Bücher mit dem Tag "dichter"
308 Bücher
- Walter Moers
Die Stadt der Träumenden Bücher
(3.438)Aktuelle Rezension von: 99Hermione99Inhalt: Als der Dichtpate Danzelot im Sterben liegt, erzählt er seinem Lehrling Hildegunst von Mythenmetz von einem Manuskript, dass wohl so brillant, so vollkommen sein soll, dass es sein Leben verändert hat. Skeptisch aber neugierig macht sich Hildegunst auf die Suche und findet es auch. Und tatsächlich: Beim Lesen lacht und weint, hüpft und schreit er, so etwas Gutes hat er noch nie gelesen. Also macht er sich auf die Reise in die berühmte Bücherstadt Buchhaim. Dort möchte er dein Autor der Geschichte finden, um ihn zu seinem Lehrer zu machen. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihm: Als er das Manuskript mehreren Leuten zeigt, scheinen alle etwas zu wissen, was er nicht weiss. Und damit wird er in ein gefährliches Abenteuer hineingezogen in dem Phistomefel Smeik, Buchlinge, Bücherjäger und nicht zuletzt der Schattenkönig eine wichtige Rolle spielen.
Meine Meinung: Ich war von der ersten Seite an gefesselt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es mit einer Warnung über die Tödlichkeit von Büchern beginnt. Doch auch die nächsten 470 Seiten sind witzig, spannend und sehr fantasievoll. Ausserdem finden sich immer wieder nette Illustrationen oder das Spiel mit Schriftgrösse und Aussehen. So ist beispielsweise auf zwei Seiten nur ganz oft hintereinander sehr klein der Satz „Sie wurden soeben vergiftet.“ abgedruckt. Das führt zum optimalen Leseerlebnis! :)
Einzig und allein etwas stört mich. Leider kann ich dies nur mithilfe von Spoilern beschreiben. Deshalb ab hier „ACHTUNG SPOILERWARNUNG!“:
Phistomefel Smeik deutet einmal an, dass er alle Lyrik, jegliche Art von Kunst vernichten möchte. Das finde ich an sich einen sehr spannenden Gedanken für einen Bösewicht. Nur verliert sich das nachher. Wenige Seiten später meint er, er habe Homunkolos verbannt, weil nur ohne ihn die Literatur und damit sein Geschäft in Buchhaim weiter bestehen könnte. Ich finde es schade, dass dieser Gedanke nicht mehr aufgegriffen wird. Aber das wird durch die genialen Geschöpfe und Persönlichkeiten ein Dutzend Mal wieder gut gemacht!
Insgesamt bin ich wirklich begeistert. Ich empfehle es an alle Buchliebhaber, die ein Liebesgeständnis ans Lesen lesen möchten. Ich habe mit Freuden festgestellt, dass es noch einen zweiten Band gibt: „Das Labyrinth der Träumenden Bücher„. Also dann, ich verschwinde mal in die Bibliothek des Orms! ;)
- Pascal Mercier
Nachtzug nach Lissabon
(1.378)Aktuelle Rezension von: nymphe--Wer träumt nicht mal einfach in einen Zug zu steigen und davon zu fahren? Alles aus seinem Leben hinter sich zu lassen?
Für Raimund Gregorius ist dies nun kein Tagtraum mehr, als er mitten am Schultag das Gymnasium, in dem er als Lehrer für alte Sprachen arbeitete, verließ und nie wieder kam. Nachdem er einer jungen Portugiesin das Leben rettete, stieß er in einer Buchhandlung auf die Veröffentlichungen eines gewissen Amadeu Padro, dessen Aufzeichnungen und Gedanken Gregorius so sehr faszinierten, dass er den Nachtzug nach Lissabon nahm, um den Spuren des Autors zu folgen.
Der Sinn des Romans besteht schon in den Aufzeichnungen Padros, der seine Gedanken zu verschiedenen Stationen seines Lebens zu Papier brachte. Er war ein Feind des Kitsch, glaubte nicht an die Liebe, sondern nur an die Loyalität, welches das Einzige wäre, dass annähernd Bestand hätte. Er war kritisch und aufrichtig zu sich selbst, schonungslos aufrichtig, so dass einem der Roman vorkommt wie ein Essay.
Versteht mich nicht falsch, Essays sind wunderbar und viele Dinge in Nachtzug nach Lissabon haben mich tatsächlich zum Nachdenken angeregt, aber für jemanden, der auf Spannung steht, ist der Roman nichts.
Zudem hat Nachtzug nach Lissabon für mich einige Probleme. Das erste ist der wesentlichste: Es ist kaum zu übersehen, dass Amadeu Padro der eigentliche Hauptcharakter des Romans ist. Nur kommt er kein einziges Mal vor und wird nur durch die Erinnerung andere oder seine Aufzeichnungen beschrieben. Eigentlich finde ich das Konzept sehr spannend. Doch verhält es sich hier ein wenig mit John Greens Eine wie Alaska und zwar wird hier mal wieder eine Person idealisiert und das Leiden dieser Person. Das geht mir inzwischen ziemlich auf die Nerven.
Zunächst sieht niemand gut aus, wenn er leidet. Niemand sagt: "Gott, wie ist die Person tiefgründig!" Niemand wird sich wünschen, an ihrer Stelle zu sein, denn Leiden ist - tut mir leid, wenn ich das mal so drastisch sagen muss - nichts erstrebenswertes! Und es ist auch nicht ästhetisch. Ich weiß nicht, woher diese Illusion kommt. Vielleicht liegt es auch daran, dass es oft heißt Künstler würden ihre größten Werke im Schmerz vollbringen. Also wird Leiden für uns zu etwas, dass uns besonders macht, dass uns gut macht und uns Anerkennung bringt.
Und das tat es auch bei Amadeu Padro. Sein Buch wurde vielleicht kein Bestseller, aber jeder Mensch, den Gregorius im Laufe des Buches traf, hat Amadeu angehimmelt und vergöttert und das wortwörtlich, obwohl er selbst so einsam war Das halte ich auch für problematisch und höchst unrealistisch.
Denn in Wahrheit leiden wir alle allein und wir wünschen uns zwar, dass irgendjemand auf uns blickt und uns dafür bewundert, aber das passiert in den wenigsten Fällen und es sollte auch nicht passieren. Man sollte Leute bewundern, die es geschafft haben, glücklich zu sein und sich selbst reflektieren und vergeben können.
Keine Person kann so toll sein und meist liegt die Verehrung einer Person nicht besonders an dieser Person, sondern eher an der, die sie verehrt. Menschen sind so, wie wir sie sehen und welche Personen uns was bedeuten, das liegt an uns.
Hier kommen wir zum zweiten Problem und zwar Gregorius, der eigentliche Hauptcharakter oder zumindest Erzähler des Buches. Doch hier liegt das Problem, denn er ist weder noch. Man erfährt schon etwas über ihn und kann durch gewisse Handlungen auf sein Inneres schließen, doch im Endeffekt ist er nicht wichtig für die Handlung. Er erzählt Padros Geschichte nicht und wenn er mit Personen aus seinen Leben spricht, dann merkt man kaum, dass er anwesend ist und er spricht so gut wie nie.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum er das alles macht und warum er sein Leben verlässt. Denn seine Ambivalenz habe ich ihm nie ganz abgenommen, so wie sein Fernweh. Seine Handlungen sind mir so melodramatisch beschrieben, als das ich es ernst nehme könnte und für jemanden, der Kitsch hasst, ist der Roman fast zu romantisch. Denn es geht auch alles viel zu einfach. Natürlich hatte Gregorius auch keine Geldprobleme, sodass er wochenlang in verschiedenen Hotels wohnen und quasi von Genf und Lissabon pendeln konnte. Die Sprachbarriere war nie ein Problem. Entweder sprachen alle Französisch oder Gregorius konnte nach einen Kurs Portugiesisch schon ein Gespräch anfangen. Und Padros Texte konnte er natürlich auch einfach wie einen Lateintext übersetzen.
Obwohl Gregorius vielleicht kein Paul Varjak ist, gibt es doch eine Sache, die ihn für mich einfach unwichtig und sinnlos erscheinen ist und zwar, dass er nichts am Ende davon mitnimmt. Er verändert sich nicht durch die Gespräche mit den anderen. Das Leben von Padro verändert ihn nicht, außer dass er wahrscheinlich am Ende auch tot krank wird und wahrscheinlich genau so stirbt wie Amadeu Padro. Diese Spannung mit Gregorius "Schwindelanfällen" haben mich nicht gepackt und das offene Ende fand ich auch etwas zu gewollt.
Letztendlich führte Gregorius kein anderes Leben nach seinem Aufenthalt in Lissabon. Er kehrt zurück nach Bern und lässt sich dann in eine Klinik einweisen.
Ich hätte gern nochmal so einen abschließenden Epilog gehabt, indem erklärt wird, was Gregorius jetzt so macht, nachdem er diese Reise gemacht hat, denn so hatte das Buch am Ende keine Message und nichts, worauf irgendwas hinauslief.
