Bücher mit dem Tag "17. jh."
26 Bücher
- Birgit Jasmund
Der Duft des Teufels
(41)Aktuelle Rezension von: Siko71Die junge Wittwe Katharina gerät in Verdacht mit dem Teufel im Packt zu stehen und wird als "Hexe" verfolgt. Ihr Geliebter Daniel glaubt an ihre Unschuld und versucht sie aus den Fängen des herrschsüchtigen Domenikaner Mönchs Martin und dessen Gehilfen den Weber Fritz Haan zu befreien. Daniel bekommt Hilfe vom Kramer und Parfümeur Giovanni Paolo Feminis, der nach dem perfekten Aqua mirabilis forscht.
Ein spannender und zugleich interessanter historischer Roman über die Erfindung des "Kölnisch Wasser". Man liest in diesem Roman wieder, wie schnell sich die Menschen beeinflussen lassen ohne die Hinergründe zu erfragen. In diesem Buch ist es die Kirche, die den Menschen den Teufel und seine Machenschaften näher bringt.Mir hat dieses ein sehr schönes Lesevergnügen bereitet und daher volle Punkte.
- Tereza Vanek
Die Spionin des Winterkönigs
(16)Aktuelle Rezension von: miriamBTereza Vanek entführt uns in das beginnende 17. Jh. Die junge Fronicka von Odenwald ist Hofdame am Hof des jungen Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich V. Sie kennen sich seit ihrer Kindheit und das Mädchen ist auch ein wenig verliebt in den Kurfürsten. Seine Heirat mit der englischen Prinzessin Elizabeth ist bitter für sie, aber sie bleibt Hofdame und wird somit Zeugin der wichtigen Ereignisse jener Zeit, die den Beginn des Dreißigjährigen Krieges darstellen.Der Roman zeichnet sich durch genau recherchierte historische Fakten aus, egal ob sie nun den Krieg betreffen und die verschiedenen politischen Intentionen, die aufeinander trafen oder den Alltag der Protagonisten. Besonders gut haben mir die detaillierten Beschreibungen des opulenten Lebens am Hof und die psychologisch eingehende Charakterisierung von Friedrich und Elizabeth gefallen. Aber zumindest ebenso eindrücklich wurde das Leben der einfachen Menschen geschildert, die Sorgen und Nöte, mit denen sie zu kämpfen hatten.
Die Autorin versteht es ausgezeichnet, historische Fakten mit persönlichen Schicksalen zu verbinden und Geschichte damit interessant und fassbar zu machen. Denn vor dem historischen Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges wird die fiktive Geschichte einer mutigen und tatkräftigen jungen Frau erzählt, die Schwierigkeiten meistern und viel riskieren muss, um ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen führen zu können.
Dieser Roman ist also eine gelungen Mischung aus unterhaltsamen Geschichtsunterricht und spannender Liebesgeschichte!
- Gilbert Morris
Der Schlüssel der Weisheit
(14)Aktuelle Rezension von: SeelensplitterMeine Meinung zum christlichen Buch:
Wakefield Saga 3
Der Schlüssel der Weisheit
Nachdem es der dritte Band der Reihe ist, könnte es vielleicht zu spoilern kommen.
SPOILERALARM
Inhalt in meinen Worten:
Robin muss mit ansehen wie sein Sohn immer mehr abrutscht, als er sich gar nicht mehr zu helfen weiß und Chris im Gefängnis landet, und es nur noch eine Chance für diesen jungen Mann gibt, schickt er ihn auf die See. Dort lernt Chris eine ganz besondere Frau und den christlichen Glauben kennen, nicht nur das, dadurch das er mit ansehen musste, wie geliebte und vertraute Personen verstarben dachte er immer mehr über sich selbst nach und musste erkennen, so wie bisher geht es nicht. So reist er zurück zu seinem Vater, wo er merken muss, das die Liebe manch hartes Schicksal einhergehen lässt und wird selbst Vater, doch das ist nicht alles. Im Land herrscht Unruhe, denn unter Karl I braut sich ein Bürgerkrieg zusammen und was das für ihn, und all seinen Vertrauten bedeutet, das lest ihr am besten in diesem Band.
Wie ich das Gelesene empfinde:
Ich weiß nicht warum, aber dieser Teil aus der Reihe gefällt mir am besten, weil ich mich am besten hinein versetzen konnte, vielleicht liegt es aber auch daran, das hier eine weitere Facette des christlichen Glaubens - die Geistesgabe Prophetie und Träume - zu Sprache kommt und auch die Liebe viel intensiver und dramatischer verläuft und ich mehr oder minder Personen aus dem ersten Buch wieder begegnet bin, zudem fand ich es hart, wie dem Sohn von Robin mitgespielt wird und dieser erkennen muss, manche Liebe kann und darf nicht sein, weil diese nicht echt sein kann.
Was das aber bedeutet, das erfahre ich wohl erst im vierten Teil der Reihe.
Die Sprache:
An die Sprache muss man sich gewöhnen, das liegt daran, das sie ein wenig altertümlich und dennoch spannend aufgebaut ist.
Spannung:
In diesem Buch mangelt es absolut nicht an der Spannung. Denn dafür passiert einfach ziemlich viel auf kurzer Zeit, zudem finde ich die Zeit wo das Buch spielt, ziemlich faszinierend.
Charaktere:
Am Anfang geht es erst einmal um Chris, den Sohn von Robin. Doch dabei bleibt es nicht, es geht um mehrere besondere Frauen, um besondere Freundschaften und wie man den christlichen Glauben leben kann. Zudem lernt man aber auch Charakter kennen die nicht geradlinig sind sondern das Gegenteil und dennoch wird aus ihnen etwas, oder ihnen werden die Augen geöffnet und Gavin lernt, das sein Herz eben nicht immer Recht hat.
