Bücher mit dem Tag "afrika"
1.912 Bücher
- Yuval Noah Harari
Eine kurze Geschichte der Menschheit
(345)Aktuelle Rezension von: shizu_readsIch habe das Buch etwas über der Hälfte abgebrochen. Der Anfang war durchaus noch spannend und gut aufgebaut, aber dann hatte ich mehr und mehr das Gefühl, dass es sich zu sehr verläuft in den Themen.
Es ist zudem sehr trocken, auch wenn ab und zu mal etwas Humor einfliesst. Nach dem Thema Religion hatte ich einfach keine Energie mehr weiter zu lesen.
Für Leute die sich für sämtliche Themen interessieren, bestimmt ein gutes Werk. Für mich war es leider zu lang.
- Ben Aaronovitch
Die Flüsse von London
(1.859)Aktuelle Rezension von: Angellika_BuenzelEinfach großartig.
Vorab: Wer Tiefe, Emotionen und das übliche Krimi-Feeling will, der könnte enttäuscht werden, weil dieser Roman etwas anders ist, aber aus meiner Sicht: absolut lesenswert. Die Geschichte ist kurzweilig und unterhaltend. Es gibt einiges zum Grinsen, aber auch Momente zum Nachdenken und natürlich Magie, magische Wesen und einige verrückte Inhalte.
- Deon Meyer
Cobra
(122)Aktuelle Rezension von: Mary2Bennie Griessel, Ermittler bei der südafrikanischen Elite-Polizeieinheit, wird in diesem Fall mit einer besonders heiklen Aufgabe betraut: Ein ausländischer Wissenschaftler ist offenbar entführt worden, drei seiner Personenschützer werden erschossen aufgefunden. Alle Patronenhülsen sind mit einem Schlangenkopf („Cobra“) verziert. Der Fall ist besonders heikel, da die politischen Interessen mehrerer Länder berührt werden und der südafrikanische Geheimdienst den Fall an sich ziehen möchte. Griessel und seine Kolleg:innen ermitteln dennoch…
In diesem Roman wird ein paralleler Handlungsstrang um den jungen Taschendieb Tyrone und seine Schwester entwickelt. In rascher Abfolge wechseln die Erzählperspektiven. Meiner Meinung nach ist es Deon Meyer gut gelungen, beide Stränge spannend und verstehbar zu erzählen, bis am Ende für den Showdown beide Perspektiven zusammengeführt werden.
Wieder einmal bin ich beeindruckt, wie viel „Südafrika“ in Deon Meyers Krimi steckt. Land, Leute und Mentalität werden gekonnt eingearbeitet und mit großer Kenntnis und Beobachtungsgabe beteiligt. Neben aller Spannung (die in diesem Band zunehmend steigt!) werden die Leser gedanklich mit nach Kapstadt genommen und unternehmen einen Kurztrip in dieses ganz besondere Land.
Ich bewerte mit fünf Sternen und gebe eine klare Leseempfehlung ab.
In der passenden Reihenfolge gelesen, kann man die Entwicklung des Ermittlers Bennie Griessel am besten nachvollziehen, verstehbar ist der Fall aber auch ohne die Vorgänger.
- Jenny Erpenbeck
Gehen, ging, gegangen
(121)Aktuelle Rezension von: KnigaljubDa macht sich eine knapp 50jährige weiße Schriftstellerin auf, Geflüchtete zu interviewen. Sie lernt, was es heißt, der deutschen Bürokratie auf Gedeih und Verderb ausgesetzt zu sein: Keine Arbeitserlaubnis bekommt man (oder wenn dann nur sehr schwer) beispielsweise und bei Fingerabdrücken in Italien oder anderswo aufgrund des Schengen-Abkommens nicht einmal einen fairen Asylprozess. Ach Mensch, ich bin doch Schriftstellerin, und diese Ungeheuerlichkeiten gehören niedergeschrieben, denkt sie sich. Aber einfach so die Geschichten von Geflüchteten erzählen? Nein, da muss noch literarischer Gehalt hinter: Ich mache einen alten weißen Mann, einen frisch emeritierten Professor der Altphilologie, zum Protagonisten, dann habe ich einen guten Grund für möglichst viele intertextuelle Anspielungen und eine Chance, Abi-Lektüre zu werden…
Zugegeben: Ich weiß natürlich nicht, was die Beweggründe dafür waren, Gehen, ging, gegangen so zu schreiben, wie es geschrieben wurde, aber was ich weiß, ist, dass ich anfangs noch neugierig war, wohin die Reise mit solch einem Protagonisten wohl geht, und dass ich es ganz gut gemacht fand, Richard, den hochgebildeten, angesehenen, wohlverdienenden Egozentriker entlarvt zu sehen. Richard kennt gefühlt die gesamte europäische Literatur in sämtlichen Epochen, zitiert aus Faust und denkt in Brechtschen Versen, aber welche Länder mit welchen Hauptstädten zu Afrika gehören – das weiß er nicht. Und dieser Richard geht nun, verwitwet und seit Kurzem emeritiert, aus einer Art Forschungsinteresse heraus zu einer Flüchtlingsunterkunft und befragt die dort wohnenden Menschen.
Woher kommst du? Warum bist du hier? Warum hast du ein Handy?
Und die Geflüchteten erzählen, denn Erpenbeck lässt nicht nur den alten weißen Egozentriker, nennen wir ihn Akono (dazu später mehr), einen ganz selbstverständlichen Anspruch auf die Geschichten der Geflüchteten erheben, sondern lässt den einen Interviewten mehrfach äußern, dass er den Menschen hier seine Geschichte schulde. Und damit sind wir auch schon bei einem wesentlichen Kritikpunkt an dem Buch: Es reproduziert White Supremacy in einem derart hohen Maß und auf teilweise so subtile Weise, dass ich es irgendwann immer unerträglicher fand, es zu lesen. (Hier: der Schwarze schuldet dem Weißen seine Geschichte). Warum ¾ dieses Buches dem Wurstbrot-und-Tagesschau-Alltag Richards gewidmet sind, mag ja gute Gründe haben, genervt hat es irgendwann dennoch ganz schön. Aber schlimmer ist, wie die Teile, die den Geschichten der Geflüchteten gewidmet sind, erzählt werden. Drei Beispiele:
1. Raschid erzählt:
Wir versuchten wegzukommen. Meine Brüder, meine Neffen, meine Onkel, die Nachbarn. Alle rannten und schrien. Überall lagen Leute herum, alles war voller Blut. Einer meiner jüngeren Brüder hatte sich zuerst in einem Mangobaum am Rand des Platzes versteckt. (S. 112)
--> Raschid erinnert sich also daran, dass es nicht irgendein Baum, sondern ein MANGObaum war, unter dem sich sein Bruder versteckt, nennt aber diesen Bruder nicht beim Namen. Ist das eine realistische Figurenrede oder doch eher eine implizite Exotisierung?
