Bücher mit dem Tag "diogenes verlag"
100 Bücher
- Emanuel Bergmann
Der Trick
(166)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderMosche ist fünfzehn und Rabbinersohn und fühlt sich doch zu einer anderen Welt hin gezogen. Nach einem Zirkusbesuch im Jahre 1934 will er zum Zirkus und er hat sich nicht nur in die Welt unter der Zirkuskuppel verliebt. Er will mitfahren mit dem Halbmondmann und vor allem will er dessen Assistentin näher kommen. Er packt seine Koffer und der Zirkus zieht Richtung Deutschland.
Max Cohn ist zehn Jahre alt und lebt in Los Angeles. Das Jahr 2007 macht ihn nicht glücklich, denn seine Eltern wollen sich scheiden lassen. Er will aber, dass sie sich wieder richtig lieben und sie endlich wieder eine richtige Familie sind. Max findet eine alte Platte und darauf zaubert der große Zabbatini und genau beim Liebeszauber, hängt die Nadel. Es gibt nur eine Lösung für den Jungen, er muss den Zauberer finden und er muss für seine Eltern den Liebeszauber sprechen.
Emanuel Bergmanns Buch ist eine Wucht, ein ganz großer Wurf. Es ist ein Stück Geschichte, eine große und eine kleine Liebesgeschichte und vor allem ist es voller Magie und das Buch entwickelt einen ganz besonderen und speziellen Zauber. „Der Trick“ ist bewegend und mit vielen Facetten.
- Patrick Süskind
Das Parfum
(10.174)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderHier wird die Geschichte eines Mörders erzählt. Der Mörder lebt in seiner eigenen Welt und liebt die Düfte der Welt. Er sucht aber nach dem Duft. Für einen guten Duft begeht er sogar mehrere Morde. Die Geschichte läuft weiter bis zum überraschenden Schluss.
- Paulo Coelho
Der Alchimist
(2.048)Aktuelle Rezension von: Rose_1997Mir wurde das Buch empfohlen und für mich war es ein Reinfall. Ich habe das Buch schon mit Skepsis entgegengenommen und es mag auf jeden Fall Menschen geben, denen das Buch Kraft gibt, vielleicht dazu animiert eine andere Perspektive einzunehmen, aber bei mir hat es nicht funktioniert. Mir sind die Weisheiten zu einfach gedacht, zu wenig differenziert und nicht unbedingt übertragbar auf das „echte“ Leben. Muss es das sein ? Nein, wahrscheinlich nicht, aber dann frage ich mich, warum ich dieses Buch lesen sollte ? Als netter Zeitvertreib oder als Unterhaltungsprogramm? Vielleicht, aber dann kann ich es auch lassen.
- Paulo Coelho
Veronika beschließt zu sterben
(3.118)Aktuelle Rezension von: celine97Ganz kopflos und ohne den Klappentext vorher zu lesen, habe ich dieses Buch gekauft und mich ganz frei darauf eingelassen. Ich habe erst vor kurzem vom Autor "Der Alchimist" gelesen. Die Geschichte des Romans spielt in Slowenien. In der Hauptstadt Ljubljana befindet sich die Irrenanstalt "Villete", in die die Protagonistin Veronika nach ihrem gescheiterten Selbstmordversuch eingewiesen wird. In Villete tummeln sich einige schräge Charaktere und nicht alle sind verrückt. Auch wenn man augenscheinlich zu wissen meint, wer die Normalen und wer die Verrückten sind, dreht sich dieses Bild, aufgrund von Informationen zu einigen Patienten, die der Autor durch Rückblenden einfließen lässt. Geschickt in die Gesamtgeschichte eingeflochten, lernt der Leser Veronika, Mari, Zedka und Eduard kennen. Vier Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in dieser berüchtigten Irrenanstalt gelandet sind. Vier Menschen, so unterschiedlich wie das Leben selbst und doch verbindet sie eines: die Angst vor dem Leben, die Angst vor dem Glück, die Angst, man selbst zu sein, die Angst, anders zu sein. Ein jeder hat seinen eigenen "Lebensschmerz", das zeigt der Autor sehr deutlich. Damit zu leben und das größtmögliche Glück und die Liebe zu finden und einzufangen, das muss jeder lernen. Und manchmal braucht es ungewöhnliche Methoden... Fasziniert verfolgte ich die Geschichte, auch wenn mir ab dem ersten Gespräch in der Klinik klar war, worauf es hinausläuft. Eine Frau, die ihr Leben leichtfertig weggeworfen hat, wird zum unmöglichsten Zeitpunkt klar, dass sie eigentlich leben und lieben möchte. Insgesamt empfinde ich das Buch von Paulo Coelho als eine Ode an den Mensch als Individuum, was mir als Quintessenz sehr gut gefällt. Leider konnte mich die Spiritualität, die der Autor hier mit eingebunden hat, im Gegensatz zu "Der Alchimist", nicht erreichen und auch nicht überzeugen. Ein bisschen weniger wäre hier für meinen Geschmack sehr viel mehr gewesen. Die Absurdität, die sich durch die Irrenanstalt an sich, die fragwürdigen Heilmethoden des Anstaltsleiters Dr. Igor und seiner Pfleger, die Figuren im Buch und auch Veronikas sexueller Befreiung zieht, wird zusätzlich übertroffen durch die Fragestellungen zur Suche nach Gott, dem Glauben, den Religionen und dem Sinn des Lebens. Das war mir am Ende dann doch ein bisschen zu viel des Guten... Fazit: Ein sehr interessantes Buch mit einer guten Portion Humor und Verrücktheit, die einem sein eigenes Leben einfach und schön vorkommen lässt. Eine feierliche Fürsprache für die eigene Stärke so zu sein, wie man ist, ohne sich einer Masse anpassen zu müssen. Das Leben ist lebenswert und die Liebe kann jederzeit zuschlagen, auch wenn man sie am tiefsten Punkt seines Lebens nicht erwartet.
