Bücher mit dem Tag "30jähriger krieg"
57 Bücher
- Otfried Preußler
Krabat: Roman
(1.876)Aktuelle Rezension von: Renate1964Die Geschichte spielt zu Beginn des 18. Jahrhunderts und beruht auf einer alten sorbischen Sage. Der Waisenjunge Krabat wird durch eine Traumstimme zu einer unheimlichen Mühle gerufen und wird Müllerlehrling. Es wird ihm klar, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht,aber die Flucht ist unmöglich.
Die Geschichte wird packend erzählt,die Charaktere sind gut ausgearbeitet und ma erlebt auch die Nöte und den Aberglauben dieser Zeit. Freundschaft und Gewissensnöte,aber auch Neid und Angst sind hautnah spürbar, eine absolute Leseempfehlung
- Claus Vaske
Gustaf. Alter Schwede
(44)Aktuelle Rezension von: ChrischiDWürde Gustaf noch leben, wäre er inzwischen weit über 400 Jahre alt. Doch Gustaf ist ein Geist, und als solcher spukt er in seinem alten Heim, aus dem er sich partout nicht vertreiben lassen will. Vielmehr treibt er sich des nächtens durchs Haus, schaut fern oder treibt Unfug. Das bekommen auch die neuen Besitzer schnell zu spüren, denn beim Kauf des Hauses war von dem schwedischen Untermieter natürlich nicht die Rede. Doch obwohl es schwerfällt Gustaf ins Herz zu schließen, so ist er doch maßgeblich dafür verantwortlich, dass bei Familie Baumann positive Veränderungen eintreten.
Man kann es nicht anders sagen, Gustaf ist ein wahrlich anstrengender Zeitgenosse, dabei weilt er schon seit einer ganzen Weile nicht mehr unter den Lebenden. Was ihn jedoch nicht davon abhält die Nervenkostüme aller Beteiligten aufs Äußerste zu strapazieren. Sowohl Protagonisten wie auch Leser müssen sich auf einen Trunkenbold und wahrhaftigen Schwerenöter gefasst machen, der das Wort Privatsphäre vermutlich noch nie gehört hat, und selbst wenn, sich von solchen Nichtigkeiten nicht von seinem Vorhaben abbringen lässt. Trotz all dieser eigentlich negativen Eigenschaften kann man nicht anders, in gewisser Weise bringt man Gustaf Sympathien entgegen und kann auch sein Handeln nachvollziehen. Es lohnt sich definitiv einmal hinter die Fassade zu schauen, denn auch ein Geist verbirgt Dinge in seinem Inneren, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind.
Tiefgründige und hochtrabende Literatur darf man nicht erwarten, aber durchaus gute und humorvolle Unterhaltung, denn mit (anzüglichen) Witzen wird nicht gegeizt. Hin und wieder besteht die Gefahr ins Lächerliche abzudriften, zumeist kann die Waage jedoch gehalten werden, zeitweise entsteht sogar ein kleiner Spannungsbogen. In weiten Teilen mag die Geschichte vorhersehbar erscheinen, einige Überraschungsmomente kann der Autor dann aber doch noch anbringen, ebenso wie unfassbar komische Elemente, obwohl man dachte in diesem Bereich bereits ausgelastet zu sein.
Im Großen und Ganzen kann man für einige Stunden abschalten und dem Alltag entfliehen, man muss sich nur auf das Experiment einlassen und immer im Hinterkopf behalten, dass man eine fiktive Geschichte vor sich hat, die nur eins will: gute Laune verbreiten. - Daniel Kehlmann
Tyll
(284)Aktuelle Rezension von: sKnaerzleOhne Zweifel lässt sich Kehlmanns Roman gut lesen und eigentlich habe ich ihn auch lediglich als leichte Unterhaltungslektüre empfunden, trotz einiger schrecklicher Kriegsszenen. Manches war ganz witzig, etwa wenn die "moderne Wissenschaft" den Aberglauben bekämpft, aber in unseren Augen einen neuen absurderen Aberglauben kreiert.
Immer wieder geht es um Geschichten. Till ist ein Meister darin, die Menschen durch Geschichten zu bezaubern und sie durch seine bösartigen Streiche zu belehren. Ihn übertrifft aber die Winterkönigin, die einen Krieg auslöst, weil sie einmal zu oft wie auf einer Theaterbühne handelte. Übertroffen werden die beiden aber noch von den Gesandten in Osnabrück, die die Wirklichkeit wie eine große Fiktion behandeln, so tun, als seien Verhandlungen über künftige Verhandlungen und willkürliche Behauptungen, was die An- und Abwesenheit von Personen betrifft, von höchster Bedeutung und die mit diesem absurden Theater den Frieden schaffen.
Aber das reicht nicht, die Episoden bleiben nur äußerlich verbunden. Ich habe den roten Faden jedenfalls nicht gefunden.
- Thomas Ziebula
Die Hure und der Spielmann
(30)Aktuelle Rezension von: unclethomDer Klappentext:
Liebe, Krieg und Mordintrigen in einem chaotischen Zeitalter – für alle Fans von DER MEDICUS
Stockholm, 1618. Die Kaufmannstochter Kristina Thott flieht vor einer Zwangsheirat. Ein Schiffbruch verschlägt sie nach Deutschland – und mitten hinein in die Wirren des 30-jährigen Krieges. Um zu überleben, muss die junge Frau Wege gehen, an die sie nicht einmal in ihren schlimmsten Träumen gedacht hat: Sie wird Mätresse eines Offiziers. Als Kristina sich in den Spielmann Tonda verliebt, scheint das Glück zum Greifen nahe. Was sie nicht ahnt: Tonda ist durch ein Gelübde an einen fanatischen Jesuitenpater gebunden und in geheimer Mission unterwegs. Sein Auftrag: Königsmord.
Quelle: https://www.luebbe.de/bastei-luebbe/buecher/historische-romane/die-hure-und-der-spielmann/id_3342267
Der Autor:
Ich kam in Düsseldorf zur Welt. Angeblich konnte man am Tag meiner Geburt den Rhein zu Fuß überqueren – auf Eis. Tatsächlich stört mich Kälte nicht halb so sehr wie Hochsommerhitze.
Mein Geburtsort ist mir bis heute ein Rätsel: Meine Eltern waren Wenden, sprachen Wendisch, wenn wir Kinder sie nicht verstehen sollten, lebten in einem wendischen Dorf in der Niederlausitz. Dort habe ich auch die prägenden Jahre meiner Kindheit verbracht. Mein Vater arbeitete für einen westlichen Nachrichtendienst und geriet ins Visier der Stasi. Um dem Bautzener Zuchthaus zu entgehen, ließ er alles stehen und liegen und floh mit uns, seiner Familie, in den Westen. Entwurzelung – eine der Erfahrungen, die mich zum Schreiber gemacht haben.
Meine Jugend verbrachte ich im badischen Murgtal und in Karlsruhe. Mein Hassfach im Gymnasium: Mathematik. Meine Lehrerin in der zwölften Klasse wandte uns während des Unterrichts meistens den Rücken zu und bekritzelte die Tafel mit allerhand Formeln. Mitten in der letzten dieser viel zu vielen Mathestunden stand ich auf und ging.
