Bücher mit dem Tag "alltagsgeschichte"
56 Bücher
- Anna Gavalda
Zusammen ist man weniger allein
(3.330)Aktuelle Rezension von: Zahn-FeeEin interessantes Buch mit besonderen Protagonisten, welche sich im Zusammenleben mit all ihren verschiedenen Charakteren und Eigenarten doch irgendwie ergänzen. Herzerwärmend, wie diese Menschen schliesslich den Weg aus ihrer Einsamkeit finden. Ausserdem eine Hommage an Paris, diese Stadt kann ich mir nun recht gut vorstellen, obwohl ich noch nie dort war. Eine schöne Lektüre, ich habe mich keine Sekunde gelangweilt.
- Theodor Fontane
Irrungen, Wirrungen
(380)Aktuelle Rezension von: eva_caro_seidelDie Bürgerliche Lene Nimptsch und der Adelige Botho von Rienäcker verlieben sich ineinander, doch diese Art der Mesalliance duldet die damalige Gesellschaft nicht.
Botho beweist kein Rückgrad. Als seine Mutter ihn aus finanziellen Gründen dringend bittet, die reiche, aber oberflächliche Cousine Käthe zu heiraten, macht er mit Lene Schluss und stimmt der Hochzeit mit Käthe zu. Lene hat schwer an ihrem Liebeskummer zu knabbern, doch sie lernt später den grundanständigen Gideon kennen und heiratet ihn dann.
Weder Botho noch Lene sind in ihren Ehen glücklich - dies ist das Ende des einfühlend beschriebenen Romans mit feinen Details und Berliner Flair, das den Leser mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Nicht immer gibt's ein Happy End im Leben - und Fontane ist Realist und erzählt genau dies. Ein Klassiker, der unter anderen berühmten Werken seinen Platz hat.
- Jan Weiler
Maria, ihm schmeckt's nicht!
(1.144)Aktuelle Rezension von: MoniqueHJan Weiler schreibt Geschichten die teils basiert sind auf sein eigenes Leben. Dieses Buch beschreibt den Anfangsjahren in seine Beziehung, später Hochzeit und die ersten Lebensjahre. Wichtig ist dabei das er eine Frau geheiratet hat die eine italienische Vater hat. Vieles in dieses Buch dreht um den Vater. Der ist originell und sich selbst. Jeder muss sich ihm anpassen ob er will oder nicht es passiert einfach. Jan kommt dadurch in viele komisch und unmögliche Situationen und erzählt es so als ob man selbst daneben sitzt.
Lachen vorprogrammiert.
- Horst Evers
Für Eile fehlt mir die Zeit
(327)Aktuelle Rezension von: FrieEs war nicht mein erstes Buch von Evers und wird nicht mein letztes sein. Sein Humor ist einfach gut und nach seinen kurzen Geschichten hab ich gute Laune. Schon die erste Geschichte- er ist im Zug eingeschlafen- zeigt, dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt und welche 'bösen' kleinen Wendungen er einbauen kann. Sehr gut sind auch die kleinen Geschichten, die im Verlauf weitergesponnen werden, herrlich. Einziger Kritikpunkt: die ein oder andere Geschichte hätte etwas gekürzt werden können. Eine klare Leseempfehlung.
- Mark Scheppert
Leninplatz
(21)Aktuelle Rezension von: lollo75Der Autor beschreibt in einzelnen Kapiteln, wie und was er in seiner Jugend mit seinen Freunden, Klassenkameraden und der Famile erlebt hat. Er erzählt humorvoll und lebendig von seinen Treffen mit Freunden im "Alfclub", von den "Mitbringseln" aus dem Kaufhaus, von seinen ersten sexuellen Erlebnissen und vielem mehr. Gespickt mit der Umgangssprache der 80er Jahre fühlt man sich in diese Zeit zurück versetzt. Da ich zu denen gehöre, die keine eigenen Erfahrungen mit der damaligen Zeit im Osten Deutschlands hat, hat es mir wenigstens einen Einblick in den Alltag der Jugendlichen ermöglicht und dieser scheint nicht langweilig gewesen zu sein!
Lesenswertes Stück Zeitgeschichte, macht beim Lesen Spaß....
