Bücher mit dem Tag "älterwerden"
100 Bücher
- Audrey Niffenegger
Die Frau des Zeitreisenden
(4.371)Aktuelle Rezension von: chipie2909Dieses Werk ist tatsächlich das erste, das ich zum zweiten Mal gelesen habe. Die erste Lektüre des Buches ist mittlerweile bestimmt um die 15 Jahre her, deshalb war ich sehr gespannt, wie ich es beim erneuten Lesen finden werde.
Die Story ist ja mittlerweile vielen bekannt, da es auch schon längst verfilmt wurde und ich habe mich wirklich drauf gefreut, Henry und Clare nochmal zu begegnen. Den Grundgedanken der Geschichte finde ich immer noch wunderschön, jedoch hatte ich diesmal etwas mit den beiden Hauptprotagonisten zu kämpfen. Henry wirkt oftmals unglaublich egoistisch und es scheint ihm oft komplett egal zu sein, wenn er andere verletzt. Vor allem wenn es um Ingrid geht. Aber auch Clare ist nicht gerade die Empathie in Person und bei manchen ihrer Handlungen konnte ich einfach nur den Kopf schütteln. Beide würde ich nicht in meinem Freundeskreis haben wollen. Jedoch kam dann doch zum Schluss ein bisschen der Gedanke auf, ob diese Charakterbeschreibung Henrys letztendlich nicht doch von tieferer Bedeutung ist. Dennoch haben die Figuren etwas das Lesevergnügen geschmälert, deshalb gibt’s ein Sternchen Abzug.
Fazit:
Eine bittersüße Liebesgeschichte, die bestimmt nicht nur Fans von Zeitreisen in den Bann zieht. Auch wenn ich zu Henry und Clare nicht wirklich eine Beziehung aufbauen konnte, habe ich es genossen, die Story nochmal zu lesen. Ein drittes Mal wird allerdings nicht passieren ;-)
- John Niven
Old School
(75)Aktuelle Rezension von: Thomas_LawallJulie Wickham hat Geburtstag. Sie wird 60 Jahre alt, feiert aber nur in kleinstem Kreis. Ihre Freundin Susan wartet beim besten Italiener Wroxhams "La Taverna" auf sie, wo sie schließlich verspätet eintrifft. Parkplatzprobleme gibt sie als Grund vor, doch leider klemmt es an ganz anderer Stelle.
Julies Leben als erfolgreiche Unternehmerin erfuhr eine bittere Wende, als ihr Lebensgefährte und Geschäftspartner mit dem Firmenvermögen durchbrannte und fortan nicht mehr gesehen wurde. Seither lebt sie in einer Sozialwohnung und ist als Aushilfe in einem Pflegeheim tätig. Dort lernt sie die resolute Ethel kennen, die mit ihren 87 Jahren nicht daran denkt, sich irgendwelchem Reglement anzupassen, schon gar nicht, mit ihrem Rollstuhl für irgend jemand zu bremsen.
Die gemeinsame Freundin Jill Worth hat ebenfalls größere Probleme. Ihre Tochter Linda hat ein schwerkrankes Kind. Jamie leidet an einer seltenen Lungenkrankheit und die einzige Klinik der Welt, die dieses Leiden beenden könnte, ist in Chicago. Die aufwendige Operation würde allerdings 60.000 Pfund kosten, was sich die junge Familie nicht leisten kann.
Susan ahnt nicht, dass auch sie sehr bald vor einem Scherbenhaufen stehen wird. Ihr langjähriger Ehemann, ein ebenso spröder wie vereidigter Wirtschaftsprüfer, hat nach seinem hässlichen Ableben ein paar bizarre Überraschungen auf Lager. Die versammelten Damen aber auch. Es werden Pläne geschmiedet ...
Nach "Coma" (2009) legt John Niven mit "Old School" eine weitere Thriller-Komödie vor, jedoch unter gänzlich anderen Vorzeichen. Diesmal sind die "Alten" an der Reihe und sie brauchen sich keineswegs zu verstecken. Ganz im Gegenteil, denn je älter sie sind, desto mehr machen sie ihren jüngeren Zeitgenossen vor, allen voran Ethel, die insbesondere ihr Mundwerk als Waffe zu benutzen weiß.
Einmal mehr glänzt der schottische Autor mit einer ganzen Vielzahl von liebenswert-derben Unverschämtheiten in alle Himmelsrichtungen und mit brachialer Situationskomik, welche die Existenz der Grenze des guten Geschmacks leugnet. Insbesondere seine älteste Protagonistin besticht als verbale Dreckschleuder auf Rang eins.
Mit der englischen Polizei steht der Autor wohl auf Kriegsfuß oder zumindest in kritischer Distanz. Anders kann man sich seine Figur des Detectice Sergeant Hugh Boscombe, einem Trottel vor dem Herrn, nicht vorstellen. Allerdings haben wir diesem Einfaltspinsel, dem kein Fettnapf zu groß zu sein scheint, eine ganze Reihe von herrlich schräger Action zu verdanken, beispielsweise die sicherlich skurrilste Verfolgungsjagd, die Hollywood noch nicht verfilmt hat!
Auch im Zusammenhang mit diesem Werk, sollten Leserinnen und Leser, zum weiteren Verständnis der Lektüre, dem Sarkasmus nicht abgeneigt sowie in der Lage sein, sich an einem gerüttelt Maß Schadenfreude zu ergötzen. Spannender, lustiger, derber und unverschämter kann ein Thriller nicht sein.
Schräg. Hart. Derb. Niven. - Sarah Schmidt
Weit weg ist anders
(93)Aktuelle Rezension von: LimaKatzeKlappentext:
Kratzbürstige Berlinerin die eine, norddeutsche Kleinstädterin mit einer Vorliebe für Yoga und Handarbeiten die andere: Außer einer gegenseitigen tiefen Abneigung haben Edith Scholz und Christel Jacobi nichts miteinander am Hut. Dennoch lassen sich die beiden 70-Jährigen auf ein Abenteuer ein, das sie gemeinsam quer durch Deutschland führt.
Zum Inhalt:
Die beiden Rentnerinnen Edith Scholz und Christel Jacobi verbringen einen Reha-Aufenthalt auf Usedom. Frau Scholz ist eine waschechte Berlinerin, die für gewöhnlich kein Blatt vor den Mund nimmt und ihren Mitmenschen unverblümt zeigt, was sie von ihnen hält. Eigentlich ist Edith am liebsten allein, und daher möchte sie mit nichts und niemand mehr zu tun haben als unbedingt nötig. Christel Jacobi ist von ganz anderer Art, interessiert sich für Esoterik und Yoga, und ist ansich die Liebenswürdigkeit in Person. Allerdings ist sie auch recht unselbständig, arg empfindlich und des öfteren ziemlich anstrengend. Da Frau Jacobi eine eher kontaktfreudige Person ist, hängt sie sich sogleich an ihre Zimmernachbarin Frau Scholz, die davon zunehmend genervt ist.