Auf dem Bau, unter badischen und italienischen Maurern, lernte ich, dass fünf Bier so viel wie ein „Vesper“ seien, nur dass man dann noch nichts dazu getrunken habe. Als Hähnchenbrater träumte ich wochenlang von der Hölle: Nacht für Nacht durchquerte ich einen fabrikgroßen Grill, in dem sich an unendlichen Spießen ungefähr eine Millionen Hähnchen drehten. Als angehender Krankenpfleger stand ich vor dem Bett einer sterbenden Greisin und hörte, als sie mein Alter erfuhr, wie sie seufzte: „Zwanzig? Gott! Mir ist, als wäre es gestern gewesen, dass ich zwanzig war.“
Das ging mir mächtig unter die Haut und ich dachte mir, man sollte seine Lebenszeit verdammt gut nutzen, wenn sie einem 60 Jahre später, im Rückblick, so kurz vorkommt.
Als Kind erzählte ich mir und meinen Geschwistern Geschichten gegen Angst, Einsamkeit und Ohnmacht. Meine ersten Texte stammen aus frühster Jugend – Gedanken, Erlebtes, Gedichte. Vor allem letztere schrieb ich mit Leidenschaft und würde gern auch heute noch ausschließlich Verse basteln; doch von irgendetwas muss man ja leben.
Als Prediger in Kärnten schrieb ich Predigten, als Diakon in einem Schwarzwaldort Verse und Theaterstücke für den Gottesdienst und für meine Arbeit mit Kindern und jungen Leuten. Als Sozialpädagoge betrieb ich eine Schreibwerkstatt in einer psychosomatischen Klinik für Menschen in Lebenskrisen. Als Trauerredner in Dortmund ließ ich mir die letzten Lebenstage und -stunden von Verstorbenen schildern und verfasste unzählige Trauerreden. Nach und nach fand ich so zum Schreiben als Beruf.
Das erste Honorar zahlte mir eine Bank, in deren Räumen ich anlässlich einer Vernissage zwei meiner Gedichte vortrug. Noch einmal zum Mitschreiben – eine Bank zahlte für Gedichte! Ich jedenfalls bin bis heute ihr dankbarer Kunde.
Zum Dauerschreiber machte mich die pure Not: Ich zog ins Ruhrgebiet – und fand mich unter 1500 anderen arbeitslosen Sozialpädagogen wieder. Damals war ich bereits Vater von drei Kindern – inzwischen sind es vier – und Geld musste her. Also schrieb ich Arztromane und ab 1997 die Einsatzberichte des berühmten G-man Jerry Cotton aus Manhattan.
1999 engagierte mich der unbezahlbare und niemals genug zu preisende Michael Schönenbröcher, Lektor in der Heftromanabteilung von Bastei-Lübbe, als Hauptautor für die Fantasy-Serie „Maddrax“. 2001 fanden meine Leser, ich hätte den Deutschen Phantastik-Preis als bester Autor verdient und nominierten gleich noch zwei meiner Romane für eben diesen Preis.
Fantasy schreibe ich noch immer gern, doch inzwischen habe ich meine Leidenschaft für historische Romane entdeckt. Und inzwischen lebe ich mit meiner Frau wieder in der Gegend von Karlsruhe.
Quelle: http://www.thomas-ziebula.de/autor/
Die Rezension:
Eine Story um das Thema Zwangsheirat und Königsmord. Eine rasante Abenteuergeschichte die mich vor allem durch die sehr schöne Schreibweise des Autors überzeugt hat.
Schon auf den ersten Seiten gelang es dem Autor mich abzuholen und zu fesseln. Kein einfaches Unterfangen bei einem Buch mit nahezu 700 Seiten, aber für mich war es spannend und unterhaltsam und das ohne irgendwelchen unnötigen längen.
Schön bunt sind die Schauplätze beschrieben und es ist als wäre man dort vor Ort gewesen und würde diese kennen. Besonders beeindruckend waren für mich auch die Figuren und Dialoge die lebendig und glaubhaft wirkten.
Das Buch ist lebendige Geschichte, gut recherchiert und die Fiktive Story darin erscheint als wäre es ein Teil der reellen Geschichte.
Das Buch konnte mich gut unterhalten und es fiel nicht leicht das Buch an die Seite zu legen.
Mich hat das Buch vor allem auch neugierig gemacht auf den Autor und was er noch geschrieben hat. Ich denke, dass ich mich demnächst auch weiteren Titeln aus seiner Feder widmen werde.
Für mich waren das in der Summe 4 von 5 Sternen. - Alessandro Manzoni
Die Verlobten
(32)Aktuelle Rezension von: GersBeaInhalt (Klappentext)
Oberitalien zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Lucia und Renzo, zwei einfache junge Leute aus einem Dorf am Comer See, stehen kurz vor der Hochzeit. Der brutale und berüchtigte Landedelmann Don Rodrigo, der mehr aus Laune denn aus Leidenschaft gewettet hat, dass er das Mädchen besitzen werde, verhindert jedoch die Trauung. Lucia und Renzo fliehen, werden getrennt und vom Strudel der Zeitgeschichte mitgerissen: Lucia fällt einem weithin gefürchteten Feudalherrn in die Hände, während Renzo als vermeintlicher Volksverhetzer im Gefängnis landet. Nach seiner Befreiung schlägt er sich auf eigene Faust durch, bis er erfährt, dass seine geliebte Lucia in Mailand untergekommen ist. Doch dort ist die Pest ausgebrochen, und ein Wiedersehen scheint angesichts der Allgegenwart des Todes aussichtslos.
Einfühlsam, realistisch und mit feiner Ironie entfaltet Manzoni vor unseren Augen die Geschicke all jener kleinen Leute vor dem Hintergrund großer historischer Umbrüche.
Inhalt
Manzoni ist ein sehr guter Menschenkenner, der die Schwächen und die Stärken der Protagonisten lebensnah beschreibt. Dazu kommen rhetorisch beeindruckende Gespräche, aber auch viele witzige Dialoge und Ereignisse, die mich schmunzeln ließen.
Hier eine kurze Aufstellung der wichtigsten Personen, ein richtiges Kaleidoskop von unterschiedlichsten Charakteren, die man auch heute noch antrifft.
Renzo ist ein ehrlicher tüchtiger junger Mann, der weiß was er will. Seine mitunter naive Neugier bringt in schwierige Situationen.
Lucia ist eine junge naive Landfrau. Ihr Leben und ihre Entscheidungen werden bestimmt durch ihren tiefen Glauben und ihr Gottvertrauen.
Agnese, Lucias Mutter und Witwe, ist eine tatkräftige, lebenserfahrene Landfrau, die mitten im Leben steht.
Don Rodrigo ist ein unreflektierter Adeliger, der durch die Privilegien seiner Klasse Angst und Drückebergerei verbreitet.
Don Abbondio ist ein opportunistischer ängstlicher Landpfarrer, der letztendlich um zu Überleben jedes Rückgrat verloren hat.
Perpetua, Don Abbondios Haushälterin, fällt alle Entscheidungen für den immer verunsicherten Pfarrer.
Pater Cristoforo, Mönch mit einem den Menschen zugewandten Glauben, tatkräftig und empathisch.
Gertrude, armes reiches Mädchen aus dem niederen Adel, gegen ihren Willen abgeschoben ins Kloster, weil der Vater sich so die Aussteuer für sie erspart.
Bartolo, Renzos bodenständiger warmherziger Vetter in Bergamo, unterstützt Renzo tatkräftig.
Der „Ungenannte“, Burgbesitzer und Missetäter, der vielen Übles antut, mit machtvollem Netzwerk von Schurken.
Erzbischof Frederigo von Mailand, ein wahrer Kirchenführer, hochgebildet und bescheiden, den Menschen vorurteilsfrei zugewandt.
