoffte Sonnenaufgang ist noch weit und zum Warten darauf ist es zu kalt, also geht die Fahrt weiter. Die beiden kommen sich zögernd näher und das späte Glück scheint zum Greifen nah zu sein.
Ich habe die beiden gerne auf ihrer Reise über den Brenner und durch Italien begleitet. Ich spürte richtig, wie es nach und nach wärmer wurde und die kalten Tage im Gebirge in den Hintergrund rückten. Die im Alter der Protagonisten ungewohnte Spontanität lud mich zum Träumen ein. Vor allem in der zweiten Hälfte des Buches häuften sich die Überraschungen und ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Fazit: Kirchhoff ist ein begnadeter Erzähler.
- Khaled Hosseini
Drachenläufer
(2.017)Aktuelle Rezension von: Katharina_HoDieses Buch hat mich total berührt. Es Beschreibt das Leben des Protagonisten vor allem in Afghanistan (ich will ja nicht spoilen) auf die Art und Weise, die man als Leser gut verstehen kann. Der Autor ist ein ausgezeichneter Erzähler und die Geschichte ist einfach sehr gut. Am Ende vielleicht etwas zu dramatisch, aber trotzdem ein Meisterstück.
Eine klare Empfehlung!
- Christopher Kloeble
Die unsterbliche Familie Salz
(70)Aktuelle Rezension von: lesen_leben_lachenLola Rosa Salz ist die zentrale Figur in diesem Roman. Das Hotel Fürstenhof ist der zentrale Ort im Geschehen, auch wenn die Figuren sich die wenigste Zeit dort aufhalten. Und ein zentrales Motiv ist der Schatten.
Lola ist zu Beginn eine Neunjährige, die mit ihren Eltern in München lebt und als ihr Vater den Fürstenhof erwirbt nach Leipzig umzieht. Sie liebt ihre Mutter sehr und als diese krank wird nimmt es das kleine Mädchen sehr mit. In ihren Augen rettet sie ihre Mutter, als Maria - von dem man nicht weiß ob er existiert - ihr Leben beendet.
Der nächste Abschnitt wird von Lolas Mann Alfons erzählt. Dieser beschreibt Lolas Flucht mit den Kindern am Ende des Zweiten Weltkriegs und erzählt mehr über Lolas Charakter. Dann folgt Aveline, Lolas Tochter, der Schatten ihrer Enkelin, der die Geschichte von Kurt erzählt, wie er seine Frau kennenlernt; ihre Enkelin selbst und ganz zum Schluss Lolas Urenkelin, die einen Brief an ihre Mutter schriebt.
Lola rückt zwar irgendwann in den Hintergrund, aber sie wird immer wieder erwähnt.
Der Fürstenhof ist ebenfalls immer Thema.
Als neuer Wohnsitz der Familie Salz in Lolas Kindheit. Als ein Ort an den Lola auch im Zweiten Weltkrieg unter keinen Umständen zurück kehren will. Als das Objekt Kurts Begierde nach dem deutschen Wiedervereinigung.
Als wiedererlangter Familienbesitz.
Das Motiv des Schattens beginnt harmlos mit den Schattenrissen, die Lolas Mutter für jedes Familienmitglied anfertigt. Allerdings bleibt es nicht dabei. Für Lola bekommen Schatten eine immer größere Bedeutung und besonders Männer ohne Schatten stellen für sie eine besondere Gefahr da.
Das Thema Schatten zieht sich aber durch alle Generationen. Eine Figur in der Geschichte kann ihren Schatten nicht sehen und an einer anderen Stelle kommt sogar ein Schatten zu Wort. Dieser ist zu dem Zeitpunkt natürlich ein allwissender Erzähler und schafft dadurch eine Verbindung zwischen zwei Fragmenten der Geschichte.
Der Schatten zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und verbindet gemeinsam mit Lola und dem Fürstenhof die einzelnen Teile miteinander.
Insgesamt wird die Geschichte beschrieben, wie das Hotel in Familienbesitz gelangt, von der DDR enteignet wird und schließlich wieder zurück in die Familie kommt und wie Lola und alle um sie herum diese Zeit erleben.
Neben den Familienverhältnissen, Streitigkeiten und Problemen erfährt man auch vieles über die politischen Gegebenheiten.
Die ganze Geschichte ist sehr gut recherchiert und macht dadurch einen authentischen Eindruck.
Die Charakterentwicklung ist in diesem Buch schwerer zu beschreiben als in anderen Geschichten,aber ich finde das macht es zusätzlich interessant.
Einem fehlen Ereignisse, die eine Figur erlebt hat um ein gesamtes Puzzle zusammensetzen zu können, aber dadurch kann man sich die Charaktere noch eher so zurecht legen, wie man sie sich vorstellt. Es gibt also mehr Spielraum für Vorstellungen zu den einzelnen Figuren. Allerdings kann man aus diesem Grund einige Handlungen nicht nachvollziehen und findet diese dann nicht gut. Da kann man aber meiner Meinung nach drüber hinwegsehen, denn man kann ja auch im echten Leben nicht immer alles nachvollziehen, was der Gegenüber gerade tut.
Ich würde behaupten der Schreibstil ist eher ein "Erzählstil"Die Perspektive wechselt immer wieder und viele Figuren kommen zu Wort. Dadurch bekommt jedes Kapitel seinen eigenen Charakter mit der Person, die es erzählt.
Als beispielsweise Lolas Mann zu Wort kommt, könnte man zwischendurch beinahe den Eindruck bekommen der eigene Opa erzählt von der Flucht vor dem Zweiten Weltkrieg. Und auch sonst ist der Schreibstil immer gut an die Figuren angepasst. Das sorgt für einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich gut lesen und einen in die Geschichte eintauchen lässt.
Ich finde dieses Buch ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert!
Ich lese ja normalerweise eher Jugendbücher und Fantasy, aber dieses Buch konnte mich wirklich überzeugen!
- Jennifer B. Wind
Als der Teufel erwachte
(40)Aktuelle Rezension von: Alexa_KoserZum Buch: In einer Werkstatt wird im Kofferraum eines Wagens ein grausiger Fund gemacht: dort liegen zwei Leichen ineinander verschlungen. Wer sind die jungen Männer und wer hat sie dort deponiert? Es stellt sich heraus, dass es sich bei den beiden wohl um Flüchtlinge handelt. Die Ermittler vom LKA Georg Kunze, Tom Neumann und der Kollege Maier beginnen ihre Nachforschungen. Und treten dabei so ganz zufällig zwei Mafia-Bossen auf die Füße…
Meine Meinung: Im zweiten Teil mit den Ermittlern geht es gleich richtig zur Sache. Schnell wird klar, dass es hierbei um groß angelegte Schlepperbanden handelt, die sich eine goldene Nase damit verdienen, die Flüchtlinge zu transportieren. Die Trickkiste, um diese zu verstecken, wird immer größer. Und dabei ist es denen auch egal, wenn den Transport nicht alle überleben.