Frau Jacobi ist sehr krank. Deshalb möchte die besorgte Tochter, dass ihre Mutter zukünftig in einem Pflegeheim versorgt und betreut wird. Das entspricht aber nicht Christels Vorstellungen, die ganz verzweifelt einen Ausweg aus dieser Misere sucht und leider nicht den Mut aufbringt, ganz offen mit ihrer Tochter über dieses Thema zu sprechen. Recht bald kommt Christel auf die Idee, ihre Reha-Bekanntschaft Frau Scholz ins Vertrauen zu ziehen und möchte diese zu einem aberwitzigen Plan überreden. Frau Scholz hat nun die Wahl des für sie kleineren Übels: Entweder nimmt sie die Einladung von Frau Jacobi an, oder aber sie muss zu Hause den grässlichen Baulärm der momentanen Renovierungsarbeiten ertragen. Sie entscheidet sich für Christel Jacobi, nichtsahnend, auf was für ein Abenteuer sie sich da einlässt.
Frau Scholz ist zwar eine ziemlich harte Nuss, aber sie hat kein Herz aus Stein. Während der gemeinsamen Reise durch Deutschland entsteht sogar eine zarte Freundschaft zwischen den beiden Frauen. Sie schütten sich gegenseitig ihr Herz aus und Frau Scholz wundert sich mitunter selbst über ihre eigene Zugänglichkeit. In solchen Momenten zieht sie allerdings öfters die Notbremse, man muss schließlich nichts übertreiben. Nichtsdestotrotz fühlt sie sich für Frau Jacobi verantwortlich, der es im Laufe der Zeit immer schlechter geht. ...
Mein Fazit:
Der vorliegende Roman („Weit weg ist anders“ von Sarah Schmidt) hat es mir zu Anfang nicht ganz leicht gemacht. In den ersten Kapiteln wurde ich mit den beiden Hauptprotagonistinnen einfach nicht richtig warm. Frau Scholz war mir mitunter zu derb und rücksichtslos, und Frau Jacobi war nicht nur für ihre Kurbekanntschaft, sondern auch für mich als Leserin stellenweise ziemlich anstrengend. Gleichzeitig trübten diverse Längen das Lesevergnügen. Zu meiner großen Freude gerieten die nachfolgenden Kapitel wesentlich schwungvoller. Und die beiden Damen, deren Vergangenheit nun etwas mehr aufgerollt wurde, lernte man ständig besser kennen und schließlich auch mögen. Es hat sich eben niemand selbst gemacht und der Mensch ist immer die Summe seines gelebten Lebens. Vor allem Frau Scholz hat mich oft überrascht und stellte sich als besonders facettenreich heraus.
Die Geschichte im Buch hält einige Botschaften bereit: Auch der ältere Mensch hat noch Wünsche und Träume, und vor allem hat er ein Recht darauf, selbst über sein Leben zu entscheiden. Fürsorge von Kindern ist eine lobenswerte Angelegenheit, aber sie sollte nicht in Bevormundung ausarten. In diesem Zusammenhang wird gezeigt, wie wichtig es ist, dass miteinander gesprochen wird. Im Hintergrund des Romans wird außerdem vermittelt, dass Alleinsein nicht Einsamkeit bedeuten muss, der ständig Umsorgte aber durchaus einsam sein kann.
Eine insgesamt unterhaltsame und mit viel Humor gespickte Lektüre, die zum Nachdenken anregt. Und ob man will oder nicht, die beiden Hauptakteurinnen werden einem immer sympathischer, sogar die sperrige Frau Scholz. Sehr gerne vergebe ich hier vier Sterne und eine Leseempfehlung! - Monika Bittl
Ich hatte mich jünger in Erinnerung
(47)Aktuelle Rezension von: Henri3tt3Vieles an diesem Buch macht der Leserin Mut, ist unterhaltsam und klug, anderes hat mich erst wütend und dann sehr nachdenklich gemacht. Wenn es ums Gendern und um Politik, vor allem Umweltschutz geht, haben die Autorinnen leider extrem egoistische und egozentrische Ansichten. Aber das liegt wohl an ihrem Alter und da haben sie erstens ihren Platz in der Berufswelt längst gefunden und zweitens werden sie die schlimmsten Folgen der Klimaerwärmung kaum noch erleben. Schade, dass diese beiden Frauen ihre Möglichkeiten nicht nutzen, um die Zukunft der jüngeren Generationen - auch ihrer eigenen Kinder - zu retten.
- Harper Lee
Wer die Nachtigall stört ...
(37)Aktuelle Rezension von: SoerenAnfang der Dreißiger Jahre lebt die achtjährige Jean Louise Finch, genannt Scout, in der Kleinstadt Maycomb im US-Bundesstaat Alabama. Das Mädchen ist neugierig und liebt es, mit ihrem älteren Bruder Jem den Ort zu erkunden und Abenteuer zu erleben. Für ihr Alter ist Scout bereits recht clever und intelligent. Doch das bringt ihr nicht nur Vorteile. In der Schule wird sie von der Lehrerin gerügt, weil sie bereits lesen kann, obwohl das im Unterrichtsstoff erst viel später kommt. Am liebsten würde sie daher ganz von der Schule fernbleiben, doch ihr Vater, der Anwalt Atticus Finch, lässt das nicht zu. Unter anderem weil er sich auf einen bald startenden Gerichtsprozess vorbereiten muss. Der junger Afroamerikaner Tom Robinson wird beschuldigt, eine weiße Frau vergewaltigt zu haben. Sollte er schuldig gesprochen werden, droht ihm die Todesstrafe. Als der Prozess beginnt, schleichen sich Scout und Jem heimlich in den Gerichtssaal, um nichts von der Verhandlung zu verpassen …
Harper Lees „Wer die Nachtigall stört“ zählt zu den Klassikern der Amerikanischen Literatur. Warum das so ist, kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Geschichte ist einfühlsam erzählt und weiß das Leben im ländlichen Alabama sehr authentisch darzustellen. Interessanterweise verfügt der Roman über gar keinen ausgefallenen Plot. Die eigentliche Handlung beginnt auch erst im zweiten Teil des Buches. Dennoch ist Harper Lee durch eine clevere Prämisse ein kleines Juwel gelungen: Sie schildert die Geschichte aus der naiven Sicht eines kleines Kindes und kann so durch geschickte Fragstellungen allerlei Heuchelei aufdecken. Zum Beispiel, weshalb die Lehrerin Adolf Hitlers Umgang mit den Juden stark verurteilt, gleichzeitig aber für die Unterdrückung der Afroamerikaner im eigenen Land ist. Durch Scouts Augen erfährt man viel vom damaligen Alltag im weißen Alabama und wie es den Afroamerikanern in dieser Zeit erging.
