Bücher mit dem Tag "arabien"
161 Bücher
- Noah Gordon
Der Medicus
(2.218)Aktuelle Rezension von: Ben_GrassMan hätte meinen müssen, dass ein Schriftsteller sich wenigstens ein wenig mit der historischen Realität des Hochmittelalters auseinandersetz. Teilweise sind die historischen Ungenauigkeiten so schwerwiegend, dass ich schallend lachen muss. "Auf´s Töpfchen gehen" "Eine arme Handwerkerfamilie die in einer 4 Zimmer Wohnung lebt" "Ein 9 Jähriger, der von seiner Mutter in genauer Siedlungsgeschichte unterrichtet wird" "Niemand hat Arbeit und alle hungern, aber als die Mutter stirbt sind auf einmal alle Köstlichkeiten des Mittelalters verfügbar."
Wahrscheinlich waren meine Erwartungen einfach zu hoch, nachdem ich historische Romane wie Umberto Ecos "Der Name der Rose" oder auch "Friedhof in Prag" geradezu verschlungen habe.
Ein US-Amerikaner schreibt halt meist für den heimischen Markt, da kann es schon etwas seicht und ohne Tiefe sein. Historische Recherche zum Thema scheint hingegen nebensächlich.
- Paulo Coelho
Der Alchimist
(2.048)Aktuelle Rezension von: Rose_1997Mir wurde das Buch empfohlen und für mich war es ein Reinfall. Ich habe das Buch schon mit Skepsis entgegengenommen und es mag auf jeden Fall Menschen geben, denen das Buch Kraft gibt, vielleicht dazu animiert eine andere Perspektive einzunehmen, aber bei mir hat es nicht funktioniert. Mir sind die Weisheiten zu einfach gedacht, zu wenig differenziert und nicht unbedingt übertragbar auf das „echte“ Leben. Muss es das sein ? Nein, wahrscheinlich nicht, aber dann frage ich mich, warum ich dieses Buch lesen sollte ? Als netter Zeitvertreib oder als Unterhaltungsprogramm? Vielleicht, aber dann kann ich es auch lassen.
- Renée Ahdieh
Zorn und Morgenröte
(913)Aktuelle Rezension von: ElOlorDeUnLibroSsobald sich der Kalif eine Braut nimmt, lässt er sie am nächsten Tag hinrichten. Sharzad lässt sich dies nicht länger gefallen und meldet sich freiwillig als Braut, jedoch nicht um hingerichtet zu werden, sondern um den Kalifen zu töten. Was Sharzad nicht bedacht hat: sie entwickelt aufrichtige Gefühle für den Mörder so vieler Frauen...
Meine Meinung:
Das Buch fing toll an und der Schreibstil ist durchgängig faszinierend. Man kann sich die Welt sehr gut vorstellen und auch die Charaktere fnad ich schön gezeichnet. Allerdings konnte das Buch mich bis zum Schluss nicht in seinen Bann ziehen, es fiel mir zu keiner Zeit schwer, aufzuhören mit dem Lesen.
Der Cliffhanger am Ende lässt mich eher unbeeindruckt zurück und ich weiß nicht, ob ich weiterlesen möchte...
Fazit:
Tolle Idee und toller Anfang, aber ohne Beständigkeit und daher leider schnell wieder zu vergessen...
- Amiira Ann
Sonnenaufgang im Todestal
(58)Aktuelle Rezension von: Anna_Kabelka... ,das zeigt Amiira Ann in ihrem Buch "Sonnenaufgang im Todestal". Sie schreibt von ihrem Leben mit ihrer Familie im Jemen. Es werden viele Besonderheiten der Kultur, der Menschen und des Lebens dort preis gegeben und man bekommt einen wundervoll ehrlichen und authentischen Einblick in die Höhen und Tiefen dieser Familie , die sie in diesen Jahren erlebt haben.
Amiira Ann schreibt von tollen, wunderbaren und aber auch herausfordernden Erlebnissen, die sie mit Gott gemacht hat und so auch Gott neu kennenlernen durfte.
Besonders toll fand ich, wie Gott heute immer noch Menschen benutzt um zu heilen und sie darin zu verherrlichen.
- Andreas Eschbach
Das Jesus-Video
(771)Aktuelle Rezension von: Gina_GrimpoMein erstes Buch von Andreas Eschbach, aber bestimmt nicht mein letztes.
Schon allein die Grundidee ist richtig interessant: bei Ausgrabungen in Israel wird das 2000 Jahre alte Skelett eines Mannes gefunden, der als Grabbeigabe die Bedienungsanleitung für eine Video-Kamera bei sich hat. Als wäre das alles noch nicht mysteriös genug, handelt es sich bei dieser Kamera um ein Modell, dass erst in einigen Jahren auf den Markt kommen wird. Handelt es sich um einen Zeitreisenden? Und warum wurde nur die Bedienungsanleitung, nicht aber die Kamera gefunden?
Die Idee, Jagd auf eine Kamera zu machen, die möglicherweise ein Video von Jesus von Nazareth zeigt, ist gleichzeitig simpel, aber dabei unglaublich kreativ und vor allem buchfüllend. Mir war zu keiner Sekunde langweilig, obwohl das Video über große Strecken des Buches nur eine Vermutung ist, nie aber ein Beweis vorliegt. Man rätselt und fiebert als Leser mit, ob die Kamera wohl je gefunden wird, falls ja, was die Aufzeichnung wohl enthalten mag, grübelt darüber, was das für die Menschheit bedeuten würde.
Auch ohne explizit Atheist oder strenggläubig zu sein, entwickelt die Erzählung einen Bann, dem man sich nur schwer entziehen kann. Andreas Eschbach hat unterschiedliche Charaktere erschaffen, die zwar einigen Klischees entsprechen, dabei jedoch auf ihre Art und Weise glaubwürdig wirken. Die unterschiedlichen Erzählperspektiven geben ein ordentliches Tempo vor, dass vor allem zum Ende hin nochmal angezogen wird. Dabei wirkt die Geschichte aber nie hektisch oder überladen.
Leseempfehlung, nicht nur für Thrillerfans.
