Bücher mit dem Tag "bordeaux"
33 Bücher
- Rebecca Gablé
Das Lächeln der Fortuna
(1.398)Aktuelle Rezension von: AleshaneeDieses Buch hat mich damals, vor ca. 20 Jahren, auf das historische Genre aufmerksam gemacht und ich hab seither alle Bücher der Autorin verschlungen!
Ich hatte ein ganz kleines bisschen Angst, da sich der Lesegeschmack ja doch immer ein bisschen wandelt, ob mich das Buch wieder genauso gefangen nehmen kann wie beim ersten Mal: und ich kann nur sagen, ich bin wieder absolut begeistert!
Von der ersten Seite an hat es mich in den Bann gezogen und bis zum Ende nicht wieder losgelassen! Dass ich keinen Klappentext voran gestellt habe hat den Grund, dass er - mal wieder - zuviel spoilert.
An sich muss man nicht viel wissen, außer dass wir im 14. Jahrhundert unterwegs sind, zur Zeit des 100jähirgen Krieges und wir Robin von Waringham begleiten. Diesen lernen wir in seinen jungen Jahren kennen, als er im Kloster steckt; was ihm so gar nicht gefällt. Dann erhält er allerdings die Nachricht, dass sein Vater tot ist, und auch noch beim König in Ungnade gefallen und als Verräter gebranntmarkt.
Dadurch verliert Robin das Anrecht auf den Besitz seiner Familie, "Waringham", doch ein Klosterleben kommt für ihn nicht infrage. Nach einer gut durchdachten Flucht macht er sich auf den Weg in die einzige Heimat, die er kennt und verdingt sich in Waringham als Stalljunge. So nimmt das Schicksal seinen Lauf... wie der Titel bzw. das Cover schon deutlich werden lassen, geht es mit dem Schicksalsrad immer wieder mal auf und ab...
Robins Leben hat viele Höhen und Tiefen - er muss sich im Kampf beweisen, gewinnt Freunde am Hof des Königs, ist aber immer wieder verstrickt in Intrigen. Sein vorlautes Mundwerk wird ihm manchmal gefährlich und auch seine Gabe für die Pferdezüchtung hat gewisse Auswirkungen. Jedenfalls war es ein durchweg spannendes Erlebnis, ihm durch die Jahre seines Lebens zu folgen - auch dem seiner Geschwister und schließlich seiner Kinder. Hauptfigur bleibt aber Robin, der seinem tiefen Wunsch, Waringham wieder zurückzugewinnen, bis zum Schluss hoffnungsvoll treu bleibt.
Rebecca Gablé versteht es auf einzigartige Weise, die historischen Epochen lebendig und anschaulich zu beschreiben. Man fühlt sich beim Lesen mitten dabei und erlebt hautnah die vielen Sorgen und Nöte von armen und reichen Leuten, denn es war für niemanden einfach.
Grade auch für die Kinder, die schon früh erwachsen werden mussten, das Weinen verpönt war oder überhaupt, Gefühle zu zeigen - vor allem gegenüber anderen Härte gezeigt werden musste, das war schon sehr grausam.
Es gibt auch einige starke Frauenfiguren. Und man weiß ja, dass auch damals Geliebte und Ehefrauen oft eine treibende Kraft hinter den mächtigen Männern waren - auch wenn der Schein nach außen natürlich gewahrt werden musste.
Mit Geld allerdings ging ja alles irgendwie... "Bastardkinder" wurden legitimiert, Ehen geschieden etc. alle mit Macht waren äußerst korrupt.
Robin und viele seiner Freunde hielten aber noch an der Ehre fest. Die war auch für viele wichtig: Ehre, Moral, Stolz ... ein Wort galt, darauf musste man sich verlassen. Einen Eid zu brechen hatte nicht selten ein Todesurteil zur Folge.
Natürlich wurden auch, wie immer in ihren Büchern, reale historische Personen und ihr Wirken mit eingebunden: John of Gaunt, der 1. Duke of Lancaster, Henry, dessen Sohn, der junge König Richard und einige mehr, das kann man hinten im Buch im Stammbaum des Hauses Plantagenet und Lancaster nachlesen.
Manche Szenen waren vielleicht etwas forciert und manchmal hatten Robin, seine Familie oder auch Freunde einen Tick mehr Glück - und der Bösewicht ist rundweg böse, was ich eigentlich auch nicht so gerne mag: aber darüber sehe ich gerne hinweg. Weil es einfach so viel Spaß macht und man durch die Seiten fliegt, ohne groß drüber nachdenken zu müssen, oder zu wollen. Ständig passiert etwas überraschendes, eine Wende tritt ein, mit der ich nicht gerechnet habe und so gibt es immer wieder Spannungen und Konflikte, die einen das Buch nicht aus der Hand legen lassen. - Daniel Glattauer
Alle sieben Wellen
(2.212)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDies ist eine großartige und wunderbare Geschichte. Emmi will eigentlich nur ein Zeitschriftenabo kündigen, aber es kommt auf Ihre eMails nie eine Antwort. Dann doch, von einem Leo. Seine Adresse ist so ähnlich wie die der Zeitschrift und so beginnt ein eMail Kontakt. Sie versuchen heraus zu finden wer der Andere ist, wie alt, was er macht, braucht und die Worte werden immer persönlicher und intimer. Zu einem Treffen können sie sich nicht durchringen und schreiben weiter und der Kontakt wird intensiver und inniger und immer wieder die Frage, wer ist der Andere und treffen wir uns doch? Daniel Glattauer hat mit Gut gegen Nordwind etwas wunderbares geschaffen. Anfangs ein Geheimtipp und dann ein Bestseller. Etwas großartiges. Psychologisch, tief gehend, warm und ganz einfach wunderbar.
- Marie Vareille
Manchmal ist es schön, dass du mich liebst
(26)Aktuelle Rezension von: Anna-KlaireIn dem Buch "Manchmal ist es schön, dass du mich liebst" von Maire Vareille geht es um einen Pakt, den die zwei Freundinnen Chloè und Constance schließen. Innerhalb eines Jahres sollen die Beiden ihr Leben verändern. Diese Veränderungen hat einige Überraschungen auf Lager, mit denen Chloé und Constance zu kämpfen haben.