- Raffaella Romagnolo
Bella Ciao
(94)Aktuelle Rezension von: PistacheGiulia wächst in ärmlichen Verhältnisse Ende des 19. Jahrhundert in einem italienischen Dorf auf. Das Leben ist hart, sie leidet an Hunger und ungerechten Lebensbedingungen. Während Giulia in ihrer zerrütteten Familie keinen Trost findet fühlt sie sich bei ihrer Freundin Anita und deren Familie aufgehoben und findet Halt. Bis sie nach einer schmerzhaften Entdeckung in die USA flüchtet. Fast fünfzig Jahre später kehrt sie zurück in ihr Heimatort. Die Ereignisse werden rückblickend erzählt.
Raffaella Romagnolo verbindet das Schicksal der Freundinnen mit einer differenziert dargestellten Geschichte auf den beiden Kontinenten. Sie wechselt die beiden Lebensgeschichten Kapitel für Kapitel in einem nachvollziehbaren Tempo ab. Dabei entsteht automatisch eine Gegenüberstellung von Europa und den USA und es erlaubt dem/der Leser/in in die historische Geschehnisse und wirtschaftlichen Entwicklungen einzutauchen.
Die Lebensbedingungen und politischen Umstände kurz vor dem 1. Weltkrieg bis und mit nach dem 2. Weltkrieg wurden von der Schriftstellerin sehr genau recherchiert. Ein Lesevergnügen der besonderen Art, konnte ich doch mit der Fiktion, wie nebenbei mein historisches Wissen, auffrischen.
Angesichts der schieren Fülle an Figuren fiel es mir aber leider schwer, eine besondere Nähe zu einer oder mehreren von ihnen zu entwickeln. Zudem wurde ich irgendwann, den im Roman zu viel Raum einnehmenden Kriegsjahren, überdrüssig.
Dennoch: Bella Ciao ist ein interessanter Roman über Italien und die italienische Diaspora in den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sprachlich auf hohem Niveau, mit zwei ausgesprochen starken Frauenfiguren, die mich überzeugten.
- J. Paul Henderson
Letzter Bus nach Coffeeville
(50)Aktuelle Rezension von: mabo63Die Vergangenheit trat immer mehr in den Vodergrund, während kürzlich Geschehenes und die Gegenwart für sie jegliche Bedeutung verlor. In Nancys verändertem Bewusstseinszustand waren plötzlich Ruby und ihre Eltern wieder am Leben. Sie kochte für sie und wunderte sich dann, wieso sie nie zum Essen erschienen. Stundenlang stand sie am Fenster oder auf der Veranda und wartete auf deren Autos'..
J.P.Henderson
Eine amüsante aber auch nachdenkliche Geschichte über Freundschaft, endlose Liebe und über den stetigen Kampf gegen Alzheimer
- John Irving
Gottes Werk und Teufels Beitrag
(1.016)Aktuelle Rezension von: shizu_readsDer Schreibstil ist am Anfang verwirrend, wir springen zwischen Protagonisten und deren Erlebnisse hin und her. Ich hatte lange Probleme Homers und Dr. Larchs Handlungsstränge auseinander zu halten, ich hab die Namen immer verwechselt. Das legte sich aber immer mehr. Wenn man dem Buch Zeit gibt, legt sich ebenfalls das wilde Hin und Her und wird linearer.