Der christliche Glaube:
Einen Punkt muss ich bemängeln, wobei das eher an der Zeit liegt wo das Buch spielt und auch daran, wie es eben noch vor geraumer Zeit gelebt wurde. Das Rollenbild der Frau. In diesem Buch werden die Frauen wacher und auch gestaltungsreicher, dennoch wird einfach das alte Klischeebild Frau und Kind und Ehe und Familie hochgehalten und ziemlich zelebriert. Andererseits fand ich es toll, wie die Familie vom Diener auf Wakefield kommen darf und dort Geheimnisse anvertraut und aufgedeckt werden, mit denen man so gar nicht rechnen kann. Toll finde ich gerade hier, das eine andere Form des christlichen Glaubens mit aufgenommen wird. Nämlich das Gott nicht nur durch die Bibel spricht, sondern durch Träume und Visionen. Auch wenn ich hier meinen kleinen Kritikpunkt wegen dem Frauenbild habe und hatte, fand ich es gerade hier total toll zu sehen, wie die Charakter wachsen und Generationen über Generationen voneinander lernen dürfen.
Und auch wenn der christliche Glaube eine wichtige Rolle im Buch spielt und auch klar betont wird, so ist es nicht aufdringlich oder unangenehm, im Gegenteil. Irgendwie komme ich hier in das Träumen und selbst wieder staunen.
Empfehlung:
Die Sprache ist nicht die leichte Sprache wie heute oftmals in Bücher verwendet, sondern etwas älter. Dennoch gut lesbar und mitnehmend in eine besondere Zeit und wenn der Luxus den wir heute kennen, auch damals schon gewesen wäre, aber mit dem gleichen Spirit, ich glaube ich hätte mich wohlfühlen können.
Das Buch kann man nicht am Stück lesen und das ist nicht tragisch denn so träumt man sich noch ein wenig länger in eine faszinierende Welt voller Aufbrüche, voller Hoffnungen und Träumen.
Bewertung:
Wie schon angesprochen ist gerade dieser Teil der beste für mich und auch glaubensfacettenreich. Deswegen vergebe ich fünf Sterne und bin sehr gespannt wie es mit den Charakteren weiter gehen kann.
- Virginia Woolf
Orlando
(103)Aktuelle Rezension von: claudiaZFür mich war es ein absolut gelungener Einstieg in das Werk von Virginia Woolf. Augenscheinlich geht es um das Leben einer einzelnen Person. Jedoch umfasst die Zeitspanne der Handlung mehrere hundert Jahre. Die Idee, gesellschaftliche Veränderungen über so einen langen Zeitraum mit einem einzigen Lebenslauf zu verbinden, finde ich außergewöhnlich.
- Laura Joh Rowland
Der Kirschblütenmord
(54)Aktuelle Rezension von: nscho-tschiDas feudale Japan im Jahre 1683. Sano Ichiro, vom Stand der Samurai, beginnt sein Amt als Ordnungshüter eher unwillig. Doch als die Bearbeitung eines Doppelselbstmordes aus unglücklicher Liebe in seinen Aufgabenbereich fällt, erkennt Sano, dass womöglich nur er allein die Wahrheit ans Licht bringen kann. Denn die Wahrheit in diesem Fall wird mit aller Macht vertuscht und hinter ihr verbergen sich noch weit andere Geheimnisse, über denen die viele lieber Staub sehen wollen...
In "Der Kirschblütenmord" führt Laura Joh Rowland den Leser tief in die rohe und exotische Welt eines vergangenen Japans. Ein fremdartiger Schauplatz der Ehre und Gewalt in Politik und Gesellschaft, in der auch nicht zuletzt die Ständeordnung eine bedeutende Rolle spielt.
Von ausführlichen und teilweise sehr schönen und detailverliebten Beschreibungen, wird eine anhaltende Grundspannung geschaffen. Wo der Leser mehr Einzelheiten zu ahnen scheint als der detektivische Protagonist, klafft sogleich eine Spalte auf, die alle möglichen und neuen Erkenntnisse zu Tage fördern könnte. Schöne Formulierungen und gnadenlos brutale und entsetzliche Handlungen können den Leser erschaudern lassen, auch wenn dazwischen manchmal ein Gleichgewicht zu fehlen scheint.
Ich habe diesen Roman teils mit Hingabe, teils mit Verwunderung, teils mit Abscheu mancher Handlungen gelesen. Wer mal aus den nordeuropäischen/amerikanischen Kriminalromanen einen Schritt in eine fremdartige Welt wagen will, der sollte "Der Kirschblütenmord" durchaus in Erwägung ziehen!
- Gilbert Morris
Stärke des Herzens
(12)Aktuelle Rezension von: SeelensplitterMeine Meinung zum christlichen Roman:
Wakefield Saga 4
Stärke des Herzens
Inhalt in meinen Worten:
Dieses Mal befinde ich mich in den Jahren 1645 bis 1672 und ich lerne das starke Mädchen Jenny kennen, das zu erst in London eine Theaterschauspielerin werden darf, aber nicht nur sie lerne ich kennen, sondern auch John Bunyan dessen Buch ich sogar schon lesen durfte. Ich lese von seiner Gefangenschaft aufgrund seines christlichen Glaubens und wie er dieses Buch verfasste, das auch heute immer wieder noch verschenkt wird in christlichen Kreisen, wo es um den frommen Christen geht, der auf der Reise zu dem neuen Jerusalem unterwegs war. Interessant, wie es in dieser Geschichte zu Wort kam und ich dadurch auch erfahren durfte, was es mit diesem Mann auf sich hatte.
Natürlich bin ich auch wieder auf Wakefield und darf staunen, wie ein Mann den anderen Mann rettet und ihm gleichzeitig die Frau entwendet, und was ein Versprechen auslösen kann, wenn man es nicht halten kann. Das nehme ich euch aber mal nicht weg, das solltet ihr selbst entdecken, was es damit auf sich hat. Nur so viel dazu, manchmal sind die Frauen eben doch diejenigen die das Ruder in die Hand nehmen müssen um an das Ziel zu kommen.
