Bücher mit dem Tag "bernie gunther"
9 Bücher
- Philip Kerr
Die Adlon Verschwörung
(18)Aktuelle Rezension von: FrankDomnickIch war gespannt auf eine Zeitbeschreibung (Drittes Reich), die mir in Romanform so noch nicht bekannt war. Bernie Gunther lebt und arbeitet, nachdem er aus dem Polizeidezernat Alexanderplatz 1934 entlassen wurde, als Hoteldetektiv im Adlon. Das dekadente Leben der Gäste dort wird stimmungsvoll wiedergegeben. Die Geschichte entwickelt durch die kriminellen Machenschaften eines amerikanischen Gastes - Max Reles - einen Sog, der spannend ist und zum Weiterlesen drängt. Die Korruption im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen - Mord und Totschlag inbegriffen - lässt mich als Leser dranbleiben. Der Charakter Bernie Gunther ist vielschichtig und interessant, macht die Spannung aus, er ist zynisch, mutig und doch in gewisser Weise ein totaler Außenseiter, der der Ideologie der Nazis nicht folgen will und nichts mit ihnen zu tun haben möchte und deshalb sehr systhemkritisch daherkommt. Also muss er sich durch seine Ermittlungen wurschteln, die im Adlon beginnen, und ihn später zu den noch wenigen wohlgesinnten Kollegen der Polizei führen. Doch ständig muss er auf der Hut vor den Schergen der SS und Gestapo sein, die ihm misstrauen. Bis dahin also ein vielversprechender Krimi. Als dann plötzlich ein zweiter Teil kam, der in den Fünfzigern in Kuba spielt, war ich wie abgeschnitten, auch wenn die Personen weitergeführt werden. Die erste Teil war zwar noch nicht abgeschlossen und doch kam ich nicht mehr rein und sah es eher als Anhängsel einer unfertigen Geschichte aus der Nazizeit. Das hat meine Bewertung nach unten gezogen. Insgesamt sollte man als Leser Phillip Kerr mit einem seiner anderen Bücher aber noch eine Chance geben. - Philip Kerr
Feuer in Berlin
(33)Aktuelle Rezension von: JosseleDies ist der erste Band der Reihe Philip Kerrs um den Privatdetektiv und ehemaligen Polizisten Bernhard Gunther. Er ist im Original 1989 unter dem Titel „March Violets“ erschienen. Berlin im Jahr 1936 während der Olympischen Spiele. Privatdetektiv Bernhard Gunther, spezialisiert auf das Auffinden vermisster Personen, wird von dem Großindustriellen Hermann Six beauftragt, wertvollen Schmuck wiederzubeschaffen, der aus dem Tresor seiner, zusammen mit ihrem Ehemann ermordeten Tochter gestohlen wurde. Doch noch etwas verschwand aus dem Tresor. Etwas, das in gewisser Weise genauso wertvoll war.
Der Roman ist spannend und handlungsreich erzählt. Es kommen sehr viele Personen vor, darunter auch sehr viele reale Personen. Der Autor hat sich ausführlich mit der Historie beschäftigt, das merkt man dem Buch an. Das betrifft auch die baulichen Gegebenheiten zur damaligen Zeit.
In der Person des Detektivs trägt der Autor aus meiner Sicht etwas zu dick auf. Die zur Schau gestellte Ablehnung des Nazi-Regimes passt zwar zur Charakteristik des Protagonisten mit seinem ausgeprägten Zynismus und Sarkasmus, aber dadurch verliert die Figur an Glaubwürdigkeit. Die extrem bildhafte Sprache ist für mich auch ein bisschen arg überspannt.
Die große Stärke des Romans ist die Verknüpfung realer Personen und Ereignisse mit der fiktiven Handlung. Mit scheint fast, diese Reihe war das Vorbild für Volker Kutschers Gereon Rath Geschichten. Zumindest der Beginn ist ähnlich gut gelungen. Drei Sterne.
- Philip Kerr
Mission Walhalla
(13)Aktuelle Rezension von: P_GandalfDie Reihe um Bernhard Gunther gefällt mir wirklich gut. Kerr schafft es wiedermal ein spannende Geschichte um seinen Zynischen Helden Gunther zu stricken und die düstere Stimmung der Kriegszeit und des Kalten Krieges zu zeichnen.