Erschreckend wird hier aus Sicht eines jungen Arztes aus Syrien dargestellt, wie so eine Flucht abläuft. Und wie gefährlich nur alleine die Überfahrt über das Mittelmeer ist. Natürlich kennen wir alle die Bilder aus dem Fernsehen, aber hier so ein Einzelschicksal im Genauen nachzulesen, hat mich zumindest sehr erschüttert. Das sind Menschen, die alles verloren haben und ihr letztes Geld den Schleppern in den Rachen werfen, um irgendwo in Frieden leben zu können.
Die Ermittler müssen am Anfang ohne Jutta Stern auskommen, die sich noch in Indien aufhält, da sie ihren Vater sucht. Kurz vor dem Heimflug nach Österreich passiert ihr aber auch noch etwas Schlimmes. Die Geschichte von Jutta, die im ersten Teil „Als Gott schlief“ schon ein wenig erzählt wird, ist mir in diesem Band besonders ans Herz gegangen. Auch die Beziehung zwischen Tom und ihr verkompliziert sich. Manche mögen das ja nicht so gern, wenn viel aus dem Privatleben der Ermittler berichtet wird, aber in diesem Fall gefällt mir das, weil mir Jutta, Tom und Georg mittlerweile sehr ans Herz gewachsen sind. Insgesamt eine „runde Sache“.
Der Schreibstil ist sehr schön und ausführlich. Die Kapitel werden immer aus anderen Perspektiven erzählt, das macht die Geschichte wirklich spannend. Die Autorin beschreibt die Flucht des Syrers Samir und später auch die seiner Mutter Nesrin so authentisch, dass ich wirklich mitgelitten habe. Man merkt, dass Jennifer B. Wind hier gut recherchiert hat. Die Flüchtlingsproblematik ist nicht neu, aber leider auch noch nicht Geschichte und das macht das Buch für mich, auch wenn es bereits 2016 erschienen ist, hochaktuell.
Das Ende hat mir sehr gut gefallen, weil es Hoffnung macht. Auf ein besseres Leben für alle. Irgendwie schafft Jennifer es immer wieder, dass ich mir zum Schluss die Tränen verdrücken muss, da mich das emotional total mitnimmt. Und das macht für mich den besonderen Stil dieser tollen Autorin aus, danke sehr für ein tolles Lese-Erlebnis!
Mein Fazit: Auch der zweite Band um die Ermittler Jutta Stern, Tom Neumann und Georg Kunze konnte mich wieder total fesseln! Fast atemlos und immer mit Tränen in den Augenwinkeln bin ich durch das Buch geflogen. Gut recherchiert und spannend zu Papier gebracht, das Buch muss unbedingt gelesen werden!
- Caragh O'Brien
Die Stadt der verschwundenen Kinder
(1.044)Aktuelle Rezension von: tsukitia16Das Buch "Die Stadt der verschwundenen Kinder" von der Autorin Caragh O'Brien ist eine Dystopie (Wir befinden uns ca. im Jahre 2400-2500 - korrigiert mich, wenn ich falsch liege, es wird nämlich, wenn dann nur nebenbei erwähnt.). Es gibt eine kleine eher subtile Liebesgeschichte, die aber nur wenig zum Vorschein kommt. Außerdem wird es von LovelyBooks in die Kategorie Young Adult eingeordnet, welchem ich nur bedingt zustimmen kann, denn es ist, meiner Meinung nach, nicht mehr wirklich ein Jugendbuch, sondern es ist schon recht erwachsenen geschrieben und es gibt auch einige Szenen, die nicht unbedingt ohne sind. Aber größtenteils ist es eine Geschichte, die auch Zartbesaitete lesen können. Ich finde, es ist ein Buch, welches an der Grenze liegt zwischen Jugendbuch und Erwachsenen Buch. Außerdem ist die Hauptprotagonisten noch sehr jung (also 16 Jahre). Daher wird sicher die Einordnung in Young Adult her rühren.
Meine Meinung:
Ich fand das Buch wirklich großartig und kann zumindest den ersten Teil definitiv empfehlen (die anderen zwei Teile habe ich ja noch nicht gelesen). In, für mich, sehr kurzer Zeit habe ich das Buch verschlungen und konnte manchmal wirklich nicht aufhören zu lesen. Sowohl die Welt als auch die Charaktere fand ich nicht nur spannend und interessant, sondern auch vor allem authentisch und insbesondere nicht nur schwarz oder weiß. Es gibt also gute als auch schlechte Seiten der Welt und der auftretenden Personen, was ich wirklich super fand. Man wird zwar in die Welt hineingeschmissen, aber man findet sich dennoch schnell zurecht und kann sehr gut der Handlung folgen. An vielen Stellen empfand ich die Handlungen als zuerst unlogisch, aber dann stellte sich letztendlich doch immer heraus, warum Person X so und nicht anders handelte und dann machte dieses Verhalten auch wieder Sinn. Auch mochte ich die Ästhetik der Geschichte sehr gern. Es ist irgendwas zwischen modern und schon zwischen 19. und 20. Jahrhundert. Ein interessanter Mix. Auch den Schreibstil fand ich sehr angenehm. Nicht zu deskriptiv und auch nicht zu wenig beschreibend. Auch die Gefühle sind gut bei mir angekommen und ich der Schreibstil wirkte auch nicht zu steif und war gut verständlich. Die Charaktere sind übersichtlich gestaltet und es würde mir keiner einfallen, der irgendwie langweilig oder nicht gut ausgearbeitet war.
Grundsätzlich hat mir das Buch also sehr gut gefallen und freue mich auf Band Zwei. Ich hab auch sonst weiter nichts zu bemängeln.
- Andrea Maria Schenkel
Als die Liebe endlich war
(55)Aktuelle Rezension von: HimmelsvogelStory:
1938, kurz bevor es zu spät dafür ist, flieht der junge Carl aus Regensburg mit Mutter und kleiner Schwester aus der Heimat und immigriert in Shanghai. Eine aufwühlende, lange Reise nach einer neuen Heimat beginnt, hinter ihm liegt sein jüdisch geborener Vater, der seine Heimat, Deutschland nicht verlassen wollte. In den USA findet Carl endlich den so lange gesuchten halt und lernt seine künftige Frau Emmi kennen. Gemeinsam lassen sie ihre Vergangenheit hinter sich, doch Jahrzehnte später wird er von einer Nachbarin gebeten den Nachlass ihres Mannes durchzusehen, dort stößt er auf Dokumente und Briefe, die längst vergessene Ereignisse und Erzählungen aus seiner Vergangenheit wachrütteln und Hinweise auf Emmis Vergangenheit bergen. Das Fundament aus Schweigen, auf dem das Glück ihrer Ehe ruht, beginnt schleichend zu bröckeln.