2. Richard erhält ein „Geschenk“ (S. 257) von Raschid, nämlich einen weiteren Teil von dessen Geschichte:
Ich wusste nicht, dass sie das Viertel, in dem meine Firma war, auch schon blockweise abgesperrt hatten. Wir kamen nicht mehr durch. Die Soldaten brachten mich, meine Kinder und auch drei schwarze Angestellte von mir in ihr Lager. (S. 237f.)
--> Raschid charakterisiert seine drei Angestellten also einzig dadurch, dass sie (wie er) „schwarz“ sind. Warum erwähnt er das? Ist das eine realistische Figurenrede oder doch eher eine ziemlich weiße Perspektive, die da durchschimmert?
3. Ein Fest bei Richard.
Als es zu dämmern beginnt, und Richard die Spirituslaternen anzündet, ruft Raschid: Wie in Afrika! Er nimmt eine Laterne und schwenkt sie begeistert. (S. 342)
--> Ja, Raschid sagt „wie in Afrika“. Ist es realistisch, dass er – wie Richard – den ganzen Kontinent über einen Kamm schert?
An dieser Textstelle wird auch deutlich, wie die Geflüchteten, wenn nicht gerade das Opfernarrativ gefüttert wird, gewissen Stereotypen entsprechen (hier: kindlich-fröhlicher Afrikaner). Es scheint, hier wurde versucht, einen gewissen komödiantischen Aspekt einfließen zu lassen. Den Höhepunkt dessen bildet eine Szene im Auto:
Während die drei Nigerianer sich lachend und schubsend hinten hineinzwängen, sitzt Rufu, der Mond von Wismar, schon ernst und still vorn auf seinem Platz neben Richard. […]. Abdusalam beginnt zu singen, und Richard erzählt, dass es über solche Fuhren, wie es diese gerade ist, auch ein deutsches Lied gibt, und beginnt seinerseits: Hab mein Wagen vollgeladen, voll mit Afrikanern! Er weiß natürlich, dass in der Urfassung nicht von Afrikanern die Rede ist, sondern von alten, beziehungsweise jungen Weibern – aber was die Silbenzahl angeht, sind die Afrikaner perfekt. An einer roten Ampel blickt Richard, der noch aus voller Kehle singt, während die Männer hinten klatschen und johlen, und sogar Rufu im Rhythmus mit dem Kopf nickt, zufällig in ein Nachbarauto hinein, darin sitzt eine junge Familie: Vater, Mutter, zwei Kinder – alle die Köpfe zu Richards Auto gedreht, stumm und fassungslos angesichts so vieler ausgelassener Mohren und eines offensichtlich verrücktgewordenen Weißen. Als er mit einem Hüh, Schimmel! Bei Grün wieder anfährt, hört Richard noch, wie hinter der in ihrem Staunen festgefrorenen Familie ein Hupkonzert einsetzt. (S. 198)
--> Stereotyp singende, fröhliche Afrikaner, hier von der Erzählinstanz als M*** bezeichnet, rufen eine dermaßen große „Fassungslosigkeit“ bei einer jungen Familie (vermutlich weiß, denn Hautfarben werden im Buch nur in den unterschiedlichsten Nuancen bei den Schwarzen Geflüchteten beschrieben) hervor, dass sie stehenbleiben und ein Hupkonzert verursachen (übrigens in Berlin, als ob man da nie Schwarze sähe) – spätestens hier hatte Erpenbeck mich verloren. Schön ein bisschen rassistischen Slapstick-Humor einbauen, damit dem weißen Leser die Beschäftigung mit diesem Buch nicht allzu sehr auf den Magen schlägt, oder was war die Intention hinter dieser Szene?
Aber nicht nur fremde Menschen lässt Erpenbeck staunen, auch Richard selbst ist ganz verwundert, dass ein Weihnachtsbild mit einem Schwarzen Geflüchteten „genauso friedlich wie all die Fotos reinrassig deutscher Weihnachtsfeste“ (S. 242) aussehe. Ja, „reinrassig deutsch“ steht da – was auch immer das sein soll, die „reine deutsche Rasse“. Klar, Richard als Protagonist denkt so, aber so unsympathisch und ignorant er auch gezeichnet sein mag, dass er wirklich eine Nationalität (deutsch) als „Rasse“ definiert, finde ich unglaubwürdig. (Übrigens ebenso wie die Tatsache, dass er für einen Arzt dolmetscht (vgl. S. 288) – auf Englisch, denn das ist offensichtlich die Sprache, in der er sich mit den Geflüchteten verständigt. Kann der Arzt wirklich kein Englisch?)
Bleiben wir bei Akono aka Richard: Dieser kann sich nämlich nicht nur die Hauptstädte der afrikanischen Länder nicht merken, sondern kommt auch mit diesen ganzen afrikanischen Eigennamen durcheinander. Also benennt er kurzerhand manche der Geflüchteten um. Immerhin benennt er sie nicht nach sich selbst, sondern nach griechischen Göttern, dennoch benennt hier ein Weißer Schwarze um, was unangenehm an den Umgang mit Sklaven erinnert. Gerade, weil Richard am Ende doch zum White Savior in diesem Buch mutiert, stößt es besonders bitter auf, dass er die Verwendung dieser "Spitznamen" bis zum Schluss durchzieht.
Apropos Schluss: Konsequenterweise ist der natürlich nochmal ganz Richard gewidmet. Konsequenterweise kommt heraus, dass er schon immer ein ignorantes, egozentrisches Arschloch war, auch in Bezug auf seine Frau. Bereits im gesamten Roman hatte sich gezeigt, dass Richard Frauen objektiviert – die Deutschlehrerin der Geflüchteten beispielsweise ist ihm nicht mal einen Namen wert. Stattdessen überlegt er (alter Sack) sich, wie es wäre, etwas mit ihr (junge Frau) zu haben.
Zu dem unsympathischen Protagonisten gesellen sich andere Figuren, die ebenfalls reichlich überzeichnet wirken: der Hölderlinleser Andreas zum Beispiel oder Monika und Jörg, die „ein Restaurant mit vierzig verschiedenen Sorten Büffelmozzarella“ (S. 242) in Italien besuchten, sich aber an dem Anblick von „Afrikanerinnen […] am Straßenrand“ (S. 243) in der Toskana störten und Richard warnen: „Da musst du aufpassen, die schleppen oft Krankheiten ein, Hepatitis, Typhus und Aids. Hab ich zumindest gehört.“ (ebd.)