Wie ich das Gelesene empfand:
Ich kam wieder recht schnell in der Geschichte an, und war mal wieder überrascht, welche Figuren ich im Buch begegnen durfte und das ich auch Krankheit und Verluste mit erleben durfte. Zumindest in England die Pest. Und diese war wirklich kein Zuckerlecken und nur die wenigsten überlebten diese Krankheit. Ich bin aber auch mit dem ein oder anderen Protagonist ziemlich oft im Gefängnis und das nur weil ich nicht an die englische Kirche glaube, wie sie um diese Zeit war, sondern in der Tat an den Herrn Jesus Christus und dort für ihn einstehen durfte, auch wenn dafür vieles andere auf der Strecke blieb. Zudem durfte ich das Theaterleben um diese Zeit kennen lernen und empfand mit Jenny mit, wie sie um ihr Herz kämpfte.
Letztlich war für alles etwas geboten, doch dafür gab es auch die ein oder andere Länge, und manches wurde zu kurz erzählt.
Trotzdem freue ich mich schon sehr, wenn ich in das nächste Kapitel, in diesem Fall Buch, tauchen darf um mit den Charakteren die auf Wakefield mir begegnen weiter zu gehen.
Spannung:
Ich empfand viele Szenen und Begebenheiten sehr spannend, es gab auch einige Momente wo ich sprachlos war und mittrauerte und zugleich mitfeierte. Selbst wenn manche Strecke und Länge im Buch nicht einfach war, so war dennoch die nötige Spannung für mich vorhanden.
Die Frauen:
Um 1650 hatten Frauen es nicht wirklich leicht doch auch dort gab es schon Frauen die sich selbst behaupten konnten und für ihre Dinge eintraten, so auch in dieser Geschichte, wo ich das Gefühl hatte das gerade Jenny ein viel besseres auftreten erhalten hat, als in den Vorbänden die Frauen so hatten. Das fand ich gut, und auch ziemlich toll dargestellt.
Der christliche Glaube:
In diesem Buchteil ist das Thema Glaube noch einmal intensiver zu Wort gekommen und machte auch mir selbst als Leser klar, ich muss mich entscheiden, welchen Weg ich gehe. Zudem fand ich toll, wie die Prophetien im Buch immer mehr auch ihren Weg finden und dadurch immer intensiver und wichtiger werden.
Somit nahm einerseits die Christenverfolgung eine wichtige Rolle im Buch ein aber auch die Geistesgaben kamen in natürlicher Form hervor und machen direkt neugierig auf das was noch kommen mag.
Das Buch:
Wer die Titel davor nicht las, wird dennoch auch in diese Geschichte finden und tolle Charakter treffen, auch wenn zum Teil diese noch Bezug auf die vorherigen Bücher nimmt, so ist es doch immer wieder überraschend, was als nächstes folgt.
Deswegen ihr könntet die Geschichte ohne Vorwissen gut lesen, ich empfehle euch aber in der Tat, fangt bei Buch eins an.
Empfehlung:
Dieses Mal steht der christliche Glaube wirklich intensiv im Vordergrund, das ist für Menschen die mit dem Glauben nicht allzu viel anfangen können, sicherlich befremdlich, andererseits gibt es eine echt tolle Geschichte, die man entdecken darf. Für mich, die ja Christin ist, ist es eine tolle lebendige Glaubensform die mir im Buch begegnet und zudem eine tolle Herzliche Geschichte. Deswegen lesen. Auch wenn manche Länge im Buch vorhanden ist.
Bewertung:
Mir hat das vierte Abenteuer aus der Wakefield Sage wirklich sehr gut gefallen und auch genug Stoff für Nachdenkens werte Momente geboten. Deswegen fünf Sterne.
- James Clavell
Shogun
(134)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerWer Japan verstehen will sollte dieses Buch lesen, das kein Lehrbuch sondern ein mitreissender Abenteuerroman ist. Wenn sich jemand dabei denkt die Handlung wäre aus den Fingern gesogen liegt er aber daneben. Es gab tatsächlich einen englischen Seemann der einen Teil seines Lebens als Samurei verbrachte. Wer sich mit dem frühen Mittelalter befasst hat wird Ähnlichkeiten bei Rittern und Samurai finden die verblüffend sind. Die Ränkespiele sind dem europäischen Ritteradel ebenfalls nicht fremd gewesen und so ist es nicht verwunderlich dass ein Europäer sich in eine Kultur hineinfinden kann die gar nicht so fremd ist wie es auf dem ersten Blick scheint. Bemerkenswert gut herausgearbeitet ist die Öffnung Japans gegenüber der technischen und damit militärischen Entwicklung Europas während andere asiatische Staaten, besonders China, sich an ihre Isolation klammerten.Ein tolles Buch.
- T. C. Boyle
World's End
(144)Aktuelle Rezension von: Honigmaus3007Nach Wassermusik und Sprich mit mir, mein 3. Boyle. Und auch dieser wieder so ganz anders als die anderen beiden. Ich habe lange gebraucht, um in den Roman zu kommen, sehr lange.
Zum Glück (manchmal auch zu meinem Leidwesen) Lese ich ausnahmslos jedes Buch zu Ende, was ich begonnen habe, ich kann nicht anders.
Ab Seite 100 etwa war ich endlich im Buch angekommen und das Lesen hat mir immer mehr Spaß gemacht. Obwohl vieles recht überzogen dargestellt wird, versteht Boyle es, dass man alles so hinnimmt und es einem glaubwürdig vorkommt.
Dank der Ahnentafel im hinteren Teil des Romans kam ich nicht durcheinander und habe den Generationenroman sehr genossen.