Und nochmal zum Schluss finde ich es auch sehr merkwürdig, dass das Erlebnis mit der Frau am Anfang, die von Brücke springen wollte und Gregorius diese Telefonnummer auf die Stirn schrieb. Das war nämlich das eigentliche Ereignis, was Gregorius zu seiner Reise bewegt hatte und es kam NIE wieder zur Sprache. Oder wenn nur so am Rande, was ich sehr schade finde. Es wäre cool gewesen, wenn Gregorius sie am Ende vlt nochmal angerufen hätte diese Nummer und vielleicht jemand aus Padros Leben abnahm. Das hätte den Bogen nochmal zurück gespannt. Es hätte auch irgendjemand ran gehen können.
Erst dachte ich ja auch, Gregorius geht nach Portugal, um diese Frau zu finden, aber was soll's. Ich verstehe dann nur ihren Zweck in der Handlung nicht, denn so hätte man Gregorius auch anders aufs Buch stoßen können.
Nachtzug nach Lissabon ist keines Falls ein schlechtes Buch, aber meines Erachtens vielleicht ein bisschen überbewertet und es handelt von Dingen, von denen ich mir wünschen würde, dass man auch mal über etwas anderes schreiben könnnte.
- Kerstin Gier
Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
(1.053)Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutterOh nein😱 das Buch endet quasi mit einem Cliffhanger. Jetzt muss ich mir tatsächlich den zweiten Band auch kaufen. Dabei wollte ich erst noch überlegen. Aber von vorne:
Quinn, verunglückt schwer und sitzt nun im Rollstuhl. Mathilda, auch genannt Grübchenface, ist das Nachbarsmädchen, und eine der sieben Plagen wie Quinn zu sagen pflegt. Ihre ganze Familie lebt strenggläubig und moralisch fühlen Sie sich meist den anderen überlegen. Nicht so Mathilda, sie ist ein bisschen anders. Außerdem sehen die Kinder fast alle gleich aus, findet Quinn. Aber Mathilda himmelt Quinn schon sehr lange an und so ergibt sich nun die Gelegenheit Ihn mit Nächstenliebe zu überschütten und ihn zu unterstützen. Das bringt die beiden sehr viel näher zueinander.
Wichtig ist aber das Quinn merkt er ist nicht wie alle anderen. Er scheint magische Fähigkeiten zu entwickeln. Merkwürdige Leute begegnen ihm, und irgendwann landet er im Saum. Was das ist, müsst ihr selber lesen. Fakt ist die beiden landen in einem Abenteuer, das fantastischer nicht sein kann.
Kerstin Gier schafft auch hier wieder eine fantastische Welt und ein Duo ganz in der Tradition von selber und der Juwelenreihe. Es ist mit kuriosen Persönlichkeiten bestückt, humorvoll geschrieben und kurzweilig. Zur Parallelwelt hatte ich lange keinen Zugang, erst im letzten Drittel nahm mich auch diese Welt für sich ein. Und die Liebesgeschichte ist wirklich süß. Dabei wird das Buch auch einen ticken politisch. Als Jugendbuch wunderbar komponiert, und auch für Erwachsene lesbar. Glücklicherweise ist die Fortsetzung schon raus.
- Cornelia Funke
Tintenwelt 3. Tintentod
(2.878)Aktuelle Rezension von: Blutmaedchen"Tintentod" war der ursprüngliche letzte Teil der Tintenwelt Trilogie von Cornelia Funke, das bereits 2007 veröffentlicht wurde und hätte ich nicht gewusst, dass in diesem Jahr eine Fortsetzung erscheint, hätte ich automatisch nach dem vierten Band gefragt, nicht nur weil ich diese Bücherreihe liebe, sondern weil das Ende sich irgendwie unvollständig anfühlte. Ob Cornelia Funke dieses Buch so abgeschlossen hat, in dem Wissen, dass es eine Fortsetzung geben wird, weiß ich nicht, aber ich bin froh, dass es so ist. Vor allem auch deshalb, weil diese Reihe dadurch noch einmal in den Fokus gerückt wurde, wo ich sie dann auch endlich für mich entdeckt habe.
Mit diesem dritten Teil wird die Tintenwelt von Fenoglio noch lebendiger, noch gemeiner und verlockender...
Handlung: Seit drei Monaten sind Meggie, Mo und Resa nun schon in der Tintenwelt und nach ihrem Erlebnis auf der Nachtburg verstecken sie sich unter den Räubern und ziehen auf der Flucht vor den Männern des Natternkopfs von Lager zu Lager, während sie helfen das arme Volk zu beschützen. Mo, der sich komplett auf diese Welt eingelassen hat, spielt seine Rolle als Eichelhäher, den Räuber, der dem Natternkopf das Ende bringen soll, so überzeugend, dass sich Meggie fragt, ob sie wirklich aus der anderen, realen Welt in die fiktive Tintenwelt gekommen sind, oder ob sie selbst nur aus Papier und Tinte bestehen. Orpheus, der sich wie die Made im Speck in dieser Welt bewegt und nicht vergessen hat, wie liebevoll alle anderen über Mo und Meggie reden, hat bereits große Pläne geschmiedet um der Tintenwelt seinen Stempel aufzudrücken und der Krieg Worte gegen Worte beginnt...
Einstieg: Elinor ist immer noch alleine und Mo und Meggie haben die Rollen getauscht, wenn es um ihre Faszination für die Tintenwelt geht. Es war ein trauriger, fast schon melancholischer Einstieg in den dritten Band. Man merkt direkt zu Beginn, dass Meggie diesmal nicht im Mittelpunkt steht.
Stimmung beim lesen: Die Tintenwelt wird immer größer und hat mich diese Reihe noch mehr lieben lassen. Es kommen ein paar neue Orte vor und einige neue Charaktere, die es gleichzeitig spannend und nervenaufreibend machen. Und Cornelia Funke weiß, wie sie doch noch ein paar Überraschungen herauskitzeln kann, denn mit ein paar Plot Twists hätte ich absolut nicht gerechnet. Sich als Leser in diese Welt fallen zu lassen, ist verdammt einfach. Dass das eigene Herz ziemlich gefordert wird, ist eine Mindestanforderung für eine gute Geschichte und bei jeder umgeblätterten Seite hat mein Herz Purzelbäume geschlagen.
Protagonisten: Meggie die man als Hauptbezugsperson der letzten Bücher begleiten konnte, ist in "Tintentod" eher eine blasse Randfigur mit viel Furcht und wenig Nachsichtigkeit. Sie hat Angst um ihren Vater, dem sie sich auf dieser Welt immer noch am verbundensten fühlt und dieses Gefühl überschattet alles andere und hat meiner Meinung nach für einen Charakterstillstand gesorgt. Ihre Beziehung zu Mo wurde seit dem ersten Buch schon als sehr besonders dargestellt und die (unfreiwillige) Abwesenheit ihrer Mutter Resa hat die beiden zwar für eine Weile einander näher gebracht, doch sie wird niemals so sein, wie ihre Bindung zu Mo. Auch Meggies Schwärmerei für Farid gerät ins Stocken, dem nur daran gelegen ist Staubfinger zurück zu bekommen. Oh ja, Farid hat mich einiges an Nerven gekostet und am liebsten hätte ich ihn durch die Seiten gezerrt. Dagegen war mir Orpheus mit seinen eigenen Lobliedern ja schon fast lieber. Zumindest bis er das Fenoglio-Level an Selbstverliebtheit und Selbstüberschätzung um ein vielfaches gesprengt hat. Farids regelrechte Obsession für Staubfinger hätte ruhig ein bisschen mehr erklärt werden können.
Wenn Cornelia Funke Bösewichte schreibt, dann kann man sich darauf verlassen, dass es immer eine Steigerung gibt und nichts unmöglich erscheint. Bei all den düsteren Charakteren in "Tintentod" hätte ich mir fast schon Basta zurück gewünscht, denn er war trotz seiner Skrupellosigkeit ein wenig vorhersehbarer.
Einen wunderbaren Kontrast hat die Autorin diesmal mit Mo geschaffen, der in der Rolle als Eichelhäher aufgeht. Er kämpft mit sich selbst und gegen die Welt, manchmal auch gegen seine eigene Familie.
Auch Violante, die Tochter des Natternkopf, ist nicht einfach nur eine Nebenfigur, was sogar Fenoglio überrascht. Genau diese unvorhersehbaren Charakterzüge haben diese Geschichte geprägt.
Positiv: "Tintentod" hat einen düsteren Titel, der seiner Geschichte mehr als gerecht wird. Als Leser ist es leicht darin zu versinken und mit den Charakteren zu lieben und zu leiden, doch diesmal hatten die besonderen Geschöpfe für mich die Nase vorn, wenn es um die Dinge geht, die mich am meisten begeistert haben. Die Glasmänner, die beim schreiben helfen und ihre extravaganten Charaktereigenschaften. Und der Humor erst. Selbst über den finsteren Glasmann Eisenglanz konnte ich lachen, auch wenn ich seine Mobberei am kleineren Bruder furchtbar fand. Natürlich kam Rosenquarz schon im zweiten Band vor und ich konnte über ihn lachen, doch mit Eisenglanz und Jaspis zeigte sich eine neue Seite, die den Glasmännern sogar eine kleine, nicht unbedeutende Rolle eingebracht hat. Für mich haben diese Figuren ein wenig die Härte aus traurigeren Situationen genommen.