Die Geschichte... Tja, es ist keine leichte Kost, mit dem Thema Abtreibung hatte ich so gar nicht gerechnet. Natürlich geht es nicht nur darum, sondern auch um das Erwachsenwerden, seinen Platz und Bestimmung zu finden und vor allem diese annehmen zu können. Auf jeden Fall ist es eine lange Geschichte. Mit über 750 Seiten wirklich ein richtiger Roman. Anfangs enorm detailliert und gegen Ende fast ein wenig schnell im Verlauf, aber man hat nicht das Gefühl etwas zu verpassen und Langeweile kommt nie auf.
Die Charaktere sind fein und vielschichtig ausgearbeitet, mir waren alle sympathisch, sogar Melony.
Das Buch ist bereits 35 Jahre alt und könnte nicht aktueller sein. Ein Mammutwerk, aber absolut lesenswert und vor allem ein Titel, den wirklich viel mehr lesen sollten. - Ingrid Noll
Hab und Gier
(91)Aktuelle Rezension von: buchstabenwaldIch hab echt schon viel Gutes über die zynischen und humorvollen Bücher von Ingrid Noll gehört - kann das aber leider nur teilweise bestätigen.
Zynisch mit dem gewissen Etwas - Ja. Humorvoll? Eher nicht so…
Es geht um Karla, die von einem sterbenskranken Arbeitskollegen gebeten wird, ihn bis zum Tod zu pflegen. Macht sie das, erhält sie sein halbes Erbe. Tötet sie ihn jedoch nach seinen Wünschen, erhält sie das gesamte Erbe. Inklusive Traumhaus. Und so machen Karla und ihre Kumpanin Judith sich ans Werk..
Das Buch ist kurz und knackig, ohne viel Geschwafel, aber leider auch ohne Spannung. ABER trotzdem habe ich mit großer Freude weitergelesen, einfach weil ich so unendlich neugierig war, in welche Richtung das geht und wie das nur alles enden soll! Und weil die Charaktere alle so eine unglaubliche Wandlung durchlaufen.. Oder eher: Weil man erst auf den zweiten Blick erkennt, was sie alle ausmacht.
Karla wirkt recht durchschnittlich. Eine Pensionistin, die sich lieber mal mit dem zufrieden gibt, was sie hat, als mehr anzustreben. Außer jemand anderes macht sich die Hände schmutzig.. Sie war mir anfangs wenig sympathisch, im Laufe der Geschichte kommt sie aber aus sich heraus, lässt sich auf Unbekanntes ein und geht dabei auf. Fand ich toll.
Bei Judith hingegen ist es umgekehrt, sie war für mich anfangs ein energiegeladener Sonnenschein. Das hat sich aber bald gedreht, um so näher man der Sonne kommt, umso mehr verbrennt man sich halt auch. Und ihr Schoßhündchen Cord - der ebenso zwei Gesichter hat - passt anfangs perfekt zu ihrem berechnenden Wesen.. aber auch nur anfangs.
Mir scheint, jeder in diesem Buch hat zwei Gesichter. Und das ist es, was das Buch dann doch wieder spannend macht: Die Handlungen sind nicht vorherzusehen, alles kann so oder so ausgehen. Eine recht banale Geschichte, die durch diese Undurchschaubarkeit der Figuren zu etwas Großartigem wird!
- Tracy Barone
Das wilde Leben der Cheri Matzner
(77)Aktuelle Rezension von: RitjaEine große wunderbare Geschichte über eine ungewöhnliche Frau, die mir nicht immer sympathisch war, aber stets interessant blieb. Cheri Matzner hat eigentlich keinen guten Start ins Leben und gelangt durch Zufall zu einem reichen und traurigen Paar, welche gerade schwere Zeit durchmacht. Die Mischung passt nicht so richtig und so wird eigentlich keiner von den drei Personen in der Familie wirklich glücklich.
Der Start ist etwas holprig und ich hatte mit den Zeitsprüngen anfangs etwas Probleme. Mit jeder Seite mehr wurde man jedoch tiefer in die Geschichte gezogen bis alles ein Fluss war. Der Schreibstil von Tracy Barone war ideal für diese ungewöhnliche Familiengeschichte. Man gleitet durch die Seiten und auf jeder neuen Seite fand man Wendungen und Seitenwege, die die Geschichte nie langweilig werden ließen. Es wurde geschimpft, geflucht und gelacht, aber auch betrogen und gelogen und misstraut. Die Charaktere dieser Geschichte sind recht eigen und haben alle ihre ganz besonderen Marotten. Teilweise sind ihre Handlungen unterhaltsam und schräg, andere sind so verzweifelt, dass man die tiefe Traurigkeit fast schon spüren kann. Und doch passt alles so gut zusammen, dass man immer weiter lesen will und muss.