- Jonathan Stroud
Bartimäus
(664)Aktuelle Rezension von: BlintschikDas Buch kann unabhängig von den anderen Büchern gelesen werden, da es mit der eigentlichen Geschichte nicht viel zu tun hat. Es erzählt einfach von einem alten Abenteuer von Bartimäus. Allerdings erfährt man nicht besonders viel Neues von ihm. Dennoch ist das Abenteuer unterhaltsam und genauso humorvoll erzählt wie seine anderen Geschichten. Die Geschichte hat auch einen gewissen Spannungsbogen und, wie ich finde, sogar bessere Charaktere als in der Hauptreihe. Also an sich ein tolles Buch für alle die noch mehr von Bartimäus lese wollen, man aber nicht unbedingt gelesen haben muss.
- Charlotte Thomas
Das ferne Land
(40)Aktuelle Rezension von: ImlammenienCandia, 1645: Die junge Katharina muss ihre Interimsheimat Candia (Kreta) verlassen, als die Insel von den Türken erobert wird. Als sie erfährt, dass ihr Ehemann, ein Kaufmann, im heutigen Jemen verstorben sein und ihr reiche Weihrauchvorräte hinterlassen haben soll, macht Katharina sich gemeinsam mit ihrer Haushälterin Jokasta und ihrem kampferprobten Diener Pjotr auf die Reise. Und weil die eigene Reisekasse schmal bestückt ist, übernimmt sie den Auftrag den ebenso so charmanten wie zwielichtigen Massino Bagliani zu beschatten, der verdächtigt wird ein als Spion für die Türken gegen die Venezianer zu arbeiten. Doch um ihre Reise antreten zu können, muss sie Bagliani zunächst einmal davon überzeugen als ihr Reiseführer zu wirken – und Massimo ist alles andere als willig…
In gewohnt gekonnter Manier setzt Charlotte Thomas auch in diesem Roman ihre vielschichtigen Charaktere in Szene und schickt Katharina & Co auf eine abenteuerliche Reise. Erfreulicherweise wird der Leser nicht zu Beginn des Romans von einer Vielzahl von Figuren erschlagen, stattdessen werden diese nacheinander und in überschaubarer Reihenfolge eingeführt. Und so hat der Leser Katharina, Jokasta, Pjotr und alle anderen schon bald liebgewonnen und kann sich über deren Schrullen und Schwächen ebenso wundern wie auch den Kopf schütteln. Gemischt mit einem tollen Cocktail aus Spionageabenteuer, Liebesgeschichte und Reiseerzählung begleitet der Leser Katharina von Kreta nach Ägypten und auf die arabische Halbinsel und es ist den faszinierenden Beschreibungen der Autorin zu verdanken, dass man als Leser auf jeder Seite das Gefühl hat, mit allen Sinnen auf dieser Reise dabei zu sein.
Eine besondere Freude ist zudem das liebevoll gestaltete Buch mit seinen hübschen Illustrationen und seinem stimmungsvollen Cover – hier auch ein dickes Lob an den Verlag und die verantwortlichen Illustratoren.
FAZIT: Ein ebenso spannender wie in jeder Hinsicht unterhaltsamer Reiseroman, in dem der Leser die Figuren mit allen Sinnen durch einen äußerst faszinierenden Landstrich begleiten darf. Definitiv ein Buchtipp!
- Renée Ahdieh
Rache und Rosenblüte
(347)Aktuelle Rezension von: tsukitia16Band 2 konnte leider nicht mit Teil 1 mithalten.
Zum ersten, die Charaktere waren diesmal deutlich blasser als sonst. Ihnen fehlte ihre vorherige Einzigartigkeit und ihre Persönlichkeit, die sich auch in ihrem Handeln widerspiegelte. Man hätte sie auch durchaus austauschen können und man hätte kaum einen Unterschied gemerkt. Man merkt zwar, dass die Autorin es immer wieder mal schaffte so wie in Band 1. Artan als neuer Charakter konnte deutlich besser umgesetzt werden als die altbekannten Personen. Aber insgesamt war es dann doch nicht überzeugend.
Am Anfang des Buches dachte ich noch, dass Teil 2 die gleiche Spannungskurve wie der Vorgänger haben könnte. Aber leider hörte das nach ungefähr der Hälfte des Buches auf. Ich kann leider nicht so genau begründen, woran es lag. Aber irgendwie fehlte mir die Spannung und ich hatte das Gefühl, ich muss weiterlesen - nicht ich will weiterlesen. Also anders gesagt: Es gab ziemlich viele langweilige Momente beim Lesen. Band 1 war noch super interessant und spannend geschrieben und in Band 2 merkte ich zu sehr, dass ich gerade lese (ein Zeichen für mich, dass es nicht spannend für mich ist - ich muss im Buch versinken können).
Beim Nachfolger war da irgendwie die Luft raus als hätte die Autorin keine Lust mehr gehabt weiterzuschreiben. Vor allem der Schluss war so schnell abgehandelt, sodass ich mit Gefühl zurückgelassen wurde: Das war's dann also schon? (Ich habe nachfolgende Spoiler so allgemein wie möglich gehalten, aber es sind dennoch irgendwie Spoiler - für alle die Teil 2 noch nicht gelesen haben.) Die ach so gefährliche Hexe war dann nicht mal annähernd gefährlich. Ein (eigentlich sehr trauriger und dramatischer) Tod bekam ein paar Tränchen und ein paar nette Worte verpasst, und das war's dann auch schon. Spoiler für diejenigen die Teil 1 noch nicht gelesen haben: Chalids Fluch wurde dann so einfach gelöst, sodass es schon an Lächerlichkeit grenzte. Der lebt ernsthaft jahrelang mit diesem Fluch und dann ist die Lösung so verdammt einfach?! Also insgesamt fehlte mir die Ideenkraft und vor allem die Leidenschaft.
Ein weiteres Problem, dass ich hatte war, dass man versucht hat künstlich Spannung aufzubauen. Da griff die Autorin in die gern genutzte literarische Trickkiste. Lassen wir die Charaktere unüberlegt und unorganisiert handeln und Schwups sind die Personen in Gefahr. Und Gefahr bedeutet Spannung. Aber leider ist die Umsetzung in solchen Fällen wenig elegant umgesetzt. Genauso auch wie hier. Es wird dadurch nicht spannender, sondern man ärgert sich nur darüber, dass die Personen sich so dumm verhalten - mehr nicht. Wieder ein Beweis für die Lieblosigkeit der Geschichte.