So lala: Schon nach dem letzten Band habe ich mich gefragt, ob die Tintenwelt wirklich romantisch sein muss. Eine große Priese Liebe oder Sehnsucht gehört in jedes Märchenbuch oder Räubergeschichte, doch mit Meggie im Fokus, deren Liebe zu Büchern für mich immer aufregender und nachvollziehbarer war, als ihre unsicheren Blicke zu Farid, fühlte es sich zu gezwungen an. Farid ist zwar auch an Meggie interessiert, doch dieses Interesse verblasst sehr stark gegenüber Staubfinger, außerdem haben die beiden nie selbst darüber geredet. Meist haben es die anderen Charaktere ausgesprochen und das macht es schwierig sich als Leser in diese "Schwärmerei" reinzudenken.
Fazit:
"Tintentod" knüpft nahtlos an seine Vorgänger an und bringt die Fantasie wieder zum strahlen, denn als Leser begleitet man Meggie und Mo an neue, noch unentdeckte Orte, die genauso vielversprechend und aufregend sind, wie die, die man bereits lieben oder fürchten gelernt hat. Cornelia Funke hat wieder ein Buch gezaubert, das alles übertrifft. Die entstehenden Konflikte lassen die Charaktere auf natürliche Weise wachsen und immer wieder muss man sich als Leser die selbe Frage stellen, die auch Meggie sich schon gestellt hat: Sind die Charaktere "echt" oder haben sie in ihren Adern Tinte statt Blut. Es ist eine aufregende Frage mit so vielen Möglichkeiten, doch wirklich Bedeutung hat sie für die wahre Handlung nicht, sondern dient eher als zusätzlicher Reiz für den Leser.
Während Meggie verblasst, Mo zwischen zwei Persönlichkeiten steht, Resa die Rolle der Frauen revolutioniert, Orpheus' Eitelkeit noch die von Fenoglio übertrifft, wird Violante zu einem Charakter, den man durch viele Perspektiven sehen kann, was ebenso für ihren grauenvollen Sohn gilt. Farid ist bereit alles zu tun, um Staubfinger zurück zu bekommen und Meggie bekommt Aufmerksamkeit von einem Jungen namens Doria, der genauso mutig die armen und schwachen verteidigt. Auch unter den Männern des schwarzen Prinzen gibt es Zweifel an der Macht des Eichelhähers, was ebenso für eine gewisse Brisanz sorgt.
Für mich war "Tintentod" ein Krieg der Worte. Wer schreibt besser, schneller, glaubwürdiger und wird es schließlich war, oder nicht? In einer so machtvollen Geschichte, wo man nur ein Talent für Buchstaben braucht, um Chaos zu säen oder vermeidlich über Sieg und Niederlage zu entscheiden, ist es nicht immer leicht herauszufinden, welche Motivation hinter dem Handeln der Charaktere steckt. Auch das hat dieses Buch so unberechenbar und toll gemacht.
Wenn dieser dritte Teil wirklich ursprünglich als Ende gedacht war, dann kann ich nur froh sein es jetzt zum ersten Mal gelesen zu haben, mit dem Wissen, dass Band vier kommt, denn das Ende war etwas holprig und so viele Lücken hätte man Füllen können, ganz zu schweigen von dem vielen Potenzial für weiteren Geschichtsstoff.
Cornelia Funke hat mich begeistert, berührt und etwas einmaliges geschaffen. Jeder Autor benutzt Worte, aber es ist die Zusammensetzung, die Funkes Schreibstil so besonders macht.
- Walter Moers
Das Labyrinth der Träumenden Bücher
(1.034)Aktuelle Rezension von: sina_liest"Das Labyrinth der träumenden Bücher" ist Teil 2 der Buchhaim Trilogie. Eine Trilogie, die vermutlich niemals ihr Ende finden wird. Ironischerweise passt das thematisch irgendwie sehr gut in den Zamonien-Kosmos, für den Leser ist und bleibt es aber sehr schade, denn Teil 3 ist seit Ewigkeiten angekündigt, wird aber immer wieder verschoben und der Autor selbst hat schon verkündet bei der Geschichte irgendwie nicht weiterzukommen. Es folgten stattdessen weitere Zamonien-Bücher, aber eben nicht der erwartete Teil 3 - "Das Schloss der träumenden Bücher". Zuletzt wurde hier 2025 als Erscheinungsjahr angegeben, doch ob das eingehalten wird ist eher fraglich.
"Das Labyrinth..." erfüllt leider jegliches Klischee eines typischen 2. Bandes und übertrifft diese dabei sogar mit Leichtigkeit. Und das ist leider nicht positiv gemeint. Insgesamt ist die Geschichte ziemlich nichtssagend und bis auf wenige Seiten kann man es sich inhaltlich komplett sparen. Unser Protagonist Hildegunst von Mythenmetz kehrt rund 200 Jahren nach seinem Abenteuer dort nach Buchhaim zurück und muss sich erst einmal in einer Stadt zurechtfinden, die mit der von damals nicht mehr so viel gemeinsam hat.
Einen weiteren großen Teil der Geschichte nimmt dann der Puppetismus ein, eine Kunst des Puppenspiels, welche in Buchhaim inzwischen ziemlich in Mode ist. Während eines Puppenspiels wird der Inhalt des ersten Bandes ("Die Stadt der träumenden Bücher") sehr ausführlich wiedergegeben, zudem gibt es einen kleinen Exkurs in die Geschichte dieser Kunst. Tja und dann ist das Buch auch schon wieder vorbei. Natürlich inklusive massivem Cliffhanger für Band 3, der wie schon erwähnt nicht existiert und vermutlich in den nächsten Jahren auch nicht existieren wird.
Und was hat man nun von diesem Buch? Nicht viel. Man bekommt wie immer die gewohnte Liebe zum Detail, den Charme und den Witz von Walter Moers geboten. Gerade als Fan ist das natürlich schon eine Menge und da Band 1 bei mir schon einige Jahre her ist hab ich mich einfach gefreut mal wieder in Zamonien zu sein. Inhaltlich ist es aber hauptsächlich nur Geschwafel. Diese Geschichte hat kein richtiges Ziel, keinen Plot, gar nichts. Die Geschichte blubbert vor sich hin und dann ist sie vorbei. Im Grunde ist es eine Nacherzählung von Teil 1, sowie ein viel zu langer Prolog für Teil 3 und damit einfach unnötig.
Zum Schluss noch ein dickes ABER: Band 1 "Die Stadt der träumenden Bücher" ist ein großartiges Buch und funktioniert auch wunderbar als Einzelband. Man braucht in diesem Fall weder Band 2 noch 3. Also bitte nicht von den (leider zahlreichen) schlechten Bewertungen dieses Buches abschrecken lassen, da würde man wirklich was verpassen.
- Friedrich Nietzsche
Also sprach Zarathustra
(244)Aktuelle Rezension von: Sandra1975Nachdem Zarathustra sich zehn Jahre in die Einsamkeit zurückgezogen hatte, beschliesst er, seine Höhle zu verlassen und von dort zu den Menschen hinabzusteigen. Damit beginnt die "Vorrede" von "Also sprach Zarathustra", die zugleich eine gescheiterte Rede ist. Denn die Menschen auf dem Marktplatz lachen den Einsiedler aus. Sie verstehen seine Botschaft nicht. Dabei hatte Zarathustra zehn Jahre lang "seines Geistes genossen"; er hat grosse Einsichten zu vermitteln, landet aber dabei nicht bei der Masse.
Nach dieser "Vorrede", die sich nach der Lektüre des Buches als vorläufige Rede, also im wörtlichen Sinne als Vor-Rede herausstellt, beginnt der Teil mit den Reden Zarathustras, die systematisch gegliedert sind. Das allererste und wohl berühmteste und auch wohl am häufigsten kommentierte Kapitel trägt die Überschrift "Von den drei Verwandlungen". Der Geist ist zunächst Kamel, dann Löwe, dann Kind, wobei das Kind "ein aus sich rollendes Rad" und ein unbedingtes Ja-Sagen ist. Wie sich später herausstellen wird, ähnelt das Kind in diesem Punkt dem Esel, welcher ebenfalls I-A sagt.
