Franzen, Hustvedt & Safran Foer - Neue amerikanische Literatur-Klassiker
Es gibt einige Autoren in der amerikanischen Literaturwelt, die sich mit ihren Büchern für immer einen Namen gemacht haben, die immer wieder gelesen und geliebt werden, die als Klassiker gelten. Jeder wird sie schon einmal gehört haben, es sind Namen wie Herman Melville, Mark Twain, Ernest Hemingway oder Edgar Allan Poe.
Doch es gibt auch einige jüngere Bücher, die sich in diese Tradition einreihen, eine neue Generation der amerikanischen Klassiker. Die Vertreter dieses neuen Literaturkanons sind beispielsweise Jesmyn Ward, Michael Cunningham, George Saunders oder Jonathan Franzen. Wer ihre Namen noch nicht kennt, sollte sie sich merken, denn schon jetzt sind sie aus der Literaturwelt nicht mehr wegzudenken.
Wir haben für euch eine Liste mit Büchern der neuen amerikanischen Klassiker zusammengestellt, damit ihr einen Eindruck und möglicherweise neue Favoriten gewinnen könnt. Stimmt für die Bücher ab, die ihr am besten findet, und fügt passende, noch fehlende hinzu!
Diese Buchliste wurde erstellt von SandraKath
Diese neuen Klassiker können wir bestens empfehlen!
Jonathan Franzen
Freiheit
(270)
Erschienen am 08.09.2010
Jonathan Franzen erzählt in seinem Roman »Freiheit« von einer typischen amerikanischen Familie – zumindest auf den ersten Blick. Denn während sich die Geschichte entfaltet, bekommt die perfekte Fassade der Familie Berglund schnell Risse. Jedes einzelne Mitglied, die Mutter Patty, der Vater Walter, der minderjährige Sohn Joey oder all die anderen Menschen, die in ihrem Umfeld stehen – jeder hat seine persönliche Krise zu bewältigen, jeder hat mit Veränderungen im Leben zu kämpfen, jeder hat seine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Franzen zeichnet mit »Freiheit« das Portrait einer amerikanischen Familie, und zugleich das einer ganzen Gesellschaft.
Der große Gesellschaftsroman des 20. Jahrhunderts in einer wunderbaren Neuausgabe
Die Wiederentdeckung eines Meisterwerks: «Das Narrenschiff», bei Erscheinen im Jahre 1962 als weltliterarisches Ereignis gefeiert, setzte dem Versagen unserer Zivilisation am Vorabend der Nazi-Barbarei ein eindrucksvolles Mahnmal. Zugleich ist Katherine Anne Porters Gesellschaftssatire eine zeitlos gültige Kritik am chronischen Unverstand des Menschengeschlechts. Oder um es mit den Worten der Autorin zu sagen: «Wir alle sind Passagiere auf diesem Schiff.»
August 1931: Im Hafen von Veracruz tummelt sich eine bunt zusammengewürfelte Reisegesellschaft, um sich nach Bremerhaven einzuschiffen. Deutsche, Schweizer, ein Schwede, drei Amerikaner, eine Handvoll Mexikaner und Spanier – die unterschiedlichsten Menschen, die unterschiedlichsten Schicksale, doch alsbald zeigt sich, dass niemand ernsthaft am anderen interessiert ist. Das einzige, worin man sich einig zu sein scheint, sind Egoismus und Ignoranz. Und so beginnt, kaum dass der Anker gelichtet ist, das große Taxieren, Ausgrenzen, Abkanzeln. Moralische Vorurteile werden ebenso laut wie soziale oder rassische. Vor allem am Kapitänstisch, wo man sich unter seinesgleichen wähnt, nimmt man kein Blatt vor den Mund. Distinguierte Damen erweisen sich als skrupellose Intrigantinnen, graumelierte Herren als zynische Menschenverächter, die bei deutschem «Schaumwein» völkische Ressentiments zum Besten geben. Und als in Havanna Hunderte spanischer Plantagenarbeiter ins Zwischendeck der «Vera» gepfercht werden, fühlt man sich erst richtig als Mensch erster Klasse und darf je nach Gemütslage die Nase rümpfen oder sich gerührt die Augen tupfen.
Charakteristisch für den herrschenden Irrsinn auch die Szene, in der die Bulldogge eines deutschen Professorenpaars von zwei kleinen Quälgeistern ins Meer geworfen wird; ein Baske aus dem Zwischendeck springt hinterher, rettet das Tier und ertrinkt dabei in den Fluten. Doch keinem kommt es in den Sinn, dem selbstlosen Retter eine Träne nachzuweinen. So geht nicht nur die Bulldogge geht über Bord, sondern auch die Moral und jeglicher menschliche Anstand.