Die Geschichte hat von allem etwas und davon wahrscheinlich für das kurze Leben fast schon etwas zu viel. Einiges wird nur angerissen und dann fallengelassen, um ganz zum Schluss wieder aufzutauchen. Andere Themen gingen über mehrere Seiten und wurden von allen Seiten betrachtet und erzählt, was manchmal das Tempo der Geschichte drosselte.
Manchmal ist weniger mehr, aber wenn es gut erzählt wird, darf es ruhig mehr sein. - Benedict Wells
Vom Ende der Einsamkeit
(933)Aktuelle Rezension von: frischelandluftDrei Kinder verlieren ihre Eltern – eins der Kinder ist der Erzähler. Alle drei gehen mit ihrer Trauer anders um und verlieren einander zunächst. Welche Wirkung hat der Verlust auf ihre Entwicklung, ihre Entscheidungen, ihre Beziehungen, ihren Werdegang, ihre Lebenseinstellung, ihre Familie? Wie ändert sich ihre Beziehung zueinander, wie können sie Ruhe und wieder zusammen finden? Der Roman erzählt einigermaßen linear mit einigen Rückblenden die Geschichte, er geht ans Herz oder besser an die Nieren ohne kitschig zu sein und zeigt, wie Brüche das Leben durcheinanderbringen, wie man von dem erwarteten Weg abweicht und neue Wege finden muss, wie im Kopf Parallelwelten entstehen, wenn man dem “Was wäre wenn…” folgt. Er erzählt von Liebe, Verlust, Trauer, Trost, Mut und Verzweiflung, großen Themen des Lebens in einer wunderbaren, unbedingt lesenswerten Geschichte.
- Benedict Wells
Hard Land
(474)Aktuelle Rezension von: berlinerkatzeDer Klappentext an sich hätte mich nicht zum Lesen angeregt, viel mehr dafür der Autor - der mich wieder mal vollends überzeugt hat. Obwohl das Buch inhaltlich recht ähnlich zu „Vom Ende der Einsamkeit“ ist, hatte es trotzdem Wiedererkennungswert und gehört zu den Büchern, die ich nicht aus der Hand legen konnte.
- Benedict Wells
Die Wahrheit über das Lügen
(163)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderBenedict Wells hat mit Die Wahrheit über das Lügen zehn großartige Geschichten veröffentlicht und nimmt uns mit, zu ungeahnten Plätzen, großartigen Momenten und mit viel Gefühl und Witz, lernen wir Neues kennen. Da gibt es eine ganz besondere Wanderung die überrascht und verblüfft und die doch auch wunderbar ist. Eine Geschichte lässt uns erinnern und in eine Welt eintauchen, wo jeder seine Geschichte neu erfindet. In Die Muse wird ein Werk geschrieben, dass dann später nochmal vor kommt, einfach toll gemacht von Benedict Wells, der so auch einen Bogen zwischen den zehn Geschichten spannt. Ein Tischtennisball wird zum Instrument des Überlebens und Hoffens, ein Ritual zum Anker und sprechende Bücher zu einem Literaten Treffen. Dann kommt für mich die genialste Geschichte des Buches Das Franchise- oder: die Wahrheit über das Lügen. Wow, was für eine Story und Benedict Wells schafft es, dass ich mir einen Star Wars Film anschaue, zum aller ersten mal, Dank dieser gewagt großartigen Geschichte. Dann wird eine Fliege zu einer großen Metapher, dann gibts ein Wiedersehen mit Personen aus Vom Ende der Einsamkeit und wir bekommen endlich eine Ergänzung und zum Abschluss des Geschichtenbandes gibt es ein Gefühl, dass einen zu Tränen rührt und voll Kraft und Wucht und doch ganz leise daher kommt. Benedict Wells gehört mit seinen 34 Jahren, vier Romanen und dem hier vorliegenden Geschichtenband, schon jetzt zu einem der ganz Großen. Er reiht Worte wie Perlen aneinander und erschafft Welten, die einen mit nehmen, leiden lassen, Hoffnung geben, die Liebe sehen und verlieren lassen und mit seiner ganz besonderen Art zu schreiben wird man süchtig nach Mehr!