Es ist eine schöne, lockere und lustige Lektüre. Ich kam sehr schnell in die Handlung rein und fand den Schreibstil sehr angenehm zu lesen. Teilweise wünchte ich mir auch so eine Freundschaft wie Chloé und Constance zu haben. Ein schönes Buch für zwischendurch.
- Leon Sachs
Falsche Haut
(20)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerZu lesen begonnen, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil mich die Geschichte von Anfang an gefesselt hat.
Durch den lockern, fließenden Schreibstil von Leon Sachs, ist es mir sehr leicht gefallen, den Handlungen und Charakteren zu folgen.
Der Autor hat hier einen Thriller mit sehr gut ausgearbeiteten Spannungsbogen erschaffen, denn sowohl Prolog, Hauptgeschichte und Epilog machten die Story rund.
Natalie und Alex, zwei starke, mutige Charaktere, müssen sich nach dem Tod von Natalies Vater (Adoptivvater) auf eine Art Schnitzeljagd begeben und geraten immer mehr in Gefahr. Die "Wächter" sind aber nicht nur den Beiden auf den Fersen, sondern auch viele Beteiligte geraten dadurch ins Visier der Wächter. Die Wächter, ein Geheimbund, der den geraubten Besitz von jüdischen Familien aus der Kriegszeit, nicht mehr missen und beschützen möchten.
Ein Thriller von Korruption, Macht, Gier, Ahnenforschung, jüdischen Hintergrund, großes Gefahr und Spannung wird hier dem Leser geboten.
Von mir gibt es 🌟🌟🌟🌟🌟 Sterne, weil ich geschockt und erstaunt von den Wendungen, gefesselt und von der Umsetzung begeistert war.
- Alexander Oetker
Château Mort
(20)Aktuelle Rezension von: StopkaofbooksWer liebt den Sommerurlaub nicht? Das Buch Château Mort von Alexander Oetker hat mir dieses Gefühl gerade jetzt im Winter geschenkt.
Ich liebe das Buch. Der Ermittler (Luc) ist charmant, relativ jung, nicht depressiv und ist weder Alkoholiker noch nimmt er Drogen. (Habe irgendwie in letzter Zeit zu viele Krimis gelesen, wo das der Fall ist.)
Die Spannung wird im Buch nicht durch ständige Morde erreicht, sondern durch die Arbeit nur an einem Mordfall. In diesen Fall scheint ein Freund von Luc verstrickt zu sein, die Anzeichen verdichten sich, aber es kommt doch anders als man denkt. Wir bekommen Einblicke in die Weinkultur und Genusskultur Frankreichs.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und es war wirklich ein Erlebnis gewesen, Frank Arnold macht das Vorlesen einfach fabelhaft!
Ich kann das Buch wirklich allen empfehlen, die bzw. für die:
- Krimiromane kein Blutbad benötigen, um spannend zu sein
- die depressive oder süchtige Ermittler satt haben
- Urlaubfeeling brauchen
- Weinliebhaber und Genussmenschen sind
- In Frankreich gewesen sind oder es noch vorhaben
- Beate Maly
Das Sündenbuch
(60)Aktuelle Rezension von: Melanie_LudwigInhalt
Eine junge Frau auf einer gefährlichen Reise von Prag nach Lissabon. An ihrer Seite: der Arzt Conrad. Ihr Gegner: geheime Mächte innerhalb der Kirche. Jana und Conrad sind die Hüter eines besonderen Schatzes; eines Manuskriptes mit brisantem Inhalt. Für die Kirche ist es das Sündenbuch. Noch fehlt ihnen der Schlüssel, um das Geheimnis des Buches zu enträtseln. Und sie sind nicht die Einzigen, die ihn suchen. Eine gefährliche Jagd quer durch das Europa des 17. Jahrhunderts beginnt.
Mir hat das Buch gut gefallen. Es ist spannend geschrieben. Man fiebert mit wohin die Reise führt und was noch alles passiert.
- D.S. Wrights
Club Bordeaux: Die komplette finale Staffel (Dark Alley 5)
(8)Aktuelle Rezension von: DanielabeDas Cover gefällt mir sehr gut und passt perfekt zu den anderen Teilen. Ich bin gut in die Geschichte hinein gekommen und war gleich mittendrin. Die Handlung ist überzeugend und nachvollziehbar. Jason und Alice sind mir sympathisch. Konnte mich gut in sie hinein versetzen und mit ihnen mitfühlen. Ich finde es gut, es mal aus der Sicht von Jason und auch Alice lesen zu können...das bringt sie einem näher und keineswegs störend. Alles wurde wieder gut beschrieben. Der Schreibstil ist flüssig und detailliert. Ich freue mich sehr über das Happy End.sehr zu empfehlen.
- Maria Dries
Das Grab im Médoc
(11)Aktuelle Rezension von: Hortensia13In namhaften Weingütern rund um Bordeaux häufen sich Einbrüche. Als zudem der Winzer Armand tot in einem Brunnen gefunden wird, nimmt die Sonderermittlungseinheit Médoc die Ermittlungen auf. Geleitet von Madame le Commissaire Pauline Castelot suchen sie nach Hinweisen auf die Täter. Als eine zweite Leiche in den Weinberger entdeckt wird, stellt sich für alle schnell die Frage: Haben die Einbrüche wirklich eine Verbindung zu den Toten?
Dieser Auftakt einer neuen Reihe rund um Pauline Castelot lässt sich leicht lesen. Ich genoss das Abtauchen in das französische Genussleben. Die Sonne, das Essen, die Kultur. Man merkt die Liebe der Autorin für diese Gegend.
Leider kam vor lauter Schlemmerei die Spannung etwas zu kurz. Ich glaube, dass lag aber vor allem an den vielen Charakteren. Jeder wird einzeln eingeführt, meist mit einem tragischen Hintergrund. Es viel mir etwas schwer den Überblick zu behalten und durch die Menge blieben alle für mich eher oberflächlich. Der Fall selbst baut sich eher langsam auf, schliesslich muss man pünktlich im Restaurant ein Mehr-Gänge-Menu verputzen. Das Ende kam mir dann auch zu abrupt . Ich hätte mir etwas mehr Wendungen gesamthaft gewünscht.
