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80 Bücher
- Walter Moers
Die Stadt der Träumenden Bücher
(3.423)Aktuelle Rezension von: 99Hermione99Inhalt: Als der Dichtpate Danzelot im Sterben liegt, erzählt er seinem Lehrling Hildegunst von Mythenmetz von einem Manuskript, dass wohl so brillant, so vollkommen sein soll, dass es sein Leben verändert hat. Skeptisch aber neugierig macht sich Hildegunst auf die Suche und findet es auch. Und tatsächlich: Beim Lesen lacht und weint, hüpft und schreit er, so etwas Gutes hat er noch nie gelesen. Also macht er sich auf die Reise in die berühmte Bücherstadt Buchhaim. Dort möchte er dein Autor der Geschichte finden, um ihn zu seinem Lehrer zu machen. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihm: Als er das Manuskript mehreren Leuten zeigt, scheinen alle etwas zu wissen, was er nicht weiss. Und damit wird er in ein gefährliches Abenteuer hineingezogen in dem Phistomefel Smeik, Buchlinge, Bücherjäger und nicht zuletzt der Schattenkönig eine wichtige Rolle spielen.
Meine Meinung: Ich war von der ersten Seite an gefesselt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es mit einer Warnung über die Tödlichkeit von Büchern beginnt. Doch auch die nächsten 470 Seiten sind witzig, spannend und sehr fantasievoll. Ausserdem finden sich immer wieder nette Illustrationen oder das Spiel mit Schriftgrösse und Aussehen. So ist beispielsweise auf zwei Seiten nur ganz oft hintereinander sehr klein der Satz „Sie wurden soeben vergiftet.“ abgedruckt. Das führt zum optimalen Leseerlebnis! :)
Einzig und allein etwas stört mich. Leider kann ich dies nur mithilfe von Spoilern beschreiben. Deshalb ab hier „ACHTUNG SPOILERWARNUNG!“:
Phistomefel Smeik deutet einmal an, dass er alle Lyrik, jegliche Art von Kunst vernichten möchte. Das finde ich an sich einen sehr spannenden Gedanken für einen Bösewicht. Nur verliert sich das nachher. Wenige Seiten später meint er, er habe Homunkolos verbannt, weil nur ohne ihn die Literatur und damit sein Geschäft in Buchhaim weiter bestehen könnte. Ich finde es schade, dass dieser Gedanke nicht mehr aufgegriffen wird. Aber das wird durch die genialen Geschöpfe und Persönlichkeiten ein Dutzend Mal wieder gut gemacht!
Insgesamt bin ich wirklich begeistert. Ich empfehle es an alle Buchliebhaber, die ein Liebesgeständnis ans Lesen lesen möchten. Ich habe mit Freuden festgestellt, dass es noch einen zweiten Band gibt: „Das Labyrinth der Träumenden Bücher„. Also dann, ich verschwinde mal in die Bibliothek des Orms! ;)
- Kai Meyer
Die Seiten der Welt
(1.505)Aktuelle Rezension von: KaThaRinADie Welt von Furia hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Es wird spannend, es wird traurig, es wird heroisch, es geht um wahre Freundschaft UND um Bücher 😀
Ich mag die vielen unterschiedlichen Charaktere - niemand ist perfekt, aber ich habe alle sofort ins Herz schließen können....insbesondere Pip, den Lesesessel und die Leselampe 😉
- Deborah Harkness
Die Seelen der Nacht
(1.200)Aktuelle Rezension von: BlutmaedchenDiana Bishop ist Historikerin und schloss bereits vor ihrem zwanzigsten Geburtstag die Uni mit cum laude ab, arbeitete dann an ihrem Doktortitel, gewann mehrere Preise, schrieb zwei Bücher und bekam mehrere Forschungsstipendien auf ihrem Fachgebiet Alchemie. Diana ist auch eine Hexe aus einer sehr alten, magischen Familie, deren wohl bekannteste Hexe Bridget Bishop war, die 1692 in Salem auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Doch Diana hat kein Interesse an ihrem Erbe, denn gerade weil ihre Eltern - Rebecca Bishop und Stephen Proctor - so mächtig waren, wurden sie ermordet, als Diana sieben Jahre alt war. Danach wuchs sie bei ihrer Tante Sarah und deren Partnerin Emily in Madison, New York auf, wo es ständig Streit darüber gab, dass Diana nicht verleugnen könne wer sie ist. Auf der Suche nach rationaler Ordnung in der Natur spezialisierte Diana sich deshalb auf die Alchemie des siebzehnten Jahrhunderts.
Als sie eines Morgens für ihre Nachforschungen ein uraltes Manuskript in der Bodlein Library in Oxford ausleiht, weiß sie, dass eine Magie zwischen diesen Seiten steckt, die mächtig ist und sie zurückschrecken lässt. Sie erforscht es nicht weiter, will einfach nur vergessen jemals Ashmole 782 in der Hand gehabt zu haben. Was sie nicht ahnt: Schon bald wird Oxford nur so vor Kreaturen wimmeln. Andere Hexen, aber auch Dämonen und Vampire - sonst stehts darum bemüht unaufmerksam zwischen den Menschen zu leben - schleichen um sie herum, ohne das sie weiß weshalb.
Ein Vampir ist besonders hartnäckig: Matthew Clairmont, Professor der Biochemie, groß, dunkelhaarig, zaubert ihr vampirtypisch mit seinem Blick Eiszapfen unter ihre Haut. Was als unverfängliches Geplänkel beginnt, entwickelt sich bald zu einer ausgeprägten Hetzjagd, denn jede Kreatur will das magische Manuskript, dass Diana nach Jahrzehnten als Einzige abrufen konnte. Man will ihr das Geheimnis entlocken, wie sie es geschafft hat und als ihr der Ernst der Lage bewusst wird, ist sie ein kleinwenig dankbar, dass Matthew Clairmont ihr als beschützerischer Schatten überall hin folgt. Doch auch er hat Gründe Ashmole 782 dringend in die Finger zu bekommen..."Die Seelen der Nacht" ist eigentlich eine Liebeserklärung einer Autorin, die selbst Historikerin ist und ihrer Leidenschaft eine Bühne verleiht, auf die sie eine junge Frau stellt, dessen Hexenwesen sich perfekt mit dem Interesse an Alchemie und dem siebzehnten Jahrhundert vereint. Ein über tausend Jahre alter Vampir, der selbst Historie geschrieben und sie anschaulich gelebt hat, darf natürlich auch nicht fehlen. Mixt man diese beiden Charaktere zusammen bekommt man wirklich eine chemische Verbindung, die magisch ist - und das wortwörtlich gesprochen. Deborah Harkness gibt Diana und Matthew eine Vergangenheit, die man detailiert beschrieben sehr gut nachvollziehen kann und Leidenschaften über vergangene Jahrhunderte und Ahnenforschung, über die die beiden einander näher kommen können.
Der Anfang des Buches ist deshalb sehr viel fachsimpelei, die mir persönlich jetzt nicht so gefallen hat, weil ich mit der Thematik nichts anfangen kann. Aber im Verlauf des Buches wird sehr deutlich, dass Dianas Fachbereich der Alchemie und Matthews biochemisches Wissen zusammen gehören und auch wenn das ganze sehr umfangreich beschriebene Hintergrundwissen das Lesen etwas holprig macht, fügt sich alles wie ein aufregendes Puzzle zusammen.Es gibt nur eine Sache, die ich an diesem Buch nicht mochte und das war die Erzählweise. "Die Seelen der Nacht" wird aus Dianas Ich-Perspektive geschrieben und damit hängt man fast nur in ihrem Kopf. Drei oder vier kurze Kapitel sind aus Matthews Sicht und dabei merkt man, dass eine abwechselnde Erzählung vielleicht schöner gewesen wäre um jeden Aspekt der Geschichte zu verstehen. In Matthews Gedanken zu sein war definitiv aufregender als Diana zu folgen.
Diana ist Mitte dreißig und sehr fokussiert auf ihre Arbeit. Eine traumatische Kindheit mit vielen Panikattacken, Depressionen und Wutausbrüchen, die in unkontrollierter Magie ausbrachen, liegen hinter hier und das Wissen, dass ihre Eltern wegen ihre machtvollen Fähigkeiten getötet wurden, bestätigen sie darin nichts mit Magie zu tun haben zu wollen. Sie lernt keine Zaubersprüche und auch die Basics, die jede Hexe früh in ihrem Leben beherrscht, will sie nicht können. Ihre Ablehnung der Magie ist zornig, trotzig und stur, aber auch ihre Tante Sarah verkörpert diese Charaktereigenschaften mit Leidenschaft, wenn sie erneut versucht Diana zu überzeugen sich ihrem Erbe nicht zu verschließen. Harkness' Charaktere sind im Allgemeinen mit vielen Ecken und Kanten ausgestattet, also passt es, dass Diana ein Mann an die Seite gestellt wird, der durch sein langes Leben und seinen ständigen Kampf um Selbstkontrolle auch nicht gerade auf den ersten Blick wie Mr. Charming rüberkommt. Diana und Matthew geraten oft aneinander, besonders wenn es um Dianas Sicherheit geht. Matthew wirkt oft eisig und distanziert, doch im Laufe der Geschichte erfährt man, dass es dafür einen guten Grund gibt. Matthews Leben ist faszinierend, aber auch von Kummer und Grausamkeiten gespikt und als Leser wird einem schnell klar, dass er niemals davon zu Träumen gewagt hätte jemanden wie Diana Bishop kennen zu lernen.