Die Kriegsverbrechen der Sieger-Nationen bleiben dabei nicht unerwähnt und allein schon deshalb ist der Roman um Längen besser als jeder Hollywood Kinofilm. Die Gräuel der SS und der Wehrmacht stehen außer Frage.
Bernie Gunther steckt wie so oft bis zum Hals in Schwierigkeiten und muss aufpassen, welchem Geheimdienst er was erzählt und - viel wichtiger - wie er überlebt. Davon lebt der Roman. Kerr baut überraschende Wendungen ein. Sein Held kommt an der ein oder anderen Stelle mehr schlecht als Recht dabei weg,
Wer Romane mag, die in dieser Zeit spielen und wer sich mit Bernie Gunthers Charakter anfreunden kann, kommt voll auf seine Kosten. - Philip Kerr
Alte Freunde - neue Feinde
(19)Aktuelle Rezension von: JosseleBei dem Band handelt es sich um den dritten Band der Berlin-Trilogie des Autors um den Privatdetektiv Bernhard Gunther. Er ist im Original 1991 unter dem Titel „A German Requiem“ erschienen. Es ist das Jahr 1947. Bernhard Gunther reist nach Wien, weil sein ehemaliger Polizeikollege Emil Becker, der inzwischen ein bedeutender Schwarzhändler ist, dort unter Mordverdacht im Gefängnis sitzt. Er bietet Bernie über den sowjetischen KGB-Obersten Poroschin ein fürstliches Salär für den Beweis seiner Unschuld. In Wien, das wie Berlin unter alliierter Vier-Mächte-Verwaltung steht, gerät Bernie in die Auseinandersetzungen der jeweiligen Geheimdienste.
Es ist in diesem Roman nicht ganz leicht, den Überblick zu behalten, wer da mit wem paktiert und wer gerade versucht, wen zu übervorteilen und auszutricksen, ja allein schon festzustellen, wer eigentlich auf welcher Seite steht, ist eine Herausforderung, um nicht zu sagen, ein Ding der Unmöglichkeit. Aber damit dürfte Kerr die Realität des Jahres 1947 in den Städten unter der alliierten Vier-Mächte-Verwaltung recht gut getroffen haben. Weniger gut gelungen finde ich, wie Kerr die Realität strapaziert, indem er den 1945 hingerichteten Arthur Nebe im Jahr 1947 noch leben lässt. Historische Romane dürfen aus meiner Sicht sehr gerne die Wirklichkeit erfinden und interpretieren, sofern Exaktes nicht bekannt ist, aber historische Tatsachen zu verleugnen oder zu negieren, geht zu weit, finde ich.
Leider enthält der Roman logische Schwächen, z.B. als Bernie urplötzlich weiß, dass sowohl Max Abs als auch Eddy Holl für die Firma Süddeutsche Industrieverwertungsgesellschaft in Pullach arbeiten (Rowohlt Tb, April 1996, S.123). Davon ist davor nie die Rede und zu Holl hat Berni nie ermittelt.
Überhaupt überdreht der Autor zum Ende die Auflösung. Da wird quasi fast alles in sein Gegenteil verkehrt, was die Geschichte dann sehr unglaubwürdig macht. Ein paar Umdrehungen weniger hätten dem Roman gutgetan. Zwei Sterne.
- Philip Kerr
Das letzte Experiment
(22)Aktuelle Rezension von: JosseleDieser fünfte Teil der Bernhard „Bernie“ Gunther Reihe des schottischen Autors Philip Kerr erschien 2008 unter dem Originaltitel „A Quiet Flame“. Die Handlung schließt unmittelbar an die Handlung des vierten Bandes an. Das Schiff, das Bernie am Ende des vierten Bandes in Genua bestieg, kommt im Jahr 1950 in Buenos Aires an. Dort wird er fast vom Fleck weg von der argentinischen Geheimpolizei SIDE rekrutiert, um zur Ermordung des jungen Mädchens Grete Wohlauf und zum Verschwinden des Teenagers Fabienne von Bader zu ermitteln, deren Vater ein einflussreicher Freund des argentinischen Präsidenten Juan Perón ist. Ein Grund für Bernies Rekrutierung ist, dass er 1932 in Berlin in einem ähnlich gelagerten Mordfall wie nun bei Grete Wohlauf ermittelt hat. Den Täter jedoch hat er damals nicht gefunden. Bernies Vorgesetzter Colonel Montalban vermutet den Täter unter den deutschen Auswanderern.