Auch mitten aus dem Leben gegriffen ist der Tacitus rezitierende Anwalt:
Sie kennen doch sicher den schönen Abschnitt in Tacitus‘ „Germania“ über die Gastfreundschaft unserer Vorfahren? Ja, sagt Richard und nickt. Wenn ich Ihnen die Passage kurz noch einmal in Erinnerung rufen darf? Sie dürfen. Der Anwalt steht auf, geht zu seinem Bücherregal, die Rockschöße wehen im unerklärlichen Bürowind, zieht den Tacitus aus dem Regal und schlägt das kleine Buch an einer Stelle, an der ein Zettel eingelegt ist, auf. […] Und nun beginnt der Anwalt zu rezitieren: Es gilt bei den Germanen als Sünde, einem Menschen sein Haus zu verschließen, wer es auch sei; … (S. 309)
Mit besonders viel Weisheit kann auch Anne, die Fotografin, um sich werfen. Bei Richard ist eingebrochen und Schmuck gestohlen worden, „der Klavierspieler“, dem Richard seit einiger Zeit das Klavierspielen beigebracht hat, steht direkt im Verdacht, denn er habe ja gewusst, dass Richard nicht Zuhause sei. Anne weiß Rat:
Du musst einfach herauszufinden versuchen, ob es dein Klavierspieler war. […] Du denkst also, dass er es war. Du verurteilst ihn, ohne dass er eine Chance hatte, sich zu äußern. Das ist nicht schön. […] Frag ihn, ob er es war. […] Wenn er es wirklich gewesen sein sollte, der dir den Ring geklaut hat, dann schrei ihn an! Sag ihm, dass du, verdammt nochmal, den Ring zurückhaben willst! Mach ihm eine Szene! […] Weil du ihn ernst nehmen musst. Wenn du seinen Verrat entschuldigst, bist und bleibst du der großkotzige Europäer. (S. 316f.)
Weißte Bescheid? Schrei die Leute an, nur dadurch zeigst du ihnen, dass du dich nicht über sie stellst. Was sind das für Figuren in dem Roman? Wo leben die alle? Warum sind die so dermaßen überzeichnet, dass man keinerlei Identifikationspotential geboten, aber permanent Kotzreiz bekommt?
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass Erpenbeck irgendwie schon gute Absichten hatte, aber gut gemeint ist eben nicht automatisch gut gemacht. Neben der oben ausführlich skizzierten (für mich sehr fragwürdigen) Figurenzeichnung war es insbesondere der insgesamt belehrende Ton, der mir missfiel: Nicht nur wurde dem Leser beispielsweise mindestens drei Mal erklärt, was es mit dem Schengen-Abkommen auf sich hat, nicht nur wurde permanent wiederholt, dass die Geflüchteten doch nur arbeiten wollen und nicht können, sondern auch die Einschübe von Elementen klassischer Schullektüre und die rechtlichen Grundlagen von Asylprozessen kamen mir des Öfteren künstlich eingebaut vor.
Mag ja sein, dass Erpenbeck mit der Wahl ihres Protagonisten und dem Raum, den er im Roman im Vergleich zu den Geflüchteten einnimmt, gerade darüber zum Nachdenken anregen wollte, wer eigentlich Geschichte(n) schreibt, wer stets im Fokus steht und wer nicht – für mich ging das vollkommen nach hinten los. Weder schafft sie es, dass man sich mit dem Protagonisten (oder irgendeiner anderen Figur) identifiziert (und dadurch zum Nachdenken angeregt wird), noch erhalten die Schicksale der Geflüchteten genügend Raum, im Gegenteil bleiben die Geflüchteten gesichts- und teilweise namenlose exotisierte „Randphänomene“ in dieser gefühlt schnell niedergeschriebenen und mit möglichst viel Wissen zusammengeworfenen, aber fragwürdige Narrative bedienenden Geschichte. Dass nicht auf Selbstreflexion, sondern Systemkritik, auf der man sich dann ausruhen kann, abgezielt wurde, zeigt auch die provokante Anspielung, die einen fragwürdigen Vergleich zu Judendeportationen zieht:
Jetzt entsteigen den vorderen Mannschaftswagen Polizisten in voller Montur: Kampfanzüge, Helme mit heruntergeklapptem Visier, Knüppel, Pistole. [...] Richard fragt sich, ob tatsächlich 40 schwerbewaffnete Männer notwendig sind, um 12 afrikanische Flüchtlinge aus so einem Heim zu tragen, ganz zu schweigen von den übrigen rund 150 Polizisten, die in den anderen Wagen auf ihr Startsignal warten. Morgen, das weiß er jetzt schon, wird in der Zeitung stehen, wieviel der Einsatz gekostet hat, und die Kosten werden vom Volk der Buchhalter den Objekten des Abtransports als Schuld zugeschrieben werden, wie das auch in anderen Zeiten, wenn Deutschland irgendwen hat abtransportieren lassen, üblich gewesen ist. (S. 258f.)
Was mir am Ende der Lektüre nur bleibt, ist folgende Frage: Warum genau wird/wurde dieses Buch so gefeiert?
- Zadie Smith
Swing Time
(114)Aktuelle Rezension von: AutorinMonaFrickTolles Buch, spannende Geschichte, rund um zwei heranwachsende junge Mädchen, deren Lebensweg völlig auseinandergeht ...
Interessantes Setting, lebendiger Schreibstil. Ich empfehle es auf jeden Fall.
- Franzobel
Das Floß der Medusa
(87)Aktuelle Rezension von: frenx1Mit seinem Buch „Das Floß der Medusa“ gelingt es dem österreichischen Schriftsteller Franzobel, die Frage nach Wert und Beständigkeit der Zivilisation mit einem historischen Stoff zu kombinieren. Sein Sujet ist der Untergang der Medusa, ein Schiff, das 1816 auf dem Weg nach Afrika war und auf eine Sandbank lief.
Historisch ist an Franzobels Buch vieles – gerade auch die Tatsache, dass rund 150 Passagiere auf einem Floß ausgesetzt wurden, da es nicht genügend Rettungsboote gab. Und auch, dass nur 15 von ihnen noch lebten, als das Floß entdeckt wurde.
Dennoch: ein historischer Roman ist „Das Floß der Medusa“ nicht und er will es auch gar nicht sein. Zunächst einmal rollt Franzobel die Geschichte um Menschlichkeit, Zivilisation und Führungsversagen von hinten auf. Er beginnt damit, die Leben der Überlebenden zu schildern. Erst nach und nach kommt er auf die Katastrophe des Untergangs der Medusa zu sprechen. Schließlich erzählt Franzobel nicht nur nicht in chronologischer Reihenfolge, er setzt markante erzählerische Kontrapunkte, um dem bombastisch-grausigen Historiengemälde zu entgehen.