- Nora Roberts
Abendstern
(202)Aktuelle Rezension von: -NB-Leider wird dieses Buch dem Klischee gerecht, dass sobald eine Frau die Feder in die Hand nimmt, alles nur als Romanze verpackt wird. Eigentlich wäre das Ausgangsthema durchaus spannend gewesen. Darüber hinaus empfinde ich dieses Buch auch als sexistisch und arg auf Geschlechterrollen/-zuordnung fokussiert. Z. B.: Wo auf der Welt ist es bitte romantisch, die eigene Partnerin abwertend mit "Blondie" anzusprechen? (Vllt. ist an dieser Stelle auch etwas mit der Übersetzung schiefgelaufen.)
- Georg Schmidt
Die Reiter der Apokalypse
(3)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerAnlässlich des vierhundertsten Jahrestags des Beginns des Dreißigjährigen Krieges erschienen zahlreiche Werke zu diesem Thema. Nach etwas Überlegung habe ich mich entschieden, aus dieser Auswahl Georg Schmidts "Die Reiter der Apokalypse" aus dem Beck-Verlag für 32 € zu kaufen und zu lesen. Vorweg, ich habe keinen Euro und keine der insgesamt 810 Seite bedauert.
Schmidt gelingt es, die oftmals verwirrenden Bündnisse und Winkelzüge der Beteiligten anschaulich zu schildern. Dabei wird deutlich, dass dieser Krieg entgegen der landläufigen Auffassung eben kein Religionskrieg, sondern ein in erster Linie politischer Krieg war. Jeder Landesherr suchte seinen persönlichen Vorteil, was zu bisweilen irritierenden Konstellationen führte. Aus Furcht vor dem sich abzeichnenden Sieg des (katholischen) Habsburgerkaisers, der ein stärker monolithisches Deutschland hätte bewirken können, betraten die ausländische Mächte Schweden und Frankreich den Kriegsschauplatz auf Seiten der protestantischen Fürsten, was gerade im Fall des katholischen Frankreichs, das gerade selbst heftigst seine Hugenotten verfolgte, etwas überraschend erscheint. Aber getreu dem Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" gab es da offensichtlich keine Berührungsängste. Im katholischen Lager suchte der Bayernherzog so lange den Schulterschluss mit dem Kaiser, wie er davon machtpolitische Vorteile hatte (Kurwürde und Gebiet der Kurpfalz), was ihn aber nicht daran hinderte, immer wieder mal mit den Franzosen anzubändeln. Aber auch das evangelische Lager war keineswegs homogen. Gemeinsam waren alle lutherischen Fürsten gegen die calvinistischen eingestellt, weshalb sich die Unterstützung für den "Winterkönig" Friedrich V. in Grenzen hielt, der selbsternannte Führer der Protestanten, der Kurfürst von Sachsen, hielt es gar mit dem Kaiser. Erst das Auftreten des Schwedenkönigs Karl Gustavs als (neuer) selbsternannter Retter der deutschen Protestanten nötigte ihn zum Eingreifen in den Krieg.
Abgerundet wird das Buch durch eine Bilanzierung der Folgen des Krieges sowie eine Beschreibung der Geschichtsschreibung über den Krieg, die zunehmend zur Rechtfertigung des Aufstiegs Preußen gemacht wurde.
Alles in Allem: Wer sich über diese Epoche der deutschen Geschichte informieren möchte, wird bestens bedient.
- Indu Sundaresan
Pfauenprinzessin
(51)Aktuelle Rezension von: MalkaAm Anfang etwas langatmig geschrieben. Schön geschriebene Handlung über die Kasten Indien. Sehr herzzerreißend, dramatisch und traurig. Zur Mitte hin wird es spannend. Ich bin sehr gespannt auf den 2 Teil.
Allerdings kann ich dieses Buch nur für diejenigen weiter empfehlen, welche sich auch tatsächlich für diese Kultur interessieren. - Carlos Ruiz Zafón
Der Fürst des Parnass
(145)Aktuelle Rezension von: Jin_nyDas Buch hatte ich mir vor sehr vielen Jahren gekauft, aber erst heute es geschafft bis zum Ende zu lesen. Ich glaube, dass ich mir am Anfang unter diesem Titel was anderes vorgestellt hatte, sodass ich mich einfach nicht mit der Geschichte anfreunden konnte. Außer konnte ich früher nichts mit der bildgewaltigen und fantasievollen Sprache anfangen, was sich in den letzten Jahren geändert hatte. Die Geschichte hat mich zwar nicht berührt, aber es war interessant und gut geschrieben, dass ich es in einem Zug gelesen habe. Klar, es ist eine kurze Erzählung, aber trotzdem war ich so in der Geschichte gefangen, dass ich erst am Ende vom Buch aufgeblickt habe. Carlos Ruiz Zafon schafft es mit seiner kleinen Erzählung ein kleines Märchen voller Energie und Leben zu erschaffen.
- Ross King
Das Labyrinth der Welt
(40)Aktuelle Rezension von: NelingGeheimnisvolle Büchersuche Im Labyrinth der Welt....Der Leser sollte aufpassen, dass er sich nicht verirrt!
Klappentext :"Als Isaac Inchbold, Buchhändler im London des 17. Jahrhunderts und Büchernarr aus Leidenschaft, eines Tages zu einem halb verfallenen Landsitz bestellt wird, ahnt er nicht, dass er sich auf ein lebensgefährliches Unternehmen einlässt. Lady Alethea Marchamont beauftragt ihn, nach dem "Labyrinth der Welt" zu suchen. Dieses geheimnisumwitterte Manuskript der Schriften von Hermes Trismegistos hat bereits Vater und Ehemann der Lady das Leben gekostet. Die Recherchen erweisen sich als hochkompliziertes Rätsel, das in eine Welt voller Fragen und Trugschlüsse führt - sie ist bevölkert von Gelehrten und Scharlatanen, von Ketzern und Inquisitoren, von Alchimisten und Weisen. Nur wenn der Detektiv wider Willen den Text dieser Welt entschlüsseln kann, wird er sein Leben retten."