Neben der aktuellen, im Jahr 1950 in Buenos Aires angesiedelten Geschichte, blickt der Autor dazu abwechselnd ins Jahr 1932 in Berlin zurück. Das ist gut und spannend gemacht, zumal dem Leser von Anfang an suggeriert wird, dass die Ereignisse des Jahres 1932 irgendwie mit denen des Jahres 1950 verknüpft werden.
In dem Teil, der 1932 spielt, tritt Bernie als Kriminalkommissar auf. Das widerspricht leider dem in Band „Im Sog der dunklen Mächte“ dargelegten Lebenslauf, wo Bernie im Jahr 1938, als er zur Polizei zurückkehrt, erstmals zum Kriminalkommissar befördert wird.
Einmal mehr erwähnt der Autor eine ganze Menge real existierender Personen in seinem Roman, die er in die Handlung mit einbaut. Diesmal schickt er voraus und weist in einem Schlusswort erneut darauf hin, dass es sich um eine erfundene Geschichte handelt, dass er sich also die Freiheit herausgenommen hat, auch realen Personen etwas anzudichten. Das ist durchaus in Ordnung so, jedoch hätte ich mir etwas mehr Sorgfalt bei den Namen gewünscht. Mehrfach werden Namen nicht richtig geschrieben, so heißen z.B. die im Roman erwähnten von Beerkamp und Dorge in Wahrheit Bierkamp und Dörge.
Die Geschichte selbst finde ich sehr gut ausgedacht, zumal es um den Tod des Dr. Hans Kammler ja Spekulationen gegeben hat und gibt, so dass die von Kerr gewählte Variante seines Lebens nach dem 3. Reich zumindest vorstellbar ist. Das Setting und Ambiente mit den sowohl jüdischen als auch später vermehrt durch Verbrechen belasteten Flüchtlingen entspricht ja der Realität der damaligen Zeit. Eine tolle Story, die nur ein wenig an den o.a. Nachlässigkeiten, der bisweilen zu bildhaften Sprache Kerrs und der allzu realitätsfernen Unverwundbarkeit des Protagonisten leidet. Vier Sterne.
- Philip Kerr
Das Janusprojekt
(29)Aktuelle Rezension von: JosseleDer vierte Roman mit Bernhard Gunther ist im Original 2006 unter dem Titel „The One from the Other“ erschienen. Ein scheinbar leicht und schnell zu erledigender Auftrag, die Überprüfung, ob ein ehemaliger Kriegsverbrecher noch lebt, führt dazu, dass Bernhard Gunther in eine groß angelegte und raffiniert gestaltete Verschwörung verwickelt wird, die ihn in Lebensgefahr bringt.
Leider gibt es ein paar Nachlässigkeiten zu bemängeln. So wird der Name eines Butlers abwechseln mal Medgyessi und mal Medgyessy geschrieben, zumindest in meinem Exemplar (Rowohlt Tb, März 2009). Ich wundere mich immer wieder, dass so etwas dem Lektorat oder wer immer eine Plausibilitätsprüfung macht, nicht auffällt.
Kerrs Sprache ist bisweilen arg bildhaft, z.B. wenn er schreibt: „Die Diele war, genau wie im Stockwerk darüber, so groß wie ein Busbahnhof.“ (ebd., S. 344) Da wäre ein wenig mehr Zurückhaltung vorteilhafter gewesen.
Kerr erwähnt in diesem Roman sehr viele Namen von Personen, die in Wirklichkeit existiert haben, er mischt Fiktion und Historie. Ich habe mindestens 78 historische Persönlichkeiten gezählt, die zumindest erwähnt werden. Daran krankt die Geschichte jedoch auch ein wenig. Es wirkt fast so, als habe Kerr versucht, möglichst viele Namen unterzubringen und sei es nur durch Nennung des Namens. Ich hätte mir gewünscht, dass er da etwas sparsamer vorgegangen wäre und dafür die Personen mehr in die wirkliche Handlung integriert hätte.