- Benedict Wells
Becks letzter Sommer
(427)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderHerr Beck ist mitte dreißig, Lehrer, aber sein Herz gehört eigentlich der Musik. Seine Band hatte sich seinerzeit zerstritten und seitdem hat er kaum noch Songs verfasst. Als er seinen 17jährigen Schüler Rauli im Musiksaal überrascht, ist er völlig hin und weg. Der Junge kann grandios Gitarre spielen, singt wie wenn er nie etwas anderes getan hätte und kann Songs zaubern die voll Kraft und Tiefgang sind. Er nimmt sich dem Au?enseiter an und hofft so noch im Musikgeschäft Fu? zu fassen. Rauli hat aber auch andere Probleme. Seine Familie hat einige ups and downs, er verliebt sich und er will wie sein Vorbild der beste Eiskunstläufer der Welt Alexei Yagudin den dreifachen Salchow schaffen. Becks alter Bandkollege Charlie muss dringend nach Istanbul und so setzen sich Rauli, Beck und der immer verwirrte Charlie ins Auto und machen sich auf die Reise ihres Lebens. Mit gerade mal dreiundzwanzig Jahren hat Benedict Wells ein furioses Debut geschaffen. Eine Geschichte mit viel Schwung, Dramatik, Musik und ungeheurem Tiefgang. Hoffentlich nicht Wells letzter Sommer
- Martin Suter
Elefant
(288)Aktuelle Rezension von: Rebecca_DgdIch war tatsächlich überrascht was die Geschichte dieses Buches angeht. Wissenschaftlich mit einem Hauch Fantasie. Ein machtergreifender und gieriger Arzt ohne Skrupel, ein rosa leuchtender Elefant und ein Obdachloser mit einem Geheimnis.
- Benedict Wells
Fast genial
(420)Aktuelle Rezension von: kaelleNachdem Francis' Mutter von seinem Stiefvater verlassen wurde, leben Mutter und Sohn in einem Trailerpark. Francis geht es dort alles andere als gut: Er ist ein schlechter Schüler, hat kaum Freunde, seine Ringerkarriere ist vorbei, bevor sie richtig angefangen hat, seine Mutter hat wechselnde Männerbekanntschaften und ist vor allem manisch-depressiv. Dies führt dazu, dass sie immer wieder in einer Klinik landet. Dort versucht sie sich eines Tages umzubringen und schreibt Francis einen Abschiedsbrief. Darin verrät sie ihm, dass er ein Retortenbaby und sein Vater ein genialer Mensch mit extrem hohem IQ sei. Kurzerhand macht sich Francis auf die Suche nach ihm, einmal quer durch die USA, von der Ost- an die Westküste. Mit an Bord sind sein bester Freund Grover, Typ nerdiger Feigling, und Anne-May, die einen Suizidversuch hinter sich hat und darum in der gleichen Klinik liegt wie Francis' Mutter.
Wie es für Roadtrips in Romanen üblich ist, macht die Reise etwas mit den drei jungen Erwachsenen. Sie verändern sich, öffnen sich, erkennen sich zum Teil selbst. Freundschaften werden auf die Probe gestellt. Das Thema Liebe taucht ebenfalls auf. Das ist alles ganz nett gemacht und für Jugendliche sicherlich nicht uninteressant.
Überhaupt nicht gefallen hat mir der letzte Teil. Dort passiert im Zeitraffer sehr viel, was wohl besser etwas ausführlicher geschildert worden wäre. Das eigentliche Ende fand ich dann total doof. Den Grund dafür möchte ich hier jedoch nicht nennen, um nicht zu spoilern.
Man merkt dem Buch an, dass es sich um eines der ersten von Wells handelt. Bis zu "Hardland" ist noch viel Luft nach oben.
- Joey Goebel
Vincent
(480)Aktuelle Rezension von: EllarosamMit diesem Buch Vincent hat mich Joey Goebel wirklich von der Fassung gezogen! Seine Art die Wörter auszudrücken und die auch in den Sätzen im Zusammenhang mit der Story einzubauen, einfach toll. Ich habe noch nie solch ein Buch gelesen vorallem nicht mit diesem Konzept. Ich liebe die Kunst des Buches.
- Irene Vallejo
Papyrus
(158)Aktuelle Rezension von: Johannes_FrederkingDas Buch erzählt vor allem - andere als der Untertitel vermuten ließe - die Geschichte des physischen Buches und weniger die Geschichte der Literatur. Die Anfangspassagen über Alexander und das Streben nach s Anhang größten Bibliothek der Welt haben mir sehr gefallen. Das Buch strotzt vor Insights und Anekdoten, z.B. zu Sappho und der Rolle von Frauen in der Literaturgeschichte. Einige der Kapitel fand ich allerdings auch recht langweilig bzw. langwierig, weshalb ich sehr viel länger als gedacht an diesem Buch gelesen habe. Für einen kundigen Leser sind diese Kapitel und Details sicher hochinteressant. Für jemanden mit einer großen Leidenschaft für Literatur (weniger für das Produkt Buch) hat "Papyrus" einfach seine Längen. Das ließe sich v.a. durch eine gezieltere Ansprache der gewünschten Zielgruppe optimieren.