Was schlimm begonnen hat, kommt noch schlimmer. Mit jedem Tag an Bord der «Vera» nimmt die Gereiztheit zu, immer ungenierter zeigen die Menschen ihre Schwächen und Laster – ihre Verachtung füreinander, ihren Überdruss, ihre Gleichgültigkeit und Verkommenheit. Die Situation an Bord droht zu eskalieren. Angeheizt von den erotischen Verführungskünsten der Zarzuela-Tänzerinnen, mündet das närrische Treiben in ein Maskenfest, bei dem auch die letzten zivilisatorischen Tabus fallen. Das Narrenschiff wird zum schwimmenden Bordell.
Mit einem ganz und gar illusionslosen Welt- und Menschenbild und einer moralischen Radikalität, die so gar nichts Versöhnliches an sich hat, sorgte Porters Satire in den Sechzigerjahren für ungeheures Aufsehen. Von der New York Times unter die größten Romane der letzten hundert Jahre gereiht, wurde «Ship of Fools» auf Anhieb ein Bestseller und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Wenige Jahre nach Erscheinen verfilmte Regisseur Stanley Kramer Porters Vorlage mit internationaler Starbesetzung: Vivien Leigh, Simone Signoret, Oskar Werner, Heinz Rühmann, José Ferrer u.a.
Mehr zum BuchDie Wiederentdeckung eines Meisterwerks: «Das Narrenschiff», bei Erscheinen im Jahre 1962 als weltliterarisches Ereignis gefeiert, setzte dem Versagen unserer Zivilisation am Vorabend der Nazi-Barbarei ein eindrucksvolles Mahnmal. Zugleich ist Katherine Anne Porters Gesellschaftssatire eine zeitlos gültige Kritik am chronischen Unverstand des Menschengeschlechts. Oder um es mit den Worten der Autorin zu sagen: «Wir alle sind Passagiere auf diesem Schiff.»
August 1931: Im Hafen von Veracruz tummelt sich eine bunt zusammengewürfelte Reisegesellschaft, um sich nach Bremerhaven einzuschiffen. Deutsche, Schweizer, ein Schwede, drei Amerikaner, eine Handvoll Mexikaner und Spanier – die unterschiedlichsten Menschen, die unterschiedlichsten Schicksale, doch alsbald zeigt sich, dass niemand ernsthaft am anderen interessiert ist. Das einzige, worin man sich einig zu sein scheint, sind Egoismus und Ignoranz. Und so beginnt, kaum dass der Anker gelichtet ist, das große Taxieren, Ausgrenzen, Abkanzeln. Moralische Vorurteile werden ebenso laut wie soziale oder rassische. Vor allem am Kapitänstisch, wo man sich unter seinesgleichen wähnt, nimmt man kein Blatt vor den Mund. Distinguierte Damen erweisen sich als skrupellose Intrigantinnen, graumelierte Herren als zynische Menschenverächter, die bei deutschem «Schaumwein» völkische Ressentiments zum Besten geben. Und als in Havanna Hunderte spanischer Plantagenarbeiter ins Zwischendeck der «Vera» gepfercht werden, fühlt man sich erst richtig als Mensch erster Klasse und darf je nach Gemütslage die Nase rümpfen oder sich gerührt die Augen tupfen.
Charakteristisch für den herrschenden Irrsinn auch die Szene, in der die Bulldogge eines deutschen Professorenpaars von zwei kleinen Quälgeistern ins Meer geworfen wird; ein Baske aus dem Zwischendeck springt hinterher, rettet das Tier und ertrinkt dabei in den Fluten. Doch keinem kommt es in den Sinn, dem selbstlosen Retter eine Träne nachzuweinen. So geht nicht nur die Bulldogge geht über Bord, sondern auch die Moral und jeglicher menschliche Anstand.
Was schlimm begonnen hat, kommt noch schlimmer. Mit jedem Tag an Bord der «Vera» nimmt die Gereiztheit zu, immer ungenierter zeigen die Menschen ihre Schwächen und Laster – ihre Verachtung füreinander, ihren Überdruss, ihre Gleichgültigkeit und Verkommenheit. Die Situation an Bord droht zu eskalieren. Angeheizt von den erotischen Verführungskünsten der Zarzuela-Tänzerinnen, mündet das närrische Treiben in ein Maskenfest, bei dem auch die letzten zivilisatorischen Tabus fallen. Das Narrenschiff wird zum schwimmenden Bordell.
Mit einem ganz und gar illusionslosen Welt- und Menschenbild und einer moralischen Radikalität, die so gar nichts Versöhnliches an sich hat, sorgte Porters Satire in den Sechzigerjahren für ungeheures Aufsehen. Von der New York Times unter die größten Romane der letzten hundert Jahre gereiht, wurde «Ship of Fools» auf Anhieb ein Bestseller und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Wenige Jahre nach Erscheinen verfilmte Regisseur Stanley Kramer Porters Vorlage mit internationaler Starbesetzung: Vivien Leigh, Simone Signoret, Oskar Werner, Heinz Rühmann, José Ferrer u.a.