Die Atmosphäre des Jahres 1949 hat der Autor in dem Roman gut getroffen, zumindest gleicht sie den Geschichtskenntnissen, die ich habe.
Die Falle, die Bernie gestellt wird, ist sehr raffiniert ausgedacht, ja für meinen Geschmack etwas zu raffiniert, um lebensnah und auch nur annähernd realistisch zu sein. Sei drum, das kann einem Krimi auch mal guttun. Aber wie Bernie in ein Dilemma nach dem anderen läuft und sich jedes Mal mit Hilfe des stets im richtigen Moment die Bühne des Geschehens betretenden Zufalls daraus herauswindet, das ist ein bisschen zu viel des Guten, um noch gut zu sein. Drei Sterne.
- Philip Kerr
Böhmisches Blut
(12)Aktuelle Rezension von: novellistAls Fan der Bernie-Gunther-Reihe war für mich auch dieser Roman aus der Feder des Schotten Philipp Kerr natürlich Pflichtlektüre. Philip Kerr begleitet seine Figur den Privatdetektiv Bernie Gunther von der Weimarer Republik bis in die Nachkriegszeit nach Kuba. Mit "Böhmisches Blut" fügt er nun eine Handlung ein, die im Jahr 1941 im "Reichsprotektorat Böhmen und Mähren" spielt.
Kerr versteht es geschickt, Spannung bis zur letzten Seite aufzubauen. Er verbindet auch diesmal historische Ereignisse mit einer fiktiven Handlung. Seine Figur Bernie Gunther erscheint dabei wie ein Zeitreisender. Wem diese Art Geschichtsunterricht gefällt, den wird dieses Buch in seinen Bann ziehen.
Zu empfehlen sind auch die anderen Bücher aus der Reihe, die erst ein Gesamtbild des bewegten Lebens von Bernie Gunther geben. - Philip Kerr
Im Sog der dunklen Mächte
(20)Aktuelle Rezension von: JosseleHierbei handelt es sich um den zweiten Band des Autors um den Privatdetektiv Bernhard „Bernie“ Gunther. Das Buch ist im Original 1989 mit dem Titel „The Pale Criminal“ erschienen. Die Inhaberin eines Verlages beauftragt das Detektivbüro von Bernhard Gunther und seines Partners Bruno Stahlecker mit der Suche nach einem Erpresser. Außerdem beunruhigt eine Reihe von Morden an jungen Frauen Reinhard Heydrich so sehr, dass er Bernhard Gunther zurück in den Polizeidienst zwingt. Er soll als Leiter einer Sonderkommission den Serienmörder fassen.
Dieser Krimi ist ein echtes Highlight für geschichtsinteressierte Leser, die Spaß daran haben, nebenbei das Internet zu benutzen, um nach den im Roman erwähnten Personen, Orten, Gebäuden oder Ereignissen zu recherchieren. Ich habe mich mindestens so lange damit beschäftigt, wie mit der eigentlichen Lektüre. Es ist bemerkenswert, wie tief Philip Kerr in die Geschichte eingestiegen ist, um daraus einen Roman zu kreieren. Ich habe allein – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – 47 historische Persönlichkeiten gezählt, die in dem Buch Erwähnung finden.
Anschaulich versteht es der Autor auch, die Atmosphäre der damaligen Zeit lebendig werden zu lassen, diese Stimmungslage zwischen Aggression und Verlorenheit, je nachdem, wie man zur damaligen Regierung stand. Insbesondere die Stiefmutter eines der Mädchen, Hildegard Steininger, verkörpert, finde ich, diese absolute Resignation.
Zusammenfassend ein wirklich sehr guter, spannender, atmosphärisch dichter Krimi, bei dem ich zusätzlich noch viel gelernt habe. Leider ist die Auflösung mit der Zuspitzung auf die Reichskristallnacht doch etwas zu künstlich und fragwürdig geraten. Vier Sterne.
- 8
- 12