Die so gestaltete Wiederholung der Motive bei deren gleichzeitiger Abwandlung macht das zunächst philosophische Prinzip der "ewigen Wiederkunft [nicht "WiederKEHR" wie oft fälschlicherweise zitiert] des Gleichen" ästhetisch erfahrbar. Genauer: Philosophische Tiefe wird als ästhetische Sinnlichkeit erfahrbar. Wie Nietzsche anderswo ausführt: "Alle Menschen der Tiefe […] schätzen an den Dingen, dass sie eine Oberfläche haben" und meint damit wohl die griechische Antike, deren Begriff "aisthesis" wörtlich "sinnliche Wahrnehmung" bedeutet. Die Einheit von Oberfläche und Tiefe wird andererseits schon in der Vorrede angedeutet, nämlich im Bild des Seiltänzers, der sich "in die Tiefe" stürzt und auf den Boden des Marktplatzes fällt. Der Mensch wiederum ist "ein Seil zwischen Tier und Übermensch, ein Seil über einem Abgrund". Wenn also das Seil der Mensch ist, dann allegorisiert der Seiltänzer möglicherweise einen Metaphysiker - vielleicht auch das Christentum - der wörtlich hoch oben auf dem Menschen herumtanzt, bis er die Täuschung seines Tanzes über der Menge durch den Aufprall auf der Bodenoberfläche erfährt. Der Tanz seinerseits ist eine Stil-Metapher: "Ja, ich erkenne Zarathustra. Rein ist sein Auge, und an seinem Munde birgt sich kein Ekel. Geht er nicht daher wie ein Tänzer?", heisst es im Kapitel "Vom Gesicht und Räthsel". In der engen Verstrickung dieser Motive offenbart der "Zarathustra" seine eigene Leseanweisung.
Das Kapitel "Vom Gesicht und Räthsel" ist gleichsam der Höhepunkt des Buchs. Strukturell nach dem mathematischen Prinzip der Fibonacci-Formel komponiert, treibt das Kapitel sein Spiel - seinen stilistischen und rhetorischen Tanz - mit der vielschichtigen Bedeutung des Wortes "Gesicht", nämlich als "Vision", "Antlitz", aber auch mit dessen klanglicher Nähe zu "Geschichte". Tatsächlich handelt das Kapitel von einem Albtraum - von einem 'Traumgesicht' -, in dem der Gedanke der ewigen Wiederkunft in Form eines "Räthsels" geträumt wird. Ein Rätsel wiederum unterscheidet sich von einem Geheimnis dadurch, dass es gelöst werden kann. Gemäss dem ästhetischen Credo des "Zarathustra" will des Rätsels Lösung auf der Oberfläche des Textes gesucht werden, da sich, wie gesagt, in der Oberfläche die Tiefe manifestiert. So gelangt man nach einer aufwändigen analytischen Feinarbeit zur Fibonacci-Formel, die die Traumerzählung in zwei gleiche Hälften aufteilt, wobei in der zweiten Hälfte die Motive (z.B. das Schiffsmotiv als Metapher für das Dichten) in abgewandelter Form wieder vorkommen - der Gedanke der ewigen Wiederkunft des Gleichen, bis ins kleineste Detail strukturell abgebildet, sodass das Kapitel zum "Gesicht" oder Antlitz des Gedankens geworden ist.
Und so weiter.
Für mich sprengt der "Zarathustra" alle Kategorien. Er ist wahnsinnig und vernünftig, kindlich-spielerisch und ernst, parodisch, biblisch, antik, modern, mathematisch, musisch, lyrisch, prosaisch, aber durch die Dialogstruktur auch dramatisch, traditionsbezogen und zugleich visionär. Aus ihm spricht eine tiefe Einsamkeit und zugleich eine grosse Zuwendungslust. Das Buch hat mich gepackt, irritiert, tief berührt und insgesamt meinen Blick auf das Leben und die Literatur grundlegend verändert.
Die göttliche Komödie
(185)Aktuelle Rezension von: Julia79Ist "Die göttliche Komödie" ein Buch, das man gelesen haben muss? Nun, ich zumindest hatte den Anspruch an mich und ich bin froh darüber, dass ich es jetzt kenne und einschätzen kann. Ich hatte einigen Respekt vor dem 700 Jahre alten Buch, das aus 14.233 Versen besteht, aufgeteilt auf 100 Gesänge, quasi Kapitel, und um die 600 Seiten umfassend. Ich bin ja schließlich keine Literaturwissenschaftlerin. Kann man als normale Sterbliche ohne italienische Vorfahren oder Geschichtsstudium der Antike "Die göttliche Komödie" verstehen?
Ich fasse mich mit der Inhaltsangabe kurz, es geht um den steinigen Weg durch die Hölle und das Fegefeuer bis ins Paradies, den Dante selbst in Begleitung des berühmten Dichters Vergil beschreitet.
Sehr anschaulich verdeutlicht wird hierbei die damalige Weltanschauung, der Stand der Wissenschaft und Glaubensansichten sowie Moralvorstellungen und Gerechtigkeitssinn der damaligen Zeit.
Erwähnenswert finde ich, dass dieses Stück Weltliteratur nicht nur Dante Alighieri berühmt gemacht hat. Gustave Doré, begann 1841 - mit 9 Jahren - die ersten Illustrationen anzufertigen, letztendlich war er 29 Jahre alt, als er die 136 Holzstiche fertig stellte. Er illustrierte ebenfalls die Bibel. Ich hätte mich gefreut, wären alle diese Bilder abgebildet worden, jedoch wäre das Buch dann nochmal 100 Seiten dicker geworden. Aber ich liebe ihn einfach.
Bei diesen uralten Büchern druckt irgendwann jeder Verlag seine eigene Ausgabe, welche ist hier die Beste, fragte ich mich. Ich möchte euch die Ausgabe des Manesseverlages sehr ans Herz legen, aus 3 Gründen:
1. Die Übersetzung ist großartig, die Verständlichkeit und der Rhythmus ist sehr gelungen.
2. Enthalten sind mit Einleitung und Kommentaren und Hintergrundinfos etwa 400 Seiten Zusatzmaterial. Ohne wäre ich ab der Hälfte aufgeschmissen gewesen!
3. Die Papierqualität. Das Buch ist 1200 Seiten lang, aber genauso dick, wie eines mit 800 Seiten aus einem anderen Verlag. Mit Lesebändchen. Die Illustrationen sind hochwertiger als in den anderen Ausgaben.
Es gibt Klassiker, von denen man behauptet, man käme nicht an ihnen vorbei. Die "Divina Commedia" gehört meiner Meinung nach nicht dazu. Unbestritten ist die Bedeutung dieser Dichtung für die italienische Literatur, zuvor wurden Schriftstücke vor allem auf latein verfasst. Sie ist jedoch so unglaublich umfangreich und komplex, dass man ohne Hintergrundwissen irgendwann nicht mehr gut mitkommt. Mit dem Einstieg in die ungewohnte Form bin ich gut zurecht gekommen, zu Beginn habe ich die Erläuterungen des Übersetzers nur überflogen, da ich dem Text sehr gut folgen konnte. Nach erfolgreicher Durchwanderung der Hölle wurde es schleichend schwieriger, im Fegefeuer musste ich doch das eine oder andere nachlesen, im Paradies kam ich dann überhaupt nicht mehr zurecht, vom Textverständnis angefangen, aber auch die Vorstellungskraft fehlte mir und es waren mir viele Zusammenhänge rätselhaft. Das mag auch mit daran liegen, dass Dante bei seiner Erzählung nicht einem Stil treu geblieben ist, es scheint, als hätte sich seine Persönlichkeit während der Reise verändert, und so ist es auch für mich als Leserin ein Wechselbad der Gefühle, mal wird geflucht und geschimpft, dann säuseln die Dialoge dahin, zum Schluss verklärte Romantik und bildreiche Beschreibungen. Wenn man bedenkt, dass er über 10 Jahre an diesem Epos geschrieben hat, ist das eigentlich nicht verwunderlich.
- Marc-Uwe Kling
Die Känguru-Chroniken
(1.212)Aktuelle Rezension von: JorokaMal wieder habe ich einen geschenkten Gutschein für ein Buch aus der Bestseller-Liste eingelöst. Der Hintergedanke war, vielleicht eine schöne Entdeckung zu machen, wie zum Beispiel bei „Das Rosie-Projekt“ und keinen totalen Reinfall wie bei „Das Café am Ende der Straße“ zu erleben.
Schon nach wenigen Seiten war mir jedoch klar, dass ich und das Buch keine dicken Freunde werden würden. Ein wenig Hoffnung hatte ich, dass es vielleicht doch noch etwas lustiger werden könnte. Doch die für mich wirklich erfreulichen Stellen kann ich an einer Hand ablesen. Ansonsten erschloss sich mir diese Art von Humor zu weiten Teilen nicht.
Ein schmarotzendes Beuteltier nistet sich beim Autor ein. Es sei Kommunist; seine Auslegung ist jedoch sehr egozentrisch und eigennützig. Es wird keine fortlaufende Handlung erzählt. Kurze bis sehr kurze Begebenheiten reihen sich in Kapiteln episodenhaft aneinander, insgesamt 82. Die Geschichten sind meist gag-erhaschend ausgelegt. Erinnerten mich an entsprechende Shows bei Privatsendern.
