Bücher mit dem Tag "1970er jahre"
108 Bücher
- Pascal Mercier
Nachtzug nach Lissabon
(1.368)Aktuelle Rezension von: nymphe--Wer träumt nicht mal einfach in einen Zug zu steigen und davon zu fahren? Alles aus seinem Leben hinter sich zu lassen?
Für Raimund Gregorius ist dies nun kein Tagtraum mehr, als er mitten am Schultag das Gymnasium, in dem er als Lehrer für alte Sprachen arbeitete, verließ und nie wieder kam. Nachdem er einer jungen Portugiesin das Leben rettete, stieß er in einer Buchhandlung auf die Veröffentlichungen eines gewissen Amadeu Padro, dessen Aufzeichnungen und Gedanken Gregorius so sehr faszinierten, dass er den Nachtzug nach Lissabon nahm, um den Spuren des Autors zu folgen.
Der Sinn des Romans besteht schon in den Aufzeichnungen Padros, der seine Gedanken zu verschiedenen Stationen seines Lebens zu Papier brachte. Er war ein Feind des Kitsch, glaubte nicht an die Liebe, sondern nur an die Loyalität, welches das Einzige wäre, dass annähernd Bestand hätte. Er war kritisch und aufrichtig zu sich selbst, schonungslos aufrichtig, so dass einem der Roman vorkommt wie ein Essay.
Versteht mich nicht falsch, Essays sind wunderbar und viele Dinge in Nachtzug nach Lissabon haben mich tatsächlich zum Nachdenken angeregt, aber für jemanden, der auf Spannung steht, ist der Roman nichts.
Zudem hat Nachtzug nach Lissabon für mich einige Probleme. Das erste ist der wesentlichste: Es ist kaum zu übersehen, dass Amadeu Padro der eigentliche Hauptcharakter des Romans ist. Nur kommt er kein einziges Mal vor und wird nur durch die Erinnerung andere oder seine Aufzeichnungen beschrieben. Eigentlich finde ich das Konzept sehr spannend. Doch verhält es sich hier ein wenig mit John Greens Eine wie Alaska und zwar wird hier mal wieder eine Person idealisiert und das Leiden dieser Person. Das geht mir inzwischen ziemlich auf die Nerven.
Zunächst sieht niemand gut aus, wenn er leidet. Niemand sagt: "Gott, wie ist die Person tiefgründig!" Niemand wird sich wünschen, an ihrer Stelle zu sein, denn Leiden ist - tut mir leid, wenn ich das mal so drastisch sagen muss - nichts erstrebenswertes! Und es ist auch nicht ästhetisch. Ich weiß nicht, woher diese Illusion kommt. Vielleicht liegt es auch daran, dass es oft heißt Künstler würden ihre größten Werke im Schmerz vollbringen. Also wird Leiden für uns zu etwas, dass uns besonders macht, dass uns gut macht und uns Anerkennung bringt.
Und das tat es auch bei Amadeu Padro. Sein Buch wurde vielleicht kein Bestseller, aber jeder Mensch, den Gregorius im Laufe des Buches traf, hat Amadeu angehimmelt und vergöttert und das wortwörtlich, obwohl er selbst so einsam war Das halte ich auch für problematisch und höchst unrealistisch.
Denn in Wahrheit leiden wir alle allein und wir wünschen uns zwar, dass irgendjemand auf uns blickt und uns dafür bewundert, aber das passiert in den wenigsten Fällen und es sollte auch nicht passieren. Man sollte Leute bewundern, die es geschafft haben, glücklich zu sein und sich selbst reflektieren und vergeben können.
Keine Person kann so toll sein und meist liegt die Verehrung einer Person nicht besonders an dieser Person, sondern eher an der, die sie verehrt. Menschen sind so, wie wir sie sehen und welche Personen uns was bedeuten, das liegt an uns.
Hier kommen wir zum zweiten Problem und zwar Gregorius, der eigentliche Hauptcharakter oder zumindest Erzähler des Buches. Doch hier liegt das Problem, denn er ist weder noch. Man erfährt schon etwas über ihn und kann durch gewisse Handlungen auf sein Inneres schließen, doch im Endeffekt ist er nicht wichtig für die Handlung. Er erzählt Padros Geschichte nicht und wenn er mit Personen aus seinen Leben spricht, dann merkt man kaum, dass er anwesend ist und er spricht so gut wie nie.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum er das alles macht und warum er sein Leben verlässt. Denn seine Ambivalenz habe ich ihm nie ganz abgenommen, so wie sein Fernweh. Seine Handlungen sind mir so melodramatisch beschrieben, als das ich es ernst nehme könnte und für jemanden, der Kitsch hasst, ist der Roman fast zu romantisch. Denn es geht auch alles viel zu einfach. Natürlich hatte Gregorius auch keine Geldprobleme, sodass er wochenlang in verschiedenen Hotels wohnen und quasi von Genf und Lissabon pendeln konnte. Die Sprachbarriere war nie ein Problem. Entweder sprachen alle Französisch oder Gregorius konnte nach einen Kurs Portugiesisch schon ein Gespräch anfangen. Und Padros Texte konnte er natürlich auch einfach wie einen Lateintext übersetzen.
Obwohl Gregorius vielleicht kein Paul Varjak ist, gibt es doch eine Sache, die ihn für mich einfach unwichtig und sinnlos erscheinen ist und zwar, dass er nichts am Ende davon mitnimmt. Er verändert sich nicht durch die Gespräche mit den anderen. Das Leben von Padro verändert ihn nicht, außer dass er wahrscheinlich am Ende auch tot krank wird und wahrscheinlich genau so stirbt wie Amadeu Padro. Diese Spannung mit Gregorius "Schwindelanfällen" haben mich nicht gepackt und das offene Ende fand ich auch etwas zu gewollt.
Letztendlich führte Gregorius kein anderes Leben nach seinem Aufenthalt in Lissabon. Er kehrt zurück nach Bern und lässt sich dann in eine Klinik einweisen.
Ich hätte gern nochmal so einen abschließenden Epilog gehabt, indem erklärt wird, was Gregorius jetzt so macht, nachdem er diese Reise gemacht hat, denn so hatte das Buch am Ende keine Message und nichts, worauf irgendwas hinauslief.