- Robert Fossier
Das Leben im Mittelalter
(15)Aktuelle Rezension von: Viv29Robert Fossier möchte in diesem Buch darüber informieren, wie die einfachen Menschen im Mittelalter gelebt haben, unterteilt dies in verschiedene Bereiche, wie "Stadien des Lebens", "Die Natur", "Verhältnis zu Tieren", "Gruppen", "Wissen" und "Die Seele". Wie man den Überschriften schon entnehmen kann, wird es manchmal ziemlich philosophisch. Wirklich informativ fand ich eigentlich nur die erste Hälfte, aber das ist Geschmackssache.
Prinzipiell sind die Blicke in das Alltagsleben durchaus interessant, es gibt hier viele Informationen, teils detailliert, teils eher von Allgemeinplätzen geprägt. Es findet sich hier nichts, was sich in anderen Büchern zum Thema nicht auch findet. Das liest sich teilweise unterhaltsam, oft aber ist wenig Information in sehr viele Worte verpackt.
Enervierend fand ich zwei Dinge, die auch zusammenhängen. Der Autor läßt keine Gelegenheit aus, uns seine eigene - sehr schwarz-weiß geprägte - Meinung aufzudrängen. Wenn er jemand verurteilen kann, dann läßt er die Gelegenheit nicht aus und ausgesprochen gerne nennt er andere ignorant. Sein Misanthropismus scheint ständig durch und erschien sogar mir als bekennender Misanthropin übertrieben. ("Hören wir also auf, uns mit Entzücken selbst zu betrachten, wie wir es, die Frauen mehr als die Männer, seit Jahrtausenden tun. Gestehen wir vielmehr ein, dass der Mensch eine hässliche und schwache Kreatur ist." - Dem folgt eine ausführliche Auflistung über unsere abstoßenden Zehen, Ohren und wasweißichnoch. Ich erinnere: Das Buch heißt "Das Leben im Mittelalter", nicht "Der Mensch ist eine traurige Maschine".)
Die Einleitungen zu den einzelnen Themen beinhalten stets einen Blick in die heutige Welt, der nur ansatzweise zum Vergleich mit dem Mittelalter genutzt wird, dem Autor wohl eher die Gelegenheit geben soll, sich über die schlechte Welt auszulassen. Die Einleitung über das Leben in Gruppen (nochmal: es handelt sich hier um ein Buch über das Mittelalter) lamentiert eine Seite lang so: "Vor allem aber in den sogenannten entwickelten Regionen wie den unseren, grüßt man sich nicht mehr auf der Straße und hält niemandem mehr die Tür auf. (...) Dabei verbindet sich der eigene Untertanengeist oft mit der Verleumdung des anderen, ganz zu schweigen von der notwendigerweise seltsamen Verbindung zwischen dem Befolgen aller neuen Trends und einem unbändigen Individualismus, wofür heute Fernsehen und Handy die wohl bezeichnendsten Beispiele sind. Die wütende Verteidigung des eigenen Territoriums..." usw. usf.
Es nervt irgendwann, wenn man eigentlich etwas über das Mittelalter lernen möchte und sich ständig durch das persönliche Manifest des Autors arbeiten muß.
Und so findet sich hier Informatives durchaus, aber ich habe es in anderen Büchern auch gefunden und das auf angenehmere und weniger selbstgefällige Weise. Knappe 3 Sterne für den reinen Informationsgehalt. - Peter Orontes
Der Seelenhändler
(24)Aktuelle Rezension von: Michael_GrayWolf von der Klause hat es mit einem Mordfall an einer Familie und mit einer Räuberbande zu tun. Dachte er erst das der Mord mit der Bande zu tun hat, stellt er später fest das es sich um verschiedene Täter handelt. Die Geschichte wird sehr spannend und plausibel erzählt. Auch wie das damalige Leben im Jahr 1385 beschrieben wird ist sehr authentisch. Historische Personen kommen in dem Roman auch vor. Der Schreibstil des Autors hat mir sehr gefallen und man könnte das Buch sehr gut lesen.Das einzige was mir nicht so gefallen hat war die Liebelei mit Katharina von Klingfurth. Ich bin nun mal kein Fan von Liebesgeschichten! Was bleibt ist eine sehr spannende Geschichte aus dem Mittelalter die mir sehr gefallen hat.