Zufällig ausgewählte Leseprobe:
Es gibt Fischstäbchen.
„Ich ess keinen Fisch“, sage ich.
„Kannste ruhig essen“, sagt das Känguru. „Is eh Hähnchen.“
„Was?“ frage ich.....
(Seite 18)
Ich reiße die Kabel des DVD-Players aus dem Fernseher.
„Was machst du da?“, fragt das Känguru
„Ich schließe den Videorecorder wieder an“, sage ich.
„Wenn ich eines aus 'Battlestar Galactica' gelernt habe, dann, äh, dass man, äh, nee. Hm.“
Ich denke nach.
„Was?“, fragt das Känguru.
„Hab doch nix gelernt“, sage ich
(Seite 101)
Den Stil fand ich recht gewöhnungsbedürftig. Ich habe das Buch bis zum Ende gelesen und der Autor bleibt sich zumindest treu und die Überraschung für mich blieb aus.
Fazit: Das Buch kommt gleich Morgen zu „Oxfam“, ein Bedarf an irgendwelchen Fortsetzung besteht nicht.
- Nicholas Sparks
Wie ein einziger Tag
(2.443)Aktuelle Rezension von: buecher_t1na!Achtung, Spoiler! und Vergleich zum Film
Wie ein einziger Tag war mein erstes Buch von Nicholas Sparks, das ich gelesen habe.
Den Film mit Rachel McAdams und Ryan Gosling habe ich natürlich mehrmals gesehen und fand ihn immer toll.Wahrscheinlich war das ein Fehler, natürlich habe ich hier das Buch mit dem Film verglichen. Im Film gefällt mir der Anfang sehr, wie sich die junge Allie und der junge Noah kennen lernen. Jeden Tag gemeinsam verbringen, lachen, streiten etc.
Darauf wurde im Buch kein Fokus gelegt. Nach gefühlt 3 Seiten war die junge Liebe und der Sommer vorbei. Was?!?! Wieso??Der meiste Teil im Buch war tatsächlich, als Allie und Noah sich 14 Jahre später wiedersehen. Noah baut sein Haus aus, Allie ist mit einem anderen verlobt.
Hier war auch alles in meinen Augen ruhig und relativ schön. Allie ist natürlich hin und hergerissen. Lon, ihr Verlobter, würde ihr Reichtum geben, sie würde gesellschaftlich den Richtigen heiraten, und doch hat sie bei Noah andere, tiefere, leidenschaftliche Gefühle. Er kann über Gefühle sprechen.
Jedoch gab es hier im Buch meiner Meinung nach wenig Drama. Sorry, die Kussszene im Regen kommt nicht vor! 😮Geblieben ist trotzdem, dass Noah Allie das Tagebuch vorliest, weil sie an Alzheimer erkrankt ist und sich nicht erinnern kann. Es wird zum Schluss nur noch aus Noahs Sicht erzählt, dass er auch schon krank ist, und nicht weiß, wie lange er noch da ist um Allie vorzulesen.
Naja und der richtige Schluss-Schluss…. Leute, darüber will ich gar nicht erst reden. Der Schluss im Film ist viel schöner und unschuldiger, um ehrlich zu sein.
Das Ende im Buch hat mir absolut und gar nicht gefallen 🙈😂 - Florian Illies
1913
(286)Aktuelle Rezension von: Andreas_OberenderMan stelle sich einen Regisseur vor, der zu faul ist, einen richtigen Film zu drehen. Es ist ihm lästig, eine Geschichte zu entwickeln, ein Drehbuch zu schreiben (oder schreiben zu lassen) und Darsteller auszuwählen. Mit der Gestaltung von Kostümen und Sets möchte er sich auf keinen Fall befassen. Auch die Mühen der Dreharbeiten sind ihm zuwider. Stattdessen wählt er hundert Filme aus, nimmt aus jedem dieser Filme eine einminütige Sequenz und fügt diese Schnipsel ohne erkennbares Prinzip zusammen. Schließlich tritt er vor das Publikum und behauptet dreist, er habe einen neuen Film gedreht.
Ganz ähnlich ist Florian Illies bei seinem neuesten Buch vorgegangen. Ein richtiges Buch zu schreiben, das ist leider mit allerlei Mühsal und Plackerei verbunden. Man muß sich den Kopf darüber zerbrechen, was für eine Geschichte man eigentlich erzählen will. Man muß, wenn das Buch historische Sachverhalte behandelt, das zur Verfügung stehende Material in einen sinnvollen und aussagekräftigen Zusammenhang bringen, damit etwas entsteht, das den Namen Geschichte (im Sinne einer in sich geschlossenen Erzählung) verdient. Das Material fügt sich nämlich nicht von selbst zu einem solchen Zusammenhang. Dazu bedarf es einer Fragestellung, einer Idee. Und man muß darüber nachdenken, welche Dinge das Publikum besser verstehen soll, wenn es das Buch gelesen hat.
Vor all diesen Fragen und Aufgaben hat sich Illies gedrückt. Stattdessen hat er sich entschieden, eine Gruppe von mehrheitlich deutschen Künstlern und Literaten Monat für Monat durch das Jahr 1913 zu begleiten, nicht als Erzähler, sondern als Chronist, der einfach das referiert, was die reichhaltige Sekundärliteratur hergibt. Illies strebt kein Gesamtpanorama der deutschen Vorkriegsgesellschaft an. Er konzentriert sich auf die Welt der Hochkultur und deren Randbereich, die künstlerische Bohème. Warum ausgerechnet 1913? Warum Kafka, Rilke und Benn, warum wieder einmal die üblichen Verdächtigen (Politiker, Wissenschaftler und Normalsterbliche kommen auch vor, aber nur in Nebenrollen)? Ein Vorwort oder eine Einleitung, die Auskunft über Sinn und Zweck des Buches geben könnten, sucht der Leser vergebens. Er sieht sich konfrontiert mit einer in Monatsabschnitte gegliederten Abfolge mehr oder minder umfangreicher Anekdoten und Momentaufnahmen, die in einigen Fällen durchaus interessant, mehrheitlich aber läppisch sind.
Wen interessieren heute noch die Peinlichkeiten des Liebeslebens von Franz Kafka und Oskar Kokoschka? Wer interessiert sich für die allzu menschlichen - also banalen - Eheprobleme Albert Einsteins, Arthur Schnitzlers und Robert Musils? Wer außer ein paar Germanisten und Gottfried-Benn-Enthusiasten kann heute noch etwas mit dem Namen Lou Andreas-Salomé anfangen? Ist diese Frau - ähnlich wie zahlreiche andere Figuren, denen Illies zu Leibe rückt - nicht zu Recht in Vergessenheit geraten? Müssen Freaks wie Egon Schiele und Georg Trakl dem heutigen Publikum unbedingt wieder in Erinnerung gerufen werden? War es wirklich eine kulturelle Blüte und bewundernswerte Vielfalt, die sich da in Deutschland am Vorabend des Ersten Weltkrieges entfaltete, oder stehen Künstler und Literaten wie Schiele, Kafka und Oswald Spengler nicht für einen Zustand nervöser Überreizung und intellektueller Verirrung, dem nachzutrauern überhaupt kein Grund besteht?
Solche Fragen wirft Illies gar nicht erst auf. Kommentare, kritische Bewertungen, abwägende Urteile sind seine Sache nicht. Viel einfacher und bequemer ist es doch, zum hunderttausendsten Mal die Säulenheiligen der klassischen Moderne zu feiern, seien sie Schriftsteller, Maler oder Komponisten: Picasso war genial, Benn war genial, Trakl war genial, Kafka war genial, genauso wie Malewitsch und Duchamp und all die anderen. Alle waren sie irgendwie genial, und sei es auf verkrachte Art und Weise. So wird es uns seit Jahrzehnten eingebläut. Expressionismus, Kubismus, Suprematismus - alles Meilensteine der Kunstgeschichte. Ist es nicht an der Zeit, die klassische Moderne einmal kritisch zu hinterfragen und ihren Wert neu einzuschätzen? Mehrfach schildert Illies, wie aufgebracht und ablehnend das musik- und kunstliebende Publikum des Jahres 1913 auf die Gemälde der Expressionisten oder Stravinskys "Sacre du printemps" reagierte. Doch warum reagierte das Publikum so? Warum wollte es sich nicht mit expressionistischer Kunst anfreunden? Was bevorzugte dieses Publikum in puncto Literatur, Musik und Kunst? Lasen die Deutschen im späten Kaiserreich nicht eher Karl May und Hedwig Courths-Mahler als Rilke und Schnitzler? Wer etwas über die Mentalitäten des Jahres 1913 und den Geschmack des Mehrheitspublikums erfahren will, der wird bei Illies nicht fündig. Illies betrachtet das Jahr 1913 mit den Augen des Jahres 2012. Und deshalb nimmt er nur das wahr, was das Jahr 2012 am Jahr 1913 für wichtig und erinnernswert hält: Eben die üblichen Verdächtigen. Wie reizvoll und lohnend wäre es, das kulturelle Leben des Jahres 1913 zu schildern, ohne daß darin die sattsam bekannten Figuren auftauchen, die eine beflissene akademische Literatur-, Kunst- und Musikgeschichte seit Generationen gebetsmühlenartig als "Wegbereiter der Moderne" preist!