Die Entwicklung ihrer Beziehung ist intensiv, aber glaubhaft und stürzt damit ihre beiden Welten völlig auf den Kopf, denn: Vampire, Hexen und Dämonen dürfen sich nicht mischen. Ein uralter Pakt verbietet es.Hinter Diana stehen eigentlich nur ihre Tante Sarah und deren Partnerin Emily. Mehr Familie hat sie nicht und auch nur einen wirklichen Freund, Chris, der ebenfalls Wissenschaftler ist. Matthews Familie dagegen ist groß - und seine Feinde fast noch zahlreicher, was aber kein Wunder ist, wenn man als tausendfünfhundert Jahre alter Vampir in jedem großen Krieg gekämpft und zahlreiche Schlachten, die man nur aus Geschichtsbüchern kennt, geschlagen hat.
Miriam Sheppard, Matthews Kollegin und Assistentin ist wenig begeistert, dass sie als Aufpasserin für Diana beauftragt wird, doch ihre Zugehörigkeit zu Matthew ist so eng, dass sie seiner Bitte zähneknirschend nachkommt. Marcus Whitmore dagegen ist als Matthews Sohn eher lässig und neugierig auf Diana mit einem fröhlichen Mundwerk, dass einen starken Kontrast zu Matthews Geheimiskrämerei bildet.
Matthews Mutter Ysabeau hat nach dem Tod seines Stiefvaters Philippe unzählige Hexen abgeschlachtet und ist deshalb wenig begeistert von Diana. Marthe, Ysabeaus treue Haushälterin, ist das komplette Gegenteil: Sie umsorgt Diana und ist freundlich.
Sowohl Ysabeau, als auch Philippe haben in ihrem Leben mehrere Kinder erschaffen, doch nur einer davon - Baldwin Montchlair - kommt lebend in der Geschichte vor. Ihn und Matthew verbindet eine Vergangenheit voller Uneinigkeit und blutiger Tragödie, was sich in der Gegenwart als unterkühlte und unterschwellige Agression bemerkbar macht und dennoch schaffen es die beiden in einem entscheidenen Punkt, an dem Dianas Leben auf dem Spiel steht, zusammen zu arbeiten. Der Familienstammbaum der de Clermonts ist ein Gebilde voller Macht und auferlegtem Respekt. Es gibt eine ganz klare Vampirhirachie, womit besonders Dianas eigensinniger Charakter zu kämpfen hat.
Auch die offensichtlich bösen bzw. niederträchtigen Charaktere des Buches - egal ob Hexe oder Vampir - tragen ihren Teil dazu bei, dass die Geschichte rund um Ashmole 782 und auch die Beziehung zwischen Diana und Matthew zu etwas brisantem wird.
Nichts ist bedeutungslos und mit diesem ersten Band der All Souls Trilogie fängt die Evolution der Kreaturen erst an.Fazit:
Auch wenn für mich persönlich ein wenig zu viel Fachwissen über Alchemie, Biochemie und viele Fremdwörter, die die DNA des Menschen betreffen, das Lesen etwas weniger flüssig machen, habe ich das Buch verschlungen und mich in Dianas und Matthews Verbindung verliebt. Eine Hexe und ein Vampir, die auf verschiedenen Seiten stehen, aber durch das, was sie antreibt, so eng aneinander gebunden werden, dass ihr Kennenlernen definitiv Schicksal gewesen zu sein scheint. Dianas Magie ist zügellos, unkontrolliert und wirkt damit auf verbotene Weise so magnetisch auf Matthew, dem nichts so wichtig ist wie die Kontrolle zu behalten. Matthews Charakter wickelt sich wie eine Zwiebel aus. Schicht für Schicht erfährt man mehr über den Vampir, Krieger und wer er vor seiner Verwandlung war. Sowohl die Welt der Hexen wird schillernd, grausam und wie eine Naturgewalt beschrieben, als auch die notwendige Gewalt im kämpferischen Leben eines Vampirs. Harkness schreibt hier nicht für Teenager, die einen übersinnlichen Liebesroman erwarten, sondern eher für Leser, die wissen wie viele Tücken das Leben haben und welche unerwarteten Verläufe es nehmen kann. "Die Seelen der Nacht" ist für Leser, die Vampir- und Hexengeschichten mögen, aber es gehört mehr dazu. Um sich komplett auf dieses Buch einzulassen, muss man bereit sein die wissenschaftliche Welt durch Dianas und Matthews Augen sehen zu wollen. Wer direkt sagt, dass umfangreiche DNA Analysen oder das aufzwirbeln historischer Ereignisse nichts sind, womit man sich beschäftigen möchte, dann wird man an diesem Buch wenig Gefallen finden. Denn diese Elemente gehören zu Diana und Matthew - sie sind Diana und Matthew! Es gibt nicht das eine ohne das andere und genau das finde ich so faszinierend. Vor der Rezension habe ich das Buch dreimal gelesen. Einen zweiten Durchgang brauchte ich, um noch einmal stärker auf die Wissenschaft einzugehen, die es im ersten Teil des Buches gab und dessen Wichtigkeit erst später klar wurde. Die dritte Lesewiederholung gab es, weil ich endlich in vollem Umfang verstanden habe, wie magisch dieses Buch ist und dass Diana und Matthew ein Paar sind, die es definitiv auf meine Liste der Lieblingspärchen in der Literatur geschafft haben.
"Die Seelen der Nacht" wurde ebenfalls als TV Serie produziert und die erste von drei Staffeln handelt von diesem ersten Buch der All Souls Reihe. Noch nie habe ich eine Serienadaption gesehen, die so wunderbar und detailgetreu umgesetzt wurde. Viele Szenen und Dialoge sind eins zu eins übernommen worden. Selbst die Storyteile, die man geändert hat, da das Buch aus Dianas Sicht erzählt wird und wenig über das preisgibt, was sich an Gefahr im Hintergrund zusammen braut, sind perfekt integriert und lassen Buch und Serie verschmelzen. Wem das Buch also gefallen hat, der sollte auch der Serie A Discovery of Witches eine Chance geben. - Umberto Eco
Der Name der Rose
(1.602)Aktuelle Rezension von: Boris_GoroffTolle spannende Geschichte, gehobener Erzählstil, dieser Roman ist ein Kunstwerk zwischen zwei Buchdeckel.
- Haruki Murakami
Kafka am Strand
(1.090)Aktuelle Rezension von: RoyalAlbertDer Roman von Haruki Marukami beschreibt in mehreren aufeinander zulaufenden Erzählsträngen die vom Schicksal des Lebens geprägten Protagonisten in Anlehnung an die Ödipus Tragödie. Faszinierend ist, wie die Hauptfiguren zueinander in Beziehung stehen, wie sie ihre Schicksale angehen und nach und nach die einzelnen Handlungsstränge miteinander verbunden werden. Keiner versteht es wie Haruki Marukami, Tragik, Skurriles und Witz so miteinander zu verbinden. Sprachlich ist der Stil des Autors etwas ganz Besonderes. Die einzelnen Erzählebenen wechseln zwischen Traum und Wirklichkeit und ließen mich an einen meiner Lieblingsromane von Carlos Ruiz Zafon Das Spiel des Engels erinnern. Ein großartiges Buch ist „Kafka am Strand“. Etwas fordernd ist das offene Ende, aber darin kann auch der Reiz liegen.
- Elizabeth Kostova
Der Historiker
(308)Aktuelle Rezension von: David_LindsamDer Titel des Buches (engl. „The Historian“) ist zugleich Motto, Charakterisierung aller Hauptpersonen und Auflösung eines großen Rätsels zum Ende hin – und könnte damit kaum treffender gewählt sein.
