Bücher über Flüchtlinge
Kaum ein Thema beschäftigt Deutschland aktuell so sehr wie die Flüchtlingskrise. Und es ist geprägt von einer Vielzahl an Emotionen: Angst auf Seiten derer, die ihre Heimat wegen Krieg und Terror verlassen mussten, aber auch innerhalb der deutschen Bevölkerung, die nicht weiß, was die große Zuwanderung für sie bedeutet. Viele fürchten sich zudem vor dem Neuen, dem Unbekannten und reagieren aus dieser Furcht heraus schlechtestenfalls sogar auf eine aggressive und ablehnende Art und Weise. Gleichzeitig gibt es jedoch auch eine große positive Resonanz: Unzählige Helfer engagieren sich und schenken den Neuankömmlingen Hoffnung. Die Flucht ist allerdings kein neues Phänomen: Aus den verschiedensten Gründen mussten Menschen im Lauf der Geschichte versuchen, aus ihrer gewohnten Umgebung zu entkommen. Doch welche Schicksale stecken hinter den langen und riskanten Anreisen, die die Menschen aus beispielsweise Syrien auf sich nehmen? Und wie wirkt sich der Zustrom auf die Länder aus, in die sie kommen? In dieser Liste findet ihr Bücher, die sich mit diesen Fragen beschäftigen. Bitte fügt keine Bücher hinzu, die extremistische Positionen vertreten oder Hass verbreiten. Ihr könnt abstimmen, welche sachlichen Bücher über Flüchtlinge eurer Meinung nach die Thematik am besten behandeln und am interessantesten sind. Auch die LB-Redaktion hat ein paar besonders lesenswerte Exemplare für euch herausgesucht.
Diese Buchliste wurde erstellt von Kathycaughtfire
Die Empfehlungen der LB-Redaktion
Menschen, die gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen, müssen meist so gut wie alles Materielle zurücklassen. Dafür bringen sie ein reiches kulturelles Gepäck mit – etwa ihre kulinarischen Traditionen. Das gemeinsame Essen, das in ihrem täglichen Leben ohnehin einen großen Stellenwert genießt, wird in der Fremde zum ganz besonderen Ritual: eben Heimat im Kochtopf.
12 Flüchtlingsfamilien – unter anderem aus Äthiopien, Afghanistan, Eritrea, Guinea Conakry, Kurdistan, Mongolei, Sri Lanka, Tibet – laden in diesem außergewöhnlichen Kochbuch zu Tisch. Sie erzählen ihre Geschichte und verraten ihre Lieblingsrezepte, vom einfachen Gemüseeintopf bis hin zum großen Menü, für das auch gerne einmal mehrere Tage lang gekocht werden darf. Einkaufstipps, Hilfestellungen bei der Zubereitung der Zutaten sowie vegetarische Optionen ergänzen die Rezepte. Solidarität geht durch den Magen!
Mehr zum Buch12 Flüchtlingsfamilien – unter anderem aus Äthiopien, Afghanistan, Eritrea, Guinea Conakry, Kurdistan, Mongolei, Sri Lanka, Tibet – laden in diesem außergewöhnlichen Kochbuch zu Tisch. Sie erzählen ihre Geschichte und verraten ihre Lieblingsrezepte, vom einfachen Gemüseeintopf bis hin zum großen Menü, für das auch gerne einmal mehrere Tage lang gekocht werden darf. Einkaufstipps, Hilfestellungen bei der Zubereitung der Zutaten sowie vegetarische Optionen ergänzen die Rezepte. Solidarität geht durch den Magen!
Séverine Vitali
Heimat im Kochtopf
(1)
Erschienen am 15.10.2015
Weg von den viel zitierten Zahlen, ermöglicht das Buch von Séverine Vitali und Ursula Markus ganz andere Einblicke in das Leben der Flüchtlinge. Denn obwohl viele von ihnen materiell kaum noch etwas besitzen, bleibt ihnen doch ihr kulturelles Erbe, das zu bewahren es auch in einem neuen Land gilt. Die beiden Autorinnen haben etwas gefunden und niedergeschrieben, das Menschen verbindet, vollkommen egal, woher sie kommen: das Essen! Zusätzlich zu den einzelnen Rezepten erzählen sie die Geschichten derer, von denen sie stammen, und machen die Gerichte so zu etwas ganz Besonderem. Dadurch bietet sich für die Einwanderer die Gelegenheit, sich zumindest ein kleines Stück Heimat zu bewahren, und für uns die Chance, über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Uticha Marmon
Mein Freund Salim
(9)
Erschienen am 17.07.2015
Oft haben Kinder ein besonderes Gefühl dafür, dass sich etwas Ungewöhnliches tut. Dass in den Kindergärten und Schulen nun Jungen und Mädchen ankommen, die ein wenig anders aussehen mögen, kein Deutsch sprechen und Verhaltensweisen aufzeigen, die sie nicht verstehen, merken sie auch. Deshalb ist es wichtig, ihnen zu erklären, warum manche Kinder zum Beispiel scheinbar aus unerklärlichen Gründen Panikattacken haben, warum ihre Familie nicht mehr für sie sorgen kann und dass sie gerade aus diesen Gründen besondere Unterstützung brauchen. "Mein Freund Salim" schafft genau das. Es zeigt kindgerecht auf, was den Flüchtlingen passiert, und dass jeder Mensch ein Freund sein kann, ganz gleich, woher er kommt.