Die Lektüre dieses Buches ist nicht ganz einfach, da sie extrem viele lateinische Begriffe und Buchtitel enthält. Da mir Latein nicht geläufig ist und ich auch nicht diese ganz alten Klassiker kenne, war es für mich etwas schwer dem Buch zu folgen. Es ist auf jeden Fall nicht was , was man so nebenbei am Abend lesen kann, ich musste mich schon konzentrieren, um durch das Labyrinth zu kommen. Interessant war der geschichtliche Hintergrund, grade auch mit der Prager Burg . Bei der Suche nach dem Büchlein driftete mir das Buch allerdings ein wenig zu sehr ins Mystische und Utopische ab.Auf dem Klappentext stand eine Lesermeinung: "Feiner Krimi!"Das finde ich irreführend.Da ich Bücher aber ebenso wie der Protagonist sehr mag und die Lektüre interessant war, gebe ich dem Buch 3,5 Sterne und empfehle es an Leute, die sich für Literaturgeschichte interessieren.
- Sandra Lessmann
Die Richter des Königs
(63)Aktuelle Rezension von: SternenstaubfeeEin spannender und unterhaltsamer Roman, der in London im Jahr 1665 spielt. Jeremy Blackshaw ist ein katholischer Priester, darf aber aufgrund der politischen Lage sein Amt nicht ausüben. Da er aber früher auch als Arzt gearbeitet hat, wird er zur Behandlung des erkrankten Richters Sir Orlando herangezogen. So gerät er mitten hinein in die Untersuchung einiger Giftmorde...
Mein Leseeindruck:
Ich lese sehr gerne Historische Romane! Ich mag ihre Vielfältigkeit und die oftmals sehr gute Recherchearbeit, so dass man beim Lesen auch noch etwas lernen kann. Und Geschichte ist einfach spannend, vor allem in Romanform!
In diesem Roman geht es nach England ins 17. Jahrhundert. Ich mochte es, auf diesem Wege noch etwas über die Medizin der damaligen Zeit zu erfahren und über das Justizwesen. Das war sehr interessant!
Spannend waren auch die Episoden über die Pest und die Behandlung der Seuche.
Zwischendurch gab es auch immer mal wieder Passagen, die ich nicht so spannend fand, aber das Ende hat dann noch mal richtig angezogen. Hier geht es nun um die Aufklärung all der Morde, und das war für mich schlüssig, nachvollziehbar und sehr unterhaltsam.
Und obwohl mir die Figuren nicht so nahe gekommen sind, hat mich das Buch doch (bis auf ein paar Ausnahmen zwischendurch) gut fesseln können!
- Barbara Beuys
Maria Sibylla Merian
(4)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerMaria Sibylla Merian wird 1648 als Tochter des bekannten Verlegers und Kupferstechers Matthäus Merian in Frankfurt geboren. Als sie 1717 fast siebzigjhährig stirbt, hat sie sich einen eigenen Namen gemacht als herausragende Malerin und Kupferstecherin, vor allem aber als Naturforscherin.
Nach dem Tod des leiblichen Vaters wächst Maria Sibylla bei ihrer Mutter und deren zweitem Ehemann auf, dem Blumenmaler und Kunsthändler Jacob Marrel. Wie für die Zeit üblich, wird das junge Mädchen in einem Handwerk unterrichtet: Der Stiefvater erkennt früh ihr künstlerische Talent und nimmt sie in die Lehre.
In einem kurzen Exkurs erläutert die Historikerin Barbara Beuys, dass dies keine Seltenheit ist: „Die mittelalterlichen Zünfte, in denen sich die Handwerker organisierten, kannten kein generelles Frauenverbot. Ein Blick in die Statistik der Frankfurter Zünfte zwischen 1300 und 1500 genügt: 65 Berufe waren reine Frauensache, bei 17 hatten Frauen die Mehrheit […] Ihre Paradezunft aber war die Seidenweberei. Allein zwischen 1513 und 1580 wurden am Rhein 222 Meisterinnen und über 700 Lehrmädchen in die Zunftrolle eingetragen. Nicht wenige der Meisterinnen waren berufstätige Ehefrauen.“ Das ändert sich erst schrittweise zu Lebzeiten von Maria Sibylla Merian und in den danach folgenden Jahrzehnten. Durch den Wandel zu absolutistischen Staatssystemen bildet sich ein umfangreicher Verwaltungsapparat, der ausschließlich Männern vorbehalten ist.
Solche Exkurse und Erläuterungen finden sich immer wieder in dem Buch von Barbara Beuys. So bettet sie die Merian gekonnt in ihre Zeit ein, ohne je nennenswert abzuschweifen oder langatmig zu sein. Sie nimmt sich immer genau genug Zeit um beispielsweise Personen, die großen Einfluss auf Maria Sibylla haben, genauer zu betrachten. Auch die Religiosität der Familie Merian – überzeugte Calvinisten in lutherisch geprägten Teilen Europas kurz nach dem dreißigjährigen Krieg – beleuchtet sie umfassend unter Verweis auf verschiedene religiöse Strömungen und Konflikte der Zeit.
Während ihre Halbbrüder nach dem Tod des berühmten Matthäus Merian den bekannten Verlag übernehmen und die Geschäfte fortführen, lernt Maria Sibylla also das Zeichnen, Malen und Kupferstechen. Mit 13 entdeckt sie eine weitere Leidenschaft: Raupen und ihre Verwandlung zu Schmetterlingen. Sie beginnt, Raupen aller Art zu sammeln, zu Hause zu füttern und zu beobachten. Sie macht sich umfassende Notizen zu ihrer Metamorphose und protokolliert den Prozess auch in detaillierten Zeichnungen. So gehen Forschung und Kunst eine ausgewogene Partnerschaft ein.