Aber nach all dem Negativen gibt es auch ein paar Lichtblicke: Es war nicht durchgehend langweilig und immer mal wieder zeigten die Charaktere ihre Persönlichkeit. Zudem kommt ja auch Artan als neuer spannender Charakter ins Spiel (der leider viel zu kurz kommt). Zudem gibt es eine neue kleine Liebesgeschichte, die den Verlauf der Geschichte nochmal etwas aufpeppt. Wieder schafft die Autorin die Umgebung lebendig zu beschreiben und die Charaktere reden wieder in Weisheiten. Das könnte kitschig wirken - und es ist es auch. Aber es passt wunderbar in diese Geschichte rein. Die Dialoge/Gespräche, die im echten Leben cringe wären, unterstreichen das Arabien Nights Flair. Und genau das hat sich auch weiterhin bewahrt: diese wunderschönen 1001 Nacht Vibes. Die Autorin bringt diesmal deutlich mehr fantastische Elemente ein und hat für den Leser ein paar interessante Ideen/Wendungen parat. Auch in diesem Teil gab es eine Karte, aber leider kein Glossar mit den Wörtererklärungen (dafür braucht man dann nochmal Band 1). Die Karte ist trotzdem toll zum Anschauen und wertet das Buch etwas auf.
Insgesamt war das Buch als Abschluss der Reihe ziemlich enttäuschend. Das Buch hatte ein paar gute Momente, die aber leider größtenteils durch die schlechten Aspekte überschattet wurden. Es war ein netter Read - mehr aber auch nicht. Keine Buchreihe die ich empfehlen würde, aber es war auch nicht die schlechteste Reihe. Der Roman war ganz gut, aber eher durchschnittlich. Teil 1 dagegen war besser, aber auch kein absoluter Burner. Kann man lesen, muss man nicht.
- Ilija Trojanow
Der Weltensammler
(165)Aktuelle Rezension von: Christian_FisDer Roman erzählt drei Episoden aus dem Leben von Richard Francis Burton. Diese werden abwechseln aus der Perspektive Burtons und derjenigen eines Einheimischen geschildert, der seine Sicht wiederum Dritten erzählt. Die Geschichten sind vollgepackt mit Informationen und Wissen von drei Kulturen im 19. Jahrhundert. Während Burton in den erste beiden Teilen versucht, sich das Fremde anzueignen, tritt dies im dritten Teil stark in den Hintergrund. Im Laufe des Romans wird Burton unfassbarer und fremder. Stilistisch trägt die Verwendung sehr vieler Fremdwörter zwar dazu bei, die Fremdheit zu betonen, bremsen den Lesefluss aber beträchtlich. Das Aneinanderreihen von direkter Rede macht es dem Leser zusätzlich schwer, sich zurecht zu finden. Am Ende der Lektüre fragte ich mich, was Illija Trojanow mir eigentlich erzählen wollte.
- Verena Wermuth
Die verbotene Frau
(71)Aktuelle Rezension von: -BuchLiebe-Leider konnte mich das Buch nicht überzeugen.Meiner Meinung nach hat der Klappentext auch etwas anderes versprochen als das Buch halten kann.
"Meine Jahre mit Scheich Khalid"... also die beiden haben mehr getrennte Zeit wie gemeinsame Zeit. Ich glaube nicht dass man auch nur auf ein einziges Jahr kommt, wenn man das zusammen rechnet.Dann steht im Klappentext weiter: "Sie beschließen sich nicht länger zu verstecken und zu ihrer Liebe zustehen." Das ist überhaupt nicht der Fall. Bis zum Schluss verstecken sie sich und dann wenn es soweit wäre es wirklich öffentlich zu machen und zu ihrer Liebe zu stehen trennen sie sich statt dessen.
Also ich hatte einfach völlig andere Erwartungen an das Buch.
Mit über 30 ist die Hauptperson doch etwas sehr naiv. Dieses ewige hin und her und die ganzen Streitereien sind schon nervig. Ich kann nicht nachvollziehen wieso sie so an ihm hängt. Was ist an ihm so toll, dass sie das alles nicht sonderlich zu stören scheint? Das kam für mich aus der Erzählung überhaupt nicht raus. Die meisten anderen hätten das vermutlich schon mehrmals beendet.
Mich hat die Geschichte nicht gefesselt, ich fand es eher langatmig. - Ofir Raul Graizer
Ofirs Küche
(73)Aktuelle Rezension von: SarangeIch liebe dieses Kochbuch. Habe es dieser Tage zum zweiten Mal von vorne nach hinten durchgelesen, einschließlich fast aller Rezepte, und mir markiert, welche Gerichte ich in den nächsten Wochen ausprobieren möchte. (Viele. ) Dem ersten Lese-und-Nachkoch-Durchlauf verdanke ich bereits einige tolle Rezepte und die Entdeckung von Ofirs Lieblingsgemüse, der Aubergine, auch für meine Küche.
Dieses Buch ist jedoch nicht nur eine nett kommentierte Rezeptsammlung, sondern eine Philosophie des Kochens und Essens, wie sie mir bisher nur bei einer - ebenfalls jüdischen - Autorin untergekommen ist: in Jeanette Landers autobiografisch gefärbtem Werk "Überbleibsel. Eine kleine Erotik der Küche", das mein Kochen geprägt hat wie bisher kein anderes Buch.
Ofir Raul Graizer nun schreibt zu den verschiedenen Teilen des Kochbuches und zu vielen einzelnen Rezepten so persönliche, warmherzige, humorvolle und zugleich nachdenklich stimmende Einführungen, dass man in jeder Zeile seine Liebe zu diesem Gericht und seiner arabischen / ashkenasischen / sephardischen / usw. Herkunft spüren und beinahe schmecken kann. Die Rezepte sind bodenständig, nach meinen bisherigen Erfahrungen leicht nachzukochen und verzichten auf so irrelevante Dinge wie Kalorienangaben oder die exakte Dauer des Gemüseschnippelns, was sowieso nie stimmt, zugunsten der aus meiner Sicht viel interessanteren Hinweise wie "vegan" oder "glutenfrei". (Vegetarisch sind die Rezepte übrigens alle, wobei das nie an die große Glocke gehängt wird.)
Für die Qualität eines Kochbuches vielleicht am relevantesten: Unsere Küche quoll dieser Tage über vor Taboulé, gerösteten Auberginen, diversen orientalisch duftenden Schmorgerichten und Kaffee mit Kardamom, selbst die Spülmaschine riecht immer noch nach Petersilie und Minze, weil ich meine Lektüre ständig unterbrechen musste, um an den Herd zu stürzen und eine dieser Köstlichkeiten nachzukochen. Was will man von einem Kochbuch denn mehr...