Eingleisig oder gar schmalspurig wird der Roman deshalb nicht. Im Gegenteil. In drei Generationen spielt die Handlung und wir reisen in verschiedenen Zeiten des 20. Jahrhunderts (30er, 50er, 70er) von Amsterdam, nach Istanbul, Budapest, Südfrankreich und Rumänien, immer auf den Spuren Vlad III. und den Zeugnissen über ihn aus dem 15. Jahrhundert. Die treibenden Kräfte sind die großen Fragen: Wo ist das Grab des vermeintlichen Grafen Dracula? Und liegen dort wirklich seine sterblichen Überreste?Unerwarteter Erfolg für einen viktorianischen Roman …
Als der Debütroman von Elizabeth Kostova 2005 in den USA erschien, landete er direkt auf Platz 1 der amerikanischen Bestsellerlisten (New York Times u.a.). Zwei Jahre zuvor war „The Da Vinci Code “ von Dan Brown (dt. „Sakrileg“) erschienen und zu den Topsellern in der Branche aufgestiegen. Das Publikum war begierig auf Thriller, die Action und die Suche nach Rätseln in der Geschichte verbanden, weshalb die Verlagswelt sich in einer Auktion um die Rechte für dieses Werk überbot und damit ein groteskes Stück Buchgeschichte schrieb. Nachdem der Verlag Little, Brown and Company bereits 2 Millionen als Honorar für die Autorin aufgewendet hatte, musste ein gigantisches Marketing mit TV-Werbung und zehntausenden Vorabexemplaren folgen. Ein riskantes Buchpokerspiel …
Am ersten Tag des Erscheinens wurde in den USA 80.000 Exemplare verkauft. Nach nur einer Woche lagen die Verkaufszahlen bereits so hoch (ca. 700.000), dass The Historian sich auf den Platz 1 geschoben hatte. Das ist eine waschechte american success story und in diesem Fall ein besonderer Glücksfall für die Leserwelt. Durch spekulative Marktmechanismen wurde ein sonst eher leises und anspruchsvolles Werk in Welt der Massenware hochgepusht.
Niemand war mehr über den Erfolg erstaunt als die Autorin selbst: „It’s a literary novel, not a commercial novel“. Nach ihrer Meinung hatte sie einen langsamen, viktorianischen Roman geschrieben. Ihre Helden stolpern nicht abgebrüht, abenteuerlustig und plündernd wie India Jones durch unentdeckte Überreste der Vergangenheit, sondern sie sind echte Historiker und Bibliothekare, die sich in mühevoller Kleinarbeit durch vergilbte Karteikartenkataloge kämpfen und die Geheimnisse der Vergangenheit in unzugänglichen Faksimiles akribisch entziffern.
In Deutschland erschien das Buch noch im gleichen Jahr (2005) bei Bloomsbury (engl. Verlag, bei dem Harry Potter im Original erschien), aber die Resonanz war sehr verhalten. Ich kann nur mutmaßen, ob das vergleichsweise schmale Marketing der Grund war, oder vielleicht die etwas eigene deutsche Leserschaft. Tatsächlich dominierten den deutschen Fantasy-Markt in dieser Ära Zwerge, Orks, Elfen und natürlich die Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei. Obwohl ebenfalls 2005 (und auch bei Little, Brown and Company) Stephenie Meyer mit dem ersten Buch ihrer Twilight-Serie einen Vampir-Boom in den darauffolgenden Jahren auslöste, wurde Der Historiker von dieser Welle nicht mitgerissen. Mein böser Verdacht ist, dass das deutsche Fantasy-Publikum schlicht keine anspruchsvolle Kost gewohnt war und deshalb das Dargebotene nicht zu würdigen wusste. Das Urteil mildernd muss ich hinzufügen, dass der viktorianische Schauerroman eine lange und würdige Tradition in den englischsprachen Ländern besitzt und die Geschmacksnerven der Leserschaft besser auf einen über 800 Seiten langen Roman eingestellt sind, in dem der interessante, aber normale Historiker-Alltag nur an einzelnen Stellen von dem Unheimlichen durchbrochen wird. Hoch spannend bleibt es allemal – auf zum Inhalt:
Geschichten über Geschichte
In ihrer Kindheit bereiste Elizabeth Kostova (geb. 1964) mit ihrer Familie die südeuropäischen Ostblockstaaten und erinnert sich gerne an die Geschichten, die ihr Vater zur Unterhaltung auf den langen Fahrten über Dracula erzählte. Damit war nicht nur ihr Interesse an dieser schillernden Gestalt zwischen Mythos und historischer Realität geweckt, sondern auch die Erzählform für ihren ersten Roman gefunden. In dem fiktiven Epilog stellt sich eine amerikanische Geschichtsprofessorin vor, die in Rückblenden von ihren Erlebnissen als Sechzehnjährige berichtet, natürlich auf Reisen durch Europa mit ihrem Vater, dem sie ganz langsam das große Geheimnis um ein kleines Büchlein entlockt, das in seinem Inneren nur einen großen, zornigen Drachen beherbergt – das Zeichen des Ordo Draconis, dem Vlad der III. angehörte, weshalb er den Beinamen Drăculea trug.
Ihr Vater, den wir als Paul kennenlernen, berichtet von den seltsamen Begebenheiten, wie er in den 50ger Jahren als Student in Oxford bei seinen Unterlagen plötzlich dieses leere Buch fand. Als er seinen Geschichtsprofessor Rossi zu Rate zieht, offenbart ihm dieser, dass auch er ein solches Buch besitzt und seine Nachforschungen ihn zu dem walachischen Fürsten (heutiges Rumänien) aus dem 15. Jahrhundert geführt haben. Aus unerfindlichen Gründen übergibt der sonst so rationale Professor Paul die Aufzeichnungen über seine Suche nach dem Grab und fügt fast ängstlich hinzu: „Dracula … Vlad Țepeș … lebt noch“ (35). Am gleichen Abend verschwindet Rossi spurlos; zurück bleiben nur ein paar Tropfen Blut. Verzweifelt sucht Paul in den Unterlagen nach Hinweisen, was seinem Professor passiert sein könnte, und trifft in der Bibliothek auf eine junge Doktorandin, die Rumänin Helen. Nach einer zaghaften Annäherung der beiden zeigt sich, dass Helen den Professor durch ihre Arbeit über Vlad III beeindruck möchte, weil sie dessen uneheliche Tochter ist. Paul erzählt ihr von seinem Verdacht, was mit dem Professor geschehen sein könnte, aber ein Bibliotheksangestellter belauscht das Gespräch und beißt Helen in den Hals. Überhastet brechen die beiden nach Istanbul auf, wohin eine erste Spur weist.
Immer weiteren Dokumenten und ihren Geheimnissen folgend reisen Paul und Helen nach Ungarn, Rumänien und Bulgarien, werden von Untoten heimgesucht, entdecken nach langen Mühen tatsächlich das Grab des Fürsten, treffen auf den sterbenden Professor, erfahren die wahre Geschichte der Begegnung zwischen ihm und Helens Mutter aus seinen persönlichen Aufzeichnungen und begegnen dem leibhaftigen Vlad Dracula … Mehr kann ich leider nicht verraten, ohne doch auf gemeine Art zu spoilern.
Inzwischen ist jedoch auch der Vater der Erzählerin spurlos verschwunden und die 16-Jährige macht sich in Südfrankreich auf die Suche nach ihm, denn sie vermutete ihn an einem der letzten Orte, wo Dracula noch eines seiner geheimen Gräber besitzt. Sie wird von unheimlichen Wesen verfolgt, aber auch von einem studentischen Gentleman wacker unterstützt.
Die verschiedenen Erzählebenen verflechten sich im Laufe des Romans so stark miteinander, dass man als Leser die Geschehnisse in drei Zeiten fast synchron erlebt. Von Rossi erfahren wir durch seine Briefe und Tagebucheinträge, von Paul aus dessen eigenen Schilderungen auf der Reise mit seiner Tochter und zuletzt und parallel alles in der Erzählgegenwart von dieser selbst. Historik und die persönlichen Schicksale verweben sich auf brillante Art in den Historikern selbst.
Durch Geschichten in der Kindheit der Autorin wird das Interesse an Geschichte geweckt und daraus entsteht wieder die Lust auf Geschichten … Das ist die Geschichte des Buches Der Historiker.
Übrigens sind die historischen Hintergründe und Orte des Romans sehr gut recherchiert und stimmig, nur die Fakten um das Grab sind fiktiv und die Dokumente und Zeugnisse dazu fast komplett erfunden (ich habe selbst schon zum Thema Vlad III. geforscht).
Eine eigenwillige Hommage an Bram Stoker
Der Historiker liegt weitab vom üblichen Fantasy-Mainstream und ist durchaus ein Art Kunstwerk. Elizabeth Kostova hat 10 Jahre daran gearbeitet – manche der bekannteren Fantasy-Autoren bringen deutlich mehr als ein Werk pro Jahr heraus. Daraus lässt sich ersehen, welche Arbeit hinter diesem Buch steckt. Das macht einen Unterschied und der Unterschied ist spürbar.