Was am Anfang des Romans noch als störend empfunden wird, ist der Sprung in die Perspektive der Gegenwart. Die historische Annährung entgleitet dem Lesenden, der vielmehr in den Zuschauerraum eines Theaters katapultiert wird. Sympathie und Empathie werden so nicht dem Leser abverlangt, sondern vielmehr das genaue Beobachten und Hinterfragen. Immer wieder baut Franzobel á la Brecht Unterbrechungen ein, indem die Perspektive der Gegenwart eingenommen wird, sodass man sich im historischen Stoff nicht verlieren kann.
Beim Betrachten und Beobachten von Schiffbruch, Rettung und dem Umgang mit der Schuld wird dem Leser recht viel abverlangt. Grausamkeiten wie auch der Kannibalismus auf dem Floß sind allzu detailreich dargestellt. Unweigerlich muss man zu dem Schluss kommen, dass der Mensch von Natur aus „böse“ ist, dass Thomas Hobbes hier zu uns spricht. Menschlichkeit lässt sich eben nicht mehr leben, wenn Menschen um ihr Überleben kämpfen. Doch verwundert es dennoch, wie schnell Menschlichkeit und Zivilisation auf dem Floß über Bord geworfen werden.
Zudem gelingt es Franzobel, mit nur wenigen Handstreichen seine Figuren so zu skizzieren, dass sie als Karikatur ihrer selbst auftreten: Der entscheidungsschwache oder besser: unfähige Kapitän, der sich von einem Betrüger übers Ohr hauen lässt. Die Opfer, die schließlich nicht einmal mit einer Abfindung des Staates rechnen dürfen – geschweige denn Anerkennung. Desillusioniert wird das verklärte Afrika genauso wie auch die Seefahrts-Idylle. Und nicht zuletzt der Glaube daran, dass Zivilisation nicht immer wieder neu erkämpft werden muss.
Mag der Roman an manchen Stellen zu ausufernd und zu grausam erzählen: „Das Floß der Medusa“ ist gerade in seiner Vielschichtigkeit ein grandioses Buch.
- Frank Schätzing
Limit
(592)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchNatürlich lag die Latte für den neuen Schätzing nach Der Schwarm sehr hoch. Doch Limit meistert die Herausforderung souverän und geht nicht nur spannungsmäßig erneut ans Limit: Ohne aus dem Tritt zu geraten, schlägt uns Schätzings neuer Wissenschaftsthriller über satte 1320 Seiten in den Bann übrigens keine ganz leichte Aufgabe, wenn man dabei der irdischen Schwerkraft trotzen muss. Wie die kultigen Science Fiction Schinken aus den 1970er Jahren fängt die Geschichte ganz behutsam an. Schätzing führt seine Figuren sehr sorgfältig ein und entwickelt daraus eine Story, die bald immer rasantere Fahrt aufnimmt. Und er entführt uns in eine Zukunft, die durchaus nicht undenkbar scheint. Der Abbau von Rohstoffen auf dem Mond und ein Weltraumfahrstuhl, der an einem ultralangen Seil in den Orbit klettert, sind bereits heute diskutierte Ideen. Erneut besticht Schätzing dabei durch die gekonnte Verflechtung von Fiction und Science, von Wissenschaft und Thriller. Passagen, die wissenschaftliche Thesen und Zusammenhänge erklären, wechseln sich ab mit Actionszenen, die quer über den Kontinent führen und so manchen Actionfilm blass aussehen lassen. Schon die Liste der Danksagungen zeigt, wie ernsthaft sich Schätzing mit den Themen seines neuen Romans beschäftigt hat. Limit ist ganz anders als Der Schwarm aber genauso gut. Und: Auf dem Mond wiegt der Wälzer ja bald nur noch ein Sechstel
- Timur Vermes
Die Hungrigen und die Satten
(93)Aktuelle Rezension von: RadikaleResignationFlüchtlingskrise- Socialmedia-junges Starlett
Alles dabei, was man für eine unterhaltsame Geschichte braucht. Timur Vermes haut hier richtig um sich: Flüchtende auf der Flucht, begleitet von Medienstars und Medienmachern, Ziel: das rettende Land.
Ein naives Starlett, das sich "verliebt", ein knallharter Geschäftsmann, der Kohle sehen will und mittendrin ein kleines Mädchen (emotional soll es ja auch sein). Er treibt die sowieso irrsinnige Situation komplett auf die Spitze, bis alle vor den Toren stehen und die aber nicht aufgehen. Voll-Katastrophe.
Ich fand das Buch um Längen besser als "Er ist wieder da", die Satire ist natürlich durch das Überspitzen gegeben und natürlich bewegt er sich auf dünnem Eis, wenn man die derzeitige tatsächliche weltpolitische Lage ansieht. Aber (meine Meinung): Gute Satire muss sich auf dünnem Eis bewegen, sonst ist es eine Doku oder ein seichter Groschenroman:-)
- Kristen Roupenian
Cat Person
(87)Aktuelle Rezension von: KataRafOh Cat Person, was hast du mich genervt. Du hast provoziert, geschrien, mich verwirrt, überrascht, mich unterhalten, geekelt und begeistert.
Gleich bei den ersten beiden Geschichten dachte ich, dich muss ich mir nicht geben. Kranke, sadistische Geschichten, mit der Faszination für True Crime spielend. Immer wenn ich Charles Manson lese, höre, schaue, baut sich in mir eine große Abneigung auf und ich verliere das Interesse. Nein, dieser Faszination kann und möchte ich nicht folgen, Andere, bitte, macht.
Nun gut, dachte ich und blieb dabei, auch weil ich Cat Person mit Anderen las. Ja, poentiert, eingängig, schön böse und lustig kann die Autorin ja auch und die Geschichten unterhalten, sehr.
Dann kam Nachtläufer und es packte mich die Begeisterung, eine fast perfekte Geschichte über einen Weißen amerikanischen jungen Mann, der ein Jahr nach dem Abitur "Entwicklungshilfe" in Kenia macht und dabei gehörig auf die Nase fällt. Die Geschichte ist komplex, böse und so entlarvend. Bei Cat Person kippte meine Begeisterung und Liebe fast, nur fast. Denn die Geschichte ist gut, treffend steckt sie den Finger in die Wunde des modernen Datings und bohrt schonungslos weiter in den Geschlechterbeziehungen, auf eine laute, etwas aufdringliche Weise. Überrascht lese ich weiter, märchenhafte Parabeln über Selbstliebe, über Gier, plastisch, klug und verwirrend zugleich. Eine langatmige Variation von Cat Person folgt, hat die mich genervt. Eine versteckt queere Liebesgeschichte, leider schwach. Mit Ekel lese ich eine wirre Geschichte über Hautkrankheiten und Folie à Deux, da möchte ich schon nicht mehr weiter. Puh, nur noch eine Geschichte, naja, die Beißerin vermag mich nicht mehr umzustimmen, ich bin froh, Cat Person zuzuklappen.