Die Merian gibt diesen Zeitvertreib auch nicht auf, nachdem sie heiratet und erstmalig Mutter wird. Und während ihr Mann einen passablen, aber nicht herausragenden, Ruf als Künstler genießt, werden auf Maria Sibylla Merian mit Veröffentlichung ihres ersten eigenen Buches mit Blumenbildern, Zeitgenossen schnell aufmerksam. Die umtriebige junge Frau gründet außerdem eine sogenannte „Jungfern-Compagnie“, in der sie Töchter aus gutbürgerlichen Familien in Nürnberg im Malen, Zeichnen, Sticken und Nähen unterrichtet.
Als sie 1679 ihr „Erstes Raupenbuch“ veröffentlicht, wird sie rundum zur Berühmtheit, denn dieses Buch macht klar, dass es sich bei Maria Sibylla Merian nicht „nur“ um eine Malerin handelt, sondern um eine ernstzunehmende Forscherin, die ihre Objekte gewissenhaft erforscht und ihre Beobachtungen gut zu Papier bringen kann.
Barbara Beuys achtet sehr darauf, Mutmaßungen über Maria Sibylla Merians als solche zu kennzeichnen und beruft sich konstant auf Quellen. Offen gibt sie zu, wenn sich Lücken oder Fragen auftun rund um den Charakter oder die Motivation hinter Merians Entscheidungen. Aber trotz aller Vorsicht ist man als Leser schnell fasziniert von dieser Frau, die sich später mit zwei Töchtern von ihrem Mann trennen wird und nach einigen Jahren in einer radikalen christlichen Glaubensgemeinschaft ihr Hab und Gut verkauft um mit 51 Jahren zu einer bis dahin beispiellosen Forschungsreise nach Surinam aufzubrechen. Dort schlägt sie sich durch den Urwald und veröffentlicht anschließend, von Malaria schwer gebeutelt, ihr umfassendes Werk zur „Verwandlung der surinamischen Insekten“.
Die packende und kompakte Aufbereitung eines derart schillernden Lebens, die Barbara Beuys hier gelungen ist, ist an sich schon ein kleines Kunstwerk.
Mehr Rezensionen auf lesemanie.com - Laila El Omari
Das Elfenbeinzimmer
(42)Aktuelle Rezension von: nadine_imInhalt: Jana beschließt nach dem Tod ihrer Mutter zusammen mit ihrer kleinen Schwester Marla zu ihrem Ehemann nach Marokko zu ziehen und dort das Familiengeschäft weiterzuführen. Dort staunt sie nicht schlecht als sie vor dem riesigen, alten Haus der Familie steht. Während sie versucht ihr Eheleben in den Griff zu bekommen und sich als Geschäftsfrau etwas aufzubauen, erforscht sie die Geheimnisse des alten Hauses und stößt auf unglaubliche Geschichten der Familie Mariscal.
Erzählt wird nicht nur aus der Gegenwart, sondern auch aus dem 17ten Jahrhundert und den 80er Jahren.
Trotzdem hat man eine chronologisch sinnvolle Erzählung. Während Jana das Haus erforscht und an bestimmte Zimmer gelangt, erfolgen Rückblicke die zum selben Ort zu einer anderen Zeit geschehen sind. Dies gibt den umfangreich beschriebenen Orten eine starke Vergangenheit, von der Jana anfangs keine Ahnung hat, während der Leser stückweise an die Geschehnisse herangeführt wird.
An sich findet der Höhepunkt der Geschichte ( sehr aufregend ) relativ nah am Ende statt und ich persönlich habe es auch schon so erahnt und trotzdem habe ich das Buch in einem Fluss durchgelesen weil es so spannend ist die endlosen Korridore und Zimmer in diesem Haus mit Jana zu erforschen. Durch die Beschreibungen fühlt man sich als würde man selbst das Labyrinth durchqueren und den Geheimnissen der Familie auf die Spur gehen. Die Auflösung, warum es solche Spannungen bei den Mariscals gibt, bleibt auch bis zum Ende ein Rätsel.
Ich finde die Geschichte absolut gelungen, die Idee aus verschiedenen Jahren zu erzählen und dann noch dieser Charme durch die spanisch-marokkanische Gegend... einfach klasse!
- Charlotte Link
Cromwells Traum oder Die schöne Helena
(59)Aktuelle Rezension von: FilzblumeFür mich war der Titel etwas verwirrend, ich dachte eher an den anderen Cromwell unter Heinrich den VIII. Da ich das Buch gebraucht erworben habe, auf einem Bücherflohmarkt, habe ich nicht den Klappentext durchgelesen.
Anfangs hat mich das Buch überrascht, es erinnerte mich etwas an Jane Austens Romanfiguren, doch dann lies ich mich auf das Buch ein. Ich fand es spannend und die Figur der Helena authentisch. Weniger geht es hier um Oliver Cromwell, der den König mit seinen parlamentarischen Mitstreitern entmachtet und England freier machen möchte. Doch der royale Widerstand ist nicht aufzuhalten. Helena, erst 6 Jahre alt, soll, so ist die Ehe zwischen Lord Golbrooke und Helenas Ziehvater Lord Ryan arrangiert worden, mit 17 Jahren Jimmy Golbrooke heiraten. Von diesem Zeitpunkt an führt uns die Autorin durch das Buch, bis Helena erwachsen und in den Kriegsjahren um ihre Existenz kämpft. Es geht um das Überleben als Frau in dieser Zeit, am Beispiel von Helena. Die aus einer behüteten Kindheit, Glamour und in die Londoner Gesellschaft eingeführt, durch die Heirat nach Cornwall umsiedelt, um dort mit ihrem Mann zu leben. Doch dann bricht der Krieg aus, sie stehen auf der falschen Seite.