Und nochmal zum Schluss finde ich es auch sehr merkwürdig, dass das Erlebnis mit der Frau am Anfang, die von Brücke springen wollte und Gregorius diese Telefonnummer auf die Stirn schrieb. Das war nämlich das eigentliche Ereignis, was Gregorius zu seiner Reise bewegt hatte und es kam NIE wieder zur Sprache. Oder wenn nur so am Rande, was ich sehr schade finde. Es wäre cool gewesen, wenn Gregorius sie am Ende vlt nochmal angerufen hätte diese Nummer und vielleicht jemand aus Padros Leben abnahm. Das hätte den Bogen nochmal zurück gespannt. Es hätte auch irgendjemand ran gehen können.
Erst dachte ich ja auch, Gregorius geht nach Portugal, um diese Frau zu finden, aber was soll's. Ich verstehe dann nur ihren Zweck in der Handlung nicht, denn so hätte man Gregorius auch anders aufs Buch stoßen können.
Nachtzug nach Lissabon ist keines Falls ein schlechtes Buch, aber meines Erachtens vielleicht ein bisschen überbewertet und es handelt von Dingen, von denen ich mir wünschen würde, dass man auch mal über etwas anderes schreiben könnnte.
- Stephan Lohse
Ein fauler Gott
(95)Aktuelle Rezension von: gstJonas ist tot. Mami und Ben sind sehr traurig. Der Elfjährige glaubt, „Gott selbst ist faul in seiner Allmacht, und es bereitet ihm Freunde, den Brüdern die Brüder zu stehlen und den Müttern ihre Kinder. Er ist unersättlich. Es gibt im Himmel immer mehr Tote als Lebende auf der Erde.“ (Seite 8)
Der deutsche Schauspieler und Theaterregisseur Stefan Lohse ist 1964 in Hamburg geboren und veröffentlichte mit „Ein fauler Gott“ 2017 seinen ersten, mit guten Kritiken überhäuften, Roman.
Darin nähert er sich dem Schmerz von Mutter und Bruder an und zeigt, wie sich das Leben durch den Tod verändert. Doch der Alltag fordert weiterhin seinen Tribut. Ben findet neue Freunde, die ihm beim Weiterleben helfen, was schließlich auch seiner Mutter zugute kommt.
Dieser Entwicklungsroman spielt zu einer Zeit, als es noch Fotoapparate mit Blitzwürfeln gab und sich Jungs zu Weihnachten noch Plattenspieler wünschten. Und Reisen in die Ostzone gab es auch noch. Dieser Rückblick hat mir persönlich sehr gefallen, da er mich in meine eigene Jugend zurückgeführt hat.
Das Buch ist zwar oft traurig, es enthält jedoch auch zahlreiche Stellen, die zum Schmunzeln und Lachen einladen. Noch nie war ich den Gedanken eines Jungen so nah wie in diesem Buch. Was mich beim Lesen allerdings etwas überforderte, waren die Erinnerungen der Mutter an die eigene Kindheit während der Nazizeit. Sie passten in meinen Augen nicht so recht zum sonstigen Buch, weshalb ich einen Stern von der Höchstpunktzahl abziehe.
- Diana Gabaldon
Der Ruf der Trommel
(897)Aktuelle Rezension von: Ida_TiEndlich habe ich den vierten Band von Outlander beendet – Der Ruf der Trommel von Diana Gabaldon. Ich sage nicht „endlich“, weil mir das Buch nicht gefallen hat. Sondern nur, weil ich drei Wochen damit zugebracht habe und langsam mal wieder etwas anderes lesen mag. 😅 Mit 1.200 Seiten ist das Buch halt wieder ein Brecher, die Seiten klein und eng bedruckt. Viel Inhalt.
Der Schreibstil von Diana Gabaldon ist wirklich besonders. Sehr ausschweifend und trotzdem mit vielen Gefühlen, Gedanken und Wahrheiten zwischen den Zeilen. Ich liebe ja auch die Outlander Serie und beim Lesen der Bücher lässt der Schreibstil einfach einen Film vor meinem inneren Auge entstehen. Ich sehe sie einfach vor mir. Die unglaubliche Landschaft der amerikanischen Südstaaten. Die Berge, die Wälder, Claire, Jamie, Ian, Brianna, Roger und alle anderen. Es ist einfach so besonders und magisch. Trotz der vielen Worte in diesem Buch habe ich jedes gerne gelesen und geliebt. Die Serie ist schon weiter als ich mit dem Lesen bin, also kannte ich den Inhalt dieses Buches bereits aus dem TV. Trotzdem habe ich es gerne durchlebt. 💚
Hin und wieder musste ich über die Formulierungen schmunzeln, die die Autorin benutzt hat. Sie sind teilweise schon etwas eigen. 😄Aber irgendwie macht es das auch besonders. Ihre Beschreibungen haben eine Reichhaltigkeit, die mich einfach gefangen nimmt. Die Heftigkeit der Gefühle, die Diana Gabaldon vermittelt… wie könnte man da Jamie nicht mit Claire zusammen lieben? 😍 Alle Figuren sind einfach so lebendig, mit ihren Stärken und Schwächen. Inhaltlich brauche ich bei einem vierten Band wohl nicht weiter etwas sagen. 😉
„Du verläßt mich nicht?“ fragte ich schließlich. „Du stirbst nicht?“
Er schüttelte den Kopf und drückte mir fest die Hand.
„Du bist mein Mut, wie ich dein Gewissen bin“, flüsterte er. „Du bist mein Herz – und ich dein Mitgefühl. Keiner von uns beiden ist ohne den anderen vollständig. Weißt du das nicht, Sassenach?“
„Doch, das weiß ich“, sagte ich, und meine Stimme zitterte. „Deshalb habe ich ja solche Angst. Ich will nicht wieder ein halber Mensch sein, ich kann es nicht ertragen.“
Die Outlander Buchreihe ist für mich etwas ganz Besonderes. Nach und nach lese ich die Bücher. Trotz ihres Umfanges sind sie einfach etwas zum Träumen und Genießen! 💙
- Andrew Michael Hurley
Loney
(90)Aktuelle Rezension von: ShokoIch bin enttäuscht! Der Klappentext und das Cover haben mich total in die Irre geführt. Ich dachte, es wird Horror und/oder Mystery sein. Gleich am Anfang wird klar, dass es um eine wundersame Heilung eines tauben, stummen Minderbegabten geht. Natürlich wollte ich wissen was "damals" in Loney passiert ist und wie Hanny geheilt wurde. Also quälte ich mich durch das ganze Buch, durch langweilige und unnötige Gespräche. Ich habe tatsächlich irgendwann angefangen Textpassagen zu überspringen... Auf der Vorletzten Seite kam endlich die Lösung und man hätte daraus so ein gutes Buch schreiben können. Grauenvollen Horror mit ein wenig Mystery. Schade.