- Helene Wecker
Golem und Dschinn - Eine Liebe nicht von dieser Welt
(111)Aktuelle Rezension von: BlueLeo„Golem und Dschinn“ ist ein Buch, welches dem Genre Historical Fantasy zugeordnet ist. Die Autorin Helene Wecker erschuf eine Geschichte, die ganz anders ist als alles was ich bisher gelesen habe. Das Buch spielt großteils in Manhattan in den Jahren 1899/1900 und die Protagonisten sind, wie der Titel schon erahnen lässt, einen Golem und einen Dschinn. Beide suchen ihren Platz im Leben und vermitteln dem Leser dabei ganz neue Eindrücke von Glück, Freiheit und Liebe.
Was mir besonders gut gefallen hat sind die Beschreibungen von Charakteren, Orten, Gefühlen und dem Leben an sich. In der Erzählung stecken so viel Liebe und Herz, dass ich es einfach nur genossen habe alle Einzelheiten in mich aufzusaugen. Den Orten wird so viel Leben eingehaucht, dass ich beim Lesen beinahe den Staub in der Luft schmecken konnte. Mit stattlichen 600 Seiten ist das Buch natürlich auch ein ganz schöner Wälzer, wer die lebendigen Beschreibungen jedoch zu schätzen weiß, wird jede einzelne Seite genießen.
Bis zum Ende bin ich mit den Hauptprotagonisten leider nicht ganz warm geworden, was ich wirklich schade fand. Trotz allem muss ich ihnen zugestehen, dass sie perfekt zur Geschichte gepasst haben. Bei einem so dicken Buch gibt es natürlich auch sehr viele Nebencharaktere, die unglaublich gut ausgearbeitet und beschrieben sind.Auch wenn das Buch zum Genre Historical Fantasy zählt, so ist es doch viel mehr als das. Es geht um tiefgreifende Themen wie Freundschaft, Andersartigkeit, Gefühle und Liebe. Das Buch erreicht eine Tiefe, die zum Nachdenken und Träumen anregt.
- Güner Yasemin Balci
Das Mädchen und der Gotteskrieger
(10)Aktuelle Rezension von: AnnetteTraksNimet (16) lebt in Berlin. Sie ist die Tochter türkischer Eltern, die sich vor einiger Zeit getrennt haben. Zusammen mit ihrer älteren Schwester wohnt Nimet seitdem bei der Mutter. Diese arbeitet in einer Bäckerei, fühlt sich häufig mit ihrer Lebenssituation überfordert, hat dann Stimmungstiefs und spricht dem Alkohol zu.
Eines Tages bekommt Nimet eine WhatsApp-Nachricht von einem Unbekannten - aufgrund einer Verwechslung vermutet sie. Es entwickelt sich ein kurzes Gespräch, in dem sich der Mann mit Saed vorstellt. Er ist angeblich 22 Jahre alt und erzählt, dass er sich zur Zeit in der Türkei aufhält, wo er sich in Flüchtlingscamps um syrische Kriegsopfer kümmert.
Später gibt er an, dass Nimets Telefonnummer zwar eine willkürlich von ihm eingetippte Zahlenkombination gewesen sei, er sich aber über eine Freundschaft mit ihr freuen würde.
Der Kontakt wird intensiver, und Saed wirkt auf die 16-Jährige nicht nur sanft und verantwortungsbewusst, sondern er macht ihr auch Komplimente, weist sie mit ihrem Einverständnis in die Pflichten eines Muslims ein und lehrt sie vor allem das richtige Beten.Im weiteren Verlauf nennt er sie seine "Verlobte", "Braut", später sogar "Frau".
Parallel dazu lernt Nimet in der Schulmensa eine Cousine ihrer besten Freundin kennen: Nour - geboren als Jacqueline - ist zum Islam konvertiert und lebt streng nach dessen Regeln. Sie zieht Nimet immer mehr in ihren Bann. Es entsteht eine intensive Beziehung, bei der Nour die 16-Jährige immer fester an sich bindet und sie gleichzeitig ihrer Familie und Freunden entfremdet.
Als der Kontakt zu Saed eines Tages abbricht, ist Nimet besorgt und verzweifelt. Bald meldet sich ein Fremder, der sagt, ihr "Mann" sei schwer verwundet und wolle, dass sie so schnell wie möglich zu ihm kommt.
Nour hilft Nimet bei den Reisevorbereitungen: Mit einem Flugticket, einer großen Geldsumme und einer Liste mit Kontaktpersonen ausgestattet, macht sich der Teenager auf zu einer Reise an die türkisch-syrische Grenze.
Fast zu spät merkt sie, dass sie von Saed und Nour benutzt und auf ein Leben im Dienste des IS vorbereitet wurde.
Resümee:Die Journalistin Güner Yasemin Balci ist in Berlin Neukölln aufgewachsen und hat anhand der Summe ihrer umfangreichen Recherchen die fiktive Protagonistin Nimet entwickelt. Die Schlüsselereignisse des "Mädchens" auf dem Weg zur Braut eines "Gotteskriegers" (siehe Titel) schildert sie in diesem Buch.
Nimet ist ein ganz normaler 16-jähriger Teenager türkischer Abstammung, der mit ihrer Freundin Cayenne gerne shoppen und in Discos geht, flirtet, sich für Mode interessiert und schminkt. Zum Islam hat sie kaum eine Beziehung, macht sich im Gegenteil gelegentlich über muslimische Frauen mit Kopftüchern lustig, Verschleierte bezeichnet sie als "Pinguine".
Sie lebt in schwierigen Verhältnissen: Die Eltern sind geschieden, die Mutter kommt mit den neuen Gegebenheiten nicht klar, ist oft depressiv und trinkt zu viel Alkohol. Immer wieder gibt es zermürbende Diskussionen mit den Töchtern, die sich ihrerseits oft uneinig sind. Das alles belastet Nimet sehr.
In dieser Situation treten Saed und Nour in ihr Leben. Sie bieten ihr die Aussicht auf einen neuen Lebenssinn, geben ihr eine zukunftsgerichtete Orientierung und helfen ihr somit bei der Identitätsfindung. Dabei weichen sie kaum von ihrer Seite, sind bei Kummer und Zweifeln sofort zur Stelle. Unverbrüchliche Freundschaft, sinnvolle Aufgaben und das Versprechen von Liebe stehen im Gegensatz zu Nimets bisherigen Lebensumständen und machen sie zu einem leichten Opfer. Seltene kritische Fragen und aufkeimende Ungereimtheiten werden schnell "vom Tisch gewischt".