Die Autorin hat sich eine interessante Mischung ausgedacht, indem sie historische Briefe, Dokumente und persönliche Berichte mit der Rahmenhandlung einer Ich-Erzählerin verbindet, die uns als LeserIn zu einer Entdeckungsreise in die Vergangenheit einlädt. Dabei nutzt die Amerikanerin ein Gestaltungsprinzip ihrer großen literarischen Vorlage, Bram Stokers „Dracula“ (1897), der seine Vampir-Geschichte als Tatsachendokumentation in Form von Tagebucheinträgen und Zeitungsartikel präsentiert.
Kostova stellt dieses Prinzip nicht in Frage, ironisiert es nicht. Eingebettet in eine rückblickende Erzählung umspinnt sie auf diese Weise unseren modernen, rational und historisch geprägten Geist und verführt uns für die Zeit des Lesens, daran zu glauben, dass Dracula tatsächlich noch bis ins letzte Jahrhundert sein Unwesen getrieben hat und, wenn ich den Epilog richtig verstehe, vielleicht sogar noch heute.
Vampirisches?
Kommen Vampir-Freunde auf ihre Kosten? Vielleicht nicht, je nach dem. Wer Bram Stokers Dracula mag, wird den Historiker noch weit mehr mögen, weil die Erzählweise viel moderner und weniger weitschweifig, blumig und umständlich ist. Und ein paar typische Gerne-Elemente finden sich durchaus. Bisse, Blut, Werkzeuge für die Vampirjagd (Silberdolch), Angriffe durch dienende Untote (Vampire), bezwingende Hypnose, Fledermausschatten, Särge und Grüfte …
Am meisten enttäuscht am ganzen Buch hat mich die Begegnung mit Dracula selbst – er ist anders als meine Vorstellung von ihm … und nicht übermäßig böse. Schade – ich hätte mich gerne mehr gegruselt.
Die Büchlein mit den leeren Seiten und dem Drachen hat er übrigens selbst gedruckt und verteilt … Warum? Wenn ich das mal so ganz verstanden hätte. Ich finde es nicht stimmig.Trotz der Umfänglichkeit des Buches bleibt vieles über Vlad Dracula offen, wie er zum Vampir wurde, wie viele seiner Art es noch gibt – reizvoll und unbefriedigend zugleich, aber in jedem Fall anregend für
die eigene Fantasie. Und das schätze ich durchaus.Einordnung in der Literatur und Kritik
Ein Feuilletonist der FAZ betitelte (2005) seine Rezension sarkastisch „wie man einen Roman pfählt“ und spielte damit auf die grausamen Hinrichtungsmethoden des historischen Vlads und auf Längen des Romans an, eine beliebte Kategorie der Literaturkritik, die wenig besagt. Tatsächlich ging es mir an einigen Stellen aber ähnlich und ich musste zwischendurch mein Durchhaltevermögen bemühen, um dran zu bleiben. Die Frage ist, wodurch diese Längen entstehen.
Ausführlichere Berichte von der Reise, Beschreibungen der Landschaft und der Städte, Details des Interieurs – all das gehört zum Schmuckwerk und literarischen Gewand eines Romans, der sich an die viktorianische Erzählweise des 19. Jahrhunderts anlegen will, dennoch wirkt es ungewohnt. Die Gothic Novel lebt davon, dass in die alltäglich erlebte Wirklichkeit plötzlich das Übersinnliche hereinbricht und alles in Frage stellt, weshalb man in der Literaturforschung von magischem Realismus spricht.
Die Längen haben also System. Trotzdem erwarten die Lesegewohnheiten des 21. Jahrhunderts etwas mehr Spannung. Mir hätte es geholfen, wenn die äußeren Orte ähnlich wie bei Dan Browns Thriller in einem direkten Zusammenhang mit der historischen Detektivarbeit gestanden hätten. Aber man kann auch nicht alles in einem Buch haben.
Der Historiker bietet zudem eine wunderschöne und tragische Liebesgeschichte, lässt das Leben im Rumänien und Bulgarien der 30er und 50er Jahre szenisch vor Augen treten und erzeugt eine leicht gruselige, melancholische Stimmung, die perfekt zu der Erzählung passt.
Und noch ein Zitat:„Es ist eine Tatsache, dass wir Historiker uns für Dinge interessieren, die zum Teil unser eigenes Ich widerspiegeln, vielleicht den Teil, den wir am liebsten nicht näher untersuchen würden, es sei denn auf dem Feld der Wissenschaft. Und je mehr wir in unsere Interessen eintauchen, desto mehr ergreifen sie von uns Besitz.“ (314)
- Robin Sloan
Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra
(534)Aktuelle Rezension von: MissStoryAlleine die Grundidee des Buches hat mich dazu veranlasst es zu lesen. Wer möchte auch nicht in einer mysteriösen Buchhandlung arbeiten, indem seltsame Kunden ein und ausgehen und es ein altes Rätsel zu lösen gilt? Ich mochte den Schreibstil von Robin Sloan sehr gerne. Er war einfach zu lesen und humorvoll noch dazu! :) Die Mischung aus neuer Technologie und den alten Werten der Gemeinschaft des Ungebrochenen Buchrückens zeigen uns, dass altes sehr wohl überdauern kann und selbst in der Moderne Ihren Platz findet. Das eine schließt das andere nicht automatisch aus und das bringt der Autor finde ich in der Geschichte gut zur Geltung. Einzig und alleine die Romanze zwischen Kat und Clay hätte meiner Meinung nach nicht unbedingt sein müssen, da die Beziehung der beiden meiner Meinung nach sehr Oberflächlich beschrieben wurde und mir deshalb irgendwas gefehlt hat um mit den beiden zusammen warm zu werden. Auch das Ende des Buches kam mir wie eine schnelle Abarbeitung der einzelnen Charaktere vor. Hier wurden nur schnell die neuen Tätigkeiten nach der Auflösung des Rätsels erwähnt was ich als sehr schade empfand. Nichtsdestotrotz ist es ein gutes Buch, mit lustigen Charakteren und einer tollen Botschaft.
- Orhan Pamuk
Rot ist mein Name
(109)Aktuelle Rezension von: StephanusIstanbul 1592. Mitten in der nachlassenden Blütephase des Osmanischen Reichs geschieht auf den Straßen ein Mord. Ein Mann wird in einen Brunnen gestürzt und stirbt. Aus der Perspektive des Toten wird der Mörder erzählt und dessen Motiv. Hinter der vermeintlich einfachen Tat steckt eine große Verschwörung gegen den Sultan und das ganze Osmanische Reich einschließlich der Kultur. Die Fäden führen zu den Buchmalermeistern bei denen der Sultan ein großes Werk mit zehn Bänden in Auftrag gegeben hat und die die Kunst nicht mehr so perfekt beherrschen wie die Vorfahren. Durch Ausschweifungen und Krieg inkl. Zerstörung ist Wissen verloren gegangen und die einzelnen Zeichnungen auch aus alten Büchern sprechen. Durch die Zeichnungen und die große Kunst kommt es zu einer Aufdeckung der Verschwörung.
Meisterhaft schafft der Autor den Spagat mit einer Geschichte, die vor fast 500 Jahren spielt, eine Parallele zur Gegenwart herzustellen. Die ungewöhnliche Erzählperspektive wird großartig verknüpft mit der Geschichte und der Krimi und seine Fäden werden gekonnt zusammengeführt. Eine Liebesgeschichte und die wirkmächtige Sprache der Bilder werden zusammengefügt zu einem modernen Roman. Ein absoluter Lesegenuss von der ersten bis zur letzten Seite.
- Eric Steinhauer
Büchergrüfte
(20)Aktuelle Rezension von: KaitoMumien, Seuchen und der Tod zwischen den Seiten.
Ich erwähne selten die Gestaltung eines Buches in meinem Rezensionen. Aber diesmal erscheint mir das angebracht, denn in diesem Fall macht die Gestaltung einen großen Teil des Reizes dieses Buches aus. Der Einband ist sehr hochwertig gestaltet und die zweifarbige Schrift sowie kleine Illustrationen im Innenteil unterstreichen den teilweise sehr morbiden Inhalt.
Man kennt ja Bücher die in Leder gebunden wurden, Leim der aus Knochen gewonnen wurde oder auch so unheimliche Dinge, wie vergiftete Seiten á la “Der Name der Rose”.