Cat Person ist laut, anstrengend, nervig, die Botschaften plakativ, mitunter treffend, mitunter platt.
Und doch, es ist ein gutes Buch, denn es weckt Emotionen. Cat Person ist intensiv, herausfordernd, im Gedächtnis bleibend. - Minette Walters
Der Keller
(93)Aktuelle Rezension von: FerrAbbsGefangenschaft macht etwas furchtbares mit den Betroffenen... Es ändert ihre Art zu denken, handeln und zu reagieren. Das Buch hatte ich in einem Rutsch durchgelesen. Für Psychothriller-Liebhaber ein netter Zeitvertreib. Die Protagonistin handelt fast schon rational irrational..
- Christian Torkler
Der Platz an der Sonne
(68)Aktuelle Rezension von: Walli_GabsDer 1978 geborene Josua wächst vaterlos in einem Entwicklungsland auf. Seine gottesfürchtige Mutter schafft es mit verschiedenen Gelegenheitsjobs gerade so, ihre drei Kinder zu ernähren, aber eine Wohnung mit fließendem Wasser oder eine höhere Schulbildung kann sie ihnen nicht ermöglichen. Nach seiner Schulzeit arbeitet sich Josua vom Straßenverkäufer zum Parkplatzwächter hoch und fährt irgendwann sogar Taxi. Manchmal erscheint ihm das Glück zum Greifen nah, doch das Schicksal schlägt immer wieder zu und in einer hoch korrupten Diktatur und Mangelwirtschaft ist es nahezu unmöglich, etwas auf die Beine zu stellen. Dabei will Josua doch nur raus aus Elend, Schmutz und Hoffnungslosigkeit. Aber kann ihm das in seiner Heimat überhaupt gelingen – oder ist der einzige Ausweg die Migration ins gelobte Land auf der anderen Seite des Mittelmeers?
Soweit, so bekannt, mag der ein oder andere jetzt denken – aber Stopp! Christian Torkler beschreibt in „Der Platz an der Sonne“ nicht die Geschichte eines afrikanischen Flüchtlings, der von Europa träumt. Im Gegenteil: Jousa Brenner wächst in Berlin auf, der Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik, die nach drei Weltkriegen immer noch halb in Schutt und Asche liegt, obwohl die reichen afrikanischen Demokratien Entwicklungshilfe leisten und nairobische Partnergemeinden neue Kirchendächer spendieren. Sehnsuchtsziel von Josua und seinen Kumpels ist dann auch Matema im reichen Tanganyika: „Wenn wieder einer weg war, hieß es, der ist in den Süden …“. Doch in seinem leicht schnodderigen Tonfall, der sich durch das gesamte Buch zieht, schildert er auch gleich den Haken an der Sache: Die reichen schwarzen Bongos wollen keine Armutsflüchtlinge. Aber was hat ein perspektivloses Weißbrot wie er schon zu verlieren?
Torkler betreibt den Perspektivwechsel in „Der Platz an der Sonne“ in einer so detaillierten Konsequenz, dass er mir richtig an die Nieren gegangen ist. Gedanklich nachzuvollziehen, warum ein afrikanischer Flüchtling nach Deutschland kommt, ist das eine – vom Elend im Entwicklungsland Preußen und der Sehnsucht nach Afrika zu lesen, aber etwas völlig anderes. Es braucht kaum noch Fantasie, um sich dieses im Roman sechsgeteilte Deutschland, in dem so einiges schiefgelaufen ist, vorzustellen: den Dreck, die nach drei Kriegen kaum wiederaufgebaute Infrastruktur, Kriegsruinen, schimmelige Wohnungen, scharfe Grenzen und ein komplett korruptes System. Torkler führt seinen Lesern gnadenlos vor Augen, was für ein großer Zufall es ist, in welche Verhältnisse man geboren wird und dass es gar nicht so viele historische Fehlentscheidungen braucht, um ein Land im Chaos versinken zu lassen. Dass die vage Hoffnung auf eine bessere Zukunft reichen kann, um alles hinter sich zu lassen, wird äußerst nachvollziehbar illustriert. Genau wie das Fluchtthema: Hier soll es in umgekehrter Richtung übers Mittelmeer gehen – doch schon der Weg zur Küste ist eine grausame Odyssee, die ihre Opfer fordert.
„Der Platz an der Sonne“ hat mich stellenweise kalt erwischt und ziemlich deprimiert. Torkler schildert schonungslos, wie das Leben in einem gänzlich anderen Deutschland aussehen könnte. Keine Feelgood-Lektüre, sondern ein harter Perspektivwechsel, der sich absolut lohnt. Man kann seine Komfortzone auch lesend verlassen – und weil Torkler einen auf jeder einzelnen Seite dazu zwingt, bereichert dieses Buch mindestens so sehr, wie es verstört. - Paula McLain
Lady Africa
(68)Aktuelle Rezension von: monerlStichworte:
Romanbiografie, fiktionale Biografie, starke Frau, Kenia, Birtisch-Ostafrika
Handlung 4 - Beryls Leben nur bis zur Überquerung des Atlantik
Sprache & Stil 5 - schön und spannend zu lesen, tolle landschaftl. Beschreibungen
Charaktere 5 - Personen aus Beryls Leben
Spannung & Abenteuer 4 - spannend mit kleinen Längen
Ende 3 - passend zum Prolog, dennoch recht abrupt
Gesamtwertung
4,2 / 5
Fazit:
Von der Mutter ver- und in Kenia dem Vater überlassen, wuchs Beryl ganz frei und glücklich auf einer Pferdefarm auf. Das änderte sich, als sie in die Pubertät kam und eine Anstandsdame eingestellt wurde, die Beryl auf das Leben einer britischen Frau vorbereiten sollte. Doch Beryl ließ sich nur bedingt etwas aufzwingen und rebellierte ihr Leben lang. Sie kämpfte für ihr Recht für die Selbstbestimmung über ihr eigenes Leben, was im 20. Jahrhundert nicht gern gesehen und verurteilt wurde.
In diesem Roman bringt die Autorin den Leser*innen die starke und selbstbewuste Frau näher, die später als die Frau in die Geschichtsbücher eingeht, die als erste Frau den Atlantik in Ost-West-Richtung überflogen hat. Doch dies ist kein “Fliegerbuch”, denn das Buch endet genau damit.
Paula McLain schreibt über Beryls Kindheit und ihren Weg als erste lizenzierte Trainerin für Rennpferde bis zur Fliegerei. Sehr spannend und sehr intensiv begleitet man die Protagonistin auf ihrem steinigen und oftmals sehr schmerzhaften Weg. Ich habe einiges über die Zeit der britischen Protektorate und Kronkolonien gelernt. Zudem bringt die Autorin den Leser*innen Kenia durch die wundervollen landschaftlichen Beschreibungen näher.