- Martin Walker
Bruno Chef de police
(268)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderIn Saint-Denis in Frankreich arbeitete Bruno als Polizist. Er ist nicht nur beruflich topp, sondern kommt auch bei den Frauen ungeheuer gut an. Hier hat er es mit einem besonders kniffligem Fall zu tun, aber zwischen all den Ermittlungen und Befragungen genießt er das Leben. Alles kulinarische ist bei ihm immer willkommen und so schwelgt er in gutem Essen und Wein, trifft schöne Frauen und ermittelt auf seine ganz besondere Art und Weise. Toller Auftakt für eine großartige Krimireihe, die eine Homage an das Périgord ist und fasziniert.
- Walt Whitman
Grashalme
(54)Aktuelle Rezension von: Giselle74Ungefähr drei Monate lang lag dieser Band auf meinem Nachttisch, stückchenweise habe ich mich vorwärts gearbeitet. Damit habe ich nicht gerechnet, wirklich nicht. Ich habe still für mich zu lesen begonnen, dann beschlossen, diese Texte müssten laut gelesen werden, dann gemerkt, dass meine Stimme nicht klangvoll genug ist, also zurück zum stillen Lesen, dann bin ich doch wieder deklamierend durch das Zimmer gerannt... kurz, ich habe mich wirklich abgearbeitet und mir alle Mühe gegeben den Funken zu entzünden. Schließlich handelt es sich hier um einen der größten Klassiker der amerikanischen Literatur, geliebt von unzähligen Lesern. Von mir nicht, fürchte ich. Das macht mich nervös. Denn tatsächlich stellt sich ja ein Gefühl des Ungebildetseins fast augenblicklich ein, wenn ein seit Jahrzehnten gelobtes Buch, gar ein Meilenstein der Literatur, mich nicht berührt. Wobei das so komplett eigentlich gar nicht stimmt. Es hat mich fasziniert, wie weltoffen und vorurteilsfrei Whitman geschrieben hat. Ungewöhnlich für die Zeit und weit weg vom heutigen Amerika. Man fragt sich unwillkürlich, was Whitman, ein Verehrer Abraham Lincolns, wohl zu Trump und Konsorten zu sagen hätte, er, der von einem freien und stolzen Amerika träumte, frei von der Verstaubtheit Europas, mit Platz für die Träume eines jeden Menschen.
Hymnisch sind viele der Texte, dazu gemacht, laut verkündet zu werden, wenn nur nicht die Aufzählungen wären, für mich das hervorstechendste Stilmerkmal, andererseits ja typisch für Mythenschreibung. Dort stört es mich selten, hier dagegen schon. Warum? Wenn ich das wüßte.
Egal, wie lange ich Für und Wider erwäge, feststelle, daß mir "Grashalme" aufgrund der Thematik, der Einstellung und der Schönheit der Sprache doch gefallen hätte haben müssen und obwohl ich mir den Zugang zu den Texten nahezu erzwingen wollte, es hat nicht funktioniert. Das zuzugeben fällt mir schwer, ich habe Grenzen schon immer nur ungern akzeptiert. Aber so ist es nun: ich kann leider keine aussagekräftige Besprechung schreiben, weil mir der Zugang zu den Texten fehlte. - Andrea De Carlo
Das wilde Herz
(10)Aktuelle Rezension von: Monika_D_KunzeBeim Lesen des Buches ist mir bewusst geworden, dass so gut wie alle Liebesromane, die ich bisher gelesen habe, aus der Feder einer Frau stammten. Um so gespannter war ich auf dieses Werk. Es ist schon etwas anders, als eine Liebesgeschichte aus der Sichtweise einer Frau zu lesen, so gut sie sich auch in die männlichen Protagonisten zu versetzen vermag. Dass Männer und Frauen unterschiedlich ticken, dürfte ja kein Geheimnis sein. Dennoch war ich von dem Tiefgang und der überzeugend gefühlvollen Beschreibung dessen überrascht, was in den Protagonisten vor sich geht. Die Geschichte spricht wohl das an, was uns allen irgendwann im Laufe unseres Lebens begegnet; die Sehnsucht nach diesem Einen, dem Absoluten, dem Echten - dem, auf dem wir letztlich alle heimlich auf der Suche sind. Sie sprüht aber auch vor Witz, und auch wenn die Charaktere - bis auf Mara - ein wenig überzeichnet sind, wirken sie um so plastischer. Ein tolles Buch, eine tolle Geschichte, die bei mir einen ordentlichen Nachklang hinterlässt. Beneidenswert. Es war das erste Buch, das ich von Andrea de Carlo gelesen habe und ich stöbere bereits nach dem nächsten.