Donna Prassede, alte Edeldame, ein Gutmensch: sie will Gutes bewirken, erreicht jedoch nur das Gegenteil.
Don Ferrante, Donna Prassedes Ehemann, beschränkter sich selbst maßlos überschätzender „Wissenschaftler“.
Viele Charaktertypen sind auch heute noch sehr präsent.
Meine Meinung
Meine Buchausgabe ist ungekürzt.
In Italien gilt der Roman als „der“ Klassiker schlechthin, weil er sprachprägend war (wie im Deutschen die Bibelübersetzung von Martin Luther).
Die Übersetzung von Caesar Rymarrowicz fand ich angemessen.
Anfangs haben mich die unterschiedlichen „Textsorten“ irritiert:
- reine Erzählung,
- Reflektionen,
- historischer Überblicke und Einordnungen.
Manzoni ist ein gebildeter Autor, der auch die großen Zusammenhänge gut darstellt und verstehbar macht.
Manzoni: „Und in dieser Erzählung ist, um die Wahrheit zu sagen, unser Ziel nicht nur, die Lage zu schildern, in der sich unsere Personen befinden, sondern zugleich auch, soweit dies in einer Zusammenfassung möglich ist und soweit wir es vermögen, einen mehr berühmten als bekannten Abschnitt unserer vaterländischen Geschichte vorzustellen.“
So habe ich eine Menge über die italienische Geschichte der Jahre 1628-1631 erfahren:
- Aufruhr von 1628 (Brot-Aufstand),
- italienische Pest in Mailand und Oberitalien, 1629-1631,
- Mantuanischer Erbfolgekrieg, 1628–1631.
Gelernt habe ich was Bravi, Monatti und Salber sind.
Die Abhängigkeiten von Kirche und Politik werden deutlich gemacht.
Pest/Covid19
Vor allem Manzonis Reflektionen haben mich beeindruckt. Seine Gedanken und Analysen zum Verhalten der Menschen während der Pest fand ich tagesaktuell auf unsere heutige Situation mit Covid19 abbildbar. Heute wie damals trägt eine misslungene Kommunikation wesentlich zu deren Entstehung bei.
Manzoni fasst zusammen: „Am Anfang also keine Pest, durchaus keine, um keinen Preis, sogar das Wort auszusprechen war verboten. Dann pestartige Fieber: der Begriff wird als Beiwort durch die Hintertür eingeführt. Dann keine richtige Pest, das heißt Pest allerdings, aber in einem gewissen Sinne keine eigentliche Pest, sondern etwas, wofür man keinen anderen Namen zu finden weiß. Endlich Pest ohne Zweifel und ohne Widerspruch, doch schon hängt sich ein anderer Begriff daran, der Begriff der Vergiftung und der Hexerei, wodurch das nicht mehr zurückzudrängende Wort verfälscht und verwirrt wird.“
Beim Lesen hat es mich ab etwa der Hälfte des Buches gar nicht mehr so interessiert, ob Renzo und Lucia sich nun kriegen oder nicht. Das ganze „Drumherum“ fand ich viel interessanter.
Titelbild
Das Titelbild ist farblich zwar ganz nett, aber viel zu modern für das Buch, das 1827 verfasst wurde. Im Prinzip ein Etikettenschwindel.
Fazit
Ich vergebe 4 Sterne, weil das Buch manchmal anstrengend zu lesen ist. So viele Fakten kommen in einem Kapitel vor, dass ich nach jedem Kapitel eine Pause gemacht habe, um den Inhalt sich setzen zu lassen. Dass ich das Buch in einer diskussionsfreudigen Leserunde gelesen habe, war sehr hilfreich.
- Heidi Rehn
Die Wundärztin
(69)Aktuelle Rezension von: winter-chillLiebe und Verrat im 30-jährigen Krieg: In „Die Wundärztin“ – dem Auftakt einer Trilogie – erzählt Heidi Rehn die Geschichte der Söldnertochter Magdalena, die als Wundärztin im kaiserlichen Tross arbeitet. Schon als Kind lernt sie den Waisen Eric kennen, der nach dem Tod seiner Eltern als Zimmermannlehrling im Tross unterkommt. Nach Jahren werden die beiden ein Paar. Doch die Liebe ist eine verbotene, denn die Väter der beiden waren verfeindet. Nach einer Schlacht verschwindet Eric spurlos und Magdalena muss eine folgenschwere Entscheidung treffen. Im Prinzip hat mir der Roman ganz gut gefallen. Rehns Schreibstil zieht einen schnell in die Geschichte rein, sie erzählt sehr bildhaft und durchaus atomsphärisch. Auch zu den Charakteren findet man recht schnell Zugang. Ein wenig holprig fand ich den Übergang vom Prolog zum ersten Teil des Romans, auch gab es am Anfang noch ein paar Ungereimtheiten, die sich dann aber nach und nach weitgehend aufklären. Doch Vorsicht: Wer einen detaillierten, gut recherchierten Roman über den 30-jährigen Krieg lesen will, ist mit diesem Buch falsch beraten. Rehn schildert zwar sehr genau und informativ das Leben eines Feldschers im Tross und überhaupt das Leben des Tross-Gefolges, über die Hintergründe oder politischen Verstrickungen zu jener Zeit erfährt der Leser aber so gut wie nichts. An manchen Stellen hätte ich mir zwar auch tiefergehende Informationen und weniger Gefühlsduselei gewünscht, im Großen und Ganzen hat mich dar Roman aber trotzdem extrem gut unterhalten. Und irgendwie gelingt es Rehn dann doch die Stimmung der Menschen, die zu jener Zeit geherrscht haben muss, zu transportieren.
Ein ganz unterhaltsamder Historienschmöker, trotzdem werde ich die Folgebände ziemlich sicher nicht mehr lesen. Die haben dann nämlich gar nichts mehr mit dem 30-jährigen Krieg zu tun und so gepackt hat mich die Geschichte dann auch wieder nicht. - Johann Jacob Christoph von Grimmelshausen
Der abenteuerliche Simplicissimus Deutsch
(127)Aktuelle Rezension von: KlausviedenzDer große, deutsche Historische Roman. Grimmelshausen schildert ebenso beeindruckend wie bedrückend die Realität des Dreißigjährigen Krieges für die Bevölkerung: Plünderungen, Morde und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Die Religion, die diesen Krieg doch ursprünglich ausgelöst hat, spielt keine Rolle mehr, denn jeder ist einzig und allein auf sich selbst bedacht und versucht entweder, sich das bloße Leben zu erhalten, oder aus dem Krieg seinen Vorteil zu ziehen.