Ich dachte jedoch, ich würde mehr über die Flugpionierin erfahren und war in dieser Hinsicht etwas enttäuscht. Zudem hätte ich mir auch mehr Informationen über die Politik und auch mehr Landschaftsbeschreibungen gewünscht.
Nach der Lektüre informierte ich mich deshalb weiter und intensiver über Beryl Markham, ihr weiteres Leben und die britische Kolonialzeit. Insgesamt aber dennoch ein sehr lesenswertes Buch! - Antoine de Saint-Exupéry
Der kleine Prinz. Faksimile in Geschenkbox
(7.723)Aktuelle Rezension von: MEJVerstehe den Rummel um das Buch überhaupt nicht.
- Matt Dickinson
Die Macht des Schmetterlings
(88)Aktuelle Rezension von: PteranodonIch fand das Buch wirklich sehr gut.
Ich bin ein Fan der Chaostheorie und deshalb war das Buch ein Muss.
Es sind viele Handlungsstränge, die natürlich alle (teilweise nur ganz kleinen Punkten) miteinander verbunden sind. Es sind sehr kurze Abschnitte (1-1.5 Seiten) die von den jeweiligen Geschichten erzählen. Innerhalb dieser Abschnitte wird knallhart ein Ereignis beschrieben. Zack, schon ist man im nächsten Abschnitt. Und wieder im nächsten. Und dann wieder beim ersten. Und so weiter. Die einzelnen Handlungsstränge sind extrem spannend. Jede Geschichte ist für sich schon aufregend und man möchte mehr erfahren.
Ich konnte gar nicht aufhören zu lesen und war an zwei Abenden durch. Es bleiben ein paar Schicksale offen, aber mehr oder weniger gibt es jeweils nur 2 mögliche Enden dafür. Das schlimmste .. Oder das Beste ..
Klare Leseempfehlung. Wenns nix für euch war, dann hat es nicht lange gedauert es zu lesen. Wenn doch, dann seid ihr um ein paar Gedankenspiele reicher.
- Jonas Jonasson
Die Analphabetin, die rechnen konnte
(706)Aktuelle Rezension von: RadikaleResignationDie Analphabetin, die die Weltgeschichte umräumt...
Das mag ich so an Jonasson: Er schickt witzige Charaktere mit überraschendem Tiefgang auf eine irrwitzige Reise, die dann doch so viel Realitätsbezug hat, dass man nur noch den Kopf schüttelt.
Der Erstlingsroman mit dem Hunderdjährigen, der aus dem Fenster stieg war der beste Roman, da kommt man nicht drum rum. Die Leute wollen einen weiteren Roman, der soll möglichst anders aber möglichst genau so sein. Und da ist natürlich die Schwierigkeit! Aber in meiner Wahrnehmung löst er die Aufgabe sehr gut, eindeutige Leseempfehlung:-)
- Veronika May
Der Duft von Eisblumen
(75)Aktuelle Rezension von: Melanie_LudwigInhalt
Gerade frisch getrennt, verliert Rebekka im Stau die Nerven und fährt ihrem Vordermann mit Absicht auf die Stoßstange. Jetzt steht sie nicht nur vor den Trümmern ihres Lebens, sondern auch vor Gericht. Die aufgebrummten Sozialstunden muss sie bei der 88-jährigen Dorothea von Katten ableisten. Die lebt allein in einer verwunschenen Villa mit einem riesigen Garten, und zunächst scheinen die beiden Frauen nur ihre Dickköpfigkeit gemeinsam zu haben. Bis Rebekka auf ein lang gehütetes Geheimnis der alten Dame stößt und versteht, dass man sein Herz nicht auf ewig verschließen kann
Das Buch lässt sich gut lesen mir hat es. Gut gefallen. Man erfährt ei iges über blumen
Eine verlorene Liebe und die Gefahr das es sich wiederholt.
- Henning Mankell
Der Sandmaler
(97)Aktuelle Rezension von: BibliokateHenning Mankell hat in seinem Roman die Geschichte von Elisabeth, einer jungen Frau geschrieben die ihr Interkulturelles Bewusstsein entdeckt und Stefan, ihrem ehemaligen Schulkollegen die sich auf dem Flug nach Afrika wiederbegegnen, jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten. Stefan sieht seine Reise großteils als Vergnügen während Elisabeth ihre Interkturelles Bewusstsein und ihr Wissen erweitern will, jedoch noch nicht viele Kompetenzen in Diversität und interkulturellen Fragen erwerben konnte und somit immer wieder in Situationen kommt die sie in ihrer eigenen kulturellen Denkweiseherausfordern und so ihren Horizont erweitern. Die Sprache ist, wie bei Mankell üblich sehr ansprechend, der Titel hat mich sofort angesprochen und die Sozialen Probleme die im Roman angesprochen werden machen den Roman sehr interessant und spannend. Mankell schreibt über die Schönheit des Landes, den Stolz der Einheimischen sowie den Problemen, den Nöten und den Schwierigkeiten denen sie ausgesetzt sind.
- Gerd Schilddorfer
Der Nostradamus-Coup
(52)Aktuelle Rezension von: SaintGermainJohn Finch bekommt ein Notizbuch in die Hände, welches ihn nicht nur auf die Spur von Nostradamus, sondern auch in große Gefahr bringt.
Ich liebe Verschwörungsthriller, ich lese gerne Bücher von Schilddorfer und ich interessiere mich für Nostradamus.
Ich hatte also die perfekten Voraussetzungen für dieses Buch.
Das Cover passt absolut zum Buch und hat mich sofort angesprochen.
Der Schreibstil des Autors ist einfach nur sehr gut, die Protagonisten und Orte werden perfekt dargestellt, der Spannungsbogen zieht sich über das ganze Buch ohne abzuflachen.
Dazu wirkt dieses Buch (wie auch die Vorgängerwerke) grandios recherchiert.
Einiges an Fiktion und viel Geschichtliches bilden eine grandiose Geschichte, die Lust zum Lesen und recherchieren macht.
Schon die 2 Vorgängerbände gefielen mehr sehr gut, dies ist allerdings das bisher beste aus dieser Reihe.
Trotz fast 800 Seiten kommt nie Langeweile auf, ja nicht einmal die Spannung reißt irgenwann ab.
Schön ist auch mitzuverfolgen, wie sich die Charaktere weiterentwickeln.
Fazit: Wer Verschwörungsthriller und Thriller mit wahrem Hintergrund und geschichtlichen Fakten mag, kann bei diesem Buch nichts falsch machen.
Absolute Topempfehlung.