Mit seinen vielen interessanten Charakteren und durch die Erzählweise erinnerte mich die Story ein wenig an Fannie Flaggs „Grüne Tomaten“ sowie an Mark Twains „Tom Sawyers Abenteuer“. Letzteres vor allem wegen der Streiche und Abenteuer, die Scout und Jem vor allem im ersten Teil des Romans aushecken.
Die ungekürzte Hörbuchfassung hat eine Spieldauer von knapp zwölfeinhalb Stunden und wird ebenso einfühlsam wie eindrucksvoll von der Schauspielerin Eva Mattes vorgetragen. - Zoe Fishman
Die Frauen von Long Island
(40)Aktuelle Rezension von: killerprincessMeinung
Ohne große Erwartungen habe ich "Die Frauen von Long Island" vom Sub befreit und gestehe, dass es mir sehr leid tut, diesen Schatz so lange verschmäht zu haben. Ich habe das Buch aber auch genau zum richtigen Zeitpunkt gelesen – es war genau das, was ich brauchte. Eine lockere Geschichte über Frauen, Freundschaft und Mutterschaft, die aber auch ernste Töne anschlägt.
Der Schreibstil von Zoe Fishman war super, ich konnte mir das schöne Haus mit der umgekehrten Zimmeranordnung bildlich vorstellen und wie die Besteller-Autorin Liza im Schlafanzug und mit Kaffee zu ihrem Gartenhaus zum Schreiben geht. Hinzukam, dass ich ausnahmslos alle Charaktere sympathisch fand. Dabei sind sie nicht perfekt, vor allem Edith nicht. Sie ist zu geradeheraus, stößt mit ihrer Ehrlichkeit viele vor den Kopf und dazu ist sie sehr stur. Aber ihre Reue habe ich sehr gefühlt und das hat sie so verletzlich gemacht. Vor Maggie habe ich viel Respekt wie sie ihr Leben alleine wuppt und sie macht im Buch eine große Entwicklung durch. Die ernsten Töne Verlust und Alzheimer haben mich wirklich sehr berührt.
Fazit
Ein schönes Sommerbuch, auch wenn es keine leichte Wohlfühllektüre ist, die ernsten Themen sind berührend und haben mich über mein eigenes Leben nachdenken lassen, wie ich handeln würde. Aber das Buch ist leicht und schnell zu lesen, deswegen perfekt für einen Tag auf dem Balkon.
- Julie Cohen
Der Tag, an dem der Sommer begann
(29)Aktuelle Rezension von: AnjaxxxIch war von der ersten Seite an versunken in der Welt von Lydia, Jo und Honor. Eine Familie, 3 Frauen und alle drei komlett verschieden. Jede mit ihren eigenen Problemen und jede trotzdem mit noch ganz viel Lebenslust. Aber eben auch mit ganz viel Sehnsucht.
Honor ist alt und etwas verschroben, vermisst und liebt seit vielen, vielen Jahren den gleichen Mann. Einen anderen Mann wollte sie nie. Plötzlich tauchen Briefe aus, welche sie und Lydia gemeinsam lesen. Das Bringt die beiden Frauen näher und Honor verändert sich von Tag zu Tag mehr...
Jo habe ich geliebt, sie ist lebensfroh, versucht aus allen Schicksalsschlägen das beste zu machen und ist immer für andere da. Trotzdem bemerkt sie nicht, was in Lydia vorgeht....und das könnte in einer Katastrophe enden....
Lydia ist ein ganz normaler Teenie, fühlt sich aber aus einem ganz bestimmten Grund "anders" ....und auch sie ist unsterblich verliebt. Sagen kann sie das allerdings niemandem...
Die Geschichte dreier Frauen, verpackt in einem großartigen, emotionalen Buch. Die Geschichte jeder einzelnen, ist irgendwie mit den anderen Familienmitgliedern verbunden. Leidet anfangs noch jeder für sich, versuchen die Frauen bald, sich einander zu vertrauen, mehr möchte ich dazu auch nicht schreiben, dieses Buch sollte jeder selbst gelesen haben! - Henning Mankell
Der Feind im Schatten
(260)Aktuelle Rezension von: SchattenfrauAls Teenager habe ich die Wallanderbücher von der Mama meines damaligen Freundes gelesen. Und dieses Buch hat mir zusammen mit Mord im Herbst ( lese ich aktuell) noch gefehlt. 16 Jahre sind seit dem letzten Fall von Wallander vergangen. Nun habe ich in meinem Urlaub endlich diesen Fall lesen können. Ich konnte mich wieder reinversetzen. Auch bei Wallander war einige Zeit ins Land gegangen hatte ich das Gefühl. Ich fand die generelle Auseinandersetzung mit dem Alter gut und die Sorgen und Ängste die es mit sich trägt. Der Abschluss war kurz und knackig aber lieber so als es unnötig in die Länge ziehen. Und ein bisschen konnte die Fantasie auch noch mitspielen. Ein realistischer Abschluss der sich erahnen ließ. Ein bisschen traurig war ich allerdings schon. Aber schön wars! Wer skandinavische und norddeutsche Krimis liebt dem kann ich die Wallanderreihe nur ans Herz legen! - Susanne Fröhlich
Heimvorteil
(58)Aktuelle Rezension von: kiwi811Jutta (Witwe) begibt sich mit 68 auf eine Reise. Sie "möchte" Heime besichtigen, um zu entscheiden, wo sie Ihren Lebensabend verbringen wird. Auf dieser Reise begegnet ihr so mache lustige wie auch schockierende Situation. Das Cover des Buches ist relativ einfach gehalten, passt aber zur Autorin. Nachdem ich das Buch gelesen habe, ergibt der Buchtitel für mich auch einen Sinn. Das Buch ist nicht mit klassischen Kapitelbezeichnungen versehen. Dennoch erkennt man gut, wo ein neues Kapitel beginnt. Die Kapitellänge habe ich als angemessen und nicht zu lang oder kurz empfunden. Die Charaktere sind sehr gut beschrieben worden. Auch die einzelnen Situationen sind sehr gut dargestellt. Die Geschichte ist mit viel Witz und Humor versehen und hat mir so manches Mal ein Schmunzeln entlockt. Zum Schluss bleibt zu sagen: Ein Buch für Frauen, das durchaus zu empfehlen ist.