Schreibstil/Inhalt:
Die Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit ist sehr gut gelungen. Die Geschichte ist stimmig, interessant und unterhaltsam. Außerdem bietet sie tiefblickende Einblicke in eine Zeit, die so lange her zu sein scheint und durch die Perspektive der Gegenwart plötzlich ganz nah wird. Andrea Maria Schenkel behandelt in diesem Buch unter anderem Themen, wie Antisemitismus, Nationalsozialismus und den Holocaust. Sie hat es geschafft Themen, die nicht gerade leicht verdaulich sind, da sie mit Schuld, Hass und Angst verbunden sind bzw. diese Gefühle hervorrufen, in gewisser weise Leben einzuhauchen und die Geschehnisse aus verschiedenen Sichtweisen zu erzählen ohne respektlos zu sein. Der Autorin ist es gelungen einen aufwühlenden, historischen Roman ruhig und entspannt, aber mit einer inneren Tiefe zu erzählen, das einem nicht langweilig wird, sondern eher das Gegenteil erzeugt, nämlich das ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte.
Charaktere:
Die Entwicklung der Charaktere und deren Umfeld war gut durchdacht und beschönigt keinesfalls deren Taten, sondern erklärt auch deren Hintergründe, Ursachen und Folgen. Die Autorin lässt durchaus Spielraum zur Spekulation bezüglich der Konfrontation gegenüber dem jüngeren ich beider Charaktere mit ihrem gealterten. Doch das wichtigste an Geschichten, vor allem wenn es um eine mit historischem Hintergrund geht, ist das glaubhafte und überzeugende auftreten der Menschen, sodass man sich gewissermaßen in fiktive Personen hineinversetzten kann und das ist hier definitiv der Fall.
Fazit:
„ALS DIE LIEBE ENDLICH WAR“ ist ein wundervoller Roman, der mich sehr berührt und zutiefst ergriffen hat, sodass mir die Geschichte, auch nach dem ich sie beendet hatte, nicht mehr aus dem Kopf ging.
- Khaled Hosseini
Tausend strahlende Sonnen
(1.223)Aktuelle Rezension von: BuecherkarawaneEine unglaublich bewegende Geschichte zweier Frauen, die zugleich berührt und erschüttert.
Mariam ist fünfzehn, als sie aus der Provinz nach Kabul geschickt und mit dem dreißig Jahre älteren Schuhmacher Raschid verheiratet wird. Jahre später erlebt Laila, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, ein ähnliches Schicksal, als ihre Familie bei einem Bombenangriff ums Leben kommt. Nach anfänglichem Misstrauen werden Mariam und Laila zu engen und besten Freundinnen. Gemeinsam wehren sie sich gegen Raschids Brutalität und planen die Flucht.
Die Geschichte ist unglaublich schön geschrieben und zeigt unter welchen harten Bedingungen Frauen weltweit, vor allem in Afghanistan leben müssen. Ich habe noch nie ein Buch mit so viel Herz gelesen und dabei öfters Pausen gemacht und paar Tränen weggewischt. Die Geschichte zeigt, dass die Frauen ein individuelles Leben für aber unter dem Taliban Regime und dem Patriarchat diese enorm bis komplett ausradiert wird. Diese Buch ist ein Sprachrohr für all die Frauen, die unter Brutalität, Patriarchat und Unterdrückung leiden müssen und ihr Leben darin verloren haben. Es ist ein Meisterwerk, das jeder einmal gelesen haben muss.
- Cas Lester
Sprichst du Schokolade?
(83)Aktuelle Rezension von: wordworldHandlung: "Sprichst du Schokolade" ist eine Geschichte über eine besondere Freundschaft, die Grenzen wie Sprache, Kultur und Herkunft überwindet. Die Autorin vereint dabei auf warmherzige Art und Weise schwierige Themen wie Verlust, Legasthenie, Flucht, Integration oder Identität und baut diese kindgerecht in eine zuckersüße Story ein, die beim Lesen auf der Zunge zergeht wie Schokoladen-Lokum. Dadurch, dass die Zielgruppe auf Mädchen ab 10 Jahren angelegt ist, lässt die Tiefe der Auseinandersetzung mit den Themen natürlich zu wünschen übrig. Aufgrund der tollen Message, die dazu anregt, einfach aufeinander zuzugehen und Barrieren zu überwinden, würde ich die Geschichte aber dennoch als ansprechend für jüngere und ältere LeserInnen einstufen.
Schreibstil: Cas Lester hat 51 sehr kurze Kapitel gewählt, um die Geschichte von Josie und Nadima zu erzählen. Dabei trifft sie sehr genau den Ton ihrer jungen Protagonisten, und beschreibt deren Gedanken, Gefühle und Befürchtungen sehr einfühlsam. Zwar kann man an der Art, wie die Autorin die Mädchen all ihre Probleme pädagogisch wertvoll lösen lässt, eine starke Pädagogisierung ankreiden, ich halte die Handlung aber dennoch für sehr realistisch, aktuell und nicht weit hergeholt. Sehr ansprechend ist auch der spritzige Humor, mit dem die Autorin ihre Heldinnen in das ein oder andere Fettnäpfchen treten lässt.
Figuren: Erzählt wird die Geschichte von der 12jährigen Josephine, die mit ihrer temperamentvollen, ungestümen Art manchmal über das Ziel hinausschießt und des Öfteren in der Schule in Schwierigkeiten gerät. Durch ihre ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ihre Offenherzigkeit wächst sie einem aber sofort ans Herz und bietet eine gute Identifikationsfigur für junge Leserinnen. Gut gefallen hat mir auch die Darstellung ihrer Legasthenie, die sie mit verschiedenen Strategien zu verbergen versucht, die aber schlichtweg einfach zu ihr gehört. Auch Nadima hat eine sehr einnehmende Art und auch wenn sie selbst nicht besonders viel von sich erzählt, hat mich ihre Geschichte sehr bewegt. Das heimliche Highlight der Geschichte waren für mich aber Josies Brüder Matt, Nick und Dan, die den Laden bei ihr Zuhause ordentlich aufmischen und für den ein oder anderen Lacher sorgen.
Gestaltung: Zum Schluss meiner kurzen Rezension will ich noch einige Worte zur Gestaltung sagen. Das Cover wird von einer wunderschönen Coverillustration von Kate Forrester geschmückt und auch im Buch selbst finden sich einige kleine Zeichnungen. Zusammen mit der sehr großen Schrift wird das Schriftbild dadurch aufgelockert, sodass auch junge LeserInnen die Geschichte zügig durchlesen können. Positiv hervorheben möchte ich auch die drei Koch- und Backrezepte, die im Buch vorkommen und am Ende mit Zutaten und Tipps für die Zubereitung angefügt sind. Hier hat der Verlag wirklich einen guten Job geleistet.