- Karen Perry
Was wir getan haben
(70)Aktuelle Rezension von: linasue★★★★☆ (4 von 5 Sterne)
Inhalt:
Kenia 1982: Katie, Nick und Luke, spielen mit 2 anderen Mädchen am Fluss. Doch aus Spaß wird Ernst. Etwas weiter abseits entspannt Sally Yates, Mutter von Nick und Luke, in der Sonne. Sie hatte es nicht gern, dass ihre Kinder am Fluß spielten, doch sie wollte ihnen auch nicht den Spaß verderben. Als Sally jedoch ein markerschütternden Schrei hört, weiß sie sofort, etwas schreckliches ist passiert.
Dublin 2013: Die junge Journalistin Katie Walsh, arbeitet bei einer Tageszeitung, als die Mitarbeiter sich um einen Tisch versammeln um sich Fotografien anzusehen. Als Katie diese sieht, kommen schlimme Erinnerungen zum Vorschein, weshalb sie kurz darauf aus dem Büro stürmt.
Doch ihr nächster Auftrag lässt nicht lange auf sich warten. Ausgerechnet Katie soll über Luke Yates schreiben, den sie seit Kindertagen nicht mehr gesehen hat. Auf einer Party sieht sie Luke wieder, und beide nähern sich zu einem Gespräch an. Katie erfährt, das Lukes jüngerer Bruder, der in Kenia lebt, bald heiraten wird – was Katie etwas aus der Bahn wirft. Doch am folgenden Tag ist Luke plötzlich spurlos verschwunden, und für Katie beginnt eine Zeit, zurück in die tragische Vergangenheit.
Meinung:
Von Anfang an kam ich gut in die Geschichte rein. Die anfängliche Atmosphäre in Kenia, mochte ich sehr. Die afrikanische Wärme und die ruhige Gegend, lassen einen sofort abtauchen, als wäre man vor Ort. Dann kommt die Zeit mit Katie und Luke in Dublin. Mittlerweile sind sie erwachsen und leben ihr Leben. Ich hatte Zeitweise das Gefühl, dass sich ab da an, alles etwas zog. Die Geschichte blieb dennoch interessant, denn viele Fragen blieben offen, auch wenn man anfangs schnell ahnte was geschehen ist, passieren dennoch Dinge, mit denen man nicht gerechnet hat. Eine nette Geschichte für zwischendurch ist es auf jeden Fall.
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Cover und Titel:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Das Farbenspiel mit den warmen Farben unterhalb, und den kühleren Farben oben, spiegelt sehr gut die Geschichte wieder. Der Titel passt sehr gut zur Geschichte.
Die Geschichte:
Die Geschichte beginnt in Kenia, wo Katie, Nuck und Luke noch Kinder sind und ihre Kindheit genießen. Dann wechselt es nach Dublin und die Kapitel wechseln zwischen Katie und Nick hin und her. Man liest aus der Sicht von Beiden, wie ihre Leben verlaufen sind und wie es zum Wiedersehen der beiden kommt. Die Idee der Geschichte und die Atmosphäre ist wirklich sehr gut und passend gewählt.
Die Charaktere:
Hauptsächlich geht es um Katie, Luke und Nick, aber auch andere Charaktere lernt man in dem Buch kennen. Es sind nicht zu viele, wodurch man sie gut auseinander halten kann.
Der Schreibstil:
Der Schreibstil ist leicht lesbar und sehr flüssig. Man kann von der ersten bis zur letzten Seite gut in die Geschichte abtauchen und hat beim Lesen keine Probleme.
Fazit:
Eine Geschichte mit einer schönen Atmosphäre. Eine gute und interessante Story. Ich würde das Buch weiter empfehlen. - Agatha Christie
Fata Morgana
(158)Aktuelle Rezension von: AleshaneeAls erstes ist mir hier aufgefallen, dass Miss Marple tatsächlich schon auf der ersten Seite erwähnt wird. In den bisherigen Büchern, die ich gelesen habe, spielt sie ja eine sehr untergeordnete Nebenrolle und taucht nur am Rande auf - das hat mich hier jetzt sehr positiv überrascht!
Sie hört von den Sorgen ihrer guten Freundin Ruth Van Rydock, bei der es um ihre Schwester Carrie Louise geht. Diese lebt mit ihrem mittlerweile 3. Ehemann in Stonygates, wo sie ein Institut betreiben, eine Art Erziehungsheim für kriminelle Jugendliche.
"Ach ja. Mode! Ich wollte sagen, auch die Philanthropie ist der Mode unterworfen. Zu Gulbrandsens Zeit warf sie sich auf die Erziehung. Das ist jetzt unmodern. Der Staat hat sich da eingemischt. Jeder erwartet heutzutage, dass er ein Recht hat, erzogen zu werden, und wenn ihm dieses Recht zuteil wird, dann hält er nicht viel davon. Jugendkriminalität - das ist heute der letzte Schrei!"
Zitat auf Seite 11
Sehr interessant mal wieder die Einblicke, die die Autorin hier gibt auf die Denkweise des Jahres 1952.
Überhaupt diese Institution, die von Carrie Louise und ihrem Mann Lewis geleitet wird. Die beiden sind Idealisten und sehen in den kriminellen Neigungen der jungen Menschen ein Potenzial, das "einfach" nur in die richtige Richtung gelenkt werden müsste. Sie erkennen die Problematik, die aus ihrer Vergangenheit erwachsen ist und wollen nicht mit Strafe, sondern mit Unterstützung und Wegbereitung diesen jungen Männern in eine konfliktlose Zukunft verhelfen.
Ein toller Ansatz, der aber auch Widersprüche herausfordert.
Vor allem Carrie Louise, um die sich Ruth ja Sorgen macht, lebt in einer Scheinwelt. So wird es von vielen beschrieben. Sie kann nur an das Gute im Menschen glauben und verklärt sich dadurch den Blick auf die Welt. Hat mich dennoch berührt, denn es ist eben doch gerade dieser Glaube an das Gute, das es in anderen hervorlocken kann.
Miss Marple ist anfangs etwas überfordert bzw. weiß sie nicht so Recht, was sie von den vielen Familienangehörigen halten soll, die sich zurzeit auf Stonygates aufhalten. Bevor sie sich ein rechtes Bild machen kann, geschieht dann auch tatsächlich ein Mord, doch alles wirkt sehr verstrickt.
Zwischendurch hat es etwas vor sich hingeplätschert, aber die Charaktere waren dennoch alle auf ihre Art interessant.
Ich hatte vor kurzem die Serien-Folge "Mord mit doppeltem Boden" gesehen, weshalb ich die Handlung noch gut im Kopf hatte und somit auch die Lösung des Rätsels. Vielleicht hat es mich deshalb auch nicht so mitfiebern lassen. Ich dachte auch nicht, dass es die Verfilmung dieses Falles ist, wegen dem anderen Titel. (Auch der englische ist ja komplett anders) Hier wird Miss Marple übrigens von Helen Hayes gespielt und Carrie Louise von Bette Davis.