Grimmelshausen zeigt uns nicht die großen Herren. Das hier ist kein Buch über Wallenstein, Tilly oder Gustav Adolf. Nein, das hier ist ein Buch über die einfachen Leute, deren ganzes Leben der Hölle gleichkommt: jeder Tag könnte der sein, an dem ein Trupp Marodeure ihren Hof überfällt und sie und ihre Familie gnadenlos auslöscht. Jeder Tag könnte der letzte sein. Simplicissimus selbst schließlich ist ein Kind dieses Krieges: als kleiner Junge eins seiner Opfer, als Mann einer der Täter, die nur noch auf sich selbst schauen. Für Simplicissimus spielt es überhaupt keine Rolle, auf welcher Seite er momentan kämpft, der einfache, leicht beschränkte Protagonist hat überhaupt keine Religion, seine Religion heißt 'Überleben' und sein Gott heißt 'Geld'. - Astrid Fritz
Die Gauklerin
(71)Aktuelle Rezension von: käutzchenKurzbeschreibung von Buch rücken : die junge agnes führt ein behütetes leben bis zu dem tag ,als der krieg seine fühler nach ihrer Heimatstadt Ravensburg ausstreckt. Seit fünf Jahren währt das schlachten schon- dreißig werden es am ende sein.bald sind ihre brüder mit den Soldaten davon,und auch agnes hält es nicht daheim - sie hat sich in einen fahrenden Sänger verliebt. Der lässt sie in Stuttgart sitzen,schwanger und mittellos. Doch agnes ist hübsch und gescheit,und so bringt sie es von der spülmargd bis zur zofe der württembergischen Prinzessin. Aber der krieg holt sie immer wieder ein. Als die mutter im sterben liegt, macht sich agnes auf , um ihre verfeindeten Brüder zu suchen ...
Mein Fazit: die ersten beiden teile der freiburger Trilogie haben mich sehr begeistert , dieses buch der letzte teil der freiburger Trilogie kam für mich an die zwei zwei vorgänger bücher nicht dran . Ich bin zwar gut in den geschenhen rein gekommen , aber für mich wahr es zu viel kriegsgeschehen , was in dieser zeit nun mal vorkam ... aber wenn die kriegsgeschehen in den buch vorkamen wahr ich beim lesen schon etwas überfordert und hab mir gewünscht dann mehr von den verschiedenen prontagisten zu lesen , die dann auch zwischen durch auch wieder vorkommen , für mich halt dann doch irgendwie zu wenig ... obwohl in den buch viele Protagonisten eine rolle spielen , hab ich da nicht den überblick verloren ... aber wie schon erwähnt konnte mich das buch nicht so fesseln wie die zwei vorgänger bücher, das buch ist irgendwie nicht da ran gekommen .... aber trotz allen empfehlen ich dieses buch um einen runden abschluss der freiburger Trilogie zu bekommen ....
- Sabine Wassermann
Die Teufelsmalerin
(33)Aktuelle Rezension von: alexandra_bartekDas Buch hat einen tollen schreibstiel und man kann sich sofort in die damalige Zeit. Die Autorin beschreibt ohne jedliche Angst wie es damals war die Plünderungen und dach die Verbote. Frauen galten in dieser Zeit soblald sie etwas konnten natürlich als vom Teufel bessens. Dies musste auch Henrietta am eigen Leib erfahren. Sie kam jedoch frei weil Thomas für sie einstand, und frei kam. Allerdings hat sie ein Verbot bekommen an das sie sich jedoch nicht halten kann weil malen ihre große Leidenschaft ist. Ihrem Vater zuliebe will sie das Gemälde fertig stellen um jeden Preis. Ihr Vater ist schwer krank jedoch was er genau hat kann man nicht sagen. Das ende ist sehr dramatsich wie ich finde und jedoch irgenwie klar was diese Zeit angeht.
4 Sterne für das tolle Buch.
- Iny Lorentz
Die Feuerbraut
(188)Aktuelle Rezension von: makamaDeutschland in 30jährigen Krieg. Die junge Irmela von Hochberg muss zusammen mit ihrem Vater und anderen Leuten vor den Schweden fliehen.....Doch sie fallen den Feinden in die Hände, nur durch einzigartige Gehör des Mädchens kann sie sich und einige andere retten:...Das wird ihr zum Verhängnis ....Soche Fähigkeiten kann nur eine Hexe haben..... Auch Neid und Missgunst tragen dazu bei, dass der Prior des Klosters von Lexentahl sie nun verfolgt ....Seineh schöne Nichte hatte nämlich nicht so viel Glück und ist den marodierenden Banden zum Opfer gefallen.....und fürchterlich entstellt worden.Sie wird zum OPfer seines düsteren Ränkespiels.....Nicht ganz unschuldig daran sind auch Irmelas Stiefgroßmutter Helene und deren Tochter Johanna, die gerne das Vermögens des Mädchens hätten.....Fazit und Meinung:Die Geschichte spielt mitten im 30jährigen Krieg und auch die Ererignisse und Intrigen spielen eine wichtige Rolle in den Roman, für mich manchmal zuviel....Auch die vielen Mitwirkenden, die zum Glück hinten aufgelistet sind, machen es nicht einfacher.Manchmal lässt auch die Spannung ein wenig zu wünschen übrig.Die meisten Charaktere, gerade Irmela, abe auch ihre Magd und ABdur haben mir sehr gut gefallen.Von mir gibt es knappe 4 Sterne für dieses Buch.
- Heidi Rehn
Hexengold
(41)Aktuelle Rezension von: LeseherzDeutschland, 1650, Frankfurt am Main.
Der dreißigjährige Krieg scheint vorüber und Magdalena könnte glücklich ihre Tätigkeit als Wundärztin nachgehen. Doch als ihr Mann Eric sich auf Reisen begeben will und daraus ein großes Geheimnis macht, wurde ihr unwohl. Galt ihr gesamtes Glück einer einzigen Lüge was die Ahnenreihe betrifft?
Erich zieht trotz allem los, nachdem man ihrer zukünftigen Base Adelaide das Zuhause nahm als ihr Mann Vinzen verstarb. Nun stand sie da mit ihrem Sohn Mathias auf der Straße. Ohne zu zögern nimmt Magdalena sie zu sich auf.
Magdalena jedoch ereilte das Unglück. Wenige Tage nachdem Eric aufgebrochen war, musste auch sie ihr trautes Heim den Schuldeneintreibern überlassen. So zog sie nun mit Adelaide, deren Sohn und ihrer Tochter Carlotta nach Königsberg, in der Hoffnung ihren Mann wiederzufinden, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Doch kommt alles anders.
- Thomas Ziebula
Die Liebe des Gauklers
(48)Aktuelle Rezension von: GelindeDer Gaukler, von Thomas Ziebula
Cover:
Ich habe noch das alte HC mit der Gauklermaske.
Inhalt:
Es beginnt 1622. Susanna und Hannes sind schon seit Kindertagen ineinander verliebt.
Doch ihre Familien und der Krieg mit seinen Grausamkeiten treibt sie weit auseinander.
Eine unglaublich elende Zeit beginnt, in der Susanna von dem Gaukler David mehr als einmal gerettet wird.
Doch ihre Liebe gehört nun einmal Hannes.
Meine Meinung:
Ein sehr opulent erzählter historischer Roman der mit sehr viel Hintergrundwissen, historischen Daten, Namen und Kriegsschauplätzen aufwartet und mir oft zu viel Kriegsgeschrei beinhaltet. Und im Grunde genommen hat es sich ja immer wieder im Kreis gedreht. Keiner hat mehr irgendwie für sein Überzeugung gekämpft, es ging nur noch darum, wer bezahlt und wo kann ich am ehesten überleben.
Klar geht es hier um den großen Krieg im 17. Jahrhundert, aber für mich wäre ein bisschen weniger hier MEHR gewesen.
Die zweite große Erzähllinie ist das das Leben von Susanna, hier geht es wie in einer wilden Achterbahn unglaublich oft auf und ab.
Dabei wird dann das Leben der fahrenden Schauspieler zu damaligen Zeit sehr genau und ins Detail gehend beschrieben.
Autor:
Thomas Ziebula stammt aus einem sorbischen Dorf an der Oder. Seine Jugend verbringt er in Karlsruhe, wo er zur Zeit wieder lebt
Mein Fazit:
Für mich zu viel und zu ausführliche Kriegsbeschreibungen, die sich im Grund immer wieder im Kreis gedreht haben.