Aber wusstet ihr auch, dass es Bücher gibt, die man in die Haut von Menschen gebunden hat? Oder dass es beliebte Praxis war Mumien oder Skelette in Bibliotheken auszustellen? Diese und weitere unheimliche Tatsachen stellt diese Buch vor. Da nisten todbringende Erreger zwischen alten Folianten und die Lektüre bestimmter Texte soll finstere Wesen anlocken. Die Kombination aus ziemlich gruseligen Texten und der Gestaltung mit blutroten Überschriften und Illustrationen von Ratten, Schädeln und Fledermäusen erzeugen eine fesselnde Stimmung. Man wird sich bewusst, dass der Verfall und scheinbar dunkle Mächte auch an einem gemütlichen Ort, wie einer Bibliothek lauern. Für Bücher-Begeisterte sind die Texte wirklich interessant. Man lernt eine ganz andere Seite von Bibliotheken und Büchersammlungen kennen. Wobei der Inhalt zum Teil nichts für schwache Nerven ist.
Der Sprachstil wirkt hin und wieder etwas gestelzt und aufgesetzt. Manch einer fühlt sich vielleicht an ein Literatur- oder Germanistikstudium erinnert. Trotzdem lassen dich die Texte flüssig lesen und konnten mich fesseln.
Fazit:
Wir haben hier keine durchgängige Gruselgeschichte. Und wahrscheinlich lässt sich das Buch auch mehr schlecht als recht in die Abteilung Sachbuch einordnen. Wenn man Interesse an ungewöhnlichen und morbiden Hintergründen zum Thema Bücher hat, dann wird man hier gut unterhalten. Auf den Sprachstil muss man sich einlassen können. Mir erschien er sehr passend und ich fand das Buch sehr kurzweilig und informativ.
- Jana Oliver
Aller Anfang ist Hölle
(737)Aktuelle Rezension von: BlutmaedchenMeine Meinung:
Mit Jana Oliver öffnet wieder eine mir noch unbekannte Autorin eine Tür in die Welt der Fantasie. "Die Dämonenfängerin - Aller Anfang ist Hölle" ist der Auftakt der ersten weiblichen Dämonenfängerin Riley Blackthorne, die plötzlich mitten zwischen Himmel und Hölle steht...
Die Geschichte beginnt recht unterhaltsam und witzig. Wir lernen die siebzehnjährige Hauptprotagonistin Riley kennen, die einem kleinen Dämon in einer Bibliothek einfangen soll. Sie ist zwar noch ein Lehrling, aber dafür hat sie den besten Meister, den es geben kann. Paul Blackthorne ist nämlich nicht nur unter den Dämonenfängern bekannt, berüchtig und ein guter Lehrer, sondern auch ihr Vater. Es liegt Riley im Blut Dämonen zu fangen - auch wenn sie die erste weibliche Fängerin in der Zunft ist.
Im Dämonenindex ist die Rede von Dämonen, die je nach Gefährlichkeit eingestuft werden. Dabei geht es von Einsern (kaum gefährlich, aber lästig) über Dreier (katastrophal) bis zu Fünfner, die das schlimmste überhaupt darstellen. Riley's Auftrag in der Bibliothek scheint ein leichter, es ist immerhin nur ein Einser... Sie erledigt ihn, indem sie ihm Gedichte vorliest und schließlich vor sich wegdämmert. Eins zu Null für das Mädel. Doch so ganz einfach ist es dann doch nicht, als plötzlich die Bücher aus ihren Regalen fallen und über alle herfallen, während im Hintergrund ein grausiges Lachen ertönt...
Am Ende landet sie, mit Dämonenurin verschmiert, blutig und zerkratzt vor der Zunft, um Rede und Antwort über die Katastophe zu stehen, die sie angerichtet hat. Einige wollen sie offensichtlich los werden und ihre Ausbildung beenden, aber Riley hat einige Zuhörer mehr als erwartet.
Riley ist kein normales Mädchen. Sie lebt in einer Welt, wo Menschen und Dämonenfänger nebeneinander leben und auch wenn sie geduldet und akzeptiert werden, gibt es des öfteren welche, die sie als Luzifers Schlampe beleidigen. Manche meiden sie sogar, aus Angst sie könne plötzlich Dämonen beschwören.
Sie beneidet Beck, einen Lehrling ihres Vaters - in den sie sogar mal richtig verknallt war - weil die Beiden gemeinsam auf Dämonenjagd gehen und sie selbst nur Zuhause zurückbleibt.
Als Beck eines Nachts alleine vor ihrer Haustür auftaucht, zerfurcht von einem Kampf, stellt sich Riley's Leben komplett auf den Kopf. Ihr Vater ist tot... Aber Beck verschweigt ihr etwas. Die Dämonen rotten sich scheinbar zusammen, werden imun gegen die bisher stärkste Waffe der Fänger - dem Weihwasser - und wissen noch dazu Riley's Namen - was unmöglich sein sollte!
Jetzt ist Riley alleine und muss ihre Ausbildung bei dem größten Mistkerl aller Meister weiterführen. Nur Simon, ein anderer Lehrling spendet ihr Lichtblicke...
Es ist eine Geschichte über ein Mädchen, was sich vor aller Welt beweisen muss. Was plötzlich nach dem Tod des letzten verblienden Elternteils alleine dasteht und Unmengen an Rechnungen bezahlen muss. Sie steht plötzlich ganz unten und muss sich mit Nekromanten rumschlagen, die den Körper ihres Vaters für ihre perversen Zwecke wieder reanimieren wollen.
"Die Dämonenfängerin" ist eine Geschichte mit vielen fantastischen Elementen und einer sehr sympathischen Hauptprotagonistin. Ich wurde stark mitgezogen, habe über Hintergründe gegrübelt und bin mehr als gespannt, wann der Folgeband auch endlich in Deutschland erscheint!
Fazit:
"Die Dämonenfängerin" fing sehr vielversprechend an. Es gibt viel Witz und jede Menge düstere Kreaturen, die es irgendwie auf Riley abgesehen haben. Nach der Hälfte tölpert die Geschichte vor sich hin und so ganz konnte ich den Sinn nicht entdecken. Es ist wie so oft mit Anfängerbänden: Es wird viel zu viel unwichtiges erzählt, manches ausgedehnt um es sinnvoller erscheinen zu lassen und irgendwie ist es wie ein langer Prolog. Irgendwas ist da im Gange, aber bis zum Schluss erfährt man es nicht. Jana Oliver lässt ihre Leser bewusst im Dunkeln, schafft es aber ein vielversprechendes Ende zu inzenieren.
- Jojo Moyes
Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
(244)Aktuelle Rezension von: EmmaWinterIn den 1930er Jahren hatte die Weltwirtschaftskrise die USA fest im Griff und Präsident Franklin D. Roosevelt setzte mit zahlreichen Reformen (New Deal) dagegen. Die größte Bundesbehörde, die im Zuge dieser Reformen geschaffen wurde, war die WPA (Works Progress Administration). Neben ihrer Hauptaufgabe der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (Bau von Staudämmen, Straßen, Brücken etc.), wurden auch Programme initiiert, die der Allgemeinheit auf anderem Wege zu Gute kommen sollten: Interviewprogramme, Theateraufführungen in der Provinz und die Versorgung der Menschen mit Büchern, um die Bildung zu fördern. Und hier fängt die Geschichte von Jo-Jo Moyes an.
Als in Baileyville im tiefsten Kentucky eine Bücherei mit Lieferservice durch berittene Bibliothekarinnen aufgebaut wird, ist die unglücklich mit einem wohlhabenden Einwohner verheiratete Engländerin Alice eine der ersten, die sich freiwillig meldet. Durch diese körperlich anstrengende und nicht von allen wohlwollend betrachtete Arbeit, lernt sie Freundinnen, das bergige Umland und die Menschen kennen, die sehnsüchtig auf Bücher warten oder sich ihr mit einem geladenen Gewehr entgegenstellen. Zu den entschiedensten Gegnern der Satteltaschenbücherei gehört ausgerechnet ihr Schwiegervater, der mit im ehelichen Haushalt mit den papierdünnen Wänden lebt.
Ein wunderbar flott zu lesender Schmöker, der sehr gut unterhält. Ich hatte noch kein Buch der Autorin gelesen und hatte mir dieses gekauft, weil mich die Geschichte der Horseback Librarians sehr interessiert hat, von denen ich schon gelesen hatte. Die Handlung des Roman vereint Liebesgeschichte und Gerichtsfall, Freundschaft und Hass, Dramatik und Witz, vor allem aber ganz viel Faktenwissen über das Satteltaschenbücherei-Programm. Moyes beschreibt die harten Bedingungen, unter denen hauptsächlich Frauen in die entlegensten Winkel geritten sind, um isoliert lebende Menschen mit Lesematerial zu versorgen. Die Freunde und Ablehnung über diesen neuen Service wird ebenso detailliert dargestellt, wie die Lebensbedingungen der armen Bevölkerung in den Bergen oder in den Kohleminen. Umweltzerstörung ist ein Thema, das ich in diesem Roman nicht erwartet hatte, es spielt aber auch eine wesentliche Rolle.