- Sadie Jones
Jahre wie diese
(43)Aktuelle Rezension von: katzenminze„Jahre wie diese“ ist ein wunderbares Buch über Freundschaft und Liebe, das in Londons Theaterszene der 70er Jahre spielt. Sadie Jones schreibt gekonnt wie immer, analysiert genau, hält einen ruhigen Ton. Sie rutscht nie ins Kitschige ab, überstrapaziert ihre Geschichte nicht und schafft absolut glaubwürdige Charaktere, die mir sehr ans Herz gewachsen sind.
Jeder der Charaktere ist stark durch seine Kindheit geprägt. Nina merkt man die Unsicherheit an, die ihre im Wechsel abwesende, kritische und manipulative Mutter hinterlassen hat. Leigh sucht Sicherheit vor zu starken Gefühlen; hat sie doch miterleben müssen, wie sehr ihre Mutter von einem untreuen Mann verletzt wurde. Luke, der sich von klein auf um einen alkoholkranken Vater kümmern musste und dessen Mutter in der Psychiatrie sitzt hüpft in seinem Lebenshunger und Freiheitsdrang von einem Bett ins andere. Paul plagen eher alltägliche Sorgen um elterliche Vorwürfe, die man sich anhören muss wenn man einen bereits verheirateten älteren Bruder hat und statt die Firma des Vaters zu übernehmen lieber zum Theater gehen will. Trotz oder gerade wegen ihrer Fehler haben alle vier etwas unheimlich einnehmendes und sympathisches. Ihre Leidenschaft und ihre tiefe Freundschaft zeichnen Leigh, Paul und Luke aus. Lukes absolute Offenheit und Ehrlichkeit machen ihn zu einem besonderen und einnehmenden Menschen. Natürlich geht es auch hier nicht ohne Missverständnisse und Verletzungen ab. Als Luke sich Hals über Kopf in die labile Nina verliebt, stehen Freundschaft und Arbeit plötzlich nur noch an zweiter Stelle.
Man muss keine Angst haben, dass man hier „nur“ kaputten Charaktere folgt! Das ist keineswegs so. Es sind absolut normale junge Menschen mit normalen Träumen und Ideen. Ihre teils schmerzhafte Vergangenheit wird nicht unnötig ausgewalzt, nur hin und wieder in Erinnerung gerufen. Sadie Jones versteht es zu beschreiben, wie sie allmählich reifer werden und ihren Weg im Leben finden.
Sehr gefallen hat mir, dass es neben den Charaktere die man mochte, mit denen man gelitten und sich gefreut hat, auch solche gab, die einfach unsympathisch waren und gegen die man wunderbar eine Abneigung entwickeln konnte. Dazu war die Londoner Theaterszene der 70er Jahre schön beschrieben und nahm insgesamt nicht übermäßig Platz ein. Auch ich als Theaterlaie habe mich hier wohl gefühlt und die Stimmung genossen. Insgesamt eine absolut runde Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe.
- Stefan Aust
Der Baader-Meinhof-Komplex
(308)Aktuelle Rezension von: hamburgerlesemausWährend meine Mutter beim Post-oder Bankschalter anstand (ATM gab es damals noch nicht), guckte ich mir das große Poster mit all den gesuchten RAF-Gesichtern an. In jeder Bank, Geschäft, Bahnhof oder öffentlichem Amt hing dieses Plakat! Wann immer wir mit unseren Eltern aus Hamburg nach Hause nach HH-Lemsahl fuhren, wurden wir von mindestens einer Polizeikontrolle gestoppt. Am Ende wohnte die RAF nur 5 Km von meinem Elternhaus in Poppenbüttel entfernt.
#derbaadermeinhofkomplex war das erste Buch, das mir alle Zusammenhänge der RAF darstellte.
Es ist schon länger her, dass ich es gelesen habe, aber ich weiß noch, das es sich wie ein Krimi las. 878 Seiten Spannung pur. Allerdings erinnere ich mich auch, dass ich über Baaders seitenlangen, intellektuellen Ergüsse ohne Punkt und Komma im Gerichtssaal hinweggelesen habe.
Danke #stefanaust - Kim Wright
Das Glück kurz hinter Graceland
(54)Aktuelle Rezension von: airbusatKlappentext:
Cory Ainsworth schlägt sich nach dem Tod ihrer Mutter als Blues-Sängerin durch. Bis sie im alten Schuppen ihres Elternhauses ein Erinnerungsstück der Rock 'n' Roll-Geschichte entdeckt: den Blackhawk, das legendäre Auto von Elvis Presley. Für Cory ist das der langgesuchte Beweis: Elvis muss ihr biologischer Vater sein! Vor 37 Jahren war ihre Mutter Honey Backgroundsängerin beim King persönlich. Alles, was sie weiß, ist, dass Honey nach einem Jahr reumütig nach Hause zurückkehrte, um ihre Jugendliebe zu heiraten. Kurzerhand startet Cory das Auto und fährt dieselbe Route ab, die Honey damals genommen hat. Dabei erfährt sie nicht nur viel über ihre Mutter, sondern auch über Elvis, die 70er und ihren eigenen Platz in dieser Geschichte.
Der Autorin gelang es, mir das Gefühl zu geben, diese Zeit mitzuerleben, als ob ich selbst im legendären Blackhawk von Elvis mitgefahren wäre. Die mir von einer eigenen Reise nach Graceland bekannten Handlungsorte waren sehr real beschrieben. Diese Reise hätte ruhig länger dauern können. Nicht nur für Elvis-Fans eine schön zu lesende Geschichte.
- Colin Cotterill
Dr. Siri und seine Toten
(153)Aktuelle Rezension von: likeastormAber ein Mordversuch war etwas völlig anderes. Er zielte nicht nur auf ihn persönlich, sondern war obendrein grob unhöflich.
Der 72-jährige Dr. Siri ist eigentlich Pathologe gegen seinen Willen im kommunistischen Laos der 70er Jahre. Noch dazu der einzige. Doch mit seinen nächsten Fällen ändert sich seine Einstellung und er übt sich nicht nur erfolgreich als Pathologe, sondern auch als Detektiv! Damit macht er sich jedoch Feinde, die ihn loswerden wollen.