Die Zitate:
"Da standen wir und futterten die Süßigkeiten, die wir uns gegenseitig geschenkt hatten, und in diesem Moment wusste ich, dass wir Freundinnen werden würden, auch wenn keine von uns ein Wort von dem verstand, was die andere sagte."
"Und sie fing an zu erzählen, wie es gewesen war, in Syrien mitten im Krieg zu leben. Der Krieg, den wir nur aus den Nachrichten kennen, während wir sicher in unseren Wohnzimmern sitzen. Der Krieg, der Hunderte von Meilen entfernt ist und uns nichts ausmacht. Der Krieg, der viele Menschen getötet hat - Mütter und Väter, Brüder und Schwestern, Tanten und Onkels, Cousins und Kleinkinder und Babys. Der Krieg, der uns nicht mehr schockiert. Genau der."
"Wenn man ihre Familie beobachtete, wie sie feierten und lachten und dabei so glücklich aussahen, hätte man nie erraten, was sie durchgemacht haben. Nicht nur zu Hause in Syrien, sondern auch auf der erschreckenden Reise, zu der sie aufgebrochen waren, um hierher zu kommen. Ganz zu schweigen davon, dass sie ein neues Leben beginnen mussten in einem Land, in dem sie niemanden kannten und dessen Sprache sie nicht sprachen. Mir wurde bewusst, wie stark sie alle waren. Ich war stolz auf Nadima und stolz darauf, ihre Freundin zu sein."
"In meiner Klasse haben sich in der siebten Klasse sämtliche Mädchen untereinander zerstritten", sagte Matt. "Niemand hat mehr mit irgendjemandem gesprochen, und man brauchte einen Bachelor in Diplomatie, um die Pause zu überstehen. Ich glaube, sie haben erst in der Zehnten wieder miteinander geredet." "Das muss eine herrliche Ruhe gewesen sein", sagte Dan. "Himmlisch", meinte Matt grinsend. "Mädchen!" Nick verdrehte die Augen. "Die giftigste Lebensform auf dem Planeten Erde."
Das Urteil:
"Sprichst du Schokolade" ist eine zuckersüße, herzerwärmende Geschichte über Freundschaft, Identität und Integration, die sich dafür stark macht, Grenzen zu überwinden und aufeinander zuzugehen. Von mir gibt´s eine klare Leseempfehlungen für LeserInnen allen Alters!
- Karim El-Gawhary
Auf der Flucht
(36)Aktuelle Rezension von: sabatayn76Inhalt:
Karim El-Gawhary und Mathilde Schwabeneder haben für ihr Buch verschiedene Fluchtgeschichten zusammengetragen und erzählen in 'Auf der Flucht' von der politischen Situation in und Flüchtlingen aus Syrien, Irak, Afghanistan, Sudan, Gambia, Somalia und Nigeria. Dabei erklären sie Hintergründe, sprechen die Folgen von Krieg und Bürgerkrieg an (vor allem in Bezug auf Syrien) und vermitteln Wissen über Schlepper (Organisationen, Strategien etc.).
Mein Eindruck:
Auf der Frankfurter Buchmesse habe ich letztes Jahr eine Diskussionsrunde verfolgt, an der unter anderem Karim El-Gawhary teilnahm. Schon bei diesem Gespräch war ich beeindruckt von seiner Art zu erzählen, bewegt von seinen Schilderungen und gespannt auf sein Buch. Nun habe ich 'Auf der Flucht' gelesen und bin sehr begeistert von seinen und Mathilde Schwabeneders Reportagen.
Das Buch ist sehr informativ und von der ersten Seite an bewegend. Die Einblicke in die politische Situation in verschiedenen afrikanischen und (vorder-) asiatischen Ländern waren sehr gut auf den Punkt gebracht, so dass ein Leser, der sich noch nicht mit der jeweiligen Region befasst hat, einen guten Überblick zu Geschichte, Politik und Leben im Land erhält.
Die Reportagen sind detailreich geschrieben und fangen die jeweilige Stimmung im Land gut ein, informieren und bewegen den Leser durch die vielen persönlichen Schicksale, die näher beschrieben werden.
Gefallen hat mir auch, dass die Autoren oft ihre Gedanken und Gefühle schildern sowie zeigen, wie man als Journalist mit Schilderungen extremer Gewalt und Traumatisierung umgehen kann (oder wie man bisweilen trotz jahrzehntelanger Erfahrungen nicht ohne Weiteres damit umgehen kann).
Sehr gelungen fand ich auch den Lichtblick am Ende des Buches: die scheinbar endlose Hilfsbereitschaft der Einwohner des oberösterreichischen Dorfes Großraming.
Mein Resümee:
'Auf der Flucht' sollte jeder lesen, der mehr über Flüchtlinge, Schlepper und die politische Situation in verschiedenen Ländern wissen möchte. Vor allem sollte das Buch von denjenigen gelesen werden, die nicht verstehen, wieso Menschen ihre Heimat verlassen und nach Europa/Deutschland kommen, um ein neues Leben in Sicherheit und mit einer Aussicht auf eine positive Zukunftsperspektive zu beginnen. - Tobias Rafael Junge
Deadwater - Das Logbuch
(33)Aktuelle Rezension von: -Coco-Klappentext: Logbuch-Eintrag: Schulschiff verschollen Mysteriöser Erpresser! Ein Schulschiff voller Jugendlicher mitten auf dem Indischen Ozean. Nacht für Nacht verschwinden die Erwachsenen und ein grausamer Erpresser zwingt die Schüler zu terroristischen Aufgaben. Und tatsächlich: bald taucht die erste Leiche auf, eine der Lehrerinnen.
Meinung: Deadwater – Das Logbuch, wird durch Einträgen der verschiedensten Leute mit Koordinaten, kleinen Skizzen, Notizen usw. erzählt. Durch die Einträge der verschiedenen Personen, kann es anfangs etwas Verwirrenden sein bis man den Durchblick hat und die einzelnen Geschichten/Einträge den richtigen Charakter zuschreiben kann. Trotzdem ist die Geschichet um Chris und seiner Crew spannend und einmal irgendwie anders. Außerdem befinden sich am Rand der Einträge immer ein paar Notizen der anderen Crewmitglieder (Was sie dazu denken oder lustig-unnötige Kommentare). Manchmal befinden sich auch ein paar hübsche Skizzen und Zeichnungen im Buch, wie beispielsweise am Anfang wo sich eine Skizze des Schiffes mit Beschriftung (damit man sich auch auskennt) befindet, aber auch ein Gruppenbild der ganzen Mannschaft gibt es zu sehen. Der Schreibstil des Autors ist ganz nett und die Geschichte wird gut dargestellt, manchmal etwas verwirrend aber man kennt sich schlussendlich immer aus. Es ist sehr spannend nach und nach herauszufinden was mit den Lehrern passiert ist und warum das alles passiert etc.… Ich kann nur sagen, es steckt mehr dahinter als man anfangs vermutet. Schlussendlich denkt man über einige Dinge, die in dem Buch angeschnitten werden nach.