Jedenfalls war es dennoch wieder unterhaltsam und der Stil von Agatha Christie gefällt mir einfach :) - Paulo Coelho
Der Alchimist
(1.551)Aktuelle Rezension von: Nadine_Dela„Alle Menschen haben immer genaue Vorstellungen davon, wie wir unser Leben am besten zu leben haben. Doch nie wissen sie selber, wie sie ihr eigenes Leben am besten anpacken sollen.“
"Der Alchimist" von Paulo Coelho ist ein Buch, das den Leser auf eine Reise mitnimmt, die voller spiritueller Lektionen und Abenteuer ist. Die Geschichte des Schafhirten Santiago, der seiner Bestimmung auf der Suche nach seinem persönlichen Traum folgt, ist einfach erzählt, aber dennoch fesselnd und berührend. Paulo Coelho Schreibstil ist bildhaft und poetisch, was das Lesen zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Die Botschaft des Buches, dass jeder Mensch seinen eigenen Lebenszweck finden und seine Träume verwirklichen kann, wird auf eine tiefgründige Art und Weise vermittelt.
Während Santiago auf seiner Reise lernt, dass das Leben voller Herausforderungen ist und dass es oft notwendig ist, Risiken einzugehen, um das zu erreichen, was man sich wünscht. Inspiriert das Buch den Leser dazu, selbst aktiv zu werden und seine Träume zu verfolgen. Es zeigt auch, dass es wichtig ist, auf die eigene Intuition zu hören und dem eigenen Herzen zu folgen, um glücklich zu sein.
"Der Alchimist" ist definitiv ein Must-Read, das jeder lesen sollte, der Antworten auf die großen Fragen des Lebens sucht oder einfach eine Geschichte lesen möchte, die inspirierend und bewegend ist. Es wird dem Leser helfen, seine eigene Reise zu beginnen und seine Träume zu verwirklichen. Zusätzlich regt es zur Reflexion über das eigene Leben an und inspiriert den Leser, seine eigene Reise zu beginnen und seine Träume zu verwirklichen. Es zeigt, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, seine Träume zu verwirklichen, wenn er bereit ist, Risiken einzugehen und seiner Intuition zu folgen.
„Wenn alle Tage gleich sind, dann bemerkt man auch nicht mehr die guten Dinge, die einem im Leben widerfahren.“
Danke, für diese Inspirierende Reise!
- Katherine Webb
Das verborgene Lied
(107)Aktuelle Rezension von: ClaudiaemmavictoriaIch weiss immer noch nicht was ich genau von diesem Buch halten soll. Auf der anderen Seite habe ich es innerhalb kurzer Zeit ausgelesen aber ich hatte sehr oft das Bedürfnis Kapitel zu überspringen oder das Buch ganz wegziehen. Es hat mich gefesselt und zugleich abgestoßen. Ich fand es zu langatmig, die Charaktere würden mir zu wenig erklärt, vor allem emotional. Das Buch ist emotional vor allem zum Schluss und ich habe mich darüber geärgert, dass der komplexe, schwierige, krankhafte Charakter von Mitzy nicht näher erläutert wurde. Es bleiben bei mir so viele Fragen offen was ich nach einer solchen tragischen Geschichte wirklich bedauere. Ich musste oft weinen da mich das Schicksal von Delphine mitgenommen hat. Aber es wurde zum Schluss viel zu wenig auf die Gefühle und weitere Lebensgeschichte der Darsteller eingegangen. Warum konnte Celeste oder auch Charles das wirklich alles zulassen? Erscheint mir unrealistisch und zu weit hergeholt. Die Geschichte ist einerseits spannend, traurig aber dennoch einfach zu unrealistisch um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
- Henning Mankell
Der Chinese, 1 Blu-ray
(333)Aktuelle Rezension von: JosseleDie Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel „Kinesen“. Es ist ein Krimi ohne Mankells Serienhelden Kurt Wallander. In einem schwedischen Dorf werden 19 grausam zugerichtete Leichen entdeckt. Ein Verbrechen, wie es in Schweden noch nie geschehen ist. Die Richterin Birgitta Roslin nimmt eigene Ermittlungen auf, weil sie das Gefühl hat, dass die Ermittlungen der Polizei in eine falsche Richtung gehen.
Die Geschichte ist sehr langsam, fast schon langatmig erzählt und nicht besonders gut konstruiert, weshalb es ihr im Grunde von vorne bis hinten an Spannung mangelt. Man muss kein Hellseher sein, um von Anfang an zu wissen, dass die Ermittlungen der Polizei in der Sackgasse landen und diejenigen der Richterin zum richtigen Täter führen werden.
Die Dialoge sind teilweise sehr holprig. Nicht nur einmal dachte ich, so redet doch kein Mensch. Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob das an der Übersetzung liegt oder bereits im Original schlecht formuliert ist. Ab und an trübt ein ärgerlicher Fauxpas das Lesevergnügen erheblich, so z.B., wenn von der Central Union Pacific die Rede ist. (dtv TB, 1. Aufl. 2010, S. 119). Oder wenn sich ein Pressevertreter gegenüber der Richterin mit folgenden Worten eine bestimmte Berufsbezeichnung verbittet: „ Lars Emanuelsson, Reporter. Kein Journalist. Ich bin besser als die.“ Und das nicht nur einmal. (ebd., S. 129 ff.) Derselbe Pressevertreter nennt sich dann bei der nächsten Begegnung mehrfach selbst Journalist (ebd., S. 297).
Das Finale kommt reichlich fantastisch daher in dem Bemühen, alle vorher gemachten Andeutungen irgendwie logisch zu verbinden. Deshalb muss dann die Richterin gerade in dem Moment, als der mordlüsterne Chinese sie entdeckt, wegen eines anderen Chinesen, der wiederum einem dritten Chinesen ähnlich sieht, erschrecken und ohnmächtig werden. Das ist vielleicht verrückt, aber nicht gut gemacht. Zwei Sterne – mit viel Wohlwollen.
- Nadifa Mohamed
Black Mamba Boy
(42)Aktuelle Rezension von: Aqua__Das Leben ist erbarmunglos. So denke ich zumindestens, nachdem ich dieses Buch gelesen habe. Der kleine Jama ist gerade einmal 11 Jahren alt.
Über hunderte von Kilometern, will er sich auf den Weg in den Sudan machen, in einer Zeit in der sein Volk versklavt wird. In den 30er Jahren, in der das Buch spielt, haben die weißen die Kolonialherrschaft an sich gerissen und unterdrücken die Einheimischen in Afrika.
Auf seinem Weg erlebt er so manches Abenteuer. Jama bekommt hilfe, aber ebenso stellen sich ihm Andere in den Weg.
Das besondere ist, das Nadafi Mohammed hier die Geschichte ihres Vaters erzählt und uns dadurch in eine ander Welt eintauchen lässt.