Dieser Krimi war genau das, wonach ich gesucht habe. Mir war nicht nach todernstem Krimi oder Thriller, sondern ich hatte Lust auf etwas lockeres, witziges wie die Serien, die im zdf usw. laufen. Obwohl ich anfangs nur durch die wunderschönen bunten Cover auf die Reihe aufmerksam geworden bin, habe ich das mit Dr. Siri gefunden. Auch wenn die Ausgangssituation total neu für mich war (Laos, Kommunismus, 70er) und dadurch auch die Art des Sprechens und der Gewohnheiten des Landes, hat es mich nicht abgeschreckt, war gut nachzuverfolgen und leicht verständlich, wenn auch gewöhnungsbedürftig.
Die Hauptcharaktere sind sehr liebenswürdig und humorvoll, insbesondere Dr. Siri, der es schafft eine gefährliche Situation mit Humor aufzulockern. Ich war über die Inklusion von Frauen und Behinderten in der Geschichte positiv überrascht, denn das war sehr geschmackvoll dargestellt, gegeben der Zeit in der sie spielt. Sie waren und sind eben ganz normale Menschen.
Es gilt gleich mehrere Fälle zu lösen, die nebeneinander herlaufen. Ich bin dabei aber nicht durcheinander gekommen und man fliegt dadurch auch durch das Buch, da es nie eine langweilige Situation gibt.
Was manche stören könnte, ist der übernatürliche Aspekt und die Geister. Ich persönlich finde es sehr witzig und mag die Art von Geschichten. Die Toten helfen eben, ihren Fall aufzudecken. Ob es stimmt, was die Hmong über Dr. Siri gesagt haben? Das scheint mir ja doch etwas weit hergeholt, aber das sind Geister wohl auch. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!
- Jessica Keener
Schwimmen in der Nacht
(28)Aktuelle Rezension von: LooonyJessica Keener - Schwimmen in der Nacht *****
Inhalt
Boston in den 70er Jahren. Aus der Perspektive der 15 Jährigen Sarah wird der Leser mitgenommen an diesen Ort, in diese Zeit und in die Lebenwelt von Sarah und ihrer Familie. Eine Mutter, die an Depressionen leidet, liebevoll und bewundernswert, aber für Ihre Familie nie ganz greifbar ist, bis sie bei einem ungeklärten Autounfall stirbt. Ein Vater, Literaturprofessor, cholerisch, der viel Wert auf Außenwirkung, Regeln, Gehorsam und Bildung legt. Ein großer Bruder, der mit Hilfe der Musik einen Weg in die Freiheit und Selbstständigkeit sucht. Zwei kleine Brüder, - der Eine still, phantasievoll, sensibel, scheinbar unerschütterlich, der Andere aufbrausend, jähzornig, zerbrechlich - die mit ihren Eigenarten eine Niesche zum (Über)Leben in der Familie suchen. Und mitten drin und doch alleine Sarah, auf ihrem holprigen Weg zum Erwachsenwerden. Sie geht zur Schule, sie trauert, sie rebelliert, sie verliebt sich, macht große und kleine Fehler. Voller Trauer, Angst und Zweifel. Aber auch mit Hoffnung und Zuversicht.
Meine Meinung
Schwimmen in der Nacht ist ein Zeitportrait, Entwicklungsroman und Familiendrama zugleich. Jessica Keener hat mich von der ersten Seite hineingezogen und mitgenommen in die Welt der 70er Jahre des gehobenen amerikanischen Bürgertums, in die Welt von Sarah, in die Welt ihrer jüdischen Familie. Ihre einfachen, klaren und doch sehr poetischen, bildhaften Worte und Sätze haben Bilder in schwarz-weiß in meinem Kopf entstehen lassen. Farbe haben bei mir nur die Melodien von Peters und Sarahs Musik und die Rosen, die Sarahs Mutter mit leidenschaft im Garten pflegt und züchtet erzeugt.
„Die Metallsaiten schenkten dem Weaver’s-Folk-Song einen wunderschönen, runden Klang. Peter griff kräftiger in die Saiten und unsere Harmonien fügten sich zu einem *I’d hammer out love-* zusammen bis unsere Stimmen und Peters Gitarrenklang weit oben in den Bäume ein Versteck schuf, unerreichbar für alle, solange ich sang (…)“ (S. 44)
Das zeigt: Das Buch ist kein einfaches. Die Stimmung ist oft düster und bedrückend. Die Themen oft schwer. Doch wie ein Hoffnungsschimmer stiehlt sich hier und da ein Satz, ein Gedanke, eine Melodie dazwischen, die den Leser wissen lässt, dass es nicht so einsam ist, dass es nicht so bleiben muss, dass Sarah ihren Weg finden und gehen kann, wenn sie nicht aufhört zu suchen.
Fazit
Schwimmen in der Nacht ist ein berührender Roman ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Er hat mich länger begleitet, auch über die Lesezeit hinaus. Ein besonderer Roman - sprachlich und inhaltlich. Eine eindeutige Leseempfehlung für alle, die es nicht bunt und laut brauchen, sondern die Botschaft auch gerne zwischen den Zeilen und hinter den Melodien suchen!
„Mein jüngster Bruder kam mit der unsichbarsten aller Gaben auf die Welt: Glauben. Er kam weise auf die Welt. Elliot konnte mit den emotionalen Strömungen, die die Wogen in underen Zusammenleben hochgehen ließen, von Geburt an mitschwimmen. Und zwar ganz intuitiv und unschuldig, als ob jeder Sturm in unserem Familienmeer ganz natürlich wäre.“ (S 191)
- Anne Lise Marstrand-Jørgensen
Das indiskrete Leben der Alice Horn
(21)Aktuelle Rezension von: schafswolkeDas Buch spielt in den 70er Jahren in einer Kleinstadt in Dänemark. Alice und Eric Horn haben drei Kinder und scheinen eine perfekte Ehe zu führen. Aber irgendwann erscheint alles so eintönig und auch sie wollen sich der sexuellen Revolution anschließen. Obwohl auch Alice davon fasziniert ist, verliert sie sich selbst immer mehr aus den Augen und trifft dann eine Entscheidung, die keiner erwartet hat.
Das Buch dreht sich nicht nur um Alice, denn im Laufe der Geschichte wird die mittlere Tochter Flora zur Hauptperson, von daher finde ich den deutschen Titel schon etwas irreführend.
Ich habe mich mit dem Buch sehr geschleppt. Am Schreibstil lag es nicht, eher an der Geschichte selbst. Das Buch plätschert so dahin und immer wenn es mal ein wenig in Schwung kommt, wird dieser Schwung nicht über einen längeren Zeitraum mitgenommen:
ich musste mich immer dazu aufraffen in dem Buch weiterzulesen. Abbrechen wollte ich das Buch auch nicht, dafür war ich zu neugierig und wollte dann doch wissen, worauf das Ganze noch hinausläuft.