Mein Fazit: Wer weniger auf einen spannenden Krimi aus ist, dafür sich über eine sommerliche Lesereise ins Bordeaux freut, dem kann ich dieses Buch sehr empfehlen. 3 Sterne.
- Maria Dries
Der Fluch von Blaye
(8)Aktuelle Rezension von: JackolinoAls Fan von Südfrankreich-Krimis, die einem bei aller Spannung auch im November ein Gefühl von Sommer, Sonne und Urlaub vermitteln, hatte ich mich auf meinen ersten Bordeaux-Krimi gefreut. Leider hat das Buch meinen Erwartungen nicht so ganz entsprochen.
Es fing damit an, dass der Klappentext schon falsche Namen aufwies, der erste Tote war Christophe und nicht Pierre.
Außerdem hatten die Krimis um Madame le Commissaire Isabelle Bonnet an der Cote d'Azur schon Maßstäbe gesetzt, die ich bei Pauline Castelot nicht erfüllt sah. Diese Kommissarin blieb eher blass. Es gab reichlich lose Fäden, die mit der Handlung nichts zu tun hatten und eigentlich nur den Text verlängerten.
Zugegebenermaßen war der Täter nicht bereits in der Mitte des Buches erkennbar, so dass man das Buch schon bis zum Ende lesen musste.
- Georges Simenon
Maigret im Haus des Richters
(13)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisDieser 21. Fall für Maigret gehört nun nicht zu den Highlights von Georges Simenon. Obwohl ein „typischer“ Maigret, in dem der Ermittler einen komplizierten Fall in der Provinz lösen muss, fehlt ein wenig die Spannung.
Worum geht’s?
Maigret wurde in ein Nest an der Atlantikküste strafversetzt, warum, geht nicht deutlich hervor. Er muss dem Hinweis einer neugierigen alten Frau nachgehen, die behauptet, im Haus des pensionierten Richters eine Leiche gesehen zu haben. Und tatsächlich, ertappt er den Richter höchstpersönlich beim Beseitigen der Leiche.
Bei seinen Ermittlungen, bei denen er auf seinen Stab an Mitarbeitern, die ihm normalerweise zur Verfügung stehen, verzichten muss, stößt er auf einige aktuelle Geheimnisse der Dorfbewohner und deckt Abgründe in der Vergangenheit des Richters auf ...
Meine Meinung:
Georges Simenon ist ein Meister seines Faches, dennoch gibt es fesselndere Krimis aus einer Feder.
Dieser Krimi aus dem Jahr 1940 ist ein „typischer“ Maigret, bei dem sich der Pfeife rauchende Kommissar mit menschlichen Abgründen beschäftigen muss. Vielleicht liest sich dieser Fall deswegen so anders, weil Maigret auf sein bewährtes Team verzichten muss. Auf mich macht es den Eindruck, nicht ganz rund zu sein.
Fazit:
Es gibt deutlich bessere und innovativere Krimis mit Kommissar Maigret, daher nur 3 Sterne.
- Peter Härtling
Hölderlin
(13)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerSie sind kein studierter Germanist und / oder literaturwissenschaftlich erfahrener Hölderlin-Forscher? Sie lieben Literatur, interessieren sich für den Menschen dahinter und möchten auf lebendige und anschauliche Weise mehr über die historischen Hintergründe des Schriftstellers erfahren? Dann haben Sie mit dem Erwerb von Peter Härtlings Hölderlin-Biographie den richtigen Griff getan. Der Verfasser erzählt nicht nur Hölderlins Lebens- und Leidensgeschichte, sondern er tritt auch gelegentlich aus seinem Erzählstrang heraus und bringt eigene subjektive Gedanken zum Ausdruck. So fragt er sich an einer Stelle, wie die Ankunft Hölderlins im Waltershauser Schloss vonstatten gegangen sein könnte. Der Leser erhält auf die Weise den Eindruck einer Teilhabe an Hölderlins Leben. Auch die zunehmende geistige Verwirrung des Literaten beschreibt Härtling einfühlsam und anschaulich. Ein biographischer Roman, der den großen deutschen Dichter Hölderlin lebendig und phantasievoll auch Nicht-Germanisten näher bringt. - Paul Torday
Bordeaux
(28)Aktuelle Rezension von: KarenAydinVorab – ich mag eigentlich keinen Wein und trinke sehr selten ein Glas. Daher interessiere ich mich auch nicht besonders für Wein, Jahrgänge, Geschmack und Weingüter. Warum mir trotzdem dieser Roman in die Hände fiel, weiß ich eigentlich auch nicht genau – ich bin aber sehr froh, denn mir wäre eine wunderbare Geschichte entgangen.
Wir begegnen dem Protagonisten Wilberforce aus dessen Sicht der Roman auch erzählt wird -einem Enddreißiger, der ein Vermögen mit einer Softwarefirma gemacht hat, diese jedoch verkauft hat, um ein heruntergekommenes Landhaus mit einem riesigen Weinkeller zu erwerben – erstmals auf dem Weg in ein Restaurant, in dem er sich eine der teuersten Flaschen Wein bestellt. Und gleich noch eine zweite.
Diese Sinnlichkeit, dieser Genuss, mit der dieser Wein beschrieben wird, ist so überzeugend, dass mein Blick gleich hinter mich auf ein Regal fiel, auf dem ich meine einzige Flasche Wein aufbewahre, die ich vor Jahren geschenkt bekommen habe. Ich bin sehr sicher, dass sie inzwischen Essig ist.
Wilberforce ist ein schwerer Alkoholiker, der sich als Connaisseur präsentiert. Der Roman ist in mehrere zeitliche Abschnitte eingeteilt. Für mich fühlte es sich so an, als würde ich mit dem ersten Kapitel einen Schluck von einem leckeren, kräftigen exotischen Wein trinken, interessant, verführerisch. Dann wird seine Geschichte (die 2006 beginnt) rückwärts erzählt. So sehr ich mir auch vorgenommen hatte, heute Nachmittag noch etwas anderes zu tun, die Wohnung aufzuräumen, einkaufen zu gehen, was ordentliches zu kochen - alles vergebens, denn ich habe ein Kapitel nach dem anderen genossen, bis die letzte Seite leer war.