Deshalb von mir 3 Sterne .
- Heidi Rehn
Bernsteinerbe
(19)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDa ich die ersten beiden Teile nun auch gelesen hatte, wollte ich wissen, was mit den Charakteren zum Ende geschieht. Leider hat sich das Buch ziemlich lange gezogen, sodass die Spannung erst einmal unten gehalten wurde. Erst ca. ab der Mitte wurde es dann spannender, sodass man auch wirklich Lust hatte die Geschichte zu beenden, denn nun wollte man wissen, wie sich die ganze Story auflöst. Im Endeffekt gibt es ein Happy End, und man wird befriedigt zurück gelassen. Allerdings hätte es auch gereicht, nur den ersten Teil zu lesen.
- Ulinka Rublack
Der Astronom und die Hexe
(9)Aktuelle Rezension von: Gwhynwhyfar«In Württemberg erhielten junge Männer und Frauen die gleiche Mitgift, wenn sie heirateten. Zwar war es alleinstehenden Frauen gesetzlich verboten, ein Handwerk zu erlernen, so dass ihnen die meisten Berufe verschlossen blieben, aber von Frauen die mit Handwerkern verheiratet waren, erwartete man, dass sie mit ihren Männern zusammenarbeiteten, den Beruf erlernten und halfen, die Produkte zu verkaufen und Schulden einzufordern. Mit anderen Worten: Frauen waren Mitarbeiter. Da sie keinen Lohn bekamen, waren sie gesuchte Arbeitskräfte.»
Deutschland, 1615 (1618 bricht der Dreißigjährige Krieg aus). Die Mutter des berühmten Astronomen Johannes Kepler wird als Hexe angeklagt. Es ist eine Welt im Wandel zwischen Magie und moderner Wissenschaft, in der auch die Grenze zwischen Okkultismus und Heilkunde fließend war; Ulinka Rublack beschreibt im Mikrokosmos die Welt von Leonberg, bei Stuttgart, die sich natürlich auf Gesamteuropa übertragen lässt. Sie zeigt auf, wie der Vorwurf der Hexerei Familien entzweit. Keplers Mutter Katharina ist hier der Mittelpunkt der Geschichte, der Stand der Frauen zu dieser Zeit. Johannes Keplers Leben ist darin eingeflochten, aber eben nur am Rande, in der Hauptsache als ihr Verteidiger vor Gericht. Gerade als Johannes Keplers Karriere auf ihrem Zenit steht, wird seine Mutter der Hexerei angeklagt. Er unterbricht seine naturwissenschaftliche Forschung für sechs Jahre, um ihre Verteidigung zu übernehmen, eine ziemlich vertrackte juristische Angelegenheit, die der hochintelligente Mann selbst an seine Grenzen bringt und zu einer Meisterleistung anspornt.
«Drei Strategien halfen den Astronomen der Frühen Neuzeit dabei, die erforderliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Sehr vorteilhaft war es, wenn man behaupten konnte, dass es um bahnbrechende Entdeckungen ging, diese für die Allgemeinheit von Bedeutung waren und konkurrierende Ideen sich schlüssig als falsch beweisen ließen. Das veranlasste Skeptiker allerdings dazu, stets davon auszugehen, dass Gelehrte in ihrer Begeisterung zu übertriebenen Behauptungen neigten.»
Die Autorin schafft es, uns die Denkweisen und sozialen Gefüge des 17. Jahrhunderts nahezubringen, zeigt, wie stark der Aberglaube verwurzelt ist und wie langsam die Wissenschaft Fuß gewinnen kann. Das Buch beginnt mit der Beschreibung des Lebens in Leonberg und Umgebung, mit den strengen Verordnungen, die das Leben bestimmen. Handwerk und Handel unterliegen scharfen Gesetzen, um neun Uhr darf man im Sommer am Abend nicht mehr das Haus verlassen, im Winter um acht Uhr. Frauen stehen gleichberechtigt neben ihren Männern in der Arbeitswelt, auch wenn der Mann offiziell den Hut aufhat. Katharina Guldenmann heiratet Heinrich Keppler, der sich allerdings als unzuverlässiger Ehemann zeigt, immer wieder verlässt er die Familie, um als Söldner anzuheuern – das wird ziemlich gut bezahlt, aber bei Keppler scheint es mehr ums Abenteuer zu gehen. Beim ersten Mal reist Katharina, als sie die Geduld verliert, sogar nach ein paar Jahren hinter ihm her und holt ihn nach Hause, worauf sie ein Haus in Leonberg beziehen. Johannes Keppler kommt auf die örtliche Lateinschule und zeigt sich als hochintelligent. Zu dieser Zeit gab es viele Stipendien die es Kindern aus einfachen Familien erlaubte, höhere Schulen zu besuchen und zu studieren. Heinrich macht sich wieder von dannen. Katharina bestellt allein die Felder, vermehrt ihr Geld und kauft sich Land dazu. Jedes Mal kommt der Ehemann lädierter nach Hause, bis er 1590 endlich stirbt. Johannes legt in Tübingen an der Universität das Magisterexamen ab und bleibt, um Theologie zu studieren – das ist der Wunsch von Mutter und Großvater. Er wechselt nach vier Jahren nach Graz, um Mathematik zu studieren. Katharina ist eine sehr fleißige Frau und schafft es aus eigener Kraft zu einem kleinen Wohlstand, kauft sogar ein neues Haus, eins im gehobenen Standard. Johannes heiratet Barbara und als Protestanten sind sie bald gezwungen, Graz zu verlassen. Sie ziehen nach Prag, wo Kepler bald zum kaiserlichen Mathematiker ernannt wird. Wegen der Gegenreformation muss er 1612, zwölf Jahre später, auch Prag verlassen, bereits als wichtiger Astronom zu Ruhm gekommen. Er geht mit seinen Kindern nach Linz, seine Frau ist verstorben. 1615 wird seine Mutter, die nun ungefähr 70 Jahre alt ist, in Leonberg der Hexerei angeklagt: Die Bürgerin Ursula Reinberg leidet seit vier Jahre unter chronischen Schmerzen, seit Katharina Kepler ihr ein Getränk angeboten habe, das ursächlich der Grund für ihre Beschwerden sei. Aus diesem Gerücht wird eine Anklage. Der erste, der seine Mutter Jahre vorher als Hexe bezichtigte, war ein eigener Sohn gewesen, nur weil sie ihm in den kargen Zeiten kein Fleisch beschaffen konnte. Stück für Stück berichten weitere Augenzeugen von absonderlichem Verhalten bei der «Keplerin». 1620 wird sie verhaftet. Typisch für diese Zeit: Gern wird alten, gebrechlichen, alleinstehenden Frauen alles Unglück zugeschrieben, vom Hagel zu Missernten, Krankheiten, Totgeburten usw.
«Keplers außergewöhnliches Selbstvertrauen wurde durch ein sehr besonderes Netzwerk aus Tübinger Freunden gefördert. Wir müssen uns vergegenwärtigen, wer diese Männer waren, um zu verstehen, warum sich Kepler, trotz aller aufgezwungenen Einschränkungen, als Teilnehmer einer Auseinandersetzung über neue Wissensformen und soziale Reformen fühlte. Seine intellektuelle Welt war keineswegs provinziell, sondern vollkommen auf der Höhe dessen, was damals in Europa möglich war.»