Bei diesem Buch bin ich sehr zwiegespalten. Es ist nicht schlecht, aber durch die vielen langatmigen Stellen konnte ich mich nicht für die Geschichte der Familie Horn erwärmen. Ich mag gerne dicke Wälzer lesen, aber in diesem Fall, wäre für mich weniger mehr gewesen.
Als Einblick in eine eher nach außen spießig wirkende Gesellschaft, die sich im Umbruch befindet, ist das Buch gut geeignet. - Rocko Schamoni
Dorfpunks
(317)Aktuelle Rezension von: AnjaLG87Das Buch habe ich sehr schnell gelesen, weiles wirklich kurzweilig und unterhaltsamgeschrieben ist. In chronologischer Abfolgebegleitet der Leser den bekannten KünstlerRocko Schamoni durch seine Jugend undseine Suche nach Identität und einem Platzin der Gesellschaft, aus der der Punk auchgleichzeitig ausbrechen wollte. Besondersinteressant fand ich in diesem Zusammenhangdie Schilderung von Musiktrends undKonzertbesuchen, da sie mich an dieErzählungen meines Vaters erinnern. DerAutor bleibt dabei wunderbar unpathetischund nüchtern und stellt sich, im Nachhinein,auch oft als unreifen, pickeligen Teenager dar,der er war, und nicht etwa als coolen Heldenseiner Clique. Lesern, die sich für Jugendkulturund Rockmusik/Punk interessieren, würdeich das Buch sofort empfehlen. Für anderekönnte es allerdings zu speziell sein. - Heinz Strunk
Der goldene Handschuh
(23)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerInhalt/ Klappentext:Weil er es kann: Ein neuer, ganz anderer Roman von Heinz Strunk
Dieser phantastisch düstere, grell komische und unendlich traurige Roman ist der erste des Autors, der ohne autobiographische Züge auskommt. Ein Strunkbuch ist es trotzdem ganz und gar. Sein schrecklicher Held heißt Fritz Honka – für in den siebziger Jahren aufgewachsene Deutsche der schwarze Mann ihrer Kindheit, ein Frauenmörder aus der untersten Unterschicht, der 1976 in einem spektakulären Prozess schaurige Berühmtheit erlangte. Honka, ein Würstchen, wie es im Buche steht, geistig und körperlich gezeichnet durch eine grausame Jugend voller Missbrauch und Gewalt, nahm seine Opfer aus der Hamburger Absturzkneipe »Zum Goldenen Handschuh« mit.
Strunks Roman taucht tief ein in die infernalische Nachtwelt von Kiez, Kneipe, Abbruchquartier, deren Bewohnern das mitleidlose Leben alles Menschliche zu rauben droht. Mit erzählerischem Furor, historischer Genauigkeit und ungeheurem Mitgefühl zeichnet er das Bild einer Welt, in der nicht nur der Täter gerichtsnotorisch war, sondern auch alle seine unglücklichen Opfer. Immer wieder unternimmt der Roman indes Ausflüge in die oberen Etagen der Gesellschaft, zu den Angehörigen einer hanseatischen Reederdynastie mit Sitz in den Elbvororten, wo das Geld wohnt, die Menschlichkeit aber auch nicht unbedingt. Am Ende treffen sich Arm und Reich in der 24h-Kaschemme am Hamburger Berg, zwischen Alkohol, Sex, Elend und Verbrechen: Menschen allesamt, bis zur letzten Stunde geschlagen mit dem Wunsch nach Glück.
Persönliche Meinung:
Von Fritz Honka hatte ich schon gehört, am goldenen Handschuh bin ich auch schon vorbei gelaufen und nun bin ich aufgeklärt. Mit der Stimme des Autors, die auch etwas strange ist, bekommt die Handlung eine für mich ganz besondere Note. Strunk verleiht den Figuren Wahnsinn, Ekel, Wut, Hass und so vieles anderes. Verstörend ist die biographische Beschreibung des Mörders Fritz Honka und dennoch gab es einige Dialoge, die mich beim Wahnsinn haben Schmunzel lassen. Wortschöpfungen und Redewendungen, die wirklich neu und abgedreht für mich waren. Am Ende versinkt alles in Maßlosigkeit udn Kopfschütteln. Fritz Honka hatte sogar noch ein paar Jahre unter neuer Identität- was eine heftige Geschichte. Wirklich nichts für schwache Nerven! - Jeffrey Archer
Möge die Stunde kommen
(13)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerIm Gegensatz zum vorigen Band konnte mich der sechste Band wieder überzeugen, da die Handlungsstränge diesmal keine Wiederholung der alten Bände waren. Harry kümmert sich noch immer um die Freilassung des russischen Autors Anatoli Babakov, während sein Freund Giles diesmal nicht im Wahlkampf ist aber eine gefährliche Liebe mit einer Frau aus der DDR eingeht. Dafür wird Emma politisch immer tätiger. Sebastian versucht seine alte Liebe zurück zu gewinnen, mit der er eine Tochter namens Jessica hat. Auch Lady Virginia spielt wieder eine größere Rolle.
Durch die wechselnden Erzählstränge bleibt die Spannung die ganze Zeit auf einem hohen Level. Der Roman spielt ca. 1970-1979. Die politischen Gegebenheiten spielen mehrfach eine größere Rolle. Sowohl der West-Ostkonflikt aber auch das Hervorstreben von Margret Thatcher sind in die Handlung eingebettet. Natürlich dürfen auch Intrigen nicht fehlen. Besonders zu Lady Virginia ist dem Autor einiges eingefallen, was mir sehr gut gefallen hat. Nur den Handlungsstrang um Sebastian fand ich nicht ganz so gelungen. Dort hätten etwas mehr Emotionen herüber kommen können. Außerdem mochte ich seine Tochter Jessica überhaupt nicht. Etwas seltsam mutete das Erscheinen von Harrys Mutter an. Nachdem sie seit dem zweiten Band mir rätselhafterweise völlig von der Bildschirmfläche verschwunden war tauchte sie in diesem Band wieder auf.
Jeder, der diese Reihe mag, sollte auch diesen Band lesen aber ohne Vorkenntnisse der Geschichte kann man diesen Band nicht wirklich verstehen.