- Rainer M. Schröder
Die Medici-Chroniken - Hüter der Macht
(54)Aktuelle Rezension von: chiaraInhalt Sandro Fontana sucht nach einer Möglichkeit sein armseliges Leben hinter sich zu lassen. Aus diesem Grund macht er sich auf den Weg nach Florenz, um dort einen Neuanfang zu wagen. Doch schon bei seiner Rast in einem kleinen Dorf bietet sich dem jungen Mann eine Chance seinen klammen Geldbeutel zu füllen. Denn in der einzigen Gaststätte des Ortes trifft Sandro auf einen alten Freund, der ihn an einem einträglichen Geschäft beteiligt: der Ermordung des Bankiers Cosimo de‘ Medici. Diese Chance lässt Sandro nicht ungenutzt, allerdings auf eine andere Art und Weise wie es sich sein Kumpel vorgestellt hat. Denn Sandro vereitelt den Mord an Cosimo de‘ Medici und gewinnt auf diese Weise das Vertrauen des Bankiers. Für den jungen Mann beginnt ein neues Leben im Umfeld der Medici, denn Sandro will seine Chance nicht ungenutzt lassen und der Familie zeigen, was er kann… Meine Meinung Das Buch „Hüter der Macht“ ist der erste Teil der Trilogie „Die Medici-Chroniken“ und es handelt sich um eine Kombination aus Jugendbuch und historischem Roman. Auf geschickte Art und Weise verwebt Rainer M. Schröder die fiktive Geschichte um den armen Sandro Fontana und der Sklavin Tessa mit den historischen belegten Fakten zu Cosimo de‘ Medici und seinen Gegenspielern. So ist dieses Buches für jeden Leser ab 16 Jahren geeignet. Denn die spannende Geschichte um Sandro und sein abwechslungsreiches Leben spricht die männlichen Leser an, während sich das weibliche Geschlecht für Tessas Leben und ihre Liebe zu Sandro begeistert. Aber auch Erwachsene, die sich für historische Romane interessieren, haben an diesem Buch ihre Freude. Rainer M. Schröder hat ein bemerkenswertes Buch geschrieben, das einen ohne großes Einlesen ins Florenz des 15. Jahrhunderts versetzt. Auf anschauliche Art und Weise wird der Leser mit dem florentinischen Leben, der Stadt an sich und den Figuren bekannt gemacht. So hat man das Gefühl selbst in den Straßen der italienischen Metropole unterwegs zu sein. Dass der Autor sich intensiv mit der Familie Medici auseinandergesetzt hat, wird spätestens im Nachwort ersichtlich, wo Rainer M. Schröder auf die wenigen Informationen zu Cosimo de'Medici hinweist. Während dem Lesen habe ich davon nichts gemerkt. Erst im Nachhinein ist mir klar, dass die Darstellung von Cosimo als unberechenbares Familienoberhaupt wohl in erster Linie auf den wenigen gesicherten Fakten beruht. Rainer M. Schröder hat auch Sandro Fontana gut und vielschichtig dargestellt, so dass ich nach dem Lesen erst einmal einige Online-Enzyklopädien bemühen musste, um herausfinden, ob es diese Person wirklich gegeben hat. Solche historischen Romane liebe ich. Fazit Alles in allem ist „Die Hüter der Macht“ ein gut geschriebener Jugendroman, der sicherlich nicht nur für Jugendliche interessant ist. Ich bin schon gespannt wie es weitergeht und habe mir den zweiten Band bereits in der Bibliothek ausgeliehen. - Bruno Preisendörfer
Als unser Deutsch erfunden wurde
(12)Aktuelle Rezension von: Lesefreund6203Die innere Herausbildung einer Nation
Martin Luther hat die deutsche Sprache, den Wortschatz, die Grammatik, nicht erfunden. Deutsch wurde schon gesprochen, im Alltag benutzt. Mit vielen Dialekten und eher für praktische Zwecke wie den Handel oder Bestellungen eingesetzt. Mal auch für die ein oder andere Erklärung.