Fazit: Ein wirklich schön aufgemachtes Buch, wo man erkennen kann, dass sich wer über das Layout etc. Gedanken gemacht hat. Es macht Spaß das Buch zu lesen, da es durch diese einzigartige Aufmachung anders ist. Die Geschichte um Chris und seine Freunde ist spannend und erschreckend, wenn man genauer darüber nachdenkt.
- Klara Nordin
Septemberschuld
(36)Aktuelle Rezension von: Igelmanu66»Der Mörder war jemand, der wusste, wo man die Pistole ansetzt. Ein gezielter Schuss, wie im Rentiergehege.«
Jokkmokk, im schwedischen Lappland. Die Uhren ticken hier etwas anders und die Morde haben ebenfalls ihre ganz eigene Note. Kriminalkommissarin Linda Lundin, die früher im südlichen Teil Schwedens arbeitete, hat in ihrer Laufbahn zuvor jedenfalls keinen Mord gesehen, der mit einer Bolzenschusspistole vorgenommen wurde. Und weder sie noch ihre Kollegin Margareta Mattson, die sich als Polizeiinspektorin in der Gegend gut auskennt, haben zuvor eine Leiche in einem Container mit Schlachtabfällen vorgefunden…
Der zweite Fall für die beiden schwedischen Ermittlerinnen – bereits der erste Band „Totenleuchten“ hatte mir gut gefallen und auch dieser hier fesselte mich sofort. Allein die faszinierende Atmosphäre, hervorgerufen durch intensiv beeindruckende Landschaftsbeschreibungen und die Einblicke in die Kultur der Samen, hatte einen enormen Reiz. Alles wirkte geradezu exotisch.
An diesem hochinteressanten Schauplatz geschah nun ein brutaler Mord, der die Ermittlerinnen und ihr Team schwer beschäftigt. Das Leben der Ermordeten wirft diverse Fragen auf, es gibt zahlreiche Verdächtige und viele Auffälligkeiten. Wer gerne Krimis liest, in denen gute, ordentliche Polizeiarbeit durchgeführt wird, der kommt hier auf seine Kosten. Mir hat das sehr gefallen und ich habe gerne mitgerätselt. Angenehm überrascht war ich, welche Überraschungen im Laufe der Ermittlungen noch ans Licht geraten. Der Fall hat wesentlich mehr Tiefe, als man zunächst vermuten könnte.
Die Ermittlerinnen waren mir auch sehr sympathisch. Sie wirken wie ganz normale Frauen mit ganz normalen Problemen, die durch die Anforderungen ihres Berufs und ihr Umfeld verstärkt werden. Schade, dass es bislang keine weiteren Fälle für sie gibt, ich hätte gern noch mehr gelesen. Für das Verständnis dieses Bands ist die Kenntnis des Vorgängers übrigens nicht erforderlich.
Fazit: Viel gute, ordentliche Polizeiarbeit an einem faszinierenden Schauplatz. Es wäre schön, wenn es noch mehr Fälle für die beiden Ermittlerinnen geben würde.
- Dörte Hansen
Altes Land
(39)Aktuelle Rezension von: MAZERAKVor mehr als 60 Jahren strandete Vera Eckhoff, auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung, als kleines Kind im Alten Land. Ihre Mutter, eine stolze ostpreußische Adelige, findet keine Heimat und auch Vera, die das alte Reetdachhaus erbt, schlägt nie richtig Wurzeln. Das Haus verkommt zusehends, bis eines Tages ihre Nichte Anne mit ihrem Sohn Leon vor der Türe steht. Auf der Flucht vor ihrem untreuen Mann und ihrer zerbrochenen Familie.
Dörte Hansen schreibt schnörkellos, tiefsinnig und ehrlich über die schicksalhafte Suche nach Heimat. Sätze, die wie Prophezeiungen klingen, sorgen auch schon mal für Schauder. Dabei ist die Geschichte warmherzig. Zuneigung, ja Liebe sind spürbar, bleiben aber unausgesprochen. Es sind die kleinen Gesten, die die raubeinigen Protagonisten sympathisch machen und nicht selten darf man sich über den trockenen Humor der Autorin amüsieren. Mir erscheint die Erzählung wie aus dem Leben gegriffen. Die Beziehungen sind sehr real und doch irgendwie sensibel und zerbrechlich.
Hannelore Hoger ist die perfekte Interpretin für dieses Werk. Mit ihrer Stimme haucht sie den Menschen Leben ein und macht sie einzigartig. Und erzeugt großes Kopfkino. Eine zarte Geschichte um Schicksal und Heimat, die mir sehr gut gefallen hat!
- Yann Sola
Gefährliche Ernte
(54)Aktuelle Rezension von: UlrikesBuecherschrankSommer,Sommerferien, Südfrankreich.Der kleine Küstenort Banyuls-sur-Mer ist übersät mit Touristen.Perez,ein Delikatessenschmuggler und Lebemann staunt nicht schlecht, als seine Tochter Hals über Kopf heiraten möchte.Das bedeutet Stress und Ärger mit mit seiner Exfrau Marielle.Sie ist nämlich gegen die Heirat. Aber es kommt noch schlimmer: In den Weinbergen seines Vaters wird ein Toter gefunden.Das ruft Kommissar Boucher auf den Plan. Damit er nicht Perez' Machenschaften aufdeckt, schnüffelt der wiederum in Boucher's Ermittlungen und bevor Perez sich versieht, steckt er mittendrin in dem Mordfall...
Dieses Buch zu lesen ist fast wie Urlaub:Sonne, über 30 Grad Hitze, Strand,Meer und Weinberge!
Hobbyermittler Perez kam mir etwas zappelig,wuselig vor.Gerade auch mit seiner Statur,er ist nicht gerade der schlankste und größte.
Er stolpert von einer Aktion in die nächste,ist immer in Bewegung.
Mit seinem Kangoo schießt er nur so um die Kurven.
Der Roman hat aber auch einen ernsten Hintergrund:Menschenhandel mit Flüchtlingen. Dann kommt noch die Politik dazu.Ein brodelndes Gemisch...