Der Sprecher Erich Räuker hat seine Sache wieder hervorragend erledigt. - Stephen King
Christine
(576)Aktuelle Rezension von: Holden"Cash for clunkers" hieß damals die Abwrackprämie in den USA, und man wünschte Arnie, er hätte schon damals davon gehört. Man kann das Buch auch einfach als Ende einer Freundschaft unter Jungs betrachten, die sich auseinander leben und verschiedene Wege im Leben einschlagen, ohne daß dies beabsichtigt wäre, so wie die Entfremdung der Eltern von ihren Kindern in der Pubertät. Eine wichtige Übergangsphase, in der alles auf dem Spiel zu stehen scheint. Neben "Gottes Werk und Teufels Beitrag" die wichtigste Autokino-Story der Weltliteratur. Die Verfilmung von John Carpenter ist auch sehr zu empfehlen, eine der besten King-Verfilmungen überhaupt!
- Moses Wolff
Liebe machen
(23)Aktuelle Rezension von: sab-mzMoses Wolff, Komiker und Autor, hat den Roman " Liebe machen " geschrieben.
Auf dem Cover prangt eine Tapete, die mich an die Jugend erinnert. Ebenso erinnert das tragbare Radio an die Zeit so um die 70er, die Zeit meiner Jugend.
Ich hatte auf ein witziges Buch aus der Flower-Power- Zeit gehofft.
Letzendlich ist es die Geschichte von Dagmar und Götz.
Diese startet 1970, Dagmar wird früh, 4:25 h, in Köln wach. Sie hat geträumt.
Götz wird in Hamburg ungefähr auch um diese Zeit wach nach einem wirren Traum.
Dagmar lernt die Band "Die Brigadisten" kennen bei einer Vorstellung in der Uni.
Ulrich hat es ihr gleich angetan was ihrem Freund Eberhard nicht gefällt.
Letztendlich fährt sie mit der Theatergruppe und Hinnerk auf ein Festival nach Fehmarn.
Götz lernt Karen und ihre Clique kennen. Er gerät in die Hausbesetzerszene.
Und irgendwann treffen lernen sich Götz und Dagmar in München auf dem Oktoberfest kennen und verlieben sich.
Aber nur dies ist nur keine kurze Affäre.
Der Alltag der beiden geht getrennt weiter, bis...
Das Buch ist nett, aber nicht mehr.
Wenn man selber in der Zeit aufgewachsen ist, stellt man schnell fest, dass so ziemlich alle Klischees, die man über das Leben in der Zeit finden kann, bedient werden.
Den Anfang fang ich noch in Ordnung, irgendwann fing es an mich zu langweilen.
Es ist für Leute, die nicht in der Zeit gelebt haben, möglicherweise ganz nett das Buch zu lesen. Man bekommt alle Großen der Zeit mit von Jimi Hendrix bis ...
Es ist eine eher kitschige Liebesgeschichte. Mir erscheint es so, als hätte der Autor seine Lebenserinnerungen so wie eine Art Tagebuch aufgeschrieben, denn über den Kapiteln stehen Datum und Ort. - Ken Follett
Auf den Schwingen des Adlers
(127)Aktuelle Rezension von: CalipsoAus Dukumentationen einen Roman zu schreiben der einen doch fesselt obwohl es in dem Sinne kein Roman ist dem Autor sehr gut gelungen.
- Stephanie Schuster
Glückstöchter - Einfach leben
(4)Aktuelle Rezension von: schnaeppchenjaegerinEva Klein wächst in einem Vorort von München auf, wo ihre Eltern einen Friseursalon haben. Sie hat eine Begabung für Gerüchte, interessiert sich für Pflanzen und ihre heilende Wirkung, weshalb sie selbst Cremes herstellt, in einer Apotheke einen Nebenjob hat und Pharmazie in München studiert. Ihr bisher so ruhiges, unaufgeregtes Leben als strebsame Studentin und fleißige Tochter gerät ins Wanken, als sie bei einem Dachbodenfund ein Familiengeheimnis lüftet. Eva zieht aus und stürzt sich in ein freieres, unkonventionelles Leben in der Stadt, wo sie schnell Anschluss findet.
Einige Jahrzehnte zuvor lebt Anna zusammen mit ihrem Vater, dem Botaniker Christoph von Quast auf Gut Dreisonnenquell, einem ehemaligen Kloster, wo sie sich der Pflanzenzucht widmen und die aufwendige Herstellung von Seide als Pioniere in Deutschland umsetzen möchten. Als ihr Vater ihr eine neue Frau in seinem Leben vorstellt und sie wenig später heiratet, fühlt sich Anna überrumpelt und hintergangen. Der plötzliche Tod des Vaters sorgt dafür, dass Anna das Gut verlässt und auf sich alleingestellt ein neues Leben beginnen muss.
"Glückstöchter - Einfach leben" ist der erste Band einer Trilogie um die beiden jungen Frauen Eva und Anna, die in unterschiedlichen Zeiten durch unvorhergesehene Ereignisse gezwungen sind, neue Wege zu gehen.
Der Schreibstil ist bildhaft und anschaulich und mit viel Liebe zum Detail. Besonders die Welt der Pflanzen und Düfte, die Natur als schützenswerte Ressource, wird inhaltlich mit der Geschichte verbunden.
Es ist erstaunlich, dass sich die Menschen bereits Anfang des 20. Jahrhunderts Gedanken um fleischfreie Ernährung gemacht haben und sich schon bewusst über die negativen Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt waren. In den 1970er-Jahren wird der Gedanke noch nachhaltiger und radikaler fortgeführt. Vegetarische Ernährung, ökologischer Anbau, Nachhaltig und Anti-AKW-Bewegungen sind in aller Munde.
Während es die Autorin insofern schafft, den Zeitgeist besonders unter dem Aspekt Natur und Umwelt lebendig einzufangen, ist die Entwicklung der Lebensgeschichten von Eva und Anna vergleichsweise zäh. Als Trilogie angelegt, ist sehr deutlich zu erahnen, dass sich die Autorin noch Ideen für die Nachfolgebände offen lässt und die/ den Leser*in deshalb mit so einigen offenen Fragen zurücklässt. Die Verbindung zwischen Eva und Anna lässt sich zwar erahnen, andere Details wie Fragen der Herkunft bleiben jedoch verborgen.
Weiterhin fiel es mir schwer, mich in Eva und Anna hineinzuversetzen. Beide Frauen waren mir nicht wirklich sympathisch, da ich viele ihre Entscheidungen als zu überstürzt und kopflos empfand und ich ihre Handlungen nicht nachvollziehen konnte. Beide fliehen vor Problemen statt sie zu lüften und haben keine Skrupel damit, Brücken abzubrechen. Vielleicht ist das mutig und emanzipiert, vielleicht aber auch einfach eine Trotzreaktion. Die weiteren Charaktere blieben blass und bestenfalls klischeehaft als böse Stiefmutter oder Öko-Kiffer-Hippie-Studenten.