Nimet merkt erst, als sie bereits an die türkisch-syrische Grenze gereist ist, dass sie missbraucht, einer Gehirnwäsche unterzogen und für den IS angeworben worden ist.
Es ist erschütternd und alarmierend zu lesen, wie einfach und schnell ein intelligentes Mädchen wie Nimet durch geschickte Manipulation in die Fänge des IS geraten kann.
Immer wieder habe ich mich während der Lektüre gefragt, ob sie an irgendeiner Stelle leichtfertig oder blindäugig gehandelt hat. Ich kann dies nur verneinen, wobei ihre familiäre Situation und die generelle Identitäts-unsicherheit eines Teenagers den Anwerbern Saed und Nour natürlich in die Hände spielte und Nimets Bereitschaft begünstigte, sich emotional an die Beiden zu binden.
Die Sprache des Buches ist authentisch den jeweiligen Charakteren angepasst.
Fazit: ein aufrüttelndes Werk, das sowohl Eltern als auch Jugendliche unbedingt lesen sollten. - Samuel P. Huntington
Kampf der Kulturen
(38)Aktuelle Rezension von: HypochrisyDer amerikanische Politikwissenschaftler Huntington stellt in seinem Buch die Frage nach den weltpolitischen Entwicklungen im 21. Jahrhundert. Statt eines harmonischen Zusammenwachsens in einer zunehmend vernetzten Welt sieht er neue Konflikte globalen Ausmaßes entstehen: Konflikte zwischen den Kulturen. Er unterscheidet die zeitgenössische Welt in sieben große Zivilisationen: die chinesische, japanische, hinduistische, islamische, westliche, lateinamerikanische und afrikanische. Die Weltpolitik des 21. Jahrhunderts wird nicht von Auseinandersetzungen ideologischer oder wirtschaftlicher Natur bestimmt sein, sondern vom Konflikt zwischen Völkern und Volksgruppen unterschiedlicher kultureller Zugehörigkeit. - Rajaa Alsanea
Die Girls von Riad
(80)Aktuelle Rezension von: Jana_hat_buecherEine anonyme weibliche Person schreibt an eine Yahoo-Mail-Gruppe einmal wöchentlich, um aus Sicht einer Frau die Geschehnisse in ihrem Umfeld und im Speziellen von ihren Freundinnen zu berichten. Einleitend immer mit einem Zitat oder Gedicht, dann einer persönlichen Stellungnahme zu den Feedbackmails und dann die neusten Geschichten aus dem Leben ihrer Freundinnen.
Das Buch wurde 2005 veröffentlicht und angesichts der Situation u.a. im Iran hat es nicht an Brisanz und Aktualität verloren. Das "wahre" Leben unterdrückter Frauen, aber auch von dem Mut Einzelner sich gegen die sogenannte Tradition zu stellen und für ein freieres und selbstbestimmtes Leben einzutreten. Als Europäerin kann ich mich nur glücklich schätzen in einer Gesellschaft zu leben, die sich frei nennen darf und es immer wieder erschreckend finde in welch mittelalterlichen Zuständen sich andere Länder befinden und Bevölkerungsgruppen unterdrücken. Das Buch gab zwar einen interessanten Einblick, aber von der Schreibweise und Struktur hat es mich leider gar nicht abholen können.
- Jennifer Donnelly
Die Wildrose
(328)Aktuelle Rezension von: annilittleIch muss schon sagen, dass ich ein wenig traurig darüber bin, dass ich meine geliebten Finnegans / Bristows und Baxters gehen lassen muss, aber ich kann ja immer wieder zu ihnen zurückkehren, das beruhigt mich dann doch ein bisschen. Für mich war der Abschluss der Trilogie definitiv der beste Teil der Trilogie und es ärgert mich immer noch, dass am Ende diese eine Sache passiert ist bzw. nicht passiert ist, die mich dann so gestört hat, dass ich am Ende einfach keine 5 Sterne vergeben konnte.
In diesem Band geht es um Seamie, den jüngsten der Finnegans, und Willa , die man bereits im Vorgänger kennengelernt hat und ich muss sagen, dass ich nicht erwartet hätte, dass sie mir so sehr ans Herz wachsen würden.
Zum Schreibstil brauche ich nach drei dicken Büchern, glaube ich, nicht mehr allzu viel sagen. Die Frau hat’s drauf und man kann trotz der Seitenzahl einfach nur so durch die Kapitel fliegen. Ich mag die Kombination aus Spannung, Emotionen (positiven wie negativen) und Herzklopfen.
Nachdem ich den zweiten Band so geliebt habe, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich Seamie oder Willa so gern haben könnte wie Sid und India, weil ich mich mit Letzterer auch so gut identifizieren konnte. Willa und ich könnten unterschiedlicher nicht sein, aber dennoch habe ich so sehr mit ihr mitgefiebert und vor allem mit ihr mitgelitten. Auch Seamie mochte ich gern, ich hatte nur manchmal etwas Probleme, ihn mit dem kleinen Jungen aus »Die Teerose« zusammenzubringen.
Das ganze Buch war einfach spannend, wir befinden uns auf drei unterschiedlichen Kontinenten und das vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs, wodurch man ganz viele Perspektiven eröffnet bekommt und auch viele Dinge erfährt, die man mit dieser Zeit nicht unbedingt in erster Linie erfährt, die aber trotzdem enorm wichtig waren.
Fazit: Ein würdiger Abschluss für eine super Trilogie mit wundervollen Charakteren, die mir viele tolle Lesestunden bereitet hat.