- Ingeborg Seltmann
Mehr Zeit mit Horst
(54)Aktuelle Rezension von: claudias_buecherweltDer Titel war verheißungsvoll, wobei auch ich nach kurzer Zeit leicht genervt war. Ich habe noch nie ein Paar erlebt, daß sich so oft mit dem Vornamen anspricht. Das störte für mich etwas den Fluss der Geschichte. Die launigen Erlebnisse rissen das aber raus. Ich konnte mit Gabi mitfühlen. Bei aller Liebe möchte man doch ein Individuum sein. Frustrierend ist es auch, wenn der Partner nicht Anteil nimmt. Andererseits muss man aber auch den Mund aufmachen und sagen, was Sache ist. Eigentlich spiegelt sich hier eine relativ normale Beziehung wieder. Vorausgesetzt, es wird viel Wein getrunken. Es wurden jedenfalls viele Flaschen geöffnet.
- Sybille Hein
Eure Leben, lebt sie alle
(44)Aktuelle Rezension von: HennieDer Ausgangspunkt bzw. Schlüsselmoment für diese Geschichte ist ein junger Mann, der im Leben von fünf Frauen eine wichtige Rolle spielte... für die eine mehr, für die andere weniger.
Die Lebensgeschichten der Damen werden von der Autorin interessant, berührend und eindrucksvoll in Szene gesetzt. Ich fühlte mich gut unterhalten und hatte durch den leichten, humorvollen Schreibstil der Autorin das Buch schnell gelesen. In kurzen Kapiteln wird das Leben von Ellen, Luise, Freddy, Marianne und leider ganz wenig von Johanna angerissen. Ihre Schicksale berühren mal mehr, mal weniger. Luise empfand ich als ziemlich unsympathisch.
Gern hätte ich hier und da mehr erfahren...
Insgesamt empfehlenswert mit vier von fünf Sternen!
- Herrad Schenk
Alle meine Kinder
(21)Aktuelle Rezension von: LeylascrapFrederike (Ika genannt) ist Ende 60, als sie wegen eines Umzuges zurück blickt auf ihr Leben. Ein Leben zwischen zwei Männer und einen unerfüllten Kinderwunsch. Trotz mehrfacher künstlicher Befruchtungen will es einfach nicht klappen. Ika blickt auf die schwere Zeit zurück mit all den verbundenen Gefühlen.
Nun heißt es los lassen und in ein neues Leben starten.
Das Buch eignet sich prima für gleich gesinnten. Die einfach ähnliches durch gemacht haben. Ich persönlich hatte nie solche großen Probleme und konnte mich glücklich schätzen, dass ich zwei Gesunde Kinder habe und darf mich trotz dem Kampf gegen Krebs wieder auf ein weiteres Wunder freuen. Ich fand es auch eher anstrengend die ersten Kapitel alles zu folgen. Es machte es mir schwer in die Geschichte mich ein zu finden. Erst das Ende hat mich etwas getröstet, denn das ist wirklich gut geschrieben und die Handlung am Ende ist so, wie man sich das wünscht.
Gebe dem Buch daher nur 2 Punkte von 5!
- Killen McNeill
Am Strom
(17)Aktuelle Rezension von: JessicaLiestInhalt:
Ein aufrechtes Leben, eine intakte Familie, eine sinnvolle Arbeit, die wahre Liebe und das große Glück: Kann man das haben? Das ganze Paket? 1968, in einer bewegten Zeit des Aufbruchs, als alles möglich scheint, verbringen vier Jugendliche idyllische Tage auf einer Insel beim Donaudurchbruch. Die Aktivität in der Linken Schülerfront verbindet Jens, Erwin, Jelly und Else, und nun, da die
Abiprüfungen hinter ihnen liegen, zelten sie am Fluss, spinnen Zukunftspläne am Lagerfeuer, genießen die freie Zeit - und die Liebe. Zwei von ihnen werden heiraten, ihr Heil in Ehe und Familie suchen. Einer wird alles daran setzen, seinen linken Idealen treu zu bleiben. Und einer wird auf der Insel sterben. Es wird fünfundvierzig Jahre dauern, Lebensträume werden zerrinnen und Beziehungen scheitern, bis die anderen drei sich auf der Donauinsel wieder treffen. Erst jetzt wird offenbar, was damals
wirklich geschah. Ein Roman über die Liebe, das Älterwerden, den Versuch, das Leben mit Anstand zu führen. Und über einen bayerisch-fränkischen Jedermann mit seinem hartnäckig und listenreich geführten Kampf gegen das Scheitern.
Meine Meinung:
Das Cover gefällt mir gut. Es passt zu der Geschichte und ist in seinen Farben eher schlicht und ruhig gehalten.
Schreibstil: Das Buch hat sich flüssig und angenehm lesen gelassen. Vor allem die Ich-Perspektive aus Jelly’s Sicht hat vor gut gefallen.
Charaktere:
Die Charaktere haben mir gut gefallen. Sie waren gut dargestellt und konnten mich im ganzen überzeugen. Die Geschichte der Charaktere war emotional, die Reise mit ihnen hat mir gefallen.
Die Auflösung erfolgte am Ende, bis dahin blieb es spannend.
Alles in einem hat mir das Buch gefallen. - Yewande Omotoso
Die Frau nebenan
(23)Aktuelle Rezension von: NadezhdaIch hatte hohe Erwartungen an dieses Buch, vielleicht zu hohe. Wer von der Kritik gleich mit Nadine Gordimer verglichen wird, hat es aber auch nicht leicht, wenn diese Fußspuren dann ausgefüllt werden sollen...
Mit diesen beiden alten Krähen, die nur darauf lauern, der anderen ein Auge aushacken zu können, hat Yewande Omotoso interessante und ungewöhnliche Figuren entwickelt und mit ihnen die Ereignisse des Buches aus unterschiedlichen und für mich z.T. neuen Perspektiven dargestellt. Eine schwarz-weiße Beziehung im London der Fünfzigerjahre, dasselbe schwarz-weiße Paar im Nigeria der Sechzigerjahre, dann kurz nach Ende der Apartheid in Südafrika, die beiden berufstätigen Frauen, die in ihrer Zeit Beruf und Familie (nicht) unter einen Hut bringen wollen oder müssen - das sind spannende Lebenswege, die ich gern mit verfolgt habe. Omotoso deutet die historischen Verwerfungen des Umfelds oft nur an, konzentriert sich auf die privaten Verwicklungen der ProtagonistInnen, bleibt also deutlich unpolitischer als Gordimer. Was die Autorinnen auf jeden Fall verbindet, ist die Gründlichkeit, mit der der ganz persönliche Rassismus der ProtagonistIinnen seziert wird und dessen Folgen für ihre großen und kleinen Lebensentscheidungen, Verfehlungen und Verhärtungen gezeigt werden. Dabei wird nicht an Zynismus, Hass und Bitterkeit gespart.