Die Geschichte ist spannend und tragisch und Wilberforce’s Verhalten gleichzeitig so verständlich und unverständlich, dass sie mich mitgenommen hat.
Und nun fällt mein Blick wieder auf die Flasche Wein im Regal und ich frage mich, ob sie noch genießbar ist. Doch auch wenn der Roman in einem leichten Erzählton geschrieben ist und sich flüssig liest – die Geschichte von Wilberforce ist tragisch und das Ende (was ja nicht das Ende ist, sondern eigentlich der Anfang) stimmte mich nachdenklich. Und so bleibe ich vielleicht wirklich lieber bei Cola.
Den Roman kann man jedoch bedenkenlos genießen. Die Informationen über Wein verbleiben auf der Ebene des Genusses, der Sinnlichkeit, an keiner Stelle wird man mit trockenen Infos über Lagerung, Temperatur, Herstellung oder so etwas versorgt.
- Mario Schneider
Die Paradiese von gestern
(38)Aktuelle Rezension von: holdesschafElla und René, ein junges, frisch verliebtes Paar aus Ostdeutschland, unternehmen kurz nach dem Mauerfall eine Urlaubsfahrt in ihr Sehnsuchtsland Frankreich. Eines Abends verfahren sie sich und kommen in einem geschlossenen Hotel unter. Einzige sonstige Bewohner sind Gräfin Charlotte und ihre Butler Vincent. Das schlossartige Gebäude liegt wie im Dornröschenschlaf und vor allem Ella, eine Schauspielerin, ist begeistert von der edlen Kulisse, fühlt sich aber von Renè bald nicht ausreichend geliebt. Dann werden sie auch noch von der Gräfin zu einem Abendessen eingeladen, zu dem auch unverhofft der Sohn des Hauses, Alain, auftaucht und für Ärger sorgt, was die Pläne seiner Mutter durcheinanderbringt. Nachdem auch René und Ella sich gestritten haben, nimmt Alain René mit nach Paris. Diese Auszeit gibt allen Gelegenheit, ihre Beziehungen zu überdenken.
Nach dem Klappentext und dem Prolog, in dem eine junge, verheiratet Adlige mit Kind eine kurze Urlaubsaffäre mit einem Angestellten hat, war ich sehr neugierig, wie das wohl alles zusammenhängen könnte. Der Klappentext ist so formuliert, dass man nach dem Eklat beim Abendessen etwas Außerordentliches erwartet. Doch bis es überhaupt zum Abendessen kommt, vergehen mindestens 150 Seiten, in denen zunächst noch sehr schön die Landschaft und das Schloss beschrieben werden und viele Gespräche zwischen Ella und René geführt werden. René steht dabei sehr unter dem Bann von Ella und tut nahezu alles, was sie will. Ella hingegen ist als Protagonistin sehr anstrengend, nie zufrieden und manchmal richtig aufdringlich auch den Gastgebern gegenüber, so dass ich von ihrer schnell überdrüssig war. Ständig dreht sich alles um ihre Befindlichkeiten und das ist recht ermüdend.
Auch der langatmige, selbst für die 90er Jahre antiquierte und verstaubte Schreibstil, der zwar nicht schwer zu lesen ist, aber die Geschichte einfach nicht zielstrebig genug verfolgt, trug dazu bei, dass ich bald das Interesse verlor. Denn mitnichten änderte sich die Atmosphäre im Roman nach dem missglückten Abendessen. Es gibt nur den Ortswechsel nach Paris, wo man in eine Gesellschaft eingeführt wird, mit der ich persönlich jetzt so gar nichts verbinden konnte und die mich auch nicht interessiert hat. Über "The people", eine Art obere Zehntausend von Paris, konnte ich nur den Kopf schütteln. Vermutlich sollte dieser Teil amüsant sein, doch ich fühlte mich, genau wie René, fehl am Platz. Oft wechselte die Perspektive zwischen Paris und dem Hotel hin und her, so dass man auch Ellas distanzloses Verhalten mitbekam.
Ingesamt fehlt es dem Roman an irgendeiner Form von wirklich bedeutsamer Handlung. Es prasselt Gedanke um Gedanke irgenwie ungeordnet auf den Leser ein und zeitweise kam es mir so vor, als konstruierte der Autor die Geschichte zum Zwecke der Unterbringung aller Vergleich, Metaphern und Formulierungen, die ihm irgendwann in den Sinn kamen, aber noch nicht ausreichend präsentiert werden konnten. Das Buch wäre sicher um Längen besser, wenn die Geschichte nicht so ausschweifend erzählt worden wäre. Teilweise sind mir wirklich die Augen zugefallen und oft hat sich alles in mir gesträubt, das Buch überhaupt wieder in die Hand zu nehmen. Ich habe Wochen dafür gebraucht, weil es nach dem Prolog kaum etwas gab, das mich neugierig gemacht oder berührt hätte.
Auf den letzten 50 Seiten ging es dann wieder, der Roman wurde einigermaßen schlüssig beendet. Der große Aha-Effekt blieb allerdings aus. Die Begründung, warum der Sohn sich irgendwann von der Mutter distanziert hat, schien mir nicht ganz ausreichend. Auch für die Beziehung der beiden jungen Leute konnte ich kaum eine Veränderung feststellen. Und das nach 500 quälend langen Seiten. Für mich war das Buch ein Fehlgriff, was aber nicht heißt, dass es jedem Leser so gehen muss. Cover, Prolog und die Zusammenführung aller Fäden am Ende sorgen für 2 Sterne.
- Alexander Oetker
Winteraustern
(103)Aktuelle Rezension von: RosaLia"Im Herzen Franzose", so bezeichnet sich der 1982 in Ost-Berlin geborene Autor Alexander Oetker selbst, und so ist es nur folgerichtig, dass sein Commissaire Luc Verlaine, der dem Leser in vorliegendem Kriminalroman bereits zum dritten Mal begegnet, genau das ist: ein echter Franzose! Ein Bonvivant, der gerne isst, trinkt, die Frauen und das Leben liebt und dazu noch ein sehr erfolgreicher Kriminalist ist. Eine willkommene Abwechslung nach so düsteren und gescheiterten, oft dem Trunk hingegebenen Ermittlern der Krimiwelt, wie sie vor allem die Skandinavier mit Vorliebe zu erschaffen pflegen.