Fazit: Dies ist der 2.Teil dieser Reihe und mein erstes Buch darüber. Ich bin sehr gut hineingekommen und war schon mittendrin im Geschehen.
Was mir auch gefallen hat, dass immer mal wieder französische Sätze und Wörter eingebaut waren. Das hat diesem Buch das Flair gegeben.
Die Spannung hat erst nach etwa der Hälfte angezogen.Trotzdem war alles stimmig und kurzweilig zu lesen.Ich finde,dieses Buch ist zweigeteilt:Auf der einen Seite eine Familiengeschichte,auf der anderen ist es ein Krimi.Der Autor verbindet es sehr gut zu einem Buch. Es ist abgeschlossen und ohne offenes Ende.
Dieses Buch ist eine schöner Krimi für den Urlaub. Oder er eignet sich perfekt für ein kaltes und regnerischen Wochenende.
- Susanne Abel
Stay away from Gretchen
(384)Aktuelle Rezension von: goldschatzzzDer Titel, und die Zeiten in denen die Geschichte spielt, lässt ungefähr ahnen, um was es geht. Dennoch wird man sofort in die Geschichte um Tom und seine Mutter gezogen, fühlt und fiebert mit beiden mit und will stellenweise nicht wahrhaben, was man liest. Absolut zeitgemäße Themen werden besprochen, und am Ende musste ich sogar ein paar Tränchen verdrücken.
- Ann E. Hacker
Café Hannah - Überraschungen
(44)Aktuelle Rezension von: AnnejaNun schon zum 4. Mal zog es mich ins Café Hannah und somit in die wunderbare Welt von Besitzerin Hannah und ihren Freunden, Mitarbeitern und Nachbarn. Doch auch diesmal sollte es nicht nur Sonnenschein geben, denn das Leben samt all seinen Problemen und Freuden zeigte sich auch in diesem Band von seiner besten Seite.
Wer die Vorgänger noch nicht kennt, dem sei empfohlen diese zuerst zu lesen, da es sonst dazu kommen könnte, dass man ein paar Anspielungen nicht versteht.
Dieser Teil der Reihe stand diesmal fast komplett im Zeichen der Liebe. Egal ob Hannah, Edi, JJ oder Svenja alle hatten in diesem Band mit den Vorzügen und Nachteilen der Liebe zu kämpfen. Doch wer hier Einheitsbrei vermutet, den kann ich entwarnen, denn abwechslungsreicher als hier könnte die Liebe garnicht sein.
Dafür sorgte besonders die Charakter-Vielfalt der einzelnen Figuren, welche neben guten, eben auch schwierige Eigenschaften hatten, welche in einer Beziehung ganz schön hinderlich sind. Das beste Beispiel war hier wohl Café-Besitzerin Hannah, welche vor lauter widersprüchlicher Gefühle nicht nur sich selbst belastete, sondern auch ihre Beziehung mit Andy. Lobenswert hierbei möchte ich hervorheben, dass die Autorin uns und unsere undurchsichtige Gefühlswelt perfekt einfing. Denn Hannah will Freiheit, vermisst aber Andy und versucht dieses Zwischending dadurch auszugleichen, dass sie versucht anderen Personen helfen. Immerhin ist das meist leichter.
Doch neben der Liebe ging es in diesem Band auch wieder um andere wichtige Themen. Neben der Migration und Emanzipation, gab es auch noch einmal das Thema Stalking. Allerdings hätte ich mir bei Ersten und Letzteren ein wenig mehr Tiefe gewünscht. Hier fehlte mir einfach etwas um die Geschichten dahinter vollkommen durch nicken zu können. Dafür war das Thema Emanzipation wirklich sehr eindrucksvoll in die Geschichte eingebaut worden.
Ansonsten fühlte es sich wieder so an, als würde man nach Hause kommen. Ich genieße den Schreibstil der Autorin einfach sehr, da sie Momente und Gefühle einfach sehr eindrucksvoll einfängt und wiedergibt. Zudem finde ich es schön, dass man die Handlungen oftmals aus verschiedenen Perspektiven erleben kann. Man freut sich oder ärgert sich hierbei mit den Charakteren mit, was das Lesen gleich nochmal so spannend macht.
Fazit:
Mein erneuter Ausflug in die Bewohner und Besucher der Blumengasse war wieder ein absolutes Leseerlebnis. Zwar hätte ich mir bei 2 Themen ein wenig mehr Tiefe gewünscht, aber ansonsten überzeugte mich dieser Band mit tollen Geschichten, wie sie es nur das Leben selbst erzählen kann. Auf meinen nächsten Besuch im Café Hannah freue ich mich jetzt schon.
- Malala Yousafzai
Ich bin Malala
(282)Aktuelle Rezension von: Lauras_bunte_buecherregalDas Buch behandelt die Lebensgeschichte der Autorin, welche den meisten Menschen bekannt sein könnt. Der Schreibstil ist toll und sehr offen. Die Autorin erzählt ihre Lebensgeschichte für alle sehr verständlich und auch mit der Vermittlung des nötigen Hintergrundwissens. Ihre ehrliche Art und Weise hat mich fasziniert. Das Buch hat mich sehr zum Nachdenken angeregt und mich auch vieles hinterfragen lassen.
Das Buch kriegt 5 von 5 Sterne.
- Saša Stanišić
HERKUNFT
(242)Aktuelle Rezension von: BirgitTBei Herkunft handelt es sich um eine Autobiografie. Der Autor ist zerrissen, er sieht seine Herkunft halb in Jugoslawien - woher seine Vorfahren stammten und er seine Kindheit verbrachte und halb in Deutschland. Aber auch da nur halb, da er als Flüchtling, der die Sprache nicht konnte, als Kind und Jugendlicher in der Gesellschaft ein Außenseiter ist. Er geht der Frage nach seiner Herkunft auf den Grund, erinnert sich an seine erlebte Vergangenheit und die Geschichten, die ihm seine Großeltern erzählten. Eine Autobiographie dargestellt durch Erinnerungen, daher mit vielen Sprüngen und nicht immer chronologisch aufbauend, vielmehr haben Assoziationen und Fantasie ihren Raum.
Die vielen inhaltlichen und zeitlichen Sprünge machen es oft schwer, die Handlungen einzuordnen. Die Anekdoten sind mal mehr und mal weniger interessant - aber vielleicht ist das ein ganz bewusst eingesetztes Stilmittel; so geht es mir auch, wenn ich die Geschichten meiner Vorfahren höre. Nicht alles hat für mich eine Bedeutung.
Sprachlich toll geschrieben, ein pragmatischer Humor!