Das Aufbrechen dieser Verhärtungen ist dann auch das Ziel, dem dieser Roman entgegenstrebt und das bei zwei so sturen und wenig warmherzigen alten Damen sicher nur ansatzweise gelingen kann - hier braucht man sich nicht vor dem rosa überzuckerten Happy End zu fürchten, das der Klappentext nahelegt. Vielmehr wird deutlich, dass Wahrheit und Versöhnung (nicht nur in Südafrika) doch sehr schwierige und sperrige Angelegenheiten sein können.
- Gertraud Klemm
Aberland
(23)Aktuelle Rezension von: Petra54Laut Klappentext geht es um bürgerliche Mütter und Töchter in Österreich. Das interessiert mich. Außerdem gefiel mir die Leseprobe.
Im Roman wird der Alltag einer alternden Dame, die nie gearbeitet hat, beschrieben. Und der ihrer Tochter, die weder mit ihrem Kind noch mit dem täglichen Hauskram und schon gar nicht mit der jahrelang verschobenen Dissertation zurecht kommt. Sie beklagt ihr nutzloses Dasein von der ersten bis zur letzten Zeile.
Die Autorin liebt seitenlange Sätze, in denen durch Komma getrennte Bemerkungen endlos aneinander gereiht sind. Es ist leicht, kompliziert zu schreiben, aber für den Leser schwierig zu verstehen. Allerdings werden die beiden Frauen-Geschichten zynisch, lustig, bissig und witzig erzählt, dass ich den Roman bis zum Schluss las und mich teilweise köstlich amüsierte.
- Sara Gruen
Wasser für die Elefanten
(925)Aktuelle Rezension von: Liebes_BuchIch gehöre endlich auch zu den glücklichen Menschen, die dieses Zirkusbuch gelesen haben!
- Lyl Boyd
Dreistellig
(35)Aktuelle Rezension von: ineszappenGeschäftsmann sucht Jungbrunnen. Vincent ist besessen davon, ein hohes Lebensalter zu erreichen, und fliegt dafür sogar bis ans andere Ende der Welt... Diese Geschichte zeigt: Wer das Altwerden plant, läuft Gefahr, das Leben zu verpassen, und fordert zugleich sein Schicksal heraus. Eine Short Story mit 8.500 Zeichen , also 12 Seiten , kurz und knackig auf den Punkt gebracht. Die Geschichte ließt sich flüssig , ist aber ohne Dialoge. Der Schluss ist unerwartet und regt zum Nachdenken an. Denn man weiß nie was noch kommt. Lebe am besten im Hier und Jetzt - Sarah N. Harvey
Arthur oder Wie ich lernte, den T-Bird zu fahren
(85)Aktuelle Rezension von: thursdaynextRoyce ist 16. Frisch umgezogen innerhalb Kanadas, seine Freunde in der alten Heimat vermissend. Die neue Schule konnte er noch nicht besuchen, weil er direkt nach dem Umzug an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt ist. Seine Mutter, alleinerziehend seit sein Vater – an den er kaum Erinnerungen hat – früh verstarb, verdient ihren Lebensunterhalt mit Gartenarbeit und Klavierunterricht. Umgezogen sind sie weil Arthur, der 95 jährige Großvater, der einst ein berühmter Cellist war, der Hilfe bedarf und nur Royce‘ Mum bereit ist, für ihren Vater Verantwortung zu übernehmen. Er ist aber auch ein widerlicher alter Kotzbrocken.
Nach einem weiteren Schlaganfall hält es keine der eiligst engagierten Pflegekräfte länger bei ihm aus, da kommt Royce Mum auf die Idee ihrem Sohn den Job anzubieten. Er könnte sich nützlich machen und für 6 Stunden täglich die Versorgung des muffeligen alten Griesgrams übernehmen. Die Kohle stimmt, ist erheblich mehr als er in anderen Jobs verdienen würde und Royce lässt sich auf den Handel ein.
„Ich bleibe auf der Schwelle stehen und frage mich, ob ich nicht gleich auf der Stelle kehrtmachen soll und später den Zorn meiner Mutter ertragen soll. Ich denke aber auch, fünfzehn die Stunde, vierhundertfünfzig in der Woche, achtzehnhundert im Monat. Das wird für die nächsten vier Monate mein Mantra werden.“
Pragmatische Einstellung, die, angesichts der unerquicklichen und ungeschönten Details der Altenpflege, bitter nötig ist. Sarah N. Harvey schreibt mit leichter Hand über schwere Themen. Die verschwindende Würde im Alter, Verantwortung, die Pflege eines alten Menschen, dessen Marotten, Launen und die, nicht unerheblichen unangenehmen körperlichen Aspekte.
„Ich bin fünfundneunzig. Ich kann zehnmal am Tag Eis essen, wenn ich will.“
Sie bleibt ernst und dennoch humorvoll, ohne jemals ein Verhalten der Lächerlichkeit preiszugeben. Hart wird das Buch als Arthur den Wunsch äußert, zu sterben und um Hilfe bittet. Die Leichtigkeit, mit welcher sie diese Szenen dabei beschreibt ist großartig. Fern von Kitsch, Pathos, ohne sich hinter Euphemismen zu verstecken lässt sie ihren jungen Protagonisten all das erfahren, berichten und man spürt sowohl seine Verzweiflung, hat er den guten Arthur – diese Seite kann man im Verlauf auch an ihm entdecken – doch ins Herz geschlossen. Royce stellt sich seiner Verantwortung, wächst, lernt von seinem Großvater und dank ihm einiges über sich, das Leben und den Umgang damit.
Obwohl, zumindest für ältere Leser, das Ende absehbar ist, schafft Sarah Harvey es, diesen leichten Erzählton und den Spannungsbogen bis zum Ende des Romans zu halten. Ein Pageturner trotz der harten Thematik und ein Buch, das traumwandlerisch treffsicher kein Wort zu viel und keines zu wenig enthält. Ein wunderschönes Loblied auf das Leben eben wegen seiner Vergänglichkeit.