Doch die Sprache auch auf oberer Ebene „dem Vlk“ zur Hand zu geben, die Bibel auf Deutsch zu übersetzen, poetisch, heute leicht gedrechselt klingend, das ist nicht nur das wesentliche Element der Herausbildung des Protestantismus, das ist auch eine immense Freiheit für den einzelnen Bürger oder Mitbewohner, der nun „heilige Wahrheiten“ in seiner eigenen Sprache hören kann, mithin sich selbst ein Bild machen kann, von Inhalt und Bedeutung.
Machtwissen, dass über Jahrhundert allein bei den Herrschenden und hier im speziellen bei der katholischen Kirche lag. Machtwissen, mit dem man Angst machen konnte.
In Verbindung mit dem Buchdruck war es fast von heute auf morgen plötzlich möglich, Gedanken zu verbreiten und dies in jener Sprache, die „das Volk“ verstand. Grundvoraussetzung für die Bildung einer allgemeinen, inneren Identität. Und nichts Anderes geschah zur damaligen Zeit und gilt heute als anerkannt im Blick auf das Werden einer Nation. Über die gemeinsame Sprache.
Profund und breit nimmt Preisendörfer in seinem neuen Buch den Lehrer mit und mitten hinein in diese Zeit, wobei er sich beileibe nicht nur über grammatikalische Spitzfindigkeiten auslässt. Im Gegenteil, praktisch wird es, dass Leben der damaligen Zeit in Burg und Stadt, vom Handwerk bis zu den Bauern, von der Häuslichkeit über den tiefen, angstvollen Glauben an die Strafen der Hölle. Selbst die gängige Kleidung, der Umgang und das Verständnis des eigenen Leibes (der „Hülle“) werden penibel in einzelnen Kapiteln betrachtet und sehr bildreich und vielfältig vor Augen gelegt.
Dass da das „Alter“ mitsamt dem „Altenteil“ und die entscheidenden Fragen von Tod und Auferstehung nicht fehlen dürfen, ist selbstverständlich.
Die Sprache und ihre „Ausbreitung“ und Nutzung legt Preisendöfer dabei wie eine große Klammer um all die einzelnen Lebensbereiche und verweist so auch auf wichtige sprachliche Entwicklungen jener „Zeitenwende“, die den Keim für die deutsche Nation gesetzt hat.
Gerade diese Verbindung hinein in das Alltägliche, in Dürers Atelier, in Luthers Pfarrhaus, in Arbeitsstätten hinein bis hin zum (ganz praktischen) Raubrittertum, es wird mehr und mehr deutsch gesprochen und es wird der Alltag der Menschen plastisch und konkret erlebbar. Was den Ausführungen viel „Fleisch“ an den Knochen bringt und den Leser durchgehend hoch informiert zurücklässt.
Vom alltäglichen Überlebenskampf über bildreiche Darstellungen hygienischer „Un-Zustände“ (bis hin zum Ausbruch der Pest) bildet dieses Buch eine überaus realistische Darstellung des „wahren Lebens“ ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Eine sehr zu empfehlende, sehr fundierte, sehr informative Lektüre. - Jenny Eclair
Die Liebe, die uns bleibt
(42)Aktuelle Rezension von: Ilona67Klappentext
Als Edwina beschließt, das Haus zu verkaufen, in dem sie mehr als fünfzig Jahre gelebt hat, werden Erinnerungen wach: an jene glücklichen Tage ihrer ersten großen Liebe und ihre Zeit als junge Mutter. Wehmütig erinnert sie sich auch an ihren Stiefsohn, dessen Namen sie noch immer nicht auszusprechen wagt. Zu schmerzlich sind die Erinnerungen an jene Nacht, die das Schicksal ihrer Familie bis heute überschattet. Doch Edwina kennt nicht die ganze Wahrheit - und die wird sie nur erfahren, wenn sie bereit ist, dem Menschen gegenüberzutreten, den sie niemals wiedersehen wollte ...
Das war nichts für mich. Ich fand Edwina einfach nur sterbens langweilig und auch der Schreibstil konnte mich nicht wirklich packen. Dabei hatte der Klappentext so viel versprochen.......