Ärgerlich an Illies' Buch ist der Mangel an Kontextualisierung. Zusammenhänge aufzuzeigen und Hintergründe auszuleuchten, auch davon hält Illies nichts. Er reiht ununterbrochen Anekdoten und Geschichtchen aneinander, die einzuordnen und zu bewerten dem Leser schwer fällt, weil in der Regel die Vorgeschichte fehlt. Schon das Januar-Kapitel bietet Beispiele zuhauf für den Unwillen des Autors, auch nur ein Minimum an Hintergrundinformationen zu vermitteln: Thomas Manns Theaterstück "Fiorenza" wird von dem Kritiker Alfred Kerr verissen. Worum geht es in dem Stück überhaupt? War Kerrs Verriß gerechtfertigt oder nicht? Rainer Maria Rilke flieht vor einer "Schaffenskrise" nach Südspanien. Was hat es mit dieser Schaffenskrise auf sich? Als "Urgefühl" des Kulturpessimisten Oswald Spengler wird "Angst" angegeben. Woher rührte diese Angst, durch welche biographischen Erlebnisse und Erfahrungen wurde sie ausgelöst? Sigmund Freud und sein Schüler C.G. Jung zerstreiten sich. Das Zerwürfnis wird in einigen folgenden Kapiteln nochmals erwähnt; seine Ursachen werden aber nirgends erläutert. Über Gertrude Stein, die in Paris einen Salon führte, wird berichtet, sie habe sich im Januar 1913 mit ihrem Bruder entzweit. Warum? Was war passiert? Das tut aus Illies' Sicht offenbar nichts zur Sache. Wozu dann diese Nebensächlichkeit überhaupt erwähnen?
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Dem Leser bleibt vorenthalten, warum Arthur Schnitzlers Drama "Professor Bernhardi" mit einem Aufführungsverbot belegt wurde. Wer noch nie etwas von Georg Trakl gehört hat, wird nicht verstehen, warum der Dichter "wie in Trance" durch die Welt irrte (S. 84). Auf S. 94 wird mitgeteilt, daß Karl Kraus am 29. März 1913 in München einen Vortrag hielt, der mit freundlichem Applaus aufgenommen wurde. Das Thema des Vortrages? Man erfährt es nicht, genauso wenig wie den Titel des Films, der Kafka laut Tagebuch am 20. November zu Tränen rührte (S. 285). Aus dem Zusammenhang gerissen werden auch ein Brief-Zitat, in dem sich Hugo von Hofmannsthal desillusioniert über den österreichischen Adel äußert (S. 210) und das schroffe Verdikt des Malers Max Beckmann, der Mensch sei "ein Schwein erster Klasse" (S. 152). Was beide Männer zu diesen Äußerungen veranlaßte - wer weiß das schon? Man hofft, daß wenigstens Illies es weiß. Doch anstatt es den Lesern zu verraten, doziert er lieber im Tonfall des umfassend gebildeten Vielwissers, Ludwig Wittgensteins "Tractatus logico-philosophicus" sei eine der wichtigsten Schriften des 20. Jahrhunderts (S. 81). Wichtig für wen? Und wovon handelt der Traktat? Pompös heißt es über Edmund Husserl, sein "großer Paradigmenwechsel für die Philosophie" habe in der "Abwendung von den positivistischen Realien der Umwelt zu den Tatsachen des Bewußtseins" bestanden (S. 160). Wer Genaueres darüber erfahren möchte, kann gerne bei Wikipedia nachschauen.
So geht es Seite für Seite, Kapitel für Kapitel. Das Buch bietet kaum mehr als eine ziellos dahinplätschernde Nummernrevue. Emsig gesammelte Lesefrüchte werden wie Mosaiksteinchen ausgeschüttet, doch weil eine sinnstiftende Idee fehlt, entsteht letzten Endes kein Bild, das dem Leser ein vertieftes Verständnis der deutschen Gesellschaft oder des deutschen Kulturlebens im letzten Friedensjahr vor dem Ersten Weltkrieg ermöglicht. Stattdessen bietet Illies eine langweilige und ermüdende Aneinanderreihung von Anekdoten über die Liebeshändel und Ehewirren, die soziale Inkompetenz, Hypochondrie und "Neurasthenie" seiner männlichen und weiblichen Protagonisten, garniert mit banalen Kurzmitteilungen wie "Rainer Maria Rilke hat Schnupfen" (S. 85). Drei Seiten vorher wirft Illies seinen Lesern diesen Informationsbrocken hin: "Frühlings Erwachen. Am 8. März treffen sich im Wiener Café Imperial Frank Wedekind, Adolf Loos, Franz Werfel und Karl Kraus nach dem Aufstehen auf einen großen Braunen." Muß man das wirklich wissen, und wenn ja, wozu? Die Passagen über die eigenartige Beziehung zwischen Franz Kafka und Felice Bauer bieten eine pein- und qualvolle Lektüre. Hat sich im Jahr 1913 nichts Wichtigeres zugetragen? Über dieses Thema sollte man besser den Mantel des Schweigens breiten. Gottlob behandelt Illies nur ein Jahr dieser Beziehung; mehr wäre kaum zu ertragen.
Für jeden historisch interessierten Leser ist dieses Buch eine Zumutung, und für den Fischer-Verlag ist es ein Armutszeugnis. Mit seiner Mischung aus Oberflächlichkeit, Schaumschlägerei und bildungsbürgerlichem Renommiergehabe paßt das Buch zu unserer heutigen Zeit: Es vermittelt Wissen in mundgerechten Häppchen, die niemanden überfordern; es kommt anekdotisch daher, im zwangslosen Plauderton, mit sicherem Gespür für das Pikante, Frivole und leicht Anrüchige. Ist es nicht genau das, was deutsche Leser lesen wollen? So denken offenbar manche Autoren und Lektoren. Die Tatsache, daß Illies' Buch so enthusiastische Rezensionen erhalten hat und zum Beststeller avancierte, zeigt nur, daß den Feuilletonisten und vielen Lesern die Maßstäbe abhanden gekommen sind, um schlechte Bücher von guten zu unterscheiden. Ein Buch wie "1913" entsteht, wenn ein Autor nichts riskiert, brav mit dem Strom schwimmt und sich an etablierte Lehrmeinungen hält. Über das deutsche Kulturleben unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg könnte man auch ganz andere Geschichten erzählen. Das setzt allerdings die Bereitschaft voraus, ausgetretene Pfade zu verlassen, Neuentdeckungen zu wagen und den Kanon vermeintlich bahnbrechender und epochemachender literarischer und künstlerischer Werke in Frage zu stellen. Was Illies bietet, ist Kulturgeschichte für Dummies - Menschen, die nicht mitdenken, die keinen eigenen Kopf und keine eigene Meinung haben.(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Juni 2013 bei Amazon gepostet)
- Fernando Pessoa
Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares
(85)Aktuelle Rezension von: Edith_HornauerPessoa, ein Verwandlungskünstler. Drei gleich er! Doch seine Sprache ist immer atemberaubend - fünf Sterne unbedingt auch für dieses Buch! - Amos Oz
Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
(109)Aktuelle Rezension von: JariEigentlich hatte ich nie vor, dieses Buch zu lesen. Schlussendlich tat ich es trotzdem und zwar für die Weltreise-Challenge. Also liess ich mich von Amos Oz durch Jerusalem und seine Geschichte führen. Es war kein Flop, obwohl ich mich doch etwas durch das Buch quälen musste, und das ist schon mal nicht schlecht.
Grundsätzlich bin ich nun froh, sagen zu können, dass ich ein Buch von Amos Oz gelesen habe. Dazu auch noch sein wohl bekanntestes. Am meisten gefielen mir die einzelnen Passagen, in denen es um die Literatur und Amos' intellektuelle Familie ging. Also vor allem der Anfang hat es mir doch sehr angetan.
Doch schlussendlich hat sich das Buch für mich zu sehr verzweigt, aber damit hatte ich schon gerechnet. Vielleicht war meine Lektüre somit eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, wobei ich wie schon gesagt, vom Anfang sehr begeistert war. Aber mit der Zeit liess meine Faszination merklich nach und ich blieb eigentlich nur wegen ein bisschen Faktenwissen und der Challenge dabei.
Sprachlich bewegt sich Oz auf einem Niveau, das seinem Ruf gerecht wird. Ein präziser Schriftsteller, sehr begabt, ein Talent, welches aus seinem familiären Umfeld gewachsen ist. Wer in eine solch akademische Familie hineingeboren wird, dem liegt das Spielen mit den Worten wahrscheinlich im Blut. Dennoch war es ermutigend zu erfahren, dass auch jemand wie ein Amos Oz Mühe hatte. Deshalb war es auch wieder das Ende, das mich nach längerer Durststrecke wieder mitnahm.