Gleichzeitig auch ein Mutmachbuch, sich etwas zuzutrauen, Neues zu wagen und sich ins Leben zu stürzen. Ehrlich, ein wenig rotzig und wahr. Nicht nur für Jugendliche. Empfehlen würde ich es ab 15 Jahren. Royce, Arthur und den T-Bird vergisst man nicht so schnell. Sie und diese charmante, lebensnahe Geschichte gehen einem unter die Haut. Intelligente Jugendliteratur die trotz, oder womöglich wegen ihrer stilistischen Schlichtheit direkt auf Hirn und Herz zielt, jeglichem Anflug von Kitsch. Arthur – oder wie ich lernte den T-Bird zu fahren kann man vor Beendigung nicht aus der Hand legen! - Ulrike Draesner
Eine Frau wird älter
(11)Aktuelle Rezension von: HopeandliveUlrike Draesner, einer der profiliertesten deutschsprachigen Gegenwartsautorinnen, geboren 1962 in München und wohnhaft in Berlin, mehrfache Buchpreisträgerin hat ein außergewöhnliches und sehr persönliches Buch geschrieben über den "Change of life".In einer unglaublich schönen und humorvollen Sprache schreibt sie über den Wechsel, den Lebenswechsel , nicht nur schnöde über die Wechseljahre oder über die Menopause, was soll das denn für eine Pause sein , wenn sich "Meno" verabschiedet?
Frauen dürfen älter werden und in diesem Buch erfahren wir nicht "nur" etwas über Ulrike Draesner, sondern über all die Frauen der Vergangenheit, die sich in ihr vereinen, ihre Mutter, die lange Zeit immer ihren 39. Geburtstag gefeiert hat, ihre beiden Großmütter, Tanten, Großtanten, Urgroßmütter. Wie haben diese Frauen in ihrer Zeit den "Change of life" begangen und was ist von diesen Frauen an die Autorin weitergegeben worden und wie zeigt es sich heute in ihrem Leben.
Frauen in diesem Lebenswechsel, mit Humor und Ironie, mit Schwitzen, Schlaflosigkeit, "Unsichtbarwerden" und das geht auch ohne Tarnkappe;), aber auch mit viel Dankbarkeit , Mut , Gelassenheit und Widerständigkeit gegen Alterklischees lässt sie in ihrem Buch zu Wort kommen, denn jeder Wechsel zeigt sich anders und ich habe mich in einigem wiedergefunden und in einigem anderen nicht.
Wie geht es der Frau, wenn die Menstruation einsetzt, jammern oder jubeln da wir endlich im Kreis der Frauen aufgenommen sind und nun dürfen wir uns Jahrzehnte mit den Folgen dieses immerwährenden Zykluses auseinandersetzen, bis er sich verabschiedet, manchmal sang - und klanglos, doch oftmals mit heftigen Wellenbewegungen , die unser ganzes Leben buchstäblich auf den Kopf stellen. Oftmals geht ein Trauerprozess los, denn die Möglichkeit Kinder zu gebären, verabschiedet sich entgültig. Jede Frau erlebt es anders und Ulrike Draesner lässt sie alle zu Wort kommen, die Frauen in ihrer Familie und ihre Freundinnen und schafft es Dank ihrer unnachahmlichen Sprache der Leserin und dem Leser immer wieder ein Schmunzeln, manchmal ein Lachen, auch mal das Buch weglegen und den eigenen Gedanken über das Leben nachgehen sowie auch tiefes Mitempfinden wenn Trauer und Schmerz beschrieben werden, hervorzurufen.Es ist kein Buch , was sich in die XY-Wechseljahrsratgeber einreihen lässt.
Ulrike Draesner schenkt uns einen tiefen Blick in ihr persönliches Leben und schafft es auch historische Sachverhalte geschickt mit einzubringen. Gleichzeitig schenkt sie einen hoffnungsvollen und versöhnten Blick auf das, was noch vor uns liegt, nachdem wir unsere Kinder nach der Pubertät ins Leben lassen, uns um unsere älter werdenden Eltern kümmern, uns von Lebensentwürfen verabschieden , mit Einschränkungen und gesundheitlichen Herausforderungen zu kämpfen haben.
"Wie das, was man war, sich allmählich auflöste - icht aber verblühte, sondern hineinblühte in eine andere Form, um in dieser Form als Teil der eigenen Geschichte neu zu erscheinen und aufzugehen."
In uns lebt , zumindest in mir ;):) , immer noch Pippi Langstrumpf , die sich ihre Welt, die jetzt anders , jedoch immer noch unglaublich schön ist, macht wie sie es will. Denn wie sagt ihre Schöpferin, Astrid Lindgren, so schön:"Schließlich gebe es kein Verbot für alte Weiber , auf Bäume zu klettern."
Dank diesem ungewöhnlichen Buch , aus dem ich mir einiges mitnehmen durfte, einiges nicht auf mich zutraf, werde ich jetzt ganz gelassen und versöhnt klettern gehen und kann an dieser Stelle dem Penguin Verlag ganz herzlich Danke sagen und höchste Leseempfehlung aussprechen.
- Sibylle Berg
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot
(127)Aktuelle Rezension von: IgnoTitel beschreibt den Inhalt eigentlich umfassend: Wir begleiten ein paar Leute, die allesamt ihr persönliches Glück suchen – das definiert sich oberflächlich aus einer Beziehung – und früher oder später dabei sterben. Allerdings ohne besonders viel gelacht zu haben. Naja, irgendwas ist ja immer.Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot ist Sibylle Bergs Debütroman und erschien im Jahr 1997 bei Reclam. Auf 192 Seiten rechnet sie mit der Spaßgesellschaft des ausklingenden Jahrhunderts ab und das ziemlich schonungslos.
Das Buch dreht sich, wie schon gesagt, hauptsächlich um die Suche und das Scheitern von Beziehungen. Dabei begleiten wir eine Reihe von Protagonisten, deren Leben auf die eine oder andere Weise miteinander in Verbindung stehen. Allen gemein: Die fast zwanghafte Suche nach der großen Liebe. Die bleibt jedoch weitestgehend erfolglos. Gründe gibt es dafür viele, einige spielt Berg recht schonungslos durch.