Aber auch Johannes Kepler lebte gefährlich. Er war Anhänger von Galileo Galilei, seinen weltverändernden Erkenntnissen. Sein sogenanntes heliozentrisches Weltmodell erklärt, dass die Planeten um die Sonne kreisen und die Sonne Mittelpunkt des Systems sei. Damals eine ketzerische Behauptung. Zu dieser Zeit gab es keine Trennung von Wissenschaft, Alchemie und Okkultismus – es war ein fließender Übergang, das Spannungsverhältnis gab es zur modernen Naturwissenschaft, sie galt als anrüchig, als Teufelswerk. Im ersten Teil des Buchs beleuchtet Ulinka Rublack die Familie Kepler und ihr tägliches Leben in Leonberg, das Sittengemälde der Zeit. Dabei nimmt sie das Leben von Frauen in den Focus, ihre Rechte, insbesondere die von alleinstehenden Frauen. Katharina muss sich immer wieder jahrelang allein mit ihren Kindern durchschlagen, später als Witwe ist sie gänzlich auf sich allein gestellt – ein Beispiel für viele Frauen dieser Zeit, auch das Bild alter Frauen in der damaligen Gesellschaft. Der Stellenwert von Kräuterkunde auf der Seite von Katharina und den einfachen Menschen und die der Astronomie in der Wissenschaft von Johannes sind Sinnbild des Umbruchs. Interessant ist gleichermaßen der zweite Teil, der sich mit dem Prozess beschäftigt, den Rechtsauffassungen zum Umgang mit sogenannten Hexen. Hervorheben möchte ich, dass dieses Buch unterhaltend geschrieben ist, spannend, ein historisches Sachbuch, das trotz erzählerischer Kraft nie in Kitsch verfällt oder zu Übertreibung neigt. Die Autorin schafft es, fesselnd die Sachverhalte offenzulegen. Erst ganz am Ende erfährt die Leserschaft, wie der Prozess ausgeht.
Ulinka Rublack, geboren 1967 in Tübingen, lehrt seit 1996 Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit am St John‘s College in Cambridge. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Genderstudien, Materialitätsgeschichte und Fragen der kulturellen Identität. Neben eigenen Büchern schreibt die Mitbegründerin des Cambridge Center for Gender Studies für »Die Zeit« und ist Fellow der British Academy. Für dieses Buch erhielt sie den renommierten Preis des Historischen Kollegs.
https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/der-astronom-und-die-hexe-von-ulinka.html
- Oliver Pötzsch
Die Schwarzen Musketiere
(45)Aktuelle Rezension von: AlmeriEinen für alle und alle für einen, so lautet auch der Spruch für die jungen schwarzen Musketiere um 1620. Henrik und ich haben gemeinsam den historischen Jugendroman von Oliver Pötzsch gelesen und waren mehr als begeistert. Allerdings würde ich diesen Jugendroman erst ab 14/15 Jahren frei geben, denn die Hexenverbrennungen und Hinrichtungen im Krieg sind schon heftig in Schriftform wiedergegeben worden. Und die Kinder bzw. die jungen Jugendliche haben dann doch wieder ein anderes Fantasiebild als wir Erwachsene. Aber trotzdem wurde es wunderbar umgesetzt, so das ganz viel Spannung und interessante Geschichte um die Zeit vermittelt wurde. Wir beide können das Buch empfehlen zu lesen, nicht nur für Junge Leser geeignet.
- Sabine Weigand
Die Seelen im Feuer
(156)Aktuelle Rezension von: Kristin1202Das Cover des Romans passt gut zu einem historischen Roman, hätte aber vielleicht etwas mehr in Richtung der Hexenverbrennung gehen dürfen.
Die Schriftart lässt sich angenehm lesen und der Roman ist in viele kürzere Kapitel unterteilt, die immer einen anderen Schauplatz darstellen.
Darum geht´s
In Bamberg herrscht die Zeit der Hexenverfolgung, kaum jemand der als Drude/Drudner bezichtigt wurde hat Aussicht dem Feuer zu entkommen. Durch schreckliche und langwierige Foltermethoden gesteht fast ein jeder den Pakt mit dem Teufel. Der Fürstbischof von Dornheim und der Weihbischof Förner geben ihr bestes, um die Hexenvertreibung voran zu treiben und greifen zu immer drastischeren Mitteln.
Auch die junge Apothekertochter Johanna wird eines Tages der Hexerei bezichtigt und wird ins Malefizhaus gebracht. Ob ihr die Flucht gelingt?
Später schließen sich einige mutige Bürger zusammen um den Grauen ein Ende zu bereiten. Werden sie es schaffen?
Meine Meinung
Mich hat das Thema der Hexenverfolgung sehr interessiert und ich bin der Meinung, ich hätte kein besseres Buch über diese Zeit erwischen können.
Man erfährt sehr viel über die Hexenverfolgung und die Machtverhältnisse von damals. Der Roman ist perfekt recherchiert. Die Geschichte war spannend, man konnte häufig nur den Kopf schütteln und war oft sehr aufgebracht. Die Ungerechtigkeit, die damals an den Tag gelegt wurde ist kaum zu übertreffen.
Das Ende des Romans kam für mich recht erwartet, aber das ein oder andere Ereignis hatte ich so nicht kommen sehen.
Zwischen den Kapiteln sind häufig kurze Absätze eingefügt, die im altertümlichen Dialekt verfasst wurden. Hier habe ich etwas länger gebraucht, mich hinein zu versetzen. Nachdem ich aber das System dahinter verstand, nämlich dass es sich um Bestandteile der Geschichte handelt und teilweise auch um wahre Begebenheiten, war ich von diesen Absätzen sehr begeistert.
FAZIT
Ich kann den Roman jedem ans Herz legen, der gerne gut recherchierte historische Romane liest und der gerne mehr über die Zeit der Hexenverbrennung erfahren möchte.
Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung. - Tess Schirmer
Hinter den Augen der Welt
(22)Aktuelle Rezension von: YH110BYMary Grosvenor lebt mit ihrer Familie in England im Jahre 1700. Ihr Vater ist ein Baronet und so ist es Mary gewohnt, sich wie eine Adelige zu verhalten und zu benehmen. Eines Tages trifft sie auf den Stallknecht Fynn. Er fällt ihr auf, weil er der einzige der Knechte ist, der kein Französisch spricht und doch in ihrer Familie sehr viel Wert darauf gelegt wird. Er behandelt sie anders als die anderen Knechte und ist ihr gegenüber immer sehr kurz angebunden und abweisend. Doch gerade diese Art bringt sie dazu, sich in ihn zu verlieben. Doch nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass Fynn ein Mädchen ist und einige Geheimnisse mit sich herumträgt. Doch das schreckt Mary nicht ab und die beiden haben ein heimliches Verhältnis miteinander, das jedoch bald entdeckt wird. Fynn wird darauf als Hexe verschrieen und wird vor die Inquisition gestellt. Das Lesen dieses historischen Romanes ist mir sehr schwer gefallen. Der Schreibstil war sehr gewöhnungsbedürftig, darunter auch die französchischen Überschriften der Kapitel und manchmal auch bruchstückhafte Unterhaltungen auf Französisch. Die deutsche Übersetzung war zwar am Ende des Romans zu finden, jedoch war das Blättern mir oft sehr lästig. Leider konnte das Buch mich nicht richtig in seinen Bann ziehen und ich musste mich wirklich hindurchquälen. Die Grundidee an sich war zwar mal etwas ganz anderes, doch die Umsetzung konnte mich leider nicht überzeugen. - Tilman Röhrig
In 300 Jahren vielleicht
(76)Aktuelle Rezension von: SarangeDer Dreißigjährige Krieg stellt ein Setting dar, zu dem ich noch nicht so viele Romane gelesen habe. Ich erinnere mich an grausame Passagen im "Abenteuerlichen Simplizissimus", wo ebenfalls ein Überfall von marodierenden Soldaten auf einen Bauernhof aus der Sicht eines ahnungslosen Kindes geschildert wird.