- Martin Suter
Small World
(485)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderKonrad Lang will ein Feuer machen und fackelt seine ganze Wohnung ab. Völlig aufgelöst kommt er auf eine Hochzeit. Der Sohn eines guten Freundes heiratet. Thomas war in Konrads Kindheit ein treuer Freund und Gefährte und Mama Vera, war immer sehr wichtig für ihn. Man entfernt ihn von der Party und ist peinlich berührt von dieser Szene. Die Braut aber interessiert sich für Konrads Schicksal und entdeckt in seiner Wohnung einen Plan wie er zum Laden kommt und wieder zurück zur Wohnung. Im Kühlschrank liegt seine Brieftasche. Er erzählt von schönen Geschichten aus Kindertage, aber sowohl Thomas als auch Vera blocken da ab. Nach einem weiteren Zwischenfall und der Diagnose Alzheimer wohnt Konrad Lang ab sofort im Gästehaus der Familie Senn. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen und die junge Frau will hinter das Geheimnis kommen und tritt in ein Wespennest, wo es auch sehr gefährlich werden kann. Martin Suters Debut Roman ist ein Meisterstück und ein genialer Thriller. Eine Geschichte über Mut, Freundschaft, Familie, Gefahr und die Schatten der Vergangenheit. Großartig!
- Marco Balzano
Ich bleibe hier
(241)Aktuelle Rezension von: mariameerhabaMag sein, dass die Geschichte auf wahre Begebenheiten beruht, aber das allein genügt nicht, um einer Protagonistin eine Seele einzuhauen. Es ist stinklangweilig geschrieben. Wenn ganz kurz Spannung auftaucht, sorgt der Autor mit seinem Stil dafür, dass dieser gleich auch verschwindet. Die Handlung versucht nur mit der schrecklichen Vergangenheit zu punkten und in meinen Augen ist das eindeutig zu wenig.
Die Beziehung der Protagonistin zu ihrem Ehemann, zu Erich, wird so lieblos geschildert, als wäre sie ihm egal. Am Anfang spielt sie noch die Verliebte, aber kaum sind Hochzeitspläne da, scheint ihr das alles egal zu sein. Und danach wirkte sie auf mich wie ein Ekel, der lieblos alles hinnahm, was der Ehemann ihr gab und Sex war halt Sex, liebloser Sex.
Ihre Trauer um ihre Freundin Barbara hatte eine deutlich stärkere Kraft, da waren richtig Gefühle drinnen. Es kam mir sogar so vor, als wollte der Autor seine Figur lesbisch machen, aber sich nicht dazu trauen, weil er dann einen tiefen Blick in ihre Seele machen müsste und das wollte er scheinbar nicht. Außerdem wäre die Handlung, diese stinklangweilige Handlung, gestoppt, hätte er sich für seine Protagonistin wirklich interessiert.
Der Stil des Autors ist nüchtern, distanziert und konzentriert sich nur auf die Fakten, die Figuren werden so weit in den Hintergrund gerückt, dass man kaum mitfühlen kann. Irgendwann bin ich beim Lesen eingenickt und dann war es das. Ich habe das Buch abgebrochen.
- Kent Haruf
Unsere Seelen bei Nacht
(246)Aktuelle Rezension von: MinijaneDie Geschichte spielt wie alle seine Werke in der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado, USA. Dies ist das letzte Buch des Autors Kent Haruf, der leider 2014 schon verstorben ist, und es ist posthum veröffentlicht worden.
Die 70jährige , verwitwete Addie wagt einen mutigen Schritt. Sie fragt ihren Nachbarn Louis, der ebenfalls Witwer ist, ob er bereit wäre ab und zu bei ihr zu übernachten. Die rüstige Witwe stellt sofort klar, dass es ihr nicht um Sex gehe, sie wolle einfach nachts nicht alleine sein und jemanden an ihrer Seite haben mit dem sie reden könne.
Louis ist zwar zunächst irritiert, lässt sich aber auf das Arrangement ein und so entwickelt sich zwischen den beiden eine Freundschaft, aus der neue Lebensfreude erwächst. Die beiden erzählen sich Nacht für Nacht ihre Lebensgeschichte, Begebenheiten auch Fehler aus ihren Leben und lernen sich immer besser kennen und schätzen.