- Johan Huizinga
Herbst des Mittelalters, Geschenkausg. m. Bildern
(7)Aktuelle Rezension von: CamposolensisEine der schönsten, umfassendsten und detailreichsten Darstellungen zur Kulturgeschichte des Spätmittelalters. Immer wieder gibt es historische Sachbücher, die noch lesenswert sind, wenn selbst jede Einzelerkenntnis inzwischen von neuerer Forschung überholt wäre. Dieses Buch gehört dazu. - Uli Hannemann
Neulich in Neukölln
(29)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer"Und so ist das vorliegende Buch auch eine Art Liebeserklärung an Neukölln geworden, an seinen spröden Charme und den seiner Bewohner. Freilich fällt die Liebeserklärung selbst ein wenig spröde aus; es ist eher ein von Herzen kommendes „Geht das nicht in deinen dämlichen Schädel: Ich lieb dich doch, du blöde Kuh!" Uli Hannemann schreibt über seine Wahlheimat Berlin-Neukölln – mit einer gehörigen Portion Ironie, der einen oder anderen Hyperbel, einem Schuss Wahnsinn und immer auch – Liebe. So sehr er sich auch bemüht, das Schlechteste an Berlins wohl berühmtesten Bezirk – Rütli-Schule, gescheiterte Integration und Hundekacke, um nur drei Dinge zu nennen – herauszukehren, klingt dennoch ein ums andere Mal durch: Ja, dieser Bezirk hat seine Tücken und ist laut und dreckig und trotzdem möchte ich nirgendwo anders wohnen. Nicht jeder Witz zündet, manche Dialoge oder Situationen sind zu bekloppt und skurril und gehen damit haarscharf an der Wahrheit vorbei. Jedoch versteht Hannemann es vorzüglich, dem Leser mehr als ein Schmunzeln abzuringen und ihn zu heftigem innerlichen Kopfnicken zu bewegen. "Gut, getrunken habe ich heute Abend auch was, ausnahmsweise, um die Erkenntnis aufzufrischen, warum man das nicht tut.“ Wer Berliner und/oder Neuköllner ist, wird an diesem Buch höchstwahrscheinlich seine Freude haben. Große Literatur ist es selbstverständlich nicht, aber den Anspruch hat man wohl angesichts des Titels nicht. Uli Hannemann taugt als Kolumnist jedenfalls mehr als manch anderer. „Im Streckenverlauf der U8 (auch Orient-Express genannt) findet ein sukzessiver Austausch der Verrückten statt. In Neukölln steigen zunächst weniger, dafür aber Schwerstverrückte ein – Qualität vor Quantität. Im gemäßigteren Kreuzberg steigen diese wieder aus oder mischen sich mit der Masse zusteigender Mittelverrückter. Vor dem Erreichen von Berlin-Mitte jedoch verlassen dann alle, wie auf ein geheimes Kommando hin, den Zug, denn vor diesem jungdynamischen Ortsteil haben die Verrückten offenbar ungeheure Angst. Sie werden ersetzt durch Leichtverrückte, die ihrerseits auf Weddinger Gebiet fluchtartig einer frischen Kolonne Schwerverrückter weichen. Ich fahre meistens mit dem Rad.“ - Arno Borst
Die Welt des Mittelalters
(6)Aktuelle Rezension von: SokratesWer etwas über mittelalterliche Geisteswelten erfahren möchte, der lese dieses Buch. Arno Borst, bekannter Mediävist, beschäftigt sich in diesem Buch mit Lebenswelten, Begriffsherkünften, Herrschaftsformen und Verständnissen und sozialen Bewegungen wie Bruderschaften, Klöstern oder Laienbewegungen. Das Buch ist keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern richtet sich an interessierte Laien. Entsprechend sind die Informationen aufbereitet, leider ohne Bilder. -- Lesenswert, aber sicher nicht das Beste, was man über Alltagskultur des Mittelalters lesen könnte. - Otto Borst
Alltagsleben im Mittelalter