Heribert Prantl
Im Namen der Menschlichkeit
(4)
Erschienen am 29.05.2015
Heribert Prantls Buch ist ein Aufruf an Deutschland, nicht tatenlos zuzusehen, während Flüchtlinge es als ihren einzigen Ausweg betrachten, sich in überfüllte Boote und die Klauen skrupelloser Schleuser zu begeben. In den Monaten seit Erscheinen von Prantls flammendem Plädoyer für mehr Menschlichkeit hat sich die Lage zugespitzt und die Notwendigkeit der Hilfsbereitschaft hat sich nicht geändert. Mit seinen strikten Aussagen polarisiert der Autor ohne Frage, doch seinen Standpunkt genauer zu betrachten lohnt sich definitiv, unabhängig davon, ob man ihm in seinen Forderungen beipflichtet oder nicht.
Abbas Khider
Ohrfeige
(87)
Erschienen am 01.02.2016
Karim flieht aus dem Irak nach Frankreich – das dachte er zumindest. Für diese Fahrt im LKW hatte er bezahlt, in Wahrheit landet er jedoch mitten in Bayern, als er aus dem Wagen steigt. Karim erlebt genau das, was so viele Menschen aktuell erfahren: Die Flucht aus der Heimat und dann das "Nicht-Ankommen". Während dieses Schicksal im wörtlichen Sinn auch Unzählige ereilt, ist es bei ihm metaphorisch zu verstehen: Niemand hört ihm zu, interessiert sich für ihn, nimmt ihn Ernst. In "Ohrfeige" gibt Abbas Khider Einblicke in die Situation, in der so viele Geflüchtete in Deutschland nun feststecken: Ein erstarrtes Leben im Rahmen erschlagender Bürokratie.
Alexandra Cavelius
Ich bleibe eine Tochter des Lichts
(11)
Erschienen am 01.01.2016
Auch die grausamen Taten des Islamischen Staats kennt wohl fast die gesamte deutsche Bevölkerung ausschließlich aus der Berichterstattung der Medien. Anders ist es für Shirin: Kurz vor ihrem Abitur fällt die Terror-Miliz in ihr Heimatdorf ein und entführt neben ihr auch viele weitere Frauen. Was dann folgt, ist unvorstellbar. Mehrfach wird die junge Frau als Braut und Sex-Sklavin verkauft, bis es ihr endlich die Flucht gelingt. Das traumatische Schicksal eines Mädchens, von dem man nicht glauben möchte, dass es im 21. Jahrhundert noch möglich ist. Doch genau das macht die Geschichte so brisant und wichtig: Sie erinnert uns daran, nicht die Augen vor den Schandtaten der Terroristen zu verschließen und denjenigen ein neues Zuhause zu bieten, die ihren Fängen entkommen wollen.
Jenny Erpenbeck
Gehen, ging, gegangen
(122)
Erschienen am 31.08.2015
Wenn zwei Welten einander so fern und doch so nah sind... Jenny Erpenbeck lässt in "Gehen, ging, gegangen" einen emeritierten Professor und eine Gruppe junger Männer, die sich nach ihrer Flucht aus der Heimat unerlaubt in Berlin aufhalten, aufeinandertreffen. Und was daraus entsteht ist eine bewegende Geschichte darüber, was die meisten von uns aus den Medien kennen, damit aber nicht unmittelbar konfrontiert werden. Richard, der Protagonist des Romans jedoch, lässt sich von den Flüchtlingen selbst ihre Geschichten erzählen und erlebt mit, wie ihr tägliches Leben in Deutschland aussieht. Unbedingt lesenswert, finden wir!