Bewertung Band 3: 4,5/5
Bewertung gesamte Trilogie: 4,5/5 - Alexandra Cavelius
Ich bleibe eine Tochter des Lichts
(11)Aktuelle Rezension von: Angelika123Shirin ist 17 Jahre jung und wohnt mit ihrer Familie in einem jesidischen Dorf im Nordirak. Sie ist zum ersten Mal verliebt, trifft sich mit Freunden und träumt davon, später Jura zu studieren. Eigentlich führt sie ein ganz normales und glückliches Teenagerleben. Bis im Sommer 2014 der sogenannte Islamische Staat über ihr Dorf hereinfällt und plötzlich nichts mehr ist, wie es einmal war. Es folgen Monate des Schreckens. Shirins Familie wird auseinandergerissen und verschleppt, weil sie Jesiden sind und die IS-Terroristen diese für „Ungläubige“ halten. Sie selbst wird wie ein Stück Vieh von Mann zu Mann gereicht, verkauft, verschenkt, ausgeliehen, zwangsprostituiert. Als Haus- oder Sexsklavin wird sie geschlagen und vergewaltigt. Nach den Regeln des IS dürfen Ungläubige als Sklaven gehalten werden und verdienen diese Behandlung regelrecht. Zwangsheirat und Zwangskonvertierung zum Islam sollen dafür sorgen, dass brave Muslime aus ihnen werden. Wer sich dagegen auflehnt, wird noch weiter gequält oder schlimmstenfalls getötet. Mithilfe von öffentlichen Hinrichtungen, Massengräbern und Propaganda-Videos wird die Bevölkerung eingeschüchtert und gefügig gemacht. 2015 gelingt Shirin das Unglaubliche: Sie kann fliehen! Aber auch nach der Flucht sind Angst und Qualen noch lange nicht vorbei. Der Terror in ihrem Kopf geht weiter. Doch Shirin hat einen unglaublichen Überlebenswillen und kämpft voller Mut gegen ihre schrecklichen Erlebnisse an…Dieses Buch zeigt die Schreckensherrschaft des IS und seine barbarischen Methoden aus der Sicht eines jungen jesidischen Mädchens, das in den Monaten ihrer Gefangenschaft die Hölle auf Erden erlebt hat. Doch ist es keineswegs ein Einzelfall – vielmehr steht Shirins Geschichte stellvertretend für die vielen Tausend Mädchen und Frauen, die unter dem IS gelitten haben und immer noch leiden. Ein Buch, das versucht in Worte zu fassen, wofür es keine Worte gibt. Erzählt von einer unglaublich mutigen, jungen Frau, die sich dazu entschlossen hat, über ihr Schicksal zu sprechen, um die unmenschlichen Grausamkeiten des IS öffentlich zu machen.
Shirin mit Alexandra Cavelius und Jan Kizilhan. Ich bleibe eine Tochter des Lichts – Meine Flucht aus den Fängen der IS-Terroristen. Europa-Verlag Berlin. 18,99 Euro.
- Rafik Schami
Die dunkle Seite der Liebe
(117)Aktuelle Rezension von: BibliomaniaEs fällt mir ein bisschen schwer, eine Rezension über dieses Buch zu schreiben.
Vor Monaten hatte ich angefangen "Die dunkle Seite der Liebe" im Urlaub zu lesen. Doch irgendwie bekam ich ganz schlecht einen Zugang. Seitdem ruhte es. Nun habe ich mich wieder damit befasst und musste feststellen, dass der Zeitpunkt oder die Umstände vielleicht einfach ungünstig waren.
Es gibt zwei verfeindete Clans: die Schahins und die Muschtaks. Gefühlt ging es auf den ersten 200 Seiten um ganz viele Generationen beider Clans, die immer wieder im Clinch lagen und immer wieder zwei Liebende aus der jeweils anderen Familie hervorbrachten. Niemals konnten die Väter das dulden, die Kinder wurden quasi immer verstoßen.
Dann aber handelte der Rest des Buch von einer bestimmten Muschtak-Familie, in der der Sohn Farid die Hauptrolle spielte. Auch er verliebt sich, natürlich, in eine Tochter der "falschen" Familie: Rana Schahin. Sie kämpfen um ihre Liebe, jahrelang. Und währendessen wird die Geschichte Syriens erzählt, die Kultur und die Religion Syriens deutlich und vor allem die Probleme, die dieses Land in der Vergangenheit und sicherlich auch heute noch hat. Ein komplexer Roman, der aus verschiedenen "Mosaikteilen" besteht, wie es der Autor selbst ausdrückt. Er teilt sein Buch in verschiedene Bücher, so so gibt es das "Buch des Lachens", das "Buch der Liebe", das "Buch der Farbe", das "Buch des Todes" und noch einige mehr. Erst aus allen Teilen ergibt sich dann eine vollständige Geschichte, die schön und traurig, brutal und liebevoll, lustig und zum Verzweifeln ist.
Doch über allem hängt die Kultur Syriens, die ich so wenig nachvollziehen kann. Zwangsehen, die Bedeutungslosigkeit von Frauen, fehlende Rechte von Frauen, fehlende Gerechtigkeit, übermäßige Brutalität durch das Militär. Folter und Schläge sind an der Tagesordnung, man darf seine Meinung nicht kundtun und immer so weiter.
Für mich ein einziger Aufreger. Dennoch ein gutes Buch und wenn mich diese ganzen Aspekte nicht so aufregen und mir den Lesegenuss nehmen würden, könnte ich sicher auch mehr Sterne vergeben. Ich glaube es ist ein wichtiges Buch, um Europäern die Kultur der Syrer näher zu bringen. Ob es hilft, sei dahin gestellt. - Steffen Kopetzky
Risiko
(68)Aktuelle Rezension von: Nicolai_LevinSeptember 1914, der erste Weltkrieg ist ein paar Wochen alt, als im Westen der schnelle deutsche Vormarsch an sein Ende kommt. Die Fronten verhärten sich, die Soldaten graben sich ein, und die Hoffnung des Berliner Generalstabes auf einen schnellen Sieg verdampft. Deutschland steht im befürchteten Zweifrontenkrieg - und zur See beherrschen die Briten das Geschehen. In dieser prekären strategischen Situation entsendet das Kaiserreich Expeditionen, die das Empire erschüttern sollen. So erhält Letunant Oskar Niedermeyer den Auftrag, von Konstantinopel aus mit einem Expeditionstrupp nach Afghanistan zu gehen und mit dem dortigen Emir den Aufstand der muslimischen Paschtunen loszutreten, denen sich hoffentlich bald die restlichen Muslime in Britisch-Indien anschließen sollen.
Klingt verrückt? War aber tatsächlich so. Steffen Kopetzky hat ein bemerkenswertes Händchen dafür, aus den Fußnoten der Geschichtsbücher jene kuriosen Ereignisse herauszupicken, die spannende Geschichten hergeben und von denen noch nie jemand gehört hat, der nicht speziell vom Fach ist.