Ich bin froh, dass ich das Buch durch habe. Trotz meines Mühsals war die Lektüre nicht vergebens. Viele schöne Textzeilen warten darauf, niedergeschrieben zu werden. Ausserdem habe ich einiges über die Geschichte Jerusalems und Israels lernen können. Kein Buch ist vergebens und dieses schon gar nicht.
Bücher wie "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" tun gut, auch wenn man sich durch sie durchkämpft. Auch dann, wenn man die Handlungen der Figuren nicht versteht. Nicht versteht, wie sie oft nicht zufrieden sein können, wenn sie doch ein Leben leben, das ich auch gerne hätte. Aber jeder kämpft mit seinen Geistern, auch das lehrt uns Oz. Manchmal sind sie auch zu stark, dies zeigt das prägende Erlebnis des Todes der Mutter, das an unterschiedlichen Stellen thematisiert wird.
Ein eindrückliches Buch mit starkem Charakter. Ein Buch, das sich nicht so leicht unterkriegen lässt, trotz aller Unwirtlichkeiten. Deshalb prädestiniert wie kein zweites, um Israel zu repräsentieren. - David Safier
Plötzlich Shakespeare
(1.098)Aktuelle Rezension von: AlinchenSeit Jan sich zwei Jahre zuvor von Rosa getrennt hat (man muss dazu sagen, dass SIE IHN betrogen hatte), suhlt sie sich in Selbstmitleid. Nun hat sie auch noch eine Einladung von Jan zu seiner Hochzeit erhalten. Um sich davon abzulenken, lässt sie sich auf ein Date mit ihrem Kollegen in einem Zirkus ein. Dort ist sie so beeindruckt von einem Hypnotiseur, dass sie diesen später aufsucht. Auf der Suche nach sich selbst und mit der Mission, die wahre Liebe zu finden, landet sie in einem Körper ihrer Seele in einer früheren Zeit. Und zwar in dem Körper von William Shakespeare. Doch auch Shakespeare befindet sich noch in seinem Körper. Und so müssen sich zwei – auf den ersten Blick sehr unterschiedliche – Wesen zusammenraufen, um die Zeit in einem Körper zu meistern und noch dazu die Wünsche der Queen zu erfüllen.
So wie viele Bücher von David Safier (zumindest alle, die ich gelesen habe) lebt auch dieses von Skurrilität und Humor. Ich habe so manches Mal herzhaft gelacht, aber oft wirkte die Geschichte einfach zu sehr an den Haaren herbei gezogen. Und noch etwas missfiel mir: Zwar wird am Anfang darauf hingewiesen, dass die Geschichte nicht auf historischen Tatsachen beruht, aber so sehr erfunden hätte ich dann doch nicht gedacht. Das beschriebene Leben von Shakespeare ähnelt "Romeo und Julia" so sehr und Rosa bemerkt es nicht einmal (in Wahrheit hat Shakespeares Frau ihn um etliche Jahre überlebt). Das war mir dann doch zu skurril.
- Paulo Coelho
Brida
(280)Aktuelle Rezension von: Sebastian_EngelDas Buch hat mich besonders durch die Thematik der Magie im Vorfeld sehr interessiert. Coelho betrachtet auf seine Weise die magische Welt der Neuzeit über Tarot, Ritualen und zauberhaften Erscheinungen. Natürlich kommt auch wieder die Liebe nicht zu kurz. Ich fand das Buch sehr interessant, teilweise versetzt es einen selber in eine Art Trance bzw. lässt einen darüber nachdenken, wie viel Magie im eigenen Leben versteckt ist. Trotzdem gibt es nicht die volle Punktzahl, da mich andere Bücher von ihm mehr überzeugen konnten. Es war allerdings eine schöne Leseerfahrung.
- Gabriel García Márquez
Die Liebe in den Zeiten der Cholera
(491)Aktuelle Rezension von: tb29Die Geschichte wird aus der Perspektive der drei Protagonisten erzählt und dabei schafft es García Márquez, meiner Meinung nach sehr gut, die unterschiedlichen Charaktere voneinander abzugrenzen und ihre verschiedenen Herkünfte und Sichtweisen zu beschreiben. Sehr schön, wie der Autor die Szenerie um den Jahundertwechsel beschreibt und dabei poliitsche, kulturelle und technologische Entwicklungen einfängt.
Während mich insbesondere die Passagen rund um Dr. Juvenal Urbino amüsiert haben, konnte ich mich leider nie wirklich mit Florentino Ariza identifizieren, was mir vor allem zu Beginn das Lesen erschwert hat. Meiner Meinung nach ist es von Vorteil, dass dieser Klassiker keine reine Romanze beinhaltet und im Verlauf des Buches gelang es mir, mich mehr mit der Geschichte Arizas abzufinden und seine Rolle zu aktzeptieren, sogar stellenweise dem nächsten Tiefpunkt entgegenzufiebern. Letztendlich verstehe ich nicht, wieso sich Fermina Daza am Ende noch auf ihn einlässt.
Für mich ein Buch, dass ich auf meiner Klassiker-Liste abhaken kann, ohne dabei besonders positive oder negative Gefühle zu behalten.
- Isabel Allende
Das Geisterhaus
(818)Aktuelle Rezension von: MoriaDie Charaktere sind tiefgründig und komplex, und die Verbindung zwischen ihnen wird meisterhaft dargestellt. Allendes Schreibstil ist poetisch und atmosphärisch, was die Leser in die Welt des Romans eintauchen lässt. Die Mischung aus politischen Konflikten, übernatürlichen Elementen und familiären Geheimnissen macht das Buch äußerst packend und unvergesslich. Ein Meisterwerk, das nicht nur die Geschichte Chiles, sondern auch die menschliche Natur auf fesselnde Weise erkundet.
- David Mitchell
Der dreizehnte Monat
(86)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchDavid Mitchell beschreibt ein Jahr im Leben eines 13jährigen Anfang der 80er Jahre in England. Die schwierige Zeit zwischen Kindheit und Jugend. Die persönlichen Zweifel, das erwachende Interesse am anderen Geschlecht, die jugendliche Grobheit im Umgang miteinander, das kinderverachtendes Schulwesen, familiäre Verwerfungen, die gesellschaftliche Situation - Ich-Erzähler Jason Taylor hat es wahrhaftig nicht leicht, aber er schildert das Jahr ohne Selbstmitleid, genau beobachtet und für den Leser emotional und inhaltlich gut nachvollziehbar, sprachlich auch übersetzt erfrischend. David Mitchells Roman ist Selbstreflektion auch für den Leser, höchst unterhaltsam, nie larmoyant oder langweilig.
- Orhan Pamuk
Schnee
(158)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderHerr Pamuk hat zu recht den Literatur-Nobel-Preis bekommen. Er scheint mit klarer, aber sehr ausdrucksstarker Sprache und entfalltet Geschichten die einen nicht mehr los lassen. In Schnee geht es um einen Journalist der in die Türkei geschickt wird, um über eine außergewöhnliche Mordserie zu berichten. Junge Mädchen werden gezwungen ihre Kopftücher abzulegen und bringen sich dann aus scham selbst um. Spannend, sehr tiefgreifend und nah am Leben.
- Laura Whitcomb
Silberlicht
(619)Aktuelle Rezension von: Nora4Ich habe das Buch schon vor vielen Jahren gelesen und obwohl ich keine Rezension dazu habe (oder ich finde sie nicht mehr, aber ich war mir relativ sicher, den Eindruck davon schon einmal irgendwo aufzuschreiben), so weiss ich noch ziemlich genau, was meine Meinung und meine Kritikpunkte dazu waren, weshalb ich es noch einmal grob zusammenfassen möchte.
Das Buch hatte ich damals in der Mängelexemplarecke entdeckt und ich war sofort vom Cover gefangen und auch der Klappentext mit der Geisteridee klang nicht schlecht. Es klang nach einer interessanten Liebesgeschichte.
Leider war sie das dann aber nicht wirklich. Das Buch wirkte an vielen Stellen oberflächlich. Sie hätte als Muse eine interessante Rolle einnehmen können, was nicht der Fall war.
Was mir aber am meisten, auch bis heute noch, im Kopf geblieben war, war das eher kindische Verhalten der Charaktere. Rede ist zwar im Klappentext von einem 17-jährigen, aber Helen selbst war glaube ich sogar 27, als sie starb, wenn ich das noch recht im Kopf habe. So oder so, Helen hat mit ihrem Geisterleben noch weitere hundert Jahre auf dem Buckel, die sie ja auch bewusst wahrnahm und in denen sie neues lernte. Egal wie alt sie nun war bei ihrem Tod, man sollte nach so langer Zeit eine gewisse Reife haben, die sie aber einfach einmal zum Fenster hinausschmeisst für die Liebe.