Die Kinder und Jugendlichen in Tilman Röhrigs Roman sind längst nicht mehr ahnungslos; sie kennen kein anderes Leben - seit 25 Jahren tobt der Krieg und kein Ende ist in Sicht; keiner weiß mehr, zu welcher Seite das heimatliche Dorf eigentlich gehört, und es ist auch egal, denn Soldaten und "Trossweiber" jeglicher Herrschaft haben nichts Anderes im Sinn, als zu plündern, was noch zu plündern ist, begleitet von einem schieren Rausch an Vergewaltigungen, Verstümmelungen, Brandschatzung und Mord.
Die LeserInnen werden mitten hineingeworfen ins Geschehen; geschildert werden nur wenige Tage Anfang Oktober 1641, in denen das bereits auf etwa 50 Einwohner dezimierte Dorf Eggebusch schließlich fast komplett ausgelöscht wird. Diese Ereignisse, die sich auf mehrere Überfälle und die knappen Atempausen dazwischen erstrecken, werden minutiös geschildert und sind an drastischen Bildern und emotionalen Herausforderungen kaum zu überbieten. Mir standen beim Lesen immer wieder die Tränen in den Augen. Dass diese Darstellung der Geschehnisse absolut authentisch ist, weiß ich noch aus der oben erwähnten, lange zurückliegenden Lektüre des "Simplizissimus", der zwanzig Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges niedergeschrieben wurde, sowie barocker Lyrik von Andreas Gryphius, Martin Opitz u.a., die die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges aufgreifen und die ebenso existenziellen wie zermürbt-ohnmächtigen Fragen nach dem "Warum?" und "Wie lange denn noch?" in ähnlicher Weise aufgreifen, wie Röhrig sie seinen ProtagonistInnen in den Mund und die Gedanken gelegt hat. Passenderweise ist meiner Ausgabe des Buches auch ein langes Gedicht von Martin Opitz angehängt, ein "Trostgedicht in Widerwärtigkeit des Krieges", das in meiner Wahrnehung eigentlich eher von Verzweiflung als von Trost geprägt ist.
Dennoch schreibt Röhrig hier nicht nur über den Dreißigjährigen Krieg. Der Schauplatz ist austauschbar; das könnte kaum deutlicher werden als bei den (titelgebenden) hoffnungsvollen Worten, die er einer sterbenden jungen Frau und ihrem Bruder in den Mund legt: "Wo sind die Soldaten? (...) "Die sind alle tot. Die alten Soldaten sind alle tot und neue gibt es einfach nicht." (...) "Wann? Wann ist das, Tobias?" (...) "Bald. So in hundert oder in zweihundert Jahren. Aber bestimmt in dreihundert Jahren. Bald, Anne." Was dreihundert Jahre später in Europa los war, kann sich jeder selbst ausrechnen.
Ich fand das Buch spannend und tief bewegend von der ersten bis zur letzten Seite, halte aber die Altersangabe des Verlags (14-17 Jahre) für zu jung angesetzt; unter 16 würde ich das Buch keinen Jugendlichen oder gar Kindern in die Hand geben - dazu sind die geschilderten Details meiner Ansicht nach oft zu drastisch und die Konsequenzen des Geschehens zu grausam. Auch wenn die ProtagonistInnen weitgehend Jugendliche sind, halte ich den Roman eher für ein Erwachsenenbuch. - Bertolt Brecht
Mutter Courage und ihre Kinder
(344)Aktuelle Rezension von: Ann-SophiliusBerthold Brecht, ich bin entzückt.
Mein erstes Drama diesbezüglich und die Geschichte hat mir weitenteils sehr gut gefallen. Mutter Courage verspielt sich zwar in ihrem Einsatz um den Profit ihres kleinen, rollenden Geschäfts und verliert nach und nach alle, die sie einst umgaben, allerdings scheint sie dies in ihrer Welt überhaupt gar nicht zu merken. Anfangs dachte ich, es handle sich um eine Komödie, doch im Laufe des Stücks stellt sich immer mehr die Dramatik des 30-jährigen Krieges in den Vordergrund. Die Sprache ist nicht immer leicht verständlich, doch könnte ich mir dieses Werk wunderbar auf einer jeden Theaterbühne vorstellen - hoffentlich lässt sich dieser Wunsch irgendwann realisieren! :) - Oliver Pötzsch
Die Henkerstochter und der König der Bettler (Die Henkerstochter-Saga 3)
(130)Aktuelle Rezension von: SternenstaubfeeDieses ist bereits der dritte Band dieser Buchserie, und wenn das überhaupt möglich ist, werde ich mit jedem Buch ein größerer Fan! :)
Ich mag den Schongauer Henker Jakob Kuisl und seine Abenteuer, und auch die Henkerstochter Magdalena sowie der Medicus Simon Fronwieser sind mir schon ans Herz gewachsen.
Besonders mag ich die Unterhaltungen/Dialoge dieser drei Hauptprotagonisten untereinander. Die sind manchmal so ironisch bzw. stecken voller trockenem Humor; da muss ich direkt schmunzeln. :)
Aber spannend ist es natürlich auch! In diesem Band droht dem Henker Jakob Kuisl selbst große Gefahr, denn er wird des Mordes an seiner eigenen Schwester und deren Mann verdächtigt. Er, der in seiner Eigenschaft als Henker immer die Täter foltert und damit zu einem Geständnis bringen soll, soll nun selbst gefoltert und hingerichtet werden!
Klar, dass Magdalena und Simon helfen und die Wahrheit herausfinden müssen. Doch die Zeit drängt! Und dabei ist lange nicht klar, wer Freund und wer Feind ist...
Mir hat das Buch sehr gut gefallen! Sehr spannend, sehr unterhaltsam, auch humorvoll - und bestens recherchiert, soweit ich das beurteilen kann. Als Leser bekommt man einen sehr guten Einblick ins Leben der Menschen im 17. Jahrhundert.
- Kai Meyer
Der Schattenesser
(78)Aktuelle Rezension von: GwynnyDer Mann Josef blickte aus der Dachluke der Altneu-Synagoge über die Giebel der Judenstadt und wartete, dass der Vogel Koreh zu ihm sprach. Der Mann Josef lauschte oft auf seine Stimme. Es war die einzige, die er hörte.
Zitat aus „Der Schattenesser“ von Kai Meyer
FAKTEN
Das Buch „Der Schattenesser“ von Kai Meyer ist erstmals 1996 erschienen. 2017 gab es im Blitz Verlag eine limitierte und signierte Neuauflage von 333 Exemplaren als Hardcover. In meinem Besitz befindet sich Nr. 230.
KURZMEINUNG
Eine gelungene Interpretation der Baba-Jaga im Prag des 17. Jahrhunderts. Unheimlich, grausam, schockierend, anspruchsvoll.