Bis auf wenige Höhen und Tiefen plätschert die Handlung recht ereignislos dahin. Evas und Annas Lebensgeschichten, die in Band 1 noch so oberflächlich blieben, konnten mich trotz des Muts für Veränderungen und dem Wunsch nach persönlicher Freiheit und Unabhängigkeit nicht fesseln. Positiv bleibt zu resümieren, dass noch viel Potenzial für Band 2 und 3 bleibt, die im Frühjahr und Herbst 2024 erscheinen.
- Klaus Modick
Fahrtwind
(19)Aktuelle Rezension von: Simi159Die ist nicht der erste Roman, den ich von Klaus Modick gelesen habe. Inis es den vorangegangenen Büchern waren es immer seine Charaktere, und wie er sie beschreibt besonders gut gefallen.
Hier in Fahrtwind ist es ein junger, namenloser Mann, der sich nach der Schulzeit treiben läßt. Den elterlichen Betrieb möchte er nicht übernehmen, studieren oder einen Beruf erlernen auch nicht. Und so packt er seine sieben Sachen, seine Gitarre und geht von zu Hause weg, stellt sich an die nächste Straße und trampt ohne Ziel los. Über viele Zufälle landet er in der Toskana, spielt Troubadour- entdeckt die Liebe - berauschende Pilze und die Freiheit….
Fazit:
Die Geschichte spielt Ende der 60er Jahre in der BRD. An den Universitäten und in den Familien wir die Revolution gelebt und so folgt ma diesem jungen Mann auf seiner abenteuerlichen Reise. Von Deutschland , nach Österreich bis nach Italien. Seine Reise, die Personen, die ihn begleiten, seine Erlebnisse und die ganze Geschichte verschwimmen immer mehr zwischen Realität und Traum, bis es mit einem lauten Knall am Ende aufgelöst wird.
Die Charaktere sind ebenso real, wie fließend unrealistisch- traumhaft, denn für den jungen Mann, Fürst sich wie von Zauberhand, immer alles. Je mehr, er sich treiben läßt, umso mehr fügt es sich für ihn.
Wie wenn im Loslassen und Geschehenlassen, das einzig große Geheimnis des Lebens liegt.
Mich hat diese etwas andere Geschichte, von der ich zwischendurch auch nicht wußte, wo will der Autor mit mir hin, sehr gut gefallen, genau, weil sie anders ist und ich mich als Leser darauf einlassen muss.
5 STERNE
- Karin Slaughter
Bittere Wunden
(222)Aktuelle Rezension von: Anja_liebt_Buecher
Diesesmal sind zwei inhaltliche Stränge miteinander verknüpft.
Zum einen gibt es das Jahr 1975 in dem wir viel über Amanda Wagners Vergangenheit erfahren. Es ist ihr Weg in den damals männerdominierenden Beruf der Polizei. Ihre erste Bekanntschaft mit Evelyn und die Erklärung woher Will Trent stammt. Eine absolut erschreckender Fall bringt hier Licht ins Dunkle.
In der Gegenwart wird Wagner wieder mit diesem Fall in Berührung geraten; Will erfährt endlich die Wahrheit über seine Vergangenheit und hat schwere Erkenntnisse zu verkraften. Und dann muss er auch noch irgendwie die Beziehung zu Sara Linton pflegen.Ein hervorragend geschriebener Thriller, der durchgehend ein enorm hohes Spannungslevel hatte. Es gab kein einziges schwaches Kapitel. Diesesmal war jede einzelne Information von großer Wichtigkeit. Die Auflösung des Falls und der Vergangenheiten war einfach nur krass.
Sprachlos hinterlassen hat mich der Umgang im Jahre 1975. Wie dort mit Frauen und oder schwarzen Frauen geredet und gehandelt wird ist einfach nur abartig. Umso wichtiger war es hier zwei so starke Charaktere wie Amanda und Evelyn zu erschaffen! Hut ab!Wer also Lust auf einen der besten Thriller von Slaughter hat, sollte sich schleunigst dieses Buch besorgen!
- Elena Ferrante
Die Geschichte der getrennten Wege
(260)Aktuelle Rezension von: Jana_hat_buecherIm dritten Band der neapolitanischen Saga haben sich die zwei Freundinnen Lila und Elena aus den Augen verloren. Jede kämpft für sich um die Liebe zu einem Mann, um ihre Kinder und ihre berufliche Zukunft. Doch beide sehr unterschiedlich. Während Lila krank wird und viel Hilfe benötigt, lernt Elena einen Gelehrten kennen und gründet mit ihm eine Familie. Als Lila Unterstützung benötigt, ist Elena für sie da und sie nähern sich wieder an. Und das alles passiert in unruhigen Zeiten in der die Mafia im Rione das Sagen hat und ganz Italien eine Revolution erlebt.
Nach fast einem Jahr Saga-Pause habe ich mich nun dem dritten Band gewidmet. Man findet sofort wieder rein und erinnert sich an die Charaktere. Das spannendste an diesem Buch ist die geschichtliche Komponente rund um die Revolution. Alles andere ist halbwegs interessant, allerdings war ich ziemlich genervt von der Freundschaft zwischen den beiden Frauen (wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde) und der Besessenheit von Elena für Nino.
- Heinz Strunk
Fleckenteufel
(181)Aktuelle Rezension von: Maza_e_KeqeAugust im Jahr 1977.Eine christliche Familienfreizeit von Hamburger Jugendlichen und Erwachsenen fährt nach Scharbeutz an die Ostsee. Mittendrin der 16-jährige Thorsten Bruhn, den seine Hormone und Fantasien geistig, seine Verdauung körperlich nicht zur Ruhe kommen lassen.
Die Geschichte liest sich recht flüssig und auch die Protagonisten wirken authentisch. Der Erzählstil wirkte auf mich stellenweise protokollartig und verwirrend. Auch Thorstens Gedankensprünge, seine Fantasien und Tagträume zwischen Krieg, Sex und Körperausscheidungen erschienen mir oft unübersichtlich und meist fehl am Platz. Möglicherweise ist das typisch für pubertierende Jungs. Dabei waren seine Gedanken größtenteils unappetitlich und oberflächlich.