(5)Aktuelle Rezension von: SokratesOtto Borst, Jahrgang 1924, war Professor für Landesgeschichte an der Universität Stuttgart. Seine „Lebensformen im Mittelalter“ waren eines der ersten Bücher über mittelalterliche Geschichte, die ich mit Begeisterung verschlungen habe. Borst erzählt in seinen, in recht anekdotenhafter Art betitelten Kapiteln vor allem Kulturgeschichtliches aus dem Mittelalter, führt zunächst ein in eine Zeit, die man schwer in Abschnitte einteilen kann. An dieser Stelle versucht er auch mit dem Mythos aufzuräumen, dass es sich beim Mittelalter um eine „dunkle“ Zeit gehandelt habe. Gespickt werden diese sehr plastischen Ausführungen mit einer Reihe von Abbildungen, original Kupferstichen und Urkunden. Das Buch vermittelt einen umfangreichen Einblick in die Kultur des Mittelalters, Sakrales wie Profanes. Das Buch ist anspruchsvoll, aber dennoch verständlich geschrieben. Es vermittelt in plastischer Weise interessante Details einer Welt, die dem Laien trotz Fernsehen und hollywood-reifer Inszenierungen von Laien-Schauspielern eben nicht vermitteln kann: Authentizität durch beleghaftes Arbeiten an den Quellen, mit den Quellen. Ich halte dieses Buch daher für einen Einsteiger in die mittelalterliche Geschichte/Kulturgeschichte für unbedingt lesenswert. - Christina von Hodenberg
Das andere Achtundsechzig
(4)Aktuelle Rezension von: WinfriedStanzick
Schon zum 40. Jahrestag von „68“ haben sich vor allem die männlichen Protagonisten der „Bewegung“ in zahllosen Büchern und Interviews geäußert, immer mit dem Ziel ihre eigene Rolle genau zu definieren und unsterblich zu machen.
Nun in diesem Jahr, der 50. Wiederkehr von Achtundsechzig sind etliche dieser Bücher noch einmal aufgelegt worden, aber auch andere sind erschienen, die eine differenzierten und neuen Blick auf das Geschehen des Jahres 1968 werfen und seine Bedeutung neu definieren. Nennen will ich hier außer dem vorliegenden Buch das von dem Psychoanalytiker Claus Koch, der das Jahr 1968 in einer Geschichte von drei Generationen analysiert und beschreibt. Seine Frage:
„Die Eltern legten das Land in Schutt und Asche. Dann bauten sie es wieder auf, bis ihre Kinder 1968 in Berlin und anderswo es noch einmal anzünden wollten. Um damit die Vergangenheit endlich zum Schweigen zu bringen. Und ihre Kinder? Können sie, jenseits von Stillstand und trügerischer Ruhe das Land noch einmal zu neuem Leben erwecken?“
Seine Antwort: Die Phantasie und die Kraft der jungen Generation, in die Koch viel Hoffnung setzt, wird nötig sein, diese Welt besser zu machen und die Hoffnung darauf nicht aufzugeben.
Christina von Hodenberg hat nach dem Blick auf erstmal ausgewertete Quellen den Eindruck, dass das bisherige Bild der 68 er sehr unvollständig und verzerrt ist. Denn die vor allem männlichen Chronisten haben die prägende Rolle der Frauen damals unterschlagen.
Die Frauen fehlen in dem herkömmlichen Bild von 68. Sie kommen in der großen Erzählung der revolutionären Männer nicht vor. In ihrem Buch "Das andere Achtundsechzig" füllt Christina von Hodenberg diese Leerstelle, erinnert an vergessene Aktivistinnen und zeigt: 1968 war weiblich. - Selim Özdogan
Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist
(72)Aktuelle Rezension von: BuchstabenliebhaberinIch habe das Buch gesehen und musste es haben! Dieser Titel, das Cover (ich hab das Buch mit dem Cover des Hörbuchs), alleine schon als Wohndeko volle 100 Punkte. Doch auch der Inhalt ist eine Wucht. Er ist Schmerz, Leid, Rausch. Junge Liebe, Hoffnungslosigkeit und Verlorenheit der Jugend, eine dicke Jungsfreundschaft, die auf die Probe gestellt wird, junge Frauen, auf der Suche nach Liebe oder Freiheit.
Menschen, die dabei sind, erwachsen zu werden. Die sich noch nicht gut kennen. Wehe, wenn sie auf einander losgelassen.