Es bleibt dabei aber nicht bei den Beziehungen. Auch mit dem schleichenden Gefühl der großen Langeweile, dem ›Da muss doch noch mehr sein‹, das sich auch aus der Fülle an offenkundig unnützen Jobs ergibt, dieser alles umfassenden, allgemeinen Belanglosigkeit rechnet Berg ab. Später wird Yolo als geflügeltes Motto auftauchen, doch die Probleme sind schon sehr ähnlich. Berg nimmt dabei keine Rücksicht auf ihre Charaktere, ganz im Gegenteil. Die werden erst seelisch seziert, um später der Traurigkeit ihres Seins angemessen die Erde zu verlassen. Letzteres trifft zwar nicht alle, von einem Happy End zu reden wäre trotzdem sehr weit hergeholt.
Wenn man, wie ich, nicht chronologisch durch Bergs Gesamtwerk geht, erkennt man besonders in ihrem Debütroman durchaus, wo die Reise hingehen wird. In Sprache und Stil erinnert das Buch stark an GRM: Brainfuck, den vorläufigen Höhepunkt erreicht Berg aber erst in letzterem. Die Kapitelübergänge in Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot sind zwar noch nicht fließend, die ›Überschriften‹ haben aber schon den Stil, den sie auch in ihrem aktuellen Werk verwendet. Auch die Sprache ist in ihrer Derbheit schon auf dem Weg, genau wie die teilweise eigentümliche Satzkonstruktion. Bei letzterem ist der Unterschied zum aktuellen Werk noch am Deutlichsten zu spüren. Trotzdem, der Weg wird klar.
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot ist durchaus ein schönes Buch, als Debüt erst Recht. Es mag nicht jedermenschs Geschmack sein – Sibylle Berg muss man halt mögen – aber ein nettes fieses Stück Unterhaltung ist das Buch auf jeden Fall.
- Irène Némirovsky
Jesabel
(46)Aktuelle Rezension von: virginiestorm_autorin»O Marie-Thérèse, versprich mir, dass du mich an dem Tag, an dem du mich alt, wirklich alt siehst, im Schlaf töten wirst.«
Paris in den 30ern, die immer noch attraktive, reiche Gladys Eysenach wird beschuldigt, einen jungen Mann erschossen zu haben.
Der Roman beginnt mit dem Verhör der Angeklagten. Schnell sind sich die Zuschauer einig, dass der Ermordete Glayds’ Liebhaber gewesen sein muss. Denn sie brauchte die Bewunderung der Männer, wie die Luft zum Atmen.
Irene Nemirovsky erzählt von der Jugend der Protagonistin, der alle Männer zu Füßen lagen. Sie beschreibt das Älterwerden und die damit aufkeimende Angst allein zu enden.
»Im Grunde gibt es nur ein einziges Glück auf der Welt, nämlich die Jugend.«
Glayds hat keine Arbeit, der sie nachgeht, sie betätigt sich nicht karitativ. Alle Befriedigung zieht sie aus den Blicken und Huldigungen der Männer. Selbst für ihre Tochter empfindet sie keine Zuneigung. Denn sie sieht diese als Konkurrentin.
Zum Ende des Buches löst sich das Rätsel, und wir erfahren warum Gladys den Mann erschossen hat. Doch vorher konfrontierte er sie mit sich selbst.
Es war teilweise anstrengend, den weinerlichen Ausführungen der Protagonistin zu lauschen, die sich klein macht und um Anerkennung bettelt und nicht sieht, wie gut es ihr im Vergleich zu anderen geht. Die Figuren fand ich durchweg unsympathisch - oberflächlich, nur auf sich bedacht, Verantwortung von sich weisend.
Die Autorin Irene Nemirovsky wuchs selbst in sehr behüteten und luxuriösen Verhältnissen auf. Ihre Eltern interessierten sich nicht für sie. Während der Russischen Revolution floh die Familie nach Paris. 1942 wurde Nemirovsky nach Auschwitz deportiert.
Den vorliegenden Roman wurde 1936 veröffentlicht. Ich könnte mir vorstellen, dass die Autorin darin das Aufwachsen in der Oberschicht Russlands schildert, wenn nicht sogar in ihrer eigenen Familie.
Heute, 80 Jahre später, lese ich aus diesem Roman die starke Abhängigkeit der Frauen von den Männern ab. Dazu erzogen, zu gefallen, ohne berufliche Tätigkeit, die Befriedigung schenkt, sinkt der Wert der Frau mit ihrer schwindenden Jugend. Des Weiteren wird ein Kulturwandel, die Frustration der jungen Menschen über fehlende Zukunftsperspektiven und die Macht des Geldes thematisiert.
Für mich zeigt der Roman nur die dunkle Seite der Medaille: Neid, Rache, Ohnmacht, Sexismus, Doppelmoral. Alle sind ausnahmslos von der Schönheit fasziniert. Nur darf sie eine Frau nicht für sich nutzen, darf ihre Lust nicht ausleben, sonst wird sie als Verführerin, als Jesabel angesehen. So wie Isebel aus dem Alten Testament, die den falschen Gott anbetete und mit vielen Männern schlief. Die Männer im Roman dagegen wählten immer neue, immer jüngere Frauen, und wurden dafür nicht verurteilt.
Ich frage mich, warum die Autorin nicht auch die helle Seite, die Konzentration auf etwas Dauerhaftes, die Unabhängigkeit von oberflächlicher Anerkennung und Vergnügen geschildert hat. Hat Nemirovsky diese selbst nicht gesehen, nicht erlebt?
Eine Anklage, ohne Erlösung.
Der Roman hat mich persönlich wenig positiv berührt, da ich keine Identifikationsfiguren gefunden habe und auch das Thema sehr weit von meiner Lebenswelt entfernt ist. Bei den Protagonisten hat keine Erkenntnis, keine Weiterentwicklung stattgefunden.
Ein tragisches Zeitdokument mit einem befriedigenden Spannungsbogen.
- Helen Fielding
Bridget Jones: Mad About the Boy
(83)Aktuelle Rezension von: jenni_3004Bridget Jones.. eines der witzigsten Bücher die ich gelesen habe. Zwischendurch auch sehr traurig, da Mark gestorben ist. Würde es trotzdem noch einmal lesen, freue mich schon auf die Verfilmung, die im Oktober ins Kino kommt... - Arno Backhaus
Keine Panik, ehrliche Spiegel altern immer mit!
(9)Aktuelle Rezension von: VeraDollArno Backhaus beschreibt in seiner Biographie verschiedene Bereiche seines Lebens. Er berichtet viel von seiner schwierigen Kindheit, wie er in seiner Jugend zum Glauben gekommen ist, seine Frau kennengelernt hat, seine Aktionen, wie er auch anderen Christus näher bringen möchte und sein Leben als Musiker.
Dabei lockern Zwischenüberschriften und viele Bilder den Lauftext auf und man bekommt eine bildliche Vorstellung, wie Arnos Leben ausgesehen hat. Faszinierend sind seine Erlebnisse mit Gott und wie frei und locker er mit dem Thema Glauben gegenüber Anderen umgeht.