Wer im Internet unter Stichwörtern sucht, wird viele aussagekräftige historische Fotos finden, an denen sich auch die Autorin orientiert haben muss, um Details zu beschreiben: Mit Zeitung tapezierte Hütten, Bibliothekarinnen, die bettlägerigen Personen vorlesen, Kinder, die sich um eine Lesefibel scharren, reißende Flüsse und wackeligen Brücken, die überquert werden müssen.
Ich kann das Buch als Schmöker sehr empfehlen. Das Thema ist unglaublich bewegend und ich werde mich damit noch weiter beschäftigen.
- Akram El-Bahay
Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherstadt
(221)Aktuelle Rezension von: Read-and-CreateDies war mein erstes Buch von Akram El-Bahay und sogleich auch der Auftakt der Bibliothekstrilogie und WOW!! Ich habe mein nächstes Jaheshighlight für 2022. 🤩
In diesem Buch habe ich mich sehr schnell zu Hause gefühlt. Die facettenreichen Protagonisten lernt man nach und nach (besser) kennen - genau wie die unterschiedlichen Schauplätze. Zudem gibt es Überraschungen und Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe!
Es ist eine sehr interessante und fesselnde Fantasygeschichte, die Magie, Kreativität und geniale, sowie bildhaft beschriebene Schauplätze bietet. Durch den lockeren und flüssigen Schreibstil fliegen die Seiten nur so dahin.
- Kai Meyer
Die Spur der Bücher
(245)Aktuelle Rezension von: zwergendruidinBücher von Kai Meyer lese ich seit meiner Kindheit sehr sehr gerne. Es sind phantastische Reisen in unterschiedliche Welten und mit diesem Buch ging es wieder zwischen die Seiten der Welt. Zumindest dachte ich das. Ich hatte mir einfach mehr erhofft. Ganz schlicht und ohne boshaft klingen zu wollen. Meine Vorfreude basierte auf der Vorstellung mehr über die Bibliomantik zu erfahren, mehr über die Entstehung der Häuser, der Familien.. schlichtweg mehr Informationen. Die Protagonistin, Mercy Amberdale, schwört der Bibliomantik aber erst mal ab, sogar den größten Teil des Buchs. Mit ihr konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Ihre Ideale und ihre Vorstellung was Loyalität, Freundschaft und Ehre angehen, sind meiner Ansicht nach sehr löblich und doch steht sie sich regelmäßig selbst im Weg. Mit den verschiedenen Charakteren die im Laufe der Zeit mehr an Bedeutung gewannen oder auch wieder verloren, konnte ich auch keine Bindung aufbauen. Alles blieb oberflächlich und unscheinbar. Leider gab es für mich keine großen Überraschungen oder Enthüllungen.
- John Irving
In einer Person
(134)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderBilly wuchs in den prüden 50er und 60er Jahren in den USA auf. Sein Leben war zwar schon immer sehr bunt und vielseitig, aber seine bisexuelle Neigung, bringt ihn trotzdem zum Taumeln. Seine Familie ist fest im Theater der Stadt verwurzelt und es ist selbstverständlich, dass Männer auch mal Frauen spielen. Billy beobachtet das Spiel mit den Geschlechtern und entdeckt irgendwann in der örtlichen Bücherei die Literatur, die erotische Literatur und durch die Bibliothekarin seine Gefühle. Wem gehören seine Gefühle? Wen will er lieben und in seinem Bett haben? Wie kann er mit seiner Familie und seiner Umgebung umgehen? Billy sucht und läuft und entdeckt.
John Irving nimmt sich wieder einem Thema an, dass in den USA kontrovers diskutiert wird und das Buch erschien fast zeitgleich mit Barack Obamas Aufruf, die Homoehe einzuführen. Es ist die Entdeckungsreise eines Jungen und auch eine Geschichte der schwulen Bewegung und John Irving benützt Klischees um diese dann doch auszuräumen. Ein großes, wichtiges und durch die vielen Theaterbesuche und gelesenen Bücher, sehr literarisches Buch. Eine Wucht!
- Irene Vallejo
Papyrus
(158)Aktuelle Rezension von: Johannes_FrederkingDas Buch erzählt vor allem - andere als der Untertitel vermuten ließe - die Geschichte des physischen Buches und weniger die Geschichte der Literatur. Die Anfangspassagen über Alexander und das Streben nach s Anhang größten Bibliothek der Welt haben mir sehr gefallen. Das Buch strotzt vor Insights und Anekdoten, z.B. zu Sappho und der Rolle von Frauen in der Literaturgeschichte. Einige der Kapitel fand ich allerdings auch recht langweilig bzw. langwierig, weshalb ich sehr viel länger als gedacht an diesem Buch gelesen habe. Für einen kundigen Leser sind diese Kapitel und Details sicher hochinteressant. Für jemanden mit einer großen Leidenschaft für Literatur (weniger für das Produkt Buch) hat "Papyrus" einfach seine Längen. Das ließe sich v.a. durch eine gezieltere Ansprache der gewünschten Zielgruppe optimieren.
- Christian Detoux
Bibliomania
(51)Aktuelle Rezension von: seschatDas 160 Seiten starke Buch von Steven Gilbar ist ein wahres Kleinod für alle Büchernarren bzw. Bücherfreunde. Obschon es bereits 2014 erschienen ist, hat es nichts an Aktualität und Faszination eingebüßt. Im Gegenteil, hier kann der passionierte Leser noch einiges Spannendes wie Wissenswertes rund ums Thema "Buch" erfahren, was nicht nur Statistikfans jubilieren lässt.Inhaltlich wird viel und vor allem Fakten in Listenform geboten. Ob es nun um die Entstehung des ersten Buchs, die ältesten Bibliotheken, das schwerste Buch, schreibende Mediziner, Autorenpseudonyme, Nobelpreisträger, die ISBN oder bekannte Zitate oder Begriffe aus der Literatur- und Verlagswissenschaft geht, der Autor Steven Gilbar hat an wirklich alles gedacht und sich dabei nicht ausschließlich mit der deutschen Literaturszene beschäftigt, sondern auch die internationale Buchkultur berücksichtigt.
Mich hat Gilbars detailreiche sowie sehr gut lesbare Liebeserklärung an das immer noch aktuelle Medium Buch ab der ersten Zeile begeistern können. Allerdings sei auch verraten, dass ich selbst an Bibliomanie und -philie leide :-)
FAZITEin faktenreiches Buch für Büchernarren, das sich schnell und mit Gewinn lesen lässt. PS: Der Untertitel ist Programm. - Marah Woolf
BookLess 3. Ewiglich unvergessen
(532)Aktuelle Rezension von: buchfeemelanieGenre: Fantasy
Erwartung: Ein spannendes Finale
Meinung:
Der Schreibstil ist gut und flüssig geschrieben.
Leider kann dieses Buch nicht mit Band 1 mithalten.
Die Protagonisten waren von ihrer Entwicklung her gleichbleibend. Aber auch hier war ich ein oder zwei mal überrascht, wie naiv gehandelt wurde. Was mir gut gefallen hat war die Freundschaft und der Zusammenhalt.
Ich habe ein spannendes Finale erwartet. Leider war das letzte Buch für mich über einige Strecken langatmig. Ich musste mich dann doch mal etwas aufraffen weiterzulesen und nicht zu überblättern.
Das Ende hat mir gut gefallen.
Fazit: nur 3 Sterne von mir
- Markus Walther
Bibliophilia. Am Ende des Buchlands
(7)Aktuelle Rezension von: SeelensplitterMeine Meinung zum Abschluss der Reihe:
Buchland
Bibliophilia Am Ende des Buchlands
Aufmerksamkeit:
Diesen Punkt findet ihr auf meinem Blog.
Inhalt in meinen Worten:
Nachdem das Buchland zusammenbrach, muss Beatrice, nachdem sie Mutter geworden ist, retten, eigentlich will sie nicht, aber wie das nunmal so ist, das Buchland schreit nach ihr, sagt ihr, komm zurück - doch was Nemo damit zutun, und warum ist manches ganz anders, als es auf den ersten Blick aussieht, das kann euch nur Beatrice mitteilen, oder doch eher der Autor?
Wie ich das gelesene empfand:
Dieses mal hatte ich eine wahre Hassliebe zur Geschichte, obwohl ich wirklich die Idee hinter dem Buchland genial finde, war dieser Teil der Reihe für mich der Teil der mir am schwersten gefallen ist. Somit kam ich auch leider nicht so flott und gut durch die Geschichte wie es bei den anderen Teilen ist.
Irgendwie war es schrill und verwirrend, dann wieder leicht wie ein Schmetterling und bierernst wie der Tod nur sein kann.
Was wäre wenn... dieser Frage begegnete ich so oft in diesem Buch, das es mich wirklich irritierte und ich mich mehrfach wunderte wohin der Autor mich führen möchte.