Die Fans der historischen Romane werden meiner Meinung nach etwas enttäuscht sein, jedoch für Leser, die Frauenschicksale und auch tragische Liebesgeschichten "Wie vom Winde verweht" mögen, kommen auf ihre Kosten. Ich hatte das Buch in 3 Tagen durch, weil es sich flüssig lies und der Schreibstil etwas ungeschliffen aber keinesfalls langweilig war. - Niels Brunse
Der Meermann
(5)Aktuelle Rezension von: DeltixEigentlich sollte es nur ein Segelturn werden, doch nach kurzem Blackout findet sich John Vivilt plötzlich im England des Jahres 1645 wieder. Ein Alptraum! Aber John Vivilt meistert ihn, baut sich ein neues Leben in der Vergangenheit auf und beginnt nach und nach in die Geschichte einzugreifen. Das ganze wird sehr plastisch und mitreißend vom Autor in Szene gesetzt, und das ist auch das Beste am Buch, die Beschreibung eines Alptraums von dem man froh ist ihn nicht selbst zu erleben zu müssen. Die Story selbst wird leider je weiter sie fortschreitet immer verworrener. Spätestens als Vivilt einem Menschen begegnet der ein Lied pfeift was er gar nicht kennen kann, da es eine Werbemelodie aus der Gegenwart ist, beginnt die Story unlogisch und unglaubhaft zu werden. Das Lesevergnügen wird dadurch allerdings nicht wesentlich gestört, denn wenn man nicht alle Details hinterfragt, bleibt das Buch spannend bis zum Ende. Auch wenn viele Fragen bleiben so ist das ganze ein sehr schöne Mischung aus Science Fiction, Geschichte und Politik, ein durchweg zu empfehlender spannender Roman. - Guinevere Glasfurd
Worte in meiner Hand
(102)Aktuelle Rezension von: Frau_M_aus_M"Worte in meiner Hand" ist ein ganz wunderbares Buch. Ich kann ihm wahrscheinlich mit dem, was ich hier schreibe, nicht gerecht werden.
Die Handlung spielt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sie dreht sich um die Liebe zwischen dem französischen Philosophen René Descartes und der etwa zwanzig Jahre jüngeren Magd Helena Jans. Genial ist, dass der Prominente Descartes eben nicht im Mittelpunkt steht, sondern Helena, aus deren Perspektiver heraus (Ich-Form) erzählt wird. Diese Liebe hat es wirklich gegeben, auch wenn es nur ganz wenige Belege dafür gibt und noch weniger gesicherte Informationen über Helena Jans.
Aus diesem mageren Gitter an Fakten hat Guinevere Glasfund eine Geschichte gestrickt, die natürlich jede Menge Phantasie und noch mehr Einfühlungsvermögen widerspiegelt. Da es keine lebenden Zeitzeugen gibt, können wir nur mit dem Wissen und der Sichtweise von heute auf diese Zeit sehen. Wie hat es sich angefühlt, im 17. Jahrhundert eine Frau zu sein, eine mittellose ohne Rang. Wie hat es sich angefühlt, zu glauben, dass die Erde eine Scheibe ist und die bestehende gesellschaftliche Ordnung eine von Gott gewollte? Wo es normal war, dass Frauen nicht lesen und schreiben können und selbstverständlich von allem Männlichen bevormundet wurden.
Helena ist 17 Jahre alt und die Magd im Hause eines englischen Buchhändlers in Amsterdam. Sie arbeitet von früh bis spät und wird von ihrem Dienstherrn kaum als Person wahrgenommen. Sie ist ein kluges Mädchen und interessiert sich für die Welt, was sie vor dem Buchhändler und auch seinen Bekannten verbergen muss. Sie hat sich selbst das Lesen beigebracht und übt heimlich das Schreiben. Ihre Klugheit wird ihr als Makel angelastet. Als Descartes als längerfristiger Gast mit seinem Atlatus, dem Limousin bei Mr. Sergeant absteigt, treffen zwei Seelenverwandte aufeinander. Sie inspirieren sich gegenseitig. Es ist einfach klasse, wie es Guinevere Glasfund gelungen ist, die Entwicklung dieser Liebe authentisch darzustellen. Natürlich ist diese Beziehung unmöglich. Die gesellschaftlichen Schranken sind unüberwindbar. Für Helena und auch für Descartes. Es gelingt ihnen jedoch, dem Leben, der Zeit und der Gesellschaft eine Möglichkeit abzutrotzen, miteinander zu leben und mit dem Kind, das Helena schon nach kurzer Zeit bekommt, eine Art Familie zu sein. Das ist nur abseits der Gesellschaft im Geheimen an einem abgelegenen Ort möglich, wo sich nicht so schnell entdeckt werden. Leider ist es nur eine kurze Zeit des Glücks, denn die kleine Tochter Francine stirbt mit fünf Jahren an Scharlach. Wie hat es sich angefühlt, dieser Krankheit, die heute kein Problem mehr darstellt, ratlos ausgeliefert zu sein. Die Geschichte gibt einen Eindruck davon. Es zerreißt einem das Herz.
Sehr interessant ist die Wahrnehmung von Helena. Und es wird klar, dass auch vierhundert Jahre nach dieser Geschichte immernoch so manche gesellschaftliche Beschränkung mehr oder weniger besteht und gerade kluge und selbstbestimmte Frauen hier und da immer noch als suspekt gelten.
In dieses Buch kann man sich hineinfallen lassen. Es war eine wahre Freude, es zu lesen. - Jessie Burton
The Miniaturist
(15)Aktuelle Rezension von: fastreaderGreat book about the secrets and hidden treasures of a merchant in Amsterdam in the early 17th (?) century. - Inge Grolle
Die jüdische Kauffrau Glikl (1646 - 1724)
(1)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisIch habe das Buch im Hamburger Museum gesehen und musste es sofort kaufen.
Sowohl die Geschichte selbst als auch die Geschichte der Aufzeichnungen sind bemerkenswert.