"Herkunft ist Nana. Meine Mutter, seine Großmutter. (...) Herkunft sind die süß-bitteren Zufälle, die uns hierhin, dorthin getragen haben. Sie ist Zugehörigkeit, zu der man nichts beigesteuert hat." (S.66f)
- Dörte Hansen
Altes Land
(703)Aktuelle Rezension von: ENIZum Inhalt: Im Fokus dieser Geschichte stehen Vera Eckhoff und Anne, deren Nichte. Vera floh vor dem Krieg und Anne vor einem Leben, das ihr nicht gefiel.
Meine Meinung: Die Geschichte wird in einer ruhigen und wunderbaren Sprache erzählt. Durch die Erzählweise entstand eine eindrucksvolle Atmosphäre. Ich konnte mir die unterschiedlichen Szenen sehr gut vorstellen und ich kam den Figuren sehr nahe. Die behandelten Themen berührten mich tief. Ich hatte einzig mit den Sprüngen zwischen den Zeitebenen etwas Mühe und musste dann immer wieder das Geschehen richtig sortieren.
- Meike Dannenberg
Gefährdet
(32)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerFamilie Stein ist in Aufruhr, denn eines Nachmittages kommen Livia und Lasse nicht nach Hause. Es kristallisiert sich heraus, dass sie entführt wurden, ohne das eine Lösegeldforderung eingetroffen ist. Nora Klerner, BKA-Ermittlerin wird zu diesem Fall hinzugezogen, denn die örtliche Polizei tappt schnell auf einer schnelle. Alle Hoffnung wird in sie gesetzt, da sie beim letzten Fall auch innerhalb weniger Tage, den Täter zur Strecke gebracht hat. Kurz vor ihrer Ankunft in Hamburg wird Nora von ihrer Vergangenheit eingeholt, ob es ihr gelingt sich dennoch, auf den Fall einzulassen.
In „Gefährdet“ lernen wir Nora Klerner, die auch schon in Meike Dannenbergs Debüt „Blumenkinder“ ihren Auftritt hatte, intensiver kennen. Auch alte Bekannte spielen wieder eine wichtige Rolle. Mir hat die Geschichte trotz anfänglicher Startschwierigkeiten sehr gut gefallen und ab dem Mittelteil konnte ich das Buch nicht mehr weglegen. Zu schnell folgten Ereignisse aufeinander, die den Spannungsbogen in die Höhe trieben. Dabei bleibt sich Meike Dannenberg ihrem Schreibstil treu und es gelingt ihr auch, pointierten Witz in die Dramatik zu bringen.
Ich würde mich freuen, wenn es demnächst noch einen weiteren Fall für Nora gibt, denn sie ist mir jetzt durch „Gefährdet“ ans Herz gewachsen. - Selim Özdogan
Wo noch Licht brennt
(23)Aktuelle Rezension von: AischaÖzdogans letzter Teil der Trilogie rund um die Deutschtürkin Gül ist auch ohne Kenntnis der ersten beiden Bände gut zu lesen.
Gül kehrt nach einigen Jahren in der Türkei erneut nach Deutschland zurück, um wieder bei ihrem Mann Fuat zu leben. Die Familie ist verstreut, ihre bereits erwachsenen Kinder leben teils in Deutschland, teils in der Türkei. Wo sich Gül zu Hause fühlt ist lange unklar, sie scheint irgendwo zwischen der türkischen und der deutschen Gesellschaft zu hängen.
Özdogan schildert die Gefühlswelt seiner Protagonistin sehr einfühlsam und mit ungewöhnlichen Bildern. Seine Sprache ist blumig, geradezu poetisch. So werden etwa Gefühle mit Farben assoziiert, und man findet noch weitere Synästhesien, die jedoch nie ins Kitschige abdriften.
Gül wird von mehreren Schicksalsschlägen getroffen, ihr so sehr geliebter Vater stirbt in der Türkei, ohne dass sie ihn noch einmal sprechen kann, Güls Tochter wird jung Witwe. Gül muss nicht nur mit der Untreue ihres Ehemannes fertig werden, nein, er verspielt auch noch das gemeinsame Ersparte. Gül reagiert wenig, meist erträgt sie ihr Schicksal, sie ist gottergeben, bescheiden und doch sehr stark. Diese Stärke ist ihr selbst wohl kaum bewusst, sie ist zugleich in vielen Ängsten gefangen und begehrt nur selten auf.
Als Rentnerin geht sie wieder zurück in die Türkei, doch auch dort ist es nicht wirklich ein "nach Hause kommen".
Der Roman ist weniger eine Geschichte über kulturelle denn über individuelle Unterschiede. Ich habe sehr mit Gül gelitten, ihre Melancholie zieht sich fast wie ein roter Faden durch die Geschichte. Beeindruckt hat mich, wie sie ihr Schicksal anzunehmen vermag.
Ein großer Roman über eine leise Frau. - Lucy Foley
Die leuchtenden Tage am Bosporus
(25)Aktuelle Rezension von: Betsy"Die Minarette erheben sich in ihrer bleichen Eleganz bis in die Wolken hinauf. Die Stadt wirkt, als läge sie in einem Dornröschenschlaf."
Istanbul 1921: Auch nach Ende des Krieges ist die Stadt noch immer von den siegreichen Entente-Mächten besetzt und die Einwohner haben sich notgedrungen mehr oder weniger damit arrangiert. Mittendrin die junge Nur, die aus wohlbehüteten Verhältnissen entstammt und fließend Englisch spricht, nun aber ihr Dasein gemeinsam mit ihrer Mutter und Großmutter, sowie einem von ihr aufgenommenen verwaisten Jungen, in einer kleinen Wohnung fristet und sich neben dem Unterrichten mit Näharbeiten durchschlägt. Ihr Mann ist im Krieg gefallen, ihr geliebter Bruder verschollen und ihr ehemaliges Zuhause nun ein britisches Militärkrankenhaus. Als der Junge jedoch schwer krank wird, springt sie über ihren Schatten und bringt ihn zum leitenden britischen Arzt George, der nun in ihrem alten Zuhause lebt. Obwohl Nur in ihm den Feind sieht und nur Verachtung für ihn und seinesgleichen übrig hat, entspinnen sich dennoch nach und nach zarte Bande zwischen ihnen, die eigentlich nicht sein dürfen.
"Die Finger, die die Zigarette halten, sind geschmeidig, elegant. Und doch, erinnert sie sich selbst, sind es die Hände von einem Menschen der nicht viel besser ist als ein Schlachter. Sie hat Augen, sie sieht die Uniform; er mag Arzt sein, aber er ist auch Soldat. Sein Titel ist nur ein eleganter Euphemismus für "Mörder"."