Letztlich war es mir irgendwann zu viel und ich hab nur noch das Ende erwartet, das mich dann wieder einmal überraschte und leicht enttäuscht zurückgelassen hat, und andererseits war es genau das Ende, was das Buch brauchte und die Reihe, damit ich als Leserin wirklich einen guten Abstand zur Geschichte finden konnte, aber irgendwie zieht es mich dennoch wieder in das Buchland, und das ist für mich genau das, was der Autor genial geschafft hatte.
Wer kann schon sagen, das ein Autor so verrückt wie seine Geschichte ist und gerade dadurch das Genie versteckt liegt. Einfach besonders.
Die Figuren:
Letztlich hat jede Figur sein Ende bekommen, das ihm gebührt und dann auch wieder nicht, denn die Offenheit ist weiterhin gegeben.
Am meisten berührte mich Beatrice, die einfach ihren Weg ging und es schaffte wirklich zu sich zu finden, dabei aber lernte mit Ängsten und Sorgen umzugehen, Abschied zu nehmen, den Glauben zu finden.
Gerade das ist auch ein Thema im Buch.
Themen im Buch:
Philosophie trifft Glaube und Glaube trifft Philosophie, kann das gut sein? Ja kann es, denn der Autor schafft dadurch eine Sache, an die sich nicht jeder traut. Er schafft das unmögliche und erreicht mein Herz auf eine so geniale Art und Weise und in so vielen Momente, wo ich niemals mit gerechnet hätte, einfach stark.
Ich als Christ kann sagen, das ich etwas entdeckte, was mir gut gefallen hat, aber ich glaube das jeder egal ob nun gläubig oder nicht, etwas für sich in diesem Buch finden wird, was in irgendeiner Form mit „Glauben“ zu tun hat, Glaube ist nämlich mehr als man vielleicht auf den ersten Blick erkennen möchte und mag.
Gut fand ich auch wie der Autor mit der „Angst“ spielte, einerseits weil er aufmalte was Angst ist, andererseits was Angst auslösen kann und wie man „vernünftig“ mit der Angst umgehen kann, oder aber auch nicht. Angst kann eine Faszination sein und zeitgleich kann Angst retten, doch Angst kann auch irrational sein und jemanden dadurch völlig verrückt werden lassen, und genau das fängt der Autor genial ein.
Spannung:
Obwohl sich der Teil für mich etwas gezogen hatte, und ich immer wieder überlegte ob ich nun abbrechen soll oder nicht, war gerade dieser Teil doch der Teil der mich festhielt und mich animierte weiter bis an das Ende zu gehen, und das schafft auch nicht jedes Buch. Deswegen ja in sich ist es Spannend, wenn auch nicht ganz so wie Teil eins und Teil zwei es waren.
Empfehlung:
Wer Band 1 und 2 schon gelesen hatte und wissen möchte, wie es mit Beatrice und ihrem Buchland weiter geht, sollte auf jeden Fall auch diesen Teil lesen, auch wenn es vielleicht etwas mühseliger ist und manches etwas verwirrender und konfuser als man es bisher gewöhnt ist, schafft der Autor es mich zu begeistern, mich zum staunen und zum lachen zu bringen, mir die Kinnlade nach unten klappen zu lassen und dabei mich immer wieder zu überraschen, zu ärgern und mitbangen zu lassen. Genial!
Bewertung:
Nachdem mir leider trotzdem dieser Teil nicht so gut gefallen hatte wie die ersten beiden gibt es nur vier Sterne. Dennoch bin ich dankbar, das ich mit Beatrice an das Ende gekommen bin. - Carolin Gmyrek
Geheimnisvolle Bibliotheken
(12)Aktuelle Rezension von: Frank1Klappentext:
Bibliotheken sind Orte voller Geheimnisse. Sie enthalten Wissen, Schätze, Reichtümer … und manchmal ist das alles ein und dasselbe.
Bibliotheken beherbergen wandelnde Träume, verschlossene Märchen, geheimnisvolle Kreaturen, die sich zwischen den Regalen verstecken und verborgene Welten hinter jedem Bücherdeckel. Der Geruch von altem Papier und Staub weht wie ein ruheloser Geist durch die dunklen Räume und in der Luft liegt das leise Wispern von tausenden Gedanken und Ideen. Wie ein Labyrinth breiten sich kilometerlange Gänge vor einem aus und in jeder Ecke wartet ein Geheimnis, dass einem den Atem rauben kann.
Begleitet uralte Bibliothekare hinein in dieses Labyrinth …
Rezension:
Enthaltene Geschichten:
Ohne Worte – Stefanie Hammes *
Im Anfang war das Wort – Christian Damerow
Wissen ist Macht – Gregor Eder
Der Bibliothekar – Karsten Klein-Ihrler
Das besondere Buch – Thomas Lohwasser, Vanessa Kaiser
Ein Schatz von unermesslichem Wert – Susamme Haberland
Schöne Aussicht – Ju Hornisch
Das Herz des Theaters – Fabienne Siegmund
Der 31. September – Bettina Ferbus
Staub der Ewigkeit – Rainer Baumgärtel
Maledictus – Isa Theobald
Bücher des Lebens – Karin Jacob
Von Staubquasten und Engerlingsschnüfflern – Serena Hirano
Schreiend – Irene Bressel *
Allein zwischen Regalen – Andrea Spille
Elly – Jan-Christoph Prüfer
Die Bibliothek der Drachen – Christian Endres
Der Bibliothekar – Charlotte Erpenbeck
Die älteste Schrift – Daniel Schenkel
Zwei Kisten Weisheit – Christian von Aster
Das letzte Pergament – Paul Sanker
Frater Anselm – Benjamin Nemeth
Die Bibliothek von Bärbel – Olaf Lahayne
Die siebte Bibliothek – Cornelia Röser
Bestandserhaltung – Carolin Gmyrek
Schweigend – Gabriel deVue *Wer gerne liest, kennt natürlich die Magie, die in Bibliotheken herrscht. Während das aber natürlich Magie im übertragenen Sinne ist, geht es in den Kurzgeschichten dieser Anthologie um echte. Mit 26 Beiträgen und 400 Seiten fällt diese Zusammenstellung relativ umfangreich aus. Eine Besonderheit hebt diese allerdings aus der Vielzahl anderer Anthologien heraus: Bei 3 der 26 Geschichten handelt es sich um Bildgeschichten, praktisch Comics ohne Text. (Diese sind in der Liste mit einem * gekennzeichnet.) Jede der 23 Textgeschichten wird von einem Titelbild eingeleitet, dass jeweils ein Buch auf einem Lesepult darstellt, wobei die Umgebung an die jeweilige Story angepasst ist. Bei den einzelnen Geschichten handelt es sich um Fantasy, teils Urban Fantasy, wobei auch leichte Anklänge an Horror und Mystery und sogar Steampunk zu erkennen sind.
Der Bogen der Protagonisten reicht von einer antiken Gelehrten über einen mittelalterlichen Mönch bis zu Studenten aktueller Zeiten, vom Zauberlehrling über eine unsterbliche Bibliothekarin bis zum alternden Gelehrten, der sein Wissen in Sicherheit bringen möchte. Da fliegt eine Bibliothek in einem Zeppelin um die Welt, um neue Bücher zu suchen, in einer fast vergessenen Bibliothek muss nach der Lösung für sich ins Nichts auflösende Landschaften gesucht werden, oder Bücherwürmer brauchen Futter. Fast alle Geschichten finden neue Aspekte, um das Thema aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Da fällt es schwer, einzelne herauszugreifen, um sich ihnen separat zu widmen, zumal es eigentlich keine gibt, die in besonderem Maße aus den anderen herausstechen – weder in negativer noch in positiver Hinsicht. Das Gesamtniveau liegt allerdings hoch. Zumindest was die Textgeschichten betrifft. Bei den textlosen Bildgeschichten fällt es mir dagegen teilweise schwer, die Aussage zu erkennen.
Die Vielzahl der Blickwinkel macht den Reiz dieser Kurzgeschichtensammlung über magische Bibliotheken aus.
Fazit:
In dieser Anthologie dürfte sich für jeden bibliophilen Fantasy-Fan das Passende finden.
Alle meine Rezensionen auch zentral im Eisenacher Rezi-Center: www.rezicenter.blog
Dem Eisenacher Rezi-Center kann man jetzt auch auf Facebook folgen.
- Matt Ruff
G.A.S.