Das Buch basiert auf der Autobiographie der Glückel, Pinkerle oder Glikl bas Judah Leib, Tochter des Judah Loeb, die zwischen 1646 und 1724 in Hamburg lebte. Das außergewöhnliche an diesem Zeitdokument ist die Tatsache, dass Frauen selten Biographien verfassten. Meistens waren sie des Lesens und Schreibens unkundig. Wenn sie aber dennoch über diese Kulturfähigkeiten verfügten, so schrieben sie allenfalls Kochbücher oder ihre Geschichten wurden niemals veröffentlicht.
Bevor Inge Grolle den ursprünglich in jiddisch geschriebenen Text bearbeitete, hatte der schon eine weite Reise hinter sich. Das Original ist verschollen. Glikls Sohn Moses hat es vorab kopiert, landete die Kopie in Budapest, danach in Wien (wo er von Berta Pappenheim auf Deutsch übersetzt wurde).
Inge Grolle hält sich ziemlich genau an das Original. Lediglich die „Gute-Nacht-Geschichten“ sind des besseren Leseflusses wegen in ein extra Kapitel zusammengefasst.
Was berichtet nun Glikl über ihr Leben? Als junges Mädchen (zwölfjährig!!) – wie üblich – mit einem weitaus älteren Mann, Chajim, verheiratet, dreht sich lange Zeit alles um die „drei berühmten Ks“ Kinder-Küche-Kirche“, wenn auch die „Kirche“ Synagoge heißt und die Reihenfolge vielleicht anders ist. Sie bringt insgesamt 14 Kinder zur Welt, die bis auf zwei überleben.
Mit Chaijm lebt sie lange glücklich und in einigem Wohlstand. Als der Ehemann stirbt, führt sie seine Geschäfte erfolgreich weiter.
Das Blatt wendet sich, als Glikl den reichen Bankier Hirsch Levy aus Metz heiratet. Der macht Bankrott und der mühsam aufgebaute Wohlstand seiner Gemahlin wird bis zum letzten Zinnlöffel zur Abdeckung der Schulden verwendet. Auch Glikls Mitgift ist verloren. Die letzten Jahre verbringt Glikl in völliger Abhängigkeit im Haus ihrer Tochter. Das ist die eigentliche Tragik der Glikl bas Judah Loeb. Sie, die immer alles daran gesetzt hat, selbstständig zu sein, ist auf das Wohlwollen anderer angewiesen.
Vieles ist über Leben und Alltag der Glikl bekannt, über ihre Gemütsregungen, Wünsche, Trauer, Enttäuschung.
Sie berichtet – und das ist äußerst bemerkenswert – wie eine Chronistin über alltägliche Ereignisse. Sei die Pest, die in Hamburg wütet, sei es Mordgeschichten und Aufstände.
Inge Grolle hat behutsam das Manuskript bearbeitet. Manchmal ist es nicht einfach zu lesen. Es ist aber ein bemerkenswertes Zeitdokument. Die Abbildung ist eine Verfälschung der Geschichte, da hier Berta Pappenheim in einer Kostümierung des 17. Jahrhunderts abgebildet ist.
Ich finde, dass das der Lebensgeschichte der Glikl keinen Abbruch tut. Der Leser kann sich selbst ein Bild der Kauffrau von Hamburg erschaffen.
Für Leser mit Interesse an der jüdischen Geschichte Hamburgs und interessanten Frauengestalten ein unbedingtes MUSS. - Rose Tremain
Adieu, Sir Merivel
(39)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer1683 // Sir Robert Merivel, seinerzeit der Leibarzt des Königs Charles II. ist mittlerweile fast Ende 50 und hadert ein wenig mit seinem Leben. Er lebt mit seinem Diener Charles auf einem großen Anwesen Bidnold Manor und verfällt zusehends in Depressionen.
Als seine Tochter zu einer längeren Reise aufbrechen will, nutzt er die Gelegenheit und möchte sein Leben endgültig ändern. Er braucht eine Veränderung, um nicht vollends in seinen dunklen Gedanken gefangen zu werden...
Er geht an den Hof von Versailles, um dort sein Glück zu finden und trifft dort auf die mondäne Lady Louise de Flamonville, zu der er sich sofort hingezogen fühlt. Doch Louise ist gebunden...Wie ich schon in meinem Leseeindruck vermutet hatte, fällt es mir recht schwer, eine Rezension zu schreiben, die diesem Buch gerecht wird... Es ist so vielfältig und facettenreich, dass ich es nach dem Lesen erstmal „sacken lassen“ musste. Solche Bücher findet man nicht oft. Auf jeden Fall ein besonderes Buch und für mich bislang DIE Überraschung 2013.
Die Lebensgeschichte von Sir Robert Merivel war weit unterhaltsamer, als ich es anfangs vermutet hatte. Er ist ein Gentleman alter Schule und für sein Alter noch recht agil und rüstig. Er lässt sich nichts vormachen und verfolgt seine Ziele mit einer gewissen Ernsthaftigtkeit, kann aber auch mal über sich selbst lachen. Er ist für seine Lieben immer da und steht fest und loyal zu König und Familie.
Auch die anderen Charaktere sind schön ausgearbeitet und detailliert beschrieben, ohne langweilig zu wirken.
Sir Merivel war mit von Anfang an sympathisch. Man liest gerne, wie er sich schlägt und wünscht ihm nur das Beste. Trotz dass er in die Jahre gekommen ist, schätzt man ihn anhand seiner Handlungsweisen jünger. Rose Tremain hat ihre Hauptperson mit einigen Schwächen und doch auch etlichen Stärken ausgestattet, so dass er rundherum eine glaubhafte Persönlichkeit darstellt.
Ich finde, „Adieu Sir Merivel“ ist ein historischer Roman mit allem, was dazu gehört: Liebe, Intrigen, auch Lust, Spannung, alles dabei.
Mir fiel es jedenfalls schwer, Sir Robert nach 445 Seiten „Adieu“ zu sagen...