Als Schauplatz der Reihe um den gelassenen Genießer Luc Verlaine, der nach erfolgreichen Berufsjahren in Paris aus familiären Gründen zurückkehrt zu seinen Ursprüngen, nämlich dem Aquitaine, hat der Autor eine der wohl schönsten Regionen Frankreichs gewählt, denn nicht nur ist das Aquitaine der Inbegriff des "Savoir Vivre", sondern zeichnet sich auch aus durch kilometerlange Traumstrände, die es zum Paradies für Surfer und Meeresliebhaber machen, und durch grandiose Farben, denn alles im Aquitaine ist intensiv und wunderschön - ein Fest für alle Sinne! Zudem liegt nur zwanzig Kilometer von der Küste entfernt mit dem Medoc, Saint Emilion und Pomerol die traditionsreichste Weinregion Frankreichs und man kann wohl sagen der ganzen Welt.
Aber noch etwas befindet sich im Aquitaine - das Bassin d'Archachon nämlich, eine riesige Bucht des Atlantiks und Zentrum der französischen Austernzucht!
Genau hier, unter den Austernfischern, lässt Alexander Oetker diesmal seinen Commissaire ermitteln. Die Austern sind nicht nur die Spezialität schlechthin dieser Gegend und nehmen einen Sonderplatz in der französischen Küche ein, dürfen gerade an Weihnachten auf keiner Tafel fehlen, sondern sind dazu noch ganz offiziell französisches Kulturgut!
Winterzeit ist Austernzeit! Dann sind sie reif, die glibbrigen und doch festen Meeresfrüchte, werden zu Tausenden von Tonnen geerntet, können ganz frisch in den kleinen Häfen der Region verkostet werden oder landen auf Millionen von Tellern in ganz Frankreich.
Luc Verlaine ist nicht nur leidenschaftlicher Austernesser, wie man leicht vermuten kann, sondern darüber hinaus der Sohn eines Austernfischers, verfügt also über profunde Kenntnisse dieses Metiers, die ihm bei seinen Ermittlungen nützlich sind. Der rechte Mann am rechten Ort also! Doch gerne hätte er darauf verzichtet, die an Pfählen festgebundenen Leichen von zwei jungen Männern finden zu müssen, als er eines frühen Morgens mit seinem Vater Alain auf einem Gendarmerieboot unterwegs ist, das allnächtlich im Bassin patrouilliert, um die kostbaren Meeresfrüchte vor den zahlreichen Austerndieben zu schützen, die den Züchtern erhebliche finanzielle Einbußen bescheren.
Die Väter der jungen Männer sind Austernzüchter wie Vater Alain, und letzterer begreift vielleicht als einziger wirklich die Tragweite ihres Todes für die hinterbliebenen Familien, denn gemäß der Tradition führen die Söhne das Geschäft der Austernzucht weiter - eigentlich, denn auch hier hat natürlich ein Bruch stattgefunden, wollen die Söhne sich nicht zwingenderweise mit der harten und nur für die Austernzüchter mit großen Pfründen wirklich einträglichen Profession ein Leben lang auseinandersetzen. Und ein solcher, der "Austernbaron" der Gegend nämlich, gerät sehr bald schon ins Visier der Kommissare, zu denen neben Verlaine auch sein komplizierter baskischer Kollege Etxeberria und die attraktive Anouk, die gleichzeitig die Frau ist, die Luc liebt, gehören. Jener reiche Mann, Chevalier mit Namen, hat, nachdem sein Vorschlag, mit Überwachungskameras das nächtliche Treiben im Bassin zu kontrollieren, abgelehnt wurde, nämlich höchstselbst dafür gesorgt, dass seine Austern nicht gestohlen werden, indem er einfach ein privates Sicherheitsteam des Nachts zu den Austerbänken schickt. War der Tod der beiden Jungen also eine Art Kollateralschaden?
Die Ermittlungen, im Zuge derer der Leser nicht nur gemeinsam mit Luc und seinen Kollegen die Hintergründe der Morde aufzudecken versucht, sondern während derer er auch so einiges erfährt über die wirtschaftlichen und ökologischen Bedingungen der Austernzucht, auf die der Klimawandel gravierende Auswirkungen hat, gestalten sich kompliziert und es dauert, bis Verlaine auf Umwegen endlich auf der richtigen Spur ist und zur Lösung des Rätsels findet, die allseits für Überraschung sorgen dürfte....
Noch ein Frankreichkrimi? Das mögen sich viele potentielle Leser des vorliegenden Romans fragen - denn in der Tat gibt es kaum ein Land, dessen Regionen so gründlich auf Kriminalebene durchforstet sind wie Frankreich. Und dann ist es auch schwer, etwas wirklich Neues zu schreiben oder aus altbekanntem Stoff etwas ganz Eigenes zu machen. Doch genau das ist Alexander Oetker mit seiner Reihe um den Bilderbuchfranzosen Luc gelungen! Nicht nur sind die drei Bände typische Länderkrimis, geben also immer wieder Informationen zu Land, Leuten und den vielfältigsten Genüssen, die deren Leben bietet, sind also im besten Sinne ein wenig wie Urlaub, sondern sind immer auch, so sagt der Autor selbst, als Reiseempfehlung zu verstehen.
Und richtig - denn wer hätte nach den durchaus etwas düsteren, vor allem aber - was ungewöhnlich für Bordeaux und Umgebung ist - verschneiten "Winteraustern" nicht Lust, sich unverzüglich auf den Weg ins Aquitaine zu machen, pflückfrische Austern mit dunklem Brot, gesalzener Butter und einem Glas Muscadet zu genießen, durch das geschichtsträchtige, kulturell wie kulinarisch spannende und ganz bezaubernde Bordeaux zu streifen oder die Dune du Pilat zu erklimmen?