Obwohl mehrmals erwähnt wurde, dass sich Ich-Erzähler Thorsten „mit th“ schreibt, wurde aus dieser Regel im Verlauf der Erzählung mehr ein Vorschlag.
Fazit: Wer Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ verschlungen hat, erhält hiermit das „männliche“ Pendant dazu. Vermutlich eher nichts für Lesende mit schwachem Magen und empfindlicher Hygiene. Puber-Tiere der 1970-er Jahre könnten in Erinnerungen schwelgen.
- Anna Burns
Milchmann
(178)Aktuelle Rezension von: lillywunderLange stand das Buch bei mir im Regal, obwohl ich hier schon ein Highlight erahnte. Was Anna Burns schreibt, liest sich nicht mal eben weg, "Milchmann" wünscht volle Aufmerksamkeit und das zurecht.
Eine junge Frau mitten in einer zweigeteilten Gesellschaft, in der zwischen "Staatsverweigerern" und "Befürwortern" bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen. Selbstverständlichkeiten gibt es längst keine mehr, der Alltag ist geprägt von Gewalt und Chaos, Misstrauen und Angst, Autobomben und Busentführungen. Die Parallelen zum Nordirlandkonflikt sind offensichtlich und doch sind Ort und Zeit offen gehalten, übertragbar. Inmitten all der Gewalt geschieht etwas, für das die Erzählerin zunächst keine Worte findet. Ein älterer Mann, ein mächtiger Paramilitär, stellt ihr nach, bedrängt sie, macht Andeutungen. Berührt sie jedoch nicht. Ihr wird eine Affäre mit ihm angedichtet. Und gleichzeitig nisten sich die Bedrohungen des Milchmanns in ihr ein, nehmen ihre Urteilskraft gefangen, kontrollieren ihre Gedanken, zermürben, ergreifen Besitz von ihr.
Um sie herum gibt es keine Sprache dafür und auch keine Achtsamkeit. Es ist eine Gesellschaft in der es kein Stalking gibt, in der für sexuelle Belästigung nicht einmal ein Wort existiert, in der seelische Verletzungen nicht zählen und Grenzüberschreitungen erst bei Körperkontakt passieren. Was zählt, sind blaue Augen. Vor dem Hintergrund der politisch motivierten Gewalt ringsherum ist andere Gewalt nicht länger sichtbar.
Ich habe es so geliebt, wie Anna Burns das Innenleben ihrer Erzählerin und die dysfunktionale Gesellschaft, in der sie sich behaupten muss, in Beziehung zueinander setzt. Milchmann ist intensiv, dicht gefüllt mit klugen Gedanken, sprachlich experimentell. Faszinierende Nebenfiguren, sprühende Dialoge und reflektierende Gedankengänge, wie ich sie sonst nur aus dem Autofiktionalen kenne. Der Aufbau des Buchs und die Entwicklung der Erzählerin sind genial vereint. Manche Szenen muten nahezu surreal an, eine gewisse Absurdität bewegt sich unter der Oberfläche und vielleicht gerade deswegen sind die Bilder, die entstehen, kraftvoll und bleibend. Ab jetzt eins meiner Liebsten.
- Henning Mankell
Vor dem Frost
(439)Aktuelle Rezension von: BeustHenning Mankell deutet in „Vor dem Forst“ den Generationenwechsel an: Linda Wallander steht kurz davor, in den Polizeidienst einzutreten und ihrem Vater nachzufolgen. Doch noch ehe sie den Dienst antritt, beginnen Linda und Kurt Wallander gemeinsam, getrennt, mit- und gegeneinander am neuesten Fall zu ermitteln. Dass die grausamen Tötungen von Tieren, die Schändungen von Kirchen und das seltsame Verhalten und Verschwinden von Lindas Freundin Anna zusammenhängen, ahnt der Leser sofort. Aber wie die beiden Wallander dem leicht konstruierten Plot auf die Spur kommen, ist toll erzählt. Linda macht mit Neugier und Unerschrockenheit (fast) wett, was Kurt mit Berufserfahrung und Instinkt gelingt.
Die Folie der Handlung bildet religiöser Fanatismus. Schon im Prolog werden die Leser in den Massenmord einer extremistischen Christensekte geworfen. Und Fanatismus zieht sich durch den ganzen Roman. Menschenleben – und erst recht das Leben von Tieren – gilt diesen Verblendeten nichts im Angesicht der eingebildeten Größe ihres „gottgegebenen Auftrags“.
Mankell hat eindrückliche Einfälle: Annas Mutter komponiert aus Lachern und Seufzern Musikstücke. In Flammen gesetzte Schwäne gehen brennend über einem schwedischen See nieder. Ein so qualvolles wie kräftiges Bild.
Dass es Längen gibt, stört nicht übermäßig, und auch die Vorhersehbarkeit des Endes ist nur ein kleiner Abstrich für die Bewertung dieses gelungenen Wallanders!
- Ian McEwan
Honig
(130)Aktuelle Rezension von: StephanusIn den 1970er Jahre geht die junge Serena Frome zum britischen Geheimdienst, weil ihr Liebhaber diese Arbeit ihr schmackhaft machen kann und sie selbst nicht so richtig weiß, was sie nach ihrem Studium, eigentlich machen soll. Weil sie gerne liest wird Serena auf eine literarische Mission geschickt. Sie soll ein Projekt betreuen, das Autoren unterstützt, die dann unbewusst positiv über die Demokratie und den Kapitalismus schreiben und den Kommunismus ablehnen. Sie verliebt sich dabei in den Autor, den sie betreut und findet heraus, dass ihr ehemaliger Liebhaber offenbar ein Verräter war. Immer tiefer in der verbotenen Liebe zum Autor gefangen wird das Erstlingswerk des Autors ein Erfolg, gleichzeitig kommt die Unterstützung durch den Geheimdienst ans Licht. Serena will alles gestehen und liest das neue Manuskript und muss dabei feststellen, dass nicht sie den Autor beobachtete, sondern dieser sie und letztlich alle Informationen sich bereits zusammengetragen hat.
McEwan kann mit seiner Sprache und seinem Schreibstil wieder einmal überzeugen und widmet sich einer Geschichte aus Liebe, Spionage und Spannung. Die Geschichte ist zwar gut erzählt, konnte mich dieses Mal aber nicht überzeugen. Das Thema franst aus und es werden zu viele Nebenpersonen installiert. Das Ende ist überraschend, aber gut passend. Eine Auflösung ist das Ende aber nicht. Ein gutes Buch mit einigen Schwächen. Nicht das beste Buch von McEwan.