Der Roman "Risiko" erzählt die Geschichte dieser deutschen Afghanistan-Expedition, aus der Perspektive des (fiktiven) Funkers Sebastian Stichnote aus München-Giesing. Im ersten Teil der Erzählung begegnen wir ihm im Sommer 1914, kurz vor Kriegsausbruch auf einer Flottenmission im Mittelmeer, die den deutschen Fürsten Wied schützen soll, der von Deutschland und Österreich zum Marionettenkönig von Albanien erhoben wurde (auch so eine herrlich absurde Geschichte am Rande jenes Sommers). Der Krieg beginnt, die Deutschen beschießen mit zwei Kriegsschiffen in einem Husarenstück die algerische Hafenstadt Bône und flüchten dann vor der überlegenen britischen Flotte nach Konstantinopel, wo der Kaiser kurzerhand die Schiffe samt Mannschaft an den (zu jener Zeit noch neutralen) osmanischen Sultan verschenkt, damit sie nicht den Engländern in die Hände fallen. (Schon wieder so eine völlig abgedrehte, aber authentische Begebenheit) Dort wird Funker Stichnote der Afghanistan-Expedition zugeteilt, die wir im zweiten Teil auf ihrer gefahrvollen Reise durch die Türkei, Syrien, Mesopotamien und die Wüsten Persiens begleiten. Diese abenteuerliche Reisegeschichte hat dem Buch in ein paar Rezensionen den Ruf eingetragen, so etwas wie Karl May zu sein, dazu muss man allerdings sagen, es ist - wenn überhaupt - auf alle Fälle Karl May für moderne, intelligente Erwachsene! Der letzte Teil behandelt dann die Zeit der Expedition in Afghanistan und dem Versuch, ihre Mission am intrigenreichen Hof des listig taktierenden Emirs zu erfüllen. Hier macht die Story noch eine fundamentale Wende, biegt von der faktischen Historie ab und erzählt in ihren letzten zehn oder zwanzig Seiten eine völlig alternative Geschichtsschreibung.
Es ist also satt was geboten, eine opulente, unterhaltsame und spannende Lektüre für alle, die sich für exotische Länder, abenteuerliche Reisen und die Geschichte jener Zeit interessieren, Kopetzky rührt ein pikantes Gebräu zusammen, mit Zutaten aus allen möglichen Gewürztöpfchen der Schreibekunst. Dass kontrafaktische Ende wurde kritisiet, aber ich finde, es passt zur fantastischen morgenländischen Erzählkultur (die thematisiert wird), gibt dem Buch seinen eigenen Reiz und zwingt den Leser (wenn es ihn interessiert), nachzuhaken, was von Kopetzkys Fabulierungen nun wahr ist und was nicht.
Denn Steffen Kopetzky ist - und das ist es, was mich am ehesten gestört hat an der Lektüre - das, was man in Baiern ein "Gscheidhaferl" nennt. Er zieht dutzendweise Kuriositäten aus dem Ärmel und erschlägt das Publikum mit seinen Funden. Wo das gesamte Thema schon ein riesengroßes "Das hätten Sie jetzt nicht gedacht!" darstellt, wird es in Summe der Detailzuckerln einfach zu viel: Gegen Zahnschmerzen empfiehlt ein Alpinist aus der Reisegruppe dieses sensationelle neue Hustenmittel von Bayer namens "Heroin", der amerikanische Konsul lässt sich extra aus Atlanta eine braune Limonade kommen, die noch keiner kennt - und alle bestaunen den seltsam geschwungenen Schriftzug auf der Flasche: Coca-Cola. In der kaiserlichen Marine dient ein blutjunger schneidiger Leutnant namens Karl Dönitz (der später in unserer realen Welt die U-Boot-Flotte der Nazis befehligen wird und 1945 nach dem Tode Hitlers in Flensburg noch für ein paar Wochen Reichskanzler spielen darf), der beim Beschuss von Bône den Kellermeister Julien Camus verwundet, dessen kleiner Sohn am Kai zusieht (der Kleine heißt Albert und wird 1960 den Literaturnobelpreis bekommen). Alles möglich, alles vielleicht sogar so geschehen, aber beim Lesen wird es einfach zu viel des Guten.
Davon abgesehen eine feine, intelligente Geschichte, die alles hat, was man für eine unterhaltsame Lektüre braucht.
- Kai Meyer
Die Sturmkönige - Wunschkrieg
(277)Aktuelle Rezension von: Anne_Sawyer4.5 Sterne
Ich liebe den Schreibstil von Kai Meyer. Ich liebe seine Settings, seine Figuren und die ganze Handlung, die er mit dieser Trilogie erschafft.
Allein dadurch dass seine Figuren nicht perfekt sind, macht er sie für mich so lebensnah. Auch schafft er es immer wieder mich zu überraschen.
Die Fantasyelemente und das ganze Setting ist in dieser Triologie einmalig.
Schon auf der ersten Seite war ich wieder in der Geschichte drin und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es ist spannend, berührend und phantasievoll. Ich liebe einfach die ganze Welt, die er mit dieser Triologie erschaffen hat. Jetzt bin ich gespannt wie er die Triologie enden lassen wird.
- Peer Martin
Sommer unter schwarzen Flügeln
(134)Aktuelle Rezension von: FantasticfoxDas Cover ist schlicht und auch der Klappentext eher knapp. Dennoch musste ich das Buch bei der Brisanz des Themas einfach lesen und ich wurde tatsächlich nicht enttäuscht.
Der Schreibstil ist so fesselnd, dass ich das Buch trotz der vielen Seiten relativ schnell durch hatte - ich konnte es kaum aus der Hand legen.
Die Geschichte hinter dem Buch ist sehr aktuell und vielleicht auch gerade deshalb so sehr verstörend und wachrüttelnd.
Der Schreibstil ist sehr intensiv, man kann sich wahnsinnig gut in die Protagonisten hineinversetzen und ist gefühlt mitten in der Geschichte als stiller Beobachter und möchte doch so unendlich viel tun, um Protagonisten davon abzuhalten ins Verderben zu rennen.
Alles in allem ein sehr krasses und wichtiges Buch, das jeder gelesen haben sollte, zum Nachdenken anregt und noch sehr lange nachhallt.