Und dann sind es natürlich die Charaktere, die für sich einnehmen, ihr Agieren untereinander und der herzliche Umgang miteinander, das Zwischenmenschliche, dem Alexander Oetker viel Raum gewährt und das gleichwertig neben dem zu lösenden Kriminalfall steht.
Es ist dieser eine Art von Krimi, die ich mag, einer, von dem trotz des tragischen Hintergrundes eine Leichtigkeit ausgeht, die eben auch über einer in Frankreich spielenden Geschichte, gleich welchem Genre man sie zuordnet, schweben muss. Ja, der Autor, der dazu auch noch ein begabter Schreiber und Erzähler ist, was man längst nicht als selbstverständlich voraussetzen darf heutzutage, hat alles richtig gemacht! Seinen Roman zu lesen war buchstäblich ein Genuss für alle Sinne, von dem man gar nicht genug bekommen kann.
Einem weiteren Fall des Franzosen Luc Verlaine, des Bonvivant und Liebhaber alles Schönen, all dessen, das das Leben lebenswert macht, darf man hoffentlich mit Vergnügen und Vorfreude entgegenblicken! - Alexander Oetker
Rue de Paradis
(23)Aktuelle Rezension von: ineszappenAusgerechnet in Frankreichs schönster Straße gerät Luc Verlain in ein Dickicht aus Lügen, Neid und wohlgehüteten Geheimnissen: Bei einer schweren Sturmflut wird in einem kleinen Ort an der Atlantikküste eine Straße vom Wasser stark beschädigt. Die Rue de Paradis hätte nie bebaut werden dürfen. Nun sollen die Anwohner gegen ihren Willen umgesiedelt werden. Luc Verlain soll vermitteln – und findet sich bald in seinem kniffligsten Fall wieder. Nicht nur gibt es eine bei dem Unglück verunfallte Tote, sondern man findet auch den Bürgermeister des Ortes leblos. Ermordet. Ist einer der wütenden, obdachlos gewordenen Anwohner der Täter? Doch so einfach ist es nicht - nahezu jeder seiner einstigen Nachbarn hat ein exzellentes Mordmotiv.
Rue de Paradis von Alexander Oetker. Luc Verlains fünfter Fall führt den Commissaire in die Rue de Paradis, eine Straße zwischen Ozean und Austernbucht. Dort gerät Luc in ein Dickicht aus Lügen, Neid und lange gehüteten Geheimnissen. Ich bin Luc gefolgt auf seinen Ermittlungen in einem kleinen Dorf an der Atlantikküste, wo es nach einer Sturmflut zu mächtig viel Ärger kommt. Eine Dorfgemeinschaft hält zusammen trotz allem. Die ungewöhnliche Situation erfordert schlagkräftige Maßnahmen. Der Tod ist vor der Haustür. Aufregende Story mit einem sehr überraschendem Ende. Hörbuchpreisträger Frank Arnold findet einmal mehr genau den richtigen Ton für die Geschichte und verschmilzt mühelos mit der Hauptfigur Luc Verlain. Von mir gibt's eine absolute Hörempfehlung für diesen spannenden, temporeichen und fesselnden Krimi mit Lokalkolorit.
- Alexander Oetker
Retour
(99)Aktuelle Rezension von: Jana_hat_buecherLuc Verlain verlässt seine Wahlheimat Paris und lässt sich in seine Heimat Nähe Bordeaux zurückversetzen. Sein Plan ist, dass er sich neben seinem Job als Kommissar um seinen kranken Vater kümmern kann. Doch gleich am ersten Tag kommt der Mord an einem jungen Mädchen dazwischen und Luc muss in seinem ersten Fall an der französischen Atlantikküste gleich Vollgas geben.
Die einen nennen es Wohlfühlkrimi, für mich war das interessanteste an diesem Buch die Beschreibung der Landschaft und des Essens. Beim Lesen hatte ich eher das Gefühl, dass ich einen Klatschroman der Bild lese. Die Charaktere wurden nur sehr oberflächlich beschrieben. Die wilden Frauen-Geschichten des Kommissars waren übertrieben. Ich würde bezweifeln, dass man beim ersten Mal surfen nach 20 Jahren direkt eine grüne Welle steht. Die Erzählweise war für mich keine "schöne" Sprache. Alles etwas zu konstruiert, um möglichst viel in einem Fall unterzubringen. Für mich keine Reihe, die ich weiterlesen möchte.
- Sarah Bakewell
Wie soll ich leben?
(10)Aktuelle Rezension von: Lesefreund6203Die Aktualität des Michel de Montaignes
Es ist nicht neu, dass sich Menschen intensiv mit sich selbst beschäftigen. Die modernen Begriffe von „Work-Life-Balance“, von der Frage nach der Ausrichtung des eigenen Lebens, nach der „Selbstverwirklichung“ (die zu früheren Zeiten eben „Selbst-Ausrichtung“ hieß, oder „Vervollkommnung“ oder viele andere Begriff im Lauf der Zeit noch fand und kannte) ist eine der Grundfragen der Menschheit.
Ein „gutes Leben“ führen und finden, all das hängt damit zusammen, natürlich erst einmal dieses „Selbst“ näher bestimmen zu können, was man denn überhaupt dann verwirklichen möchte.
Michel de Montaigne ist einer jener Denker, Menschen, die dieser Frage für sich in teils auch radikalen äußeren Schritten nachgingen (bis dahin, sich ganz von der Welt, eingemauert, zurückzuziehen und, eben, nachzudenken).
Oder, wie es Theodor Zeldin für die Moderne formuliert:
„Das große Abenteuer unserer Zeit besteht darin, zu entdecken, wer diese Welt bewohnt, und zwar jeden einzelnen“.
Was all die Blogs und Kommentare in den social media angeht, ist es eben gerade auch jener Michel de Montaigne, der in dieser Hinsicht „modern“ war und 2der Welt einen Spiegel“ vorhalten wollte, indem er „über sich selbst“ schrieb.
Wobei Blackwell Montaignes „Essa
ys“ nicht als „idealistische“ Frage auffasst in der ethischen Richtung eines „Wie sollte man leben?“, sondern Montaignes Pragmatismus aufnimmt in der schlichteren Version der Frage, „Wie soll ich leben“ um konkrete Antworten zu finden, wie er selbst und jeder einzelne der anderen handeln könnte, um ein „gutes Leben“ zu finden und zu verwirklichen.