Junge Liebe zu einer Zeit, als es noch keine Computer und Handys gab, als die Menschen noch abtauchen und verschwunden sein konnten. Als Decke anstarrren noch eine tagesfüllende Beschäftigung sein durfte. Genau so sahen auch meine Zwanziger aus! Ich hab mich darin wiedergefunden, der Zeitgeist von damals, das Gefühl. Der heftige Schmerz, wenn man sich selbst noch gar nicht kennt, aber schon die ersten fiesen Schicksalsschläge hinter sich hat. Und ahnt, da kommen noch mehr ... So wie Alex, der am Leben krankende Dichter, Protagonist dieser bezaubernden kleinen Lovestory. Er tut sich schwer mit seinem Leben, Generation X, alles kann nichts muss, doch ein latenter Druck: Studiere, mach was aus deinem Leben, der Zug fährt schneller ab als gedacht. Dann kommt Esther, die erste große Liebe, bittersüß, rauschhaft, unbeschwert, doch nicht problemlos. Die Hormone fahren Achterbahn, es kommt, wie es kommen muss ...
Mein Fazit:
Ich bin berührt. Ein feines Buch, voller schöner Sätze. Poetisch, und dann wieder voll auf die Fresse, lustig, voll praller Lebenslust und fataler Besäufnisse, Hormonüberschuss und der erste Versuch, seine Bedürfnisse zu artikulieren. Alles, das ganze Leben, irgendwie auf die Reihe zu kriegen. Super! Wer in den 70ern geboren wurde und eine melancholisch-sentimentalen (ja, doch!) Ausflug in seine jungen Erwachsenenjahre machen möchte, ist hier richtig. - Aaron Jakolewitsch Gurjewitsch
Mittelalterliche Volkskultur
(2)Aktuelle Rezension von: SokratesGurjewitsch interessieren die "geistigen Horizonte" einer Epoche: wie dachte man, vor was hatte man Angst, vor was Ehrfurcht. Folglich beschäftigt er sich in seinem Buch Mittelalterliche Volkskultur mit der Frage nach dem mittelalterlichen Weltverständnis. Wie dachte man sich damals die Welt. Das Mittelalter ist reich an Bildern und Metapher, Geistern und Ungetümen. Bekannt vor allem für seine Frömmigkeit und dem steten Wunsch, dies und die nahe Heilserwartung in Bilder auszudrücken. Doch Gurjewitsch beschäftigt sich nicht nur mit den materiellen Hinterlassenschaften, sondern auch mit mittelalterlicher Philosophie und Literatur. Die Frömmigkeitsbewegung erschließt sich für ihn bspw. in den mittelalterlichen Bußbüchern oder der massiven Heiligenverehrung, die spätestens mit dem 10./11. Jh. (fast gleichzeitig mit der einbrechenden Pest) das Mittelalter überrollt. - Gurjewitschs Buch ist sehr speziell; es berührt zwar ein allgemein interessantes Thema, nämlich die Alltags- bzw. Mentalitätsgeschichte, Gurjewitsch behandelt es jedoch als ausgewiesener Fachmann und macht insoweit auch eine wissenschaftliche Studie daraus. Einfach zu lesen ist es daher nicht, sondern muss als wissenschaftliche Fachliteratur für vorkundiges Publikum eingeordnet werden. - Monika Bittl
Ich will so bleiben, wie ich war
(25)Aktuelle Rezension von: Mauela.„Älter werden ist nicht schwer, älter zu sein dagegen sehr“ Dieses Zitat von Detlev Fleischhammel (*1952 deutscher Theologe) ist wohl jedem bekannt. Und tatsächlich kann Jeder wohl die eine oder andere Geschichte ums Älterwerden zum Besten geben und darüber lamentieren dass früher ja alles besser und leichter war. Tatsächlich? War alles besser? Oder bilden wir uns das nur ein? Oder, Gott bewahre, sind wir vielleicht doch tatsächlich selber schuld daran, dass wir nicht nur körperlich, sondern auch noch geistig, alt geworden sind und uns alles Neue erschreckt.