- Tom Hillenbrand
Der Kaffeedieb
(109)Aktuelle Rezension von: Ana80Obediah Chalon, ein junger Mann, der sich an der Börse verspekuliert hat, nimmt einen Auftrag der niederländischen Vereinigten Ostindischen Kompanie an, um dem finanziellen Ruin zu entgehen. Er soll für diese den Türken das neue „Modegetränk“ Kaffee klauen. Die neue Droge ist überall hochbegehrt und die Türken hüten diesen Schatz sehr gut. Wer versucht eine Kaffeepflanze oder eine Kaffeefrucht aus Mokka zu entwenden wird mit dem Tod bestraft. Obediah stellt sich trotz aller Gefahren ein Team aus Spezialisten zusammen. Zunächst scheint auch alles nach Plan zu funktionieren, doch den Auftrag auszuführen wird nach und nach schwieriger, da die Gruppe um Obediah von immer mehr Mächten verfolgt wird…
Dieser Roman ist historisch ziemlich gut recherchiert. Bei allen historischen Fakten die hier vorkommen beleibt das „Geschichte erzählen“ im Sinne von Roman aber immer wieder auf der Strecke. Viele Fakten ließen den Roman für mich eher langatmig erscheinen und der Roman konnte mich nicht packen. Es gab zwar einige spannende Passage, diese konnten in der Summe aber nicht den Rest aufwiegen. Die vielen Charaktere blieben mir fremd und einzelne Ereignisse waren mir zu detailliert beschriebe. Ich muss allerdings gestehen, dass ich auch kein großer Fan historischer Romane bin, diese haben es also vielleicht besonders schwer bei mir.
Möglicherweise ist dies ein Buch für eingefleischte Fans, für mich war es eher durchschnittlich.
- Salwa Al Neimi
Honigkuss
(20)Aktuelle Rezension von: SheylaHonigkuss von Salwa Al Neimi ist in vieler Hinsicht ein Augen öffnendes Buch für jemanden wie mich, der sich bislang nie mit der fernöstlichen Sichtweise auf Erotik beschäftigt hat.Salwa Al Neimi nimmt auf uraltes, arabisches Wissen und Schriften fast in Vergessenheit geratener Gelehrter Bezug. "Honigkuss" ist gleichsam das Portrait einer sinnlichen, selbstbewussten Frau und ein Einblick in das Doppelleben einer ganzen Gesellschaft.Die Sprache ist eindringlich, unverblümt, bidlhaft, offen.
Die Botschaft büßt etwas an Authentizität ein, weil die Protagonistin von sich selbst getrieben scheint. Sie ist intelligent, stolz und auf ihre Art bodenständig. Dennoch habe ich als Leserin das Gefühl, dass sie trotz ihrer zelebrierten Unahängigkeit nicht glücklich ist. Die Wörter "Liebe" und "Geliebter" lehnt sie bewusst ab, sondern bleibt auf rein körperlicher Ebene.
Was Du von "Honigkuss" nicht erwarten kannst: Einen durchstrukturierten Plot mit reicher Figurenkonstellation.
Was Dich in "Honigkuss" erwartet: Die Gedanken einer interessanten Frau, die sich selbst, ihre Bedürfnisse und ihren Körper kennt. Eine Ahnung alter orientalischer Weisheit.
Fazit: 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!
- Elif Shafak
Die vierzig Geheimnisse der Liebe
(63)Aktuelle Rezension von: AleksandraKlappentext: "Ella ist vierzig Jahre alt, hat einen Ehemann, drei Kinder im Teenageralter und ein schönes Zuhause in einer amerikanischen Kleinstadt. Eigentlich sollte sie glücklich sein, in ihrem Herzen breitet sich aber eine Leere aus, die früher von Liebe gefüllt war. Als Gutachterin für eine Literaturagentur taucht sie tief in einen Roman über den Sufi-Dichter und Mystiker Rumi und die vierzig ewigen, geheimnisvollen Regeln der Liebe ein. Trotz der Ansiedlung im 13. Jahrhundert scheint ihr der Roman immer mehr eine Spiegelung ihrer eigenen Geschichte zu sein. Zusehends distanziert von ihrem Ehemann, beginnt Ella, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen. Sie besucht den Verfasser des Buches, Aziz Zahara, mit dem sie sich schriftlich schon rege und sehr persönlich ausgetauscht hat - und erfährt eine derart grundlegende persönliche Veränderung, wie sie es sich nie hätte ausmalen können."
Dieses Buch habe ich nicht wegen dem Cover ausgesucht. Ehrlich gesagt, verstehe ich den Zusammenhang zu der Geschichte gar nicht. Das Buch habe ich ausgesucht wegen Rumi. Wegen des Suffismus. Wegen der Liebe, Wegen der Geschichten von Ella und Shams-e Tabrizi.
Das Buch ist in einer sehr gepflegten, leicht anspruchsvollen aber bildlichen Sprache geschrieben. Es handelt von zwei voneinander unabhängigen Geschichten, in zwei vollkommen unterschiedlichen Zeiten, die trotzdem am Ende ineinander gehen und ein wundervolles Ganzes abgeben.
Suffismus ist der Hauptaugenmerk der Geschichte über Rumi und Shams-e Tabrizi. Diese Geschichte hat mir die Augen in mancher Hinsicht geöffnet. Sie hat mich gelehrt, hat mir Ruhe gegeben und sie hat mich zweifeln lassen. Ich liebte die Geschichten und die Reden, aber ich zweifelte trotzdem an der Richtigkeit. Das wundervolle an dieser Geschichte ist, dass sie aus einigen Blickwinkeln, der verschiedenen Protagonisten dargestellt wurde. Einfach um sich zu vergewissern, dass auch jeder seine eigene Wahrheit, Ziele und Ideale hat.
Ella in der zweiten Geschichte ist eine normale Frau mit einem typisch normalen Leben und einer wundervollen Familie. In dieser Geschichte durfte ich ihre Entfaltung, ihr Kennenlernen des eigenen Ichs sowie die wahre Liebe, erleben.
Das Buch ist mit sehr vielen Weisheiten, Zitaten und kleinen Anekdoten gefüllt.
Trotz meiner Begeisterung verleihe ich nur vier Sterne, weil das Buch hin und wieder zu anstrengend war und es hinterließ mir ein Gefühl der Traurigkeit und Leere ... Ich bin mir auch gar nicht sicher ob ich alle vierzig Geheimnisse herausgelesen habe ...
Auf jeden Fall würde ich das Buch jedem empfehlen, der das mystische sowie religiöse mag und offen für viele neue Eindrücke ist.