(146)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchDie politische Landschaft hat sich durch ein paar verheerende Kriege gewaltig verändert. Es gibt (fast) keine dunkelhäutigen Menschen mehr auf der Welt. Eine sonderbare Pandemie hat (nur) sie dahingerafft. Die „Neger“, die die Straßen noch bevölkern und allerorts anzutreffen sind, sind Maschinen. Es handelt sich um Androiden, die menschlich aussehen und dem Menschen das Leben vereinfachen und versüßen, weil sie ihnen einen Großteil der Arbeit abnehmen. Androiden werden universell eingesetzt (z.B. als Polizisten, Bauarbeiter, Hausbedienstete etc.). Produziert werden sie von einer Firma des Trillionärs Harry Gant, der sich Größerem verschrieben hat. Neben einer Vielzahl industrieller Unternehmungen strebt Harry Gant auch den Bau des höchsten Gebäudes der Welt, einem neuen „Turm zu Babel“, an. Mutationen haben in der Kanalisation für ein Eigenleben gesorgt. Gegen den so entstandenen gigantischen weißen Hai "Meisterbrau" steht das Zoologische Dezernat der Abwasserbehörde von New York City, das in der Kanalisation mit Booten Patrouille fährt, nahezu auf hoffnungslosem Posten. Und dann gibt es noch den (die Pandemie überlebten) grünäugigen dunkelhäutigen U-Boot-Kapitän Philo Dufresne, der mit seiner Crew und dem U-Boot „Yabba-Dabba-Doo“ Walfänger mit Sahnetorten bombardiert und Jagd auf Ökosünder, wie z.B. Schiffe von Harry Gants Flotte, macht. Eine etwas „verrückte“ Welt, in der jetzt auch noch einer der – eigentlich absolut harmlosen und friedfertigen – Gant'schen Androiden Harry Gants größten industriellen Widersacher, Amberson Teaneck, für immer „ausgeschaltet“ haben soll. Die Jagd nach dem Mörder beginnt und es entpuppt sich ein unheimliches Komplott, dessen Ziel es ist, die Menschheit auszurotten...
G.A.S. hat mich von der ersten Minute an gefesselt und die nur so sprühende Phantasie MATT RUFFs hat mich sofort in ihren Bann gezogen. G.A.S lebt einerseits von dieser (augenzwinkernden) Zukunftsvision und andererseits von den verrückten und schrillen Charakteren, die dem Autor nur so aus seiner Feder „geflossen“ sein müssen. Gekrönt wird das Ganze dann noch von den vielen schrägen Einfällen RUFFs mit vielen Anspielungen und voller parodistischem Anstrich.
- Gunnar Kaiser
Unter der Haut
(43)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchEin geheimnisvoller Mann, Josef Eisenstein, ist Mäzen und Verführer, nicht im sexuellen, sondern ideologischen Sinne. Eines jungen Mannes. Jonathan Rosen. Zusammen gabeln sie junge Mädels auf. Jonathan beschläft sie. Eisenstein ist Voyeur
Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an wie eine Klinge berührt, die leicht über meine Haut fährt mit einem gewissen Druck..... und mir über die mehr als 500 Seiten durchweg Gänsehaut verschafft. Die unterschwellige Spannung ist grandios in drei Erzählsträngen verflochten. 1969, die beiden ungleichen Männer lernen sich kennen und ein spezieller und für Jonathan unvergesslicher Sommer in New York nimmt seinen Lauf. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, als Josef Eisenstein geboren wird, und eine Kindheit einen Menschen prägt. Und dann 1990, als sich Jonathan auf den Weg macht, um die wahre Geschichte seines alten Freundes aus dem Sommer 1969 aufzudecken.
Gunnar Kaiser schafft eine so unglaubliche Atmosphäre, die in den verschiedenen Erzählsträngen durch die spezifische Sprache der Zeit und auch im Buch durch die unterschiedlichen Schriften deutlich gemacht wird.Absolut lesenswert
- Marjana Gaponenko
Der Dorfgescheite
(6)Aktuelle Rezension von: WinfriedStanzick
Wer Bücher, besonders alte Bücher liebt, wer mit Freude und Begeisterung Umberto Ecos „Der Name der Rose“ gelesen oder seine Verfilmung gesehen hat, der wird auch an diesem neuen Roman von Marjana Gaponenko seine ungetrübte Freude haben. „Einen Bibliothekarsroman“ nennt sie ihre Geschichte des einäugigen Ernest Herz, der ziemlich erschöpft und seines exzessiven Liebeslebens überdrüssig ins Kloster geht. Im Stift W. hat er nach dem rätselhaften Selbstmord seines Vorgängers die Stelle des Bibliotheksleiters angenommen. Für Ernest Herz, der Bücher, besonders aber alte Bücher liebt, die Aufgabe seines Lebens.
Sein Vorgänger, Pater Mrozek, hat auf eine sehr kuriose Art seinem Leben ein Ende gesetzt, und weil Herz dessen Wohnung bezieht, verfolgt ihn des Paters Geschichte auf Schritt und Tritt.
Schon bald stößt der aufgeklärte Herz mit seinen Vorstellungen von einer zeitgemäßen Bibliothek auf den Widerstand der konservativen klerikalen Bewohnerschaft und auch der Leitung des Klosters. Immer mehr Zweifel ergeben sich Herz an dem Selbstmord des Vorgängers und als sein Radiogerät, das er ins Kloster mitgebracht hat, nur noch „Radio Gabriel“ empfängt, beginnt sich Herz auf eine spannende und unterhaltsam zu lesende Suche zu machen. Er will wissen, was im Kloster los ist, zumal der Fund eines mittelalterlichen Bestsellers mit dem Titel “Dialogus Miraculorum“, dessen Einband fehlt, seine detektivische Neugier geweckt hat. Warum hat sich Pater Mrozek umgebracht? Wer oder was hat ihn dazu getrieben?
Als Herz im Dorf den schönen Kellner der Gastwirtschaft „Zum Lamm“ trifft, hat er sofort das Gefühl, dieser junge Mann könnte ihm weiterhelfen. Aber was hat dieser für ein Geheimnis?
Mit ihrem neuen Roman hat Marjana Gaponenko die Welt der Bibliothek und die Kultur eines alten Klosters zum Thema eines spannenden Romans gemacht, der mit Gespür für Komik liebevoll erzählt ist, und einen selten so erlebten literarischen Blick für die schrägen und skurrilen Details offenbart.
Ich habe dieses Buch mit Freude gelesen. Gute Unterhaltung ist das auf hohem sprachlichem Niveau. Die Autorin geht virtuos mit der Sprache um und man spürt ihre regelrecht sinnliche Freude an Wörtern, die ansteckend ist.
- Mel Odom
Das Buch der Halblinge: Roman
(12)Aktuelle Rezension von: MelLilaDieses Buch habe ich mal wieder richtig verschlungen. Ich mag einfach Fantasy und kleine Helden ganz groß. Mel Odom beschreibt auch super die Eigenschaften der verschiedenen Rassen und wieso die Bibliothek so wichtig ist, aber auch die Zweifel der Inselbewohner und die Konflikte untereinander. Ich fands echt richtig gut und freue mich auf die anderen Bände aus dieser Reihe.
Das einzige klitzekleine Manko: die sich sehr ähnlichen Namen Kruk (der Halblings-Hauptdarsteller) und Kray (der Zauberer), da musste ich immer arg aufpassen, von wem grad gesprochen wird. Sonst super! - David Whitehouse
Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
(150)Aktuelle Rezension von: DoraLupin..."Es gibt nicht nur den Teil den du liest. Sie fangen schon vorher an. Und sie gehen danach weiter [...]Du nimmst nur für ein paar Seiten daran Teil, für die Dauer eines winzigen, aus der Zeit geschnittenen Fensters "
(aus dem Buch S.138)
Ein herzerwärmendes Buch aber ganz anders als ich es mir dachte. Als ich das Cover sah und den Klappentext gelesen habe dachte ich, dies ist ein nettes Buch mit viel britischem Humor, das man eben im Urlaub weg lesen kann. Dieses Buch ist aber viel tiefgründiger.
Es geht um Bobby dessen Freund eines Tages umzieht und er keine anderen Freunde hat. Da begegnet ihm das Mächen Rosa und ihre Mutter Val. Gemeinsam machen Sie sich auf die Reise mit einem Bücherbus.
Was sich so locker anhört ist aber eigentlich bedrückend. Bobbys Vater misshandelt Bobby und kümmert sich sonst nicht, Rosa ist geistig eingeschränkt (es wird nie erzählt was genau aber vermutlich Trisomie 21) und alle haben im Buch ihre ganz eigenen Probleme. Später kommt noch der Outlaw Joe hinzu der selbst einiges aus der Vergangenheit mit sich herum trägt.
Sehr liebenswerte Charaktere die zeigen wie viel die Kraft und Liebe einer Familie und Freunden vermag.
Einiges ist etwas überspitzt erzählt aber nie vorbei an der Realität.
Ein tolles Buch dem ich 4.5 Sterne gebe, da der mittelteil kurzfristig etwas zäh war.