Dass Louis nächtliche Besuche bei Addie die Gerüchteküche in der Kleinstadt schnell entfachen, und auch Addie’s Sohn Gene meint sich einmischen zu müssen, ist nicht verwunderlich aber ganz schön übergriffig.
Sehr einfühlsam, leise und unaufgeregt erzählt der Autor die Geschichte zweier älterer Menschen, im Kampf gegen die Einsamkeit.
Mir hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es hier gerne weiter.
- Dror Mishani
Drei
(259)Aktuelle Rezension von: Nicolai_LevinDrei. Drei Frauen. Drei Frauen in Israel. Orna ist Lehrerin, geschieden, ihr Exmann mit seiner neuen Freundin und deren Kindern nach Nepal abgehauen. Sie kämpft mit dem Singledasein, mit den psychischen Problemen ihres neunjährigen Sohnes. Auf einer Datingplattform für Geschiedene lernt sie Gil kennen, einen Anwalt, der sein Geld mit etwas zwielichtigen Geschäften um osteuropäische Pässe macht. Emilia kommt aus Lettland, sie hat niemanden in Israel, ist mit einer beschränkten Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung als Pflegekraft ins Land gekommen. Der Sohn ihres jüngst verstorbenen Pfleglings spricht sie an, ob sie nicht bei ihm putzen will, um sich etwas dazuzuverdienen. Emilia, die kaum Hebräisch kann, nimmt das Angebot an. Und schließlich Ella. Ihr Mann ist bei der Armee, sie kümmert sich zu Hause um die drei Jungs und schreibt nebenbei an ihrer Abschlussarbeit für die Uni. Beim Rauchen vorm Café spricht sie ein Mann an und sie beginnt einen sehr zögerlichen Flirt mit ihm.
Dror Mishani lotet die Grenzen des Kriminalromans aus. Das ist natürlich sehr löblich, zumal er von Literatur (also, von "richtiger" Literatur) was versteht und auch schon mit seinen Avi-Avraham-Krimis immer auch das Genre verlassen und von der Seite begutachtet hat. Hier betrachtet er einen Kriminalfall ziemlich lange konsequent aus der Sicht der drei Opfer. Erst ganz zum Ende wird der Fall gelöst, das fühlt sich fast befreiend an, weil man vorher nicht so recht gewusst hat, was man mit den Figuren und ihren Geschichten anfangen soll. Die Erlebnisse der Frauen sind glaubhaft und interessant geschildert, das könnte ein ganz normaler, etwas langweiliger israelischer Gegenwartsroman über Frauenschicksale sein, Realismus etwas verdichtet, wenn sie nicht am Ende umgebracht würden und wir als Leser den Täter kennen, aber sich sonst scheinbar niemand für die vermeintlichen Selbstmorde interessiert.
Das ist schon raffiniert gemacht, der Twist zum Ende, der das Ganze doch noch zum die Genregrenzen befriedigend einhaltenden Krimi werden lässt, kommt überraschend und gut. Insofern gilt es, Anerkennung und Lob für Dror Mishani auszusprechen. Dennoch bin ich mit 'Drei' weniger glücklich als mit seinen früheren, weitaus konventionelleren Avraham-Geschichten. Das liegt zum einen daran, dass mir Mörder und Motiv völlig fremd bleiben. Ohne zu sehr zu spoilern: Was findet der an den Frauen? Das ist kein Narzisst, kein toxischer Manipulator, es geht auch nicht vordergründig um Macht und Sex. Ich als an drölfzig Serienmördergeschichten geschulter Möchtegernprofiler bleibe da etwas ratlos. Auch dem Autor habe ich das eine oder andere anzukreiden (als an drölf unverkäuflichen Romanmanuskripten gescheiterter Möchtegernschreiberling darf ich das): Warum das A. bei dem einen Polizisten, wo alle anderen namentlich genannt werden. Soll es Avi Avraham in einem Cameo sein (was ich annehme) - dann nenn ihn doch! Und das erratische Wechseln der Zeiten von Imperfekt zu Präsens zu Futur und zurück ist auch einer Logik gefolgt, die sich mir nicht erschlossen hat und die der Geschichte eine völlig unnötige (und unfruchtbare) Komplikation verschafft. Schließlich die Übersetzung: Muss man als Nichtisraelkenner wissen, was ein "Moschaw" ist? Es gibt im Roman überhaupt so ein paar Israelspezifika, die für meine Begriffe in einer Fußnote des Übersetzers besser aufgehoben wären als in Internetrecherchen des leicht verärgterten Lesers aus Deutschland.