In ihrem Buch „Ich will so bleiben, wie ich bin“ geht die Autorin Monika Bittl genau diesem Älterwerden und seinen seltsamen Blüten, an Hand von Anekdoten aus ihrem Umfeld, auf den Grund. Alltagsgeschichten, wie sie jeder kennt und in denen die Leserin immer wieder eine Freundin oder gar sich selber entdeckt. Dazu kommen Tipps und Anregungen um das Älterwerden nicht ganz so ernst zu nehmen. Auch auf die Suche nach dem Glück macht sich die Autorin und nimmt verschiedene Lebensfaktoren, die angeblich glücklich machen sollen, unter die Lupe. So findet sie zum Beispiel heraus, dass aller Gerüchte zum Trotz, eine Studie besagt, dass Kinder weder glücklich noch unglücklich machen. Obwohl die Informationen sehr interessant sind, gehen sie mir teilweise nicht genug in die Tiefe. Ganz besonders ist mir das beim Thema Glauben und Glück aufgefallen. Hier fand ich den Text zu oberflächlich, so dass der Glaube meiner Meinung nach durch Weglassen von Informationen in ein schlechtes Licht gerückt wird. Vielleicht liegt es auch mit daran, dass ich persönlich andere Erfahrungen mit dem Thema gemacht habe, denn für mich macht Glaube glücklich, weil er mir eine innere Zufriedenheit geben kann.
Insgesamt jedoch ein unterhaltsames, wenn auch nicht sehr in die Tiefe gehendes Buch über das Schreckensgespenst des Älterwerdens und die kuriosen Marotten die manchmal damit einhergehen. Von mir eine Leseempfehlung für alle Frauen ab 40, die über sich selber lachen können, denn an der einen oder anderen Stelle wird sich jede Leserin wieder erkennen. - Werner Rösener
Bauern im Mittelalter
(2)Aktuelle Rezension von: SokratesWerner Rösener's Buch über den Bauern im Mittelalter ist eine gelungene und faktenreiche Überblicksdarstellung über eine Epoche und eine bestimmte, aber überaus wichtige Bevölkerungsgruppe zu jener Zeit. . Um den "Bauern" des Mittelalters in seiner Umwelt zu beschreiben, bedarf es einer sehr umfassenden Darstellung der mittelalterlichen Verhältnisse. War er noch im frühen Mittelalter als eigener gesellschaftlicher Stand nicht greifbar und oftmals noch mit den seit antiker Zeit existierenden Unfreien oder Sklaven vermischt, differenziert sich spätestens im 10./11. Jahrhundert eine eigene Berufs- und Standesbezeichnung heraus. Der milites, cives oder rustici wird erst in dieser Zeit greifbar; parallel hierzu haben sich Lehnswesen und Hufenwirtschaft etabliert und sind die vorherrschenden Ordnungsprinzipien geworden. Und: als sich der untere und mittlere Adel vornehmlich auf den Kriegsdienst spezialisierte und darüberhinaus immer weniger mit Landwirtschaft zu tun haben wollte, fiel den zum Bauernstand gehörenden Personen immer mehr die fundamentale Aufgabe der Ernährungsherstellung zu - unverzichtbar in Zeiten uneffektiver Landwirtschaft, noch technisch schlecht entwickelter Hilfsmittel und fortwährender kriegerischer Zustände im Reich. Rösener geht klassisch vor, nämlich chronologisch. Er beginnt mit den frühmittelalterlichen Zuständen, beschreibt die Herausbildung einer charakteristischen und statischen Siedlungsstruktur und widmet sich dem spätenstens am Ende dieser Phase vorherrschenden System der Grundherrschaft. Danach folgen ausführliche Erörterungen zum Hochmittelalter und dem Spätmittelalter. Das Buch ist thematisch sehr umfangreich, bespricht u.a. auch die Probleme der Forschung (mangelhafte Rekonstruierbarkeit, fehlende Quellen...), widmet sich auch der technischen Entwicklung, den soziokulturellen und anthropologischen Aspekten (Familie, Wohn- und Hofgemeinschaft, Sippe, soziale Schichtung, bäuerliche Bevölkerung). Ein eigenes Kapitel ist schließlich auch den am Ende des Mittelalters einsetzenden Bauernaufständen gewidmet. . Insgesamt sehr gut geschrieben, insbesondere auch für den interessierten Laien erschließbar. Darüberhinaus sehr gut geeignet zur näheren wissenschaftlichen Einarbeitung in die Sozialstruktur des Mittelalters. Mit einigen s/w-Abb. und einem ausführlichen Fußnoten- sowie Literaturapparat versehen.