KLAPPENTEXT
Prag im Dreißigjährigen Krieg: Söldner halten die Stadt besetzt, Raub und Hinrichtungen sind an der Tagesordnung. Auf der Suche nach dem Mörder ihres Vaters begegnet Sarai, Adeptin der Alchimie, einem unheimlichen Wesen, das den Menschen ihre Schatten und Seelen raubt. Eine fantastische Jagd durch das magische Prag beginnt.
Aus Gassen und Hinterhöfen treten bizarre Gestalten ans Licht. Sarai begegnet dem Meister des Schattentheaters - dem unsterblichen Leander Nadeltanz - und Kaspar, der lebenden Kanonenkugel. Der Golem erwacht in seiner Gruft auf dem Speicher einer Synagoge. Ein verrückter Papiermacher schafft Knochenfrauen aus Pappmaché, und durch die Ruinen Böhmens reitet die Baba Jaga in ihrem Hexenhaus auf Hühnerbeinen.
Inmitten ausbrechender Pest und blutiger Pogrome nimmt Sarai den Kampf gegen den Schattenesser auf - und muss erkennen, dass ihr der wahre Blick in den Abgrund von Mythos und Wahn erst noch bevorsteht.
SCHREIBSTIL/ CHARAKTERE
Mein erstes Buch von diesem, doch sehr bekannten, Autoren. Und was soll ich sagen? Er ist meiner Meinung nach zurecht so beliebt wegen seiner Schreibkunst.
Diese Geschichte ist einfach viel mehr, als ich mir erhofft hatte. Ich liebe die Mythen und Märchen rund um Baba Jaga – nicht alle sind fröhlicher Natur. Und das Cover zusammen mit dem Hinweis auf diese „Hexe“ hat mich schnell dazu bewogen, das Buch zu bestellen.
Erwartet habe ich fast eine Art Märchenadaption, nur düsterer. So ähnlich vielleicht wie bei Daniela Winterelds „Der geheime Name“. Aber mitnichten!
Wir haben hier eine ganz eigenständige Geschichte, in der die Baba-Jaga eine, für mich neue, Rolle einnimmt. Oft ist man sich nicht sicher, ob die Charaktere nur an Einbildungen leiden, oder ob das alles Wirklichkeit für sie ist. Fast zum Schluss wurde ich dann von Kai Meyer noch auf einen Irrweg geschickt – ich war kurz enttäuscht und dachte, der gruselige und schockierende Faktor hätte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Doch er hat mir ein Schnippchen geschlagen – es kam dann doch unerwartet anders. ;)
Der Autor hat mich auf eine zum Teil grausame, unheimliche und verwirrende Reise in das Prag des 17. Jahrhunderts geschickt. Und sie hat mich in ihren Bann gezogen. Die Charaktere sind greifbar, die Atmosphäre versetzt mich in die Judenstadt – mitten zwischen die Pestopfer. Ob ich mich beim Lesen wohlgefühlt habe? Sicher nicht immer – und ich denke, genau das hat Kai Meyer aber auch beabsichtigt.
Was ich unbedingt noch erwähnen möchte, ist wie wortgewaltig der Autor diese Geschichte zu Papier gebracht hat. Es ist eine durchaus anspruchsvolle Lektüre, bei der ich mich während des Lesens mal wieder konzentrieren musste. Für mich bedeutet das in diesem Fall höchste Qualität :)
MEIN FAZIT
Mein erstes Buch von Kai Meyer und ich bin wirklich begeistert. Das Buch hat mich positiv überrascht und mir mehr geschenkt, als ich gehofft hatte. Wer gern ein wenig Geschichte mit Fantastik liest ist hier sicher auf dem richtigen Weg. Es ist aber auch ernst, unheimlich, schockierend und schön. Sicher nicht mein letztes Buch von Kai Meyer!
MEINE BEWERTUNG
Hier gibt es 5 von 5 Zahnrädchen.
©Teja Ciolczyk, 18.10.2017 - Katerina Timm
Hexenschwester
(38)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerZur Zeit des Dreissigjährigen Kriges in Hessen:
Die Zwillinge Lene und Clara lieben beide den selben Mann: Buchbinder Velten. Als Velten um Claras Hand anhält, fügt sich Lene aus Liebe zu ihrer Schwester ihrem Schicksal und heiratet den Schuhmacher Contz und lebt daher in wesentlich ärmeren Verhältnissen, als Clara.
Als irgendwann der Hexenwahn in der Stadt einzug hält und Lene der Hexerei bezichtigt wird, ist aber nur Clara in der Schuhmacherwerkstatt. Sie wird fälschlicher weise abgeführt, tut aber nichts, um die Verwechslung aufzuklären...
Wer wissen will, wie Lene reagiert und was weiter passiert, dem kann ich nur anraten, dieses Buch zu lesen. Es hat mich regelrecht in seinen Bann gezogen. Ein Buch, das ich nicht mehr weglegen konnte...und
...es hat mich noch hinterher eine ganze Weile beschäftigt... - Belinda Rodik
Trimalchios Fest
(19)Aktuelle Rezension von: sommerlese"*Trimalchios Fest*" ist ein historischer Roman der österreichischen Autorin "*Belinda Rodik*" aus dem "*Lübbe Verlag*" von 2006.
Nikolaus Pirment ist ein lernfauler, dicker Junge aus einer ärmlichen Familie. Er lebt zur Zeit der Hungersnot während des Dreißigjährigen Krieges und erhält in der Klosterschule Unterricht. Mehr als für Latein erwärmt er sich allerdings für die klostereigene Küche. Dort entwickelt er eine derartige Kochleidenschaft, die die Mönche gerne fördern.
Dieser Roman zeigt, wie es ein Junge aus einfachen Verhältnissen heraus schafft, sogar am Hof von Versailles für Ludwig den XIV. zu kochen.
Anfangs wird dem Leser sehr deutlich die allgegenwärtige Hungersnot der Bevölkerung vor Augen gehalten, dann jedoch erlebt man eher das Geprasse der üppigen Gelage mit.
Es sind die maßlosen Ess- und Trinkgewohnheiten der Reichen und am Hofe , die aus dieser Zeit des Barock berichten. Die Autorin schafft das mit derart bildhaften Beschreibungen, die dem Leser fast die Teilnahme an dem Bankett vorgauckeln. Es kommt alles auf den Tisch, was man sich nur vorstellen kann. Da gibt es einige sehr spezielle Tiere und ihre aufwändige Drapierung als Mahlzeit auf dem Tisch wirkt sehr interessant und zeigt, welch ein riesiger Aufwand für solche Banketts getrieben wurde. Bei Hofe spielte die Arbeitskraft und die Kosten für die üppigen Gelage keine große Rolle. Wenn man von den vielen Pasteten, Braten, Fischen und anschliessenden Süßspeisen liest, fühlt man sich an alte Gemälde mit entsprechenden Stillleben erinnert.
Die Handlung ist der Zeit angemessen mit Intrigen, Anekdoten und unflätigen Ausdrücken gespickt. Besonders die drastischen "Toilettengewohnheiten" gehören wohl zu den Dingen, bei denen der Leser froh ist, in der heutigen Zeit zu leben.
Die Erwähnung von Papier, damals ein kostbares Gut, als Fensterdichtungsmaterial möchte ich allerdings deutlich anzweifeln. Hier ging wohl die Phantasie mit der Autorin durch.
Wer sich für die barocke Küche und seine ausschweifenden Gelage interessiert, ist mit diesem unterhaltsamen Roman gut bedient. Da wundert es bei den vielen Gängen nicht mehr, dass die Adligen und der Klerus häufig wohlbeleibt war.