In Zwanzig Antworten konzentriert sich Blackwell nun im Verlauf des Werkes darauf, das „Konzentrat“ aus den Essays de Montaignes herauszufiltern und, durch die gefundenen Antworten, natürlich auch die entsprechenden Fragen mit in den Raum zu stellen. Um, wie nebenbei, dem Leser nicht nur die Gedanken de Montaignes sehr verständlich näher zu bringen, sondern auch im jeweiligen Kontext die biographischen Umstände und Lebensverläufe vor Augen zu führen.
Wobei der Leser im Verlauf der Lektüre immer wieder und immer mehr entdeckt, wie nahe de Montaignes Antworten und Vorstellungen von einem guten Leben auch in der Gegenwart noch an den „Fragen der Zeit“ sind, anders gesagt, wie tief und dadurch zeitlos de Montaigne die konkreten Punkte für ein gutes Leben zu allen Zeiten getroffen hat.
„Verkrafte Liebe und Verlust“.
„Sei gesellig! Lebe mit anderen“.
Keine abstrakten philosophischen Gedankengebäude tauchen auf, sondern pragmatische Erfahrungen, die de Montaigne reflektiert und verarbeitet. Bis hin zu schon erwähnten Fragen der „Balance“, wenn Blackwell verständlich erläutert, in welchen Verhältnissen und unter welchen Umständen de Montaigne lapidar formulieren kann: „Mache Deine Arbeit gut, aber nicht zu gut“.
Und sein „Bedenke alles, aber bereue nichts!“ ist sicherlich eine gerade in der Gegenwart profunde, individuelle Aufforderung, nicht wahllos zu leben, aber tatsächlich zu leben und zu erproben.
Ein anregendes, interessant zu lesendes und gründlich recherchiertes Buch. - Sandrine Albert
Mord au Vin (Claire Molinet ermittelt 1)
(23)Aktuelle Rezension von: sigridptBei einem Strandspaziergang an der Wanderdüne von Pilat buddelt der Hund von Claires Freund Philippe einen menschlichen Schädel aus. Claire Molinet ist Privatdetektivin und unterhält außerdem einen Foodblog. Nach dem schockierenden Fund verständigt Claire die Police National. Verantwortlicher Ermittler ist Commandant Raoul Chénier, der sich seine derzeitige Position bei der Police National hart erarbeitet hat. Raoul ist mit Leib und Seele Polizist. Schon bald ist die Identität des Opfers geklärt und führt die Ermittler auf ein renommiertes Weingut. Ihre Suche nach einer verschwundenen Studentin führt auch Claire zu demselben Weingut. Zufall? Oder gibt es gar einen Zusammenhang?
Spannend vom Anfang bis zum Ende. Konsequent werden die vielen losen Teile wie bei einem Puzzle zusammengefügt. Am Ende ergibt sich ein Bild, das so klar ist, dass es regelrecht schockierend ist. Und das in mehrfacher Hinsicht.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und ich freue mich auf weitere Fälle von diesem sympathischen Ermittlerduo.
- Sandrine Albert
Mord in Bordeaux (Claire Molinet ermittelt 2)
(18)Aktuelle Rezension von: talishaDa mir "Mord au Vin" gut gefallen hat, war mir klar, dass ich dabei sein möchte, wenn Claire Molinet wieder ermittelt. Claire recherchiert zur Zeit gerade an einem Artikel über einheimische Dessert-Spezialitäten und hat dabei einen baldigen Termin bei Chocolatiere Noémi Fauré.
Noémi bekommt eigene Kapitel, in dem ein wenig über ihr Leben erzählt wird. Lange blieb ich im Dunkeln, wieso das so ist, weil ich keinerlei Verbindung feststellen konnte, doch ab einem gewissen Punkt machen ihre Abschnitte Sinn.
Derweil überlegt Claire, wieso wohl der bekannte Lokalpolitiker Armande Ducasse bei einem Abendessen im Sterne-Restaurant nur wenige Meter neben ihr "einfach so" zusammen brach. Claire tippt auf einen Giftmord und leitet ihre Beobachtungen an Commandant Raoul weiter, bespricht dies aber auch mit ihrer neuen Mitbewohnerin Eponine, die wie Raoul eine weitere bereits bekannte Figur aus dem ersten Band ist. Die aktuell als Journalistin arbeitende Eponine macht Claire auf eine Verbindung zu einem ähnlich gelagerten Mord aufmerksam. Spätestens ab dann recherchieren und ermitteln alle drei fieberhaft, obwohl auch das Privatleben der Protagonisten nicht zu kurz kommt.
"Mord in Bordeaux" scheint erst einfach gestrickt zu sein. Ein toter Politiker, da kann doch nur die Frau oder ein Gegner als Täter in Frage kommen (so die ersten und vielleicht auch letzten Vermutungen der Polizei, wer weiss?), doch wer den Vorgängerband kennt, weiss, dass Autorin Sandrine Albert auch hier wieder einen Skandal aufgegriffen hat, den sie in diesem Band versteckt.
Claire, Eponine und Raoul lösen hier sozusagen fast gemeinsam den Fall, wobei es Claire ist, die sich in Gefahr begibt. Als Leser*in ahnt man zu diesem Zeitpunkt bereits die Hintergründe und Täter, so dass es aber trotzdem spannend ist, die Auflösung zu verfolgen. Da Raoul und seinem Kollegen Eric neue Mitarbeiter zugeteilt werden, sind auch ihre Schritte spannend zu lesen.
Sandrine Albert schreibt fesselnd. Somit ist dieser zweite Fall nicht nur sehr kurzweilig, sondern wird durch den alten realen Skandal auch interessant. Die Autorin erläutert im Nachwort noch Genaueres zu dessen historischen Begebenheiten.
Fazit: Ein interessanter zweiter Band, den ich gerne gelesen habe.