Ich weiss noch, dass mich das Ende ziemlich enttäuscht zurückgelassen hat und ich überhaupt nicht überzeugt war von den Charakteren. Es ist mir so sehr geblieben, dass ich doch leider sagen muss, dass das Buch wohl wirklich nicht so gut war, wenn es so einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, weshalb ich auch leider nur zwei Sterne vergeben kann.
- Mary Ann Shaffer
Deine Juliet
(49)Aktuelle Rezension von: pardenICH MÖCHTE AUCH NACH GUERNSEY - SOFORT!
London 1946: Die temperamentvolle Schriftstellerin Juliet erhält eines Tages einen unerwarteten Brief. Absender ist Dawsey Adams, ein Bauer von der Kanalinsel Guernsey. Zwischen den beiden entspinnt sich ein Briefwechsel, durch den Juliet von der Existenz des Clubs der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf erfährt. Schon bald korrespondiert sie mit sämtlichen exzentrischen Mitgliedern des Clubs und reist schließlich selbst nach Guernsey...
Ich muss gestehen, dass ich auf das Hörbuch v.a. aufgrund des verrückten Titels: "Deine Juliet - Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf" aufmerksam wurde. Da es herabgesetzt war, legte ich es mir schon vor Jahren zu und hörte es nun endlich - und welch ein Genuss erwartete mich da!
Bei dem Buch handelt es sich um einen reinen Briefroman, wobei die Korrespondenzpartner wechseln und sich durch die chronologische Abfolge eine wundervolle Geschichte entwickelt. Der Kontakt zwischen Juliet und Dawsey Adams entsteht rein zufällig, nachdem ein Buch von Charles Lamb, das einst der Schriftstellerin gehörte, in die Hand des Bauern gelangte. Nach anfangs sehr zaghaftem Kontakt entspinnt sich nach und nach ein reger Schriftverkehr, in dessen Verlauf Juliet von der Existenz eben des besagten Clubs erfährt.
Neugierig geworden, wie ein Club dieses Namens zustande kam, forscht Juliet weiter und kommt allmählich mit vielen Clubmitgliedern in Kontakt. Sie erzählen Juliet in vielen Briefen die Geschichte ihres - aus einer Not heraus gegründeten - Buchclubs "Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf" und so nebenbei auch ihre ganz persönlichen Lebensschicksale. Schließlich packt Juliet ihre Sachen und beschließt ein Buch zu schreiben über Guernsey und die besondere Geschichte ihrer Bewohner...
Shaffer bedient sich in ihrem Roman einer Ausdrucksform, die zuweilen belustigt und gleichzeitig von einer unschuldig-naiven Lebensfreude Juliets zeugt. Ihre Beschreibungen sind so treffend, dass man jeden einzelnen der Sätze genießt, mit denen sie markante Einzelheiten der Erlebnisse und der Beobachtungen ihrer Protagonistin preisgibt. Nicht nur deren Briefe sind von unterhaltender Bedeutung; auch gewinnen die Korrespondenzpartner zunehmend an Gesicht und Gestalt mit ihrer jeweils eigenen Art, mit der sie die Briefe beantworten. Und nach und nach wachsen sie einem richtig ans Herz.
Das Buch ist warmherzig, humorvoll, berührend, vielfarbig, abwechslungsreich, kraftvoll, geistreich, amüsant und zu 100% unterhaltsam. Mehr Superlative fallen mir einfach nicht ein... Es verbindet die Leichtigkeit mit dem Ernst; es stellt das Wissen um die Literatur in Verbindung zum einfachen Leben auf dem Lande und konfrontiert die Herzensgüte mit der Grausamkeit.
Das Hörbuch ist dazu noch außerordentlich gelungen konzipiert. Jede der Personen wird mit einer anderen Stimme gelesen - und gerade die Hauptpersonen sind in meinen Augen wundervoll besetzt worden. Seit langem mal wieder ein Hörbuch (7 Stunden und 29 Minuten), bei dem mich das Ende wehmütig zurücklässt.
Unbedingt empfehlenswert!© Parden
- Walter Moers
Der Bücherdrache
(222)Aktuelle Rezension von: MetalfischchenBei manchen neueren Büchern von Moers hätte ich mir gewünscht, dass diese etwas kürzer und dafür kompakter erzählt wären. Dieser Wunsch ist hiermit wahr geworden. Das Buch umfasst nur 185 Seiten. Würde man die (schönen und recht detailierten) Zeichnungen und die enthaltene Leseprobe zu «Die Insel der 1000 Leuchttürme» weglassen, bliebe wirklich nur noch ein bisschen eigentlicher Text übrig. ABER, was enthalten ist, finde ich spannend von Anfang bis Ende. Wann immer Moers sich mit den gruseligen Tiefen seiner Katakomben und Höhlen beschäftigt, mag ich seine Geschichten am liebsten.
- Rainer Schmitz
Was geschah mit Schillers Schädel?
(51)Aktuelle Rezension von: LiedieIn diesem Buch finden sich 1200 Stichwörter von A bis Z und fast 4000 Namen. Hier kann der Leser herrlich schmöckern und fast alles über die Literatur erfahren - ob wichtig oder unwichtig. Muss man wissen, ob Ernest Hemingway zehn oder zwanzig Bleistifte spitzte, bevor er einen neuen Roman begann oder ob Celan Platanenrinde knetete, bevor er sich an die Arbeit begab? Nein - aber so manche Dinge sind doch sehr amüsant und vieles auch sehr interessant. Für mich ein unverzichtbares Buch, in dem ich immer mal wieder gerne lese und schon viele interessante Informationen zu meinen Lieblingsautoren gefunden habe. - Kate Morton
Das geheime Spiel
(494)Aktuelle Rezension von: Mary2England zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Grace entstammt einem ärmlichen Elternhaus und nimmt als 14-jährige eine Dienstbotenstelle im herrschaftlichen Haushalt Riverton Manor an. Dort lernt sie Emmeline und Hannah, die Töchter des Hauses Hartford kennen. Über Jahrzehnte hinweg begleitet Grace die Familie in verschiedenen Funktionen und erlebt dabei eine Familientragödie von ungeahntem Ausmaß.
Eingebettet ist die Familiengeschichte in eine Rahmenhandlung. Darin ist die 99-jährige Grace Bewohnerin einer Seniorenresidenz und erinnert sich an die turbulente Zeit als Dienstmädchen und Zofe.
Kate Morton hat einen wunderbaren Erzählstil, der die Vergangenheit auferstehen lässt. Häuser, Gärten und Personen entstehen vor dem inneren Auge und lassen die Leser tief in das Geschehen eintauchen. Durch die gründliche Recherche wird neben der Familiengeschichte auch ein Zeitporträt gezeichnet. Politische Vorkommnisse werden wie auch gesellschaftliche Fragestellungen authentisch mit eingearbeitet wie zum Beispiel das erwachende Selbstbewusstsein der Dienstboten.
Leider ist das Buch über weite Strecken sehr langatmig und entwickelt erst im letzten Viertel eine größere Spannung, bis das Familiengeheimnis endlich gelüftet ist.
Ich bewerte daher lediglich mit vier Sternen für ein ansonsten makelloses Buch.
Eine Leseempfehlung für Freunde des historischen Romans!
- Udo Weinbörner
Die Stunde der Räuber
(14)Aktuelle Rezension von: lielo99„Die Stunde der Räuber“ ist der erste Band über das Leben des Friedrich Schiller. Hier schreibt der Autor Udo Weinbörner, wie er aufwuchs, seine Lehrer „ärgerte“ und schließlich die Uraufführung seines Stücks „Die Räuber“ erlebte. Welche Persönlichkeiten formten ihn? Was verband ihn mit Leonardo Davinci oder warum setzte er sich für den Gefangenen Schubart ein? Spannende Frage, die alle in diesem Buch beantwortet werden.
Friedrich Schiller absolvierte eine militärisch-medizinische Ausbildung und war als Militärarzt tätig. Sein Temperament war bei seinen Vorgesetzten nicht beliebt und er durch seine offene Art machte er sich einige dieser Herren sehr bald zu Gegnern. Seine enge Verbindung zu dem Inhaftierten Daniel Schubart half ihm, sein erstes Stück zu vollenden. „Die Räuber“ fasste alles zusammen, was es an Kritikpunkten gegenüber der Obrigkeit gab. Die Uraufführung fand in Mannheim statt und der Autor konnte kaum fassen, dass sein Stück so erfolgreich war.
Mir gefiel dieser erste Band über Herrn Schiller sehr gut. Das lag vor allen Dingen an der gründlichen Recherche des Autors. Zudem bediente er sich einer Sprache, die perfekt der damaligen Zeit entsprach. Ich konnte mir also sehr gut vorstellen, wie die Studios damaliger Zeit lebten. Welche Probleme und Freuden sie umtrieben und welche Macht Herzöge und Ihresgleichen innehatten. Volle fünf Sterne und eine Leseempfehlung gebe ich sehr gerne und freue mich auf den Genuss des zweiten Buches über Friedrich Schiller.