Ein paar witzige Sprüche auf "gelben Klebezetteln" spiegeln seine lustige Art wider. Ein paar Rechtschreibfehler machen das Buch eines AD(H)Sler authentisch. Ich hätte mir zu den Bildern genaue Bildunterschriften gewünscht. So konnte ich nicht jedes Bild genau zuordnen.
Alles in Allem ein schönes Buch, welches Anregungen bietet, wie man die Lehre und Liebe Christi weiter verbreiten kann und womöglich auch den Mut überhaupt dazu gibt. Außerdem lädt es zum Nachdenken ein, wie man Gott noch intensiver erleben kann.
- Chris Kraus.
I love Dick
(13)Aktuelle Rezension von: UtaJungIch bin hässlich, niemand bemerkt mich, ich bin nichts wert, meine Kunst ist minderwertig und interessiert niemanden.
Im Wesentlichen stellt sich Chris Kraus in ihrem autobiographischen Roman I love Dick so dem Leser dar. Wer hier eine Liebesgeschichte oder eine Art von Obsession erwartet (Dick bedeutet sowohl den Männernamen als auch Penis), wird sich in die Irre geführt sehen.
Um was geht es? Chris Kraus (39; Filmemacherin und Schriftstellerin) und ihr langjähriger Partner Sylvère Lotringer (56; Kulturtheoretiker und Herausgeber) essen mit Dick (Bekannter Sylveres; Kulturwissenschaftler) zu Abend. Chris bildet sich Dicks interessierte Blicke ein. Wie ein Teenager steigert sie sich in eine einseitige behauptete Verliebtheit.
Der erste enttäuschende Schlag, der mich bei der Lektüre traf: Chris berichtet Sylvère haarklein alles, was sie sich da zur Person Dick zusammenfantasiert. Sylvère reagiert im Grunde gelassen, was dieser an sich brisanten Wende jeglichen Reiz nimmt.
Von nun an schreiben sie zusammen Briefe an Dick, die diese eingebildete Verliebtheit zum Inhalt haben. Die Briefe schicken sie nicht ab. (Vorerst.) Chris Kraus kapriziert dieses gedachte Verliebtsein auf einen Mann, den sie nur einige Stunden in ihrem Leben gesehen hat. Sie zerdenkt diese im Grunde nicht empfundenen Gefühle.
Angeregt von den intensiven Gesprächen über Dick haben sie ausnahmsweise wieder Sex zusammen, wofür Sylvère sich brieflich bei Dick bedankt: „Du kannst (...) sogar stolz auf die Heilung sein, die du uns ermöglicht hast. Dafür jedoch, Dick, hättest du in irgendeiner Form Kontakt mit uns aufnehmen müssen...“ (S. 119)
Die Texterei in Richtung Dick löst bei Chris unerschöpfliche Gedankenströme aus:
„Bevor sie Sylvère traf, war sie ein merkwürdiges und einsames Mädchen gewesen, doch nun war sie niemand mehr. (...) Ganz egal, wie viele Filme sie drehte oder wie viele Bücher sie herausgab – solange sie mit Sylvère zusammenlebte, würde sie immer ein Niemand sein, und zwar für alle, auf die es ankam.“ (S. 124)
Mit einem Mal weiß sie sicher, auch Sylvère war nie in sie verliebt (S. 125). Dieser Gedanke impliziert ein Verfügen über Sylvère. Sie denkt, was jemand fühlt, ohne denjenigen zu fragen, wie er es sehe.
Dann trennt sich Chris von Sylvère.
Sie fährt in ihr Haus in Pasadena und denkt dort weiter an Dick. Notiert auf mehr als 200 Seiten ihre Gedanken zu ihrer Beziehung, die ja de facto keine ist.
Die eingebildete Beziehung zu Dick erscheint wie ein Kinderersatz „Chris und Sylvèe hatten keine Kinder, stattdessen drei Abtreibungen...“ (S. 39). Dieses auf sich Fixiertsein lässt Chris im eigenen Gedankensumpf waten und macht sie unsympathisch.
Alles findet nur in ihrem Kopf statt.
Bis sie Dick anruft und ein Treffen mit ihm vereinbart. Es kommt dann auch zum Sex, der nur marginal geschildert wird. Im Anschluss zerredet sie diese körperliche Begegnung. Dick steht dem allen leidenschaftslos gegenüber und schreibt später an Sylvère, dass er es bereue, dieser obsessiven Aufmerksamkeit nur mit verwirrtem Schweigen begegnet zu sein (vgl. S. 290).
Doch Chris braucht Dick als Zuhörer, weil sonst niemand ihr zuhört. „Ich bin vollkommen bedeutungslos.“ (S. 210) Schreibt sie an Dick.
Alles wird rationalisiert, wobei Chris Kraus diese Feststellung schätzungsweise auch wieder rationalisieren würde.
Einerseits vermittelt der Roman anfänglich den Eindruck, hier packe jemand so richtig über sich aus. Andererseits führt das Zerreden (erst mit Sylvère, dann mit Dick), das Analysieren, Einordnen, Rationalisieren jeglicher Regung und jeglichen Gedankens dazu, dass dies alles verdinglicht erscheint und damit uninteressant (für den Leser). Denn ein fühlender und mitfühlender Mensch, der sein Innerstes aufdeckt, ist Chris Kraus in diesem autofiktionalen Roman nicht.
Für ihren Selbsthass [(„... neben der souveränen und glamourösen Rachel (...) fühlte sich Chris wie eine Kakerlake.“ (S. 122)] und ihre beruflichen Misserfolge übernimmt sie nicht die Verantwortung, sondern schiebt dies auf die Verhältnisse und behauptet pauschalisierend, dass dies bei allen Frauen so sei (vgl. S. 231).
The Guardian stellt fest: Das wichtigste Buch des 20. Jahrhunderts über Männer und Frauen“. Fragt sich nur, welche Art Männer und Frauen hier gemeint sind. Denn Chris Kraus scheint sich nicht als eigenständigen, selbständigen, verantwortlichen Menschen zu sehen. „Deinetwegen konnte ich nun daran glauben, trotz allem doch noch jenen neuen Lebenszweck zu finden (...).“ (S. 262)
Was dann wirklich ein wieherndes Lachen hervorruft, ist der Kommentar auf der Rückseite des Buches von Elke Schmitter, Der Spiegel. „Mitreißend schön.“ (entweder ein anderes Buch gelesen oder nichts verstanden...)