4 Punkte.
- Ilse Schmidt
Die Mitläuferin. Erinnerungen einer Wehrmachtsangehörigen
(2)Aktuelle Rezension von: Jens65Die Lebenserinnerungen von Ilse Schmidt sind ungewöhnlich in der Art, in der sie ihr Leben während des Zweiten Weltkrieges beschreibt. Es ist eines der wenigen Bücher, die einem ein sehr gutes und autentisches Gefühl für das Leben in Nazi-Deutschland und im Krieg geben. Die Schreibweise erinnert an eine mündliche Erzählung, mit Erinnerungen an Episoden und daran, wie man sich gefühlt und was man in diesem Moment gedacht hat. Ilse Schmidt versucht, uns zu erzählen, was sie erlebt und wie sie gefühlt hat - auch wenn sie sich und dem Leser eben eingestehen muß, daß sie anders hätte handeln müssen oder anders hätte denken sollen. In ihrer Erzählung kann man jedoch gut nachvollziehen, warum sie damals so und nicht anders handelte. Dies Buch hat mir in außergewöhnlicher Weise die Stimmung und das Leben im Dritten Reich und im Krieg nahe gebracht. Ich kann es ohne Einschränkungen empfehlen. - Alexander Oetker
Baskische Tragödie
(86)Aktuelle Rezension von: SharonBakerDie Strände des Aquitaine sind nicht mehr sicher, denn es werden einige Päckchen mit weißem Pulver angeschwemmt, das sogar ein Kind ins Koma fallen lässt. Luc und sein Team versuchen dem Ganzen auf dem Grund zu gehen, aber stehen vor einem Rätsel. Gleichzeitig bekommt unser Commissaire eine weitere geheimnisvolle Nachricht und diesmal muss er agieren. Sein Weg führt ihn ins Baskenland, und ehe er es sich versieht, wird er verhaftet. Luc Verlain wird Drogenhandel und Mord vorgeworfen und das ganz ohne richtige Beweise und die Lage wird immer brenzliger. Bevor er sich versieht, bricht er aus dem Spiel aus und kann nach San Sebastiáns in Spanien fliehen. Nur kommt er von einer verzwickten Situation in die Nächste und diese Spielregeln haben mehr als nur sein Leben auf dem Plan. Was für ein böser Rachefeldzug steckt dahinter? Wem ist Luc so auf die Füße getreten? Und kann er Licht in die Dunkelheit bringen?
Diese Reihe verfolge ich seit dem ersten Band wirklich sehr gern, denn sie hat Spannung, Lebensgefühl und so herrliches französisches Flair, da bekommt man Fernweh und doch Urlaub zwischen den Buchseiten. So war ich voller Vorfreude und mit Begeisterung habe ich das Buch aufgeschlagen und ob mir nun auch der vierte Teil gefallen hat, erzähle ich euch nun.
Luc Verlain schwebt im privaten Glück, mit Anouk erwartet er ein Kind, beide sind verliebt und das Leben ist schön. Bis auf dem Fall, der sie vor Probleme stellt, denn wer steckt hinter diesen Drogenpäckchen, die an die Strände der Aquitaine gespült werden. Und dann erreicht unseren Commissaire wieder eine geheimnisvolle Nachricht und diesmal kann er sie nicht einfach ignorieren, sondern muss sich dieser stellen. Immerhin spielt hier ein Kind eine Rolle und zwar möglicherweise sein Kind. Luc Verlain muss nach Spanien und zwar genauer gesagt nach San Sebastiáns. Auf seinem Weg dorthin wird er im Baskenland angehalten und verhaftet. Ihm wird Drogenschmuggel und Mordverdacht vorgeworfen. Luc ist verwirrt und verzweifelt und daraus heraus gelingt ihm die Flucht, denn er muss nach Spanien. Dort erwartet ihn aber schon das nächste verzwickte Spiel und es dämmert in Luc so langsam, was sich hinter dem allen verbirgt und wer aus seiner Vergangenheit auf Rache sinnt. Aber um es mit Sicherheit herauszubekommen, muss er weiter auf der Flucht sein und einer gefährlichen Schnitzeljagd beiwohnen. Sein Leben gerät schrecklich in Schieflage und steht auf Messersschneide.
Was für ein Höllenritt hat unser Protagonist hier hinter sich gebracht und wie ernüchtert fand ich diesen vierten Fall. Zuerst schlich sich bei mir etwas Verwirrung ein. Denn man las die Kapitel mit dem neuen Fall, um dann urplötzlich das Ende von Teil drei nochmals im Anfang von Teil vier zu lesen. Ich fand das nicht gut gewählt und es harmonierte für mich auch am Anfang nicht und dann begann der wirklich kuriose Ritt. Unser Ermittler wurde von einer Schreckenslage in die nächste geworfen, bangte um Leben und stand oft vor dem Tod. Eine actiongeladene Szene jagte die andere und man geriet gar nicht mehr aus der Luftholaktion heraus. Aber während das bei manchen Büchern richtig gut gelungen ist, merkte ich hier, dass man einfach zu viel wollte und es für mich auch gar nicht passte. Luc Verlain ist für mich nicht der Commissaire, der solche Abenteuer erleben sollte. Für mich war das alles to much, überzeichnet, gewollt und überzogen. Leider, weil sonst Alexander Oetker so ein herrliches Händchen für die Balance interessanter Fall und französisches Flair hat.
Allerdings kommt seine Beschreibung von Ort und Leute auch nicht zu kurz, die engen Gassen von San Sebastiáns tauchten förmlich vor den Augen auf und auch die Bucht mit denn rauschendem Meer, dazu das köstliche Essen und das hat mich doch sehr ausgesöhnt. So bin ich mit Land und Leuten herrlich ausgekommen, aber der Fall ist bei mir durchgefallen. Trotzdem habe ich es gern gelesen und ich glaube an Top-Agent Verlain können wir einen Haken machen und zurück nach Bordeaux kehren und dort weiter ermitteln. Der nächste Band steht fürs Jahresende auf dem Plan und ich glaube, das klingt wieder genau noch meinen Lesegeschmack.
Baskische Tragödie konnte bei mir nicht ganz punkten, die Ortsbeschreibungen waren wie immer perfekt und malerisch, aber der Fall war mir zu viel von allem und einfach überzogen. Aber beim fünften Band bin ich auf jeden Fall wieder mit dabei.