Katherine Anne Porter
Das Narrenschiff
(17)
Erschienen am 01.01.1963
Schon bei seinem Erscheinen im Jahr 1962 war klar, dass »Das Narrenschiff« von Katherine Anne Porter ein moderner Klassiker wird. Eine Gesellschaftssatire, eine Mahnung und ein Stück Zeitgeschichte in einem.
Die Handlung spielt im August 1931, als das Schiff »Vera« von Veracruz nach Bremerhaven aufbricht – an Bord einige Deutsche, Schweizer, Amerikaner, Mexikaner und Spanier. Doch das Schiff hat kaum den Anker gelichtet, als die Reise in den Abgrund der Tabubrüche, der Vorurteile, Feindseligkeit und Ignoranz schon beginnt. Porter gelingt ein schonungsloses und doch treffendes Portrait, das die Literaturwelt noch lange in Aufruhr hält.
Michael Cunningham
Die Stunden
(100)
Erschienen am 01.11.2001
Virginia Woolfs »Mrs Dalloway« gilt schon lange als Literaturklassiker. In Michael Cunninghams tiefgründigem und sprachlich meisterhaftem Roman »Die Stunden« wird die Autorin nun selbst zu einer der drei Hauptfiguren, die die Leser berühren.
Die drei für sich abgeschlossenen und doch miteinander verbundenen Handlungsstränge erzählen von drei Frauen zu unterschiedlichen Zeiten. Virginia Woolf, die Ende der 1920er in Richmond an ihrem Roman arbeitet, Mrs Brown, die in Kalifornien 1949 Ähnlichkeiten zwischen sich und Clarissa Dalloway entdeckt, und schließlich Clarissa Vaughan, die im New York der Neunziger eine Party organisiert und den Spitznamen Mrs Dalloway trägt. Es ist die Geschichte dieser drei Frauen. Eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, Sehnsucht und Glück.
Jesmyn Ward
Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt
(41)
Erschienen am 14.02.2018
Jesmyn Ward erzählt von einem Roadtrip, von einer Familie, und vom Zusammenhalt trotz aller Widrigkeiten.
Der 13-jährige Jojo und seine kleine Schwester Kayla leben gemeinsam mit ihrer Mutter Leonie bei ihren Großeltern, Pop und Mam. Leonie arbeitet in einer Bar und ist drogenabhängig. Der Vater, Michael, sitzt im Gefängnis, seine Eltern wollen mit Leonie und den Kindern nichts zu tun haben, weil sie schwarz sind. Als Michael entlassen wird, macht sich Leonie mit Jojo, Kayla, ihrer Freundin Misty und dem Geist Richie auf den Weg quer durch den von Vorurteilen, Gewalt und Rassismus geprägten Süden Amerikas, um Michael abzuholen.
Jeffrey Eugenides
Middlesex
(506)
Erschienen am 07.05.2003
»Middlesex« erzählt die Geschichte von Calliope Stephanides. Um zu verstehen, warum sie nicht wie andere Mädchen ist, warum aus Callie Cal wird, muss ein altes Geheimnis der Familiengeschichte enthüllt werden. Dieses beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts, als ein Bruder und eine Schwester aus ihrer Heimat fliehen. Sie erreichen über verschiedene Stationen schließlich Amerika, lassen sich in Detroit nieder. Nachdem Jahre vergangen sind, Aufstände und andere geschichtliche Ereignisse an ihnen vorübergezogen sind, hat ihr Handeln unvorstellbare Konsequenzen. Jeffrey Eugenides erzählt nicht nur die Geschichte einer Familie, sondern auch die Geschichte einer Flucht und die Geschichte eines Landes.
Betty Smith
Ein Baum wächst in Brooklyn
(108)
Erschienen am 01.01.1944
Die Geschichte, die Betty Smith in »Ein Baum wächst in Brooklyn« erzählt, ist über alle Zeiten hinweg berührend. Sie handelt von der 11-jährigen Francie Nolan, die in ärmlichen Verhältnissen in Brooklyn aufwächst. Ihre Familie schlägt sich jeden Tag auf’s Neue durchs Leben und nicht selten muss Francie hungrig ins Bett gehen. Für Francies Mutter steht fest: Die einzige Chance auf ein besseres Leben besteht in einer besseren Schulbildung. Und auch Francie selbst entwickelt einen einzigartigen Ehrgeiz. Ihr großer Traum ist es, Schriftstellerin zu werden.