Die Autorin versteht es mit Worten umzugehen und den Leser von Anfang an in ihren Bann zu ziehen, so poetisch, stimmungsvoll und berührend ist diese Geschichte, die trotz der ernsten Themen, und einer damit alles andere als leichten Handlung, nichtsdestotrotz einfach wunderschön ist. Dabei fließt die Geschichte recht ruhig dahin, schafft es aber dennoch den Leser zu fesseln, weil man bis zuletzt gespannt ist wie sie enden wird und dabei immer wieder gekonnt mit den Emotionen des Lesers gespielt wird. Dies gelingt nicht nur durch die melancholisch märchenhafte Atmosphäre, sondern vor allem auch, weil die Personen unglaublich vielschichtig dargestellt werden und auf sehr authentische Weise aufgezeigt wird, wie tragisch Krieg für alle Beteiligten ist und die Grenze zwischen Opfer und Täter oftmals nur hauchdünn ist, je nachdem wie die Umstände sind.
"Krieg bedeutet, schreckliche Dinge für einen guten, ja sogar edlen Zweck zu tun. Jedes Kind weiß das. Jede Armee hat Verräter getötet, das ist einfach ein weiteres tragisches, aber notwendiges Nebenprodukt des Krieges. Es liegt nichts Würdevolles darin, sich selbst zu quälen."
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und auch Zeitebenen erzählt. Anfänglich muss man sich ein wenig auf die schnellen Wechsel einstellen, vor allem da alles noch keinen echten Zusammenhang ergibt. Dies legt sich aber sehr rasch und gerade durch die unterschiedlichen Perspektivwechsel, die übrigens schön gekennzeichnet sind, bekommt man wunderbare Einblicke in die jeweiligen Personen und ist oftmals selbst hin- und hergerissen, da alle hier ihre ganz eigene Geschichte haben die sie ausmacht.
Da wäre zum einen die für ihre Zeit sehr gebildete und selbstständige "Nur", eine Türkin, die einige Verluste hinnehmen musste, miterlebt hat wie ihr Zuhause von ihren Feinden okkupiert wurde und sich dennoch nicht unterkriegen lässt. "George", ein britischer Militärarzt, der offen für die Lebensweise des Orients ist und dessen Schönheit erkennt, aber auch schlimme Dinge im Krieg gesehen hat und offenbar ein Geheimnis hütet. Der "Junge", der von Nur aufgenommen wurde nachdem sie ihn in den zerbombten Trümmern seines Hauses gefunden hat und der anfänglich durchaus ein wenig für Fragezeichen beim Leser sorgt, weil man erst nach und nach mehr zu seinem Hintergrund erfährt und was genau es mit ihm auf sich hat. Der "Gefangene", der an der Front im 1. WK kämpft, beim Massenmord an den Armeniern dabei ist und von dem am Ende nichts mehr an den einst so sanften und lebensfrohen Mann erinnert, der er einmal war, sowie der "Reisende", der viele Jahrzehnte später mit einem Koffer voller wertvoller Erinnerungsstücke eine lange Reise antritt und quasi die Rahmenhandlung zu der ganzen Geschichte bildet. Der Inhalt des Koffer verknüpft dabei auf wunderschöne Art und Weise die Gegenwart mit der Vergangenheit, denn jeder einzelne Gegenstand daraus hat seinen ganz besonderen Platz in dieser Geschichte. Durchaus für eine gewisse Spannung sorgt dann auch die Identität des Reisenden, da man erst zuletzt wirklich sicher sein kann, um wen es sich dabei handelt, denn die Autorin versteht es durchaus geschickt den Leser immer mal wieder ein wenig unsicher werden zu lassen, ob er wirklich derjenige ist, für den man ihn hält.
Der Leser taucht hier ein in das bunte und geschäftige Treiben auf dem Basar, bekommt die Schönheit am Bosporus gezeigt und kann die Gerüche der orientalischen Gewürze und des Kaffees fast schon selbst wahrnehmen. Zugleich zeigen sich aber auch die immer noch vorhandenen Spuren des Krieges, wie zerstörte Wohnviertel, Menschen die aus ihren Häusern vertrieben wurden, sowie das Misstrauen und der Unmut gegen die Besatzer. Vor allem über den Armenienkonflikt erfährt man einiges, der hier wie eine verhängnisvolle Wolke immer wieder über dem Ganzen zu schweben scheint und dessen Schilderungen einem einfach nur unter die Haut gehen. Besonders traurig ist dabei allerdings die Tatsache, dass dieser an den Armeniern verübte Genozid von der Türkei bis heute nicht anerkannt wird.
"Die Wirren des Krieges", sagt er. "Ich glaube, die Menschen denken in dieser Situation, dass sie Teil von etwas Größerem sind als sie selbst. Doch häufig sind sie zu weniger geworden. Weniger menschlich. Sie werden zu Teilen einer Maschinerie, und eine Maschinerie besitzt keine Moral."
Und inmitten all dieser Dinge entspinnt sich eine wunderschöne Liebesgeschichte, die so ganz anders ist als man es von anderen Geschichten her gewöhnt ist und gerade deshalb ihren ganz eigenen Reiz hat. Einerseits sehr subtil und regelrecht unschuldig, aber zugleich von einer Intensität die man selten so spürt wie hier, wo selbst eine kleine Berührung etwas Bedeutsames ist.
Mit dem Ende zeigt die Autorin hier einmal mehr, dass sie ihr Handwerk versteht, denn erst auf der letzten Seite fügt sich jedes noch so kleine vorherige Detail zu einer wunderschönen Gesamtkomposition zusammen und präsentiert dem Leser einen emotionalen, aber auch unglaublich stimmungsvollen und passenden Abschluss zu dieser Geschichte. Damit wirkt die Geschichte nicht nur noch einige Zeit nach, sondern sorgt auch für feuchte Augen bei Leser.
Schön wäre allerdings noch ein kleines Glossar mit all den türkischen Begriffen gewesen, die hier vorkommen, selbst wenn sich ein Großteil beim Weiterlesen von selbst erklärt, sowie ein paar historische Eckdaten, die das Ganze noch mal schön abgerundet hätten, auch wenn das nichts daran ändert, dass die Geschichte für sich genommen einfach großartig ist.
Fazit: Eine wunderschöne, aber auch sehr berührende und melancholisch anmutende Geschichte, die mit ihrer wortgewaltigen und bildhaften Sprache, sowie ihrer ruhigen und gefühlvollen Art in der sie erzählt wird, verzaubert. Einmal mehr zeigen sich hier die verschiedensten Gesichter des Krieges und man wird gefangen genommen von der inneren Zerrissenheit der jeweiligen Protagonisten, die sehr authentisch dargestellt werden. Ein wunderbares Buch, das sowohl optisch als auch vom Inhalt her zu begeistern vermag und großes Gefühlskino bietet, ohne jedoch kitschig zu sein. Für mich eines dieser Bücher, das mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.